Ct A. ven ¿“mdr dip 1
a Ti Ea
o nre F,
Age: aan:
abei pern a O Ai nin gR A trie
tre Ar E E E Ma
L S S n pet A d
fahren ist bis jeßt niht beêannt.
duch die Veräußerung von Schuldverschreibungen bis zur Érwer- bung von andern Schuldverschreibungen verfügbar werdenden Geld- bestände find bei den erwähnten Bankinstituten zu belegen und dür- fen weder zu den Reichskassen, noch an die Verwaltung des Reichs- Invalidenfonds abgeführt werden, beantragten die Abgg. Dr. Bamberger und Genoffen : a. die Worte „Erwerbung und“ zu streichen und als zweiten Satz hinzuzufügen: Ju gleiher Weise geschieht die Erwerbung, fo weit es sich nicht um direkte Uebernahme der Schuldverschreibungen von den ersten Darlehnsnehmern handelt, b. die Worte „mit Aus- {luß von Staatsbanken“ zu streihen, c) 1m Absaß 2: dem Schluß des leßten Saßes ftatt der Worte „sind bei den erwähnten anfinstituten u. st. w. bis zu Ende“ folgende Fassung zu geben: find bei einem oder mehreren jener Bankhäuser anzulegen; fie dürfen weder zu den Reichskässen noch an die Verwaltung des Reichs-Juvalidenfonds abgeführt werden, d) an den Schluß des §. 5 binzuzufügen: Die mit diefen Mitteln erwor- benen Schuldverschreibungen sind von-den hiermit beauftragten Bank- häusern an die Verwaltung des Reichs-Invalidenfonds abzuführen. Zahlungen und Aushändigungen, welche den Vorschriften dieses Ge- Jeßes zuwider erfolgen, sind ungültig und begründen feine Entlastung des Verpflichteten. : N Für den Fall, daß die Worte „mit Aus\{luß der Staats- banken“ gestrihen werden sollten, beantragte der Abg. Richter, in dem Amendement des Abg. Dr. Bamberger unter c. statt „anzu- legen“ zu sagen „in Gewahrsam zu geben.“ An der Debatte nahmen die Abgg. Stephani als Referent, Lasker, Grumbreht, Richter, Dr. Bamberger, v. Kardoff und v. Roggenbach Theil. Präsident Delbrück wies einige gegen die preußische Seehandlung erhobene Vorwürfe zurück. Bei der Abstimmung wurde der eventuelle Antrag des Abg. Richter verworfen, sämmtliche Amen- dements des Abg. Dr. Bamberger angenommen und S 5m der so modifizirten Form genehmigt. Bei Schluß des Blattes trat der Reichstag in die Diskussion über F. E,
— Bei den Staatsarchiven haben im Jahre 1872 530 amtliche Requisitionen und 696 Nachforshungen im historisch- wissenschaftlihen oder familiengeschichtlihen Interesse stattgefun- den. Neben Genügeleistung der Anforderungen der Behörden, der Unterstüzung der eben erwähnten wissenschaftlichen Forschun- gen und selbstverständlicher Fortführung der Verzeihnung und Ordnung der Bestände und Zugänge gehören diesem Zeitraum an eigentlih archivalishen Publikationen an: die Fortsezung der „Regesten zur Geschichte Schlesiens“, die Fortsezung des „Pader- borner Urkundenbuchs“, der „Codex traditionum Westfali- carum“* (erster Theil) und der dritte Band des „mittelrheinishen Urkundenbuchs“. Von den selbständigen Darstellungen und Ab- handlungen, welche auf Grundlage der Urkunden und Akten der Staatsarchive von Archivbeamten im Jahre 1872 verfaßt worden find, verdienen bemerft zu werden: „Die Hussitenkämpfe der Schlesier“, „zur Geschichte des Breslauer Aufstandes von 1418“, „Boleslav der Lange“, „die Siegel Boleslav ll. von Schlesien“, „zur Geschichte von Wolmirstedt und des Magdeburg-Märkischen Krieges in den Iahren 1277—1280“, „die Burggrafen von Giebichenstein“, „das Kaufhaus der Stadt Burg'“, „die Achts- erflärung Kaiser Sigismunds gegen Magdeburg im Jahre 1434“, „Zur Geschichte des Magdeburger Buchhandels“, „Beliebung des Süderstrandes von Dithmarschen vom Jahre 1522“, „die Hochzeit des Fürsten Georg Albrecht von Offriesland'“, „über einige west- fälishe Handschriften des vaticinium Lehuinense“, „die Schicksale der Reichskleinodien während der französishen Revolution“, endli „die Besißergreifung von Westpreußen.“ Zu anderen Publifa- tionen von Archivbeamten im Iahre 1872, unter welchen die erste Abtheilung des Urkundenbuhs der Stadt Quedlinburg zu nennen ist, haben die Bestände der Staatsarchive einen erheb- lihen Theil des Mäterials liefern können.
— In den Bierbrauereien wird vielfah ein im Handel als Bier- oder Zucker-Couleur bezeichneter Stoff verwendet, theils um aus Gebräuden von geringem Malzgehalt Bitter- oder Braunbier herzustellen, hauptsächlich aber um nahgemachte baye- rische, sogenannte echte (Erlanger 2c.) Biere zn bereiten. Bei der Essigfabrikation findet der genannte Stoff ebenfalls Anwendung.
Ueber die Steuerpflihtigkeit dieser Bier- oder Zucker-Couleur nah Maßgabe des Gesezes wegen Erhebung der Brausteuer vom 31. Mai 1872 sind Zweifel entstanden, zu deren Beseitigung das Gutachten der Königlih tehnishen Deputztion für Gewerbe eingeholt is. Nach diesem enthält die Bier- oder Zucker-Couleur, welche durch Erhizen von St.rke- Zucker bereitet wird, der Regel nah unveränderten Zucker und zwar in um so größerer Menge, je weniger vollständig der Caramelisirungs-Prozeß gediehen is. Es liegt vollständig in der Hand des Fabrikanten, durch mehr oder weniger starkes oder län- ger andauerndes Erhizen den Zucker mehr oder weniger in Cara- mel umzuwandeln; auch können der höchst intensiv tingirenden Couleurmasse namhafte Mengen Syrop oder Zucker beigemischt werden. Ein einfaches, zur sicheren Erkennung eines Gehalts an unverändertem d. h. göhrungsfähigem Zucker geeignetes Ver-
Mit Rücksicht hierauf und da durch die Zucker- oder Bier-Couleur dem Biere die gleihen aromatishen Stoffe zugeführt werden, welche auch Bestandtheile des gebrannten Malzes find, is dieselbe in Gemäßheit der vom Bundesrathe er- lassenen Ausführungsbestimmungen zum Geseße wegen Erhebung der Brausteuer vom 31. Mai 1872 unter Ziffer 1e. als ein nicht näher benanntes Malzsurrogat im Sinne der Ziffer 7 §. 1 des allegirten Geseßes anzusehen und bei der Verwendung zur Bier- resp. Esfigbereitung dem Steuersaße von 1 Thlr. 10 Sgr. für den Centner auch dann zu unterwerfen, wenn fie von den Brauern dem fertigen Fabrikat, ehe leßteres in den Konsum übergeht, zugeseßt wird, möge dieser Zusaß auch erst auf den Lagerfäfsern oder Flaschen erfolgen. Die Steuerämter sind hier- nah Seitens des Finanzministers mit Anweisung versehen worden.
— Der Finanz-Minister hat den Tarif zur Bezahlung der aus den Grund- und Gebäudesteuer - Katastern in der Provinz Westfalen und in der Rheinprovinz zu ertheilenden Aus- züge festgeseßt: Derselbe lautet :
Wegen Bezahlung der Auszüge aus den Grund- und Gebäude- steuer-Katastern in der Provinz Westfalen und in der Rheinprovinz, welche auf Verlangen der betheiligten Grundeigenthümer oder im Interesse derselben auf Verlangen einer öffentlichen Behörde gemäß der Anweisung vom 22. Mai 1844, sowie der Vorschriften unter Nr. 9 der Verfügung vem 17. Januar 1865 und unter Nr. 1 im Artikel 4 der für die Provinz Westfalen und diejen‘gen Theile des Regierungsbezirks Düsseldorf, in weclchen das Allgemeine Landrecht
gilt, erlafsènen Zusaßbestimmungen vom 16. August 1872 angefertigt |
TTD. F IYES DEIEI i 1 | Ober-Hofmarschall Freiherrn von Friesen di ienst- 1) Für die Abschrift eines Artikels der Grundsteuer-Mutterrolle, | P N are ié naa AuEne AenN
werden, wird Folgendes bestimmt :
für die Ausfertigung cines Auêzuges aus einem Artikel der Mutter- rolle, fowie überhaupt für die Anfertigung eines Auszuges aus der
Mutterrolle oder aus den in dem Katajsterarchiv der Regierung noch | Amtes und der Hofwirthschaft, unter Ernennung desselben zum ¡ S + /
nicht niedergelegten Grundsteuer - Fortschreibuags - Verhandlungen werden, wenn die Abschrift oder der Auszug zehn Parzellen oder
weniger enthält, fünf Silbergroschen, für jede über die bezeichnete | G B | Hausmarschall - Amtes unter Ernennung defselben zum Haus-
Zahl hinauêgchende Parzelle aber außerdem ncch drei Pfennige be-
rechnet. Die Gebühr von fünf Silbergroschen darf für jeden Aus- zug, auch wenn derselbe Grundstücke mehrerer Eigenthümer enthält, nur einmal in Ansaß gebracht werden.
_ 2) Für die Angabe der Nachbaren nach Namen und Lage werden außerdem zwei Pfennige für jede Nachbarparzelle gerechnet.
3) Diefelben Gebühren wie zu 1, werden für Auszüge aus dem Grundsteuerflurbuche entrihtet, außerdem aber für die Angabe der Eigenthümernamen 2c. auf Grund des Artikelverzeihnisses und der Mutterrolle für jede Parzelle noch zwei Pfennige.
4) Fur die Anfertigung eines Auszuges aus der Gebäudesteuer- rolle, bezichungsweise aus den in dem Katasterarhive der Regierung noch nicht niedergelegten Gebäudesteuer - Fortschreibungsverhandlungen, wenn derselbe zehn Gebäude und weniger enthält, f ünf Silbergroschen, für jedes über diese Zahl hinausgehende Gebäude abe: außerdem noch drei Pfennige. Die Gebühr von fünf Silbergroshen kommt, wie bei Nr. 1, für jeden Auszug nur einmal in Ansaß.
5) In den vorstehenden Gebühren ist die Entschädigung für For- mulare, Papier 2c. mit enthalten. Ï ___ 6) Die Höhe der Gebühren für folche Auszüge, welche aus den im Katasterarchive der Regierung beruhenden Fortshreibungsverhand- lungen zu fertigen find, wird mit Berücksichtigung des Umfanges der Arbeit von der Regierung in jedem Falle besonders festgestellt.
7) Auszüge, welhe ausshließlich im Interesse der Grund- und
Gebäudesteuer - Verwaltung erforderli, oder ausf{ließlich zu einem anderen dienstlichen Zwecke der Staatsverwaltung bestimmt sind, müssen, sofern dabei das Interesse eines Privaten oder einer Korpora- tion niht obwaltet, unentgeltlich geliefert werden. 8) Vorstehende Bestimmungen treten mit dem 1. Juni 1873 in Kraft. Von demselben Tage ab werden die bezüglihen Vorschriften a. unter Nr. 5, 6 und 7 der Amveisung vom 22. Mai 1844, þ. unter Nr. 9 zu b. der Verfügung vom 17. Jaruar 1865 (III. 800. IŸ a. 211), c. im zweiten Absatze der Nx. 1 im Artikel 4 der Eingangs erwähn- ten E vom 16. August 1872 außer Wirksamkeit geseßt.
Berlin, den 23. April 1873.
Der Finanz-Minister S 0 Camphausen.
Bezüglich derjenigen Katasterauszüge, welche von der Staats- Eisenbahn-Verwaltung zum Zwecke der Anlage 2x. von Eisen- bahnen verlangt werden, hat der Finanz-Minister bestimmt, daß die Ausfertigung derselben, da fie niht aus\chließlich für dienst- lihe Zwecke der Staatsverwaltung bestimmt find, niht nah Nr. 7 des Tarifs unentgeltlih, sondern, wie bisher, so auch E gegen Entrichtung der tarifmäßigen Gebühren zu erfol- gen hat.
— Der Diskont der Preußischen Bank ist heut auf 6 Prozent und der Lombardzinsfuß für Waaren und Effekten auf 7 Prozent erhöht worden.” ¿5 5 R
— Der General-Major Frhr. von Loë, Commandeur der 3. Garde-Kavallerie-Brigade, is von einer kurzen Urlaubsreise hier wieder eingetroffen.
— Der General-Major und Train-Inspecteur Kritter ift von seiner vor einiger Zeit angetretenen Reise zur Musterung und Inspizirung der Train-Bataillone Nr. 1, 2, 3, 5, 6 und 9 hierher zurückgekehri.
Fulda, 2 Mi Œ. T. B): Die vishôflihe Konferenz isst am heutigen Spätnachmittage eschlossen WOr- den. Einige der Bischöfe treten noch heute Abend die Rückreise in ihre Bischofsfißze an; dié übrigen werden Fulda am morgen- den Tage verlassen.
Bayern. München, 30. April. Ueber das „König- lihe Bankett“ zur Feier der Vermählung des Prinzen Leo- pold mit der Erzherzogin Gisela, welche heuté Nachmittag 4 Uhr stattgefunden hatte, meldet die „Allg. Ztg.“ noch Folgendes: An der mit Gobelins, Palmen und Blumen reih verzierten Fensterseite des Hof-Ballsaales befand fich unter einem breiten Baldachin auf einer dreistufigen Estrade der Bankett-Tish, und zu beiden Seiten waren reichgarnirte Schenktische aufgestellt. Hinter ‘der Mitte des Bankett-Tishes und neben den Schenk- tishen standen je zwei Hartschiere, der Estrade gegenüber in der ganzen Länge des Saales aber war ein Spalier von Hartschieren gebildet. Auf beiden Tribünen waren die usik - Corps vom Infanterie - Leibregiment und vom Infanterie - Regiment König aufgestellt. - Unter den Klängen der von den Musikcorps gespielten Fanfaren und dem Vorantritt der Herren des großen Dienstes und gefolgt von den Damen vom Dienste, trat Se. Majestät der König mit der Prinzessin Gisela am Arm und mit den anderen Höchsten Herr- schaften — den Prinzen Otto, Luitpold und Leopold, dem Prin- zen und der Prinzessin Ludwig, der Prinzessin Therese, dem Prinzen Arnulf und den Herzogen Karl Theodor und Max Emanuel — in den Bankettsaal ein. Die Herren vom großen Dienst 2c. stellten sich theils hinter dem Bankett-Tisch. theils zu bei- den Seiten desselben auf, während die dienstfreien Damen und anderen Damen der ersien Hofrangsklassen sich auf Ta- bourets, die vor dem Bankett-Tish in einer Halbrunde auf- geftellt waren, niederließen. Der Prodekan des Kollegiat- stiftes zu St. Cajetan spra das BPenedicite, wobei zwei König- lihe Edelknaben respondirten, und dann nahm das Bankett felbst feinen Anfang, für welches ein sehr umfassendes Ceremoniell vorgeschrieben war. Die Höchsten Hofchargen, sowie Königliche Kämmerer und Kammerherren, von Königlichen Edelknaben unter- {tüßt, fungirten während des Festmahles und servirten Se. Majestät den König und die Höchsten Herrschaften. Nach der Suppe erhob si Se. Majestät der König und trank „auf das Wohl der erlauchten Neuvermählten“ ; ein weiterer Toast galt „dem Wohl der Kaiserlihen Majestäten von Oesterreich“; die Musikcorps bliesen Tush und spielten hierauf die öôster- reihische Nationalhymne. Die Musikcorps spielten dann abwechselnd während des ganzen Festmahles. Dem Publikum war freier Zutritt gestattet. Nach beendetem Bankett, das 14 Stunden in Anspruch nahm, \prah der Königliche Prodekan das Dankgebet, nah welhem fich Se. Majestät der König mit den Königlichen Hoheiten unter den Klängen der Nationalhymne und unter Vortritt der Herren des großen Dienstes und gefolgt von den dienstthuenden Damen und den andern Hohen Herr- schaften in den Saal Carls des ‘Großen begab, wo ein Cerle abgehaïten wurde. Das Königliche Bankett war eines der glänzendsten und prachtvollsten Feste, die seit vielen Jahren an unserm Königlichen Hofe stattgefunden. -
— Die Königin-Mutter hat fich heute Mittag über Peifsenberg nah Sdbeisäivatigau begeben.
Sachsen. Dresden, 1. Mai. Der König hat dem
n z L 00ck 2B
entlassung bewilligt und dem bisherigen außerordentlihen Ge- sandten und bevollmächtigten Minisier zu Berlin, Geheimen Rath von Könneriß, die Direktion des Ober-Hofmarschall-
Ober-Hofmarschall, sowie dem zeitherigen Hofmarschall Hermann Ludwig Grafen Vißthum von Eckstädt die Direktion des
marschall mit Verleihung des Titels und Ranges eines Wirk= lihen Geheimen Rathes übertragen.
Hessen. Darmstadt, 1. Mai. Nachdem der Finanz- aus\chuß der Zweiten Kammer mit der Regierung das Finanzgeseß durchberathen hat, werden morgen Nachmittag die vereinigten Finanzaus\hüs}se beider Kam:nern wegen des Budgets in Berathung treten. Seitens des Finanzaus\{hus}ses der Zweiten Kammer sind sehr wesentlihe Abänderungen des Finanzgeseßes beantragt worden.
Nauheim, 1. Mai. Se. Königliche Hoheit der Fürst von Hohenzollern is| heute zu mehrwöchentlihem Kurgebrauch hier eingetroffen.
Sachsen-Coburg-Gotha. Gotha, 2. Mai. Der dem hiesigen Speziallandtag vorgelegte Etat für die Staatskafsen- verwaltung des Herzogthums auf das Iahr 1874 \{ließt mit einer Einnahme von 695,400 Thlr. und einer Ausgabe von 713,000 Thlr. ab, also mit einem Defizit von 17,600 Thlr. Unter den Ausgaben erscheinen die Matrikularbeiträge, daneben eine außer- ordentlihe Ausgabe von 8000 Thlr. für neuzubeshaffende go- thaishe Kassenscheine, von denen eine Menge zum ungefähren Betrag von 40,000 unbrauchbar geworden is. Im Etat der Domänenkassenverwaltung if eine Mehrausgabe von 9243 Thlr. zu Gehaltserhöhungen für die Forstbeamtea vorgesehen.
O 24 Be A è n HRIET A Ri D A A T C E P E L R V O E T A R
: Lübe, 1. Mai. Der Senat wird der Bürgerschaft dem=- nächst ein Geseß über Regulirung der Quartaltermine zur Mit- genehmigung vorlegen. Diese Termine, welche schr verschieden- artig fallen, je nachdem es fih um Auszahlung von Pfand- posten oder Zahlung von Renten, Pfandzinsen und Miethen, oder aber um die Räumung gemietheter Lokalitäten handelt, sollen fortan übereinstimmend auf dem leßten Werktag der Mo- nate März, Iuni, September und Dezember verlegt werden, die Kündigungstermine für diese Verhältnisse follen dagegen auf dem ersten Werktag der darauf folgenden Monate fallen, näm- lich April, Juli, Oktober und Januar. Der Bürgeraus\chuß hat in seinem Gutachten denselben einstimmig zur Annahme empfohlen.
Hesterrecich-Ungarn. Wien, 1. Mai. Se. Majestät der Kaiser und Se. Kaiserlihe und Königlihe Hoheit der Kronprinz des Deutschen Reichs besuchten die gestrige Vorstellung der Oper „Dinorah“ im Theater a. d. Wien.
— 9, Mai. (W. T. B.) Die Delegation des Reichs- rathes hat die Voranshläge für das Reihs-Finanz-Ministe- rium und den obersten Rehnungshof, sowie das Ordinarium und das Extraordinarium des Kriegsbudgets pro 1874 im Wesentlichen nach den Anträgen des Ausschusses genehmigt. Bei mehreren Titeln des Kriegsbudgets wurden verschiedene, vom Ausschusse gestrihene Posten von der Delegation wieder einge- stellt. Der Gesammtbetrag dieser Posten beziffert fich auf etwa eine halbe Million Gulden. Die ungarische Delegation ertheilte zu der für die Wiener Garnison während der Weltausstellung geforderten Theuerungszulage ihre Genehmigung.
Schweiz. Bern, 2. Mai. (W. T. B.) Die Regie rung des Kanton Luzern hat die Regierung ‘von Solothurn er- sucht, für den beiderseitigen Verkehr bis zur definitiven Rege- lung der Baseler Bisthumangelegenheiten einen modus vivendi vorzuschlagen.
— Der hiesige Regierungsrath hat nunmehr beim
* Appellations- und Kassationshofe die Abberufung der renitenten
97 fatholishen Geistlichen des Berner Iura von ihren Aemtern beantragt.
Niederlande. Haag, 2. Mai. (W. T. B.) Der Regierung ist cin Telegramm des General-Gouverneurs von Nie- derländisch-Indien zugegangen, welches besagt, daß nach einer telegraphischen Anzeige des Regierungs-Kommissars in At chin vom 98. v. Mts. die Einschiffung der Truppen glücklich beendet wor- den war. Zugleih zeigt der General-Gouverneur an, er habe zum Schuße des für die Blokade-Flotille bestimmten Kohlen- depots eine Truppenabtheilung nah Deli (Oftküste von Suma- ira) abgehen lassen.
— In der heutigen Sihung der Zweiten Kammer wurde der Vorschlag des Finanz - Ministers van Del- den, den Betrag der zur Staats\chuldentilgung bestimmten Summe um 7 Millionen zu erhöhen und fonach im Ganzen 8,900,000 Gulden zur Amortifirnng zu bringen, mit -72 gegen 2 Stimmen angenommen. Dem Vertrage mit der großen bel- gischen Central-Eisenbahngesellschaft über den Wiederankauf der Eisenbahnen von Roosendaal nah Moerdyk und von Roofen- daal nach Breda hat die Kammer ihre Genchmigung mit 45 gegen 29 Stimmen versagt.
Belgien. Brüssel, 30. April. Der heutige „Moni- teur“ publizirt das Tags zuvor votirte und von dem Könige per Telegraph aus London genehmigte Gese, welches die Re- gierung zur Kontrahirung einer Anleihe von 240 Mill. Francs ermächtigt.
Großbritannien und Jrlaud. London, 1. Mai. Die Königin isl gestern in Begleitung der Prinzessin Bea- trice und ihres Hofstaates von Osborne nah Schloß Windsor zurügefkehri.
— Prinz Arthur, der dritte Sohn der Königin, der gegenwärtig in Wien weilt, vollendete heute sein 23. Lebensjahr.
— 92. Mai. (W. T. B.) Uuf eine Interpellation Lauder- dale's in der heutigen Sizung des Oberhauses, gab der Staats-Sekretär für die Kolonien Earl Kimberley die Erklärung ab, daß Maßregeln getroffen seien, die Waffenzufuhr für die Ashantees zu verhindern. Der Minister konstatirte, daß die An- gaben über die Zahl der Ashanteetruppen übertrieben seien, deren Stärke nur 4000 Mann betrage. Tie ganze gegen die Ashantees disponible Kolonialmacht betrage 850 gut bewaffnete und aus-
‘gerüstete Männer, die, wie er glaube, in Verbindung mit den
abgesandten Verstärkungen hinreichend sein würden, das englische Gebiet an der afrikanishen Goldküste wirksam zu s{üten.
Spanien. Madrid, 2. Mai. (W. T. B.) Dur eine heute veröffentlichte Verfügung der Regierung ist an Stelle des zurücgetretenen Kriegs-Ministers Acosta dem General Nou- villas die Leitung des Kriegs-Ministeriums über- tragen. Während der Abwesenheit des Leßteren ift Pierrald mit der einstweiligen Führung der Geschäfte betraut.
Ftalien. Rom, 29. April. Prinz Alfred, der Herzog von Edinburgh, is nach Neapel, resp. Sorrent, weiter gereist.
— 2. Mai. (W. T. B.) Die heutigen Journale bespre- chen sämmtilih die Ministerkrisis und stimmen ‘in der An- siht überein, daß die Situation eine besonders schwierige sei. — Der General-Adjutani des Königs, Graf Menabdbrea, begiebt fich heute Abend nach Stockholm, um als Abgesandter des Kö- nigs von Italien der Krönung des Königs von Schweden beiz zuwohnen,
Rußland und Polen. St. Petersburg, 1. Mai. Der Großfürst Alexis von Rußland hat einem Telegramm aus Shanghai zufolge Nagasaki verlassen und fih nach Wladiwostock begeben.
Dánemark. Kopenhagen, 30. April. Die Zoll- einnahmen haben im Finanzjahre vom 1. April 1872 bis 31. März 1873 mit der Kriegssteuer 9,837,934 Rdl. oder 473,019 Rdl. mehr als im vorhergehenden Finanzjahre betragen. Von dieser Mehreinnahme fallen 434,316 Rdl. auf die gewöhnlichen Zollintraden und 28,703 Rdl. auf d'e Kriegssteuer.
— 9. Mai. (W. T. B.) In der heutigen Sißung des Folfethings fam das neue Finanzgesez zur Berathung, dessen Verwerfung von der Linken beantragt wurde. Es ent- \spann sih eine sehr lange und heftige Debatte, in welcher der Finanz-Minister namentlich die Nothwendigkeit einer ftarken und selbständigen Regierungsgewalt betonte. Die Schlußdebatte gab Veranlassung, die Verwaltung des früheren Minifteriuums Hall einer herben Kritik zu unterziehen. Nah eilfstündiger Diskussion wurde endlih um 2 Uhr Morgens das Finanzgeseß mit 61 ge- gen 39 Stimmen angenommen.
Amerika. Ueber den Indianerkfrieg in den Ver- cinigten Staaten schreibt der Korrespondent der „Times“: „Der Feldzug gegen die Modoc-Indianer if wegen der merkwür- digen Natur der Lavabetten, die sie okfupiren, ein ungewöhnlicher. Diese Lavabetten sind eine Bildung, die längs der Grenzlinie zwischen Oregon und Californien auf einer Distanz von 600 (engl.) Meilen landeinwärts vom Stillen Ocean besteht. Es is eine Basaltbildung, die auf dem Bette irgend eines Sees aufgeworfen worden zu sein scheint. Die plötlihe Kühlung hat fie nah allen Richtungen hin gespalten, \o daß fie ein Nezwerk von Ritßen, die in Tiefe im Allgemcinen von 10 bis 60 Fuß variiren, bildet. Eine Anzahl Nebenflüsse des Columbia- flusses fließen durch diese Region nördlich in den Oregon und bilden auf ihrem Laufe zahlreihe Seen und Teiche. Das Wasser spült an vielen Orten die Erdbildung unter den Felsen aus, und in dieser Weise haben fich zahlreiche Höhlen ge- bildet, von denen einige \sich viele Meilen lang ausdehnen und von großem Umfange sind. Diese Höhlen öffnen sih in die Riten, und in einem Falle ist man der Spur eines Flusses auf 60 (engl.) Meilen unter diesen Lavabetten gefolgt, ohne daß er ein einziges Mal auf der Oberfläche zum Vorschein kam. Die Sei- ten der Rißen sind ungewöhnlih rauh und unregelmäßig, und es ist äußerst \{chwierig, nah den Höhlen hinunterzusteigen oder aus denselben heraufzusteigen. Die Modocs ofkupiren diese außergewöhnliche Region nicht ganz, sondern find dur die militärishen Operationen auf einen kleinen Theil derselben beschränkt. Sie befinden sich am südlichen Ufer des Sees Tule, und das Militär hat vom östlihen bis zum westlichen Ufer einen Cordon um fie gezogen, \o daß ihr Entkommen für unmöglich erachtet wird. Diescr Cordon hat ungefähr 8 Meilen im Durch- messer, und der See 1oird Tag und Nacht dur kleine Boote patrouillirt. Die Truppen sind in drei Corps getheilt, so daß es ein Lager öftlih, westlih und \südlih von den Befestigungen der Modocs giebt, und durch die Vereinigung der Pietlinien wird die Cernirung komplett gemacht. Der bisher befolgte Ope- rationsplan war, die Armee-Linie allmählih dichter zusammen- zuziehen, um das ofkupirte Terrain einzuengen. Einige der er- fahrensten Indianerkämpfer des Landes befinden sich unter Ge- neral Gillems Kommando. Es iff \{chwierig, Nachrichten von dieser entfernten Region zu erhalten, da die Entfernung von dem Hauptquartier der Truppen nach der nächsten Telegraphen- station 30 (engl.) Meilen is, durch eine sehr mangelhafte Straße, über welche alle Depeschen durch Couriere gesendet werden müfffsen.
Die Indianer - Bevölkerung der Vereinigten Staaten wird aus\chließlih jener in Alaska von der Regierung auf 300,000 Bewohner geschäßt. Von diesen leben ungefähr 150,000 friedlih auf „Reservationen“, während ungefähr 95,000 auf den Ebenen umherstreifen, aber doch im AUgemeinen friedlich find und gelegentlih nach den Agencien kommen. Ungefähr 55,000 befinden fich gänzlih außerhalb der Kontrolle der Regierung und man ficht demna, daß fast alle Verlegenheiten, die der Regierung bereitet werden, durch faum ein Sechstel der Race verursacht sind. Fünf Sechstel sind gänzlich oder theilweise civilifirt und stehen hinlänglih unter der Kontrolle der Agen- ten, um fie in Ordnung zu halten. Für die Uebrigen indeß ist der einzige Damm die Militärmaht, und gegen diese giebt es drei Operationsfelder. In Californien bekämpfen die Truppen die Modocs, deren Zahl beschränkt ist, aber deren Be- festigungen unbezwingbar find. In Arizona und Neu-Meriko leitet General Croof die Operationen gegen die 6000 bis 10,000 Mann zählenden Apachen, und diese Operationen werden so energish betrieben, daß alle paar Tage eine Apachenbande an- gegriffen und mit starkem Verlust aufs Haupt geschlagen wird. Ein Bericht über einen dieser Kämpfe, der Anfangs April statifand, meldet, daß in demselben eine Bande dieser Wilden mit einem Verlust von 41 Todten zersprengt wurde. Diese aggressive Campagne foll, wie es heißt, eine gute Wirkung haben, und man erwartet eine baldige Uebergabe des Stammes, eines der widerspenstigsten im Westen. Das dritte und ausge- dehnteste Dperationsfeld bedeckt die weiten Ebenen von Mon- tana, Dakota und Wyoming, welche die kriegerishen Banden der Sioux, der Cheyennes, Ubes, Crows, Arrapahoe's, Blafeet und Andern, 45- bis 50,009 M. zählend, durhstreifen. Gegen diese wird kein glücklicher Krieg geführt, aber nur, weil die Trup- pen beständig auf ihrer Hut gehalten werden und jede mögliche Vorsichi gebrauchen, um ihn zu verhindern, und weil die „In- dianer-Friedens-Kommission'! beständig ihren mächtigen Einfluß gebrauht. Diese Stämme bedrohen die Grenzen von Minnesota, Nebrasfïa und Kansas, und beeinträchtigen die Vermefsungen der Nord-Pacific-Eisenbahn. Alles in Allem genommen, stehen kaum 12,000 Mann Truppen im Jndianerlande, eine Region, die mehr als die Hälfte der Vereinigten Staaten bedeckt.
— Ueber den verunglückten Angriff auf die Befestigungen der Modoc-Indianer liegen nunmehr weitere Nachrichten vor. Die Rekognoszirungs-Abtheilung wurde von den Indianern im Hinterhalt völlig überrumpelt. Die Truppen waren außer Stande, den Indianern eine wirksame Züchtigung beizubringen, obwohl, wie man glaubt, vier gefallen sind. Die Modocs zählen angeblich 70 Krieger, alle wohl bewaffnet, einige sogar mit zwei Musketen. Der Hinterhalt wurde in einer neuen Lavabildung gelegt, wo die Indianer nachhaltig geshüßt waren. Die über- lebenden Soldaten verbargen s\ih in den Felsenspalten bis zum Eintreffen von Verstärkungen am Sonntag Morgen. Nach dem Rückzug der Modocs tebrlen die Verstärkungen am Montag Morgen mit 11 Todten und 22 Verwundeten nach dem Lager zurückz acht Todte wurden auf dem Felde gelassen. Die Leichen
waren s\chrecklich verstümmelt, einige bis zur Unkenntlichkeit |
Lieutenant Croufion und vier Soldaten werden vermißt; man ;
glaubt, daß fie Gefangene sind. Unter den Todten befinden fich Kapitän Thomas, der Führer der Refognoszirungs-Abthei- lung, und die Lieutenants Howe, Wright und Harris. — Per Kabel wird aus New-York vom 1. d. gemeldet: Da E Garry, Minnesota, nicht Maniboba, (wie irr- ümli rikanische Handelsleute auf Cypris-Hill, im britischen Territorium, 450 Meilen entfernt, zwei Sioux-Häuptlinge vergiftet hätten. Auf die Kunde von der Ermordung ihrer Häuptlinge übten die Sioux-Indianer Repressalien aus und ermordeten mehrere Weiße. Die früheren Berichte waren übertrieben. — Aus Rio de Ianeiro vom 10. März wird dem „Reuter- \{hen Bureau“ gemeldet: Wie verlautet, find unter den Mit-
gliedern des Ministeriums Mißhelligkeiten, bezüglich der religiösen |
Controverse zwischen mehreren Bischöfen und einigen Frei- maurern entstanden. Der Iustiz-Minister hai der Deputirten-
kammer einen Geseßentwurf für die Reform der Nationalgarde | vorgelegt, dessen Diskussion indeß noh niht begonnen hat. Das !
Die Revolution in | Lyons so fühlbar gemacht, daß in Verbindung mit den in-
gelbe Fieber if beinahe vershwunden. Paraguay ist unterdrückt worden.
lihen Gesandten und bevollmächtigten Minister Brasiliens am Hofe von St. Iames ernannt worden, nachdem er diesen Posten früher 12 Iahre bekleidet hatte.
Asien. Die chinesi\sche Audienzfrage nähert s\ih
j QZî izt a S : 20 | i tai L L n- 1 _Kam ihrer Lösung. Einem Telegramm aus Shanghai vom 30. | zarn, Baumwolle und Seide gemischter Gewebe, sowie von Geweben
April zufolge, hat der Kaiser von China seine Minister ange- wieser , das bei der Ertheilung von Audienzen an auswärtige Gesandte zu beobachtende Ceremoniell in Erwägung zu ziehen.
Kunft und Wissenschaft.
Berlin, 3. Mai. Der Vorstand der deutschen chemischen Gesellschaft hat in seiner Sißung vom 28. April den einstimmigen Beschluß gefaßt, das Andenken Justus von Liebigs durch Errich- tung eines würdigen Denkmals zu ehren, und alsbald ein aus Mitgliedern der Gesellschaft bestehendes Komite mit den einleitenden Schritten für die Ausführung dieseszsUnternehmens betraut. Æ
Hildesheim, 1. Mai. Gestern Mittag 15 Uhr verschied de Vicarius und Professor Dr. Johannes Leunis Hierselbst. Der- selbe war im Jahre 1802 in Mahlerten geboren und besuchte, da er sih für den geistlihen Stand entschied, das hiesige Gymnasium Jc- jephinum. Nachdem er im Jahre 1827 die Priesterweihen empfangen, wurde er Professor an dem Jofephinum und übernahm bei der Ein- führung von Fachlehrern (1831) den Unterricht in Geschichte, Geo- graphie und Nahunolfeasbaltei. Seinen Ruf begründete Leunis durch jeine „Synopsis,* ein Lehrbuch der Naturgeschichte, das zahlreiche Auflagen erlebte und in den meisten höheren Lehranftalten eingeführt ist. In Anerkennung seiner Verdienste um die Wissenschaft creirte ihn die Universität Göttingen zum Doktor honoris cauza und im Jahre 1844 ernannte ibn das hiesige Domkapitel zum Vicarius. Der Ver- storbene war Mitglied mehrerer gelehrten Gesellschaften und hat uner städtisches Museum, dessen Gründung er eifrigst mitbetrieb, ihm manche rciche Schenkung aus seinen naturwissen]haftlihen Samm- lungen zu verdanken.
— Jn Braunshain bei Hohenkirhen, unweit Pölzig in Sachsen-Altenburg hat der Professor Dr. Klovfleisch aus Jena vom 15. bis 30. April Ausgrabungen von 16 Hünengräbern ge- leitet, die der Kantor H. Thaermaun in Hohenkirhen entdeckt hatte. In der Tiefe von 2 Fuß befand - sich. eine starke Kohlenschicht, Asche und gebrannter Lehm; weiter kamen 10 Steinfäustel (Steinmeißel) aus Grünstein, Achat oder Feuerstein gearbeitet, ca. 30 Messer aus Feuerstein, ca. 6 Stück Reibsteine aus buntem Sandstein und 25 Urnen zum Vorschein. Dieselben waren niht durch Steine ges{chübt, daher meist von der Erde zerdrückt. Die Urnen sind theils s{chüssel-, theils vasenförmig, aber sämmtlich oval, mit Henkeln und zum Theil mit Füßen versehen. Die eigenthümlichen, dem Eindruck eines Bind- fadens . gleichenden Verzierungen der Ürnen lassen muthmaßen, daß dieselben aus der Zeit der Markomanen herstaminen. Eisen und Bronze wurde in den Gräbern nicht gefunden. Professor Dr. Klop- fleisch wird die ausgegrabenen Sachen in Jena einer näheren Prü- fung unterwerfen.f S E
— Das Preisgeriht für ein in Bremen zu ercichtendes Krie- gerdenfmal, bestehend aus den Herren Me Dr. Drake zu Berlin, Professor Dr. Hettner zu Dresden und Ober-Baurath Schröder zu Bremen, hat dem Entwurf des Bildhauers Karl Keil aus Wies- baden, wohnhaft in Berlin, den ersten Preis, demjenigen des Bild- hauers Diedrich Kropp zu Bremen den zweiten, und dem des Bildhauers Robert Diez zu Dresden die Auszeichnung der ehren- vollen offentlichen Erwähnung zuerkannt.
— Wie die „Straßburger Ztg“ meldet, hat man im Enfis- heimer Wald, welcher viele „Hünengräber“ aus celtischen und gallo-römischen Zeiten enthält, wieder einen interessanten Fund gemacht. Derselbe besteht ans einem Diadem und einem Armband von massivem Golde und kunstvoller Arbeit, und hat ein Goldschmied den rohen Werth der beiden Kunstgegenstände zu 900 Frs. abgeschäßt
London, 30. April. Jn Lancaster, Yorkshire, wurde am Dienstag kurz nach 23 Uhr Mittags ein ziemlich heftiger Erdstoß ve:- spürt, der sih jedoch, einige Erschütterung abgerechnct, als ungefährlih
erwies. j Landwirthschaft.
Fm Verlage von Heinrich Schmidt in Leipzig erschien soeben das 4. Heft der „Georgika“, Monatsschrift für Land- wirthschaft und einshlagende Wissenschaften, unter Mit wirkung einer größeren Zahl von Prafktikern und Fachgelehrten, beraus- gegeben von Dr. Karl Birnbaum, Professor für Landwirthschaft an der Universität zu Leipzig. Dasselbe hat folgenden Inhalt: Em- pirie und Wissenschaft. Von H. v. Liebig. Zur Lage des landwirth- schaftlichen Arbeiterstandes in Pommern. Von Dr. Clemens Treutler. Ueber Schlämpemauke. Von Prof. Dr. Zürn in Leipzig. Die Buch- führung des Landwirths. IIL. Von Prof. Dr. Birnbaum. Kritische Betrxchtungen über die Grundsteuer. Mittheilungen über den Land- bau in Veutsch-Lothringen. Von F. W. Toussaint. (Original-Kor- respondenz.) Marktberiht von Dr. Wlliam Löbe. Literaturbrief.
Karlsruhe, 30. April. Die Ernte Badens war im Jahre 1872 nach den jeßt gesammelten statistishen Nahweisen eine im Gan- zen günstige. Getreide, die Hauptsache, wird bezeichnet als ziemlich gut, Futter und Heu als gut, Futterhackfrüchte und Handelsgewächse ziemlich gut, Kartoffeln und Wein nahezu s{chlecht, Obst etwas unter dem Dur schnitt. Kartoffel- und Weinernte war die schlechteste seit der statistischen Beobachtung“ (1865), di Futterernte war nur 1867 gleih günstig.
__ Rom, 2. Mai. (W. T. B.) Neueren Nachrichten zufolge find die durch die leßten Fröste verursachten Schäden nur auf einzelne Distrikte beschränkt.
Gewerbe und Handel.
_In der am 30. v. M. stattgefundenen Auffichtsraths-Sißung der Berolina, Dhuferpau. See tar wurde von der Direktion die vou dem gerichtlihen Büchec-Revisor Herrn Adolphi revidirte Bilanz pro 1872 vorgelegt und beschklossen, der stattfindenden Generalversammlung die Vertheilung einer Dividende von 5 % für die aëgelaufene Geschäftszeit vorzuschlagen. Die Generalversammlung findet am 15, d. M. statt.
Essen, 1. Mai. In der heute stattgehabten O ordentlichen Genéralversammlung der Westdeutschen Versicherungs-Afktien-
gemeldet wurde) if die Nachricht eingelaufen, daß ame- |
| wird.
Baron de edo i Neue zu ßerordent- | li fein wird. De l er Penedo iffst aufs Neue zum außerord | weis aus Wolle, Baumwolle, Leinen, Modebändern ganz aus Seide,
Bank wurde über die Geschäftsecgebnisse des abgelaufenen Rechnungs- jahres Bericht erstattet. Die Prämieneinnahme in der Feuer- und Glasversicherungsbranche stieg von 223,718 Thlr. auf 321,191 Thlr. und das gezeichnete Versicherungskapital von 145,279,627 Thlr. auf 182,149,027 Thlr. Für Brand- und Glasbruhschäden wurden gezahlt 102,962 Thlr. und werden für noch \{chwebende Schäden 6441 Thlr. reservirt. Die im Jahre 1872 vorgekommenen Schäden wurden faîft sämmtli bis zum Schluß des Jahres abgemacht und ohne Zusnahme im Wege der gütlichen Vereinbarung regulirt, so daß kein einziger zu einem Prozeß führte. An Prämienreserve werden vorgetragen 183,052 Thlr. und bleibt ein Uebershuß von 20,716 Thlr., aus wel- chem den Aktionären eine Dividende von 8 Thlr. pr. Aktie gezahlt
Ueber die Entwickelunz des Geschäfts im laufenden Jahre laute-
| ten die Mittheilungen der Direktion ebenfalls befriedigend. Jn den
ersten drei Monaten wurde im Feuerversiherungsgeschäft eine Mehr- einnahme an Prämie erzielt gegen das Verjahr von rot. 31,000 Thir., während die Schadenziffer bis jeßt niedriger ist als im Vorjahre.
— Nach dem Jahresbericht der Handelskammer zu Elber- feld pro 1872 hatte si auf dem Gebiete der Seidenwaarenfabrifation die nach Herstellung des Friedens wieder eingetretene Mitbewerbung
zwischen gesteigerten Löhnen eine Reduktion der Weberzahl unausbleib- Auch in Bändern, Litzen, Kord-ln, ganz. oder theil-
{T2 = {Ses
| Wolle, Baumwolle oder aus diefen Stoffen gemischt, war der Se
| schâftêgang bedeutend ruhiger und der Konsum geringer als im Jahre | 1871. Dagegen erhielten sich die Fabrikate der Möbeljstoffbranche, | wollene Streichgarne und mit Streichgarn gemischte Waaren, in guter
Nachfrage. Die Fabrikation wollener Kammgarn- und mit Kamm-
aus doubtirtem Kammgarn litt durch Ueberproduktion. Zanella und Konfektionsstoffe wurden außergewöhnlich lebhaft gesucht. Das Jahr 1872 eröffnete für halbwollene Kleiderstoffe mit hohen Nohbistoff- preisen bei bedeutendem Absaß, der aber zum großen Theil noch auf billigen Kontrakten basirte. In Weften war der Aufschlag gegen den Sommer 1871 so bedeutend, daß neue Geschäfte in den betreffenden Artikeln unlohnend und deshalb eingeschränkt wurden. — Gummiwaaren wurden lebhaft gefragt ; auswärtige Konkurrenz drüdckte jedo die Preise. Die Eisengarnfabrifen waren bis zum Oktober 1872 jehr stark beschäftigt. Für die Türkish-Rothgarnfärberei war das deutsche, nicht aber das übcrseeishe Geschäft befriedigend. Die Wag-n- fabrifation, die hauptiächlich exportirt, arbeitet nicht mehr mit glei- chem Vortheil wie früher. Die Maschinenbauanstalten und Eisengie- ßereien fonnten bei dem Mangel an tüchtigen Arbeitern nicht elle Aufträge ausführen. Die Eifen- und Stahlwaaren- (Klein-) Induftrie litt unter den um mehr als 100 Prozent gestiegenen Preisen des Roh- eisens. Die Anilinfabriken hatten weniger Absaß uud {lehtere Preite als früher, weil die Mode den Anilinfarben niht günstig war. — Für die Provinzial-Gewerbeschule ist ein 81 Are 22 Qu. Meter großes Grundstück angekauft worden, auf welchem ein neues Gebäude für dieselbe aufgeführt werden foll. Die beiden Unterstüßungsftassen für Fabrikarbeiter zählten am 1. November 1872 541 Färber 2c. und 3320 andere Ar- beiter als Mitglieder, die 11 Handwerksgesellen-Unterstüßungskasfsen Ende 1871 2490, die Buchdrucker- und Schriftseßer-Gehülfenkasse für Elberfeld und Barmen 149, die 8 Krankeukassen für selbständige Gewerbtreibende 968 Mitglieder. Außerdem waren Ende 1871 noch vorbanden: 25 Kranken- und Sterbeauflagen mit 12,270 Mitgliedern, 4 Krankenauflagen mit 258 Mitgliedern, 42 Sterbeauflagen mit 7695 Mitgliedern, 2 Unterstüßungékaffen für wandernde Handwerksgefellen mit 78 Mitgliedern. — Die Waarenausfuhr aus dem Handelskammer- bezirk Elberfeld nach den Vereinigten Staaten von Nordamerika belief sich im Jahre 1872 auf 6,150,699 Thaler.
Verkehrs-Anstalten.
Triest, 2, Mai. (W. T. B.) Der Lloyddampfer „Diana“ ist heute Nachmittag 2 Uhr mit der ostindisch-chinesischen Ueberland- post aus Alexandrien hier eingetroffen.
London, 30. April. Das Handelsamt hat vom Staats- Sekretär fär auêwärtige Angelo-genheiten eine Depesche des britischen Gesandten în Rom erhalten, welche meidet, daß zwischen Genua und den südamerifaniichen Häfen Rio de Janeiro, Montevideo und Buenos Aires eine neue Dampferlinie hergestellt worden ift. Dieselbe Behörde hat auch eine Depesche des britishen Konsuls in San Francisco erhalten, welche meldet, daß die amerikanische Damyferlinie zwischen diesem Hafen und Neuseeland zurückgezogen wird, und daß wabhr- scheinlich in Kurzem eine englische Linie zwischen diesen Orten herge- stellt werden wird.
Aus dem Wolff’ schen Telegraphen-Bureau.
Wien, Sonnabend, 3. Mai. Für die Zeit der Anwesen- heit der Hohen Fürstlichen Gäste sind von dem Kaiserlichen Hofe zwei große Gartenfestlihkeiten in Ausficht genommen; die eine soll im Laufe des Monat Mai in Schloß Laxenburg und die zweite während der Anwesenheit des Kaisers Wilhelm in Goedoelloe stattfinden. — Der Kronprinz des Deutschen Reichs und von Preußen beabsichtigt eine Donaufahrt nah Pest zu unternehmen, wobei er in der ODfener Burg sein Absteigequar- tier nehmen wird. :
London, Sonnabend, 3. Mai. In der gestrigen Sißung des Unterhauses stellte Hamilton den Antrag, gegen die Regie- rung wegen ihres Verhaltens in der San JIuan-Frage ein Tadelsvotum auszusprechen. Gladstone vertheidigte die Regie- rung gegen den Angriff und {loß seine Rede mit der Erflä- rung, daß es durchaus natürlih sei, wenn die erfolgtie, für Nordamerika günstige und die Ansprühe Englands zurück- weisende \chiedsgerichtlihe Entscheidung {hmerzlihe Gefühle er- regt habe. Darüber aber könne auch nicht der geringste Zweifel aufkommen, daß der Kaiser Wilhelm nah der eingehendsten, sorgfältigsten und mühsamsten Prüfung der einschlägigen Ver- hältnisse seinen Wzhrspruch mit der vollsien Unparteilichkeit ab- gegeben habe. Der Zwischenfall war damit erledigt.
. Perpignan, Sonnabend, 3. Mai. Nach eingelaufenen Meldungen aus Barcelona vom 1. d. M. hat Oberst Cabrinety die Carlisten - Abtheilungen unter Saballs und Nilla in einem sechsstündigen Gefechte in den Bergen von Monseny völlig ge- \chlagen. Oberst Cabrinety is wegen des fiegreihen Gefechts zum Brigadier ernannt worden. Der General - Kapitän von Catalonien Velarde hat einen Befehl erlaffen, wonach alle Land- häuser verlassen und zugemauert werden follen. Diese Anord- nung, über deren ganzen Inhalt und Umfang Näheres noh niht vorliegt, foll in der ganzen Provinz große Aufregung hervorgerufen - haben, zumal da Velarde auf die Bitte, den Befehl zurückzunehmen, erklärte, er werde die Landhäuser, welche niht vermauert würden, zerstören lassen. Sechzig Alcalden hatten in Folge dessen beabsichtigt, ihr Amt niederzulegen; man befürchtet einen allgemeinen Aufstand, im Falle die Maßregel zur Ausführung gelangen sollte.
Rom, Sonnabend, 3. Mai. Der König hat der „Opinione“ zufolge auch mit Ricasoli und Minghetti wegen Bildung eines neuen Kabinets verhandelt. Dieselben erklärten indeß, daß in der jeßigen Kammer ausreichende Elemente für die Bildung eines neuen Ministeriums nicht vorhanden seien. Es werden von mehreren Seiten Schritte gethan, um das gegenwärtige Ministerium zum Verbleiben im Amte zu bestimmen; diese Ver- suche begegnen indeß noch Schwierigkeiten. /
Konstantinopel, Freitag, 2. Mai. Die Ruhe in Betÿ- lchem is wieder vollständig hergestellt. Die Pforte hat in Folg &