1873 / 83 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 04 Apr 1873 18:00:01 GMT) scan diff

nuth, P Genossen hatten einen Antxag gestellt, die von dem Abgeordnétenháuse herübergeklommenen Kirchengesehvorlagen niht an die bereits gewählte Kommission zur Vorberathung zu überweisen, sondern sie im Plenum zur Berathung zu bringen. Der Antrag wurde zur Schlußberathung gestellt. Der Baron Senfft v. Pilsach stellte den Antrag, den zweiten Gegenstand der Tagesordnung, ‘Abstimmung über den Gesetzentwurf, betreffend die Abänderung der Artikel 15 und 18 der Verfassungs-Urkunde, von der heutigen Tagesordnung abzusezen, weil dadurch, daß heute über das Geseß abgestimmt werde, eine große Anzahl von Petitionen, welche sich darauf beziehen, unberücksichtigt bleiben würde. Das Haus lehnte diesen Antrag ab. »

Vor der Tagesordnung nahm sodann ‘das Wort der Fürst vo:; Putbus, um die in der Eisenbahn-Debatte des Hauses der Abgeordneten von dem Abgeordnèten Lasker gegen ihn erho- benen Beschuldigungen jeßt, nahdem er von seiner Reise zurück- gekehrt, zurückzuweisen.

Dann trat das Haus in die Tagesordnung, deren erster Gegenstand der Bericht der Finanz - Kommission über den Entwurf eines Gesezes, betreffend die Dotation der Provinzial- und Kreis!-Verbände. Nah einer kurzen Diskussion, an der sich der Grafen Krassow und der Finanz-Minister Camphausen betheiligten, wurde nach dem Antrage der Kommission der Geseßentwurf in der vom anderen Hause beschlossenen Fassung angenommen. : .

Der zweite Gegenstand der Tagesordnung war die zweite Abstimmung über den Gesetzentwurf, betreffend die Abänderung dec Artikel 15 und 18 der Verfassungs-Urkunde vom 31. Januar 1850. Der Gesetzentwurf wurde ohne Diskussion in namentlicher Abstimmung mit 87 gegen 53 Stimmen an- genommen. S e

Dér dritte Gegenstand der Tagesordnung war der mündliche Bericht der Agrar-Kommission über deu Gesetzentwurf, betreffend die Organisation der General-Kommission für die Provinzen Posen, Pommern undBrandenburg. DerReferent, Hèrr Schumann, beantragte: dem Geseßentwurf unverändert“ die verfassungsmäßige Zustimmung zu ertheilen und über eine hierzu vorliegende Pe- tition des Mathes Kuballa aus Kranowiß zur Ta esordnung überzugehen. Der Antrag des Referenten wurde bne weitere Diskussion angenommen. :

Der folgende Gegenstand der Tagesordnung war der münd- lihe Bericht der Geschäftsordnungs - Kommission: über den von Präsidenten des' Hauses gestellten Antrag, außer den beim Beginn der Session zu wählenden, im 8. 17 aufgeführten Fach- fommissionen, auch noch Kommissionen für Agrar- und Kommunal-Angelegenheiten zu erwählen und in der Geschäfts- ordnung eine darauf bezüglihe Bestimmung zu treffen, in Be- treff} dessen ' der Antrag des Referenten Graf zu Eulenburg dahin ging:

M i L 17 hinzuzuseßen: 8, für kommunale Angelegenheiten, 9. für Agrar-Verhältnisse / E

und 2) über den vom Vorsißenden der Budget-Kommission, Herrn v. Rabe, gestellten Antrag: den S. 21 der Geschäfts- ordnung zu streichen. :

Nach einer längeren geschäftlihen Debatie, an der sih dex Referent, ferner die Herren Graf zu Münster, Graf Rittberg, von Bernuth, Graf Krassow, Graf Brühl, _ von Steinmeß, Theune, von Rabe u. \. w. bethei- ligten, wurden die Anträge des Berichterstatters angenommen, und sodann auf Antrag des Grafen Rittberg um 1/4 Uhr die Sihung auf morgen Vormittag 11 Uhx vertagt, auf deren Tagesordnung der Präsident das Erbschaftssteuergeseß, den Be- rit der Finauzkommisjion über die Gewährung von Wohnungs- Geldzuschüssen an die Staatsbeamten, das Gese wegen Bewil- ligung von Geldmitteln an die durch die Sturmfluth beschädigten Bewohner der Ostseeprovinzen, die allgemeinen Rechnungen pro 1869 und 1870, Petitionsberichte und Anträge, seßte.

Der General-Feldmarschall von der Armee, von Stein- met, ist von Görliß eingetroffen und im Hotel de France ab- gestiegen. :

Der General der Kavallerie, Wilhelm Graf zu Stolberg-Wernigerode, kommandirender General des VII, Armee-Corps, is zur Abstattung persönlicher Es und zur Beiwohnung der Berathungen des Herrenhauses hier ein- getroffen; derselbe ist im Thiergarten-Hotel abgestiegen.

Nach einem der „Wes. Ztg.“ aus Havanna zZugegange- nem Schreiben vom 19. Fébruar, in welchem über die Arbeiten des deutschen Reihsgeshwaders während der Expedition nah den westindishen Gewässern berichtet wird, is in Sabanilla die ganze Bucht vermessen worden, und zwar auf Ersuchen der Tolumbischen Rigierung. - Die Vermessung wurde so vorgenom- men, daß das Ganze in Sektionen getheilt, und jede derselben einem Schiffe zugetheilt wurde. Nach einer Arbeit von 8 Tagen war die Zeichnung einer- neuen Karte beendet. Man hat auch eine große Anzahl von Naturalien für die Universität Kiel gesammelt und bereits aht Kisten abgesandt, deren Inhalt meist mit dem Schleppneße vom Grunde des Meeres, bi3weilen auf 300 Faden Tiefe, heraufgeholt worden ist.

Vorgestern Abend fand in einem der Koramissions- fikungs - Säle des Abgeordnetenhauses eine Versammlung. des Komites statt, welches si unter dem Protektorat Sr. Kai- ferlihen und Königlichen Hoheit des Kronprinzen zur Beförderung von Arbeitern und Industriellen zur Wiener Weltausstellung gebildet hat. Se. Kaiserliche und Königlicke Hoheit der Kronprinz wohnte längere Zeit der Berathung bei, welche der Vorsißende des Komites, Professor Dr. Gneist, leitete. Derselbe erstattete einen Bericht über die bisherige Thätigkeit des Komites, welches bereits 10,000 Thlr, ‘ungefähr die Hälfte der erforderlihen Summe, zusammen- gebracht hat. Man will bei dèx Wieher Ausstellung, wenn thunlich, einer gleih großen Anzahl von Arbeitern und JIndu- striellen die Vortheile des möglichst billigen Besuches zuwenden,

wie dies im Jahre 1867 bei der Pariser Ausstellung ge-

Iungen ift.

Am 2. d. M. stieß auf der Station Werden (Ber- Ie Bahn) der Personenzug Nr. 16 1 Uhr 40 Min. achmittags von Steele nah Düsseldorf auf einen rangirenden Güterzug. Ein Passagier wurde dabei getödtet und ein anderer Strengste Untersuchung dieses bedauerlichen

Fchwer verleßt. Vorfalls ist sofort eingeleitet.

Königsberg, 8s. April.

ut -in der „Ostpr. Ztg.“ behufs

Der Direktor ‘des Köônig- lihen Waisenhauses zu Königsberg i. Pr., Dembowski, Vervollständigung der onit alle ehemaligen Zöglinge des Instituts, ihm - nähere

tigt die Namen derselben in drei Gruppen zu veröffentlichen : a. adlige Zöglinge, die größtentheils ins Heer Übergegangen sind, - einzelne auch auf die Akadeniie, þ. bürgerliche Zöglinge, die das Studium erwählt haben, e. solche Zöglinge, die in den Kauf=- mannsstand, Postdienst 2c. getreten sind. Kurze“ Notizen - über den “Stand des Vaters, die Berufswahl sollen, soweit solche vor- N find und. zur Orientirung nöthig erscheinen, hinzugefügt werden.

Das Königliche Waisenhaus zu Königsberg wurde am Tage der Erhebung Preußens zum Königreiche gestiftet und mit einer bis auf die Universität führenden lateinischen Schule ausgestattet. Die Aùstalt ist von ihrer Gründung bis zu der Umwandlung im Jahre 1809 vorzugsweise ein Vaterhaus für solche Kinder gewesen, deren Väter im Dienste des Heeres, in Staats- ‘oder Kirchenämtern früh verstorben sind. |

Frauenburg, 4. April. . (V. T. B.) Gestern ist der Weihbischof Frenzel nah längerem Leiden gestorben und durch seinen Tod die Domprobstei erledigt worden.

Hannoves, 3, April. Se. Königliche Hoheit der Prinz Albrecht von Preußen is von Seiner Inspektions- reise gestern Abend 10 Uhr 50 Minuten hier wieder eingetroffen.

Bayern. München, 3. April. Unter den für den Land- tag in der Vorbereitung begriffenen Vorlagen wird au ein Geseßentwurf über die Todeserklärung der im Kriege 1870—71 vermißten Militärs sein. Nach den in Preu- ßen und Württemberg über diesen Gegenstand erlassenen Geseßen hat die Todeserklärung zur Vorausseßung lediglich den Nach- wis, daß der Betreffende während .des Krieges vermißts wurde und seitdem über ihn keine Nachricht mehr bekannt geworden ist. Ist dieser Nahweis geliefert, dann bedarf es keines weiteren Zeit- ablaufes, um die Todeserklärung gerihtlich auszusprehen. Die N um gegen das Erkenntniß, welches diesen Ausspruch enthält, Beschwerde einzulegen, find die gewöhnlichen. Wie die „N. Nachr. * melden, würde es der bayerische Gesezentwurf ebenso halten. Zur Instruirung und Vorbescheidung der Anträge auf Todeserklärung \oll der Einzelrichter zuständig sein. Wie die Geseße in Württemberg und Preußen, wird au das bayerische niht blos auf Militärs im engeren Sinne Anwendung fin-- den, sondern au. auf ive Ag Lieferanten, Fuhrleute, 2c., wenn die Vorauss\ezung zutrifft, daß fie in Folge des Krieges vermißt werden.

Württemberg. Stuttgart, 2. April. Das Regie- rungsblatt publizirt das Gesetz, betreffend die weitere Ausdeh- nung des Cisenbahnnetes, vom 22. März 1873; sowie das Gesetz, betreffend den Bau von Eisenbahnen in der Finanz- periode 1870/73; vom 22. März 1873.

Baden. Karlsruhe, 2. April. Der Großherzog und die Großherzogin sind heute Nachmittag 2 Uhr von Berlin in die Residenz zurückgekehrt. Jhre Königlichen Hohei- ten werden, der „Karlsr. Ztg.“ zufolge, der morgigen Feier der Eröffnung deë ftädtishen. Vierordt-Bades beiivohnen.

iat at) Schwerin, 1. April. Eine unter dem 17. März in Nr. 8. des „Regierungs - Blattes“ publizirte er- la}sene Allerhöchste Verordnung regelt die militärkirh- lihen Verhältnisse des mecklenburgishen Kontingents. Nahh derselben wird für das Kontingent ein evangelisch-lutherischer Divisions-Prediger angestellt, welcher seinen Wohnsiß in Schwerin hat. In den übrigen Garnisonstädten Mecklenburgs und der Festung Dömig wird die Seelsorge einem Civil-Geistlichen des Orts übertragen. . Zu den Militär-Gemeinden gehören 1) sämmt- liche im aktiven Dienste befindlihe und zur Disposition stehende Offiziere, Unteroffiziere und Soldaten, 2) die mit Wartzgeld oder Pension entlassenen Offiziere, so lange sie den Militär-Gerichtsstand behalten, 3) alle Beamte der Militär-Verrvaltung, 4) die Beamten der Festung Dömitz und die daselbst angestellten Militär-Okonomie-Be- ainten und 5) die Frauen sämmtlicker soeben genannter Personen und deren Kinder, \o lange leßtere sich im elterlihen Hause befinden. Die Dienstboten der Militärpersonen gehören nur, wenn sie ihrer Herrschaft ins Feld folgen, während dieser Zeit zu den Militärgemeinden. Jn Schwerin wird an allen Sonn- und Festtagen in der Garnisonkirche ein besonderer Militär-Gottes- dienst Morgens von 8 bis 9 und ‘im Winter: während der kurzen Tage innerhalb der Zeit von 111/2 bis 11/, Uhr Mittags abgehalten. Jn den übrigen Garnisonen nimmt das Militär für gewöhnlich an dem Civil - Gottesdienste Theil. Für. Schwerin wird au ein eigener Militär-Küster angestellt

Braunschweig, 3. April. Die Landesregierung hat mittelst Schreibens vom 5. März. d. I. an die Landesver- sammlung das Ersuchen gestellt: „ihr zum Neubau eines Polytehnik ums zunächst die Summe von dreihunderttausend Thalern von den Uebershüssen der- leßten Finanzperiode zur Disposition stellen zu wollen, in welchem Falle sie dafür Sorge ttagen werde, daß unverzüglich ein \pezielles Bauprojekt ent- worfen und festgestellt werde.“ L

In dex heutigen Sihung der Landesversammlung wurde die Proposition der Regierung, über die Erweiterung des herzoglichen Krankenhausés nah weiterer eingehender Berathung mit \{chwacher Majorität angenommen, ebenso ein vom Abgeord- neten Lerche gestellter Zusaß-Anträg. Die Regierungsproposition,, einen von der Stadt Braunschweig zu zahlenden Beitrag von - jährlih 4000 Thlrn. zu den Kosten der - Ortspolizei betreffend und eine andere, die Genehmigung des mit der Stadt Braun- \chweig wegen Einrichtung dés Reaälschulwesens verabredeten Vertrages betreffend, erhielten ohne Debatte bie Zustimmung der Versammlung. j i

4. April. Die Ges.- u. V.-Slg. veröffentliht ein Gesetz, Abänderungen des Geseges über die Erhebung der all- gemeinen Grundsteuer vom 24 August 1849 und die Einfüh- rung der allgemeinen Grundsteuer in der Stadt Braunschweig, sowie die Aufhebung des Brütengeldes in der Stadt Braun- \chweig und Wolfenbüttel betreffend, d. d. Braunschweig, den 20. März 1873. | ;

G Sachsen - Coburg - Gotha. Coburg, 2. April. Die Herzogin is heute Abend nah längerem Aufenthalte daselbst von Gotha hierher zurückgekehrt. 5

Desterreich-Ungarn. Wien, 3. April. Beiden Dele- gationen sind folaendèé Vorlagen zugegangen: 1) Voranschlag des gemeinsamen Staatshaushalts der österreichish-ungarischen

zum Voranschlage des gemeinsamen Ministeriums des Aeußern. -Z) Exposé des Reichskriegsministeriums zum Voranschlage des Heeres. 4) Vorlage des Reichskriegsministeriuums betreffend die Erstreckung des Verwendungs- und Berehnungstermines rück- fihtlih einiger laut der Schlußrehnung für das Iahr 1871 beim

außerodentlihen Erfordernisse verbliebenen Dotationsreste, dann die Bewilligung zur Uebertragung der von dem außerordentlichen Er-

fordernisse des Jahres 1872 bei den gemeinsamen Finanzen nicht regli= firten Kreditreste. 5) Begründung des Reichskriegsministeriums zum . Voranschlage der Marine. 6) Erläuterungen zum Voranschlage “des - gemeinsamen / Finanz-Ministeriums. 7) Beantwortung der Resolutionen, welhe die Delegation des Reichsrathes ge-

legentlih der Behandlung des gemeinsamen Staatsvoranschlages für das Jahr 1873 gegenüber dem gemeinsamen Finanz-Mini-

steriuin gefaßt hat. 8) Bemerkungen zum Voranschlage des

gemeinsamen Obersten Rehnungshofes. 9) Vorlage des gemein-

samen Finanz-Ministeriums mit der Schlußrechnung über den

gemeinsamen Staatshaushalt für das Iahr 1871. 10) Vorlage des gemeinsamen Ministeriums, betreffend die Bewilligung von Nachtrags krediten für das Iahr 1873 u. z.; a. behufs der Be-

theilung der in Wien domizilirenden Beamten und Diener

des gemeinsamen Ministeriums des Aeußern, des gemeinsamen -

Finanz-Ministeriums und des gemeinsamen Obersten Rehnungs-

hofes mit Theuerungsbeiträgen im ersten “Semester 1873 und

b. behufs der Durhführung der Regulirung der Bezüge der

Becmten und Diener der genannten Centralstellen im zweiten Semester 1873. 11) Vorlage des gemeinsamen Ministeriums, |

betreffend die Bewilligung eines Nachtragskredites von 538,000 fl. für das Jahr 1873 behufs Betheilung der im Gagebezuge ste-

henden Heerespersonen der Garnison Wien mit Subsistenzbeiträ- gen anläßlih der durch die Weltausstellung bedingten Vertheue- rung aller Lebensbedürfnisse. 12) Vorlage des gemeinsamen Ministeriums, betreffend die Bewilligung eines Nachtragskredites von 11,500 fl. für das Jahr 1873 behufs Betheilung der im

Wien mit Subsistenzbeiträgen aus Anlaß der Weltzusstellung.

(W. T. B) Der Kaiser empfing heute die Delegation des österreihishen Reichsrathes. In seiner Ansprache brachte der Präsident v. Shmerling die Ge-

fühle der Treue und Ergebenheit zum Ausdruck und sprach die Ueberzeugung aus, daß bei den Verhandlungen über die Budget-

forderungen \cließlich Uebereinstimmung mit der Regierung er- zielt werden würde, wenngleich sich im Laufe der Verhandlun- gen divergirende Anschauungen kundgeben möchten. Die vor mehreren Monaten stattgehabte Begegnung des Kaisers mit be- freundeten Fürsten, deren Wiederholung in nicht ferner Zeit zu hoffen sei, wäre eine Bürgschaft, daß die Segnung:n des Frie- dens erhalten bleiben würden. Die Erwiderung dés Kaisers

war mit der an die ungarische ‘Delegation gerichteten gleih-

lautend. ¿

Auch die Mitglieder der ungarishen Delegation hat der Kaiser heute in Audienz empfangen und auf die die Hingebung und Huldigung der Delegation ausdrücende Ansprache des Präsidenten erwidert : : a

„Mit lebhafter Genugthuung gebe Jch der Thatsache Ausdru, daß Meine Beziehungen zu den auswärtigen Monarchen unverändert günstige - und erfreuliche find, Meine Begegnung -mit den mächtigen

"

und befreundeten Souveränen der zwei pet Nachbarreiche wurde mit Recht von allen Seiten als eine werthvolle Friedensbürgschaft aufgefaßt. Der Besuch der Souveräne, welche der friedliche MWettstreit E in unsere Mitte führt, kann nnx gleiche Hoffnungen er- wecken. 5

Delegation harrenden Vorlagen, als das Ergebniß sorgfältiger Berathungen der Regierung, der patriotishen Würdigung der Delegation.

Jn der heutigen Sibßung des - Abgeordneten- hauses gab der Ministèér - Präsident die Erklärung ab, der Kaiser habe dem Gesehentwurf über die Wahlreform feine Sanktion“ ertheilt. Die . Mittheilung wurde vou dem Hause mit lebhafter Zustimmung und einem Hoch auf den Kaiser entgegengenommen. Darauf nahm das Haus den Geseß- entwurf über Suspendirung der Thätigkeit der Schwurgerichte in zweiter und dritter Lesung mit 97 gegen 16 Stimmen an. Die Abgeordneten Rechbauer und Fux sprachen gegen die Vor-

von dem Justiz-Minister vertheidigt wurde.

Schweiz. Basel, 3. April. (W. T. B.) Betreffs der der Diözese Basel vermachten Geldsumme von 285,714 Fres., welche bei der Basler Handelsbank deponirt wurden, ist eine genaue Untersuchung vorgenommen worden, wobei \sih ein bedeutendes Manko herausgestellt hat. / :

Belgien. Brüssel, 3. April. (W. T. B.) In der heutigen Sigzung -der Deputirtenversammlung zeigte bei Fortsezung der Debatte in der Eisenbahnangelegenheit, in welcher estern verschiedene Redner für einen Ankauf \ämmtlicher Privat- Dia dur den Staat sich ausgesprochen hatten, der Minister der öffentlichen Arbeiten, Moncheur, an, daß die Regierung sehr. geneigt sei, alle odér wenigstens fast alle früheren Eisenbahnen wieder zu erwerben. Dieselbe suhe neue Negoziationen über den Wiederankauf des großen Central-Eisenbahnnezes anzu- knüpfen und sei mit den Vorarbeiten für den Wiedererwerb der Eisenbahn nah Westflandern eifrig beschäftigt. Zur Fest- stellung der Haftpflichtigkeit des Staates in Betreff der bei dem Eisenbahntransport vorkommenden Schäden und Unglüsfällé will, dem Vernehmen nah, das Ministerium einen besonderen

Gesehentwurf vorlegen.

Großbritannien und Jrland. London, 3. April. (W. T. B.). Die- Königin hat heute persönlich der Gräfin Bernstorff einen Kondolenzbesuch abgestattet.

Jn der heutigen Sißung des Oberhauses erklärte der Minister des Aeußern Lord Granville, er sei schon im leßten Herbst privatim durch den Baron Reuter und seitdem auch offiziel davon benachrichtigt worden, daß der Schah von Persien dem Baron Reuter die Konzession für Herstellung sämmtlicher Eisenbahnen, elektrischer Telegraphen und Kanäle in Persien bewilligt habe; ferner erklärte der Mi- nister, keine amtliche Kenntniß davon ‘zu haben, daß Rußland ‘von irgend einem russishen Hafen in der Richtung nah Kur- " rachee hin eine Eisenbahn zu erbauen beabsichtige.

Im Unterhause theilte der Unter-Staatssekretär des

mit, daß Seitens der englischen Regierung in Versailles Bor- stellungen gemacht seien hinsichtlih des Nachtheils, welcher in

Auskunft über ihre Verhältnisse zu ertheilen. Derselbe beabsich-

Monarchie für das Jahr 1874 mit Beilagen. 2) Denkschrift

Folge der Verzögerung der Annahme des Handelsverträges dem

ciel enthält folgendes Dekret:

- zielten Resultate

Gagebezuge stehenden Personen der Kriegsmarine“ der Station

Der Kaiser empfahl darauf die der Berathung : durch die _ Für

lage, welche von_den Abgeordneten Carneri und Mende sowie i

Auswärtigen Enfield in Erwiderung einer Ausrage Fowler's

“des Grundsaßzes si

englischen Handel durch die den Schiffen auferlegte Zuschlag-

_„ersteu erwüchse.

Frankreich. Paris, 1. April. Das „Journal offi-

_ Der Präsident der französischen Republik, auf VorsŸlag des Mi- nisters des Untercichts, der Kulte und s{önen Künste; in Erwägung, daß ein Aufenthalt von drei Monaten in Jtalien eine unzuüreichende Vorbereitung für die Fachstudien der Mitglieder der - französischen

“Schule în Athen ist; in Erwägung, daß es von Wichtigkeit ist, den

Mitgliedern der genannten Schule während ‘ihres Aufenthaltes “in Rom eine Leitung und Berathung zu fichern, dekretirt: Artikel 1. Die Mitglieder der französischen Schule in Athen halten fi, bevor sie fich nah Griechenland begeben, ein Jahr in- Italien auf. Artikel 2. Ein auf Grundlage je speziellen Arbeiten gewählter Gelehrter wird be- auftragt, diesen jungen Leuten in Rom Vorlesungen über Archäologie nach einem von der Akademie der Jnschriften und {önen Wissenschaften ausgearbeiteten Programm zu halten. Die Mitglieder der Schule von Athen sind während ihres Aufenthaltes in Rom verpflichtet, diesc Vorlesungen zu besuchen. Art. 3. Der im vorigen Artikel genannte Gelehrte hat mit=-dem Direktor der Schule von Athen zu korrespon- diren und Lie den Ministér über seine Ver! esungen und die er- eriht zu erstatten. Art. 4. Die Mitglieder der Schule von Athen werden während ihres Aufenthalts in Rom wie bisher in der Villa Medicis untergebracht und unterstehen dem Regle- ment dieser Anstält und dem Direktor der französischen Akademie. Art. 5. Der Minister des Unterrichts, der Kulte und s{chönen Künste ist mit der Durchführun des gegenwärtigen Dekrets beauftragt. Gegeben zu Versailles, den 25. März 1873. Let t gs E L B.) N von Aumale ute in der - Akademie eine Gedächtnißrede zu Ehren L / R ersailles, 3. April. (W. T. B) Jn threr heu- tigen Sißung fuhr nah Verlesung ‘einer Eingabe Grêvy's, der die Wiederübernahme des Präsidiums ablehnt und nachdem die Neuwahl eines Präsidenten auf die morgende Tagesordnung beshlofsen worden war, die Natétonalversammlung in der Berathung der Geseßvorlage über die Munizipalität von Lyon

fort. Der Minister des Jnnern, de Goulard, {loß sich den

Anträgen der Kommission an, welche er als eine wenigstens provisorische Lösung der Frage bezeichnete. Die Versammlung entschied si mit 448 gegen 203 Stimmen für das Eingehen auf die Vorlage und wird nunmehr in die Berathung der ein- zelnen Artikel eintreten. :

Spanien. Die Regierung hat, laut Telegramm aus vom Perpignan 3. April, am 31. v. M. in Barcelona bekannt gemacht, daß sie 40,000 Gewehre habe ankaufen lassen, die für. die Frei-

willigen von Catalonien bestimmt seien und daß sie die Kriegs-

operationen gegen die Carlisten mit dem größten Nachdrucke führen werde. Die Carlisten haben unweit Berga etwa 60 Mann, welche zu dem catalonischen Freibataillon gehörten Iu 8 der Einnahme von Berga kapitulirt hatten, erschief en

Italien. Rom, 3. April. (W. T. B.) Das anhaltend Unwohlsein des Papstés ist dur eine Erkältung b

und besteht in katarrhalischen Affektionen, verbunden mit s{{hmerz- *

hasten Empfindungen in den Gelenke:1; als Besorgniß erregend wird dasselbe nihk angesehen. Die Aerzte aas A daß der Papst sih mehrere" Tage hindurch“ des. üblichen döffent- lichen. Empfanges enthalten möge. Jun der Deputirten- kammer gelangte heute der Bericht der Kommission für das Geseh über die religiösen Körperschaften zur Vertheilung.

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¿_ Numänien. Bukarest, 3. April. (W. T. B.) Die amtliche Zeitung meldet, daß in Giurgewo die Ruh 5 ständig wiederhergestellt ift. 5 E

Nufßland und Polen. St. Petersburg, 2. April das Kälugasche Regiment Sr. Majestät a Deutschen Katsers und Königs von Preußen hat

Se. Majestät der Kaiser am 10. März befohlen, daß die Unter- offiziere und Gemeinen dieselben weißen Lißen auf Krc&gen und

Aufschlägen erhalten sollen, die für alle Grenadier- und Armee- Regimenter bestehen, die den Namen Sr. Majestät führen. Ucber das bereits in St. Petersburg eingetroffene Grenadier- Regiment „König Friedrih Wilhelm Ul,“ hat der Kaiser n L A n T abgenommen.

_—- 8. April. . T. B.) Der Minister des Innern, Timascheff, hat den Verkauf und die Kolportage des Iour- nals „Neue Zeit wegen Verlegung des öffentlichen Anstandes verboten. : :

_ Der Chef der dritten Abtheilung der Kaiserlihen Kanz- lei, Graf Sh uwaloff, hat dem Komite für bie ao heiten Polens eine Reihe von Maßregeln zur Erwägung vor-

gelegt," durch welche die Lage der nah Polen zurükgekehrten. -

begnadigten politischen ‘Verbannten und Emigranten verbessert

werden soll.

Nach einer dem „Golos“ aus Orenburg zugegangenen Korrespondenz ist das für die Gxped ition AeR Rh b mit bestimmte, in Kasalinsk zusammengezogene Truppen-Detachement unter Oberst Golow und in Begleitung des Großfürsten Niko- laus Constantinowitsh am 16. März von Kasalinsk aufge- brochen, Dasselbe ist zunähst nach Irkibay bei Yandaria be- stimmt, wo die Vereinigung mit den Truppen des Generals Kaufmann stattfinden soll. Leßtere haben sich von Taschkend aus bereits in Bewegung gesezt. Das Gerücht, daß bereits ein Zu- sammenstoß des von Mangishlak ausmarscirten Detachements mit den Kirgisen und ein Gefecht unweit des Atrek stattgefunden habe, entbehrt der Begründung.

_ Dánemark. Kopenhagen, 1. April. Die von 9 Mit- gliedern des Landsthings in Vorschlag gebrahte Adresse an den König, welche als Gegengewicht gegen die Mißtrauens- m der Linken im Folkething dienen soll, lautet folgender- en: f

„Allergnädigster König! Nachdem das Folkething in einer Adresse

an Ew. Majestät beschlossen hat, seine Anschquung in Betreff s politischen Stellung zu erkennen zu geben, fühlt fi der Landsthing aufgefordert, sic) ebenf lls vor Ew. Majestät auszusprechen. Das Tandôthing, dem es nicht {wer gefallen ist, mit. der Regierung Ew. Majestät in einer für das Wohl des Vaterlandes fruhtbringenden Weise zusammenzuwirken, kann ebenso wenig wie das Folkething mit aungetheilter Zufriedenheit den jeßigen Zustand der Dinge betrachten, indem die Ausbeute der Reichstagsversammlungen in keinem Ver- hältniß zu . der Zeit und zu den Kräften, welhe zu den- selben angewandt werden, steht. Dás Landsthing kaun im Gefühle seiner Stellung, als eine der gleihbere{tigten Abtheilungen der Volts- repräsentation, nicht verschweigen, daß dasselbe es als Bedingung für die ruhig fortschreitende Entwickelung des Gemeinwesens ‘betrachtet, daß das eine der Thinge-nicht die Forderung stellt, daß die Regierung Ew, Mate aus\chließlich ihre Stüße in der Majorität desselben suchen so Wir müssen um Gegentheil jedes Zusammenwirken zwi- en“ Regierung und Reichstag für unmöglich halten, wenn die Majorität in einem der Thinge ganz gegen Wort und Meinung s einen entscheidenden Einfluß auf die Zusammenseßung des Ministeriums zueignen will. Gleichwie

S

das Landsthing vollkommen ‘davon überzeugt ist, ‘daß es Ew. Maje- j-stät fester und unerschütterliher Wille ist, den grundgeseßmäßig jedem der ‘beiden Thinge zukommenden Rechten ohne Beschränkung Genüge zu leisten, sq trägt N auch kein Bedenken, hiermit aus- zusagen, daß das dänische Volk in gleichem Grade die dem Könige grundgesebmäßig zukommenden Rechte in Ehren hält, niht weniger das Recht des Königs, seine Minister selbst zu wählen, als die übri- gen Königlichen Rechte. Allergnädigster König! Ew. Majestät haben in beständig steigendem Maße das Zutrauen und die Liebe des Volkes gewonnen und in dem wir ols Dolmetscher dieser Gefühle hervortreten, glauben wir.im vollsten Vertrauen äußern zu können, daß es niht im Geringsten das Zutrauen und die Liebe des Volkes zu seinem Könige vermindern wird, wenn Ew. M., um _ eine ruhige Gesammt- entwickelung zu sicheren, die freie Ausübung Jhrer unzweifelhaftesten grundgeseßmäßigen Rechte aufrecht erhalten und das Landsthing, dem die glücklihe Lösung der in der Folkethingsadresse berührten Frage

wegen des Verhältnisses zu den dänischen Südsüten ficherlih nicht .

weniger warm am Herzen liegt als dem Folkething, sieht hierin den eilten Weg zur Erfüllung der B Uen Gefan aller

Vom ReiFstage is das Geseg, wonach diejenigen preußischen Unterthanen, welhe dem Wiener e dias das E Indigenat U haben, vom dänischen Mili- E efreit bleiben sollen, nunmehr definitiv angenommen worden.

Nr. 6 des Marine - Verordnungsblattes hat folgeuden Inhalt: Beilegung der Eigenschaft einer Festung an die rieden in Kiel und Wilhelmshaven und Ressortverhältnisse derfelben. Uni- ferm der Ober-Zahlmeistec. Remuneration während der Probedienst- leistung als Shußmann. Betrifft- die Verleihung der Landwehr- Dienstauszeichnung 2. Klasse. Zurüstellung derjenigen Seeleute im Frieden, ' welche eine norddeutsche Navigations\chule bejuchen. Ver- legung des Stabsquartieres des 2. Bataillons (Ortelsbure) 3. Ost- preußischen Landwehr - Regiments Nr. 4 von Ortelsburg nah Allen- stein und anderweite Bezeichnung genannten Bataillons. Modifika- tion der Eintheilung des Bezirkes des Reserve - Landwehr - Bataillon3 (Dresden) Nr. 108. Betrifft die Absendung der Seekarten Seitens der Schiffskommandos nach den Außerdienststellungen Sr. Majestät Schiffe, Anderweite Feststellung der Pauschquanta der Messen. Beirifft die Beförderung zum Unteroffizier 2. Klasse ohne 72monat- liche Seefahrzeit. Betrifft Jnhaltsverzeichniß der Schiffsbücher- kisten, Betrifft Vervollständigung des Inhaltsverzeichnisses der Schiffsbücherkisten. Personalveränderungen. Benachrichtigungen.

Die Nr. 14 des „Preußischen Handels-Archivs* ha folgenden Inhalt: Geseßgebung: Dänemark: Aufhebun des E fuhrverbots von Schafen aus Schweden. Frankreich: Gesetz, be- treffend das Staatsmonopol von Zündhölzern. Griechenland: Ge- les, betreffend Abänderungen des Zolltarifs vom 13. Februar 1867.

ereinigte Staaten von Nordamerika: Anerkennung deutsher Meß- briefe. Statistik: Deutsches Reich: Hapuene Hamburgs Handel im Jahre 1872 (Portsevung,. Großbritannien: Jahresbericht des Konjulats t Du für 1872. —“ Rußland: Jahresbericht des Kon- sulais zu Björneborg für 1872. Schweden und Nowvegen : Fahres- Li des Konsulats zu Laurvig für 1872. Spanien: Fahres- bericht des Konsulats zu Tarragona für 1872. Vereinigte Staaten von Nordamerika : Jahresbericht des Konsulats zu Richmond für 1872, Mittheilungen: Halle a. S., Dortmund, Emden, Stettin.

O Statistische Nachrichten.

- Die Zahl der in Dänemark vom 1. Oktober 1871 bis zum 1. Februar 1873 errichteten und erweiterten Aktiengesellschaften beträgt 51, die ein nominelles Kapital von 32,924,300 Rdl., ein reelles Kapital von 21,059,800 Rdl. repräsentiren. Von diesen 51 Gesell- schaften sind 6 Dampfschiffsgefellschasten, 17 erweiterte und 9 errichtete Banken, 14 abriken, eine iffswerfte, eine Lebensversiherungsge- sellschaft, 2 Befördexungsgesellshä\ten (Pférdebähnen), eine Baugcsell- Wlidate e Sti n Tbe Ole 9 andere Aktienge- ellschaften. Gleichzeitig haben nit wenige ausländische Gesellschafte Betheiligung in Dänemark gefunden. ; e Nes

Kunst und Wissenschaft.

Berlin, 4. Avril. Nach dem Monatsþericht der Königli preußischen Akademie der Wissen batten zu Berlin Via im Dezember 1872 die Herren: v. Ranke, Ueber die von dem Staats- kanzler Fürsten Hardenberg hinterlassenen Papiere, besonders seine Denkwürdigkeiten; Mommsen, Bericht über den Fortgang der Arbeiten am Corpus inser. latinarum; Gwald, Ueber die in der böhmischen Kreideformation vorkommenden Reste von Pladiopty{us Matheron ; Poggendorff, Beitrag zur näheren Kenntniß der Elektromaschine zwei- ter Art; Weierstraß, Neuer Beweis des Saßes, daß eine eindeutige analytische Funktion von n Veränderlichen höchstens 2nfach periodisch sein kann; Kronecker, Beweis des Reziprozitätsgeseßes für die quadra- tischen Reste; Peters, Ucber den Üydras fasciatus Schneider und einige andere Seeschlangen; Hagen, Beobachtungen über die Bewegung der Laft und des Wassers; Curtius, Mittheilungen über athenische S E

Von I. A. Stargardt in Berlin geht uns der Katalog einer von dem Geheimen Justiz-Nath Barnheim zu Jn - sammelten Bibliothek zu, welche am 8. i Aeu 1e wird. Der-Sammlex besaß die Kenntnisse und Eigenschaften eines Bi- bliophilen. Sv findet man denn neben einex langen Reihe von Ma- nuskripten einige sogar aus dem achten und neunten Jahrhundert

- und viele mit ausgezeickneten Miniaturen zahlreiche Jnkunabeln

und unter ihnen Seltenheiten ersten Ranges, Bücher mit Holzschnitten und Kupfern, Reformationsfchriften und eine Set kilnnig e Drbt graphie, Bibliothekswissenschaft, Literatur- und Sprachgeschichte.

_ Breslau, 1. April. Der philosophischen Fakultät der Univer- sität Breslau wurden am 8. März 1866 von dem inzwischen verstor- benen General-Konsul, Geh. Justizrath und Major a. D. fac ein Kapital zur Begründung einer Stiftung übirwiesen, dessen Zin- Si Preisen für Arbeiten bestimmt sind, als deren Gegenstand der Stister den dermaligen Einfluß der Wissenschaften guf das öffentliche Leben in Deutschland und die Fortschritte resp. Rückschritte, welche sich E dem Jaßre 1865 bemerkbar gemacht haben, bezeichnet hat. Zur

heilnahme an der Konkurrenz ist jeder Mrde berechtigt. Zum erstenmal ist gegenwärtig von der philosophischen Fakultät der Uni- versität Breslau der „Neugebauershen Stiftung“ gemäß folgende Prieisaufgabe ausgeschrieben worden: „Welchen Einfluß die deut- sche Geschichtschreibung seit dem Jahre 1865 auf die Entwickelung des öffentlichen Lebens in Deutschland ausgeübt ?“

Die Arbeiten, deren Beurtheilung \sich_ gleichfalls die erwähnte Fakultät unterziehen wird, sind in deutscher Sprache abgefaßt, bis zum 1. Januüax 1876 einzufenden, mit einem Motto bezeichnet und begkeitet von einem versiegelten, mit demselben Motto versehenen Zettel, in na e D ie Et D R Der - besten Arbeit

ird der volle Betrag der sei , ‘also in ahren, auf f Zinsen als Preis zuerkannt. y A

Am 25. März beging an der Universität Halle der Geh Justiz-Rath Professor Dr. Carl Witt e (bekannt als Dante-Fors in fünfzigjähriges Professoren-Jubiläum. A Rae

__ Goslar, 28. März. Die Abblattuug und Säuberung d Wände des hohen Chors der Klosterkirhe Neuw erk ist ville endet. Leider sind die bloßgelegten Gemälde nicht so deutlich erhalten, wie mán_ bein Anfange der Arbeit, zufolge der Zuerst entdeckten gut erhaltenen Stellen, hoffen durfte.

Aus dem Großherzoglich sächsischen literarischen Sachverständigen-Verein zu Weimar sind ausgeschieden : -die Mitglieder Ober-Appellationsgerichts-Rath Prof Dr. jur. Fricdrich von Hahn und Geheime Hofrath Prof. Dr. Kuno Fischer und der Stell-

vertreter Architekt Dr. Carl Stegmann. An deren Stelle sind ernannt: als Mitglieder Ober-Appellationsgerichts-Rath Prof. Dr. jur. Wilhelm

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Mai in Berlin versteigert -

Endemann in Jena und Prof. Dr, ‘phil. Karl Fortlage in Jena; al F Stellvertreter der Direktor des Großherzoglichen Museums Dr. Carl Ruland in Weimar. :

Landwirthschaft.

Dresden, 2. April. Der Landeskulturrath hat in seiner leßten Session nah dem „Dr. J.“ u. A. beschlossen: daß Diäten in der den Landtagsabgeordneten gewährten Höhe seinen außerhals Dres- dens wohnenden Mitgliedern zu gewähren sind, daß eine geeignete Per- E ausfindig gemächt werde, die als Wanderlehrer für

hierzuchtbestrebungen in Sachsen wirken solle; daß die land- wirthshaftlihen Kreisvereine zu Baußen und Reichenbach ersucht werden sollen, dem Professor Richter das erbetene Material zu- statistishen Erhebungen des Einkommens der ländlichen Arbeiter zu licfern. Während nämlich alle übrigen landwirthschaftlichen Kreisvereine das Bestreben des Professor Nichier um Aufstellung einer Arbeiter-Statiftik durch Einsendung von Maäterial unterstüßt hatten, war von diesen beiden Vereinen diefe Statistik als nußlos und unpassend bezeichnet worden: Weitere Beschlüsse des Landeskultur- Raths betrafen den Transport von Nußvieh , auf den Eisenbahnen, die Ergreisung von Shußmgßregeln gegen die Einschleppung der Maul= ? und Klauenseuche und ‘die Lungenseuhe des Rindviehs. Es wurden sehr zweckmäßige Anträge zur Verhütung dieser Seuchen beschlossen. Die Maul- und Klauenseuche hat allein bei ihrem leßten Auftreten im Voigtlande, ia R erwähnte, Werthe von gegen ck Million Thaler vernichtet. Endlich beshloß der Landeskultur-Rath um aus- gedehnte Beurlaubungen von Militärs zur Erntezeit und um strenge Maßregeln gegen die im Lande umherziehenden, die ländlichen Dienst- boten aufwiegelnden Personen zu bitten.

Gewerbe und Handel.

„Frankfurt a. O;, 4. April. Die Remeniscere-Mes fe hat ein befriedigendes Resultat geliefert, Es sind 69,000 Centner Waaren ange- fahren, mithin 4000 Centner Waaren mehr als im Vorjahr. Unter

denselben befanden sich übrigens nur 85 Centner ausländishe Waaren, so daß der Meßverkehr mit den nicht zum Zollvereine gehörenden Staaten stets im Abnehmen ist; die vereinsländische Industrie dagegen an Ausdehnung gewinnt.

Der größere Theil der Waaren ist rasch und zu guten Preisen

verkauft; in mchreren Artikeln konnte die Nachfrage nicht befriedigt werden, so daß die Fabrikanten ansehnliche Bestellungen mit nach Hause nahmen. ___ Die Tuchzufuhren waren dadur, daß viele Engros-Käufer be- sor. ders aus Süddeutschland, schon vorher die Fabrikstädte bereiset und dort bedeutend gekauft hatten, nicht so bedeutend wie in den früheren Reminiscere-Messen ; besonders zeigte sich dies bei gemusterten Stoffen aus Forst, Spremberg, Peiß, Cottbus 2c., die in neuer Waare und e Mustern mit einem Preisaufschlag bis 2 Sgr. für die Elle jehr gesucht ‘waren, ohne daß der Begehr befriedigt werden konnte, wo- gegen ältere ‘Waare im ‘großen Geschäft vernachlässigt blieb.

Auch ip glatten, besonders in shwarzen Tuchen aus Guben, Sa- gan, Finsterwalde, Sorau, Grünberg 2c, war das Geschäft animirt und kann der Absaß darin als zufriedenstellend bezeichnet werden. In Dietnchen war dagegen, mit Rüsicht auf die vorgeschritiene Saijou, das Geschäft unbedeutend. :

Das Geschäft in seidenen und halbseidenen Waaren war sehr gut, in wollenen, halbwollenen, baumwollenen, leinenen und kurzen Waaren gut.

In Leder aller Art, rohen Häuten, Fellen, Rauchwaaren, Borsten, Haaren, kurz in allen Rohprodutten, war ein sehr bedeutender Absatz und konnte der Bedarf nicht gedeckt werden. j __An roher Schafwolle waren zu den vorhandenen Beständen nur circa 1000 Ctr. angefahren, die größtentheils zu guten Preisen verkauft worden sind. :

___ An Pferden waren circa 1500 Stück am Markte, der Handel darin bei schr hohen Preisen, hauptsählih durh bayerische und säch- sische Aufkäufer, war jo lebhaft wie nie zuvor.

Mülhausen, 1. April. Die Handelskammer zu Barmen hatte am 10. vor. Monats eine Eingabe an das Reichskanzler-Amt gerichtet, in welcher sie den baldigen Erlaß eines Reichsgeseßes, be- treffend den Marken- A A A unter ausführlicher Mo- tivirung beantragte. Darauf ift folgende Antwort eingegangen:

„Der . Handelskammer wird auf die gefällige Zuschrift vom 10. d. Mis. ergebenst erwidert, daß der Bundesrath durch Beschluß vom 25. Juni 1872 es abgelehnt hat, den Erlaß eines Reichs- gesezes zum Schuß der Fabrik- und Handelszeichen herbeizuführen. Die grage des Mustershdßes wird bei den in Gang befindlichen O über den Schuß der Kunstindustric zur Erwägung elangen.

Das Reichskanzler-Amt. Delbrück.

i U A R Weimar, 3. April. . T. B.) Auf der Thüringer Bahn hat heute unweit der Stadt Apolda ein beladen Cru, ch stattgefunden. Die Passagiere der die Strecke passirenden Züge müssen in Folge dessen die Waggons verlassen und in die von Apolda ent- gegengesandten Züge einsteigen. Morgen wird die Strecke wahrschein- lich für den Personenverkehr wieder hergestellt sein. /

Aus dem Wolff'\chen Telegraphen-Bureau.

Luxemburg, Freitag, 4. April. Die Ständeversammlung hat heute mit 21 gegen 6 Stimmen dem Geseßzentwurfe be- treffend die Genchmigung der einseitig vom Papste ausgespro- chenen Errichtung eines Bisthums ihre Zustimmung ertheilt.

Wien, Freitag, 4. April. Nah einem der „Presse“

aus Konstantinopel zugegangenen Telegramme hat der Ver- treter Rumäniens den JIahrestribut- an die Pforte entrichtet und gleichzeitig die bestimmte Erklärung abgegeben, daß der Fürst von Rumänien keinen diplomatischen Agenten in Washing- ton ernennen werde. i : _—_ Havre, Donnerstag, 3. April. Der Postdampfer des bal- tishen Lloyd, „Franklin“, welher am 29. März Vónt Swine- münde abgegangen war, is hier wohlbehalten eingetroffen und geht morgen nach New-York weiter.

Rom, Freitag, 4. April. Die Deputirtenkammer hat heute, nah Verwerfung cines gegen die Jntentionen der Re- gierung gerichteten Antrages, das Mahlsteuergeseß "mit 206 ge- gen 183 Stimmen angenommen:

_ Lissabon, Donnerstag, 3. April. In der heutigen Sigung der Pairskammer interpellirte der Marquis von Vallada die Regierung über die gegenwärtige Lage des Landes und er- klärte, er fehe die Krone von Gefahren umgeben, da innerhalb des Staates eine von den fortgeschrittensten Elementen ausgehende heim!lihs Agitation bestehe, um die radikalsten Grundsäße qi Geltung zu bringen, welche das Land in Parteiungen palte. Der Präsident des Kouseils, de Fontes Pereira de Mello, erwiederte, daß die Lage in Portugal augenblicklich besser sei wie in den meisten Staaten Europas, die aus- ge)prohenen Besorgnisse seien grundlos und die Regierung entschlossen, die Jnstitutionen des Landes aufrecht zu erhalten.

Petersburg, Freitag, 4. April. Die japanische Gesandt- schaft ist gestern vom Kaiser in Audienz empfangen. Heute wird derselbe das St. Georgs-Orden Dragoner-Regiment, welches für die Dauer des Aufenthalts des Deutschen Kaisers hierher beor- dert ist, besichtigen. Nach einem hier eingetroffenen Schreiben aus Uralsk liegen in Folge eines strengen Winters noh allent- halben große Schneemassen und dürfte deshalb der Feldzug nah

Khiwa für die Truppen ungewöhnlih große A t Strapazen mit sih bringen, hnlih große Anstrengungen un

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