1873 / 99 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 25 Apr 1873 18:00:01 GMT) scan diff

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bahnen. Technisches: Kommunikation zwis{en Gap Blank-nez |

(Frank-eih) und South Foreland (England). Wodaks Apparat zur Kontrolirung der Fahrzeit vou Eiscubahnzügen. Literatur: Taschen- buch zum Abstecken der Kurvcn an Eisenbahnen und Straßen, von Knoll. Miszellen : Ein Organ. Jnhalt des Reichs-Anzeigers Eisen- bahn-Kalender. Offizielle Anzeigen, betreffend neue Fahrpläne, Tarifänderungen, Submissionen 2c.

München, 21. April. Die Betriebs-Eröffnung der Bahn Regensburg-Neumarkt, vorerst bis zur Station Seubersdorf, ist nunmehr definitiv auf den 16. Mai festgeseßt. Für Mitte August ift sodann die Eröffnung der direkten Bahn Regensburg-Nürnberg in Ausficht genommen, und bis dahin follen auch die Abkürzungslinien Neufahrn-Obertreubling und Straubing-Sünching dem Betrieb übergeben werden. E

Hüningen, 20. April. Die Stelle für die zu erbauende feste Rheinbrücke ist gefunden, und zwar ungefähr 800 Meter unterhalb der Schiffsbrücke. Die Arbeiten auf dem Rhein werden eifrig fort- geseßt, und ebensc ist man an den Ufern in angestrengtester Thätigkeit, um Bohrungen für die Landpfeiler vorzunehmen.

New-York, 24. April. E T. B.) Der Norddeutsche Lloyd- dampfer „Hansa ist gesteru Abend 8 Uhr hier eingetroffen.

Aus dem Wolff’shen Telegraphen-Bureau. Brüssel, Freitag, 25. April. Der Pxinz von Wales ift auf der Durchreise nah Wien hier eingetroffen.

London, Freitag, 25. April. Gladstone hat einer De- putation gegenüber, welche um Abschaffung der Einkommen- steuer bat, die Erklärung abgegeben, daß er keine Hoffnung auf Berüekfihtigung ihres Gesuchs geben könne. Nach aus Madrid eingelangten telegraphishen Nachrichten wird durch ein am Donnerstag Morgen veröffentlihtes Dekret die Vor- T der Neuwahlen zur fonstituirenden Versammlung auf den 10. Mai d. I., der Zusammentritt derselben auf den 1. Iuni d. I. festgeseßt. Dem Beschlusse der Regierung wegen Auflösung der Permanenzkommission war eine lange Berathung der lehteren über die Lage des Landes vorausgegangen, bei welcher fich die Regierung gegen die gewünschte Wiedereinberu- fung der Nationalversammlung als gegen eine unnüße Maß- regel erklärte. Gegen Contreras if ein Mordversuch gemacht worden ; derselbe rettete sh durh Flucht, dagegen wurden meh- rere andere Personen bei dieser Gelegenheit verwundet.

‘Königlicze Schauspiele.

Sonnabend, 26. April. Opernhaus. (99. Vorstellung.) Der Freishüß. Oper in 3 Abtheilungen von Fr. Kind. Musik von C. M. v. Weber. Agathe: Fr. Mallinger. Aennchen : Frl. Horina. Max: Hr. Schott. Caspar: Hr. Fricke. Anfang 7 Uhr. Mittel-Preise.

Im Schauspielhause. (112. Abonnements - Vorstellung.) Uriel Acofta. Trauerspiel in 5 Abtheilungen von Carl Gußkow. Anfang halb 7 Uhr. Mittel-Preise.

Sonntag, 27. April. Opernhaus. (100. Vorstellung.) Der Wafserträger. Oper in 3 Abtheilungen. Musik avg dres Conftanze: Frl. Lehmann. Graf Armand: Herr Woworsky. Wasserträger : Herr Krolop. Hierauf : Der Polterabend. Komi- sches Ballet in 1 Aft von Hoguet. Musik von Schmidt. Anfang halb 7 Uhr. Mittel Preise.

Im Schauspielhause. (112. Abonnements - Vorstellung.) Donna Diana. Lustspiel in 4 Abtheilungen, nah dem Spani- schen des Don Augustin Moreto von West. Anfang halb 7 Uhr. Mittel-Preise.

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Die in den Königlichey: Theatern gefundenen Gegenstände -

können von den Eigenthwnern innerhalb 4 Wochen bei den Hauspolizei - Fuspekloren Schewe (Opernhaus) und Hoff- meister (Schauspielhaus) in Empfang aenommen werden. Erfolgt die Zurückforderung der betreffenden Sachen in der angegebenen Frist nicht, so werden dieselben den Findern ohne Weiteres ausgehändigt.

Die deutsche Shakespeare-Gesellschaft

hat gestern im Saale, des S in Weizzar hee uar | Generalversammlung gehalten. Von den auswärtigen Mitgliedern | De Deren, Cre waren, wie die „Weimarische Ztg.“ mittheilt, abgesehen von dem | oder Verspätung diefes Rückfalls vor.

Vorstand, der vollständig erschienen war, nur wenige anwesend. Der Vorstand, welcher aus den Herren Prof. Dr. Ulrici (Halle), Ober- Hofmeister von Friesen (Dresden), Oechelhäufer und Elz? (Deffau), Delius (Bonn), von Vincke (Freiburg), Leo (Berlin), von Loën, Marschall, Schöll, Moriß (Weimar) besteht, war bereits am Tage vorher zu einer Berathung zusammen getreten. i

Der Generalversammlung felbst ging ein Vortrag des Herrn von Vincke voraus. Derselbe sprach über Shakespeare und Garrick und gab anknüpfend an den Lebensgang und die Bedeutung Beider ein durch Fülle der Details anzichendes Bild der Entwickelung des englishen Theaters von Shakespeare bis zum Tode Garricks mit be- sonderer Bezugnchme auf die Aufführungen der dramatishen Werke des Ersteren. Der Präsident der Gesellschaft, Prof. Ulri-i, erstattete nad Beendigung jenes Vortrags den Jahresberiht: Die Zahl der Mitglieder beträgt etwa 178, die finanziellen Verhältnisse sind ziemlich günstig, zumal die hohe Pro- teftorin des Vereins, die Großherzogin, demselben wieder- holt beträchtlihe Jahresbeiträge zugewendet hat, für welche Bethätigung eines stets gleichbleibenden Interesses anu den Bestrebungen der Gesellschaft die Generalversammlung ihren ehr- furhtêvoller Dank auésprach. Dic Bibliothek dèr Getellschaft, zur Zeit schon die bedeutendste auf dem Kontinent, zählt 500 Nummern, und ist ihre Vermehrung auch für die Zukunft in das Auge gefaßt. Das diesmalige Jahrbuch ist in Folge des Strikes der Buchdrucker- gehülfen nicht zur Ausgabe in der General-Versammlung gelangt, wird jedoch in wenigen Wochen den Mitgliedern zugehen. Von dem in Anregung gebrachten Vorschlag, das Jahrbuch in eine Monats- oder Vierteljahrs\crift uaizuwandeln, hat der Vorstand einstweilen Abstayd genommen. Leider ist es auch nicht mögli gewesen, eine andere Idee, die Herausgabe einer Variorum Editio zu verwirflichen, da die Verleger unter dem Einfluß der gegenwärtzen Verhältnisse keine Neigung für cin solches Unternehmen gezeigt haben. :

Nachdem die Wiederwahl des Borstaudes erfolgt und Weimar abermals für die nächste Generalversammlung bestimmt worden, theilte der Präsident mit, daß der Vorstand die englischen Shafkespearefor- scher Staunton, Clark, Wright und die deutschen Shakespearedarsteller Döring in Berlin, Laroche in Wien zu Ehrenmitgliedern ernannt habe. Die Versammlung beschloß ferner Stiftung einer alle zwei Jahre zu ertheilenden Prämie von 150 Mark für Schüler der Ber- ¡iner Akademie für neuere Philologie, welche eine von der Shakespeare- gesellshaft zu stellende Preisaufgabe lösen, und genehmigte, daß bei der am 21. Mai in Dresden stattfindenden Feier des hundertjährigen Geburtstages Tiecks die Gesellshaft durch eine Deputation, bestehend aus den Herren Ulrici, Oechelhäuser, Leo vertreten sei. M

Dem Vorstande wurde die Ehre zu Theil, zur Großherzoglichen Tafel geladen zu werden. Zur Feicr des Tages findet im Großher- zoglichen Hoftheater die erste Aufführung von „Cymbeline“ in der Bearbeitung des Herrn v. Vincke ftatt.

Berliner Historishe Gesellschaft.

Die „Historische Gesellshaft“ hielt ihre leßte Sißung im ver- flofsenen Wintersemester am 31. März. Nach Eröffnung derfelben gelangte zunächst das erste Heft der von der Gesellschaft gegründeten, von Herrn Prof. Hob herausgegebenen Zeitschrift zur Vertheilung an die anwesenden Mitglieder. Unter den Schriften, welhe dem Plane der Zeitschrift gemäß, referirend, nicht rezensirend bchandelt sind, ver- dienen besondere Beachtung die Werke von Sohm (Die altdeutsche Reichs- und Gerichtsverfassung. Bd. T.; angez. von Prof. Foß). Ni pi g (Die römische Annalistik von ihren ersten Anfängen bis auf Val. Antias; angez. von Oberli. Pasch) und Ficker (Forschungen zur Reichs- und Rechtsgeschichte Jtalens. Bd. I.—TI.; angez. von Dr. Ferd. Hirs). Darauf berichtete Hr. Dr. Hirs über ein unlängst ershienenes Werk über die Geschichte des byzantinishen Reiches, „L'empire grec au dixième siècle. Constantin Porphyrogénéte“ par Alfred Rambaud. Das Werk, welches sich durch fehr ‘gelungene Dar- stellung und eine lebhafte Diktion auszeichnet, zerfällt in fünf Abthei- lungen von denen die erste: „Histoire du gouvernement central“ zwar sorgfältig gearbeitet ist aber wenig Neues E Der zweite Ab- ¡hnitt behandelt ausführlich die Literatur jener Zeit, namentlich die Werke des Kaisers Constantin selbst. Die leßte seiner Arbeiten ist auch die wichtigste, eine Art politisches Testament, an seinen Sohn Romanus gerichtet. Da diese Schrift sich besonders über das Ver- hältniß des byzantinishen Reiches zu dem Auslande verbreitet, enthält sie werthvolle Aufschlüsse über die altslavishe Geschichte.

Die Besprechung der übrigen Abschnitte mußte der vorgerückten |

Zeit halber verschoben werden. Die nächste Sibung der Ge/ellschaft findet Montag, den 5. Mai, statt.

Meteorologisher Bericht über den Monat März 1873.

(Ans der meteorologishen Korrespondenz, welche Nichtabonnenten den Abdruck nicht gestattet.)

In Norddeuts{land war die Luft im ersten Drittel des Monats milde, im zweiten fühl, im dritten warm. Die mittlere Monats- temperatur is nach den Beobachtungen in Emden 4,46 Gr. Cels., in Gotha + 3,30 Gr., in Breslau +— 4,74 Gr., in Pola + 11,45 Gr., geht also, wie die im November, Dezember und Januar über die normale hinaus, und zwar für Emden um 1,05 Gr., Gotha 0,89 Gr., Breslau 3,00 Gr. Die mit der Temperatur im Laufe des Mo-

nats vorgegangene Aenderung ift in den folgenden Abweichungen |

der fünftägigen Wärmemittel von den normalen enthalten Abweich. vom 2.—6. 7.—11. 12.—16. 17.—21. 22.—26. 27.—31. S u i Ga ls ¿20 Emden + —+ —1, 1, +L +5, Gotha +1,40 2,49 0,98 —2,28 --0,76 4-5,30 Vreslau 4225 4-375 +4232 +248 +295 +4,14 Der Rückfall der Temperatur, welcher in Deutschland in der

Mitte des März, arz vor dem Frühlings-Aequinoktinm, in der Regel |

vorkômmt und feinen Grund in der mit der Richtung des Windes

periodish vorgehenden Veränderung hat, liegt in Vorstehendem aus- geprägt vor. Ganz genau denselben Gang hatte die Temperatur im März 1867. In anderen Jahren kommt wohl eine kleine Verfrübung

In Mittcl- und Süddeutschland, Südfrankreih, Jtalien und Ungarn war die Luft den ganzen Monat hindurch warm. : __ Nach den Beobacßktungen in Emden war die Menge dcs atmo- sphärischen Niederjshlags im März um 29,33 Millimeter kleiner, die der Verdunstung aber 16,35 Misllimeter größer, als die normale. Seit Oktober v. J. bis März ist die Menge des Niederschlags um 54,16 Millimeter hinter der normalen zurückgeblieben, die der Verdunstung beträgt abcr 38,30 Millimeter mehr als die mittlere. Der Ausfall an Wasser beträgt also 92,46 Millimeter, der Einfluß, welchen dieses auf die Verminderung des Grundwassers und hierdurch auf die Ge- sundheitsverhältnisse hat, dürfte sorgfältige Berücksichtigung ver- dienen. Eine andere Folge der warmen trockenen Witterung im verflossenen Winterhalbjahre ist die andauernde Ver- mehrung der Feldmäuse. Ueber diefe und die Vecheerungen, welche fie anrichten, werden auh jeßt wieder aus vielen Gegenden her Klagen laut. Auf die Anorduung und Durchführung allgemeiner Maßregeln zur Vertilgung der Feldmäusfe dürfte daher ernftlih Be- dacht zu nehmen fein.

___ Am 1. März erstreckte sih strenges Winterwetter aus der arfkti- schen Zone einerseits über den nordamerifanishen Kontingent bis zum 35 Gr. n. Bc., andererseits über Nordasien bis zum 45 Gr. heruuter. Der Barometerstand war zu Pembina 21 Gr. C., zu Breckcn- ridge 19 Gr., Chicago 44 Gr., Toronto 10 Gr., Quebec. Can. 5 Gr., Knoxville —5 Gr. Jn Sibirien zu Barnaul 19 Gr., zu Nertschinsk 24 Gr., zu Nikolajewsk 15 Gr. Ueber den West- füsten Europas, über welche der Aequatoriälstrom hinweg ging, war die Luft milde, zu Greencastle ftand das Thermometer am 1. Mor- gens 2,8 Gr. C., in Thurso 40,5 Gr., zu Skudesnaes +— 0,2 Gr., zu Archangel 5 Gr. Das plößliche, [tarke Fallen des Barometers an der Westküste zeigte das Herannahen eines neuen Sturmfeldes an, welchem dann bis zum 9. mehrere andere folgten.

__ Der Barometerstand war während diejer Zeit in.ganz Europa fehr schwankend, die Winde sehr veränderlih, vorherrschend westlich, und an den meisten Orten nur s{wach. Die Störung im Gleich- gewicht der Luft über Eurcpa am 4., 83. und 9. wird durch die Nord-

lichter angezeigt, welche am 3. zu Wick, am 4. zu Aberdeen, am 5. zu |

Archangel und am 9. zu Kuopis gesehen wurden. Am 4. war die Barometerneigung vou Haparanda bis Thurso 27,1 Mm., am 9. von Archangel bis Thurso 27,4 Mm. Das am 9. durch den niedrigen Bacometerstand in Schottland markirte Sturmfeld bewegte sich in den folgenden Tagen von Nordwest nah Südost hin fort. Es hatte dieses die Aenderung des Wetters und die mannichfachften Witterungs- erscheinungen zur Folge. - Das Barometer ging in Norddeutschland vom 10. Morgens bis zum i2. von 760 Mm. zu 737,7 Mm., dem niedrigften Stand im Monat, herunter, stieg dann wieder bis zum 15. Abends auf 765 Mm. Am 9. war Regenvetter auf den briti- schen Inseln {hon allgemein, in Norddeutshland war der Himmel aber noch völlig heiter. Zu Emden wurden die am 10. her- einbrecnden Regen- und Hagel-Böen in der Nacht 9./19. durch einen Mond-Halo von seltener Schönheit und Größe angezeigt. Die den Witterungsw. chsel begleitenden Gewitter, welche am 10. zu Shields,

Cambridge, Scilly, Paris, Trier, Münster u. a. a. O. auftraicn, | schritten dann in den folgenden Tagen weiter nach Osten hin fort. | Vom 12. bis 15. war die Veränderung des Barometerftandes |

am Baltishen Meer und in Finnland ganz außerordentlih, zu Tamersfors betrug die Abweichung des Barometerstandes am 12. 13 Mm., am 13. —8 Mm., am 14. +-2 Mm., am 15. +13 Mm. Am 13. wurde Nordlicht in Nikolaistadt gesehen; am 14. war der Barometerstand in Nordeuropa schr hoch, in Süd- europa sehr niedrig; in Hernöfand 764,8 Mm., in Wien 747,2 Mm., in Biarriß 752,6. Die Ausgleichung der Barometecstände geschah von Süden her am 13. und 14. mit Sturm aus W. und NWV. zu Bludenz, Klagenfurt, Wien, mit G:wittersturm zu Triest, Poln. Liffa, Durazzo. Von Norden her brach am 15. ein heftiger Sturm aus NO Über die Ostsecküste herein. Die Zone hohen Barometerdrucks erstreckte sich am 14. vom M Meere bis zur Nordsee herunter. Auf diesem Gebiete war es sehr kalt. Besonders heftig war der Frost in Finnktand und im nördlichen Schweden. Das Thermometer zcigte zu: Uleaborg 24 Gr., Nikolaistadt 23 Gr., Heraöfand 22,6 Gr. Von hier aus ftufte die Kälte nah allen Seiten hin ab. Haparanda hatie 10,4 -Gr., Archangel 17 Gr., Stockholm 8 Gr., Helsingfors 10 Gr., Petersburg 13 Gr. Auch am Ural und in Sibirien . war die Kälte noch seh: heftig; in Orenburg 18 Gr., Katharinenburg 76 Gr., Barnaul 14 Gr., Irkutsk 26 Gr., Nertschinsf 22 Gr., Nikolajewsk 15 Gr. Die Grenze des Frostfeldes, die Jsotherme von 0 Gr. ging von Christianfund nach Schottland, von da über England her- unter längs den Küsten am Kanal, der Nord- und Ostsee über War- hau, Moskau, nah dem Schwarzen und Kaspischen Meere. Jn Mittel-Rußland war das Wetter schr milde und trübe, in Schlesien, Böhmen, Öesterreih, am Adriatischen Meere, in Ungarn und Sieben- bürgen warm und hell. Die Temperatur war Morgens 7 Uhr zu

rag —- 5,6 Gr., Wien +—- 8,22 Gr., Debreczin +—- 92 Gr., Lemberg 6,9 Gr. Ancona 12,7 Gr.,, Pola 11,2 Gr., Lesina + 13,9 Gr., Palermo + 13,7 Gr., Bona 16,0 Gr., Algier +- 10 Gr. Die oben aufgeführt-n Stürme waren eine nothwendige Folge dieser erheblichen Unterschiede des Drudckes und der Temperatur im Nordeu und Süden Europas. Jn Nordamerika war die Temperatur am 14. milder. Die Grenze des Winterfeldes verlief von Breckenridge aus, gleih südlich vom Obern-, Huronen-, Erie- und Ontario - See nach Bourlington und Portland fort. Das Thermometer zeigt zu Montreal 2,2Gr., Quebec —1,7 Gr., Port- land 0,6 Gr. Im Süden vonder 0 Gr. Jsotherme, im Missisfippithale herunter war die Temperatur: zu Chicago +—3,9 Gr., St. Louis —-7,2Wr.,

Memvphis —- 10 Gr. Am mexikanischen Golf, unter 30 Gr. N. Br., zu | New-Orleans 11,7 Gr., Mobile 7,8 Gr; am peciGen Meere, zu | | S. Franzisco —- 10Gr. Amatlantischen Ozean zu Cap Mey

| über den Mittlern- und Südat'antischen Staaten stand das Baro-

+ 2,8 Gr. ; meier ho, in der Mitte des Kontinents niedrig.

| Vom 1s. bis 19. war das Wetter in Norddeutschland rauh; am | Mittelmeere dagegen hatte fich der Scirocco, der Föhn und große Hitze eingestellt. Am 16. stieg die E zu Bludenz mit Föhn

auf 19,2 Gr., zu A‘gier zeigte das Thermometer Morgens 39 Gr.

Am 17. wurde aus Algier gemeldet: seit 56 Siunden w2zt der Sei- rocco, die Temparatur war Morgens 21,5 Gr., stieg Mittags auf 28 Gr, das Thermometer zeigte Morgens zu Bona 23 Gr., zu Bludenz mit Föhn 12,6 Gr,, Neapel Marimum 20,8 Gr. Am 18. Bludenz. Sohn, +11 Gr, Liffa 144 Gr., Lesina 16,9 Gr., Algier 22 Gr, Am 19. Lissa +13, Nachts stürmischer Scirocco.

__ Höchst bemerkenswerth ift die Nordlichter - Periode vom 21. bis 29., und die Witterungsbeschaffenheit während der leßten zehn Tage des Monats. Nordlicht wurde gesehen: Am 21. zu Haparanda, Ni- folaistadt, Kuovis; am 22. zu Haparanda, Hernöfand, Stockholm, Archaugel, Nifkolaistadt, Kuopis, Petersburg; am 23. zu Emden, Pe- tersburg, zuglcih magnetishe Störung beobachtet, auch in Livoruo; am 24. zu Archangel, Stockholm, Thurso; am 25. ebendaselbst; am 26 &zu Stockholm und Kuopis; am 27. zu Nikolaistadt, Kuopis, Her- nöfand, Stockholm; am 28. zu Nikolaistadt, Hernösand; am 29. zu Stockholm und Kuopis. Das Centrum einer Pleiobare befand si am 22. über dem nördlichen Schottland und bewegte sich von dort iu südöstlicher Richtung über die Nordsce, Dänemark, die baltischen Provinzen bimweg, bis ins Innere des curopäishen Rußlands. Daß der Ort des niedrigsten Barometerstandes in der Meiobare, d. i. die Zone niedrigen baromectrishen Druckes, welche die Pleicbare umgiebt, in der Polarregion lag, darauf deuten schon die niedrigen Barometer« stände auf den nérdlihsten Stationen hin. Die durch die Nordlichter angedeutete außergewöhnlihe barometrische Neigung beträgt vom 22. bis 29. {on auf dem Territorium, über wilches sich die Beobach- tungen erstrecken 20 bis 20 Millimeceter.

Vom 22. bis 29. war das Wetter im Süden und in der Mitte Europas, Deutschland, Franfreih, England - bell und warm, über der iberishen Halbinjel und Nord- Afrika bewölkt und regnerisch. Im östliGen Rußlaud und Sibirien aber dauert derx Frost no.h an. Die Temperaturabstufung in der Richtung von Südost nah Nordwest war am 25.: Durazzo 15,5 Gr., Lesina 12,5 Gr., Triest 12,2 Gr., Görz 9,8 Gr., Wien 6,1 Gr., Prag 2,5 Gr., Münster 2,5 Gr., Emden 1,8 Gr., Helder 46 Gr., Scarborough 2,8 Gr., Aberdeen 4,0 Gr., Thurfo 2,8 Gr., Storaow3y 1,1 Gr. Von West nah Oft: Lalentia 7,2 Gr., London 6,1 Gr., Berlin 2,9 Gr., Warschau I Gr., Moskau 1 Gr., Kasan 17 Gr., Katharinenburg 16 Gr., Nertschinsk 20 Gr.“ Nikclajewsk 12 Gr.

Am 28. änderte sich das Wetter mit cinem vom nordatlantischen Ozean heranziehenden Sturmfelde aufs Neue. Mit und bei weiterem Fortschreiten desselben kamen Gewitter zum Ausbruch: am 28. zu Paris, am 29. in Westfalen und Osftfrieëland, am 30. im \füdöftlichen England, Nordfrankreich und am Rhein.

“Erdbeben wurden wahrgenommen am 11. zu Almeria im südlichen Spanien, am 12. in Ftalien, Tirol, am Adriatischen Meere, am 13. zu Zara in Dalmatien.

Ozon: Nacht Tag Mittel

Emden 6,4 4,2 5:3 Gotha 4,9 9,2 E » Pola 6,6 6,7 6,6 Profeffor Dr. Prestel.

A LUf: Luther-Denkmal in Eisleben.

Eine im Anfang unseres Jahrhunderts begonnene Sammlung zu einem Luther-Denkmal in Eisleben habca die Ereignisse des Jahres 1806 vereitelt. Die von einem Lokal-Komite im Hcrbst 1869 wieder aufgenommenen Sammlungen find nach Eingang von “etwa 10,000 Thalern durch den Krieg 1870 abermals unterbrechen worden. Es wird unserer Zeit zukommen, das Werk zu vollenden, und dem deut- hen Reformator in nächster Nähe feines Geburts- und Sterbehauses, der St. Andreaskirhe und des Luther-Gymnasiums, ein der Nation würdiges Denkmal in Erz zu errichten. Wir wenden uns daher an unsere evangelishen Glaubensgenossen mit der herzlichen Bitte, hülf- reiche Hand zu leisten, und ihre Beiträge dem Schaßmeister unseres Kemites, Bankdirektor Sörgel, Charlotteustraße 35a hierselbst, ein- senden zu wollen. Ueber Beiträge und Ausführung werden wir in zwei hiesigen Zeitungen Rechenschaft geben.

Berlin, im März 1873.

Dr. Gneist, Dr. Brückner,_ Abgeord. für die Mansfelder General-Superintendent.

Kreise. (Borsißender.) 5 i \ Prof. R. Begas, Bildhauer. v. Bennigsen, Vize-Präsident des A.-H. v. Bethmanau - Hollweg, Staats-Minister a. D. Borsig, Geheimer Kommerzien-Rath. Dr. Büchsel, Genecral-Superintendent. Dr. G. von Bunsen, Mitgl. des D. R.-T. u. A.-H. Delbrück, Kommerzien- Rath. Prof. Dr. Dorner, Ober - Konsistorial-Rath. Prof. Drake, Bildhauer. Duncker, Bürgermeister. erg S Du Ra v. Hansemann, Geheimer Kommérzie:-Rath. Rich. Hardt, Kauf- mann. Dr. Hermann, Präsident des Evangelischen Ober-Kirchenraths. Dr. Hofmann, Stadt - Schulrath. Dr. Kletke, Chef-Redacteur der Vosfischen Zeitung. v. Köller, Vize-Präsident des A.-H. Kochhann, Stadtverordneten-Vorsteher. Dr. Loewe, Mitgl. des D. R.-T. und A.-H. v. Nathusius-Lodum; Chef-Redacteur der Neuen Preußischen Zeitung. Dr. Werner Siemens, Fabrikbesißer. Dr. Simson, Appell.- Ger.-Prâsident. Graf zu Stolberg-Wernigerode, Präsident des H.-H. Dr. v. Strampf, Wirkl. Geh. Rath und Kammer E ident. Dr. Thomas, Prediger. Graf v. Usedom, Wirkl. Geh. Rath. F. W. Vogeler, Vorfißender des Berliner Kommunal-Lehrer-Vereins. Dr. Wetrenpfennig, Chef-Redacteur d-r Spenerschen Zeitung. Dr. Zabel, Chef-Redacteur der National-Zeitung. Zwicker, Geh. Kom- merzien-Rath, i. F- Pebräder Sale,

: . Sörge Bank-Direktor (Schaßbmeister), Charlottenstraße 35a.

Redaktion und Rendantur: Schwieger.

Berlin, Verlag der Expedition (Kessel). Druck: H. Heiberg.

Drei Beilagen (einschließlich der Börsen-Beilage).

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NeicStags - Angelegenheiten.

Berlin, 25. April. In der gestrigen Sizung des R eihs- tags erklärte in der Diskussion über das Münzgeseß nah dem Abg. Dr. Bamberger, welcher im Interesse der Deutlich- keit der Prägung von den Silbermünzen die Bildnisse der Landesherren entfernt zu sehen wüñshte, der Präsident des Reichskanzleramts Staats - Minister Delbrück:

Meine Herren! JIch muß Sie bitten, den von dem Herrn Abge- ordneten für Mainz und Gencofsen gestellten und von ihm so eben entwickelten Antrag nicht anzunehmen. Jch habe geglaubt, daß eine Diskfustion über diese Frage, die bei der Berathung des Geseßes vom Jahre 1871 den Reichstag in ausgiebiger Weise beschäftigt hat, bei dem vorliegenden Geseßeutwurf niht wiederkehren werde. Jch Habe allerdings anzuerkennen, daß durch eine Aenderung, welche der ur- sprünglih dem Bundesrath vorgelegte Entwurf im Schoße des Bun- desraths erfahren hat und deren Konsequenz in dem vorliegenden 8. 2 nit gezogen it, vielleicht der gegenwärtige Antrag veranlaßt worden ist, nämli dadurch, daß in die ursprüngliche Borlage das Funsftel- Markstück hineingekommen ist. Das Fürftelmarkstück stand in der ursprünglichen Vorlage nicht, es ist hinein amendirt und ih will gern anerkennen, daß man sih nicht klar gemacht hat, ob auf dem Fünftelmarkstück ebenso, wie e nach unserer Ueber- ¿eugung _ von vornherein bei allen größeren Silbermünzen aula\sig it, e3 möglich sein würde, neben dem Bildniß des Landesherrn oder dem Hohbeitszeichen der freien Städte au einz genügend ecxkennbare Werthbezeihnung anzubringen. Wenn der Antrag des Herrn Abgeordneten für Mainz darauf gerichtet gewesen wäre, in Bezug auf das Fünftelmarkstück den §. 2 zu ändern, so würde ih nit in der Lage gewesen scin, ihm zu widersprechen, aber so wie er gestellt ist, muß ich ihm widersprechen. JIch will gern absehen von den Absichten, die die Herren Antragsteller bei ihrem Antrage haben, ih habe nit den mindesten Grund, an dem zu zweifeln, was der Herr Abgeordnete für Mainz (ae proMen hat, aber ih fann Sie nur bitten, meine Herren, und glaube mi beschränken zu dürfen auf die Erinnerung an die Diskussion im Jahre 1871, diesen damals durchgesprohenen und durcerörterten Punkt hier niht von Neuem zur Sprache zu bringen. Sie haben in Bezug auf die großen Gold- münzen den Beschluß gefaßt, der Jhnen hier in Bezug auf die Silber- münzen vorgeschlagen ist, technish wird es zulässig sein, auch auf den halben Markstücken ebenso wie auf den Markstücken in hiulänglicher Deutlichkeit die Werthbezeicznung anzubringen, und ih bitte Sie, meine Herren, lassen Sie cs dabei.

Ueber den Antrag des Abg. Dr. Bamberger, daß der Reichskanzler diejenigen Münzstätten zu bezeihnen habe, welche Silber- 2. Münzen ausprägen sollen, äußerte sh der Präsident Delbrü:

Der Herr Vorredner hat die Bedenken, die scinem Anirag ent- gegenstehen, bereits selbst bezeichnet, nämlich die, daß cs, ich will nicht sagen nach seiner Absicht, aber nah der Fassung scines Vor- schlags rein in die Hand des Reichskanzlers gelegt ist, ob er auf die- ser oder jener der einzelnen Landesmünzstätten irgend etwas will prägen lassen. Das ist gewiß nicht seine Absicht, daran zweifle ich nicht, €s wird auch nicht die Absicht des Reichskanzlers sein. Aber auf der anderen Seite wird es ebensowenig die Absicht irgend einer Bundesregierung sein, zu fagen: Jch will meine Münzstätte zur Ausprägung nicht her- geben. Jch glaube do, daß wir nach der Natur der Sache, wie nah den bisherigen Erfahrungen hinlänglihcen Grund haben, mit vollständiger Sicherheit vorauszuseßen, daß sämmtliche Buudesregie- rungen ihre Münzstätten für diese Zwecke zur Verfügung stellen werden denn wenn fie das nicht thäten, dann müßten sie ihre Münzftätten; einfa stillsteben lassen, da sie ihrerseits nit prägen dürfen. Jch glaube, daß hierin eine vollkommen genügende Garantie dafür liegt, daß die jeßt vorhandenen Münzstätten den Dienst nit versagen.

Mit Rüsicht darauf, mit Rücksicht auf den hiFverigen Zustand und mit Rückficht auf das gar nicht abzuweisende Mißverständniß, was mit dem Vorschlag des Herrn Abgeordneten für Mainz verbunden sein muß, kann ih Sie nur bitten, den Vorschlag abzulehnen.

Zu Art. 3 („Der Gesammtbetrag der Reichsfilbermünzen \oll bis auf Weiteres zehn Mark für den Kopf der Bevölkerung des Reiches nicht übersteigen“) erklärte der Präsident Delbrü ck:

Meine Herren! Jch möchte mich zunächst dagegen verwahren, daß dur die Worte: „bis auf Weiteres“ dem Bundesrathe irgend eine Befugniß beigelegt werden sollte. Diese Worte erklären sich ganz einfah aus folgender Erwägung: In Bezug auf die eigentlichen Scheidemünzen, die Nickel- und Kupfermünzen, lag in der bisherigen Erfahrung und in den bisherigen Vertrage E Bestimmungen ein genügender Anhalt vor, um mit Bestimmtheit, wie es der Art. 4 ausdrückt, zu sagen: es sollen niht mehr als 2} Mark für den Kopf der Bevölkerung geprägt werden. In Bezug auf die Silbermünzen liegt keinerlei Art dieser Erfahrung vor. Wir müssen ganz offen bekennen: die Zahl, die hier steht, ist gegriffen aus all- gemeinen Auffassungen, die richtig sein können, wie ih hoffe, und die wie ih zugeben muß, auch unrihtig fein können. Nun hat der Herr Vorredner ganz mit Recht gesagt: diese Erwägun- gen sind ja eigentlich für die Motive bestimmt. Sie gehören nicht in das Gesch. Das ift rihtig. Man hat die Worte in das Gejeßz lediglih aus dem Grunde aufgenommen, damit nit, wenn demnächst sich in der That zeigen sollte, die Grenze ist zu enge gezogen, und man kommt in die Lage, dem Reichstag eine Vorlage zu machen, die cine Abänderung diefes Artikels zum Zwecke hat, damit nicht alsdann ein solher Schritt im Publikum, welches ja die Motive dann längst vergessen hat, den Eindruck mache: „wir wollten ganz was Neues machen, wir hätten mit unserem Münzgeseß, welches wir vor Kurzem oder vor Jahren zu Stande gebracht haben, einen Mißgriff gemacht.“ Es hat von vornherein hier angekündigt werden sollen : es ist dies ein Versuch. Es ist dies cine Zahl, deren wir nit sicher sein können, wie wir der folgenden Zahl glauben ficher zu fein.

Art. 12 berehtigt den Bundesrath, den Umlauf der fremden Gold-, Silber- und Scheidemünzen zu beschränken bez. zu untersagen oder einen Maximalcours für dieselben festzustellen. Auf eine Anfrage des Abg. Pr. Bamberger antwortete der Prä- fident Delbrüdck:

Meine Herren! Zunächst habe ich anzuerkennen, daß das Amen-

- dement Ihrer freien Kommission, welches fich auf Nr. 1 und 2 des

Lorliegenden Artikels bezieht, in der That, so weit ih es habe prüfen können, nichts wiedergiebt, als Nr. 1 und 2 und wie ich anerkenne in präziserer und kürzerer Form. Der cinzige Anstoß, den ich dabei finde, wax dic Unbestimmtheit, welhe man mit dem Worte „gewisser“ verbinden könnte, welches in dem Vorschlage vorkommt, und nachdem der Herr Antragsteller dieses Wort aus seinem Antrage eliminirt hat,

Habe ich gegen den Antrag meinerseits Nichts einzuwenden. Was

Nr. 3 betrifft, so erlaube ich mir zur Erläuterung des Gedankens, der dabei leitend gewesen ist, Felgendes zu bemerken. Es ist ja uit zu vermeiden, daß gewisse Landeskäfsen und ih rechne dahin- in e:ster Linie die Kassen der Staats-Eisenbahnen, die ja unzweifelhaft Landeskassen sind, daß die in der Lage sein können, Pettide Münzen, namentlich Goldmünzen, gar nicht zurückweisen zun können, ohne den Verkehr in ganz empfindlicher Weise zu belästigen. Wenn die Italiener und SŸ{hweizer aus der Schweiz auf die badische S fommen und man wollte das 20-Frankstück, was die bringen, bei den badischen

Erste Beilage

Freitag, den 25. April

im Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlich Preußischen Staats-Anzeiger.

Eisenbahnkafsen zurückweisen, so würde das eine empfindlihe Schädi- gung des Verkehrs fein. R :

Umgekehrt würde dasselbe gelten, wenn es sich darum handelte, daß von Wejten her Engländer mit Souvereings an die Eisenbahnkassen kommen und dicse in Zahlung geben. Die hier vorliegende Vor- schrift bat nur zum Zweck, einen gleichmäßigen Cours für die An- nahme solher Münzen festzustellen, ‘und ich glaube, es liegt auf der Hand, daß die Gleichmäßigkeit des Courses in der That im allgemei- nen Interesse liegt. Davon ist man entfernt gewesen, solche fremde Münzen analog, wie es in der Schweiz geschehen ist, eigentlich als eine Art legal-s Zahlungsmittel zuzulassen. Es soll eben für Aus- nahmefälle, die der Verkehr mit sich bringt, zugelassen sein, und in solchen Fällen beantwortet sih, wie ich glaube, die Frage der Ein- löfungspfliht von felbst. Es sind das immer nur eine beshräufkte Menge von fremden Münzen, die in Frage kommen, und es kann weder in der Absicht noch in dem'Bedürfniß liegen, eine Einlösungs- pflicht dieser Münzen demnächst zu übernchmen.

Dem Antrage des Herrn Abg. Dr. Banks gegenüber, glaube ih mi ldiglih auf das beziehen zu können, was der Herr Abgeordnete für Gera ausgeführt hat. Ich glaube also auch im Namen der ver- bündeten Regierungen die Annahme des Antrages Jhrer freien Tmitiiion mit Streichung des Wortes „gewisser®* empfehlen zu

önnen.

Landtags- Angelegenheiten.

Berlin, 25. April. In der gestrigen Sizung des Herren- hauses erklärte der Finanz-Minister Camphausen in der Diskussion über den Gesezentwurf, die Aufhebung - der Mahl- und Shlachtsteuer betreffend:

Meine Herrcn! Es läßt sich diese Sache in verschiedener Weise behandeln. Der Hauptgesichtäpunkt ift der, daß es fich nur um einige wenige Städte muthmaßlih handeln wird, indem es wahrscheinlich ift, daß die meisten Städte Schwierigkeit“ finden werden, mit der Um- wandlung fchon am 1. Januar 1874 vorzugehen. Mit Bezug auf den Eintritt dieses Falles erkenne ih an, daß \ich für beide Wege Manches anführen läßt. Wenn man davon ausgeht, daß es im hohen Grade zweifelhaft fei, ob nah richtiger Einshäßung zu den Normalsäßten, wie sie das neue Geseß vorschreibt, sich der fkontingentirte Betrag herausstellen wird, dann ift es evident, daß das einfachste Ber- fahren ijt, wenn man in den Städten für das eine Jahr die Ver- anlagung der Klassensteuer zah Maßgabe des Normaltarifs zuläßt, und fich nicht darum bekümmert, ob deshalb für das eine Jahr die Stadt ciwas erleichtert und der Staat etwas benachtheiligt wird oder umgetehrt. Geht man davon - aus, daß die Einshäßung nach dem neuen Tarif erheblich Hinter den Erwartungen zurückbleiben könnte, und, meine Herren, diese Eventualität wird hauptsächlich davon abhängen, wie ich glaube, in welchem Sinne die Ein- shäßungskommissionen verfahren, und wie die Regierungen es verstehen werden, das wirklich vorhandene Einkommen aufzusuchen, nachzuweisen, und richtig zu tarificen; geht man aber davon aus, daß das hei der erften Veranlagung uamentlich nit gelingen möchte, und daß, was ich allerdings niht für unwahrscheinlih halte, die erste Veranlagung einen niedrigeren Betrag herausstellen wird, als wie die kontingentirte Summe, dann ist es richtig, daß nah dem Vorschlage, wie ihn Herr Hasselbach machte, die betreffende Stadi dabei etwas gewinnen würde. Nun fann ich mir anth für den Fall, daß man dies vermeiden will, do im Ganzen eine ziemlich einfahe Form denken. Wir haben dave auszugehen, da ja die”Festsezung der Klassensteuer zunächst den Bezirksregierungen obliegt, daß im ganzen Lande mit Gleichmäßigkeit werde verfahren werdes, Das müsscn wir wenigstens hoffen und wünschen, und es wird Aufgabe des Finanz-Ministeriums sein, darauf hinzuwirken, \o- viel es in seinen Kräften liégt, Wenn gleichmäßig verfahren wird, danu würde es allerdings richtig sein, zu sagen: Jm ganzen Lande hat die Veranlagung der Klasjensteuer eine Summe ergeben, der bei- spieléweise 10% zugeschlagen werden müssen, um den Tontingentirten Betrag zu erreichen. Wir kennen keinen Grund, weshalb wir an- nehmen sollten, daz man in der bestimmten Stadt anders ver- fahren hâtte al3 im ganzen Landez folglich ift es rihtig, daß man die Veranlagung bestehen läßt und den Zuschlag, den ich eben bei- spielsweise anführte, mit 10 Prozent ebenfalls machte; ebenso wie umgekehrt, selbîtverständlich wenn sich bet richtiger Ermittelung der Einkommensquellen herausstellen sollte, daß schon bei der ersten Ver- anlagung 10 Prozent mehr herauskämen, als erwartet worden ist, dann auch dieser Stadt gegenüber anzuerkennen wäre: von dem hier veranlagten Betrage find, um die Gleichheit mit den sonstigen Staats- gebieten festzustellen, 10 Prozent abzuseßen. Die Regierung würde fein Bedenken tragen, sowohl den einen, als den anderen Vorschlag anzunehmen, und zwar den Votschlag des Herrn Hasselbach haupt- sächlich deéhalb, weil ih glaube, daß es im Ganzen wünschenswerth jein wird, wenn die Städte fsich aufgemuntert sehen, bald zu dem Uebergang zu dem neuen System zu greifen, und weil ih ferner der Meinung bin, daß füc das Staatsganze der mögliche kleine Ausfall einer folchen Maßregel gegenüber niht ins Gewicht fall-n kann.

In der Vorberathung des Geseßentwurfs über die Vor- bildurg und Anstellung der Geistlichen nahm der- Minister der geifillhen 2c. Angelegenheiten Dr. Falk nah dem Herrn von Gruner das Wort:

_ Meine Herren! Für einen Vertreter der Staatsregierung be- steht eine gewisse Schwierigkeit, über diese allgemeinen Fragen, die heute der Gegenstand der Erörterungen find, zu sprechen, uud zwar aus dem einfachen Grunde, weil dies Seitens derselben, wie ich meine, rei{lichst, klar und bestimmt geschehen ift, so daß ai dem allgemeinen Standpunkte der Staatsregierung und an den Gründen, die sie bei ihren Geseßvorlagen geleitet, keine Zweifel mehr bestehen können. Jch glaube deshalb, daß Sie mit mir einverstanden sind, wenn ih zu meinen gegenwärtigen Bemerkungen aus dem, was wir beute gehört haben, einen Anlaß hernehme. Jch glaube, eine ge- wisse Reihenfolge, wenn sie auch eine kurze sein wird, dabei innehal- ten zu können. Der Herr von Wißleben hat meiner Meinung nah einen Punkt berührt, der, wenn «uch nur kurz, einer Erwiderung Sei- tens der Staatsregierung bedürftig sein möchte. Es ift das die freilih von mir und anderen Gliedern der Staatsregierung bereits wiederholt behandelte Frage der evangelischen Kirche, da sie aber un- geahtet aller Erklärungen von dieser Stelle aus immer wieder in dense:ben Formen auftaucht und sich dadur zeigt, wie fest einmal die gewonuene, ih halte es für eine voreingenommene Ueberzeugung, von allen dicsen Verhältnissen gewuzzelt ist, so scheint es mir immer wieder nöthig, das Gegentheil davon zu wiederholen. Jh habe das früher ge- sagt gegenüber der Ausführung mehrerer Herren und wiederhole es. Herr v. Wißleben hat von den Gefahren der evangelischen Kirche gesprochen, aber keine erwähnt, es sei denn dasjenige, was er fich von der Ber- fassung der cvangelishen Kirche denkt, und was er von diesem Stand- punkte aus vorgebracht hat, in der That dasjenige ist, was er für eine Gefahr hält. Jh muß nun sagen, daß ih in Bezug auf das Bild, welches er fich von der Kirchenverfafsung hinstellt, in der That nicht weiß, wie die Staatsregierung oder vielleicht ih selbst bei anderem Anlaß dazu Grund gegeben haben foll, es sich so auszumalen. Jrre ih_ nicht, so bin ich, und mit ziemlichem Tone, dabei stehen geblieben, daß cs erforderlich jei, die evangelische Kirche wir sprechen zunächst von der älteren Landesfirhe auch bei dex neuen Entwickelung dex

1873.

Verfassung zusammenzuhalten, daß man dahin Bedacht nehm-n müsse, niht Prinzipien zur Geltung bringen zu wollen, die nothwendig zum Auseinanderfallen oder wahrscheinlich dahin führen. Das ijt aber dasjenige, was er gerade befürchtet, w18 geshezen werde. Der gegen- theilige Standvunkt ist der, den die Staatêcegierung eingenommen hat.

__ Es ist uns weiter gesagt worden, das landesherrliche Kirchenregiment, also einer der Faktoren der Zusammenfassung, werde beseitigt werden. Wo hat in meinen Werten davon irgend etwas gelegen? Wo hatte ih irgendwie angedeutet oder wie berechtigte diese Geseßesvorlage zu dem Schluß, daß das landesherrliche Kirchenregiment etwa ja durch Staatsgeseßgebung beseitigt werden folle! Soll es einmal beseitigt werden, fo Tann es uur ges{eheu innerhalb der Kirche und mit Zu- stimmung dieses bedeutenden kirchlichen Faktors, nit aber hat das Organ des Landtags oder die Staatsregierung in dieser Richtung mit- zuwirken. Wozu alle diese Befürchtungen, zu denen gar kcin Grund vorhanden ?

__ Auf andere Einwendungen in Bezug auf die evangelische. Kirche bin ich früher so oft eingegangen, daß cine Verweisnng darauf meiner Meinung nah genügt. Es ift, namentilich wenn es sich um deu Gesetz- entwurf handelt, der heute zur Generaldisfussion steht, nit richtig, daß äußerlih die evangeli\che Kirhe mit der katholischen gleich be- messen werde. Es sind sehr wesentlilGe Ausnahme-, rihtiger ändernde Bestimmungen in diesem Gescßentwurf entha!ten und dieselben werden, wie ja das auch die Amendements zeigen, hier noch einer weiteren Er- örterung unterworfen sein.

In den Ausfühcungen der beiden leßten Herren Redner habe ih Momente, die einer solchen Gegenerörtcrung bedürfen, nicht gefunden; bei dem dritten Herrn Vorredner aus dem Grunde nicht, weil es mir nit gelungen ist, bei seiner s{chwahen Stimme den Gedankengang in zusammenhängendem Maße zu verfolgen. Wohl dagegen enthält die Rede des leßten Herrn Redners Einiges, auf das ih glaube etwas erwidern zu sollen. Ich kann freilich nicht verkennen, daß die Form, die bei den Ausführungen des Herrn Redners gebraucht wurde, die eines Avppells an sein: volitischen Freunde, die Liberalen, war und ich erkenne unbedingt an, daß es meine Sache nicht ist, die liberale Partei zu vertheidigen wegen des angeblichen Wechsels ihrer Grundsäße, die sie zu erke: ben haben soll, namentlich dur die bereits eingetretene Abstimmung im anderen Hause und die nah der Auffassung des Herrn Redners bevor- stchende Abstimmung in diesem Hohen Haufe, aber ich muß doch sagen, daß es wohl nur eine Form gewesen. Die Staatsregierung hat dieselbe Auffassung und auch bei ihr ift ja von Seiten des Herrn Redners der Wandel in der Auffassung der Dinge konstatirt worden. Die Staatsregierung befindet sich in der Lage, wie der Redner mit Recht hervorgehoben hat, von weitaus der Meisten Derer, die gewöhnlich Liberale genannt werden, unterjtüßt zu werden, erfreu- liherweise nicht von diesen allein. Ih darf dabei nur hinweisen auf das Abstimmungsverbälthiß im andern Haufe welches den Land- tag mit bildet. Aus diesem Grunde scheint es mir doch berechtigt, einzelnen Aeußerungen des Hzrrn Vorr-dners entgegenzutreten, fie zu berichtigen oder etwas dazu beizutragen, daß fie in das rechte Licht fommen. Der Herr Redner geht davon aus, daß diese Gesetze die Kirche zur Unterwerfung zurückführten, daß sie begründen würden einen Nückchritt in der kirchlichen Verfaffung, daß sie hineintrügen in den starresten Abso- lutiêmus, und diesem traurigen Bilde gegenüber hätte er das andere, welches im Jahre 1848 dasjenige war, welches man für das rehte hielt; er meint, es sei sehr Unrecht, den damaligen Geseßgebern den Borwurf zu machen, dah sie niht klar über die Dinge gesehen hät- ten, sie ¡eien vollständig unter dem Eindrucke der Entwickelung der bz- fannten Cölner Wirren gewesen und hätten deshalb genügende Erfah- rungen in der Sache gehabt. Nun, meine Herren, es kann wohl sein, daß der Eindruck dex Cölner Wirren und ih möchte sagen, es ist su aewesen M die Abstimmenden einen schr wesentlichen Einfluß geübl pat; man hatte die Thatsache vor Augen, daß der Stzur äuf dem Gange, den er damals gegangen war, zu seinen Zielen nicht ge- fommea war, und manu suchte nun nxch etwas Anderem, was besser sei in dieser Beziehung, was herstellen fönnte eines Zustand auf dem jolche Ergebnisse vnd Konflikte niht mögli ¡cien, und dz glaubte man nun in dem Prinzip der Trennung des Staates vou dcr Kirche, dasjenige gefunden zu haben, was da helfen fönnte. Aber, meine He ren, weiter als zu dem Glauben ist es niht gekommen, mau hat eben auch uur auf Grund dieser Erwägungen und Eindrücke eine theore- tishe Ueberzeugung gewonnen, die man in sehr allgemeinen theore- tischen Phrasen oder Wortfassungen ich meinte hier Phrasen nicht im nicdrigen Sinne formulirte, und demnächst in ver)chiedene Ver- fafsung8entwürfe und Verfassungsurkunden niederlegte, aber von Er- fahrungen war damals feine Rede, es war nur die Hoffnung, daß es besser werden würde. Und nun, meine Herren, die Erfahrung kam in fommenden Zeiten, und die hat bewiesen, daß jene Hoffnung täusche, die Erfahrung hat es nicht blos bewiesen bei uns, sie hat es auch be- wiesen in dem uns al3 liberales Vorbild wiederum hingestellten Bel- gien. Bin ih richtig unterrichtet und ih glaube, daß ih es wohl bin, so ist dort in diesem Augenblick die liberale Partci tief da- von durHdrungen, daß fie auf falshem Wege gewandelt ist, aber frei- li ist sie gleichzeitig auch in der traurigen Erkenntniß, daß ihr augen- blicklih die Verhältnisse so über deu Kopf gewachsen find, daß sie sie nicht mehr überwältigen kann. Jh glaube, es ift gut, daß wir bei Zeiten zu der Eckenntniß g-kommen find, der Weg war unrichtig, den wir wandelten, wenn wir bei Zeiten dafür Sorge tragen, dasjenige zu beseitigen, was uns im Wege steht, eke es uns übcr den Kopf wächst, und ih meine, die Zeit war da und es war die höchste Zeit.

Der Herr Vorredner hat darauf hingewiesen, daß ic der erste Minister sei, der in diesen Dingen ändère Auffassung hxb2e. Meine Herren! Vielleicht ift es nicht ganz so rihtig, vielleicht bzweijen die Aktea des Ministeriums, dem ich vorzustehen die Ehre habe so manche Schwankungen in den Auffassungen und Ansichten, manch-u Blick der Besorgniß in die Zukunft, manchen Zweifel, ob das wohl ri&tg wck was man bis daßin gethan hat. Freilich, die That hat diche” Ge danken in Zweifeln nicht AIPIMAE. Die Verhältnisse * ee

L L its e Gi t S. Sonbo - „aben si eben anders entwickelt. Der Herr Minister Ladenberg b- „i Exr- fahrung nit, die jeßt vorliegt, und die kommenden " „j; fter f is den in Zeiten, wo derartige Entwickelungen wv „Zt, ¡Lan-

\ E , A E EAL Sat R eder Meburfniit waren noch wo überhaupt die Möglichkeit derselbe rat Ves fonnte, aus bekanaten Gründen. 40 RELLOE, Wor Dens L Der Mere E S der Sue dafür zu geben, daß sie unmotivirt von ihre“ “Fe 9; 2 ae iveuiies sei, indem er die historische E „# ichtigen Auschauungea

IPEANNEE It IERS HIS R atwiFelung darstellt, indem er hinweist auf das Jahr 1871 als den ® s. Cer

_Hir i‘ ute ch. , Wendepunkt in diesen Dingen. Es ift das allerdings nit in Abrede. °.y stellen, aber, meine Her-e die Ereignisse, die damals außen in - per großen Welt Meiner Derren, e oos Cr, c ¿: : roe c und die Er- eignisse, die innen auf dem tirchl! 5. (Gh; V eat L

Í L „hen Gebiete gleichzeitig hervor- traten, die waren wohl ausreihe* 5 zt R a

E Dare E v 4d, um einen solchen Weudepunkt zu dokumentiren, einen Wende” nft allerdings nit dana der Kirch ihre Freiheit in ihren Dingen 3"; nehmen, aber einen Wendey; É der, 5 eignet war, den Staat dazn3uoeimmen, zu sagen, die der Un da ch6 E s Freiheit ist nicht eine ä&olute nach ihrer subfektiven E E y dern die FreibÂ, die verträglich ist mit der Existenz des Staates, Ick, meine, dieje Thatiachen sind flar genug. Dée Staats: regierung hat dabei auch nicht vergessen, was fie unter solchen Verhältniffen schuldig if dem innern Wesen der Kirche, der Berücksichtigung des Dogmas. Es ist dem Herrn egr E Mer vielleicht unabsihtlih, eine Verschiebung der Zeit: vorhin

®2guet. Er las eine Stelle aus einer Rcde. vor, die der Fürst Big» marck am 30, Januar 1872 gehalten, als ich bereits das Amt dur

cegierung cinen- Beweis

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