1827 / 39 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Thu, 15 Feb 1827 18:00:01 GMT) scan diff

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rechtfertigen, und die bestehende Constitution #so lange zu handhaben, bis die Nation selber durch das Mcttet ihrer ges:6máäßigen und competenten Organe entschieden, ob dieselbe abgeändert werden solle, hade ih folgendes dekrecire; Art. 1. Jch erkläre, vermdge des Artikels 428 der Constitucion, daß ih die außerordentliche Voll; macht, die besagter Artikel festselt, übernehme. -2) Wäh rend meiner Abwesenheit von Bogota hat der Viceprä- fident die Vollziehungsgewalt, und er soll in deù anu: dern Theilen der Republik, wo ih nicht selber die au- ßerordentlihe Vollmacht ausüben kann, dieselbe ausúben. 4) Auf dem nächsten Cöôngreß soll darüber, was vermöge - des Art. 128. der Lonstitution geschehen jein wird,. Rz chenshaft abgelegt werden.

Der Artikel 128 der columbischen Constitution lau- tet wie folgt: „Jm Fall von innerlichen Er!chilterun-

gen und Aufruhr mit bewaffneter Hand, wobei die Si-

cherheit der Republik Gefahr wäre, so wiè auch bei einem plôblichen fremden Einfalie, scll-dem Präsidenten, mit vorläáufizer Einwilligung uad Genehmigung des Congresse®, das Recht Übertragen werden, alle unum- gänglich nothwendigen und nicht in dem gewöhnlichen

Zirkel sciner Befugniß begriffenen Maßregein zu nehmen.

Sollte der Congreß gerade nichr versammelt jein, so soll Er jene Befugniß sih selber zueignen; allein er muyÿ alsdann den Congreß ‘in der möglich färzesten Zeit zu

sammenrufen, um sich nachher der Entscheidung diejes f

Staatsförpers zu unterwerfen. Diese außerordentltche Vollmacht soll auf die nôthigen Orte und Zeit strenge beschränkt werden.‘

Bei der (vorgestern gemeldeten) Vorstellung des Geschäftsträgers der Vereinigten Scaateui von Nord- Amerika, Odristen Watts zu Bogota, hielt derselbe fol. gende Anrede an Bolivar: „Als Repráseutant- der Ver; einigten Staaten von Amerika, wünsche ih Ewr. Exc. zu Jhrer Rückkehr von Peru und zu Jhrer Ankunft in det Hauptstadr Columbiens Glück. Jch hade die E-.re, Ewr. Exc. zu erklären, daß zwischen den V. Staaten und Columbien das beste Einverständniß herr]ht. Metne Regierung wünscht ihre Verhältnisse durch Absendung vou Bothschaftern an den von Ewr. Exc. gestifteten Congreß der Amerikanischen Republiken enger zu knüpfen, dessen Zweck die Verbreitung constitutioneller Grund- sâßze, die Veredlung und Verbesserung des menschlichen Zustandes is. Jch bringe Ewr. Exc. die Glückwünsche meines Vaterlandes dar.‘‘

Bolivar erwiederte: ¿„Mein Herr! Mit dem größ. ten Vergnügen empfañge ih die-von Jhnen, als Ge shäftsträger der V. Staaten, im Namen Jhrer Re- gierung und Nation an mich gerichteten Gluckwünsche. Großbrittanniens Kinder, die V. Staaten, waren die ersten, die uns den Weg zur Unabhängigkeit zeigten, und dies Land der Freiheit und Tug?nd, welches sich freut, zuerst von dem großen Columbus entdeckt zu sein, {vird seine Erkenntlichkeit durch Nachahmung der Vor- bilder des Ruhms, der Freiheit und der Tugend an den Tag legen, welche es vou den V. Staaten erhalten. Ich bitte Sie, m. H., das Organ meiner Gesinnungen gegen die Regierung dieser glücklihen Nation zu sein, und den Wunsch Columbiens auszusprechen, in den eng- sten und aufrichtigsten Freundschäftsv:rhältnissen mit dersclben zu leben,‘

Der erste Gegenstand, womit si{, (den Nachrichten in Londoner Blättern zufolge) Bolivar nach der Rück. fehr von seiner Reise uach Venezuela beschäftigen wird, ist. die Herabseßung der Ausgabe des Staats von zwölf Millionen Piaster auf vier Millionen. Zu diesem Ende soll die im Sold stehende Armee beträchtlich vermindert, ; und die Milizen follen dagegen gebildec werden ; die

Gedruekt bei Feister und Eisersdorff.

Zustand der Dinge, wie gesagt, -: binnen Kurzem

Amsterdam, um ‘den großeu Aupenhafen der &

Soldaten und Offiziere werden ohne Halbsold 4 dankt; zwei Ministerien sollen eingehen, die Zahl

Schuld zu bezahlen, es möge kosten, was es wolle, Anus Buenos - Ayres wird unterm 6. Noy, meldet; Durch Vermicclung des hiesigen Englis

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Allgemeine

Angestellten vermindert, das Seedepartement abges A : - 0 : und die Einfkfúnfte der geistlichen Aemt b : : S l Í S f werden. Bolivar will Alles aid o Aa l c U ß l \ ch c i 0 0 c l U g.

Gesandten, Lord Ponsonby, sînd- heute erneuerte densvorschläge nah Rio de Janeiro abgegangen, , obwohl es gewiß ist, daß unsere Regierung von Basis der Abtretung der Banda-Oriental an die y einigten Provinzen des la Plata nicht abgehen nj o |chmeichelt man sih doch mit einer baldigen Bey

COME

Me 39.

gung der Feindseligkeiten. Auf das bloße Gei cines möglichen Friedens ist der Cours unseres Pay geldes , sogleich um 50 pCe. gestiegen, Beweis ge daß der niedrige Stand desselben nur der Agiotagz zu!hreiben, nicht aber auf eigentlihèn Unwerth ge det gewesen ist. Der wirkliche Friede wird bald ‘er alles ins- Geleise bringen, und wir sehen di

Amtliche Nachrichten.

Kronik des Tages.

Des Köñigs- Majestät ‘haben den bisherigen Pro- t bei der theologishen Fakultät der Universität in ilau, Dr. Schirmer, zuni dritten - ordentlichen

geg,

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Vermischte Nachrichten.

_ Das größeste aller neueren niederländischen serbau »- Projekte ist, nachdem der große nordhi dische Canal zu Stande gebracht worden, jeßt dis dämmung des Wassers het Y (Ei) ‘voe der

hreifswald zu ernennen und die für ihn ausgefer- Bestallung Allerhöchstselbst zu vollziehen geruher.

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Angekommen: Se. Durchl. der General der interie und Gouverneur [von Luxenbürg, Prinz wig von Hessen-Homburg, von Luxenburg. Ubgerei s: Se. Excel. der General-Lieutenant und mandeur dex 8ten Division, von Nab mer, nach rt. :

dem -Pampus und Südersee abzuschließen, im d Damm eine große Sééscbleise: leges nts ad Weise den großen Außenhafen der Scadt stets rein allem Seeschlamm und Schlick zu halten. Der | der Südersee het Y ist ein über 1200 V Lrheinl, breites Wasser, dessen Grund aus Schl in der Tiefe aus weicher Moor- und Sumpfery stehet hier muß der ganze große Damm, fo wi große Seeschleuse in demselben auf einem un geh! Pfahlrost gelegt, und Pfähle von 55 60 Fuß ! eingerammt werden, bevor mit dem Bau selbst anz gen werden fann. Das Werk ist duher von ein staunenden Größe und hat unendfiche Schwierigk welche indessen das Genie des berühmten Holländil Wasserbaume!sters, Generalinspectors Blanken, mi den großen nordholländischen Kanal mit allen Schl! angelegt hat, doch - überwinden dürfte! Ehr wie man in Holland auch den Plan entworfen hat, mehrere Quadratmeilen große Haarlemer Meer, Landsee, auf welchem jebt große Schiffe fahren, | Schöpfmühlen trocken zu mahlen, und als Bau: Weideland in der Folge zu benußen, so wie 1 Nordholland 2c. viele solche Landseen, schon in 1 Zeiten, durch Schöpfmüzlen ausgetrocknet, und dau den als herrlihes Weideland 2c. benußt, viele daselbst erbaut, ja ganze Dörfer darin angelegt h

wenn er vorher ausgereinigt worden, alsdann gan)

Zeitungs-Nachrichten.

Ausland.

Paris, 8. Febr. Gestern wurden die Thüren des zungsfaales der Deputirten - Kainmer um sechs Uhr gens schon geöffnet, und eine halbe Stunde darauf ven sich bereits die Herren Agier , Royer - Collard,

und ließen sih einshreiben, um über das Géseß, in ref der Polizei der Presse, zu sprehen. Um sieben waren schon eine große Anzahl Mitglieder ange nen. Jm ganzen haben sich 41 Deputirte einschrei- lassen, um über das Geseß zu reden. Um ein Uhr

der Präsident seinen Siß ein; um zwei wurde Protokoll der vorigen Sibßung vorgelesen und ge- migt, und sämmtliche Minister fanden sich nah und h ein. Der Tagesordnung gemäß, nahm der Bericht- itter der Kommission des Preßgeseßbes, Hr. Bon- , das Wort, Die Hauptveränderungen, welche die mission vorgeschlagen hat, sind folgende: „Die Ei- húmer von Zeitungen werden aus ihrer Mitte einen, | oder drei ihrer Genossen als verantwortliche Ei; hümer wählen, welhe zusammenze.nommen ein drit- l des Gesamniteigenthums besißen müssen. Die er: kerlihe Caution besteht in dem persdalichen Eig en- m der Theilhaber. Hinsichtlih der Verfolgungen | Amtswegen in Fällen, wo persönliche Beleidigungen ttgefunden haben, ist die Zustimmung der betheiligten itteien erforderlich., Der Art. 14., betreffend die Er- jung der Stempelabgabe, fälle ganz weg. Die Ge-

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Königliche Schauspiele

Mittwoch, 14 Febr. Jm Schauspielhause: L 1ON Heitbronn,‘/ bs Ra theilungen, von Heinrich v. Kleist: für die bearbeitet von oie : R E

Rédacteur 0h

fessor in der theeAogischen Fakultät der Universität

74 Stimmen angenommen worden.) j, Constant, Bourdeau und Bacot, von Romans |

Berlin, Donnerstag, den 15cen Februar 1827,

aenscheine und Privatübereinkünfte behalten ihre volle Wirksamkeit. Die zehntägige Frist, welche rücksichtlich von Schriften, die mehr als zwanzig Bogen haben, zwischen der Niederlegung und der Publikation verstreis chen sollte, findet nicht statt. [Die Benußung eines fleinern Formats als das Oftodez, ist untersagt, wenn die Regierung sie nicht besonders gestattet.‘ Die vorgestrige Sißbung war auch nicht ohne Jateresse, wie- wohl sih. die Kammer nur mit einem Geseß , Entwurf, betreffend den Ankauf eines Grundstucks (des bon hommes genannt) beschäftigte, wo die Regierung die Anlegung von Dawpfmühlen und Backöfen zur Ver- mahlung des Getreides und Bereitung des Brodtes für die pariser Garnison beabsichtigie. Die Kommission er- flärte sich gegen das Geseß, weil einerseits das Local zum fraglichen Zwecke unbequem und die Dampfmahl- múhlen gefährlich seien, und man andererseits auf diese Weise viel theureres Mehl haben würde, als wenn man es im Wege der Lieferungen von Privatleuten faufte, Beim Abstimmen über diesen Geseh: Entwurf erhob sich die ganze Rechte Seite und ein großer Theil des Cen; trums dagegen, und das Skrutinium ergab 159 schwarze und nur 80 weiße Kugeln. Das Geseß is hiernach ver- worfen worden, Es darf nicht unbemerkt bleiben, daß obgedachtes Grundstück früherhin. der Geistlichkeit ge- hôrte, (Berichtigung. Jn den gestrigen, die Kammersibßung. betreffenden, Artikel dieses Blatts hat nh ein Fehler eingeschlihen, Das Postgeses ist. nám- lih niht mit 292 gegen 218, sondern mit 218 gegen

Ein hiesiges Blatt erinnert, bei Gelegenheit der Gesebe, betreffend die Polizei der Presse und das Posts- porto, in folgender Art an das Zeitungswesen in Nord- amerifa: „Dort unternmwmt ein Journal wer da will; dort braucht man nicht darum einzufommen, dort ist feine Caution, feine Stempelbefreiung, nicht einmal fr das Oberhaupt der Regierung, dessen Besolduug doch geringer ist, als die von irgeud einer Excellenz des fran;- zösischen geheimen Raths ; und die Portokosten sind nur bei den Bro\chúren lästig, weil die Postmeister den Preis derselben w'llkührlih anseßen. Ein ehrenwerther fran- zösischer Deputirtéèr, der einst Gesandter in Waehington war, weiß sehr wohl, daß mit weniger als 400 Abon- nenten ein periodishes Blatt, das beinahe alltäglich er- scheint, sich dort erhalten fann. Darum schäbt man auch die Anzahl der Zeitungen, welche dei einer Bevöl- ferung von 10 Millionen Amerikaner erscheinen, auf wecniastens- siebenhundert, Jm Jahre 1820 erschienen im Staat Kentucky sieben Zeitungen und davon drei in Franffurt,- das nur 1200 Einwohner hat. Jm Staat Ohio sind zehn Journale, darunter. drei Wochenblätter' in Cincinnati, und doch sind in dieser Grafschaft nux 18,000 Einwohner, und jedes dieser Blätter hat über