1873 / 29 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 31 Jan 1873 18:00:01 GMT) scan diff

Königlihes Schauspielhaus.

Carl Koberstein, der mit seinem Schauspiel Erih XIV. fich in der vorigen Saison hier eingeführt, ohne daß daselbe eine nachhaltige Anziehungskraft zu üben vermocht hätte, errang geftern dürch sein historishes Lustspiel „Um Nancy* einen um so vollständigeren Erfolg. Unter dem Titel: „Was Gott zusammen- fügt, das soll der Mensch nicht scheiden“, beifällig auf den mei- ften größeren Provinzialbühnen aufgenommen, hat es seinen guten Ruf und die praktishe bühnenkundige Hand des Verfas- sers, der. selbst Schauspieler is, auf dem Gebiete des heiteren Dramas ungleih vortheilhafter bewährt, als auf dem seinem Können weniger entsprehenden Felde des hiftorishen Dramas. Geschikte Erfindung, wirksame Situationen, eine nirgends erlah- mende Steigerung im Fluß der Handlung und eine lebenswahre, dem Charakter der Zeit angepaßte Schilderung der Hauptfiguren find die wésentlihen Faktoren, die dem Lustspiele seine Wirkung

ern.

ns In freier Benußung eines Vorgangs aus der Geschichte der wiedererworbenen Reichslande Elsaß-Lothringen, hat der Verfaf- ser die Handlung in das Iahr 1634 und nah Lüneville an den Hof des Herzogs Karl IV. von Lothringen verlegt. Der Herzog ift durch Vermählung mit seiner Coufine Nicola, der Tochter Herzog Heinrihs, Erbe des Landes geworden. Zwar ehemals ein tüchtiger Reiterführer in Kaiserlichen Diensten, aber zu wenig diplomatish, gelingt es dem Minister Ludwigs XIIL, Kardinal Richelieu, unter seinen Augen einen Plan ins Werk zu seßen, der den Herzog um Würde und Land bringen soll. Die shône Gräfin Cantecroix, Nichte des Kardinals, dient ihm dazu als Werkzeug. Unter ihrem bestrickenden Einfluß entsteht ein häusliher Zwist, der zur Auflösung der Ehe führen und den Herzog ganz in die Arme der intriganten Gräfin, das Herzog- thum aber an Frankrei liefern \oll. Durch gemeinschaftliche Vermittelung des Kardinals Franz, seines Bruders und seiner anmuthigen Shwägerin Claudia, werden jedoch alle diese Be- rechnungen zu Schanden. Der gehoffte, in Rom nachgesuchte Dispens, wird durch den Bruder hintertrieben, und die unerwar- tete abschlägige Antwort: „Was Gott zusammenfügt, das soll der Mensch nicht scheiden“, bringt Herzog Carl fo in Zorn, daß er den Gesandten des Kardinals, Marquis von Guron, der ihn in Hoffnungen auf sein Gelingen eingewiegt, sowie die Gräfin \schimpslih entläßt. Der Abbruch des Waffen- ftillstands mit Frankreich ist die unmittelbare Folge. Man rüstet sich am Hofe, selbst der Kardinal, der nur gezwungen sich dem geistlichen Stande gewidmet, entkleidet sich seiner Würde, legt, wie der längst des französischen Flitterkleides überdrüssige, biedere, alte Oberst Schweinichen, Koller und Stiefel an, vermählt sich aber vorher uit Claudia, deren Bemühungen es gelingt, eine Versöhnung zwischen dem Herzog und “der Herzogin herbeizuführen. Von der Festung Nancy aber, die Karl in einer {wachen Stunde preisgegeben, rücken inzwischen die franzöfishen Truppen gegen Lüneville vor. Das Glück ist Karl niht günstig, die Hauptstadt wird beseßt und der Herzog Franz und Oberst Schweinichen gefangen genommen denn Karl hat, überzeugt von dem ihm mangelnden Beruf zum Regenten, seinem Bruder den Herzogs- mantel umgehängt. Der Gesandte Richelieu's if zwar nicht wenig erstaunt über diese Verwandlung, als er in Nancy die Gefangenen besucht, erkennt aber den neuen Herzog an und be- ginnt mit ihm Unterhandlungen. Franz jedo weist jedes Ansinnen, auch nur einen Fuß breit deutshen Landes abtreten zu sollen, als Verrath mit Entschiedenheit zurück und wird durch den braven, ehrlichen Schweinichen in seiner Gefinnung wadcker unter- stützt, aber die ihnen gedrohte Ueberführung in die Bastille nah Paris wird noch in der leßten Minute durch das Einrücken der fiegreichen Herzoglichen Mannschaften vereitelt, welche die bedrängte Festung und ihre Insassen erlösen und das Herzogthum dem deutshen Vaterlande wiedergeben, denn „was Gott zusammen- fügt, das soll der Mensch nicht scheiden.“

Viele zündende zeitgemäße Schlagwörter, namentlih au die Worte des Herzogs Franz: „Wir Deutschen ziehen nur für unser Haus und unsere Familie ins Feld, wir stehen für unsere Ehre, Ueberzeugung und Treue mit Gut und Blut ein und wenn auch Tausende und Hunderttausende von Herzen darüber verbluten, wir bewahren doch unsere Ehre“ wurden vom Publikum mit allseitigem Beifall aufgenommen.

Unter den handelnden Personen des Lustspiels, deren Cha- . raftere mit glückliher Vermeidung einér so häufig die Wirkung beeinträchtigenden Detailmalerei voll und markig aus dem Leben gegriffen find, stehen in erster Reihe der Herzog Karl, den Herrn Karlowa mit rihtiger Accentuirung der vorwiegend militärischen Seite durhführte, wie er dem unter Tilly und Wallenstein von der NPike auf gedienten Reiter zukommt. Ihm zur Seite steht die töstlihe, von Herrn Döring in voller Lebenswahrheit darge- stellte Figur des alten Reiterobersten Schweinichen, von dem au die Geschihte manchen heiteren Zug überliefert hat, mit feinem echt deutschen, biederen Charakter und seinem unlöshlihen-Durst. Namentlich war die Scene des leßten Akts, in welcher er, am Fenster stehend, seine Reiter herankommen sieht, und plôglih in militärishem Eifer einen Stuhl nimmt, um dem verdußten Marquis den ordnungswidrigen Mangel an „Schluß“ eines seiner Untergebenen, des \päteren „alten Derfflinger“ zu illustriren fut, von so packender Wirkung, daß kaum etwas an- deres die Kenntniß des Verfassers von dem, was bühnen- gerecht, in glänzenderes Licht feßen könnte. Die genannten Darsteller wurden nicht weniger tüchtig unterstüßt durch Herrn Kahle in der Rolle des feinen {lauen Gesandten Richelieu's und Herrn Ludwig als Franz, der im Kardinalsrock das friegs- muthige Feuer, das ihn später wieder ins Feld führt, niht zu bewältigen weiß. Von den Damen ift neben der entschieden \chwähsten Partie der Herzogin, deren Mängel Frl. Lehnbach thunlihst zu decken fuchte, besonders die mit großer Sorgfalt ausgearbeitete Rolle der liebenswürdigen Claudia in ihrer an- muthigen Weiblichkeit, welhe in den Händen des Frl. Kefssler war, aber au Frl. Taglioni wie immer als zierlihe Kammerzofe der Gräfin niht zu vergessen. In der Darstellung dieser In- trigantin zeihnete sih Fräulein Meyer durch elegantes, vor- nehmes Spiel vortheilhaft aus.

Die deutschen Handelskammern außerhalb Preußens. i Im Anschluß an die in Nr. 27 d. Bl. veröffentlichte Ucber- ficht der preußischen Handelskammern und kaufmännischen Kor- …_ porationen theilen wir nachstehend ein vom Bureau der Handels- kammer in Leipzig aufgestelltes, vom Bureau des deutschen Handelstages revidirtes Verzeichniß der deutschen Handels- und Gewerbekammer außerhalb Preußens mit: *) Baden. Karlsruhe HK. Constanz H.- u. GV. Eberbach a.-N.

_*) Abkürzungen. Bez.-Gr. =— Bezirks-Gremium, FR. = Fabrik- ratb, F.- u. HR. = Fabrik. und Handelsrath, GK. = Gewerbe-

Pforzheim Rastatt HK. Bayern. Kreis Oberbayern.

. Berchtesgaden Bez.-Gr. f. d. Bezirksamts\prengel Laufen und Berchtesgaden. München H.- u. GK. f. Oberbayern. Rosenheim F.- u. HR. 2 Kreis Niederbayern. ;

Landshut HGr. Passau H.- u. GK. für Niederbayern. Passau Bez.-Gr. Pfarrkirhen Bez.-Gr. Zwiesel Bez.-Gr.

Kreis Pfalz.

Anrweiler, F.- u. HR. Bergzabern Bez.-Gr. Cusel Bez.- Gr. Frankenthal Bez.-Gr. Germersheim Bez.-Gr. -Grünstadt Bez.-Gr. Homburg Bez.-Gr. Kirchheimbolanden Bez.-Gr. Lud- wigshafen H.- u. GK. f. die Pfalz. Neustadt a. Haardt H. R. Pirmasenz Bez.-Gr. Speyer u Zweibrücken Bez.-Gr.

Kreis Schwaben u. Neuburg.

Augsburg H.- n. GK. Donauwörth Bez.-Gr. Kempten

HR. Krumbach Bez.-Gr. Neuburg a. d. Donau Bez.-Gr. Kreis Mittelfranken. 4

Ansbah Bez.-Gr. Dinkelsbühl Bez.-Gr. Eichstädt Bez.- Gr. Erlangen Bez.-Gr. Fürth Bez.-Gr. Nürnberg H. u. GK. Rothenburg Bez. - Gr. Schwaben Bez. - Gr. Weißenburg

Bez.-Gr. Kreis Oberfranken.

Bamberg Bez.-Gr. Bayreuth H.- u. GK. Hof Bez.-Gr. Münchberg. Bez.-Gr. Wunfsiedel Bez.-Gr.

Kreis Unterfranken. : :

Kizingen Bez.-Gr. Lohr Bez.-Gr. Marktbreit Bez.-Gr.

Miltenberg Bez.-Gr. Schweinfurt H.- u. FR. Würzburg HR. Kreis Oberpfalz und Regensburg.

Amberg Bez.-Gr. Aschaffenburg Bez.-Gr. Kaiserslautern Bez.-Gr. Landau Bez.-Gr. Lindau Aus\. d. H. Regensburg H.- u. GK. Weiden B&z.-Gr.

Braunschweig.

Braunschweig HK.

Bremen. A

Bremen HK. Bremerhafen Verein f. Handel u. Schiffahrt.

Elsaß-Lothringen. Bischweiler GK. Colmar HK. Markirh GK. Mey HK. Mülhausen HK. Straßburg HK. Hamburg. Hamburg HK. Riztebüttel-Curhafen HK. Hessen.

Bingen HK. Darmstadt HK. Gießen HV. Mainz HK. Mainz V. mittelrh. Fabrikanten. Offenbah HK. Offenbach HV. Worms HK.

Lübe ck.

Lübeck HK.

Mecklenburg-Schwerin.

Rosto Kfmsch. Wismar Kaufm.-Comp.

Oldenburg. : Brake HV. Oldenburg H.- u. GV. Sachsen.

Chemniß H. u. GK. Dresden H.- u. GK. Dresden Kfmsch. Leipzig HK. Leipzig GK. Leipzig Kramer-Innung. Plauen H.- u. GK. Zittau H.- u. GK.

Sächsische Herzogthümer. Altenburg Kramer-Innung. Gera HK. Gotha Kaufms.- Innungshalle. Neustadt a. d. Waide H.- u. GK. Jena HK.

Rodach HK. Württemberg. Calw §H.- u. GK. Eßlingen HV. Heidenheim H. u. GK. Heilbronn H.- u. GK. Ravensburg H.- u. GK. Reutlingen O Rottweil H.- u. GK. Stuttgart §H.- u. GK.

D

H.- u. GK. Stuttgart Württembergischer GV. Ulm H.- u. GK. Luxemburg.

Arlon HK. Luxemburg HK.

Zur Charakteristik derx Berliner Industrie. M (Vergl. Nr. 21. d. Bl.)

Die Fabrikation von Luxuspapier verhält fih zum Kun f - Oelfarbendruck ungefähr wie die anmuthige Spielerei eines im Zeichnen und Malen niht ungeschickten Dilettanten zu den Leistungen eines wirklichen Künstlers. Die tehnishe Prozedur ist in beiden Industrie-Branchen dieselbe, nur der Zweck und die Resultate sind verschieden. Aus diesen Gründen möge fich dem vorhergehènden Artikel über die Herstellung der Luxuspapiere die Charakteristik des Berliner Oelfarbendrucks anreihen, obschon leßterer, nah der in der Einleitung aufgestellten Eintheilung, einer andern Kategorie angehört.

Der Holzschneide- und Kupferstichkunst ist es unmöglich ge- blieben und wird es unmöglich bleiben, den Reiz der Farbe auf ihre Bild-Vervielfältigungen zu übertragen ; es war das ein sehr wesentliher Mangel, den lange Zeit hindurch nur die mühsame und bei feineren Ansprüchen theure Prozedur der nahträg- lichen Kolorirung durch Menschenhände“ erseßen mußte. Erft, seitdem die Lithographie erfunden worden und seit Anfang die- ses Jahrhunderts immer mehr in Aufnahme gekommen war, be- schäftigte man \sich in weitesten Kreisen mit der Idee, mit ihrer Hülfe farbige Bilder zu drucken. Die ersten Versuche scheiterten gänzlih. Eine im Iahre 1824 in Paris angeblih gemachte Er- findung von Oelfarbendrucken erwies fich sehr bald als eine Täuschung: die scheinbar auf mechanishem Wege hergestellten Farbendrucke waren nichts weiter, als gewöhnliche Litho- graphien, die hinterher von Koloristen mit Lasurfarben. gefärbt worden waren. Das Verdienst, mit allen zu Gebote stehenden Mitteln und ihres Zweckes sich stets selbstbewußt bleibender Energie den Farbendruck in das praktische Leben eingeführt zu haben, gebührt besonders dem fkunstsinnigen damaligen Kron- prinzen, nachmaligen König Friedrih Wilhelm IV., unter dessen Protektion Professor Zahn mit Unterstüßung Beuths und Schin-

Folge seines Werkes über die pompejanishen Wandgemälde in gelungenen Farbendrucken der Oeffentlichkeit zu übergeben. Die Thatsache, daß es wirklich ausführbar sei, große Blätter mit verschiedenen Platten farbig zu bedrucken, erregte damals die allergrößeste Aufmerksamkeit. Di eHindernisse, welche anfangs das naßgemaht fih ungleihartig dehnende Papier verursachte, in Folge dessen die Konturen der einzelnen Farbenplattèn nie recht aufeinander pafsen wollten, wurden nach und nah beseitigt, wozu ‘auch die Vervollklommnung der Papier - Fabrika- tion das ihrige beitrug. Nicht genug konnte man zu

j kammer, HG. == Handelsgenossenshaft, HK. = Handelskammer, H.- u. GK. = Handels- und Gewerbekammer, -H.-Gr. =_ Handels- Gremium, HR. = Handelsrath, HV. = Handelsverein, Kfmsh. =

Kaufmaunschaft, V. = Verein..

La Heidelberg La Lahr HK. Mannheim HK. Offenburg “ener Zeit die Kunst bewundern, durch welche es rubig! g

fels bereits in den Iahren 1828 bis 1829 es vermohte, die erste,

geworden, große Flächen mit ganz - gleihmäßigen, n Töônen in ihren satten, - rothbr j s _geB Nüancen zu überziehen, obshon für heutige Ansprüche dies nit die höchste Leistung des Farbendrucks ist. Die zweite Folge des Zahnschen Werkes erschien in den Jahren 1841 bis 1845. * In- zwischen war die Privatindustrie nichi müßig gewesen, auch für ihre Zwecke die neue Erfindung auszubeuten ; allein zu dem rechien Ernste gelangten diese immer wieder aufgenommenen Versuche erst, als um das Iahr 1850 der früher die Oberleitung der alten Steindruckerei von Winkelmann und Söhne führende Lithograph Storch \ich selbständig etablirte und dem Farben- druck seine spezielle Aufmerksamkeit zuwandte. Im Jahre 1854 associrte sich Storch mit Kramer und seit dieser Zeit war dur die ‘nah jeder Richtung hin gediegene Thätigkeit dieser Firma die Bedeutung dieses Berliner Industriezweiges für den Handel und den Weltverkehr sicher gestellt. Der sehr reichhaltige Katalog der Firma Stor und Kramer weist die besten Namen der modernen deutschen Kunstgeschichte auf, deren Werke, zu den verhältnißmäßig billigsten Preisen vervielfältigt, Gemeingut aller Kreise der Gesellschaft geworden sind. Neuerdings hat diese Firma ihre Thâtigkeit allein auf das Gebiet der Landschaft be- \chränkt, dur diese Konzentrirung ihrer Kräfte auf ein einziges fünstlerishes Feld aber noch Vollkommeneres erzielt. :

Das nächstälteste Farbendruck - Institut if das im Jahre 1861 von Lichtenberg und Siteinbock gegründete. Seit 1864 gehört es Rudolph Steinbock allein. Es hat \ich in den lehten Iahren besonders durh die meisterhaft gelungene Vervielfältigung der E. Hildebrandtshen Aquarellen einen weit und breit geachteten Namen gemacht. Von den, im Verlage von R. Wagener ershienenen 26 Blättern dieser be- rühmten Sammlung rühren übrigens 4 aus der Anstalt von Loeillot her, die später noch zu erwähnen sein wird. Andere sehr verbreitete Kunstblätter aus dem Steinbockschen Institut sind nach Gemälden von Plochorst, W. Meyerheim, Lulvès; Bofch, Kelhß u. A. gearbeitet. Rudolph Steinbock ein Beispiel mag in folchen Bezichungen den erforderlihen Anhalt geben ar- beitet mit 20 Pressen und beschäftigt im Hause 50 bis 60, auch mehr Arbeiter jeder Gattung, außer dem Hause selbstverstäudlih noch eine Reihe anderweiter Steinzeichner. Die Engagements. dieser sind, je nah ihren Leistungen, zu den verschiedensten Bedingungen abgeshlofsen, einige arbeiten in Akkord, andere gegen Tagelohn. Die Druter, einer an jeder Presse, verdienen durshnittlih wöchentlih, bei ahtstündiger Tagesarbeit, 10 bis 20 Thaler, doch steigt in einzelnen Fällen der Verdienst auch auf 26 Thaler wöchentlih. Die Herstellung der komsßlizirtesten Kunstblätier nimmt bis 25 einzelne“ Farbenplatten in Anspruh. Der Export ift ein sehr bedeutender. Von einer Auflage von 50,000 Exem- plaren bleiben kaum 10,000 in Deutschland, die übrigen gehen sämmtlich in das Auslaud und zumeist nah Amerika, aber auch nah Adelaide, Melbourne, Bombay, Kapstadt u. f. w. Eng- lische Firmen vermitteln diesen Vertrieb, indem fie die von hier bezogenen Bilder mit Unterschriften in englisher oder anderer Sprache versehen und, meistentheils bereits unter Glas undmit bei- gepackten, auseinandergenommenen Rahmen, in großen Quanti- täten zur Versendung gelangen lassen. Die Nachfrage ift in diesem Fache eine so große, daß von besonders gut ausgewähl- ten und Beifall findenden Bildern der volle Bedarf selten“ ganz gedeckt werden kann. - : :

Die oben bereiis erwähnte Kunstdruckerei von W. Loeillot hat zu ihrem Spezialfach das architektonische Feld erwählt. Am bedeutensten is diese Firma durch die mustergiltige Berviel- fältigung der Zeichnungen und Aquarellen des verstorbenen JIar- warth in Bayreuth zu dem Prachtwerke der „Monumenta Zollerana“ geworden. Aber auch anderweite Privataufträge zu Illustrazionen in den seit Jahren sich mehrenden Geschichtswerken der alten Ge- \hlechter find in diesem Kunstinstitut mit anerkennenswerther Gediegenheit ausgeführt worden. Der Oelfarvendruck-Berein „Borussia“ besteht etwa seit dem Jahre 1865 und zeichnet sich besonders dur große Rührigkeit im kaufmännischen Vertriebe und Mafsenproduftion aus. Der Kunstverein „Minerva“, uuter Direktion von Ad. Erbrecht, in den Jahren 1866 oder 1867 ge- gründet, ist gleihfalls in erfreulicher Weise thätig. Von etwas geringerer Bedeutung in künstlerischer Beziehung is der erst nah 1867 gestiftete Verein „Germania für Oelfarbendruck“. Der unter Protektion Sr. Königlihen Hoheit des Prinzen Albrecht und Sr. Hoheit des Herzogs Wilhelm von Mecklenburg gestiftete „Allgemeine Deutsche Kunstverein zur Förderung des Oelfarbendrucks*, jezt unter der Leitung von C. F. L. Reccius, stand früher in nahen geschäftlichen Beziehungen zu der Firma C. H. Gerold, die indessen feit ungefähr drei Jahren au ein eignes Institut im Betriebe hat, während sie früher sich nur als Kunsthandlung einen Namen gemacht hatte. Ale diese Bereine geben ihren Mitgliedern für einen verhältnißmäßig geringen Iahresbeitrag eine Iahresprämie in Gestalt eines Kunstblaites und die Chance, in der alljährlih veranstalteten Kunstlotterie ein besonders werthvolles, großes Bild zu gewinnen. Von ander- weiten renommirten und umfangreihen Kunstdruck-Anstalten find zu erwähnen die von Otto Troißsh und die von Aders und Zeller. Leßterer ist der Sohn des Fabrikanten Zeller in New-York, Firma: Max Iacobi und Zeller, die in Amerika mit die erste Stelle behauptet, neben Ed. Förster Und Co. und Anthony, Badeau und Co. Ein wie reger Ge- \chäftsverkehr in dieser Branche zwischen Amerika und Berlin herrscht, geht daraus hervor, daß alle diefe genaunten New-Yorker Häuser hier ihre eigenen Komtoirs besigen, wie umgekehrt die Berliner Kunst-Anstalten nit allein in England und den euro- päischen Südstaaten, sondern au in allen Hauptplägen Amerikas besondere Agenten haben- Nach den osteuropäishen Ländern gehen mehr die Produktionen der kleineren hiesigen Institute, die fich dur Billigkeit auszeihnen und in ihrer Ausführuug auf den Geshmack der dortigen Bevölkerung berechnet find.

Diese Kunstindustrie is in Berlin noch immer im Wachsen begriffen. Im vergangenen Jahre haben sich mindestens zehn neue Institute etablirt, Der Auffchwung der Oeldruck-Fabrika- tion in Berlin wirft niht allein in materieller Beziehung erfreu- lih auf den allgemeinen geschäftlihen Verkehr, sondern ift ganz besonders dazu geeignet und bestimmt, der Berliner Kunstindu- strie einen ehrenvollen Namen in der ganzen civilisirten Welt zu begründen.

Redaktion und Rendantur: S{chwieger.

Berlin, Verlag der Expedition (Kessel). Druck; H. Heiberg. Zwei Beilagen

\ eins{ließlich der Börsen-Beilage).

aunen, gelben und ne

Î Af 29.

Königreich Preufßen.

Privilegium wegen Ausfertigung auf den Inhaber lautender Kreisobligationen des Schrodaer Kreises im Betrage von 250,000 Thalern. Vom 30. Dezember 1872.

Wir Wilhelm, von Gottes Gnaden, König von Preußen 2c.

Nachdem von den Kreisständen des Schrodaer Kreises auf dem Kreistage vom 31. Janua”r 1872 beschlossen worden, die zur Bethei- ligung an dem Bau einer Eisenbahn von Posen über Schroda nah Kreuzburg durch Zeichnung von 250,000 Thalern Stammaktien dieser Bahn erforderlichen Geldmittel im Wege ciner Anleihe zu beschaffen, wollen Wir auf den Antrag der gedachten Kreisstände zu dietem Zwecke auf jeden Inhaber lautende, mit Zinscoupons versehene, Sei- tens der Gläubiger -unkündbare Obligationen zu dem angenommenen Betrage von 250,000 Thalern ausstellen zu dürfen, da fich hiergegen weder im Interesse der Gläubiger, noch der Schuldner etwas zu er- innern gefunden hat, in Gemäßheit des §8. 2 des Gefeßes vom 17. Juni 1833 zur Ausstellung von Obligationen im Betrage von 250,000 Thalern, in Buchstaben: Zweibundertfünfzigtausend Thalern, welche in folgenden Apcints: 120,000 Thaler à 1000 Thaler, 80,000 Thaler à 500 Thaler, 30,000 Thaler à 100 Thaler, -20,000 Thaler à 50 Thaler, in Summa 250,000 Thaler nah dem anliegenden (a) Schema auszufertigen, mit Hülfe ciner Kreissteuer mit fünf Prozent jährli zu verzinsen und nah der dur das Locs zu bestimmenden Folgeord- nung jährlich vom Jahre 1873 ab mit wenigstens jährlich Einem Prozent des Kapitals unter Zuwachs der Zinsen von den amortisirten Schuldverschreibungen zu tilgen find, dur gegenwärtiges Privilegium Unsere landesherrlihe Genchmigung mit der rechtlichen Wirkung er- theilen, daß ein jeder Inhaber dieser Obligationen die daraus hervor- gehendcn 1 ( dürfen, geltend zu machen befugt ist. :

Durch vorstehendes Privilegium, welches Wir vorbehaltlih der Rechte Dritter crtl;eilen, wird für die Befriedigung der Inhaber der Obligationen eine Gewährleistung Seitens des Staats niht über- nommen. f

Urkundlich unter Unserer Höchsteigenhändigen Unterschrift und beigedrucktem Königlichen Jnsiegel.

Gegeben Berlin, den 30. Dezember 1872.

L. S.) Wilhe im. i: Itenplitz. Gr. Eulenburg. Camphausen.

a

Provinz Posen, Regierungsbezirk Posen. Obligation des Schrcdaer Kreises T8 N s E E Thaler Preußish Courant.

Auf Grund dex unterm. a... genehmigten Kreistag *- beslüsse vom 31. Januar 1872 wegen Aufnahme einer Schuld von 250,000 Thlrn. bekennt sich die kreisftändishe Eisenbahn- und An- leihe-Kommission des Schrodaer Kreifes Namens des Kreises dur diese, für jeden Jnhaber gültige, Seitens des Gläubigers unkündbare Verschreibung zu einer Darlehns-Schuld von 250,000 Thlr. Preußisch Courant nach dem Münzfuße von 1764, welche für den Kreis baar gezahlt worden und mit 5 Prozent jährlih zu verzinsen ift.

Die Rüdckzahlung der ganzen Schuld von 250,000 Thlrn. ge- {icht vom Jahre 1873 ab allmählih aus einem zu diefem Behufe ebildcten Tilgungéfonds von wenigstens 1 Prozent jährlich unter Fachs der Zinsen von den getilgten Schuldverschreibungen nach

aßgabe des genehmigten Tilgungsplanes.

Die Folgcordnung der Einlöjung der Schuldverschreibungen wird dur das Loos bestimmt. Die Ausloofung erfolgt vom Jahre 1873 ab in dem Monate September jeden Jahres.

Der Kreis behält sih jcdoch das Recht vor, den Tilgungsfonds dur größere Ausloosungen zu verstärken, jowie sämmtliche noch um- laufende Schuldverschreibungen zu kündigen. :

Die ausgeloosten, sowie die gekündigten Schuldverschreibungen werden unter Bezeichnung ihrer Buchstaben, Nummern und Beträge, sowie des Termins, an wclhem die Rückzahlung erfolgen foll, öffent- lih befannt gemacht. Diese Bekanntmachung erfolgt sechs, drei, zwei und einen Monat vor dem Zahlungstermine in dem Amtsblatte der Königlichen Regierung zu Posen, sowie in der „Pofener Zeitung“, dem „Deutschen Reichs- und Königlich Preußischen Staats-Anzeiger“ und dem „Dziennik-Poznanski.

Bis zu dem Tage, wo solchergestalt das Kapital zu entrichten ist, wird es in halbjährlichen Terminen am 1. April und am 1. Oktober, von heute an gerechnet, mit 5 Proz. jährlih in gleiher Münzforte mit jenem verzin}et.

Die Auszahlung der Zinsen und des Kapitals erfolgt gegen bloße Rückgabe der ausgegebenen Zins-Coupons, beziehungsweise die)cer Schuld- vershreibung, bei der Kreis-Kommunal-Kasse in Schroda und zwar auch in der nach dem Eintritt des Fälligkeits-Termins folgenden Zeit.

Mit ‘der zur Empfangnahme des Kapitais präsentirten Schuld- vershreibung find auc die dazu gehörigen Zins-Coupons der späteren Fälligkeits-Termine zurückzuliefern. Für die fehlenden Zins-Coupons wird der Betrag vom Kapital abgezogen.

Die gekündigten Kapitalbefkräge, welche innerhalb dreißig Jahren nach dem Rüctzahlungs-Termine nicht erhoben worden, sowie dig inner- halb vier Jahren, vom Ablauf des Kalenderjahres der Fälligkeit an gerechnet, nicht erhobenen Zinsen verjähren zu Gunsten des Kreises.

Das Aufgebot und die Amortisation verlorener oder vernichteter Schuldverichreibungen erfolgt nach Vorschrift der allgemeinen Gerichts- Ordnung Theil 1. Titel 51 §. 120 sequ, bei dem Königlichen Kreis- gerihte zu Schroda. i

Zins-Coupons können wed:r aufgeboten, noch amortisirt werden. Doch soll demjenigen, welcher den Verlust ven Zins-Coupons vor Ab- lauf der vierjährigen Verjährungéfrift bei der Kreis-Verwaltung an- meldet und den stattgehabten Befiß der Zins-Couvons durch Vorzeigung der Schuldverschreibung oder sonst in glauthafter Weise darthut nah Ablauf der Verjährungsfrist der Betrag der angemeldeten und bis Qs niht vorgekommenen Zins-Coupons gegen Quittung ausgezahlt werden.

Mit dieser Schuldverschreibung sind acht halbjährige Zins-Cou- pons bis zum Schlusse des Jahrcs 1876 ausgegeben. Für die wei- tere Wi werden Zins-Coupons auf fünfjährige Perioden ausgegeben.

Die Auégabe einer neuen Zins-Coupons-Serie erfolgt bei der Kreis-Kommunalkasse zu Schroda gegen Ablicfecung des der älteren Zins-Coupons-Serie beigedruckten Talons. Beim Verluste des Talons erfolgt die Aushändigung der neuen Zins-Coupons-Serie an den In- ae E Schuldverschreibung, sofern deren Vorzeigung rechtzeitig ge-

chen ift.

Zur Sicherheit der hierdurch eingegangenen Verpflichtungen Haftet der Kreis mit seinem Vermögen. /

Dessen zu Urkunde habea wir diese Ausfertigung Unter unserer Unterschrift ertheilt :

Schroda, den R E R

Die kreisständische Eiseulahnye und Anleihe-Kommission des Schrodacc Kreises.

Provinz Posen, Me e un gge Posen. : Zins-Coupon. _ zu der Kreis - Obligation des Schrodaer Kreises. Lie Ne L E . Thaler zu . . Prozent

echte, ohne die Uebertragung des Eigenthums nachweisen zu |

Beilage | um Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlih Preußischen Staals-Anzeiger.

Freitag, den 31, Januar

-————ck-——

Der Juhaber diejes Zins-Coupons empfängt gegen dessen Rück-

e s L 18 . . und späterhin die Zinsen der vorbenannten Kreis-Obligation für das Halbjahr vom ..... bis E ¿mit (in Buchstabe) 5 Ac Thäler...

| Silbergroschen bei der Kreis-Kommunal-Kasse zu Schroda.

Soda deu t 2% 18:

Die kreisständishe Eisenbahn- und Anleihe-Kommission 2 f: des Schrodaer Kreises.

Dieser Zins - Coupon ift un- gültig, wenn dessen Geldbetrag nicht innerhalb vier Jahren nah der Fälligkeit vom Schluß des betreffenden Kalenderjahres an ge- rechnet, erhoben wird.

Anmerkung.

Die Namensunterschriften der Kommissions - Mitglieder können mit Lettern oder Faksimilestempeln gedruckt werden, doch muß jeder Zins - Coupon, mit der eigenhän- digen Namensunterschrift eines Kontrolbeamten versehen werden.

Provinz Posen, Regierungsbezirk Posen. : Se. / 4 zur Kreis -Obligaton des Schrodaer Kreises.

Der Inhaber dieses Talons empfängt gegen dessen Rückgabe zu

der Obligation des Schrodaer Kreises Littr. ..… S Über . . .*, . . Thaler à fünf Prozent Zinsen, die . . . te Serie Zins- Coupons für die fünf Jahre 18 . . . bis 18 .… . bei der Kreis- Kommunal-Kaffe zu Schroda.

Séroda. éi ten 2 18

Die freisständische Eifenbahn- und Anleihße-Kommissson des Schrodaer Kreises. | _ Anmeeligo E Die Namensunterschriften der Kommissiens - Mitglieder können mit Lettern oder Fafksimilestempeln gedruckt werden, doch muß jeder Talon mit der cigenhändigen Namensunterschrift eines Kontrolbeamten versehen werden.

Gewerbe und Sandel.

Berlin, 31. Januar. - Am 23. Morgens 10 Uhr trat die 9. iährlihe Generalversammlung des „Deutschen Vereins für Fa- brikation von Ziegeln, Thonwaaren, Kalk und Cement“ im Lokal der Polytechnischen Gesellschaft, Neue Friedrihstr. 35 zusammen. Die Sißzungen währten drei Tage und waren von ca. 120 Vereins- mitzliedern und zahlreichen Gästen besucht. Der Vorfißende, Bau- meister Friedr. Hoffmann, eröffnete die Versammlung mit einer kurzen Ansprache, worin er die außerordentlihe Verbreitung der Ringöfen im leßten Jahre in allen Ländern betonte, worauf der Rendant Baumann den Kassenbericht ablegte. Demnächt wurde zur Diskusfion technischer Fragen geschritten, zuerst über die besten Methoden der Thon- förderung; Herr Becernoulli {lug die Förderung mittelst Centri- fugalpumpen vor, um den Thon in Schlammform herauszuheven ;

gemeinschaftlich mit dem Kommerzien-Rath L. Schwarßkopff ein Pat-nt auf einen hydraulishen Bagger für Erdtransport in Preußen , Eng-

Cüstrin zur Ausführung gebracht habe, wobei dasselbe Prinzip zur Förderung erdîger Massen angewendet worden fei.

Nr. 2 der Tagesordnung betraf die Herstellung von Ziegel- steinen mittelst Handbetrieb aus Thon von solcher Festigkeit, daß die Steine sofort auf die hohe Kante gestellt werden könnten.

_ Heran {loß fich 3. eine Erörterung der in neuester Zeit aus- geführten Anlagen zur Éünstlichen Trocknung von Ziegelsteinen ür den Wintcr-Betrieb und namentlich der Frage, ob dergleichen Trockcnverrichtungen cine gleich große Produktion wie im Sommer gestatten und ob fih dieselben auch bei lange anhaltendem Frofte be-

gebäude auf seinen Werken zu Jägersfieude und Ottweiler bei Saar- brüdcken.

Die Frage Nr. 4, ob als Zusaß des Thones feiner oder grober Sand vorzuziehen sei, wurde dahin entschieden, daß beim Maschinen- betriebe ein gröberer Sand vortheilhafter sei, daß aber im Allgemeinen ein feiner Sand besser sei, indem dur Zusaß desselben eine homogenecre Masse erzielt werde.

5. Mittel um Anflüge, welche sich während des Trocknens an Ziegelsteinen bilden, zu beseitigen, konnten außer dem Abbürste., Ab- waschen 2c. niht angegeben» werden.

6. Maschinen zur Entfernung der Mergelknollen aus dem Thon ohne Sclemmung wurden zwar erwähnt, aber keine rinzige als den Anforderungen vollständig und überall entsyrechend befunden. Im Anschlusse an diesen Gegenstand machte anr dritten Tage (Sonnabend) Herr Löwy, Direktor der Pesther Ziegel- und Kohlenwerks - Aftien- Gesellschaft der Verjammlung Mittheilung von einer neuen Maschine zur Bearkeitung und Reinigung der Ziegelerde von Mergelknoten und zwar in frishem Zustande, wie sie aus der Grube gewonnen wird; diese Maschine ist von den Ingenieuren Siehmon und Rust in Pesth konstruirt und auf den Werken der genannten Gesellschaft aufgestellt worden.

Zu Nr. 7., welche weitere Erfahrungen über die Anwendung von Ziegelform-Maschinen vorliegen, wurden die sehr günstigen Re-

neueren Schlickeysenschen Maschine erzielt werden, bestätigt. Herr Liebmann machte den Vorschlag, daß der Verein eine vergleichende Sammlung aller Ziegelerden, welche mit Maschinen geformt werden und die Refultate dieser Formung anlege. Im Anschluß hieran er- klärte sih am“ anderen Tage die Centralfaktorei für Baumaterial, Aktien-Gesellschaft, bereit, dem Vrrein ein zu diesem Zweck zu er- bauendes Fachwerksgebäude an der Fennustraße fünf Jahre lang unent- geltlic zur Verfügung zu stellen.

“4 Zum Schluß seßte Herr Dr. Aron in cinem Vortrage die Ent- stehungs-Ursachen von rothen Flammen an hesllfarbigen Ziegel- steinen auseinander. Er zeigte, wie es Herrn Dr. Seger gelungen \ei, diese Erscheinungen auf einen Schwefelgehalt dcs Brennmaterials zurückzuführen.

In der an diesen Vertrag sih knüpfenden Debatte bestätigten die Fabrifanten aus ihren Erfahrungen das Zutreffende dieser Mittheilung.

Hiermit {lossen die Verhandlungen des ersten Tages.

Am zweiten Tage, Freitag den 24. Januar, wurde die Versamm- sung um 10 Uhr wieder eröffnet. Der Vorsißende verlas zunächst einen ihm zugegangenen Brief, worin er aufgefordert wurde, fi dar- über zu äußern, für welche Honorarsäße und unter welchen Bedin- gungen er die Anlage von Ringöfen übernehme, worauf er erklärte, daß er noch ebenso wie früher bereitwilligst Jeden bei der Anlage von Ringöfen unterstüße und die dazu erforderlichen Pläne und Ju- strufktionen für die von dem Vereine deutscher Civil-Ingenieure nor- mirten Honorarsfäße liefere. 5 :

Zu Frage 8 ward darauf aufmerksam gemacht, daß deutsche Gipse wohl ebenso geeignet für die Formen der Falzziegel- pressen seien, als französishe, daß es nur darauf ankomme, den rechten Härtegrad beim Brennen zu erzielen, was jeder Gipsbrenner vollständig in seiner Hand habe.

Zu Frage 9 über die vergleihungsweijen Leistungen von P um p- werkeh zur Wasserhaltung in Thongruben, meldete sich Niemand zum Wort. Ebenjo erweckte Frage 10 über die Bedingungen, unter welhen Wief entaite beim Brennen zusammengesinterte Krusten

Zinsen über E Thaler i Silbergroschen

erhalten, geringe Betheiligung. Dagegen wurde eine Mittheilung des

dabei erwähnte der Vorsißende, daß er bereits im Jahre 1856 |

währt haben. Herr Schenckelberger beschrieb feine künstlichen Trocken- |

jultate, welhe zu Neue Mühle bei Königs-Wusterhaufen mit einer |

1878.

Regierungs-Rath Ascher zu Frage 11, daß er auf seinem Gute mit Erfolg die durch die Brojowsky'she Torfstechmaschine gewonnenen

| Kalfkfkluten ohne weitere Bearbeitung, an der Luft getrock net und

demnächst im Ringofen gebrannt habe, als eine bedeutende Verein- fachung des Betriebes, mit großem Interesse aufgenommen.

__Zu 12, über Surrogate für Ziegelsteine, entwickelte sih eine lebhafte Diskussion, aus der hervorging, daß zwar bei den jeßigen abnormen Ziegelpreisen die bis jeßt bekannten Surrogate derselben aus Kalk, Cement, Pisée, Concret 2c. unter sonst günstigen Lokal- verhältnissen Ausficht auf erfolgreihe Konkurrenz hätten, bei niedrigen Ziegelpreisen dagegen kaum Anwendung finden dürften.

Mit Disintegratoren (ad 13) waren von vershicdenen Sei- ten vergeblihe Versuche gemacht, grubenfeuchten Thon zu zertheilen, resp. zu reinigen; dieselben find noch nit als abgeschlossen zu betrah- ten. Zur Besichtigung eines für solhe Versuche, auf dem Kalkwerk am Nordhafen hier aufgestellten Disintegrators wurden die Morgen- stunden des nächsten Tages verwendet. Bei der Frage 14, in wiefern sich die Gasösfen zur Erzielung einer gleichmäßigen Farbe bewährt hätten, wurde berichtet, daß der Ofen des Herrn Baumann zu Lindow, sowie der der Firma Tiedemann, Runge u. Co. in Charlottenburg nach mancherlei Versuchen nunmehr zufriedenstellende Resultate gäben, daß der Brennmaterialverbrauh jedoch bedeutender als der im Ring- ofen fei.

Zu 15 war- vom Vorsißenden der Vortheil hervorgehoben, den das mechauische Pressen der Cementsteine vor dem Einseßen in den Ofen dadurch haben würde, daß die Bildung des Cementes (die Sin-

| terung) bei einem niedrigeren Temperaturgrade stattfinden würde, als | dies bei lockerer Masse möglich ift.

___ Zum Sótluß sprach Dr. Frühling über die Bedeutung des Wie - senkalkes für Herstellung von Kalk und Cement und zeigte, wie der Wiesenkalk, der fih so reihlich in den norddeuts{hen Ebenen vorfinde, ein vorzüglihes, dem Rüdersdorfer Kalk vorzuziehendes Material für Pußmsörtel und Stuck&aturkalk sei.

Indem er sodann auf die Verwendung des Wiesenkalkes zur Port- land-Cemenifabrifation überging, silderte er die Einrichtungen, die er in Zoflsen getroffen hatte, um die ganze Fabrikaiion zu einer möglichst billigen, sicheren Masscnproduktion zu bringen. Hiermit {loß die Sitßung des zweiten Tages. i

Am Sonnabend, den 25. Januar, ergriff auf Einladung des Vor- sibenden Herr Dalichow, Vertreter der Magdeburger Feuerversicherungs- Gesellschaft, das Wort, um der Versammlung die Vortheile klar zu legen, welche die Vereinsmitglieder, soweit diejelben Besißer von Zie- geleien, Kal‘brennereien 2c. seien, haben würden, wenn sie unter An- lehnung an die Magdeburger Feuerverfiherungsgesellschaft ein-n Ve r- siherungs-Berband unter einander bildeten. Nach eingehender Debatte ward der Vorstand ermächtigt, mit der Direktion der Magde- burger Fenerversicherungsgesfells{chaft in Unterhandlung zu treten und “é ewugis den Vereinsmitglicdern weitere Mittheilungen zugehen zu assen.

Zu 17 wurden weitere Mittheilungen über die Ergebnisse des Betriebs der v. Dückerschen Seileisenb ahn zu Schwarze Hütte dur Herrn Glanz, über eine Hodgfonsche Seilbahn durch Herra Shmußler, und über eine soeben vollendete v. Dückersche Seilbahn bei Meß dur

S E e - U: sißenden gemacht, und über leßtere eine eingehendere Beschrei- 1e: 2 eefinéo L E L E E : | den Vorsißenden gemacht, und über leßtere eine eingehendere Beschrei [land 2c. erhalten und denselben bald darauf bei einem Brückenbau in | bung im Notizblatt für sväter in Aussicht gestellt.

Zu 18 machte Herr Direkior Meyer zu Lebbin und Herr Benczur zu Eperies (Ungarn), sowie Herr Kreisbaumeister Hoffmann Mit- theilungen über Arbeiterwohnungen aus Portland-Cement- Konfkret, welche sich durchaus vortheilhaft bewährt hätten. Der Direkior Mever schilderte, hier anknüpfend, in Bezug auf Frage 19, die Stellung der Arbeiter und ihrer Fanilien auf den Werken des Kommerzien-Rath Quistorp zu Steitin, wodurch andere Redner zu Mit- theilungen ihrer Erfahrungen auf diesem, der sozialen Frage angehö- renden Gebiete, veranlaßt wurden.

Für die nächste orventliche General-Versammlung ward Berlin einstimmig als Siß gewählt. Schluß der Versammlung um 3 Uhr Nachmittags.

Die Resolutionen des deutschen Landwirtbschaftsrathes, betreffs Reformen der deutschen Zettelbanken find, in Veranlafsung des Vorstandes; zum Gegenstande einer Denkschrift gemacht worden, deren Verfasser Professor Richter in Tharand ist, und welche, außer

| im Archiv des deutschen Landw rthschaftsrathes (Landwirthichaftliches

Centralblatt für Deutschland), auch im Buchhandel bei Wiegandt und Hempel in Berlin erschienen ist. Im ersten Abschnitte sucht der Verfasser den Beweis zu führen, daß die Nachtheile, welche die Banknoten der gesammten Wirthschaft eines Volkes bringen, s{chwerer wiegend sind, als die durch dieselben ge- botenen Vortheile, sobald nämlich die Banknote als Zahlungsmittel auch in denjenigeu Kreisen umläuft, die mit der Entstehung der Ge- schäfte, denen dic nicht Metall bedeckte Note ihre Grundlage verdankt, in feinem direkten Zusammenhange stehen. Im Anschlusse hieran wird weiter betont, daß in der nächsten Zeit, bevor unser Bankwesen nicht das Depesiten- oder Checkwesen mebr pflegt, für den Großhandel und die Greßindustrie die Banknote nicht zu entbehren sein werde, daß man aber dafür Sorge tragen möge, daß die Note nur in den- jenigen Kreisen umlaufe, welche fich der}clben allein mit Vortheil be- dicnen können. 3

Die Denkschrift will sona die Note so lange erhalten schen, als sie in gewissen Kreisen Gutes stiften kann. Der zweite Abschnitt giebt cine kurze Uebersicht über das Berhälkniß der Noten zu den von deu Banken vorräthig gehaltenen Metalljummen wäh. end der leßten zwanzig Jahre, sowie über die Lage der einzelnen Banken, na- mentlich betreffs ihrer Zeitdauer. Der dritte Abschnitt behandelt die am 10. Äpril 1872 vom Deutschen Landwirth- shaftsrath gefaßten R-jolutionen, welche die Erhaltung des ge-

| genwärtigen Standes der Geseßgebung als Grundlage für das | neue Bankgeseß, die Bestätigung aller Privilegien der Banken, jedoh | mit fünfjähriger Kündigungsfrist betreffs des Rechtes zur Ausgabe

unbedeckter Noten, als zunächst nothnuendig fordern. Weiter wird, «.ls Mittel die Noten in die Kreise zurüzuweisen, in welchen sie allein Vortheil bringen, vorgeschlagen, die Banken zu verpflichten, die Noten anderer Banken in Zahlung zu nehmen, diese auch nicht wieder aus- zugeben, sofdern, unter Ausgleichung des Saldo durch Baarzahlung, sie wecselseitig auszutauschen. Endlich wird vorgeschlagen, die Noten derjenigen Banken, welche sich diesen Bestimmungen unterwerfen, an der Reichskafse als Zahlungsmittel zuzulassen, die kleineren Abschnitte der Noten aber allmählich einzuzie- ben und nur solche von 100 und mehr Mark zu gestatten. Es stüßt sich dicier Vorschlag auf die Ansicht, daß durch Realifirung desselben theils den Goldmünzen Plaß geschaffen, theils die Menge der cirkulirenden Noten verringert w-rden würde, während dadur gleichzeitig die Kreise sih vereinigen müßten, in denen sie umlaufen. Die Veröffentlichung klarer Ausweise über den Geschäftsstand wird- dabei als unerläßlich vorausgeseßt.

Kunst und Wissenschaft.

Stockholm, 25. Januar. Aus Norwegen wird berichtet, daß der deutsche Dampfer „Grönland“, weit entfernt, fih dur die mißlungene Expedition der Schaluppe „Jdsjörnen“ von seinem kühnen Vorhaben, nah Spißbergen vorzudringen, um den dortigen norwegischen Fangmännern Hulfe zu bringen, abshrecken zu lassen, vielmehr mit aller Kraft die angefangene Ausrüstung fortseßt, in der Absicht, an dem zuvor bestimmten Zeitpunkte seine Fahrt nah Spib- bergen anzutreten.