1873 / 102 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 29 Apr 1873 18:00:01 GMT) scan diff

und böhmischen Fahnen geschmackvoll dekorirt. Nach einer kurzen Begrüßung Seitens des Kaiserlichen Statthalters Barons von Koller bestiegen die Höchsten Herrschaften einen Wagen und fuh- ren durh die Stadt nah dem Hradschin und Belvedere, überall begleitet von dem ebenso ehrfurhtsvollen, wie herzlihen Grüßen des überaus zahlreih auf dem Bahnhofe und den Straßen ver- sammelten Publikums. Den Abend verlebten Höchstdieselben in völliger Zurückgezogenheit auf Ihren Zimmern. Auch den Mon- tag über haben Ihre Kais erlihen und Königlichen Hoheiten in keiner Weise Jhr Incognito aufgegeben, sondern die Zeit nur zu Aus- flügea zu Fuß und zu Wagen durch die interessante Stadt benußt.

Heute früh um 8 Uhr 55 Minuten fand die Weiterreise nach Wien ftatt.

Wie aus Prag telegraphisch gemeldet wird, nahm Se. Kaiserlihe und Königliche Hoheit im Laufe des gestrigen Tages die Schenswürdigkeiten der Stadt in Augenschein. Abends fand große Tafel statt, wozu der Statthalter und mehrere militärische Würdenträger geladen waren. 4

Heute Vormittag 8 Uhr 55 Minuten haben Ihre Kaiser- lihen und Königlichen Hoheiten Prag verlassen und \ind mittels Separatzugs auf der Franz-Iosefsbahn nah Wien weitergereist. Der Stadthalter, Feldzeugmeister Koller, gab dem Kronprinzen bis zum Bahnhofe das Ehrengeleit.

_ Der Bundesrath trat heute- zu einer Sizung zu- sammen.

_ Der Reichstag nahm im Sizung S. 11 des Gesehentwurfs l der zum dienstlichen Gebrauch einer Reichsverwaltung bestimm- ten Gegenstände ohne Diskussion an. Der §8. 12. lautet:

„Dem Reichstage ist alljährlih eon den im Grundbesiß des Reiches stattgehabten Veränderungen Kenntniß zu geben.“ -

Die Abgg. Lasker und Dr. Bähr beantragten, den Para- graphen dur den Zusaß zu erweitern :

„Dem Reichstage ist ein Verzeichniß des als Eigenthum des Reichs festgestellten Grundbesißes mitzutheilen, auch alljährlich u. \, w.“

Nachdem der Abg. Lasker diesen Antrag motivirt und der Bundeskommissar Geheimer Regierungs-Rath Pr. v. Möller ih mit demselben einverstanden erklärt hatte, erfolgte dessen An-

nahme. / i Zu §. 13 hatte die Kommission folgenden Zusaß bean-

tragt: 9 Der nach Artikel 72 der Verfassung dem Reichstage zu legenden Rechnung sind die von dem Rechnungshofe unter selbständiger un- bedingter Verantwortlichkeit aufzustellenden Bemerkungen darüber beizufügen, ob und_ inwieweit bei der Erwerbung, Be- nußung oder Veräußerung von Reichseigenthum, Abwei- chungen von den Bestimmungen des geseßlih festgestellten Etats oder von den mit den einzelnen Positionen des Etats verbundenen Bemerkungen oder ob unter Verant- wortlichkeit der Centralbehörden Abwcichuncen von den Bestim- mungen der auf die Reichseinnähmen und Reichs8ausgaben oder auf die Erwerbung, Benußung oder Veräußerung von Reichscigenthum bezüglichen Geseße und Vorschriften stattgefunden habep.“ : In Folge einer Aufforderung des Abg. v. Benda erklärte der Präsident Delbrück (S. unter Reichstagsangelegenheiten), diesem Antrage nicht zustimmen zu können. Auch der Abg. Lasker \prah si gegen denselben aus, worauf dessen Ablehnung erfolgte. §s folgte nunmehr der Antrag des Abgeordneten Dr. Minck-

Verlanf seiner gestrigen über die Rechtsverhältnisse

wiß: dem Gesehentwurf folgenden Schlußparagraphen hinzuzu- ügen : [8 8 14. Dieses Geseß wird erst zur Pukblikation gelangen, wenn

die Regierungen der sämmtlichen Bundesstaaten dazu ertheilt haben. Nach längerer Diskussion, an welcher sih die Abgeordneten Dr. Minckwiß, Dr. Krapp, Miquél, Dr. Windthorst-Meppen und Lasker betheiligten, wurde dieser Antrag abgelehnt und die Sizung um 34 Uhr bis morgen vertagt.

_— Im weiteren Verlauf der gestrigen Sihung des Herrenhauses wurde zunächst die Diskussion über F. 18 auf- genommen, welcher folgendermaßen lautet:

„Jedes Pfarramt ist innerhalb eines Jahres vom Tage der Erledigung, wo geseßlich oder observanzmäßig ein Gnadenjahr besteht, vom Tage der Grledigung der Pfründe an gerechnet, dauernd zu beseßen. Die Frist ist vom Ober-Präsidenten im Falle des Bedürfnisses auf Antrag angemessen zu verlängern.

Nach Ablauf der Frist ist der Ober-Präsident befugt, die Wie-

derbeseßung der Stelle durch Geldstrafen bis zum Betrage von 1000 Thlr. zu erzwingen. Die Androhung und Festseßung der Strafe darf wiederholt werden, bis dem Gesetze genügt ist. _ Außerdem if der Minister der geistlichen Angelegenheiten er- mächtigt, bis dahin Staatsmittel einzubehalten, welche zur Unter- Haltung der Stelle oder desjenigen geistlichen Oberen dienen, der das Pfarramt zu beseßen oder die Beseßung zu genehmigen hat

Graf Krassow beantragte, dem Paragraphen folgende Fassung zu geben:

„Wird die dauernde Beseßung cines Pfarramts länger als ein Jahr vom Tage“ des Freiwerdens der Pfründe gerechnet, ohne einen

nach Erachten des Ober-Präsidenten ausreichenden Grund verzögert, so steht demselben zu, die dauernde Beseßung binnen einer zu be- stimmenden Feist zu fordern und nach deren vergeblichem Ablauf das Einkommen bis zur dauernden Beseßung des Amts mit Be- ichlag zu belegen und über dasselbe zu kirchlichen Zwecken der be- treffenden Konfession zu verfügen. Gegen dicse Anordnung ift binnen 30 Tagen die Berufung an den Königlichen Gerichtshof für kirch-

. liche Angelegenheiten zulässig.“

An der Diskussion betheiligten fich außer dem Antragsteller die Herren Grafen von der Schulenburg-Beeßtendorf und Graf Brühl, welche die Regierungsvorlage bekämpften, während der Staats-Minister Dr. Falk ihre Annahme empfahl. (S. unter Landtagsangelegenheiten.) Bei der Abstimmung wurde der An- trag des Grafen Krassow abgelehnt und die Fassung der Re- gierungsvorlage angenommen. Ebenso wurde der S. 19 in der Fassung der Regierungsvorlage nah kurzer Diskussion, an der si die Herren Graf Krafsow, Graf Rittberg, von Bernuth, Wever, von Kleist-Reßow und der Staats-Minister Dr. Falk betheiligten, sowie die §§. 20—22 ohne Diskussion in dersel- ben Fassung angenommen.

Zu §. 23, welcher lautet :

„Wer geistliche Amtshandlungen !in einem Amte vornimmt, welches ihm den Vorschriften der §8. 1 bis 3 zuwider übertragen worden ist, wird mit Geldstrafe bis zu 100 Thalern bestraft.

Dieselbe Strafe trifft denjenigen, der geistlihe Amtshaudlun- gen in einem von ihm nicht dauernd verwalteten Pfarramte vor- nimmt, nachdem er von dem Ober-Präsidenten benachrichtigt wor- den ist, daß das Zwangsverfahren Behufs Wiederbesezung der Stelle in Gemäßheit der Vorschrift in §. 18 Absatz 2 eingelei- tet sei."

beantragte Graf York v. Wartenburg:

in beiden Absäben desselben hinter die Worte „Amtshandlun- gen“ einzuschieben die Worte:

die Genehmigung

Ï „mit bürgerliher Wirkung“, während Graf Krassow den Antrag ftellte, im Absaÿ 1 statt „S. 1—3“ zu seyen „S8. 1 und 2“.

Da der Staats-Minister Dr. Falk den Yorkschen Antrag für unannehmbar erklärte, zog ihn der Antragsteller zurück. Herr von Krleist-Rezow nahm ihn wieder auf und befürwortete ihn. Das Haus lehnte jedoch \ämmtlihe Anträge ab und nahm §. 23 in der Fassung der Regierungsvorlage an. Ohne Diskussion wurden die 88. 24 und 25 in der Faffung der Vorlage angenommen. §. 26 lautet:

„Die Vorschriften dieses Gejeges üver den Nachweis wissen- schaftlicher Vorbildung und Befähigung finden feine Anwendung auf Personen, welche bereits vor Verkündung dieses Geseßes im geistlichen Amte aue find oder vor dem ersten Januar 1873 die Fähigkeit zur Anstellung im geistlichen Amte erlangt haben

Außerdem ist der Minister der geistlichen Angelegenheiten er- mächtigt, denjenigen Personen, welche vor Verkündung dieses Ge- seßes in ihrer Vorbildung zum geistlihen Amte ) orgcicbritten waren, den in diesem Geseße vorgeschriebenen Nachweis der Vor- bildung ganz oder theilweise zu erlassen.

- Der Minister der geistlichen Angelegenheiten is cuch ermäh- tigt, Ausländer von den Erfordernissen des 8. 4 dieses Gesetzes zu dispeusiren.“

Hierzu beantragte Graf Krafsow: Im Absay 1 an Stelle der Worte: „vor dem 1. Januar 1873 2c. 2.“ zu setzen:

„cine theologische Prüfung bestanden haben.“

Herr Gobbin ftellte dagegen den Antrag: betreffender Stelle folgende Fassung zu geben : „Personen, welche vor Verkündung dieses Gesetzes im geistlichen Amte angestellt sind, oder die Fähigkeit zur Anstellung im geist- lichen Amte erlangt haben.“

An der Diskussion betheiligten sich die Herren Gobbin, Graf Hompesh, von Kleist-Reÿow, Graf Gahlen, Graf Lands- berg-Vehlen und der Staats-Minister Pr. Falk. Dann wurde der Antrag des Grafen Krassow abgelehnt und der §. 26 in der Fassung der Vorlage mit dern Amendement Gobbin an- genommen.

S. 27 wurde nach der Vorlage genehmigt.

S. 28, welcher lautet:

„Die Vorschriften dieses Gesetzes über das Einspruchsrecht des Staats (88. 1, 3, 10, 12, 15 uad 16) finden in den Fällen keine Anwendung, in welchen die Anstellung durch Behörden erfolgt, deren Mitglieder sämmtlich vom Könige ernannt werden.“ beantragte Graf York von Wartenburg folgendermaßen zu fassen:

„die Vorschriften dieses Geseßes über das Einspruchsrecht des Staates

sinden auf diejenigen Kirchen keine Anwendung, deren Aemter und

Würden ohne Ausnahme, wie alle übrigen so auch das oberste Amt

resp. die höchste Würde mit Angehörigen des Preußischen Staates

beseßt sind." Während Graf Krassow den Antrag stellte:

hinter dem Worte: „ernannt“ cinzuschalten: „oder bestätigt.“

Graf Krassow vertheidigte seinen Antrag, während Herr v. Kleist und Graf York den Yorkshen Antrag zur Annahme empfahlen. Da der Staats - Minister Dr. Falk sich gegen beide Anträge erklärte und namentlih den leßteren für unannehmbar hielt, so zog Graf York diesen Antrag zurück, Graf Udo Stol- berg nahm ihn wieder auf. Bei der Abstimmung, welche durch Namensaufruf erfolgte und bei der sich 6 Mitglieder der Ab- stimmung enthielten, wurde der Antrag mit 84 gegen 45 Stim- men abgelehnt, ebenso der Antrag Graf Krassow verworfen und S. 28 in der Fassung der Vorlage angenommen. :

8. 29 wurde nach der Vorlage genehmigt und ein Antrag des Herrn von Senfft-Pilsach, für den nur der Antragsteller das Wort nahm, als §. 29a dem Geseye einen neuen Paragraphen beizufügen, ohne weitere Diskussion abgelehnt.

S. 30, welcher laútete, k, |

„Das gegenwärkige Geseß tritt niht vor dem Geseß, betreffend

die Abänderung der Artikel 15 und 18 der Verfassungs-Urkunde

vom 31. Januar 1850, in Kraft.“ wurde auf Antrag des Grafen Rittberg, da die Publikation des in Rede ftehenden Gesetzes bereits erfolgt ist, gestrihen und 8. 31 sowie die Ueberschrift und Einleitung des Gesehes ohne Diskussion genehmigt.

Um 3 Uhr wurde die Sißung geshlossen und die nächste Sitzung auf heut anberaumt.

Der heutigen (29.) Sihung des Herrenhauses wohn- ten der Präsident des Staats-Ministeriums Feldmarschall Graf v. Roon, sowie die Staats-Minister Camphausen, Dr. Falk und Graf Königsmarck bei. Der Präsident Graf Otto zu Stol- berg - Wernigerode eröffnete die Sizung um 114 Uhr mit geshäftlihen Mittheilungen, worauf das Haus in die Tages- ordnung eintrat. Der erste Gegenstand derselben war der 24. Bericht der Staats\hulden-Kommission. Der Refe- rent Graf v. Behr-Negendank empfahl, der Königlichen Haupt- verwaltung der Staatsschulden für das Verwaltungsjahr 1871 Decharge zu ertheilen, und das Haus trat diesem Antrage ohne Diskussion bei.

Der zweite Gegenstand der Tagesordnung, der mündliche Bericht der Agrar-Kommission über die Petition des Mat- thes Kuballa zu Kranowiß, wurde, da der Referent, Graf Schwerin im Hause nicht anwesend war, von der Tagesordnung abgeseßt.

Der dritte Gegenstand der Tagesordnung war die Vorbe- rathung über den Geseßentwurf, betreffend die kirchliche Dis- ziplinargewalt und die Einrihtung- des König- lichen Gerichtshofes Für kirhlihe Angelegen- heiten. Es erfolgte zunächst die General - Diskussion über die Vorlage, zu welcher die Herren Dr, Schulze und Dr. von Goßler für die Vorlage, die Herren Graf Krassow, Graf zur Lippe, von Kleist-Rehow, Graf Brühl und Freiherr von Manteufel-Crossen gegen die Vorlage das Wort nahmen. Auch der Präsident des Staats-Ministeriums Graf von Roon nahm Veranlassung, in die Diskussion einzugreifen. Bei Schluß des Blattes nahm die Spezialdiskussion ihren Anfang.

Se. Majestät der Kaiser und König haben vor Allerhöhstihrer Abreise nah Skt. Petersburg das jezt nah mehr als 6monatlicher Arbeit vollendete Fürsten-Diplom für den Reichskanzler Fürsten von Bismarck unterzeihnet. Das Di- plom, welches unter der obersten Leitung und Aufsicht des Ober- Ceremonienmeisters Grafen Stillfried nach dessen Anordnungen von dem Hofkalligraphen und akademishen Künstler Vieh aus- geführt i, enthält 12 Seiten Text, diejenige mit eingerechnet, auf welcher sich das von dem Maler Nahde gemalte Fürstliche Wappen befindet. Auf der ersten Seite steht der Titel Sr. Majestät des Kaisers und Königs, im Bogen umrahmt von den Wappen der 12 Provinzen, darüber der Adler, darunter der Namenszug Sr. Majestät. Die zweite Seite bringt die Moti- virung der Erhebung in den Fürstenstand, in welcher der „un- vergänglichen Verdienste“ des Fürsten um die Einheit und Größe des Vaterlandes gedacht wird, die dritte den Akt der Erhebung, die vierte die Bestimmungen über die Erblichkeit der Würde, die

Im Alinea’ 1 an

Wappen selbst. Es i das frühere nur durh den Fürften= mantel und die Schildhalter, den preußishen Adler zur Rechten (heraldisch gesprochen) und den brandenburgischen zur Linken, ausgezeichnet. Rechts von dem Wappen sind dänische, links österreichische, darüber französishe Fahnen angebracht, dar- unter ein Miniaturbild Straßburgs. Die achte Seite bringt die Fortsezung der Beschreibung des Wappens, die neunte Bestim- mungen über die Nachkommen, die zehnte die Unterschrift Sr. Majestät des Kaisers und das Rubrum, die elfte und zwölfte einen Auszug aus der Fideikommiß-Stiftungsurkunde des Fürsten.

Das ganze Diplom enthält im Text abgesehen von den kleineren 19 große Initialen. Dieselben sind im strengen gothishen Styl gehalten und für diese Arbeit durchweg neu kom- ponirt. Dasselbe gilt von den Arabesken, die in reicher Fülle den Buchstaben umgeben, resp. denselben überranken.

Der Grundton der Arabesken is mattes Gold mit braunen Schattenlagen, hin und wieder dur fleine farbige ornamentale Blumen belebt, und läßt den Buchstaben in klarem Weiß mit grauer Abtönung {arf und zart hervortreten. Außerdem sind sämmtliche große Anfangsbuchstaben des Textes neuer Kompo- sition und mit kleinem Ornament umgeben; wie auch jeder fleine Buchstabe des ganzen Diploms mit einem Goldschatten ver- sehen ist.

_— Die Uebersiedelung der 3. und 4. Ingenieur-JIn- spektion sowie der 2. Festungs-Inspektion, welche bisher hier garnisonirten, nah den denselben dur die vom 1. Mai c. in Kraft tretende anderweite Organisation des Ingenieur-Corps zU- gewiesenen Garnisonen Mainz, Cöln resp. Danzig hat dieser Tage stattgefunden.

Nachdem die Begründung der Stelle eines etatsmäßigen Mitgliedes der Kaiserlichen Normal-Eihungs-Kommission vom 1. Januar 1874 ab in Ausficht genommen ist, sind dem König- lih preußishen Eihungs-Inspektor der Rheinprovinz, Berg- Affessor Pr. Draßdo, einstweilen kommissarisch die Funktionen eines Hülfsarbeiters bei der gedahten Behörde und des Vertre- ters des Direktors derselben übertragen worden. Gleichzeitig* ift derselbe zum beigeordneten Mitgliede der Normal-Eichungs-Kom- misson ernannt.

Der Spezial-Kommissarius zu Fulda, seitheriger Kreis- rihter a. D. Reichau, is bei seiner definitiven Uebernahme zur Verwaltung zum Regierungs-Assessor ernannt.

_— Die Korporation der Kaufmannschaft zu Königsberg i. Pr. hat am 95. d. M. ihr fünfzigjähriges Jubiläum gefeiert. Zu dieser Feier ist eine Festschrift erschienen (Hartungshe Buchdruterei ‘in Königsberg i. Pr.), welche die Entwickelung des Handels und der Kaufmannschaft von Königs- berg von Zeiten der Ordensritter an bis auf die Gegenwart \childert.

Posen, 28. April. Der Ober-Präsident der Provinz Posen, Günther, is gestern Morgen mit dem Frühzuge von Berlin hier eingetroffen und in Mylius Hotel abgestiegen.

Hannover, 28. April. Ihre Majestät die verwitt- wete Königin von Griechenland hat heute Nacht áuf der Durchreise von Bückeburg nach Bamberg den hiesigen Bahnhof passirt.

Fulda, 28. April. (W. T. B.) Zu den morgen begin- nenden Konferenzen sind bereits sämmtliche preußische Bischöfe, mit Ausnahme des Bischofs von Kulm, v. d. Mar- wiß, hier . eingetroffen. Die Konferenzen werden voraussictlich drei Tage dauern und täglih 2 Sizungen abgehalten werden.

Cöln, 28. April. Gestern Nachmittag traf, von Brüfsel kommend, der Graf von Flandern hierselbst cin und nahm sein Absteigequartier im Hotel du Nord.

Bayern. München, 24. April. Mit Genehmigung des Königs hat, der „Allg. Ztg.“ zufolge, das Kriegs-Mini- sterium verfügt, daß das erste Batgillon des ersten Fuß- Artillerie-Regiments von Ingolstadt nah Neu-Ulm, das erste Bataillon des zweiten Fuß-Artillerie-Regiments von Germers- heim nah Mey und das zweite Bataillon leztgenannten Regi- inents von Neu-Ulm nah Germersheim verlegt werden. Der Vollzug dieses Garnisonswesels if, insofern er das ersie Ba- taillon des ersten und das zweite Bataillon des zweiten Fuß- Artillerie-Regiments betrifft, mit der Rückkehr dieser Truppen- theile von den Lechfeldübungen zu verbinden ; die Verlegung des dermalen in Germersheim stehenden Fuß-Artillerie-Bataillons nach Mez hat jedo erst am 1. Oktober d. I. stattzufinden.

Vom Ministerium des Innern. ist, wie das „Korr. Bl v. u. f. D.“ mittheilt, an das Gend'artmeriekorps-Kommando eine Aufforderung ZUr gutachtlihen Berichterstattung über die für die Gend'armerie zweckmäßig und wünschenswerth er- scheinenden Abänderung der Uniform und Adjustirung der Offi- ziere, Unteroffiziere und Mannschaften ergangen. Im Allge- meinen sollen dabei die für die Armee festgestellien Normen 1m Auge behalten, im Besonderen jedoch dem speziellen Dienste der Gend'armerie Rechnung getragen und eine allgemeine Ueberein- stimmung mit den Sicherheitsmannschaften der übrigen Reichs- länder angestrebt werden.

98. April. -(W. T. B.) Der Prinz Leopold von Bayern und die Erzherzogin Gisela sind heute Naw- mittag 34 Uhr hier eingetroffen. Bei ihrer Ankunft und auf der Fahrt durch die festlih geshmüdckten Straßen nach dem Residenzshlo}se wurden dieselben von einer zahlreich versammelten Volksmenge auf das Wärmste empfangen und mit lebhaften Hochrufen begrüßt.

Meckeklenburg. Schwerin, 27. April. Der Erbgroß- herzog und der Herzog Paul Friedrich sind vorgestern von hier über Berlin nah Bonn gereist.

Die Großherzogin-Mutter is gestern Abend aus Berlin hier eingetroffen. Morgen werden Depu- tirte der Ritterschaft die Ehre haben, Ihrer Königlichen Hoheit das kostbare Ehrengeschenk zu überreichen, von welchem das Modell bereits im vorigen Sommer in Doberan bei dem Jubiläum der 50 jährigen Anwesenheit der Großherzogin-Muttér in Mecklenburg präsentirt worden ist. Nach der Ueberreichung findet große Fest- tafel im Palais Ihrer Königlichen Hoheit statt. ;

Sachsen - Coburg - Gotha. Gotha, 28. April. Dem dicsscitigen Speciallandttage, der heute wieder zusammen- trat, sind zunächst die Etats der Staats- und der Domänenkasse für 1873/77 zugegangen. Leßterer zeigt cin Mehr von 77,198 Thlr. Reinertrag, wovon dem Staate 38,599 Thlr. zu den ihm vertragsmäßig als sein fester Antheil \chon znstehenden 33,502 Thlr., zusammen also 72,101 Thlr. jährlih aus den Domänen- erträgen anfallen. Zur Veräußerung einer Domänen-Grund-

fünfte und sechste die Beschreibung des Wappens, die siebente das

stücksparzelle in hiesiger Stadt an die Privatbank hier, wel{he

unweit des Theaters bauen will, wurde Genehmigung des Land-

tags nachgesucht. Die Etats sind d : Z Vorberathung überwiesen. fi er Finanzkommission zur

_ Oesterreich-Ungarn. Wien, 28. April. (W. T. B Während der Anwesenheit Sr. Aale ien Las abnie

Hes Hoheit des Kronprinzen des Deutschen Reichs und von Preußen sind Höchstdemselben der Ceremonienmeister Freiherr von Stillfried, der Feldmarschall-Lieutenant Freiherr von Philippovics, der Oberst Baron Vlassits, der Flügel-Adju- tant Major Freiherr von Loehneisen und der Fürst Rudolf von Liechtenstein als Begleitung zugetheilt.

Der Prinz von Wales und derx Prinz Arthur Ms Großbritannien sind heute Abend um 9} Uhr hier an- gekommen. Am Bahnhofe wurden dieselben vom Kaiser, welcher s und den Hosenband-Orden trug, sämmt- pet Erzherzogen, dem Herzoge von Modena, dem Herzoge von T ura, dem Kronprinzen von Dänemark, sowie von dem briti- { n e Sir A. Buchanan und dem britishen Ausftel- aua «Kommissar Mr. Owen empfangen. Außerdem hatten fi S enerale Maroicic und Bellegarde, der Statthalter von Nieder-

esterreich Freiherr von Eybesfeld und der Polizeidirektor Le- monier von Wien zum Empfange eingefunden. Im Bahnhof P Compagnie als Ehrenwache aufgestellt, deren Musik- o s ei Ankunft des Zuges die englishe Volkshymne intonirte.

e er Begrüßung der beiden Prinzen seitens des Kaisers gl gie die gegenseitige Vorstellung des beiderseitigen Gefolges. s dh L R Abendstunde hatte sich vor dem Bahnhofe

1 i Sa erwartete enge eingefunden, welche die Ankunft der

Der Kronprinz von Dänemark ist hier eingetroffen Le auf dem Nordbahnhofe, wo eine EaO ani mit Musik e Senate aufgestellt war, von dem Erzherzoge Carl Ludwig L De der dänischen Gesandtschaft empfangen

Der persishe Bevollmächtigte Malcolm Khan hat heute Wien passirt, um dem Schah von Persien entgegen zu L,

Das heutige Morgenblatt der „Neuen freien Presse“ eun die Mittheilung, daß der serbishe Minister-Prä- E E Ristics gestern vom Kaiser in einer halbstündigen e lenz empfangen sei und ihm ein eigenhändiges Schreiben es a as Milan übergeben habe, worin leßzterer den Wunsch Ge rüdckt, freundliche diplomatische Beziehungen mit Oesterreich- ngarn zu unterhalten, für die Einladung zur Weltausstellung A Dank ausspriht und seine Ankunft in Wien für den e D. J, ankündigt. Der Kaiser habe sfih nah den politischen N Serbiens erkundigt und über den bevorstehenden esuch des Fürsten Milan seine Genugthuung kundgegebeu. Tate wird Ristics mit dem Grafen Andrassy eine Konferenz aben und am Mittwoch nah Belgrad zurückehren.

G Bei der heutigen Berathung des Budget-Aus- L LEeS der Reihsraths-Delegation über das Bud- B für das Ministerium des Auswärtigen wurde von dem A erichterstatter eine Resolution beantragt, in welcher die Befrie- taung der Delegation über die vom Ministerium des Auswär- t befolgte Politik ausgedrückt wird. Graf Andrafsy

ankte für das Vertrauen, das damit ihm gegenüber ausgesprohen“ werde, und fügte bei der über den gegen E geringeren Umfang des leßten Rothbuchs entstandenen L röôrterung hinzu, daß in einem wahrhaft konstitutionellen Staate

er Minister des Auswärtigen der Krone stets nur eine von den berechtigten konstitutionellen Faktoren getragene und unter- stüßte Politik anrathen könne. Auf eine Anfrage Rehbauers wegen der noch n'’cht erfolgten Anerkennung der spanischen Re- publik erklärte Graf Andra\sy, daß mit der formellen An- erkennung gewartet werden müsse, bis die von der {pa- nishen Regierung einberufene konstituirende Versamm- [lung den Willen der Nation in Bezug auf die künftige Regierungsform ausgesprohen haben werde. Eine wei- tere Anfrage betreffs des Verhaltens Oesterreichs bei der even- tuellen Wahl eines Papstes und der Ausübung des Oesterreich in solchem Falle zustehenden Vetorechtes beantwortete Graf An- drassy mit dem Hinweise auf die Inopportunität der Besprechung einer derartigen Eventualität bei dem zu keinerlei Besorgnissen Anlaß gebenden Gesundheitszustande des Papstes und mit der Erklärung, daß er dem Kaiser überhaupt die Verzichtleistung auf irgend ein demselben zustehendes Recht nie anrathen werde. Die beantragte Resolution wurde darauf einstimmig angenommen, ebenso das Budget für das ‘Ministerium des Auswärtigen mit einigen, jedoh sehr unerheblichen Abstrichen.

E Die gestrige Versammlung der deutsch-ster- reihishen Partei, an welcher sich 270 Vertreter aller cisl[ei- thanischen Provinzen betheiligten, genehmigte das schon veröffent- lihte Wahlprogramm mit einigen nur formellen Abänderun- gen und ernannte demnächst ein aus 36 Personen bestehendes Reichswahlkomite, in welhem die verschiedenen Fraktionen der deutsch - österreichischen Partei, Konservative, Liberale, Deutsch- nationale und Demokraten vertreten find.

Schweiz. Bern, 28. April. (W. T. B.) Bei der gestrigen Volksabstimmung im Kanton Solothurn hat abermals die liberale Partei gesiegt. Zur Annahme ge- langten das Sqculgeseß, das Katastergesez und das Gesez über die Verwendung der Bettagssteuer ; das Besoldungsgeseß wurde verworfen. In den Kantonsrath wurden 6 Liberale und ein Ultramontaner gewählt.

Großbritannien und Jrland. London, 26. April. Der 30. Geburtstag der Prinzessin Ludwig von Hessen (Prinzessin Alice von Großbritannien) wurde gestern in Windsor in übliher Weise gefeiert.

Frankreich. Paris, 27. April. Während der Ab- wesenheit des Finanz-Ministers Leon Say wird der Handels-

Minister Teisserenc de Bort die Geschäfte desselben über-

nehmen.

Der Generalrath des Departements der untern Seine hat noch 150,000 Fr. für die Errichtung der Artillerie-An- stalten von Rouvray votirt, so daß die Summe, welche die Stadt Rouen und das Departement zu diesen Anstalten bei- steuern, jeyt cine Million beträgt.

Um vie Armee-Mobilmachungs-Versuche, welche näh- stens stattfinden sollen, zu erleichtern, hat der Kriegs-Minister befohlen, daß jedem Divisions-Generalstab ein Offizier beigege- ben wird, der mit dem Transportwesen auf den Eisenbahnen betraut wird. Der Kricgs-Aviso „Lamotte-Piquet“ ist zur Verstärkung der französischen Seestreitkräfte nah den spanischen Küsten abgegangen.

__ In Tarbes und Orthez find zahlreiche spanische Flüchtlinge angekomuen. :

_ 28. April. (W. T. B.) Sämmtliche Blätter besprehen die Wah! Barodets, über welche alle, mit Ausnahme der ra- dikalen Zeitungen, ihre Ueberrashung kundgeben. Die Journale der monarchischen Parteien betrahten die Wahl als das Resul- tat der Poliik des Präsidenten Thiers, welcher sich der Linken E habe, anstatt in den konservativen Parteien seine Stüge zu suchen, während die republikanischen Blätter die Erklärung für den Triumph der Radikalen in den von der Nationalver- sammlung begangenen Fehlern finden. „Bien public“ hält die Erwählung Barodets für eine \{chwer wiegende Thatsache, deren Tragweite indessen durch eine Reihe von günstigen Umständen erheblich abgeschwäht werde und die keinen- falls die Deutung zulasse, als ob der Radikalismus 90,000 Parteigenossen gewonnen habe. Der „Français“ erklärt, die Barodetshe Wahl sei eine furchtbare Mahnung für die konser- vativen Parteien und spricht die Hoffnung aus, die Regierung werde jeßt die Nothwendigkeit einsehen, ihren Stüßpunkt in der Vereinigung aller konservativen Parteien zu suchen. Die „Presse“ konstatirt den Wahltag als einen neuen 18. März. Gambetta und einige andere Führer der Radikalen bereiten, wie verlautet, Schritte vor, um dem Präsidenten Thiers die wohlmeinenden Gefinnungen, welche fie seiner Person gegenüber hegen, fund zu thun. —- Alle Gerüchte über bevorstehende Ver - änderungen im Ministerium sind, der „Agence Havas“ zufolge, unbegründet.

s Spanien. Madrid, 25. April. Der Minister des Aus- wärtigen, Castelar, hat folgendes Circular an die spanischen Gesandtschaften im Auslande gerichtet:

: Madrid, 23. April, 1 Uhr Morgens.

__ Heute, wo die Wege Ege Versammlung der Permanenz-Kom- mission stattfinden sollte, haben si zahlreiche Bataillone der alten Miliß, auf dem Torasëplaße und anderen Punkten der Stadt zu- \ammengezogen; von wem dieselben einberufen, weiß man nicht. Gleich darauf sind_an der Front dieser Bataillone und in rebellischer Haltung Ee Offiziere und Generale erschienen. Das Erscheinen mehrerer

ataislone Freiwilliger der Republik und der ganzen bewaffneten Mat, sowie die Haltung der Bevölkerung haben den Rebellen das Nußtlose thres Unternehmens bckwiesen und nach den ersten Aufforderungen und olzne cinen Schuß zu wechseln, laben sie die Waffen gestreckt, welche von der Behörde in Empfang genommen worden sind.

Der Regierung ist ein enthusiastisher Beifall gezollt und das. Ver- halten der Rebellen einstimmig verdammt worden. Die Ruhe ist auf- recht erhalten worden und man ist sicher, daß sie nirgend gestört werden wird. Es ist kein Unfall zu beklagen. Das allgemeine Resultat dieses Ruhßhestörungsversuchs ist äußerst günstig für die Autorität der Regierung gewesen, deren besonnene Haltung das größte Lob verdient.

i Castelar.”

09, Un G T. V.) Die gestrige Versammlung der föderativen Repubikaner, an welcher sich viele un- bewaffnete Nationalgarden betheiligten, is ruhig verlaufen. Die Gerüchte von einer partiellen Kabinetskrisis er- halten fich.

__ Portugal. Lissabon, 28. April. (W. T. B.) Die für die Befestigung und Vertheidigung Lissabons eingesehte Militärkommission hat heute ihre Arbeiten wieder aufge- nommen. Es kommen noch immer zahlreiche, der vornehmen und besizenden Klasse angehörige spanische Familien hier an. Der ehemalige Ministerpräsident Zorilla hat noch in Elvas seinen Aufenthalt.

| Italien. Rom, 23. April. Die Deputirtenkammer ist heute zum ersten Male nah den Osterferien wieder zusammen- getreten. Die Sigung mußte aber vertagt werden, weil die geseßlih vorgeschriebene Anzahl von Abgeordneten nicht er- schienen wak. 1 aua G ERY Ee VE Türkei. Konstantinopel, 28. April. (W. T. B.) Von Herrn von Lesseps wird die dem Journal „Turquie“ aus Athen telegraphisch zugegangene Mittheilung dementirt, daß er bei der griechischen Regierung die Konzession zur Durhstehung des Isthmus von Korinth nachgesucht habe, ein Unter- nehmen, an dem er sich keineswegs zu betheiligen gedenke. Dem „Levant Herald“ zufolge ist hier am Freitage ein Abge - sandter des Sultans von Atchin eingetroffen, um die Dienste der Regierung in dem Streite mit den Niederländern nachzusuchen.

Nußland und Polen. St. Petersburg, 2ò. April. Der Herzog Eugen von Leuchtenberg is am 6. März in Taschkend eingetroffen.

An der großen Parade am 20. April werden 51}; Bataillone Infanterie, 385 Schwadronen Kavallerie und 106 Geschüße Theil nehmen, die in fünf Linien mit der Front nach dem Sommergarten aufgestellt sein werden, jedoch mit Ausnahme der Artillerie, die längs der Newa vom Paradeplaÿ am Win- terpalais bis zum Sotinmergarten Aufstellung nehmen ‘wird. Die Infanterie-Regimenter der Garde und das Lehrbataillon werden bataillonsweise in rechtsabmarschirten Zugkolonnen, die Schüßen-Compagnien zu besonderen Bataillonen“ formirt, die Armee-Infanterie-Regimenter in doppelten Zugkolonnen, ohne Ausfonderung der Schüßen- Compagnien aufgest Ut werden. Die Kavallerie der vierten Linie nimmt in rechtsabmarschirten Regiments-, die der fünften in ebenfolchen Divisions-Schwa- dronskolonnen Stellung. Die ganze Parade wird Se. Kaiser- lihe Hoheit der Ober-Befehlshaber der Garde und der anderen Truppen des St. Petersburger Militärbezirks, die erste Linie Se. Kaiserliche Hoheit der Großfürst-Thronfolger, die zweite der General-Adjutant v. Dehn, die dritte der General-Lieutenant Ts\chengery, die vierte der General-Lieutenant Ssuchodolski und die fünste der General-Lieutenant Baron v. Stackelberg kom- mandiren.

Ueber den Stand der Loskaufsoperation am 1. April 1873 meldet der „Reg.-Anz“:

Von den 80,028 der Centralloskaufs - Kommission eingereich- ten Loskaufsdokumenten sind 77,123 bestätigt worden. Von die- sen leßteren find 21,307 Kontrakte auf Grundlage gegenseitiger Einigung zwischen Gutsbesißern und Bauern und 33,707 Kon- trakte und die 22,109 Akte in den westlichen Gouvernements auf Forderung der Gutsbesißer abges{chlossen worden. An den 77,123 be- n Loskaufsdokumenten find 6,905,940 sogenannter Revisions- celen betheiligt, die 24,332,596 Dessj. 1726 Faden Land erworben haben und denen Loskaufsdarlehen im Betrage von 634,910,503 N. 88 K. bewilligt worden sind.

Der Kassenab\{luß bisanzirt mit 628,933,063 R. 11 K. Vom Passiv kommen dabei 274,155,326 R. 32 K. auf die Schulden der Gutsbesißer an die ehemaligen Kreditinstitutionen, 62,259 R. 22 K. auf Strafgelder, 55,749 R. 9 K. auf die Kosten für Publikationen und Aufhebung der Sequester, 84,518,950 R. auf 5prozent. Billete 2. Emiss., 173,033,750 R. auf die Loskaufs\cheine, 2,293,004 R. 29 K. auf die Rückerstattungen, 82,338,534 R. 23 K. auf die 5} prozent. Scheine und 12,475,489 R. 96 K. auf das Kapital zur Auszahlung der ununterbrochenen 5{prozent. Rente.

Nach den Loskaufskontrakten beträgt der Werth eines Seelenan- theils (3%, Dessi.) 106 R. 39 K,, wovon 47 R. 12 K. auf die Bank- \{chuld und 59 R. 27 K. auf die bewilligte Summe in Loskaufspa-

pieren und Geld kommen. Nach den Loskaufsakten (in eftli Gouvernements) hat der Seelenantheil (31 Dessj.) A e 64 R. 64 K, wovon 27 R. 5 K. auf die Bankschuld zu rechnen und 37 R. 59 K. auszuzahleu gewesen sind.

Nach den lezten Nachrichten aus Taschkent, welche der „Golos“ erhalten, nehmen von den Bucharen viele Partei für Khiwa. So find im (asiatishen) Taschkend vier Bucharen ergriffen worden, welhe das Volk gegen die Russen aufzuwie- geln gesucht, ihre Mühe aber ganz verloren hatten; und bei Perowsk sollen kleine Unordnungen unter den Kirgisen vorge- kommen sein. Inwiefern hierbei Musfafar-Edin betheiligt ist, ift nicht bekannt, aber Nachrichten aus Samarkand zufolge erweckt die unruhige Lage Bucharas in den Bewohnern dieser Stadt die Hoffnung, daß sie nah Buchara werden übersiedeln können. Der Chan von Chokand, Chudojar, hat Lieferungen von Mehl für die rusfischen Truppen übernommen und benimmt sih so, daß von T it u befürchtet wird.

98. April. (W. T. B.) Zu Ehren der Anwesenheit des Deutschen Kaisers is in vielen Straßen der Stadt n lih geflaggt. Eestern Abend besuchten beide Kaiser das Theater, wo das Ballet „Comaugo“ gegeben wurde.

Schweden und Norwegen. Sto ckholm, 23. April. Ueber die bevorstehende norwegische Reise des Königs meldet eine Korrespondenz von Christiania an „Göteborgs Posten“ :

„Ehe das Storthing Dsterferien machte, ernannte es, wie man vernimmt, eine Deputation von 12 Mitgliedern, welche bei der Krö- nung des Königs Dêear in Drontheim zugegen sein sollen. Man er- zählt hier, daß der König etwa am 15. Juni Stockholm verlassen und fih über Jemtland nach ODrontheim begeben wird. Hier wird er am 26. Juni auf St. Olaf, der größten norwegischen Fregatte, an Bord gehen, um in der Gesellschaft des \{chwedis{chen Ministers der auswärtigen Angelegenheiten, des Chefs des norwegischen Departe- ments des Junern, Falsen, des Admirals Knap und wahrscheinlich mehrerer s{chwedischer und norwegischer Staatsräthe eine Tour bis zum Nordkap zu machen, eine Reise, die von feinem Könige in den leßten 250 Jahren unternommen worden ist oder nicht seit der Zeit, da Christian IV. auf einer Yacht eine Reise dorthin machte. Dieses kleine Fahrzeug war während eines Sturmes nahe daran, an den G M O E mehrere Anker; ein kleinerer Anker,

eicher Den omtg rettete, wurde j d befindet f y f L Stlofse D vergoldet und befindet fih noch auf

Beide Kammern nahmen am 19. den Königlichen Vorschlag zu dem neuen Münzsystem und damit zusammenhän- gend die Billigung der mit Norwegen und Dänemark abge- \hlossenen Münzkonvention mit überwiegender Majorität an, nämlich in der Ersten mit 87 gegen 14 und in der Zweiten mit 128 gegen 44. Die Minarität aber stimmte ebenfalls nicht für die Verwerfung, sondern nur für Rücksendung an den Aus\chuß, um noch einige angemerkte Abänderungen zu machen.

__— Die japanis che Gesandtschaft ist heute Nachmittag, wie „Snällposten“ meldet, begleitet vom Chef der Handels- Und Konsulats - Abtheilung des \hwedishen Departements für aus- wärtige Angelegenheiten, Grafen C. Lewenhaupt, sowie dem Lieutenant der Scheeren - Artillerie, C. E. de Champs, welcher der Gesandtschaft während ihres Aufenthalts in Schweden attachirt worde is, mit dem Dampfschiffe „Thunberg“ in Malmò angekommen. Die Gesandtschaft und ihre Begleiter wurden an der Schifssbrücke vom Amtmanne abgeholt und zu Kramers Hotel geführt, wo ein Diner für die Reisenden bestellt war. Ein Extrazug mit zwei Königlihen Waggons nebst Schlafcoupés waren zur Disposition derselben gestellt; die Ab- reise von Malmò geschah um 35 Uhr Nachmittags. Der Extra- zug wird morgen Mittag in Stockholm erwartet, wo die Ge-

sandtschaft an einer vom Innocenz - Orden in der Börse arran- girten Festlichkeit theilnehmen wird.

Amerika. Washington, 27. April. (W. T. B. Schaßsekretär Richard\on hat für den Monat Mai den G lauf von sechs Millionen Gold und den Ankauf von einer Million Bonds angeordnet, auch bestimmt, daß die Zahlung der im Mai d. I. fälligen Staats\huldscheincoupons ohne Discont- abzug schon jetzt erfolgen kann.

Nr. 27 des Amt3-Blattes der Deutschen Reichs-Po st- verwaltung hat_ folgenden Inhalt: R L 23. April 1873: Seepostverbindung mit Norwegen auf deu Routen Hamburg - Drontheim uud Frederikshavn - Christianssand. Vom 24. April 1873: Errichtung einer Postanstalt am Weltausftellungs- plaße iu Wien. Vom 23. April 1873: Notirung des Gewichts der gewöhnlichen Packete. Vom 15. April 1873: Behandlung der Differenzen im Pâcereiverkchre nah dem Auslande. Bom 19. April 1873: Portofreiheit in Jnvaliden-Angelegenheiten. Vom 23. April 1873: Berechnung des gemeinschaftlichen Portos für Fahrpost- sendungen aus Rußland via Oesterreich. :

Die Nr. 16 des „Central-Blattes für das Deutsch Reich“ erthält folgenden Inhalt: 1) Allletheine Mane Co hene Mittheilungen über den Stand der Rinderpest. 2) Gewerbewesen: Ertheilung einer Approbation als Arzt unter Dispensation der ärzt- lichen Prüfung. 3) Münzwesen: Notiz über die Ausprägung von Reichs-Goldmünzen. 4) Maaß- und Gewichtswesen : Republikationen von Bekanntmachungen 2c. der Normal-Eichungsfommission. 5) Zoll- und Steuerwesen: Mittheilung bezüglich des Verkehrs mit steuer- pflichtigen Getränken zwischen Elsaß-Lothringen und Baden. 6) Post- wesen: Mittheilung, betreffend den Verkauf einzelner Exemplare des „Postblattes.“ 7) Konsulatwesen: Mittheilung über Befugnisse des Kaiserlichen General-Konsuls zu Lima.

Die Nr. 17 des Fustiz-Ministerial-Blatts für die Preußische Geseßg ebung und Rechtspflege. Oteaudtia ba im Bureau des Justiz-Ministerium, enthält: Bekanntmachung vom 19. April 1873, betreffend den von der Feuerversicherungs-Gesellschaft Colonia in Cösn eingesandten Prämienantheil aus den Versicherungen der Justizbeamten im Jahre 1872. Erkenntniß des Ober-Tri- bunals vom 26. Februar 1873. Die M welche ein die Polizei leitender Beamter (3. B. cin Distrikts-Kommissar) in Angelegenheiten der Provinzial-Feuersozietät aufuimmt, sind innerhalb der Zuständigkeit aufgenommene öffentliche Urkunden. Grkenntniß des Königlichen Gerichtshofes zur Entscheidung der Kompetenzkonflikte vom 8. März 1873, betreffend die interemisti]che Festscnng und exe- kutivisch2 Beitreibung von Pfarrabgaben durch die Verwaltungsbehörde.

Nr. 34 „dec Anualen der Landwirthschaft" in den Königlich Preußischen Staaten hat folgenden Inhalt: Der Bericht des englischen Veterinär-Departements an das Parlament. Die Kanalbauten zur Wiesenbewässerug auf den jütländischen Haiden. Deutsch von W. Finn. Die natürlichen Vorräthe des Baker-Guano. Vermischtes: Relative Menge und Preis des Vieles in den Ver- einigten Staaten von Nocdamerika. Der landwirthschaftliche Unter- rit in der Volksschule. Stenographischer Bericht über die sechste Generalversammlung des Vereins der Stärke-, Stärkesyrups- und Stärkezuerfabrikanten Deutschlands. Das Einsammeln von Mai- käfern. Vicehlade des landwirthschaftlichen Kasinos zu Lüdorf. ‘Ein neuer Feind des MWeinstocks. Ein dem Weinstock s{chädlicher Borken- fäfer. Vereinsversammlungen.

Statistische Nachrichten. Während der ersten Hälfte des Monats April sind in Prag

und in 5 zu zwei Verwaltungsbezirken gehörigen Gemeinden 52 Per-