1873 / 22 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 24 Jan 1873 18:00:01 GMT) scan diff

der bereits früher gefaßte Beschluß, die Kosten für den Bau der

óheren Lehranstalten aus dem Etat zu streichen und durch eine

ÿ nleihe zu beschaffen, bei wiederholter Abstinimung aufrecht er- ten.

Die Modelle zu den von der Post eingeführten neuen G eldbriefcouvert s, welche nur zweimal versiegelt zu werden brauchen, find, wie wir hören, von den Hoflieferanten Carl Kühn und Söhne hierselb, Breitestraße Nr. 25 und 26, im Auftrage des General-Postamts angefertigt worden.

Die 2. Plenar-Versammlung des 45. Kommunal- Landtags der Kurmark fand am 17. d. M. statt. Nach Genehmigung des Protokolles über die Eröffnungs-Sißung brachte der Vorsißende noch mehrere inzwischen eingegangene Geschäftêvorlagen zur Kenntniß der Versammlung und über- wies dieselben an die betreffenden Ausschüsse.

Gutachten zur Berathung und Beschlußfassung lagen noch niht vor; der Vorsitende \chloß daher die Sißung und be- raumte die nächste Sikung auf den 22. Januar an,

Pr iebus, 21. Ianuar. Am 18. d. Mts. kam hier ein Transport von 15 Centnern französischer Geshühÿbronze an, welhe Se. Majestät der Kaiser und König der hiesigen evange- lischen Gemeinde zum Gusse von Kirchenglocken überwiesen haben.

Bayern. München, 20. Ianuar. Der König ist heut© Abend hier eingetroffen.

Einem vom Krieger-Veteranen-Verein am 20. d. M. veranstalteten Ballfest wohnte der Prinz Ludwig von Bayern und der Herzog Max Cmanuel in Bayern, der General- Adjutant Frhr. von der Tann und andere Generale bei. Auch die Königin-Mutter hatte ihren Besuch zugesagt, war jedoch dur ein Unwohlsein \chließlich verhindert worden.

Der Kommandant des ersten Kürassier-Regiments, Oberst Feichtmayr, hat um Pensionirung nachgesucht. Oberst-Lieute- nant des Regiments isst der zur Zeît auf ciner Reise im Orient befindlihe Prinz Leopold.

Der Hauptmann de Ahna vom Ingenieur-Corps rvurde, dem Vernehmen nach, zum Major befördert und zum Komman- danten der neu errichteten Eisenbahn-Compagnie ernannt; auch die anderen Offiziere für dieselbe, 2 Premier- und 2 Seconde- Lieutenants, wurden bereits ernannt. Die Unteroffiziere und die Mannschaften für die neue Compagnie, welche mit dem 1. Fe- bruar d. I. in Ingolstadt in Dienst zu treten hat, wurden gleich- falls shon bestimmt.

Auf eine Vorstellung des General-Komites des land- wirthschaftlihen Vereins um Beurlaubung von Mann- schaften zur Ernte zeit hat sich das Kriegs-Ministerium dahin geäußert, daß es die General-Kommandos amveisen werde, zur Abhülfe eventuell empfindlich hervortretenden Mangels an Ernte- Arbeitern, Beurlaubungen von Mannschaften, wie {hon bisher insoweit eintreten zu lassen, als dies mit dem militärischen In- teresse verträglich erscheinen werde.

Sachsen. Dresden, 23. Januar. Gestern Abend hat in den Paradesälen des Königlichen Schlosses der zweite Hof- ball, (Kammerball) stattgefunden. Der König nund die Kö- nigin, sowie der Kronprinz und Prinz und Prinzessin Georg haben dem Ballfeste beigewohnt. Es waren über 300 Einladungen zu demselben ergangen.

(W. T. B.,). Die Ausschüsse der Ersten und Zweiten Kammer haben sih in ihrer Mehrheitüber sämmt- liche, dem Landtage vorgelegte organisatorishe Gesetzentwürfe, namentlich betreffs der Behördenorganisation, der Bezirksver- tretung, des Strafverfahrens in Verwaltungssachen und betteffs des Gemeindegeseßes geeinigt, so daß die Annahme aller dieser Vorlagen in beiden Kammern jeßt als wahrscheinlih betrachtet werden kann.

Württemberg, Stuttgart, 23. Jan. (W. T. B.) Der König hat den Prinzen Wilhelm von Württemberg in Berlin mit seiner Vertretung bei der Beiseßung der Großfür- stin Helene Paulowna beauftragt und ift der General - Adju- tant Freiherr von Spißemberg bereits nah Berlin abgereist, um den Prinzen Wilhelm auf der Reise nah St. Petersburg zu begleiten.

Hessen. Darmstadt, 23. Ianuar. In der heutigen Sizung der Zweiten Kammer wurde eine Anzahl neuer An- träge, zum Theil von mehr lokalem Interesse eingebraht. Die wichtigeren find: Antrag des Abg. Pfarrer Landmann auf Ein- führung der obligatorischen Civilehe, Antrag der Abgg. Dumont und Küchler auf alsbaldige Revifion des Einkommensteuer-Ge- seßes; Interpellation des Abg. von Wedekind über die Fortsezung der Odenwaldbahn nah Heilbronn, und wie weit die Verhand- lungen mit der hessishen Ludwigsbahn und Baden in dieser Beziehung bis jeßt gediehen sei. Ferner liegt vor ein Antrag des Abg. Stüber auf Erhöhung der Wittwengehalte. Die Kammer nahm hierauf die noch ausständigen Ausshußwahlen vor. Die Kammer prüfte ferner eine Reihe von Wahlen, welche sämmtlih für gültig erflärt wurden. Die Kammer wird Mitte Februar wieder zusammentreten und zunächst über die neue Ge- \chäftsordnung berathen. Es besteht dic Absicht, das vorliegende Material bis Mitte März zu erledigen, (was durch Abhaltung von täglich zwei Sizungen möglih gemacht werden foll) und zwar die Vorlagen über das Schulgeseß, das Kirchengesetz, die Städte-Ordnung, die Kreis-Ordnung und die Landgemeinde- Ordnung, " welche, wie Präfident Hoffmann mittheilte, demnächst an die Kammer „gelangen werden.

Meeklenburg. Schwerin, 23. Ianuar. Aus Neustrelitz meldet die Se Zeitung“ unter dem 21,; Der Groß- herzog und die Großherzogin von Mecklenburg-Schwerin nebst der Herzogin Marie sind gestern Mittag zu einem drei- tägigen Besuche am hiesigen Großherzoglichen Hofe eingetroffen. Am heutigen Geburtstage der Großherzogin-Mutter find viele Häuser der Stadt mit Fahnen und Flaggen ges{chmüdckt.

Sachsen-Weimar-Eisenach. Weimar, 23. Januar. Der Prinz Heinrich der Niederlande, welcher seit dem Z. d. M. zum Besuhe am Großherzoglichen Hofe verweilte, | wieder von hier abgereift.

__— Der Gesegzesnachtrag vom 13. Mai 1859 bestimmt, daß cine allgemeine Neuwürderung ‘der bei der Landesbrand- afsekuranzanstalt versiherten Gebäude regelmäßig alle zwanzig Jahre stattzufinden habe, jedem Gebäudebesizer jedoch nachgelas- sen sei, wenn mindestens zehn Jahre seit der lezten Würderung seiner Gebäude verflofsen find, eine neue Würderung derselben auf seine Kosten zu verlangen. Die legte allgemeine Gebäude- Neuwürderung ift seit länger als fünf Jahren im ganzen Groß- herzogthum durchgeführt. In der Zwischenzeit find die Preise der Baumaterialien sowohl, als der Arbeitslöhne- nicht unerheb- lih gestiegen. Um diefem Umstande im Interesse der Gebäude- befizer thunlihst nah Bedarf und auf kürzeftem- Wege Rehnung

zu tragen, beabsichtigt, dem Vernehmen nah, das Großherzog- lihe Staats-Ministerium, jene zehnjährige Frist mittels cines im Entwurfe bereits vorliegenden Gesezes, welches dem im künfti- gen Monate zusammentretenden Landtage zur Annahme zu unterbreiten sein würde, auf eine fünfjährige herabzuseßen.

Braunschweig, 23. Ianuar. Die Nr. 5 der Geseß- und Verordnungs-Sammlung en‘hält das Kirchêngeseß, die Ein- rihtung von Inspektions\ynoden für die evangelisch-lutherische Kirche des Landes und die Kirchenconvente betrefsend.

Lübeck, 22. Ianuar. Die heutige Nummer der „Lübeck- {hen Anzeigen“ veröffentlicht folgendes Gesetz, betreffend die Erfüllung von Zahlungsverbindlichkeiten, welhe auf Deutsche Reichsmünze lauten : -

Der Senat hat, im Einvernehmen mit der Bürgerschaft, be- \chlossen und verordnet hierdurch: 5 E z

Art. 1. Zahlungsverbindlichkeiten, welche auf Reichêémünze lauten dürfen sowohl mittelst Reichsgoldmünzen, als bis auf Weiteres au mittelst der in dem angehängten Tarife benannten Silber- und Kupfer- münzen, mittelst dieser jedoch nur zu dem beibemerkten Werthe und in der daselbst E iein Eigenschaft von Kourant-, Theilungs- und Scheidemünzen, erfüllt werden. z T i

Art. 2. Bei Zahlungen nah dem Reichsmünzfuße ist, sofern nicht für den einzelnen Fall ein Anderes ausdrücklich festgeseßt oder verab- redet worden, Niemand gehalten, Geldbeträge, welche in Reichsgold- münzen oder in Kourantmünzen berichtigt werden können, in Thei- lungs- oder Scheidemünze, oder Geldbeträge, welche in Theilungs- münze berichtigt werden können, in Scheidemünze anzunehmen.

Gegeben, Lübeck, in der Versammlung des Senates, am

20. Januar 1873. G. Eschenburg, Dr., Secretarius.

Hamburg, 23. Januar. In der gestrigen Sißung der Bürgerschaft bildete den cittzigen Gegenstand der Tagesord- nung die Fortsezung der Berathung des Aus\chußberichts über den Bericht der gemischten Kommission, betreffend die Revifion der Verfassung. Die- Beschlußfassung über Artikel 28 wurde ausgeseßt, Artikel 29 nah dem vom Ausschuß adoptirten Vor- \chlag der gemischten Kommission angenommen ; während der Berathung des Artikel 30 trat Vertagung ein.

Elsaß-Lothringen. Straßburg, 22. Januar. Prinz Wilhelm von Baden und der Prinz von Schleswig- Holstein kamen gestern von Schlettstadt, wo sie ciner Jagd beigewohnt, mit dem Zuge um 8 Uhr zurück und reisten um 11 Uhr über Kehl nah Karlsruhe weiter.

Oesterreich-Ungarn. Wien, 23. Ianuar. Der öfter- reihische Gesandte am Hofe des Schah von Persien ist mit sämmtlichen Herren der Mission am 20. d. M. in Teheran angekommen. Am 21. d. M. sollte die Audienz beim Schah stattfinden.

Pesth, 22. Ianuar. Im Abgeordnetenhause wurde heute die Budgetdebatte fortgeseßt. Dem Abgeordneten Horn, welcher gegen die deakistischen Vorredner \sprah, wurde bei Schluß der Sißung die Erlaubniß ertheilt, seine Rede mor- gen fortzuseßen.

Der Minister von Toth ift ernstlih erkrankt.

923. Januar. (W. T. B.) In der heutigen Sihung des Unterhauses, in welcher die Budgetdebatte begann, seßte der Ministerpräsident Szlauy in längerer Rede auseinander, daß die finanzielle Lage zu irgend welchen Besorguissen keinen Anlaß gebe und daß die Regierung die bezüglichen Anträge des Finanz- aus\husses acceptire. Dieselbe werde demnächst einen Geseßent- wurf, betreffs Erhöhung der Steuern einbringen, au über die Grundlaften, einen Kriminal-Kodex, über einen Handelsgeseßz- Entwurf und über die Bildung von Aktiengesellschaften beson- dere Geseßvorlagen machen. Die Rede des Ministers, welche Sparsamkeit im Staatshaushalt und die Schaffung nußbringen- der Institutionen verhieß, wurde sehr beifällig aufgenommen.

Großbritannien und Jrland. London, 22. Januar. Der Prinz und die Prinzessin von Wales trafen gestern von Sandringham in Marlborough-House ein und begaben sich heute zu einem Besuche des Marquis von Aylesburg- nah Saver- nake. Die legte Mittheilung, daß der Prinz Christian von Schleswig-Holstein einen längeren Aufenthalt im Aus- lande zu nehmen beabsichtige, wird von sämmtlichen Tages- blättern dementirt.

Prinz Napoleon neb| Gemaßhlin, Prinzessin Clotilde ftatieten gestern der Königin auf Osborne einen Besuch ab.

Der deutsche Botschafter, Graf Bernstorff, hat sich nebst seiner Familie zu einem Besuche des Marquis von Exeter nah Burghley-House begeben.

Italien. Rom, 23. Januar. (W. T. B.) Prinz Arthur von Großbritannien hat gestern einer Soirée im Quirinal beigewohnt und is heute vom Papste in besonderer Audienz empfangen worden. Später hat derselbe au dem Kardinal Antonelli einen Besuch abgestattet.

Spanien. Madrid, 18. Januar. Die Madrider Jour- nale vom heutigen Tage melden, daß der Befehlshaber der Nordarmee, General Moriones eine Proklamation erlassen hat, wodurch er den Insurgenten, die sich binnen aht Tagen unter- werfen, volle Amnestie verspricht, sobald kein gemeines Verbrechen gegen fie vorliegt.

Man liest unter den lehten Nachrichten des „Tiempo“ vom 17.: Die Bande unter Crisanto Diaz, welche die Umgebung von Ciudad Real unsicher machte, wurde gestern von den Truppen geschlagen. Die Insurgenten verloren fünf Todte. Die Banden von Castellon haben sich nach dem Maestrazzo zurückgezogen, um den Verfolgungen der Truppen zu entgehen. Nach einem Briefe aus San Sebastian haben die Carlisten die Eisenbahn wischen Renterxia und Irun zerstört, in der Meinung, daß die für die Regierung bestimmten Gold- und Silberbarren auf dieser Linie transportirt würden.

%. Januar. Gestern fanden Manifestationen zu Gunsten der Kolonialreformen in Burgos, JIaen, Lerida, Santander, Cartagena und anderen bedeutenden Städten statt. Die Ruhe wurde nirgends gestört.

In der Provinz von Lerida haben viele Carlisten in Folge der Niederlage der Bande Arranda's ihre Unterwerfung angeboten. In Navarra wurde die Bande von Rada mit ‘einem Verluste von etiva hundert Mann von den Truppen zersprengt. In Leon wurde die ganze Bande von Apolinar sammt ihrem Cabecilla gefangen genommen.

Amerika. New-York, 23. Januar. (W.T.B.) Der Senat in Washington hat eine Vorlage, betreffend den Bau neuer Kor- vetten für die Kriegsmarine angenommen, wonach die Anzahk derselben bis auf zehn vermehrt werden soll. In Minnesota hat, wie von dort eingetroffene Nachrichten melden, ein heftiger

Schneefall stattgefunden. Durch die gleichzeitig eingetretene roße Kälte if eine bedeutende Anzahl von Personen umge-

ommen.

Washington, 23. Ianuar. (W. T. B.) Die beiden Syndikate von New-Yörker und Londoner Bankhäusern, welhe der Regierung Offerten bezüglih der Begebung einer neuen Anleihe zum Betrage von 300 Millionen Dollars gemacht hatten, haben fih vereinigt und hat der Schaßsekretär Boutwell heute de betreffenden Verixag mit denselben vollzogen.

Rio de Janeiro. (H. N.) Die unterm 19. November v. I. abgeschlossene Uebereinkunft zwishen Brasilien und der Argentinishen Republik, durch welche die Mißhelligkeiten, welche zwischen beiden Staaten ‘in Betreff der definitiven Frie- dens\{chlü}e mit Paraguay ausgebrochen waren, ihre Erledigung gefunden haben, lautet wörtlich: J

Art. 1. Es wird vereinbart und erklärt, daß der Allianzvertrag vom 1. Mai 1865 nicht aufgehört hat, in voller Kraft zu estehen und in Folge davon, daß Brasilien bereit ist, alle die gegenseitigen Verpflichtungen, welche derselbe auferlegt, zu erfüllen und zu geben und anzunehmen alle die Bürgschaften, welche derselbe feststellt.

Art. 2. Es wird ebenso vereinbart und erklärt, daß die Ver- träge von Assuncion, welche Seitens Brasiliens unterm 9. und 18. Januar 1872 geschlossen worden sind, nicht aufgehört haben, in voller Kraft zu bestehen. Sobald die andern alliirten Staaten ihre defini- tiven Abmachungen mit Paraguay werden abgeschlossen haben, soll dur cin Protokoll oder durch einen Notenaustausch, wenn sie dies für angemessen erachten, erklärt werden, daß alle diese Verträge unter der im Art. 17 des Allianzvertrages vom 1. Mai 1865 festgeseßten gegenseitigen Garantie stehen. N 2

Art. 3. Die argentinishe Republik wird ihrestheils die bezüg- lichen definitiven Friedens-, Handels-, Schiffahrts- und Grenzverträge mit A S Makzgabe der Bestimmungen des Allianzvertrages abschließen. Die Banda Oriental wird vorgeladen werden, in der nämlichen Weise, gemeinschaftlich mit der argentinischen Republik oder separat, je nah - dem es ihr belieben dürfte, gleichfalls ihre Friedens-, Handels- und Schiffahrtsverträge abzuschließen. L

Art. 4. Die Kaiserliche Regierung wird, wenn dies die alliirten Staaten für angezeigt erachten, inr vollen moralishen Einfluß dafür aufbieten, daß die argentinische Republik und die Banda Oriental zu einem freundschaftlichen Einvernehmen mit Paraguay bezüglich der Definitiv-Verträge, auf welche sich der Allianzvertrag bezieht, gelangen. __ Art. 5. Wenn die Republik Paraguay sich nicht zu einem freund- schaftlichen Einvernehmen verstehen sollte, so werden Brasilien und jeine Alliirten in Berathung treten und sich über die zur Ueberwin- dung der obwaltenden Schwierigkeiten und Sicherstellung des Frie- dens geeignetsten Mittel verständigen. i S

Art. 6. Brasilien und die argentinishe Republik werden diejent- gen ihrer Truppen, welche noch innerhalb des Gebietes von Paraguay fieben: dret Monate nach Abschluß der definitiven Friedensverträge zwischen den alliirten Staaten mit Paraguay, oder, wenn beide Al- liirte sich darüber vereinbaren, schon früher, aus demselben zurück- ziehen. Wenn der Abschluß der genannten Verträge sich länger als jechs Monate hinausziehen sollte, so werden Brasilien und die argen- tinishe Republik sih über Feststellung eines angemessenen Termins der Räumung verständigen. Es wird vorausgeseßt, daß Brasilien zu demselben Zeitpunkt auch die -Jnsel Atajo räumen wird. s

Art. 7, Die Regierung von Paraguay wird als Schuld dieses Staates in Gemäßheit Art. 14 des Alltanztraktats anzuerkennen haben: 1. Den Betrag der Kriegskosten der alliirten Staaten und der dem Staatseigenthum derselben erwachsenen Kriegsschäden. 2. Den Betrag der den Personen und Bürgern der betreffenden Staaten erwachsenen Kriegsschäden.

Art. 8. Die Alliirten werden bezüglich der ihnen gebührenden Entschädigungen der Kriegskosten und der ihrein Staatseigenthum er- wachsenen Schäden folgende Regeln befolgen: 1. Von den Kriegskosten sind die ordentlichen Ausgaben des Militärbudgets in Friedenszeiten abzuziehen. 2. Der danach in Ansaß zu bringende Betrag der Ent- schädigung wird nah Maßgabe der seine Richtigkeit erhärtenden amt- lichen Dokumente festgestellt. 3. In Spezialabkommen, welche unter vorgängiger Benachrichtigung der übrigen Alliirten jeder derselben mit Paraguay spätestens innerhalb zweier Jahre vom Tage des Friedens- vertrages an gerechnet, {ließen wird, werden die alliirten Staaten jeder diesen Betrag auf eine geringere Summe herabseßen, deren Maß von der Großmuth cines jeden von ihnen abhängen wird. Zinsen werden von dieser Schuld in den ersten 10 Jahren nicht berechnet, wenn die Republik Paraguay zur Abzahlung auf dieselbe eine ihren Hülfsquellen entsprechende Quote thatsählih verwendet. Nach dieser Periode wird der Zins für die darauf folgenden 10 Jahre 2%, für das dritte Dezennium 4% und von da an 6% betragen, welche Höhe er niemals überschreiten darf. Jeder Zeit steht es übrigens im Belieben jedes der alliirten Staaten, noch größere Zu- geständniße zu machen. 5. Die Summe der gesammten zur Tilgung des Kapitals und der Zinsen dienenden Renten wird verhältnißmäßig unter alle alliirten Staaten vertheilt. 6. Was die Beschaffenheit der Schuldtitel, die Zeit und die Art der Zahlungen anlangt, so ift gleich- falls die vollste Gleichmäßigkeit zu beobachten.

Art. 9. Sobald die definitiven Verträge der übrigen Alliirten abgeschlossen, tritt in volle und unverkürzte Geltung das Versprechen der Kollektivgarantie sämmtlicher alliirten Staaten zu Gunsten der Unabhängigkeit und Integrität der Republik Paraguay in Gemäßheit der Art. 8 und 9 des Allianzvertrages vom 1. Mai 1865 und der Art. 15 und 16 des in dem Ae vom 20. Dezember 1870 niedergelegten Abkommens von Buenos Ayres.

Art. 10. Es verbleibt in voller Kraft der Präliminar - Fricdens- vertrag vom 20. Juni 1870. Ueber die übrigen Berträge, welche von E Vereinbarung unter den Alliirten abhängen, sollen zwi- chen ihnen Uebereinkünfte getroffen werden, sobald die definitiven Friedensverträge abgeschlossen worden.

__Art. 11. Brasilien und die argentinische Republik werden mit- telst gleichzeitig zu Überreichender Noten die Banda Driental in ihrer Eigenschaft als alliirter Staat zum Beitritt zu gegemvärtigem Ver- trage einladen.

Asien. Der „China Mail“ zufolge waren falsche Ge- rüchte von einen Attentat auf das Leben des Kaisers von China im Umlauf. In Foochow hatten Kravalle zwishen den Ein- gebornen stattgefunden. Ausländer wurden nicht angegriffen.

Aus Japan wird gemeldet, daß der Großfürst Alexis von Rußland vom Mikado empfangen worden sei und zahl- reihen Festen beigewohnt hatte. Einem Gerücht zufolge find ausländische Geistlihe eingeladen worden, an der ministeriellen Diskussion über religiöse Duldungen Theil zu nehmen. Eine veröffentlichte Bekanntmachung der Regierung definirt' die Orga- nisation der Zweiten Kammer des Parlaments. Die Coreanische Frage nahm einen ernstlichen Charakter an, und der „Japan Ga- zette“ zufolge war Krieg bevorstchend. Die „Japan Mail“ stellt dies aber in Abrede. Achtzehn Meilen Eisenbahn find nun in Japan eröffnet. Eingeborene Handelsgesellshaften hatten die Re- gierung um Erlaubniß zum Bau von Eisenbahnen und Tele- graphen durch eigene Ingenieure u. f. w. petitionirt und die Pe- titionen waren erhört worden.

- Nachrichten aus Aden melden, daß die Feftung Kan- fiban dem türfishen Commandeur kapitulirt habe.

Australien. Aus Melbourne wird“ unterm 20. d. M. per Kabel gemeldet: „Die Banken haben ihren Minimal-Zins- fuß auf 3 Prozent herabgeseßt. Das Unterrichtsgeseß erweist fich als sehr erfolgreih. Der Strike der Grubenarbeiter von New- castle dauert fort. Kohlen find knapp und eine Flotille von Schiffen liegt müßig auf der Rhede.

Theilung des Kreises Beuthen vor:

(Hohenlohehütte), Chorzow, Domb,

Landtags - Angelegeuheiten. Berlin, 24. Januar. Dem Hause der Abgeordneten liegt folgender Entwurf eines Geseßtes, betreffend die

Vir Weilhelnur, Preußen 2c. verordnen, mit Zustimmung beider Häuser des Landtages Unserer Mo-

uarchie, was folgt: : Einziger Paragraph.

Aus dem Kreise Beuthen im Regierungsbezirke Oppeln werden die drei Kreise Tarnowiß, Beuthen, und Kattowiß gebildet, deren Ab- grenzung die Anlage ergiebt. é

Urkundlich 2c. E s

Ortschaftsverzeihniß der KreiseTarnowiß, Beuthen und Kattowiß. j

1. Der Kreis Tarnowiß besteht aus den Ortschaften: Jendryssek, Truschüß, Boruschowit, Biebiella, Brinit, Klein-Zyglin, Groß-Zyglin, Georgenberg, Groß-Puiowiß, Piajezna, Rybna, Friedrichshütte, Op- patowiß, Alt-Tarnowiß, Miedar mit Kopania, Grosz-Wilkowiß, La- rischof, Broslawiß, Kempczowiß, Georgendorf, Ptakowiß, Alt-Rep- ten, Neu-Repten, Stollarzowiß, Friedrichswille, Trockenberg, Rudy-

iekar, Bobrownik, Friedrichêgrube, Nierada, Wi-schowa, Kunary, liniß, Marienau, Philippsdorf, Grzibowiß, Mikults{chüß, Naclo, Lssowiß, Scwit, Radzionkau, Kozlowagora, Orzeh, Alt-Chechlau, Neu-Chechlau, Neudeck, und der Stadt Tarnowiß.

A Der Kreis Béuthen umfaßt die Lte Deutsch-Piékar, Brzezowiß, Roßberg, Gurcßko, Rokittniß, Michowiß, Bobrek, Schom- berg, Orzegow, Ober-Lagiewnik, Mittel-Lagiewnik, Groß-Dombrowka, Kamin, Hospitalgrund, Nieder-Haiduck, Ober-Haiduck, Schwientoch- lowitz, Chropaczow, Ruda, Biskupitz, Zaborze, Klein-Yabuge, Alt-

abrze, Dorotheendorf, Mathesdorf, Sosoißa, Makoschau, Bielschowiß, nzendorf, Paulsdorf, Groß-Paniow, Klein-Paniow, CGhudow, Bu- jakow, und die Städte Kömgshütte und Beuthen mit Schwarzwald und Dombrowa.

3. Der Kreis Kattowiß enthält die Ortschaften: Przelaikà, Bain- gow, Siemianowiß, Maczeykowiß, Michalkowiß, Bittkow, Ignaßdorf 0W Josephsdorf, Bedersdorf, Ha- lemba, Klodnit, Neudorf, Antonienhütte, Bykowina, Kochlowiß, Na- doschau, Brynow, Gutsbezirk Kattowiß, Zalenze, Bogutschüß, Klein- Dombrowka, Rosdzin, Schoppinißz, Janow (Schloß Myslowiß), Brzenskowiß, Brzezinka, außerdem die Städte Myslowiß und Kattowiß.

Motive.

Die Einwohnerzahl des Kreises Beuthen, welche auf 13} Qu.- Meilen im Jahre 1817 27,700 betrug, ist nach dem Resultate der Polk8zählung vom 1. Dezember 1871 seitdem auf 236,000 gestiegen, und mit seiner in rasher Entwickekung befindlichen Industrie noch in fortwährender Zunahme begriffen. /

Um die hierdurch außerordentlich vermehrten Geschäfte des Land- rathsamtes nur einigermaßen bewältigen zu können, sind dem Landrathe shon gegenwärtig zwei Regierungs-Assessoren als Hülfsarbeiter, ein Polizei-Inspektor, zwei Kreis-Sekretäre und ein staatlich angestellter Bureau-Hülfsarbeiter überwiesen worden, Indessen ist der Kreis über den, der allgemeinen staatlichen Organisation entsprehenden Rahmen eines Kreises nachgerade soweit hinausgewachsen, daß es unmöglich agen ihn noch länger in seinem gegenwärtigen Umfange bestehen zu lassen.

von Gottes Gnaden König von

Namentlich \ind es die ländlichen Gemeinde - Verhältnisse, die

Kirhen- und Schulsachen, die Handhabung der Ortspolizei, die Ver- anlagung der Staatsabgaben, welche die Herstellung kleinerer Kreis- Verwaltungs-Bezirke unumgänglich G |

Die Kreisstände haben dies anerkannt, indem sie auf dem zu die- sem Zwecke berufenen Kreistage vom 2. November 1872 die Theilungs- age mit 13 gegen 6 Stimmen bejaht und in ihrer Mehrheit für die Theilung des Kreises in drei Kreise sich ausgesprochen haben. (

Aus dem nördlichen Theile - des Kreises soll der Kreis Tarnowiß mit 5,89 Qu.-Meilen und einer bei der leßten Volkszäh- lung auf 39,125 ermittelten Seelenzahl gebildet werden. Der mittlere Theil des Kreises sell den neuen Kreis Beuthen mit 4,48 Q.-Meilen und 122,448 Einwohnern, endlich der übrig bleibende südliche Theil B E Kattowiß mit 3,39 Q.-Meilen und 74,227 Einwohnern umfassen.

Zur“ Erleichterung der Uebersicht ist eine Skizze der Lage der drei neuen: Kreise beigefügt.

Fn Uebereinstimmung mit den Lokal- und Provinzial-Verwal- tungs-Behörden hält die Staarsregicrung dicse Art der Theilung für die geeignetste; insbesondere glaubt fie, derselben zur Zeit den Vorzug yor einer Theilung des Kreises in vier Kreise geben zu follen, welche Seitens der Minorität der Kreisstände in der Weise ins Auge gefaßt worden ist, daß stait des cinen neu projektirten mittleren Kreises (Beuthen) deren zwei, ein östlicher und ein jüdwestlicher, gebildet wür- den. Es ist für die Staatsregierung hierbei von wesentlicher Bedeu- tung nene daß ‘von den 122,000 Einwohnern des neuen Kreises Beuthen beinahe 38,000 den beiden Städten Beuthen und Königs- hütte angehören und deren Verwaltung die Thätigkeit des Landraths- amtes und der kreisständischen Organe nicht in dem Maße in An- spruch nehmen wird, wie dies bei ländlichen Ortschaften mit gleicher Bevölkerung der Fall sein würde. Außerdem konnte der UNnistand nit unbeachtet bleiben, daß es in dem südwestlichen Theile des neuen Kreises Beuthen bis jeßt an einem Verkehrsmittelpunkte fehlt, welcher A Ee der Kreis-Verwaltung hätte bestimmt werden können. Be- züglih der Prästationsfähigkeit der projektirten drei neuen Kreise ist anzuführen, daß an Staaatsfteuern gezahlt werden: T. im Kreije Tarnowiß: 1) Gewerbestener 3020 Thlr., 2) Klassensteuer 15,723 Thlr. 15 Sgr., 3) Einkommensteuer 16,884 Thlx, 4) Gebäudesteuer 3362 Thlr. 3 Sgr., 5) Grundsteuer 6785 Thlr. 14 Sgr. 5 Pf., zusammen 45,775 Thlr. 2 Sgr. 5 Pf.; I1. im Kreise Beuthen: 1) Gewerbe- pie 15,527 Thlrx., 2) Klassensteuer 55,652 Thlr. 15 Sgr., 3) Ein- ommensteuer 25,698 Thlr., 4) Gebäudesteuer 13,899 Thlr. 19 Sgr., 5) Grundsteuer 7775 Thlr. 7 Sgr. 10 Pf, zusammen 118,552 Thlr. 11 Sgr. 10 Pf.; 11 im Kreije Kattowiß: 1) Gewerbesteuer 7617

Thlr, 2) Klassensteuer 32,776 Thlr. 15 Sgr., 3) Einkommensteuer

%90 Thlr., 4) Gebäudesteuer- 7999 Thlr. 4 Sgr., 9) Grundsteuer 5264 Thlr. 28 Sgr. 10 Pf., zusammen 63,347 Thlr. 17 Sgr. 10 Yf., mithin in den drei Kreisen 227,675 Thlr. 2 Sgr. 1 Pf. , Shheint hiernach die Steuerkraft des Kreises Tarnowiß im Ver- gleiche zu derjenigen der beiden anderen allerdings eine nur geringe zu sein, so übertrifft sie doch uo die einer großen Zahl anderer ‘Kreise. Im vorliegenden Falle giebt sie jedenfalls um so weniger zu Be- denken Anlaß, als der bisherige Kreis Beuthen nah Abzug einer Schuld von 16 6668 Thlr. und abgesehen von den- vorhandenen Kreis- Chausseen ein Aftivvermögen von 89,3294 Thlr. besißt, dessen Repar- tition auf die neu zu bildenden Kreise nah Maßgabe der geleisteten eiträge von den Kreisständen beschlossen worden ist, und als die leßteren sihaußerdem zu dem Beschlufse geeinigt haben, das ylanmäßig auszubauende Kreis- Chausseeneß auf gemeinsame Kosten der drei

tue erzustellen und einschließlich der bereits fertigen Strecken in )

gleicher Le u unterhalten. : Was endlich die durch die Theilung des Kreises entstehenden Koften anlangt, so find dieselben in einem besonderen Nachtrage zu dem Staatshaushalts-Etat für das Jahr 1873 einzeln spezifizirt und in den beigefügten Bemerkungen näher erläutert. Die dort in Vorschlag jeeragte Kreirung zweier Polizei-Inspektoren-Stellen in den Kreisen euthen und Kattowiß hat sih unter den daselbst obwaltenden beson- deren 1 OBAE als nothwendig herausgestellt. ä __ Die Frage, ob und in wie fern die Theilung des Kreises auch eine Umgestaltung der Kreisbaubezirke, Katästerämter, Kreisphysikats- und Kreis assen-Bezirke erforderlich machen wird, behält die Staats- regierung zunächst noch ‘einer näheren Prüfung vor, um eventuell bei Vorlegung des Staatshaushalts-Etats pro 1874 die Bewilligung der hierzu nöthigen Mittel zu beantragen. ie Die Kommission für die Berathung der kirc- ihen Geseßentwürfe hat, wie die „Nat.-Ztg.“ mittheilt, gestern mit 14 gegen 6 Stimmen beschlossen, für die Artikel 15

qud 18 der Verfafsungs - Urkunde folgende Veränderungen vorzu- agen:

_ Art. 15. Die evangelische und die rôömish-katholische Kirche, so- wie jede andere Religions-Gesellschaft ordnet und verwaltet ihre An- i E selbständig, bleibt aber -den Staats8geseßen und der ge- eßlich geordneten Aufsicht des Staats unterworfen.

Mit der gleihen Maßgabe bleibt aber jede Religions-Gesellschaft im Besiß und Genuß dèr für ihre Kultus-, Uuterrichts- und Wohl- thätigkeitszwecke bestimmten Anstalten, Stiftungen und Fonds.

Art. 18. Das Ernennungs-, Vorschlags-, Wahl- und Bestäti- gungsrecht bei Beseßung kirchlicher Stellen ist, soweit es dem Staate zusteht und nicht axf dem Patronat oder besonderen Rechtstiteln be- ruht, aufgehoben. Auf die Anstellung von Geistlichen beim Mikitär und an öffentlichen Anstalten findet diese Bestimmung keine Anwen- dung. Ju Uebrigen regelt das Geseß die Befugnisse des Staats hinfichtlih der Vorbildung, Anstelluig und Entlassung der Geistlichen a oetutdiaid und stellt die Grenzeu der Disziplinarge-

alt fest.

_ —Nr.4des „Justiz-Ministerial-Blatts“fürdie preußi- \che Geseßgebung und Rechtspflege“ enthält: Allgemeine Ber- fügung vom 20. Januar 1873, betreffend die für Rechnung der Justiz-Offizianten-Wittwen-Kasse durch die Gerichtskassen zu leistenden Zahlungen ; ferner folgendes Erkenntniß des Königlichen Gerichts- hofes zur Entscheidung der Kompetenz-Konflifkte vom 19. Ofktober 1872: Die von dem Gemeindevorsteher in der Provinz Hannover an- geordnete Seßung von Grenzsteinen in cinem öffentlichen Wege eñt- hält eine polizeilihe Anordnung, gegen welche der Rechtsweg behufs Wiederherstellung des früheren Zustandes nicht stattfindet.

Die Nr. 4 des „Preußischen Handels-Archivs“ hat folgenden Inhalt: Geseßgebung: Deutsches Reich: Bekanntmachung, betreffend Rhederei-Schäden. Niederlande: Tarif der Eingangs-, Ausgangs- und Durgangs-Abgaben in Niederländisch Indien. Belgien: Titel T—IY. Buch T. des Handelsgeseßbuchs, die allgemeinen Verhältnisse der Handelsleute betreffend. Dänemark und Schweden: Deklaration, betreffend den Handels- und Seefahrtsverkehr zwischen Dänemark und Schweden. Spanien! Quarantainemaßregeln. Venezuela: Einfuhrverbot für Waffen und Kriegsmaterial. Statistik: Deutsches Reich: Preußen: Schiffêpassage durch die Rhein- \chiffbrücke zu Düsseldorf im Jahre 1872. Jtalien: Schiffa hrts- statistik des Königreichs Jtalien für das Jahr 1870. Frankreich : Bericht der Handelskammern zu Nantes über die Lage des Handels und Gewerbebetriebes in den Jahren 1871 und 1872, Rußland: Narvas Handel mit dem Auslande im Jahre 1872, Vereinigte Staaten von Nordamerika: Gesammt-Uebersiht des Außenhandels der Vereinigten Staaten in den Jahren 1821—71, Mitthei- lungen: Frankfurt a. M. Magdeburg. Halle a. S. Glogau. Danzig. Bromberg.

Kunst und Wissenschaft.

Berlin, 24. Januar. Der Magistrat der Stadt Charlotten- burg hat nunmehr dem Verein der Stadtbezirke auf dessen Gesuch vom 12. Dezember v. J. eröffnet, daß der Kirchenvorstand von Lüßow und der Magistrat dem Projekte der Aufstellung eines Denkmals für die gefallenen Krieger Charlottenburgs auf dem Lüßower Platze ihre Genehmigung ertheilt haben. Es werden deshalb seitens des ge- nannten Vereins die Vorarbeiten zu diesem Monumente \chleunigst gefördert werden, damit die Grundsteinlegung am 22. März, dem Geburtstage Sr. Majestät des Kaisers und Königs oder am 10. Mai, dem Tage des Friedens\schlusses, stattfinden könne.

In Brandenburg a. H. wird auf dem an der Stadt gele- genen Marienberge an der Stelle, wo die erste christliche Kirche ge- standen haben soll, ein Monument zur Erinnerung an die in den leßten Kriegen gefallene Steiter und an“ die Errichtung des neuen Deutschen Kaiserreichs aufgestellt werden. An freiwilligen Beiträgen sind für dasselbe bereits 22,000 Thlr. gezeithnet.

_ Das 12. Heft des 11, Jahrgangs des „Rübezahl“ Schle- fishe Provinzialblätter (1872) enthält u. A.: Ein Pfarr- inventar aus dem Jahr 1617, von Dr. Schimmelpfennig. Erinnerungs-Brochen aus dem ersten Viertel dieses Jahrhunderts im Riesengebirge; aus E. a. w. P.'s handschriftlickem Nachlasse. Zeugniß für einen vertriebenen \chlesischen evangelischen Geistlichen. Mitgetheilt von W. B: in Br. Schlesische Dorf-Kirmes. Exr- innerung aus dem Anfang der 30er Jahre, von I. Beudelt. Haus- und Name-Marken in Breslau (Schluß), mit Abbildungen, von Th. Oelsner. Die Sameublume (Hetianthus annuus) überwindet die Pest, von J. Preis. Sage und Ueberlieferung aus den Kreisen Namslau und Creuzburg, von Orvin.

Breslau, 23. Januar. Ein genealog ischer Verein, welcher sih hier konstituirt hat, beabsichtigt im Laufe des Jahres ein Archiv für ritterlihe, edle und adlige Häufer aller Staaten heraus» zugeben, dessen zweite Abtheilung quch solche Nachrichten enthalten joll, die über Fürstlihe, Gräflihe und Freiherrliche Familien als noch nicht publizirt dem Vereine zugehen. Es find bereits von Dr. Freiherrn von Rothshüß im Namen des Vereins Aufforderungen an adlige Familien ergangen, sich an dem Unternehmen zu betheiligen und namentlich alle historischen Nachrichten über ihre Familie mit Beschreibung des Wappens, oder wenigstens die Angaben der Bor- namen, des Amtes, der Würden, der Konfession, des Tages, Monats und Jahres der Geburt, der Vermählung, event. des Todestages der Familien-Angehörigen, ferner event. Siegel oder sonstigen Abdruck des Familienwappens (mit etwaigen Devisen) einzusenden.

München, 21. Januar. Unter den Ausgrabungen des Dr. Schliemann nimmt, wie der „Allg. Ztg.“ mitgetheilt wird, die Auf- findung eines Triglyphen-Blocs von parischem Marmor 2 m. lang, 86 ecm. hoch mit Reliefdarstellung des Phoebos Apollo auf einer OQuadriga den ersten Rang ein. Diesen Triglyphen-Block hielt Dr. Schliemann gleich anfangs für ein Meisterwerk aus der Zeit des Lysi- machus aus dem Ende des 4. Jahrhunderts v. Chr.,, während Pro- fessor Kumanocdis in Athen und Newton, der Direktor des britischen Museums, meinen, es sei zwischen der Zeit des Perifles und Alexan- ders und somit etwa um 375 v. Chr. in Athen entstanden und nach Troja geschickt worden. Außer diesem für die Kunstgeschichte wichtigen Fund glaubt der genannte Forscher auch „Jlions großen Thurm“ auf- gedeckt zu haben. ,

Wien, 19. Januar. Die Entwürfe, welche aus Anlaß des Kon- kürses für das in Wien zu errichtende Tegetthoff-Monument cingeschickt wurden, find gegenwärtig im österreichischen Muscum aus- gestellt. Da der Konkurs ein allgemeiner war, so beträgt die Anzahl der eingeshickten Entwürfe über zwanzig. Die „meisten rühren von österreichischen und deutschen Künstlern, einige von französishen her. Das Monument soll seinen Plaß vor der Votivkirche erhalten. Vielen Beifall findet die Kolossal-Figur Schillers, modellirt und entworfen von Prof. J. Schilling in Dresden. Der Erzguß dieser Figur wird bereits in der nächsten Zeit beginnen. Auch die anderen figuralischen Forte des Wiener Schiller-Monumentes werden mit Anerkennung besprochen, weniger dagegen der architektonische Aufbau und Grundriß, weil niht im Verhältniß zu dem Plaß, auf welchem das Monument zu stehen kommt.

Zürich, 21. Januar. Das „Tagbl. v. Bünden“ meldet einen interessanten antiquarishen Fund aus dem Veltlin: In Stazzona wurde ein römischer Grabstein von weißem Marmor von Straßenar- beitern drei Meter tief in der Erde gefunden. Der Stein trägt die SFnschrift in lateinischen Majuskeln: Pontico Germani f. Pecusae Fraici f. Cammunnis, Medussae (Giraici f. s0orori. Hic siti sunt. Jn deutscher Ucberseßung : dem Ponticus, Sohn des Germanus, der Pe- cussa, Tochter des Graicus, den Camunern, der Schwester Medussa, Tochter des Graicus. Hier liegen fie. Stazzona hat jeinen Namen von einer römischen Poststation. Es liegt an einem wichtigen Knoten-

punkte des Verkehrs in der Mitte des Neltlins, von wo aus S 4a ¿te t=- wege nördlih nah Puschlav ünd südli zu den Camunern im heutigen Val Camonica führten. Die Nameu Pecussa und Medussa haben einen provinzialen Klang und scheinen eher aus dem Etruskischen zu stammen als aus dem Lateinischen. Dieser Fund bildet ein nicht un- interessantes Seitenstück zu der im Jahr 1871 in Trevisio, ebenfalls im Veltlin, gefundenen etrusfkischen Inschrift. Diese Funde, sowie der keltische Gräberfund in Mels* sind treffende Belege für die Aufstellungen der neuern ethnographischen Forschung, welchen zufolge die südlichen Alpenthäler Rhätiens in vorrömischer Zeit von Etruskern, die dies- seitigen hingegen von Kelten bewohnt waren.

Brüssel, 20. Januar. Der Professor der Kunstgeschichte an dem Königlichen Polytechnikum zu Stuttgart, Dr. W. v. Lübke, ist von der hiesigen Akademie der Wissenschaften und Künste (Acad. Royale des sciences, des lettres et des beâux-arts) fürzlih zu ibrem Mitglied ernannt worden. |

_ Kopenhagen, 21. Januar. Der Sockel zu der Reiter- statue Friedrich VIL, welche auf dem Chriftiansburgerschloßplaße errihtet werden soll, ist in dicjen Tagen fertig geworden. Sonnabend Mittag wurde cin hermetish verschlossener bleierner Kasten, enthaltend vier während der Regierung des Königs Friedrich VII. geprägte Me- daillen nämli zwei (Grundgeseßmedaillen, ferner die an \{wedische und norwegische Freiwillige nah dem Kriege 1848—50 vertheilte Me- daille und die Medaille zum Andenken an den Besuch König Carls XV. in 1861 ein Katalog über die nordishe Kunst- und Industrie-Aus- stellung in 1572 und ein auf Pergament, vom Kalligraphen Nagel geschriebener ausführlicher Bericht über die Entstehung der Statue, in dem Fundament derselben eingemauert. Das Modell zu der Statue ist der Wittwe des verstorbenen Bildhauers Professor Bissen für 10,000 Rdl. abgekauft. Die Statue is in Bronze gegossen und vom Bildhauer Wilhelm Bisfen (Sohn des genannten Professors) für 19,000 Rdl. ciselirt,

Düsieldorf, 21. Januar. Nach einer heute Morgen hier ein- getroffenen Depesche ist die Mosel 105 Fuß vom 19. auf den 20. dieses Monats gewachsen. Alle Nebenflüsse find ebenfalls im \chnellen Steigen begriffen und der Rhein ist in vergangener Nacht in Folge dessen bereits schon über 1 Fuß gestiegen.

Coblenz, 21. Januar. Rhein und Mosel haben dur den anhaltenden Regen hier wieder einen abnormen Wasserstand gewonnen. Die Mosel ist bereits über das Werft getreten, in Folge dessen fi in den Häusern der unteren Stadttheile Wasser in den Kellern zeigt.

Mes, 20. Januar. Durch anhaltenden “Regen, der gestern und heute Nacht in der Umgegend fiel, ist die Mofel heute Nacht um nahezu 50 Centimeter gestiegen und immer noch im Steigen be- griffen.

Gewerbe und Handel.

Ueber die Metallindustrie Württembergs im J. 1871 entnehmen wir dem Jahresberichte der Handels- und Gewerbekammer daselbst, daß die Königlichen Hüttenwerke Wasseralfingen im Jahre

. 1871 aus eigenen Gruben 361,660 Ctr. Stuf- und Bohnerze förderten

und 362,465 Ctr. Gisen und Gußwaaren produzirten, wofür 2,766,664 Fl. gelöst wuroen. Die Königlichen Hüttenwerke Königsbronn, Itel- berg, Friedrichsthal und Ludwigsthal hatten vermehrten Absaß, ohne die Konkurrenz des Elsaß zu fühlen. Die Maschinenfabrik zu Esslingen lieferte 87 Lokomotiven mit Tendern, c. 400 Eisenbahnwagen und c. 25,000 Ctr. eiserne Brückenz die Arbeiterzahl wurde von 1300 auf 1600 erhöht. Für die - Maschinenbaugesellschaft Heilbronn dauerten die durh den Krieg hervorgerufenen ungünstigen Verhälnisse das ganze Jahr über fort, dagegen *nahm die Filiale in Ravensburg erheblichen Aufshwung. Die Fabrik für Boden- brückenwaagen in Heilbronn liefert seit einigen Jahren auch_vollstän- dige Einrichtungen für Cichorienfabriken. Die Fabriken für Jacquard- Maschinen zu Reutlingen und Backnang hatten größeren Absaß im ganzen Zollgebiet. Die-Nachfrage nah Schabschen Stickmaschinen (Kettenstich auf Vorhangstoffen) hat sich in leßter Zeit verzehnfacht. Die- Metalldreherei in Tuttlingen fertigt als Spezialität auch eiserne Walkmaschinen und Schäftewalken für Stiefelfabrikanten. Die Ma- schinenfabrik zu Heiderheim wurde im Jahre 1871 erweitert und hatte guten Aa Für alle Fabriken landwirthschaftliher Maschinen war der Geschäftsgang ein günstiger, doch macht sich_ in denselben der Mangel an guten Arbeitern fühlbar. Für Sen- sen und Sicheln, die u. A. in einer Fabrik zu Neuenburg und vom Königlichen Hüttenwerk Friedrichsthal angefertigt werden, ift in den Beziehungen zu Frankreich keine Aenderung eingetreten. Draht- stifte und Ketten vom Cisen- und Drahtwerk Erlau fanden im Jahre 1871 befriedigenden Absaß. Von Nägeln waren besonders die auf den Hüttenwerken in Christophsthal gefertigten Hufnägel gesucht. Die Kratenfabrik in Calw hatte zunehmenden Absaß. Auch für Dampf- fohtôpfe aus der "Fabrik in Bietigheim und für verzinnte Eßlöffel aus Hirsau bei Calw. war die Nachfrage steigend. Die Fabrikation cirurgisher Instrumente in Tuttlingen, die europäischen Ruf haben, erfuhren hon während des Krieges eine außergewöhnliche Erweiterung ihrer Produktion. Auch die 150 Messerschmiede daselbst konnten die eingehenden. Aufträge kaum bewältigen; nah dem Elsaß hat fih der Absaß vervierfaht. Brennapparate aus der Fabrik in Hall find in ungewöhnlicher Anzahl nach Italien bestellt worden. Auch Feuer- sprißen und Glocken (Rottweil) wurden vom Auslande verlangt.

Für lackirte Bleh- und Metallwaaren war das Jahr 1871 das bis jeßt ergiebigste Geschäftsjahr; der Export ist längst in sein frü- heres Stadium zurückgekehrt. Die in Folge des Ausbleibens der Pa- rifer Fabrikate im Jahre 1870 gesteigerte Nachfrage nah Gmünder Bronzewaaren, hat auch im Jahre 1871 angehal*en, besonders für galvanoplastishe Erzeugnisse, wobei wieder die in Altsil- berfarbe ausgeführten Gegenstände hervortraten. Auch die Me- tall - Spielwaarenfabriken in Gmünd führten wieder stark aus. Die Klein- und Feinmechanik in Onustmettingen hatte in Folge der Eichungsgeschäfte außergewöhnlich viel Aufträge. Für ma- thematishe Instrumente (Heilbronn) hat sich der durch den Krieg un- terbrochene Absaß nicht- wieder hergestèllt. Die Uhrenfäbrik in Schwen- ningen seßte, namentlich in Präzisionsuhren, mehr Fabrikate ab, als früher. -In Thuningen (O.-A. Tuttlingen) ist eine große Uhrengestell- fabrik entitanden, die täglich 400 Gestelle fertigt. Für die in Schram- berg fabrizirten sogenannten amerikanischen Uhren ist der Absaß vor dem Kriege nicht wieder erreicht worden; jedoch beschäftigt die Fabrik immer noch 119 Arbeiter. Der Absay pharmazeutischer Apparate (Heilbronn) nahm zuz dagegen verminderte fich derine für die drei Metalltuchfabriken in Reutlingen durch elsässishe Konkurrenz. Die Graviranstalten haben ihren Absaß verdoppelt. Für die Gold- und Silberwaarenfabrikation in Gmünd und Heilbronn war der Geschäfts- gang im Jahre 1872 befriedigend. Dagegen hatte die von Stuttgart nah Eßlingen vèrlegte Neusilberfabrik, deren Ausdehnung auf sämmt» liche aus diesem Material dargestellte Waaren für Württemberg neu ist, noch mit mancherlei Schwierigkeiten zu kämpfen.

Brüssel, 22. Januar. Jn der Generalversammlung des Verwaltungsraths der Bank „Union“ verlas der richterliche Kommissär einen Bericht, welcher einen Aufschub verlangt, wenn nicht die Gründer selbst, da das hiesige Handelsgericht Einspruch erhebt, sofortige Einleitung der gerichtlichen Verhandlung verlangen. Die Ab- MRtdas wird am Donnerstag und Freitag fortgeseßt.

London, 23. Januar. (W. T. T.) Die Bank von England hat den Diskont auf 4 Prozent herabgeseßt.

Paris, 23. Januar. (W. T. B.) Gegen mehrere finanzielle Etablissements, welche betrügerischer Handlungen bezüchtigt wer- den, ist, wie die Agence Havas“ vernimmt, gerichtliche Verfolgung eingeleitet worden. Es sollen auch mehrere Berhaftungen ftattgefun- den haben. Vom „Soir“ werden der „Credit communal de France“ und die „Societé industrielle“ als die einzigen bis jeßt kompromitck tirten Finänzinstitute bezeichnet. f