1873 / 12 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 14 Jan 1873 18:00:01 GMT) scan diff

Rüben auf Zucker verarbeitet und daraus 3,417,013 Ctr. Füll- masse gewonnen worden. Von den verarbeiteten Rüben sind 16,486,904 Ctr. von den betreffenden Fabriken selbs gebaut, die übrigen 11,161,496 Ctr. angekauft worden. Das muthmaß- lih in der Campagne 1872/73 noch zu verarbeitende Rüben- quantum wird auf 34,315,188 Ctr. angegeben, \o daß also überhaupt 61,963,588 Ctr. Rüben zur Zuckerfabrikation voraus- fihtlih zur Verwendung gelangen werden, während im Betriebs- jahre 1871/72 nur 45,018,363 Ctr. zur Verarbeitung gekommen find. Es berechnet sich \sonah für die laufende Campagne ein Mehr von fast 17 Millionen Centner Rüben, welches ledigli dem günstigen Ausfalle der leßtjährigen Rübenernte zuzu- schreiben ift.

Der Minister der geistlichen xc. Angelegenheiten Dr. Falk hat die medizinischen Fakultäten angewiesen, dem Uebelstande, daß die Studirenden der Medizin vielfah unmittelbar nah Ablegung des Tentamen physicum zum flinishen Unterricht übergehen, ohne theoretische Vorlesungen über Chirurgie und Medizin zu hören, dadurch entgegen zu treten, daß sie in jedem Semester für einen theoretishen Vortrag über Chirurgie und Medizin sorgen.

Der fünfte Vereinstag des deutschen nautishen Vereins wirdam 20. Januar.und an den folgenden Tagen im Hotel de Rome hierselbst abgehalten werden. Die Tagesordnung ift folgende: A. Versammlung der Delegirten am 20. Januar 10 Uhr Vormittags. Zusag zu den Statuten. Wahl des Vorftandes 2c. §. 19. B. Allgemeine Versammlung, woran jedes Mitglied Theil nehmen kann. 1. Bericht des Vorstandes über den Stand der Interessen des Seewesens und über seine Geschäftsthätigkeit. 1. In den Bezirksvereinen vorbereitete Gegenftände: 1. Seemannsordnung. Anwendung des §. 47. Vorschläge für die Instruktion an die Bundeskonsuln. 2. Stran- dungsordnung. Vorlage: Entwurf einer Strandungsordnung von Herrn Justizrath Perels. 3. Internationales Seerecht für Havariegrofse, Bodmerei- und Frachtkontrakte 2c. Reférent: Herr Telenborg. 4. Küstenbeleuhtung, einheimishe und der Nach- barstaaten. Verschiedene Anträge von Bezirksvereinen. 5. Schiff- fahrtsabgaben in deutschen Häfen, Referent: Herr Professor Karsten. Vorlage: Tableau über in mehreren Häfen bestehende Abgaben. 6. Lootswesen auf deutschen Strömen und an deut- schen Küsten. Referent: Herr Kapitän Hein. Vorlage: Ueber- siht der auf einigen Revieren bestehenden Anstalten. 7. Bericht über Anmusterungen in deutschen Häfen, seit 1867, nebs An- gabe der Ausländer. 8. Staats\eitige Bevorzugung der Dampf- schiffe den Segelschiffen gegenüber.

Hannover, 13. Januar. Se. Hoheit der Herzog Paul von Mecklenburg-Schwerin is} vorgestern Nachmittag hier eingetroffen und heute Nacht nah Bonn abgereist.

Bayern. München, 9. Ianuar. Der König hat 27 Beamten des äußern Verwaltungsdienstes, in huldvollster Wür- digung des von denselben durch Förderung der Interessen des landwirthschaftlichen Vereins in besonders hervorragender Weise bethätigten ersprießlihen Eifers, die Allerhö fte wohlgefällige Anerkennung ausgedrückt, und deren Bekanntgebung durch das Regierungsblatt, was heute geschieht, angeordnet.

Nach amilicher Bekanntgebung hatten die sämmtlichen Ge- meinden des Königreihs am Schlusse des Jahres 1871 einen Schuldenstand von 29,340,751 fl. 18 kr. und betrug der Schuldenzugáng in diesem Jahr 3,081,235 fl. 3 kr.

11. Januar. Die Vermählung des Prinzen Leo- pold von Bayern mit der Erzherzogin Gisela von Oesterreich wird, wie nun bestimmt is, am 24. April dieses Jahres zu Wien stattfinden, und die Neuvermählten werden einige Tage \päter hier eintreffen. Das Gesammtpersonal für den Hofstaat des hohen Paares ift bereits ernannt, und dasselbe hat vom 1. März nächsthin in Dienst zu treten.

Sachsen. Dresden, 13. Januar. Die Zweite Kam- mer. beschäftigte sih in ihrer heutigen öffentlichen Sißung, wel- cher eine geheime vorhergegangen war, mit dem vom Abgeord- neten Klemm erstatteten Bericht über das von der Régierung zum Zweck der Erweiterung des hiesigen Königl. Großen Gar- tens eingebrachte Postulat von 90,000 Thlr., welches nah län- gerer Diskussion gegen 15 Stimmen bewilligt wurde, Dann folgte der Bericht der 1. Deputation über den Entwurf eines Kirchengesehes, eine Abänderung der Bestimmungen in 8.95 der Kirchenvorstands- und Synodalordnung über die Beseßung geistlicher Stellen enthaltend. Referent war der Abgéordnete Dr. Biedermann. Die Mehrheit der Deputation enmfahl der Kam- mer, ihre Zustimmung zu dem Kirchengeseße auszusprechen, während eine Minorität beantragte, diese Zustimmung abzu- lehnen. Der Kultus-Minister Dr. von Gerber verwandte sih kurz für die Genehmigung des Kirchengeseßes nnd beantwortete eine Anfrage des Abgeordneten Ludwig wegen der Besetzung der Ober-Hofpredigerstelle dahin, daß die Regierung in ihren Bemü- hungen fortfahre, eine ausgezeihnete Kraft für dieses Amt zu gewinnen. Nachdem der Präsident die Spezialdebatte eröffnet hatte und §8. 1 des Kirchengeseßes mit 41 gegen 25 Stimmen abgenommen worden war, wurde über einen Antrag diskutirt, ohne Berathung und Abstimmung über die einzelnen Para- graphen, die Zustimmung oder Äblehnung des Gesehes im Ganzen zu erklären.

Hessen. Darmstadt, 13. Ianuar. Die zweite Kam- mer des Großherzogthums ist nunmehr auf den 20. Ianuar einberufen worden.

Meelenburg. Schwerin, 12. Ianuar. Das Regie- rungsblatt enthält eine Großherzogliche Verordnung vom 11. d. M., nah welcher bis zu anderweitiger Regelung durch die Reichs- geseßgebung alle Zahlungen, welche in Mecklenburg in Tha- [lern Gold, die einfahe Pistole zu fünf Thalern gerechnet, zu leisten sind oder geleistet werden dürfen, in Courant nach dem Verhältniß von 100 Thlrn. Gold gleich 1111/5, Thlr. Courant oder von 1 Pistole gleih 5 Thlrn. 261/, Schilling Courant sollen geleistet werden können.

Oldenburg, 10. Januar. Das „Gesebblatt“ veröffentlicht eine Verordnung vom 1. September 1872, betreffend Haus- gese für das Großherzoglich oldenburgishe Haus.

Braunschweig, 11. Januar. Neben den von Amtswegen or- dentlichen oder außerordentlichen Mitgliedern der Herzoglichèn Mi- nisterial-Kommission sind noch ernannt zu ordentlichen Mit- gliedern derselben; 1) für die Sektion der innern Landesverwaltung und Polizei: der Kreis-Direktor Culemann, der Kammérrath vön Pawecl, der Polizei-Direktor Meyer; 2) für die Sektion ‘der Fi- nanzen und Handels - Angelegenheiten: der Finanz- Direktor von L Geheime Kammerrath Krüger, der Kamwmerrath

raf von Görz-Wrisberg; 3) für die Sektion der Iustiz : ‘Ober- Gerichts-Präfident Dr. jur. Trieps, der Obergerichts-Vize-Präsi- dent Knittel, der Ober-Staatsanwalt Rhamm; 4) für die Sek-

tion der geistlihen und Schul-Sachen: der Konfsistorialrath Abt

Ernesti, der Schulrath Professor Dr. Gravenhorst, der General-

und Stadt -Superintendent Pfeifer; zum außerordentlihen Mit-

gliede: der Hof- und Domprediger, Propst Dr. Thiele; 5) für

die Sektion der Militär-Sachen: der General-Lieutenant von

Wadol der Oberst von Seckendorff, der Obrist-Licutenant von achholt.

Sachsen - Coburg - Gotha. Coburg, 12. Januar. Die Herzogin hat sich heute Mittag nah Gotha zu längerem Aufenthalte daselbft begeben.

Anhalt. Dessau, 11. Januar. Die Ges. - Sammlung veröffentliht ein Geseß vom 8. d. M. -zur Ausführung “des Geseßes vom 19. Februar 1872, die Abänderung einiger weiterer Bestimmungen der Landschaftsordnung betreffend. Das neue Geseß enthält Bestimmungen über die Abgrenzung der Wahl- bezirke, die Wahlen der Wahlmänner, Abgeordneten und Meist- besteuerten.

Lübeck, 13. Ianuar. Die heutigen „Lübeishen Anzeigen“ enthalten folgende Bekanntmachung:

Am 18. Januar d. I, kehrt der Gedenktag der Wiederauf- richtung des Deutschen Kaiserreihs wieder. So lange es noch an einem gemeinsamen, ganz Deutschland umfassenden, die Segnungen der Erfolge des großen Kampfes von 1870/71 feiernden Nationalfeste fehlt, eignet vorzugsweise jener Tag ih zu festliher Begehung Üeberzeugt, dabei allseitiger Theilnahme der Bevölkerung zu begegnen, hat der Senat das Folgende be- \chlofsen: Am 18. Januar Mittags wird mit den Glocken es licher Hauptkirhen der Stadt geläutet, auch von den Thürmen der St. Marien- und der St. Iacobi-Kirhe der Choral „Nun danket Alle Gott“ geblasen werden. Wie der Senat vorausseßt, daß die Schulvorsteher dafür Sorge tragen werden, der ihnen unterstellten Shuljugend am 18. Januar die große vaterlän- dische Bedeutung dieses Gedenktages ans Herz zu legen, so sind die Geistlichen der Kirchen -des Lübeckishen Freistaates veranlaßt worden, an dem auf jenen Tag folgenden Sonntage, bei dem Gottesdienste, des Ereignisses der Wiederaufrihtung des Deut- schen Reiches unter der Führung seines ruhmgekrönten Kaisers in angemessener Weise, mit Dank und Fürbitte, zu gedenken. Der Ertrag ciner am Sonntage, den 18. Januar d. I., zu ver- anstaltenden Kirchen-Kollekte, für die Invaliden aus den Kämpfen von 1870/71 und die Hinterbliebenen der im Kampfe Gefallenen bestimmt, wird der „Kaiser Wilhelms-Stiftung für deutsche In- validen“ überwiesen werden.

Gegeben Lübeck, in der Versammlung des Senates, am 11,

Januar 1873, ; Ed. Hach, Dr., Sefkretarius.

Desterreich-Ungarn. Wien,213. Januar. Der Finanz- minister de Pretis haz, der heutigen „Neuen Freien Prefse“ zufolge, vom Kaiser die Genehmigung erhalten, einen Geseyz- entwurf über Aufhebung der Inseratensteuer dem Reichstage vorzulogen. Demselben Blatte wird aus Rusthuk telegra- phirt, daß, nachdem auf Befehl des Großvezirs die griechische Kirche wieder eröffnet wax, die Bulgaren die Griechen bei der Abendandacht überfallen und die Thüren und Fenster der Kirche zertrümmert haben. Bei dem Tumult is eine Person ums Leben gekommen, mehrere sind verwundet. Die Garnison ift kon- signirt, um weitere Ruhestörungen zu verhindern.

Grofßbritaunien und Jrland, London, 11. Januar. Der Prinz von Wales i} von seinem Besuche bei Sir An- thony Rothschild in Aston Clinton nah Marlborough-House zu- rückgekehrt. Wie verlautet, werden sih der Prinz und die Prinzessin Christian von Schleswig-Holstein auf längere Zeit nah dem Kontinent begeben.

Der Pungertuphus, der seit geraumer Zeit im Süden von London herrscht, ist, wie die „A. A. C.“ mittheilt, jeßt au in Manchester und in den Töpfereibezirken von Stafford- shire zum Vorschein gekommen.

Aus Calcutta wird der „Times“ unterm 10. d. tele- graphirt: Das Publikum billigt Sir W. Muirs Ernennung zum Finanz-Minister an Stelle Sir Richard Temple's. Die Türken bedrohen den Sultan von Lahej, der Aden mit Zufuhren versieht.

183. Januar. (W. T. B.) Die Leiche Napleons wird, dem „Globe“ zufolge, bis morgen Nachmittag 4 Uhr in Parade ausgestellt. Die Kaiserin Eugenie ist erkrankt und wird der Beerdigungsfeierlichkeit niht beiwohnen können.

__ Frankreich¿ Paris, 12. Januar. Nach dem Bericht über Algerien, welchen das „Journal Officiel“ veröffentlicht, ist die Ruhe in den Grenzdistrikten und im Süden nicht - ge- stört worden. Die Aussichten für den Ackerbau sind durchaus befriedigender Art.

_— Der Präsident des gesetzgebenden Körpers unter dem Kaiserreihe, Schneider, hat sich nah Chislehurst begeben.

In Folge der Abstimmung, welche gestern wegen der Wahl des Vorstandes des linken Centrums stattfand, wird sich einè Gruppe unter dem Titel „Réunion de la République Conservatrice“ bilden. Dgs Programm, welches in einer vor- bereitenden Versammlung vorgetragen wurde, ist in folgenden Säßen enthalten: „Der Verein besteht aus konservativen Re- publikanern, d. h. aus Männern, die überzeugt sind, daß die Republik heute die allein in Frankreich mögliche Regierung ift, welche jedoch entschieden konservativ sein muß. Die Vexsamm- lung hat die Absicht, außerhalb der ertremen Parteien die Po- litik zu unterstüßen, welhe zugleich auf der Botschast des Präsidenten der Republik und auf dec in der Sitzung vom 14.. Dezember vom Siegelbewahrer im Namen der Regierung gehaltcnen Rede basirt ist.“

Versailles, 13. Januar. (W. T. B.) Der Präsident Grevy machte in der heutigen Sihung der Nationalversamm- lung die Mittheilung, daß die Antragsteller der Interpellation über die Entlassung Bourgoing's mit der Regierung dahin über- eingekommen seien, die Festseßung eines Tages für die Beant- wortung der Interpellation bis zum Mittwoch hinauszuschieben. Larcy berichtete heute über die Unterredungen des Präsidenten Thiers mit den Mitgliedern der ersten Subkommission des Dreißiger-Aus\husses. Das Ergebniß soll geheim gehalten wer- den, bis der F ent fich von Neuem vor der Kommission hat vernehmen lassen. Die Petitionskommission a heute über die Petition des Prinzen Napoleon berathen und den Deputirten Depeyre, welcher derselben günstig gestimmt is, mit 11 gegen 4 Stimmen zum Berichterstatter gewählt.

Spanien. Madrid, 12. Januar. (W. T. B.) Untér außerordentlich zahlreicher Betheiligung aller Klassen der Gesell- haft (man {äßt die Zahl der Anwesenden ‘auf twa 15—1700)

at hier heute eine Versammlung zu Gunsten der Auf- ebung der Sklaverei in den Kolonien stattgefunden. Die Versammlung entsandte eine Deputation aus ihrer Mitte,

um die Regierung wegen ihrer Haltung in dieser Frage zu be- glückwünschen. y

Bei den Gefechten mit den Carlisten in den legten Tagen find die von Saballs, Castells, Fagola (in Catalonien) und Pallor (Murcia) befchligten Banden geschlagen und die drei leßteren Anführer getödtet worden. Andere Abtheilungen in den Provinzen Castellon und Navarra unter Cocalla Ollo und anderen Führern sind unter Zurückla}sung vieler Todten und Verwundeten zersprengt und die Bande Fallada's von den Freiwilligen von Villaseco zurückgeworfe worden.

Italien. Rom, 13. Januar. (W. T. B.) Für Napo- [eon 1]. soll auf Befehl des Königs eine zwölftägige Hof- trauer angelegt werden. In Florenz is eine Subskription eröffnet, zum Zwecke der Veranstaltung einer Leichenfeierlichkeit für Napoleon in der Kirche Santa Croce.

Nach einer aus Rom in Paris eingetroffenen telegra- phishen Meldung hat der Papst am 13. d. M. die deutschen Katholiken, welhe in Rom wohnen, empfangen.

Der Bericht des Abgeordneten Depretis über den Vor- anshlag des Budgets des Bauten-Ministeriums für 1873 liegt- gedruckt vor. Die ganze Summe beläuft \ich eins{hließlich des Transports aus dem definitiven Budget des Iahres 1872 für das Jahr 1873 nach dem Vorschlage des Ministers auf 149,266,300 Fr. und nah den Anträgen der Kommisfion auf 145,078,555 Fr. Davon kommen nah dem Vorschlage des Minifters 525 Millionen auf die ordentlichen, 964 Millionen auf die außerordentlichen Ausgaben. Die Kommission will dana nur 924 Milliouen Fr. auf die außerordentlichen Ausgaben ge- nommen wissen. Die von der Kommission bestimmten außer- ordentlihen Ausgaben vertheilen fih folgendermaßen: 6,777,900 Fr. für allgemeine Ausgaben, 22,215,611 Fr. für öffentliche Ar- beiten, 61,248,752 Fr. für Eisenbahnen, 2,000,000 Fr. als Ent- schädigung für die Adriatish-Orientalische Gesellschaft; zusammen 92,239,263Fr. Dievon der Kommission vorgeshlagenen Abzügekom- men auf Rehnung der im Bau begriffenen Eisenbahnen. Sie shlägt nämlih vor, die Ausgaben für die Ligurishe Eisenbahn 15,303,000 auf 6,507,000 Fr. herabzuseßen, die der Poüber- brückung auf der Linie Modena-Mantua von 1,200,000 auf 650,000 Fr. und die Million zu streichen, welche für die Voll- endung der Linie Asesano-Grofseto ausgeworfen war. Diese Herabsezungen sind in der Vorausseßung vorgeschlagen worden, daß diese Ausgaben im Jahre 1873 nicht nöthig find. Dagegen werden für die calabrish-\icilianishen Eisenbahnen 6 Millionen mehr vorgeschlagen, im Ganzen 27,872,009 Fr. Die für die calabrish-ficilianischen Bahnen abgeschlossenen Kontrakte beliefen sh am Ende September 1872 auf 89,568,000 Fr., nämlich 49,956,000 Fr. für die calabrishen und 40,312,000 Fr. für die sicilianishen. Ueber die Zahl von Arbeitern an diesen beiden Bahnnezen, welche vergangenen Sommer vom Fieber heimgesucht wurden, enthält der Bericht folgende Angaben: Es verließen 10,949 Mann die Arbeiten fieberkrank, 568 wegen anderer Krankheiten, 7065 aus Furcht vor dem Fieber; es wurden also 18,582 Mann außer Thätigkeit geseßt. Dieser Umstand erklärt, warum die Arbeiten vorigen Sommer nicht mehr vorgerückt sind. Das Budget der öffentlihen Arbeiten wird nah der Wieder- eröffnung der Kammern zuerst auf die Tagesordnung kommen.

Der Bericht des Kammerausschusses, welcher mit der Prü- fung des neuen Rekrutirungsgesetzes betraut war, ist so eben zur Vertheilung gekommen. Das neue Geseß geht von dem Grundsaße der ‘allgemeinen Wehrpflicht aus und gestattet nur in fo fern eine Ausnahme sür die ältesten Brüder junger Waisen und die ältesten Söhne oder Enkel von Wittwen, als dieselben in die dritte Kategorie treten. Es werden jährlich 100,000 Rekruten ausgehoben; da aber der Ausgabenetat des Kriegs-Ministeriums nicht gestattet, sie alle unter den Waffen zu halten, so müssen die bestehenden beiden Klassen beibehalten werden, deren erste 75--80,000 Rekruten mit dreijähriger Dienstzeit umfaßt; die anderen werden in die zweite Klasse gestellt. Die ganze Dienstzeit dauert 19 Jahre. So wird das stehendeHeer si auf 640,000 Mann belaufen, von denen 500,000 zur ersten, 140,000 zur zweiten Klasse gehören. 260,000 Mann würden die mobile Miliz bil- den, welche im Kriegsfalle das stehende Heer unterstüßen muß, sei es, um in zweiter Linie zu kämpfen, oder um die Festun- gen und Küsten zu beseßen. Nach Ablauf der dreijährigen Dienstzeit können die ausgedienten Soldaten sih auf s Neue anwerben lassen und erhalten dafür am Ende ihrer Dienstzeit 120 Franken. Die einjährigen Freiwilligen treten nach dem Ablaufe ihres Dienstjahres in die zweite Klasse ein. :

Nufßland und Polen. St. Petersburg, 12. Ia- nuar. Das 10jährige Jubiläum des Großfürsten Michael Nikolajewit\sch als Statthalter im Kaukasus wurde am 18. Dezember in Tiflis festlih begangen.

Am Neujahrstage, dem Geburtstage des Großfürsten Alexej. Alexandrowitsch und der Großfürstin Helene Pawlowna, wird die Stadt festlich illuminirt werden. :

13. Januar, Das für das russishe Reih pro 1873 aufgestellte Budget weift nicht allein kein Defizit, sondern noch einen Einnahme-Ueber\chuß auf. ;

Der Geheime Rath im russischen Ministerium des Aeuße- S Westmann, is zum Wirklihen Gehetmen Rath ernannt worden.

Schweden und Norwegen. Stockholm, 7. Ianuar. Die Zweite Kammer des hier am 15. d. M. zusammeittretenden Reichstages wird aus 194 Mitgliedern bestehen, wovon 112 alte und 78 neugewählte sind; für 3 Wahlkreise sind die Wahlen noch unbekannt geblieben. Von den Repräsentanten sind 45 civile oder militàäre Beamte, 111 Landleute, 11 Kaufleute, 3

Priester, 4 Küster und Schullehrer, 2 Aerzte, 1 Literat, 7 Hand-

werker und 7 Bergwerksleute.— Die Zahl der Landleute beträgt somit fast 60 Proz. der ganzen Repräsentationsanzahl.

Dänemark. Kopenhagen, 183. Januar. (W. T. B.) Der Kultusminister C. C. Hall deutete in der heutigen Sizung des Folksthings auf die Möglichkeit der Auflösung der Ver- sammlung hin, da Seitens der Linken. die Erklärung abgegeben wurde, fie werde bei der zweiten Lefung des Schulgeseßes gegen die Regierungsvorlage stimmen.

Amerika. Monatsübersicht. Die dritte und lebte Session des 42. Kongresses der Vereinigten Staaten ift am 2. Dezember in Washington eröffnet worden. Die dem- selben übergebene Botschaft des Präsidenten weicht insofern von allen früheren ab, als in derselben von Seiten der Administra- tion dem Kongresse eine Reihe von Vorschlägen zur Prüfung anempfohlen wird, welche sich auf eine ausgedehnte M AeS bindung durch Erbauung neuer Kanäle im Innern des Landes, auf Subvention derjenigen Dampfschifflinien, welche den Ver- kehr zwischen San Franzisko und China, Japan und Austra- lien, sowie den zwischen Brasilien und den Vereinigten Staaten vermitteln, und endlich auf die Erwerbung der sämmtlichen

Telegraphenlinien durch die Regierung beziehen. Bisher war es immer dem Kongresse überlassen gewesen, die Jnitiative in dergleichen Sachen zu ergreifen, oder man hatte es der Privat- industrie überlassen, Bauten, wie die vorgeschlagenen, zu unter- nehmen und auszuführen; daß die Centralbehörde es jeßt unter- nimmt, mit solhen Plänen vorzugehen, legt jedenfalls Zeugniß von der immer wachsenden Centralisation in ‘den Vereinigten Staaten ab. Sonst hebt die Botschaft des Präsidenten das un- unterbrochene materielle Gedeihen des Landes im Junern und die seit der Entscheidung der Alabama- und San Juan-Frage dur nihts mehr getrübten Verhältnisse zu den auswärtigen Mächten hervor, wobei nur Spanien und Mexiko mit einiger Reserve behandelt werden. Doch auch bei Erwähnung der beiden leßteren Mächte sindet man keine Andeutung, daß irgend welhe Aenderung in den bestehenden friedlichen Verhältnissen zu befürchten wäre, und haben Diejenigen, welche in der Botschaft eine, wenn auch niht drohende, doch wenigstens scharse Sprache gegen beide Länder zu hören hofften, in ihren Erwartungen getäuscht gefunden. Das freundschaftliche Verhältniß der Vereinigten Staaten zu Deutschland, Rußland und Frankreih wird ganz besonders hervorgehoben. Auf die Finanzen übergehend, wird ein großes Gewicht auf die Ver- minderung der Bundess{huld um 360 Millionen Dollars gelegt, auch eine Reduktion in den durch die Erhebung der Bundes- steuern verursachten Kosten in Aussicht gestellt, eine Herabsetzung der Steuern aber für unzulässig erklärt. Jn Betreff der Reform des Civildienstes äußert sich der Pröivent dahin, daß die An- stellungen bisher zu sehr als der Lohn für politische Dienste be- trahtet worden seien, und daß es sein ernstliches Bestreben sein werde, die größtmöglichste Reform herzustellen, doh bedürfe er dazu der thätigen Mitwirkung des Kongresses. Indessen scheint der Präsident in dieser Beziehung bei den Führern der republikanischen Partei auf Widerstand stoßen zu sollen, da noch kürzlich einzelne derselben ihre Ansichten dahin ausgesprochen haben, daß die Stellen, welche die Regierung zu vergeben habe, als die opolia spima der siegreichen Partei angeschen werden müßten. 1 D : : Der Finanz-Minister befürwortet in seinem Berichte die Umwandlung der 6prozentigen Bundesobligationen in 5prozen- tige, wozu seiner Meinung nach augenblicklich ein günstiger Zeit- punkt sei, er spricht sih ferner gleichfalls gegen etwaige Reduk- tionen der Steuern und besonders gegen die des jeßigen hohen Einfuhrtarifs aus, da seiner Meinung nach der augenblickliche Wohlstand der Vereinigten Staaten nur den hohen Eingangs- zöllen zu verdanken sei, wodur allein ein hoher Lohnsaßtz für die arbeitenden Klassen ermöglicht werde. Auch gegen eine etwaige Verminderung der Papiergeldcirkulation, um dadur den Uebergang zur Wiederaufnahme der Baarzahlungen zu ermög- lichen, ist der Minister eingenommew, er will vielmehr diesen Uebergang bis zu der Zeit verschoben wissen, wo die augenblick- lich vorhandene Masse papierner Werthzeichen - den durch ver- mehrte Einwohnerzahl und erhöhten Verkehr gesteigerten Bedürf- nissen des Landes entsprechen wird. i n

Sehr ungünstig ist das Bild, welches der Marine-Minister von dem Zustande der amerikanischen Flotte entwirft. Obgleich dieselbe aus 178 Schiffen besteht, worunter 68 Dampfer und 951 Panzerschisse, so befinden sich unter dieser Zahl doch kaum 4 Schifse, welche den Anforderungen der neuesten Zeit nur irgendwie entsprehen und welche im Falle eines Krieges mit Vortheil verwendet werden könnten. Cins der ersten Geseße, welche dem Kongresse vorgelegt wurden, isi deshalb auch eins über den Bau neuer Kriegsschiffe gewesen, auch hat das Reprä- sentantenhaus sofort den Vau von fechs Schissen genehmigt, welche allen Anforderungen der Neuzeit entsprehen sollen, der Senat hat indessen auf den Bau von zehn solchen Fahrzeugen, wie in der ursprünglichen Vorlage beantragt worden war, be- standen, und die Bill ist deshalb dem Repräsentantenhause zur nohmaligen Berathung vorgelegt worden. :

Nach dem Berichte des Kriegs-Ministers besteht die Armee

der Vereinigten Staaten zur Zeit aus 26,594 Mann. Derselbe spricht fich gegen jede Reduktion aus, da die Zustände in den südlichon Staaten, in denen augenblicklich ein großer Theil der Armee steht, eine solche Maßregel nicht zu rechtfertigen ver- möchten. : Ein sehr unerfreuliches Resultat hat das Post-Departement geliefert. Dasselbe weist im laufenden Jahre ein Deficit von 4,742,000 Dollars auf, und wird das Desficit des kommenden Jahres sogar auf 6,000,000 Dollars geshäbßt.

Die Botschaft des Präsidenten und die Berichte der ver- schiedenen Departements-Chefs haben im-Allgemeinen im Lande einen günstigen Eindruck gemacht, wenn sie gleich auf den Handel und besonders auf den Geldmarkt ohne Einfluß geblieben sind. Das Goldagio, welches sich während des ersten Drittels des Monats auf über 13 Proz. hielt, sank später bis auf 114 Proz. herab, und zur Zeit ist keine Veranlassung vorhanden, ein wei- teres Steigen zu befürchten, Der Exporthandel blieb gedrüt, was vorzüglich der Knappheit des Geldmarktes und den durch Mangel an Schiffsräumen veranlaßten hohen Frachtsäßen zuzu- \hreiben ift, und au der Importhandel hat in seinen Umsäten die entsprechende Periode des Vorjahres nicht erreicht. '

Die Schuld der Vereinigten Staaten betrug am Mr TAR :

nach Abminderung derselbên im November um 1,198,229 Dollars und nach Abzug des Baarbestandes im Schaßamte an demselben Tage von 103,186,751 Dollars, 2,160,568,030 Dollars. Für den Dezember hatte der Finanz-Minister den Verkauf von 4,000,000 Dollars in Gold und den Ankauf einer gleichen Summe von Bundesobligationen angeordnet, außerdem auch 850,000 Dollars dreiprozentiger Certifikate behufs Einlöfung ge- kündigt, deren Verzinsung mit dem 31. Januar 1873 aufhört.

Jm Hafen von New-York ländeten im November 18,904 Einwanderer, unter denen fich 10,450 Deutsche befanden, 1170 mehr äls in demselbén Monate des vergangenen Jahres. Die Gesammt-Einwanderung im Hafen von New-York betrug wäh- lend der ersten elf Monate 278,361 Personen, worunter 121,338 Deutsche, gegen 218,717 Personen, worunter 78,929 Deutsche, in demselben Zeitraum des verflossenen Jahres. Es hat mithin die deutsche Einwanderung in New-York allein int dieser Periode um 42,409 Personen zugenommen.

Durch den so kurze Zeit vor der Zusammenkunft der Elek- toralwähler erfolgen Tod Greeley's, wodurh den Wählern nicht änmal Zeit blieb, sich behufs der Nomination eines neuen Kan- didaten ‘an die Urwähler zu wenden, ist die Frage vielfach an- Feregt worden, was denn zu geschehen habe, wenn einmal der Kandidat der siegreichen Partei zu einem ähnlichen Zeitpunkte sterben sollte. Nach der Konstitution steht es den Elektoral- wählern allerdings vollständig frei, für wen sie ihre Stimmen abgeben wollen, fofern der von ihnen Erwählte nur den in der Konstitution festgeseßten Bedingungen entspricht; praktisch ift diese Berechtigung aber {hon seit langer Zeit durch die sehr ausgebildete Parteidisciplin aufgehoben worden, und sind die

Elektoralwähler moralisch gezwungen, nur für den von ihrer Partei aufgestellten Kandidaten zu stimmen. Es ist daher von der Presse aller Parteien in Anregung gebracht worden, auf die Mitglieder des Kongresses dahin einzuwirken, daß das System indirekter Wahlen abgeschafff “und dem Volke durch direkte Wahlen die Erwählung des Prä- sidenten, welche es faktish bereits ausübt, überlassen werde. Von den dem Repräsentantenhause vorgelegten Gesetesentwürfen ist besonders der des General Banks hervorzuheben, wona die Amtsdauer des Präsidenten auf sechs Jahre verlängert und sein Gehalt auf 50,000 Dollars erhöht werden soll, doch soll der jedesmalige Präsident von der Wiederwahl ausgeschloffen werden. Einen ähnlichen Antrag hat der Senator Summer im Senate eingebracht.

Sehr unerfreulicher Art find die politishen Zustände in den südlichen Staaten. Jn Louisiana sowohl als in Alabama haben sich zwei geseßgebende Versammlungen und zwei Regierungen gebildet, von denen jede die rechtmäßig gewählte zu sein be- hauptet und auch die nöthig erscheinenden geseßlichen Verord- nungen und Ernennungen erläßt. Es dürfte {wer festzustellen sein, welche von ihnen, angesichts der vielfachen auf beiden Seiten bci der Wahl vorgekommenen Fälschungen, die recht- mäßig erwählte ist, ein Umstand, der es auch unmöglich macht, die dem General Grant zugefallenen Elektoralstimmen genau anzugeben; doch ist in Louisiana die Frage durch die Regierung in Washington dahin entschieden worden, daß die republikanische Regierung und geseßgebende Versammlung als die zu Recht be- stehenden anzuerkennen seien, und wird vorausfichtlich in Ala- bama dasselbe geschehen. Wenn auch diese Wirren ohne ernst- liche Ruhestörungen vorübergegangen sind, so dürften sie doch wegen der durch sie erzeugten Verwirrnng und Rechtsunsicherheit noch nachträglich eine s{chädliche Wirkung ausüben.

Am 4. Dezember gaben die Präsidentschafts-Elektoren ihre Stimmen ab. 29 Staaten stimmten für Grant und Wilson; in 6 Staaten, in welchen die demokratisch-liberale Partei gesiegt hatte, zersplitterten sih die Stimmen in Folge von Greeley's Tode, doch fielen die meisten auf den Gouverneur von Indiana, Hendricks, als Präsidenten und auf B. G. Brown als Vizepräsidenten. Jn Louisiana und Alabama, in denen beide Parteien gésiegt haben wollen, ‘wurden auch Elektoralstimmen für die Kandidaten beider Parteien abgegeben. Der Zahl nach erhielt Grant von 366 Stimmen 300, die übrigen 66 fielen theils auf Hendricks, theils sogar auf den verstorbenen Greeley.

Die amerikanische Kommission hat ihren Bericht über die an der merikanishen Grenze verübten Grenzverletzungen voll- endet. Obgleich die Untersuhung nur auf einer Strecke von 500 englischen Meilen, von der Mündung des Rio Grande bis zur Stadt Rio Grande, angestellt wurde, so hat die Abschäßung des auf dieser Strecke von den Merikanern angerichteten Scha- dens allein eine Summe von 30,000,000 Dollars ergeben. Für das gesammte Grenzgebiet dürfte dieselbe kaum weniger als 100,000,000 Dollars betragen. Um für die Zukunft dergleichen Raubzügen vorzubeugen, empfiehlt die Kommission eine schärfere Bewachung der Grenze dur Kavallerie.

Nachrichten aus Mexiko zufolge herrscht dort fortwährend eine Ruhe, an welche man bisher in jenem von Revolutionen zerwühlten Lande nicht gewohnt war. Lerdo de Tejada wurde am 16. November vom Kongresse als der erwählte Präsident proklamirt. Obgleich noh 45 Distrikte mit ihren Wahlberichten im Rückstande waren, so ergaben doch die bereits eingegangenen Berichte so viele Stimmen über die vorgeshriebene absolute Majorität. daß der Kongreß den Beschluß faßte, sich, ohne die weiteren Berichte abzuwarten, als Wahlkollegium zu konstituiren. Von den bis dahin eingegangenen Stimmen waren 9520 für Lerdo de Tejada, und 604 für Porfirio Diaz abgegeben worden, die übrigen 188 "vertheilten sich auf verschiedene Kandidaten. Am 1. Dezember übernahm der neue Präsident sein Amt für die bis 1876 dauernde Periode. Jn der von ihm erlassenen Proklamation spricht derselbe aus, daß er der Konstitution stets nachkommen wolle und daß: er-hoffe, am Ende seiner Amts- periode verkündigen zu können, daß alle Bürgerkriege vorüber jeien. Für die durch die Wahl Lerdo de Tejada's erledigte Stelle eines Präsidenten des höchsten Gerichtshofes sind die Neuwahlen auf den zweiten und vierten Sonntag im Februar anberaumt worden. Als Kandidaten find die Generale Anza, Iglesius und Riva-Palacios aufgetreten. Der General Porfirio Diaz traf in der Hauptstadt ein, doch rief seine Ankunft keine besondere Aufregung hervor. :

In dex Cisenbahnsrage ist noch keine Entscheidung getroffen worden, doch hat der Kongreß das Rosenkranzsche Projekt, wo- nach der Hafen von Tuapan am mexikanischen Meerbusen mit dem von Manzanilla am Stillen Ocean und ferúer die Städte Meriko, Pachuca, Queretaro, San Luis Potosi, Aguas Caliéntés, Guadelajara, Zecatecas und Colima mit einander dur Cisen- bahnen verbunden werden sollen, der Regierung zur Prüfung anempfohlen, sich selbst aber die shließliche Entscheidung vorbe- halten, welche, da sih der Kongreß am 15. Dezember vertagt, somit auf mindestens ein Jahr hinausges{choben worden ist.

Die den Kaufleuten in Matamoras bisher bewilligten ZoU- erleihterungen sind aufgehoben worden, . und tritt dajelbst am 1. Januar der volle Tarif in Kraft.

Jn Central-Amerika ‘ist alles ruhig. Die Berichte über den Eisenbahnbau in Costa-Rica ‘lauten sehr günstig. Auf der Strecke von Port Simon, welches zu einem Freihafen erklärt worden ist, nah Cartago schreiten die Arbeiten in befriedigender Weise fort, auch an der Strecke von Cartago bis zum Pacuaré- Flufse wird bereits gearbeitet. Jn Honduras sieht man der Vollendung der interoceanischen Éifenbahn entgegen, welche ohne Zweifel viel dazu beitragen wird, den Wohlstand und die Ein- traht der Republik zu befördern. Wie es" heißt, wird Don Fraciano Secca Präsident von Honduras werden und der jeßige provisorische Präsident das Kriegs-Ministerium übernehmen. Jn Salvador sind durch einen Ausbruh des Vulkans bei Santa Anna große Verwüstungen in den dort belegenen Kaffee-Plan- tagen angerichtet woxden. j i

Von liberaler Seite is in Salvador, Honduras, Nicaragua und den. übrigen Republiken Central-Amerikas der Plan ange- regt worden, nach dem Muster der Vereinigten Staatèn ‘einen Bundesstaat zu bilden, und können“ alle Freunde des Friedens und des Gedeihens Central-Amerikas die Ausführung desselben nur auf das Lebhafteste befürworten.

Die Differenzen zwischen Brasilien und der argentini- hen Republik sind vollständig: beigelegt worden. Die Haupt- punkte des zwischen dem Marquis de San Vincente und dem General Mitre abgeschlossenen Vertrages sind“ folgende: Die zwischen dem Baron de Cotepipa und der Regierung von Pa- raguay abgeschlossenen Verträge bleiben bestehen und werden von der argentinischen Republik anerkannt. Mit der argentinischen Republik und Uruguay wird die Regierung von Paraguay be- sondere Verträge abschließen; sollten sich bei der Grenzregulirung

mit Paraguay Schwierigkeiten erheben, so werden si die dret Alliirten in Gemäßheit des Vertrages von 1865 miteinander darüber verständigen. . Alle drei verbündeten Mächte stehen in Bezug auf die von Paraguay zu zahlende Kriegsentschädigung auf völlig gleichem Fuße.

Die brafilianishe Regierung bemüht sich von Neuem, einen Theil von dem Strome der europäischen Auswanderung nach Brasilien zu lenken, und hat zu diesem Zwecke Verträge mit mehreren Agenten abgeschlossen. Bis jett scheint es den Letz- teren nur in England gelungen zu sein, Auswanderer anzuwer- ben, wenigstens hat neuerdings die deutshe Auswanderung nicht bemerkenswerth zugenommen.

An der Wiener Weltausstellung wird si auch Brasilien betheiligen. Die für dieselbe bestimmten Gegenstämwde sollen zu- vor in Rio de Janeiro zur Ausftellung gelangen.

In der argentinischen Republik wurden die Sißungen des Kongresses durch den Präsidenten Sarmiento geschlossen. Die diesmalige Session if durch die Annahme mehrerer Vor- lagen von der größten Bedeutung für die Zukunft des Landes gewesen. Zu den wichtigsten von dem Kongresse genehmigten Maßregeln gehört das Batemansche Hafenprojekt, wodurch ein- mal die Unsicherheit des Hafens von Buenos Ayres- und dann auch das langsame Laden und Entladen der Schiffe durch Leichter beseitigt werden soll. sowie das Eisenbahngeset, welches die Er- bauung von 1540 Meilen neuer Schienenwege genehmigt. Daß sich zur Ausführung des leßteren Projektes das nöthige Kapital finden wird, dürfte bei der nachgewiesenen Rentabilität der vor- handenen Cisenbahnen und der von der Regierung gebotenen Garantie kaum zweifelhaft erscheinen. Die Einwanderung hat in leßter Zeit bedeutend zugenommen, so daß an manchen Tagen an 1000 Einwanderer, der Mehrzahl nah Jtaliener, in Buenos Ayres gelandet wörden sind.

Jn Chili is man auf den Ausfall der bevorstehenden Wahlen sehr gespannt und läßt sich noch nichts über das wahr- scheinliche Resultat derselben sagen. Vom Senate ist eine neue Telegraphenlinie, welche Caldera und Lota, sowie die dazwischen liegenden Häfen verbinden soll, genehmigt worden. Jn Lebu, im südlichen Theile von Chili, sind reiche Goldminen entdeckt worden. Einige Aufregung hat die von der peruanischen Re- gierung auf die Ausfuhr von Salpeter aus Atacama gelegte Steuer verursacht. Da indessen der zu Chili gehörige Theil der Wüste von Atacama gleichfalls Ueberfluß an Salpeter * hat, fo beabsichtigt man, den Schlag, welchen die neue Steuer dem be- treffenden Geschäftszweige in Peru verseßen muß, zu benuten, um diesen Handel in Chili selbs mehr emporzubringen.

Die Schwierigkeiten, welche zwischen Chili und Bolivia bestanden, sind durch die Vermittelung des Präsidenten von Peru, der nur in der Einigkeit der südamerikanischen Republiken deren künftige Größe sieht, beigelegt worden.

In Bolivia scheint die Regierung alles Mögliche thun zu wollen, um die Entwickelung der reichen mineralischen Schätze des Landes zu befördern, in richtiger Erkenntniß dessen, daß darauf allein der künftige Wohlstand des Landes beruht. Die Silberminen von Caracoles werden demnächst durch eine Eisen- bahn mit dem Hafen von: Mejillones verbunden werden, auch bestrebt sich die Regierung, dem Lande neue Abzugsquellen ver- mittelst Verbindungen mit dem Paraguay- und dem Amazonen- \sttrome zu schaffen. : :

Die Regierung von Peru ist durch die Unparteilichkeit und Gerechtigkeit, mit welcher der Präsident Balta fein Amt ver- waltet, sehr gekräftigt worden. Das Militär-Geset, welches eine regelmäßige Aushebung und eine Dienstzeit von 5 Jahren, wo- von zwei in der Reserve, festseßt, wird demnächst genehmigt werden. Die finanziellen Verhältnisse sind durch die Gesetze über die Einkommensteuer von 4 Prozent, und die Erhöhung der Einfuhrzölle um 5 bis 10 Prozent sehr verbessert worden, wenngleich beide Geseße wenig populär sind.

Durch die Angelegenheit des Coolin-Schiffes „Maria Lüz“ ist in Peru eine große Aufregung hervorgerufen worden. Diíe peruanische Regierung hat in der Person des Herrn Garcia y Garcia einen außerordentlichen Gesandten nah China und Japan abgeschickt, der sih alsbald auf der Panzerfregatte „Jndepen- dencia'', deren Kommando er zu gleicher Zeit übernimmt, ein- schiffen wird. Auch das peruanische Kriegsschiff „Union“ ift von England nx den japanishen Gewässern beordert worden, um dort mit der „Jndependencia‘ zufsammenzutrefen. Doch E man allgemein nicht an den Ausbruh von Feindselig-

eiten.

Im Uebrigen lauten die Nachrichten aus allen Theilen Perus ‘in hohem Grade befriedigend... Die-—Eijenbahn—von Arequipa nah Puno, sowie die Linien zwischen Huarez und Chimbote, Pacarmayo und Guadelupe, Salaverro und Trujillo nähern sich ihrer Vollendung und wird Peru in wenigen Jahren ein Eisenbahnneß von mehr als 700 Meilen besißen; aber erst dann wird der wunderbare Reichthum des Landes zur vollén Entwickelung und Peru dazu gelangen, die ihm gebührende prädominirende Stellung unter den südamerikanishen Republiken einzunehmen.

China. Die chinesische Regierung ht, wie die „Austria“ mittheilt, eine einheitlihe Kriegsflagge adoptirt, welche au bereits am 2. November 1872 auf ihren Schiffen zum erstenmale gehißt wurde. Die Fluß= und Seekriegsfahrzeuge Chinas, ferner die den Arsenalen in Foothau und Shanghai zugetheilten Dam- pfer, sowie die Zollwachtschiffe werden fonah künftighin eine Nationalflagge am Flaggenmaste führen, und es wurde bestimmt, daß diese betreffende Flagge von Einem Farbenmuster sei, und daß ihre Größe in Fuß und Zoll sich nah der Länge des Schif- fes, das sie führt, zu rihten habe, so zwar, daß ein Schiff von nicht über 200 Fuß Länge eine Flagge zu führen habe, deren Diagonale eine Länge von 8 Fuß hat, und jene über 200 Fuß Länge eine Flagge, deren Diagonale 22 Fuß lang is. Die Grundfarbe dieser Flagge ist gelb, die Form derselben eine drei- eckige; es is eine Drachenflagge, der Kopf des Drachen darin nach aufwärts gerichtet. Die Flagge selbst ist aus gelbem, der Drache aus blauem Flaggentuche,

Die Seemannsordnung vom 27. Dezember 1872, nebst dem Geseß, betreffend die Verpflichtung deutscher Kauffahrteischiffe zur Mitnahme hülfsbedürftiger Seeleute, von derselben Datum, ist A im Verlage der Königl. Geh. Ober-Hofbuchdruckerei (R. v. Deer) erschienen.

Statistische Nachrichten.

Die hauptsächlichstén] Resultate der am 1. Dezember 1871 vorgenommenen Zählung der ort38anwesenden Bevölterung im Königreih Württemberg find nach dem Jahresbericht der Handels- und Gewerbekammer daselbst folgende: Die Gesammtzahl der Einwohner betrug 1,818,541 (1867 1,778,396 Personen) und besteht aus 398,386 Familien oder Haushaltungen mit 876,165 männlichen und