1873 / 65 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 14 Mar 1873 18:00:01 GMT) scan diff

_ „Nathdem zur Abhülfe des Mangels an kleiner Münze vorlängst eine Quantität Ein-, Zwei- und Fünf-Pfennigstücke in Kupfer ausge- prägt worden und vorräthig bei der Großherzoglichen Rentei hierselbst niedergelegt ift, ‘konnte doch mit Ausführung der Verordnung vom 23. Dezember 1871, betr. die Rehnung nah Mark und Pfennigen (Offi- ieller Anzeiger von 1872, S. 5) nicht vorgeschritten werden, . weil der

edarf an Zehn-Pfeunigstücken, den man in Silber ausprägen zu lassen beabfichtigte, niht zu beschaffen war. Inzwischen is nun aber die aus dem Mangel an Scheidemünze entstandene Verlegenheit ge- stiegen, und da die Anträge auf Abhülfe dringend erneuert worden, insbesondere abseiten des hiesigen Lokal-Handelsvereines, auch die Ver- wendbarkeit gedachter kleiner Kupfermünze bei der lange gesehenen Aufnahme von Silbergroschen in den diesseitigen Verkehr keinem Zweifel unterliegt, fo soll nunmehr jene Kupfermünze, wo vom 100 Pren auf die Mark Reichêmünze und 10 Pen ge dar den Sil- ergroschen gehen, dem Verkehre übergeben werden. ie deshalb die Großherzogliche Rentei hierjelb| mit entsprechender Anweisung wird versehen werden, so wird hiermit bekannt gemacht, daß jene Kupfer- münze in Posten von fünf Thalern an dieser Stelle eingewechselt werden fann und von derselben gegen Einzahlung des Werthbetrages verabreicht werden wird. Dabei wird jedoch bemerkt, daß bis auf Weiteres eine Verpflichtung zur Annahme dieser Scheidemünze nik eintritt, solche vielmehr einstweilen freier gegenseitiger Verständigung vorbehalten bleibt. *

Sachsen-Weimar-Eisenah. Weimar, 13. März.

* Gestern Abend brachte ein Telegramm Nachrichten von dem

Erbgroßherzog aus Beyrut. Schlehtes Wetter hat den-

selben genöthigt, von Nazareth aus die Route zu ändern und

gedenkt Se. Königliche Hoheit nun über Balbek nach Damaskus zu reisen.

Lübeck, 13. März. Zur Feier des Geburtstages Sr. Majestät des Deutschen Kaisers, des Königs Wil- helm von Preußen, hat der Senat für den 22. März d. I. Vormittags 10 Uhr in der St. Marienkirhe und in der Dom- firhe einen Festgottesdiensst angeordnet. Die öffentlihen Schulen in der Stadt und in den Vorstädten bleiben an diesem Tage

geshlo}sen.

Hesterreich-Ungarn. Wien, 13. März. hat fih gestern nah Gödöllö begeben,

Der Hof hat geftern die Trauer auf 10 Tage für die verstorbene Königin-Mutter von Württemberg angelegt.

Im Abgeordnetenhause wurde gestern die Budget- debatte fortgesegzt. Die Resolution des Abgeordneten Roser, die Regierung möge die Aufhebung des Lotto in Erwägung ziehen, wurde angenommen, ebenso der Antrag Brandstetters auf Er- höhung des Budgets des Ackerb«u-Ministeriuums um 60,000 Gul- den. Bei dem Etat des Iustiz - Ministeriums wurde der Antrag Rosers auf Erlassung eines Irrengeseßes abgelehnt.

Pesth, 12. März. Ueber die Eintheilung der Berathungs- zeit des Reichstages schreibt der „Pesther Lloyd“: Nach der neuesten Verfion wird, da das Zustandekommen eines förmlichen Budgetgesezes für 1874 vor Ostern doch niht zu erwarten ist, die erste Session des Reichtages am 8. oder 9. April geshlofsen werden. Unmittelbar nah Ostern wird dann die zweite Session eröffnet, in welcher sofort das Budget pro 1874 in Verhand- lung genommen wird; sobald dies geshehen, wird der Reichstag bis zum nächsten Herbste vertagt, wo dann das Budgetgeseßz für 1874 festgestellt und der Sanktion unterbreitet wird.

Schweiz. Bern, 13. März. (W. T. B.) Der Re- gierungsrath von Solothurn hat sich gegenüber dem Kantonsrathe dahin geäußert, derselbe möge auf den mit 2165 Unterschriften versehenen Junitiativ-Antrag, wonach die Beschlüsse der Diözesan-Konferenz bezüglih Lächats und der Beschluß des Kantonsraths , betreffend die Jnschußnahme des von Lachat suspendirten Pfarrers Gschwind, der Volksabstim- mung zu unterbreiten seien, nicht eingehen, weil die Begrün- dung dieses Antrages durch den angezogenen §. 32 der solo- thurnischen Verfassung nicht zutreffend fei.

Niederlande. Haag, 8. März. Die Königin wird übermorgen von ihrem Ausfluge nach Stuttgart hierher zurück- kehren.

Der Kaiser

Nach einer kurzen Unterbrehung hat die Zweite Kammer der Generalstaaten heute ihre Arbeiten wieder aufgenommen. Die Feststellung der Tagesordnung für die heutige Sihung geftaltee \sch{ch zu einem wesent- lihen Siege der Regierung. Die Kammerabtheilungen hatten als Schluß ihrer Berathungen hinfihtlich der Ermäßigung des Wakhlcensus eine Seitens der Regierung zu treffende Unter- suchung der näheren Verhältnisse in den Wcehlkreisen beantragt. Um weiteren Erörterungen über diesen Antrag zwishen der Volksvertretung und dem Kabinet aus dem Wege zu gehen und die Verwerfung des Entwurfs zu bewirken, wurde konservativer- seits verlangt: die Wahlcensusfrage solle vor allen anderen Gegenständen auf die Tagesordnung gebracht werden. Der An- trag wurde jedoch mit einer Mehrheit von 42 gegen 9 Stimmen zurückwiesen.

Belgien. Brüssel, 13. März. (W.T.B.) Die Depu- tirtenktammer hat mit 76 gegen 24 Stimmen die Geseßvor- lage über den Wiederankauf der Eisenbahnen des Grand Luxem- bourg angenommen. Sieben Deputirte enthielten fich der Ab- ftimmung.

Großbritannien und Jrland. London, 12. März. Das Befinden des deutshen Botschafters Grafen von Bernfstoff ist wiederum in der Besserung begriffen. Dem neuesten Bulletin zufolge hat der Patient zwei gute Nächte verbraht. Die Schmerzen vermindern \fich und die Kräfte nehmen zu.

13. März. (W. T. B.) In der heutigen Sißung des Unterhauses zeigte Gladfione an, daß das Kabinet in Folge der bei der irishen Univerfitätsbill erfolgten Abstimmung um seine Demission gebeten und daß die Königin dieselbe angenom- men habe. Derselbe ftellte den Antrag, das Haus möge fi bis Montag vertagen, das Haus nahm den Antrag an.

Im Oberhause gab Granville die gleiche Erklärung ab, wie Gladstone im Unterhause,- und beantragte S die Vertagung des Hauses bis Montag; das Haus eschloß demgemäß. Nah dem „Globe“ ist Disraeli zur Königin berufen worden und hat fich darauf \ogleich nah dem Budteinghampala|t begeben. 14. März. Disraeli hat der Königin noch keine de- ive Antwort ertheilt und zunähft einen Aufschub erbeten, um fih erst mit seinen Freunden zu verständigen, von denen

fich mehrere zur Zeit auf dem Kontinent aufhalten; derselbe hat an die Lords Derby, Cairns und Carnarvon sogleich telegra- phische Mittheilung ergehen lassen. Nah Informationen der Morgenblätter würde Disraeli der Königin den Vorschlag machen, Lord Granville zur Bildung eines provisorishen Kabinets zu berufen, welches dann im Iuli zur Auflösung des Unterhauses schritte; man hält es jedoch für ziemlich unwahrscheinlich, / daß Granville hierauf eingehen werde. Zur Auflösung des Unter-

hauses möchte überhaupt keine von den beide Parteien die Ini- tiative ergreifen. sf

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__FE h. Paris, 12. N ahwahten für die Nationalversammlung werden während der R Y stattfinden. Die Zahl der erledigten Sitze be-

ägt zehn.

Wie ein Korrespondent der „K. Z.“ mittheilt, ift die Nachricht nicht begründet, daß die Militär - Kommission bereits das französishe Gebiet in Militärbezirke einaetheilt habe; die Kommission is mit dem Kriegs-Minister Cissey nicht einver- standen. Derselbe will, daß jedes Armee-Corps aus drei Divi- sionen, nämlich aus 45—50,000 Mann, bestehen soll (nach dem neuen Militärgeseß wird in Friedenszeiten jedes Regiment aus 1800, in Kriegszeiten aus 3800 Mann bestehen) während die Kommission, die sih auf die Erfahrung des leßten Krieges stüßt, zwei Divisionen, 30—31,000 Mann, für jedes Corps für genügend hält. Auch die Frage wegen der Ausbildung der Offiziere der zukünftigen franzöfishen Armee if noch nicht gelöst, doch foll das Projekt des Gcnerals Guillemot große Aussicht haben, wonach in Zukunft die Beförderung von Unter- offizieren zu Offizieren nur dann stattfindet, wenn dieselben die nothwendige Ausbildung erhalten haben. Zu diesem Zwecke \chlägt er vor, in jedem Corps Schulen für die Unteroffiziere zu gründen, die, nachdem fie dieselbe durchgemacht, auf ein Jahr nah der Militärshule von St. Cyr gesandt und dann erst zu Offizieren befördert werden.J

Versailles, 13. März. (W. T. B.) Die Nationalver- sammlung hat bei der heutigen Endabstimmung über den Gesetze entwurf der Dreißiger-Kommisfion im Ganzen diese Vorlage mit 411 gegen 234 Stimmen angenommen. Der Präsident der Re- publik ershien einen Augenblick im Sizungssaale und wurde von vielen Deputirten lebhaft begrüßt.

Spanien. Madrid, 11. März.- Es sind Dekrete ver- öffentliht worden, wodurch die militärishen Orden Calatrava, Santiago, Alcantara, unserer lieben Frau von Montesa und San Juan aufgehoben und das Kommissariat der heiligen Stätten abgeschafft werden. Auch \oll es \panishen Bürgern niht mehr gestattet sein, fremde Orden und Ehrenzeichen zu tragen.

Italien. Rom, 9. März. Jn der gestrigen Sißung der Deputirtenkammer wurde die Generaldebatte über die Vorlage, betreffend die Arteereorganisation, zu Ende geführt. Der Kriegs-Minister antwortete in einem umfangreichen Vor- trage, der fih durch zwei Sißungen hindurchzog, auf alle gegen den Entwurf erhobenen Einwendungen, indem er zum Schluß die Gefahren unzeitiger Ersparnisse und übereilter Reformen beleuhtete. Eine sehr erregte Debatte rief in den Verhand- lungen über die Neugestaltung des Heeres die am 7. d. M. an den Minister des Aeußern vom Abgeordneten Miceli gestellte Interpellation hervor. Dex Gegenstand derselben if genauer folgender: Ein zum Todé ‘verurtheilter italienisher Unterthan, Namens Carattazzolo, hatte Mittel gefunden nach Corfu zu entkommen, wo er, da zwischen Griechenland und Jtalien kein Auslieferungsvertrag besteht, unangefohten lebte und fogar wiederholt die italienishen Postdampfer zu betreten wagte. Von der letteren Thatsache in Kenntniß geseßt, verfügte eine italienishe Behörde seine Verhaftung - und es ge- lang, auf dem Postshisse feiner habhaft zu werden. Die griehische Regierung reklamirte den Verbrecher vom italienishen Konsul in Korfu, aber vergebens. Carattazzolo ward dem Appellationsgeriht in Trani übergehen; dieses jedoch erklärte seine Verhaftung für ungesezlih, seßte ihn in Freiheit und kehrte nah Korfu zurück. Der Abgeordnete Miceli \hwächte die Wirkung seiner Interpellation dadurch ab, daß er das aus- nahmslose Asylrecht selbs für Verbrecher in Schuß nahm. Der Minister des Auswärtigen erklärte, daß er, wenn er um die Sache gewußt hätte, den beabsihtigten Arrest für völkerrechtlich unstatthaft erklärt haben würde. Der griehishe Gesandte habe ihm von der Thatsache mit Mäßigung gesprochen, von anderen Mächten seien ihm keine Vorftellungen zugekommen. Die Ver- haftung sei auf. Befehl der richterlihen Behörde erfolgt. Der Minister des Innern Lanza übernahm diese Verantwortung und erklärte, er habe die Verhaftung verfügt, nahem er den Rath kompetenter Perfonen eingeholt. E

Die im Privatkomite der Kammer lange verhandelte Frage, ob Kassationshof, ob ein Gericht dritter In- stanz, if gestern endlich zu Gunsten des ersteren entschieden und eine Kommission von 11 Mitgliedern beauftragt worden, auf Grundlage der eingebrahten Tagesordnungen einen dem an- genommenen Prinzip entsprehenden Entwurf auszuarbeiten.

Die „Opinione“ erfährt, daß Ende dieser Woche in der Kommisfion für das Geseh über die religiösen Genos\- senschaften die Berichterstattung wird erfolgen können.

11. März. Der Graf und die Gräfin von Flan- dern find heute nah Venedig abgereist.

Griechenland. Athen, 1. März. Die Kammer wurde am vergangenen Mittwoch durch den König in Person eröffnet. Die Thronrede verheißt die gänzlihe Ausrottung der Räu- ber an der Grenze und darüber Biriaus welche durch ein neues Bündniß mit der Türkei: erreiht werden \oll, die Gründung von zwei Banken, einer allgemeinen Kredit- und einer Grundbesiß- Bank, die Bildung einer Agrikulturgesellshaft zur Hebung der Landwirthschaft, den Bau zweier Eisenbahnen von Patras nah Pyrgos und von Piräeus* nah Lami«a, die Ausdehnung der tele- graphischen Verbindung und der Verkehrsmittel im Lande, die Reorganisation des Polytehnikums, ein neues Werbegesetz U. \. w.

Nußland und Poleu. St. Petersburg, 12. März. Der Großfürst Nikolai Konstantinowitsch und der Herzog Eugen Maximilianowitsch von Leuchtenberg find, wie der „R. W.“ geschrieben wird, am 5. Februar in Oren- burg eingetroffen.

Amerika. Aus New-York wird unterm 12. ds. tele-

wiedergewählt wurden und die Republikaner eine Majorität in 2 Ret LouE erzielten. Die Wahl des Gouverneurs wird als zweifelhaft erahtet, da es keinem Kandidaten gelang, eine Ma- jorität zu erzielen.

Am 11. ds. fand in beiden Häusern der Legislatur vou Massachusetts die Wahl eines Senators statt. präsentantenhaus wählte Herrn Boutwell, den Schaßsekretär, durch 124 Stimmen. Im Senat erhielt Herr Boutwell 10 und Herr Dawer 15 Stimmen. Bei der gemeinschaftlihen Wahl beider Häuser wird Herrn Boutwells Wahl für gewiß erachtet.

_ Asien. Aus dem britishen Foreign Office is ein weiterer Schriftwechsel, bestehend in 109 Aktenstücken, betreffs Mittelasiens veröffentliht worden. (Eine Depesche von Earl Granville an Lord A. Loftus d. d. 29. Januar 1873 be- zicht sich auf das Dementi des persishen Gesandten, daß ein geheimer Vertrag zwishen Rußland und Persien bestehe. Der Gesandte bemerkte in einer Unterhaltung ‘mit Lord Granville, daß er dieses Dementi den Zeitungen mit der auf telegraphi- hem Wege erhaltenen Ermächtigung des Großveziers zugesandt hätte. ‘Er sei überzeugt, daß seine Regierung mit den That- sachen wohl bekannt sei, es aber für Recht erachtet hätte, Muthmaßungen, welche die öffentlihe Meinung irreführen, ein Ziel zu seßen. Er hätte seitdem sogar gehört, daß_ ein Firman des Shahs existire, welcher den Russen irgend welche persishe Gebietsiheile am Attreck ab- trete. Dies sei ebenfalls falsch. Es exiftirte kein solher Firman und das beschriebene Territorium gehöre in der That nicht Per- sien. Der Minister fügte in Erwiderung auf eine Frage Lord Granville's hinzu, daß er keine Kenntniß davon habe, daß die Russen in irgend einer Weise von dem Attreck-Thale Besiß ge- nommen habèn.

Die Gesandtschaft aus Yarkund hat, wie aus Cal- cutta gemeldet wird, nur einen kommerziellen und keinen poli- tishen Zweck im Auge.

Ein Telegramm der „Times“ aus Calcutta vom 11. ds. meldet: „Die persishe Regierung tadelt Alum Khan, den Gouverneur von Kam, wegen des daselbst ausge- brochenen Aufstandes. Der Shah sendet Truppen zur Erhal- tung des Friedens ab und verspriht, Afghanistan nicht zu be- treten. Der Emir yon Cabul hat die Verstärkung der Grenz- truppen anbefohlen urid Furia den Gouverneur angewiesen, \fich innerhalb der Grenze von Seistan zu halten. Die neuesten offiziellen Nachrichten melden, daß Abdul Rahman Khan noch

: immer in Taschkend weilt.“

Das amtlihe Iournal von Teheran veröffentlicht ein Manifest an die persishe Nation, welches ankündigt, daß mit der bevorstehenden Reise des Shahs nach Europa eine neue Aera des Fortschrittes und der Einführung europäischer Civili- sation für Perfien beginnen soll.

Shangai, 13. März. (W. T. B.) Der Großfürst Alexis von Rußland ift heute hier angekommen.

Die Nr. 11 des „Preußischen Handels-Archivs“ hat fol- genden Inhalt: Deutsches Reich: Auéfuhrvergütung 1ür Zucker. Berichtigungen des amtlichen Waarenverzeichnisses Niederlande- Be- stimmung der Gemeinde Dortreht als Löshplaß für Waaren. Oesterreih und Siam: Freuadschafts-, Handels- und Schiffahrts- Vertrag vom 8. Mai 1871. Statist ik: Deutsches Reich: Preußen: Waarenhandel und Hafenverkehr zu Königsberg im Jahre 1872. Württenberg: Jahresbericht der Handels- und Gewerbekammern in Württemberg für das Jahr 1871 (Fortseßung). Großbritannien : Schiffsverkehr von St. Helena im Jahre 1872. Jahresbericht des Konsulats zu Afyab für 1872. Schweden und Norwegen: Jah- resbericht des Vize-Konsulats zu Skellestea für 1872. Mitthei- lungen: Cöln. Turin. Drammen. Benicarlo. Fayal. Fans. St. Johns (Newfoundland). Cette. Björneborg. Point de Galle. Ports- mouth. Horsens. Arensburg. St. Ubes.

Nr. 2 des Ministeral-Blattes für die gesammte inuere Ver- waltung in den Königlih preußischen Staaten hat folgenden Junhalt: I. Behörden und Beamte. Schreiben an die Königliche Ober-Kech- nungs-Kammer zu Potsdam, die Gehaltsbezüge der im Mobilmachungs- falle bei der mobilen Armee Verwendung findenden Militärbeamten betreffend, vom 29. Januar 1873. Cirkular an die Königlichen Landdrosteien der Provinz Hannover, das Königliche -Polizei-Präsi- dium hierselbst und das Königliche statistishe Bureau hbierjelbit, die Berechnung des Zeitraums, während dessen ein im Civildienst ange- stellter oder beschäftigter Militär-Invalide aus den Militär-Unter- klassen seine Invalidenpension neben dem Civildienst-Einfommen fort- zubeziehen hat, betreffend, vom 9. Februar 1873. II. Unter- richts-Angelegenheiten. Erlaß an den Kömglihen Ober-Präsidenten zu N., die Normirung dec Lehrerbesoldungen bei Verbiudung von Nebenämtern mit Schulämtern betreffend, vom 6. Dezember 1872. ITI. Verwaltung der Kommunen, Korporationen und Institute. Er- laß an den Königlichen Ober-Präfidenten Herrn N. in N., die Heran- ziehung einer Eitenbahn-Station, deren Anlagen in_ verschiedenen Ge- meindebezirken liegen, zur Kommunal-Einkommensteuer betreffend, vom 30. Dezember 1872. Bescheid an ‘die Königliche Regierung zu N., die vorläufige Fürsorge für einen als geistesfrank entlassenen Militär Seitens des Ortsarmen-Verbandes, in dessen Bezirk der Hülfsbedürf- tige zunächst eintritt, betreffend, vom 17. Januar 1873. Cirkular an die Königlichen Regierungs-Präsidenten und Regierungs-Vize-Präsi- denten zu Gumbinnen, Königsberg, Danzig, Marienwerder, Potsdam, Frankfurt a. O., Stettin, Cöslin, Stralsund, Breslau, Liegniß, Op- peln, Magdeburg, Merseburg und Erfurt, die Ausführung der Kreis- ordnung betreffend, vom 29. Januar 1873. Bescheid an die Kü- niglihe Regierung zu N., die Befugniß einer Gemeindeverordneten- Versammlung, iu Stelle des Schulzen einen besonderen Ortserheber zu wählen, betreffend, vom 2. Februar 1873. IV. Polizei-Verwal- tung. A. Jm Allgemeinen. Verfügung an die Königlichen Regierun- gen zu Aachen, Düsseldorf, Münster und an die Königlichen Land- drosteien zu Osnabrück und Aurich, die Ueberführung von auszuwei- senden - Freinden auf dasjenige Gebiet, welches eutweder die Heimath des Auszuweisenden, oder doch an der Straße nach dieser belegen ift, betreffend, vom 20. Januar 1873. B. Versicherungswesen. Be- scheid an die Königliche Regierung zu N., die Ermittelung des Werths von Gebäuden Behufs Verficherung derselben gegen Feuersgefahr de- treffend, vom 20. Januar 1873. C. Seeschiffahrt. Bejcheid an die Königliche Regierung in N., die Bewilligung von Prämien für die erste Anmeldung eines in Seenoth befindlichen Schiffes betreffend, vom 19. Januar 1873. E. Gefängnißwesen, Straf- und Besse- rungs-Anstaiten. Cirkular an sâmmtlihe Königlichen Regierungen (excl. Danzig, Cöslin, Stralsund, Magdeburg, Erfurt, Sigmaringen, Schleswig) und Abschrift zur gefälligen Kenntnißnahme und Beachtung an die Herren Ober-Präsidenten zu E und Kiel, die Remune- rirung von im Strafanstalts-Auffichtsdienste auf Probe, resp. aus- hülf8weise angenommenen Personen betreffend, vom 9. Dezember 1872.

graphisch gemeldet, daß bei der im Staate New - Hampshire

V. Verwaltung der Staatsfteuern und Abgaben. Cirkular an die

ftattgefundenen Wahl alle drei demokratishen Kongreßmitglieder Regierungen in den fechs östlicden Provinzen mit Ausnahme der Re-

Das Re-

i in Stralsund und Abschrift zur Kenntnißnahme und gleich- Lliblgen Beachtung an die Königliche Direktion für die Verwaltung der direkten Steuern in Berlin, die Mittheilung von Ab- jhriften der Grund- und Gektäudesteuer-Bücher an die Grund- buchämter, behufs Bezeichnung der in die_ Grundbücher einzu- tragenden oder bereits eingetragenen Grundstücke bezüglih ihrer Lage und Größe 2c. betreffend, vom 16. August 1812 Verfügung- an die Königlichen Regierungen in Münster, Minden und Arusberg, und Abschrift zur Kenntnißnahme und gleihmäßigen Beachtung für diejenigen Theile des dortigen Regierungsbezirks, in welchen das Allgemeine Landrecht gilt und an die Königliche Re- gierung zu Düsseldorf, die Mittheilung von Abschriften der Gebäude- ee Bahet an die Grundbuch - Aemter in ‘der Provinz West- fen, Behufs Bezeichnung der in die Grundbücher einzutragen- oder bereits eingetragenen Grundstüe bezügli ihrer Lage und Größe 2c. betreffend, vom 16. August 1872 VL Domäânen- und Forstverwaltung. Cirkular an jämmtliche Königliche Regierungen excl. Sigmaringen und an die Königliche Finanz-Direktion in Hannover, die Beseßung der Waldwärterstellen in den Königlichen Forsten betreffend, vom 30. Januar 1873. VIL. Landwirthschaftlihe Angelegenheiten. An die “Königliche Regierung zu N., die Räumung und Auséfrautung öffentlicher Flüsse betreffend, vom 5. Dezember 1872. An den Mühlenbesißer Herrn N. zu N., ten Ausschluß der Teiche ans dem gemeinschaftlichen Jagdbezirke be- treffend, vom 27. Januar 1873. Bescheid an die Königliche Regierung zu N., betreffend die Anwendung des Borfluth-Ediktes vom 15. November 1811 auf städtishe Grundstücke, vom 1. Februar 1873. VIIL Militär- und Marine - Angelegenheiten. _Zu- sammenstellung derjenigen Bestimmungen, welche Seitens der Deulschen Seemanns-Aemter in Bezug auf die Anmusterung von Individuen, die -ersaßvflihtig sind oder dem Veurlaubtenstande der Landarmce oder der Marine angehören, zu beachten find, vom 21. Februar 1873.

Die Nr. 11 des „Saitiz-Ministerial-Blatts für düe reußische Geseßgebung und Rechtspflege" enthält folgendes Erkenntniß des Königlichen Ober - Tribunals vom 17. Januar 1873: 1) Wenn zwei Perjonen gemeinschaftlich durch falsche Vorspiegelungen es herbeiführen, daß von einer durch eine von beiden eingeführte Waare ein geringerer als. der tarifmäßige Zoll erhoben wird, 1o sind! beide als Mitthäter der Hinterziehung zu bestrafen; 2) der Be- griff der „Zolldefraudation“ umfaßt auch jolche Fälle, welche zur absichtlihe Täuschung des Zollbeamten verübt werden. Eine derartige Täuschung darf daher nicht als ein mit der Zolldefraude ideell kon- furrirender Betrug aufgefaßt und bestraft werden; ferner folgendes Erkenntniß des Königlichen Gerichtshofes zur Entscheidung der Kom- vetenzkonflikte vom 11. Januar 1873: Ueber Forderungen öffentlicher Schulen an Schulgeld findet der Rehtsweg unbedingt auch in der Provinz Hannover ftatt.

den

Statiftische Nachrichten.

Vom Kaiserlichen statistishen Amte ift die Nachweisung der Einnahme an Zöllen und gemeinschaftlichen Verbrauchs- steuern im Zollgebiete des Deutschen Reichs für den Monat Januar d. J. aufgestellt worden. Nach derselben belief sih die Solleinnahme sämmtlicher Abgabenzweige auf 7,085,317 Tblr. gegen 5,917,068 Thlr. im Januar 1872, ist mithin um 1,168,249 Thlr. gestiegen. An Bonifikationen auf gemeinschaftlihe Rechnung find 167,734 Thlr. (1872 nur 141,259 Thlr.) herausgezahlt „worden, nach deren Abzug 6,917,583 Thlr. gegen 5,775,809 Thlr. in 1872 verbleiben. Der Ertrag der einzelnen Abgabenzweige war folgender: Eingangs- und Ausgangszell 4,251,926 (gegen 1872 mehr 899,620 Thlr.), Rükenzuckersteuer 56,613 Thlr. (gegen 1872 mehr 99,419 Thlr.), Salzsteuer 1,018,131 Thlr. (gegen 1872 mehr 81,459 Thlr.), Tabakssteuer 19,248 (gegen 1872 weniger 913 Thlr.), Branntwein- teuer 540,790 Thlr. (gegen 1872 mehr 33,726 Thlr.), Uebergangs- abgabe vom Branntwein 1213 Thir. (gegen 1872 mebr 63 Thir.), Brausteuer 635,090 Thlr. (gegen 1872 mehr 50,670 Thlr.) Uebergangsabgaben vom Bier 22,306 Thlr. (gegen 1872 mebr 4205 Thlr). Von der oben nachgewiesenen Solleinnahme sind 3,351,526 Thlr. kreditirt worden und belief sich der am Schlusse des Monats - Fanuar d. J. überhaupt noch ausstehende Kreditbetrag, einschließlich d:r Kredite aus dem Vorjahre, auf 22,162,660 Thlr. _ H

Ueber die Einn2hmen in den einzelnen Stäaten für Januar d. J. entnehmen wir der amtlichen Aufstellung folgende Angaben: In Preu- ßen belief sich der Gesammterzrag derjelben auf 3,938,618 LThlr., gegen 3,287,537 Thlr. im Vorjahre, ift mithin um 651,081 Thlr. ge- stiegen. Die einzelnen Provinzen parttzipiren hieran wie folgt: Dit- preußen mit 128,068 Thlr. (gegen 1872 mehr 8982 Thlr.), West- preutten mit 80,217 Thlr. (weniger 2048 Tetlr.), Brandenburg mit 539,659 Thlr. (mehr 99,251 Thlr.), Pommern mit 224,679 Thlr. (mehr 25,105 Thlr.), Posen mit 137,511 Tölr. (weniger 3803 Thlr.),

chlesien mit 359,413 Thlr. (mehr 49,561 Thlr.), Sachsen mit 365,675 Thlr. (mebr 902 Thlr.), Schleswig-Holstein mit 179,333 Thlr. (mehr 10,314 Thlr.), Hannover mit 398,779 Tblr. (mehr 110,459 Thlr.), Westfalen mit 339,205 Thlr. (mehr 131,736 Thir ), Hessen-Nafsau mit 310,879 Thlr. (mehr 98,040 Thlr.), die Rhein- provinz mit 875,204 Thlr. (mchr 122,580 Thir.). Außerdem sind aus- ekommen in Hohenzollern 7055 Thlr. (weniger 1788 Thlr.), Lauenburg 3955 Thlr. (mehr 417 Thlr.), bei den Haupt-Zollämtern Lübeck 54,96 ( Thlr. (mebr 17,186 Thlr.), Bremen 42,083 Thir. (mehr 8953 Thlr.) und Hamburg 105,064 Thlr. (mehr 39,749 Thir.). Hiernächît kommen in Betracht: Bayern mit 373,560 Thlr. (weniger 69,486 Thlr.), Sachsen mit 517,641 Thlr. (mehr 50,587 Thlr.), Württemberg mit 253,114 Thlr. (mehr 11,993 Tblr.), Baden mit 494,945 Thlr. (mehr 14,984 Thlr.), Hessen mit 167,038 Thlr. (mehr 32,559 Thlr.), Mecklenburg-Schwerin und Streliß mit 37,076 Thir. (mehr 3419 Thlr.), Sachjen-Weimar mit 15,232 Thlr. (weniger 2959 Thlr.), Oldenburg mit 26,739 Thlr. (mehr 1284 Thir.), Braunschweig mit 411,745 Thlr. (mehr 141,668 Thlr.), Sachjen-Meiaingen mit 60,441 Thlr. (mehr .23,008 Thlr.), Saósen-Altenburg mit 20,774 Thlr. (mehr 2775 Thlr.), Sachsen- Coburg - Gotha mit 27,234 Thlr. (mehr 2423 Thlr.), Anhalt mit

11,589 Thlr. (weniger §460 Thlr.), Schwarzburg - Rudolstadt mit -

17623 Thlr. (mehr 4326 Thlr.), Schwarzburg - Socndershausen mit 2722 Thl, lade 129 Eble5, Reuß ä. L. mit 2840 Thlr. (mehr 742 Thlr.), Reuß j. L. mit 12,497 Thlr. (mehr 334 Thlr.), Elsaß- Lothringen mit 427,671 Thlr. (mehr 222,909 Thlr.), Luxemburg mit 49,494 Thlr. (mehr 20,684 Thlr.).

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An den 9 preußischen Universitäten der Akademie _zu Münster und dem Lyceum zu Braunsberg, waren üm Wintersemester 1872/73 812 Doz enten thätig, von denen 420 ordentliche, 176 außer- ordentliche Professoren, 216 Pridatdozenten waren. 76 gehörten zur evangelisch-, 28 zur fatholisch-theclogischen Fakultät, 84 zur juristischen, 225 zur medizinishen, 399 zur philosophischen. Auf die. einzelnen Universitäten vertheilen sich die Dozenten- wie folgt: Berlin 176, Bonn 98, Breslau 96, Göttingen 98, Greifswald 53,_ Halle 80, Kiel 52, Königsberg 65, Marburg 58, ferner Münster 27, Brauns- berg 9. Außer den Dozenten waren noch 13 Lektoren für Sprach- U. L urs Uy 38 Personen für den Unterricht im Steno- graphiren, Fechten u. f. w. thätig. fe N

Die Zahl der Studirenden betief sich im Wintersemester 1872/3 auf 9629 und zwar Berlin 3714, Bonn 815, Breslau 1005, Göttingen 925, Greifswald 537, Halle 1072, Kiel 193, Königs- berg 615, Marburg 347; ferner Münster 307, Braunsberg 19. Bon den Studirenden waren 7554 immatrikulirt (Berlin 118, Bonn 792, Breslau 962, Göttingen 923, Greifswald 495, Halle 1037, Kiel 149, Königsberg 581, Markurg 335, Münster 383, Bräunsberg 19), 2079 ‘zum Besuche der Portciungen berechtigt. Von den Immatrikulirten gebôrten zuc evangelisch-theologishen Fakultät 818, zur fatholisch- theologishea 459, zur juristischen 1691, zur medizinischen 1786, zur

1872 waren 7522

Studirende immatrifulirt, die Zunahme im Wintersemester beträgt somit 32, davon in Berlin 72, Bonn 6, Breslau + 65, Göt- tingen + 43, Greifswald 27, Halle + 39, Kiel 6, Königs- berg + 25, Marburg 41; Münster + 9, Braunsberg + 3. Die Zahl der studirenden Pharmazeuten betrug 2209 Preußen und 236 Nichtimmatrikulirte. Von den immatrikulirten Studirenden sind 6394 Freude 573 Angehörige anderer deutschen Staaten ,- 5 Luxemburger, Oesterreicher, 337 aus anderen europäischen, 145 aus außereuro- päischen Ländexn. London, 12. März. Ein soeben veröffentlihtes parlamenta- risches Blaubu c ergiebt, daz während des Jahres 1872 in Eng- land und Wales 30 Personen, darunter 7 Frauen, wegen Mordes zum Tode verurtheilt wurden. Die Zahl der Hingerichteten be- trug 14, sämmtlich Männer; einer dec Berurtheilten erdroffelte sich im Gefängniß, zwei wurden in die Irrenanstalt für Verbrecher in Broadmoor gescickt und 13 zu lebenslänglitem Zuchthaus begnadigt.

Nath dem Berichte der Lootsen-Direktion find im Jahre 1872 an den s{chwedischen Küsten 210 Fahrzeuge verunglückt, davon 39 im nöcdlihen, 117 im südlichen und 54 im füdlichen Lootsendistrifte; davon haben 60 nur unbedeutenden, 36 bedeutenden Schaden crlitten, 108 sind Wra cke geworden und 6 find gesunken oder es sind von ibnen nur einzelne Theile, aufgefunden worden; der Nationalität nach waren die Fahrzeuge: 83 shwedis{che, 38 norwe- gische, 28 britische, 16 deutsche, 15 finnische, 13 dänische, 9 nieder- ländische, 2 franzöfische, 1 nordamerikanishes und 9 unbekannte. Bei den Schiffbrü:hen find 56 Personen umgefommen_ und außerdem alle an Bord befindlichen Personen auf 3 an der MWestküfstc verunglückten Fahrzeuge, deren Zahl nicht bekannt ist.

Kun} und Wissenschaft.

Bon I. G. Fr. Cannabichs Lehrbuch der Geo- graphie, welches gegenwärtig, nah den neuesten Zriedensbestim- mungen, neu bearbeitet von Prof. Dr. Dertel, im Verlage von B. F. Voigt in Weimar lieferungswei}e un Der achtzehnten Auflage erscheint, ijt kürzlich die 4. Lieferung des 2. Bandes ausgegeben. Die- selbe enthält Australien, die Südpolarländer und die allgemeine Uebersicht von Amerika.

Das neueste Heft von „Petermanns geographischen Mittheilungen“ enthält: „Rückehr der beiden norwegischen Wins ter-Expeditionen im Dampfer „Albert“ und der Segelslupe Jsbjörn Z Abgang von Rosenthals Expedition im Dampfer „Grönland“ und die neuen Polarerpeditionen der Russen und Engländer.

11. März. Die neue Bibliothek und das Kun st-

London d i in der Guildhall wurden gestern dem Publikum er-

museum in ffnet.

In der leßten Sißung der Königlichen Geographischen Gesellshaft in London kündigte deren Präsident, Sir H. Raw- linson, an, daß die Loando-Erpedition am 22. Januax in St. Pauls eingetroffen war und bereit sei, nah dem Inneren Afrikas auf- zubrechen. Herr Thomson gab eine intere}jante Schilderung der Snsel Formosa, die er vor Kurzem erst bereist hat. Er landete in Takow, einem Hafen an der Südwestküste und machte fih so- fort nah Taiwanju auf, einer weiter nördlih gelegenen Seehafen- stadt mit 70,000 Einwohnern. Von dort cn wurden die Aus- füge in das Innere der Insel uniernommen. Der westliche Theil der Insel, erzählte Herr Thomson, ist von Chinesen bewohnt und sehr gut Tuitivirt. Im hügeligen Innern und im Often der Insel wohnen die noch durchaus wilden Abkömmlinge der malayischen Race. Das Gebirge auf Formosa, das sich im Berge Morrison bis zu 11,000 Fuß über dem Meeresspiegel erhebt, ist dicht bewaldet und bietet cbenjo ihne wie großartige Scenerien. Kohlen werden reihlich aus8gegra- ben und bilden einen bedeutenden Handelsartikel. Nur verbiete der Mangel an guten Häfen eine große Ausdehnung dieses Handels. Die Ureinwobner sind ein kräftiger Menschenschlag und haben eine de von den Malayen in Singapore gebrauchten ähnliche Sprache. Jhrer Religion fangen sie an sich zu shämen. Nur 1000 Christen etwa leben auf der Infel. E

12. März. Bei Frederik Madden, ein früherer langjähriger Kustos der Manuffripte im British-Museum, ist, 72 Fahre alt, mit Tode abgegangen. Die neuere Literatur hat der Ver- storbene mit einer Anzahl Schriften über Geschichte und Geneologie bereichert.

Seit etwa 10 Jahren läßt die Verwaltung des British Mu- cum Ausgrabungen in und um Ephesus anstellen. Es ist nun- mebr dem Leiter derselben, I. T. Wood gelungen, dte Reste des be- rühmten Dianatempels aufzufinden. Geleitet von etner 1m Theater bloßgelegten Mauerinschrift, hat er zuerst das Magnesische Thor und von dort a:18 durch Aufdeckung einer mit Marmor gepflasterten Straßz2 sich seinen Weg zu dem Tempel gesucht, an dessen Abräumung man mit zahlreichen Arbeitern thätig ist. Leider ist vieles Material ver- i{lepyt vnd zu anderen Bauten verwendet. Nah Wood hatte das Gebäude 8 Säulen an der Front, 18 an der Seite, mit einem Durch- messer von 5 Fuß 1v Zoll; zur Plattform führten 10 Stufen. Die- selbe mißt an der unterîten Stufe 238 Fuß in der Breite; die Länge, welche noch nicht genau zu bestimmen ijt, würde nach dem Pian 421 Fuß betragen. Das Athenäum vom #8 März bringt einen von dem Entdecker eingesandten Bericht sammt Grundriß.

Stockholm, s. März. Swhillers kleine Gedichte wer- den jetzt von dem Comminister E. W. L. Rundquist in Efkej's ins Schwedische überseßt. Eine ältere Ueberseßung von H. Bjur- strôm ist an mehreren Stellen gelungen, im Ganzen aber fehlerhaft.

Landwirthschaft.

Berlin, 14. März. Der erste Gegenstand der Tagesordnung, welchen das Landes-Oekonomie-Kollegium in Berathung zog, war der Antrag des Herrn Knauer, welcher bereits in der vorjährigen Sibßungspcriode dem Plenum vorgelegen hatte, aber zur Borberathung an den ftändigen Aus|chuß verwiesen worden war. Ver Antrag lautete

1D 4 N: Landes - Oekonomie - Kollegium wolle erklären und be- s{liezen: 1) Die Errichtung von Fortbildungsschulen für die Jugend vom 14. bis 16. Lebensjahre ist au im landwirthschaftlichen Zn- teresse dringendes Bedürfniß. 2) Se. Excellenz den Herrn Minister der Landwirthschaft zu bitten, dahin wirken zu wollen, daß Fort- bildungs\culen obligatorisch ge)cßlih bald eingeführt werden.“

Motive: 1) Viele deutsche Staaten find uns vorausgeeilt und besißen schon solche Fortbildungsshulen. 2) Die Gesebgebung über die Verhältnisse der Volksschule ift bcreits im Zlusfe und erscheint es eben so nüßlich als nothwendig, daß auch das Königliche Landes- Ocekonomie-Kollegium seine Stimme rechtzeitig vernehmen lasse. :

Das Referat bei allen Verhandlungen in dieser Angelegenheit hatte Herr von Nathusius-Königsborn übernommen, der Ausschuß be- \{loß, den Antrag desselben zu dem seinigen zu machen: -

1) „Bezüglich solcher Schulen, die eine fahgemäße (landwirth- schaftlich-technische). Fortbildung erstreben, deren allgemeine und obli- gatorische Einführung auf dem platten Lande als unthunlich zu er- flären. 2) Die Errichtung von Fortbildungs|chulen mit obligatorischem Charakter zunächst für denjenigen Theil dec männlichen Jugend von 14—16 Jahren, welche feinen anderweitigen Unterricht genießt, als er- wünscht zu bezeichnen, wenn a. diese Schulen feine spezielle Fachbil- dung erstreben, sondern eine Ergänzung und Fortseßung des jebigen Volksunterrih“s auf sittlicher und religiöser Grundlage; Þ. ihre Kosten mit Ausnahme der Heizung und Beleuchtung der Lokalien, welche der

Schulgeld erhoben wird; uad wenn e. der Unterricht sich auf wenige Stunden, im Winter auf Abendstunden, beschränkt, jo daß die Schüler in ihrem anderweitigen Berufe möglihït wenig gestört werden.“

In der jeßigen Plenarsibung rekapitulirte Herr von Nathusius- Königsborn den gedruckt vorliegenden Bericht des Ausschusses und be- fürwortete die am Sch(usse desselben gestellten Anträge. Vou diesen ward der erste Theil: „Bezüglih unthunlih zu erklären“ ange- nommen, sowie das Amendement des Herrn Holß statt des zweiten Theils der Aus\schußanträge zu seßen:

„die Ercichtung von Fortbildungësshulen als erwünsht zu be- zeichnen, wenn diese Schulen feine \pzzielle Fahbildung, sondern eine Ergänzung und Fertseßung des jeßigen Volksunterrichts auf sittlicher und religisser Grundlage erstreben.“

Als dritter Theil wurde das Ainendement dec Herren von Laer und Freiherr von Schorlemer gut geheißen: i,

„Als dringend wünschen8werth ist zu bezeichnen, daß vor Allem in denjenigen Distrikten, wo biëher der Elementar-Unterricht nicht die normale Ausbildung der Schülcr gewährt, die entgegenstehenden Hindernisse beseitigt werden.“

Das Kollegium schritt hierauf zur Berathung des Antrags des Herrn Sterneborg, betreffend die Beschleunigung des Ganges der Ge- meinheitsthcilungen. Der Antreg- hatte bercits der vorjährigen Session es Landes-Oefouomie-Kollegiums vorgelegen und war von diefem zur Vorberathung an den ständigen Aus|chuß übergeben worden. Herr Sterneborg entwickelte seinen Antrag, indem er ausführliche Motive zu iva verlas. Der Antrag desselben, welcher folgende Fassung

atte:

„Kollegium wolle beschließen, an den Herrn Minister für die landwirthschaftlichen Angelegenheiten die Bitte zu rihten, im An- {luß an die schwebende Umgestaltung des Kostenwe?eus bei den Auzeinanderseßungsbehörden eine Untersuhung über die Frage her- beizuführen, welche Mittel anzuwenden seien, um insbesondere den Gang der Gemeinheitstßeilungen allgemein zu beschleunigen, nund di- Ergebnisse der hierüber eingehenden Gutachten, w-nigstens in ihrem technischen Theile, dem Landes-Oekonomie-Keollegium zur Aeußerung vorzulegen“, wurde abgelehnt, dagegen der Antrag des Herrn Gerpott angenommen:

„Unter Zugrundelegung der Motive des Herrn Antragstellers, welche gedruckt dem Ausschusse zu überweisen sind, den Antrag dem Ausscufse zur nochmaligen Berichterstattung zu überwei]en.“

_Zürich, 11. März. Die Geselli{chaft der Vogelfreunde eröffnet hier vom 14. bis 21, März eine Ausstellung.

London, 12. März. Der Rath der Königlichen Ackerbau- gesellschaft von England hat beschlossen, eine Summe von 300 Lstr. zur Disposition des Journal-Komites der Gesellschaft zu stellen, um einen Bericht über den landwirthschaftlichen Theil der Wiener Ausstellung und auch über irgend welche besondere Eigenthümlichkeiten der Landwirthschaft im öïterreichish+ch ungarischen Kaisexstaat zu er- langen.

Gewerbe und Sandesl.

Wien, Freitag, 14. März. Der Verwaltungsrath der Union- bank hat beschlossen, der diesjährigen General-Versammlung den Vorschlag zu machen, daß von Vertheilung einer Superdividende pro 1872 Abstand genommen und der erzielte Gewinn von 10 Millionen Fl. zur Bildung ciner Spezialreserve verwendet werden solle, welche selbst im ungünstigiten Falle zur De fung des Ausfalles der sih in Folge der in Ungarn ausgeführten Eifenbahnbauten möglicherw-ise er- giebr, ausreichen würde. Die Auseinanderseßung über die unanfet- baren Erfaßansprüche an die ungaris{he Regierung und Eisenbahu- gesellschaft bleibt für den Rechenschaftsbericht vorbehalten. Der Ge- winnrest von 150,000 Fl. wird für 1873 gutgeschrieben.)

Rotterdam, 13. März. (W. T. B.) Einer Bekanntmachung der niederländisben Handelsgesellschaft zufolge wird ia diesem Monate eine Zuckerauktion nicht mehr stattfinden und wer- den auch 5 weitere periodische Auktionen nicht abgehalten werden.

St. Petersburg, 12. März. Ueber den Gang der Messe in I rbit sind, wie die „R. S. P. Z.* schreibt, die ersten bestimmteren Nachrichten eingegangen. Dies2 Messe nimmt nach der Nishni-Now- gorodschen die zweite Stelle im Reiche ein uyd hat, ' da sie den Aus- tausch der Waaren zwischen den sibirishen Industriellen und den Kauf- leuten des europäis{hen Rußlands vermittelt, eine große Bedeutung für den ganzen Osten des Reiches. Aus den am 24. Februar einge- troffenen Telegrammen ergiebt sich, daß fsecit dem 23. die Händier bereits abzureisen begonnen haben. Am besten ist der Handel mit Häuten, Leder, Butter und Kupfer gegangen.

Berkehrs- Anstalten.

Hamburg, 13 März: (W. T. BJ Die Dividende der Hamburg - Amerikanischen Padcketfahrt- Aktien-Ge)ell- schaft ist für das-Jahr 1872 auf 16 Prozent oder 240 Reichsmark für ganze Stücke, 60 Reichsmark für Viertelaktien festge]eßt.

Kopenhagen, 10. März. Die „Ministerialzeitung“ theilt einen Bericht über die Unkosten bei Anlage der Vendsyssel und Silkeborgbahn, sowie bei der Dainpffähranlag? und der Schiffs- brüde in Nyborg mit. Die Vendsysfelbahn (10,84 Meilen) hat im Ganzen 1,872,602 Rol. und die Silkeborgbahn (4 Meilen) 583,430 Rdl. oder zusammen 2,456,032 Rdl. gekostet, während 2,490,000 Rdl. dazu bewilligt waren. Es sind somit 33,958 Rol. erspart; aber der größte Theil dieses Betrages findet päter bei Errichtung eines permanenten Hauptgebäudes in Nörre-Sundby, seine Anwendung. Zur Damyffähranlage und zum Bau der Schiffsbrücke bei Nyborg, wozu 300,000 Rol. bewilligt waren, sind 293,563 Rd. verausgabt worden ; der restirende Betrag wird wahrscheinlih auch noch benußt werden, da die Arbeiten bei Nyborg noch nicht gauz beendet \ind._ Bon den zu interimistischen Anlegebrücen bei Aalborg uvd Nörre-Sundby be- wisligica 60,000 Rol. sind 56,480 Ndl. benußt worden.

Aus dem Wolff'\hen Telegraphen-Bureau.

Stuttgart, Freitag, 14. März. Die Abgeordnetentam- mer hat in der gestrigen Abendfizung die Berathung des Mi- litär-Retablissementsgeseßes beendigt; die Forderung betreffs Er- bauung einer Amtswohnung für den fommandirenden General des Armec-Corps wurde abgelehnt.

London, Freitag, 14. März. Nach den heutigen Mor- genzeitungen wäre es nicht unwahrscheinlih, daß das Mini- sterium Gladstone noch bis zum Schlusse der Session im Amte bliebe. Wie aus parlamentarishen Kreisen verlautet, sid die Führer der konservativen Partei dem Versuche durchaus abgeneigt, gegenüber einer oppositionellen Majorität von 99 Stimmen im Unterhause die Regierung zu übernehmen.

Bukarest, Freitag, 14. März. Die Deputirtenkammer hat nah viertägigen lebhaften Debatten sih für die Jnbetracht- nahme des Projektes, betreffend die Grüadung eines nationalen Crédit foncier ausgesprohen. Der Minister-Präsident erklärte, er werde die Kabinetsfrage stellen, wenn die Kammer bei der Spezialdebatte das für dieses Finanzinstitut verlangte fünfzehn- jährige Privilegium bewilligen sollte.

Gemeinde auferlegt werden können, der Staat trägt und auch kein

philosophischen 2770. Im Sommerfemester

St. Petersburg, Freitag, 14. März. Gestern Abend is die