1890 / 84 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 02 Apr 1890 18:00:01 GMT) scan diff

vollendet hatten, da flocht auch die deutshe Kunstgenossenshaft ein Blatt in den Ruhmeétkranz, welchen Bewunderung, Verehrung und Dankbarkeit Ew. Durchlau@t darbrahten. Die Welt bewunderte in CEwo.Durchlau@t den gewaltigenStaatsmann, dessen titanenhaftes Ringen unserer Zeit den Stempel seines Geistes auf gedrückt und den deutschen Namen mit ungeahntem Glanze umgeben hatte; das deutshe Volk verehrte in Ew. Durchlaucht den großen Patrioten, welcher seine Kräfte im Diensie des Vaterlandes aufrieb, und mit weiser Mäßigung nach glanzvollen Erfolgen und mit {starker Hand Europa die Segnungen "des Fricdens zu erhalten wußte! Auch die deutshe Kunst hat die Segnungen d{s Glanzes empfunden, mit welchen Ev. Durchlaußt den deutschen Namen umgeben haben, und so drängt es die deutsche Kunstgenoffenschaft, Ew. Dur(- ITaud# bei Ihrem Ausscheiden aus dem Staatsdienst die Gefühle un- begrenzter Verehrung und tiefster Dankbarkeit zum Ausdruck zu bringen, welche die deutschen Künstler bescelen. Jndem wir Ew. Durchlaucht zu Ihrem heutigen fünfuntsicbenzigsten Geburtsfeste unsere herzlihsten Glückwünsche darbringen, bofen wir zu Gott, daß Ew. Dur@laut uns noch lange, lange erhalten bleiben und {ich in unges{wächter Kraft und Fülle der Gesundheit an dem Blühben und Gedeihen des Deutschen Reiches erfreuen mögen! Das walte Gott! Berlin, den 1. April 1890. Die deutshe Kunstgenossensck@ast. ; J. A.: Der Vorstand der Lokalgenossen\shaft zu Berlin. A. von Werner, Vorsitzender.“

Von- 356 Berliner Künstlern (Malern, Bildhauern, Architekten und Musikern) wurde dem Fürsten Bismarck am Morgen seines Geburtstages folgender telegraphishe Glück- wunsch übermittelt:

Sr. Dur(laudt dem Fürsten von Bismark.

Friedrih8ruh.

In feiner vollendeisten Leistung ragt alles Menschenwerk über das Menschliche hinaus und wird zur gottbegnadeten Kunst, der Mensch zum Werkzeug der Gottheit. |

In dieser Empfindung senden die unterzeihneten Berliner Künstler ibrem bewunderten Vorbilde,

dem Baumeister des Deutshen Reis,

dem Bildner der Germania, N : dem Schöpfer des größten nationalen Epos teutsher Geschichte,

ebrfurchtsvollen Gruß und Glüdckwuns.

Niemals werden wir aufbören, in Bewunderung, in herzlicher Liebe und unwandelbarer Dankbarkeit ter Vergangenheit zu gedenken sowie der Zukunft zu vertrauen, wee Cw. Durchlaucht den Segen bringen möge, welcher auf jever treuen Pflichterfüllung ruht.

Die Berliner Studentenschaft hat eine Deputation nah Friedrihsruh entsandt, um dem Fürsten eine Dankadres}se zu überreichen. Der hiesige Verein deutscher Studenten hielt einen - großen Feftcommers ab und übersandie dem Fürsten ein Glüdckwunsh-Telegramm. h

Außerordentlih groß und entzücktend reich war die Sen- dung von Blumenspenden, welche von Verehrern des Fürsten aus Berlin nah Friedrichsruh abgegangen ist.

Viele hiesige Vereine und Klubs begingen den Tag dur solenne Festcommerse.

Die im Kartell vereinigten politishen Vereine Bres laus, der Neue Wahlverein, der Nationalliberale und der Deutsch- konservative Verein, haben folgende Adresse an den Fürsten Bismarck gesandt: j

eDur@lauchtigster Fürst! Nachdem Se. Majestät, unser Kaiser- licher Herr, Gw. Durlaußt bei Ihrem Scheiden aus dem Reihs- und Staatsdienit _ Seinen Dank ausgesprochen,“ is es des deutschen Volkcs Pfliht und Recht, dem Manne, welcher sein Leben lang die Fahne Preußens mit {starker Hond hocgehalten hat, weler als- treuer Paladin feinem- König geholfen hat, Preußen groß und mächtig zu gestalten und Deutschland zu einigen, feinen Dank abzustatten. Wir können es getroft der Nachwelt überlassen, die Verdienste Ew. Durhlaut als unsterblihe in die Tafeln der Geschichte einzuzeihnen. Auf uns, Ew. Dur&lauct Zeitgenossen, die wir die große Zeit, in wel@cker-das alles gechehen ist, mit durGlebt, und welckche wir die Wandlungen in. den Geshicken des Vaterlandes sich haben vollziehen schen, hat das Auss&ciden Ew. Durchlaucht aus Ihrem boben und mühevollen- Amt“ einen {chmerzlichen Eindruck gemaht. Im Namen und im auédrücklichen Auftrage der Parteien, welche zur gemeinsamen Unterstüßung der von Ew. Dur@&lau@ht ver- folgten Ziele, namentlich der auf Hebung der wirtb\chaftlihen Selbständigkeit Deutshlands und auf He: stellung des sozialen Friedens geriteten Maßnahmep, bier in Breslau seit einer Reibe von Jahren fi schon vereinigt hatten, ebe no ein ähnlicher Gedanke in weiteren Kreisen des Vaterlandès zum Durhbruch kam, iprechen Ew. Durch- Iaucht wir unsern wärmsten Dank für alles aus, was Ew. Dur(laucht für Preußen, für Deutsland gethan haben. Wir bofen zu Gott, daß Er Ew. Durchlaucht verleihen möge, noh viele Jahre Zeuge zu fein der gedeihlihen Fortentwikelung ides unter Ihrer Mitwirkung geeinigten Deutshèn Reis, urd in Gesundheit den ersten April, den Tag, den das deutsche Volk als einen Freudentag anzusehen fh ge- wöhnt hat, noch oft wiederkehren zu sehen.“

Der Magistrat von Hannover sandte im Namen der Residenzstadt eine Glücwunsch - Depeshe an den Fürsten Bismarck, in welcher zuglei der Wunsch ausgesprochen wird, daß der Fürst dem dankbaren deuishen Volk noch viele Jahre erhalten bleibe. ;

In der Tonhalle zu Düsseldorf fand zur Feier des Tages eine große Festversammlung statt, bei welher Gymnasial- Direktor Dr. Mathias die Festrede hielt. Ein an den Bui abgesandtes Glücwunsh-Telegramm fand die jubelnde Zustim- _ mung der Versammlung. ;

Die gestrige Bismarck-Feier in-Bon n geslaltete fich zu einer großen Kundgebung, woran über 500 Personen Theil nahmen. Der Vorsivende des liberalen Bürgervereins Dr. Haarmann brachte ein Hoh auf Se. Majestät den Kaiser

aus. Professor Kahl hielt die Festrede auf den Fürsten Bismarck. Die Versammlung ließ ein Glückwunsch: Tele- gramm nah Friedcihsruh abgehen.

Se. Königliche Hoheit der Prinz-Regent Luitpold von Bayern hat dem Fürsten Bismarck ein Glückwunsch- Telegramm übermittelt. Vom Centralverbande alter Corps- Studenten in München ging eine Adresse nah Friedrihsruh ab. Eine im Münchener Rathhause stattgehabte Virsammlung seßte ein Comité ein, das eine geeignete Veranstaltung zu Ehren des Fürsten Bismarckl vorberathen soll.

Jn Dresden hatten anläßlih des. Geburtstages des

ürsten Bismarck gestern viele Häuser der Stadt Flaggen- chmuck angelegt. Die am Abend in dem Gewerbehaussaale von dem deutschen Reichsverein veranstaltete Feier war überaus zahlreih besuht. Die Festrede auf den Fürsten Bismar hielt Dr. Vogel. Die Versammlung beschloß die Absendung einer Dankadresse an den Fürsten Bismark.

Die A Kollegien von Stuttgart und Augs- burg haben beschlossen, dem Fürsten Bismarck das Ehren- bürgerreht zu verleihen. ) j |

Aus Karlsruhe wird berichtet, daß in der dortigen Festhalle gestern Abend cine Bismarck-Feier abgehalten wurde, welche aus allen Schihten der Bevölkerung zahlreichst besucht war. Ober-Kirchen-Rath Franz brachte einen Toast auf Se. Majestät den Kaiser aus. Professor Boethlingk hielt die Festrede, welche er mit einem begeistert aufgenommenen Hoh

auf den Fürsten Bismarck \{loß. Auch wurde ein Glü: wunsch-Telegramm nah Friedrihsruh abgesandt.

Die Stadt Hamburg, deren Ehrenbürger Fürst Bismark ist, hatte zur Feier des Tages reichen Flaggenschmuck ange- legt; wohin das Auge blickte, flatterten die deutschen und zahllose andere Landesfarben im Winde.

n Meg fand auf Anregung aus der Mitte des Ge- meinderaths im Stadthause eine zahlrei besuchte Volks- versammlung statt, welche nah begeisterten Reden auf den Fürsten Bismarck die Absendung einer Adresse beschloß. 2

Aus Nom liegt ein Telegramm vor, wonach der Minister- Präsident Crispi und andere politische Persönlichkeiten an- läßlih des Geburtstages des Fürsten Bismarck Glückwunsch- Telegramme nah Friedrihsruh gesandt haben.

Der General der Jnfanterie Freiherr von Loën, General-Adjutant weiland Sr. Majestät des Kaisers und Königs Wilhelm L, hat sich zu längerem Aufenthalt nach dem Rhein begeben.

Der Staatssekretär des Reichs-:Marineamts, Contre- Admiral Heusner ist vom Urlaub hierher zurückgekehrt.

Der Regierungs-Assessor von Sydow zu Posen ist an die Königli®e Regierung zu Breslau verseßt und der Regierungs - Assessor Coeler der Königlihen Regierung zu Posen überwiesen worden.

Die Regierungs - Referendare Dr. jur. Bahlmann aus Arnsberg, Sommer aus Minden, Dr, jur. Albert Türdcke aus Magdeburg, Dr. jur. Teltenborn aus Stade, Dr. jur. Hahlweg aus Liegniß und Quensel gus Wies- baden haben am 29. v. M. die zweite Staatsprüfung für den höheren Verwaltungsdienst bestanden. /

f Bayern.

München, 31. März. (A. Z) Das Staats - Ministerium der Justiz übersandte heute dem Landtags- Präsidium das neue, von Professor Thiersh umgearbeitete Projekt der Erbauung eines Justizgebäudes, welches einen Aufwand von 5 632 000 6 erfordert.

Baden.

Karlsruhe, 1. April. (Karlsr. Ztg.) Die Zweite Kammer trat in ihrer geslrigen Sißzung in die Berathung des Berichts der Budgetkommission über das Budget des Großherzoglichen Staats-Ministeriums für 1890/91 ein. Eine Diskussion knüpfte sich an den Tit. IX der Ausgaben, AllgemeinerUnterstüßungs- undBelohnungsfonds und an den Einnahmetitel. Es betheiligten sich daran Seitens der Großherzoglichen Regierung der Finanz-Minister Dr, Ellstätter und Seitens des Hauses der Präsident Lamey und die Abgg. Friderich, Herbst, Greiff, Kirhenbauer, Fiesek, Häs, von Buol, Geldreih, Marbe und Geßlexr. Bei

itel IX wurde, entgegen dem Antrag der Budget- ommission, der in die Regierungsvorlage eingestellte Be- trag, vorbehaltlich späterer Berichtigung, unter Zugrunde- legung eines einheitlichen Saßes für alle Budgets, ge- nehmigt, im Uebrigen wurde dén Anträgen der Budget- kommission stattgegeben. Es folgte die Berathung des Berichts der Budgetkommission über das Budget des Großherzog: lihen Finanz-Ministeriums Tit. L bis 111, XI1 und X1IT der Ausgaben. Eine Diskussion knüpfte sich an Tit. T 8. 3, Ministerium, andere persönlihe Ausgaben, wozu ein Antrag der Abgg. Bassermann, Gönner und Frech vorlag, der hinsihllich der Vergütung für Führung von Hand- kassen die Regierungsvorlage wieder hergestellt wissen will, ent-

gegen dem Antrag der Budgelkommission, die hier einen Abstrich be- antragt; ferner an Titel TIT Hohbauten. An der Dis- kussion betheiligen sich der Finanz-Minister Dr. Ellstätter, der Ministerial-Rath Wielandt, der Ministerial - Rath Seubert und die Abgg. Bassermann, Kiefer, Hug, Gönner, Muser, Hennig, Fre, Gsell, Fieser und Wittmer. Der An- irag Bassermann und Genossen wurde angenommen; im Uebrigen wurden die Titel nah den Anträgen der Budget- Kommission genehmigt.

Hefen.

Darmstadi, 1. April. (Darmst. Ztg.) Se. Königliche Hoheit der Großherzog stattete im Lause des gestrigen Nach- mittags mit Jhrer Königlichen Hoheit der Prinzessin Heinrich von Preußen und Jhrer Großherzoglichen Hoheit der Prinzessin Alix Jhrer Königlichen Hoheit der Landgräfin von Hessen in Frankfurt einen Besuch ab. Se. Königliche Hoheit der Erbgroßherzog wird im Laufe des morgenden Tages von Coburg hierher zurüdkehren. i

Scchwarzburg-Sonder8haufen.

Sondershausen, 1. “April. (Reg.- u. Nachr.-Bl.)

Se. Dur(hlauht der Fürst hat sih gestern zu längerem Aufenthalt nach Gehren begeben. j

Deutsche Kolonien.

Aus Sansibar, vom heutigen Tage, meldet ein Telegramm des „Wolff'ichen Bureaus“: „Emin ist deutsche Dienste getreten und wird am 20. April mit einer Karawane eine Reise nah dem Nyanza-See ‘an- treten. Bwana- Heri s{loß Frieden mit den Deutschen und kehrt auf Ersuchen des Reichskommissars Wissmann morgen nah Saadani zurück. Leßterer erließ eine Kund- machung, in welcher er den Karawanen das Betreten der ‘deutschen Sphäre nördlih von Tanga ohne seine besondere Erlaubniß verbietet. Generalkonsul Michahelles begiebt si morgen mit zwei Kanonen booten nah Lamu, um dem Sultan von Witu einen*Besuh abzustatten.“

Oesterreich-Ungarn.

Wien, 1. April. Die „Wiener Ztg.“ veröffentlicht das Kaiserliche Patent vom 30. März, betreffend die Einberufung des mährischen Landtages auf den 9. April zur Beschluß- fassung über die Begebung der zur Umwandlung der Grund- entlaslungsshuld und zur Rückzahlung anderer Landesschulden aufzunehmenden Landesanleihe, ferner das Geseg, betreffend die Herstellung eines zweiten Geleises auf ter gali- zishen Karl Ludwigsbahn.

Großbritannien und Frlanud.

London, 1. April. (W. T. B.) Das Unterhaus hat si heute bis zum 14. April vertagt.

Frankreich.

Paris, 1. April. (W. T. B.) Nach eingehender Kenntnißnahme von dem Stande derx Verhandlungen mit Egypten und England bezüglih der Konversion der egyptishen Schuld stellte der Minister des Aus- wärtigen Ribot neue Anträge, welche ec in dem heutigen Ministerrathe kundgab. Wie es heißt, sind die Verhandlungen in gutem Zuge und hofft man, daß dieselben bald beendigt sein werden. ; i

Dem „Temps“ zusolge ist män in maßgebenden Kreisen der Ansicht, daß die einzusührenden Hammel in plombirten Waggons direkt nah La Villette in eine isolirbare Lokalität zu transportiren seien. Das genannte Blatt meint, der Minister des Alerbaues dürste dieser An- sicht beitreten. Ó /

Wie der „Köln. Ztg.“ geschrieben wird, wird die Garnison von Toul um eine zweite Jnfanterie-Brigade und zwei - neue Artillerie - Abtheilungen verstärkt werden. Jm Fort St. Michel soll ein neuer Panzerthurm errichtet und die Arbeiten zur Herstellung der kleinen inneren Eisenbahn, dazu bestimmt, alle strategishen Punkte dieser Festung in Verbindung zu seßen, eifrigst betrieben werden. In Zuïtunft wird das 6. (an der deutsch: französisGen Grenze stehende) Corps folgendermaßen zusammengefeßt sein: 19 Jn- fanterie-Regimenter, 9 Jäger-Bataillone zu Fuß, 20 Reiter- Regimenter, 3 Bataillone Festungs-Artillerie und 8 Territorial- JInfanterie-Regimenter nebst den entsprechenden übrigen Dienst- zweigen. :

Portugal.

Lissabon, 1. ‘April. (W. T. B.) Die neue Kam- mer wird nach den jeßt vollständig vorliegenden Wahl - resultaten aus 114 Konservativen, 30 Progressisten, 10 Monarcisten anderer Parteistellung und 3 Republikanern zusammengeseßt sein. Der Marquis Sabugosa, der Graf San FJanuario und andere Progressisten protestirten gegen das Zusammengehen der Progressisten und Republikaner bei der Wahl in Lissabon. Ï

Belgien.

Brüssel, 1. April. (W. T. B.) Jun der maritimen Kommission der Anti-Sfklaverei-Konferenz wurde gestern der Bericht über die bisher vollendeten Arbeiten verlesen. Der Bericht ist von -den Delegirten Martens und Bourée ver- faßt und von großem Umfange. An demselben wurden einige Aenderungen vorgenommen. Dank dem guten Willen der ver- schiedenen Regierungen, huißt es in dem Bericht, seien die in der Sache liegenden Schwierigkeiten glücklich überwunden, und sei über alle Punkte Einvernehmen erzielt. Wenn die Konferenz den mit dem Berichte vorgelegten Ent- wurf annehme, werde die Unterdrücung des Sklaven- handels zur See künstig dur ein vollständiges Geseßbuch geregelt werden, welches die Gesichtspunkte der verschiedenen Mächte wahre, und dessen Wirksamkeit sich ohne Zweifel fühlbar machen werde.

Ds6nemar®k.

Kopenhagen, 1. April. (W. T. B.) Die Session des Reichstages ist heute Nahmittag ge\chlossen worden. Jn der Schlußsißung des Folkethings brachte die Opposition eine Resolution ein, in welcher auf das Entschiedenjste gègen die gestern vom Landsthing angenommene Resolution Verwah- rung eingelegt wird, Da das Folkething die Berathung des Budgets rechtzeitig niht zu Ende zu führen vermochte, wird nunmehr durch ein provisorishes Gefeß die Regierung ermächtigt, die bestehenden Steuern weiter zu erheben und die für die Staatsverwaltung nothwendigen Ausgaben über- einstimmend mit der Budgetvorlage der Regierung zu leisten.

in

Zeitungsftimmen.

Zum Geburtstage des Fürsten Bismark sagt die „Berliner Börsen-Zeitung“:

„Fürst Bismark ist wir müssen uns an den Gedanken gewöhnen, wie {wer es uns wird ein Privatmann, aber da sein Geburtstag in die Zeit fällt, die uns noch tief ergriffen eben davon findet, daß er Privatmann ist, gestaltet der Zufall und unser seelisches Bedürfniß den 75 jährigen Geburtstag des „eisernen Kanzlers“, welcher Name geschihtlich geworden, zu einem besonteren Chrentage für denselben. Was aber jollen wir dem gewaltigen Manne sagen, das nur-im Eniferntesten zu dem hinan ragen könnte, wovon unser Denken und Empfinden erfüllt ift und was cben die unslerbliGen Verdienste des Giganten um unser Vaterland darstellt? Nur Eines, ein Einziges vermögen wir auszusprechen, um Alles zu sagen, um in gesammelter Form unsern Dank, unser Wünschen und Hoffen an den Tag zu legen und dieses Eine heißt: Bismarck's Geist lebe“ unter uns weiter, Bismarck's Vaterlandslicbe "und Unterordnung jeglicher Wünsche und Interessen im Dienste der Gesammtheit seien fürderbin Deutschlands Leitsterne, dann rust noch in fernsten Zeiten der Deutsche dankbaren Herzens an jedem 1. April gleich uns: Heil Bismarck, Stolz und Nuhm des Vaterlandes, Heros obne Gleichen! Und ihm selbst, tem Geburtstagstinde, sei von der Vorsehung ein über das Maß der uns Menschen gewährten Zeit hinausragender, langer, unge- trübter L.bénsabend beschieden, damit er es, dankbar gegen die Vor- sehung, deren Missionar er gewesen, im Verlauf unserer Entwike- lungsgeschihte erkennen lerne, wir seien. emporgereift im deutschen Vaterlande zu seiner Größe, wir kernten kein höheres Bestreben, als seiner Téaten würdig zu bleiben.“ 2

Aus derselben Veranlassung äußert der „Hannoversche Courier“:

„So beispiellos die Dienste gewesen, welhe der Fürst dem Vaterlande geleistet, so beispiellos ist auch die Liebe und Verehrung, welche das deutsche Volk dem sheidenden Reichskanzler darbringt. Von allen Seiten gehen - ihm Huldigungsadressen zu, in denen ihm Dank und Verehrung dargebracht wird. CTiefergreifend war der Ab-

schied, den die Bevölkerung der NReichshauptstadt von dem Fürsten nahm, vas war eine wirklihe" aus dem Herzen kommende Bewegung, keine erkünstelte. Die dem Fürsten. zu-

jubelnden Berliner waren durchdrungen von dec geschi{tlichen Bedeuturg des Augenblicks. Sie waren ih bewußt, daß nah ihrem Verhalten in dieser SwWeidestunde die Nahwelt sie auf Geist und Herz prüfen, fie rihten würde. Und ganz Deuii&land dankt cs der Bevölkerung von Berlin, daß sie dem scheidenden Kanzler einen -folhen Abschied bereitet und jinen trüben Stimmen kein Gehör ge- schextt hat, welche von kleinlichen persönlichen Gefühlen, von Neid und Haß eingegeben wurden, Das Ausland, welches mit gespanntestcr Aufmertsamkeit jede Vewegung des deutschen Volkes in dicser Krisis verfolgt und daraus feine Schlüsse zieht, wird aus der Berliner Kund- 5 gebung ersehen, daß Fürst Biêmarck im Herzen seines Volks festwurzelt, und ‘daß der Parteien Haß und Eunst niht im Stande ist, die Gefühle der Verehrung und Dankba:keii auszulöshen. Das Werk, f welches er geschaffen, ist dauernder als Erz, es wird den Stürmen der Jahrhunderte troßen, und zu seinem Schuß wird Deutschlands?

Jugend sich ‘immer von Neuem zusammensc{aren und dabei immer!