1890 / 84 p. 5 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 02 Apr 1890 18:00:01 GMT) scan diff

Erste Beilage

zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlich Preußischen Staats-Anzeiger.

M 4.

Verein Berliner Künsiler.

_ Unter den Bildern, welche gegenwärtig in den Auéstellungs- räumen (Arcitektenhaus in der Wilhelmstraße) zur Ansicht des Publikums stehen, verdienen zwei große Landschaften besondere Be- atung, welche von Skramstad herrühren und durch ihre Kom- position und technische Behandlung in gleichem Maße gefallen. Die eine stellt cine große Winterscenerie dar, eine reizlose, eintönige Gegend , welde die Schwermuth der verschneiten Gegend ret treffend zum Ausdru bringt; die Eisdecke des gefrorcnen Sees spiegelt den fahlen Himmel wider. "und dieser einfabe Lichteffekt bringt etwas Leben in das graue Einerlei. Nicht minder stimmungsvoll i die Herbstlandshaft mit ibren Nebeln und welken Triften. Verwandt in der Stimmung ist Passart's „CEscorial*“, jenes prähtige Gemälde, welches das imposante Gebäude in seiner romantisen Lage von einem malerisch äußerst günstigen Standpunkt aus darstellt und in seiner Ausführung alle die Vorzüge aufweist, welche den Passart'’shen Bildern stets nach- zurühmen sind. In demselben Raum befindet sch eine Kollektion von einigen dreißig Aquarellen und Gouawen des Landschaftsmalers von Gleichen-Nußwurm gqusgestellt; es sind meist Skizzenblätter,

welhe von Reisen herrühren und vorwiegend landschaftliche Motive behandeln, doch fehlt es ouch niht an figür- lichen „Darstellungen. „ItalienisGe Villa“ betitelt Knab ein Bild, dessen kühne Komposition glei dem Kolorit lebhaft

an Böcklin erinnert, sih im übrigen aber an die streng stilisirten Landschasten alter italienisher Meister anshließzt. Recht im Gegen- saß zu ihr steht Frenzel’s „Frühling“, in welhem Alles wit hellen TeuGtenden Farben dargestellt ist, während Knab sich tiefsatter, fast zu dunkler Tône bediente. Eine zierlihe Studie - ist Meißner's „Waldbach*, frisch und anmuthig in der Farbe; er erinnert an die Landschaften Bröôker's, der wie immer mit einigen Kleinigkeiten vertreten ist. E. Körner hat hier eine seiner bekannten orientali- schen Landschaften ausgestellt, cs ist die Ruine Gebel Silsile, welhe in ihrer Farbengluth früheren Bildern des Malers niht nasteht; der angelnde Mann is eine einfahe, aber wirkungsvolle Staffage. Eine saubere Tuschzeihnung ist die von Günther -Naumburg angefertigte Ansicht einer Partie der Nürnberger Stadtmauer; es ist das Thiergärtnerthor, dessen pittoreske Lage und Beschaffenheit dem Maler einen überaus dankbaren Vor- wurf bot, der denn auch recht geschickt von ibm verwerthet wurde. Von ganz besonderem Reiz ist Pflugrad’s „Morgenlandschaft in Mecklenburg*“ ; dur den silbrigen Hau der über die Gegend aus- gebreiteten Morgendämmerung brit das goldene Licht der aufgehenden Sonne und hâlt alles in einem warmen Ton. E. Fis@her's „Mondnacht“ ift stark auf den Effekt hingearbeitet, das - merkt man

dem Bilde an, aber die gewünsckte Wirkung ist eine so wohlgelungene, daß man die „Effekthasherei*“ gern gelten Iäßt. - Das Licht des aus Wolken hervorbreWenden Mondes

ist mild über die ganze perspektivisch weit ausgedehntc Landschaft gegossen, \piegelt sich in der Oberfläche eines Gewäßers wieder und hüllt Alles in ein traumhaftes Zwielicht, welches dur die aus Häusern hervorbrechenden Lichter malerisch unterbrochen wird. Durchaus realistisch ist Hans Kraujse’s „Am Stall“, Kavalleristen, welche auf einem Kasernenhof mit ibren Pferden balten. Von dem verstorbenen Malcr Hallaß sind zwei kleine Studien ausgestellt, Figurenskizzen, welhe nah ihrer Ausführung gewiß recht ge- fällige Arbeiten geworden wären. Weyl hat mit seinem Damenportrait offenbar etwas recht Zartes liefern wollen oder sollen, und das ift ihm auc gelungen. Aus dem hellen Hintergrunde bebt si die Büste einer jungen Dame diskret ab, aus deren Antlißz Seele und Anmuth sprechen, die Umrahmung bilden Zweige blübender Obstbäume, das Ganze nimmt sich sehr zierlih, fast gesucht aus. Grönland, der bewährte Maler von Stillleben, hat si diesmal auf einem anderen Gebiet versuht. Läßt man diese „Ave Maria“ betitelte Arbeit als Versuch gelten, so mag sie bei na&dsihtiger Be- urtheilung angehen, recht wenig gefallen aber die Arme, die steif und hölzern ausfehen. Das tiefe seelishe Erfhütterung ausdrückende Gesicht {ört in dem zu breiten Ansaß des Nasenbeins, au die Farbengebung ist etwas hart und unveimittelt. Von Eckwall sieht man eine fleine derb gehaltene Studie, einen Zeitung lesenden alten Mann, welcher fi in seiner energischen Behandlung vortheil- haft von den sonst ctwas süßlihen Eckwall’schen Genrebildern abhebt. Hagemeister’s Studien, Aqguarellskizzen, stehen in ihrer etwas an- spruchsvollen Größe in keinem . reten Verhältniß zu dem geringen Interesse, welches der behantelte Steff erregt. Von Douzette’s Studienblättern, Aquarellen, welhe Waldpartien behandeln, trägt A ane Reibe den für den Künstler willkommenen Verinerk eBerkauft.

Statistik und Volkswirthschaft.

Zur Arbeiterbewegung.

Veber- den gegenwärtigen Stand dér-Ausstandsbewegung

im Westfälischen Kohleurevier entnehmen wir der „Rh.-Wests.-Ztg.“ folgende Mittheilungen: Auf Zehe Rhein- Elbe sind gestern früh (wie gestern bereits télegraphisch mitgetheilt wurde) 311 Mann unter Tage angefahren, das bedeutet eine Zu- nahme von 60 Mann - gegen - vorgestern, “wo nur 251! Mann anfuhren. Bei | Beendigung *der:--Mittags\{hicht auf dieser der Gelsenkirhener Bergwerksgesellschaft gehörigen Zehe hatte {ich eine - große— Anzahl der feiernden Bergleute vor der Zeche angesammelt,“ welche die von der Arbeit kommenden Berg- [eute belôstigten. Von Gendarmen auteinandèr getrieben, vertheilte fch der Haufen ‘nah. verschiedenen Richtungen der Stadt Gelfenkirchen. Es wurden nunmehr die heimkehrenden Bergleute überfallen, mit Stöden geschlagen und mit Steinen geworfen Mehrere Excedenten find verhaftet. Wie aus Dortmund berichtet wird, sind auf dem Schacht Hibernia gestern Mittag nur 3 Mann angefahren von ca. 600 der Belegschaft. Auf den beiden Shächten der Zehe Wilhel - mineVictoria fuhr Mittags Niemand an. Auf ShahtShamrock waren au zur NaHmittagsschicht alle Leute-an der Arbeit. Auf Schacht Recklinghausen bei Herne der Harpener Bergbau - Gesell- saft sind geftern Mittag nur 330 Mann von 590 angefahren. Auf Zeche Crone bei Dortmund sind von 198 Mann 133 unter Tage angefahren. Ueber Tage arbeiten alle Leute. Auf Zeche ollmond bei Langendreer ift die Belegschaft Nachmittags

volizählig angefahren; der Strike dürfte - auf - dieser Zeche als beendet anzusehen sein. Auf Zehe Bruchstraße sind gestern Nachmittag von 300 Mann nur ann unter

Tage angefahren. Auf Zeche ver. Hamburg bei Witten fuhren von 131 vier Mann an. Auf Zeche Borussia bei Oespel find von 148 Mann nur 47 unter Tage angefahren. Auf Zehe Graf Bis- marck ift gestern Nachmittag ebenfalls der Strike ausgebrochen; von den ungefähr 200 Mann der Nahmittagss{hicht sind nur 100 an- gefahren. Diese Angaben werden dur folgende Mittheilung des Blattes aus Langendreer, Dortmund und Witten ergänzt resp. erweitert. Auf Zeche Vollmond bei Langendreer war demnach gestern Morgen, bis auf einige Mann, die ganze Belegschaft wieder angefahren ; vorgestern Nahmittag waren nur 10 Mann angesahren. Dagegen sind die Belegschaften von zwei Zehen im Dortmunder Revier den Ausständischen beigetreten : uf Zehe Bruchstraßé

Berlin, Mittwoch, den 2, April

bei Werne sind Morgens von 400 Mann nur 27 Mann angefahren. Auf Zeche Borussia bei Despel sind von 250 Maan Morgens nur 90- unter Tage- angefahren. Auf Zeche Crone fuhren gestern Morgen von 248 Mann 122 unter Tage an. Von der Beleg- schaft der Zehe ver. Hamburg sind, wie vorauszusehen war, gestern Morgen nur 80 Mann unter Tage angefahren. Auf Zeche Ringeltaube arbeitet noch die ganze Belegschaft.

Vom heutigen Tage meldet „W. T. B.*-aus Gelsenkirchen, |

daß auf der Zechbe Bismarck I. die Frühshiht vollständig an- gefahren ist und daß weitere Strikes in den umliegenden Zechen nicht erfolgt sind.

Am 30. v. M. fand, wie der „Gelsenk. Ztg.“ aus Rott- hausen berihtet wird, eine zahlrei besuhte Belegschaftsversamm- lung der Zehe Dahlbusch statt, in welcher drei neue Deputirte gewählt wurden, die mit der Verwaltung über die Wiederanlegung der früheren Deputirten unterhandeln follen. Auf eine von einem Redner gestellte Anfrage an die Versammluna, wie ih dieselbe zu dem im Gelsenkirhener Revier ausgebrochenen Strike verhalten wollte, antworteten viele: „Weiterarbeiten!“ Die Ruhe wurde nicht im Gerinzsten gestört.

Aus Westfalen s{chrieb man der „Magdeb. Ztg.“ unter dem 31. v. M. über die Strikebewegung: Wenn auch wohl anzu- zunehmen ist, daß der neue Strike im westfälishen Koblenrevier kein allgemeiner werden wird, so find doch Anzeihen dafür vor- handen, daß wieder viele Zechen in Mitleidenschaft gezogen werden. Daß man eine größere Ausdehnung des Strikes mit dem 1, April erwartet, zeigt {hon die beute Seiten® der Königlichen Landrathsämter dur Säulenanschlag erfolgte Veröffentlihung von Strafbestimmungen (S. 81 des Berggesebes, welcher eine vierzehntägige Kündigung vorschreibt, ferner §. 153 der Reihs-Gewerbeordnung und die 88. 110, 113,115, 116, 125, 134, 139 und 303, welche von dem Widerstand gegen die Staatêgewalt, Verbrechen und Vergehen wider die öffentliße Ordnung handeln). Daß sich auf manchen Zechen bei Nichtbewilligung der be-

kannten Forderungen die Sache.- sehr - zuspißen wird, zu- mal die Haupikrakehler entlassen und nach Beschluß des Vereins für bergbauliGe Interessen nit wieder ange- stellt werden sollen (die Gelsenkirhener Bergwerksgesells{chaft

hat diesen Beschluß bereits mit dem heutigen Tage durchgeführt), ift selbstverständlih, obgleich auch auf der anderen Seite zugegeben werden muß, daß es viele befonnene Elemente unter den Bergleuten giebt, die aber in der Minderheit geblieben sind.

Der „Köln. Ztg.* zufolge werden an dem“ am 14. Juli in Halle a. d. Saale {tattfindenden allgemeinen deutschen Bergarbeitertage etwa 20 Delégirte des niederrheinis&-west- fälishen Kohlenreviers -Theil nehmen. Die Tagesordnung - wird \ich hauptsächli- mit den bekannten Forderungen der Bergleute sowie mit dem Verbandsorgan befassen. i

Die Vertrauen8männer-Versammlung des Rechts- \{chußvereins zu Bildstock vom 30, v. M,, über wele bereits telegräphisch kurz berichtet wurde, war nah eigener Aussage eines Redners fehr \{lecht besucht, und zeigte, wie wir einem ausführlichen Bericht der „Köln. Ztg.“ aus Saarbrücken entnehmen,- so recht den Rüdgang, in welchem \ih die Bergarbeiterbewegung be- findet. Schon die Wabl eines Vorsitzenden an Stelle Warken?s war von lebhaftem Woritstreit begleitet, und der neue Präsident, Berg- mann Tbome, wurde -nich: ohne bedenkliGße Opposition gewählt. Der von Aufang an bestehende ofene Gegensaß zwischen diesem und dem altenZVorstandsmitglied, Berwanger, spann ih dur die ganzen Verhandlungen hindurch fort und veranlaßte wieder- bolt Aeußerungen des Unwillens. Der neue Vorsißende des Rechts- \chutvereins entwickelte zunäGst die Art, in welcher er die Ge- schäfte zu führen gedenke. Dur Schaden werde man klug, und so follten die sffentlichen Schimpfereien über Beamte künftig auf- hôren; Beschwerden über dieselben seien \{riftlich dem Vorstand ein- zureihen. Der werde dann in der Angelegenheit „ruhig“ aber „nit gemäßigt“ vorgehen. Die zahlreichen Unterstüßungen an Ver- einsmitglieder müßten unterbleiben ; es liefen jeßt täglich Dußende von Bettelbriefen ein, und. es sei nöthig, eine Aenderung in den Sta- tuten eintreten zu lafsen derart, daß der betreffende Paragraph nur noch Unterstüßungen gewähre denen, die unvershuldet in Noth ge- rathen feien. Der Vorsibßende giebt die Erklärung ab, daß hierzu beispielsweise auch diejenigen gehören, welche wegen Beamten- beleidigung ins Gefängniß müssen. Warken, Bachmann und Müller, welch leßterer demnähst auc seine Strafe antreten werde, seien der Unterstüßung der Kameraden würdig. Es wird beschlossen, Kaution für Warken in beliebiger Höhe zu bieten, die Unterftüßung von 120 4 monatli eintreten zu laffen und eine Deputation an Se. Majestät den Kaiser zu entsenden, bestehend aus Ber- wanger, Thome und Wagner. Leßterer wird erst nah langer, er- regter Erörterung, in der Eifersußt und Gehässigkeit hervor- ragend zu Tage treten, gewählt. Die Entsendung eines Abge- ordneten zu dem internationalen Arbeiterkongresse in Brüssel wird auf Ermahnung eines Vertreters der Presse fast einstimmig abgelehnt. Eine bewegte Erörterung entspann {ih darüber, mit welchem Re- dacteur man in Verbindung treten solle wegen Gründung eines Vereinsorgans. Da es hierbei immer stürmischer berging, {loß plöglih dzr Vorsitzende mit einem Hoch auf Se. Majestät den Kaiser die Versammlung, ohne daß es zu einer Abstimmung ge- ‘Tommen ivar.

Die Vertrauensmänner der Bergarbeiter im Bezirk der Berginspektion Chemniß“ fordern, wie „W. T. B.“ meldet, in einer Petition an die Grubenvortiände “die Einführung einer achtstündigen Swichtzeit mit Eins{luß der Ein- und“ Ausfahrt, eine Erhöhung des Schihtlohnes um: 20 9/0, die Einführung eines dreiklassigen Häuersystems, freie Wahl der Aerzte und freie Kur für die Familie. Die Petenten fordern eine Erklärung bis zum 15. April.

Die Tischlergehülfen in Bremen haben, der „Wes.-Ztg.“ zufolge, den von'einer öffentlihenArbeiterversammlung gefaßten Beschluß, am 1. Mai zu arbeiten, nicht anerkannt und fi ihrerseits dahin geeinigt, an jenem Tage zu feiern. Wie das Blatt weiter erfährt, haben- sich dem Vorgehen der Tischler auch andere Gewerke angeschlossen, es sollen im Ganzen sieben sein. Es ist jedenfalls eigenthümlich, bemerkt die „Wes. Ztg.“, daß der Vorschlag des bremischen Reichstags-Abgeordneten Bruhns, am 1. Mai zu arbeiten, da do nit alle Arbeiter einen Tagelohn einbüßen wollten, jeßt auf ener- gishen Widerstand {|ößt, nachdem derselbe von ca. 2000 Gewerks- genossen angenommen worden ist. “So scheint es* fast, als ob die für den 1. Mai beabsichtigte Demonstration zu einer ernsten Meinungs- verschiedenheit unter den Arbeitern führen wird.

Aus Lübeck meldet „W. T. B.“, daß die Hafenarbeiter gestern sämmtlich die Arbeit niedergelegt haben. Dieselben verlangen die Herabseßung der bisherigen zehnitündigen Arbeitszeit auf 8 Stunden unter Forderung des bisherigen Lohns von 3,60 4 Ruhestörungen sind bis jeßt niht vorgekommen: i

In Posen haben gestern nah“ einem Telegramm der „Köln. Ztg.” sämmtlihe Maurer die Arbeit niedergelegt, und in Brom - berg befinden fich sämmtlihe Zimmergesellen in Ausstand.

In Münwhen haben, einer Meldung des „Wolff’s{hen Bureaus" zufolge, anläßlih des Ausstandes der Zimmergesellen und der Bierpreiserhöhung mehrfahe Demonstrationen statt- gefunden. Der „Frkf. Ztg.* zufolge bewilligten 29 Zimmer- meister mit 285 Gesellen die Strikeforderungen; die mittleren und Großmeister mit gegen 1000 Gesellen beschlofsen,

1890.

keinenfalls nachzugeben und sh durch Konventionalstrafe“ zum Aus- halten zu verpflihten. Die Strikekasse bezahlt den Ledigen täglich 1,59 Æ, den Verheiratheten bis 3 4

Produktion der Bergwerke, Salinen und Hütten im Deutschen Reich und in Luxemburg 1889.

Das Februar-Heft der , Monatshefte zur Statistik des Deutschen Reichs“ veröffentliht däs vorläufige Ergebniß der Erhebungen über die Produktion der Bergwerke, Salinen und Hütten im Deutschen Reich und in Laxemburg für das Jahr 1889, Die vorliegenden Nach- weise sind zwar zum Theil noch ctwas lücktenhaft, da sie nur die bis zum 1. März 1890 eingegangenen Angaben enthalten und von ver- schiedenen Werken bis zu diesem Termin Berichte noch nit ein-

- gesendet waren, doch sind binsihtlih der nabstehend- aufgeführten Er-

zeugnisse der Montanindustrie die Produktions8angaben vermuthlih voll- ständig. Die Förderung von Steinkohlen ist nahgewiesen zu 67 341 337 t im Werthe von etwa 385 Mill. Mark, wogegen im Vorjahr 65 386 120 t im Werthe von etwa 341 Mill. Mark gefördert worden waren. Im Durchschnitt berechnet ih der Werth (d. i. der Verkauf8werth am Ursprungsorte) für eine Tonne Stein- kohlen im Jahre 1889 zu 5,72 M gegen 5,22 4 im Vorjahr. Die Förderung von Metallerzen hat si gegen das Vorjahr ausnahmslos gesteigert, und zwar diejenige der Eisenerze von 10664 307 t mit 40 Millionen Mark Werth im Jahre 1888 auf 110091 042 t mit 46,5 Mill. Mark im Jahre 1889, der Zinkerze von 667 761 t im Werth von 13,7 Mill. Mark auf 708 829 t im Werth von 17,7 Mill. Mark, der Bleierze -von 161777 t im Werth von 16,7 Mill. Mark auf 169570 t im Werth von 17,7 Mill. Mark, und der Kupfererze von 530956 t im Werth von 17,5 Mill. Mark auf 573250 t im Werth von 18,2 Mik. Mark. Weiter hat \ih die Steinsalz förderung gehoben (von 414557 t im Werth von 18 Mill Mark auf 544293 t im Werth von 2,3 Mill. Mark), wogegen die Produktion von Kochsalz, ver- muthlich in Folge der unter den Salzwerken zu Stande gekommenen Vereinbarung, etwas zurückgegangen ist, d. h. nur der Menge nah (von 496388 t im Jahre 1888 auf 485 902 t im Jahre 1889), während. gleichzeitig der Produktionswerth sich gehoben hat (von 10,7 Mill, Mark auf 11,9 Mill. Mark). Was die Edelmetalle an- belangt, so ist im Vergleih zum Vorjahr2 die Produktion des Goldes gestiegen (von 1793 kg im Werthe von 5,0 Mill. Mark auf 1958 kg im Werthe von 5,5 Mill. Mark), des Silbers etwas zurückgegangen (von 406 603- kg im Werthe von 51,5 Mill. Mark auf 403 037 N Werthe von 50,8 Mill. Mark). Die Produktion der unedlen Metalle hat sich mit Ausnahme derjenigen des Zinns, welche von 84t im Jahre 188 auf 63t

im Jahre 1889 zurückgegangen ift, wesentilich gehoben. Es wurden

nämlich än Roheisen erzeugt 4 524 759 t im Werth von 217,3 Mil.

Mark gegen 1888 4 337 121 t im Werth von 191,3 Mill. Mark, an

Zink 135977 & im Werth von 49,4 Mill. Mark gegen 1888

133224 t im Werth von 43,6 Mill. Mark; an Blei 100599 t im

Werth von 25,5 Mill. Mark gegen 1888 96 995 t im-Werth von 24,8 Mill. Mark, und an Kupfer 24458 t im- Werth von 28,0 Mill. Mark gegen 1888 21 569 t im Werth vor 31,5. Mill.

Mark. Der erbebliche Preisabslag bei leßztgenanntem Metall (Dur(-

\chnitt8werth auf 1 t 1889 1144 .4, 1888 1462 6) erklärt ih dur die bekannten Vorgänge beim Zusammenbruch des Kupferrings.

Die überseeishe Auswanderung aus dem Deutschen Rei

über deutsche Häfen, Antwerpen, Rotterdam und Amsterdam betrug im Monat Februar 1890 4450 ünd in der Zeit von Anfang Ja-

nuar bis Ende Februar 1890 7215 Personen; von Leßteren kamen

aus der Provinz Pommern 1303, Posen 940, Westpreußen 698,

Bayern rechts des Rheins 566, Hannover 410, Württemberg 407,

St{leswig-Holstein 293, Brandenburg mit Berlin 287, Rheinland-

253, Baden 207, Königreih Sachsen 202 u. f. w.

Im gleichen Zeitraum der Vorjahre wanderten aus:

Monat Februar. Monat Januar/Februar. 1889 3720 6335 1888 4499 7060 1887 4694 7349 1886 2920 4892 1885 4489 6950.

Wittelsbacher Landes-Stiftung.

Aus München, 31. März, wird uns berihtet: Unter dem Vorsiß des Staats-Ministers Freiherrn von Feiliß\ch fand beute im Königliwen Staats-Ministerium des Innern die Jahressißung des Landesstiftungsraths der Wittelsbaher Landesstiftung statt. an welcher außer dem _Ministerial-Referenten Regierungs-Rath Rasp noch folgende Mitglieder des Landesstiftungsraths Theil nahmen: ordentliher Professor an der techvishen Hochschule Dr. Stölzel und Direktor “der * Königlichen Kunstgewerbeschule von Lange dahier, Puwelte Straub aus Passau, Kommerzien- Rath Degener aus Regensburg, Kommerzien - Rath - Kugler und Sélofsermeister Leibold aus “Nürnberg, Kommerzien- Rath Ullmann aus Fürth, Fabrikant Noll aus Würzburg, Kommerzien-Rath“ Brah aus Augsburg und Bürgermeister von Lossow aus Lindau. Na Prüfung der Rechnung für das Jahr 1888 und Genehmigung des Voranschlages für das Jahr 1890 würde in- die Prüfung und Bescheidung der 43 eingekommenen Unterstüßungs- gesuhe eingetreten. Hiervon mußten 10 theils wegen Mangel der stiftungsmäßigen Vorausseßungen, theils wegen minderer Dringlichkeit abgewiesen worden. Der in diesem Jahre dem Landes\tiftungsrathe zur Verfügung stehende Antheil an“ den Stiftungsrenten beziffert 1ich auf 8760 Æ 48 S und wurde in seinem vollen Betrage wie

folgt vertheilt: Es wurden “genehmigt: 150 4 dem Ge- werbeverein Weilheim als Zuschuß zur Veranstaltung einer allgemeinen Gewerbeausfstellung, 500 A der Münchener

Frauenarbeits\{chule, 400 (6 der deutschen Gesellschaft zur Beförderung rationellen ‘Malverfahrens in München zur Abhaltung einer Fah- ausftellung, 300 „& der Stadtgemeinde Traunstein zur Veranstaltung - von Ausstellungen, 400 „(6 der Krei8webershule in Passau, 300 dem Arbeiterbildungsverein in München zur Förderung“ seiner Fach- kurse, 200 4 der Maler- und Lackirer-Innung München für ihre achsule, 150 Æ der Schneider-Innung - in München für ihre achshule, 300 A dem Verein der Bildhauer in. München ür seine Fachschule, 200 # der Schuhmachermeister-Innung in München für ihre Facscule, 100 # dem Gewerbe- verein Speyer für seine Fachzeihnenshule, 200 4 dem Gewerbe- verein Dbermoschel für feine Korbflehtsule, 450 f dem pfälzischen Gewerbemufeum in Kaiserslautern zur Vervollständigung der Lehr- werkstätten, 100 A dem Gewerbeverein Kirhheimbolanden für seine - Fachzeichnenshule, 250 X der Schneider- und Shuhmacher-Innung in - Regensburg für ihre Fachshule, 200 4 dem Comité zur Förderung der Plüschweberei in Gefrees und Umgegend, 650 4 der Weberschule in Münchberg, 200 #& dem Gewerbeverein Eichstätt zu einer Lokalgewerbeausstellung, 150 # der - ShubhmaterfaGichule

in Nürnberg, 250 / dem Malerverein in Nürnberg für seine FaG-