1873 / 11 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 13 Jan 1873 18:00:01 GMT) scan diff

N

geschickte Deputation zu empfangen, der Beschluß gefaßt, in all Fabrikstädten zu Abbaltung von Meetings und zur Eiue-

\chleunige Freilassung der Verurtheilten erzielt werde. Verkehrs- Anstalten.

Die Eisdecke der Weichsel hat sich sowohl bei Graudenz l y seit einigen Tagen im vollen Eisgange, wodurch der Traject an vielen Stellen

als Thorn und’ Kulm gelöst und der Strom befindet fih gänzlich unterbrochen ijt. Magdeburg, 11. Januar. (W. T. B.) In der heutige

ziemlich zahlreih besuchten Generalversammlung der Aktio nâre der Magdeburg-Halberstädter Eisenbahngesfell

schaft kam mit 720 gegen 48 Stimmen der Antrag zur Annahme: die Generalversammlung wolle unter Aufhebung des von der General- versammlung vom 1. Mai 1869 E Beschlusses „eine Zweigbahn

von Clausthal zu erbauen, wenn der

von Langelsheim in die Gegend

Staat ir bergbaulichen Interesse ene den Zinsen des Anlagekapital entsprechende

Langelsheim-Clausthal bis in die Nähe der Bergstädte Zellerfeld ode

SA H inreichung von Petitionen beim Parlament Aufforderungen zu erlassen, damit eine

ente garantire,“ anstatt dessen den Bau der Zweigbahn

en - London, Sonntag, 12. Januar.

Dezember eröffnet worden.

fitionelle Deputirte.

Paris, Sounabend 11. Januar. Wie

n / Napoleon beiwohnen zu können.

-

Paris, Sonnabend, 11. Januar, Abends. lung des „Pays“

wohñen zu s | aktiven Offizieren dieselbe ertheilt, welche Adjutanten des Kai- sers gewesen: sind. Wie offiziöse Blätter verfichern, hätte eine

d ape L Z N r f Z [ C if N: H í - Clausthal beschließen und die Gesellschaftêvorstände autorisiren diefer- grobe Anzahl als Bonapartisten bekannter hoher Dffiziere ge

halb und über die demnächst in Anwendung zu bringenden Tarifsäße

mit den Staatsbehörden die erforderlichen Vereinbarungen zu treffen vorausgeseßt und unter der Bedingung, daß der von der Magdeburg Halberstädter Bahn mit

nehmigung erhalte.

E Nr. 3 der Zeitung des Vereins deutscher Eisenbahn- Berwaltungen enthält: Verein deutscher Eisenbahnverwaltungen in Rumburg-Schluckenau von der Böhmischen Nordbahn eröffnet. Das

deutscher Eisenbahnverwaltungen am 1. Januar

E des NBereins . Die preußischen Staatseisenbahn-Projekte Schluß). Mitthei- lungen über Eisenbahnen 2c. i PEAIeE ( 9 i . London, 8. Januar. Das Handelsamt hat vom Staats- sekretär für äußere Angelegenheiten die Abschrift eines Dekrets der portugiesischen Regierung vom 27. November a. p. erhalt-n, welches die in dem Dekret vom 9. Dezember 1869 festgeseßte Frist für die Erklärung von Lissau und Cachau in Portugiesish - Guinea zu Pre Las bis zum 1. Januar 1874 hinaus\ciebt. Dieselbe Be- örde hat ferner die Abschrift einer im „Boletin Official“ von Gua- temala veröffentlichten Anzeige erhalten, welche die Einfuhr von Eisen- und Zinkplatten für Dächer und S ornsteine, und Metallreifen in die Republik für frei erklärt.

Aus dem Wolff'\schen Telegraphen-Büreau.

__ Stettin, Montag, 13. Januar. Der Dampfer des baltischen Lloyd „Franklin“ is am 11. d. mit einer Baarfracht von 26,000 Thlrn. von New-York nah Havre in See gegangen, und der derselben Linie angehörige Dampfer „Thorwaldsen“ am 12. d. nah einer stürmishen Reise wohlbehalten in New-York an- gekommen. Der baltishe Lloddampfer Humboldt“ ist am 12. d. von Havre nah New-York abgegangen.

Aus Berlins permanenten Ausstellungen.

In dem Internationalen Salon der Hof-Kunsthandlung von L. Sachse in der Jägerstraße 30 find zahlreiche, sehr be- ahtenswerthe Gemälde von deutshen und fremdländishen Mei- ftern neuerdings zur Ausstellung gelangt. Wir beginnen ihre Beschreibung mit denen, welche einen vaterländischen Stoff kunft- voll behandelt zeigen. Unter diesen verdient die höchste An- erkennung ein Bild von Heinrich Lang in München: Preußishe Mannschaften des 7. Husaren-Regimentes im Ge- feht mit Franctireurs. Man sieht diese verwegenen blauen Reiter aus einem Kiefernwalde vereinzelt und im vollsten Rofes- tauf in dieLichtung herausgesprengt kommen, wo zwischen einem Ge- [lreidefeldeund der jenseitigen Waldlisière ein Trupp von Franctixeurs, der sich bereits zur eiligen Flucht wendet, noch \{ne!l einige Schüsse gegen sie abgiebt. Meisterhaft ist der feurige Eifer dieser kühnen Reiter, an den Feind zu kommen, geschildert, niht minder sind es die mannigfachen Bewegungen der Pferde, welche auf dem coupirten Terrain gehemmtern Laufs einestheils steile Boden- vertiefungen abwärts , anderntheils die Höhen jenseits wieder heraufflimmen , oder im wilden Carrière über die ebene Fläche dahinbrausen.

Woldemar Friedrih in Weimar, welcher als Zeichner für das Leipziger illustrirte Wochenblatt „Daheim“ den Krieg in der Begleitung der Königlih preußishen Truppen mitmachte, hat das eine außerordentli getreue Bild einer Gasse in einer an der großen Kolonnenfstraße liegenden französishen Stadt während des Krieges ausgestellt. Die Läden sind geshlo}en, an allen Häusern ist die weiße Fahne mit dem rothen Kreuz ausgehängt. Die enge Gasse i|ff zwishen den beider- seitigen Häuserreihen fas in ihrer ganzen Breite eingenom- men von einem Zuge mit Proviantsäcken beladener, \hwerer, mit Percherons bespannter zweirädriger Bauernkarren der bekannten Form, welche durch eine Shußbedeckung von preußischen Ulanen esfortirt werden. Einzelne bayerische Infanteristen reiten ZUr Seite des Zuges; französishe Einwohner blicken scheu und neu- gierig auf die gefürhteten Lanzenreiter hin.

Ein figurenreiches, höchst virtuos und fris gemaltes großes Bild von Faber Dufaure, welches in ergreifenden mannig- fachen, dem Leben abgelaushten Zügen, die Waffenstreckung der franzöfishen Kavallerie auf der Maaswiese bei Sedan darstellt,

hat bereits auf der großen Kunstausstellung im leßten Herbst verdiente Anerkennung gefunden.

Pixis in München malte unter dem Titel: „Moltke im Schwarzwald“ eine charakteristishe Scene aus einem badischen Bauéernhause. Ein Händler mit Gipsbüsten und Figuren ist in das ‘Zimmer getreten, um seine Waare feil zu bieten. Der Hausherr hat die kleine Büste des Fürsten-Reichskanzlers bereits ausgewählt und auf den Tisch neben \ich gestellt. Nun hält er die des Feldmarschalls Grafen von Moltke in der Hand und be- trahtet mit seiner neben ihm stehenden Hausfrau die darin wiedergegebenen Züge des Chefs der deutschen Heeresleitung mit dem ersichtlihen Ausdruck der Dankbarkeit und Bewund- rung. Von Fr. Emma von Schoulßt isst das Bild eines jungen Invaliden des leßten Krieges gemalt, der im Freien auf einer Bank, \ein Stelzbein vorgestreck, ausruht, von kleinen Knaben und Mädchen umstanden, welche voll Mitgefühl seinen Gs Fuß und mit Ehrfurcht ihn, den noh so jugendlichen ekreuzten Helden, ansehen.

Von fonstigen geschihtlihen Bildern in diesem Salon ist

t nit der Hannover-Altenbekener Bahn über die Ueberlassung des Betriebes abgeschlossene Vertrag die staalihe Ge-

stern und heute ihre Karten auf der Präsidentschaft abgegeben. Nach Briefen aus Chislehurft beabsichtigt die Kaiserin ! } Eugenie, allen Souveränen Anzeige von dem Ableben des

Kaisers, von der Thronbesteigung Napoleons 1V. und von ihrer

Uebernahme der Regeñtschaft zugehen zu lassen. Herr de Re- musat ist wiederhergestellt, Marschall Bazaine bedenklich er- krankt. Der Präsident dèr Republik ift bei seiner heutigen Ankunft auf dem hiesigen Bahnhofe mit einer großen Ovation empfangen und von der Menge mit den Rufen: Es lebe Thiers! Es lebe die Republik! begrüßt worden.

Paris, Sonntag 12. Januar, Von dem Präsidenten der Republik wurden heute Vormittag 6 Delegirte der Rechten empfangen, welche beauftragt sind, fi Aufklärungen über die Ursachen der Entlaffung des Grafen Bourgoing von seinem Botschafterposten beim päpstlihen Stuhle zu erbitten. Diese Delegirte sollen ihrer Fraktion von dem Ergebnisse der heutigen Unterredung Bericht erstatten und es oll, wenn ihre Mitthei- lungen befriedigen, die Interpellation Belcastels dann ganz zurückgezogen werden.

Versailles, Sonnabend 11. Ianuar. Nationalversamm- lung. Bei der Diskussion des Antrages des Herzog von Broglie bezüglih eines ‘oberen Rathes für den öffentlichen Unterricht, wurden verschiedene Gegenanträge verworfen. Broglie \{chlug vor, daß die Nationalversammlung darauf verzichten möge, dur 4 Deputirte in dem oberen Rath vertreten zu sein und daß die- sen 3 Staatsräthe, ein Mitglied der Armee und ein Mitglied der Marine substituirt werden. Die Diskusfion wird nächsten Montag fortgeseßt werden. ### (#4

Lr A La Ai R L

C A T Ad Ls S Ale N Drt H T E DOTÀ

J: Die Versammlung der Rechten, welche die Berathung über die Interpellation Belcastels bezüglich der Demission Bourgoings

lorenen Paradies in die Feder diktirend. Es bildet cine Gruppe von lebensgroßen Halbfiguren. Der Dichter fißt mit erloschenen Augen, aber hohbegeistertem Ausdruck in dem edlen Kopf. und | scheint jene Verse zu rezitiren, welche sein blondes, jungfräulih | erwasenes Kind vor ihm, aufmerksam auf des Vaters Worte lauschend, niedershreibt. Zwei andere Mädchen, deren Schwestern, die eine rut der Laute in der Hand, umgeben sie. Die Scene ist im Garten vor Miltons Landhause gedacht.

Adalbert Begas malte die, vom Dampf des geöffneten Gefäßes betäubt und wie entscelt am Boden liegende, Psyche nach dem Märchen des Apulejus in Gestalt eines lieblichen licht- blond lockigen Mädchens mit edel geformtem unverhülltem Ober- körper, umgeben von blüthenreihen dunkelm Oleander- und Lor- beergebüsch.

Kleinere Genrebilder sind von Seitz (vier Frauen und Mädchen im eifrigen Gespräch sißend und stehend um den Tisch in ciner ziemlih dürftigen ländlihen oder kleinstädtishen Stube versammelt, ein Bild von außerordentlih minutiöfer Ausführung, ( Lang (eine Scene aus der Pußta, ungarische Roßhirten mit ihren Thieren,) Ka ufmann (die höchst charaktervolle Figur eines im Sißen eingeshlafenen Alten), Af chbroich (zwei Bauern- fnaben bei den ersten Versuchen des Cigarrenrauchens), Cowen (eine junge Dame in röôthlihem Haax in etwas phantastischer S Tracht mit einer Lilie) und von Cafstan hervor- zuheben.

Otto Weber stellte zwei ausgezeichnete Thierbilder

aus. Auf den einen sieht man eine Gruppe von IJIagdhunden fich eifrig um das Feuer in einem Kochheerde drängen; auf dem andern Kühe am Ufer eines flachen Gewässers, in welchem sie dahinschreiten, weiden, während ihre Hüterin, eine Bäuerin, auf einer höheren Uferstelle unter einem herbstlih gebräunten und theilweise entlaubten Baume sigt. Ein anderes vorzügliches Thièrstück, Rinder auf einem vom Gebüfh zur Rechten einge- faßten Dorfwege, ist von Volß ausgestellt, von Stelling das humoristishe Bild eines großen Affen, welcher mit argem Ueber- fluß von Tinte in der Feder auf dem Papier kühne Schreibver- suche anstellt. Größere Landschaften mit guter figürlicher Staffage wer- den von Winkler (Bucht am Frauen-Chiemsee) und Hennings (Schloß Badenburg bei München, die Gestalten im Cosftüm des 18. Jahrhunderts) gemalt. In zahlreihen andern Land- schaften tritt solhe Staffage entweder mehr zurück, oder erscheint die dargestellte Natur in ihrer Einsamkeit. Unter denen der erstern Art find besonders ausgezeihnet" die beiden Dorfbilder pon Wenglein (Münhen) „im Frühling“ und „im Herbft*. Die dürftige Scenerie is mit ganz \{lihter Treue wieder- gegeben; die cchte Stimmung - der beiden Jahreszeiten, die leuch- tende Heiterkeit der einen, die elegische Trauer, welche die andere über die ländlihe Natur hinbreitet, vollkommen getroffen. Unter den Landschaften der andern Gattung aber nehmen befonders die von Weichberger (Weimar) und Danz (Düsseldorf) einen hervorragenden Rang ein.

Nach Berichten aus Rio de Janeiro vom 23. v. Mts. is die Deputirtenkammer am 21. Die Thronrede befürwortete Refor- men des Wahlgeseßes der Nationalgarde sowie der Rekrutirung. In der Kammer befinden sih 71 gouvernementale und 42 oppo-

: „Bien public“ mit- theilt, hat Marshall Mac Mahon mit ‘einer Anzahl anderer Generale Urlaub erhalten, um dem Leichenbegängnisse des Kaisers

Einer Mitthei- zufolge haben 52 Marschälle und Generale die Erlaubniß nachgesucht, dem Begräbnisse in Chislehurst bei- dürfen, die Regierung habe aber nur denjenigen

zum Zwecke hatte, hat beshlossen, den Bischof Dupanloup, Bel- castel und andere Deputirte als Delegirte zu dem Präsidenten der Republik zu senden, um ihn zu ersuhen, über die Ent- la} sung Bourgoings am nächsten Montag Erklärungen zu ge- Ven) bevor der Zeitpunkt für die Interpellation fortgeseßt werde. :

/

Versailles, Sonntag, 12. Januar. Die Entsendung von Delegirten zu dem Präsidenten der Republik, welche ihn um Erklärungen über die Entlaffung Bourgoings ersuchen sollen wird als ein versöhnlicher Schritt, der dur die Ernennung Corcelle’'s zum Gesan ten beim päpstlihen Stuhle bestimmt worden, betrachtet. Wie vie „Agence Hav s“ vernimmt, dürfte die Zurückzichung der Interpellation eine Folge der Unterredung. sein, welhe wahrscheinlih morgen stattfindet.

Königliche Schauspiele.

Dienstag, den 14. Januar. Im Opernhause. (13. Vorstell.) Mignon. Oper in 3 Akten, nah Goethe's Roman: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Musik von Thomas. Ballet von P. Taglioni. Migaon: Frl. Ehnn, K. K. Kammersängerin aus Wien, als Gast. Philine: Frl. Grossi. Wilhelm Meister: Hr. Woworsky. Laërtes: Hr. Salomon. Lothario: Hr. Beh. Anfang halb 7 Uhr. Mittel-Preise.

Im Schauspielhause. (13. Abonnements - Vorstellung.) Dorf und Stadt. Schauspiel in 2 Abtheilungen und 5 Akten von Charl. Birch-Pfeiffer. Anfang halb 7 Uhr. Mittel-Preise. Mittwoch, den 15 Januar. lung.) Tannhäuser und der Sängerkrieg auf der Wartburg. Große romantishe Oper in 3 Akten von R. Wagner. Elisabeth: ör. v. Voggenhuber. Venus: Frl. Groffi. Tannhäuser: Hr. Niemann. Wolfram: Hr. Beß. Landgraf Hr. Fricke. Anfang halb 7 Uhr. Mittelpreise.

Im Schauspielhause. (14. Abonuements-Vorstellung.) Das Glas Wasser, oder: Ursachen und Wirkungen. Lustspiel in 5 Abtheilungen von Scribe. Anfang 7 Uhr. “Mittel-Preise.

Es wird ersucht, die Meldekarten (sowohl zu den Opern- haus-, wie zu den Schauspielhaus-Vorstellungen) in den Brief=- kasten des Opernhauses, welcher fich am Anbau desselben, gegen- über der katholischen Kirche, befindet, zu legen.

Dieser Briefkasten is täglih für die Vorstellungen des fol- | genden Tages nur von 10 bis 12 Uhr Vormittags geöffnet.

Meldungen um Theaterbillets im Bureau der General-In- tendantur oder an anderen Orten werden als nicht eingegangen angesehen und finden keine Beantwortung.

Rande eines, vom ivarmen Abendshein zwishen den . dun-- keln Wipfeln durchshimmerten, Parkes einige Gebäude Zei-:

| gen, f\cheint von jenen Hügeln durch tiefe, breite Thäler

getrennt. An dem vordersten Rande hält eine Gruppe von. höhern Befehlshabern beobahtend zu Pferde. Eine Kolonne preußischer Infanterie hat sih gefechtbereit auf ein Knie gewor- fen. Vereinzelt am Boden hingestreckte Soldaten- und Pferde- leihen, und getroffen vom Kampfplag zurückwankende Verwun-- dete, wie die hoch in der hellen Abendluft fliegenden Granat- und Shrapnellwölkchen, zeugen von den Wirkungen des feind- lihen Feuers. Die ganze Darstellung macht in hohem Grade den Eindruck ergreifender Wahrhaftigkeit und beweist doch gleich- geitig auch wieder von Neuem- die großartige Weise der Natur- anshauung und Auffassung bei diesem Künstler. i

Diese Eigenschaften, im Verein mit einer hervorragenden. Kunst und Kraft der Malerei, zeichnen die vier Landschaften von Andreas Achenbach hier niht minder aus. Es find sämmt- lich Bilder aus norddeutscher und niederländischer Natur; drei davon von ungewöhnlih großen Dimensionen. ‘In ihnen allen- ist diese Natur in höchster Erregung durch Sturm und Unwetter geschildert, und immer mit wahrhaft mähtigem Effekt. Das eine zeigt ein Paar alte Mühlen mit moosbedeckten Dächern, am Ab- hang eines waldigen Berges zur Ebene gelegen. Von Regen= güssen im Gebirge is der Mühlbah bis zum Uebertreten ange- \hwollen und stürzt nun mit wüthendem Toben thalabwärts und- überschwemmend daher, während der Sturm die herbstlih ge= bräunten Wipfel der Bäume beugt.

Auf dem zweiten Bilde ist es eine niederländische kleine- Hafenstadt, auf deren Kanal Schiffsmasten und Rauchfänge der heftigste Gewittersturm daherbraust, während gleichzeitig die das Gewölk. noch im Sinken durhbrechende Sonne einen grellen Schein auf die ‘ihr zugekehrten Flächen der fonst verdun- kelten Gegenstände wirft. Dann wieder malt das dritte große Bild die Wirkung eines ähnlihen Orkans und den frgppanten Lichteffekt des mit dem Wettergewölk kämpfen- den Sonneùiglanzes auf das Meer und die darauf tanzenden Fischerbarken, nahe einem holländischen Strande; das vierte end- lih, ein ‘kleineres Gemälde, den Sturm über die sandige Küste fegend, den Staub aufwirbelnd, dessen Wolken die eben am Horizont auffsteigende große leuhtende Scheibe des Vollmondes wird, das Leuchtfeuer des Hafens durchshimmmern.

Nében diesen neuen Werken deutscher Meister sind, außer )

älteren und von der Ausstellung in der Königlichen Akademie her bekannten, noch man französishe von Meissankner,

Troyon, Ziem, Daubigny, Isabey Fromentin, Lan- delle Gros, und ein die Rehabilitirung der Familie de Grinn (deren Haupt unschuldig hingerichtet worden war), von demlange an der Weimarischen Kunstschule thätig gewesenen belgishen Meister, Professor Pau- wels, mit Auszeihnung zu nennen.

\{hönes Bild aus belgischer Geschichte,

In dem Salon der Gemäldchandlung der Gebrüder Lepke, Unter den Linden, is unter vielen vorzüglichen Werfen jeden Genres zunächst des vaterländischen geschihtlihen Bildes von Koliß zu gedenken, welhes in der diesem Künstler ‘eigen- thümlihen Weise einen Moment des denfwürdigen und thaten-

Redaction und Rendantur: Schwieger.

Berlin, Verlag der Expedition (Kessel). Druck: H. Heiberg.

reichen Schlachttages pon Mars la Tour schildert. Man sieht im Licht der Sonnenuntergangsstunde eine weite hüglihé Land- schaft. Auf den Höhen im Mittelgrunde wird lebhafter Artille-

ein äâltercs Werk von Prof. I. Schrader zu nennen: der er- blindete Milton seiner Tochter seine große Dichtung vom Ver-

riekampf bemerklich. Das Plateau des nächsten ' Vor- dergrundes, auf welhem ih ganz zur Linken am

Vier Beilagen. (einshließlih der Börsen-Beilage.)

Im Opernhause. (14. Vorstel- *

Zweite Beilage

zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlich Preußischen Staats-Anzeiger.

o 11,

Landtags - Angelegenheiten.

Berlin, 13. Januar. Jun der. Sißung des Hauses der Abgeordneten F 11.5 d. M. nahm bei Beginn der Dis- kussion über den. Etat des Ministeriums des Jnnern zunächst der Regierungs-Kommifsarius, Geheimer Ober-Regierungs-Rath

. Kehler das Wort: A l 4 nie Herren, bei der gestrigen Diskussion, welche durch die Vertagung der Sißung unterbrochen wurde, sind mehrfache Angriffe gegen den Etat der Berliner Polizeiverwaltnng erhoben worden. Bon dem Herrn Abg. Eberty is wiederholt in Anregung gebracht worden die Uebertragung einiger Zweige der Polizeiverwaltung an Me E Stadtgemeinde. Als der gegenwärtige Oberbürgermeistee in sein Am eintrat, bezeichnete er der Staatsregierung einzelne polizeiliche Ange- legenheiten als solche, welche ciner anderweitigen Regulirung bedürftig wären. Im Interesse der Stadt beantragte er insbesondere, daß der Stadtgemeinde die Straßenbaupolizei in dem Umfange überlaffen würde, daß darunter nicht bloß die Unterhaltung der Straßen zu ver- stehen sei, sondern au die Regulirung der Baufluchten und die Re- ulirung des städtischen Bebauungsplanes. _ Außerdem stellte er den Antrag, daß der Stadtgemeinde dasjenige Straßenterrain. welches der Straßenfiskus aus der Baupolizeiverwaltung befißt, unentgeltlich ab- getretèn würde. Die Staatsregierung is auf diese Wünsche einge- gangen, und es haben Verhandlungen innerhalb der betheiligten Mi- nisterien stattgefunden, - welche dahin“ zum Abschluß S sind, daß die Bedingungen festgestellt worden find, unter welchen sowohl Ne Ueberlassung der Straßenbaupolizei in dem gewünschten Umfange als auch die unentgeltliche Abtretung des Eigenthums der den Straßen der Stadt möglich sein wird. Ich glaube, daß also eine Lösung Ee Frage stattfinden wird, welche ganz den Wünschen der Stadt ent- spricht. Die Bedingungen der Ueberlaffung find festgestellt, und es wird über die Ausführbarkeit dieser Bedingungen jeßt in Verhcndlun- gen mit der Stadtgemeinde eingetreten werden. Weitere Abtretung von Zweigen der Polizeiverwaltung sind bef dieser Gelegenheit nicht ewünscht worden. Auch hat fih zur Uebernahme des Einwohner- Meldeamts Seitens der Stadt keine Neigung gezeigt. E Wenn von dem Herrn Abgeordneten Eberty gestern der Straßen- reinigung insbesondere gedacht worden ist, so muß ich darauf bemerken, daß die Straßenreinigung an sih gar nicht Gegenstand der Polizei- verwaltung ist. Die Polizeiverwaltung hat diejenigen, welche zur Straßenreinigung verpflichtet find, zur Erfüllung dieser Berbindlichkeit anzuhalten, aber nicht selbst die Straßenreinigung zu bewirken. Wenn das hiesige Polizeipräsidium die Straßenreinigung in Berlin übernom- men hat, so ist das eben nur geschehen kraft eines Abkommens mit der hiesigen Stadtgemeinde. Vas Polizei-Präsidium hat damit ein sehr lästiges Geschäft übernommen und zwar aus dem Grunde, weil das Personal der Feuerwehr und der Straßenreinigung ein gemein- sames ist, und daher durch eine Trennung beider Anstalten sehr viel ¿here Kosten entstehen würden. i, i: ¿ ; Ie it hierbei n das Mißverhältniß erwähnt worden, welches darin besteht, daß der Brand-Direktor Scabell an der Spiße des Be- sprengungs-Komites steht. In dieser Beziehung will ich nur bemerken, daß nah den mir vorliegenden Nachrichten der Brand-Direktor Scabell selbst auf das allerdringendfte gebeten hat, ihn von diesem Geschäft zu entbinden, und daß er es nur für das verflossene Jahr noch auf das Andringen des Magistrats selbst übernommen hat. O Meine Herren, ih will noch einige Worte sagen in Betreff dér Vermehrung der Schußmannschaft, welche ebenfalls Angriffe erfahren hat. Die Vermehrung der Schußmannshaft, wie sic in den Etat aufgenom- men ist, verfolg. den Zweck einer gründlichen Verbesserung der Sri polizei. Daß in dieser Beziehung ein Bedürfniß vorhanden ist, wird von allen denjenigen anerfannt werden, welche den hiefigen Verhält- nissen näher stechen. Jch darf darau erinnern, daß das Hohe Haus selbst im vorigen Jahre einen Beschluß gefaßt hat, welcher die Staats- Regierung zu ciner strengeren Handhabung der Straßenpolizei in fitten- polizeilicher Beziehung auffordert. Meine Hercen, Sie werden fich wohl den Konsequenzen dieses Beschlusses- nicht entziehen wollen, und daher eine Bewilligung zu ciner neucn Vermehrung der Schußmann- chaft nit versagen, da die bisherige, „im vorigen Jahre eingetretene e tubrund sih als durchaus unzureichend gezeigt hat. Ich will beispielsweise ferner anführen, daß in der Zeit vom 1. September bis Ende November nah einer uns vorliegenden Notiz 33 Anfälle von Personen auf öffentlicher Straße stattgefunden haben. Es sind in ungefähr § der Fälle die Thäter ermittelt, in den übrigen Fällen nicht. Aus dem Nachweise , über die Verwendung der Schußmann- schaft, welche der Reg.-Komm. Jhrer Budget - Kommission übergeben at, werden die Herren erschen haben, daß die erhöhten Kräfte ver- wendet werden sollen theils zur Aufstellung fester Posten, theils zu Patrouillen, welche si in den einzelnen Patrouillenbezirken zu bewegen haben. Die Zahl der Vermehruug ist nicht etwa aus der Luft ge- griffen, sondern beruht auf einer Berehnung derjenigen Posten, welche als durchaus nothwendig erachtet werden E : S Meine Herren, erlauben Sie mir einen Rückblick auf die frühere Stärke der hiesigen Shußmannschaft zu werfen. Als dies Justitut im I, 1848 gegründet wurde, wurden 2000 Schußmänner angezzellt. Es kamen damals auf wenig mehr als 200 Seelen ein Schußmann. Im Jahre 1851 wurde die Schußmannschaft reorganisirt und auf eine Zahl von 1000 unberittenen und 50 berittenen Schußleuten her- abgeseßt. Damals betrug die Zahl der Bevölkerung 401,154. Wenn Sie jenes Verhältniß mit dem jeßigen vergleichen, fo ergiebt sich, daß gegenwärtig, in Berlur mehr als die doppelte Zahl der Einwohnerzahl vorhanden ist , und daß die Schußmannschaft nach der Vermehrung, welche Ihnen jeßt vorgeschlagen "tft, noch nicht das Doppelte von der Zahl erreicht, welche im Jahre 1851 angenommen worden ist. Seit jener Zeit hat die Vermehrung der Schußmannschaften nicht gleichen Schritt gehalten mit der Erweiterung des Stadtgebiets, mit der Ver- mehrung der Bevölkerung und mit der Steigerung des Verkehrs. Daher kommt es, daß in diesem Augenblicke eine vielleicht überraschend hohe Zahl von Schußmännern beantragt wird, fie entspricht aber nur dem wirklichen Bedürfnisse, und die Staatsregierung muß daher dringend bitten, daß Sie die Forderung bewilligen. Die Zahl ist auch im Verhältniß zu andern großen Städten keineswegs eine sehr ohe; ich darf mir erlauben, die Beispiele von London, Paris und Wien anzuführen, Nah uns vorliegenden Notizen waren früher wie es in diesem Augenblicke ist, weiß ih nicht aber früher in . London 7000 Constables angestellt auf eine Bevölkerung von 2,300,000 Einwohnern, und zur Ausübung der Straßenpolizei, das machte auf ungefähr 300 Einwohnern einen Constable. Jn Paris waren vor dem leßten Kriege bei einer Bevölkerung von 1,800,000 Eimwohnern 6000 Polizeileute angestellt, olso kommen auch auf 300 Seelen einer. In Wien stellt sih das Verhältniß so, daß auf ungefähr 450 Seelen ein Polizeibeamter kommt. Ich glaube nicht, daß die Stadt Berlin sih in ihren jeßigen Verhältnissen günstiger befindet als die andern genannten Städte.

Nach dem Abgeordneten Parrisius erg if} der Minister des Innern Graf zu Eulenburg das Wort: -

Ich höre, daß man gestern auf die traurigen Ereignisse vom 7. September zuräckgekommen ist. Durch die Zeitungen ist schon be- kannt geworden, daß eine Ermittelung darüber, ob etwa durch die Schuld von Beamten das Ereigniß herbeigeführt worden sei, zu dem Rejultate geführt hat, daß eine jolhe Schuld in keiner Weije nah- zuweisen sei. Die id ma hat geraume Zeit in Anspruch genom- men, und ih hätte gleih, nachdem die Staatsanwaltschaft ihren Be-

Montag, den 13. Januar

A R E O BOT 2 ‘B IL: ‘0A

i stattet hatte, eine Veröffentlihung eintreten lassen, wenn ih S Ta Gefühl gehabt hätte, daß eine so traurige Mata trop die halb der Vergessenheit anheimgefallen war, durch eine solche uu stellung auf's Neue shmerzlich in's Gedächtniß zurügerufen De en würde. Wenn aber der Wunsch laut wird, daß dies doch hes ge- schehen unbge, de a K Mart aus egt noch eine Veröffentlichung über die Angelegenheit eintreten zu E A i Jh bemerte in Bezug ‘auf das, was der Herr Abg. Parisuos eben sagte, daß in der Darstellung der San G R e U lich E A ist, daß eine Verschuldung berittener S E in keiner Weise stattgefunden hat, sondern daß die Thätigkeit der be- rittenen Schußleute eine gradezu rettende gewejen 11t für einen großen Theil derjenigen Leute, welche in dem Gedränge zu B Jeromme waren und die, wenn die berittenen Schußleute, indem sie h m Gewalt bis zu ihnen Raum schaften, nicht zu Hülfe gekommen wä- ren, ebenfalls dem Tode dur Zertreten ausgejegt gee]en waren. Der Polizeipräsident betont in allen seinen Berichten, daß nah seinen Wahrnehmungen, eine Vermehrung der verittenen Schußleute, ein ret wesentliches H sein werde, die nußbringende Thätigkeit der olizei zu erhöhen. : E

? ‘Déni Abgeordneten Dr. Braun erwiderte der Minister des Jnnuern: s s E

Eh I Demjenigen, was der Herr Vorredner sagte, licgt gewiß schr viel Wahres. Wer von uns jemals in London gewesen ift, der wird cine Vergleichung zwischen englischer und deutscher POL Aa, speziell zwischen London und Berlin, darzustellen Gelegenheit ge Ja t haben. Und diese Vergleichung fällt allerdings nicht zum Bort eil von Berlin aus. Allein in London besteht dieses Institut seit viel längerer Zeit als bei uns; es ist unter andren Verhältnissen ausge- bildet, es jeßt sich aus andern Elementcn zusammen, und wir fôönnen uns nur die Mühe geben, nah und nach durch Erziehung, gutes Bei- spiel u. f. w. dahin zua wirken, daß das Berliner Institut allmählig die Vollkommenheit des Londoner fich aneignet. 35 Cette

Worauf der Herr Vorredner seine Behauptung gründete, day die Schubleute immer nur zur Energie aufgefordert würden, nicht aber auch zur Höflichkeit, das weiß ich nicht. Jch weiß nicht, auf, welche Vorgänge er diese Behauptung stükt. Er jagt, er wolle die Ber- mehrung nicht bewilligen, auf die Zahl komme gar nicht an, jon- dern es komme -. nur darauf an, daß über die vorhandene Zahl im rihtigen Sinne disponirt werde. Nun kann ich umgekehrt sagen: auf das rihtige Disponiren kommt es in der That nicht an, wenn man Niemand hat, über den man disponiren kann, und fo steht nachgerade die Sache hier. Jch bin nicht ohne peinlichcs Gefühl daran gegangen, eine ziemlich bedeutende Vermehrung der Schußmann- schaft zu beantragen, nahdem das Haus schon im vorigen Jahre einige Hundert bewilligt hat; allein, meine Herren, man kann fich auf die Länge der nothwendigen Forderung nicht verschlicßen, wenn man überall sicht und hört: es ist zu wenig Polizcimannschaft da. Und gerade dieser Umstand, daß zu wenig Polizei da ift, wirkt auf das Verhalten der einzelnen Leute, die sich fortwährend in einer Minorität dem Pu- blikum gegenüber befinden, deprimirend. Wenn das Institut so starf ist, daß der Polizeibeamte weiß, er hat für die Ausübung seiner Pflicht eine Unterstüßung zu gewärtigen, und er wird feinem Einschreiten den nöthigen Nachdruck geben können, dann wird er in der Form viel hôf- licher und in seinem ganzen Auftreten viel milder; as wenn er unmer nur zu kämpfen hat mit dem widerstrebenden- Publifum und dem Ge- fühl: Du magst pfeifen und rufeu so vicl du willst, es nüßt dir nichts. Ich glaube, gerade wenn wir das Institut auch in der Zahl selbst vermehren, soweit, daß es das Gefühl der Stärke gewinut, dann wird das wesentlich auch darauf hinwirken, daß es das Gefühl der Stärke gewinnt, dann wird das wesentlih auch darauf hinwirfen, daß der einzelne Mann im Gefühl seiner Kraft würdiger auftreten wird, als das hin und wieder der Fall sein mag. Und dann, meine Herren, bedenken Sie auch noch Folgendes: Ich glaube, daß wir viel dazu bei- tragen können, die Schußmannschaft auch in ihrem äußeren Auftreten beim Publikum beliebter zu machen, went wir fie besser bezahlen. Eine große Zahl unserer Polizeibeamten, die wir aus gedienten Mili- tärs nchmen, sind so außerorxdentlih \{lecht bezahlt, daß sie die ganze Genugthuung für ihre sehr \chmale Stellung nur darin sehen, daß sie eine gewisse Autorität ausüben können; ich glaube, daß das häufig sehr shlechte Essen einigermaßen dadurch gefettet wird, daß fie auf der Straße wenigstens zeigen können: ih kann befehlen. Stellen wir die Leute besser, jo werden sie in ihrem ganzen Benehmen das angenehme Wesen zeigen, welches satte Menschen anzunehmen pflegen. 3

Rüdsichtlih der Polizeiverwaltung in der Provinz Posen erklärte der Regierungs-Kommissar, Geheime Ober-Regierungs- Rath v. Kehler: È | A : :

Die Frage, in wiefern die .Polizeiverwaltung in der Pro- vinz Posen anderweitig zu organisiren fei, ist_ nochji nicht zum Ab- {luß gelangt. Ich will auf die fernere Anfrage noch antworten, ob die Gehälter der Polizeikommissare, die mit 860 Thlrn. angeseßt sind, pensionsfähige Gehälter seien. Diese Frage bejahe i. T geht auch s{chon aus der Anmerkung auf Seite 51 hervor, daß diese 800 reines vensionsfähiges Gehalt sind und daß den Distrikts-Kom- missarien außerdem 400 Dienstentschädigung gewährt werden sollen, und zwar 100 Thlr. aus der Kreiskasse und 300 Thlr. aus der Staatskasse. U E

Im Extraordinarium find 20,500 Thlr. zum Ankaufe eines Gebäudes in Wandsbeck für das Landrathsamt des Kreises Stormarn in Schleswig-Holstein ausgeworfen. Die _Budget- Kommission beantragt die Absezung dieser Position Der Mi- nister des Innern äußerte hierüber: L

Würde die Sache nach dem Antrage der Budget- Kommisfion er- ledigt, so würde das Haus in kürzester Frist nochmals mit der Frage befaßt werden. Mir scheint immer noch nit eine klare Anschauung der sehr einfahen Sachlage vorzuliegen. : E :

Es kann doch nicht der Wunsch der Landesvertretung fein, ein Gebäude, welches sich im Besiße des Staates befindct, „und zu amt- lihen Zwecken benußt wird, los zu werden, fondern die Frage ist bis- her immer nur in der Richtung hier ventilirt worden, ob es nicht zweckmäßig sei, den Beamten Dienstgebäude in größerer Anzahl ju beschaffen, als bisher vorhanden gewesen sind. Im vorliegenden Jalle liegt die Sache so. An dem bisherigen Siße des Landrathsamts ist eine Dienstwohnung „und ein Dicnstlokal für das Amt. Ver Sis des Amtes soll verlegt werden; wir haben die bestimmte Ausficht, für das bisherige Lokal einen höheren Preis zu bekommen, als derjenige ist, den wir jeßt fordern, um für das Landrathsamt an dem neuen Sive desselben ein Dienstgebäude zu beschaffen. Der Staat macht dabei wahrscheinlich ein gutes Geldgeschäft, der Landrath erhält wieder eine Bienshzgolitmn und ein Amtslokal und Alles macht fich auf die eia- fachste Art. Tb hatte geglaubt, daß gar kein Zweifel daran fein könnte, daß es zweckmäßig sei in der von der Regierung vorgeschlagenen Weise vorzugehen. ï

s Bei 4 Diskussion über den Domänenetat entgegnete der Regierungskommissar Geh. Ober-Finanzrath Dreßler auf den Antrag des Abg. Rohland, die Verpachtung der Domänen u leihtern: : M / Alles dasjenige, was der geehrte Herr Vorredner angeführt hat, um die freie Konkurrenz bei der Verpachtung der Domainen zu te- fêrdern, das, glaube ih, hat die Staatsregierung bisher auch wahr- genommen. Wenn in cinem cinzeinen Falle von einem Kommissarius bei der Ausbietung und in Bezug auf Zulafsunz zum Bietungsterrin Schwierigkeiten gemacht worden sind, die nit gerechtfertigt waren, o

1878.

R E E I S E R P R A A E T ZOOR O ÈT D

fann dies wohl nur auf der Ungeschicklichkeit des Kommissarius be- ruhen, die der Staatsregierung nicht gerade zum Vorwurf gereichen N at die alten Domänenpächter eine besondere Berückfichtigung bei Ertheilung des Zuschlages gefunden haben, das glaube ih, kann man nicht mit Grund behaupten. Während des Jahres 1871 find, wie die Nachweisung, welche dem Hohen Hause überreicht worden ift, ergiebt, überhaupt 83 Domänen neu verpachtet. Bei diesen Dane tungen haben in 50 Fällen die alten Pächter den Zuschlag erha ten, die neuen Biet nden în 33 Fällen. Ferner bemerke ich, daß es Grund- jaß der Staalsregierung ist, wenn fie den Domänenpächtern auch ge- stattet hat, auf eigene Kosten eigenthümliche Gebäude auf dey Do- mänen herzustellen, bei Auflösung ihrer Pacht, fofern die Gebäude für den Wirthschaftsbetrieb wirklich ein Bedürfniß befr:edigen, fie auf Staatskosten anzukaufen, und nicht blos der Auseinander])eßung zwWt- schen dem abziehenden und anziehenden Pächter zu überlassen.

_ Was endlich den Wunsch betrifft, daß die früher vielfa bestan- denen Generalpachtungen getheilt, und die einzelnen Vorwerke. beson- ders verpachtet werden, so ist dem die Staatsregierung auch bereits, so weit es irgend die Verhältnisse gestatten, nachgekommen. Unter den 83 Domänen, die im Jahre 1871 neu verpachtet worden sind, ilt in vier Fällen eine solche Theilung der Pacht in die einzelnen Bor- werke versucht worden. Die alternative Ausbietung für die Verpach- tung der einzelnen Vorwerke eder für das Ganze, hat jedoch in zwei Fällen für die zweite A.ternative höhere Gebote ergeben, welchem au der Zuschlag ertheilt wurde. In zwei anderen Fällen hat die Einzel-

erpachtung stattgefunden. i j ta Ven Fa Biene Herrn Redner wurde noch die Anfrage ge- stellt, ob die Militärverwaltung über die ihr zur Einrichtung von Re- montedepots überlassenen Domänen selbständig und ohne weitere Zu- ziehung der Domänenverwaltung zu verfügen habe. Jch glaube mich darduf beschränken zu dürfen, daß ih dieje Anfrage einfach verneine.

Der Finanz-Minister Camphausen fügte hinzu: L

Meine Herren, der Herr Redner, der die Anklage wegen des Ber- fahrens der Domänenverwaltung in einem einzelnen Falle erhoben hat, hat, wenn ih es bet der herrschenden Unruhe im Hause recht verstan- den habe, den Fall selbst nicht näher bezeichnet. Es wird nicht er- wartet werden können, daß bei einem solchen Spezialfalle die Re- gierung im Stande wäre, ohne daß er ihr vorher näher angegeben ist, die etwa wünschenswertlze Auskunft sofort zu ertheilen. Eins fanmn ich versichern, daß nicht allein von mir, sondern auch von meinem Amtsvorgänger darauf Bedacht genommen ist, der Konkurrenz bei den Verpachtungen der Domänen den Weg zn bahnen, daß viele Hinder- nisse, die in früheren Bestimmungen lagen, seitdem beseitigt worden sind. Und wenn davon die Rede gewesen ist, daß die alten Pächter leicht bevorzugt würden, so kann ih versichern, daß i erst vor nicht langer Zeit in dem Falle gewesen bin, wo i; einem alten Pächter von Herzen gern gegönnt hätte, daß es mir möglich gewejen wäre, ihm die Pacht wiederum zu ertheilen, wo ih aber nah dem Prinzip des Meistgebots dem andern Bietenden meinerseits den Zuschlag er- theilt habe, gerade deshalb ertheilt habe, weil ich glaube, daß das Prinzip der Konkurrenz bei diesen Verpachtungen gehörig geschont werden muß. Was dann die Ausführungen des ersten Herrn Redners betrifft, so glaube ich denen gegenüber noch bestimmter betonen zu jollen, daß derjcnige Geseßentwurf, über dessen Behandlung beim Bundesrathe weiter ist bis jeßt die Sache überhaupt nicht ge- diehen hier schon mehrfach die Rede gewesen ist, die Domänen- Vorwerke nicht zum Militäreigenthum rechnet ; sie waren und find Eigenthum des Domänen-Fiskus und sind in den in dem Etat be- merkten Fällen nur an die Militärverwaltung verpachtet.

Auf eine Anfrage des Abg. Kerst über die Verpachtung von 40 Vorwerken an den Militärfiskus, welche als Remonte- depots benußt werden, erklärt der Finanz-Minister: i

Meine* Herren, mir entgeht ja gewiß nicht, daß der preußische Fiskus zur Militärverwaltung heute in einer anderen Beziehung steht, wie früher, und wenn ih heute in die Lage gebracht werde, mit der Militärverwaltung einen ähnlichen Kontrakt abzuschließen, um für Remontcdepots die Domänen zu verpachten, so dürfen Sie schon glau- ben, daß ich das Interesse des preußischen Staats dabei berüdsichtigen werde. Was die Vergangenheit betrifft, 10 bin ich _ja nicht in der Lage, über jeden einzelnen Kontraft, der besteht, Auskunft zu geben, ih würde es auch nicht für eine richtige 9 olitif halten, bei diesem Kontrakte gänzlich zu vergessen, day denn doch Preußen Z des Reiches auch in finanzieller Beziehung repräsentirt. Ich „würde dann ferner zu bemerken haben, daß wir die Remontedepots in Froviuzen (nge- legt haben, wo der durschnittliche Reinertrag aus dem Grund D Boden allerdings ein geringer ist, und endlich _würde ich auch no h weiter, wenn es wirklih nöthig wäre, auf das Detail nee e haupten können, daß die Bauverpflichtung, vor O, der Herr 2 ner so sehr zurückschreckte, daß die 1chon jeßt der Militärverwaltung F - liegt. Jch möchte glauben, meine Herren, daß wir hier Heim Etat für die Verwaltung der Domänen wohl nicht tiefer auf diese Frage einzugehen hätten. Daß ih es für meine Pflicht anerkenne, das preu- ische Interesse geyors an wahren, das brauche ih wohl kaum erst noch besonders zu versichern. A j ) 9 e de von Wedell-Vehlingsdorf erachtete die freie Konkurrenz der Bieter in Bezug auf die Bemwirthschaftung der Domäne nicht für gefahrlos. Der Finanz-Minister ent-

¿rauf : S it Tren: Was der Herr Vorredner das nackte Prinzip nent, ties nackte Prinzip besteht beim Finanz-Minister auch nicht.

Wir nehmen jedesmal in die Bedingungen die Bestimmung B daß dem Finanz-Minister zwischen dert drei Bestbietenden die E ae stehen solle. Und wenn bei dem Ausfalle einer S ) n Berhältniß so ergeben sollte, daß es demjenigén Interesse, we hes der Herr Vorredner vertritt, entsprechen würde, dem E den Zuschlag n zu geben, Jo m E Finanz-Ministerium in tfolhem Falle so frei fein, das nich z : j : S Vevae tkommission hatte die Regierung aus- gefordert, die Uebertragung der Bade-Anstalt U O an die dortige Kommune in Betracht zu ziehen. Der L Kommissar Geh. e N R E erklärte hierüber:

Der Antrag der Budget-Kommi|sion lautet: : ;

E A Königliche Regierung aufzufordern, die agen Sagnng zu nehmen, ‘ob es nicht zweckmäßig fei, die Ba eansta en zu MWeilbach auf die dortige Kommune zu übertragen. y

Zur Beleuchtung dieses, Antrages erlaube Se mir L m Hause wenige Mittheilungen über das Sd Weil nr gs ie w ia Cokfalverhältnisse zu machen. Das Bad Weilbach esigt zwei Quellen, eine falte Shwefelquelle und eine Natron-Lithion-Quelle, beide von

eshäßter tir p Das Uretablissement „mit den betreffenden an: gas zu Weilbach ist vor 40 Jahren von einem Privatmanne angeleg

worden ; das Bad aber so mangelhaft von ihm verwaltet, daß N O

1854, nachdem er beinahe fein ganzes Bermögen bei As B "g

eingebüßt hatte, fich gezwungen f\ah, N an e Herzog r a

he Regierung für 29,000 S zu verkaufen. Unter er a i s

Verwaltung hat sich das Bad sehr gehoben und namentli hat die

f Badegäste in den leßten Jahren bedeutend zugenommen. fe Da6 laufenden Etat gewährt das Bad einen Ueberschuß über die Kosten der Verwaltung von 2614 Thlr. und nach den inzwischen ein- gegangenen Berichten wird \ich für das Jahr 1872 der Uebershuß auf

ie 3000 Thlr. belaufen. Finanzielle Rücksichten drängen dahér me Ah dem Verkauf dieses Bades; es möchten vielleicht andere Rütcks