1873 / 24 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 27 Jan 1873 18:00:01 GMT) scan diff

Der zur Wahrnehmung der Geschäfte als Corps-General- Arzt des 111. Armee-Corps kommandirte * Generalarzt und Regiments - Arzt des Garde - Kürassier - Reoimens Dr. We g- ner, Leibarzt Sr. Kaiserlichen und Königlichen Hoheit des Kronprinzen, is von Wiesbaden hierher zurückgekehrt, und hat seine Dienstgeschäfte wieder Übernommen.

Die 3. Plenar-Versammlung des 45. Kommu nal-Land- tages der Kurmark fand am 22. Januar statt. Das Pro- tokoll der leßten Sißzung wurde genehmigt, und nachdem der Vorsizende den Rest der eingegangenen Geschäfts\achen zur Kenntniß der Versammlung gebracht, resp. dieselben an die Aus- schüsse vertheilt hatte, wurde in die Berathung der inzwischen eingegangenen Aus\schußgutachten eingetreten.

Das erfte Gutachten betraf den Bericht der General- Direktion der Land-Feuersozietät über den ihr vom 44. Kommunal-Landtag ertheilten Auftrag, den im Telto- wer Kreise hervorgetretenen Bestrebungen gegen die Land- Feuersozietät fernerweit energish entgegenzutreten. Die General- Direktion theilt mit, daß die in dieser Sahe an das Ministerium des Innern gerichtete Beschwerde den gewünschten Erfolg gehabt habe, und daß dur das Dber-Präsidium der Provinz Branden- burg eine Erfolg versprehende Verfügung ergangen sei, von welcher Mittheilung der Landtag mit besonderer Befriedigung Kenntniß nahm. Das zweite Gutachten desselben Ausschusses betraf die ebenfalls {hon im vorigen Jahr angeregte Frage, ob der

. 25 des revidirten Reglements der Land-Feuersozietät für die rmark und die Niederlausiß vom 15. Januar 1855, wona auf Gegenseitigkeit begründete Versiherungs - Anstalten im Bereiche des qu. Reglements nur untor Zustimmung der Land-Feucrsozietät in Wirksamkeit treten dürfen, noch zu Rech bestehe. Nach dem bezüglichen Berichte der General-Direktion hat fih der Minister des Innern, welchem diese Frage zur Ent- \cheidung vorgelegen, entgegengescßt den Ausführungen der Ge- neral-Direktion dahin ausgesprochen , daß der qu. §. 25 mit der anderweiten einshlagenden Geseßgebung niht mehr im Einklang stehe, somit auf denselben niht zn fußen sei. Der Landtag be- Fchloß, von ferneren auf die Sache eingehenden Anträgen abzu- ehen. b Die Wahlen mehrerer Kreisdirektoren, resp. deren Stellver- treter ‘im Bezirke der Land -Feuersozietät wurden genehmigt. Die betreffende Bekanntmachung wird durch das Amtsblatt olgen. n Auf den Vorschlag des 2. Ausschusses bestätigt der Land- tag die durch die Landarmen-Direktion getroffene Wahl des bis- herigen Bürgermeisters Solchert zu Lyhen zum Ober- Inspektor der Landarmen-Anstalt zu Straußberg.

Nachdem dann einige Petitionen, welhe auf Beihülfen zu Sprigzenanschaffung resp. auf Zahlung von Brandentschädigungs- geldern gerichtet waren, theils zustimmend, theils ablehnend erledigt worden waren, kam \{ließlich der auf dem 44. Kommunal-Landtag vertagte Antrag des ritterschaftlihen Abgeordneten für das Ost- Havelland, eine Kommission zur Berathung der Frage einzuseßen, ob, eventuell wie es zweckmäßig sei, eine Veränderung in der ftändishen Verwaltungs-Organisation der Kurmark eintreten zu lassen, zur Berathung und Beschlußfassung. Der mit diesem Gegenstand beauftragte zweite Aus\huß hatte ih in seinem des- fallsigen Gutachten für die Bejahung der ersten Frage ausge- \prochen und weiter vorgeschlagen, daß ein besonderer Aus\{chuß von 12 Mitgliedern gebildet werde, welcher sich über die Verwal- tungs-Organisation der Provinzial- resp. kommunalständischen Verbände der anderen Provinzen zu unterrichten, demnächst dem Plenum darüber zu berichten, eventuell Vorschläge über vorzu- nehmende Veränderungen demselben zu unterbreiten habe. Nach einer längeren Debatte, in welcher einerseits die Vortheile der diesseitigen Initiative, andererseits die Unsicherheit der Ausgangs- punkte und die wahrscheinlihe Vergeblichkeit der Arbeit hervor- gehoben wurde, beshloß jedoch der Landtag einen inzwischen ge- {stellten Antrag: „die vorliegende Angélegónbeit so lange auf ih

beruhen lassen, bis die neu zu erwartende Kommunal- und Pro-

vinzial-Ordnung bekannt sei“, anzunehmen. £3 Hiermit wurde die Sizung- ges{hlo}en.

Bayern. München, 24. Januar. Der Gesandte Schwe- dens am ösfterreichishen Hofe, Graf Eduard von Piper, ist auch zum Gesandten am Königlih bayerishen Hof ernannt worden, und wird derselbe in kommender Woche aus Wien hier e um dem König sein Beglaubigungsschreiben zu Üüber- reichen.

Das Fideikommiß des Grafen von Deroy wird aufgelöst, und in Folge dessen hat der Graf aus der Kammer der Reichsräthe auszutreten; aus dem Fideikommiß wurden Güter und Waldungen in Niederbayern für das Staatsärar, dem „N. K.“ zufolge, um 160,000 fl. angekauft.

24. Januar. Der französische Gesandte Baron Bour- going verweilt seit einigen Tagen in München, und zwar aus Anlaß des Ablebens seines Großvaters von mütterlicher Seite, des Freiherrn von Loßbeck, dessen vorgestern unter zahlreicher Betheiligung erfolgten Begräbniß er au beiwohnte.

26. Januar. (W. T. B.) Der Ober-ZolUrath Felser ist zum stellvertretenden Bevollmächtigten der bayerischen Re- gierung im Bundesrathe ernannt worden. sz

Sachsen. Dresden, 25. Januar. Gestern Abend fand bei dem Staats- und Kriegs - Minister General der Kavallerie von Fabrice ein von den höchsten Gesellschaftskreisen, den Mitgliedern der Kammern (die sämmtlich geladen waren), dem Offiziercorps 2c. sehr zahlreih besuchtes glänzendes Ballfeft statt, welches auch der Kronprinz und Prinz und Prinzessin Georg, sowie die Fürstin Reuß mit ihrer Gegenwart beehrten.

Die Erste Kammer hielt heute eine Sißung, welcher Staats-Minister Abeken, General-Staatsanwalt Dr. Schwarze und Geheimer Rath Körner beiwohnten, und in welcher zu- nächst der vom Geh. Hofrath Prof. Dr. Heinze erstattete ander- weite Bericht der ersten Deputation über die auf Grund von §. 88 der Verfassungsurkunde erlassenen Verordnungen vom 10. Dezember 1870 zur Berathung kam. Die Kammer trat ohne Debatte sämmtlichen von der Zweiten Kammer zu diesen Verordnungen beschlossenen Abänderungen bei ; nur der Beschluß derselben, dem ersten Absatz des §.'30 der Ausführungsverordnung zum Reichsftrafgefeßbuh unter Streichung des §. 31 derselben eine Faffung zu geben, durch welche die Entscheidung über das Vor- handensein mildernder Umstände den Geschwornen, bezw. den Schöffen im Verein mit den Richtern, zugewiesen wird, wurde, gemäß dem Antrage der Deputation, welher den Beshluß der Zweiten Kammer. als die prinzipiell rihtigere Gestaltung des Verhältnisses anerkennt, aber bei der Ungewißheit, wie die Reichs- Geseßgebung fich entscheiden werde, bedenklih findet, gegenwärtig Neuerungen vorzunehmen, die vielleiht nur einen ganz kurzen Bestand vor fich haben und überdies Mißdeutungen ausgeseßt

sein könnten, ohne Debatte abgelehnt; ebenso wurde der Beitritt zu ‘dem von der andern Kammer beschlossenen Antrage: die Re- gierung zu ersuchen, im Bundesrathe dahin zu wirken, daß bei Erlaß der Reichs - Strafprozeß - Ordnung die Entscheidung über das Vorhandensein mildernder Umstände den Geschwornen U. \. w. zugewiesen werde, abgelehnt. Der Redaktion und Publikation der Verordnungen in der Form von Gesetzen stimmte die Kam- mer zuz ebenso nahm sie den Antrag auf Erlaß einer beson- deren Feldpolizei - Ordnung ohne Debatte an, ‘nahdem der Re- gierungs -Kommissar Geheimer Rath Körner seine bereits in der Zweiten Kammer abgegebene Erklärung wiederholt hatte, daß dem nächsten Landtage ein solches Geseh jedenfalls noch nicht werde vorge- legt werden können. Darauf folgten Petitions-Berathungen. Den Schluß machten mündliche Vorträge der 3. Deputation. Graf v.Hohen- thal referirte über die Petition der amtshauptmannschaftlihen Sekretäre um Aufnahme unter die Staatsdiener; die Kammer trat ohne Debatte den Beschlüssen der Zweiten Kammer bei. Bürgermeister Clauß erstattete Vortrag über die von dem stän- dischen Archivar gelieferte Zusammenstellung dex während des Landtags 1869/70 gefaßten Beschlüsse und gestellten Anträge und der darauf erfolgten Erledigungen und Entschließungen. Zur Stellung besonderer Anträge hat dieselbe der Deputation keine Veranlassung gegeben: die Zusammenstellung \&Æ zum ständischen Archiv genommen werden. Eine Debatte fand nit statt. Endlich berichtete Hofrath v. Bose über die Petition des Bezirksarmenvereins zu Mötern und 11 Gemeinden aus der Umgegend von Leipzig, die Bildung der Armenverbände betreffend. Die Zweite Kammer hat sie der Regierung zur Erwägung über- wiesen. Dem Antrage der Deputation entsprechend beschloß die Kammer ohne Debatte den Beitritt zu diesem Beschlusse. In der nächsten Sizung, die wahrscheinlich Mittwoh stattfinden wird, soll die Berathung über die Steuerreformvorlage beginnen.

Dem den ftädtishen Haushaltplan pro 1873 beglei- tenden Druberichte zufolge ist der Gesammtbedarf für das Jahr 1873 um 50,786 Thlr. höher als für 1872 und betragen die Ausgaben 935,933 Thlr. Die Mehreinnahmen von 67,620 Thr. reduciren sich durch 16,833 Thlr. Mindereinnahmen auf 50,786 Thlr. ; die Mehrausgaben von 101,072 Thlr. durch Abzug von 46,915 Thlr. Minderausgaben auf 54,557 Thlr., so daß \ich überhaupt ein Minus von 3770 Thlr. ergiebt. Die hauptsächh- lihsten Mehrausgaben kommen beim Straßen- und Schulwesen vor, dagegen hat \ih die Forderung für die Armenversorgungs- behörde um 31,569 Thlr. gemindert und fällt der Zushuß für die Feuerlöschanstalt gänzli fort.

26. Januar. Der hiesige Hof hat für den vormaligen Kaiser Napoleon heute auf drei Wochen Trauer angelegt.

»* Baden. Karlsruhe, 25. Ianuar. Der Großherzog hat gestern den Königlih bayerishen Kämmerer und Geheimen Legations - Rath Friedrich von Niethammer in besonderer Audienz empfangen und aus dessen Händen das Schreiben des Königs von Bayern entgegen genommen, welches denselben, der gleichzeitig bei der \{chweizerishen Eidgenossenschaft akkreditirt ist und in Bern seinen Wohnsiß hat, als außerordentlihen Ge- sandten und bevollmächtigten Minister Sr. Majestät am Großherzoglihen Hof beglaubigt. Am Abend wurde sodann dem Gesandten die Ehre zu Theil, der Großherzogin vorgestellt und zur Großherzoglichen Tafel gezogen zu werden.

Gestern fand ‘bei dem Präsidenten des Ministeriums des Großherzoglichen Hausss, - der Justiz und des Auswärtigen, v. Freydorf, ein Ball ftatt, zu welhem zahlreihe Einladun- gen ergangen waren. Der Großherzog und die Prinzessin Elisabeth beehrten das Fest mit ihrem Besuche. Außer Mit- gliedern des Staats-Ministeriums, den Königlich preußischen und bayerishen Gesandten, Graf v. Flemming und v. Niethammer, den Hofchargen und anderen hochgestellten Civilpersonen, bemerkte man unter den Anwesenden den General der Infanterie v: Wer- der, die Generale v. Prigzelwiß, v. Willisen und v. Neumann.

Sessen. Darmstadt, 25. Ianuar. (W. T. B.) Der hiesige Hof hat für den Kaiser Napoleon und die Großfürstin E von Rußland bis Ende dieses Monats Trauer an- gelegt.

Elsaß-Lothringen. Straßburg, 26. Januar. Die heutige „Str. 3.“ enthält folgende Bekanntmachung:

Zum Vollzuge des durch Geseß vom 8. d. M. in Elsaß-Lothrin- gen eingeführten Reichsgeseßes über die Erwerbung und den Verlust der Bundes- und Staätsangehörigkeit vom 1. Juni 1870 habe ich folgende Bestimmungen erlassen: 1) Die Ausfertigung der Aufnahme-, Naturalisations- und Entlassungs-Urkunden (§8. 6, 14 und 21 des Geseßes) erfolgt durch die Bezirks-Präsidenten nach vorges{riebenen Formularen. 2) Die Gesuche um Aufnahme, Naturalisation und

ntlassung sind bei den Kreis-Dircktoren, in den Städten So und Meß bei den Polizei-Direktoren \chriftlich anzubringen. Diesen Behörden licgt auch dîe Instruktion der Gesuche ob. 3) Zu Natura- lisations-Urkunden und zu En.:lassungs-Urkunden, soweit leßtere nicht uach §. 24 des Gesetzes kostenfrei zu ertheilen sind, ist ein Stempel von zwei Man zu ¿verwenden.

Straßburg, den 23. Januar 1873. /

Der Ober-Präsident von lsaß-Lothringen: v. Möller.

Desterreich-Ungarn. Wien, 25. Ianuar. Der Kai- \ ér, welcher gestern in Ofen eingetroffen i, wird zum Montag hierher zurückehren.

Der Prinz von Wales wird sich zu Beginn der Weltausstellung in Wien einfinden, und zwar zu längerem Aufenthalte.

Dem Legalisirungs-Aus\chusse theilte der Iustiz- Minister das Resultat der Enquete über die Wirkungen des Le- galisirungszwanges in allen Kronländern mit und erklärte, daß in Folge dieses Resultates die Regierung sich nachdrücklich#| der Aufhebung des Legalisirungszwanges widersezen müsse. Ange- sihts der Bedeutsamkeit der erzielten Resultate \sprah der Aus- \{chuß den Wunsch aus, die Regierung wolle beschleunigt die Zu- sammenstellung der Resultate verfassen und den Mitgliedern mit- theilen. Der Ausschuß zur. Vorberathung einer neuen Ge- \chäftsordnung, beauftragte den Abgeordneten Groß mit der Verfassung eines Entwurfs einer neuen Geschäftsordnung. Im Finanz-Aus\hu}e plaidirte Herbst im Interesse des natio- nalen Friedens in Böhmen für die Trennung der dermal ge- mischten Gerichtsbezirke. Der Justiz-Minister sagte eine dies- bezügliche Verfügung zu. 5 U

i Das Reichs-Kriegs-Ministerium hat wegen Vornahme der Waffenübungen der Reserve-Männer der Artillerie- T ruppen im Jahre 1873 die nöthigen Anordnungen getroffen. Die Waffenübung hat am 19. August 1873 zu beginnen und baue Einrehnung der Marschtage durch vier Wochen anzu-

alten.

n il p N Ë E taten n ver

Pesth, 25. Januar. In der gêstrigen Unterhaus- sizung legte Joseph Madarasz einen Beshlußantrag vor, wegen Entsendung einer Kommission zur Feststellung. der Diäten der Abgeordneten. Hierauf wurde die Budgetdebatte fortgeseßt.

In der heutigen Sißung reichte Csiky einen Beschlußantrag ein, die Regierung möge angewiesen werden, allen aus den Jahren 1848 und 1849 stammenden Forderungen Privater ge- reht zu werden. - Demnächst ward die Budgetdebatte fortgeseßt. Eraf Melchior Lonyay vertheidigte sh gegen den Vor- wurf der Opposition, als hâtte er die gegenwärtige Finanz- lage geschaffen, er verwies auf seine früheren Reden, in denen er das Haus zur Sparsamkeit mahnte. Im Uebrigen sei die Finanz- lage nicht so \{lecht, als fie dargestellt werde, da das ganze Defizit eigentlich nur 81/4 Millionen betrage und noh verringert werde könne, wenn einzelne Budgetposten gestrihen werden, Diesbeziglih werde er in der Spezialdebatte seine Anträge stellen. Für die Zukunft müssen die Kommunikations-Verhältnisse ge- regelt, die Vergrößerung des Kredits und Geldverkehrs ermöglicht, dem Mittelstande eine nationale Erziehung gegeben, die Wissen- chaft verbreitet, der Kultus vom Unterrichts-Ressort getrennt und dem Minister des Innern untersteilt, ein besonderes Acker- bau-Ministerium gegründet, die Post- und Telegräphen-Abtheilung mit dem Kommunikations-Ref}sort vereinigt, vor Allem aber der Parteihader eingestellt werden.

Schweiz. Bern, 25. Ianuar. (W. T. B.) Die Ba- feler Diözesankonferenz tritt ers am 28. d. M. zufam- men; am 27. findet eine Versammlung der freisinnigen Mit- glieder derselben ftatt. Die Konferenz soll nunmehr, der ursprüglichen Absicht zuwider, auch noch von den Kantonen Luzern und Zug beschickt werden; wie man vermuthet, um gegen die Entsezung des Bischofs von Basel von seinem Amte Protest einzulegen.

26. Januar. Ueber die Anträge, welche der am 28. d. M. zusammentretenden Baseler Diözesankonferenz von der Becner Regierung vorgelegt werden sollen, find vollständigere Angaben in den heutigen „Baseler Nachrichten“ enthalten. Darnach lauten. die Regierungsanträge auf Amtsentsezung des Bischofs Lachat von Basel und sofortige Suspension desselben in Aus- übung seiner amtlihen Funktionen, ferner auf Entziehung der Einkünfte, die ihm vom Staate gewährt werden, und auf Seque- stration derjenigen Einnahmen, welhe aus Diözesangute her- rühren. Außerdem foll an die Regierung von Solothurn das Ersuchen gestellt werden, dem Bischofe seine Amtswohnung in Solothurn zu kündigen und an das Domkapitel die Aufforderung ergehen, einen neuen, den Kantonalregierungen genehmen Bis- thumsverweser ad interim zu ernennen. Mit den Regierungen von füuf Kantonen, welche der Diözese angehören , sollen sofort Verhandlungen über eine Revision des Diözesanvertrages eröffnet und von den betreffenden Beschlußnahmen den Regierungen von Zug und von Luzern, sowie dem Bundesrathe, zur weiteren Vebermittlung an den Papst, Kenntniß gegeben werden.

Großbritannien und Jrland. London, 25, Januar. Der Deutsche Botschafter, Graf Bernstorff, ist nebst seiner Gemahlin und Familie von seinem Besuche bei dem Marquis von Exeter in Burghley-House hierher zurückgekehrt.

26. Januar. (W. T. B.) Der Legations - Sekre- tär bei der britishen Botschaft in St. Petersburg, Mitchell, welcher sfich am Freitag auf seinen Posten zurückbegeben hat, überbringt, wie der „Observer“ meldet, der rufsishen Regierun Depeschen bezüglih der centralasiatischen Frage. Nad demselben Blatt hat die konservative Partei auf den Rath Disraeli's den Beschluß gefaßt, die irländische Erziehungs- frage zur Basis einer entschiedenen Opposition gegen die Politik der Regierung zu machen.

Frankreich. Paris, 15. Januar. Das „Journal offi- ciel“ enthält folgende Berichtigung:

„Mehrere Zeitungen haben ein Gerücht gebracht, nach welchem Herr Gautier de la Richerie, Gouverneur von Neu-Caledonien und Kommandant der Sous-Station, aus Gesundheitsrücksichten die Ent- hebung von seinen Funktionen verlangt habe. Einige Journale gaben zu verstehen, daß der Gesundheitszustand nur ein Vorwand sei, und Herr Gautier de la Richerie in Wirklichk-it vor den Schwierigkeiten der ihm gewordenen Aufgabe zurückschrecke. Diese Gerüchte sind voll- ständig grundlos. Der Gouverneur von Neu-Caledonien erfüllt zur vollständigen Zufriedenheit der Regierung die von ihm übernommene \chwierige Mission; er hat nicht verlangt, aus Gesundheitsrüksichten nach Frankreich zurückzukommen, und die Regierung denkt nich: im Geringsten daran, ihn zu ersetzen.“

Ueber das Probeschießen, welches in Calais vor dem Kriegs- Minister Da. meldet die „K. Z.“: lernen und bronzenen vier- und siebenpfündigen Hinterladern. Die Kanone von 80 Millimeter, welche aus den Marinewerk- stätten herrührt, gab die besten Resultate und \{eint gewählt worden zu sein. Die Resultate des Probeschießens wurden Herrn Thiers sofort nah jedem Schusse gemeldet. Herr Thiers antwortete, mehrere Mal, um dem Minister seine Befriedigung auszudrücken. Die Zahl der Schüsse, welhe in Gegenwart des Ministers abgefeuert wurden, betrug über 300.

Dié lehten Nachrichten aus Neu-Caledonien melden daß die Transportschiffe „Gueriere“ und „Garonne“, der erste am 2. November mit 677, der zweite drei Tage \päter mit 574 De- portirten angekommen find. Der Gesundheitszustand am Bord beider Schiffe war befriedigend. Die Zahl der Deportirten, welche

bis jeßt angekommen find, beträgt 1500.

Versailles, 25. Januar. (W. T. B.) Jun der heuti- gen Sißung der Dreißiger-Kommission brachte Delacour ein Amendemeut ein, nah welchem der Präsident der Republik folchen Jnterpellationen beiwohnen könne, welche sich auf die allgemeine Politik beziehen, und, solle der Ministerrath ent\chei- den, welche Angelegenheiten diefen Charakter haben. - Es wurde hierüber kein Beschluß gefaßt. Thiers und die Majorität der Kommission scheinen einer Verständigung auf dieser Basis geneigt.

Spanien. Madrid, 22. Ianuar. Der Kongreß-Au s \chuß hat seinen Bericht über das Emanzipationsgeseß beendigt. Er beantragt eine Frist von vier Monaten für die vollständige Befreiumg sämmtliher Sklaven auf Portoriko, welcher Zeitraum von der Veröffentlihung des Gesehes in der amtlichen Zeitung an zu berechnen wäre.

Nußland und Polen.

St. Peterburg, 25. a , Die Ueberführung der Leiche Ihrer Kaiserlichen Hoheit der Groß - fürftin Helene Pawlowna aus dem Michaelpalais nah der Peter-Paulkathedrale wird heute und die Bestattung Montag, 27. Januar, stattfinden.

Man \choß mit stäh-

Der „Regierungs-Anzeiger“ enthält Folgendes:

Vor Kurzem uoch konnte man mit Vergnügen bemerken, wie ruhig und gesund das Urtheil und wie gemäßigt der Ten der eng- lischen Zeitungen hinsichtlih der Angelegenheiten in Centralasien war.

Nicht ohne einiges Erstaunen muß man jeßt warnehmen, daß in leßter Zeit diese Frage in der engl schen Presse hartnäckig verfolgt wird.

_Man fann nicht positiv bestimmen, ob diese Hartnäckigkeit einen wirklichen Boden unter fi hat und der treue Ausdruck der öffent- lichen Meinung ist, oder ob die englischen Blätter sih hierbei durch Carelguihten oder durch den Wunsch, Popularität zu gewinnen, eiten laffen.

i Jedenfalls ist es nöthig, zu konstatiren, daß die englische Presse keine Veranlassung hatte, den mittelafiatischen Angelegenheiten eine besondere Aufmerk\amkeit zu widmen.

Die Unterhandlungeu zwischen dem Kaiserlichen und dem britischen Kabinet ‘über die Angelegenheit in Centralasien sind keine neue Er- scheinung. Sie tauchten schon vor drei Jahren auf und haben bestän- dig einen sehr einfachen und freundschaftlichen Charakter gehabt, den fie auch jeßt nicht geändert haben.

_Von Hause aus ‘stellte sih zwischen den beiden Kabineten ein vollständiges Einverständniß über ihr gegenseitiges Verhalten in Cen- tralasien behufs “Befestigung des Friedens in diesein leßtern und zur

„Sicherstellung der guten Beziehungen zu einander ein. Sie einigten

d ebenso hinsihtlich ihrer Handlungsweise bei Lösung ihrer fried- ichen Aufgabe, jowohl in dieser, wie auch in der anderen Richtung.

, Es blieben eben nur noch die Grenzen zu bestimmen, was übrigens bei den Wirren, die bis dahin in diesen noch wenig bekaunten Ländern geherrscht, keine leichte Aufgabe ist.

Der Gedankenaustausch, welcher zwischen den beiden Kabineten ftattgefunden, hat keinen anderen Zweck; und hierbei muß nochmals wiederholt werden, daß er den freundschaftlichsten Charakter hat. Zwischen den Anschauungen der beiden Kabinete findet keine bemerkens- werthe Differenz statt. Es unterliegt keinem Zweifel, daß sie, nach- dem fie si einmal hinsichtlih des Zieles geeinigt haben, keine Shwie- rigkeit finden werden, sich auch über die praftische Anwendung der Prinzipien, die beide Länder gleihmäßig interessiren, zu einigen.

Moskau, 21. Januar. Der Mörder Netschajeff is vom Schwurgerichte zu zwanzigjähriger Zwangsarbeit und lebens- länglicher Internirung in Sibirien nah verbüßter Strafe verur- theilt worden.

Dänemark, Kopenhagen, 23. Ianuar. Herr Papa- dopouli wird aus London in Kopenhagen erwartet, wo er als Chargé d'Affaires des Königs von Italien, während der Ab- wesenheit des italienischen Gesandten, Marquis de Spignola, weleher einige Monate Urlaub erhalten hat, fungiren \oll. Der französische Gesandte, Vicomte de St. Fériol wird hier, Sonntag aus Paris kommend, erwartet. Gleih nah Ankunft desselben reist der Chargé d'Affaires, Millon de la Verteville, von hier ab. Graf de Brigode, Schwiegersohn des Herzogs von Gramont, welcher Attaché bei derselben Gesandtschaft ist, kehrt gleichzeitig auf seinen Posten zurü.

__ Afrika. Berichte aus Alexandria melden, daß Mun- zingers Erpedition nah Abyssinien von Erfolg begleitet war und daß ste die Tigré-Stämme unterjoht habe. Bis zum 15. Grade uördlicher Breite stieß man auf keine Hindernisse.

Neichstags - Angelegenheiten.

Bei der Reichstagswahl- in Glauchau-Meerane wurde der Drechslermeister Bebel mit 10,333 Stimmen gewählt. Der Gegen- fandidat, Gerichtsdirektor Peßold, erhielt 3700 Stimmen.

Nr. 11 des „Ministerialblatts für die gesammte innere Verwaltung in den Königlich preußzishenStaaten “, herau8- gegeben im Büreau des Ministeriums des Innern, hat folgenden Fn- halt: Allerhöchste Ordre, die veränderte Geschäftseinrichtung beim Königlichen Staats-Ministerium hetreffend, vom 21. Dezember 1872. Cirkular-Verfüguug an sämmtliche Herren Provinzial-Steuer-Di- rektoren und die Königlichen Regierungen in Potsdam und Frankfurt a. O., die Unzulässigkeit der Bewilligung von Gehaltszulagen an Beamte, deren Verseßung in den Ruhestand bereits verfügt ist, be- treffend, vom 7. August 1872. Cirkular an sämmtliche Königlichen Regierungen, Landdrosteien, Konufistorien, Provinzial-Schulkollegien 2c., die Vorbereitungen für die firhlihen und Schulbauten betreffend, vom 30: Juli 1872. Bescheid an die Königliche“ Regierung zu N. die Naturallieferung des fiskalischen Bauholzes zu Kirchen- 2c. Bauten, oder Vergütung aus dem Patronatsbaufonds betreffend, vom 7. August 1872, Bescheid an die Königliche Regierung zu N., den Vorrang des gutsherrlihen Bauholzbedarfs vor demjenigen der Schulgemeinde betreffend, vom 1. Juli 1872, Beschcid an die Königliche Regie- rung zu N., das Verhältniß der Elementarlehrer an Röni lie Straf- anstalten, bezüglih auf die Elementarlehrer-Wittwen- und Waisen- Penfionskassen betreffend, vom 21, September 1872. Bescheid an die Königliche Regierung zu N., die Ausstellung von Attesten für Postbeamte, Seitens der Kreis-Medizinalbeamten betreffend, vom

7. Februar 1872. Bescheid an die Königliche Regierung zu N., die den Regierungs-Kommissarien für Apotheken-Revisionen zu ge- währenden Lagen betreffend, vom 20. Juli 1872. Bescheid an die Königliche Regierung zu N. und Abschrift zur Kenntnisznahme und gleihmäßigen Beachtung an Bone übrige Königliche Ne- gierungen, Landdrosteien ‘und an das Königliche Polizei-Präsidium hier, die Reichsverordnung vom 25, März cr. wegen des Verkehrs mit Apothekerwaaren betreffend, vom 4. November 1872. Bescheid an die Königliche Regierung zu N. und Abschrift zur Kenntnißnahme und gleichmäßigen Beachtung an sämmtliche übrige Königliche Neciéritntent und Landdrosteien und das Königliche Polizei-Präfidium hier, die Ver- ütungen der bei gerihtsärztlichen Geschäften zugezogenen Chemiker

etresfepd, vom 11, November 1872. Erlaß an den Königlichen Wirklichen Semen Rath, Ober-Präsidenten und Universitäts-Curator errn N. zu N., die Zulassung von Ausländern zur Approbation für

usübung ärztlicher Sunfktionen betreffend, vom 6. Dezember 1872. Bescheid an die Königliche Regierung zu N., die Entschädigung für Hergabe von Räumlichkeiten für Krankenpferde-Depots betreffend, vom 10. November 1872. Cirkular an sämmtliche Herren Ober- Fenn und an die Königlichen Ober-Präsidien zu Breslau und

agdeburg, die Veranlagung der vou * der Grund- resp. Gebäude- steuer befreiten Grundstücke resp. Gebände zu den nach dem Bundes- geseße Über den Unterstüßungswohnsfiß von den betreffenden Verbänden,

reisen und Gemeinden aufzubringenden Kosten betr., vom 12. Nov. 1872. Bescheid an den Magistrat ‘s N./ die Fürsorge für entlassene bedürf- tige ilitärs Seitens der Gemeinde, in welcher dieselben ortsange- hörig sind, betreffend, vom 3. Dezember 1872. Bescheid an Herrn N. zu N., die Frage, in wie weit das Anpreisen bestimmter Gegenden und das Ertheilen von Auskunft an Auswandernde ciner Konzession bodarf, betreffend, vom 26. Oktober 1872. Bescheid an die König- liche Landdrostei "e N., betreffend die Beobacktung der geseßlichen

ormen bei Erlaß von Polizei-Vorschriften, e Uebertretungen mit

cktrafe bedrohen, vom 8. November 1872. Bescheid an den Ma- gistrat zu N., das Nichterforderniß polizeilicher Genehmigung zur öffentlichen Aufforderung behufs freiwilliger Beitragsleistungen be- treffend, vom 2 . November 1872. Bescheid an die Königliche Re- gierung zu N., ‘die Behandlung der Feuer-Versicherungsanträge, welche an die Polizeibehörden behufs der Kontrolle einzureichen sind, betreffend, vom 22. November 1872. Bescheid an das Königliche olizei Dea idium zu N., den Ausschank von Mineralwassern in um u rfahrenden

rinfhallea betreffend, vom 30. November 1872. Erkenntniß des Gerichtshofes zur Entscheidung der Kompetenz-Konflikte, wonach gegen

eine von der Polizeibehörde aus sfanitätspolizeilihen Gründen ausge- führte baulihe Anlage weder eine Besißzstörungsklage, noch der An- spruch auf Wiederherstellung des früheren Zustandes statthaft ist, vom 12. Oftobecr 1872. Bescheid an die Königliche Regierung zu Münster und Abschrift zur Kenntnißnahme und Beachtung an sämmtliche Ks- nigliche Regierungen (excl. Danzig, Stralsund, Cöslin, Magdeburg und Erfurt), an das Königliche Polizei-Präsidium hier, und an die König- liche Ober-Präsidten zu Kiel und Hannover, die Verwendung der Zin- jen von Ueberverdienstgeldern der Strafgefangenen betreffznd, vom 19, November 1872. Bescheid an die Königliche Regierung in N., die Extraverpflegungszulagen der Strafgefangenen betreffend, vom 30. November 1872. Cirkular an sammtliche Königliche Regie- rungen und Landdrofteien und an die Königliche Ministerial-Baukoms- misfion, die Mittheilung von Entdeckung alter Steindenkmäler, Pfahl- bauten, Gräber 2c. an die Berliner Gefellshaft für Anthropoleogie, Ethnologie und Urgeschichte betreffend, vom 17. November 1872. Cirkular an sämmtlihe Königliche Eichungs-Inspektoren, die Be- schränkung der Befugnisse der Eichungsämter auf einzelne Zweige des Eichungsgeschäfts betreffend, vom 17. Dezember 1872. Erlaß an die Königl. Ober-Präsidenten 2c. zu Königsberg, Stettin, Kiel und Hamnover, die Ermittelung der von Schiffen zu erhebenden Ab- gaben nah dem Rauminhalte derselben, vom 24. Dezember 1872. General-Verfügung, die Behandlung der Briefe mit telegraphischen Depeschen betreffend, vom 22. November 1872. General-Verfügung, die Einführung von gestempelten Postkarten zu 4 Groschen und zu Kreuzern betreffend, vom 27. November 1872. Cirkular an sämmtliche Königliche Regierungen, excl. Königsberg, Gumbinnen, Sigmaringen und an die Königliche Finanz-Direktion zu Hannover, die Holzversteigerung in den Königlichen Forsten betreffend, vom 23. November 1872. Cirkukar an die Königliche Regierung zu N, und Abschrift zur Kenntnißnahme und Beachtung an sämmtliche Ks- niglihe Regierungen und die Königliche Finanz-Direktion zu Hannço- ver, die Holzve: steigerung in den Königlichen Forsten betreffend, vom 23. November 1872. Erlaß an das Königliche General-Kommando und das Königliche Ober-Präfidium zu N., die Dauer des jungen Aerzten und Pharmazeuten zu gewährenden Ausstandes betreffend, vom 15. November 1872. Aufforderung zur Einsendung der im Erd- boden gefundener Alterthümer und Münzen an die Generalyerwaltung der Königlichen Museen, vom 25. Oktober 1872.

Statistische Nachrichten. Leer, 24. Januar. Im Jahre 1872 sind zu den hier abgelal-

tenen Märkten 1729 Pferde, 320 Füllen, 7604 Stück Hornvich an- gebracht worden.

Die Rheinschiffbrücke zu Düsseldorf passirten im

- Jahre 1873 (im Vergleich mit dem Jahre 1571) 2099 (+ 136) Per-

sonen-Dampfschiffe, 3534 (+ 634) Remorqueurs mit 7422 (4+ 958) Schleppkähnen, zusammen 5633 (4+ 770) Dampfschiffe und 12,320 (+ 1801) Segelschiffe. Die Gesammtzahl der Dampf- und Segel- schiffe belicf sih mithin auf 17,953 oder 2571 mehr als im Jahre 1871. Der stärkste Verkehr fand in den Monaten September und Oktober statt, wo 2124 und 2000 Schiffe die Rheinbrücke passirten. An Flößen Que im Jahre 1872 "268 durch die Brücke, 3 mehr als im Jahre 1871.

Nah den für das Jahr 1871 aufgestellten Verkehrsübersichten 1

des Zollvereins umfaßte die Einfuhr von Steinkohlen und Koks überhaupt 47,901,440 Ctr. und hat fich gegen das Vorjahr, in welchem sie nur 33,631,477 Ctr. betrug, um 14,269,963 Ctr. oder 42,4 % vermehrt. Diese erheblihe Zunahme ist abgesehen davon, daß der Ikuport des Jahres 1870 wegen der zeitweisen Blokade der Ost- und Nordsechäfen als ein normaler nicht angesehen werden kann und um ca. 37 Millionen Centner gege 1869 zurückgeblieben ist, lediglich dem bedeutenden Aufschwunge, welche die Industrie nah Beendigung des Krieges im Jahre 1871 genommen hat, zuzuschreiben. Die meisten Steinkohlen, fast 80 % der Gesanunteinfuhr, wurden a.1s Großbritannien importirt, während der Rest sich guf Belgien, Oesterreich, die Schweiz, Rußland und Polen, und Frankreich / ver- theilt Am stärksten war die Einfuhr in den Ofstseehäfen mit 21,773,200 Ctr.; scdann folgen die Einfuhren über Hamburg mit 9,225,305 Ctr. aus Belgien mit 6,755,685 Ctr., über die Nordsee- häfen mit 5,045,121 Ctr., aus Oesterreich mit 2,747,488 Ctr., über Bremen mit 828,212 Ctr., über Geestemünde mit 516,685 Ctr., aus den Niedersañden mit 466,970 Ctr., über Brake mit 256,904 Ctr., aus der Schweiz mit 193,066 Ctr., während die Einfuhrziffern an

den übrigen Grenzstrecken von untergeordneter Bedeutung sind.

Was die Ausfuhr des Zollvereins an Steinkohlen betrifft, fo hat dieselbe im Jahre 1871 den Umfang nicht erreicht, welchen fie im Vorjahre hatte; es kommt hierbei wohl hauptsächlich der Umstand in Betracht, daß die Steinkohlenyroduktion r der inländischen Gewerbthätigkeit derartig mit Aufträgen überhäuft war, daß der Ab- saß nah dem Auslande nothwendiger Weise darunter leiden mußte, Es sind im Jahre 1871 überhaupt 73,993,836 Ctr. Steinkohlen und Koks über die Zollvereinsgrenze ausgeführt worden, gegen 80,148,017 Ctr. im Jahre 1870, so daß also der Erport um 6,154,181 Ctr. oder 7,7 Proz. geringer als in 1870 gewesen ist. Die bedeutendste Aus- fuhr fand nah Desterreih mit 30,161,672 Ctr. statt, demnächst nach den Niederlanden mit 21,539,698 Ctr., nah Frankreich mit 12,881,210 Ctr., nah Rußland und Polen mit 5,667,008 Ctr., nah Bremen mit 2,170,129 Ctr., nah der Schweiz mit 1,412,464 Ctr. Der preußische Steinkohlenbergbau is an der Ausfuhr mit c. 64,000,000 Ctr. oder 88 Proz. betheiligt gewesen; es wurden namentlich 25,462,811 Ctr. nach Oesterreich, 21,539,698 Ctr. nah den Niederlanden, §8,964,060 Ctr. nah Frankrei, 5,667,008 Ctr. nach Rußland und Polen, 2,170,129 Ctr. nah Bremen exportirt. Bayern führte im Ganzen 3,702,478 Ctr. (davon 2,348,244 Ctr. nah Frankreih und 1,306,097 Ctr. nach Oesterreich), Sachsen 3,384,965 Ctr. nah Oesterreich, Baden 1,405,439 Ctr. (davon 1,363,733 Ctr. nah der Schweiz) aus.

Von Interesse ist es, näher zu verfolgen, wie sich der Steinkohlen- verkehr im Verlaufe der leßten zehn Jahre gestaltet hat. Es Peleuns

Einfuhr. Ausfuhr. Mehbrausfuhr.

1871 47,901,440 Ctr. 73,993,836 Ctr. 26,092,396 Ctr.

1870 33,631,477 - 80,148,017 - 46,516,540 - 1869 37,122,981 79,696,569 - 42,573,584 1868 32,967,209 75,412,026 - 42,444,817 1867 26,073,248 76,110,203 - 50,036,955 1866 23,055,152 66,185,466 - 43,130,314 1865 21,790,704 59,246,011 - 37,455,307 1864 14,671,856 48,775 529 - 34,103,673 1863 18,517,992 MIOTLIS (s 23,059,800 1862 17,897,864 - 42,147,679 - 24,249,815 Die vorstehenden Ziffern lassen ersehen, daß die Bezüge auslän- discher Steinkohlen von Jahr zu Jahr steigende gewesen sind, obwohl die deutsche Produktion ebenfalls in erheblihem Umfange zugenom- men hat. Es läßt sich hieraus der Schluß ziehen, daß namentlich in denjenigen Gebieten, welche wegen ihrer Lage vorzugsweise auf die Verwendung ausländischer Kohlen angewiesen sind, Industrie und Ge- werbe gleichfalls einen bedeutenden Aufschwung genommen haben. Während der Import im Durchschnitt für 1862—66 jährlich 19,186,713 Ctr. betrug, stieg derselbe im Durchschnitt für 1867—71 auf 35,539,271 Ctr., mithin um 16,352,558 Ctr. oder 85,2%. Nicht so Ca ist die Zunahme der Ausfuhr -gewesen; leßtere betrug durch}hnittlich für 1862—66: 51,586,495 Ctr., dagegen für 1867—71 77,072,129 Ctr. jährli, fo daß sich also für die leßte fünfjährige E ein Mehr von 25,485,634 Ctr. oder 49,4% ergiebt. Unsere Mehrausfuhr ist sonach von 32,399,782 Ctr. im Durchschnitt für 1862—66 auf 41,532,858 Ctr. im Durchschnitt für 1867—71, mithin um 9,133,076 Ctr. oder 28,2% ge In welcher Weise sich der Verbrauch des Zollvereins an Stein ohlen im Verlaufe der leßten

M R W H A S Se W-M

zehn Jahre gestaltet hat, läßt sich mit ziemlicher Sicherheit ermitteln wenn man von der inländischen Produktion die Mehrausfuhr (also Fn Uebershuß der Ausfuhr über die Einfuhr) in Abzug bringt. Es ergiebt sih dann folgende Uebersicht :

i Bleiben für den Auf den | Hierven ab: inländishen Kopf der Be- Produktion. Mehrausfuhr. Verbrauch. völkerung also: Gtr. Ctr. Ctr. Zollpfund. 1871. 585,000,000 26,092,396 558,907,604 1459 1870. 527,955,390 46,516,540 481,438,850 1257 1869. 535,487,365 42,573,584 492,913,781 1287 1868. 514,095,157 42,444,817 471,650,340 1246 1867. 474,766,543 50,036,955 424,729,588 1183 1866. 432,994,926 43,130,314 389,464 612 1085 1865. 435,894,109 57,455,307 398,438,802 1110 1864. 388,179,637 834,103,673 354075964 1021 1863. 338,134,152 23,059,800 315,074,352 909 1862. 311,525560 24,249,815 287,275,745 828

Vorweg muß zu der vorstehenden Uebersicht bemerkt werden, daß die für 1871 angegebene Produktion von 585 Millionen Centner nicht ganz genau ist, da die im gedachten Jahre im Königreich Sachfen geförderie Steinkohlenmenge bis jeßt nicht feststeht. Abgesehen hier- von aber und in Berüsichtigung des Umstandes, daß die Produktions- ziffer für 1871 sich voraus sichtlich noch etwas höher, als angegeben, stellen wird, hat im Jahre 1871 ein Steinkohlenverbrauch stattgefun- den, wie noch nie zuvor. Es sind gegen 1869 da 1870 des Krie- ges wegen als normales Jahr nicht anzusehen is ca. 66 Millionen Centner Kohlen mehr konsumirt worden, der beste Beweis von dem Aufschwunge, den die deutsche Industrie im Jahre 1871 genommen hat. Auf die beiden fünfjährigen Perioden 1867/71 und 1862/66 ver- theilt, stellen sfich Produktion und Verbrauch folgendermaßen:

: Im Durchschnitt T j für 1867/71 für 1862/66 Die jährliche Produktion betrug 527,460,891 Ctr. 381,265,677 Ctr. Der inländische Verbrauch betrug 485,928,032 , 348,869,895 Auf den Kopf der Bevölkerung berechnet sich ein Verbrauch von 1286 Zollpfd. 991 Zollpfd. Während hiernach die Steinkohlenproduktion von 1862/66 bis 1867/71 um 38,3 Prozent zugenommen hat, ist der Verbrauch um 39,3 Prozent und der Verbrauch pro Kopf sogar um 39,7 Prozent

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gestiegen.

_ Stuttgart, 25. Januar. Das unter dem Protektorat des Königs stchende Konservatorium für Musik hat im vergan- genen Herbste 170 neue Zöglinge aufgenommen und zählt jeßt im ganzen 488 Zöglinge, 35 mehr als im vorigen Jahre. 177 davon widmen fich der Musik berufsmäßig, und zwar 61 Schüler und 116 Schülerinnen, Darunter 126 Nicht-Württemberger. Unter den Zöglingen find 243 aus Stuttgart, 28 aus dem übrigen Württemberg, 16 aus Baden, 5 aus Bayern, 22 aus Preußen, 1 aus dem Elsaß 3 aus den sächsischen Herzogthümern, 2 aus Bremen, 3 aus Ham- burg, 7 aus Dest&reich, 32 aus der Schweiz, 4 aus Frankreich, 94 aus Großbritannien und Irland, 9 aus Rußland, 1 aus den Donaufürstenthümern, 1 aus der Türkei, 2 aus Spanien, 51 aus Nordame. ika, 2 aus Afrika, 2 aus Australien. Der Unter- riht wird währeud des Wintersemesters in wöchentlich 596 Stun- den durch 23 Lehrer, 2 Hülfslehrér und 1 Lehrerin ertheilt.

London, 23. Januar. Während des Jahres 1872 wurden aus Großbritannien Dampfmasch1nen im deklarirten Werthe von o exportirt, gegen 2,064,004 Lstr. in 1871 und 1,997,523

str. in i

Landwirthschaft.

‘: Schlettstadt, 23. Januar. (Straßb. Ztg.) Es besteht die Absicht, in den nächsten Tagen mit der Bildung der landwirth- \ch aftlichen Vereine in unserm Kreise vorzugehen. Zu dem Zwccke sollen in den Kantonalhauptorten Versammlungen abgehalten werden, in welchen die Statuten berathen, die dem Vereine beitretenden Mit- glieder aufgenommen und aus der Zahl derselben die Komites errih- tet werden, und zwar werden solche in Markolsheim am 27,, in Wei- ler am 28., in Barr am 29. und hier am 30. Januar stattfinden.

Kunst und Wissenschaft.

Hildesheim, 23. Januar. Professor Welter aus Cöln, der die Ausmalung des Chors und Querschiffes der St. Godehardi Kirche vollführte, traf hier am 20. d. M. ein, um in Folge höheren Auftrages die Seitenwände des Mittelschiffes und der Abseiten der genannten Kirche zu besichtigen und für die demnächstige Ausmalung derselben die passenden Cartons darnach zu entwerfen.

Düsseldorf, 22. Januar. Der Wiederaufbau der Akademie foll nunmehr bald in Ancriff genommen werden. Der Baumeister Riffart aus der Berliner Schule ift hier angekommen, um die genauen Pläne festzustellen und die künstlerische Leitung des Baues zu übernehmen, dessen praktische Leitung in den Händen des Bauraths Schrörs ruht, während der Geheime Regierungs- und Baurath Krüger das Ganze überwachen wird. Vielfache Verbesse- rungen in Einrichtung und Beleuchtung der Ateliers find in Aussicht genommen.

München, 23. Januar. Der im Jahre 1868 vom russis{e Ministerium des Jnnern ausge seßte Preis von 3000 Rubeln für die beste Arbeit über die Bedeutung und die Vorzüge der verschiedenen Methoden der Shubpocken-Impfung ist, obgleih kein einziges der eingesandten 17 Werke den aufgestellten Bedingungen vollständig entspracb, dem Dr, Reiter in München und tem Dr. Pisffin in Berlin zuerkannt worden, da deren Werke fich durch eine streng fritische und jelbständige Bearbeitung der meisten aufgestellten Fragen, sowie durch ihre praktische Richtung auszeichnen. Jedem der beiden Verfasser wurde die Hälfte des ausgeseßten Preises zuerkannt.

_ Dresden, 25. Januar. Der Prosector. an der anatomischen Anstalt der Universität Leipzig Dr. August Rauber ist zum vi C Professor in der medizinischen Fakultät daselbst ernannt

rden.

Paris, 25. Januar. Das „Journal officiel‘ veröffentlicht das Reglement für die alljährlihe Ausstellung von Werken leben- der Künstler, welche vom 5. Mai bis 25. Juni im Industriepalast der Champs Elysees stattfinden wird.

Tübingen, 20. Januar. In der vergangenen Nacht zwischen 12 und 1 Uhr zeigte der nordwestlihe Himmel während O tigen Südweststurmes ein {önes Nordlicht. Barom. 710 M. M. gegen 742 von ehegestern.

Getverbe und Handel.

Brüssel, 25. Januar. (W. T. B.) In der Generalver- sammlung der Aktionäre der banque de l’union Jacob Frères, hat sich, wie der „Etoil belge" meldet, eine so große Anzahl 1h as an e A eR zu N um Bewilligung eines NMoratoriums ausgèsprochen, daß die dazu erforderli Î : Stimmen bei Weitem überschritten ist. Ee

Brüssel, 25. Januar. (W. T. B.) Di f i hat den Diskont von 5 auf 41 Proc F erie von Belgien

Paris, 25. Januar. (W. T. B.) Gestern Abend ist das Bureau der „Banque territoriale d'Espagne“ von einem Polizei-Kommissär einer Recherche unterzogen worden, Der Polizei-