1873 / 22 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 24 Jan 1873 18:00:01 GMT) scan diff

Verkehrs - Anftalten. Berlin, 24. Jauuar. Der Deutsche nautische Verein

[este vorgestecn seine Berathung über den von dem S Peels_

g iel) vorgelegten Entwurf einer Strandungsordnung fort und trat ofort in die Spezialdiskuffion über denselben ein, die demnächst auf gerstern vertagt wurde.

Die Nr. 8 der „Zeitung des Vereins Deutscher Eisenbahn-Verwaltungen“ hat folgenden Inhalt: Die außer- ordentliche General-Versammlung des Vereins Deutscher Eisenbahn- Verwaltungen, Kommissions-Bericht, betreffend die Grrichtung eines statistischen Centra!-Bureaus für den Verein und Einführung einer Statistik der Güterbewegung auf den Eisenbahnen. Mittheilungen über Eisenbahnen.

Frankfurt a/M., 22. Januar. Die heutige dritte Sibung der außerordentlihen Generalversammlung des Bereins Deutscher Eisenbahnverwaltungen wurde vom Vorsißenden, Geh. Regierungs-Rath Fournier, um 95 Uhr eröffnet.

Die Berathung des neuen Betriebs-Reglemements wurde zunächst. beendet. Der Entwurf soll dem Reichskanzler-Amte zur Be- rüdcksichtigung resp. Genehmigung vorgelegt werden.

Nr. 6 der Tagesordnung betraf die Prämiirungwvon Erfindun- gen und Verbesserungen im Eisenbahnwesen. Die Wiener Generalversammlung (1869) beschloß, für die nächsten 3 Jahre einen Prämienfond mit jährlih 33334 Thlr. zu dotiren und aus demselben Prämien für Erfindungen im Betrage bis zu 10,000 Thlrn. auszu- reiben. Der Referent, Direktor Schrader Werlin-Anhalt), em- pfahl diesen Beschluß zu einem dauernden zu p e da einerseits die vielfachen Anmeldungen von Erfindungen und Anfragen von. Erfindern beweisen, ein wie lebhaftes Interesse in den bethêiligten Kreisen der Einrichtung entgegengetragen wird, andrerseits der Verein durch den in diesem Jahre gefaßten Beschluß, für eine Verbesserung des Copir- verfahrens Prämien auszuseßen, fich wiederholt für die Zweckmäßigkeit der Prämiirung von Erfindungen ausgesprochen hat. Dieser Antrag des Referenten wurde ohne Debatte angenommen und in Folge dessen sofort die Wahl der Prüfungs-Kommission vorgenommen. Meiter beschloß die Generalversammlung auf Antrag dec Han- novershen Staatsbahn: für die Erfindung einer Einrichtung, mittels deren die Koppelung der Eisenbahnwagen vorgenommen wer- den kann, ohne daß ein Zwischentreten des Kopplers zwischen die Wagen erforderlih wird einen ersten Preis von 3000 Thlr. und einen zweiten Preis von 1000 Thlr. auszuseßen.

Dex fiebente Gegenstand der Tagesordnung, Berathung des neuen Entwurfs eines Regulativs für die gegenseitige Wagenbenußung im Bereiche des Vereins, wurde auf Vor- lag des Referenten, General-Direktionsrath Petri (bayerische Staats- bahn) durch Enblocannahme des ven der Kommission vorgelegten Entwurfes erledigt. Hinterher erhob fih eine längere Geschäftsvrd- nung über die Frage, ob eine solhe Enblocannahme per majoram oder nur mit Stimmeneinhelligkeit gefaßt werden darf, in deren Ver- lauf die Majorität, um den Wünschen der Minorität, Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, auf den früheren Beschluß verzichtete.

Es folgte nunmehr die Spezial-Diskussion des Entwurfs. Das Resultat der nfstündigen Debatte war die fast unveränderte An- n hme desselben.

Auf der Tagesordnung der morgen stattfindenden leßten Sißung stehen rein teinitiäee Sachen.

München, 22. Január. Heute ist vom Ministerium des König- lichen Hauses und des Aeußern an die Königliche General-Direktion

‘der Verkehrsanstalten die Allerhöchste Entschließung vom 24. v: M.

ergangen, nah welcher Se. Majestät die Führung der Nürnber g- Ansbacher Bahn auf der direkten Linie, nicht über Fürth, eco migt hat.

Der Graf Lehndorff-Steinort hat sich am 17. Januar na St. Petersburg und Warschau begeben, um in einer Eigenschaft als Vorsißender der Verwaltung der ostpreußischen Südbahn Verträge mit verschiedenen rusfishen Bahnen abzuschließen.

London, 23. Januar. (W. T. B.) Das in vergangener Nacht hier ankernde, für Australien bestimmte Auswanderer vif ¿N dke fleeth“ ist von einem ausländischen Dampfer 1m Kanal übersegelt worden. Von den aus 412 Personen bestehenden Passagieren und Mann- {haften gelang es rur 85 Personen zn retten. Der Name des Dampfers, welcher das Unglück herbeisührte, und ohne anzuhalten, weiterfuhr, ist unbekannt. Î

Eine zweite Devesche aus Hamburg meldet : Nach einem der „Börsenhalle" zugegangenen Londoner Telegramme hat der bereits. ge- meldete Zusammenstoß zwischen dem Auswandererschiffe „Nortfle-th“ und einem Dampfer etwa zwei Meilen von Dungene}z stattgefunden ; der Dampfer soll ein australischer gew-sen sein. Die Zahl der Passa- giere wird auf 412 angegeben, von welcher, troß \chleuniger Hülfe, über 300 in den Wellen umgekommen seien. 7

Madrid, 18. Januar. Der heutige „Tiempo*“ meldet: Die Unternehmer des transatlantischen Kabels haben beschlossen, dasselbe zwischen Cadix und den kanarischen Inseln und von dort nach der Havana direkt ohne andere Stationen zu legen. Die Länge dieses zweiten Theils des Kabels würde ungefähr 1200 Meilen betragen. Die Gesammtkosten des Unternehmens werden fih auf 300, das jähr- liche Erträgniß auf 30 Millionen belaufen.

Kopenhagen, 21: Januar. Wenn cs die MWitterungsverhält- nisse erlauben, so soll die Postdampfschiffahrt n ach den Faröer- lia und Island in diesem Jahre mit dem Abgange des Dampf- \chiffes „Diana“ am 1. März ihren Anfang nehmen, wonach das genannte Schi® planmäßig 7 Reisen machen und auf den drei Som- merreisen den Berufjord anlaufen wird.

Aus dem Wolff'\chen Telegraphen-Bureau.

Bern, Donnerstag, 23. Januar. Die Anträge, welche der am 27. d. M. zusammentretenden Baseler Diöcesankonferenz vor- gelegt werden sollen, sind auf Entsezung des Bischofs von Basel, Lachat, von seinem Amte, auf Einsezung eines Bisthumsver- wesers und auf Revisiion des Diôcesanvertrages gerichtet. Graf Theodor Scherer, der Führer der ultramontanen Partei in der Schweiz, hat dem Bischofe auf seinen Besizungen eîne Zufluchts- stätte angeboten.

Paris, Donnerstag, 23. Januar. Der Kriegs-Minister , General de Cissey, hat fich gestern nah Calais begeben, um den dort stattfindenden artilleristischen Uebungen beizuwohnen. Auf die jüngste Anleihe von drei Milliarden sind bis jeßt 2300 Millionen eingezahlt worden.

London, Freitag, 24. Januar. Nach der „Times“ fteht für die nächste oder nächstfolgende Wohhe eine weitere Diskonto- Herabsezung in Ausficht.

Paris, Freitag, 24. Januar. In Folge des Fallissements der „Société industrielle“ find die Bücher dieser Gesellschaft mit Beschlag belegt worden; auch haben bei mehreren Administrato- ren der Gesellschaft, namentlich bei dem früheren Handels - Mi- nister Lefèbvre-Duruflet und dem früheren Präfekten St. Paul, Haussuchungen stattgefunden.

New-York, Donnerstag, 23. Januar. Die Bedingungen des Kontraktes wegen Begebung der neuen Z5prozentigen Bonds sollen im Wesentlichen den bei den früheren Emissionen zu Grunde liegenden gleih sein; man vermuthet, daß die Bonds bald an den Markt gebracht werden sollen.

Königliche Schauspiele.

Sonnabend, 25. Januar. Jm Opernhause. (23. Vor- stellung). Lektes Konzert und Vorstellung der Gesell- chaft des Herrn Ullmann. 1. Theil, Der Kapell- meister, komische Oper in 1 Akt, Musik von Paer (in französischer Sprache), Frl. Monbelli und Sigr. Tagliafico. 11. Theil. Konzert, ausgeführt von Fräul. Sograff, Fräul. Anna Regan und Herrn Camillo Sivori. Ul. Theil. Scenen aus: die Nachtwandlerin (ll. Akt), Musik von Bellini (in ita- lienischer Sprache), Frl. Maria Monbelli und Sigr. Tagliafico. Anfang 7 Uhr. Mittel-Preise.

Im Schauspielhause. (24. Abonnements - Vorstellung.) Maria und Magdalena. Schauspiel in 4 Akten von Paul Lindau. Anfang halb 7 Uhr. Mittel-Preise. :

Sonntag, 26. Ianuar. Im Opernhause. (24. Vorstellung). Der Prophet. Oper in 5 Akten. Musik von Meyerbeer. Ballet von Hoguet. Fides: Frl. Brandt. Bertha: Frl. Grossi. Johann von Leyden: Hr. Niemann. Oberthal: Hr. Bez. Anfang halb 7 Uhr. Mittel-Preise.

Im Schauspielhause. (25. Abonnements - Vorstellung.) Der Störenfried. - Lustspiel in 4 Aufzügen von R. Benedix. Vorher: Die Gustel von Blasewiz. Dramatisirte Anekdote in 1 Aft von Shhlesinger. Anfang halb 7 Uhr. Mittel-Preise.

Königliches Mufeum.

Von den neuesien Erwerbungen des Königlichen :

Kupferstih-Kabinets is im ersten Saal dieses Kabinets eine Anzahl der seltensten und bedeutendsten Blätter zu näherer Kenntnißnahme des kunstliebenden Publikums ausgestellt. Diese zumeist sehr kostbaren Blätter stammen, abgeschen von einigen Einzelankäufen von dem Kunsthändler Prestel in Frankfurt a. M., aus den weithin berühmten Sammlungen des Baron von Meck- lenburg und des Marchese Durazzo, davon die erstere im No- vember vorigen Jahres in Berlin, die leßtere um weniges \päter in Stuttgart zur Versteigerung kam. Während jene Sammlung aus\chließlih Radirungen holländischer Meister, namentlich des 17. Jahrhunderts, enthielt, umfaßte die Sammlung Durazzo nächst einer unvergleichlihen Fülle von Niellen eine ebenso kost- rare Fülle von Werken italienisher und deutscher Meister des 15. und 16. Jahrhunderts. Ungeachtet beide Versteigerungen eine große Anzahl von Käufern herbeizogen, und die Preise für die hervorragenderen Blätter meist zu ungemeiner Höhe hinauf- getrieben wurden, gelang es dennoch, besonders durch die Sen- dung des Professors H. Weiß nah Stuttgart, die Königliche Sammlung nach den bêtreffenden Richtungen .hin auf das We- sentlichste zu bereihern und zu ergänzen.

Die bedeutsamsten Bereicherungen sind die Erwerbungen aus der Versteigerung der Sammlung Durazzo, hierunter 13 deutsche

und 25 italienische Niellen, dabei 7 von Peregrini mit dem Haupt-

werke des Meisters, und, als nachträglih erworben, das bekannter- maßen nur in 3 Exemplaren vorhandene Hauptblatt der Niello- Kunst „die Anbetung der Könige von Tomaso Finiguerra“. Ferner 3 Blätter von Giulio und zwei von Domenico Campag- nola; 4 von Antonio da Brescia mit dem Hauptwerke auch dieses Meisters „Maria mit dem Christuskinde zwishen Martha und Ioseph“ von wunderbarer Erhaltung; 4 Sibyllen von Baccio Baldini im frühesten (Druck-) Zustande von großer Schönheit ; 3 Blätter von Ludwig Krug; der Fahnenträger von H. S. Be- ham; 1 Blatt in trefflihem Abdruck von A. Hirschvogel ; 12 Blätter, darunter die Mehrzahl von äußerster Seltenheit, von Lucas van Leyden; ein Prachtdruck von A. Dürer; 2 große Farbendruckte von Le Blond, dem Erfinder des Buntdrucks. Endlich höchst geistreih behandelte Handzeihnungen von P. Ve- ronese, L. Cambiasi, S. Rosa, H. Golgzius, I. Courtois u. A.

Als die demnächst bedeutendsten Erwerbungen sind die von dem Kunsthändler Prestel zu bezeihnen, und zwar in erster Reihe „der Kindermord“ nah Rafael von Marc Antonio Rai- mondi, sowie „die heilige Cäcilie“ von denselben Meistern; dazu das „Wappen mit dem Todtenkopf“ von A. Dürer, und eine meisterhafte Handzeihnung, zum Theil in Sepia ausgeführt, von A. van Velde.

Aus der Sammlung | des Barons von Mecklenburg endlih finden \fich vor Allen als Hauptstück das Pferd von P. Wou- vermann; sodann die vollständige Folge der Thiere von I. Fyt; fieben Blätter von R. Dujardin; 5 von C. Dusart; ‘eins von G. Schalken; 21 von A. van Everdingen und Blätter von A. Verboom, W. vom Heusch, B. Breemberg, Th. Wyck, A. van Ostade, C. Bega, R. Zeemann u. A. m. sämmtlih ausge- zeichnet durh Seltenheit und Vorzüglichkeit des Drucks.

Die Ausstellung selbst, täglih zu den gewöhnlihen Stunden ohne Weiteres zugänglih, dürfte bis gegen Ende Februar dauern.

Ausstellung von Werken des Professors Eduard Magnus.

In dem langen und dem darauf ees Oberlicht-Saal der Königlichen Akademie der Künste zu erlin ift während der Zeit vom 15. Januar bis 15. Februar eine Ausftellung von Gemälden, Skizzen und Zeichnungen des verewigten Professors Eduard Magnus veranstaltet, welche das Lebenswerk dieses

SRers noch einmal wenigstens im Auszuge zur Anschauung ringen.

Eduard Magnus war am 7. Januar 1799 zu Berlin ge- boren, der Bruder des späteren Chefs des Banquierhauses von Magnus und des bekannten Physikers und Professors an der Königlichen Universität. Seine Studienzeit und künstlerische Entwicklung fiel glücklich zusammen mit dem kräftigen Wieder- aufblühen der Künste nah den Befreiungskriegen. Jn Rom, in Paris, in Berlin, Düsseldorf und Münchenregten fich schöne, jugend- liche Kräfte in frishem Wetteifer; bedeutende Weike der Archi- tektur, Malerei und Bildhauerei erwuchsen in diefen Kunst- städten; die Theilnahme des Publikums, trug wieder die Künstler ; den auf Kunstförderung gerichteten Bestrebungen der Regierun- gen gesellten sich in Preußen und Deutschland die der über Provinzen und Staaten verbreiteten Kunstvereine.

Eduard Magnus durfte in den zwanziger Jahren in einem längeren Studienaufenthalt in Jtalien fi zur Meisterschaft entwickeln. Als er wieder in seine Berliner Heimath zurückge- kehrt war, verschafsten ihm seine ungewöhnlichen Leistungen in der Bildnißmalerei bald einen glänzenden Ruf. Diese Gattung hat er denn auch während seines ganzen Lebens zumeist kulti- virt; auf dieser Ausstellung seiner Werke finden sich uur äußerst wenige Genrebilder. Desto zahlreicher find die Porträts.

In den hier vereinigten Bildern läßt sich des Künstlers eigener

Entwickelungsgang und die Art seiner Malerei während eines halben Jahrhunderts überblicken. Jn den Studienköpfen und Bildnissen aus seiner Anfangszeit erscheint seine Farbe noch \hwer, sein Vortrag hat eine gewisse Härte, Glätte und Pein- lichkeit. Aber während der leßten zwanziger Jahre, bereits in Rom, entfaltet sich seine Malerei zu einer schönen Freiheit und sein Kolorit wird klar, leuchtend und warm, Jn den vierziger und ersten fünfziger Jahren erscheint er aùf der Höhe seiner Kunst. Die mit außerordentlicher Feinheit des beobach- tenden Blicks und mit inniger Versenkung in das Leben der Physiognomie erfaßten Erscheinungen giebt er in einer höchst geistreichen, breiten uud wirkungsvollen Manier im Bilde wieder, mit einer Beherrshung der Technik und in einer {önen Har- monie des Kolorits, wie sie damals in der deutschen Malerei noch ziemli felten waren. Dann begann ein mehr und mehr ausgebildetes Augenleiden, der sogenannte „grüne Staar“ dem Künstler fih immer ftörender und hinderlicher zu erweisen. Es scheint auf jeine Auffassung des Kolorits in den leßten fünf- ziger und ersten sechsziger Jahren nicht ohne Einfluß gewesen zu sein. Die durch Professor von Gräfe 1863 glüdcklich voll- zogene Operation des Uebels gab ihm die volle Fähigkeit des gesunden Sehens wieder. Bis zu seinem Lebensende hat er nicht aufgehört, mit bestem Erfolg in der Bild êrmalerei thätig zu sein, wenn auch nicht gleich anhaltend wie in früheren Fahren und häufig darin unterbrochen durch funstwissenschaft- liche literarishe Bestrebungen, welche besonders manchen wich- tigen Fragen und Aufgaben der Atchitektur galten. Wir müssen darauf verzichten, die ganze Reihe der hier ausgestellten Bildnisse im Einzelnen zu besprehen. Nur einiger durch ihre Kunst oder durch die dargestellte Persönlichkeit besonders hervorragenden kann hier Erwähnung geschehen.

Seiner frühesten Zeit entstammt sicher daë Bildniß eines fleinen, etwa 10—12jährigen blonden Mädchens von strenger, ernster und wundersamer Schönheit. Ebenso durch diese, wie dur die ganze Art der malerishen Bel)andlung erinnert es an Bilder altflanderisher oder kölnisher Meister. Von hohem künstlerishen Interesse sind die Gemälde aus der Zeit von Magnus römischem Aufenthalt: das Bild einer jungen Frau von großer Schönheit, in einem dunkeln Sammet- mieder, welches Hals, Schultern und Arme frei läßt. Die zarte linke Hand ruht ao der Brust und die Finger verflehten fich mit einer feinen Goldkette, welhe jenen {chmückt. Eine dunkelgetönte Landschaft bildet den Hintergrund. Derselben Zeit entstammt ein außerordentlich edel aufgefaßtes und durchgesührtes lebens- großes Bildniß Thorwaldsens,

Unter den folgenden Porträts befinden sih die von vielen der bekanntesten Celebritäten der Berliner Gesellschaft jener Jahr- zehnte, in welcher fih ihr Maler als eins ihrer gefeiersten Mit- glieder bewegte. Künstler und Künstlerinnen, Herren und Damen aus den dur Reichthum, Bildung und Geburt hervorragendsten Familien der Hauptstadt; zwischen ihnen höchst liebenswürdige Bildnisse \{höner Kinder, Knaben und Mädchen. Von den Por- träts berühmter Künstler find besondexs mit höchster Auszeich- nung zu nennen: Das Bildniß Felix, Mendelsohn-Bar- tholdys (durch Fekerts \s{höne Steinzeihnung vervielfältigt), in lébensgroßer Halbfigur, die Arme auf der Brust überein- ander gekreuzt, dargestellt; das Brustbild Christian Rau chs; das berühmte Bildniß der Sängerin Jenny Lind (1846 gemalt) und das der Gräfin Rossi (Henriette Sonntag) von 1850. Das der erstern bildete die unvergeßlihe Zierde der großen Berliner Ausstellung des Jahres 1846. Die Sängerin ist auf einem dunkelsammetnen Chaiselongue sizend dargestellt, die Hände auf dem Schooß in einander gelegt, wo ein lihtblaucr Shawl über die weiße Robe gebreitet is, den Kopf etwas zur rechten Schulter gewendet und mit begeistertem Ausdruck in den großen blauen Augen aufgerihtet. Eine einfache dunkle Wand und Vorhang bildet den Hintergrund. Die vollendet \{öne Farbenharmonie des Bildes is auch heut noch unverändert die gleiche geblieben. Die Gräfin Rofsi ist als Brustbild gemalt in granatrother Sammetrobe, der Kopf leiht gewendet und ebenfalls aufblickend.

Ein außerordentlich s{chönes Bildniß i} ferner das dem Jahr 1848 entstammende, der Gattin des Baurath H. mit ihrem Töchterchen, das sich stehend an ihren Schooß schm'egt; das der Mutter des Künstlers; das eines Knaben mit Strohhut und \treifigem Hemd b. kleidet, mit treuherzig, aufbl:ckenden großen hellen feuchten Augen; das der Frau Geh. Rath B., des Pro- fessor W.; der beiden Brüder und des kleinen Neffen des Meisters.

Von feinen Porträts berühmter Staatsmänner und ‘Mili- tärs find nur zwei hier zur Ausstcllung gekommen: das des Ministers Grafen von Arnim-Boißzenburg und das des Ober- Befehlshabers in den Marken, Feldmarschalis Grafen von Wrangel, im Jahre 1849 gemalt. Der Leßtere ist in ganzer Figur, in die Uniform der Garde-Kürassiere gekleidet, stehend in einem Prachtzimmer dargestellt, dessen ofene Thür den Blick auf den Schweizersaal des Königlichen Schl-fsses zu Berlin gewährt. Die linke Hand hält den Griff des Pallasch, die Rechte ist auf den Tisch neben ihm gestemmt.

Außer den etwa 100 Porträts sind in dieser Ausstellung noch einige Genrebilder zu berücksichtigen, meist porträtartige, wenn auch typische Darstellungen einzelner Halbfiguren. Von dem durch Mandels Stich schr verbreiteten Bilte der beiden Kinder, des kleinen Mädchens zur Seite des nackten, Blumen werfenden Knaben, ist hier eine unvollendete Untermalung vor- handen. Unter jenen Einzelgestalten sind die schönsten die eines Landmädchens mit breitem Strohhut, im Profil dargestellt, die linke Hand auf die Hüfte gestützt, und das (1842 gemalte) Bild eines Schifferjungen, welcher sein gebräuntes kräftiges, mit glänzenden Augen zur Seite blickendes Antliß in die linke Hand stützt, ein Bild, das mit der Vererbung der Sammlung des Konsul Wagner Eigenthum der Königlichen National- Gallerie geworden is. Die Kreide-, Bleistift- und Pastell- Zeichnungen der Ausstellung sind fast ausschließlich Porträts.

Redaktion und Rendantur: Schwieger.

Berlin, Verlag der Expedition (Kessel). Druck: H. Heiberg.

Drei Beilagen (einshließlich dex Börsen-Beilage).

M22.

Erste Beilage zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlich Preußischen Staals-Anzeiger.

“Freitag, deu 24. Januar

Königreich Preußen.

i ) Bau und Betrieb einer Konzessions-Urkunde, betreffend den l | l i von Einbeck nah Salzderhelden durch die Braunschwei- ap u gische Eisenbahn-Gesellschaft. Vom 16. Dezember 1872.

Pir Wilhelm, von Gottes Gnaden König von Preußen 2c.

R dem t in der Stadt Braunschweig domizilirte Braunschwei- gische Eisenbahn-Gesellschaft mit Genehmigung threr vorgeseßten Lan- des-Regierung darauf angetragen hat, ihr die Konzession zum Bau und Betriebe ciner Eisenbahn von Einbeck nach Salzderhelden zu er- heilen, wollen Wir diese Konzession, sowie das Recht zur Expropria- tion und zur vorübergehenden Benußung fremder Grundstücke nah Maßgabe der I Gesebe unter den nachstehenden Bedingun-

erdurch ertheilen: : E E

E \ B e L ilcioeigifGe Eisenbahn-Gesellschaft ist bezüglich des Baues und des Betriebes der in Rede stehenden Bahnstrecke den preu- ischen Geseßen und Verordnungen, insbesondere dem Geseße über die Fisenbahn-Unternehmungen vom 3. November 1838 und dem Geseße vom 16. März 1867 über die Besteuerung von Eisenbahnen unter-

en. E 2 i Borsen Die Gesellshaft muß auf Veklangen der preußischen Regie- rung in einem von leßterer zu bezeichnenden Orte Domizil wählen und in diesem Domizile ein Organ bestellen, welches fie dem Staate und dem Publikum gegenüber in allen, die Bahn betreffenden Ange-

segenheiten mit unbeschränkter Vollmacht zu vertreten befugt und ver-

(ichtet ist. E , : : M A a aller Entschädigungsansprüche , ‘welche gegen die Gesell- schaft aus Anlaß der Anlage oder des Betriebes der Bahn geltend ge- macht werden, ist sie der preußischen Gerichtsbarkeit unterworfen und sollen die gegen Ga Gesellschaftsorgan in Vertretung der Gesellschaft rechtsfkräftig ergehenden gerichtlichen find Administrativ-Entscheidungen ohne Weiteres gegen die Gesellschaft verbindlich und vollstreckbar sein.

Behufs der technischen Leitung des Baues und Betriebes der Bahn hat die Gesellschast einen Beamten zu ernennen , welcher die formelle Qualifikation zum Königlich preußischen Eisenbahn-Baumeister besiben muß. Die Wahl dieses Beamten , die ihm zu ertheilende Geschäftsinstruk11on und di-e, Bestimmung seines in Preußen zu nehmenden amtlihen Domizils bedarf der Genehmigung des preußzi- schen Handels - Ministeriums. Diesem Beamten fann zugleich die Eingangs bezeichnete Vollmacht ertheilt werden. /

IIT, Der preußischen Regierung bleibt vorbehalten, den Verkehr zwischen ihr und der Gesellschaft, sowie die Handhabung der ihr über die betreffende Valnstrecke zustehenden Hoheits- und Aufsichtsrechte einer Behörde zu übertragen. j : ay

Diese Behörde hat die Beziehungen ihrer Regierungen zu der Eisenbahn-Verwaltung in allen Fällen zu vertreten , die nicht zum direkten Einschreiten der competenten Polizei- oder Gerichtsbehörden geeignet sind. Die Eisenbahn-Verwaltung hat fich bei Angelegenheiten territorialer Natur, welche hiernach von der Königlich preußischen Re- gierung ressortiren, an dieje zu wenden. E S

Die gedachten Funktionen können von der Königlich preußischen Regierung auch einem besonderen Kommissarius übertragen werden.

1IY. Für den Bau gelten insbesondere folgende Bestimmungen:

1) Die, Gesellschaft ist verpflichtet, die Vollendung und Inbetrieb- nahme der Bahn längstens bis zum 1. Mai 1875 zu bewirken.

9) Die BaLulinie in ihrer vollständigen Durchführung durch alle Zwischenpunkte, die Bestimmung der Orte, wo nach ae des Rerkehrsbedürfnisses jeßt oder künflig Stationen für den ersonen- oder Güterverkehr anzulegen sind, sowie sämmtliche Bauprojekte unter- liegen der Genehmigung des preußischen Ministers für Handel, Ge-

erbe und offentliche Arbeiten. Die von der Herzoglich “braur.\hwei- gischen Regierung geprüften Betriebsmittel sollen einer Revision durch die diesseitige Regierung nicht bedürfen. :

3) Die Gesellschaft hat allen Anordnungen, welche wegen poli- zeiliher Beaufsichtigung der beim Bahnbau beschäftigten Arbeiter ge- troffen werden mögen, nachzukommen und die aus diesen Anordnungen etwa erwachsenden Ausgaben, insbesondere auch die durch etwaige An- stellung eines besonderen Polizei- Aufsichts-Personals entstehenden Kosten zu tragen Sie wird den Anforderungen der zuständigen Behörden wegen Genügung des kirchlichen Bed'rfnisses der beim Vau beschäf- tigten Beamten und Arbeiter bereitwillig Folge leisten, und die da- dur etwa bedingten Kosten übernehmen, auch zu der in Gemäßheit des Gesetzes voin 21. Dezember 1846 für die Bauarbeiter einzurich- tenden Krankenkasse die nöthigen Zuschüsse leisten. i

4) Behufs Sicherstellung der rechtzeitigen Vollendung, sowie der soliden Ausführung und gehörigen Ausrüstung der Bahn muß bei der General-Staatskasse zu Berlin ein Betrag von 25,000 Thlr., buhstäblih: „Fünf und zwanzig Tausend Thalern“ in baar, oder in preußischen Staats- oder vom Staate garantirten Papieren, oder in inländischen Eisenbahn-Prioritäts-Obligationen (unter Berech- nung aller dieser Effekten nach dem Courswerthe) nebst den noch nicht fälligen Zinscoupons und den Talons hinterlegt und in gerichtlicher oder notarieller Verpfändungsurkunde erklärt werden, daß diese Kaution der preußischen Staatsregierung znr beliebigen Verwendung unwider- ruflich verfällt, wenn die Gesell schaft mit der Grfüllung der Berpflich- tungen, welche dur die Kaution sichergeftellt werden jollen, nach dem Ermessen des Königlichen Handels-Ministeriums in Verzug fommt.

_ Die Zurüdckgabe der Zinscoupons erfolgt an deren Verfallter- minen, kann jedech vom Königlichen Handels-Ministerium inhibirt werden, wenn nah dessen hierfür allein maßgebenden Ermessen die Gesellschaft mit Erfüllung ihrer Verpflichtungen in Verzug fommt.

Die Rüc{gabe dex Kaution selbst erfolgt, sobald die Gesellschaft

} ihren Verpflichtungen zur Ausführung und Ausrüstung der Bahn nach

Maßgabe der Anforderungen des Handels-Ministers überall genügt hät. _) Die Gesellschaft ist zum Bau und Betriebe eincs zweiten Ge- s per dek sobald die Königlich preußische Regierung solches erlangt.

V. Die Gefellschaft ist verpflichtet, die Bahn nebst den Trans- ss fortwährend in einem solhen Zustande zu erhalten, daß der Betriebsd!enst allen von der Staatsregierung im Interesse der Sicherh-it und der Größe des Verkehrs gestellten Anforderungen Ge-

- ,

nüge leistet; inöbesoudere muß die Gesellschaft alle Vervollständigun- gen und Vervol!kommnungen der Bahnanlagen und des Betriebs- materials ausführen, welche sich nach Ansicht der Staatsregierung im Interesse des Verkehrs als Bedürfniß herausstellen.

_ Zur Sicherung der stetigen guten Instandhaltung der Bahn und eines den Verkchrsbedürfnisscn bezüglich der Anzahl und Beschaffen- heit genügenden Lokomotiv- und Wagenbestandes hat die Gesellschaft auf etwaiges Verlangen des ‘preußischen Handels - Ministeriums einen, durcl e Beiträge zu bildenden Fonds zu hinterlegen. Ueber die Hôbe dieser Beiträge und über die aus dem Fonds zu leistenden Ausgaben wird das Handels-Ministerium alsdann unter Berlicksichti- gung des vorerwähnten Zweckes und des periodisch sich ändernden Be- lugnissed iat Anhörung des Verstandes der Gesellschaft ein Regu-

iy erlassen,

VI. Die Genehmigung, nöthigenfalls di- Abänderung des Fahr- plans bleibt der Königlichen Staatsregierung vorbehalten, ebenso die Genehmigung des Bahngeldtarifs und des Frachttarifs, sowohl für N Güter-, als für den Personenverkehr, sowie der Abänderung der Tarife, in sow. it dieselbe uiht dem freien Ermessen der Gesellschaft Überlassen wird.

Die Gesellschaft hat die Beförderung von Personen in 4 Wagen- Hafen zu bewerkstelligen, und für den Transport von Kohlen und

1878.

Koks und event. der übrigen im Art. 45 der Verfassung des Deut- schen Reiches bezeichneten Gegenstände den Einpfennigtarif einzuführen, foweit und sobald dies von dem Minister für Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeiten verlangt wird. T

Die Gesellschaft übernimmt ferner die Verpflichtung, soweit der Königlich preußische Minister für Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeiten es im Verkehrs - Interesse für nöthig erachtet, jederzcit auf dessen Verlangen mit anderen in- und ausländischen Bahnverwaltun- gen, für die Beförderung von Personen und Gütern einen durch- gehenden Verkehr mittelst direkter Expeditionen und Tarife zu errich- ten, und hierbei insbesondere auch in ein gegenseitiges Durchgehen der Transportmittel gegen die übliche, nöthigenfalls von dem bezeichneten Minister festzuscßende Vergütigung zu willigen. Bezüglich dieser direkten Tarife ist die Gejellschaft verpflichtet, auf Verlangen des bezeichneten Ministers auf ihrer in diesem neu einzurichtenden durch- gehenden Verkehre zu berührenden Strecke den niedrigsten Tarif-Ein- heits\aß vro Centner und Meile zuzugestehen, welchen sie auf dieser Strecke für die gleichartigen Transportgegenstände in ihrem Lokal- tarife erhebt. d g Sl i ly

Sollte sie jedoch in einem andern durchgehenden Verkehr für jene Strecke ihrer Bahn, einen unter dem Lokal-Tarif-Einheitssaß pro Centner und Meile ermäßigten Saß pro Centner und Meile beziehen, so muß sie für jene Strecke diesen ermäßigten Tarifsaß auch in dem neu zu errichtendeù durchgeßenden Verkehre auf Verlangen des bezeich- neten Ministers zugestehen.

Für durchgehende Gütertransporte wird die Erhebung einer (Erxpe- ditionsgebühr für die Bahn von Einbeck nach Salzderhelden ausge- lossen, wenn weder die ursprüngliche Versandt- noch die leßte Adreßz- station an dieser Bahn liegt.

Die vorbezeichnete Verpflichtung der Gesellschaft zur Einrichtung eines direkten Verkehrs und zum Zugeständnisse des vorbezeichneten Tarifsaßes wird jedoch durch die Bereitwilligkeit der anderen betlei- ligten Eisenbahn-Verwaltungen bedingt, in diesem Verkehre ihren Tarif nach denselben Grundsäßen zu normiren, und somit für ihre in dem einzurichteaden durchgehenden Verkehre zu benußtzende Strecke den niedrigsten Tarif-Einheitssaß pro Centner und Meile zuzugestehen, welchen sie auf dieser Strecke für gleichartige Transportgegenstände U es Lokalverkehr resp. in einem anderen durchgehenden Verkehre exheben,

Sollte die Gesellschaft zum Zwecke der Einrichtung eines neuen direkten durchgehenden Berkehrs das gleiche Zugeständniß, wie es vor- stehend präzisirt ist, von einer anderen Bahnverwaltung fordern und die leßtere ohne von dem bezeichneten Minister für zulänglih erachtete Gründe fih weigern, auf den von der Gefellshaft vorgeschlagenen direkten Berkehr überhaupt einzugehen, oder jenes Zugeständniß in Betreff des Tarifsaßes zu machcn, so ist die Gejellschaft au das ihrer- seits auf Erfordern des Ministers für einen direkten Verkehr, an wel- chem die sich weigerlich haltende Bahnverwaltung mitbetheiligt ift, gemachte frühere Zugeständniß nicht mehr gebunden.

A YIE S Die Beförderung von Truppen, Militär-Cffekten und fon- stigen Armee-Bedürfnissen hat nach denjenigen Normen und Säßen stattzufinden, welche auf den Staagts-Eisenbahnen im Gebiete des frü- heren Norddeutschen Bundes jeweilig Gültigkeit haben.

_VIIT. Gegenüber der Post- nnd Telegraphen-Verwaltung ist die Gesellshaft bezüglich der in Rede stehenden Bahnstrecke den Bestim- mungen unterworfen, welche für diejen Verwaltungszweig vom Reichs- fanzler-Amte erlassen sid oder künftig erlassen werden.

IX. Die Gesellschaft ist verpflichtet, die von ihr anzustellenden Bahnwörter, Schaffner und sonstigen Unterbeamten, mit Ausnahme der einer technischen Borbildung bedürfenden, vorzugsweise aus den mit Civil-Anstellungs-Berechtigung entlassenen Militärs, soweit die- selben das 35. Lebensjahr noch nichk zurückgelegt haben, zu wählen.

X. Anderen Unternehmern bleibt sowohl der Anschluß an die in Rede stehende Bahnstrecke mit den Zweigbahnen, als die Benußung der ersteren gegen zu vereinbarende event. vom preußischen Handels- Ministerinm Jeanne DREE oder Bahngeldsäße vorbehalten.

_X1, Die preußische Regierung behält fich das Recht vor, das Eigenthum der Bahn nebst allem beweglichen und unbeweglichen Zu- behör nach Ablauf von dreißig Jahren, vom Tage der Betriebs-Gr- öffnung an gerechnet, oder auch später, nah einex in beiden Fällen mindestens ein Jahr vorher zu bewirkenden Ankündigung für den Staat fäuflich zu erwerben.

Als Kaufpreis zahlt der Staat das, auf diese Bahn verwandte, Anlage - Kapital. Infofern zur Zeit der Erwerbung der Zustand der Bahn oder des Zubehörs gegen die ursprüngliche Anlage sih wesentli verschlechtert haben möchte, soll von dem zu erstattenden Anlage-Kapital, nach einem durch Sachverständige zu bestimmenden Prozentsaz ein, dem dermaligen Zustande entsprechender Abzug gemacht werden.

Zu dem vorbezeichneten, auf den preußischen Staat im Falle des Ankaufs übergehenden Zubehör gehört insbesondere das für diese Bahn angeschaffte Betriebsmaterial und das zur Bahn-Verwaltung und zur Transport-Verwaltung dieser Bahn gehörige Inventarium.

XII. Sollte die Gesellschaft die Bahn ganz oder theilweise an- derweit veräußern oder verpachten oder sonst den Betrieb darauf An- deren abtreten wollen, so 1st zu jeder dieser Maßnahmen die Zustim- mung der Königlich preußischen Regierung nothwendig.

Mit Senehmigung des preußischen Handels - Ministeriums kaun der Betrieb der Bahn für Rechnung der Gesellschaft, insbesondere der Königlichen Eisenbahn-Direktion zu Hannover, übertragen werden.

_ Die gegenwärtige Urkunde ift auf Kosten der Braunschweigischen Eisenbahn-Gesellschaft durch das Amisblatt für Hannover zu ver- öffentlichen. Eine Anzeige von diefer landesherrlichen Genehmigung und der Verleihung des Expropriationsrechts ist in die Geseß-Samm- lung aufzunehmen. “iù

Urkundlich unter Unserer Höchsteigenhändigen Unterschrift und bei- gedrucktem Königlichen Jnsiegel.

Gegeben Berlin, den 16. Dezember 1872.

(L. S.) Wilhelm.

Graf von Jtenplitz. von Selchow. Graf zu Eulenburg. \ Dr. Leonhardt. Camphausen. Falk.

43% iges vormals nassauishes Staats-Anlehen *von 6,000,000 fl. d. d. 28. April 1860.

Bei der am 4. d. Mts. stattgehabten viert-n Verloosung der Partial-Obligationen des unter Vermittelung des Bankhauses M. A. von Rothschild & Söhne in Frankfurt a. M. negociirten 4{% igen, vormals nassauishen Staats - Anlehens von 6,000,000 fl. d. d. 28. April 1860 sind nachverzeichnete Obligationen gezogen worden: ü

A. Zur Rückzahlung auf den 1. Mai 1873. ch #3 Lit A. à 100 fl. Nr. 639, 739, 759, 769, 983, 1059, 1742,

1814, 2002, 2594, 3066, 3126, 4285 und 42959. 7 14 St. über 1400 fl. = 800 Thlr. Sgr. Pf.

Lit. B, à 200 fl. Nr. 31, 200, 384 und 919. #

ér mem f 4 Skt. über 800 fl. = 457 Thlr. 4 Sgr. 83 Pf. Lit. C, à 500 fl. Nr. 378, 418, 552, 562, 618, 1871, 1951, 2103, 2284, 2301, 2311, 2373, 2704, 3279, 3296, 3545, 3559, 4177 und 5930 . . 19 St. über 9500 fl. = 5428 Thlr. 17 Sgr. 2 Pf Lit. D. à 1000 f. Nr. 354, 1125, 1532, 1579, 1962, 2062 u. 2091 7 St. über 7000 fl. = 4000 Thlr. Sgr. Pf. Summa 44 St. über 18,700 fl. = 10,685 Thlr. 21 Sgr. 5 Pf.

B, Zur Rückzahlung auf den 1. November 1873. Lit. A. à 100 fl. Nr. 1243, 1405, 1525, 1800, 1926, 1961, 2007, 2136, Be L L 3604 und 3768 13 St. über 1300 fl. = 742 Thlr. 25 Sgr. 9 Pf Lit, B. à 200 fl. Nr. 73, 242, 380 vnd 1333 Er 3 Pf. , 2846,

4 St. über 800 fl = 457 Thlr. Sat: Lit C. à 500 fl. Nr. 93, 258, 267, 1851, 2610, SAE

2929, 3049, 3279, 3699, 3737, 3998, 4450, 4667, 4747, 5940 und

5950. . …. . . 18 St, über 9000 l. = 5142 Thlr. 25 Sgr. 9 Pf

Lit, D. à 1000 fl. Nr. 38, 178, 258, 429, 479, 679 849 u. 900

__8 Skt. über 8000 f. =— 4571 Thlr. 12 Sgr. 10 Pf.

Summa 43 Sk. über 19,100 fl. = 10,914 Thlr. 8 Sgr. 7 Pf.

*

Die Inhaber diefer Partial - Obligattonen werden hierv i dém Bemerken bena, daß sie die Kapitalbeträge, ee oie: zinsung nux bis zum betreffenden Rückzahlungstermine erfolgt, sowohl bei dem Bankhause der Herren M. A. von Rothschild & Söhne in Frankfurt a. M,, als auch bei der Königlichen Regierungs-Hauptkasse zu Wiesbaden, sowie bei jeder Königlichen Regierungs-Hauptkasse, bei der Königlichen Staatsfchulden - Tilgungskasse in Berlin, der König- lichen Kreiskasse in Frankfurt a. M. und bei den Königlichen Bezirks- Hauptkassen in Hannover, Lüneburg und Osnabrück gegen Rückgahe der Obligationen mit den dazu gehörigen, nah dem 1. Mai 1873 fälligen Zinsfkoupons Ser. T. Nr. 7 und 8, resp. mit den nah dem 1. November 1873 fälligeu Koupons Serie I. Nr. 8, nebst Talons erheben können. ___ Die Geldbeträge der etwa fehlenden, unentgeltlih mit abzu- a Vei d Zinskoupons werden an dem zu zahlenden Kapitale zurüdk- xehalten.

Vezeichniß der in früheren Verloosungen gezogenen, noch nicht eingelösten Obligationen: Rückzahlbar am 1. Mai 1871.

Lit, A. 1044, 1094, 1274, 1364 1374, 4257, 4277. Lit. B. 983, Lit. C. 457, 1367, 1406, 1596, 3247, A377. I

__ Nücßzahlbar am 1. November 1871. Lit, A. 1084, 1174, 2096, 2883, 3944, 4483, 4493. Lit. B. 733, 1013. Lit, C, 217, 318, 2427, 2437, 2499, 3240, 3888, 4638. Lit. D. 119, 523, 1627, 2247.

_Rückzahlbar am 1. Mai 1872. Sämmtliche gezegenen Obli-

gationen. Wiesbaden, den 16. Januar 1873. Der Regierungs-Präsident.

von Wurmb.

Statistische Nachrichten.

Das Dezember- Heft des „Centralblattes für die gesammte Un- terrihs-Berwaltung in Preußen“ enthält eine Ueberficht über die Frequenz der preußischen Gymnasial- und Real-Lehr- anstalten während des Winter - Schulsemesters 1871/72, dex wir folgende Mittheilungen entnehmen. Jn der preußischen Monarchie waren 209 Gymnafien vorhanden, in welhen 2268 Direktoren Ober- und ordentliche Lehrer, 276 wissenschaftliche Hülfslehrer, 388 technische Lehrer, 132 Ortsgeistliche, welche den Religionsunterricht er- theilten, 165 Probe-Kandidaten lehrten, An den mit den Gymnasien verbundenen Vorschulen unterrichteten 210 Lehrer. Die sämmtlichen Gymnasien wurden von 60754 Schülern besucht, von denen 6361 der I, 9680 der IIL, 14,624 der IIL, 9897 der IV,, 10-063 der V., 10,129 der VI. Klafse angehörten, und 7609 neu aufgenommen waren. Die Vor- schulen wurden von 8208 Schülern besucht. Der Konfesfion nah waren von den Gymnasiasten 41,090 evangelisch, 14,426 katholisch, 8 Disfidenten, 5230 jüdisch, von den Schülern der Vorschulen 6649 ev., 638 fath., 1 Disi.,, 920 jüd. Der Heimath nah wurden 35,429 Inländer aus dem Schulort, 24,450 J. von auswärts, 875 Ausländer an den Gymnasien, 7347 J. a. d. Sch, 792 J. ‘v. a., 69 A. an den Vor- schulen unterrichtet. 6685 Schüler gingen von den Gymnasien ab, darunter 1063 mit dem Maturitäts-Zeugnißz; 131 starben; von den Vorschulen schieden 1889 Schüler ans, darunter 11 durch deu Tod.

Was die anerkannten Progymnasien des preußischen Staates anbetrifft, so war deren Zahl 832. Es unterrichteten an denselben 161 Rektoren und ordentlihe Lehrer, 42 wissen schaftlihe Hülfslehrer, 39 tehnishe Lehrer, 32 Ortsgeistliche, welhe den Religions - Unterricht ertheilten An den mit dem

rogymnasien verbundenen Vorschulen waren 10 Lehrer thätig. Die Progyimnasien wurden von 3083, die Borschulen von 229 Schü- lern besucht. Der Konfession nah waren von den Schükern der Pro- gymnasien 1779 ev., 1600 kath, 317 jüd., von den Zöglingen der Vorschulen 268 ev., 37 kath., 42 jüd. Der Heimath nach besuchten 2123 I. a. d. Sch., 1531 J. v. a., 42 A. die Progymnasien, und 9284 I. a. d. Sch., 58 J. v. a., 5 A. die Vorshulen. 423 Zöglinge schieden von den Progymnasfien, 77 von den Vorschulen aus, darunter 8 und resp. 1 durch den Tod. : i

Aa I. Ordnung waren im preußischen Staate 77 vor- handen. An denselben lehrten 809 Direktoren, Dber- und ordentliche Lehrer, 107 wissenschaftliche Hülfslehrer, 153 techuische Lehrer, 94 Ortsgeistliche, welche den Religionsunterricht ertheilten, 61 Probe- Kandidaten. An der mit den Realschulen T. D. verbundenen Vorschulen wurde von 95 Lehrern Unterricht ertheilt. Die Realschulen I. O. wurden von 24 323 Schülern besucht, von denen1135 der T. Kl., 3542der Il. K, 6076 der III. K., 4757 der IV.K., 4959 der V. K., 4254 der VI. K.angehörten, und 2742 neu aufgenommen waren. An den Vorschulen wurden 3984 Schüler unterrichtet, von denen 749 neu aufgenommen waren. Der Ras nah waren von den Schülern der Realschulen I. D. 19,311 ev, 2863 fath., 47 diss., 2102 jüd., von den Zöglingen der Vorschulen 3283 ev., 320 fkath., 8 ‘dis, 378 jüd. Der Heimath nah wurden 16 470 J. a. d. Sch., 7313 J. v. a., 540 A. auf den Realschulen 1. O. 3670 F a. d. Sch, 284 I. v. a., 30 A. auf deu Vorschulen unterrichtet. Von den Realschulen I. O. gingen 3230 Schüler ab, darunter 258 mit dem Zeugniß der Reife; 38 starben Von den Vorschulen schieden 1084 Schüler aus, davon 11 durch den Tod. Realschulen T1. Ord- nung waren nur in den Provinzen Brandenburg (4), Sachsen (1),

zen 15 vorhanden. An denselben unterrichten 146 Direktoren, Ober- und ordentliche Lehrer, 32 wissenschaftlihe Hülfslehrer, 41 technische Lehrer, 6. Ortsgeistlihe, welche den Religions - Unterricht ertheilten, 7 ‘Probe-Kandidaten. An den mit den Realschulen 11. O. ver- bundenen Vorschulen unterrichteten 28 Lehrer. Die Realschulen 1. O, wurden von 4029 Schülern besucht, von denen 400 neu aufgenommene waren; in den Vorschulen wurden 1334 Schülex, darunter 117 nen aufgenommene, unterrichtet, der Bn vos nach waren von den Schülern der Realschulen 11. O. 3095 ev., 247 kath., 687 jüd., von den Zög- lingen der Vorschulen 940 ev., 104 kath, 290 jüd. Was die d eimath anbetrifft, so wurden 3133 x a. d. Sch., 718 J. v. a.,, 178 A. an den Realschulen 11. O., 1252 J. a. d. Sch.,, 56 J. v. a. 26 A. an den Vorschulen unterrichtet. on den Realschulen 11. O. schieden 494, von den Vorschulen 252 Zöglinge aus, darunter 7 und resy. 4 durch den Tod.

L Schleswig-Holstein (2), nselben uni (6), Rheinprovinz (2), im Gau-