1873 / 78 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 29 Mar 1873 18:00:01 GMT) scan diff

“E E P EL E E A O E E E: A D P E M L SBEL E R Ce? A7 Is Ld T A N e R U E 0238 V Bts G R: A T V B L ite R T r ä?” A

halten Hatte, Commandeur der preußishen und deutschen Bundestruppen in Schleswig - Holstein; er fiegte 23. April mit diesen bei- Schleswig, drang in - Jütland ein, legte aber schon Anfangs September diesen Oberbefehl nieder, um den- jenigen über die Truppen in den Marken zu übernehmen, welcher nunmehr gleichfalls seit fast 25 Jahren (24 Jah- ren 6 Monaten) in denselben Händen ruht. 1849 bereits mit dem Hohen Orden vom Schwarzen Adler dekorirt, dessen Kanz- ler General von Wrangel ist und zu dein er 1861 die Brillan- ten erhielt, wurde er unterm 3. November 1849 speziell noch mit dem General-Kommando des Ill. Armee-Corps betraut, dessen Führung er 1857 mit der Stellung als Gouverneur von Berlin vertauschte. f

Schon' im Jahre 1856 beging Freiherr , von Wrangel die Feier seines sechszigjährigen Dienst-Jubiläums, bei welcher Gele- genheit ihm die Ernennung zum General-Feldmarschall durh Allerhöchste Kabinets-Ordre vom 15. August 1856 zu Theil wurde. Es war dem Feldmarschall vergönnt, auh in dieser Hhöhsten militärishen Ehrenstellung dem a bis jeßt \{on länger als anderthalb Jahrzehnte anzugehören und in ihr be- deutende Siege in den lehten Feldzügen zu erkämpfen. Am 15. Dezember 1863 wurde der General-Feldmarschall zum Ober- befehlshaber der zur Ausführung der Bundes-Exekution in Holstein zusammengezogenen verbündeten Truppen ernannt, an deren Spitze er die Operation gegen Dänemark bis nach der Erstürmung der Düppeler Schanzen leitete. Von Seiner Majestät dem Könige in den Grafenstand erhoben, durch Se. Majestät den Kaiser von Oesterreih zum Inhaber des jeßt seinen Namen tragenden 2. Kürassier- (jeßt Dragoner-) Regiments ernannt und mit dem Commandeurkreuze des militärishen Maria- Theresiens-Ordens ausgezeihnet, trat Graf Wrangel seines hohen Alters wegen von dem Verhältniß als Oberkommandirender der Armee in Schleswig-Holstein wie von dem als Gouverneur in Berlin zurück. Er übernahm wieder das Oberkommando in den Marken, wohnte noch 1866, jedoch ohne ein Kommando zu führen, einem Theile des Feldzuges bei und lebt seitdem in seltener, erst unmittelbar vor der bevorstehenden seltenen JIubel- feier vorübergehend angegriffenen Rüstigkeit in Berlin.

Das Staats-Ministerium trat heute zu einer Sißung zusammen,

Die vereinigten Aus\hü}e des Bundesraths für Zoll- und Steuerwesen und für Elsaß-Lothringen, sowie für das Seewesen und für Rehnungswesen und der Aus\{huß des- selben für Zoll- und Steuerwesen hielten heute Sißungen ab.

Auf den Bericht der Ausschüsse für ZoU- und Steuer- wesen, sowie für Rehnungswesen, hat der Bundesrath in der Sizung vom 18. d. M. beschlossen, daß von dem in dem ange- \{chlo}senen Altonaer Stadtgebiete zur Näachversteuerung gezo- genen Branntwein in Flaschen mit Rüksiht auf die Ge- ringfügigkeit der in Frage stehenden Abgabenbeträge ein Rabatt von 75 Prozent gewährt und von dem nah weiterem Abzuge der Erhebungskosten und der bewilligten Steuernachlafse verblei- benden Reinertrage der erhobenen Nachsteuer 40 Prozent der Königlich preußischen Regierung überwiesen, die übrigen 60 Pro- zent aber zu den Einnahmen des Reichs verrechnet werden.

Ferner ist von dem U N in derselben Sizung auf den Antrag der genannten Aus\hüs}se beschlossen worden, daß von dem \chließlihen. Rein-Ertrage der Nach steuer, welche in dem an- geshlossenen Gebietstheile des Freihafenbezirks Brake erhoben wurde, 60 Prozent zu den Einnahmen des Reichs O und 40 Prozent zur Verfügung dex Großherzoglich oldenbur- gishen Regierung gestellt werden.

Dem Antrage des Präsidiums gemäß hat der Bundesrath in der Sitzung vom 18. d. M. nach Anhörung des Aus\chusses für das Landheer und die Festungen beschlossen: 1) die Wirk- famkeit der auf Grund des Beschlusses des Bundesraths des vormaligen Norddeutshen Bundes vom 21. Dezember 1868 er- richteten, zufolge Beschlusses des Bundesraths vom 16. Novem- ber 1871 erweiterten Bundes-Schulkommission auf Bayern auszudehnen und der Königlich bayerischen Regierung die Berechtigung zuzugestehen, der gedachten Kommission ein stimmberehtigtes Mitglied beizuordnen; 2) der Bundes-Schul- E die Bezeichnung: „Reichs - Shulkommission“ zu gebcn.

Vor dem Bundes-Amte für das Heimathwesen ftehen zum 31. d. Mts. folgende Termine an: 1) Ortsarmen- verband JIetenburg contra Ortsarmenverband Altona. 2) Land- armenverband der Provinz Posen contra Ortsarmenverband Inowraclaw. 8) Ortsarmenverband Halle a. S. contra Land- armenverband der Provinz Sachsen. 4) Landarmenverband des Kreises Stallupönen contra Ortsarmenverband Trakehnen. 5) Ortsarmenverband Gilgenburg contra Ortsarmenverband Neumark Westpx. 6) Ortsarmenverband Barmen contra Land- armenverband der Rheinprovinz. 7) Ortsarmenverband Char- lottenburg contra Ortsarmenverband Posen. 8) Ortsarmenver- band Parchim contra Ortsarmenverband Wittstock. 9) Orts- armenverband Lübben contra ODrtsarmenverband Briesen. 10) Orts- armenverband Melle contra Ortsarmenverband Buer. 11) Orts- armenverband Folgowo contra Ortsarmenverband Culm. 12) Orts- armenverband Frankfurt a, D. contra Ortsarmenverband Lebus.

Das Bundesamt für das Heimathwesen hat in einem Spezialfall die in dem Termin zur mündlichen Verhand- lung von einer ‘Partei vorgebrachten neuen Thatsachen

nicht berüd sichtigt. 7] e O d pit dee T0/PA L Gat A2

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Im ferneren Verlaufe der gestrigen Sißung des Reichstages gab der Abg. Dr. Bamberger der Reichsregierung über die Fortschritte in der Einführung der Goldwährung in längerer Rede feine Befriedigung zu erkennen und sprach den Wunsch aus, es möchte auch Privaten die Genehmigung zur Errichtung von Münzstätten ertheilt werden. Nachdem dann noh Abg. atr einige Bedenken gegen die Einführung der reinen Goldwährung geäußert hatte, wurde um 45 Uhr die Dis- tussion vertagt. Ei le

_ Der heutigen (11.) Sizung des Reichstages wohnten am Tische des Bundesraths der Präsident Delbrück und andere Mitglieder des Bundesraths bei. Zunächst erhielt das Wort der Abg. Völk zur Begründung folgender Interpellation:

Bezüglich der vom Reichstage am 19. Juni 1872 gefaßten Re- folution auf Vorlage eines Men ouris über Ordnung der Civil- stands-Register ist in der dem Reichstage am 14. März d. J. mit- getheilten Uebersicht der vom Bundesrathe auf Sale des Reichs- tags aus der Session aae BdaNie Entschlicßungen die Eröffnung enthalten: „Der Entwurf eines Gesetzes, betreffend die Beurkundung des Personenstandes, ist im Reichskanzler-Amte ausgearbeitet.

Da nun diefe Mittheilung weder über Zwecke und Plan des Ent- wurfs, noch über die Absichten der Reichsregierung bezüglich des

hâlt, so erlauben sich die Unterzeichneten an den Herrn Reichskanzler die Anfrage u stellen - j \

Worin besteht nach Zweck und Plan der nähere Jnhalt des frag- lichen Entwurfs? Wird derselbe demnächst, und zwar noch in der Les Sißungsperiode, dem Reichstage zur Beschlußfassung unterbreite

Der Präsident Delbrück lehnte es ab, über den Inhalt der Vor- lage hon jezt Mittheilungen zu machen, da dieselbe zur Zeit noh nicht die Genehmigung Sr. Majestät des Kaisers erhalten habe. Der Reichstag nahm dann die gestern abgebrochene Debatte über den Entwurf eines Münzgeseßes wieder auf. Der Abgeordnete Wilmanns war im Allge- meinen für die Berathung: der Vorlage im Plenum, was jedoh nit aus\{hließe, daß einzelne Bestimmungen derselben Gegenstand von Kommissionsberathungen werden könnten, wäh- rend der Abg. Schön die Verweisung der ganzen E eine Kommission befürwortete, welhem Vorschlage der g.

Be beitrat. Bei Schluß des Blattes \prah Abg. Freiherr v. Los,

Se. Majestät: der Kaiser und König haben un- term 13. d. M. eine anderweite Organisation des Ingenieur- Corps befohlen. Nach derselben werden vom 1. Mai d. I. ab die Ingenieur-Inspektionen wie folgt vertheilt: I. (Berlin): 1. Fe- stungs - Inspektion (Königsberg) 1. Armee-Corps, 2. Festungs- ‘Inspektion (Danzig) I. und 1]. Armee - Corps, 1. Pionier - In- \pektion (Berlin). I]1. (Berlin): 3. Festungs-Inspektion (Po- sen) V. und VI. Armee-Corps, 4. Festungs-Inspektion (Berlin) 111, und IV. Armee-Corps, 2. Pionier-Inspektion (Magdeburg). Il, (Mainz): 5. Festungs - Inspektion (Mainz) Xl, XU[,, X1V., XV. Armee- Corps, 6. Festungs-Inspektion (Met) VIII., XV. Armee-Corps, 3. Pionier - Inspektion (Straßburg). IV. (Cöln): 7. Festungs-Inspektion (Cöln) VIL., VUII. Armee-Corps, 8. Festungs-Inspektion (Altona) 1X., X. Armee-Corps, 4. Pio- nier-Inspektion (Coblenz).

Das Ingenieur-Komite wird aus einem General-Major oder General-Lieutenant ais Präses und 2 Abtheilungen unter Obersten bestehen, jede Abtheilung aus 2 Sektionen mit 2 Haupt- leuten oder Premier-Lieutenants. Der einen Sektion steht der Oberst, der anderen ein Stabsoffizier vor.

Se. Majestät der Kaiser und König haben die Wid- mung der von der Schriftstellerin Emilie Schroeder hierselb| herausgegebenen Uebersezung des Gedichts „L'’art de la guerre““ von König Friedrih dem Großen anzunehmen geruht.

Am Sonntag Lätare, d. i. 27. März 1873, bestätigte Markgraf Otto den Gänsen Edlen Herren zu Putliy das erb- lihe Ober-Marschallamt in der Mark Brandenburg. Nachdem dies Amt 500 Jahre lang ununterbrochen von der Familie Putliz ausgeübt worden ist, haben Se. Majestät der Kaiser und König, wie bereits amtlih gemeldet, den gegen- wärtigen Erbmarschall der Kurmark Brandenburg, Eduard Gans Edlen Herrn zu Putliß, Mitglied des Herrenhauses, Domherrn zu Halberstadt, Hauptmann a. D., einen Veteranen von 1806 und 1813—1815, zum Wirklichen Geheimen Rath mit dem Prä- dikate Excellenz ernannt.

Jhre Majestät die Kaiserin-Königin hat diesem Gnadenbeweise das Geschenk einer großen Porzellanvase mit dem Portrait Sr. Majestät des Kaisers und Königs hinzugefügt.

Bis zum 8. März d-I. waren in den Münzstätten des Deutschen Reichs in Zwänzigmarkstülen 392,196,600 Mark und in Zehnmarkstücken 124,899,270 Mark ausgeprägt worden. In der ‘Woche vom 9. bis 15. d. M. sind ferner ge- prägt in Zwanzigmarkftücken: in Berlin 4,804,420 Mark, in Hannover 2,498,780 Mark, in Frankfurt a. M. 2,859,220 Mark, in München 1,598,260 Mark, in Dresden 747,920 ues in Stuttgart 1,205,280 Mark und in Karlsruhe 399,120

ark.

Die Gesammtausprägung stellt sich daher bis 15. März d. I. auf 531,208,270 Mark, wovon 406,309,000 Mark in “Uge u aiOs und 124,899,270 Mark in Zehnmarkftücken estehen.

Bei dem Reichskanzler Fürsten von Bismarck findet heute Abend eine Reihstags-Soirée statt, zu welcher die Mitglieder des Bundesrathes und des Reichstags, sowie die Räthe und Hülfsarbeiter des Reichskanzler-Amts und des Aus- wärtigen Amtes eingeladen sind.

Nah §. 107 des Militär-Pensionsgesezos vom 27. Juni 1871 (Reichsgesehblatt Nr. 31 Seite 275) wird den im Civil- dienste angestellten Militär-Pensionären bei ihrem Aus- scheiden aus diesem Dienste, wenn fie in demselben entweder gar keine oder eine geringere oder eine dem Betrage der Invaliden- Pension nur gleiche Civil-Pension erdient haben, an Stelle der- selben die geseßliche Invaliden-Pension aus Militär-Fonds wieder gewährt und wenn- dieselbén in den von ihnen bekleideten Civil- stellen den Anspruch auf eine höhere Pension erworben haben, der Betrag der Invaliden - Pension hierauf in Anrechnung ge- bracht, und nur der Mehrbetrag aus dem Civilfonds bestritten. Aus Veranlassung eines Spezialfälls find die Regierungen Seitens des Finanz-Ministers veranlaßt worden, in Zukunft bei den Anträgen auf Pensionirung von im Civildienste angestellten Militär-Pensionären hiernah zu verfahren, in den betreffenden Fällen den Betrag der Invaliden-Pension, welhen der zu Pen- sionirende beim Eintritte in den Civildienft bezogen hat, genau zu ermitteln und in den dem Finanz-Ministerium einzureihenden Pensions-Vorschlags-Nachweisungen zu vermerken.

Der Oberst und Abtheilungs-Chef im Kriegs-Ministerium von Caprivi ist von seiner, Mitte dieses Monats nah dem a Train - Depots angetretenen Dienstreise hierher zurück- gekehrt.

__— Der General-Major und Commandeur der 14. Kavallerie- Brigade Prinz Heinrih- von Hessen und bei Rhein, Großherzogliche Hoheit, ist von Düsseldorf hier eingetroffen.

__ Bayern. München, 27. März Heute Nachmittag hat bei Sr. Majestät wieder eine größere Hoftafel von vierzig Gedecken stattgefunden. Außer der Königin-Mutter waren die Prinzessin Elisabeth von Hessen, Prinz Otto mit Gefolge, die Hofchargen, der Minister des Aeußern v. Pfrehschner , ein großer Theil der hiesigen Generalität, mehrere Reichsräthe und Georgi-Ritter geladen.

Das Finanz-Ministerium hat durch Entschließun vom 20. d. auf Grund der Bestimmung des sches! De 28 April v. I. die Kündigung des 5proz. Eisenbahn- Anlehens von 1866 im Betrage von 5,007,400 fl. und Aufnahme eines 4èproz. Eisenbahn-Anlehens im gleichen Betrage beschlossen. Den Gläubigern bleibt es freigestellt, die baare Heimzahlung der

Zeitpunktes der Vorlage desselben an den Reichstag, Ruffklärung ent-

“fich die Königliche Staats\huldentilgungs-Kommission die Sisti- rung der Umwechslung jederzeit vorbehalten. M P 28. März. (W. T. B.) General-Lieutenant Ritter

von Walther, Commandeur der 3. Bayrischen Division, ist

in Genehmigung seines Abschiedsgesuhs zur Disposition gestellt und vom Könige unter Anerkennung seiner langjährigen, mit Treue und Hingebung geleisteten Dienste durch Verleihung des Großkreuzes des Militär-Verdienstordens ausgezeichnet worden.

Nürnberg, 24. März. Der Königlich bayerishe Kämmerer und General-Lieutenant a. D. Karl Freiherr v. Lindenfels- Reislas ist heute hier verstorben.

__ Sachsen. Dresden, 28. März. Der Erbprinz und die Erbprinzessin zu Hohenzollern find heute Nachmit- tag Uhr nah Dessau abgereist.

Württemberg. Stuttgart, 26. März. Der König hat fih heute auf einige Tage nah Bebenhausen begeben.

217. März. Das heute ausgegebene „Regierungs-Blatt“ Nr. 8 promulgirt das Gese über die Ausübung und Ablö- sung der Weiderechte auf landwirthschaftlihen Grundstücken ; so- wie über die Ablösung der Waldweide-, Waldgräserei - und Waldstreu-Rechte, vom 26. März. 1873. i

28. März. (W. T. B.) Der heutige Abend verlief vollkommen ruhig und dürften die bedauerlihen Vorgänge der leßten Tage ihre Beendigung gefunden haben. Vorsichtshalber war indessen der Marktplaß von einer Abtheilung der Feuer- wehr und Militär heute noch beseßt. Wie in Folge der jeßigen Ermittelungen festgestellt is, waren bei den Unruhen am 26. d. nur einzelne Arbeiter von auswärts zugegen; die Arbeiter aus den Maschinenfabriken von Berg und Kanstatt haben fih bei denselben gar nicht betheiligt, wonach die frühere betreffende Meldung zu berichtigen ist.

Hessen. Darmstadt, 27. März. (Fr. I.) Der in der gestrigen Sißung der Landes\ynode gestellte Antrag des Mit- E Kraft über das Verhältniß zwischen Staat und Kirche autet:

: „Inhaltlih des Allerhöchsten Edikts vom 11. Juli 1870, die Verfassung der evangeli]hen Kirhe des Großherzogthums betreffend, soll eine presbyteriale und synodale Verfassung dieser Kirche auf Grund kirhlicher Selbständigkeit herbeigeführt werden. Diese Selbständig- keit würde aber eine sehr geringe und äußexst unsichere sein, so lange nicht auf geseßlichem Wege näher als bis jeßt fixirt ist, wie weit die Grenzen der Staatsgewalt in kirchlichen Dingen gehen. Diese Grenzen kann ‘die Kirche nicht dem Staate ziehen, sie müssen durch Geseß be- stimmt werden, da Das, was die Artikel 39 —44 der Verfassung darüber enthalten, allzu unbestimmt ift; insbesondere fehlt es ganz an der geseßlichen Regelung dex Oberaufsichtsrechte des Staates über die Verwaltung des Kirchenvermögens. Soll daher die Verfassung der evangelischen Kirche eine feste, selbständige Basis erhalten, {o bedarf es gleichzeitig einer geseßlichen Regelung der Staatshoheitsrehte, um deren Beförderung zu bitlen die Synode alle Veranlassung hat.“

Der mit der Prüfung -des Verfafsungs-Entwurfs betraute Ausschuß der Landessynode trat heute zum ersten Male zu- sammen.

Der Abg. Dumont hat den Antrag gestellt, das Gesetz vom 22. November 1872, die Mitwirkung der Forensen bei der Festseßung des Gemeindevoranschlags betreffend, aufzu- heben, oder doch einer Revision zu unterziehen.

Braunschweig, 26. März. Jn der heutigen Sißung der Landesversammlung motivirte der Abg. Seyferth den von ihm gestellten selbständigen Antrag:

Die Landesregierung zu ersuchen, bei dem Ministerium des Han- dels in Berlin dahin zu wirken, daß in Braunschweig eine Filiale der preußischen Bank errichtet werde, und der Landesversammlung noch in dieser Tiät die geseßlichen Regelungen zur Vereinbarung vorzulegen, welche für Zulassung der preußischen Bank im braunshweigischen Ge- biete erforderlich werden. Sollte jedo die rechtzeitige Einbringung dieser Vorlage während der Dauer der jeßigen Sibßungen der Landes- versammlung unthunlich sein: den Ausschuß zu beauftragen, diese Be-

- stimmungen mit der Landesregierung zu vereinbaren.

Der Antxag wurde gehörig unterstügt. Der Präsident er- klärte, daß er bei der muthmaßlich nur noch kurzen Dauer der Verhandlungen den Antrag nicht erst einer Kommission über- weisen, sondern fofort im Plenum zur Verhandlung briugen werde und ernannte zum Referenten den Abg. Grafen v. Görßz- Wrisberg, zum Korreferenten den Abg. Reuter. ;

Desterreich-Ungarn. Wien, 27. März. Jm Abge- ordnetenhause legte der Handels-Minister die Gesetzentwürfe, betreffend. die Herstellung einer Eisenbahn von Rakoniß über Jechnit an einen geeigneten Punkt der Pilsen-Priesener Bahn, ferner Falkenau (böhmish-sächsishe Grenze) bei Grasliß vor, der Finanz-Minister einen Geseßentwurf über die den Erwerbs- und Wirthschaftsgenossenschaften zukommenden Begünstigungen in Ansehung der Stempel - und unmittelbaren Gebühren. Die Gesebßvorlage, betreffend die Einrichtung der E Verwaltungsbehörden wurde in zweiter und dritter Lesung an- genommen. Die Regierungsvorlage, betreffend die Eisenbahn Divazza-Pola mit den Zusaßtzanträgen Herbst's (zu §. 3) und Brestel's (zu §. 8) nebst der vom Ausschusse beantragten Reso- lution in zweiter und dritter Lesung genehmigt. Der Geseßentwur| über die Geschäftsordnung wurde gleih- falls mit einigen Abänderungen angenommen. §. 4 des- selben lautet über Antrag des Abg. Fux: „Im Falle der Un- gültigkeitserklärung der Wahl eines Abgeordneten, sowie in den Fällen des J 18 des Staatsgrundgesezes hat sofort eine Neu- wahl fstattzusinden. Ebenso hat eine Neuwahl einzutreten, wenn ein Mitglied durh aht Tage entweder seinen Eintritt verzögert, oder ohne Urlaub, oder über die Urlaubszeit den Sißzungen des

Hauses fern bleibt, und. der_\ofort nah Ablauf von aht Tagen

vom Präsidenten zu erlassenden Aufforderung, binnen 14 Tagen zu erscheinen, oder seine Abwesenheit zu rehtfertigen, widrigen- falls dasselbe als ausgetreten betrachtet würde, keine Folge leistet. Schließlih wurden Aus\{hußwahlen vorgenommen.

28. März. (W.T. B.) Das Abgeordnetenhaus hat die Geseßvorlage über Bewilligung einer neuen Lotterie- Anleihe für die Stadt Wien, sowie einer Anle:he für den Donau- Oder-Kanal angenommen.

Pesth, 27. März. Im Abgeordnetenhause interpellirte Stephan Majores den Minister des Innern wegen der Vorfälle im Nationaltheater. Felix Luksih überreichte einen Gesehentwurf wegen Sie des der Diäten der Abgeordneten. Koloman Szell legte Berichte der Finanz-Kommission vor. Bezüglich des Budget- geseßentwurfes wurde beschlossen, daß derselbe morgen Vormit- tags 10 Uhr von den Sektionen in Vorberathung gezogen wér- den soll. Das Haus \chritt hierauf zur Tagesordnung, nahm

gekündigten Kapitalien oder Obligationen au porteur des 4¿proz. Eisenbahn-Anlehens von 1856 entgegen zu nehmen, A. hat

t

den Gesezentwurs über “die Verlängecung der Indemnität än, verwarf den Antrag des Immunitäts-Aus\chusses in Betreff der

ationen.

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lieferung Blafius Orbans an den Udvarhelyer Gerichtshof | E acceptirte nah langer Debatte den Antrag Hoffmanns, be- ireffs einer Untersuhung der rehtlihen Natur der unter der- Verwaltung des Kultus-Ministers stehenden Fonds und Fun-

Die in dem heute vorgelegten Budgetgeseze enthaltenen Hauptsummen sind folgende: Ordentliche Ausgaben 207,186,572 fl., ordentlihe Einnahmen 203,169,405 fl., ordentlihes - Defizit 3,717,167 fffl., außerordentlihes Defizit und Ausgaben für Kredit- operationen 56,572,398 fl. Die außerordentlihen und durch Kreditoperationen erfolgenden Einnahmen, mit dem Reste des 30-Millionen-Anlehens und mit jenem Theile des Restes des 54-Millionen - Anlehens vom Jahre 1872, welher nach der Deckung der unbezahlten Schulden vom Jahre 1871 und des Defizits von 1872 verbleibt, betragen 45,488,948 fl., daher das noch unbedeckte Defizit sich mit 11,083,450 fl. und das gesammte Defizit mit 14,800,617 l. ‘beziffert.

Schweiz. Genf, 28. März. (W. T. B.) Mermillod hat von Ferney aus einen abermaligen Protest gegen das neue Kultusgesez an den hiesigen Regierungsrath gerichtet; er be- hauptet in demselben, daß die 6000 Bürger, welche fih der Abstimmung über dieses Geseh enthalten hätten, dur ihn reprä- sentirt würden.

Großbritannien und Irland. London, 27. März. Die Königin wird am nächsten Dienstag der Hauptstadt wie- der einen mehrtägigen Besuch abstatten und dann nah Windsor zurückehren. Am 9. April wird der Hof nah Osborne über-

edeln.

f Der Herzog von Teck is gestern von Stuttgart zu- rückgekehrt, nahdem er auf der Heimreise dem König und der Königin der Niederlande einen Besuch abgestattet hatte.

Die Prinzessin Amalie von Württemberg kam gestern von Calais in Dover an und wurde' vom Prinzen Arthur am Ausschiffungsplaze empfangen. Später seßte Ihre Königliche Hoheit die Reise nah London fort. ,

Der türkische Botschafter, Musurus Pascha, ist nebst Familie von Konstantinopel nah London zurückgekehrt und hat seine diplomatischen Funktionen wieder aufgenommen.

Dex Lord-Mayor Sir Sydney Waterlow gab gestern Abend in der prachtvoll geshmüdckten ägyptischen Halle des Mansion-House 200 Provinzial-Mayors, darunter der Lord- Provost von Edinburgh und der Lord-Mayor von ‘Dublin, ein großes Bankett. Außer diesen städtishen Würdenträgern wa- ren der Premier-Minister, der Lord-Kanzler, der Schat-Kanzler, mehrere andere Mitglieder des Kabinets, und von Seiten des eingeladenen diplomatishen Corps der französische Botschafter, Graf d'Harcourt, und die Gesandten Amerikas, Italiens, Däne- marks, Schwedens, Spaniens, Japans und der Niederlande zu- gegen. Einen politishen Charakter trug die Festversammlung niht, und nur der Premier - Minister Gladstone, welcher den Trinkspruch auf das Wohl der Kabinets-Minister beantwortete, lenkte in ein’gen mit großem Beifall aufgenommenen Worten die Aufmerisamkeit auf die jüngste Ministerkrisis. :

Ein Telegramm aus Calcutta vom 25. d. meldet: In heutiger Sizung des legislativen Rathes kündigte der Bize- König an, daß die Regierung beschlossen hätte, die Einkommen- steuer niht wieder aufzuerlegen. s

98. März. (W. T. B.) Im Unterhause erklärte heute auf eine Anfrage Denisons der Staats-Sekretär des Auswär- tigen, Viscount Enfield, die Regierung \ei noch in fortgeseßter Verhandlung mit den Seemächten über die Frage der Suez- Kanalzölle begriffen und habe den englischen Botschafter in Konstantinopel angewiesen, während dessen der Interessen der englishen Rheder sich aufs Eifrigste anzunehmen.

Frankreich. Paris, 27. März. Das „Journal officiel“ veröffentlicht die Ernennung des Bischof von Nevers, For- cade, zum Erzbishof von Aix und die des General-Vicar von Saint Pierre und Port de France (Martinique), Abbé Blanger, zum Bischof von Basselerre (Guadeloupe). /

Der oberste Kriegsrath hat sih heute, wie „Avenir National“ meldet, versammelt, um über die Befestigungsarbeiten längs der neuen Grenze zu konferiren. Der Rath hat sih haupt- \ählih mit einem bei Belfort zu errihtenden befestigten Lager beschäftigt. : |

Aus Rivesaltes, 27. März, wird telegraphirt: „Die Operationén bei der Ziehung der Militärpflihtigen wurden gestern durch einige Ruhestörungen unterbrochen. Die Gensd'armen wurden mit Steinwürfen empfangen und der Hauptmann der- selben leicht verwundet. Die Gensd'armen maten darauf Ge- brau von ihren Waffen, was einen Todten und mehrere Ver- wundete znr Folge hatte. Eine gewisse Aufregung herrscht unter der Bevölkerung. Truppen sind aus Perpignan angelangt und eine Untersuhung is} eingeleitet. - Mehrere Verhástungen fanden statt. Diè Pompiers wurden entwaffnet. “. j

98. März. (W. T. B.) Der Rüttritt des hiesigen \spanishen Gesandten Olozaga von seinem Posten wird von dem „Moniteur“ mit dem Hinzufügen - bestätigt, daß der- selbe nur so lange seine Funktionen fortzuführen eingewilligt gehabt habe, als die \panishe Republik eine unitarishe und konservative sein würde. Die spanische Regierung habe vergeb- lih Versuche gemacht, ihn von seinem Rücktrittsentshlusse abzu- bringen und sei in großer Verlegenheit, einen Nachfolger für denselben zu finden. Dieselbe habe bei dem Präsidenten der Republik \sondiren lassen, ob ihm Orense genehm sein würde, derselbe sei aber einer Erklärung darüber ausgewihen. f

Versailles, 28. März. (W. T. B.) Die National- versammlung hat heute beschlossen, vom 6. April d. I. ab bis zum 19. Mai Ferien eintreten zu lassen. Der Deputirte Gavini meldete eine Anfrage an das Ministerium an, über das Verbot des Verkaufs einer bonapartistischen Zeitung in Marseille.

: Italien. Rom, 24. März. Die Kommission für das Gesetz über die religiösen Genossenschaften hat am 22. die Berathung der einzelnen Artikel zu Ende geführt. Bei Erneuerung des Vorstandes des Privat-Komites der Kammer sind bisher der Präsident und zwei Sekretäre aus der Rechten gewählt. : i _ 25. März. Die Kaiserin von Rußland, die vorgestern in Sorrent eingetroffen ist, hat die ihr zugedachte Ehrenwache abgelehnt, Die Jacht Ihrer Majestät liegt im Militärhafen von Neapel vor Anker. L:

Der Geschäftsträger der Republik Monte- video, Perez Gomar, is hier eingetroffen, um die Unter- handlungen über die bekanntlich seit mehreren Jahren zwischen Italien und der südamerikanishen Republik s{hwebenden Streit- fragen wieder auszunehmen.

Der british-italienishe Auslieferungsver-

hatten ihre Veranlaffung in den hohen Kommunalsteuern, welche die dortige Gemeindeverwaltung der Bevölkerung des Municipiums auferlegt hatte. Es sind über 40 Personen ver- haftet worden, darunter der zweite Bürgermeister. : i 20,000 Arbeiter sind am P o beschäftigt, um die beshä- digten Einfriedigungen herzustellen. Der leßte Dammbruch hat einen Schaden von mehreren Millionen Lire angerichtet.

Türkei. Konstantinopel, 28. März. Die Prinzen Arnulf und Leopold von Bayern sind über Odessa nah Wien abgereist. i :

- Die „Banque Jmperiale“ hat, wie officiell verlautet, die neue Anleihe von 50 Millionen unter der Bedingung übernommen, daß dieselbe in 5 Jahren-in getrennten Serien zur Einzahlung gelangt und daß von der Bank auf Anweisung der Regierung Zahlungen für die Eisenbahnbauten geleistet werden. Die Bank hat die erste Serie von 3 Millionen, rück- zahlbar in 12 Monatsraten zum Course von 63 übernommen.

Dänemark. Kopenhagen, 26. März. Unterm 18. März ist ein Königliches Patent über einé am 20. Juli in Kopenhagen zwischen dem dänischen Minister des Aeußern, Lehnsbaron Rosenörn-Lehn und dem Gesandten der Vereinigten Staaten, Dr. phil. M. I. Cramer, abgeschlossene und bestätigte Kon- vention erschienen, welche die staatsbürgerlihe Stellung be- stimmt, die den dänischen Unterthanen angewiesen wird, wenn sie nah den Vereinigten Staaten von Amerika ausgewandert find oder in Zukunft dorthin auswandern werden, sowie auch der Bürger dieser Staaten, welhe nah Dänemark ‘auswandern oder ausgewandert sind. Die Konvention bestimmt, daß dänische Unterthanen, welhe als amerikanishe Bürger naturalisirt wor- den sind, von der dänishen Regierung in jeder Bezie- hung als s\olhe angesehen werden sollen und umgekehrt. Nimmt ein dänischer. Unterthan, welcher in den Ver- einigten Staaten naturalisirt worden is, wieder Aufent- halt in Dänemark, dann kann die dänishe Regierung auf sein. Verlangen hin ihm die Eigenschaft als dänishen Bür- ger wiedergeben, und nimmt er in Dänemark Aufenthalt, ohne die Absicht zu hegen, nah den Vereinigten Staaten zurückzu- kehren, soll es anzusehen sein, als habe er seine dort erworbene Naturalisation aufgegeben. Dieselben Bestimmungen gelten für frühere amerikanishe Bürger in Dänemark. Die Absicht, nicht wieder zurückzukehren, soll als vorhanden betrachtet werden, wenn eine Person, welhe dem einen Lande naturalisirt worden ift, \ih länger als 2 Jahre in dem anderen aufhält. Die Konvention behält ihre Gültigkeit in 10 Iahren und zwar bei \echsmonat- liher Kündigung. j Der Gesezvorschlag wegen Abhaltung eines Uebungs- lagers im Finanzjahre 1873—74 wurde in der heutigen Folke- thingsfizung bei dritter Behandlung ohne Diskussion mit 72 Stimmen gegen 4 angenommen. 928. März. (W. T. B.) Die Linke des Folke- things, welche die Berathung verschiedener Gesezvorlagen dur den Äntrag auf Annahme einer Tagesordnung beseitigt hatte, welche die Unmöglichkeit eines Zusammenwirkens mit dem gegen- wärtigen Ministerium geradezu aussprach, beabsichtigt, demnächst den Antrag auf Erlaß einer förmlichen Mißtrauensadresse gegen das Ministerium einzubringen.

Ein zweites Telegramm von demselben Tage meldet: Im Folkething ist heute der Entwurf einer Mißtrauensaädresse gegen das Ministerium eingebraht worden, in welcher nament- lich hervorgehoden wird, daß, als das geeignetste Mittel zur Kräftigung des nationalen Bandes eine kräftige Gntwickelung der inneren Verhältnisse angesehen werden müsse und daß da- durch auch die Aufgabe der dänischen Regierung in Bezug lid eine befriedigende Lösung der \{hleswigshen Frage wesentli erleichtert werden würde. Das jehige Ministerium harmonire aber in seinen Ansichten niht mit denjenigen der Mehrheit des Folkething ; es sei daher die Pflicht des Leßteren, diese Thatsache dem Könige zur Kenntniß zu bringen.

Kunst und Wissenschaft. Berl in, 29. März. Die hiesige Historische Gesells; aft

ist vor einem Jahre von einigen Lehrern an höheren Schulen zu dem

wecke gegründet worden, ihre Mitglieder durch Vorträge über die Fortschritte auf den verschiedenen Gebieten der Geschichte orientirt zu halten. - Die Vorträge finden monatlich einmal statt und betreffen theils eigene Forschungen des Vortragenden, t“eils sind sie referirender Natur. Im Anschluß hieran erscheint demnächst bei R. Gärtner eine Zeitschrift in vierteljährlichen Heften unter dem Titel: Mittheilungen aus der historischen Literatur, welche durch Referate, Inhaltsauszüge und vergleichende Zusammenstellungen der wichtigsten neuen Erschei- nungen auch weiteren Kreisen die immer s{hwieriger werdende Ueber- sicht über die geschichtliche Literatur erleichtern will. Die Redaktion derselben liegt in den bewährten Händen des Professor Foß. Ueber weitere Veröffentlichungen des Vereins ist die Besd lußfaffung noch vorbehalten worden. Gäste, durch Mitglieder eingeführt, find bei den Sißungen willkommen.

Der Verein der Kunstfreunde im preußis|[en Staate bringt der lebßtwilligen Bestimmung des Stifters gemäß zur öffentlihen Kenntniß, daß er im seiner Generalversamm- lung vom 19. März auf den Vorschlag des Vorstandes und Aus- \chusses beschlossen hat, folgenden Künstlern: dem Professor Gude in Karlsruhe, in Anerkennung seiner Leistungen in der Land\chaftsmalered und namentli seines auf der vorjährigen großen Ausstellung befindlich gewesenen Bildes „Norwegischer Fjord“; dem Bildhauer Henze in Dresden, in Anerkennung seiner auf der grogen Ausstellung von 1870 befindlich gewesenen s{choönen Figur „Anna, urfürstin von Sachsen“; dem Kupferstecher S achse in Berlin, in Anerkennung seines trefflichen Stichs in Linienmanier nah dem Bilde von G. Spangenberg „in der Dämmerung“, die Preise aus dem Legat der von Seydlißschen Stif- tung zu ertheilen.

London, 26. März. Die Loudoner Gesellschaft zur Er- forschung von Alterthümern (®Zociety of Antiquaries) wandte sich unlängst in Verfolg eines in ihrer lebten Versammlung augenom- menen Beschlusses durch ihren Präsidenten, Lord Stanhope, an den Schabkanzler mit dem Gesuche, die Erforschung der Gräber At ed Ta aut Mae Berns zu laffen. Der Schatzkanz- ler hat darauf folgende Antwort erhellt: , :

„11, Downing-street, Whitehall, 10. März 1873, Mylord! Jch bestätige den Empfang eines Briefes, in welchem Ew. Lordschaft als Präsident der Society of Antiquaries die Erforschung der Gräber auf und. in der Umrunde der Ebenen des Troad auf Staatskosten empfeh- len. Der Zweck dieses Unternehmens soll, wie es heißt, die Erläute- rung der noch immer sehr zweifelhaften Gegenden sein. Bor mehr als 1800 Jahren {rieb ein römischer Dichter von Troja „Etiam periere ruinae“, Ew. Lordschaft citirt als einen einshlagen- den Fall die Erforschung des Tempels von Ephesus. Dieses Werk wurde von den Kuratoren des British-Museums nicht zum Zwecke der Ermittelung der Lage oder der Form des Tempels Zwecke ganz außerhalb des Bereiches der Pflichten der Kuratoren fondern wegen solcher Reliquien antiker Kunst, die unter den Ruinen vergraben ge- funden werden durften, unternommen. Die Ermittelung der Lage war ein bloßer Zufall; der Hauptzweck war die Erwerbung

trag ist dieser Tage ratificirt worden. Die in Sesia Arunca ausgebrochenen Unruhen

antiker Statuen und architeftonisher Gegenstände. Dasselbe mag von den Ausgrabungen in Budrum, Priene, Rhodos und Halicar-

nassus gesagt werden. Was den Fall in Betreff des Troad anbe: trifft, so ist wenig oder keine Chance vorhanden, irgend welches Be- fißthum für das Publisum, das die Mühe der Nacksuchung vergelten würde, zu erwerben, und der Fall muß demnach nah feinen eigenen Verdiensten und ohne Bezugnahme auf die Nachforshungen der Ku- ratoren des British-Museums beurtheilt werden. Es fragt fich dann, ob’ Ausgrabungen, die zu dem Behufe unternommen werden, um die Iliade zu illustriren, ein geeigneter Gegenstand für die Verausgabung öffent- licher Gelder find. Es thut mir leid, zu sagen, daß dies meines Grachtens nah nicht der Fall ist. Es ift ein neuer Quell von Unkosten. Es hat keinen prafktischen Zweck, sondern zielt auf die Befriedigung der Neugierde Solcher hin, welche glauben, daß die Erzählung Homers eine wahre Geschichte und uiht die Shöpfunzg einer dichterischen Ein- bildungskraft ist. Aber während ih bedauere, außer Stande zu sein, Ew. Lordschaft Vorschlägen stattzugeben, erlaube ich mir, einen Weg vorzuschlagen, durch welchen das Geld beschafft werden mag. Man sagt, daß der Schulknaben - Enthusfiazmus Europas Griechenland von der Türkei befreite] Jst nicht der litera- rische Enthusiasmus Englands dem Unternehmen gewachsen, Schau- pläbe zu erforschen, die der Phantasie eines Jeden, der e ei e Erziehung genossen hat, stets wieder beifallen? Der „Daily Tele-

E erforscht mit meiner herzlihen Zustimmung ohne jeden Zu-

aus dem Staatssäckel die Geheimnisse, die unter den Wällen von Mesopotamien vergraben liegen. Soll es geságt werden, daß eine An- zahl reicher englischer Edelleute und Herren kein besseres Auskunftsmittel für die Befriedigung einer liberalen Neugierde finden kann, als den Schaÿ- kanzler zu ersnchen, zu ihrer Genugthuung Gelder zu verwenden, die den Nerdiensten der Aermsten des Gemeinwesens erpreßt wurden: Jh be- dauere aufrichtig, daß der Geist des Herodas Atticus nicht auf die Neuzeit herniedergestiegen ist und. bin überzeugt, daß, wenn die Hälfte der Energie, die Versuche, Ee von der Regierung zu erzielen, ge- widmet wird, dazu hergegeben würde, um einen Geist der Privat- munifizenz zu schaffen, diese und viele ähnlihe Zwecke mit der äaußer- sten Leichtigkeit und Vollständigkeit erreicht werden dürften. Jch ver- bleibe, Mylord, Ihr gehorsamer Diener Robert Lowe: An den Earl von Stanhope.“

Nachrichlen von der Westküst- Afrikas zufolge sollte die u Aufsuchung Dr. Livingstone's ausgesandte Expedition unter Li zrung des Lieutenants Young am 10. Februar vom Kongo in das

nnere aufbrechen.

Landwirthschaft.

Leipzig, 28. März. Von heute ab hat der hiesige Geflügel- züchter-Verein eine bis mit dem 31. d. M. andauernde Ausstel - lung von Geflügeln aller Art im Trianon des Schüyeuhauses er- öffnet. Der gedruckte Katalog zählt allein 670 Nummern auf, von welchen 131 auf verschiedene Hühner, 39 auf Zier-, Wasser- und Sing- vôgel und 483 Nummern auf Tauben kommen. Daneben wird eine in voller Thätigkeit befindlihe Brutmaschine gezeigt.

Kopenhagen, 29. März. (W. T. B.) Die Maßregeln gegen die Einschleppung der Rinderpest sind Großbritannien gegen- über heute aufgehoben worden.

Gewerbe und Handel. Der Aufsichtsrath der Deutschen Grund kredit-Bank zu Gotha wird die Vertheilung von 92 Prozent Dividende der Ge- neralversammlung in Vorschlag bringen.

Verkehrs - Anstalten.

Der Mastenkrahn neben der neuen Berliner Verbindungs- bahn bei Treptow wird wegen einer nothwendigen Reparatur für die Zeit vom 1. bis einshließlich 10. April d. J. außer Dienst gestellt.

Die Eisenbahn zwishen Halberstadt und Blanken- burg wird am. 1. k. M. eröffnet.

Altenburg, 27. März. Die vonder Herzoglichen Staatsregie- rung einem durch die Herren Oetingshausen und Kühn in Berlin ver- tretenen Komite unter dem 28. November v. J. ertheilte Erlaubniß zur Vornahme von Vorarbeiten für den Bau einer von Berlin über Torgau nach Altenburg führenden Eisenbahn ist wieder zurückgezogen worden.

Aus dem Wolff'\chen Telegraphen-Bureau.

Braunschweig, Freitag, 28. März. (Verspätet ein- getroffen.) In Folge der zwishen Regierung und Landes- versammlung früher in vertraulihen Verhandlungen erfolgten Vereinbarung is heute der Landesversammlung in öffent- liher Sißzung folgender Gesehentwurf mit Kommifsions- beriht vorgelegt worden: Von Gottes Gnaden, Wir, Wilhelm, Herzog zu Braunschweig und Lüneburg 2c. erlassen mit Zustimmung der Landesversammlung das nachfolgende Gesek. Um Vorsorge zu treffen, daß im Falle der Erledigung des Thrones des Herzogthums die in der dur die Reichsver- fassung verbürgten Selbständigkeit des Landes einbegrisfene ver- fassungsmäßige Verwältung felbst dann keine Störung erleide, wenn etwa und so lange dem Regierungsantritte des erbberech- tigten regierungsfähigen Thronfolgers Hindernisse entgegen- stehen, wird untez Garantie Sr. Majestät des Deutschen Kaisers verfügt wie folgt: §. 1. Jst bei erfolgter Erledigun des Thrones der berechtigte, regierungsfähige Thronerbe na übereinstimmender Ansicht des Staats - Ministeriums und der Landesversammlung oder deren Ausschusses behindert, die Regierung des Landes unmittelbar zu übernehmen, so tritt eine Regentschaft durch einen Regenten ein, wel- cher die Regierung mit allen einer Regierungsvormund- schaft zustehenden Rechten und obliegenden Pflichten bis zum Regierungsantritte des Thronfolgers zu führen hat. §. 2. Für den im 1 bezeichneten Fall wollen Wir im Einver- ständnisse mit der Landesversammlung Se. Königliche Hoheit, den jeßt regierenden Großherzog von Oldenburg nah eingeholter desfallsiger Zustimmung zum Regenten hier- durch ernennen. . 3. Wenn bei noch nicht eingetrete- ner Thron - Erledigung der ernannte Regent die Regent- saft áus\{chlägt oder aus irgend einem anderen Grunde

ie stattgehabte Ernennnng unwirksam wird, so werden Wir im Einverständnisse mit der Landesversammlung den Re- genten anderweit ernennen und zwar aus den regierenden Fürsten der zum Deutschen Reiche gchörenden Staaten. §. 4. Jm Falle dagegen nach ‘bereits eingetretener Thronerledigung eine neue Regentenwahl unter der im §. 3 gedachten Vorausseßung nöthig wird, wählt die Landesversammlung auf Vorschlag des Staats-Ministeriums den Regenten aus den regierenden Für- sten der zum Deutschen Reiche gehörenden Staaten. In die- sem Falle wird die Wahl dur eine gemeinschaftliche Bera- thung der stimmführenden Mitglieder des Staats-Ministeciums und einer von. der Landesversammlung zu entsendenden Depu- tation vorbereitet. Eine im vorbezeichneten Falle etwa noth- wendige Wiederholung der Wahl findet in gleicher Weise ftatt. . 5. Dem Regenten iff unbenommen, ‘mit den Regierungs- geschäften einen Statthalter widerruflih zu beauftragen. A 6. Die zur Zeit der Eröffnung der Thronfolge im Amte befindlichen simm- führenden Mitglieder des Staats - Ministeriums führen ihre Ge- \chäfte fort, bis der Regent eine Aenderung beschließt. §. 7. Für den Be- darf des Regenten in “dem durch die §8. 169 und 170 der neuen Landschaftsordnung von 1832 bestimmten Umfange wird die zur Bestreitung der Bedürfnisse des Landesfürsten vom Reinertrage des Kammergutes verfassungsmäßig vorbehaltene Summe dem

Regenten für die Dauer der Regentschaft zur Disposition gestellt.