1873 / 95 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 21 Apr 1873 18:00:01 GMT) scan diff

das Corps diplomatique, die Räthe erster Klasse, die Chef- Präfidenten der Landeskollegien und die Räthe zweiter Klasse, sowie die bei gon erscheinenden Damen und die anwesenden Fremden. Diese ebenso zahlreihe als glänzende Gesellschaft füllte den Raum der Kapelle. Vor dem Altar war urch Stühle ein weiter Kreis für die Allerhöhsten und Höchsten Herr- schaften gebildet. An dem Eingange zur Kapelle ftand die of- geistlihkeit von Berlin und Potsdam und begleitete unter dem Gesange des Domchors das Hohe Brautpaar vor den Altar. Nachdem die Allerhöchsten und Höchsten errshaften eingetreten und Sich in ihrer, dem Range angemessenen Weise aufgestellt hatten, begann die gottesdienstlihe Feier, welhe von dem Hof- und Domprediger Ober - Konsistorial - Rath Dr. Kögel geleitet wurde. Einer Ansprache an das Hohe Brautpaar waren die Worte aus dem 20. Kapitel des Evangeliums Johannes Vers 14 zu Grunde gelegt, und ‘die Traurède \{chloß mit den Worten Christi an feine Jünger: Friede sei mit Euch. Beim Beginn des Trauaktes wurden die im Lustgarten aufgestellten Kanonen gelöst, und unter ihren Salven erfolgte der Wechsel der Ringe und der Segen. Die fkirchlihe Feierlichkeit währte etwa S Minuten. Darauf verließen die Hohen Ver- mählten und die Allerhöhsten und Höchsten Herrschaften die Kapelle und nahmen den Weg nah der Schwarzen Adlerkam- mer, wo die Beglückwünshung des Prinzlihen Ehepaares von Seiten der Gols Jürstlichkeiten stattfand.

Unterdeß hatte fi die geladene Gesellschaft aus der Kapelle nah dem Weißen Saale begeben. Das diplomatishe Corps und die Damen nahmen die Tribünenseite ein, und die Uebrigen hatten dem Thronhimmel gegenüber Aufftellung genommen. Außer sämmtlichen Stabs-Offizieren der Garnisonen von Berlin, Potsdam, Charlottenburg und Spandau hatte jede Truppe Deputa- tionen gegeben, vom Major ab immer die Aeltesten jeder Charge von jeder Compagnie, Schwadron und Attillerie-Abtheilung. Außerdem war das Offiziercorps des Prinzen dur Deputationen vertreten. Zur Seite des Thronhimmels waren alter Etiquette gemäß runde mit rothem Sammet bedeckte Spieltishe auf- gestellt, der Play unter dem Thronhimmel blieb frei, und hier nahm das Hohe Paar, aus dem Schwarzen Adler-Ordenszimmer zurückgekehrt, inmitten Ihrer Majestäten Plaß, um die Beglü- wünschungscour der geladenen Gesellshaft entgegenzunehmen. Der Vize-Ober-Ceremonienmeister von Roeder leitete dieselbe mit einer tiefen Verneigung vor den Allerhöhsten und Höchsten Herrschaften ein. Zuerst erschienen die Gemahlinnen der Botschafter von Großbritannien, Oesterreih und Rußland mit den Damen der Ambassade, darauf die Botschafter, dazu der französfishe mit den Herren ihrer Ambassade, und dann das übrige Corps diplomatique, deren Cour die Allerhöhsten und höchsten Herrschaften im Stehen annahmen. Demnächst folgten die Damen und Herren -des übrigen diplomatischen Corps, die Fürstinnen, die Frauen der Minister, Wirklichen Geheimen Räthe, Generale, die übrigen erschienenen Damen, dann der Reichs- kanzler, die General-Feldmarschälle, der Bundesrath, der Mi- nisterpräfident, die Fürsten, Ritter des Schwarzen Adler-Ordens, Minister, Generale, und so defilirten nach dem Range alle im Saale Versammelten unter den Klängen von rauschenden Marschrythmen vor dem Thronhimmel vorüber, etwa eine Stunde lang, worauf der Ober-Hof- und Haus-Marschall Graf Pückler Sr. Majestät dem Kaiser und Könige das Souper ansagte. Die ‘Ceremonientafel war im Rittersaale zugerihtet, und zwar befanden fich die Plägze für die Hohen Vermählten unter dem Thronhimmel zwischen Ihren Majestäten. Wie dies bei cinem \o hohen Feste im Königlichen Hause üblich ist, traten bei der Tafel die Obersten Hofchargen um die Allerhöchste Person des Kaisers und Königs im Dienste, aber nur so lange, bis der Obersttruhseß Fürst Puttbus dem Monarchen die Suppe, und der Oberstshenk Prinz Biron von Curland den Becher mit dem Weine gereicht und Se. Majeftät unter dem vom filbernen Orchester herab- \{chmetternden Fanfaren der Musik des 2. Garde-Regiments das Wohl der Hohen Vermählten ausgebraht hatten; dann traten die Hohèn Würdenträger des Hofes zurück und an ihrer Stelle die Pagen ein. Für die übrige Gesellschaft waren Büffets in den altdeutshen Kammern, der neuen Gallerie, den braunshweig- {hen und Elisabeth-Kammern servirt.

Die Dauer der Ceremonientafel war etwa dreiviertel Stun- den, worauf Sih die Allerhöchsten und Höchsten Herrschaften erhoben und nah dem Weißen Saale zurückbegaben ; damit begann des Festes letzter Theil. Unter den Klängen einer Polonaise traten die Minister paarweise, mit Wachsfackeln in der Hand, einen ceremoniófen Rundgang um den Saal an, ihnen folgte das Brautpaar, zuerst die Prinzesfin-Braut, Sr. Majestät und nah Allerhöchstdenselben dem Kronprinzen und \o allen Prinzen die Hand zum einmaligen Rundgange reichend, während ein Gleiches darauf der Hohe Bräutigam bei Ihrer Majestät der Kaiserin und sämmtlichen Prinzessinnen that. Nah beendigtem Fatel- tanze nahmen die Königlichen Pagen die Fackeln aus den Händen der Minister entgegen und geleiteten das Hohe Brautpaar nah Höchstdessen Gemächern, wo von der Ober-Hofmeisterin kleine

andstücken in den Farben des ernestinischen Hausordens mit der Chiffre der Braut in Erinnerung einer mittelalterlihen Sitte ausgetheilt, und der Hof entlaffen wurde.

Morgen Vormittag 11 Uhr findet auf Allerhöchsten Befehl Sr. Majestät des Kaisers und Königs eine gemeinsame Frühjahrs-Kirchenparade der gesammten Berliner Gar- nison in der großen Avenue im Thiergarten unter Befehl des kommandirenden Generals des Garde - Corps, General der Kavallerie August Prinz von Württemberg Hönigliche Hoheit, statt.

Der Aus\chuß des Bundesraths für Handel und Verkehr hielt heute eine Sigzung. :

Das Bundesamt für das Heimathwesen hat er- kannt: Die Behörde, bei welher nach §. 34 des Reichsgeseßes vom 6. Juni 1870 alin. 2 der Erstattungsanspruch des vor- läufig unterftüßenden Armenverbandes angemeldet werden muß, ist die dem Armenverbande vorgesezte Aufsichtsbehörde, nicht die zur Entscheidung über den Anfpruch berufene Landes-Spruch- behörde erfter Instanz.

Der heutigen - (16.) Plenarfißung des Reichstages wohnten am Dfthe des Bundesraths der Reichskanzler Fürst v. Bismarck, der Präsident Delbrück, der General - Postdirektor Stephan und mehrere andere Bevollmächtigte des Bundes- E bei. Nachdem der Präsident Dr. Simson mehrere Urlaubsgesuhe m ilt hatte, welhe vom Hause

i ‘zeigte derselbe das Eingehen eines

u l isfanzlers an die ir die ung neuen ebäudes “M, worin I die eventuelle Erwerbung des Geondies und jo ens des Krollschen Etablissements und den Preis dafür Mittheilung. ge-

macht wird. Darauf trat der Reichstag in die dritte Berathung des Ge key Sts betreffend einige Abänderun- gen des Geseyes über das Posttaxwesen im Gebiete des Deûtschen Reichs vom 28. Oktober 1871 ein. Auf Antrag des Abg. von Unruh wurde der Entwurf “in der Fassung dér Regierungsvorlage nah kurzer Debatte an- genommen. - Da bei der Abwesenheit einer größeren Anzahl von Mitgliedern des Hauses es nicht räthlih erschien, in die zweite Berathung des Entwurfs eines Münzgesegzes einzutreten, so wurde um 2 Uhr ein Antrag auf Vertagung Mp und die nächste Sizung auf morgen 12 Uhr fest- geseht.

Wi Bis zum 29. März d. I. waren ink den MUNnz- stätten des Deutshen Reichs in Zwanzigmarkstücken 434,115,560 Mark und in Zehnmarkstücken 125,562,540 Mark ausgeprägt worden, In der Woche vom 30. März bis 5. April find ferner geprägt in Zwanzigmarkstücken : in Berlin: 5,662,660 Mark, in Hannover 2,101,020 Mark, in Frankfurt a. M. 3,990,220 Mark, in München 1,478,000 Mark, in Dresden 473,780 Mark und in Karlsruhe 401,640 Mark; ferner in Zehnmarfkftüden: in Darmstadt 235,000 Mark. i Die Gesammt-Ausprägung stellt ih daher bis 5. April d. Is. auf 973,980,420 Mark, wovon 447,782,880. Mark in Fe E ud 125,797,540 Mark in Zehnmarkstücken ehen. :

Die Hülfsbedürftigkeit imk,Sinne des Gesehes if so pi ‘als nicht vorhanden anzunehmen, als ein Spezial- verpflichteter, auch der Kriminalfonds, das Hervortreten dersel- ben verhindert. Der Minister des Innern hat hiernach einen Spezialfall entschieden, in welchem die Geisteskranfheit und da- mit die nähste Ursahe der Hülfsbedürftigkeit eines Veèrarmten war son an einem früheren Aufenthaltsort eingetreten war, ie Nothwendigkeit seiner öffentlichen Unterstühung fih aber erst zu dom Zeitpunkte ergab, als nah Aufhebung Haft der Kriminalfonds seiner Spezialverpflihtung unbedenklich enthoben war und faktisch die Unterstüßung einftellte. Zu dieser Zeit befand fih der Hülfsbedürftige in einer anderen Stadt, deren Armenverband zur vorläufigen Fürsorge sür denselben in Gemäßheit des §8. 28 des Geseßzes vom 6. Juni 1870 für un- bedenklih erachtet worden ist. Dabei ift darauf aufmerksam ge- macht worden, daß die Ausweisungs-Befugniß, ‘wélche die S 4 und 5 des Freizügigkeitsgeseßes vom 1. November 1867 den Gemeinden einräumt, niht das Korrelat der vorläufigen, fson- dern der definitiven, nur durch längeren Aufenthalt zu begrün- denden Unterstüzungspflicht ist. Der S. 11 des Geseßes vom 6. Juni 1870 enthalte aber die Bestimmung, daß dur den Eintritt in eine Kranken- 2. Anstalt ein Aufenthalt, der zur Erwerbung des Unterstüßungswohnsizes führen fönnte, nit begonnen wird. Damit falle für die Stadt die Veranlaf}ung, fich der Ausweisungsbefugniß gegen einzelne in der dortigen Irrenanstalt untergebrachte Kranke zu bedienen, soweit diese Be- fugniß na. den 88. 4, 5 und 6 des Freizügigkeitsgesezes über- haupt begründet i}, hinweg.

Se. Majestät der Kaiser und König haben Aller- höchst genehmigt, daß in Analogie der Beftimmung des S. 28 des 1. Abschnitts der Instruktion, betreffend den Garnisfondienfst, wonach beurlaubæ Offiziere, Militär-Aerzte und Militär-Beamte bei einem Aufenthalt bis eins{chließliG 48 Stunden zu keiner Meldung, bei einem Aufenthalt bis eins{chließlich 8 Tagen nur zu etner einmaligen Meldung (gleihzeitigen An- und Abmel- dung) in einem auswärtißen-Garnifonorte verpflichtet sind, Of- fiziere, Militär-Aerzte und; Militär-Beamte, welche zu den Gou- vernements 2c. ihrer. eigenen Garnifonorte niht in unmittelbaren dienstlichen Beziehungen stehen, den Gouverneuren resp. Kom- mandanten und event. Garnisonältesten dieser leßteren Garnison- orte keine, resp. eine einmalige Meldung zu erstatten verpflichtet sein sollen, je nahdem mit der anzutretenden - Urlaubs- oder Dienstreise eine Abwesenheit bis ein\schließlih 48 Stunden oder bis eins{ließlich 8 Tagen verknüpft ist.

Se. Majestät der Kaiser und König haben am 23. März, an demjenigen Tage, an welchem des Prinzen Friedrich der Niederlande Königliche Hoheit der preußischen Armce60 Jahre angehört, bestimmt, daß das 2. Westfälis che Infanterie- Regiment Nr. 15 (Prinz Friedri der Niederlande) künftig den Namen „Infanterie - Regiment Prinz Friedrich der Niederlande (2. Westfälishes) Nr. 15“ führen soll.

In Folge bevorstehender Rückkehr der Okkupationsarmee haben Se. Majestät der Kaiser und König genceh- migt, daß die in der Allerhöhsten Ordre vom. 20. Februar d. Ï. über die Ergänzung der immobilen Armee enthaltenen Festsezungen auf sämmtliche Truppentheile der Armee Anwen- dung finden,

In Abänderung der Allerhöhsten Ordre vom 7. No- ember vorigen Jahres is bestimmt worden, daß das 2. Batail- lon des Hessischen Füsilier - Regiments Nr. 80 und der Stab, das 1. und 2. Bataillon des 1. Hessishen Infan- terie-Regiments Nr. 81 in ihren gegenwärtigen Garnison- orten Hanau resp. Frankfurt a. M. zu“ belassen sind.

Das deutsche, aus der Panzerfregatte „Friedrich Carl“ und den Korvetten „Elisabeth“, „Vineta“ und „Gazelle“ bestehende Geshwader, welhes Havanna am 13. v. M. verlafsen hatte, ist am 18. d. M. in Plymouth eingetroffen.

Das Königliche Bureau der En N lation

hat seine diesjährigen Sommerarbeiten begonnen. Ein Theil der zu demselben kommandirten Trigönometer hat \ich zum Be- gn ver Feldarbeiten nach den Provinzen Pommern und Posen begeben. /

Der franzôsishe Botschafter am hiesigen Hofe, Vicomte de Gontaut-Biron, iffst am Freitag aus Paris wieder hier eingetroffen.

Stralsund, 17. April. Das Amtsblatt enthält folgende Bekanntmahung: Wir sind veranlaßt, unter Bezugnahme auf Art. 102 der Ver- R us vom 31. Januar 1850: „Gebühren können Staats- oder Kommunalbeamte nur auf Grund des Gesetzes erhebèn“ darauf inzuweisen: daß Beamten unferes. Refforts, welden nah §. 46 des ypotzeken-Geséßes vom 21. März 1868 die Befugniß zur Legali- atiou von Anträgen an die Papletenetmter zusteht oder durch das Köuigliche Apellationsgericht beigelegt ist, nicht das eht zusteht, für solche Legalisationen Gebühren zu erheben. Stralsund, den 8. April 1873. öniglihè Regierung. :

Bromberg, 20. April. (W. T. B.) Der Regierungs- Präfident von Maurah if heute Morgen hier an einem Swhlaganfalle gestorben.

Die Wahl - des Vorortes für den nächsten Städtetag

| fezes zu besprechen.

,_ Breslau, 20. April. (W. T. B.) Eine gestern Abend e stattgehabte Versammlung von angesehenen Mitgliedern

er Fortshritts-, national-liberalen, altliberalen, freikonservativen und nationalkonservativen Partei, darunter au zahlreiche Ab- geordnete, faßte den Beschluß, bei den Wahlen in Schlefien ge- meinsam gegen ultramontane und ähnliche Kandidaturen Front zu machen und eine öffentlihe Kundgebung der Solidarität die- ser Abwehr zu erlassen.

„Altona, 18. April. ‘Der Schleswig - olsteinische Städtetag, welcher hier tagte, beshloß einen us\chuß nieder- zusezen, dem die Ausarbeitung des Organisationsplans auf Grund der ausgesprochenen Ansichten übertragen wird. Ueber den zweiten Punkt der Tagesordnung „die Verfügung der Kö- niglihen Regierung vom 31. Dezember 1869, wonach die Städte unter 10,000 Einwohnern verpflichtet sind, ihre Berichte dur Vermittelung des Landrathsamtes an die Regierung zu beför- dern“, wurde beschlossen: „In Erwägung, daß zwar der An- trag wohl begründet gefunden, daß aber in Rüefsicht darauf, daß der Instanzenzug noch nit erschöpft, geht die Versammlung zur Us über.“ Den leßten Berathuugsgegenstand bildete die Frage wegen Einführung gewerbliher Schie Sgerihte, Nah eingehender Debatte über diese Angelegenheit ging die Ver- sammlung über diesen Gegenstand zur Savtta f Über,

el auf

Flensburg. Hannovex, 18. April. Unter Bezugnahme auf die beiden

Geseße vom 23. März d. I., durh welche das Jade ebiet

vom 1. d. M. ab der Provinz Hannover einverli t ift, veröffentliht der Ober-Präsident im Amtsblatt nachfolgenden Allerhöchsten Erlaß:

Auf Ihren Bericht vom 28. März d. J. will Jh hierdurch ge-

nehmigen, daß das Jadegebiet vom 1. April d. J. ab dem Amte Wittmund zugelegt wird. Berlin, 31. März 1873. Wilhelm. Graf Eulenburg.

Bonn, 20. April. (W. T. B.) Die heute hier statt- gehabte altfkatholishe Delegirtenversammlung wat zahlreih besuht. Dieselbe hat für den Herbst die. Einberufun eines Altkatholiken-Kongresses nah Constanz beshloFen. Die:

eines Bischofs wird auf den 4. Juni nah Cöln ausgeschrieben

werden.

Vayern. München, 18. April. Der König hat das Programm für die Festlichkeiten, welhe zu Ehren der Er z- E b Gisela und des Prinzen Leopold hier stait:

nden, heute genehmigt. Die hohen Neuvermählten, welche an der Landesgrenze von den Königlihhen- Kämmerern Graf Drechsel und Graf Yrsh erwartet werden, treffen, wie bereits bekannt; am 28. d. im hiesigen Bahnhofe ein und werden von S. “Ma- jestät dem König Nachmittags .um 4 Uhr im Königsbau der Re- fidenz empfaugen. Tags darauf is Cour ‘bei der Erzherzogin Gisela, am 30. d. Nachmittags 4 Uhr im Hofba!lsaale Bankett, zu dem das Publikum kurz vor dem Eintritt der Allerhöchsten und Höchsten Herrschaften freien Zutritt hat. Daran reiht fich Abends 7 Uhr die Festvorstellung im Hoftheater. Nah dem von Dr. Herm. Schmid gedichteten Festspie“ (der Gegenstand desselben ist dem nordishèn Sagenkreis entnommen) wird die Oper „Lalla Rookh“ gegeben. Am 2. Mai Abends 7 Uhr findet ein Hof- konzert statt. :

__— Der Königliche Kriegs-Minister General-Lieutenant Frhr. v. Pranckh hat sich für einige Tage auf seine Villa bei Salz- burg begeben,

Für den Staatsminister v. Berr, der hente Abends wieder nah Berlin abreist, ift das Portefeuille des Staats- Ministeriums der Finanzen dem Staatsrath v. Schubert über- tragen worden; Staatsrath v. Fischer, der seit vielen Jahren immer mit der interimistishen Leitung des Finanz-Ministeriums und anderer Ministerien betraut wurde, is zur Zeit nohch unwohl.

Die mit aller Bestimmtheit in den verschiedensten Blättern auftretende Mittheilung, daß ein Wechsel der obersten Leitung der Königlichen Theater bevorstehe, ist dem Vernehmen der „Allg. Ztg.“ nach: vollständig erfunden.

19. April. (W. T. B.) Die Beerdigung des Prof. v. Liebig hat heute Nachmittag 5 Uhr unter f zahlreicher Betheiligung der hiefigen Bevölkerung stattgefunden. Die Mi- nister v. Luz und v. Pfeufer, die Mitglieder der Akademie der Wissenschaften, der Rektor und die Professoren der Universität, die Professoren des Polytechnikums, --die beiden Bürgermeister, sämmtliche Mitglieder des Gemeindekollegiums und eine zahl- reiche» Volksmenge wohnten der Leichenfeierlichkeit bei.

Vaden. Mannheim, 20. April. (W. T. B.) In Folge der in leßter Zeit hier stattgehabten Exzesse, die man den Agitationen der Sozialdemokraten Schuld giebt, sind sämmtliche Ds auf die Dauer von 4 Wochen verboten worden.

Hessen. Darmstadt, 19. April. Heute is Prinz Alexander von Battenberg, begleitet von den Hohen Eltern, nah Dresden abgereift, um in das Königlich Sächsische Kadettencorps einzutreten.

Der Nachweis über die Staas\chulden des Landes zeigt, daß zu Ende 1870 die Aktiven der Staats\hukdentilgungs- fasse 15,202,971 Fl., die Passiven 15,524,279 Fl. betru en, die eigentliche Staats\huld also abgesehen von der Eisenbahnschuld 2c., nur noch in 321,308 Fl. beftand. Ende 1860 stellten sich die Aktiva auf 14,485,464 Fl., die Passiva auf 20,891,288 Fl, demnach Schuld 6,405,814 F[.

Offenbäch, 16. April. Heute waren Abgeordnete der Lehrer aus den größerèn Städten des Landes, worunter fi auch Mitglieder des Landeslehrervereins befanden, hier versam- melt, um sich über den von Gr. Staatsregierung den Land- ständen vorgelegten Gntwurf eines neuen Volks\chulge- Mit den darin festgehaltenen Prinzipien erflärte man \ih allseitig einverstanden, auch \prah man si ein- stimmig dahin aus, daß die Einführung desselben einem dringend gefühlten Bedürfnisse abhelfen und einen sehr wesentlihen Fort- \ritt begründen würde, weshalb man der Gr. Staatsregierung für die Vorlage des Entwurfs nur dankbar sein könne. Eine desfallsige Erklärung wurde dann au in das Protokoll nieder- gelegt. Bei Besprehung derjenigen Paragraphen, bezüglich deren eine Aenderung gewünscht wurde, traten erhebliche Meinungs- verschiedenheiteu niht zu Tage.

Sachsen - Altenburg. Altenburg, 19. April. Der Herzog spriht zugleich im Namen der Prinzessin Marie und der H argogin in der heutigen Nummer des „Amts- und Nachrichts seiner Tochter vom ganzen Lande gegebenen zahlreichen und

des Herrn Ernft von Ritters von Bunsen, der viele Jahre Preußen am Hofe von

lattes“ für die aus Veranlafsung der Bermähluug -

finnigen Beweise treuer Anhänglichkeit und Liebe seinen Dank und hohe Freude aus.

Anhalt. Dessau, 18. April. Vom 1. Mai an fol, wie die „Leipziger Zig.“ mittheilt, die Hofverwaltung fo wie die der Pdeg lihen Forsten und Domänen einer Immediat-Behörde übergeben und vom Staats-Ministerium e- zweigt werden. Herr von Larisch hat sich aus seinem bishe- rigen Ressort als Haus-Minister nur die Vertretung des Her- zoglihen Hauses nach Außen und das Staats- und Hausarchiv zu Zerbst vorbehalten. Der Ober-Jägermeister Graf Solms 1stt zum Vorsizenden der neuen Behörde bestimmt.

Elsaß-Lothringen... Straßburg, 19. April. Gegenüber dem „Niederrheinischen Courier“, welcher die Gesezmäßigkeit der Ernennung des Polizei-Direktors Back zum Urban Kommissar für die Stadtverwaltung und demzufolge auch die Beschlußgültigkeit der von demselben vorzunehmenden Civilstands- aïte in Zweifel gezogen hat, führt die „Straßburger Zeitung! den Nachweis, daß jene Ernennung vollständig und auf das Genaueste in Einklang mit den bestehenden ‘gescßlihen Bestim- mungen steht.

Schweiz. Bern, 19. April. (W. T. B.) Der von Bischof Lachat gewählte vorläufige Aufenthaltsort ist ‘nit die Stadt Luzern, sondern Attishofen im Kanton Luzern, wo er von dem bischöflihen Kommissär Winkler empfangen wurde; der bischöflihe Kanzler Duret is in Solothurn verblieben.

Großbritannien und Jrland. London,. 18. April. Die Königin überreichte gestern in den Parkhurst-Barnaks, auf der Insel Wight, dem Cameron Hohländer Regiment, das kürz- lih aus Indien zurügekehrt ift und demnächst in Perth garni- soniren wird, ‘neue Fahnen. Der Ceremonie wohnte außer der Prinzessin Beatrice und dem Prinzen Leopold eine große Zu- shauermenge bei. Ihre Majestät gab bei der Gelegenheit ihrem vollen Vertrauen in die Loyalität und Ergebenheit des Regi- ments Ausdruck.

In der deuts#-n Kapelle im St. Iames Palast fand gestern die Trauung ocs deutshen Geschäftsträgers in London von Krause mit Frl. Dn von Bunsen, ältester Tochter

unsen und Enkelin des verstorbenen

St. James -repräsentirte, statt.

Spanien. Madrid, 20. April. (W. T. B.) Auf Ansuchen der spanischen Behörden ift, wie aus Barcelona vom 17. d. gemeldet wird, französischerseits der Transport von 300,000 Cartouchen und 200 Flinten, die für Puycerda bestimmt find, über franzöfishes Gebiet gestattet worden. Der Carlisten- general Saballs passirte Ripoll, hart bedrängt durch mehrere ihm auf dem Fuße folgende Kolonnen der Regierungstruppen. Einer Abtheilung der letzteren von tausend Mann Infanterie, einer Schwadron Kavallerie und zwei Geschüßen gelang es, ihn in den Thälérn von Granadella zu erreichen und die von ihm geführte Bande völlig auseinarHderzusprengen. Für Puy- cerda ist eine Subskription eröffnet worden.

Die Carlistenbande von Tristany, in der Stärke von 500 Mann, is von den Regierungstruppen geschlagen wor- den und hat einen Verlust von 4 Mann erlitten, außerdem Waffen und Munition eingebüßt. In der Nähe von Ge- rona haben die Karlisten die Post überfallen, Passagiere er- fhofsen und si, der offiziellen Korrespondenz bemächtigt.

In London eingegangene Briefe aus Malaga schildern die Lage der Dinge in dieser Stadt als sehr traurig. Wie ver- lautet, haben sich 1000—1200 Bewaffnete zu absoluten Herren des Ortes gemacht, und weigern ih, den Befehlen der Madrider Régierung Gehorsam zu leisten. Vor Kurzem vertrieben sie die meisten reichen Einwohner aus der Stadt, indem sie dieselben mit einer Zwangs-Kontribution bedrohten.

Portugal. Lissabon, 20. April. (W. T. B.) In amtlichen Kreisen wird versichert, daß, falls Seitens fremder Nationen etwa eine Einmishung in die Angelegenheiten Spa-

* niens erfolgen sollte, Portugal die vollste Neutralität beob-

adsten würde.

* Italien. Rom, 18. April. Prinz Alfred von Groß- britanien, Herzog von -Edinburgh, is vorgestern in Genua an- gekommen -und wird jezt in Florenz erwartet.

Prinz Wilhelm von Hessen is in Sorrent an- gekommen:

19. April. (W. T. B.) Der Papst i}, wie die „Agenzia Stefani“ meldet, nah Ansicht der behandelnden Aerzte als fast vollständig genesen zu betraten. Die rheuma- tischen Schmerzen haben sih wesentlich gemindert und auch die Geneigtheit zum heftigen Transpiriren läßt nah.

Ein weiteres Telegramm vom 20. Äpril meldet: Der Fel der heute früh 7# Uhr das Bett verlassen. konnte, wird

eute die Messe celebriren und dann Deputationen, welche ihm Opfergaben aus dein Peterspfennig überbringen, empfangen.

Neapel, 19. April. (W. T. B.) Hier ist eine Kor- vette von dem ‘im mittelländishen Meere kreuzenden ruf\i- schen Geschwader eingetroffen.

Nufßland und Polen. St. Petersburg, 20. April. (W. T. B.) Zum Empfange des Deutschen Kaisers wird auf der Grenzstation Wirballen eine Ehren- wache des St. Petersburger Grenadier-Regiments König Friedrih Wilhem I11[. mit Fahne und Musik - Corps aufgestellt sein; in Gatschina eine Ehrenwache des Dragoner - Regiments, Militärorden mit Standarte und Trompeter - Corps, auf dem Bahnhofe in St. Petersburg eine Ehrenwache des Regiments Kaluga (Kaiser Wilhelm) und im Winterpalais eine eben solche des Preobraschenskischen Regiments, beide mit Fahnen und Musik- Corps. Bom Warschauer Bahnhofe bis zum Wintéerpalais, eine Strecke von 2x Werst, wird das Militär Spalier bilden. Von Æ “vas werden beim Einzuge des Kaisers 21 Salutshüs}se

gefeuert. Rz

Anläßlich der Feier des Ofsterfestes ift dem dies- seitigen Botschafter in Paris, Fürsten Orloff, der weiße Adler- Orden, dem Legations-Rath von Okuneff in Paris der St. Annen- Orden erster Klasse und dem Legations-Rath bei der russischen Gesandtschaft in Wien, v. Wasfiltschikoff, der Stanislaus-Orden ersier Klasse verliehen worden. Der Ministerresident am Groß- herzoglih hessischen Hofe, Graf von Osten-Sacken, und der russishe Geschäftsträger in Karlsruhe, Koloschin haben die Ge- heimrathswürde, der Ministerrefident von Vegesack in Hamburg, der diesseitige Gesandte in Kopenhagen, Baron Morenheim, und der Legations-Rath bei der ruffishen Botschaft ‘in London, Bartholomei, die Würde eines Wirklihen Staats-Raths erhalten.

Nach einer Mittheilung des „Russishen Invaliden“ is den leßten hier eingegangenen Nachrichten zufolge die in Kras- nowodz zusammengezogene Truppenabtheilung in der zweiten

ers des März ebenfalls ausgerückt. Am 12. März (n. St.) atté die T\hikishlaer Abtheilung zwishen den Flüssen Atrek und Gürgan ein Sharmüßel mit den Turkoma- nen. Am 18. März kehrten die Truppen auf das rechte Ufer des Atrek zurück, nahdem sie den ganzen Rayon von den räu- berishen Turkomanen ge äubert hatten, wobei der Kommandant der persischen Festung Achkala_ den rusfishen Truppen die Ueber- \hreitung des Gürganflusses über die Festungsbrücke gestattete.

Schweden und Norwegen. Stockholm, 19. April. (W. T. B.) Die \kandinavische Münzkonvention is heute von beiden Kammern mit bedeutender Majorität angenom- men worden.

Dänemark. Kopenhægen, 17. April. Der Geburts- tag des Königs wurde, der „Berl. Tid.“ zufolge, vorgestern durch ein zahlreih besuchtes Festdiner in der Königlih Kopen- hagener Schügengilde gefeiert. Der Kronprinz und Prinz Iohann beehrten das Fest durch ihre Gegenwart.

Das heutige „Dagbladet“ theilt mit, daß der Kron- prinz das Protektorat für Dänemarks Theilnahme an der Wiener Weltausftellung übernommen hat.

Der König hielt gestern einen Staatsrath in seinem Palais auf Amalienburg; \päter fand eine größere Tafel statt, woran die Minister und andere höhere Beamte theilnahmen. Im Staatsrathe sollen einige der wenigen vom Reichstage fertig gebrahten Geseße die Königlihe Sanktion erhalten ‘haben, dar- unter u. A. das Gesetz, betreffend den Wegfall der fogenannten Bauabgabe für Häuser, in denen Wohnungen zu billigem Preise für Arbeiterfamilien eingerihtet werden.

Amerika. New-York, 20. April. (W. T. B.) Auf dem Wege nah Providence is ein Eisenbahnzug in den Pawtucket gestürzt, dessen Brücke durch Uebershwemmungen d war. In dem Zuge befanden sich 150 Personen. Die Zahl der Todten is noch nicht bekannt. Bis jezt hat man 15 Verwundete und 6 Leichen aufgefunden. General Emory hat der Regierung die Anzeige gemacht, daß zwishen den po- litischen Parteien in Louisiana ein Konflikt bevorstehe.

Aus Brasilien meldet die per Dampfer „Neva“ an- gekommene neueste Post, daß in Rio de Ianeiro das gelbe Fie- ber in stetiger Abnahme begriffen is, Die Zahl der täglichen Todesfälle ist von 40 auf 20 herabgeshwunden.

In Montevideo herrscht das gelbe Fieber noch immer, aber die vorgerückte Jahreszeit läßt hoffen, daß die Expedition keinen zu ernstlichen Charakter annehmen werde.

Der Gesandte von Paraguay, Sennor C. Benitos, hat Dr. Leone Levi, den bekannten Statistiker und General-Consul dieses Landes in London ermächtigt, eine wissenschaftlihe Kom- mission, bestehend aus einem Botaniker, einem Geologen und einem Staatsökonomen, zu organisiren, die sch nach Para- guay begeben soll, um die Hülfsquellen und natürlihen Vor- theile diefes Landes zu prüfen und darüber einen Bericht zu erstatten,

Asien. Penang, 20. April. (W. T. B.) Die nieder- ländischen Streitkräfte haben sih bis zur Meeresküste zu- rückgezogen, wo sie sich hinter Pallisaden vershanzt haben, eine Stellung, die sie wahrscheinlih nicht werden behaupten können, da die Streitkräfte der Atchinesen bedeutend sind und die Regen- zeit Vegonnen hat. Die Verluste der Niederländer an Todten und Verwundeten werden auf 500 Mann geschäßt; die der At- inesen sind niht bekannt aber \ehr bedeutend.

Neichstagsangelegenheiten.

Berlin, 21. April. Dem Reichstag sind folgende Etats pro 1874 vorgelegt worden: Für den Rechnungshof des Deutschen Reichs mit 98,200 Thlr. ordo-ntilihe und 20,000 Thlr. außerordentliche Aus- gaben (gegen 1873 —1600 Thlr.); für das Reichs-Ober-Handelsgericht 711,790 (+3000 Thlr.) Einnahme, 100,600 Thlr. Ausgabe (—4-15,900 Thlr.); die Einnahme des PIE Reichs an Zöllen und Verbrauchs- steuern (Netto 69,572,050 Thlr.); - desgl. an Wechfelstempelsteuer (1,656,600 Thlr.); der Reichspostverwaltung mit 31,199,000 Thlr. (--3,239,050 Thlr.) Einnahme, 26,652,065 Thlr. (+-1,649,435 Thlr.) Ausgaben, 4,546,935 Thlr. (+1,589,615 Thr.) Ueberschuß.

Statistische Nachrichten.

Im M ay die in Nr. 92 d. Bl. veröffentlichte Zusammenstellung der wihtigeren Waaren, welche im Jahre 1872 in den freien Verkehr des deutschen Zollgebiets ein- bezw. aus demselben ausgeführt werden sind, geben wit im Nachfolgenden eine Uebersicht derjenigen Artikel, welche im gedachten Jahre die höchsten Zoll- erträge geliefert haben, unter Hinzufügung der betreffenden Ergebnisse des Vorjahres. : i E : Der Gesammtertrag der Zölle im Jahre 1872 belief sich auf 40,765,991 Thlr. gegen 31,838,342 Thlr. im Jahre 1871. Dén Haupttheil dieses Betrages, nämli 29,101,885 Thlr. oder 71,39 Proz. Q: 23,008,661 Thlr. oder 72,21 Proz.) lieferten die unter Position 9 des Zolltarifs nahgewiesenen Gegenstände (Material- und Svpezerei-, auch Konditorwaaren und andere Konfsumtibilien) und üntec diesen namentlich: roher Kaffee 10,809,302 * Thlr. oder 26,51 Nroz. (1871: 10,070,524 Thlr.), unbearbeitete FTabaksblätter 4,419,986 Thlr. oder 10,84 Proz.- (1871: 3,434,706 Thlr.), Zucker, raffinirter und roher 83,813624 Thlr. oder 9,35 Proz. (1571: 905,118 Thlr.), Wein in Fässern und Flaschen 2,558,680 Thlr. oder 6,28 Proz. (1871: 1,729,171 Thlr.), Salz 1,440,448 Thlr. oder 3,93 Proz. (1871: 1,680,078 Thlr.), getrccknete Südfrüchte 1,278,360 Thlr. oder 3,14 Proz. (1871: 1,177,680 Thlr.), Heringe 688,500 Thlr. oder 1,69 Proz. (1871: 554,581 Thlr.), Bramitwein aller Art, Ruw, Acrak 2c. 551,178 Thlr. oder 1,35 Proz. (1871 : 498,360 Thlr.), Reis 508,783 Thlr. oder 1,25 Proz. (1871: 606,698 Chlx.), Gewürze 504,023 Thlr. oder 1,23 Proz. (1871: 507,948 Thlr.), Syrup 370,098 Thlr. (1871: 323,320 Thlr.), Cigarren 278,820 Thlr. (1871: 235,100 Thlr.), Fleis, zubereitetes 237,171 Thlr. (1871 : 44,935 Thlr.), Süd- [riudie, rishe 224,179 Thlr. (1871: 177,154 Tblr.), Käkao in Bohnen 1€,843 Thlr. (1871: 208,140 Thlr.), Käse 18%027 Thlr. (1871: 121,981 Thlr.), Butter 172,893 Thlr. (1871 : 92,424 Thlr.), Thee 162,416 Thlc. (1871: 155,664 Thlr.), Confitüren, Eyokolade 2c. 129,640 Thlr. (1871: 125,504 Thlr.), Rauchtabak, Kantabak 2c. 107,195 Thlr. (1871: 92,125 Thlr.). / i: : Nächst den Materialwaäaren haben die Manufakturwaaren mit 3,746,343 Thlr. oder 9,19 Proz. der Gesammteinnahme (1871 mit 3,143,107 Thlr. oder 9,85 Proz.) die höchsten Zollerträge geliefert. Es treffen hiervon auf: Wollenwaaren 2,238,735 Thlr. oder 5,49 Proz. (1871: 2,032,805 Thlr.), Baumwollenwäaren 772,940 Thlr. oder 1,90 Proz. (1871: 586,182 Thlr.), Seiden- und Halbseidenwaa- ren 504,900 Thlr. oder 1,24 Proz. Q 347,320 Thlt.), Leinwand und Leinwaaren 229,768 Thlr. (1871: 182,782 Thlr.). Auch- die Verzollung - von Halbfabrikaten der Textilindustrie ergab 1,605,992 Thlr. oder 3,94 Proz. der Gesammteinnahme (1871: 1,603,340 Thlr. oder 5,03 Proz.) und entfallen biervon auf: rohes ein- und zwei- drähtiges Baumwolleugarn 855,204 Thlr, oder 2,10 Proz. (1871:

3 810,532 Thlr.) , anderes Baumwollengatn 155,814 Thlr. (1871:-

126,042 Thlr.), rohes Leinengarn, Maschinengespinnst 104,965 Thlr: (1871: 90,816 Thlr.), anderes Leinengarn und Zwirn 167,146 Thlr.

%

(1871: 155,350 Thlr.), rohes einfahes Wollengarn 153 343 Thlr. (1871: 173,937 Thlr.), anderes Wollengarn 150,284 Thlr. (1871 : 174,820 Thlr.) f :

j VOT em” lieferten noch die Zölle von Eisen und. Eisemvaaren einen erheblichen Theil des Gesammtertrages, 1872: 296,444 Thlr. oder 7,35 Proz. (1871: 1,614,600 Thlr. oder 5,07 Próôz.) und kommen hierbei hauptsählih in Betracht: Roheisen und altes Brucheisen mit 1,161,125 Thlr. oder 2,85 Proz. (1871: 733,138 Thlr.), g chmiedetes 2. Eisen in Stäben mit 392,379 Thlr. (1871: 217,217 Thkr.), Eisen- bahnschienen mit 136,585 Thlr. (1871: 36,176 Thlr.), Stahl mit 63,310 Thlr. (1871: 33,089 Thlr.), shwarzes Eisenblech, rohes Stahlblecch 2c. mit 197,253 Thïr. (1871: 88,644 Thlr.), Weißblech mit 55,112 Thlr. (1871: 24,296 Thlr.), ganz grobe Gußwaaren mit 290,571 Thlr. (1871: 119,790 Thlr.), grobe Eisen- und Stahlwaaren mit 382,877 Thlr. (1871: 171,844 Thlr.), gewalzte und gezogene s{miedeeiserne Röhren mit 118,996 Thlr. (1871: 73,066 Thlr.), feine Eisenwaaren mit 46,464 Thlr. (1871: 28,712 Thlr.), Nähnadeln, Stahlschreib- federn 2c. 42,310 Thlr. (1871: 32,030 Thlr.). E ;

Die Zollverträge von allen übrigen zollpflichtigen, vorstehend nicht bereits bezeichneten Gegenstände beliefen fich im Jahre 1872 auf 3,315,327 Thlr. oder 8,13 Proz. des Gesammtertrages (1871: 2,493,367 Thlr. oder 7,83 Proz.) und find als wichtigere folgende hervorzuheben: Schweine 565,163 Thlr. (1871: 414,364 Thlr.), Oel aller Art in Fäfsern 467,234 Thlr. (1871: 413,937 Thlr.), Maschinen aller Art 433,599 Thlk. (1871: 203,162 Thlr.), Leder 168,250 Thlr. (1871: 103,616 Thlr.), fertige Kleider, Pubwaaren 2c. 169,870 Thlr. (1871: 102,250 Thlr.), kurze Waaren 145,375 Thlr. (1871: 89,470 Thkr), falzinirte Soda 119,833 Thir. (1871: 130,507 Thlr.), Thran 111,414 Thlr. (1871: 119,093 Thlr.), Kupferschiede- und Gelbgießer- waaren 87,935 Thlr. (1871: 50,004 Thlr.), Eisenbahnfahrzeuge 80,705 Thlr. (1871: 3682 Thlr.), farbiges bemaltes 2c. Glas 77,344 Thlr. (1871: 52,404 Thlr.), rohe Soda 74,590 Thlr. (1871: 65,616 Dhlr.), feine Holzwaaren 67,892 Thlr. (1871: 41,516 Thlr.), Fenster- und Tafelglas 63,492 Thlr. (1871: 26,950 Thlr.), gepreßtes, ge- shliffenes 2c. weißes Glas 62,197 Thlr. (1871: 45,384 Thlr.), feine

Lederwaaren 51,016 Thlr. (1871: 27,643 Thlr.).

Kuust uud Wissenschaft.

Berlin, 21. April. Der zweite Chirurgen - Kongreß unter Vorfiß des Geheimen Regierungs-Raths Professor Dr. v. Lan- genbeck behandelte am Donnerstag und Freitag, als dem 2. und 3. Sibungstage des Kongresses, in der Aula der hiesigen Universität fol- gende Gegenstände in höchst eingehender Debatte: 1) „Ueber Schußver- leßungen des Hüftgelenks" (Ref. Prof. v. Langenbeck). Der Referent stellte es als eine Pflicht der Wissenschaft hin, einen Verband für Schußver-

leßnngen des Hüftgeleuks zu ersinnen, der es möglich mache, auch dieses- --

Verwundeten, wenn nothwendig, im Kriege sofort weiter zu transportiren ; er konstatirte, daß leider seines Wissens nur 2 Fälle von Schußver- leßungen des Hüftgelenks im lebten Kriege geheilt wordcn find, wäh- rend alle übrigen derartigen Vetwundungen mit dem Tode endeten. 2) „Bericht der Kommission für chirurgische Statistik" (Ref. Herr v. Adelmann). 3) „Uéber Erstirvation der Niere bei Steinkraänkheit" (Ref. Herr Dr. Simon). 4) „Die typhosen Spontanluxationen“ (Ref. Dr. Güterbock). 5) „Ueber Veränderungen rother Blutkörperchen bei Sepsis septisher Infektion." (Ref. Dr. Hüter). _6) „Ein experi- menteller Beitrag zur Lehre von den sentishen Störungen“ (Ref. Dr, Bergmann). s L

In der leßten diesjährigen Sißung am Sonnabend prâfidirte wie bisher Professor Dr. von Langenbeck. Außer den bereits von uns angeführten Fragen und Gegenständen behandelte der Kon- greß noch folgende: 1) „Ueber Extraktion von Frémdkörpyern aus der Blase“ (Ref. Dr. Ebermann). 2) „Ueber die Resultate der Refektionen im Felde“ (Ref. Prof. Dr. Langenbeck). 3) „Ueber Blutersparung bei Operationen an den - Extremitäten®“ (Ref. Dr. Esmarch). 4)“ „Ueber Radikalbehandlung der Prostata-Hypertro- phie“ (Ref. Dr. Heine). 5) „Ueber Aebung carcinomatös er- kranfter Knochenflächen mit Chlorzinkpaste, und über die Gewinnung möglich#t langer granulirender Lappen bei plastischen Operationen. (Referent Professor Dr. Billroth von Wien). 6) „Bacterien-Embolien innerer Organe und Veränderungen der Gefäßwand durch dieselben“. (Ref. Professor Dr. Martini.) 7) Demonstration einiger Jrftru- mente und Apparate. (Ref. Dr. Chwat.) Die betreffenden Referate werden demnächst im Druck erscheinen.

Die Gesellschaft für Erdkunde feierte gestern um 4 Uhr in Axnims Hotel ihr 45jähriges Stiftungsfest.

Bonn, 17. April. Zur Abhaltuug der Gedächtnißfeier zu Ehren Robert Shumauns, welche hier beabsichtigt wird, find nun definitiv die Tage des 17., 18., 19, und 20. August d. J. fest- geseßt worden.

Leipzig, 20. April. (W. T. B.) Der Auss{uß des deut- schen Journalistentages, welcher hier versammelt ift, hat be- \hlofsen, eine Generalversammlung der deutschen Journalisten auf den 17. bis 19. August d. J. einzuberufen. Jn dieser Versammlung foll über das Telegraphenwesen, das Annoncenwesen und über Anträge von Mitgliedern berathen werden.

Schwerin, 19. April. Am 25,, 26. und 27. Mai wird das

siebente mecklenburgishe Musikfest in hiesiger Stadt ab -

gehalten werden.

London, 18. April. Die alarmirenden Gerüchte, welchen die „Times“ gestern über Sir Samuel Baker und die Ueberlebenden seiner Expedition Raum gab, haben bis jeßt noch keine Bestätigung gefunden. Weder das Auswärtige Amt noch die Geographische Ge- sellschaft sind im Besiß von Nachrichten, welche Licht über das traurige Gerücht verbreiten köunten, Wie* die „Times“ mittheilen, wurde am Mittwoch ein Telegramm àn- den britischen Generalkonsui in Alexandria gerichtet, in welchem derselbe angewiesen wurde, sich zu erkundigen, welche Bewandniß es mit dem Gerücht habe, aber bis jeßt ist noch keine Antwort eingelaufen. Im Auswärtigem Amt ist foeben ein vom 17. datirtes Telegramm des britishen Generälkonfuls in Alexandria eingelaufen, welches meldet, daß bis zur Stunde weder die ägyptische Regierung noch Andere irgend welhe Kunde über Sir Samuel Baker erhalten habén.

Saargemünd, 18. April. Heute Nachmittag um 3 Uhx hatten wir hier ein wolfenbruchartiges Gewitter vermischt mit Hagelschlag.

Gewerbe und Handel.

Cassel, 20. April. Die zweite ordentlihe Generalversamm- lung der Hessischen Bank für das verflossene Geschäftsjahr fand gestern im Kunsthause zu Cassel statt. Es waren anwesend 41 Af- tionâre mit 420 Stimmen. S

Nachdem die Sibung dur den Vorfißenden, Herrn J. Suß- mann aus Berlin, eröffnet war, trug Herr Genèral-Konsul Spiegel- thal, Direktor der Hessischen Bauk, in kurzen Erläuterun eu den Ge- \{chäftsberid,t vor. Lebterer befand fih bereits in den- Händen der Aktionäre. Von der Wahl dreier Reviforen wurdé in Anbeträcht der kaum geschehenen Revision durch den Auffichtsrzth mit übergroßer Majorität abgesehen. s #8 U

Das Gewinn- und Verlust-Konto weist einen Gewinn-Saldo von 92,817 Thlr. auf, wovon nah Aua der gesammten Unfostan und der erheblichen für das erste Jahr in Ab rift zu stellenden Aus- gaben der Betrag von 67,454 Thlr. als absoluter Reingewinn äuf die Aktionäre entfällt. Die Dividende für die abgelaufene Geshäfts- periode würde ‘mit 6 Thlr. 16 Sgr. 3 Pf. auf Dividéndenschein k. genehmigt und soll deren Auszahlung bei der Berliner Bauk in Ber- lin und bei der Hessishen Bank“ in Cassel von jeßt ab-und täglich erfolgen. Die Bilanz und das Gewinn- und Verlust-Konto werden im Inseratentheil veröffentlicht.

Leipzig, 19. April. (W. T. B) Der Strike der Bu hz druckergehülfen darf nunmehr für ganz Deutschland als beendigt angesehen werden: der Gehülfenverband hat nämlich den Strike in Leipzig und anderwärts für aufgehoben erklärt, da der Verein der Prinzipale die allgemeine Kündigung der Verbandsgehülfen zurüdck-

E Sg t ris

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