1827 / 26 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Wed, 31 Jan 1827 18:00:01 GMT) scan diff

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Kreise. Koeslin. Die Sterblichkeit unter den Menschen ‘hat während des Monats December v. L. feine ungewöhnliche Erscheinungen geliefert. NRöchelu, Masern und Schatlachfleber herrschen in verschiedenen Ortschaften des Belgardschen, Fürstenthumschen/ Neu ste:tinschen und Dramdburgschen Kreises. Jeduch zeigen diese Ausschlagsfranfheiten feinen bösartigen Charaîter. Hie und da, und namentlich auch am hiesigen D:te, grassirt unter den Kindern und Halberwachsenen eine katharrhatishe Halsbräune. Das Nervenfizber hat sich ia Dresar, Stolpschen, und in Pustanim uud Peane- fow, Schlaweschen Kreises, geäußert, wogegen es in Saulin, Louenburgschen Kreises, im Sch vinden ist. —« Die natürlichen Mcnschenpocken siud in Pinnow, Neu- stettinshen-und in Glisniß Stolpschen Kreises , zum Ausbruch gekommen. Stralsund. Die rheuma- tisch, fatharrhalisch -entzündlichen Krankheiten nahmen auch im Decembermonat v. J. ihren Fortgang und waren, besonders Zalsentzündungen (anginae tonsilares et uyulares) bávfig, seltener wie in dem vorhergegan; genen traten Wechjel- und Schaxlachfieber ein, Doch hat sich leßteres wieder in Güßfow eingestellt und gleich- falls in Geciramen eingefunden, in beideu Stádten aber nicht bedeutend. Unter den besonders im Grimmer Kreise grassicenden hißigen Hautausschlägen kamen die Rötheln am meistea vor und diese siad auch an einigen andern Orten einzeln bemerkt worden. Alle in diesem Monáte vorgewesenen Krankheiten haben aber feine. außergewdhnliche Sterblichkeit herbeigeführt, obgleich im Anfange desselben die Krankenzahl sehr groß war. V. Schlesien. Breslau. Der im Monat December v. J. vorhcrrschende Krankheitscharafter war rheumatish-; entzündlih. Die am häufigsten vorgefom- menen Krankheiten waren besonders im Anfange des Monats, fatharrhalish:rheumatiische Fieber mit entzúnd- licher Neigung, örtliche -Rheumatismen und entzünd- lih.rh¿umatishes Hüftweh. Gesichtsrvse, kathärrhali- (he Enrzándungen des Halses, des Brust- und Bauchs felles waren auch nicht selten. Au Koliken, Durch- fälle und Cholera stellten sich ein. Der Magenkrampf. zeigte sich bei Personen von ganz verschiedener Konsti- cution und Alte, so auch. die unregelmäßige Gicht, Milzbeshwerden und Wechselfieber, ‘Bet den Kindern wurden hier feine herrshenden Krankheiten bemerkt, am häufigsten gingen unter ihnen, so wie unter den Erwachsenen, durch die Witterung bedingt, Hust.n und Wechsetfieber herum. Zu Wärben, Oÿzlaushen Kreises, so wie zu Sandewalcte und Ts\chistey, Guhrauschen Kreises, waren einige Personen am Nerven fieber er: franft. Zu Polntsch Peterwiß, Mänsterberg}chen Krei; ses, war der Schmtdt am Typhus gestorben: Zu Wür: ben, Ohlauschen Kreises, hatten sich die Menjhchenblat- tern. ‘gezeigt, desgleichen, jedoch modificirter Art, zu Neudorf, Habelschwerdter Kreises, bei zwei geimpsten

Kindern. Das Scharlachfieber war zu Herrnstadt, Au ras und hie und da im Münsterberger, Strehlenet, O lsener und Breslauer Kreise ausgedrohen. Die Masern girgen epidemish, jedoch gutartig im Neu: marftshen, \poradiich im Strehleuer, Detéener und Trebnißer Kreise, auch in der Stadt Trachenberg her: um. An den Rötheln waren zu Kreisewißlß, Brieg schen Kreises drei“ Kinder erfranfr. Liegni k Der allgemeine Gesundheitszustand während des Mo: nats Dezember war im Betracht der Jahreszeit, im Ganzen recht gunstig. Der allgemeine Krankycit s- Charafter ‘entwickelte sich nicht zu den höheren Graden des Eutzündiichen oder Nervdsen, der Verlauf der Krank; heiten neigte sh zur Gucartigfeit, dabei fanden allge mein durchgreifende Epidemicen oder Kontagionen nicht

statt und die Sterblichfeit überschritt: gewöhnli Verhältniß, niht. Bei eiti O dEBewbha tharrhalische Affeftionen und ér vou diesec Gru lage, reinentzündliche Affefciowe® waren selten, J ' nem Darse des Liegnißer Kkeïses wurden einige sonen , unter Einwirkung deß#kmirender Einflüsse y Typhus befallen, der mit Entivickelung eines Koatz ums verbundeu zu sein schien, aber unter Beschränty des Anjteckbungsmoments durch angemessene polizeili Vorkehrungen, jeßt schon beseitigt ist. Ju ein Dorfe, Hoyerswerdaer Kreises, in Liegniß, in vier h; schaften des Bolkenhainer und iu drei Ortschaften jy Sprottauschen Kreises, brah das Scharlach fieber q Der Verlauf der Kranfkeit war im Ganzen gutattig einigemal wurde dieselbe tôdlih, und zwar in den ers Sradien theils dur Hiruentzündung, unter ungünsi ger Einwirkung der üÜberheizten Stuben der Lantleu bei unterbliebener ärztliher Hülfe, theils in den spit ren Stadien der Krankheit durch Nachkranfkheiten, j Folge eines unangemessenen Verhaltens, Jun eini wenigen Fällen trat die Krankheit gleich als Hirn zündung auf, und nachdem diese durch ein autiphly tisches Verfahren und hauptsächlich, durch- kalte Ug giepungen des Kopfes beseitigt war, verriethen wide holte Adshuppungen der Haut die scarlatindse- Gu lage. Eine allgemeine Verbreitung des Scharlachs su uter Beseitigung des Austeckungsmoments und | wendung der Belladonna als Prophylafktifkon nirgu statt. Oppeln, Der Hauptcharakter der Kranthi ten unter den Menschen während des Monats Deyn ber v. J. war katharrhalijch. rheumatisch, von Wed fiebern, Hals-, Lungen- und Augenentzündungen beg cet; auch litten mehrere Erwachsene-.au Gelb- und V sersucht. Kinder wurden vorzüglih vom Keich hu heimgesucht. Zu Chrosczinna. und Sackrau- Turay im Oppelner Kreise, so wie zu Gr. Peterwiß in Nad borer Kreise und Gr. Koschmieder im Lublinilzer Kult erkranften auch einige Personen am Nerven fieber, Toster, so wie im Qppeluer Kreise zeigten sich die n türlichen Pocken, gegen deren weitere Verbreitung a soforcr Maaßregeln ergriffen wurden.

Königlihe Schauspiele.

Dienstag ,. 30. Jan. Jm Schauspielhause. A Begehren: „„Der Jude,“ Schauspiel in 5 Abcheélu gen, nach dem Engl. des Richard Cumberland. Vi her ¿Der Paria,‘’ Trauerspiel in 1 Aufzug, i Michael Beer.

Im Opernhause: /, Redoute. /‘/. Einlaß - Bil zu 2 Thlr, für jede Person, sind bis Dienstag Nu

mittag 5 Uyr bei dem Kastellan Herru Sattler F

Opernhause, bei dem Kastellan Herrn Adler tim S ipilhause, und Abends nach Erôssnung des Hauses heiden Kassen zu haben, Es finden zu dieser Rede die bei den täglichen. Schauspielvorstellungen gewöhi chen zwei Eingänge statt; der- eine dem Universitil bánde, und der andere dem Bibliothekgebäude gegenk Es werden auch Zuschauerbillets*zu den Logen des dri Ranges verkauft, und sind: daher diese Billets 9) Bezahlung von # Thir. für das Stück, vobu Dija1ia Morgen 9 Uhr bis Nachmittag 5 Uhr, bei den hid genannten Kastellanen zu haben. Während des Ass hastes in den Logen steht es einem Jeden frei, sid) demasfirenz jedoch nicht während der Anwesenheit Saale, Die Kasse wird um 9 Uhr geöffnet. Ende Ridoute um 5 Uhr,

E C I I E rer

Gedruet bei Feister und Eisersdorff.

Nedacteur Joh

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reußishe Staats-Zeitung.

Ne 26.

Lei Öi S id iiemii

——

Amtliche Nachrichten. “Kronik des Tages.

Neun und zwanzigster Bericht.

Das Befinden Seiner Majestät ist gut, Die Héi- nz des Fußes ist- so weit gediehen, daß der frühere jidand gegen einen leihtern hat verwechselt werden nen. :

Yerlin, den 30. Januar 1827.

Hufeland. Wiebel. Büttner. v. Graefe.

p s

Séine Majestät der König haben dem General der vallerie Grafen von Lin singen und dem General t Jnfanterie Grafen von Altéèn, beide in Königl. mudvershen Diensten, den rothen Adler-Orden erster lasse zu verleihen geruhet.

Seine Majestär der König haben dem General: Raior und Kommandeur der ten Kavallerie Brigade, va Sohr;, den St. Johänniter- Orden zu verleihen ruhe, t :

Des Königs Majestät haben den Dr. medicinae,“

Nartiensen-in Stralsund zum Regierungs: und Me- cinal Rathe bei der dortigen Regierung allergnädigst ernennen geruhet.

Des Königs Majestät haben den bisherigen außer (dentlichen Professor in der philosophischen Fakultät

\uiversität zu Bonn, Dr. d’Alton, zum ordent- n Professor in der “gedachten Fakultät zu ernennen ut.

Der bisherige Direktor der höhern Stadtschule 1 Linz, Jacob Meyer, is zum Direktor des Gym: si in Düren ernannt worden,

Zeitungs-Nachrichten.

Ausland.

Päári s, 24. Januar. Gestern haben S. M. in degleitung des Dauphins im Forst von Igt,

Der Minister der geistlichen Angelegenheiten sagte Bireschrift des

n seinem neulichen Vortrage über die

daß einzelne Miktgli:der

Vincennés ges

*

Berlin, Mittwoch, den Z1ten Yanuar 1827.

Grafen Montlosiér: die Feinde, wie die Freunde der Jesúiten wären rücsichtlich derselben Úber drei Punkte ganz einig, námlich über ihre außerordentlihen Fähigs feiten ‘in Betreff des Unterrichts der Jugend, über die dewuhnderungswürdigen Erfolge ihrer Thätigkeit als Miss sionarien, und Úber die große Strenge ihrer Sitten, Der Ministér räumte ein, daß viele der“ihnen gèmacchs ten Vorwürfe wenigstens in so weit gegründet seien, dieser Gesellschaft davon ‘mit Recht betroffen würden, er. behauptete aber, und stübte sich in dieser Beziehung auf die Ansicht eiues Unserer efsten Schriftstéllèr (Hrn. von Chateaubriand), daß das Gute, was sle geschaffen hátten, die Nachtheile , welche ihnen zugeschrieben werden föônnten, bei weitem übers steige. Jn Becreff ihrer - rechilihen Exiskenz äußerte zwar der Minister, daß sie nach den bestehendeii Géseben in feiner Art befugt sein würden, als Corporation zu bestehen ; als Privatleute und als einzelne Personen, die nur durch Bande einer geistigen Verbrúderung ans einander gefkuupft wären, fönnte gegegen ihr Bestehen fein rechtliher Einwand vorgebracht werden. Dieser Meinung ist die Commission nicht gewesen und hat un- ter andérn eine Ordoniuanz Königs Ludwigs XVI. vom 5. 1777 angeführt, wodurch er „allen seinen dèr Gesells \chaft Jesu verpflichteten Unterthanen verbietet, sich zu vereinigen, um, unter welchem Vorwande es auch sein möge, ein gemeinsames Leben zu führen, auch ihnen ausdrücélih verbietet, irgend einen Verkehr oder Correspondenz mit Fremden zu unterhalten, welche Mitglieder der gedachten Gefellshast , und besonders wit solchen, welche einen hdhern Rang in derselben ge- habt haben möchten.

Folgende Norizen über den Hrn. von Maubreuil, der den Fürsten Talleyrand angegriffen hat, wetden nach diesem Ereigniß niht ohne Juteresse sein, - *Guerh de Maubreuil. wurde ums Jahr 1780 in der Bretague ges boren. Ec machte mehreère Felozúge unter den ‘franzôsis shen Heeren, und trat hierauf in Dienste des damalís gen Königs von Westphalen. Im Augeublick, als im Jahr 1814 die Alliirton in Páris einzogen, befand er sich daselbst. Er behauptet, wit einer Mission beaufcragt gewesen zu sein, um die von der Familie Bonaparte entwendeten Krondiamanten zurúüczunehmen. “Auf der Straße von Fontainebleau begegnete er der Königin von Westphalen, hiclt den Wagen an, und bemächtigte sich mehrerer Kisten mit fostbaren Effekten. Die im Namen des Königs bestehende Regierung befahl, solche der Fürs stin zuiúck zu gebèn, allein es mangelte ein Schreibzeug von großem Werth. Zaubreuil wurde verhaftet, das Tribunal von Paris erklärte Nch jedoch i competent. Er wurde in Freiheit gelebt, aber in den 100 Tagen wieder verhaftet. Nun sdrieb er ein hôdsstt beleidigen-

des Pamphlee gegen den König, das ihn seiue Freiheit,