1873 / 85 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 07 Apr 1873 18:00:01 GMT) scan diff

Bayern. München, 4. April. Die Königlihen Staats- Minister der Justiz und der Finanzen, Dr. von Fäustle und Berr, werden, die Osterferien des Bundesrathes und Reichs- tages benütend, auf kurze Zeit hierher kommen.

Zum Vollzug derjenigen Paragraphen der Militär- Ersatz-Inftruktion, welche D EN über den Ersaß- bedarf des Heeres und dessen Vertheilung auf die Ergänzungs- bezirke enthalten, wird vom Königlichen Kriegs-Ministerium die Uebersicht der Bevölkerung sämmtlicher Aushebungsbezirke des Königreichs Bayern nah dem Stande vom 1. Dezember 1871 unter Abrechnung der aktiven Militärpersonen und der Auslän- der, d. h. der Angehörigen von anderen als der deutschen Bun- desftaaten, heute bekannt gegeben. Nach derselben haben die Aushebungsbezirke des 1. Armee-Corps eine Gesammtbevölkerung von 2,333,071 und jene des 11. Armee-Corps eine solhe von 2,423,481 Bewohner.

Sachsen. Dresden, 5. April. Der Staats - Minister Freiherr von Friesen is} vorgestern, der Staats-Minister Abe- ken gestern von Berlin hierher zurückgekehrt.

Leipzig, 5. April. Eine von dem städtishen Verein zu Ehren der freisinnigen Landtagsabgeordneten in der Centralhalle veranstaltete, schr zahlreih besuchte Festlichkeit gestaltete fih zu einer großartigen Ovation für Kaiser und Reich und den Reichs- kanzler Fürsten von Bismarck. Die Einigung der verschie- denen Schattirungen der liberalen Partei if als thatsächlich erfolgt anzusehen ; morgen soll liberale Parteiversammlung“ statt- finden.

Baden. Karlsruhe, 4. April. Fürst Anton von Hohenzollern, welcher gestern zum Besuche der Großherzog- lihen Familie hier eingetroffen war, hat heute Nachmittag 2 Uhr Karlsruhe verlassen, um sich nah Sigmaringen zu begeben.

Braunschweig, 5. April. In der gestrigen Sizung der Landesversammlung wurde zunächst über mehrere Petitio- nen berathen und den Anträgen der Kommission gemäß über dieselben beschlossen. Der Antrag des Abgeordneten Weibro, wegen Aufhebung des Chausseegeldes auf den Staatsstraßen, wurde von dem Referenten wiè dem Korreferencen zur Annahme empfohlen. Dem Geseßentwurf über den Betrieb der Dampf- kessel wurde im Ganzen die aug ertheilt. Die Versamm- lung gab ihre Zustimmung dazu, daß die Verhandlungen bis zum Herbste vertagt werden und \prach den Wunsch aus, daß der Landtag erst im November d. I. wieder berufen werden möge. Sie ermächtigte ferner den Aus\{huß, zu dem etwa eintretenden Verkaufe bestimmt benannter Zubehörungen des Herzoglichen Kammerguts seine Zustimmung zu“ ertheilen und genehmigte die Proposition der Regierung wegen Erweiterung der Zwecke und Verstärkung der Mittel des Kloster- und Stu- dienfonds betreffend. Endlich genehmigte sie und zwar in der Hauptsache ohne Debatte und fast einstimmig die Proposition der Regierung wegen Neubau eines Polytechnikums-Gebäudes, indem sie die von der Regierung verlangten 300,000 Thlr. zur Verfügung stellte. Nur in einigen Nebenpunkten entspann sich eine unwesentlihe Debatte.

Sachsen-Coburg-Gotha. Gotha, 5. April. Die Kom- mission hatte dem gemein\chaftlihenLandtage Vorschläge zu einem Kompromiß gemacht. Dieser Kompromiß, in seinem ersten Theile nur von den Gothaishen Mitgliedern der Kommission formulirt, geht dahin, daß der gemeinschaftlihe Etat wenigstens in seinen, von den Abgg. Berlet, Müller und Werner beantrag- ten, d. h. nah dem Theilungs\hlüssel -von drei Zehntel und fieben Zehntel zwischen Coburg und Gotha gemeinschaftlichen Einnahme- und Ausgabeposten vorläufig auf Ein Iahr en bloc genehmigt, ebenso au der für das gesammte Staats-Ministerium etatisirte Aufwand von 65,443 Thlr. vorläufig auf Ein Jahr unter der Vorausseßung verwilligt würde, die darin einbegriffenen Gehaltsverbesserungen sollten zunächst nur als einmalige Zulage gewährt, im Falle einer Pensionirung, Dispositionsstellung oder im Falle des Todes aber diese einmalige Zulage bei der Be- rechnung des Pensions-, Dispositionsgehaltes und der Wittwen- pension als eine feste Zulage angesehen werden, Außerdem sollte die Verwilligung fürs Ministerium noch an die Bedingung geknüpft sein, daß, wenn innerhalb des bevorstehenden Rech- nungsjahres im Ministerium Stellen vakant werden, \olhe nur nah vorgängiger Zustimmung des gemeinschaftlihen Landtags oder seines Ausschusses wieder beseßt werden dürften. Dieser erste Theil des Komprifses wurde vom Landtag ohne Debatte mit allen gegen 6 (die coburgischen) Stimmen ange- nommen, nachdem der Staats - Minister von Seebach erklärt hatte, daß unüberwindlihe Bedenken gegen sfolche Lösung niht vorhanden seien, insofern es sih ja nur um ein Provisorium von einem Jahre handele, wodurch ein Präjudiz für die Zukunft nicht gestellt werde, der Landtag selbst die Gehaltsaufbesserungen für die Beamten ja überhaupt schon für eine unumgängliche, unauf- \chiebbare Nothwendigkeit erklärt habe und das Ministerium, welches ohnehin vákant werdende Stellen nur da, wo solche nicht ent- behrt werden könnten, wiederbeseße, durch die Mitwirkung des Landtagsaus\chusses bei einer solchen Wiederbesezung sih nicht weiter gehemmt. sehe. Auch der wichtigere Theil des Morchutt- \chen Vermittelungsantrages, der auf die Verfassung bezügliche, hat in dem heute zu Stande gekommenen Kompromiß Play und Aufnahme gefunden, und dieser Theil ist von der Finanzkom- mission einstimmig beantragt, vom Landtag s\elb| einstimmig an- enommen worden. Er geht dahin: eine aus sieben Mitgliedern

estehende Kommission zu wählen, welche im Einvernehmen mit der Herzoglichen Staatsregierung die Frage in Erwägung ziehe, ob und wie, mit Aus\{hluß der Vereinigung der Herzogthümer in Bezug auf das Vermögen und die Steuergeseßgebung, eine Vereinfahung und Verbesserung des Staatsorganismus und seiner Verwaltung herbeigeführt werde.

Der Staats-Minister von Seebach hatte zu diesem Theil des Kompromifses feine aufrihtige Befriedigung darüber zu erklären gehabt, daß wenigstens der Versuch gemacht werden solle, ob durch eine Verbesserung der Verfassung auf dem verfassungs- mäßigen Wege sich niht doch bisherige parlamentarische Unzuträg- lichkeiten beseitigen ließen. Die Mitglieder der Kommission wurden fofort gewählt, worauf der Staats-Minister die Vertagung des Landtages aus\prach.

Desterreich-Ungarn. Wien, 6. April. Die „Wiener Ztg.“ publizirt die Gesetze, betreffend die Wahl der Mitglieder des Abgeordnetenhauses, des Reichtags und, wodur das Grund- geseß über die Reichsvertretung vom 21. Dezember 1867 ab- geändert wird, vom 2. d. M.

Am 2. d. M. Nachmittags ist Prinz Leopold von Bayern, der Bräutigam der Erzherzogin Gisela, hier an-

zurückgekehrt. Kurz vor ihrer Abreise empfing die Königin in

den Jahre ein stetiger Fortschritt in jenen Werken, welche nicht allein

gekommen. Der Kaiser a sh zum Empfang des Prinzen selbst auf den Nordbahnhof begeben.

Der Großfürst Wladimir Alexandrowitsch von Ruß- land trifft, aus Italien über Carmons zurückehrend, am 7. :-d. M. in Wien ein.

Das Abgeordnetenhaus erledigte am 4. d. M. die auf der Tagesordnung stehenden Gegenstände im Wesentlichen konform mit den Anträgen des Ausschusses, darunter die Straf- prozeßvorlage rücksihtlich der vom Herrenhause abgeänderten Paragraphe derselben und die Vorlage, betreffend die Eisenbahn Wien-Radkersburg.

Der von der ungarischen Delegation niedergeseßte Aus\huß für die auswärtigen Angelegenheiten hat die Berathung des gesammten Budgets erledigt. Der Vertreter der Regierung, Orczy, machre dabei die Mittheilung, daß Graf Andrassy am kommenden Montage das Rothbuh vorlegen und zu demselben mündlich -ein weiteres Exposé geben werde. Das Subkomite des Aus\chusses für das Heerwesen, beantragte die Herabminderung der hauptsächlihsten Etatposten auf Beträge, welche den im vorigen Jahre dafür ausgeworfenen nahezu gleihkommen.

In vielen Städten, Olmüß, Brünn, Wischau, Graz u. f. w., haben aus Anlaß der Sanktionirung des Wahlgeseßes Ovationen stattgefunden. Die Stadtvertretungen haben Dankadressen an den Kaiser votirt, die Häuser wurden illumi- nirt, und auf den Straßen dem Kaiser lebhafte Hohs aus- gebracht. /

Am 14. und 16. d. wird bei der Gemahlin des deut- hen Botschafters v. Shweiniß offizielle Auffahrt stattfinden.

7. April. (W. T. B.) Das Rothbuch, welches den Delegationen heute vorgelegt wird, enthält 9 die Korrespondenz wegen Ausführ!:ng des Handelsvertrages mit Frankreich enthal- tende, 12 die Mission nah Persien betreffende und 43 andere Aktenstücke, welche sich sämmtlih auf die Laurion-Angelegenheit beziehen. Aus lehteren is hervorzuheben, daß Italien, Frank- reih und Griechenland gleichmäßig der österreichish-ungarischen Regierung ihren Dank für die geleisteten „hons oftices“ aus \prochen haben.|ß E C

Schweiz. Bern, 5. April. (W. T. B.) Die gestern zu Solothurn zusammengetretene Diözesankonferenz, welche ihre Berathungen heute fortseßt, hat das Vorgehen des Vor- orts Solothurn gegen Lachat in Sachen des Linderschen Legates gebilligt und zugleih beshlossen, daß bei dem anhängigen Pro- zesse dem Domsenate als dritter Partei der Streit verkündigt werden soll.

Basel, 6. April. Dic Baseler Diözesankonfer'enz hat die definitive Redaktion L Antwort an den Bundesrath auf den Rekurs des Bischofs Lachat genehmigt. Die Antwort rehtfertigt die Amtsentsezung des Bischofs sowohl juridisch als historish durch Anführung von Antezedenzfällen vollständig.

Großbritannien und Jrland. London, 4 April. Die Königin i} gestern in Begleitung der Prinzesfin Beatrice und des Prinzen Leopold nah Schloß Windsor

Bukingham- Palast die Zöglinge der mathematishen Schule des Christ-Hospitals, die Ihrer Majestät ihre Karten und Pläne zur Ansicht unterbreiteten.

Die Königin hat auf die ihr im Victoria-Park überreichte Loyalitätsadresse der Einwohnerschaft von Hackney durch den Minister des" Inuéèrn Folgendes erwidert :

„Ich danke “Ihnen für Jhre leyale und ergebene Adresse. Jch wünschte lange, diesen \{önen Park zu besuchen, welher der un- geheuren Bevölkerung, die ihn umgiebt, die Mittel zu einer gesunden und angenehmen Erholung gewährt. Für den kordialen Willkommen, der mir von dieser industriö)en und loyalen Gemeinde zu Theil wurde, ftatte ih meinen aufrichtigen Dank ab. Icch danke Ihnen auch für den in Jhrer Adresse ent- haltenen Hinweis auf das große Interesse, das mein geliebter Gatte, der verstorbene Prinz Gemahl, an Alle:n, was die Gesundheit, die Bergnügungen und die Heimstätten der ärmeren Klassen meines Vel- kes betraf, nahm, ein Interesse, das ich herzlich mit ihm theilte und niemals aufgehört hat, den hervorragendsten Plaß in meinen Gedan- fen cinzunehmen. Jch anerkenne dankbar, daß, während Vieles zu thun übrig bleibt, während meiner Regierung ein gründlicher Fortschritt in dieser Richtung gemacht wurde, und ih hoffe, daß in jedem folgen-

die Gesundheit und das Behagen, sondern auch den moralischen Fort- ritt meines Volkes fördern, wahrgenommen werden wird.“

Im ö fsterreihischen Botschaftshotel fand am Mitt- woh Abend ein diplomatishes Diner statt, bei welchem der neue persische Gesandte und seine Gemahlin, die Prinzessin Mal- com Khan, die Gesandten Schwedens, Belgiens und Italiens, General Mohsin Khan, der Herzog und die Herzogin von Bed- ford, Lord. und Lady Napier of Ettrick, Lord und Lady Eger- ton of Tatlon, der Premier-Minister Gladstone neb Gemahlin und andere Personen von Distinktion die Gäste des Grafen Beust waren.

Frankreich. Paris, 4. April. Das „Journal des Debats“ berechnet den der franzöfishen Staatskasse aus dem neuen Räumungsvertrage vom 13. März 1873 erwachsenden Vortheil im Ganzen auf 108,400,000 Franken. Nach den Be- stimmungen jenes neuen Vertrages werden zuvörderst 500-Mil- lionen in zwei gleihen Raten am 1. April und am 1. Mai bezahlt, wodur ein Zinsverluft für die zweite Rate von nur 3,125,000 Fr. entsteht, gegenüber den 15 Millionen Zinsen, die bei der ursprünglih festgeseßten Vertheilung der Zahlung auf die Zeit vom 1. März 1872 bis zum 1. März 1873 der Staats- kasse zur Last gefallen wäre, was eine Ersparniß von 11,875,000 Fr. ergiebt. Ferner würde Frankreih nach den früheren Bestim- mungen die Interessen einer Milliarde für ein ganzes Jahr (vom 1. März 1873 an), das heißt 50 Millionen zu zahlen ge- habt haben, und vom 1. März 1874 an bis zu dem des fol- genden Jahres die Zinsen des noch nicht eingelieferten Theiles der fünften Milliarde. Das würde 27,500,000 Franken, also zusammen - 77,500,000 ausgemaht haben. Nah der neuen Uebereinkunft wird die leßte Milliarde in vier Raten, auf vier Termine vertheilt, eingezahlt, was für die erste Rate, die nah drei Monaten bezahlt wird, an Zinsen 3,125,000 Fr., für die zweite, nah \sechs3 Monaten einzuliefernde 4,166,666 und so weiter für die beiden leßten 5,218,332 und 6,250,000, also zu- sammen 18,799,998, ausmacht. Das ergiebt auhch hier eine Er- \parniß von 77,500,000 weniger 18,759,998, also von 58,740,000. Mit der Summe, die an der oben genannten achten halben Mil- liarde gespart wird, zusammen giebt das einen agi E E von 70,615,000 Fr. Frankreich hätte ferner an Unterhal- tungskosten der Ofkkupationsarmee von- 30,000 Mann, die noch 730 Tage auf französishem Boden bleiben sollten, ungefähr 43,800,000 Fr. zu zahlen gehabt. Nach dem neuen Vertrage wird die Okkupationszeit auf drei Monate beschränkt, was mit den

liefert. Der Gesammtgewinn beträgt sonah 108,400,000. Die möglichen Verluste, welhe der Staats\chaß dur die Erhö

des Zinsfußes der Schaßscheine, dur eine vielleicht nöthige An- leihe bei der französishen Bank und durch den Ankauf vou Wechseln aus dem Ausland erleiden könne, halten die „Debats® jener Summe gegenüber für ziemlich vershwindend.

Gestern fand im College Henri 1V. die große Revue über die Schüler der Pariser Colleges, die seit einer Woche ein- geübt werden, statt. Der Kriegs-Minister General de Cissey und der Unterrichts-Minister Jules Simon wohnten derselben zu Pferde an. Heute Morgen wurde in allen Colleges cin Ta- gesbefchl des Kriegs-Ministers angeschlagen, worin sih derselbe t ie d Anerkennung über die gute Haltung der Schüler ausspricht.

Die „Patrie“ meldet: In der Absicht, den Bewafsnungs- dienst und die Proviantirung mit Munition durch den Gebrau derselben Waffe und derselben Patrone für die ganze Armee zu vereinfachen, hat der Kriegs-Minister einen Karabiner des Bewaffnungsmodells von 1866 angenommen, der für die Mann- schaft der Artillerie zu Fuß bestimmt ist. In Kurzem wird die ganze Armee: Infanterie, Kavallerie, Gensd'armerie und Artille- rie, cine Bewaffnung nach / demselben Modelle,, dem Chassepot von 1866, befißen, mit demselben Mechanismus, demselben La- dungsverfahren, derselben Patrone und nur durch die Länge des Laufes oder die Abwesenheit oder das Bestehen des Bayonnet- säbels, je nahdem die Waffe für Fußvolk oder Reiter bestimmt ist, unterschieden.

—- 6. April. (W. T. B.) Bei den heute stattgehabten Wahlen für den Pariser Gemeinderath sind zwei Radikale und ein Konservativer gewählt worden.

Versailles, 5. April. (W. T. B.) In der heutigen Sizung der Nationalversammlung begann die Berathung des Gesehentwurfs über die Bewilligung von Entschädigungen an die Stadt Paris und an die von der Offupation betroffenen Departements. Am Montag soll die Berathung fortgeseßt wer- denz nah der Beschlußfassung über den Gesehentwurf werden die Ferien der Kammer ihren Anfang nehmen.

Spanien. Madrid, 5. April. (W. T. B.) Die Re- gierung hat den Provinzialdeputationen die Wiederher- stellung der aufgelösten Munizipalitäten aufgegeben. Zorilla ist in Madrid angekommen. Von den in Madrid sich aufhal- tenden Cataloniern ist eine Erflärung erlassen worden, dur welche sie fich gegen die ihnen zugeschriebenen separatistishen Tendenzen verwahren. Noch Regierungsberichten ist der Car- listenführer Cucula mit einem Verluste von 10 Todten und 20 Verwundeten geschlagen worden. Der zum Ober-Com- mandirenden in Catalonien ernannte General Velarde seßt seine Operationen von Reus aus ins Werk.

6. April. Die „Gaceta“ veröffentliht einen detaillirten Bericht über die Uebergabe von Berga an die Carlisten und giebt dieselbe dem Verrathe des Kommandanten Morales Schuld. Das Blatt bestätigt die Hinrichtung von 67 Volon- tären, die durch Bajonnet- und Messerstihe getödtet wurden, wodur die Exekution sih als Meuchelmord qualifizire.

Portugal. Lissabon, 5. April. (W. T. B.) Das Organ der progressistischen Partei erklärt das Gerücht, daß der Herzog von Loulé die Absicht habe, wegen der all- zufortgeschrittenen Tendenzen ‘der hervorragendsten Mitglieder seiner Partei von der Leitung der Partei zurüczutreter, für un- begründet. In den Sißungen der Deputirtenkammer tritt eine lebhafte Opposition gegen die Geseßentwürfe der Re- gierung hervor.

Ftalien. Rom, 5. April. (W. T. B.) Nach den von dem Finanz-Minister Sella der Deputirtenkammer vorge- legten Geseßentwürfen werden sich die Staatseinnahmen um 32 Millionen höher stellen; der Finanz-Minister wird au nah Vorlagen, betreffend die Uebertragung des Staats\chaÿ- dienstes an Kredit-Institute und die Regelung der Notencirku- lation einbringen. Der Papst hat den Großfürsten Wla- dimir empfangen. / Türkei. Belgrad, 5. April.

(W. T. B.) Der Fürß

hat bis auf Weiteres Ristics mit der Leitung des Kriegs-

Ministeriums und den Finanz-Minister Jovanovc is mit der Leitung des Kommun ikations-Ministeriums betraut.

Rußland und Polen. St. Petersburg, 3. April. Eine besondere Kommission soll, wie der „Gol.“ uittheilt, unter dem Vorsißze des Fürsten Barjatinski gebildet und beauf- tragt werden, die Mittel ausfindig zu machen, um bei der be- vorstehenden Militärreform das Steigen des Budgets des Kriegs- Ministeriums \o viel als mögli zu verhindern. Als Mitglieder dieser Kommission werden die-General-Adjutanten Ignatjew und Tschewkin, der Geheim-Rath JIakobsohn, die Generale Jakorwlew und Sattler und noch einige Personen genannt.

Ueber die Reife des Schhahs von Persien bringt das „Journ. de St. Petersbourg“ folgende Nachrichten: Untex den Personen, welche das militärishe Gefolge des Hohen Reisenden während seines Aufenthaltes in Rußland bilden wer- den, nennt man den General-Adjutanten Fürsten Menschikow, den General-Major der Suite des Kaisers Kawelin und den Flügel-Adjutanten Oberst Besak. Der persishe Prinz Risa- Kuli-Mirsa, Flügel-Adjutant des Kaisers, ist, bekanntli der Vetter des Schahs Nassr-ed-Din, wird aber keine offizielle Stellung bei sêinem Hohen Verwandten. einnehmen.

6. April. (W. T. B.) Während der Dauer des Aufenthaltes des Deutschen Kaisers in Rußland sind der General-Adjutant Fürst Suwaroff, der General-Major à la suite Fürst Galißin und der Flügel-Adjutant Fürst Metschersky zum Ehrendienste kommandirt worden.

Nach einem offiziellen Berichte traf eine Infanterie- Kolonne, welche unter Beigebung einer Abtheilung Kosaken von dem Ufer des Atrekflusses aus abgesondert worden war, um den Uebergang der räuberis{hen Turkmanen auf das russische Ufer des Flusses zu verhindern, am 10./22. Februar mit einer zahl reichen Schaar turfmanischer Reiter zusammen, griff dieselben an und verfolgte sie bis zum späten Abend. Die Turkmanen verloren einige Todte und Verwundete, auf russischer Seite war nur ‘ein Kosake verwundet; es wurden 430 ‘Kameele erbeutet.

Schweden und Norwegen. Christiania, 31, März. Der König hat durch Reskript vom 24. d. M. den Antrag des norwegishen Storthings wegen Verlängerung der auf 2 Monate festgeseßten, grundgesezmäßigen Versammlungszeit des Storthings bewilligt. Das Wahlktomite des Things hat

Verpflegungskosten der in Verdun noch weitere 45 Tage zurück-

Sonnabend über die fernere Dauer dieser Versammlung be

bleibenden Besaßung nur noch einen Aufwand von 6,015,000 Fr. erfordert, daher eine Ersparniß von 37,785,000 Fr.

rathen und glaubt Ende Mai als den für die Beendigung der wichtigsten Arbeiten entsprechenden Zeitpunkt angeben zu können. Das Konstitutionskomite hat nunmehr sein ausführliches Gut- ahten über die zehn vorliegenden Vorschläge zur Ausdeh- nung des Stimmenrechts abgegebéèn. Das. Komite theilt sich in 3 Gruppen ; die Mehrzahl desselben beantragt die Annahme der Vorschläge: Daae und Sörensen die Minderzahl Aall und Kon- forten und nur ein Mitglied erklärt sich für den Vorschlag Sverdrups. Das Zollkomite des Storthings hat beschlossen, eine Herabsetzung des Zolles, namentli für Manufakturwaaren, zu einem Betrage von 100,000 Spezies, in Vorschlag zu bringen.

Dänemark. Kopenhagen, 3. April. Gestern wurde im Ländsthing die Vertrauensadresse mit 44 gegen 8 Stim- men angenommen. 12 Mitglieder waren abwesend. Freitag wird sowohl im Landsthing wie im Folkething die leßte Sizung vor den Osterferien stattfinden, in welher die Antwort des Kö- nigs auf die beiden Adressen mitgetheilt werden wird (inzwischen telegraphisch bereits gemeldet). Unterm 22. März wurde der erzog Leopold Friedrih Franz Nikolaus von An- Fall zum Ritter des Elephanten-Ordens ernannt.

Asien. Der neue britishe Gesandte am persischen Hofe, Mr. Taylour Thompson, fam am 2. d. M. in Teheran an und wurde mit großer Feierlichkeit empfangen.

Nahrihten aus Afghanistan zufolge scheint es, daß der Emir wieder von Schirdar Abdul Rahman Khan, dem Sohne seines Vorgängers auf dem Throne, der, ob- wohl ein Berbannter, die Hoffnung, eines Tages die Stellung eines Herrschers der Afghanen einzunehmen, noch nicht aufge- geben hat, beunruhigt wird. Vor einiger Zeit hieß es, daß der Scirdar Sherabad okkupirt habe, und nun wird gemeldet, daß er den. Oxus überschritten habe und daß seine Streitmacht in einem scharfen Scharmügel die des Gouverneurs des Emirs Naib Alam Khan, aufs Haupt geschlagen habe. Abduls Vetter, Schirdar Esa Khan, der dem Vernehmen nach in Gemeinschaft mit ihm agirt, hat fich der Stadt Akha bemächtigt. Der Emir hat Jacub Khan befohlen, ins Feld zu rücken und Naib Alam Khan anzuweisen, bis zu seiner Vereinigung mit Jacub in der Defensive zu bleiben.

Australien. Telegramme “melden unterm 3, d. M.: Das Parlament von Neu-Süd-Wales hat 50,000 Lstr. zur Förderung der Einwanderung votirt. Das Parlament von Victoria wird Anfangs Mai zusammentreten. Die Handels- kammer von Adelaide hat das südaustralishe Parlament drin- gend ersucht, Schritte zur Förderung der Einwanderung zu thun.

Australien. Lunalilo, König der Sandwichs-Inseln, wird in Kurzem in Begleitung des amerikanischen Generals Shofield die Vereinigten Staaten besuchen.

Die Nr. 13 des , Central-Blatt für das Deutsche Rei h“ hat folgenden Inhalt: Allgemeine Verwaltungs-Sachen : Mit- theilungen über den“ Stand der Rinderpest. Münzwesen: Notiz über die Auêprägung von Reichs-Goldmünzen. —_Zoll- und“Steuer- wesen: Bek.nntmachungen über Befugnisse von Steuerämtern 2c. Heimathwesen: Entscheidungen des Bundesamtes für das Heirnath- wesen. Postwesen: Bekanntmachungen, betreffend Behandlung der mit dem Vermerk „Sofort zum Protest“ versehenen Postmandate ; betr. Postverdindung mit Konftatinopèl; betr. Korrespondenzbeförde- rung nach Brafilien 2c. via Portugal : betr. Drucksachen und Waaren- proben nah und aus Schweden; Uebersiht über die während des 1. Quartals 1873 im deutschen Reichs-Postgebiete eingerichteten und aufgehobenen Postanstaiten. Marine und Schiffahrt: Bekannt- machung, betr. die Aufhebung der Kommission für die Schiffspapiere zu Hamburg. Militärwesen: Bekanntinachung eines Nachtrags- Berzeichnisses derjenigen höheren Lehranstalten, welche zur Ausstellung gültiger Zeugnisse über die wissenschaftlihe Qualifikation zum ein- jährig freiwilligen Militärdienst berechtigt sind. Personal-Berände- rungen 2c. : Ernennung von Geh. Kalkulatoren bei dem Rechnungshofe des Deutichea Reichs.

Die Nr. 7 des „Marine-Verordnungs-Blatt“ enthält Vorschriften über den Dienstweg und Behandlung von Beschwerden der Militärpersonen des Heeres und der Marine, sowie der (Sivil-

beamten der Militär- und Marine-Verwaltung.

Die neuesten Entscheidungen des Reih3-Ober-Han- delsgerihts in Lei pzig betreffen: Was heißt „Schaden bei der Beförderung auf der Eisenbahn“ im §. 25 des prenßishen Gefeßes vom 3. November 1838? Strenge Anforderungen an den Beweis des Kommissionärs, der si von den Rechisfolgen des nicht ‘ingehaltenen Limiti dadurch befreien will, daß er vorgicbt, durch den Verkauf vom Kommittenten Schaden abgewendet zu haben. Als der Verl-ßte im Sinne der Paragraphen 247 und 263 des Strafgeseßbuches ist nur Derjenige zu betrachten, welcher die Vermögenseinbuße unmittelbar erlitten hat.

Von dem Werke: „Statistishe Nachrichten von den preußischen Eisenbahnen, bearbeitet auf Anordnung Sr. Ex- cellenz des Herrn Ministers für Handel, Gewerbe und öffe tliche Ar- beitén von dem tecnischeu Eijenbahn-Bureau des Ministeriums“ (Verlag von Ernst und Korn, Gropiussche Buc{- und Kunsthandlung, Berlin 1872) ist der 19. Band erschicnen. Derselbe enthält die Er- gebnisse des Jahres 1871 nebst einer Uebersichtskarte und drei Nîi- vellementspläuen, ferner als Anhang das Inhaltsverzeichniß der in Bezug auf die preußischen Eisenbahnen erlassenen und in der Geseß- Sammlung publizirten Gescße, Siatuten, Statuten-Nachträge, Privi- legien 2c., auch die in den neuen Landestheilen während ihrer chemaligen Landesangehörigfeit : erlassenen Gescße 2c, fowie Bestimmungen für die Aufstellung der technischen Vorabeiten zu Eisenbahnanlagen. Aus dem statistischen Theil des Buchs werden wir binnen Kurzem einen Auszug veröffentlichen.

Nr. 7 des Centralblatts der Abgaben-, Gewerbe- und Handelsgeseßgebung und Verwaltung in den Königlich Preußischen Staaten hat folgenden Inhalt: Innere Geschäfts- verwaltung der Steuerbehörden. Cirkularverfügung des Königlichen Finanz-Ministeriums der Führung der Register bei Hebestellen, welche mit mehr als einem Beamten beseßt sind, betreffend, vom 19. Februar 1873. Abgaben vom Verkehr mit dem Auslande (Zoll- und Ueber- gangsabgaben). Verfügung des Königlichen Finanz-Ministeriums, die Ermittelung des Nettogewichts gleich großer Kolli dur probeweise Verwiegung der Umschließung betreffend, vom 15. Februar 1873. Cirkularverfügung des Königlichen Finanz-Ministeriums, die U1nwand- lung des Nebenzollamts 1. in Oberschreiberhau in ein Nebenzollamt Il. betreffend, vom 16. Februar 1873. Cirkularverfuügung des König- lichen Finanz-Ministeriums, die Errichtung einer Zollexpedition an Lehrter Bahnhofe bei Berlin betreffend, vom 24. Februar 1873. Cirkularverfügung des Königlichen Finanz-Ministeriums, die Befug- niß der Hauptfteuerämter in Straßburg und Mülhausen betrcffend, vom 26. Februar 1873. Mahl- und Schlachtsteuecr. Verfügung des Königlichen Finanz-Ministeriums, die Ermächtigung des aupt- amts in Breslau zur Prüfung der mit dem -Anspruch auf Mahl- steuerbefreiung eingehenden Reisstärke betreffend, vom 20. L ruar 1873. Stempelsteuer. Cirkularverfügung des Königlichen Finanz- Ministeriums, die Erhebung der Steuer von unter Kreuzband ein- gehenden ausländisdea Zeitungen betreffend, vom 19, Februar 1873. Verfügung des Königlichen Finanz-Ministeriums, die Tarifirang von

apierartigem Holzstoff betreffend, vom 26. Januar 1873. Verfü- uen des La Nie N roviraial-Steuerdirektors in Göôln, die Tarifi- rung sog. Anticalcaire betreffend, vom 30. Januar 1873.

Nr. 28 der „Annalen der Landwirthschaft in den Königlich Preußischen Staaten“ hat folgenden Inhalt : Ernen- nungen. Studium der Landwirths{aft an der Universität Halle. Welt-Ausstellung 1873 - in Wien. Landwirthschaftliche Maschinen- Bs am Felde. Petition, betreffend Vorspannleistungen. Aus dem Herzcgthume Anhalt. Literatur: Vorschläge zur Beseitigung der Massen-Auswanderung. Report of the Commissioner of Agriculture for the Year 1871, Vermischtes: Zur Rébenlaus. Handel mit Zucht- und Zugvieh. Fettvichbericht. E SEEi

Statistische Nachrichten.

Einer gemeiudeweise erstellten Zusammenstellung der vo rläu- figen Ergebnisse der Viehzählung vom 10. Januar d. J. im Bezirksamte Kitzingen, Regierungsbczirkes Unterfranken in Bayern, - veröffentliht vom dortigen Bezirkéamte, entnehmen wir fol- gende Mittheilungen: L. Bei einer Einwohnerzahl von 52 Gemeinden (worunter 2 über 2000, 6 über 1000 Einwohner) von 30,847 und 8433 Haushaltungen beträgt die Zahl der Viehhaltungen 4559, hier- von treiben Landwirth\chaft 3686. IL. Pferde 1030. Fohlen 36, über 3 Jalbre alt 994; tarunter: Hengste 16, Wallachen 635, Stuten 343. Der Benutzung nach dienen landwirthschaftlicher Arbeit 813, gewerb- lihen oder Verkehrszwecken 185; sonstige Wagenpferde gab es 6. ITI. Rindvieh: Gesammtzahl 16,665. Kälber 1493, Jungvieh (von 1__2 Sahre alt) 5089. Ueber 2 Jahre alt 10,083, davon sind: Bul- len (vorwiegend von der Scheiufelder, daun von der Frankenrace) 83, andere Stiere und Ochsen 2493, Kühe 7507; von leßteren wurden zur Axcrbestellung angespannt 3270. IV. Schafe 7157, darunter veredelte Flei\chschafe 3304. V. Schweine 7641. VI. Ziegen 2556. VII Bie- nenstôcke 1135, darunter mit beweglichen Waben 273.

Die soeben ausgegebene Nr. 117 der Mittheilungen der Großherzoglich Hessischen Centralstelle für die Landes- statistif (für Monat April) hat folgenden Jnhalt : Verzeichniß der- jenigen Gemarfungen im Großherzogthum Hessen, * in welchen im Jahre 1871 Tabak gebaut wurde 2c. Meteorologische Beovachtun- gen im Monat Januar 1873, Uebersicht der Normalfsteuerkapita- lien nah Kreisen für das Jahr 1873, Die Volkszählung im Großherzogtbum Hessen vom 1. Dezember 1873. (Fortseßung.) Zusammenstellung der aus dem Großherzogthum Hessen nah den Vereinigten Staaten von Nordamerika im Jahre 1872 exportirten Waaren. Schulbildung der im Ersaßjahr 1871/72 bei der Groß- herzoglih Hessischen (25.) Division eingestellten hessischen Untertha- nen. Sterbefälle und Todesursachen im Januar und Februar 1873.

Wien, 3. April (Wien. Z) Bei der Lebensversicherungs-Ab- theilung des ersten allgemeinen Beamtenve:eins der öfster- reichisch-ungarischen Monarchie wurden im Monat März d. I. 674 neue Anträge über 772,750 fl. Kapital und 3300 fl. Rente ein- gebracht. Abgeshlossen wurden in demsclben Zeitraume 620 ®Ver- träge per 603,905 f. Kapital und 300 fl. Rente, eine Abschlußziffer, wie fie bisher per Monat nicht erreicht worden war. Der Gesammt- stand der Versicherungen hat sich nah Abschlag aller Erlöschungen auf 18,667 Polizen-mit 16,535,600 fl. Kapital und 38,966 fl. Rente er- höht, von welchen Beständen 439,294 fl. Kapital und 5000 fl. Rente in Rückversicherung gegeben sind. Seit Beginn des laufenden Jahres erloschen durch Todesfälle 42 Verträge, mit denen 33,700 fl. Kapital fällig wurden. Die Vorschußabtheilung, deren Geschäftsstand mit Gvde v. F. abschließt, zählt 8868 Theilhaber mit einem Vermögen von 377,759 fl, aus welchem mit Zuhülfenahme von Krediten im Centrale im Jahre 1872 1,085,956 fl. an Vorschüssen ertheilt wurden.

London, 2, April. - Während des ersten Quartals dieses Jahres wanderten über Liverpool aus: 24,399 Personen, 1666 weniger als in dem entsprehenden Zeitraume des Vorjahr-8, nah transatlan- tischen Häfen. Die Abnahme fand hauptsächlich in ausländischen Auswandexern, deren Zahl 6994 war, statt.

St. Petersburg, 2. April. Der „Anzeiger für Preßangele- genheiten“ meldet, daß in ten zwei Wochen vom 25. Februar bis zum 10. März 88 Bücher, darunter zwei in deútschec und zwei in französisher Sprache, in Rußland erschienen - sind. Im Laufe des Februar hat die ausländische Censur 197 Werke, nämlich 129 deutsche, 62 englische, 4 russishe und 2 dänische, durchgesehen und 9 der deut- schen Werke verboten. J der lelzten Nummer des „Anz. für Preßang.“ sind die Mittheilungen über die Theater im Jahre 1872 beendigt. Es ergiebt sih daraus, daß in Rüßland 142 Thea- ter und zwar größtentheils hölzerne bestehen. Die allgemeine Zahl der Städte im europäischen Rußland mit 2800 angenommen, ergiebt dies nur ein Theater für- je 20 Orte mit städtishem Charakter. Nicht all: Gouvernements-Hauptstädte haben ein Theater; jo ist Wologda ohne Theater und in Poltava spielt die Charkower Truppe auch nur während der Messe. Dafür haben allerdings einige Flecken und Dörfer Theater, so Ciecocynsk (Kreis Nieszawa), Buturlinowka (Kreis Bobrow), Ssmjeloje und Nowo-Alexandria.

A uf T T E T7 L,

Stockholm, 1. April. Nach der leßten Zählung beträgt die Bevölferung Stockholms jeßt 139,896 Personen.

Kunft und Wissenschaft.

Das soeben in der Buchhandlung von Ferd. Beyer vormals Th. Theile zu Königsberg erschienene 2. Heft des 10. Bandes der „Altpreußischen Monats]chr,ift "(der Neuen Preußischen Provin- zialblätter vierte Folge), herausgegeben von Rudolf Reicke und Ernst Wichert enthält: Abhandlunzen: Peter der Große, Herders Fürsten- ideal. Von B. Suphan. Das Stammbuch des Pfarrers Chri- stoph Ait. Von Pfarrec Dr. Wolsborn. Die Waffenhalle des Herrn Blell auf Tüngen bei Wormditt. Von Dr. phil, Georg Bu- jack, Westpreußen unter polnischem Scepter. Von Prof. Dr. A. Reusch. Ueber eine neue Copernicus-Handschrift. Mitgetheilt von M. Curße. Kritiken und Referate: August Hagen, No- rica, das sind Nürnbergische Novellen aus alter Zeit. Voa Carl Selke. ,— Heinels Geschichte Preußens. Von C. F. Laudien. Alterthumsgesellschaft Prussia 1873. Mittheilungen und An- hang: Bernstein-Bergbau im Samlande. Von Prof. Dr. G. Be- rendt. Urkundenfunde (16—18). Mitgetheilt von M. Perlbach. Universitäts-Chronik 1873 (Nachtrag und Fortseßung). Lyceum Hosianum in Braunsberg 1873. Altpreußishe Bibliographie 1872 (Nachtrag und Fortseßung). Periodische Literatur 1873. Nach- richten.

München, 4. April. (Allg. Ztg.) Dem Vernehmen nah hat der König verfügt, daß das Schlachtenbild Bodenmillers, das I. bayrische Armee-Corps im Kampfe bei Sedan zunächst Bazeilles darstellend, der neuen Königlichen Pinakothek eiaverleibt werde. _ZU- gleich hat der König angeordnet, daß dasselbe vorher noch an einige größere Städte Bayerns, wo Kunstvereine und Garnisonen sich be- finden, zu einer zeitweiligen Ausstellung verschickt werde. i

5. April. Dem außerordentlichen Profefsèr an der Uni- versität Würzburg, Dr. Frz. Brentano, ist die erbetene Enthe- bung von der Professur unter Anerkennung feiner Leistungen bewilligt.

Darmstadt, 5. April. Der Privatdocent Dr. Ernst Zim- mermann ist zum außerordentlichen Professor bei der juristi]chen Fakultät der Landes-Universität ernannt worden.

Weimar, 5. April. Der Gro“herzog hat dem Staatsanwalte bei dem Großherzogl Kreisgerichte hier, Dr. Jur. Christian August Thon, die erbetene Entlassung aus dem Großherzogl. Staatsdienste behufs der Uebernahme einer ordentlichen Professur in der juristischen Fakultät der Universität Rostock gewährt.

London, 3. April. Das in Shangai erscheinende „Budant“

entbält - Angaben über eine neue chinesische Zeitschrift nah eutopälsibem Modell, betitelt: „V ing-whan-s0-ke“ oder „Monatliches

Bericht über den

Magazin*. Dasselbe besteht hauptiächlich aus Reproduktionen von dem Tageblatt, in desse» Bureau es beraus-egeben wird. Jn der zweit-n Nummer nehmen die behandelten Gegenstände folgende Ordnung ein: 1) Vergleichende Physiologie; 2) der Bau des Dam- pfers, der zuerst die Telegraphendrähte von England nach Amerika trug; 3) humoristishe Skizzen aus Japan; 4) zehn Skizzen, die ver- schiedene Phasen des europäischen und cinesishen Lebens veranschau- lichen; 5) fünf Artikel über chinesische Literatur, Religion, Gebräuche 2c. ; 6) zwei Dissertationen über Styl 2. Der Inhalt nimmt 50 Seiten ein und das Magazin wird zu ca. 34 d. per Copie verkauft. Japan überflügelt indessen China bei Weitem. Jn Yeddo wurden im vorigen Fahre 24 Bücher veröffentlicht, von denen fast alle Ueberseßzungen waren. Sieben sind Ueberseßzungen von ausländischen Elementar- werken über Chemie oder Physik, vier über Geographie, zwei über amerifanishe Geschichte und drei über bürgerlihes Necht. Ein Buch enthält den javanischen Text aller Verträge Japans mit fremden Ländern; ein anderes eine vollständige Liste aller japanischen Beamten vou einem gewissen Grade ab, und ein drittes handelt von den „Prin- zipien der Freiheit.“

Wie den „Times“ aus Cairo geschrieben wird, wurde dem Khedive unlängst eine in französisher Sprache abgefaßte und von Touristen aller Länder unterzeichnete Adresse überreicht, worin Se. Hoheit ersucht wird Maßregeln zu ergreifen, um die verschiedenen alt- ägyptischen Tempel und Paläste, Denkmäler, vor Verfall zu schüßen. Die Adresse empfiehlt es auch als höchit wünschenswerth, daß jedes fostbare Monument, wie z. B. die Höhlengräver Bem Hassans, die cinen besond.rs großen historischen Werth bcfißen, ver- antwortliche amtliche Hüter erhalten sollten, um fie gegen Verunstal- tung Seitens der Besucher und der umliegend-n Dorfbewohner zu \{ützen. Zur Deckung der Unkosten für die Erhaltung dieser Mo- numente würden, so heißt es, die Touristen gerne bereit sein, eine kleine Eintrittsgebühr zu zahlen, um so mehr, da folhe Gebühren in Pom- peji, Herculanum, Verona, Nismes und anderen alterhümlichen Städten erhoben werden. /

“4. April. Dem verstorbenen englishen Philanthropcu John Howard, der sich um die Verbesserung der Gefängnisse uud die Behandlung von Gefangenen wesentliche Verdienste erworben hat, foll in London cine Statue geseßt werden.

Landwirthschaft.

Das Märzheft des Landwirthschaftlihen Centralblatts für Deutschiand (Redacteur A. Krocker, Berlin, Verlag von Wie- gandt und Hempel) eathält : Bericht über die zweite Bersammlung des Deutschen Landwirthschafsraths. Aus dem Generalberiht über die Arbeiten der städtishen gemischten Deputation für die Unter- suchung der auf die Kanalisation und Abfuhr in Berlin bezüglichen Fragen, von Professor Dr. Virchow. Meteorologie. Technologie. Landwirthschaftliches Unterrichtswesen. Ländliche Fortbildungsschulen von Frhrn. von Old-Wachendorf und Herrn von Knaguer-Gröbers. Volkswirthschaft. Kolcnialwollen in Deutschland. Durchschnittepreise der wichtigsten Lebensmittel in den bedeutenoften Marktstädten dcr preußischen Monarchie für die Erntejahre 1865/66 —1571/72. Lan- desfultur-Geseßgebung : Die Einrichtung von Schlachthäusern an der österreichisch - russischen Grenze zur Abhaltung der Rinderpest. Ver- mijchtes: Vorlesungen auf den landwirthschaftlichen Akfademicn im Sommersfemester 1873 2c.

Mücheln (bei Merseburg), 1. April. Am 10. Juni wird bei Mücheln eine größere Thierschau, verbunden mit Ausstellung land- wirthschaftlicher Maschinen und Geräthe, Sämereien und sonstiger die Landwirthschaft interessirender Gegenstände unter Gewährung von Prämien stattfinden.

Aschaffenburg, 3. April. Die außerordentliche Ber- bands-Ausstellung der Rheinishen Gartenbau-Ver- eine wird in der Zeit vom 13. bis 20. April in hiesiger Stadt stattfinden.

Braunschweig, 1. April. Der hiesige Laudbauverein wird Ende August d. J. in der Turnhalle eine allgemeine G emüfe-, Frucht- und Blumen-Ausstell ung veranstalten. Mit derselben wird eine Prämiirung und Verloosung stattfinden.

Bremen, 31. März. Der Vorstand des Vereins gegen das Moorbrennen erläßt gegenwärtig ein zweites Preisaus]chreiben, das 2000 R.-M. auseßt für das nachweislih beste praftische Ver- fahren zur Massenverwerthung von Torf und Moorerde. Die srift- lichen Bew?rbungen sind bis zum 1. Juni an den Landesöfonomie-Rath Griepenkerl in Braunschweig einzuliefern.

Gewerbe und Handel.

Elberfeld, 5. April. (W. T. B.) In der heutigen Genec- ralversammlung der vaterläadishen Feuerversichc- rungs-Aktiengejellschaft wurde die Vertheilung von 65 Thaler Dividende pro Aktie für das Jahr 1872 beschlossen.

Leipzig, 5. April. (W. T. B.) Nach einer Bekanntmachung des Vorstandes des deutshen Prinzipal -Buchdrudcker- vereins- wird die beabsichtigte Delegirtenversammluug von Prinzi- palen und Gehü!fen vorläufig nicht stattfinden, und soll der Bereins- tarif in allen Vereinsbuchdruckereien spätestens am Montag, den 21. d., eingeführt werden.

London, 3. April. verneure und Direktoren der Bank von England statt. An Stelle des Herrn George Leyall wurde Herr B. B. Greene, von der Firma Blyth und Greene, zum Gouverneur, “und Herr H. H. Gibbs, Chef der Firma Anthony Gibbs und Sons, zum Bize-& ouverneur gewählt.

4. April. In der gestrigen fortgeseßten Enquete über die Kohlenknappheit und Theuerung wurde Mc. Wynne, der Bergwerks-Jnspektor iu Nord-Staffordshire, Shropshire und Cheihire vernommen. Nach seinem Ermessen ist die Kohlenpanik weniger der mangelhaften Zufuhr als der ungestümen Nachfrage von Seiten der Fabrikeu und Eisenhütten zuzuschreiben. Diese ungewöhnliche Nach- fcage trieb die Kohlenpreise auf ihre jeßige Höhe. Jum vorigen Jahre fostete die Tonne Kohlen 7 sh. 6 d. jeßt 20 und 23 sh. Allerdings

Gestern fand die jährlihe Wahl der Gou-

stiegen wähxend der leßten zwei Jahre auch die Arbeitslöhne um 40 pCt. bei gleichzeitiger Herabseßung der Arveitszeit. Die Zahl der Kohlengruben in den erwähnten Distrikten ist von 222 in 1868 bis auf 235 in 1873 gewachsen. Die Kohlenausfuhr war nicht sehr bes trächtlich.

Stock holm, 1. April. In Malmö haben über 200 Eijen- bahn- und Hafenarbeiter die Arbeit niedergelegt.

Verkehrs-Anstalten.

Frankfurt a. M, 6. April. (W. T. B.) Das Sch wurge- rit hat die Telegraphenbeamten Klier, Kaiser und Florenz wegeu Depeschenverraths zu je fünf Monaten Gefängniß verurheilt und zu- gleich gegen dieselben auf Unfähigkeit, binnen Jahresfrist ein öffent- liches Amt zu versehen, erkannt; die Kaufleute Auerbach, Werner und Jourdan sind wegen Beamtenbestehung zu 500, resv. 400 und 200 Thlr. Strafe verurtheilt, dagegen der ehemalige Telegraphenhülfs- arbeiter Herrmann und der Sen)al Noune freige]prochen worden.

Triest, 6. April. (W. T. B.) Der Lloyddampfer „Austria" ist heute früh 6 Uhr mit der ostindisch-chinesishen Ueberlandpost hier eingetroffen.

London, 3. April. Das Handelsamt hat vom Staats- Sekretär für auswärtige Angelegenheiten die Abschrift eines in der “Madrider Amtszeitung vom 21. März veröffentlichten Dekrets erhal- ten, daß alles Material, welches für den Bau und Betrieb von Eiscn- bahnen vom Auslande nah den baleari\schen Inseln importirt wird, auf die Dauer von 10 Jahren von Zöllen eximirt.

Rom, 30. März. Die neuesten dem Bauten-Ministerium zu- gegangenen Berichte melden, daß die Arbeiten am Tunnel im