gebunden sei, welhe das Geseß vom 22. Juni 1861 begründet habe und daß auch die Bedingungen der Zulassung zu diesem Gewerbe- betriebe dem polizeilichen Ermessen unterliegen“
Die Fassung des §. 37 der Gewerbe-Ordnung ift so weit greifend, wie mögli: dieselbe stellt niht blos den Betrieb, sondern die be- treffenden Gewerbe überhaupt, also auch deren Beginn unter die Ge- walt der Behörde. Zu einer restringirendea Auslegung der in Rede stehenden Bestimmungen fehlt jeder Anlaß. Wenn hiernach die Orts- polizeibehörden für befugt zu erahtea sind, nach Maßgabe der lokalen Bedürfnisse im Wege der Polizei-Verordnung den Betrieb der im §. 37 der Gewerbc-Ordnung vom 21. Juni 1869 bezeichneten Gewerbe von ciner polizeilihen Erlaubniß und insbesondere au von dem Nachweise der Unbescholtenheit und Zuverlässigkeit des Konzessions- bewerbers abhängig zu machen, se erscheint es auch nicht unzulässig, die vor Emanation der Gewerbc-Ordnung erlassenen Polizeiverord- nungen, dur welche der diesfällige Gewerbebetrieb geregelt werden ist, aufrecht zu erhalten.
— Se. Majestät der Kaiser und König haben die Widmung des von dem Concertmeîster Fabian Rehfeld hier- „selbst fomponirten Festmarsches „Deutscher Reichs-Marsh“ an- zunehmen geruht.
— Es ift in neuerer Zeit die Wahrnehmung gemacht wor- den, daß im diesseitigen Staatsgebiete die Circulation von ö ster- reihischen. und ungarishen Silbergulden sehr zuge- nommen hat, und daß dieselbe selbs -von öffentlichen Kassen an- genommen worden find. Durch die Allerhöchste Kabinets-Ordre vom 25. Oktober 1821 (Gescz-Samml. S. 184) if die Annahme aller fremden Münzsorten bei den öffentlichen Kassen verboten, es sei denn, daß in einzelnen Fällen nah dem Ermessen des Königlichen Staats-Ministeriums solches nagelaffen wird. Ein Staats-Ministerialbeshluß, durch welchen eine Ausnahme von jener Verbotsbestimmung zu Gunsten der österreichischen und ungarischen Guldenstücke gestattet worden wäre, besteht nit, auch ist ein Bedürfniß zur Gestattung einer solchen Ausnahme nicht vorhanden. Die Königlichen Regierungen find daher Seitens des Finanz-Ministers veranlaßt worden, die Hauptkasse und die Spezialkassen des Bezirks auf die obenerwähnte Vorschrift auf- merksam zu machen und fie anzuweisen, forgfältig darauf zu achten, daß Münzen der in Rede stehenden Art bei ihnen nicht zur Annahme gelangen.
— Die fällige Englishe Post aus London über Cöln vom 9. d. Mts. Abends i} ausgeblieben.
— Der vor Kurzem zum 1. Kommandanten von Rastatt ernannte General-Lieutenant von Gayl, bisher Commandeur der 1. Division, ist auf der Durchreise von Königsberg i. Pr. nah Rastatt zur Abstattung persönlicher Meldungen hierselbst eingetroffen.
— Der General-Lieutenant von Budrißki, Commandeur der 2. Garde-Infanterie-Division, is von Coblenz, wohin fih derselbe behufs Inspizirung des 4. Garde-Grenadier-Regiments Königin begeben hatte, hierher zurückgekehrt.
— Der Oberst und Abtheilungs-Chef im Neben-Etat des Großen Generalstabes, von Sydow, hat sih mit Urlaub nah Minden begeben. j
Bayern, München, 10. April. "Der-König betheiligte fih heute mit dem“ großen Kortége aa den Kirchenfeierltchkeiten in ter Allerheiligenkirhe. Nah dem Hochamte bewegte si die Prozession durch den Brunnen- und Kapellenhof in die Refidenz- Hof-Kapelle. Hinter dem von Prodefan Enzler getragenen Sanktis- fimum folgten der König in der Oberstuniform seines Chevauxlegers- Regiments und-die Prinzen. Luitpold, Leopold, Arnulph, die Kronwürdenträger, die Stabschefs, die Königlichen Minister und der große Kortége. Nah der Prozession wurde in der Hofkapelle vom Hoffklerus die Vesper gebetet, der Se. Majestät im Ora- torium anwohnte.
— Die Abreise der gesammten Familie des Prinzen Luitpold zur Hochzeitsfeier des Prinzen Leopold in Wien wird nächsten Dienstag Morgens mittels Extrazugs erfolgen, und werden die hohen Herrschaften in Simbah Namens des Kaisers von Dester- reih begrüßt werden. Die Ankunft der Neuvermählten in Mün- chen wird am 26. d. M. Nachmittags erwartet.
— Im neuesten Militär-Verordnungsblatt (vom 8. d.) wird die Allerhöchste Entschließung vom 6. d. publizirt, durch welche der Commandeur des 1. Kürassier-Regiments Oberst Prin z Leopold von Bayern zum Inhaber des 7. Infanterie-Regiments (bisher vacant Hohenhausen) ernannt worden ist.
— Der Iustiz-Minister Dr. von Fäustle, welcher seit dem 11. v. M. in Berlin weilte, is gestern hierher zurückgekehrt.
— Der Appellationsgerichts - Rath Staudinger vom Staats-Ministerium der Justiz, welcher vom Bundesrathe als Mitglied der JIuristenkommission zur Berathung des Strafprozeß- Entwurfs für das Deutsche Reih berufen is, wird am nächsten Dienstag nah Berlin abreisen. — Der Ober-Appellationsgerichts- Rath Dr. G. Schmitt is von den Berathungen aus Berlin wieder zurückgekehrt.
_— In dem Abschied für den Landrath der Pfalz wird ausgesprochen, daß nah dem gegenwärtigen Stand des öffentlihen Rechts in der Pfalz die Kreisregierung, nicht gebun- den fei, für das Amt eines Distriktschulinspektors lediglih Geist- liche zu verwenden, sondern, wenn fie den Fall dazu angethan erachtet, hiermit auch qualifizirte Laien betrauen könne. Dagegen sei die Trennung der Funktion des Lokalschulinspektors von dem Pfarramt zur Zeit niht durchführbar, da derselben die durch keine spätere Norm abgeänderte Bestimmung in Ziff. 2 der Verordnung vom 20. August 1817 hindernd entgezenstehe. Das Königl. Kultus- Ministerium wird jedoch beauftragt, in nähere Erwägung zu ziehen, ob und auf welchem Wege“ eine Aenderung dieser Be- stimmung herbeizuführen ist. Ebenso soll die weitére Bitte des Landrathes, die frühere Konfessionslosigkeit der Schullehrer- Seminarien wieder herzuftellen und diese bezüglih der Präpa- randenshulen einzuführen, der geeigneten näheren Prüfung unterstellt werden. Auf den Antrag des Landrathes wegen Be- seitigung des konfessionellen Charakters der höheren Lehranstal- ten und wegen Erklärung des Gymnasiums zu Speyer, als kon- fessionell gemischte Lehranstalt wird, da derselbe eine gesonderte Behandlung erfordert, seinerzeit die geeignete Entschließung des Ministeriums an die Kreisregierung erfolgen.
— Nach Anordnung des Kriegs-Ministeriums bleibt bezüg- lih der Kriegseintheilung der Aerzte und Beainten des Beurlaubtenftandes das jeweils am 1. Ianuar in Geltung gewesene Kontrolverhältniß auf die Dauer des ganzen Jahres maßgebend. Somit ift durch das Verziehen eines Arztes oder Beamten des Beurlagubtenstandes aus einem Armee-Corps-Bezirk in den anderen eine Aenderung der hinfihtlih der Kriegseinthei- lung desselben getroffenen Verfügung erst bei der erneuten Auf- stellung der Kriegs-Ranglisten bedingt.
Württemberg. Stuttgart, 9. April. Das am 2. d.
Karl, von Gottes Gnaden, König von Württemberg. j Nach Anhörung Unseres Geheimen-Rathes und unter Zustimmung Unseres getrenen Stände verordnen und verfügen W
ir: 1. Von der an der Kocherbahn gelegenen Station Hall (Hessenthal) wird eine Eisenbahn über Gaildorf und Murihardt nach Backnuang und von da in der einen Richtung über Winnenden zur Station Waiblingen der Remsbahn, in der andern über Marbach zu der den Knotenpunkt der Centratbahn, Westbahn und unteren Neckar-
bahn bildenden Statiou Bietigheim gebaut werden. : Art. 2. Ferner wird von Stuttgart aus eine direkte Eisenbahn
über Böblingen, Herrenberg, Eutingen nah Freudenstadt hergestellt werden.
Art. 3. Diese neuen Eisenbahnen (Artikel 1 und 2) werden auf Rechnung des Staats ausgeführt. Wegen B.schaffung der hierzu er- forderlichen Geldmittel ist nach Maßgabe des Zeitpunktes der In- angriffnahme und des Fortschreitens der Bauausführung von Zeit zu Zeit durch besondere Verabschiedung Sorge Wi treffen.
Unsere Ministerien der auswärtigen A Hd aue und der Finanzen sind mit der Vollziehung dieses Geseßes eauftragt. Gegeben Stuttgart, den 22. März 1873.
Karl. E Der Finanz-Minister. Renner.
Auf Befehl des Königs, der Kabinets-Chef : Gärttner.
— Der Justiz-Minister von Mittnacht, welcher gestern Abend von Berlin zurückgekehrt ist, wurde heute von dem Kö - nig empfangen und zur Königliche Tafél gezogen. :
— Das heute ausgegebene Regierungsblatt Nx. 10 enthält u. A. eine Bekanntmachung der Ministerien der auswärtigen An- gelegenheiten und des Kriegswesens, betreffend die Einführung neuer Bestimmungen über die Verwilligung einer ermäßigten Eisenbahnfahrtaxe bei Beförderung von Militärpersonen, welche niht auf Grund eines Requisitons\heins erfolgt. (cfr. §. 13 des im Jahre 1870 zwischen dem Norddeutschen Bunde, Bayern, Württemberg und Bâden vereinbarten Reglements über die Be- förderung von Truppen und Armeebedürfnissen auf Eisenbahnen), vom 26. März 1873. "1.29 2 s S 29% Sessen. Darmstadt, 9. April. Heute Vormittag fand in der festlich geschmückten Hofkfirhe hierselb die Konfirmation und Einsegnung des Prinzen Alexander von Battenberg, zweiten Sohnes des Prinzen Alexander von Hessen, statt. Der Großherzog, die Prinzessin Carl, die Hohen Eltern und Geschwister des Konfirmanden, sowie eine größere Anzahl eingeladener Dainen und Herren wohnten dem feierlichen Akte bei. Bei dieser Gelegenheit verlich der Großherzog dem Prinzen das Großkreuz des Verdienst-Ordens Philipp des Großmüthigen.
Sachsen-Weimar-Eisenah. Weimar, 10. April. Das „Regierungsblatt für das Großherzogthum Sachsen-Weimar- Eisenach“ enthält in Nr. 7: Das Geseß über die von Eifenbah- nen zu entrihtende Abgabe, das Geseh die Einführung des Submissionsverfahrens in Untersuchungen wegen Zuwiderhand- lungen gegen die Gesege über Zölle und andere indireïte Steuern betreffend, ferner das Gesetz, betreffend die Abänderung des §8. 3 des-Nachtrages.. zu--Deuz eye vom 28. August 1826 über die öffentliche Brandverfichéüngsanfstält vom 13. Mai 1859; ferner einen Nachtrag zu dem Geseß über die Verwaltung der öffent- lihen Depositen vom 12. Februar 1840,
Braunschü 7 10. April. Der Herzog is gestern Morgen 7 Uhr 50 Minuten mit- dem Harzzuge näh Blanken- burg gereist. In seiner. Begleitung befand sich der Flügel- Adjutant General von “Lauingen.
— In der gestrigen Sißung der Landesversammlung wurde nah geschäftlichen Mittheilungen die Berathung über die Verwendung der Uebershüfse aus der lehten Finanzperiode zu Ende geführt Und dem Regierungsantrage gémäß den Kreisfonds eine Vermehrung um 1 Million zugesprochen. — Die von dem Abg. Kunyzen gestellten und motivirten Anträge fanden lebhafte Unterstüßung und wurden der Finanz-Kommission zur Berathung überwiesen. Der Antrag des Abg. Seyferth, die Revision des Brandversicherungs-Geseßes vom 15. Mai 1835 betreffend, wurde von dem Äntragsteller zu Gunsten “ des Kommissionsantrages, nach welchem die Landesregierung ersucht wird, äußer den be- reits konzessionirten Versicherungs-Gesellshaften noch andere aus- wärtige, im Königreiche Preußen konzessionirte Gesellschaften im hiesigen Lände zum Geschäftsbetriebe zuzulassen, zurückgezogen und der Komnwissionsäntrag angenommen. —- Abg. Seyferth, das Herzogliche Staats-Ministerium zu ersuchen, bei dem preußischen Handels-Minister dahin zu wirken, daß am hiesigen Orte eine Kommandite der Preußischen Bank exrichtet werde und mit demselben noch in diesem Landtage die hierzu er- forderlichen Vereinbarungen zu treffen, ward ‘bei namentlicher Abstimmung mit 32 gegen 8 Stimmen angenommen. — Staats- Minister von Campe überreichte darauf dem Präsidenten nachfol- genden landesherrlihen Erlaß als Antwort Sr. Hoheit des Her- zogs auf die an denselben erlassene Adresse wegen Abschließung einer Militär-Konvention mit der Krone Preußen.
Wilhelm, Herzog 2c. Wir haben aus der überreichten, den Ab- {luß einer Militär-Konvention betreffenden A e zu Unserer besonderen Genugthuung die patriotishen Gesinnungen ersehen, welhe Larin ihren lebhaften Ausdruck gefunden haben. ;
Gleichwohl können Wir nach eingehendster Erwägung ihres JIn-- halts in derselben hinreihend dringende Gründe nicht finden, um in den durch die Reichsverfassung für die Organisationsverhältnisse Un- seres Herzogl. Bundes-Kontingents vorgeschriebenen Bestimmungen für jest Aenderungen eintreten. zu laffen. Denn dasselbe ist bereits in die einheitlihe Gestaltung des deutschen Gesammtheeres so vollständig und gleihberechtigt eingereiht, daß es dazu weiterer Vershmelzung desselben mit anderen Bundestruppentheilen nicht bedarf. “Auch beruht es in der Notorität, pap das Fen outingen! des Landes in seiner. Kriegstüchtigkeit, insbesondere än Tapferkeit, Ausdauer, Intelligenz, Disziplin, fowie überhaupt an allen militärischen Tugenden keinem Len Truppentheile während des leßten. Krieges nachgestan-
en Yat.
Was aber die Disélokationsverhälinisse betrifft, so werden diese befanntlißh ganz unäbhängig von dem Vorhandensein militärischer Konventionen von Sr. Malsestät dem Kaiser, lediglich danach geregelt, wie das des rhei des Buúdesdienstes und höhere militärische Rück-
Der Minister der auswärtigen Angelegenheiten. Wächter.
» Er
sichten jolches erheischen. 2 ; i Se lange Wir daher fortwährend uit dafür halten können, daß unabweisbare allgemeine Interessen des Reichs oder Interessen des Landes eine Modifikation der bestehenden verfassungsmäßigen Bestim- mungen nöthig machen, so lange fehen Wir Uns, so sehr Wir auch sonst zur Förderung - allgemeiner Wohlfahrt zu Opfern an Unseren Rechten stets bereit sind, zu Unserm Bedauern außer Stande, den Wünschen der Landeêversamimlung e entsprechen und in Verhaudlun- gen einzutreten, welche das în der Adrefse bezeichnete Ziel verfolgen. Braunschweig, den 7. April 1873.
Witihelm. / A. v. Campe. Durch ein anderes höchstes Reskript wurde bei dem vor-
Der Antrag des '
Geschäfte die Landesversammlung bis zum 4. November d. i vertagt. /
Hesterreich-Ungarn. Wien, 11. April. Der Kaiser
hat den im zeitlihen Ruhestande befindlihen Statthalter und Geheimen Rath Grafen Lodron-Laterano zum Landes-
Prásidenten in dem Herzogthume Kärnten mit Belassung des
Titels „Statthalter“ ernannt. ;
Großbritannien und Irland. London, 9. April, Die Königin hat heute, begleitet von der Prinzessin Beatrice und dem Prinzen Leopold, Schloß Windsor verlassen und fich nah Osborne, “Insel Wight, begeben, woselbst sie etwa einen Monat zu verweilen gedenkt. Der Prinz und die Prinzessin von Wales haben sih mit ihrer Familie nah Schloß Sandwing- ham in Norfolk begeben, um dort die Osterfeiertage zu verleben.
— Sir William Rae, General-Inspektor - der britischen Armee- und Marine-Hospitäler, ist am 8. d. in Newton, Dewon- \shire, 87 Jahre alt, gestorben.
Frankreich. Paris, 9. April. Das amtliche Blatt be- richtet: Der aus den Herren Hauréau, Präsident, Quatrefages,
“ Signol, Odilon Barrot, Vize-Präsident, und Wallon, Sekretär, bestehende Aus\{huß des Instituts kam heute nah dem Elysée,
um dem Präsidenten der Republik die Beglückwün- hungen des Instituts bei Gelegenheit des Abschlusses des Vertrages zu überbringen, welher die Befreiung des Territo- riums fichert. Diese Herren waren beauftragt, die nämlihen Ge- finnungen dem Minister des Aeußern Rémusat auszudrüdcken, der, wie Herr Thiers, Mitglied von. zwei Akademien ist. Herr Hau- réau, von der Akademie der „lTusecriptions et belles leltres“, \sprah im Namen der fünf Akademien folgendermaßen :.
Herr Präsident! Die fünf Akademien, welche das Institut von Frankreich bilden, haben in ihrer Vierteljahrsfibung vom 2. April vns beauftragt, Ihnen ihre lebhafte Erkenntlichkeit auszudrücken. Es ist einc Ehrenbezeugung, welche Jhnen alle guten Bürger schulden; aber es if Jhren Kollegen besonders angenchmer, Jhuen dieselbe zu erweisen. Als sie- das durch die Weisheit Ihrer Regierung so schnell beruhigte, so schnell erhobene Land sahen, ergriff sie das Gefühl cines gerechten Stolzes. Wird der gläuzende Erfolg Jhrex Politik nicht der ewige Ruhm der französishen Wissenschaft sein? Und auch Sie, Herr Minister, haben sich von uns entfernt, um größere Pflichten zu erfüllen. Aber wir können es nicht mehr bedauern. Es hieße nicht anerkennen, wie ehrenvoll es für die Philosophie ist, daß Sie der ge'ichickte Unterhändler für unsere schnelle Befreiung waren. Die Um- stände wollten, meine Herren, daß der wenigst Würdige Ihrer Kelle- gen bezeihnet wurde, um das Wort bei diejer feierlichen Gelegenheit zu ergreifen ; aber Sie wissen, mit welhen Gesinnungen er gekommen ist, um die ihm anvertraute Mission zu erfüllen.
— Der „Soir“ meldet:
„Das französishe Kriegsschiff „Le Linois“ hat Saigun am 26. Januar in ‘einer geheimen Mission für Hué verlassen. Diese Mission soll in einem Ultimatum an den Kaifer Tuduc bestehen, der der erwiescnen Mitschuld an allen gegen die - franzöfischen Behörden gerihteten Verschwörungen beschuldigt wird und der den Rebellen aus dem vou uns beseßten Gebiete Zuflucht in Hué ‘gestattet haben soll. Die Ohnmacht der Anamiten, die Küsten gegen die Einfälle von Sceräubern zu \{chüßen, die auf einer weiten Strecke der- Küste den Os unmöglich-machen, würde die franzöfische Regierung zwingen, dem
aiser Tuduc folgende Bedingungen aufzuerlegen: „1) Frankreichs Pro- teftion über das ganze Kaiserthum Anam;z 2) Einseßung eincs franzöfi)chen Protektions-Bevollmächten in Hué, dem eine militärische, commerzielle und industrielle Mission beigegeken wird; 3) Unterhaltung einer genü- geud starfen Streitkraft in der Hauptstadt von Anam und in Turan auf Kosten des anamitischcn Schaßes, um unsere Landsleute und unsere
lagge zu schüßen; 4) Annahme cines beiden Nationen günstigen
andelsvertrages; 5) Abtretung großer Gekbietsstrecken in Tonkin zu dem Zwecke, damit Frankrcich sih daselbst folid festseßen und fcinen Schuß wie seinen Einfluß wirksam machen kann; Zaäblung der Sum- men von Seiten Hués, der Hauptstadt Anams, welche für die. fran- zösishe Expedition verausgabt worden, so wie für jene, die zur Auf- rechterhaltung ‘des Protektorats nöthig werden sollten.“
— Dasselbe Blatt bringt weiter folgende Mittheilung: „Der Ministerrath versammelte sih heute um 2 Uhr. an be- \chäftigte fih hauptsählich mit den Wahlen vom 27. April. Wir glauben zu wissen, daß die Regierung auch sofort in den übrigen Departements wählen lassen will, wo Sitze für die Kammer frei find und deren Wähler durch das Dekret vom 2. April nicht zusammenberufen wurden. Diese Departements find Rhone, Loir et Cher, untere Charente und Guadeloupe. In diesem Falle hat man Grund, zu glauben, daß Barodet nicht in Paris, sondern in Lyon auftreten wird.
— 10. April. (W. T. B.) Der Präsident Thiers hat gestern eine längere Unterredung mit dem hier verweilenden Botschafter in Berlin, Vicomte de Gontaut-Biron, gehabt. Der Aufenthalt des Botschafters wird vorausfihtlich nur von furzer Dauer sein und derselbe baldigst wieder nah Berlin zu- rückehren. : ;
— 11. April. (W. T. B.) Das „Iournal officiel“ publi- zirt das Gesetz über die Munizipalverfassung von Lyon und das Dekret, durh welhes Pascal zum Unter-Staats- Sekretär ernannt wird. In einem offiziellen Artikel“ ivird mitgetheilt, daß am 5. d. M. eine anderweite Abschlagszah- lung von 250 Millionen auf die an Deutschland zu zahlende Kriegsentschädigung geleistet worden ift.
— Der Vize-Präsident der Nationalversammlung, St. Marc Girardin, ist heute Nachmittag in Folge eines Schlaganfalls gestorben. — Die Kandidatur Rémusats für die Pariser Deputirtenwahl wird jedenfalls aufrecht erhalten. werden.
— 12. April. (W..T. B.) Der französishe Botschafter in Wien, Marquis v. Banneville, hat, wie aus guter Quelle verlautet, die Weisung erhalten, dem Wiener Kabinet den Dank des Präsidenten Thiers für das Zustandekommen der Weltaus- stellung auszusprehen und gleichzeitig die Erklärung abzugeben, daß der Präsident \ich die Bestumung darüber, ob und wann
er die Ausstellung besuchen werde, was allein von den politischen F
Verhältnissen abhängig sein werde, vorbehalten müsse. — Die verschiedenen monarchischen Parteien werden, wie versichert wird, als Kandidaten für die Pariser Deputirtenwahl den Elsäfser Lippmann aufstellen, der sich durch seine erfolgreihen Bemühun- gen, unter der Herrschaft der Commune - die Sühnekapelle für udwig XV1. vor Zerstörung zu {hühen, bekannt gemacht hat.
Spanien. Barcelona, 9. April. (W. T. B.) Der E Alcade spriht sich in einer Proklamation gegen die ier vorgekommenen Gemwaltthätigkeiten und Verbaftungen aus. — Es geht das Gerücht, daß die Carlisten bei Palau, uen Lerida, dur die Kolonne von Campos geschlagen wor- en seten. — Arie aus Barcelona vom 9. d. M. melden, daß die Civilbehörden das Ersuchen an die geistlihen Behördeæ erihtet hatten, während der Char- und Osterwoche in der Ka- [hedrale und den anderen niht geschlossenen Kirchen Gottesdienst
abhalten zu wollen. — Der neue Generalkapitän von Catalonien,
Mts. ager eses, betreffend die weitere Ausdeh- nung des Eisenbahnnezes, vom 22, März 1873 lautet:
läufigen* Abschlusse der dem gegenwärtigen Landtage zugetheilten
Velarde, war am Tage vorher in Martorell eingetroffen, und
wurde seine Ankunft in Barcelona erwartet, wo derselbe indessen nur einen kurzen Aufenthalt nehmen wird, um Anordnungen für die fräftigere Handhabung der Disziplin unter den Soldaten zu treffen. — In Palma hat am Sonntage das Volk die Equipagen auf der Promenade gezwungen, umzukehren.
— TZelegrammen aus Perpignan, vom 9. und 10. April zufolgè, ift der Carlistenführer Saballs bis auf 6 Kilo- meter von Puycerda vorgerückt. Derselbe führt, wie es heißt, zwei Kanonen und Petroleumfässer mit sich. Die Bevölkerung ist in großer Bestürzung und trifft Anstalten zur Vertheidigung. Von Gerona sollen Regierungstruppen aufgebrochen sein, um Puycerda zu Hülfe zu eilen. Von Seiten der Carliften werden ees Tae igu erwartet.
— Unter dem 11. April Nachmittags wird telegraphirt : Heute Mittag haben \ich die Carlisten unter Se von 300 Todten und Verwundeten von Puycerda zurückgezogen. Die Vertheidiger der Stadt hatten einen Verlust von 8 Todten und eine beträhtlihe Anzahl Verwundeter. Fünf Häuser find dur Feuer zerstört. Gegen eine etwaige Wiederholung des An- griffs Seitens der Carlisten sind Maßregeln getroffen.
_— Nah einer Depesche aus Bourg-Madame vom 11. April haben die Vertheidiger Pu ycerdas die carlistishe Trup- penabtheilung unter Saballs zurückgeworfen. Verwundete und Flüchtlinge der leßteren find in Bourg-Madame angekommen.
Îtalien. Rom, 8. April. Der König ist von Floren nah Turin abgereist. Der Kronprinz. H ebens t die Kronprinzessin Margarethe reifen heute nah Neapel und werden fih von da nah Sorrent begeben, um der Kaiserin von Rußland ihre Aufwartung zn machen.
__— Der Finanz-Minister hat der Stadt Venedig zwei Millionen Franken für Arsenalbauten zur Verfügung gestellt.
— In den leßten 15 Monaten sind wegen Mißbrauchs der Kanzel und B:leidigung des Gescßes und der Staatseinrich- tungen im Ganzen 29 Prozesse gegen Mitglieder des höheren Klerus und 49 gegen Mitglieder des niedern Klerus eingeleitet, von denen je 19 und 31 erledigt sind. ;
— 10. April. (W. T. B.) Der Papst hat heute das Bett verlassen können und niht nur einer Messe beigewohnt, sondern auch mehrere Personen empfangen und an Verhand- lungen über mehrere kirhlihe Angelegenheiten theilgenommen.
— 11. April. (W. T. B.) Der Pap hat heute meh- rere Personen empfangen. Nach -ciner der „Liberta® zugegan- genen Mütheilung läge es in der Absicht desselben, demnächst mehrere Kardinäle zu ernennen, unter denen sich die Erzbischöfe und Bischöfe Mermillod, Lachat, Ledohowsfy, Guibert, Freppel, Manning, Ketteler und vier italienishe Geistlihe befinden sollen.
Neapel, 11. April. (W. T. B.) Die Kaiserin von Rußland i heute hier eingetroffen und vom Kronprinzen empfangen worden.
Griechenland. Athen, 10. April. (W. T. B.) Ueber den Rücktritt des Kabinets is bis jezt noch nichts ent- schieden; man glaubt jedo, daß das Ministerium ih behaupten werde, da es das Vertrauen des Königs und des Volkes besißt.
_Türkei. _Konftantingpekl, 11. April. (W. T.- B.) Zwischen persishen Tabaëks\hmugglern und der Polizei ist es heute zu einem blutigen Zusammenstoße gekommen. Die Perser, welche fih verbarrifadirt hatten, wurden \chließlich umzingelt und 70 an der Zahl von der Polizeimannschaft gefangen ge- nommen.
Belgrad, 10. April. Nach dem offiziósen „JIedinstwo“ entbehrt die Nachricht, daß Serbien der Pforte den Tribut ge- kündigt habe; jeder Begründung.
_Numüänien. Bukarest, 11. April. (W. T. B.) Das Geseg über die Errihtung einer nationalen Bodenkreditanstalt ist vom Senat unverändert in der Fassung der Deputirten- kammer genehmigt worden. — Dem Bernehmen nah beabsich- tigt der Justiz-Minister Epureano von seinem Posten zurückzutreten.
_ — Die Prinzen S sergej und Georgi} Romanowski. Herzoge von Leuchtenberg, find vorgestern nach dem Auslande abgereist.
Nufßland und Polen. Sit. Petersburg, 10. April. Der Großfürst Thronfolger führte bei der gestrigen Jahresfizung der historishen Gesellshaft im Anitshkoffschen Palais den Vorsiz. Beim Kaiser fand zu Ehren der japa- nishen Gesandtschaft ein Diner statt.
Schweden und Norwegen. Stoch olm, 7. April. Der Besuch des Königs und der Königin in Upsala findet am 28. bis 30. d. M. statt.
Christiania, 7. April. In der Sibung des Storthings am 3. d. M. wurde ein Königlicher Vorschlag überbracht, nah welhem die Regierung ermächtigt werden solle, Aktien in der norwegischen Haupteisenbahn für 100,000 Lftr. einzukaufen.
Dänemark. Kopenhagen, 9. April. Gestern wurde der Geburtstag des Königs hier festlih begangen. _ — Der Kriegs-Minister hat, „Iyllandsposten“ zufolge, in diesen Tagen allen Offizieren und Militär-Beamten eine Mit- theilung darüber abgefordert, welche frêèmde Sprachen fie schreiben und mit Fertigkeit \prehen können.
__ Amerika. New-York, 11. April. (W. T. B.) Nach- rihten aus Central-Amerika zufolge hat ein heftiges Erdbeben in San Salvador stattgefunden, wobei 800 Menschen ums Leben gekommen sind. Der dadur verursahte Schaden wird auf 12 Millionen Dollars veranschlagt.
— Für die Ausstellung zur hundertjährigen Feier des Bestehens der Republik der Vereinigten Staa- ten, welhe im Iahre 1876 in Philadelphia abgehalten wer- den wird, haben beide Häuser der Legislatur von Pennsylvanien
die Summe von 1,000,000 Dollars bewilligt, und wurde das
betreffende Gesez vom Gouverneur am 27. März bereits unter- zeichnet.
__ Asien. Shanghai, 9. April. (W. T. B.) Der Gro ß- fürst Alexis von Rußland is heute nah Iapan abgereist. Eine japanische Gesandtschaft, bei welcher sich der ame- rikanishe General Legendre als zweiter Gesandter befindet, wird heute nah Pecking abgehen. Die Entscheidung über die Audien z- frage is bis zur Rückehr des Kaisers aufgeshoben, der die Grabstätte seiner Vorfahren besucht und dort zehn Tage ver- weilen wiLd.
_— Einer Nachricht des „Russ. Inv.“ zufolge seßen die Chinesen in der Dshungarei und in der nordöstlichen Mon- golei die Anstrengungen zur Wiederherstellung ihrer Autorität daselbst zwar L jedoh mit sehr geringem Erfolg. Nächst der Plünderung Kobdos durch die Du:ganen sei der Beraubung einer mit russishen Waaren abgegangenen Karavane in der Nähe von Schicho, etwa 120 Werft nördlich von Kuldsha, zu
| orden für “Frauen gestiftet.
unerledigt.
gedenken. Auch in der nordwestlihen Mongolei leide der ruf-
fishe Handel großen Schaden.
— Der Schah van Persien hat jüngst einen Verdienst- i Derselbe führt den Namen „Schamsié“ und ist zum ersten Male der Mutter Sr. Majestät verliehen worden.
_Die- Nr. 14 des „Central(-Blatt für das Deutsche Rei h“ hat folgenden Inhalt: Münzwesen: Notiz über die Ausprê gung von Reichs-Goldmünzen. — Zoll- und Steuerwesen: Bekannt- machung, betreffend die Befugnisse des Neben-Zollamtes I. zu Napier- ken. — Maß- und Gewichtswesen: Republikationen von Bekannt- machungea 2c. der Normal-Eichungs-Kommission. — Heimathwcsen : Entscheidungen des Bundesamtes für das Heimathwesen vom li. März 1873. — Postwesen: Bekauntmachung vom 3. März 1873, betreffend Abändernngen des Postreglements vom 30. November 1871; desgl. vom 29. März 1873, betreffend Postdampfschiffsverbindungen mit Dänemark und Schweden. — Konsulatwesen: Ecnennungen 2c. — Marine uud Schiffahrt: Bekanntmachung, betreffend dic Herausgake der amtlichen Liste der Schiffe der deutschen Kriegs- und Handels- Marine 2x. — Druckfehler-Berichtigung.
Statistische Nachrichten.
Das 6. Heft der Annalen des Deutschen Reiches für Gesebgebung, Verwaltung und Statistik, horausgegen von Dr. Georg Hirth (Leipzig, Verlag von G. Hirth 1873), mit welchem das I. Semester 1873 schließt, hat folgenden Inhalt: Die Einfüh- rung der Norddeutschen Gewerbe-Ordnung in Baycrn, Württemberg und Baden (Schluß). Verordnung, den Vollzug der Gewerbe-Ord- nung in Bayern betreffend, vom 4. Dezember 1872. — Zur Reichs- Versicherungë-Gescßgebung von Th. Sendtner. — Ueber Kulturpolizei und Rechtsgleichheit. Zur Lösung der sozialen Frage. Vom Herauê- geber. Vorbemeckung. T. Die Lösung der sozialen Frage. 11. Die Kulturpolizei. IIL Die Rechtsgleichheit. — Uebersiht der vom Bundesraibe gefaßten Entschließungen auf Beschlüsse des Reichstags aus der Session von 1872. — Mizscellen. Deutschlands Eisenbahnen. Die Eisenbabn-Beschlüsse des Handelstags. Zahlung und Verwen- dung französischer Kriegsentshädigung bis März 1873. Die Ueber- einkunft mit Frankreih vom 15. März 1873.
Kunst und Wissenschaft. T Aus den Sihungen der historischen Vereine im Monat März d. J. Verein für die Geschichte Berlins : Magistrats- Sekretär F. Meyer über das Thema „Königs Geburtstag in Berlin.“ — Verein für Geschichte der Mark Brandenburg: Geheimer Regie- rungs-Rath Dr. Meiben über die Wichtigkeit dec genossenschaftlichen Hol- zungsrechte für die Erforschung der deutsczen Kolonisation im Wen- denlande. — Vercin für die Geschichte Potsdams: Garten-Direktor Jühlke über das japanishe und cinesishe Haus im Parke von Sanssouci; Lehrer Petsch über Tieck in Potsdam. — Verein für Geschichte und Alterthum S{hlefiens zu Breslau: Professor Dr. Palm über die Verwaltung der Breslauer höheren Schulen im 16. Jahr- hundert, nah einer Handschrift des Raths - Sekretärs Karger'; Prof. Dr. Kuben üßer Eigenthümlichkeiten von Dorf, Haus und Ge- hôft in der Grafschaft Glaß während der letzten Jahrhunderte. — Histor. Sekt. der schles. Gesellschaft für vaterl. Kultur in Breslan: Prof. Dr. Reimann über die Unterhandlungen, welche Ferdinand I. wegen Rückgabe der drei lothringishen Bisthümer Mel, Toul und Verdun mit Fraukrcih gehabt hat; Dr. Grotefend, Beiträge zur Genecalogie und Geschichte der Breslauer Piasten. — Mag- deburger Geschichtsverein: Ober - Lehrer Dr. Holstein über - die Beziehungen des Erzstifts Magdeburg, insbesondere des Erzbischofs Ludolf von Magdeburg zum König Philipp; Pred‘ger Winter über die Territorialpolitik des Erzbischofs Wichmann von Magdeburg. — Verein für Geschichte und Alterthumskunde zu Frankfurt a. M.: Zustizrath Euler über Kaiser Sigmunds Geleitsbrief für Huß zu seiner Reise nach Konstanz; Dr. Oelsner über eine angebliche, auf dem Reichstage zu Augsburg 1566 geplanté Vérshwörung katholischer Reichëstände zur gewaltsamen Bekämpfung des Protestantismus; Pro- fessor Dr. Genthe über Grab-Urnen, - insbesondere über sogenannte Haus- und Gesichts-Urnen; Dr. Stricker über die Geschichte der Vergnügungsorte in Franffurt a, M., insbesondere über die Schicksale von Vauxhall daselbst; Pfarrer Basse über den Dichter und Geschicht- schreiber Reisnec (f 1563 in Frauffurt a. M.). —- Taunusclub in Wiesbaden : Architekt Klein über den Gerichtsstuhl eines alten Grafengeshlechtes von Selbold zu Langenfelbold, sowie über die Sonneburg und über Gelnhausen, namentlich über die Ruinen des dortigen Kaiserpalastes und den Hexenthurm und die Sagen von Herenprozessen und Hexenverltrennungen, die in der Nähe stattfanden.
_— Das Märzheft der von Konstantin Rößler herauêgegebenen Zeitschrift für Preußische Geschichte und Sin dea funde enthält die Fortseßung der Abhandlung „Zur Geschichte d:8s Krieges im Jahre 1813“ von F. v. Meerheimb, deren Anfang sich im Fe- bruarheft findet. Die Fortseßung handelt von der diplomatischen und organisatorischen Thätigkeit während der Waffenttillstandsperiode.
Frankfurt a. M, 7. April. Jü der heute, am Tage der Pro- motion von Samuel Thomas von Sömmering abgehaltenen außer- ordentlichen Sibung der Senckenbergishen naturforshenden Gesellschaft ift der Sömmeringsho Preis für Physiologie dem Prof. Theod. v. Siebold in München zugetheilt worden. Seine Vor- gänger waren 1837 Ehrenberg; 1841 Th. Schwann; 1845 Th. W. L. Bischoff; 1849 Rudolf Wagner; 1853 Alb. Kölliker; 1857 Johan- tes Müller; 1861 Helmholt; 1866 C. Ludwig und 1869 Anton de
ary.
Dresden, 9. April. Der König hat dem hiesigen Komite der afrikfañishen Gesellshaft 300 Thlr. fär die Zwecke dcrsel- ben zugehen zu laffen. geruht.
: Landwirthschaft.
Darmstadt, 5. April. Der Beginn der zweiten Rosen- aus stellung, welche der hiesige Gartenbauverein in diesem Jahre zugleich mit der Verbandsausstellung des rheinischen Gartenbauvereins veranstalten wird, ist nunmehr auf den 17. Juni festgeseßt. Das in diesen Tagen hinausgehende Nachtcagsprogramm enthält außer dieser Bestimmung die nähere Bezeichnung der Ehrenpreise, unter welchen sih neben fostbaren Silbergeräthen noch Geldpreise, nämlich 2 à 150 Mark, 1 à 100, 1 à 80 und 1 à 60 Mark befinden. Die Ver- einspreise bestehen in 7 goldenen Medaillen, jede 12 Dukaten {wer, und zahlreichen silbernen und bronzenen Medaillen derselben Größe.
Gewerbe und Handel. :
— Bei der Preußischen Hypotheken - Aktien - Bank (Spielhagen) wurden vom August bis Ende Dezember 1872 4,917,110 Thlz. hypothekarishe Darlehen gesucht, davon wur- den bewillgt 1,377,900 Thlr., und 1,773,209 Thlr. blieben 6 Der Nettogewinn betrug 29,176 Thlr., der folgender- gestalt Verwendung fiodet: 10 Prozent gehen an den Reservefonds, an Tantièmen für Kuratorium und Direktion 2888 Thlr. 25 Sgr. 6 Pf., Vortrag auf neue Rechnung 370 Thlr. ; der Rest von 32,000 E fommt als 8prozentige Dividende zur Vertheilung an die
ionäre.
— Dem Geschäftsbericht der Provinzial-Wechsler-. und
Diskonto-Bank in Posen ist zu entnehmen: Das Institut er-
öffnete seine Thätigkeit am 8. April 1872 mit einem Kapital von 400,000 Thlr, 40% des eine Million Thaler betragenden Grund- kapitals. Die weiteren Einzahlungen vou je 30% wurden am 5./7. August und 16./18. September 1872 geleistet. Die Umsäße be- trugen im Debet und Kredit auf Kassakonto 14,782,680 Thlr., auf Effektenkonto 25,633,402 Thlr.; im Debet des Kontokorrentekonto 32,899,493 Thlr., auf Wechselkonto 2,552,877 Thlr. 2c. Der Rein- ewinn macht es möglich 8% = 12 Thlr. pro Aktie Dividende zur ertheilung zu bringen. Wiener-Neufstadt, 10. April. Wegen Arbeitseinstellung der
Schmiede feiern 2700 Arbeiter der Siglschen Lokomotivfabrik. Die
Erhaltung der Ordnung bei den am Ratfhause vorzunehmenden Eat- laffungen übertrug der Stadtrath dem in ciner Volksversammlung ge- wählten Strike-Komite. Die strikenden Arbe'‘ter verlangen 25 Pro- zent Lohnzuschuß.
“Brüffel, 10. April. (W. T. B.) Die in den Granit stein- brüchen von Ecaussines d’'Enghien beschäftigten Arbeiter haben, dem „Journal de Mons* zufolge, heute in der Zahl von etwa 200 die Arbeit niedergelegt. Die Gensd'armerie schritt gegen die Strikenden, die fich truppweije zusammenrotteten, ein.
S Verkehrs- Anstalten. y
Nr. 28 der „Zeitung des Vereins Deutscher Eisen- bahn-Verwaltungen“ hat folgenden Inhalt: Verein Deutscher Eisenbahn Verwaltungen: Eutin-Lübecker Eisenbahn eröffnet. — Ver- cinsgebict: Norddeutscher Eisenbahn-Verband. Saarbrücker Eisenbahn, im Bau befindliche resp. projektirte Bahnlinien. — Breslau-Schweid- niß-Freibucger Eisenbahn, im Bau begriffene resp. zum Bau vorbe- reitete Bahnlinien. — Aus Bayern: Maßregeln für Einführung der Herberleinschen Bremse. — Oesterreichisch-Ungarische Korrespendenz. — Perfonal-Nachrichten. — Ausland: Italien, fkilometrishe Betriebser- gebnisse; in 1872 eröffnete Bahnstrecken. — Briefkasten. -— Eisenbahn- Kalender. — Offizielle und Privat-Anzeigen. — Beilage: enthaltend Verzeichniß Überzähliger und fehlender Güter.
_— Nach Mittheilung der Kaiserlihen General - Direktion der Elsaß-Lothringischen Bahnen haben der „Zeit. d. Ver. d. Eisenbahn- Verw. “ zufolge die franzöfischen Bahnen bis auf Weiteres die An- nahme von Gütern zur Beförderung nach Spanien gänzli ein- gestellt. :
— Der Dampfer des Norddeutschen Lloyd „Bremen“! ist heute Morgen 6 Uhx hier cingetroffen.
Aus dera Wolff’sYen Telegraohen-Bureau.
London, Sonnabend, 12. April. Die amtlihe Zeitung enthält die Mittheilung, daß die japanische Regierung fünftig die Ausfuhr von Salpéter gegen cinen Ausfuhrzoll von 5 Pro- zent ad valorem gestatten wird. |
Madrid, Sonnabend, 12. April. Nachrichten aus Puy- cerda melden, daß die Zahl der carlistishen Truppenabtheilung unter Saballs, welhe Puycerda zu nehmen suhte, 1000 Mann betrug, während die Garnifon des Plaßkes aus nur 400 Mann bestand. Unter den Emwohnern gab si keinerlei Sympathie für die Carlisten kund. In Roncal und anderen Orten Navarra's find von den Carlisten Kontributionen aus- geshrieben, man if aber entshlossen, denselben keine Folge zu geben und erforderlihen Falls thätlihen Widerstand zu leisten.
Bufarefst, Sonnabend, 12. April. Der vom Senat und von der Deputirtenkammer genehmigte Geseßentwurf, betreffend den Anschluß der rumänischen an die türkishen Eisenbahnen und den Bau einer Eisenbahnbrücke über die Donau zwischen Giurgewo und Rustshuë is vom Fürsten Karl sanktionirt wor- den. -— Der Justiz - Minister Epureano hat aus Veranlassung der unveränderten Annahme des Gesezes über Errichtung einer nationalen Bodenkredit-Anstalt Seitens des Senates seine Ent- laffung genommen. Der Kultus-Minister General Tell if in- terimiftisch mit der Leitung des JIustiz-Ministeriums betraut wor= den. Die Sitzungen der Kammern find heute geshlo}en.
New-York, Sonnabend, 12. April. In Panama ift, nah hier eingetroffenen Meldungen, eine Revolution ausge- brochen, in Folge deren der Präfident General Neira vom Volke abgeseßt und der frühere Präsident Correofo wieder mit diesem Posten betraut ist. Die Bewegung verlief ohne Blutvergießen.
Königliche Schauspiele.
Sonntag, 13. April. Opernhaus. (88. Vorstellung.) Auf Begehren: Fidelio. Oper in 2 Abtheilungen. "Musik von L. van Beethoven. Leonore: Fr. v. Voggenhuber. Marzelline: Frl. Lehmann. Florestan: Hr. Niemann. Rocco: Hr. Frie. Pizarro: Hr. Salomon. Minister: Hr. Bet. Hierauf : Der Geburtstag. Divertissement in 1 Aft von Hoguet. Musik voa Blum. Anfang halb 7 Uhr. Mittel-Preise.
Im Schauspielhause. (99. Abonnements-Vorstellung.) Don Carlos, Infant von Spanien. Trauerspiel in 5 Akten von Schiller. Anfang halb 7 Uhr. Mittel-Preise.
Montag, 14. April. Opernhaus. (89. Vorstellung.) Zum
ersten Male: Hamlet. Große Oper in 5 Akten und 7 Tableaux, nah Shakespeare, von Michel Carré und Jules Barbier. Deutsch von Langhans. Musik von Ambroise Thomas. Ballet von Taglioni. In Scene geseßt vom Direktor Ernst. _ Besetzung: Claudius, König von Dänemark, Hr. Salomon. Gertrude, jeine Gemahlin, Frl. Brandt. Hamlet, ihr Sohn aus erster Ehe, ‘Hr. Beß. Polonius, Ober-Kämmerer, Hr. Bartb. Laërtas, Ophelia, dessen Kinder, Hr. Schott, Frl. Grossi. Marcellus, Horatio, Offiziere, Freunde Hamlets, Hr. Sachse, Hr. Schmidt. Erster, zweiter Todtengräber, Hr. Mürich, Hr. Krolop. Der Geist von Hamlets Nater, Hr. Fricke. Herren und Frauen vom Hofe. Würdenträger. Offiziere. Pagen. Schauspieler. — Die Scene ist in Helsingör.
Anfang halb 7 Uhr. Mittel-Preise.
Im Schauspielhause. (100. Abonnements - Vorstellung.) Maria und Magdalena. Schauspiel in 4 Akten von Paul Lindau. Anfang halb 7 Uhr. Mittel-Preise. S
Dienstag, den 15. April. Opernhaus. (90. Vorstellung.) 9. und vorleßtes Gastspiel der italienischen Opern-Gesellschaft des Hrn. Pollini, unter Mitwirkung der Mad. Défirée Artôt. Kapell- meister Sgr. Goula. Ein Maskenball. Große Oper in 5 Akten. Musik von Verdi. Ballet von P. Taglioni. Anfang halb 7 Uhr. Hohe Preise.
Im Schauspielhause. (101. Abonnements-Vorstellung.) Ein Schritt vom Wege. Lustspiel in 4 Aften von Ernst Wichert. Anfang halb 7 Uhr. Mittelpreise. Mitiwoch, den 16. April. Opernhaus. (91. Vorstellung.) Rienzi, der leßte der Tribunen. Große tragishe Oper in 5 Ab- theilungen von R. Wagner. Ballet von Taglioni. Irene: Frl. Lehmann. Adriano: Frl. Brandt. Rienzi: Hr. Niemann. Co- lonna : Hr. Salomon. Orfini: Hr. Schmidt. Raimondo: Hr. Fricke. Anfang halb 7 Uhr. Mittelpreife. j
Im Schauspielhause. (102. Abonnements-Vorstellung.) Dorf und Stadt. Schauspiel in 2 Abtheilungen und 5 Akten von Charl. Birch-Pfeiffer. Fr. Niemann-Raabe: Lorle, als Gast. Anfang halb 7 Uhr. Mittelpreise.
Repertoire der Königlichen Schauspielé vom 13. bis 20. April 1873. Opernhaus. Sonntag, den 13.: Auf Begehren: Fidelio. Geburtstag. Montag, den 14.: Z. 1. M. Hamlet. Dienstag, den 15,: Vorleßte Italienishe Vorstellung. Maskenball. Mittwoch, den 16.: Rienzi. Donnerstag, den 17::; Hamlet. Freitag, den 18.: Leßte Italienische Vorstellung. Don Pasquale. Sonnabend, den 19. 8. Sinfonie. Sonntag, den 20.: Belmonte und Constanze.
Schauspielhaus - Sonntag, den 13. April: Don Carlos. Montag, den 14.: Maria und Magdalena. Dienstag, den 15.: Schritt vom Wege. Mittwoch, den 16.: Dorf und Stadt (Fr. Nie- mann-Raabe). Donnerstag, den 17.: Der leßte Brief. Freitag,
den 18.: Minna von Barnheim. Sonnabend, den 19.: Z. 1. M. Heinrih V. Sonntag, den 20.: Viel Lärnien.