1827 / 47 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Sat, 24 Feb 1827 18:00:01 GMT) scan diff

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sich sieben lange Stunden hindurchkämpfen. . Fabrifan- ten von Sennheim ließen ihre Arbeiter niht nach Hause zurúckehren und behielten sie sämmtlich úber Nachr. Die Bewohner Ensisheim's und anderer Ort- schaften haben slch Sonntags fruúhßh-in Bewegung geseßt, und durch Wegräumung des Schnees die Verbindung auf den Landstraßen wieder hergestelle. Seitdem har die Kálce ununterbrochen angehalten, doch ohne das weiter Schnee gefallen wäre.

- Madrid, 6. Febr. Der König hat den General- Capitain Palafox, der von der Militair-Junta für un purifizirt erflärt worden war, gegeuwärtig purifizirt.

Dez Vicomte von Canellas, welcher weder nach Portugal zurückgekehrt .ist, noch sich uach Franfreich. hat begeben wollen, soll in Ciudad - Rodrigo verhaftet wor- den hein, f :

Ma 27, v. M. eist der Haupturheber des Aufruhrs in Nieder-And.lusien, Namens Lopez, in Velez-Malaga aufgz¿faüpft, sein Leichnam geviertheilt und an verschie- denen Orten öffentlich ausgestellt n{,rden.

Lisabonn, 831. Jan. Die Pairs-Kammer hat vorgesterg eine Adresse an den KFnig Don Pedro vo- tirt, diè Bitte enthaltend, seine portugiesischen Unter- thanen bald möglichst in Genuß des Anblicfs ihrer ge- liebten Königin Dona Maria IL, zu seßen.

Mehrere Blätter enthalten nähere Nachrichten über die Bewegungen unserer Truppen; es ist seit einigen Tagen nichts von Bedeutung vorgefallen. Zwei Bas taillone der englishen Garde sind abmarschirt. Morgen und Uebermorgen gehen die Cavallerie und die Artille rie nah “dem Kriegsschauplaße ab; und Sonnabend wird, wie es heißt, der General Clinton mit seinem Hauptquattiere abgehn ; es bleiben hier nur noch das Geschwader und die Lazarethe.

Vermischte Nachrichten.

Mit dem unlängst begonnenen Jahre, heißt es in einem holländischen Handelsschreiben, tritt für den Ge- treidehandel eine Epoche ein, die in ihren Folgen un; gleich {erer zu beurtheilen ist, als jene war,“ die wir im verflossenen Jahre erlebten. Die Ursache, welche während der leßten Monate des vorigen Jahres das be» deutende Steigen der Preise veranlaßte, nemlich der er- wiesene geringe Ausfall der leßten Erndte im allgemei- nen, besteht noch. Aus diesem Grunde ist nun freilich kein Weichen der Preise für die Dauer denkbar ; jedoch darf man auch nicht außer Acht lassen, daß solche be- reits eine Hôhe erreiht haben, welche dazu beitragen dúrfte, Zufuhren äus entfernten Gegenden an die Sta- pelpláße zu locken, Nichts scheint aber für Beurthei- lung des Getreidehandels eine größere Aufmerksamkeit zu verdienen, als die bedeutende Verminderung der Ge: treidevorräthe in England, welche sih schon im Jahre 1824 bemerfen ließ, Da sie nicht die Folge mßrathe- ner Erndten gewesen ist, so war man zu dem Schlusse berechtigt, daß England mehr als den Ertrag gewöhus- liher Erndten consumire, und daß es wieder sremder Zufuhren üvedürfen würde, wenn diese einigermaßen Schaden litten, und die Erfahrung hat dies augen- scheinlih bestätigt, Die sclecht eingebrachte Hafererndte von 1824 hatte die Ocffnung der Häfen zur Folge, Während dieser kurzen Zeit wurden 700,000 Quarter Hafer zum Consumo zugelassen, wovou nah Verlauf einiger Monate feine Spur zurückgeblieben war. Da der Ertrag der Erndte von 1825 nicht zureichte, so muß-

eie R C E Demmer

Gedruekt bei Feister und Eisersdorff.

ten- im Mai 1326 wieder aus-dem Entrepot 30,000 Las freigegeben werden, bis die Minister im Herbst dessel, ben Jahres sich gezwungen sahen, die Einfuhr ganz zu öffnen. Von Waizen sind 1825 500,000 Quarter und 15826 300,000 Quarter aus dem Entrepot zum Ver brauch ‘zugelassen, und nur weil die Erndte des vorigen Jahres so ungewdhnlich zeitig einflel, waren die Mini ster der Nothwendigkeit überhoben, von der Freiheit Gebrauch zu machen den Verschleiß von noch 500,000 Quarter zu gestatten.

- Unter diesen Umständen sind die Erwartungen auf die zu erwartenden Beschlüsse des englischen Parlament über - die wahrscheinlichen Veränderungen: der Kornbil mie Recht sehr gespanit, die etnen bedeutenden Einfluß auf den Gang des Getreidehandels haben müssen.

So groß auch immer das eigene Jnteresse derjeni gen sern mag, welche darüber zu entscheiden haben, st ilt doh sehr zu bezweifeln, daß dieses den Sie über das Bedürfniß der Nation davon tragen dürfte Js auch der aufgeklärtere Theil der verschiedenen Ständ woraus die bürgerliche Gesellschafe besteht, in Englan! eben jo wenig, wie in jedem andern Lande, der zahlrei chere, so wird er doch hier in seinen Ansichten, daß j staatsbürgerlichen Vereine der Wohlstand des eine Standes mit dem des andern innigst verschmolzen kräftig von Seite der Mätiner unterstüßt, welche gege wärtig das Steuerruder des brittishen Staats mit géoßem Ruhme- führen. Neuerliche Erfahrungen habe úberdies bewiesen, daß nicht jedes eingeführte fremd Korn dem Absaße von inländischen Natur - Erzeugnisse nachtheilig is, Das Ministerium dürfte ih freili( nicht ganz von den, in den Fabrik-Districten durch à ßerste Noth hervorgerufenen Klagen gegen die zeitherig Korn - Geseßgebung leiten lassen; allein es fühlt seh wohl, daß in einem Lande, dessen Wohlstand sich vo züglich durch den Flor seiner Fabriken bedingt, der A beiter nicht genöthigt sein darf, allzutheures Brod j essen, indem dadurch eine Vertheurung des Arbeitsloh unausbleiblih wird, diese aber nothwendig den Fabrik zum Schaden gereicht. Es fühlt endlich die Confurri auderer Staatea, wo sih die Jndustrie ebenfalls \t géhoben hat, besonders aber jene Nordamerika’s, wo ì Industrie gleichsam neu erwacht ist. Ueberdies hat stch nach dem festen englischen Regierungs, Princip „alle schnelle und große Uebersprünge zu vermeiden,‘/ eineu bedingte Freiheit der Einfuhr keine Wahrscheinlichfe für sich, Nach der Art, wie sih die Minister in d leßten Parlamentssizung über den Gegenstand geäuße haben, ließe sich demnach eher erwarten, daß der Prei wozu sich die Häfen ôffuen werden, auf ungefähr 608 für das Quarter Waizen, und so verhältnißmäßig | die andern Getreidearten erniedrigt, und darauf nd ein Zoll von 10 bis 12 Sh. das Quarter werde erho! werden, falls niht, was einleuchtender scheint, überha feste Zôlle bestimmt , und ihnen gemäß dem Gettt freier Zulaß zum Consumo vergönnt werden dürste.

Königliche Schauspiele.

Freitag, 23, Febr. Im Opernhause. Auf vit Begehren: „¿„Alcidor,/‘/ Zauber Oper in 3 Abtheilung nah dem Französischen des Théaulon, von C. Herklo Musik von Spontini. Ballets von Titus,

Zu dieser Vorstellung sind nur noch Billets j ersten Range à 4 Rehlr. 10 Sgr., zum dritten N à 15 Sgr., zum Parterre à 20 Sgr., und zum Ap

theater à 10 Sgr, zu haben. ;

Redacteur John

he Ordnung im Rechnungswesen , hir Verwaltung, Anlegung von Canälen, Entschädigung er Emigrirten hingo ; diese sind seine guten Wérke, und es verdient 0b wegen derselben ; ch so viel gefallen láßt.z denn es reicht nit hin, daß |.

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meine

\reußishe Staats-Zeitung.

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Berlin, Sonnabend; deù 24ten Februar 1827.

Amtlihe Nachrichten.

Kronik des Tages.

Des Königs Majestät haden den bisherigen Land- h des Templiner Kreises, von Arnim, zum Ober- gierungs Rath bei der Regierung zu Potsdam zu er- inen, und die desfalsige Bestaliung Allerhöst Selbst vollziehen geruhet.

| Der bisherige Oberlandesgerichts - Referendarius hann Carl Köhler ist zum Justiz-Commissarius fär

Gerichts - Aemter Spremberg, Hoyerswerda und littichénau, mit Anweisung seines Wohnorts in Sprem- g bestellt worden.

Abgereist. Der Kurfürstlih Hessische General- Major und Jaspekteur der Jufanterie, von Haynau, uh Dresden. )

Zeitungs-Nachrichten. Ausland. Paris, 17. Febr. Jun der vorgestrigen Sißung

e Deputirten-Kammer sprach zuerst Hr. v, Frenilly.

iht ohne ein Gefühl der Scheu, sagte er, besteige ich

¿ Tribune, da ich nur alte Ansichten vorbringen kann,

n ih bin nicht mit dem Jahrhundert, oder, besser

sagt, mit dem leßten Lustrum vorgeschritten. Ju der hat find in neuerer Zeit alle Jdeen verunstaltet ; hôrc dort Gottes zu prédigeu, 8 : heiligen Grundsäße der Mondtchie zu vertheidigen. lan fann Lob nur einerndten,

se6máßigen Gewalten auftritt. : uth dazu, um das Ministerium zu vertheidigen. Und h) würde ich, inisterium auesprehen sollte, tißeleien und der Satyre der Parteien, ihm volle Ge» chtigfeit, wegen des Guten, was er gethan hat, wi

es quth dazu, um ein Katholik zu sein, um das um es zu hôren, und um

wenn man gegen die Es gehört endlich

wenn ih mich über das gegenwärtige mit Nichtachtung den

fahren lassen. Herabsebung der Steuern, vortrèff-

Vetbesserungen in Herstellung des Friedens in St., Do;

tadelnswerth-ist es aber, daß es

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man verroalte, wm3zn muß auch regieren ; und man fann nicht läugnen, daß in Franfreih die Gewalt zu sehr in den Einzelnheiten und die Macht zu werig im Ganzen fühlbar ist. Jn Beziehung auf den-vorlie- genden Gegenstand bemerkt der Redner, daß das neue Preßgeseß seit zwölf Jahren der zwölfte Versuch dieser Art ist. Nach seiner Meinung, is er unzureichend, man wird indessen auch jeßt zum zwölftenmal capitulis ren müssen, Jch, sagt Hr, v. Fr., würde ein Geseß wünschen, welches die Gesellschaft in den Zustand des Jahrhunderts Ludwigs XIV, zurückführte, wo der Mensch, weil es hoch feine éditions compactes *) gab, zur Un- wissenheit des Viches verurtheilt war, und Mangel an Zeitungen die Menschheit entwürdigte (Ges láchter) . .. Diesem Geseße über die Presse, fährt er fort, werden andere nachfolgen; die Nothwendigkeit - wird sie erzeugen, und wenn ih auch überzeugt bin, daß das Beste, was wir haben könnten, eine wohlein- gerichtete Censur mit einer aus Justizmännern bestehende Aufsichtsbehörde ist, so stimme ih doch für das gegen-

wártige Geseß, um dem Vandalismus, welcher gegen

alle Grundsäße der Monarchie und der Religion wü- thet, einigermaaßen zu steuern, Hr. Martin v. Vil- lers sprah gegen das Geseß, weil es, seiner Ansicht nach, nicht blos gegen die Ausshweifungen der Presse, sondern gegen die theuèrste Gewähr des geselligen Zus standes gerichtet sei. Es giebt, äußerte er unter an- dern, keinen Mittelweg, Entweder muß die eiserne Hand des Despotismus auf den Schriftstellern lasten, oder die- Presse muß ganz frei sein. Nach diesem Red- ner verlangte der Finanz-Minister das Wort, wor- auf erst Unruhe und dann eine tiefe Stille herrschte.

Ehe die Diskussion weiter geht, halte ih es, sagte er, für passend, von der Frage, worüber man streitet, einige Zwischenpunkte und die gegen die Verwaltung vorgebrachten Anklagen zu sondern. Man klagt die Ver- waltung an, den Entwurf aus Haß gegen die Preßfrei- heit vorgeschlagen zu haben. Wir antworten, daß seit der Restauration die jeßige Verwaltung die einzige ist, welche fünf Jahre lang die Preßheir gestattet und un- terstúßt hat, daß wir aber es für unsere Pflicht halten, das Land vor neuem Kummer zu- bewahren, und die Regierung nicht durch die Zügellosigkeit der Presse um- stúrzen zu lassen. Die Preßfreiheit, sagt man, hat Handlungen der Willkähr «an den Tag gefördere. Wir haben bereits geantwortet, daß in dem citirten Falle der Königliche Prokurator Recht gehabt hat. Dieses Rai- sonnement hat nur den versteckten Zweck, die Agenten der Regierung anzuklagen , um bei dieser Gelegenheit sie allen Beleidigungen Preis zu geben. Man geht weiter und behauptet, die Herrschsucht, die Bestechung

*) Wie der ganze Voltaire in einem Bande und dergl. m.

wo der