1890 / 83 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 01 Apr 1890 18:00:01 GMT) scan diff

Der Bundesrath hat in seiner Sißung vom 4. März d. J. beschlossen, daß von der Herbeiführung einer Aenderung der Gesammt-Fahresmenge Branntwein, von welcher der niedrigere Verbrauhsabgabensaß zu entrichten ist, sowie des Betrages des niedrigeren Verbrauchsabgabensaßes für die nächsten drei Jahre abgesehen werde.

Zum heutigen Geburtstage sind dem Fürsten von Bismarck eine große Zahl von Adressen zugegangen. Wir heben hieraus zunächst die Adresse der national- L Fraktion des Hauses der Abgeordneten

ervor: : «Durchlauchtigster Fürst! Seit langer Zeit bat das teutsche Volk und mit ihm die nationalliberale Fraktion des Abgeordneten-

bauses die Wiederkebr des Tages, der dem Vaterlande seinen großen

Staatsmann gab, als cinen Tag stolzer Freute gefeiert; heute ver- mischen sich die Segenswünsche, mit denen wir Eure Durchlaucht an Ihrem 75. Geburtstage begrüßen, mit dem \{mer;lihen Gefühl, daß das Deutsche Reih und der Preußiswe Staat in Zukunft des sicheren Führers entbehren foll, der der Nation seit mebr als einem Vierteljahrhundert zielbewußt tiz2 Bahnen vor- gezeiWnet, auf denen si{ ihr heißes Sehnen nah Einheit und der: ge- bührenden Magcistellung und inneren Eniwickelung erfüllte. “Die Einigung Deutschlands unter Preußens Führung, die Wiederaufrihtung des Deutscken Reichs nah chnmättiger Zersplitterung, die Festigung teéselben durch die Organisation der Webrkraft und der Finanzen und der innere Ausbau dur einheitliche Gestaltung des Rechts und wichtiger Verwaltungszweige, ein zwanzigjähriger, durch unvergleichlihe Staats- kunft aufrecht erhaltener Friede, der den Wohlstand des deutschen Volks erböhte, und der Zusammenschluß der drei mähtigen Reiche Mittel- Europas zu weiterer Friedenswahrung, der Erwerb von Kolonien, welche dem deutsen Handel und Gewerbefleiß neue Absatzgebiete eröffnen werden, - die foziale Reform zur Linderung der Noth der arbeitenden Klassen das sind Hauptmarksteine des gewaltigen Theiles Geschichte, welchen das deutse Volk unter der Führung seines ctsten großen Kaisers auf den durch Ew. Dur(laucht erkannten und eröffneten Wegen durschritien hat. Unauslös{liher Dank für Alles, was Sie in“ tiefer Vaterlandsliebe und unter Einsekung Ihrer ganzen Persönlichkeit dem deutsckcn Volk gegeben, wird Ew. Durc- laut aus allen Theilen des Deutschen Reichs, wie von den Deutschen des Auslands cntgegen getragen. Wenn au wir, die in tiefer Ver- ehrung unterzeichneten Mitglieder der nationalliberalen Fraktion des Abgeordnetenhavses, diesem Dank Ausdruck geben, -so wollen Ew. Durchlaucht denselben entgegennehmen als ein Zeichen, wic sehr wir S mit den Vestrebungen Ihrer nationalen Politik verwa(fen üblen.“

Die Stadt Magdeburg hat dem Fürsten folgende Adresse übersandt:

eDurchlauchtigster Fürst! Wenn wir Ew. Dur(lauct beute mit unseren ehrerbietigsten Glückwünschen zu ‘dem Tage naben, an welchem Sie das 75. Lebensjakr vollenden, so geschieht cs in dem Gefühle tiefen Schmerzes, Ew. Dur(lautt nit mehr an der Steile zu sehen, an welher Sie bis jeßt zum Heile und zum Ruhme des deutschen Volkes gestanden haben. No einmal geht heute vor unserem geistigen Auge dies gewaltige Leben vorüber, welchem Jahrhunderte hindurch an twoeltgeschi{tlicer Bedeutung si cin ¿weites nit zur Seite stellen läßt. In \{chwerster Zeit und in s{wersten Kämpfen der ireueste und bingebendste Rathgeber Sr. Majestät des bocseligen Kaisers Wilhelm I., haben Ew Dur@&lau@t durch den seltensten Vercin ton weiti{hauender Weisheit, dur&dringendem Scharfblick urd ents{lofenfter Thatkraft Preußen die Stellung in Deutschland gegeben, welche ihm gebührte, baben dann Deutschland unter Preußens Fübrung geeinigt, den frevel- haften Uebermuth und den Trotz Frankreichs gebrcchen und fo Deutsc- Iand zuglei zur ersten Mat Europas erhoben wie in ihm einen Hort des Friedens - geschaffen inmitten einer waffenstarrenden Welt. Der Name von Ew. Our(lau@t rird bis in die fernsten Zeiten mit unvergärgliem Rubm fortleben in der Erinnerung der Völker und in dcn Ighrbüchern der Geschichte; 1n8 aber drängt es, Ihnen auszusprehen, wie in unseren Herzen wie in denen von un:ähligen Deuts&en niemals das Gefühl der tiefsten Dankbarkeit verlös{chcn wird für das unbeschreibli Große, was Sie für Jhr Volk und für Jbr Vateriard gethan haben. Möge Ew. Durchlaucht nach Ihrem ebenso beispiellos erfolgreihen wie unfäglih s{chweren und mühevollcen Tagewerke - ein friedlicher und freundlicher Lebentabend beschieden sein. Cw. Durchlaucht chrerbietigste

Magistrat der Stadt Magdeburg: Bötticher. Stadtverordnetenversammlung der Stadt Mazdeburg: Listemann.*“

Ferner Nee die konservative Partei des Kréises Nimpt\ch, die nationalliberale Partei in Lüneburg, der liberale Verein in Hildesheim, der freikonservative_ Verein in Elberfeld, der konservative Verein in Dresden, der Vorstand des Reichsvereins in Gera, die deutsche Partei in Ulm und Heilbronn u. \. w. Adressen übersandt.

Jn Met findet heute Abend zur Feier des Tages eine Volksversammlung statt. Î :

Aus Schweidniß mcldet uns ein Privattelegramm,

daß die Vorstände der dortigen konservativen und national- liberalen Partei sowie mehrere Private, wie die „Schweidnißer Tägliche Rundschau“ berichtet, heute herzlihe / Glüctwunsch- telegramme an den Fürsten Bismarck abgesandt haben. Jn Zobten findet ein glänzender Bismarck Commers statt. z Zur Vorfeier des Geburtstages wurde dem Fürsten gestern Abend in Friedrihsruh von Hamburger Bürgern ein Fa ckelzu g gebracht. Es liegt hierüber folgende Meldung des „W. T. B.“ aus Friedrichsruh vor:

Mehrere Extrazüge brachten heute (Montag) Abend nah Tausenden. zählende Männer aller Stände hierher, um dem Fürsten Bismarck anläßlich seines morgigen Geburtstages einen Fackelzug darzubringen. Die Kriegervereine von 1870/71 waren mit ihren Fahnen erschienen. Als der imposante Zug das Landhaus erreicht hatte, traten der Fürst und die Fürstin Bismarck, der Staats - Minister Graf Herbert Bismarck, der Regierungs-Präsident Graf Wilhelm von Bismarck und Gemahlin, sowie der Gesandte am Königlich bayerischen Hofe Graf zu Rangßau und Gemahlin aus dem Schloß. Fürst Bismarck richtete an das Comité einige Worte, in tenen er besonders die nachbarlichen Beziehungen zu Hamburg be- tonte. Dr. Nolte von Hamburg gab den Gefühlen der Anwesenden in s{wungvoller Rede Ausdruck und danfte dem Fürsten für Alles, was er zur Ent- widelung und zur Ehre Deutschlands gethan. Auf ewige Zeiten werde sein Name verbunden sein mit dem Namen des Deutschen Reiches. Der Redner {loß mit dem Wunsche, daß Gott den Fürsten noch lange zum Segen des deutsch.n Vater- landes erhaiten möge, und einem Hoch, welches mit Be- geisterung aufgenommen sih dur die lange Kette des Fatel- zuges brausend » foripflanzte. Fürst Bismarck dankte dem Comité für die s{chône “Kundgebung, bemerkte, er werde hoffentlich jet öfter das Vergnügen haben, die alte Hansastadt Hamburg, deren Ehrenbürger er sei, zu be- suchen, und richtete \{chließlich noch einige Worte an den frühe- ren Reichstags-Abgeordneten Woermann. Hierauf trat der Zug den Vorbeimarsh vor dem Súÿÿlosse an, welcher eine halbe Slunde dauerte, und sammelte sih sodann auf der großen Wiese. Inzwischen hatte Fürst Bizmarck mit der ganzen

Bone und einigen Vorstandsmitgliedern des Hamburger eihstags-Wahlvereins auf dem Balkon des Schlosses Plaß genommen, von welchem aus die gedahte Wiese völlig übersehen werden kann. Nach dem Gesange des Liedes „Deutsch- land, Deutschland über Alles“ sowie der „Wacht am Rhein und nah wiederholten brausenden Hos auf den Fürsten wurden die Fadeln zusammengeworfen, worauf si der Zug auflöste. Jn begeisterter Stimmung begaben \ih alsdann die Theilnehmer mittels Extrazüge nah Hamburg zurü.

Jn Berlin ist, wie „W. T. B.“ berichtet, gestern zur Ausführung der Jdee, dem Fürsten in der Reichs-Hauptstadt

ein Denkmal zu errichten, eine: Anzahl angesehener, den verschiedensten politishen Richtungen angehöriger

Männer aus Berlin und dem Reih zusammengetreten, um an die deutsche Nation einen Aufruf zu Sammlungen für diesên Zweck zu erlassen. Das Comité will Se. Majestät den Kaiser und König um Uebernahme des Protektorats bitten. Den provisorishen Vorsiß“ hat der Landes-Direktor der Provinz Brandenburg von Leveßow übernommen.

Der KaiserliGe Botschaster von Schweiniß ist nach St. Petersburg zurückgekehrt und hat die Geschäfte der dortigen Botschaft wieder übernommen.

Der Königlich bayerische Bevollmächtigte zum Bundesrath, Ober-Regierungs-Rath Landmann ist von hier abgereist.

Be Abstattung persönliher Meldungen sind hier ein- getroffen: der General der Jnfanterie von Grolman, kom- mandirender General des X1. Armee-Corps, der General der Jufanterie z. D. von Wissmann, bisher Commandeur der Großherzoglich Hessischen (25.) Division, der General-Lieutenant von Grote, Kommandant von Breslau, der Géneral-Lieutenant von Möller, Kommandant von Magdeburg, der General- Lieutenant von Rosenberg, Jnspecteur der 2. Kavallerie-

Znspektion, der General-Lieutenant von Kleist, Ns specteur der 1. Kavallerie - Juspektion, der General- Lieutenant Edler von der Planiß T1, Comman-

deur der 14. Division, der General - Lieutenant von -Schkopp, Gouverneur von Köln, der General-Lieutenant John von Freyend, Commandeur der II. Division, und der General-Lieutenant von dem Knesebeck, Kommandant von Königsberg i. Pr.

S. M. S. „Leipzig“, Kommandant Kapitän zur See

Plüddemann, beabsichtigte, am 31. März cr. von Amoy nach Yokohama in See zu’ gehen. Das Uebungs-Geschwader, bestehend aus S. M. Panzer-

schiffen „Kaiser“ (Flagaschiff), „Deutschland“, „Friedri der Große“, „Preußen“ und S. M. Kreuzer-Korvette „Jrene“, Geshwader-Chef Contre-Admiral Hollmann, ist am 30. März cr. in Cartagena eingetroffen und beabsichtigt, am 2. April cr. wieder in See zu gehen.

Hannover, 1. April. Der Kaiserliche Erlaß, durch welhen dem neuen Gymnasium in Linden der Name „Kaiserin Auguste Victoria-Gymnasium“ beigelegt ‘isi, hat nah der „Lind. Zeitung“ folgenden Wortlaut : :

„Auf Ihren Berit vom 13. d. M. will I hiermit geneh- migen, daß das Gymnasium zu Linden bei Hannover von dem Tage der Einweihung des neuen Sculhauses an den Namen Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin in der Bezeichnung „Kaiserin Auguste Victoria-Gymnasium“ führe.

Berlin, den 21. Januar 1890. L ÿ

; Wilhelm, R. ; ggez. von Goßler. An den Minister der geistlichen 2c. Angelegenheiten.“

Württemberg.

(+) Stuttgart, 31. März. Se. Majestät der König empfing gestern Vormittag den von Berlin zurückgekehrten Prinzen Hermann zu Sahsen-Weimar. Gestern Abend fand bei JFhren Majestäten Familientafel statt, an welcher auch Zhre Hoheit die Prinzessin zu Schaumburg- Lippe theilnahm. Jhre Majestät die Königin vereinigte am Sonnabend Nachmittag wiederum eine kleinere Gesellshaft um sih bei einem musikalishen Vortrag, wozu u. A. die Prin-' zessin zu Schaumburg-Lippe und der Königlich preußische Gesandte a. D. Uebel mit Familie geladen waren.

(St.-A. f. W?) Jhre Königlichen Hoheiten der Prinz und die Prinzessin Wilhelm folgten gestern Nachmittag der Einladung Jhrer Majestäten zur Tafel. Heute Nacht traf Se. DurWhlauht der Prinz Albrecht zu Schaumburg - Lippe, zweiter Bruder der Prinzessin Charlotte, hier zum Besuch ein und wurde von dem Prinzen Wilhelm auf dem Bahnhofe empfangen.

Sachsen-Weimar-Eisenac.

Weimar, 31. März. (Th. C) Die ordentliché Session des 25. Landtages ist am Sonnabend in der herkömmlichen Weise Namens des Großherzogs durch das damit beaustragte Staats-Ministerium geschlossen worden. Der bei dieser Gelegenheit verlesene sogenannte „Landta g 8: Abschied“ gedenkt zunähst der bereits verabschiedeten Staatsverträge und Geseße, darunter namentlich der Verträge über die Bildung eines neuen Schwurgerichts- bezirks und über Fortdauer des Thüringishen Zoll- und Handelsvereins sowie des Ausführungsgeseßzes zum Reichsgeseß über die Abwehr und Unterdrückung von Viehseuchen, des Steuergeseßes für die Finanzperiode 1890, 1891 und 1892, der Geseße über die Stimmberechtigung und die Vertheilung der Gemeindelasten und über den Staatsbeitrag zum Centralfonds für die evangelischen Geistlichen. Jn Bezug auf die Heranziehung der Eisenbahnen zu den Gemeindejsteuern wird exklärt, daß von der Vorlegung eines weitern Entwurfs abgesehen werde. Jn Bezug auf das Etatsgesez für die laufende Finanz- periode wird der Vorbehalt gemacht, daß, Falls die Einnahmen die veranschlagte Höhe nit erreihten, oder bei den Ausgaben Ueberstiege unvermeidlih würden, der Ausfall aus den Be- ständen der Staatskasse zu decken sei, namentlih zum Zwed der Bestreitung erhöhter Matrikularumlagen. Mit Genug- thuung nimmt der Landtagsabschied Bezug auf die Verwilli- gungen des Landtages für das Hoftheater und für das Groß- herzogliche National-Museum. Ebenso wird die ansehnliche NaŸh- verwilligung von Geldmitteln für die Bauten an der Universität Jena sowie zur theilweisen Wiederherstellung der vormaligen Klosterkirhe von Thalbürgel, für die Aufbesserung der Be- soldungen der Geisilichen beider Konfessionen, für Hebung von Gewerbe und Landwirthschaft und für Eisenbahnwesen hervor-

gehoben und der Befriedigung und Anerkennung der pflicht- treuen Thätigkeit des Landtags Ausdruck gegeben. Bs

Sachsen-Coburg-Gotha. Coburg, 31. März. (W. T. B.) Der Prinz von Wales ist heute. nah Cannes abgereist, der Prinz Georg von Großbritannien ist noch hier verblieben.

Anhalt.

Dessau, 30. März. (Anh. St.-A.) Der Landtag nahm in seiner gestrigen Sißzung den Haupt-Finanz- Etat, ferner das Geseß, betreffend den Etat, und die Vorlage, betreffend die A einer Reserve- Schachtanlage sür das Salzwerk eopoldshall, in dritter Lesung an. Der Präsident Lezius gab sodann die herkömmliche Uebersicht über die Geschäststhätigkeit des Land- tages, worauf die Session dur den Staats-Minister von Krosigk geschlossen wurde.f

Elsaß - Lothringen.

Mes, 1. April. (W. T. B.) Der kommandirende

General des XVI. Armee-Corps Graf Häseler hielt beute

Vormittag bei Frescaty eine Parade über die hier garnisoni- renden Truppen des XVI. Armee-Corps ab.

Oesterreich-Ungarn.

Wien, 31 März (W. D B.) Se. Majesi der Kaiser und König hat den - Minister-Präsiden!èt Grafen Taaffe zum Kanzler des Leopold-Ordens “r?

Laut einer Meldung des „Fremdenb!«|“ am 14. April unter dem Vorsiße des G-afen findenden deuts{ch-böhmishen Ausgle ‘dieselben Minister und Mitglieder der Konfer: wie im Monat Januar.

Grofebritannien und Frland. : London, 31. März. (A. C.) Aus Aix-klés-Bains wird gemeldet, daß die Königin wegen ihres rheumatishen Leidens sih einer Massagekur unterziehen wird, während die Prinzessin Beatrice, welche ebenfalls häufig an Nheuma-

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tismus leidet, heiße Bäder nimmt. Die Königin hat ein Grundstück in Aix erworben, auf welchem sih Jhre Majestät eine Villa bauen zu lassen beabsichtigt. Am 19. April kehrt der Hof nah Windfor zurü.

Prinz Albert Victor von Wales brate am 28. v. M. seinen Besuch in Judien zum Abschluß und trat von Bombay an Bord des Dampfers „Assam“ die Rütreise nah England an. Große Volksmassen wohnten der Abfahrt des Dampfers bei. ;

Der Marquis von Salisbury hat fich nah Cannes begeben, wo seine Familie bereits seit einiger Zeit weilt. - 1. April. (W.- T. B.) Die Staatseinkün fte Englands betrugen im verflossenen Fiskaljahre 89 304 316 Psd. Sterl., gegen das Vorjahr mehr: 831 504 Pfd. Sterl. Der Voranschlag wurde um 3154277 Pfd. Sterl. überschritten.

Rußland und Poíen.

‘St. Petersburg, 1. April. (W. T. B.) Naqh einer amtlichen Bekanntmachung hat der Kaiser mit der Kaiserin dieser Tage das Mi litärgefängniß bésucht, wo der Kaiser den Befehl gab, die Strafzeit aller Gefangenen um einen Monat herabzuseßen. Jn Folge dessen wurden bereits am folgenden Tage 61 Soldaten aus dem Gefängniß entlassen.

\ Spanien.

Madrid, 31. März. General Daban, der im Jahre 1874 bei dem Pronunciamiento von Sagunt und der Restau- ration der Monarchie eine Nolle gespielt, hatte an sämmiliche Generale Spaniens ein Manifest gerichtet, in welchem er erklärt, daß die Militärs nicht so behandelt würden, wie sie es verdienen. Ex erinnert u. a. daran, daß bei den Cortes verschiedene Anträge eingebracht worden, welche darauf abzielen, daß die Kolonien von Civilbeamten verwaltet werden, und daß das Militärkontingent reduzirt werde. Er sagt, die Militärs müßten gegen solche agressive Maßregeln protestiren, uud fordert dann die Offiziere aller Grade der Armee zur Einigkeit und Eintracht auf, um die Jntegrität des Vaterlandes vor seinen erklärten und versieckten Gegnern zu retten und die Rechte der Armee, in welcher die Ehre der Nation hinterlegt sei, zu wahren. Wegen dieses Schreibens hat der Kriegs-Minister den General zu zwei Monaten Arrest verurtheilt. General Daban ist Mitglied des Senats. Als nun in der Senats- sibung vom 27. v. M. der Präsident den bezüglichen Befehl des Kriegs-Ministers verlas, wurden lebhafte Protestrufe laut. Marquis “Sardoal sagte: da Daban Senator sei, so könne er nicht ohne vorgängige Genehmigung des Senats bestraft werden. General MartinezCampos erklärte: er würde in dieser Frage gegen die Regierung stimmen. Der Justiz- Minister behauptete: er habe das Recht, Generäle mit Arréststrafen zu belegen, selbst wenn sie Mitglieder des Senals seien. Der Senat beschloß scließlich mit 91 gegen 59 Stimmen die Angelegenheit einer besonderen Kom- mission zum Bericht zu überweisen. Diese _Kom- mission hat sodann am 29. März ihren Bericht erstattet. Sie beantragt, die Verhängung der Arreststrafe gegen den General zu genehmigen, während General Martinez Campos erklärte, daß er einen Gegenberiht erstatten werde. Dieser Bericht wurde von ihm heute im Senat überreicht. Auh die Deputirtenkammer beschäftigte sich heute mit der Angelegenheit. Sie berieth über einen Antrag des Generals Cajsola, nah welchem dec Regierung ein Tadelsvotum ausgesprochen werden soll. Der Justiz- Minister vertheidigte das Recht, welches ihm die Befugniß zuertenne, alle Offiziere zu bestrafen. Sagasta stimmte dieser Auseinandersezung zu, worauf Cassola seinen Antrag zurückzog.

Schweden und Norwegen. j

(P.) Sto@holm, 29. März. Die Regierung- hat dem Reichstage einen Geseßentwurf, betreffend die Unfallversiherung der Arbeiter und die Errichtung | einer Reihsversiherungsanstalt, vorgelegt. Jm Großen * und Ganzen genommen {ließt sh dieser Entwurf dem ent: sprechenden deutschen Geseg eng an, jedoch sind ver- schiedene Abweichungen dur die schwedischen Verhältnisse vedingt. * Der Minister -des Jnnern empfiehlt, in mehrfacher Beziehung besonders die in Deutschland auf diesem Gebiei gewonnenen Erfahrungen zu Rathe zu ziehen. Das Gefes soll nah dem Vorschlage der Regierung Mitte nätsten Jahres in Kraft *