1873 / 110 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 09 May 1873 18:00:01 GMT) scan diff

beantragte 1) Abg. Dr. Völk ftatt „100 Mark“ zu segen „50 Mark“, 2) Abg. Dernburg, dem 2. Alinea des Paragraphen die Worte inzuzufügen: „jedo darf ersteres (das Staatspapiergeld) auch auf einen Betrag von fünfzig Mark lauten“, 3) Abg. Aer- mann, den ganzen Artikel zu ftreihen, dabei aber den Reichs- kanzler zu ersuhen, a. daß alsbald dem Reichstage ein Bank- eseß vorgelegt und in diesem die Frage über die Berechtigun e Banken zur Ausgabe von Noten festgestellt werde; b. daf gleicherweise die Frage über das Staatspapiergeld durch: ein be- sonderes Gese zum Abschluß gebracht werde; eventuell im Art. 18a. anstatt der Zahl 1875 zu segen 1877, b. anstatt „100 Mark“ die Worte „50 Mark“; c. das zweite Alinea zu streichen. : An der äußerst lebhaften Diskussion betheiligten fich die Staatsminister Delbrück und Camphausen (\. unter Reichstags- Angelegenheiten), sowie die Abgg. Dr. Völk, Dr. v. Treitschke, Sonnemann, Dr. Bamberger und Dr. Windthorst (Meppen), dessen Antrag, - die Debatte über §. 18 und die restirenden Re- solutionen zu vertagen, angenommen wurde. Darauf \{loß die Sitzung um 42 Uhr. i

Der heutigen (73.) Sizung des Ha uses derAbgeord- neten wohnten am Ministertishe die Staats-Minister Camp- hausen, Graf zu Eulenburg, Dr. Falk und mehrere Regierungs- Kommissare bei. Erster Gegenstand der Tagesordnung war fol- gende Interpellation des Abg. Dr. Virhow: ;

„Der von der Königlichen Staatsregierung vorgelegte Geseb- entwurf, betreffend die Gewährung von Wohnungsgeldzuschüssen an unmittelbare Staatsbeamte, is von beiden Häusern des Landtages angenommen worden. Das Geseß ift troßdem noch nicht zur Publifka- tion gekommen. Jh richte deshalb an die Königliche Staatsregierung die Anfrage: „Wann steht die Publikation des Gefeßes zu erwarten ?“

Der Finanz-Minister Camphausen erklärte, er werde in den ersten Tagen der nächsten Woche die Interpellation beantworten. Hierauf wurde das Geseß, betreffend die Grbschaftsfsteuer in der Fassung des Herrenhauses angenommen. An der Debatte über den Geseßentwurf, wegen Abänderung des Geseßes vom 1. Mai 1851, betreffend die Einführung einer Klassen- und klassifizirten Einkommensteuer betheiligte fich von Seiten der Regierung der Finanz-Minister und der Regierungs - Kom- missar, Geh. Ober-Regierungs-Rath Ribbeck, aus dem Hause die Abgg. Hahn und Richter. Die 9 ersten Paragraphen wurden ohne Debatte, in der Fassung des Herrenhauses genehmigt. 8. 9b erhielt durch die vom Hause angenommenen Amendements der Abgg. Rickert und Hahn folgende Fassung:

„Soweit nach den bestehenden Bestimmungen in Stadt- und Landgemeinden das Bürgerreht, bezichentlich das Stimm- und Wahlreht in Gemeindeangelegenheiten an die Bedingung eines jähr- lichen Klassensteuerbetrages von 3 resp. 4 Thlrn. geknüpft ist, tritt bis zur anderweitigcn Regelung des Gemeindewahlrechts an die Stelle der genannten Säße der Stufensaß von 2 Thlr. Klafsen- steuer. Ortsftatuten, welche das Wahlrecht an einen höheren Klafsen- steuersaß als den Betrag von 4 Thlr. knüpfen, verlieren mit dem 1. Januar 1874 ihre Gültigkeit. Wo solche Ortsstatuten nah be- steheuden Kommunalordnungen zuläsfig find, kann das Wahlrecht dur nene Ortsfstatuten von der Veranlagung zur 2. bis 8. Steuerstufe ab- hängig gemacht werden. Jn den bisher mahtl- und shlachtsteuer- pflichtigen Städten der öftlichen Provinzen können die in §. 5 unter Nr. 4 Litt. d. der Städteordnung vom 30. Mai 1853 bezeichneten Eiukommensbeträge unabhängig von dem Fortbestande der Mahl- und Schlachtsteuer durch Kommunalbeschluß als Bedingung des Bür- gerrehts beibehalten werden.“ S

Zu §. 10 sprach der Abg. Hahn für die Verbesserung der Lage der Steuererheber in den westlichen Provinzen, und gaben die Vertreter der Staatsregierung die Erklärung, daß dem ge- rügten Uebelstande in Kurzem abgeholfen werden solle. Die übrigen §8. wurden ohne Debatte genehmigt, und dann das ganze Gesez angenommen. Sodann trat das Haus in die Berathung des Gesetzentwurfs, betreffend die Aufhebung der Mahl- und Schlachtsteuer; fast ohne Debatte nahm dasselbe den Entwurf in der Fassung des Herrenhauses an. Ueber den Entwurf eines Gesezes über die Vor- bildung und Anstellung der Geistlißhen und über die Gesegvorlage, betreffend die , kirchliche Disziplinar- Gewalt und die Errihtung des Königlihen Gerichtshofes für kirhlihe Angelegenheiten, wurde die General-Diskusfion ver- bunden und näch zwei Reden der Abgg. v. Mallinckrodt und v. Schorlemer-Al| geschlossen. Eine Aeußerung des leßteren Redners, daß diese Geseze niht ausgeführt werden und daß die Katholiken sich ihnen niht beugèên würden, veranlaßte den Staats-Minister Dr. Falk zu: der Erklärung, daß die Ausführung der Geseße unzweifelhaft sei und eventuell durch anderweite Ge- seze unterstüßt werden solle. Der erstere der beide Geseß- entwürfe wurde unverändert, wie er aus den Beschlüssen des Herrenhauses hervorgegangen ift, in allen seinen Paragraphen und im Ganzen endgültig genehmigt. wurde auch das zweite fkirhlihe Gesez nah einigen Bemerkungen des Abg. Dr. Reichensperger (Coblenz) unverändert genehmigt, und um 2 Uhr die Sizung geshlofsen. Die nächste findet Sönnabend 11 Uhr ftatt.

Se. Majeftät der Kaiser und König haben der Fahne des 2. Bataillons 3. Garde-Grenadier-Regiments Königin Elisabeth einen filbernen Ring mit der Inschrift: „Es wurde mit dieser Fahne in der Hand am 30. Oktober 1870 verwundet und starb in Folge defsen: Grenadier Harbig“ verliehen.

Das 1. Hannoversche Dragoner - Regiment Nr. 9 tritt bei Rütehr der Ofkupations-Armee aus Frankrei zum XŸ. Armee - Corps und zwar zur 30. Kavallerie-Brigade über. Bis zur Gewinnung entsprehender Unterkunft in Met, dem künftigen Garnisonorte dieses Regiments, wird dasselbe Kan- tonnements-Quartiere in- Lothringen beziehen.

Die Einnahmen an Zöllen und gemeinschaft- lihen Verbrauhsfteuern im Zollgebiete des Deut- \hen Reichs im 1. Quartal d. F. belief sich auf überhaupt 26,957,084 Thlr. gegen 20,865,873 Thlr. im entsprehenden Zeitraum des Vorjahrs, is also um 6,081,211 Thlr. gestiegen. An Bonifikationen auf gemeinschaftlihe Rehnung find 1,334,628

* Thlr. (1872 nur 573,233 Thlr.) herausgezahlt worden, \o daß fi also der Nettoertrag auf 25,622,456 Thlr. gegen 20,292,640 Thlr. in 1872 stellt. ës zeigen sämmtlihe Abgabenzweige eine Zunahme des Ertrages, die besonders bei den Zöllen und der Rübenzudckersteuer von Bedeutung gewesen ist. Die Solleinnahme im 1. Quartal d. I. betrug nämlich bei: den Ein- und Aus- gangsabgaben 12,176,268 Thlr. (1872: 9,594,816: Thlr.), der Rübenzuckersteuer 6,189,007 Thlr. (1872: 3,707,352 Thlr.), der Salzsteuer 2,506,266 Thlr. (1872: 2,497,180 Thlr.), der Tabaks- steuer 53,819 Thlr. (1872: 51,101 Thlr.), der Branntweinsteuer 4 489,631 Thlr. (1872: 3,651,835 Thlr.), R E Ee von Branntwein 4945 Thlr. (1872: 2926 Thlr.), der Brau- fieuer 1,466,269 Thkr. (1872: 1,307,848 Thlr.), der Uebergangs- abgabe von Bier 70,879 Thlr. (1872: 52,815 Thlr.).

In derselben Weise |

Die Einnahmen in den einzelnen Bundesstaaten waren (verglihen mit dem Vorjahre) folgende: Preußen 17,854,890 Thlr. (13,885,074 Thïr.),. Hohenzollern 12,187 Thlr. (11,192 Thlr.), Lauenburg 8716 Thlr. (10,420 Thlr.), Lübeck, Haupt- Zollamt 94,020 Thlr. (81,684 Thlr.), Bremen, desgl. 148,592 Thlr. (101,093 Thlr.), Hamburg, desgleichen 365,245 Thir. (251,780 Thlr.), Bayern 1,052,335 Thlr. (1,085,457 Thlr.), Sachsen 1,616,273 Thlr. (1,297,897 Thlr.), Württemberg 928,881 Thlr. (518,471 Thlr.), Baden 871,429 Thlr. (833,056 Thlr.), Hessen 518,492 Thlr. (382,735 Thlr.) Mecklenburg- Schwerin und Strelitz Weimar 89,749 Thlr. (69,358 Thlr.), Oldenburg 260,142 Thlr. (68,944 Thlr.), Braunschweig 830,098 Thlr. (419,621 Thlr.), Sachsen-Meiningen 119,210 Thlr. (95,003 Thlr.), Sachsen- Altenburg 55,609 Thlr. (49,067 Thlr.), Sachsen-Coburg-Gotha 76,397 Thlr. (71,025 Ihlr.), Anhalt 792,151 Thlr. (575,141 Thlr.), Schwarzburg-Rudolstadt 34,785 Thlr. (27,827 le) Schwarzburg - Sondershausen 10,436 Thlr. (11,514 Thlr.), Reuß ältere Linie 6934 Thlr. (4915 Thlr.), Reuß jüng. Linie 39,493 Thlr. (38,518 Thlr.), Elsaß-Lothringen 1,306,162 Thlr. (759,029 Thlr.), ‘außerdem Luxemburg 121,625 Thlr. (75,231 Thlr.). Die oben nachgewiesene Einnahme von Preußen ver- theilt fih auf die einzelnen Provinzen folgendermaßen: Ostpreu- ßen 525,949 Thlr. (423,769 Thlr.), Westpreußen 511,473 Thlr. (449,055 Thlr.), Brandenburg 2,131,594 Thlr. (1,701,957 Thlr.), Pommern 911,252 Thlx. (750,787 Thlr.), Posen 760,958 Thlr. (656,366 Thlr.), Schlesien 2,344,450 Thlr. (1,746,960 Thlr.), Sachsen 4,459,114 Thlr. (3,090,867 Thlr.), Swhleswig-Holstein 514,427 Thlr. (431,740 Thlr.), Hannover 1,478,724 Thlr. (945,074 Thlr.), Westfalen 897,746 Thlr. (622,592 Thlr.), Hessen-Nafsau 888,199 Thlr. (625,529 Thlr.), Rheinprovinz 2,431,004 Thlr. (2,400,378 Thlr.).

Die Gesammteinnahme an Wechselstempelsteuer im Reichspostgebiete, sowie in Bayern und Württemberg hat im 1. Quartal d. I. 665,865 Thlr. gegen 537,024 Thlr. im Vor- jahre betragen, zeigt also ebenfalls eine erheblihe Zunahme um 128,841 Thlr. Ï :

Wenn die Erlaubniß zum Kleinhandel mit Brannt- wein und Spiritus bereits ertheilt ist und demnächst noch die Konzession zum Bier- und Weinausschank verlangt wird, \o kann leßtere bei dem Vorhandensein eines geeigneten Lokals nicht füglich versagt werden. Der Minister des Innern hat aber bestimmt, daß in diesen Fällen als ein geeig- netes, d. h. ein, seiner Lage 2. nah, den polizeilichen Anfor- derungen genügendes Lokal, zur möglihsten Vorbeugung und event. leihteren Konstatirung des etwa beabsichtigten versteckten Branntweinschankes nur ein solhes zu erahten is, welches getrennt von demjenigen liegt, in welhem der Branntwein- 2c. Kleinhandel betrieben wird. 5 is Et 22: Er r 0 B T C I P C T O R E R 2 E

Bayern. München, 6: Mai. Der König hat dem gestern Abends im Palais des Prinzen Luitpold abgehaltenen schr glänzenden Festballe bis nah Mitternacht beigerbalai Auch Erzherzog Ludwig Victor von Oesterreich, der seit vorgestern \ihch hier befindet, war Zut dem Balle anwesend. -

Der General-Inspecteur der Artillerie und des Trains, General-Lieutenant v. Brodesser, der am 6. Mai 1804 in die Armee eintrat, hat mit dem heutigen Tage sein 69jähriges wirkliches Dienstjahr /zurückgelegt. Dem „B. K.“ zufolge war die Mittheilung, daß derselbe um seine Verseßung in den Ruhe- stand nachgesucht, verfrüht, und soll derselbe ers heute um seine Quiescirung eingekommen sein. i

Das Centralkomite des bayerishen Vereins zur

| Pflege und Unterstüßung im Felde verwundeter nnd erkrankter

Krieger hat si berkèit erklärt, gleih wie im vorigen, so auch im laufenden Jahre wiedex in verschiedenen Bädern Heilstationen zur unentgeltlihen Aufnahme von Verwundeten, welhe den leßten Krieg mitmachten, zu eröffnen.

7. Mai. Bei dem König wird zur Feier des heutigen Namensfestes der Prinzessin Gisela im festlih beleuch- teten Wintergarten der Königlichen Residenz ein Familienfest stattfinden, daß jedoch ers Nachts 10 Uhr beginnt, weil die Hohen Herrschaften zuvor der vom österreihishen Gesandten Frhrn. von Bruck dem Prinzen Leopold und der Prinzessin Gisela zu Ehren veranstalteten Soiree beiwohnen werden.

- Wie die „Allg. Ztg.“ meldet, hat der König vorgestern Abends vor dem Balle, der bei dem Prinzen Luitpold stattfand, einen längeren Besuch des Erzherzogs Ludwig Victor von Desterreich, welher mehrere Tage hier verweilte, in der Königlichen Residenz empfangen.

Die außerordentlihen Gesandten des Kaisers von Japan, Iwakura, Ito und Yamagoutchi, sind mit einem Leib- atzt, 7 Sekretären und anderweitigen zahlreichem Gefolge geftern hier eingetroffen ; dieselben werden heute Naht nah Italien abreisen.

Zu Anfang Juni werden 11 Beamte des Baudienstes auf Staatskosten zur Wiener Weltausstellung entsendet werden, um die Gegenstände ihres Faches dort zu studiren und umfassenden Bericht darüber zu erstatten.

Sachsen. Dresden, 8. Mai. Der Prinz und die Prinzessin Georg sind gestern Abend zum Besuche det Weltausftelung nah. Wien gereist. Der Aufenthalt Ihrer Kö- niglihen Hoheiten in Wien dürfte etwa 8 Tage dauern.

Baden. Kgrlsruhe, 7. Mai. Die Prinzessin Karl von Hessen, Prinzessin Elisabeth von Preußen, ist heute Nachmittag zum Besuch der Großherzoglichen Familie von Baden hier eingetroffen und hat am Abend die Reise nah Darmstadt S ULE

Der Großherzog wird heute Nacht die Residenz ver- lassen, um der Einladung des Fürsten von Fürstenberg nah- zukommen und fi gur Auerhahnenjagd in die betreffenden Jagdbezirke am Fuße des Feldbergs zu begeben. heit Sr. Königlichen Hoheit wird einige Tage dauern.

Landtag des Herzogthums wird im Laufe dieses Monats zur Berathung und Feststellung des neuen Staatshaushalts hier zusammentreten. f Eli At Gd CRMIER S

Neuß. Greiz, 7.-Mai. Der Fürst und die Fürstin find geftern aus Bückeburg hierher zurückgekehrt.

Desterreich-Ungarn. Wien, 8. Mai. “Gestern Mittag besuchten Ihre Kaiserlichen und Königlichen Hoheiten der Kron- prinz und die Kronprinzessin des Deutschen Reiches und von Preußen das öfterreihishe Museum für Kunst und Industrie. Am Nachmittag ertheilte der Kronprinz in der Kaiser- lich Königlichen Hofburg einige Audienzen.

143,234 Thlr. (141,821 Thlr.), Sachsen-_

Die Abwesen- :

- Se. Kaiserlihe und Königliche Hoheit der Kronprinz des Deutschen Reiches und von Preußen und Se. U R Hoheit der Graf von Flandern verweilten längere Zeit auch in Weltausftellung. /

Der Erzherzog Kronprinz Rudolf hat -sich gestern mit Sr. Königlichen Hoheit dem Prinzen Friedrich Wilhelm von Preußen nah Larenburg begeben.

Die Reichsrathsdelegation genehmigte gestern ohne Debatte die Shlußrechnung von 1871, sowie den Antrag des Budgets-Aus\chusses bezüglih der Heeresrüstungsfrage und den Nachtragskredit von 115,000 fl. zum Ankaufe einer Kaserne in Budmweis. /

Der Heeresaus\{chuß der ungarischen Delegation verhandelte gestern die Nachtragskreditforderun Gulden, welche zum Ankaufe des der bräuberehtigten Bürger- haft von Budweis gehörigen, jegt als Kaserne benüßten Ge- bäudes verwendet wurden, und vertagte die Fassung des Be- \{lusses, bis die verlangten näheren Daten vom Kriegs-Minister vorgelegt sein würden.

__ Rrafau, 7. Mai. Um 11 Uhr wurde ein solenner Gottes- dienst in der Marienkirche abgehalten, worauf der prozessionelle Aufzug aller Korporationen und des Adels (in Nationaltracht) unter andauernden Hochrufen der Volksmenge und den Klängen der Militärkapelle zum Afkademiesaale stattfand, wo Erzherzog Carl Ludwig um 12 Uhr die Sitzung der Akademie mit einer Avsprache eröffnete. Nah dem Schlusse derselben bra die Ver- sammlung in ein dreimaliges Hoh auf Se. Majestät aus. Der Präfident der Akademie, Mayer, drückte Sr. Majestät den Dank aus und sprach sodann über die Aufgabe der Akademie im Allgemeinen und über die hiftorische Entwickelung derselben in- Polen. Der General-Sekretär Szujski \prach über die Be- ziehungen der Akademie zum Lande und zur allgemeinen wissen- \chaftlihen Thätigkeit. Um 7 Uhr fand Galadiner statt, zu wel-

hem au einige Mitglieder der Akademie geladen waren. Mile à t R A E I

Großbritannien und Jrlaund. London, 6. Mai. In Windsor fand gestern unter. dem Vorsiß der Königin ein Conseil statt, bei welhem der Marquis von Ripon (Präsident des Geheimen Raths), Viscount Halifax (Geheim-Siegelbewahrer), der Earl von Kimberley (Minister für die Kolonien) und Vis- count Sydney (Oberst-Kämmerer) zugegen waren. Vor dem Conseil hielt die Königin eine Privat-Investitur des Bathordens und des indischen Sternes.

Die Prinzessin von Wales is in Begleiiung Sr Familie von Shloß Sandringham nah London zurück- gekehrt.

Prinz Adalbert von Preußen stattete gestern mit seinem Gefolge dem König und der Königin der Belgier im Butingham-Palast einen Besuch ab.

Ein Telegramm aus Toronto vom 5. ds. aneldet: Die Majorität des zur Untersuhung der Angelegenheiten der Pacific-Eisenbahn niedergesezten Aus\hu}ses hat beschlossen , die Regierung zu ersuchen, die Untersuhung bis Juli zu vertagen, mit dem Verlangen, daß die Verhandlungen geheim geführt werden sollen. Die Minorität will an das Parlament appelliren, und man erwartet eine errégte Debatte.

Frankreih. Paris, 5. Mai. Casimir Perier, Präsident des Theils- des parlamentarischen Vereins, welcher seinen Namen führt (Centre gauche Périer), veröffentliht im „Temps“ ein Swhreiben, worin er sih aufs Entschlossenste für die Aufrechterhaltung der Republik ausspriht und den Gerüchten entgegentritt, denen zufolge feine Partei \fich dem rechten Cen- trum anzuschließen die Absicht hätte.

Der „Patrie“ zufolge wäre eine Verständigung zwischen der Regierung und den betreffenden Kommissionen hinsichtlich der Reorganisation des Artilleriematerials erfolgt, und zwar hätte man sih über die Annahme einer Kanone vom Kaliber von 8 Centimeter geeinigt, eine Erfindung des Obersten der Marine-Artillerie Maillard, gegenwärtig Direktor der Gießerei von Nevers. Als die beste Lafette wurde das Modell anerkannt, welches von Herrn Fournier, Kapitän der Marine-Artillerie, gegenwärtig der Gießerei von La Villeneuve zugetheilt, vorge- legt wurde.

Die Expedition gegen Marokko, von welcher in den Blättern vor einigen Tagen dic Rede war, wird neueren Nachrichten zufolge unterbleiben. Die Schwierigkeiten, welchesih zwischen Marokko und Frankreich erhoben hatten, wurden auf friedliche Weise beigelegt. Sie waren dadurch entstanden, daß der an der marokkanis{h- algerishen Grenze wohnende Stamm Beni-Snassen fortwährend Einfälle auf französisches Gebiet machte und sich dann mit feinen Leuten nach Marokko zurückzog. Da alle französishen Beschwer- den bei der maroffanischen Regierung ohne Erfolg geblieben waren, so beschloß Frankrei, ein Corps von 20,000 Mann ab- zusenden, um fich selbs Genugthuung zu verschaffen. Durch das nunmehr getroffene Abkommen verpflichtet ih der Kaiser von Marokfo, den Schaden,. den die “Stämme angerichtet, und die Unkosten zu bezahlen, welche für Frankreih aus den militä- rishen Vorbereitungen entstanden find.

Spaníen. Der Korrespondent des „D agily Telegraph“ meldet aus Madrid vom 4. Mai. „In der Stadt sind seit gestern Manifeste der Föderalisten angeschlagen, worin das Volk dringend aufgefordert wird, von der Regierung die unverzügliche Proklamirung einer föderalen Republik, Abschaffung des Staats- rathes, mehrerer Verwaltungsbehörden und der Todesstrafe , die Trennung von Kirche und Staat und eine Herabsezung in der Zahl der Minister zu verlangen. Diese Forderungen bildeten den Gegen- stand erregter Redeti in ciner Versammlung unter freiem Himmel, die heute vor dem Präsidentschaftspalast abgehalten wurde. Aber es wurde kein Versuch gemacht, der Versammlung den Charakter einer drohenden. bewaffneten Kundgebung beizulegen, und die Ver- handlungen liefen ruhig ab. General Contreras is ersucht wor- den, sich an die Spiß der föderalistishen Partei zu stellen, aber er hat die Einladung abgelehnt.“

Ein Telegramm des „Reutershen Bureaus“ aus Barces

Sachsen-Coburg-Gotha. Coburg, 5. Mai. Der 4 lona vom 3. d. meldet: „Don Alphouso und seine Gemahlin,

begleitet von den Banden Mirets, Naslallets und Vidals, im Ganzen 1200 Mann stark, brachten die Nacht des 30. v. M. in Cape-Uades zu. Die Einwohner des Dorfes wurden gezwungen, ihre Häuser zu illuminiren und eine Kontribution von 500 Douros zu zahlen, Don Alphonso verließ den Ort am 1. d. um 6 Uhr Morgens in der Richtung von NGDs Claramuret. «Mit dem Besuche von Barcelona so nahe gelegenen Ortschaften, bezweckt Don Alphonso wahrscheinli ein Dementi der Depesche des Ge- nerals Velarde, ‘welche den Uebertritt des Prinzen nah Frank- reich meldete.“ :

Nach aus Barcelona vom 6. d. M. stammenden Narichten wäre: Brigadier Cabrinety in einen Hinterhalt gefal- len und nur mit fknapper Noth der Gefangenschaft und dem

Verlufte zweier Geshüße entgangen. Zuverlässige und detaillirte

von 115,000

Nachrichten lagen noch nicht vor. In der Umgegend von S wurden ohne jede weitere Beunruhigung die Steuern

von Carliftishen Steuerempfängern erhoben. Mehrere

Deputationen hatten fich zum General-Kapitän Velarde be-

geben und denselben um Zurücknahme des Befehls betreffs Ver-

mauerung der Ein- und Zugänge von Landhäusern gebeten,

wogegen fie eine allgemeine Erhebung der Bevölkerung gegen

die Carlisten in Ausficht stellten.

Italien. Rom, 2, Mai. Am 4. d. M. wird der vom Finanz-Minister eingebrachte Gesehentwurf Pi Beschaffung der von der Kammer bewilligten Zulagen zur Erhöhung des Budgets Þes Kriegs-Ministers und ‘zur Vermehrung der Besoldungen der Staatsbeamten unter die Abgeordneten vertheilt werden. Der Minister fagt in seinem Berichte: die Kammer isst mit der Re- gierung einverstanden, daß die Rüstungen des Heeres mit der Herstellung des Gleichgewichts in den Einnahmen und Ausgaben im Staatshaushalte Hand in Hand gehen müssen. Darauf be- tont er die Nothwendigkeit, daß die Erhöhung des Gehalts der Staatsbeamten mit der Vertheuerung ihrer Lebensbedürfnisse im Verhältniß stehen müsse. Die Vervollständigung der Ausrüstung der Armee und die Erhöhung der Beamtengehalte beanspruchen circa 32 Millionen, die fich ergeben: 10 aus der Besteuerung der Webstoffe, 7 aus der Modifikation der Geschäftssteuer, 9 aus der Erhöhung derselben um ein Zehntel, 6 aus der Modifikation der Gebäudesteuer. Der Minister fügt hinzu, daß er den Banken den Staats\chaßdienst übertragen müsse und daß er der Kammer einen auf die Regelung der Papiergeldemission bezüglihen Ge- seßentwurf vorlegen werde.

Schweden und Norwegen. Stockholm, 5. Mai. Zur Krönungsfeier werden als Repräsentanten Dänemarks der Lehngraf Moltke-Bregentved, der Marine-Kapitän Lund und der Graf F. v. Sponneck hier eintreffen. Das norwegische Stor- thing hat zu seinen Repräsentanten bei dieser Gelegenheit 12 Mitglieder gewählt, und hier cirkulirten in beiden Kammern des Reichstags Zeihnungslistent zur Veranstaltung eines Banketts zu Ehren der norwegischen Gäste, worauf die Zeihnungen heute um 12 Uhr abgeschlof}sen wurden. A

Ueber die norwegische Reise des Königs 1oird von Sammerfest aus zuverlässiger Quelle berichtet, daß dieselbe auf der Fregatte „St. Olaf“ geschehen wird. Der König wird am 29. und 30. Juni in Tromsò, den 1. Juli in Hammerfest sein, darauf das Nordkap und die Städte Vardöó und Vadsdò besuchen, zwischen dem 4. bis 7. einen Ausflug nah Süd- Varanger und nah dem Varangerbund machen, von dort über das Eid nach Seida, auf der Tana-Elv hinab bis Stangenäs, wo si Se. Majestät wieder einschiffen wird. Auf der Rückreise wird Se. Majestät auch das dur seine \chöne Lage bekannte Alten besuchen.

Von den Resultaten der gestern vorgenom : enen zwanzig gemeinschaftlihen Abstimmungen beider Kammern des Reichstages über solche Geldfragen, in denen die Beschlüsse der Kammern verschieden- ausgefallen sind (drei solche sind noh niht erledigt) find folgende zu erwähnen: Die Apanage der Herzogin von Dalarne is mit 194 Stimmen (115 in der Ersten und 79 in der Zweiten Kammer) gegen 103 (7 in der Ersten und 96 in der Zweiten Kammer) dem Vorschläge des Königs gemäß zu jährlih 28,000 Thlr. bestimmt worden, wogegen die Minorität nur 18,000 Thlr. bewilligen wollte. Da die Herzogin außerdem von Norwegen 3000 Spdlr. oder 12,000 \{chwedische Thlr. erhält, so hat sie éine Apanage von 40,000 Thlr. oder 15,000 Thlr. preuß. Crt. Zum Bau von Kriegsschiffen wur- den-700,000 Thlr. bewilligt von 189 Stimmen gegen 122, welche für 1,300,000 Thlr. stimmten. E L red

Christiania, 3. Mai. „Morgenbladet“ meldet: „Da die dem jeßt versammelten Storthing zur Disposition stehende Zeit nicht hinreichend if, um die vielen rückständigen Geseß!achen zu behandeln, so hat das Wahlkomite in seiner gestrigen Per- sammlung dieselben in zwei Klassen eingetheilt. Zur einen Klasse gehören die Sachen, welhe von dem jeßigen Storthing behandelt werden, und zur anderen diejenigen, welche bis zur nächsten Versammlung aufgeshoben werden können. Zur erften Klasse gehört das Wehrpflichtsgeseß, wogegen eine andere große Geseßzarbeit, vas Criminalgeset, als zur zweiten Klasse gehörig gezählt wird.

Im genannten Blatte wird das Gerücht, wonach die Ver- läugerung der Versammlungszeit des jeßt tagenden Storthings bis nah dem 31. Mai nachgesucht sein sollte, dementirt.

8. Mai. (V. T. B.) Das Storthing hat nah zweitägigen Debatten heute dem Beitritte zur sffandinavischen Münzkonvention und zwar mit 58 gegen 51 Stimmen scine Zustimmung versagt. 5

Amerika. Washington, 8. Mai. (W. T. B.) Auf ein an den Präsidenten Grant gerichtetes Telegramm des Gouverneurs Kellog, daß der Staat Louisiana der Anarchie und. Umwäl- zung entgegengehe, haben ihm General Sherman, der Ober- Befehlshaber der Armee, und der Marinesekretär Robesfon die Sendung von Verstärkungen nach New-Orleans zugesichert.

Ein neuer ‘Artikel zum Washingtoner Vertrage ist am 10. April in Washington ratifizirt worden. Derselbe verfügt, daß die im Artikel 12 des Vertrages vorgeschriebenen Sitzungen der Kommissäre nicht in Washington abgehalten zu werden brauchen, sondern in irgend einem Orte der Vereinigten Staaten stattfinden mögen.

Aus Rig de Janeiro reihen die neuesten Nachrichten bis zum 10. April. Die Kammer ist mit den Voranschlägen der Staatseinkünfte und Zusagzartikeln zu dem Budget für das laufende? Fiskaljahr beschäftigt. Die Todesfälle durch gelbes Fieber sind bis auf zehn täglih herabgeshwunden. Ein Erd- sturz hatte eine Reihe von Werkstätten im Marine - Arsenal in Rio zerstört, wobei 52 Menschen getödtet und 15 verwundet wurden. Heftige Regengüsse hatten in der ganzen Provinz Rio großen Schaden angerichtet" und Verluste von Menschenleben verursacht. Zweidrittel der Stadt Macahe wurden durch die Ueberschwemmung zerstört und' beschädigt.

Die Nr. 19 des „Preußischen Handelsarchivs* hat fol- gen Inhalt: Geseßgebung: Frankreich: Tarifirung von Kainit. arifirung von Cundurango und citronenfaurer Magnesia. Tarifirung von Quassïa amara und Quassía excelsa. Eróôffnung mehrerer Zoll- amter für die Ausgan anns von Getränken x. Statistik: Deutsches Reih: Einfuhr und Ausfuhr des deutschen Zollgebiets in Betreff der im Jahrgang 1872 in den freien Verkehr getretenen und aus dem freien Verkehr auêgeführten Waaren (S{lüß). Griechen- land: Jahresbericht des Konsulats zu Korfu für 1872. Rußland: Jahresberichts des Konsulats zu Abo für 1872. Großbritannien : ifffahrt und Handel der sfilichen Provinz der Kap-Kolonie im Jahre 1872. SOReden und Norwegen: Jahresbericht des Konsulats 72. Jahresbericht des Konsulats zu Sannesund

zu Vereinigte Staaten von Nordamerika: Fah-

adfs für 1 (Sarps E für 1872. i resberiht des Konsulats zu Pittsburg für das Jahr 1872. Jahres-

‘den Häfen Großbritanniens.) Cette.

beriht des Konsulats zu New-Orleans für das Jahr 1872, Mit- LPe tungen : Posen. Stettin. Altona. Galaß. Kowno. Dun- ere, Vardó.

__ Nr. 37 der Annalen der Landwirthschaft in den Köni g Preußischen Staaten hat folgenden Juhalt: Preu- hen: esheid vom 9. April 1873, betreffend die Verpflichtung eines

ühlenbesißers zur Wegräumung des Eises im Freigerinne. Der landwirt hsaftlihe Unterriht. Von Geh. Regierungs-Rath H. Sette- gast in Proskau. Zum Schuß der Obstbäume gegen kleine Feinde. 11. Von Dr. Emil Kalender. Das Königlih preußische Zucht- geftüt und das provinzielle Landgestüt in Zirke. Aus den Regie- rungsbezirken Arnsberg und Merseburg. Literatur: Besondere Bei- lage zum Deutschen Reichs-Anzeiger. Berichtigung. Marktbericht. Viehpreise. Stärkepreise.

Statistische Nachrichten.

Die städtishe Sparkasse zu Magdeburg hat am 7. Mai 1823 ihre Thätigkeit begonnen. Das Direktorium hat zum Caff olihrigen Jubiläum der affe eiue Denkschrift (Magdeburg, Hofbuchdruckerei von C. Friese 1873) veröffentliht, welche cinen Ueberblick über die wesentlichsten Momente in der Entwickelung und der Thätigkeit des Instituts giebt. Das Jahr 1823 {loß mit einem Bestande der Sparkasse von 21,787 Thlr., der ih 1852 auf 1,041,345 Thlr., 1861 auf 2,138,520 Thlr., 1872 auf 3,842,918 Thlr. gesteigert hatte. Der Reservefonds ist bis Ende 1872 auf 262,689 Thlr. gestiegen ; außerdem find aus den Uebershüssen 452,075 Thlr. in den Jahren 1892—1872 für öffentliche städtishe Zwecke verwendet worden.

Von den Nachrichten über Jndustriè, Handel und Verkehr aus dem statistischen Departement im K. K. Handels-Ministerium is das TV. Heft des IT. Bandes (Wien, 1873. Druck der Kaiserlich-Königlichen Hof- und Staatsdruckerei. Jn Kommission bei Ferd. Meyer, Tuchlauben Nr. 26) erschienen. Das- selbe enthält Mittheilungen der K. und K. österreichisch - ungarischen Konsulats-Behörden: Mannheim. (Handel und Verkehr im Jahre 1871.) London. (Verkehr öfterreihis{-ungarisher Handelsschiffe in e (Handelsverkehr im Jahre 1872.) St. Gallen. (Getreidehaudel der Schweiz. Ernteergebnisse im Kanton St. Gallen.) Cadix. (Schiffahrts- und Handelsverkehr im Jahre 1872.) Trapezunt. (Handel von Täbris.) Yokohama. (Notizen über den Handel von Japan.) Personalnachrichten.

Kunst und Wissenschaft.

Das 3. Heft des 9. Bds. der von Dr. Ascherson, Dr. Berg- mann und Dr. Bratusheck herausgegebenen Philofophischen Monatshefte (März 1873) enthält zunächst den Schluß von Dr. Volkelts Abhandlung über Kants Stellung zum unbewußt Logischen. Darauf folgen Recensionen von 7 philosophischen Schrif- ten. An diese {lit sich eine Bibliographie von Dr. Afcherson (eine Angabe der bis zum 10. März erschienenen eigentlich philo- jophischen, theologischen, pädagogischen, sozialpolitischen und fultur- historischen Schriften) in alphabetisiher Ordnung an. Den Schluß des Heftes bildet eine Angabe der Besprechungen philosophischer Werke in Zeitschriften und kurze Mittheilungen aus 3 evangelischen Kirchenzeitungen.

Kiel, 4. Mai. Aus dem demnächst erscheinenden „XXXIII. Be- riht der Schleswig-Holstein-Lauenburgischen Gesellschaft für vater- ländische Alterthümer“ geht hervor, daß für die Jahre 1872 bis 1874 dem hiesigen Museum vaterländischer Alterthümer durch den Etat der Universität eine Dotation von jährlich 200 Thlr. be- willigt ist. Das Museum ist in dem verflossenen Jahre durch Ge- schenke und Ankäufe so bereichert worden, daß der Hauptkatalog (ab- gesehen von der besonders aufgestellten Windingschen Sammlung) jeßt 3480 Nummern zählt. Unter den neuesten Erwerbungen find hervor- zuheben Steingeräthe aus zwei zerstörten Riesenbetten, Fundsachen aus dem Modexlager und D von Johannisberg auf Feh- marn, Bronzefund aus einem Malhügel bei Blankenese, Urnen und Eisensachen aus drei Grabhügela auf Föhr, endlich 13 Nachbildungen aus dem Hildesheimer Silberfund. Auch die Münzsammlung ist be- reichert worden. ; j

München, 3. Mai. Auf Antrag der hiesigen Juristenfakultät ist durch Entschließung vom 27. April d. J. die Zulassung von Privatdozenten wesentli / erleihtert worden. Bisher mußte nämlich jeder Bewerber den Nachweis liefern, daß er den bayerischen Staatskonfurs bestanden habe, eine Bedingung, die an anderen deut- schen Universitäten nicht gestellt wird, und durch die die Aufnahme auf bayerische Kompetenten beschränkt war. Jn der erwähntén Verfügung wird nun die Beseitigung dieser Beschränkung ausgesprochen.

Dresden, 5. Mai. Der Direktor der Bergakademie zu Frei- berg, Geheime Bergrath Dr. Gustav Zeuner, ist unter ¡Belassung in Fortführung dcr Direktion der Bergakademie zum Direktor der polytechnishen Schule in Dresden ernannt worden.“ = :" 820i

Leipzig, 5. Mai. *Der vom Professor Ebers in Leipzig nach Deutschland gebrachte ägÿptische Papyros is vom König von Sachsen käuflih erworben worden und wird der Leipziger Univer- fitätsbibliothek einverleibt werden. Auf hundert wohlpaginirten Sei- ten enthält diese uralte Schrift ein vollständiges Handbuch der alt- ägyptishen Arzneikunde, und verspriht niht nur der Geschichte der Medizin, sondern mehr noch dem Studium der altägyptischen Sprache Dienste zu leisten. Jn diesem ehrwürdigen Denkmal besißt Deutsch- land wohl die drittgrößte von allen vorhandenen Papyros-Rollen, die, da in ihr kein Buchstabe fehlt, auch später, was die gute Erhaltung angeht, von feiner übertreffen werden kann. Wie die „Allg. Ztg.“ meldet, bereitet Professor Ebers eine Publikation seines Papyros vor, die er noch im Laufe dieses Sommers beendigen zu können hofft.

Heidelberg, 4. Mai. Am 11. d. M. findet die feierliche Ent- hüllung der Gedenktafel statt, welche in der hiesigen Universitäts- (Peters-) Kirche zum Andenken an die während des jünsten Krieges gefallenen Mitglieder der Ruperto - Carola angebracht worden. Auf eine dem Großherzog als dem Rektor der Hochschule dur den zeitigen Prorektor Stark vorgetragene Einladung wird Se. Königliche Hoheit dem Feste beiwohnen. ;

Das 4. Heft der Mittheilungen aus dem Gesammt- gebiete der Geographie, von A. Petermann enthält: König Karl Land im Osten von Spibbergen. Der Bahr Seraf. F. v. Richthofens Reise von Peking nah Szutshwan. Expeditionen nah Neu-Guinea. Nr. 18 des Sonntags-Blattes von Franz Duncker ent-

1 a Verschwiegenheit, C. Leopold. Erinnerungen aus einer Königs-

urg, Christiani.

Christiania, 4. Mai. Der Eismeerfahrer, Kapitän Malso'm, hat auf seiner Reise nach Jan a einén Bersucß gemacht, den eingefrorcnen norwegischen Spißbergenfahrern zu Hülfe zu kommen. Er war bei der Mündung des JIsfjorden, aber konnte des Eises wegen nicht hineindringen und mußte jeden ferneren Versuch aufgeben, um noch zur rechten Fangzeit in Jan Mayn anzukommen.

Der Direktor des Museums in Rio de Janeiro zeigt an, daß eine in Parahyba gefundene angebliche Kopie einer Stein- inschrift unzweifelhäft eine: phönizische fei, und einen Bericht über einen muthmaßlich von fidonischen Flüchtlingen in der Herrschaft der Hirams und 2000 Jahre vor Cabrals Entdeckung von Brafilien ab- gestatteten Besuch nach diesem Lande darstelle.

Landwirthschaft.

Das 5. (Mai-) Heft dex „Forstlichen Blätter“, Zeitschrift für Forst- und D: herausgegeben von Julius Theodor Gru- nert und Dr. Ottomar Victor Leo (Leipzig, Verlag von Heinrich Schmidt), hat folgenden Jnhalt: T. Aufsäße. Mittheilungen über das bei der Mons sädsischen Forfteinrichtungs-Anstalt gebräuch- lihe Verfahren für Berechnung der gelegentlich des Eisenbahnbaues

innerhalb von Waldungen zu leistenden Entschädigungen. Vom Ober- förster O. Kühn. Die Staatsforstprüfung in Oesterreih nah der Verordnung vom 16. Januar 1850 und ihre Folgen. Il. Bücher- anzeigen. ITIT, Mittheilungen.

Darmstadt, 6. Mai. Die dritte Versammlung des Ver- bandes rheinischer Gartenbauvereine macht bekannt, daß wegen der Jubelfeier der fünfundzwanzigjäl;rigen Regierung des Groß- herzogs die Eröffnung der Ausste1lung auf den 17. Juni, den Tag des Beginns dieser Feier, verlegt und der Schluß auf Sonntag den 22. Juni Abends 7 Uhr feftgeseßt worden ist.

Bremen, 4. Mai. Der Vorstand des Vereins gegen das Moorbrennen hat beschlossen, die diesmalige JFahresversamm- lung hier abzuhalten, und zwar am 18. Mai. Auf der Tageeord- nung wird vorausfihtlich obenan die Frage stehen, ob fich der Erlaß eines Reiché- oder Landesgeseßes empfehle, nah welchem das oor- brennen provinz-, bezirks- oder krei8weise verboten werden fann, sobald gewisse Bediugungen konstatirt si:d, z. B. die Zustimmung der ge- wählten Kreis-, Bezirks- oder Provinzialvertretung. Außerdem liegt ein Antrag vor, die internationale landwirthshaftlihe Ausstellung hierselbst im künftigen Jahre zur Anstellung vergleichender Moorkul- tur-Verfuche zu benußen. Unter den Theilnehmern an der Versamm- lung, deren Besuch man entgegensieht, werden dem Vernehmen nah auch die Leiter der großen dänischen Haide-Gesellschaft 1:in.

._ Paris, 3. Mai. Ueber -die Nachtfröste der leßten Woche bringt der „Soir" cinen Artikel, worin den Uebertreibungen entgegen- getreten wird. Die Brodfrüchte haben, dem „Soir“ zufolge, wenig und nur hie ukd da gelitten, und im Ganzen find die Ecnteaussichten die besten geblieben. Den Futterkräutern hat der Frost wenig ge- schadet ; die Runkelrüben, deren Aussaat aber beendigt war, bleiben außer Betracht, dagegen haben die Oelfrüchte, besonders im Norden, so gelitten, daß sie fast verloren sind. Was die Obstbäume betrifft, 19 ist, wo dieselben in Blüthe ftanden, die Ernte verloren; die Nuß- bâume haben im Norden, Süden und Zentrum glei {wer gelitten. Von Kartoffeln haben nur die Frühkartoffeln (die „parisiennes“) gelittea, aber nicht überall. Von den Weinbergen litten diejenigen der Ebenen am stärksten, weniger oder gar nicht die der Anhöhen, da leßtere noch nit so weit vorgerückt waren, als erstere. Da die Weinberge der Höhen im Ganzen genommen etwa so viel betragen, als die der Ebenen, so veranlagt man etwa den Verlust der Froft- nâchte des 25. und 26. April auf die Hälfte der Ernte, speziell in den Weinbergen des Cordelais giebt man den Verlust auf die Hälfte an, ebenfo in Herault, Gard, Poiton, Tarn u. f. w.; in der Champagne hat das Aube-Departement am meisten gelitten, über die Marne lau- ten die Berichte widersprechend, im „Beaujolais* {äßt man den Schaden auf ein Drittel, in Baune und Cote d'Or auf die Hälfte, in Saone und Loire auf drei Viertel; Chablis und Coulange-la- Vineuse verloren fast Alles, ebenso die Distrikte von Dijon und Ton- nerre; in Macon nux die Weinberge in der Ebene. Im Jura, wo die Kälte fechs Centigrad erreihte, \{cheinen von Arbois bis Salins die Reben ganz verloren. ,

Gewerbe und Handel.

Elbing, 8. Mai. (W. T. B.) Heute haben hier sämmtliche Maurer die Arbeit eingestellt; ivdeß find Verhandlungen zum Zweck einer Einigung zwischen Meistern und Gesellen im Werke.

Das Jahr 1871 war für den Handelskammerbezirk Lauban, nah dem Bericht der Handelskammer zu Lauban, ein in jeder Beziehung recht befriedigendes. Die Fabrikation von Taschen-

tüchern, welcher Lauban seine Bedeutung als Fabrik und Handelsplaßz

verdankt, war im Jahre 1871 fehr lebhaft beschäftigt. Die Produk- tion in Leinen-Taschentüchern hat bereits einen Umfang von mehr als einer Million Dutend, im Geldverthe von reichlich Thlr. 1,750,000 und diejenige der Baumwollen-Taschentücher-Fabrikation einen Um- fang von ca. 500,000 Dbd. im Geldwerthe von ca. Thlr. 309,000 erreicht. Das Absaßgebiet sind außer Deutschland, die Niederlande, Dänemark, Schweden, Norwegen, Jtalien und Rußland. Die Nach- frage nach Stückleinen war so lebhaft, daß alle Fabriken vollauf be- ]chäâftigt wurden. Für Zwirne wurde der Absatz erft in der zweiten Hälfte des Jahres stärker.

__ Die mechanische Weberei in Beerberg war das ganze Jahr hindurch größtentheils für bunte baumwollene Artikel ausreichend beschäftigt. Die Baumwoll-Handweberei beschränkt fich nur noch auf die Her- stellung von Taschentüchern. Das Geschäft - in Bleicherei und Apypre- tur für baumwollene Gewebe. war im Jahre 1871 im Allgemeinen ein gutes; in den Frühjahrs- und Sommer-Monaten häuften fi die Aufträge derartig, daß den gestellten Anforderungen oft kaum genügt werden konnte. Die Fabriken für Bleichchemikalien konnten die ver- langten Bleichstoffe niht herbeishaFen.

__ Die Cigarrenfabrifkation war im Jahre 1871 eine sehr lebhafte, für die Fabrikanten jedoch eine ebenso fritishe, da Rohtabake eine noch nie dagewesene T aigernas erfahren haben, für das Fabrikat selbst aber ein verhältnißmäßig höherer Preis nicht zu erzielen war.

__ Die Weimarishe Regierung hatte den Verfalltag der Weimarischen Kassensheine vom 20. April 1859 auf den 30. v. M. festgeseßt. Jn den jüngsten Tagen ist jedo bekannt ge- geben worden, daß die Hauptstaatskasse auß noch weiter bis zu einem noch zu bezeichnenden Termine zur Annahme der alten Kassenan- weisungen ermächtigt worden ist.

__ Kopenhagen, 8. Mai. (W. T. B.) In der von dem Bank- hause Emil Levy & Comp. zu- Paris gegen das hiesige Bankhaus Gedalia anhängig gemachten, aus der Subskription auf die neueste französishe Anleihe herrührenden Prozeßsache hat das hiesige See- und Handelsgericht heute, unter Kompenjation der Kosten, gleichfalls ein den Klageanspruh abweisendes Erkenntniß ertheilt.

Verkehrs- Anftalten.

Die Nr. 35 der „Zeitung des Vereins Deutscher Eisenbahn-Verwal tungen“ hat folgenden Inhalt: Verein deut- scher Eisenbahn - Verwaltungen, Pafing - Kaufering eröffnet. Statiftik der preußischen Gisenbahnen für das Betriebsjahr 1871, V. Finanz- Ergebuisse Vereinêgebiet : Magdeburg - Halberstädter Eisenbahn- Ge]ellschaft, im Bou befindlihe Bahnlinien. Große Berliner Pferde- Eisenbahn - Aktien - Gesellshaft, Generalversammlung. Miscellen : Schauweckers Schmierapparat. Eisenbahn-Kalender. Offizielle Bekanntmachungen, betreffend Eröffnung der ungarischen Westbahn- strecke Jennersdorf-Graz; Generalversammlungen; Dividenden; Sub- missionen 2c. Privatanzeigen. Bericht über den Zugförderungs- und Werkftättendienst der österreihishen Südbahn mit besonderer Be- rücksihtigung der Zugförderungs-Ergebnisse der beiden Gebirgsfstrecken Seamering und Brenner in den Jahren 1870 und 1871. Fahr- pläne. :

Wie die „Times“ melden, hat die Legislatur von Ohio fürzlih ein Geseß angenommen, welches die Verpachtung irgend einer Eisenbahn in dem Staate verbietet, falls nicht Zweidrittel der Aktio- näre ihre Zustimmung ertheilen; und dann muß die Majorität die Aktien der Minorität, falls dieselben käuflich sind, zu einem rationellen Marktpreise der vorhergegangenen sechs Monate übernehmen. Die Maßregel sei eilig angenommen worden, weil die Thatsache verlautete, s E Mehrzahl der Aktien in die Hände europäischer Kapitalisten elangt sei. f 2 New-York, 7. Mai. (W. T. B.) Der norddeutsche Lloyd- dampfer „Hammonia" ist gestern Abend 8 Uhr hier eingetroffen.

Aus dem Wolff’\shen Telegraphen-Bureau.

Wien, Freitag, 9. Mai. Bei beiden Delegationen ist über das gemeinschaftlihe Budget eine vollständige Uebereinstimmung bis auf zwei Punkte erzielt worden. - Der eine trif die Anschaffung der Werndlgewehre, für welche die Reichs- rathsdelegation die für 75,000 Stück erforderlihen Kosten