1873 / 11 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 13 Jan 1873 18:00:01 GMT) scan diff

Har C H er: a E A,

Zu verdanken, und Pr, D if der Ueberzeugung, daß durch die-

5o waren die Schußmänner zeitweise genöthigt, die Paffage, die fich dur das Vordrängen des Publikums verengte, in der erforderlichen Breite wiederherzustellen. Nachdem die Wagen von dem Opern- hause nach dem Königlicheu Schlosse gefahren waren, marschirten uach 91/2 Uhr die Musik- und Tambour-Corps, welche von Fackelträgern esfortirt wurden, von dem Denkmale Friedrichs des Großen über die Schloßbrücke nach dem Lustgarten dur

die Militär-Chaine, die fich öffnete und demnächst wieder {loß

Auf dem Marsche drängten den Musfikcorps von der Straße „Unter den Linden“ und den angrenzenden Pläßen her große Menschenmassen mit fsolher Gewalt nah, daß die auf der

loßbrücke und neben derselben stehenden Personen willenlos in die Schloßfreiheit, Einzelne bis auf den Fahrdamm vor dem Hause Nr. 3 geshoben wurden. Jn Folge dessen nahm, wäh- rend die Musikcorps über die Schloßbrücke rückten, das Gedränge auf der Schloßfretheit derartig zu, daß die zusammengepreßte Menge hin und her wogte, Hülferufe laut wurden, und einzelne Personen vor den Häusern Nr. 2 und 3 ohnmächtig niederfielen Gegen Ende des ersten

und fortgetragen werden mußten. Musikstükes, der österreichishen Nationalhymne, oder beim Be- ginne des unmittelbar folgenden Alexandermarsches die Zeu- gen weihen in ihren Angaben hierüber von einander ab ent- ftand plôöglih in der“ Richtung von der Shloßbrücke her, über welche sich unabsehbare Menschenmassen vorbewegten, ein so ge- mwaltiger Anprall gegen die vor den ersten Häusern der Schloß- freiheit Kopf an Kopf stehende Menge, daß ein Zurückweichen niht möglich war. Es entftand ein allgemeiner Aufschrei, welcher die Musik übertönte und ein Kampf, in welcher dem Stoßen von der Schloßbrücke Her ein Stoßen von der entgegengeseßten Seite folgte. Die Wirkung des Andranges zeigte sih zunächst darin, daß die Laterne, wélche vor dem Laden des Sattlermeisters D., Schloßfreiheit Nr. 1, aufgestellt war, ihrer ganzen Länge nah aus dem Boden herausgehoben wurde, sich etwa 2 Schritte fortbewegte, und langsam unter Beihülfe der fie umgebenden Menschen niedersank. Unmittelbar darauf lag an der Stelle, wo die Laterne gestanden hatte, ein Knäuel von Menschen am Boden. Die daneben Stehenden traten auf die Niedergerissenen und kämpften mit ihnen, indem sie fich gegen die Anklammernden mit Händen und mit Füßen wehrten. Der Stoß, welcher sich fortseßte, traf demnächft einen etwa 3 Fuß hohe und 5 Fuß langen Handwagen, welcher mit einer Bretter- auflage versehen war. Der Tischler O. hatte denselben auf dem Fahrdamm dicht an dem Trottoir des Hauses Schloßfreiheit Nr. 1 bis vor die Hausthüre von Nr. 2 als Tribüne aufgestellt, und zum Daraufstechen gegen 5 Sgr. für die Person vermiethet. Der Magen brach plöglih zusammen und die darauf stehenden Personen, etwa 20 an der Zahl, fielen zu Boden. Da Diejeni- gen, welhe sich in unmittelbarer Nähe des Wagens befanden, nachstürzten, so entstand ein zweiter Knäuel von Menschen, in welchen u. a. die verehel. L. mit ihrer 10jährigen Tochter, die auf dem Wagen gestanden hatte, und der Gymnasiast K. hinein- gerissen wurden. Als dié L. aus dem Gewühle entfernt wurde, lag neben ihr ein alter Mann, anscheinend in den leßten Zügen. K., der etwa { Stunde unter anderen Personen gelegen hatte, be- merkte, daß einige Personen wie leblos auf dem Straßen- damme lagen. Mit dieser Katastrophe if * offenbar diejenige identisch, welche der Tischler F., nahdem er ein Krachen zu hören geglaubt, wahrgenommen hat. Derselbe sah in der Nähe des Hauses Schloßfreiheit Nro. 1 einen Knäuel von etwa 50 Men- schen, die wild durcheinander am Boden lagen. Eine dritte Katastrophe ereignete sich vor den Häusern Schloßfreiheit Nro. 2 und 3, diht am Trottoir. Eine Anzahl von Personen preßte fich im Gedränge fest zusammen; unmittelbar darauf fiel eine größere Zahl zu Boden und riß Andere mit sich, so daß si auch hier ein förmliher Knäuel von Menschen bildete. In den- selben gerieth u. A. der Werkführer R., der hierbei verunglückte und nach dem Ergebnisse der Obduktion am Erstickungstode gestorben is. Die Leiche einer Frau und etwa 12 bewußtlose und zum Theil \{chwerverleßte Personen wurden unter Beihülfe von Schußmännern aus dem Gedränge in das Haus Shloß- freiheit Nro. 3 geschaft, woselb die noch lebenden Verleßten von den Aerzten Dr. B. und O. zum Bewußtsein zurück- gebracht wurden. Sieben Personen haben an Ort und Stelle den Tod gefunden, zwanzig Personen, von den nachträglih vier verstorben find, haben mehr oder weniger \{chwere Verleßungen davon getragen. Nach dem Gutachten des gerichtlichen Physikus, Professor Dr. S., is nicht zu bezweifeln, daß die Verstorbenen an Erstiéung durch Zusammenpressen des Körpers im Menschengedränge den Tod gefunden haben.

Nah den vorstehenden Ermittelungen erscheint es außer Zweifel, daß der gewaltsame und plötlihe Andrang großer Menschenmassen, welche sih bei dem Beginne des Zapfenstreiches über die Schloßbrücke in der Richtung nah dem Hause Schloß- freiheit Nr. 1 gegen die daselbst diht gedrängt {stehende Volks- menge bewegten, und der dadurch hervorgerufene Gegenstoß der leßteren als die Hauptursahe der Unglücksfälle zu erahten ift. Als demnächstige Folgen, welche den Eintritt der Katastrophe be- \{hleunigt haben, stellen sich das Umstürzen der Laterne vor dem D.\schen Laden und das Zusammenbrechen des Handwagens dar. Was zunächst die Frage anbelangt, ob die Unglücksfälle durh eine direkte Thätigkeit der Polizeibeamten herbeigeführt worden sind, so ift dieselbe unbedingt zu verneinen. Die Zeugenaus\agen stimmen darin überein, daß den Unglücksfällen keine Aktion

der Schußmannschaft vorangegangen i}. Das von dem Dr, D. bekundete nnd von dem Verlagsbuchhändler G. vermuthete Zurückdrängen des Publikums “durch

reitende Shußmänner fand statt, als die Passage für die Rück- fahrt der Wagen nah Portal 111. hergestellt wurde, fällt mithin in die Zeit vor dem Eintritte der Unglücksfälle. Die Angabe des Arbeitsburshen B., daß vor dem Zusammenbrechen des Handwagens 2 berittene Shußmänner das Publikum unter dem wiederholten Rufe „zurück“ mit dem Hintertheile ihrer Pferde zurückgedrängt hätten, steht mit den eidlihen Aussagen des Gym- nasiasten K., der verehelichten L. und des Stadtgerichts-Raths B. in Widerspruch, welche lehtere das Zusammenbrechen des Wagens geschen und ein voraufgegangenes Einschreiten der Shußmänner niht wahrgenommen haben, beziehentlih in Abrede stellen. Die Angabe des vierzehnjährigen Zeugen if daher ohne Werth. Im Uebrigen scheint die im Publikum verbreitete und auch von der Presse aufgestellte Behauptung, berittene Shußmänner seien in die Menschenmasse hineingeritten und hätten dadurch die Unglücks- fälle herbeigeführt, auf einer irrthümlichen Auffaffung der Thä- tigkeit derselben am fraglihen Abende zu beruhen. Durch das Zeugniß des Gymnasiaften K. und des Commis I. und durch die polizcilihen Angaben des Konsuls v. d. H. und des Dr. D. if dargethan, daß reitende Shuhßmänner ledig- Tih deshalb in die Menge ritten, um den zu Boden Gestürzten und Verlezten zu Hülfe zu kommen und durch Raumschaffen cin Entkommen zu ermöglichen. I. hat diesex Maßregel seine Rettung

selbe die Erhaltung zahlreiher Menschenleben möglich geworden ist und ohne dieselbe das Unglück größere Dimensionen ange- nommen haben würde. : Es kommt ferner die Frage zur Erwägung, ob bei Entste- hung der Unglüsfälle die polizeilihen Anordnungen bez. eine mangelhafte Ausführung derselben ursahlich mitgewirkt haben. Durch die Bekanntmachung des Polizei-Präfidenten vom 3. Sep- .| tember v. I. war für die Zeit von 8!/, Uhr Abends bis zu der Beendigung des Zapfenftreihs die gänzliche Absperrung a. des zwishen der Charlottenstraße und dem Denkmale Friedrihs des Großen belegenen Theils der Linden, b. des Platzes am Opernhause, c. des Plaßbes am Zeughaufe, d. der nach diesen Pläßen cinmündenden Straßen, einshlicß- lih der Universitätsstraße, e. der Schloßbrüdcke, f. des gepflasterien Theils des Lustgartens, der vor der Front des Museums befindlihen Ankagen, und der Wege zwi- schen diesen und dem Museum, g. der Schloßfreiheit, angeordnet. Das Kommando der Shußmannschaft übertrug die Absperrung zu, a.—e. dem Polizei-Hauptmann H. unter Beigabe von 5 Offizieren, 16 Wachtmeistern, 250 Mann zu Fuß und 20 berittenen mit der Weisung, daß vom Zeughause und vom Palais Sr. Kaiserlichen und Königlichen Hoheit des Kronprinzen ab und auf der Schloßbrücke Niemand stehen dürfe. Ferner übertrug -das Kommando dem Polizei-Hauptmann K. unter Zu- wendung von 8 Offizieren, 30 Wachtmeiftern, 250 Mann zu Fuß und 20 berittenen nebst 1 Wachtmeister die Absperrung, 1) des Luftgartens mit der Weisung, von der Schloßbrücke eine Linie bis nah den Anlagen und von hier bis zum Museum, auf der anderen Seite ebenfalls bis zum Museum, und von den Anlagen bis zur Ecke des Doms eine Linie zu ziehen, so daß die Anlagen vollständig abgesperrt waren und rechts und links davon das Publikum bis zum gepflasterten Theil stehen konnte, : 2) der Schloßfreiheit an der Ecke des f. g. Rothen Schlofses unter Freihaltung der Passage zum Portale T. Mit der Absperrung sollte nach der Anweisung des Kom- mandos der Schußmannschaft um 75 Uhr begonnen werten, um 74 Uhr sollte“ sie beendet sein. Nach den Angaben der Beam- ten hat dieselbe um 7 resp. 77 Uhr ihren Anfang genommen, ist indeß in vollem Umfange nur hinsichtlih des Lustgartens und der Schleusenbrücke zur Ausführung gebracht worden. Als der Polizei-Hauptmann H. mit der ihm übertragenen Absperrung von der Schloßbrücke aus begonnen, waren die betreffenden Plätze und Straßen bereits derartig mit Menschenmafsen ange- füllt, daß es dem Polizei-Lieutenant P., dem speziell die Ab- sperrung der Schloßbrücke und der angrenzenden Straßen unter Zuordnung von 20 Mann und 1 Wachtmeister oblag, nur gelang, auf der Schloßbrücke eine freie Bahn für die vom Opern- hause nah dem Königlichen Schlosse fahrenden Wagen herzustellen, die sich indeß im Laufe des Abends auf 10 Fuß Breite verengte! Nur einmal, eiwa um 8 Uhr, wurde die Schloß- brücke auf kurze Zeit von Menschen freigestellt. Die Absperrung der Seitenstraßen erwies fich als unausführbar. Als ih bei dem Abmarsche der Musifk- und Tambour-Corps, wie erwähnt. von den Linden her Tausende von Menschen in Bewegung \eßz- ten, und von den rets und links von der Schloßbrücke stehenden Volksmassen Zuzug erhielten, ließ der Polizei-Lieutenant P., der inzwischen Verstärkung bis zu 50 Mann und 15 Berittene er- halten hatte, seine Mannschaften zu beiden Seiten der Schloß- brücke aufstellen. und befahl ihnen, \sich unmittelbar nah dem Vorübermarshe der Musikcorps in der Mitte zu vereinigen, um den nahdrängenden Menschenmassen Widerstand zu leisten. Der Béfehl wurde zwar ausgeführt; der Anprall der Nachdrängenden war indeß so gewaltig, daß die Mannschaften bis zur Absper- rungslinie des Lustgartens in der Verlängerung des Königlichen Schlosses zurückgeworfen wurden, und u. A. der Shußmann A. bis in die Anlagen hineingetrieben wurde, Dem Polizei-Haupt- mann H. war es beim Beginn der Absperrung unter Auf- bietung aller Kräfte gelungen, das Publikum bis auf wenige Schritte von dem Denkmale Friedrihs des Großen zurück- zudrängehn. Hinter demselben, Unter den Linden, stand indeß die Menge in so dichten Massen, daß es dem Polizei-Lieutenant D. mit den ihm zugewiesenen 30 Mann und 3 Wachtmeistern nur theilweise gelang, den Zuzug von Menschen von den oberen Linden her* durch die befohlene Absperrung derselben an d-r Charlottenstraße zu hindern. Jede Durchlassung eines Wagens und jede fonstige Gelegenheit wurde von dem Publikum zu immer erneuten Durchbrücjen benußt. Als ih die Menschen- massen Unter den Linden nah dem Abmarsche der Musik- und Tambour - Corps in- Bewegung seßten, erachtete es der Polizei- Hauptmann H. für unmöglich, ohne Gefahr für Menschenleben wirksamen Widerstand entgegen zu seten. Dem Polizei-Lieutenant J. war die Freistellung der Schloß- freiheit unter Zuordnung von etwa 30 Mann übertragen. Da zur Absperrung des Lustgartens die Verwendung sämmtlicher, dem Polizei - Hauptmann K. zur Disposition stehenden Mann- schaften, zu denen dié des Polizei - Lieutenans I. gleich- falls gehörten, erforderlih war, und dieselbe ers gegen 8 Uhr zum “Abschlusse fam, \o gelangten die Maün- haften des I. erst um diese Zeit nah der Sloß- freiheit. Sie stellten daselbs zunähst die befohlene Ver- bindung nach der Schloßbrücke bis zum Bezirke des Polizei- Hauptmauns H. und die freie Bahn für die Wagen an der Seite des Schlosses bis zum Portale Ill. her. In der Folgezeit beschränkte sich die Thätigkeit der Shuzmänner auf der Schloß- freiheit darauf, die gedahte Passage ofen zu halten, die vor den Häusern Nr. 1—3 befindlihen Volksmafsen in Ordnung zu hal- ten, und ein Vordrängen derselben nah dem Lustgarten zu ver- hüten. Von der Räumung der Schloßfreiheit und der Absper- rung derselben am s\ogenannten Rothen Schlosse glaubte der Polizei-Hauptmann K. abstehen zu sollen, da er dieselbe wegen der dihten Menschenmassen, welche die Schloßfreiheit bereits er -füllten, ohne Gefahr für die leßteren für unausführbar erachtete. Eine größere Anzahl von Schußmännern als etwa 30, glaubte er für die -Schloßfreiheit niht abgeben zu können, da er die übrigen ihm zugeordneten Mannschaften zur Aufrechthaltung der Absperrung des Lustgartens für unentbehrlich hielt. Wenn die von dem Polizei-Präsidenten, resp. dem Kommando derSchußmannschaft getroffenen Anordnungen, insbesondere dieAb- sperrung der Scloßfreiheit, der Schloßbrücke und deren Um- gebungen bis zur Beendigung des Zapfenstreichhes im vollen Umfange zur Ausführung gekommen wären, so würde der Zu- sammenstoß der Menschenmassen, der die Unglücksfälle verur- sachte, an der Schloßfreiheit verhütet worden sein. Aber eben nur die vollständige Ausführung der Absperrung aller Zugänge zu dem Terrain von der Charlottenstraße bis zum Königlichen Schlosse und dem Ausgange der Schloßfreiheit hätte eine un-

trauer angelegt werden. wird, wie es heißt, ausgestellt sein. Die Beisezung erfolgt am Mittwoch Vormittags und zwar in einer Gruft unter dem Sitze, welchen der Kaiser sonst im Chor der katholischen Kirche zu Chislebarn einnahm.

durch übermächtiges Audrängen gewährt. Zu einer solchen Absperrung reichten die vorhandenen Kräfte niht aus.

Die Ansammlung von Menschen und der Zuzug, welche dem verhängnißvollen Zusammenstoße vorausgingen, hatten fo gewaltsame Verhältnisse angenommen, wie sie nah menschlihcr Vorausficht nicht zu erwarten waren, und der fast willenlose Vorstoß großer Menschenmassen, dex durch die größere Zahl und mithin überlegene Kraft der Nachdrängenden herbeigeführt wurde, gestaltete sich zu einer vis major, der die Polizeï-Be- amten troß Aufbietung aller Kräfte außer Stande waren, zu widerstehen.

Was endlich die oben erwähnte Aufstellung eines Hand- wagens Seitens des Tischlers O. betrifst, so ist nicht darge- than worden, daß unter denjenigen Personen, welche durch den Zufammensturz des Wagens niedergeworfen worden sind, Je- mand zu Tode gekommen is. Der Wagen war überdies von fester Bauart und hatte eine Tragkraft von mehr als 12 Cent- nern. Einer größeren Zahl von Menschen als 8—10, hatte O. die Erlaubniß, den Wagen zu besteigen, nicht ertheilt. Das Vergehen einer fahrläfsigen Tödtung fällt ihm hiernah nicht zur Last. '

Auf Grund dieser aktenmäßig festgestellten Thatsachen hat der Staats-Anwalt des Königlichen Stadtgerichts die Annahme für ausgeschloffen erachtet, daß die fraglihen Unglücksfälle dur die Schuld dritter Personen, insbesondere durch die Schuld von Polizeibeamten, herbeigeführt worden seien. ,

Der Ober-Staatsanwalt des Königlichen Kammergerichts hat sih der Ausführung des Staats-Anwalts angeschlossen und demgemäß ebenfalls angenommen, daß das befklazens8werthe Er- eigniß fich als ein Unglücksfall darstelle.

Cassel, 10. Januar. Der ftändishe Verwaltungs- Aus\chuß i auf den 16. d. M. einberufen worden.

Vayern. München, 10. Januar. Der König hat ge- nehmigt, daß alle Sendungen, welche nahweislich zur Unter- stüßung der durh die leßten Sturmfluthen betroffenen Bewohner der deutschen Ostseeküste bestimmt und an ein zu diesem Zweck in einer der beschädigten Provinzen zusammenge- tretenes Komite adreffirt find, auf den Linien der %Payerischen Staatsbahnen frachtfrei befördert werden. : __— Der neu ins Leben getretene „oberste Schulrath“ ist am 6. d. M. durch den Staats-Minister v. Luß mit einer ent- sprehenden Anrede feierlich eröffnet worden, worauf die neue Behörde sofort in den ihr zugewiesenen Wirkungskreis eintrat.

Württemberg. Stuttgart, 10. Januar. In Voll- ziehung des Artikel 75 der mit dem 1. Ianuar 1873 in Wirk- samkeit getretenen neuen allgemeinen Bauordnung ift dur Königliche Verordnung vom 16. Dezember v. I. die Zustän- digkeit der Regierungsbehörden in Baupolizeisachen geregelt worden. Es sind hierdurch in der Organisation und Zuständigkeit der Behörden gegenüber den bisher in Geltung gewesenen Normen niht unerheblihe Aenderungen eingetreten; insbesonder ist bemerkenswerth, daß die Zuständigkeit der Kreis- Regierungen in Baupolizeisachen mit Ausnahmeder denselben nohch vorbehaltenen Kognition über die Errichtung fogenannter lästiger gewerblicher Anlagen (Reichsgewerbeordnung 8. 16 und Bau- ordnung Art. 82) und über die Anlegung oder Veränderung von Wasserwerken ohne Stau-Anlage (Ministerial-Berfügung vom 14. Dezember 1871) in Folge der neuen Verordnung auf- gehört hät, welche die Ausübung der baupolizeilihen Funktionen, soweit hierzu nah dem Geseh niht die Gemeindebehörden berufen find, inzwishen den Oberämtern und dem Ministerium des Innern vertheilt.

—- 11. Januar. (W..T. B.) Ju der heutigën Sitzung der Zweiten Kammer wurde das Einführungsgeseß zu dem Reichs- geseße über den Unterstüßungs8wohnsiß nach zweitägiger Debattemit 91 gegen 33 Stimmen in der Fassung des, Kommissions-An- trages angenommen. Nach demselben wirkt ver erste» Octsgeist- liche bei der Armenpflege der Ortsbehörde äls Stimmberech- tigter mit. Ferner hat die Kammer in ihrer heuti- gen Sißung den Staatsvertrag mit Bayern vom 17. Dezember 1872; betreffend die Heranzieh ung einer Strecke bayerischen Gebiets für den Bau der Eisenbahn von Ulm nah Heidenhain mit Einstimmigkeit genehmigt. E

Baden. Karlsruhe, 11. Januar. Im hiefigen Poly- tehnikum wird am 18. d. M., Vormittags 11 Ühr, die zum Andenken an die im Kriege von 1870/71 gebliebenen Angehöri- e dieser Anstalt errichtete Gedenktafel feierlih enthüllt werden.

__— Der Gemeinderath der Stadt Mannheim hat die Ver- anftaltung eines badishen Städtetags angeregt und in dem Einladungsschreiben folgende Fragen zur Erörterung gestellt: 1) Die Frage über die Einführung der Einwohnergemeinde. 2) Die Frage der Reform der Gemeindebesteuerung. 3) Die Frage der Reform des Grundbuchs- und Unterpfandswesens. 4) Wie dem Andrange von Schreibereigeschäften, die mit der eigentlichen Gemeindeverwaltung nichts zu thun haben und welche die lehtere überbürden, begegnet werden könne.

Sachsen Alteuburg. Altenburg, 11. Januar. Der Erbprinz von Schwarzburg-Sondershausen nebst Ge- mahlin if heute von hier nah Dessau abgereist.

__ Oesterreich-Ungarn. Wien, 12. Januar. Auf Aller- höchste Anordnung wird für den verstorbenen Kaiser Napo- leon Il]. die Hoftrauer von heute angefangen durch zwölf Tage ohne Abwechslung, bis einschließlich 23.- Januar getragen erden.

Pesth, 11. Januar. Jm Abgeordnetenhause intervel- lirte Joseph Madarasz den Finanz-Minister, 2 s werfügbit wolle, daß alle ihm untergebenen Organe in Hinkunft aus- \{chließlich die ungarische Sprache als Amtssprache gebrauchen. Csernatony interpellirte die Regierung, ob sie einen Geseßz- entwurf über Modifikationen des Wahlgesekes noch in einer Zeit vorzulegen gedenke, wo dem Hause Muße bleibt, die Vor- lage eingehender zu studiren und reiflich zu überlegen. Hierauf wurde die Tagesordnung festgestellt.

Großbritannien und Jrland. London, 11. Fanuar. (W.T.B.) Für Napoleon]. wird vom 14. bis zum 24d. M. Hof-

en. Die einbalsamirte Leiche des Kaisers nächsten Montag und Dienftag in Parade

Frankreich. Paris, 11. Januar. Die Generale

Chanzy, Ducrot und Bourbgki sind nach Paris beordert wor-

bedingte Sicherheit gegen das Vorkommen von Unglücksfällen

den, um ihre Ansichten über die Reorganisation der Ar- mee abzugeben.

Auch der General Lefort, Commandeur der

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13. Division im Departement es Bafses Pyrénées hat den lten, na aris zu kommen. :

Desehl eis Lei isGen Versuche in Calais werden fortgeseßt. Zum 920. wird die Anwesenheit des Präsidenten i immtheit erwartet. L: = T ee utd use haben Verhaftungen von Mitglie- dern der Futernationale ftattgefunden. Der Munizipalräth

Gaillard in Narb onne ift ebenfalls verhaftet worden.

Von den zur Zeit im Bagno von Toulon befind- lihén 2050 Sträflingen sollen 1600 nah Neu-Caledonien, 450 e geschickt werden. i j

n s e der konstitutionellen Projekte beträgt- jeßt fieben; es sind die von Marcel Barthe, . Tallon, - de Cham- brun, Louis Peruy, de Douhet, Pierre Lefranc und Bienvenue. Bertauld, ehemaliger Präsident des linken Centrums, arbeitet an Ï ten.

E ia: Clementine von Sachsen-Coburg- Gotha, die einzige überlebende Tochter Ludwig Philipps, hat ihre Wohnung bei ihrem Bruder, dem Herzog von Aumale, ‘ge-

a 12. Januar. Bei seiner heutigen Unterredung

& den Delegirten der Rechten hat der Präsident p Redubrit: béc „Agence Havas“ zufolge, fich bemüht, nach- zuweisen, daß feine Politik den Verhältnissen in Italien gegen- über vollständig unverändert fei; von mehreren Mitgliedern der Rechten wäre indeß gleihwohl eine zweite Untexredung mit dem

räfidenten der Republik für nothwendig erachtet worden und würde deshalb von ihnen morgen die Vertagung der Interpel- latian Belcastels beantragt werden. Nach dem „Soir“ habe der Präsident bei der fraglihen Unterredung vor Allem die konser- vative Republik betont, welche die dem O Stuhle \{huldi- gen Rüffsichten zu respektiren wisse, gleichwohl aber gute Bezie- hungen mit dem Königreich Italien aufrecht erhalten wolle.

talien. Rom, 8. Januar. (W. T. B.) Den Professoren der as Universität, |welhe dem Könige bisher den Eid der Treue verweigert haben, ist durch Entscheidung des O Studienraths bis zur Erfüllung der geseßlichen Vorschriften das Anrecht auf Pension genommen und die Ausübung der Lehe thätigkeit, sei es öffentlich, sei es privatim, untersagt worden. 11. Januar. (W. T. B) Jn der heutigen Sißung der De- putirtenkammer erklärte der Minister der öffentlichen Arbeiten Devincenzi, daß der Eisenbahnverkehr durch den Giove-Tunnel innerhalb 10 Tagen wiederhergestellt sein werde. i Mailand, 11. Januar. (W. T. B.) Die hiesigen Zei- tungen eröffien- eine Subskription zur Errichtung eines Napo- leon-Denkmals in Mailand.

land und Polen. St. Petersburg, 11. Januar’

da Un zur Einführung der allgemeinen Militär pflicht ist, wie die „R. St. P. Z. meldet , bereits dem Reichsrath eingereiht worden. Es umfaßt 140 Paragraphen. _— Der General - Gouverneur von Turke stan, General- Adjutant von Kaufmann beabsichtigt nah einer Meldung der Nowosti'!, St. Petersburg gegen den 10. Januar _ mit allen Personen seines Gefolges zu verlassen. Daffselbe Blatt meldet, daß die Kommission, welche damit betraut ift, auf der Wiener Ene ruislce Abtheilung einzu- i im Begriff ist na ien abzureisen. 1 z E Die E haz der deutschen Kolonisten aus SÜüdruß- land nah Amerika hat in der leßten Zeit erheblich zugenom- men. Aus Odessa wird gemeldet, daß aus dem Beresanschen Kreise nah Amerika gegen 120 Familien abgegangen find; ge- genwärtig is die Neigung, auszuwandern, besonders stark in der Kolonie Rohrbah. Auch in den um Odessa herumliegenden deutschen Kolonien beginnt der Gedanke an eine Uebersiedlung nah Amerika Eingang zu finden und einige Kolonisten haben ihr Eigenthum bereits verkauft. “Dánemark. Kopenhagen, 9. Januar. Für den ver- storbenen Gemahl der Prinzessin Auguste von Hessen- Cassel, Baron Blixen-Finecke, hat der König eine vierzehn- tägige Kammertrauex angeordnet. Man erwartet, daß die Ueber- siedelung des Hofes hierher im Laufe der nächsten Woche erfolgen wird. T6 | Die vom Kriegs-Minister vorgelegte Heeresreorga;, nisation stüßt fich hauptsählih auf dieselben zwei Grundprin- zipien, als die jeßt geltenden, nämlich die allgemeine Wehrpflicht und die Einübung sämmtlicher Mannschaften. Dagegen hat man eine gleihmäßigere Vertheilung der ausgeschriebenen Mannschaft auf die verschiedenen Abtheilungen herbeizuführen versucht. Die Ausbildung der Infanterie ist im Wesentlichen so geblieben, wie es das Heergeseß festgestellt hat und wird auch noch ferner in den drei Stadien gehalten; dieselbe wird in ‘10 Regimenter und 2 Bataillone und ein Reservebataillon, sowie eine Leib- garde, welche aus einem Linien- und einem Verftärkungs- bataillon besteht , eingetheilt. Die Anzahl der Verstärkungs- bataillone wird auf 8 eingeshränkt, aber diesen wird als Ersaß dafür größere Festigkeit gegeben. Die Kavallerie soll aus 5 Re- gimentern à 3 Esfadronen à 150 Mann bestehen. Bei der Artillerie tritt die Veränderung ein, daß aus den Reservebatterien Linienbatterien werden und die Zahl der Rekruten einen Zu- wachs von 242 auf 288 Konstabler und von 216 auf 240 Trainkonstabler erhält. Das Ingenieurcorps soll aus einem Regiment, nämlih 6 Linien- und 3 Reservebatterien Ingenieur- truppen bestehen. Das Traincorps wird in 2 Trains- und 1 Sanitätscompagnie eingetheilt. Die Zahl der wehrpflichtigen Kommandirenden sfoll dem Vorschlage gemäß vermindert, da- gegen aber die der festen Kommandirenden, namentlich der Pre- mier-Lieutenants und Sergeanten, vermehrt werden, Die in Vorschlag gebrachte Heerordnung wird ungefähr jährlich 330,000 Rdl. mehr fosten als die jeßt geltende.

Amerika. Washington, 11. Januar. (W. T. B.) Die Ant-

-w ortsnote der spanishen Regierung auf die Note des.

Staatssekretärs Fish, betreffs Cubas, ift sehr entgegenkommend und}freundschaftlich gehalten; auch soll darin, wenn son in sehr allgemeinen Wendungen, die Versicherung ausgesprochen sein, daß Spanien eine der Emanzipation der Sklaverei förderliche Politik durhführen werde.

Dieneuesten PräjudikatedesReihs-Oberhandelsgerichts in Leipzig La? Einrede des Dolus aus Art. 82 der ADWDO. Dem Indossator liegt es nicht ob, Nachforschungen über das obligatorische Perhältniß zwischen dem Indossanten und dem Wechselschuldner anzu-

lus den Umständen des einzelnen Falles ist zu entscheiden,

stellen. - Y

genug sind, um im JIndossatar die zum Begriffe des Dolus erforder- liche Ueberzeugung hervorzubringen, oder ob fie zu allgemein gehalten

B. versteht unter der „Anzeige von der Aus- wenn nicht mit einem Dritten contrahirt

find. Der Art. 377 HG führung des Auftrags,“

li erkennen lassen. Der Kommissionar kann nach Art. 376 HGB. die Waare, welche einen Markt- oder Börsenpreis hat, zu dem vom Committenten limitirtea Preise nur dann übernt hmen, wenn der Marfkt- oder Börsenpreis nicht höher ist.

Die Nr. 2. des „Amts-Blatts der Deutschen Reichs- Postverwaltung“ hat folgenden Jnhalt: General-Verfügungen vom 3. Januar 1873: Preis-Aufgabe,” betreffend den Wegfall der Begleit- briefe zu den gewöhnlichen Packeten. Vom 5. Januar 1873: Kaurz- schrift im Postbetriebe. Vom 4. Januar 1873: Einnahmen und Ausgaben der Kaiser Wilhelm-Stiftung für die Angehörigen der Dout- schen Reichs - Postverwaltung pro 1872. Vom 9. Januar 1873: Pensionsberehtigung, Wittwenkafsen-Angelegenheiten und Heirathsfon- sense der von der preußischen Staatsregierung angestellten Beamten und Unterbeamten.

Die Nr. 1. des „Central -Blatts der Abgaben-, Ge- werbe- und Handels-Geseßgebung und Verwaltung in den Königlich Preußischen Staaten“ enthält: Cirkular-Verfügung des Königlichen Finanz-Ministeriums, die Wiedereinlassung übergangs- iteuerpflihtigen Retourguts betreffend, vom 20 Oktober 1872. Ver- fügung des Königlichen Finanz-Ministeriums, die Mindestbeträge der Geldstrafen bei Zoll-Defraudationen und Kontraventionen betreffend, vom 22. Oktober 1872. Cirkular-Verfügung des Königlichen Fi- nanz-Ministeriums, die Erweiterung der Befugniß der Herzoglich Braunschweigischen Steuerämter betreffend, vom 4. Oktober 1872. Cirkular-Verfügung des Königlichen Finanz-Ministeriums, die Errich- tung eines Königlich Württembergischen Grenzsteueramts zu Gebraz- hofen betreffend, vom 4. Oktober 1872. Cirkular- Verfügung des Königlichen Finanz - Ministeriums, die Befugni des Steueramts in Barth betreffend, vom 7, Oktober 1872. Cirkular - Verfügung; dès Königlichen Finanz - Ministeriums, Strafresolute gegen Brenncreitrei- bende betreffend, vom 2. Dezember 1872. Erkenntniß des König- lichen Ober-Tribunats vom 25. September 1872. Die subsidiarische Haftbarkeit des Brennereitreibenden für die Steuer unterliegt dann nicht der richterlichen Entscheidung, sondern entsteht von selbst aus dem Geseße und ist von der Steuerbehörde zu realisiren, wenn die Berech- nung der vorenthaltenen Steuer nah dem von de Gesetzgebung be- stimmten Verfahren und nicht lediglich auf Grund der in der Brannt-

weinsteuergeseßgebung vorgeschriebenen Vermuthungen angelegt E Verfügung des Königlichen Finanz-Ministeriums, die Taravergütung für Verpackungen in Schilf- oder Strohmatten betreffend, vom 26.

Oftober 1872. _#

Statistische Nachrichten.

Die vom Handelsstatistischen Bureau in Hamburg zusammen- gestellten tabellarischen Uebersichten des Hamburgischen Handels im Jahre 1871 enthalten u. A. eine vergleichende Ueber-

sicht, aus welcher fih der Aufshwung, welchen Hamburgs Handel im Verlaufe der leßten zwanzig Jahre genommen hat, genau ersehen läßt. Nach derselben betrug der Gesammtwerth der Waareneinfuhr im Durchschnitt für die Jahre 1851—55: 226,841,251 Thlr. Courant, 1856—60: 302,701,474 Thlr., 1861—65: 353,687,512 Thlr.; 1866 70: 401,144,982 Thlr., für 1871- allein 603,243,950 Thlr. Der Werth der Einfuhr seewärts, welher im Durchschnitt für 1851 —5d: 129,325,450 Thlr. betrug, ist im Jahre 1871 auf 375,885,920 Thlr. oder um 190 Prozent, die Einfuhr land- und flußwärts dagegen von 97,515,801 Thlr. im Durchschnitt für 1851 —5 auf 227,358,030 Thlr, in 1871 mithin um 233 Prozent gestiegen. Was den Verkehr mit überseeischen Ländern betrifft, fo. geben wir diejenigen, deren“ Einfuhr nach Hamburg im Jahre 1871 den Werth von einer Million Thaler erreihte, nachfolgend an: - Vereinigte Staaten (excl. Kalifornien) 20,080,860 Thlr. (1851—55: 4,003,178 Thlr.), Amerikas Westküste 15,086,820 Thlr. (1851—55: 1,667,346 Thlr.), Brasilien 10,468,125 Thlr. (1851—55: 7,206,037 Thlr.), Venezuela - 4,551,270 Thlr. (1851—55: 1,592,437 Thlr;), Hayti und St. Domingo 2,175,939 Thlr. (1852-55: 1,366,719 Thlr.), Britisch-Ostindien 2,023,075 Thlr. (1851—55: 576,921 Thlr.), China 1,626,020 Thlr. (1851 —59: 1,042,586 Thlr.), Afrikas Westküste und Inseln 1,540,100 Thlr. (1851—55: 361,554 Thlr.), Kapland, 1,275,080 Thlr. (1851—959: 33,267 Thlr.), Argentina und Uruguay 1,040,669 Thlr. (1851 —95: 388,978 Thlr.). Für die Einfuhr über See aus europ ischen Ländern fommen folgende namentlich in Betracht : Großbritannien und Irland 243,480,960 Thlr. (1851— 55: 68,305,409 Thlr.), Frankreich 9,866,395 Thlr. (1851—55: 2,964,566 Thlx.), Niederlande 8,906,735 Thlr. (1851—55: 3,955,428 Thlr.), Belgien 5,051,910 Thlr. (1851—s5: 1,385,208 Thlr.), Bremen und Weser 3,624,245 Thlr. (1851—55: 1,207,490 Thlr.), Norwegen 2,433,690 Thlr. (1851—55 : 354,398 Thlr.), Jtalien 2,017,915 Thlr. (1851—55: 1,192,317 Thlr.), Spanien 1,263,040 Thlr. (1851—55: 856,688 Thlr.), Portugal 1,095,650 Thlr. (1851—55: 648,206 Thlr.). Außerdem gingen Jjeewärts von und über Altona ein für 30,424,750 Thlr. (1851 —55: 922,966,408 Thlr.) Jun Betreff des Verkehrs land- und fluzwärts ist für 1871 namentlich hervorzuheben die Einfuhr: mit der Berlin-Ham- burger Eisenbahn 118,307,395 Thl (1851—55: 38,874,472 Thlr), von der Oberelbe 30,046,350 Thlr. (1851—55: 10,136,020 Thlr,), mit der Altona-Kieler Eisenbahn 25,025,170 Thlr. (1851 —55 : 2,097,500 Thlr.), landwärts mit Fuhre und Post 20,931,455 Thlr. (1851 —s5: 26,125,093 Thlr.), von und über Lübeck 16,095,960 Thlr. (1851 —ss : 3,792,210 Thlr.), von und über Harburg 11,243,000 Thlr. (18951 —55: 14,362,363 Chlr.), von der -Niederelbe 4,678,815 Thlr. (1851—sd: 1,964,651 Thlr.).

München, 9. Januar. Nach dem eben ausgegebenen Personal- stand der Königl. bayerischen polytechnischen Schule zu München im Wintersemestec 1872/73 sind in diejer Anstalt im Ganzen 59 Lehrer in Wirksamkeit, nämlich: 21 ordentlihe und 5 außerordentliche Pro- fessoren, 13 Assistenten, 6 Privatdocenten und 14 Nebenlehrer, wovon 7 Professoren der Universität und 7 Lehrer anderer Anstalten find.

Weihenstephan, 4. Januar. Die hiesige Central-Land- wirthschafts\chule ist im laufenden Winiersemester vou 103 Stu- direnden besucht. Von den Studirenden find aus Bayecru 2, Oester- rei 18, Preußen 13, Königreich Sachsen 3, Württemberg, Sach)en- Coburg-Gotha, Italien, Rußland, je 2, aus Hessen-Darmstadt, Meck- lenburg-Schwerin, Anhalt-Defssan, Braunschweig, Lothringen, Niederlande, Schweiz, Dänemartck, Ostindien, je 1. Dem landwirthschaftlicen Studium gehören 69, dem speziell technologischen 34 Studirende an. Dem Alter nah sind 42 Studirende unter 20 Jahre, dagegen 61 von 20 bis 44 Jahre alt.

Kunst und Wissenschaft.

erlin, 13. Januar. Der wissenschaftliche Kunfstverein

E sich Cu Mitre den 15. d. M., Abends 7 Uhr, unter dem Vorsiße des Professors Dr. von Holßendorff und des Hito- rienmalers Blei btreu in dem Hause Nr. 13 Unter den Linden. Aus den Sitzungen der historischeu Vereine im Monat Dezember 187 2. 'Perein für die Geschichte der Mark Bran- denburg: Direktor Freiherr von Ledebur über die Geschichte der mär- fischen Familie von Burgsdorff während des 16. und 17. Jahrhun- derts.— Verein die Geschichte Berlins: Magistrats - Sekretär Ferd.

das Berliner Geschlecht der Stroband; Maler

vom Kyffhäuser. Verein für Geschichte und Alterlhumskunde zu Frankfurt a. M.: schen Kaiser seit Schrift „Vier i a | halt; Dr. Euler über den Ursprung der Kabenmusiken; Professor Dr.

Römern und über ä ftion u ol stückes und des s{chwedishen Oer. Elsässischer Vogesenklub zu Straß- burg: Dr. SchrickÉer über die Vogesen als Wanderziel. Königlich sächsischer Alterthumsverein in Dresden: Freiherr von Beaulieu-Mar- connay über die Herrschaft Kniphausen im Großherzogthum Olden- burg und seine Besißer von den ältesten Zeiten an bis zu der Ver- einigung dieser Herrschaft mit dem Großherzogthum Oldenburg.

der Chemie und Pharmacie Dr. Ludwig. rf V folger Döbereiners als Direktor des pharmaceutischen Institutes und als Redacteur des Archivs der Pharmacie eine ausgedehnte wissen- schaftlihe und litèrarische Thätigkeit entwielt. C Archivs hat einstweilen Professor E. Reichardt in Jena übernommen. Der deutsche Apotheker-Verein, welcher sich seit Anfang diefes Jahres aus der Vereinigung des nord- und süddeutschen Apotheker-Vereins fonstituirt hat, zählt jeßt etwa 2000 Mitglieder und steht unter Bei- rath eines Ausschufses von 6 Mitgliedern, unter der Oberleitung des Apothekers Dr. Schacht in Berlin.

Meyer über berühmte Berliner und ihreWohnstätten ; Garnisons cullehrer Wagener über Friedrichshagen; Geheimer egistrator Dr. Brecht über s 1 aler Fr. Schulz über den dustern Keller in Berlin. Schlesische Gesellschaft für vaterländische Kultur in Breslau: Histor. Sekt. g vet rf g Ep tagen En pie

ie Mitthei J | illirt } materiekl tände Schlesiens in den leßten Zeiten vor der preußi- ob die Mittheilungen des Jndossanten an den Indossatar detaillirt ie E f Mh e G een aut über die Bildung und Entwicke: lung des \{lesishen Landfricdensbundes vom Jahre 1435. Histo- rischer Verein für Niedersachsen: (Gehe edle ie d influß Windesheimer Kongregation auf die Reformation der de Ea Abit 2 f nassauische Geschichte und Al-

rofessor Weismann über die Römerzüge der Deut- einrich VII.; Justiz - Rath Dr. Euler über die Herren von. Bismarck im Kirchenbann“ und ihren In-

enthe über die Geschichte der fuccessiven Reduktion des As bei den hnliche Münz-Reduktionen des russisck,en Kobeken-

Am 6. d. M. starb zu Jena der Professor

Halle, 10. Januar. 2 Dersclbe hat als Nach-

Die Redaktion des

Kassel, 5. Januar. Bei den Erdarbeiten der Bebra-Friedlän-

der Bahn ist eine irdene Urne aufgefunden worden, welche eine große Anzahl fr A. ni it iesclbe stammten anscheinend aus der Zeit Philipps des Schönen (1285 bis

altfranzöosischer Silbermünzen enthielt. Dieselben

1314).

Am 9. Januar d. Ernst Schubert.

München, 10. Januar. Wie die „Allg. Ztg." meldet, hat der König die Ludwigsmedaille für Kunst den Königlichen Hof- Schauspiélern Christen, Dahn, Richter und dem Hof-Opernsänger Nachbauer und die Medaille für Jndustrie dem Hof-Tapezirer Max Ses in München und dem Musikalienverleger Kahnt in Leipzig verliehen.

Der Münchener ärztlihe Verein hat auf An- trag seines Mitgliedes, des Ober - Medizinalsraths und Pro- fessors Dr. von Pettenkofer, an den Magistrat der Stadt Mün- chen das Ansuchen gestellt: die Mittel zur Anschaffung von Apparaten behufs Untersuchung der Bodentemperatur und des Kohlensäuregehaltes der Grundluft in den beiden Krankenhäusern zu bewilligen. Dem Gesuche wurde stattgegeben, und die hierfür nothwendigen Mittel mit 134 fl. für Reparaturen und Reagentien bewilligt. Ein Gesuch des ärztlichen Vereins an das Königliche Kriegs-Ministerium um Bewilli- gung der Mittel zur Errichtung von Stationen zum gleichen Zweck in fieben Münchener Kasernen wird demnächst an die hohe Stelle abgehen.

Hambuxg, 11. Januar. Der hiesige Geschichtsverein hat dem historischen Verein für die Herzogthümer Bremen und Verden, in Stade, werthvolle ältere Schriften und Münzen älterer Zeiten übersandt. Dem Verein ist auch ein Exemplär der nachweislich ältesten Stader Münze, welche im Holsteinishen gefunden wurde, zu- gegangen.

In Ehringen im Ries beabfichtigen die Freunde und Ver- ehrer von Melchior Meyrxr, diesem, dem Verfasser der „Erzählun- gen aus dem Ries“ ein Denkmal in Erzguß zu errichten.

Florenz, 8. Januar. In der hiesigen anthropologischen Gesellschaft las der Präsident Mantegazza eine Æeit Nicco- lucci’s über die anthxopolegishen Eharaktere der Latiner. Jn der Schädelform find die heutigen Bewohner Latiums von den Alten in nichts verschieden und die mehrfach ausgesprochene Meinung, daß der altrömische Typus gänzlich verschwunden und daß die heutigen Römer ein bastardirter Stamm seien, ift thatsählich unbegründet. Aus den antiken Bildwerken geht hervor, daß der alte Römer mittelgroß, von starken Gliedern und besonders starken Muskeln, daß fein Kopf wohl- entwickelt und groß und auf dem Scheitel etwas gedrückt war. Die Stirn war breit, aber nicht schr hoch, die Augen groß und weit ge- 6fffnet, die Nase im Profil keine Adlernase, die Nasenflügel leicht ge- wslbt, der Mund mittelgroß, die Wangen wenig hervortretend, das Gesicht länglich und der Umriß desselben ein leiht ovaler. Dieselben Charaftere kommen im Ganzen dem Römer noch heute zu. Dagegen sei, wie Niccolucci ausführt, vom anthropologischen Standpunkte die Benennung „latinische Völker,“ wie fie gewöhnlich für Franzosen, Spanier, Portugiesen und Rumänier gebraucht wird, zu verwerfen ; latinisch sei nur Jtalien und auch hier feien wahre Latiner nur die Eingeborenen von Latium gewc?en.

J. starb in Frankfurt a. M. der Astronom

Landwirthschaft.

Karlsruhe, 9. Januar. Nach einer Mittheilung der Königlich bayerischen Regicrung ist die Rinderpest in Oberösterreih wieder erloschen und damit das von Bayern gegen Oberösterreich und Salz- burg erlassene Einfuhrverbot von Rindvich u. \. w. aufgehoben wor- den. Doch bleibt zur Sicherung des gegen die noch infizirten Krön- länder ergangenen bayerischen Einfuhrverbots der Transport der in Betracht kommenden Thiere und Rohstoffe aus und durch Oberöster- reich und Salzburg nach und durch Bayern gewissen Beschränkungen unterworfen, ahnlich wie fie nach der badischen Verordnung vom 21. Dezember v. J. hinfichtlich der Einfuhr aus und dur Tirol und Vorarlberg angeordnet wurden.

Gewerbe und Handel.

Das Jahr 1872 ist, abgesehen von vereinzelten Resultaten s{chot- tischer Fischer, kein günjtiges H äringsjahr gewesen. Während die 6 Schiffe der Emdener Häringsfischerei-Aftiengesellshaft, der „Hansa“ zuüfölge, es in den vorhergegangenen 3 Jahren auf fast 5000 Tonnen Durchschnittsfang gebraht haben, beziffert fich der vorjährige Fang nur auf 3821 Tounen, und in den Niederlanden waren die vorjähri- gen Resultate meistens noch s{chlechter. In Etwas entschädigen die guten Berkaufspreise. Der Ertrag der Auftionen, welche behuf Ab- rechnung mit der Mannschaft 2—3 Tage nach der Einbringung des Fanges in Emden abgehalten wurden, ergiebt einen Durchschnittspreis von 134 Thlr. pro Tonne. Der Vertricb derjenigen Quantitäten, welche Seitens der Gesellschafi in den Aufktionen für eigene Rechnrng übernommen sind, hat den wirkli erzielten Durchschnittspreis auf fast 145 Thlr. pro Tonne erhöht.

Weimar, 10. Januar. Die Großherzoglih Sach]sen|- Weimarischen Kassen-Anweisungen zu 1 und 5 Thlr. vom 20. April 1859 verfallen am 30. April 1873. Bis zum 1. Februar 1873 werden dieselben von allen öffentlichen Kassen in Zahlung an- genommen. Vom 1. Februar 1873 findet die Einlösung nur noch bei déèr Großherzoglichen Hauptstaatsfkafsse statt.

Homburg, 10. Januar. (W. T. B.) In der gestrigen Ge- neralversammlung der Aktionäre der hiesigen Spicibank wurde die Summe von 62,000 Fl. für Remunerationen an die bisherigen Beamten und Bediensteten der Gesellschaft bewilligt. Von den Än- geboten der Stadt Homburg wurde nur dasjenige bezüglich Ueber- nahme der Orangerie und des fonftigen Mobiliars für 80,000 Fl. an- genommen. Weitere Beschlüsse wurden nicht gefaßt.

London, 10. Januar. (W. T. B.) In einem gestern in Exeter- Hall von den Londoner Gewerkvereinen abgehaltenen Meeting wurden Tadelsresolutionen über die Verurtheilung der strikenden Gas- arbeiter angenommen und in Folge der Weigerung des Staats-

wurde, nicht die bloße Anzeige: es jei gekauft oder verkauft vielmehr

muß die schriftliche oder mündliche Anzeige die Selbstübernahme deut

niedersächsishen Klöfter. Verein für

- | terthumsfunte: Oberlehrer Otto über die neueren Resultate der Sage

sekretärs Bruce, eine wegen Fréilassfung der Gasarbeiter an ihn ab-