1827 / 111 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Tue, 15 May 1827 18:00:01 GMT) scan diff

450

ein großes Hinderniß der gerechtesten und wichtigsten Maaßregel hinweggeräumt sei. Sir Th. Lethbridge wünschte, die Sache der Katholiken möchte so bald wie möôglich vor das Haus fommen, um- die Kraft des neuen Ministeriums aúf die Probe“zu stellen; er werde die Sache der Protestanten mit unverándertem Eifer ver- theidigen. Hr- G. Dawson, der vorige Unter-Secretair des Junern, sprach sehr heftig ; er kônne, meinte er, in dem Beitritt der Oppositions. Mitglieder nur ein Stres ben nach Macht und Ehre finden. Der chrenwerthe Baronet (Sir Fr. Burdetr) habe erklärt, daß er si auf die Seite des Ministeriums gewendet habe, in Hoff- nung das endlihe Geliagen der fkatholischen Emancipa- tion zu bewirken, Wenn nun aber dessen Freunde nicht deyselben Beweggrund hätten, so sei deren Verbindung mit Demselben eine der niederträchtigsten Coalitionen, die ihm je vorgekommen. Jm weiteren Verlauf sei ner Rede erwähnte er der Antwort, die der König dem Erzbischof von Canterbury und dem Bischof von London, hinsichelih seines Krönungseides gegeben hai ben soll, wurde aber vom Sprecher wegen persönli cher Anspielung auf den König zur Ordiuung gerufen. Er verlangte, die Minister sollen ihre Ansichten in der Sache der Katholiken unverzüglih an den Tag legen. Hr. Brougham vertheidigte die Seinigen mit beißendem Wiße gegen die Angriffe des lebten Redners, und be- hauptete, sie hâtten hinsichtlih aller wesentlichen innern und auswärtizen Angelegenheiten, z. B. der Handels- freiheit, der Anerkennung der ‘Americanischen Freistaa- ten u. s. _w., beständig Hrn. Cannings Ansichten getheilt, und für die Regierung gestimme. Jn einem Haupt-

punfte freilich (der Emancipation) wären sie gauz an- derer Meinung gewesen, und hätten deshalb nicht stets für die Regierung stimmen können, für eine Regierung, die in jenem wesentlihen Bezuge in sih so gespalten gewesen, daß sie keinem verständigen Menschen habe Ach-

tung einflôßen föônven. Jch selbst, sagte er, mache keine Ansprüche auf Anstellung und werde sie“ nie machen z; ich glaube auch nicht, daß die fatholische Frage im Kabinet vorkommen wird, und räthe den Katholiken, sih ruhig zu verhalten, uad den bessern Augenblick niche zu “ver- scherzen. Hierauf nahm Hr. Canning das Wort. Nach- dem er zuvörderst seine hohe Achtung gegen Hrn. Peel ausgesprochen, und geäußert hatte, daß derselbe im gan: zen Laufe der Verhandlungen seit der Vertagung des Parlaments dieselbe Redlichkeir und Aufrichtigkeit und dieselben Grundsäße wie in seiner vorhin gehaltenen Rede an den Tag gelegt, fuhr er fort: Mein ezrenwer- ther Freund hat mir gestern seine Absicht mitgetheilt, einige Bemerkungen über die neusten Ministerial-Ereiguisse im H use vortragen zu wollen, : Mai. diz gnädige Erlaubniß erbeten, mehrere Sie selbst be- treffende Punfce angeban zu dürfen. Jch weiß nicht, ob es das Haus übecraschen wird, zu vernehmen meinen ehrenwerthen Freund wird es niht übercaschen, deun erx weiß es bereits von mir daß, als ich zuerst von dem Könige um meine Meinung befragt ward, in der kri tischen Lage, in der sich die Regierung befand, bekaunt denn warum sollte ich es verhehlen? mit Sr. Maj. individueller Ansicht, ih Jhm den Rath gab, die Regierung diesen Ansichten gemäß zu machen, und

wie dies von selbst daraus folgen mußte mir den.

Austriee zu vergönnen. Warum aber that ih solches? ih, der, wie das Haus sich entsinnen wird, stets eine in Hinsicht der fatholishen Frage getheilte Verwaltung vertheidigt habe und noch vertheidige. Mein Grund war folgender. Es sind nicht viele Monden her, daß, von einer Seite, die ih niht namhaft machen will, Sr. Maÿj. sehr eifrig angerathen ward, die Regierung, in B-zug auf die katholische Frage, in Einstimmigkeit zu seven , nämlih einstimmig dieser Fräge entgegen. Lord Liverpool, dem gleichzeitig eben derselbe Rath er-

Fch habe daher von Sr.

theile worden war, erklärte sich dagegen, ex {ellte 6 Maÿj. dar, daß er, der Urheber. einer in señer Hinsi in den Meinungen getheilten Administration nicht einem Ministeriuni Theil nehmen könne, welches dié jj Meinung ganz ausschließe und mächte die Schwie feit des leßtern bemerflih. Jndem ich nun Se. M jenen Rath gab, hatte ih die Schwierigkeiten nicht 1

verhehlte; ih ließ es anheim gestellt, eine) Versuch È machenÆder bei aller Schwierigkeit mir keineswegs pl tish unmöglich schien. Was aber aus jenem Rath wur) ist aus dem Erfolg bekannt; er ward nicht befolgt ; n rum aber? das weiß ich nicht; aber von dem Aug blick; wo ich denselben gab, bis zu der Zeit, wo S Majÿj. zur Stadt kaméên, wußte ich durhaus nichts | stimmtes von dessen Nichtannahme. Nun aber erhj ‘ich die bestimmte Weisung, daß eine Administration] gedachten Art nicht gebildet werden könne, und den A trag v Sr. Maj., eln*Ministerium nah dem Liy poolschen, zu bilden. Hiernach durfce also natürlich | fatholish2 Angelegenheit keine Kabinetsfrage werd Hier aber“‘entspaun fih eine neue Frage: Sollte ich| meiner neuen Stellung meine eigne Achtung und die |/ ganzen Welte verscherzen, oder die Stelle des edlen Le! als dessen ungefkummertes Erbtheil, aus den Hän

meines Monarchen erhalten? Gern dürfte, um me willen, die Regierung aus den. nämlicheu Personen, |

die vorige, bestehen. Mußce ih aber- darum gerade

nen solchen, der Lord Liverpools Gesinnungen theil an die Spike der Angelegenheiten stellen, und mi sel) meiner erflärten Ansichten wegen, zu diesem Ainte 1 tauglih achten? Lieber möchte ih alle und jede Ehr stelle aufgeben (denn mir ist nicht daran gelegen),

durch meinen Namen ein Princip genehmigen, wel e O súr die Anhänger meiner Ansicht s würde.

digt hätte. So habe ih wi denn vor der Ankl “übertrièbenen Ehrgeizes geschüßt; Manhat mir vorgewt fen, ein Ministerium aus fast. lauter Anhängern der ( tholêëschen Parthei gebildet zu haben; Hr. Peel weiß s ber, daß ih im Sinne hatte, eins zu bilden, worin vorigen Mitglieder aufgenommen werden sollten, woe also die protestantishen Stimmen ein Uebergewicht) habt hätten. Am 12. April ging ich zu Sr. Maj., |

Parthei zukamen. Es ist hart,

Melville sei kein Gegner der Emancipation.

nöthigen Vecfügungen für den Antrag auf Erlassu eines neuen Ausschreibens getroffen gehabt.

gen, denn es ist noch fein Schritt zu jener Sache ( muß Ew. Majestät offen ecflären, daß wenn ich in Stellung, in welche Ew. Maj. mich zu seben ger haben, fortshreitea soll, meine Ersezung im Parlam

den Schritt zu thun,

Ich kann mich enthalten, dem Hause die Worte zu wied

holen, in welchen mein Souverain auf diese meine V

S U E V B: E

ker zu erwägen, die “ih dem König so wenig als 1

m geschaffen.

Lieber Verbannung und Verfolgung dulden, (f mir dena Fluch der Nachwelt zuziehen, daß ich in mein Person die heilige Sache der Meinungsfreiheit entwit

dem Könige meine Pläne zu eröffnen ; als mir die k signationen von sechs Anhängern der protestantischi® ihre Resignation nl als einen Bruch meines Wortes zuschieben zu wollen. Hr. Peel machte die berihtigende Bemerkung, Lei

F. C. h wiederte, auf jeden Fall wären ihm fünf N am Donnerstage, zwei Stunden vor der Versammlun des Parlaments, zugefommen, und er habe bereits if

Ich legi fuhr er fort, dem Könige diese Umstände dar und spra(f ¡eDies, Sire, seßt mih außer Stande, Jhre Befe wegen Bildung einer neuen Administration: auszuführ( Ew. Maj. können jeßt noch einen neuen Weg ein)ch/

|hehen, der nicht zurückgethan werden föônnte, allein

heute in Antrag gebracht werden muß; denn, wenn nil bis nah den Feiertagen warten, ohne einen entscheide so sehe ih für mich feine Hoff

nung, in dem Unternommenen ausdauern zu tönnen.//-* Winesweges für ein H

451

miex„gnädigst antwortetez allein ih darf anführen,

i Er m ifeine Hand zu füssea gab und mich in dem mte, zu dem ih ernannt war, 4 bestätigte. Ich hade ih um die Meinungen feines Einzigen bekümmert, und rf sagen, daß das Benehmen meiner vorigen Collegen, rn. Peel ausgenommen, mir im hoheà Grade s{hmerz- ch und unerwartet gewejen ist. Ich weiß nicht, worin ) gegen sie gefehlt habe, da mein amiliches Verfahren, sonders als Secretair des Auswärtigen, immer, |0woh! 1 Cabinette als in beiden Häusern, ihre Billz ung er- sten hat. Da ich indessen ihre Beweggrü@&de nichi ne, will ich mi aller weiteren Aeußerungen enthal- Was: jedoch die Bemerkung anlangt, daß meine tellung einen wesentlichen moralischen-Einfluß auf die efôrderung der bewußten (fatholischen) Angelegenheit ben músse, wenn ih auch unmittelbar nichcs darin rnehmen sollte ; so fann ih dies, in dem Sinne, wie ein achtbarer Freund: die Frage stellt, nicht läugnen. uf die Frage aber: warum diejenigen, die frzer hin- htlich der Emaucipation von der Regierung abwichen, r gegenwärtig beitreten da diese Frage mehrere An- nger im Cabinette gewonnen hat, muß ih erwiedern : en weil die protestantisch gesinnten Mitglieder sich zu- ckziehenz und der nämliche Grund, weshalb ich, ohne inen Willen und Zuthun ,- hier allein stehe, hat die rigen Mitglieder der Regierung in eine Opposicion Vielleicht hätte deshalb der König mich cht an die Spibe der Angelegenheiten stellen sollen ; d auf eine solche Entscheidung war ich ja gefaßt. denn aber tnein achtbarer-Freund jenen Grund für jei- n Austritt anführen darf, so darf er eben sowohl für e Stellung des neuen Mivisteriums gelten. Auf die age: ob die Emancipation eine Kat inetsfrage sein e, erwiedre ih, ‘nein. Hr. C. zeigte ferner, daß run. Peel’'s Anführuüngen aus seinen Reden nicht ganz nau gewesen, indem das Ministerium vom „Z- 1812, m er beizutreten sih geweigert, ganz uud entschieden geu die Katholiken gestimmt gewesen wäre. Seitdem, hr ér fort, zwischen ‘dem- 25. Mai und 22. Juni, at durch Hrn. Percéeval's Tod, nach Lord Castléèreaghs gener Erfläárung, eine Veränderung im Kabinette eiu, d, auf eine Anfrage des Hry. Spencer Stanhope ßerte der Lord am 25. Juni, es bleibe jevt jedem dinister anheim gestellt, nach seinen-eignen Ansichten zu derfe zu gehen. So wie Lord Castlereagh im Jahre 312 den Stand der Dinge schilderte, ist er noch gegen- Artigz jedes Regierungsmitglied darf diesen Gegen- nd nah Belieben im Cabinecte- oder im Parlamente, mer aber nur als Jndividuum vortragen. Man hat diesem Stande der Dinge ‘viel auszuseßen gefunden ;

i der Stimmung des Volks in England und Jrland erhaupt und bei ‘den allseitigen Schwierigkeiten halte ihn für. den einzig räthlichen, um dem Streben der artheien nicht nachzugeben, deren Durchseßung ihrer Pünsche einerseits, und deren Bemühungen zur Unter- úckung freier Gesinnungen andrerseits zu Unruhen hren dürften, auf die ih nicht vorbereitet bia; denn ) möchte feine Hoffnungen rege machen, die ih nicht rwirflichen fann. So sehr ih für jene große Maaß; gel eingenommen bin, so sehr weiß ih die in England gegen kfämpfenden Gefühle zu würdigen, ohne darum dem endlichen Erfolge zu verzweifeln. Jch will in- ssen dem Englischen Gefühl nicht widerstreben und )te eine Woche Frieden in England höher, als die Er- llung eines noch so guten theoretishen Zweckes in je- m andern Theile des Reiches. Auf die Frage, ob in 7 Kdnigl. Brust keine Abueigung gegen die Forderun: n der Ka'holiken herrshe, erwiedre ih: ih-würde

ese Gesinnung eben so sehr ehren, wie die seines er Wuchten Vorgängers; den Krönungseid halte ih jedoch

inderniß, eben so wenig als Lord

verpool und Hr, Pecl selöst ihn dafür hielten. Eben

so wenig werde ich sie jeßt dem Parlamente aufzudrin- gen suchen. +1822 ernannte mich der König zu einem eintráglichen und ehrenvollen Posten z ich wurde gleich darauf zu einem andern berufen, und scheute das Opfer nicht; fein geringes für einen uubegüterten Mann. Hätte man mir indessen damals um meiner Ansichten willen Bedingungèn vorgeschrieben, so würde ih jenen Posten tnit Verachtung von mir gewiesen haben.

Die Verhandlungen der beiden lebten Abende, sa- gen die heutigen Times, scheinen anzudeuten, daß Mis nisterium und Opposition sich in ruhige und entschiedene Formen fügen. Hr. Peel nimmt den -vordern Plaß uns ter den Opponenten der Regierung im Unterhause ein! Für Einige unerwartet und gewiß Allen als folgewidrig ersheinend, in Beziehung wenigstens auf die Rede, die er am 1, hielt, und die daraus hervorgehenden Schlüsse. Hr. Peel hat jedoch, seinem freien Willen folgend, das Recht, in Opposition zu treten, wo es ihm gefällt; nur aber, den Regeln -der Vernunft. nach, nicht das Recht, zu opponiren, ehe er weiß, ob auch etwas. zu opponíis ren da ist. Er hat mir Hrn. Canning, und wir dürfe ten sagen: unter ihm, bis diesen Augenblick gehandelt; er wußte, daß sie die ganze Zeit ber in Hinsicht der Katholischen Emancipation von einander abwichen; wie weiß er aber, a priori, daß sic fänftig über irgend ets was anders abweichen werden? Dies vorausgeschickt, wollen. die Times es ganz ungehdrig finden, daß Hr. Peel gefragt hat: welchen Gang Hr. Canning in Bes ziehung auf Parlamentsreform, “oder Aufhebung der, von den Dissentern abzulegenden Eide (the Test- and Corporation - Ácts), wenn diese Maaßregeln zum An- trage kommen sollten, einzuschlagen gedenke?

Die Times äußetn sich bei Mittheilung der Nachs richt von der Verabschiedung der Pariser Nationalzarde folgendermaßen: „Wir sagen ganz offen: daß wir den Muth und die Schnelligkeit bewundern, womit der erste Minister ein Corps entlassen und fortgejagt hat,“ von dem- sein föüigliher Herr insultirt war ein Corps welches Jahre lang die Zugänge des ‘Pallastes beseßt hiele, und welches daher Zeit gehabt hatte, die praftie schen Vortheile zu erlernen, welche“ die Ehtfurcht vor der Person des Monarchen. bringt. Der Ruf war ge- gen die Minister gerichter, aber der König war gemeint und es war daher weniger seines eignen: Selbst, als seines fôniglihen Herrn willen, daß der Minister dis Entlassung einer. unruhigen Bande bewirkte.

Schottland war vorige Woche mit einem starfen Schneefall heimgesucht, der mehrere Tage währte. Viele Wege waren eine Zeit lang unpassierbar und mußten aufgeshaufelt werden. Die Postkucshen wurden zum Theil daduéch aufgehalten. Da seitdem starkes Thaus wetter eingetreten ist, jo ist der Schnee bersits größe tentheils wieder verschwunden und man fürchtet eben feine nachtheiligen Folgen davon. * s Vi

Brüssel, 9. Mat. Jn der vorgestcigen Sißbung hat die erste Kammer der Generalstaaten den Beschluß gefaßt: den König ehrfurchtsvoll zu bitten, den Geseß- entwurf wegen- einer neuen Vertheilung der Grundsteuer in weitere Berathung zu ziehen. (Bekanntlich die Fors- mel, mit welcher ein Gesehentwurf verworfen wird).

Gestern Mitrag is die Session dex Generalstaatett, Namens Sr. Maj. durch den Minister des Juuern ge- chlossen worden.- : | d Ld, 26. April (aus der deutschen Pariser Zeitung ). Die Erneavung des Hry, Canning “zum ersten Minister, und die baldige Ankunft des Kaisers von Brafilien in Europa bringen vun unfer Minifterium in eine neue Verlegenheit, England wird also auch eúnstig Porcugal kräftig beistcheu, und Don Pedro die Xonjiitution befestigen. Nichts destoweniger seßt unsre Regierung die Kriegszurüitungen fort. Der General Monet ‘hat beträchtliche Verjiärkungen erhalten, am das