1873 / 91 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 16 Apr 1873 18:00:01 GMT) scan diff

Der Feldmarschall trägt im Epauletten- feld 2 gekreuzte Marschallstäbe, der General der Infanterie oder der Kavallerie, der Feldzeugmeister, der Oberst, der Hauptmann und Ritt- meister, der General-Arzt 1. Klasse, der Ober-Stabsarzt 2. Klasse und der Stabsarzt 2 Sterne, der General-Lieutenant, der Oberst- Lieutenant, der Premier-Lieutenant, der General-Arzt 2. Klasse und der Assiftenz-Arzt 1. Klasse einen Stern im Epaulettenfeld, die oberen Beamten der 2. und 5. Rangklasse tragen zwei Rosetten, die oberen Beamten der 3. und 6. Rangklasse eine Rosette auf den Epaulette- haltern. Die Feldacselstücke werden von den Offizieren, Aerzten und oberen Militär-Beamten beim Feldanzuge an Stelle der Epaulettes getragen. Die oberen Militär-Beamten erhalten ein Portepee, welches sich von jenen der Offiziere nur durch die dunkelblaue Farbe der Streifen und der Füllung unterscheidet. Die oberen Civilbeamten der Militär-Verwaltung tragen das Militär-Beamten-Portepee in Gold. Die Rangabzeichnung der Unteroffiziere im weiteren Sinne bestehen in einer Tresse am Kragen und Aufschlage des Waffenrockes von Gold oder Silber je nach der Farbe der Knöpfe, in einer {malen weiß und blauen Borte am Kragen des Drillichrockes, bezichungsweise auf der Kragenpatte des Mantel3 und in der Unteroffiziers-Säbelquaste. Die im Fe lebeläravg stehen- den Unteroffiziece tragen auf jeder Seite des Waffenrockragens und am Kragenlaße des Mantels je einen großen Auszeichnungs- (Deko- rations-) Knopf mit geprägtem heraldischen Löwen, ferner als \pezielles Gradabzeichen das filbern-blaue Feldzeichen (Offiziers-Kokarde) und

, das Offiziersportepee. Die Sergeanten und die in gleichem Range stehenden Unterofffziere tragen die Auszeichnungsknöpfe wie die Feld- webel, jedoch die Kokarde von Blech und gemalt wie bei der Mannschaft, und die weißblaue Unteroffiziers-Säbelquaste von Wolle. Die Unter- offiziere im engeren Sinne haben auf dem Waffenrockragen keinen Auszeichnungsknopf, wohl aber auf dem Mantelkragenlaße einen glatten Metallknopf. Die Obergefreiten und die im gleihen Range stehe nden Militärperfonen tragen den großen Auszeichnungsknopf, jedo ohne Unteroffizierstresse am Kragen und Aufschlag, dazu die jon lr Säkhelquaste. Die Gefreiten und im gleichen Range stehenden Mann- schaften am Waffenrockragen einen kleinen Auszeichnungsknovf von der Größe der Waffenrocknöpfe. Die Portepee-Fähnriche aller Waffengat- tungen tragen die Abzeichen wie die Unteroffiziere (im engeren Sinne), jedo das Offiziers-Portepee und das Offiziers-Feldzeichen. Diejeni- gen, welche das Reifezeugniß zum Offizier erlangt haben, führen die Ab;eichen der Feldwebel, jcdoch ohne Auszeichnungsknopf. Bizefeld- w-bel tragen die Abzeichen der Feldwebel, Vizewachtmeister jene der Wachtmeister. Die Abzeichen der Spielleute bestehen in den sog. Schwalbennestern auf den Schulterstücken des Waffenrockes. An die Stelle der in Wegfall kommenden Schulterblätter bezichungsweise Aschelwulsten an den Waffenröcken der Mannschaften treten Schulter- fsappen von Tvch. Dieselben haben die Kragenfarbe der Abthei- lung bei der - Infanterie, bei den Jägern, bei der Kavallerie, bei den Train - Bataillons inclusive der Sanitätstruppen und bi den Stamm - Mannschaften der Equitations - Anstalt; hoch- roth bei der Artillerie, den Pionier- und den Eisenbahntruppentheilen und dem Kadettencorps; grün mit hochrothem Vorstoß bei der Feld- Gensd'armerie, {warz mit hochrothem Vorstoß bei den technischen Compagnien. Auf den Schulterklappen find bei den Infanterie-Regi- mentern 1—15, den zugehörenden Landwehr-Batailons, bei den Jäger- Bataillons, Artillecie-Regimentern und Pionier-Bataillons, sowie bei den Sanitäts-Compagnien Nummern, beim Jnfanterie-Leib-Regiment und dessen Landwehr-Bataillons .eine Krone, bei mehreren Abtheilun- gen Junitialien in gelber, bei den Train - Bataillons in rother Schnur aufgenäht. Die Hartschiere in Junkersrang erhalten Schulterklappen von s{warzem Tuch mit breitem Silberbortenbesaß, darauf eine gol- dene Krone. Der Waffenrockragen ist bei den Generalen, sowie bei sämmtlichen Infanterie - Regimentern hoh - (ponceau-) roth, beim Generalstab, bei den Offizieren des topogra- phishen Bureaus und den Sanitätstruppen fkarmoisinroth, bei den Train-Bataillons und den Stammmannschaften der Equita- tions8anstalt hellblau, bei der Feld-Gensd'armerie kornblumenblau , bei den/ übrigen Truppen-Abtheilungen wie bisher, bei den Offizieren der Artillerie und des Ingenieur-Corps von s{warzem Sammt, bei den Militärärzten dunkelblaues Tuch, bei den Militär- und Civilbeamten des Heeres dunkelblau oder schwarz, Tuch oder Sammt. Die Auf- schläge stimmen in Farbe und Stoff mit dem Waffenrockragen. Zur Unterscheidung der beiden Armee-Corps tragen all- Offiziere und Mannschaften der dem T. Armee-Corps angehörenden Jnfanterie-Regi- menter einen weißen Vorstoß an den Aufschlagspatten, resp. an dem obern Rand des Aufshlages. Bei den Landwehr-Mann|chaften der Jufanterie kommt das bisherige Unterscheidungszeichen, die \{hwarzen Ziffern auf den Schulterklappen der Mannschaften, in Wegfall.

2. und 4. Base

Sachsen. Dresden, 15. April. In den Paradesälen der zweiten Ctage des Königlichen Residenzshlo}es fand gestern Abend ein Hofkonzert statt, welhem der König und der Kronprinz und die Kronprinzessin und Prinz und Prinzessin Georg beiwohnten. Dem Konzert waren die angemeldeten Vor- stellungen bei Sr. Majestät dem König und den Prinzlichen Herrschaften vorausgegangen.

Gestern Morgen i} in Hof-Lößniß der Staats-Minister .a. D., General der Infanterie Bernhard von Rabenhor f ge- storben. Derselbe war geboren im Jahre 1801 in Leipzig und im Jahre 1823 in die Königlich \ächsishe Armee eingctreten, wurde am 8. März 1849, unter Beförderung - zum Obersten, zum Staats- und Kriegs-Minister ernannt, noch in demselben Jahre zum General-Major und 1850 zum General-Lieutenant befördert und trat am 1. Dezember 1866 in Wartegeld.

Sessen. Darmstadt, 13. April. Der Großherzogliche Oberappellations- und Kassationsgerichts-Präfident Benner ist heute hier verstorben.

Sachsen - Altenburg. Altenburg, 15. April. Am Sonnabend Abend traf Prinz Moriß nah längerer Abwesen- heit hier wieder ein. Gestern Abend kehrte die Prinzessin Moriz nebst Prinzessinnen-Kindern in Begleitung des Erbprinzen von Sachsen-Meiningen hierher zurü.

Sachsen-Coburg-Gotha. Coburg, 13. Apriï. Der Herzog ist heute Mittag 2 Uhr nah Gotha abgereist.* -

Bremen, 11. April. Die Bürgerschaft hat in der Steuerfrage den Vermögens\choß verworfen, die Erhöhung der Einkommensteuer bis auf 2 Prozent dagegen angenommen und zwar in folgender Fassung: Einkommen bis zu 750 Reichs- Mark frei, von 750 bis 1000 Mark zahlen 24 Mark offen, von 1000 bis 2000 Mark 5 Mark ofen und 1 Pf. von jeder Mark über 1000 Mark, von 2000 bis 6000 Mark 15 Mark offen und 1¿ Pf. von jeder Mark über 2000 Mark, von 6000 Mark und mehr 75 Mark ofen und 2 Pf. von jeder Mark über 6000 Mark. Für den Gefammtbeshluß erhoben \ich in namentliher Abstimmung 71 Mitglieder gegen 22.

Der Senat hat für die neue deutshe Expedition ins In- n:re von Afrika 1000 Mark bewilligt.

Elsaß-Lothringen. Straßburg, 15. April. (W. T. B.) Von 33 Mitgliedern des Gemeinderaths gaben 28

persischen außerordentlihen Gesandten Mirza Malcom T

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dem Bezirkspräfidenten gegenüber die Erklärung ab, daß sie\, einen Vorsizenden, der nicht Mitglied des Gemeinderaths sei, |"

nicht acceptiren würden. Der Gemeinderath is deshalb auf Grund der Beftimmungen des Artikel 13 des O Nr. 5 von 1855 auf 2 Monate suspendirt und die Ausübung aller Rechte und Pflichten desselben dem. außerordentlihen Korimissar, Polizeidirektor Back, übertragen worden.

Desterreich - Ungarn. Wien, 15. April. Der Prinz Luitpold von Bayern und feine Gemahlin sind mit ihren Kindern, den Prinzen Leopold, Ludwig, Arnulph und der Do Bin Therese hier eingetroffen. Dieselben wurden am Bahn-

ofe durch den Kaiser, in der Hofburg von der Kaiserin und der Kaiserlihen Familie begrüßt.

Bei dem ersten Empfange, der gestern bei der Ge- mahlin des deutshen Botschafters, General - Lieutenant von Schweinigz, stattfand, waren sämmtliche Hofchargen, alle Kaiser- lihen Adjutanten, sowie der Oberst-Hofmeister erschienen. Dem Grafen Andrassy is von dem Könige von Bayern das Großkreuz des Hubertusordens verliehen werden."*#:

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W „Schweiz. Bern, 15. April. (W. T. B.) Der Bun- desrath hat die eidgenössishe Staatskassenrehnung pro 1872 genehmigt. Nach derselben betrug die Totaleinnahme 29,641,914 Francs, die Totalausgabe 27,559,245 Francs, der Einnahmeübershuß \sonach 2,082,669 Francs.

Die katholische Pastoralkonferenz?von Solo- thurn pu dem Bundesrathe angezeigt, daß fie den von dem- selben abgewiesenen Rekurs gegen die vom Volke angenommenen Gesetze über die Wiederwahl der Geistlihen vor die Bundesver- sammlung bringen werde. Die Einführung des Pfarrers Herzog von Crefeld in sein neues Amt in Olten i} dort festlih begangen worden, |

Frankreich. Paris, 11. April. Der deutshe Botschaf- ter Vicomte de Gontaut-Biron is heute nah dem Schlosse Navailles in den Pyrenäen abgereist, wo er die Osterferien zu- bringen wird. Der Präsident wird, wie es jeßt heißt, erst am 20. April feine Reise nah Lille und Anzin antreten. Der Seine-Präfekt Calmon hat eine Unterredung mit Hrn. Thiers wegen der großen Bauten in Paris gehabt. Der Prä- sident der Republik wünscht, den Boulevard Saint Germain und die Avenue de l'Opera beendigt zu sehen, doh \ollen die Gelder für diese Arbeiten sowie für den Wiederaufbau der Tuilerien erst später verlangt werden. Die- Arbeiten am Stadthause follen unverzüglih in Angriff genommen werden.

Einige Fabrikanten in Rheims hatten fich kürzlich an den Minister des Auswärtigen um Auskunft gewandt über das Fortbestehen des früher zwischen Frankreih und Deutschland ver- tragsmäßigen gegenseitigen Mustershutzes. Herr de Remusat hat darauf Folgendes geantwortet : |

Ministerium des Aeußern. An die Herren Heidsieck u. Comp. in Rheims. Versailles, 5. April 1873. __ Meine Herren! Jh habe Ihr Schreiben vom 18. v. M,, betreffend den Musterschuß in Deutschland, erhalten. Man hat Ihnen eröffnet, daß, da die alten Verträge ischen Frankreich und den verschiedenen deutschen Staaten dur den Kri-g zerrissen worden wären, das industrielle Eigen- thum in diefen Ländern durch keine internationale Uebereinkunft mehr geshüßt wäre. Diese Angabe ist unrichtig. Der Artikel 18 der am 11. Dezember 1871 in Frankfurt gezeichneten Zusaßkonvention bestimmt, daß, abgesehen von den in dem Friedensvertrage vom 10. Mai 1871 erwähnten internationalen Verträgen, die kontrahirenden Theile über- eingekommen sind, die verschiedenen Verträge und Konventionen welche vor dem Kriege zwischen den deutschen Staaten bestanden, wieder in Kraft zu seßen.“ J{ kann binzufügen, daß die Herren Roedcrer und Comp. von Rheims, welche kürzlich gegen deutshe Nachmacher vor dem Gerichte eriter Instanz in Hamburg einen Prozeß anstrengten, ein thnen günstiges Urtheil e:wirkt haben, welches von dem Appellations- gerichte bestätigt worden ist.“ Empfangen Sie u. st. w. Remusat.

13. April. Das „Journal officiel“ veröffentliht das Geseg vom 7. d. M., durch welches der Stadt Paris 140,000,000 Fr. und die von den deutshen Truppen beseßt gewesenen De-

partements 120,000,000 Fr. als Entschädigung für die im Kriege -

erlittenen Verluste bewilligt worden. Der Präsident Thiers empfing am 11. d. M. den

Nazme ul Mulk, welcher dem Präfidenten von der bevorstehen Reise des Schahs nah Frankreih Mittheilung machte.!

15. April. (W. T. B.) Ein von Vautrain, Pressense und anderen Abgeordneten von Paris erlassenes Cirkular spricht fich für Aufrechterhaltung der Kandidatur Remu- sats aus und befürwortet die Wahl desselben zum Deputirten für Paris.

16. April. Die Permanenz-Kommission will in ihrer _ nähsten Sonnabendfizung wegen verschiedener in dem Wahlschreiben Remusats vorkommender Erklärungen eine Inter- pellation an die Regierung rihten. Der Präsident der Re- publik felbst aber beabfichtigt, gutem Vernehmen nah, in diésem Falle die Rechtfertigung Remusats zu übernehmen. Der „Bien public“ spricht \ein Bedauern aus, daß der bishe- rige Präfekt von Lyon, Cantonnet, seine Demission gegeben und, ohne die Ankunft seines Nachfolgers abzuwarten, seinen Posten verlassen habe. è

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u Jtalien. Rom, 15. April. In dem Befinden des Papstes is eine Veränderung nicht eingetreten. Der Kar- dinal-Camerlengo Deargel is is nah Rom berufen worden. Der General-Inspektor der Konsulate Negri is zum italie- nishen Konsul in Hamburg ernannt worden. Sa R

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Numänien. Bukarest, 12. April. Die Kammer- Session wurde heute geshlofsen. Der Fürst hat den vom Senat und von der Deputirtenkammer genehmigten Gesehentwurf, betreffend den Anschluß der rumänischen an die türkischen Eisen- bahnen und den Bau einer Eisenbahnbrücke über die Donau zwischen Giurgewo und Rustshuk sanktionirt. Der JIustiz- Minister Epureano isst, weil der Senat das Geseg über Er- richtung einer nationalen Bodenkredit-Anstalt unverändert ange- nommen, ausgeschieden. Dem Kultus-Minister General Tell ist zu Leitung des Iustiz-Minifleriums einstweilen übertragen worden.

Türkei. Die Untersuchungs-Kommission über die “agsten Unruhen in Rust\chuk hat ihre Aufgabe beendet ; drei

doxe Bischöfe erscheinen stark kompromittirt; einer derselben B, bereits in Konstantinopel verhaftet.

, 7ssand und Polen. St. Petersburg, 13. April. bier laquishe Gesandtschaft wird morgen Mittag von “venhagen abreisen.

b. M S hi j z „Tz, (W. T. B.). Nah aus Chiwa eingegan-

genen Nachrichtê: ( der dortige Chan mehrere seiner nächsten Verwandten und ibreber Finridten “s in Haft nehmen

; athgeber laffen und die gefaï Detachement ab geshid! gehaltenen Russen an das Orenburger

Einem Kaiserl. Ukas zufolge ist die Verwaltung der hiefigen Polizei reorgats E und Es N epo ff zum Chef der neuen Polizeiverwaltung enannt worden.

Schweden und Norwe, Stotho lm, 9. April. Der Reichstag hat si zuleßt i den Rhe unter den Haupttiteln 5 (Seevertheidigung), & (Kultus und öffentlicher

Unterricht) und 9 (Pensionen 2c.) besagt ; s ui 17. d. M. die Osterferien angetreten. (igl, jeyt abey 1D 3

An das norwegische Storth i? König in Betreff der Apanage der Herzogin von Dalat” Priczessin The- rese, die Proposition erlassen, bis zum Ende %e\es Jahres die für den verstorbenen Herzog August von Dalazne bestimmte Apanage von 6000 Spdòdlr. fortbestehen zu lassen, und darauf für seine Wittwe jährlih die Hälfte, 3000 Spdlr. zu vestimmen.

Amerika. New-York, 15. April. (W. T. B.) In Parto- r iko haben, wie von dem „New York Herald“ bestätigend gemudet wird, die dortigen Truppen eine aufständishe Bewegung zu: Errichtung einer selbständigen Repuklifk gemaht. Es wurde in Havanna um Hülfe zur Unterdrückung des Aufstandes nacge- sucht, worauf die dortige Regierung zwei Dampfer nah Porto- rifo abgesendet hat. Nach aus Mexiko eingegangenen Nach- richten if der dortige Kongreß eróffnet worden; der Präsident hat in seiner Eröffnungsbotschaft das mexikanische Volk zu der Wiederaufnahme der Beziehungen mit Frankreich beglückwünsht.

Afffien. Der Reiseplan des Schahs von Persien hat, der „Morning Post“ zufolge, eins Aenderung erfahren. Derselbe wird nicht, wie jüngst bestimmt worden, über Konstan- tinopel und Aden zurütkehren, sondern die Rückreise über Ita- lien, Suez, Mekka und Medina antreten, einige Tage im leßt- genannten Orte verweilen und dann über den Persischen Golf sein eigenes Reih wieder betreten.

Nr. 3 des Ministeral-Blattes für die gesammte innere Ver- waltung in den Königlih preußischea Staaten enhält u. A.: Bescheid an die Königliche Regierung zu N., betreffend das Fortbe- stehen der Verpflichtung der Königlichen Regierungen, dahin zu wirken, daß die öffentliche Armenpflege den Geseßen gemäß gehandhabt werde, vom 10. Februar 1873. Erlaß an das Königliche Provinzial- Schulfollegium zu N., den Auss{luß einer Reisckosten-Vergütung bei der crsten Berufung in den unmittelbaren Staatsdienst betreffend, vom 4. Januar 1873. Erlaß an die Königliche Regierung zu N., die Betheiligung der Regierungs-Schulräthe an den Wiederholungs-Prü- fungen der Lehrer betreffend, vom 6. Januar 1873. Verfügung an die Königliche Regierung zu N. und abschriftlich zur Nachricht und Beachtung an die übrigen Königlichen Regierungen, Landdrosteien, die Königlichen Konsistorien und den Königlichen Ober-Kirchenrath zu Nordhorn, die bautehuische Vorbereitung der Anträge auf Staatsbei- hülfen zu Schul- x. Bauten betreffend, vom 9. Januar 1873. Berfügung an das Königliche Appellationsgericht in N., die Gebühren für Kreis-Medizinalbeamte bei amtlichen Verrichtungen in Entfernun- gen von über 4 Meile vom Wohnorte betreffend, vom 14. Februar 1873. Verfügung an die Königliche Regierung zu N. und abschrift- lich an die übrigen Königlichen Regierungen, Landdrosteien und das Königliche Polizei-Präfidium hier, die Ausfchließung einer Vergütung für das Tariren der Gefäße bei Dispensation von Arzneien betreffend, vom 5. März 1873. Crkenntniß des Königlichen Gerichtshofes zur Entscheidung der Kompetenz-Konflikte, daß der Anspruch eines einzet- nen Hausbesißers auf Erstattung der- an Stelle des Naturalquartiers von ihm, ebenso wie von den übrigen Hausbesißern, als Kommunal- steuer cingeforderten antheiligen Einquartierungs-Vergütungs-Kosten- zuschusses, niht im Rechtswege gegen die Stadtgemeinde verfolgt wer- den kann, vom 11. Januar 1873. Bescheid an den Magistrat zu N., wona der vorübergehende Aufenthalt eines Ausländers in einer Gemeinde Seitens der Lebteren nicht versagt werden kann, vom 8. Fe- bruar 1573. Bescheid an den Herrn Vorfißenden der N. Deputa- tion für das Heimathwefen, fowie Abschrift zur Kenntnißnahme und Beachtung an die Deputationen für das Heimathwesen zu N. N, das Verfahren in Klagesahen eines Armenverbandes

egen einen anderen betreffend, vom 13. Februar 1873.

esheid an die Königlichen Regierungen zu N. N., die Unzulässigkeit der Beschließung über Unterstüßungc-Verpflichtung der Angehörigen eines Hülfsbedürftigen, ohne Anhörung der Betheiligten, betreffend, vom 24. Februar 1873. Cirkular an sämmtliche Königliche Regierungen der sechs östlichen Provinzen cxcl. der zu Stralsund und Abschrift zur gefälligen Kenntnißnahme anu die Königlichen Ober-Präfidenten der Provinzen Brandenburg, d und Pommern, und an die Königlichen Ober- A N zu Posen, Breslau und Magdeburg, den Amkstitel der

agistrats-Mitglieder im Gebiete der Städteordnung für die östlichen Beuren betreffend, vom 15. Februar 1873. Erkenntniß des öniglichen Gerichtshofs zur Entscheidung der Komp:tenz-Konflikte. Wenn die kompetente Verwaltungsbehörde die Verlegung eines öffent- liheèn Kommunifkationsweges angeordnet, beziehungsweise genehmigt hat, so können die Absazenten des früheren Weges nicht im Prozeß- wege darauf antragen, daß derselbe in den früheren Zustand wieder- hergestellt wèrde, vom 11. Januar 1873. Bescheid an die König- liche Regierung zu N.,- wonach das Wahrsfagen nicht zu den gewerb- lichen Leistungen gehört, deren Betrieb im Umherzichen zu gestatten ift, vom 11. Februar 1873. Cirkular an sämmtliche Königliche Regierungen und Landdrosteien, die Reisekostenzushüsse für Bau - Ir- speftoren und Bezirksbaumeister betreffend, vom 22. Februar 1873. Cirkular an sämmtliche Königliche Regierungen und Landdrosteien und Abschrift dem Königlichen Polizei-Präsidium zur Kenntnißnahme und gleichmäßigen Beachtung, die periodischen Revisionen der im Ver- kehr zur Anwendung kommenden Maße und Gewichte durh die Po- [izeibekörden betreffend, vom 27. Februar 1873. Cirkular an sämmt- liche Königliche Eichungs - Inspektoren, die Eichung ven Gasmessern betreffend, vom 15. März 1873. General-Verfügung, die Abänderungen des Post-Reglements vom 30. November 1871 betreffend, vom 3. März 1873. General-Verfügung, die Verschließung der Geldbriefe betreffend, vom 3. März 1873. Erlaß an das Königlihe Geheime Staats- Archiv hier, bezw. die Königlichen Staats-Archive in den Provinzen, die Stempelpflichtigkeit der aus den Stazats-Archiven zu ertheilenden, beglaubigten Abschriften betreffend, vom 17, März 1873.

Anweisung für das Verfahren bei Berichtigung der Grundsteuer- Anlagen durch Nachtragung der seit deren Anfertigung eingetretenen Meränderungen 2c. in oren Schleswig-Holstein, Hannover und Heffen-Naffau, vom 29. August 1872.

Statistische Nachrichten.

Das Guthaben der Interessenten der Berliner Sparkasse betrug am Schlusse des Jahres 1871 2,885,684 Thlr. Im Laufe des Jahres 1872 traten 1,435,000 Thlr. Einlagen und 99,869 Thlr. Zinsen hinzu, wogegen 981 Thlr. zurückgezahlt wurden, so daß das Guthaben der Interessenten am Schlusse des Jahres 1872 3,517,973 Thlr., d. h. 632,239 Thlr. mehr als am Schlusse 1871 be- trug. Am Schlusse 1872 waren: 90,337 OQuittungsbücher im Umlauf, 7108 mebr als. das Jahr zuvor. Von diesen Quittungsbüchern waren 26,354 Stück über einen Betrag von 5 Sgr. bis 10 Thlr, 15,581 von 11—20 Thlr., 22,808 von 21—50 Thlr., 15,424 von 51—100 Thlr , 9468 von 101—-200 Tblr., 202 von 201 Lhlr. und darüber. Die OQuittungsbücher über 5 Sgr. bis 10 Thlr. haben gegen 1871 um 1563 Thlx., diejenigen über 11—20 Thlr. um 772 abgenommen, die übrigen Klassen haben um 3801 resp. 3089, 2332 resp. 171 zu- genommen.

Dar Freikuxgelderfonds für Kirchen und Schulen iu Schlesien hatte im Jahre 1872 285,611 Thlr. Einnahmen incl. 89,311 Thir. Bestand aus dem Jahre 1871 und 134,750 Thlr. Aus- gaben, daher Ende 1872 150,860 Thlr. Bestand. Unter den Aus- gaben waren 22,917 Thlr. jährlich wiederkehrende, und zwar 798 Thlr. au Kirchenkosten, an Schulkosten 21,318 Thlr.

München, 11. April. Die mit den Wehrpflichtigen der Altersklafse 1851 vorgenommene Prüfung hat ergebea, daß mangel- hafte Schulbildung hatten: aus Oberbayern: 6,1 Prozent; aus Nieder- bayern: 9,6; aus der Pfalz: 13,6; aus der Oberpfalz: 11,8; aus Oberfranken: 6,2; aus Mittelfranken: 2,6; aus Unterfranken: 5,3; und aus Schwaben: 3,0 Prozent.

London, 8. April. Die Ausweise des Handelsamtes für März geben den Werth der Gesammtausfuhr in diesem Monat auf 21,744,213 Lstr. an, was 1,578,645 Lstr. oder 73 % mehr als im März 1872 und 6 % mehr als im März 1871 ist, eine Differenz, die wahrscheinlich nur den Aufschlag in den Kosten der Rohstoffe und Arbeitslöhne darstellt. So hat z. B. bei Koblen, die mit einem Zu- was von nahezu 64 % in dem Werth der Verschiffungen figuriren, eine Abnahme von mehr als 11 % in deren Quantität stattgefunden. Die Eisenausfuhr weist ebenfalls cine Abnahme in der Quantität auf, gepaart mit einerZunahme imWerthe von 35 %. In den anderen Handels- zweigen ist keine besondere Veränderung zu notiren, etwa mit der Ausnahme, daß die Desorganisation der Industrie auf dem Kontinent wie ander- wärts einen ungewöhnlid4;en Begehr nach Maschinen aller Arten ver- ursacht, so daß dieser Artikel in dem gegenwärtigen Ausweise mit einer Zunahme von ca. 43% figurirt. Dxs Weolenwaarengeschäft stockte und bekundet eine Abnahme von ca. 15%., aber fast alle an- deren Klaffen von Manufakturwaaren weisen einen Zuwachs auf. In baumwollenen Stückgütern betrug derselbe 8% in der Quantität und 6% im Werth, in Steingutwaaren 284 im Werth, in Kurzwaaren 3%, in Metallwaaren 14% und in Leinwand 3%. Seidenstoffe zeigen eine Abnahme von 14%. Die Einfuhr des Monats umfaßte 1,418,029 Centn.r Baumwolle im Werthe von 6,236,216 Lstr. gegen 1,206,155 Centner im Werthe von 5,265,648 Lstr. im März 1872, und 2,820,809 Gentner Weizcn im Werthe von 1,831,527 Lstr. gegen 2,777,964 Gtr. im Werthe von 1,617,957 Lstr. Der Mehlimport stellte sich auf 645,971 Centner im Werthe von 606,636 Lstr. gegen 265,619 Centner im Werthe von 229,046 Lstr., welcher Zuwachs durch große Zufuhren aus Frankreich entstand. Andere Getreidearten find importirt worden im Werthe von 1,411,720 Lftr. gegen 1,501,787 Lstr. im März 1872. -

Kuusft und Wissenschaft.

Berlin, 16. April. Jn dem Verlage der Königlichen Geheimen Ober-Hofbuchdruckerei (R. v. Deer) erschien soeben der 3. Band des Werkes: Die Preußische Expedition nah Oftasien. Nach amtlichen Quellen. (274 Bogen gr. 8.) Dieser Band behandelt in einer längeren Einleitung Chinas Beziehungen zum Westen bis 1860, dann den Aufenthalt der Gesandtschaft in Shanghai und ihre Reise nah der Peiho-Mündung. Der 4., leßte Band, der in wenigen Wochen erscheint, soll die Vertragsverhandlungen in Tientfin, die Reisen nah Peking, Nangasaki, Hongkong, Kanton, Macao und Bankok bringen. Der einleitende Abschnitt im veurliegenden 3. Bande gicb: eine zusammenhängende Geschichte des Fremdenverkehrs, der Verträge und Kriege mit China. Der Verfasser des Expe- ditionswerkes behandelte seine Aufgabe als eine historishe; er betont im Vorwort zum 3. Bande, daß der Abschluß der Verträge mit Jayan und China nur eine einzelne Scene aus einem Drama ist, deren Vorgänge Bedeutung und Leben nur als Theile des Ganzen gewinnen. Er wünschte ein klares Bild der folgenschweren Ent- wicklung zu geben, die in China mit dem Tode des Kaisers Hienfung und dem darauf folgenden Staatsstreich einen gewissen Abschluß fand. Das Material mußte aus vielen, theils wenig verbreiteten Schriften und Urkunden zusammengetragen werden. Einen wichtigen Theil der historischen Einleitung bildet die Geschichte der Taeping-Bewegung, die viele Jahre den Thron der Mandschu bedrohte, auf die Beziehun- gen zu den Fremden auch während der Amuesenheit der preußischen Gesandtschaft wichtigen Einfluß übte und erst später bewältigt wurde.

Würzburg, 14. April. Der Professor der Botanik, Hofrath Dr. Sachs, hat einen Ruf an die Universität Wien erhalten.

Stuttgart, 12. April. Die an der Baugewerkeschule erledigte Professur für archit-ktonische Fächer ift dem an dieser Anstalt seither verwendeten Architekten Ließenmaier von Aalen übertragen worden

Tübingen, 8. April. Mit dem Abschluß des Wintersemeste:8 haben zwei Professoren die Universität verlassen: Adalbert Merr ist nach Gießen, v. Meibom nach Bonn abgegangen. Von neuen Lehr- kräften sind zu Anfang des Sommers Prof. Jürgensen aus Kiel für die i Prof. v. Noorden aus Marburg für Geschichte, Prof. Schönberg aus Freiburg für Nationalökonomie, der Mathematiker Dr. Gundelfinger als außerordentlicher Professor angestellt worden.

_ Am 4. April starb in Braunschweig der Konzertmeister Carl Müller, ehemals Führer des älteren Müllershen Streich- quartetts, ein vortrefflicher Geiger und Quartettspieler.

_ Wien, 8. April. Das Sqchiller-Denkmal-Komit e beshäf- tigt sih gegenwärtig mit den Vorbereitungen zur Herstellung des Unter- baues und des Sockels. Dec Unterbau joll im Laufe des Sommers hergestellt werden, damit am nächsten Schillertage die feierlihe Grund- steinlegung erfolgen könne. Man hofft, die Stadtgemeinde werde zu beiden Seiten des Denkmals, um den großen Raum zu füllen, zwei Wasserbecken mit Springbruznen an'egen lassen. Zur vollständigen Deckung der Kosten fehlt dem Komite noch die Summe von 7—8000 fl. Der Guß der Schillerstatue selbs dürfte in Bälde vollendet fein.

, Während der Restaurirungsarbeiten der St. Stephans-Kapelle in Gran, die dem 12. Jahrhundert angehört und später mit ueueren Vertheidigungêwerken am Graner Festungswerke überbaut wurde, fand

mari in einem zur Kapelle gehörigen Nebenraum einen mit Marmor- platten bedeckten Kanal und gewahrte bei einer folchen Platte, daß dieselbe auf beiden Seiten lorgfältig gesliffen ift. Als eine der Seiten vom daran heftenden Mörtel geremge war, sah man darauf ein Bild in Mosaikarbeit, ‘von verschiedenfarbigem Marmor zusammen- gefeßt, und zwar entwickelt fih von unten ein Weinrebenstock, der die Fläche der Platte in herrlicher Zeichnung mit Trauben und Blättern ausfüllt. Eine männliche Figur in der Tracht des 13. Jahrhunderts beschneidet mit einem Gartenmessec die Weinreben. Die Mosaik ist zu den besten Arbeiten ihrer Zeit zu rechnen, Die Platte ift rother Marmor, zu welcher Farbe abwechselnd {warzer und weißer Marmor sehr ge- \chmackvoll angeordnet ist. -An dem unteren- Theile der Platte befindet sih noch eine zweite Figur im Ornamente, von welcher nur der aus- drucksvolle Kopf vorhanden ist, da die Platte unregelmäßig abge- brochen vorgefunden wurde. Die 34 Zoll starke Marmorplatte scheint einem Gegenstande, welcher ganz frei stand, “angehört zu haben. Die eingelegten Marmortäfelchen find einen halben Zoll ftark und auf einem Harzkitt in die aus der rothen Marmorplctte mit großer Sorg- falt ausgemeißelten Flächen eingelegt.

Stockholm, 9. April. Das Wetter bringt a&veh elnd Reg:en und Sonnenschein, doch ist der leßtere vorherrschend; in den Nächten ist es empfindlich kalt. Die Schiffahrt von Süden her ist ret leb- haft; der e Einlauf aber von Furusund ist noch nicht ganz eisfrei; gleihwohl hat der Damyfer „Ostanä“ das Eis gebrochen und die Dampfschiffahrt bis dorthin eröffnet. Auf dem Mälar scheint das Eis noch nicht weihen zu wollen; gestern ging ein Dampfer nach Westeras ab, um den Versuch zum Durchkommen zu machen; bis jeßt aber hat man über das Gelingen noch nichts vernommen.

Landwirthschaft.

___Das 4. Heft (2. Jahrgang April 1873) der „Forst- lihen Blätter, Zeitschrift für Forst- und Jagdwe/sen“ herg. von Grunert und Leo, hat folgenden Jnhalt: 1. Aufsäte. Die Waldschubfrage und deren Behandlung auf dem Wege interna- tionaler Kongresse. Vom Oberforstmeister J. Th. Grunert. Die Versammlung des Harzer Forstvereins im Jahre 1872. Vom Forst- meister Beling in Secfea. Eigenthümliche Krankheitsersheinungen an Waldbäumen. Vom Oberforstmeister J. Th. Grunert. 11. Bücheranzeigen. IIL, Mittheilungen.

Gewerbe und Handel.

Im Jahre 1871 wurde das in Oranienburg unter der Firma „Chemische Produften- 2c. Fabrik* seit 1814 bestehende Etablissement von einer Aktien-Gesellschaft, unter der Firma: „Chemisthe Fa- brik Oranienburg Aktien-Gesellschaft" übernommen, welche es sih zur Aufgabe machte, das Geschäft in vergrößertem Maßstabe weiterzuführen.

Bei Uebernahme des Geschäfts wurden auf der Fabrik Schwefe: - säure in 5 Kammersystemen mit einem Kubik-Jnhalt von 187,000 fabrizirt, seit Uebernahme ist diese Fabrik um ein Kammersystem mit einem Kubik-Inhalt von 75,000 vergrößert, welch-s eine Quantität von täglich 92 Ctr., also jährlich 33,120 Ctr. 66° Schwefelsäure liefert. Obgleich dieje Kammer erst in der leßten Hälfte des vorigen Jahres in Betrieb geseßt wurde, war die Produktion in diesem Jahre an Schwefelsäure um 37,820 Ctr. größer, als im Jahre vorher. Sämmtliche Kammern lieferten 1872 circa 72,560 Ctr. Säure auf €6° reduzirt. Jn dieser Fabrik arbeiteten 2 Platinkessel, welche täg- lih zusammen 120 Ctr. 66° Säure lieferten.

Salpetersäure wurde bis zum- Jahre -1871- in 24 Retorten ge- arbeiteï, zu denen im Jahre 1872 noch deren 8 hinzutraten. Die Produktion belief sich 1871 auf 6000 Citr., dagegen 1872 auf 7300 Ctr. Der Abfall von Sulfat wurde zum krystallifirten Glau- bersalz verwandt, welcher Artikel besonders im leßten Jahre wegeu der hohen Sodapreise und wegen Anwendung zu Bädern in den Fär- bereien, so in Aufnahme kamen, daß der Nachfrage nicht genügt wer- den konnte.

_Eisenvitriol lieferte die Fabrik im Jahre 1871 circa 15,100 Cér., während sich die Produktion im folgenden Jahre auf 19,000 Ctr. steigerte. Die Fabrik arb-itete ferner krystallisirtes Alaun uud Mehl- Alaun (6500 Ctr.), s{wefelsaure Thonerde (1200 Ctr.), Kupfervitriol (1200 Ctr.) und Palmöl-Soda-Seife (3550 Ctr.). Im leßten Jahre ist das Etablissement noch durch Einrichtung ciner leistungsfähigen Knochenmehl- und Superphosphat-Fabrik vergrößert worden.

Als Betrieb dienen in sämmtlichen Fabriken 7 Dampfkessel von zusammen 230 Pferdekraft und eine Dampfmaschine von 25—30 Pferde- fraft, außerdem befinden sich noch in der Knochenmehlfabrik 8 große Kochgefäße mit Leimpfannen, zum Kochen von Knochen und thierischen Abfällen zur Leim- und Düngerbereitung. Beschäftigt wurden circa 250 Arbeiter und Arbeiterinnen.

London, 12. April. Das Handelsamt hat heute vom Staats- Sekretär für auswärtige Angelegenheiten die Ueberseßzung einer von dem japanischen Minister für auswärtige Angelegenheiten an den britishen Geschäftsträger in Yeddo gerichteten Note erhalten, welche meldet, daß die japanische Regierung beabsichtigt, für die Zu- kunft das bestehende Verbot gegen die Ausfuhr von Salpeter zu erleihtern und dessen Ausfuhr in derselben Weise wie andere Han- delsartifel zu einem ad valorem Zoll von 5 Prozent zu gestatten. Sollte irgend eine Erneuerung des Verbots für nöthig befunden wer- pen, so- wird dieselbe 30 Tage vorher bekannt gemacht werden.

Verkehrs-Anstalten.

Nr. 29 der „Zeitung des Vereins Deutsher Eisen- bahn-Verwaltungen“ hat folgenden Junhalt: Verein Deutscher

Eisenbahn-Verwaltungen: Art der Verpackung von Bücherscndungen |

nah Frankreih. Leipzig-Dresdener Eisenbahn, Geschäftsbericht pro 1872. Ungarische Staatsbahn, Banréve-Nadasd eröffnet. 1 Gotthardbahn. Technisches : Verein. für Eisenbahnkunde zu Berlin ; Tramways mit Dampfbetrieb; Die Brücke über den East-River in New-York. Miscellen: Die Silkber-Lampe. Verzeichniß überzähliger und fehlender Güter.

Die leßte Debatte im englischen Unterhause über die Euvphrat- i

thal-Eifenbahn hat die öffentlihe Aufmerksamkeit auf das neue große persishe Eisenbabnunternehmen gelenkt, das unter einer Kon- zession des Schahs von Persien durh Baron von Reuter, dem vetannten Chef der Reuterschen Telegramm-Company in London, in der Ausführung begriffen ist. Herr Eastwick, Parlamentsmitglied für Falmouth und Penryn, machte im- Verlaufe der erwähnten De- batte. einige interessante Angaben über das Unternehmen, das er in Bezug auf das Euphratthal-Cisenbahnprojekt für äußerft wichtig erklärte. Die vom Schah dem Baron von Reuter am 23. Juli v. J. ertheilte Konzession ermächtigt denselben zur Herstellung aller Eiseubahnen, Tele- graphen und Kanäle in Persien, sowie zur Crforshung und Exploiti- rung des Mineralreihthums dieses Landes. Die Konzesfion, die vom März 1874 ab auf die Dauer von 24 Jahren lautet, gärantirt auch 7 Prozent für das ausgelegte Geld. Dies zeugt von dem Wunsche des Shahs, die Hülfsquellen des Landes zu entwickeln. Als Unter- pfand für die Ausführung der Konzession hat der Konzessionär 40,000 Lstr. bei der Bank von England hinterlegen müssen, welche Summe verfällt, falls nicht bis zu einer bestimmten Zeit gewisse, für den Bau der Bahn nöthige Materialien in Resch gelandet find. Neun englische Ingenieure sind bereits in Teheran eingetroffen, um die nöthigen Vermessungen - vorzunehmen. Ferner find zwei Bergbau-Ingenieure mit der Erforshung ller Gruben Perfiens beauftragt worden. Die

Ausland: |

Eisenbahn - Kalender.

Eisenbahn wird zuerft von Res, am Caspischen Meere, nah Tehe- ran, und von da nah Jsvahan gebaut werden, und in zwei oder drei Jahren hofft man, die Route vom Caspischen Meere nah Jspahan fertig zu stellen.

.__ Dem „Dover Chronicle“ zufolge wird jebt für die Passage über den englischen Kanal ein Dampfer mit sechs Kielen gebaut, die an dessen flahen Boden in gleichen: Distanzen angebracht sind. Die Seiten des Fahrzeuges find perpendiculär und ohne jede Kurve. Da tie Kiele uur zwei Fuß tief find, hat der Dampfer einen gerin- gen Tiefgang; ein Rollen Schiffes ist somit unmöglich und Seekrank- heit wird vermieden. Man glaubt, daß per Dampf und Segel die Reise über den Kanal nicht viel über eine halbe Stunde in Anspru nehmen wird.

Stockholm, 9. April. Eine Konvention zwishen Schwe- den und Dänemark zur Belebung der Bootfahrt zwischen beiden Reichen ift_am 2. d. M. in Kopenhagen unterzeichnet worden. Dar- nach follen vom 15. d. M. an in den Häfen zu beiden Seiten des Sundes, nämli Helsingborg, Landskrona, Malns und Trelleborg auf schwedisher, sowie Helsingör, Kopenhagen und Kjöge auf dänischer Seite alle kleineren Fahrzeuge, deren Tragfähigkeit niht über 3 \chwe- e Nyläfter oder 10 dänische Tons beträgt, von allen Hafenabgaben )efreit fein.

Kopenhagen, 7. April. Unterm 2. d. M. ist vom Minister des Aeußeren, Baron Rofenörn-Lehn, und dem \{chwedis{-norwegischen Gesandten in Kopenhagen, Baron Beck-Friis, eine Deklaration ausgefertigt worden, zufolge welcher vom 15. d. M. an alle Böte und Fahrzeuge unter 10 Tons (oder 3 s{chwedis{e „Nyläster“), welche in den Zolldistrikten der Städte Helfingborg, Landskrona, Malms und Trelleborg auf der einen und Kopenhagen und Kjöge auf der anderen Seite zu Hause gehörig find und zwischen diesen Städten fahren, in den Hâfen derselben als Fahrböte rücksichtlih der Hafenabgaben be- trachtet werden, d. h. von allen Hafen- und Schiffsabgaben befreit find. Das Ministerium hat der Privatbank unterm 1. d. M. die Königliche Konzession zur Anlage einer Eisenbahn von Nyfkjöhing auf Falster über den Guldborgsund, Saxkjöbing und Ma- ribo nah Rödby, fowie zum Betrieb dieser Bahnen, in Berbindung mit der Bahn von Nykjöping auf Falster nah Qrehoved ertheilt.

Zusammenstellung der im Deutschen Reichs- und Königlich Preußischen Staats-Anzeiger zur Befeßung angezeigten gegenwärtig vakanten Stellen.

Bezeichnung | Einkommen | S der Stelle vakanten Stellen. jährli.

s, , Anzeiger Num.

Meldung bis zum

Phvsikus des Kreises Adenau . /200 Thlr. und levent.150Thlr.! | 300 Thlr.

Pkyfikus des Krei!es Bubliß ) 300 Thlr.

Physikus des Kreises Cöslin . . | Kreis - Wundarzt Kreises | Bublitz | Kreis - Wundarzt G e Kreis - Wundarzt Rummelsburg Kreis - Wundarzt Birnbaum. . Kreis - Wundarzt des Olebko . .] Kreis - Wundarzt des Kreises | Sangerhausen e d Kreis - Thierarzt i Kreises | Anla c A |

l

Kreis - Thierarzt Kreises Stolp Us] 100 Thlr. Kreis - Thierarzt Kreises | : Inowraclaw j 100 Thlr. Kreis-Thierarzt des Kreises Mo- G e A S 100 Thlr. Kreis - Thierarzt des Rosenberg O/S. . | 200 Thlr. Assistenzarzt bei der Prov.-Jrren- | | Anstalt zu Bunzlau... . [700 Thlr. und| 1 ÆŒ Wohn 3. Prediger an der evangelischen | | Kirche zu Fürstenwalde . . .\ 440 Thlr. Direktor am Gymnasium zu! | Gotibis Aa R e | 1570 Thlr. | Oberlehrer am Gymnasium zu | Cottbus | Lehrer an Drossen L Lehrer an der Stadtshule zu } : Gollnow i | 200 Thlr. Lehrer an der Realschule T. Ord. | zu Hagen i. W

700 bis 800 Thlr.

1100 Thlr. |

1600 Thlr. 240 Thlr. |

Beigeordneter (2. Bürgermeister) | zu Naumburg a./S | Bauinspektor für Hochbau zu; Berlin . : | Poleisent zu Gottbus . .\ ommúnal-Förster des Forst- | j

[OuVb airs Niederöfflingen, | |

Kreis Wittlich [200 Thir. und Cn 1 19/5, 73:

Aus dem Wolff’ schen Telegraphen-Bureau.

London, Mittwoch, 16. April. Nach einer Depesche der „Times“ aus Paris vom 15. d. wollen Vertreter der englischen, {ranzösishen, belgishen und niederländischen Zuterraffinerien einen Kongreß in Bend abhalten, um sich über alle auf - die Produktion des Rohzuckers bezüglichen Fragen zu verständigen,

Madrid, Dienstag, 15. April. Der Versuch in der An- gelegenheit der Artillerieoffiziere eine Verständigung herbeizuführen ist vollständig gescheitert. Der carlistishe Bandenführer Lizar- rago is eingetroffenen Nachrithten zufolge von den Regierungs- truppen geschlagen und dur seine Niederlage seine Vereinigung mit Dorregarey verhindert worden.

Rom, Mittwoch, 16. April. Die Besserung im Befinden des Papstes is, der „Agenzia Stefani“ zufolge, im steten Zu- nehmen begriffen. Derselbe hat gestern einige Stunden außer Bett verweilt und mit Appetit gespeist, wird indessen auf An- rathen der Aerzte das Zimmer einstweilen noch nit verlassen.