1873 / 112 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 12 May 1873 18:00:01 GMT) scan diff

S M E O Éa inie y Gat S Lo S8 fs E d Ee be CRIEIA E Q: Sett M ME A ea M n: ia: pet? M É; E s’ E Ep LOA E: San:

internationale Ausstellung im Künstlerhause und machten Nachmittags einen Rundgang durch die englishe und indische Abtheilung der Weltausstellung. Abends ersbienen Höchst- dieselben auf der Soiree des deutshen Botschafters General- Lieutenants v. Schweiniz. Se. Königliche Hoheit der Prinz Friedrich Wilhe.m wohnte am Abend der Vor- stellung des Ballets „Fantaska“ im Hofoperntheater bei.

Auf die von Angehörigen des Deutshen Reiches in Moskau an Se. Majestät den Kaiser und König gele- gentlih der Anwesenheit Allerhöhstderselben i St. Petersburg gerihtete Adresse is den Unterzeichnern folgende Antwort zugegangen :!

d St.-Petersburg, den 3. Mai 1873.

__ Die Adresse, welche die in Moskau lebenden Deutschen Sr. Ma- jestät dem Kaiser und Könige bei Allerhöchstdero Anwesenheit am rusfischen Hofe übersendet haben, hat Allerhöchstdieselben auf das Wohlthuendste berührt. Gern haben Se. Majestät es vernommen, daß in Ihnen, ungeachtet der gastlichen Aufnahme, deren Sie sich in Jhrer neuen Heimath zu erfreucn ln, die Liebe zum Vaterlände niht wonkend geworden, und daß ch.-c in aufrichtiger Anhänglichkeit an dasselbe mit Begeisterung dem glorreichen Siegeszuge gefolgt find, der zu der langersehnten Wiederaufrichtung des Deut|chen Reiches ge- führt hat. Se. Majestät erkannten mit Ihnen aufs Neue an, daß das freundschaftlihe Verhalten des mächtigen Herrschers von Rußland in dem jüngsten {weren Kampse mit Frank- reih seinen gewihtigen Einfluß geübt hat, und gaben der Hoffnung zuversichtlich Raum, daß die guten Beziehungen Deutsch- lands und Rußlands zu einander auf die Erhaltung des europäischen Friedens nit ohne- Wirkung bleiben werden. Von Herzen wünschen

e. Majestät, daß uns ein solcher auf eine lange Dauer beschieden sein möge, damit das Deutsche Reich in seiner neuen Gestaltung immer mehr und mehr erstarke und seine Seznungen auch denen spende, E on auf fremden Boden, doch mit Herz und Hand ihm zugethan sind.

Dem mir ertheilten Allerhöchsten Befehle gemäß beehre ih mich die Unterzeichner der Adresse von diesen Aeußerungen Sr. Majestät in Kenntniß zu jeben. :

Der Geheime Kabinets-Rath i

Sr. Majestät des Deutschen Kaisers und Königs von Preußen.

von Wilmowski.

An Herrn Graap aus Lübeck und Genoffen zu Moskau.

Das Antwortschreiben auf die Adresse der in Riga an- sässigen Deutschen lautet : : St. Petersburg, den 3. Mai 1873. Aus der Adresse, welche Sr. Majestät dem Kaiser und König bei Allerhöchstdero Anwesenheit in St. Petersburg von den in Riga lebenden Deutschen übersandt worden ist, haben Allerhöchstdieselben mit besonderer Befriedigung entnommen, wie Sie auch im fremden Lande sich die Anhänglichkeit an das Vaterland treu bewahrt haben, und wie Sie mit gere{tem Stolze jeßt, nach erlangter Einigung Deutschlands, das erhebende Bewußtsein in si tragen, Glieder einer einzigen großen und starken Nation zu sein. Se. Majestät haben dice Kundgebung mit Wohlgefallen entgegengenommen und mi zu beauftragen geruht, allen ÜUnterzeichncrn der Adresse Allerhöchstihren aufrichtigen Dank dafür auszusprechen. Es gereicht mir zur Freude, mi dieses Allerhöchsten Befehls hierdurch zu entledigen. Der Geheime Kabinets-Rath : Sr. Majestät des Deutschen Kaisers und Königs von Preußen. von Witmswsli An den Ober-Ingenieur Herrn Becker und Genossen in Riga.

Der Bundesrath hielt gestern, die vereinigten Aus- ihüfse für das Heerwesen und für Handel und Verkehr heute eine Sißung.

In der 20. Pienar-Sißung des Bundesraths am Sonnabend, den 10. d. M, in welcher derStaats-Minister Del- brück den Vorsiß führte, wurde berathen über die geschäftliche Behandlung der Vorlage des Präsidiums, betreffend die Ge- sammtergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1871 und eines Antrags Sachsens, betreffend Erlaß von Branntweinsteuer für Preßhefenmaishe. Sodann wurde über die Vorlage, be- treffend den Entwurf eines Reichs-Militärgeseßes, berathen. Die leßtere Berathung wurde in der gestern abgehaltenen 21. Plenar- Sitzung fortgeseßt und zu Ende geführt.

Der heutigen (30.) Sizung des Reichstages wohnten am Tische des Bundesrathes der Reichskanzler Fürst v. Bismarck die Staats-Minister Delbrück, v. Kameke und v. Mittnacht bei. Der erste Gegenstand der Tagesordnung war folgende, von den Abgg. v. Denzin, v. Helldorf u. A. eingebrahte Interpellation:

“Ob der Herr Reichskanzler beabsichtigt, dem Reichstage noch in dieser Session eine Vorlage zu machen, welche darauf hinzielt, bei | Streitigkeiten, welche zwischen Arbeitgebern und den von ihuen zu ge- werblihen oder !andwirthschaftlihen Arbeiten gedungenen Personen über den Antritt, die Fortseßung oder Aufhebung des Arbeitsverhält- nisses entstchen, rechtswidrigen Ausschreitungen entgegenzutreten.“

Der Gegenstand wurde durch folgende Erklärung des Staats-Ministers Präsidenten Delbrück erledigt :

Meine Herren! Die in der vorliegenden Interpellation berührte Frage hat dié Aufmerksamkeit der preußischen Regierung schon jeit Längerer Zeit auf sich gezogen. Es ist der Entwurf eines Geseßes der Nollendidn nabe, welher im Anschluß an die Gewerbe-Ordnung von 1869 einmal dur die Errichtung von gewerblichen Schiedsgerichten die Erledigung der zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern entstehen- den Streitigkeiten auf cinem fürzern und einfahc--n Wege als dem jeßt bestehenden regelt, welcher ferner den Kontraftëbruch, er möge von der einen oder der anderen Seite ausgehen, einer Strafe unterwerfen will, und welcher endlich einige Lücken in den Bestimmun- gen über die Koalitionen ausfüllen will, wie ih ausdrücklich bemerke, ledigli Lücken ausfüllen, die hervorgetreten find bei der Handhabung derjenigen Bestimmungen, durch welche Arbeiter, welche sih einer be- schlossenen Arbeitseinstellung nicht anschließen wollen, geshüßt werden jollen vor dem mehr oder weniger moralischen oder materiellen Zwange Derjenigen, welchen es unangenehm ift, daß sie arbeiten. Ich seße voraus, daß dieser Geseßentwurf in sehr furzer Zeit in den Bundesrath gelangen wird. Jh weiß, daß mehrere der verbündeten Regierungen, nach deu mir bisher zugegangenen Erklärungen, fih lebhaft für die Frage interessiren, und ih halte es deshalb für wahrscheinlih, daß der Geseßentwurf, welcher einen großen Umfang niht hat, noch im Laufe diejer Session dem Hause wird vorgelegt werden.

Hierauf trat das Haus in die zweite Berathung des Gesetz- entwurfes über die Kriegsleistungen, der von einer freien Kommisfion eine vollständige Umarbeitung erfahren hat, und wurden bis zum Schluß des Blattes die §8S. 1—5 in der Faffung derselben angenommen.

Der neue Postvertrag zwischen Deutschland und Italien if heute auf dem General-Postamt vollzogen worden. Das Briefporto ist auf 24 Sgr. für je 15 Grammen, das Porto für Zeitungen, sonstige Druesachen, Musikalien, Zeichnungen, Kupferftihe, Photographien auf # Sgr. für je 50 Grammen herabgesezt. Für den Transit find gegenwärtig erhebliche Erleichterungen im Interesse des universellen Postver- tehrs zugestanden. Man hofft, den Vertrag zum 1. Dfktober d. I. zur Ausführung zu bringen, da, gleihwie der Deutsche Bundesrath und Reichstag, auch das italienishe Parlament,

Das Herrenhaus hält am Mittwoh eine Sizung, deren Tagesordnung im amtlihen Theile veröffentlicht ift.

Im weiteren Verlauf der Sißung des Hauses der Abgeordneten am 10. d. M. wurde die Petition des ehe- maligen \{leswig-holfteinischen Münzmeisters Andersen zu St. Pauli bei Hamburg um Bewirkung des Rechtsweges für die gerichtliche Geltendmachung eines p»rivatrechtlichen Guthabens bei der Staatskasse auf Antrag des Abg. Reimers der Regierung zur Abbülfe überwiesen. Nachdem eine Reihe weiterer Petitio- nen durch Uebergang zur Tagesordnung erledigt worden war, vertagte sih das Haus bald nach 3 Uhr bis Dienstag 10 Uhr.

Morgen Vormittag werden hierselb| und zwar auf dem Erercierplaß westlich dèr Tempelhofer Chaussee die Besichti- gungen des 2. Garde-Regiments zu Fuß, des Garde-Füsilier- Regiments sowie des Garde-Pionier-Bataillons stattfinden.

Der General - Major und Inspecteur der 2. Artillerie- Inspektion von Bülow qu sich nah Besichtigung des Garde- Fußartillerie- Regiments behufs Inspizirung des Pommerschen Fußartillerie-Regiments Nr. 2 und der 2. Feldartillerie-Brigade

R Garnisonen derselben und zwar zuvörderst nah Stettin egeben.

_— Der Oberst Ribbentrop, Abtheilungs-Chef im Kriegs- it hat fih in dienftlihen Angelegenheiten nah Danzig egeben.

Camenz, 9. Mai. Se. Königlihe Hoheit der

Prinz Albrecht feierte gestern auf Schloß Camenz Seinen Geburtstag. Die Stadt bekundete an diesem festlihen Tage durch Flaggenshmuck 2c. ihrè Anhänglichkeit an die Hohen Herr- schaften. Gegen 10 Uhr Morgens brachte die Kapelle des Leib- Kürassier-Regiments (Schles.) Nr. 1 eine Morgenmusik dar. Bei der Gratulation der sämmtlihen Beamten und Pächter der Herrschaft Camenz \prach General-Direktor Exs aus Camenz Namens der Beamten 2. deren Glückwünshe aus. Nach 2 Uhr erschienen Ihre Königlihe Hoheiten der Prinz und die Prinzessin Albreht selbst im Gasthof „zum \{chwarzen Adler“, um die beim Festmahl versaminelten Beamten 2. zu be. grüßen; \sämmtlihe Pächter und Beamten dinirten um 1 Uhr in demselben Gasthofe. Um 1 Uhr erschienen die Kreis- stände unter Führung des Königlihen Landraths Held, zur Vor- stellung und blieben zu einem Dejeuner im Schloß. Während des späteren Diners auf dem Schlosse, an welhem auch der fommandirende General des VI. Armee-Corps, General der Ka- vallerie v. Tümpling theilnahm, musizirten abwehseld die Kapelle der Kürassiere und das Musikchor des Schlesishen Füsi- lier-Regiments Nr. 38 aus Schweidniß. Mit der um 9 Uhr von der ersteren Kapelle ausgeführten Abendmusik {loß die Feier des festlihen Tages. Bayern. München, 9. Mai. Als Tag der Abreise des Königs nah Schloß Berg ist der nächste Sonntag bestimmt. Die verschobene Hoftafel in der Königlichen Residenz findet morgen Nachmittag statt.

10. Mai. Der Königlihe Finanz-Minister Berr ift heute Vormittag aus Berlin hier eingetroffen und hat bereits sein Portefeuille wieder übernommen. :

Dem „Korr. v. u. f. D.“ zufolge soll das bisher neben dem Regierungsblatt kestehende Geseßblatt mit dem ersteren vereinigt werden. Jn dem Regierungsblatt sollen künf- tighin nur Allerhöchste Verordnungen, Gesetze 2c. zur Publikation gelangen und dur die Abgabe desselben an die Gemeinden die Auflage von 8000 auf 14,000 erhöht werden.

Hessen. Darmstadt, 10. Mai. Das heute ausgegebene Großherzogliche Regierungsblatt enthält eine Allerhöhste Ver- ordnung vom 25. April 1873, die Civilversorgung und Civil- Anstellung der Militärpersonen des Heeres und der Marine vom Feldwebel abwärts betreffend.

Sachsen - Weimar - Eisenach. Weimar, 10. Mai. Der Großherzog, welher fih vorgestern von der Wartburg nach Ilmenau begeben, hatte, traf gestern Nachmittag wieder hier ein.

Die Prinzessin Marie vonSachsen-Meiningen, welhe seit dem 7. d. M. zum Besuche am Großherzoglichen Hofe verweilte, reiste heute Nachmittag wieder von hier ab.

Braunschweig, 10. Mai. Die Geseß- und Verordnungs- Sammlung veröffentlicht ein Geseß, die anderweite Regulirung der Gehalis- und Pensionsverhältnisse der Lehrer an den evangelisch - lutherishen Gemeindeshulen, sowie die Anstellung von Lehrerinnen betreffend, d. d. Braunschweig, den 17. April 1873; ferner ein Geseß, die Abänderung, verschiedener Bestim- mungen der Geseze Nr. 31 vom 18. Juli 1837, Nr. 42 vom 9. September 1848, Nr. 15 vom 13. April 1849, Nr. 43 vom 6. Iuli 1853, Nr. 19 vom 31. März 1858, Nr. 17 vom 8. April 1864 und Nr. 92 vom 20. Dezember 1869, sowie des neuen Reglements für die Militär - Wittwenkafse vom 12. De- zember 1839 betreffend, d. d. Braunschweig, den 18. April 1873.

Anhalt. Dessau, 9. Mai. Die Prinzessinnen Friedrich und Hilda werden heute Mittag über Dresden nach Wien abreisen, wo dieselben mit ihren zum Besuche der Weltausftellung dort bereits anwesenden Hohen Verwandten zu- \ammenzutreffen und einen längern Aufenthalt zu nehmen gedenken.

Die neue „Hofkammer“ unter dem Grafen W. zu Solms, als Vorsigzenden, hat bereits am 1. Mai ihre Thätigkeit begonnen.

Bremen, 8. Mai. Die Bürgerschaft hat gestern über die Errichtung des Krieger-Denkmals zur Erinnerung an den Feldzug 1870—71 Beschluß gefaßt, nahdem das Preisgericht, bestehend aus dem Bildhauer Professor Drake in Berlin, Professor Hettner in Dresden und dem - hiesigen Ober- Baurath Schröder, seinen Spruch gefällt und die Depu- tation fich demselben angeschlossen hatte. Das Denkmal wird demgemäß nah dem Keilschen Entwurf, der einen träftig vorwärtsstrebenden Krieger mit der Fahne darstellt, von dem Ur- heber selbst auf einer der Mühlen-Anhöhen, in den Wallanlagen errichtet werden.

Oesterreich-Ungarn. Wien, 10. Mai. Die gestrige Soirée des deutshen Botschafters war von fast sämmt- lihen Gliedern des Kaiserlihen Hauses, sowie dem Kronprinzen und der Kronprinzesfin des Deutschen Reichs, dem Prinzen von Wales, dem Prinzen Arthur von Großbritannien, dem Prinzen Georg von Sachsen, dem Grafen von Flandern, den Ministern, dem diplomatishen Corps und den Mitgliedern der Ausftellungs- fommisfion besucht und nahm einen sehr glänzenden Verlauf.

gegenwärtig noch versammelt ift.

prinzessin verweilten bis gegen 11 Uhr.

Das von den beiden Delegationen angenommene Budget für die gemeinsamen Angelegenheiten der Gesammt- monarcie für das Iahr 1874 ergiebt nach Abrehnung der Einnahmen aus den Zollgefällen von 172 Millionen ein gemein- \chaftlich zu deckendes Erforderniß von 93,049,377 Gulden wovon auf die cisleithanishe Reichshälfte 63,831,872, auf die transl[eithanishe 29,217,503 Gulden entfallen.

Der Kaiser hat mit Entschließung vom 2. Mai d. J. den vom galizishen Landtage beschlossenen Geseßentwürfen: über die Errihtung und Erhaltung der öffentlihen Volksschulen und die Verpflichtung zum Schulbefuche und über die Rechts- verhältnifse des Lehrftandes an den öffentlichen Volksschulen die Sanktion ertheilt.

Heute fand gegen 12 Uhr Mittags ein Ministerrath unter Vorsiß des Kaisers statt. Den Gegenstand der Berathung bildeten die Beschlüsse der Delegationen.

Schweiz. Bern, 10. Mai. (W. T. B.) Die Regie- rung von Solothurn hat die anläßlih der Amtsentsezung des Bischofs Lachat anbefohlene Aufpiketstelung der Truppen wieder aufgehoben.

Die Regierung von Wallis hat gegen die vom Bundesrathe angeordnete Versteigerung der Ligne d'Italie Protest erhoben.

Großbritannien und Irland. Londo, 9. Mai. Im Buteinghampalast fand gestern wiederum ein „Drawing Room“ ftatt, der zahlreiche Betheiligung hatte. Außer der Königin, die, wie gewöhnli, in Halbtrauer erschien, waren die Prinzessin von Wales, der Prinz und die Prinzessin Christian von Schleswig-Holstein, Prinzessin Beatrice, Prinz Leopold, der erzog von Cambridge, der Herzog und die Her- zogin von Teck, Prinz Eduard von Sachsen-Weimar und die hier weilenden indishen Hoheiten anwesend. Das diplomatische Corps war mit wenigen Ausnahmen vollständig vertreten.

__ Die Königin hat in Begleitung der Prinzessin Bea- trice London verlassen und sich nach Schloß Windfor zurück- begeben, von wo aus Ihre Majestät am 15. d. M. diz Reife nach Balmoral, in den \chottishen Hochlanden, antritt, um da- selbft bis zum 17." Juni zu verweilen.

_ Der König der Belgier hat sih auf einen Tag nah Liverpool begeben, um die dortigen See- und Handelsverhält- nisse kennen zu lernen.

__— In Chatham werden die Panzerfregatten „Auda- cious“ und „Penelope“ in Bereitschaft geseßt, um dem Shah von Persien auf seiner Reise nah England als Es- forte zu dienen. :

Der Minister des Innern empfing gestern eine zahlreihe Deputation von s\chottishen Kohlengrubenarbeitern, die ershienen war, um über den ihrer Anficht nach drückenden Charakter einiger Bestimmungen des neuen Gefeßes zur Rege- lung des Betriebes von Kohlengruben Beschwerde zu führen. Der Minister erwiderte, daß es niht in seiner Macht stehe, ih in etwas zu mischen, was dur Parlamentsakte geregelt worden sei, worauf ihm bemerkt wurde, daß ungefähr 40,000 Gruben- arbeiter eine sofortige Arbeitseinstellung beabsichtigten, falls ihren Beschwerden niht Abhülfe geschaft werde.

Frankreich. Paris, 9. Mai. „Avenir National“ schreibt: „Nah einem von der Militärgerihtsbarkeit in Ver- sailles verfaßten Berichte foll die Anzahl der auf die Kom- mune bezüglihen Prozeßaktcn noch ungefähr 2500 betragen. In Folge der Aufhebung einer gewissen Anzahl von Kriegsge- rihten werden das 3. und das 4. Kriegsgericht allein beauf- tragt sein, ihr Urtheil über diese zahlreichen Sachen zu \prechen.“

_ Der Direktor der Angelegenheiten von Algerien im Mi- nisterium des Innern, Fournier, is in außerordentliher Mis-

“fion nah Algerien gereist. Derselbe wurde beauftragt, sih an

Ort und Stelle Rechenschaft über gewisse Thatsachen ablegen zu lassen, die während des Prozesses der arabishen Häuptlinge ver- lauteien.

10. Mai. (W. T. B.) Der heutigen Sißzung der Permanenz-Kommission wohnten die Minister Goulard und Fourtou bei; es wurden keine Anfragen an die Minister gerichtet und verlief die Sizung- auch sont ohne jeden Zwischen- fall. Am nächsten Sonnabeud findet keine Sizung der Perma- nenz-Komnmission statt.

_ 12. Mai. Nah den bis jetzt vorliegenden Nachrichten über die gestern in 4 Departements stattgehabte Ersaßwahl von Abgeordneten zur National-Versammlung is die erfolgte Wahl von Kandidaten der republikanischen oder der radikalen Partei zu erwarten.

In Lyon, Blois und Limoges sind bei der Ersag- wahl für die Nationalversammlung gestern die Kandidaten der radifalen republifanischen Partei gewählt worden; in dem De- partement der „Charente inferieure“ erhielt ein Bonapartist die Majorität. ; Spanien. Madrid, 9. Mai. Dem „Manchester Guar- dian“ zufolge hat der spanische Gesandte in London von Earl Granville eine gerichtlihe Belangung des Carlisten? Komites verlangt. i

11. Mai. (W. T. B.) Am ersten Wahltage haben hier die Kandidaten der republikanishen und föderalistishen Partei bei der Wahl zur konstituirenden Nationalversammlung den Sieg davon getragen; über das Wahlresultat in den Pro- vinzen liegen noch keine Nachrichten vor.

Italien. Rom, 6. Mai. Der „Commercio di Genova“ meldet: Bei der Tragweite der neuen Geschüße is die geaen- wärtige Befestigungslinie von Genua von geringer Bedeu- tung, und man studirt daher einen Plan, nah welchem eine neue Befestigungslinie in viel größerer Entfernung von der Stadt angelegt werden soll. j Vie die neapolitanischen Blätter berihten, wird die Kaiserin von Nußland Sorrent zwischen dem 15. und 20. d. M. verlassen und wahrscheinlich vorher noch einen Ausflug nah der Küste von Sicilien machen. Nach ihrer Abreise von Sorrent wird Jhre Majestät einige Zeit in Rom zubringen. 8§, Maî. Heute früh empfing der Papft eine spanische Deputation.

10. Mai. (W. T. B.) Der König hat gestern den Fürften von Montenegro empfangen. Gestern hat eine Zusammenkunft der der Minorität angehörigen Depu- tirten stattgefunden, um sich über verschiedene Amendements zu besprechen, welche sie zu dem Geseßentwurfe über die religiösen Körperschaften einzubringen beabfichtigen.

Rumánien. Bukarest, 10. Mai. (W. T. B.) An

Der Kaiser und die Kaiserin waren durch die noch nicht auf-

Stelle des zurückgetretenen Costa-Foru is Wasil Boerescu

gehobene Hoftrauer von der Theilnahme abgehalten. Der Kron- prinz des Deutschen Reihs und von Preußen und die Kron-

Minister des Aeußern ernannt worden. Ersterer geht 4 rumänischer Geschäftsträger nach Wien. a land und Polen. St. Petersburg, 10. Mai.

Der Au meldet über den Feldzug nach Chiwa: Wir aben bereits kurze Nachrichten über diz Bewegung des Expe-

ditions-Detachements vom Orenburger und Turkestanshen Mili- tärbezirk aus mitgetheilt, die fih gegenwärtig den Grenzen Chiwas ñ Was die von den Ufern des Kaspischen Meeres aus

u

n Chiwa dirigirten Truppen betrifft, so is das Krassnowods-

i\ ement, welches fich nah der Rekognoszirung jenseits tio) E n bia befand, in der Stärke von 12 Com- agnien Infanterie, 4 Kosaken-Ssotnien, 16 Geschüßen und meh- Tia Raketengestellen zwischen dem 19. und 26. März von dort ausgerüdt. Die Marre geht 29 E F adshi j i (im alten s -

Hs G et D r und Ismychschir in Chiwa. , änge dieses Weges von Tscikischljar bis zur Resi- denz hanats beträgt annähernd 785 Werst. Das zweite faukasishe Detachement, das unter dem Oberbefehl des Obersten Lomakin bei der Kinderlischen Bucht zusammengezogene Man- yschlaksche, ist am 14. April in drei Echelons in der Stärke von 12 Compagnien Infanterie, einem Sappeurkommando, 6 Ssotnien Kavallerie und ungefähr 200 Mann der einheimischen berittenen Miliz nebst \echs Geshüßen und drei Raketengestellen ins Feld gerüdt. Außerdem sind kleine Truppenabtheilungen detachirt EDelt, um die am Wege gelegenen Zwischenpunkte zu beseßen. Das Mangyschlaks\che Detachement marschirt über Basch-akty, Ilte- idshe, Tabyn-Ssu nah Aibugir, wo es fich mit dem Detache- ment des Generals Werewkin vereinigen soll, weshalb auch der Zeitpunkt für das Ausrücken der Mangyschlakshen Kolonne nah dem vorausfichtlihhen Eintre}fsen des Orenburger Detache- ments am leßtgenannten Orte bestimmt wurde. Die Entfernung zwischen Kinderli und Chiwa beträgt nah der angegebenen Marschroute annähernd 675 Werst. Der Gesundheitszustand der Mannschaften ist bei sämmtlichen Detachements sehr gut.

Schweden und Norwegen. Stockholm, 7. Mai. Zu S tenen Krönung am 12. d. M. werden hier mehrere Gesandtschaften fremder Staaten mit ihrem Gefolge er- wartet. An der Spitze derselben siehen als außerordentliche Bot- schafter: für das Deutsche Reih der General der Infanterie und fommandirender General des IV. Armee-Corps v. Blumenthal ; für Rußland der General der Infanterie und Großjägermeister Baron v. Lieven; für Oesterreih Fürst Metternih und für Jtalien der General Graf Menabrea ; als Gesandte in außerordentlicher Mission: für_ Dänemark Graf Moltke-Bre- gentved, für Frankreich der Divisions-General Und Commandeur des 111. Armee-Corps du Bareil und für das Königreich der Niederlande- der General-Adjutant General-Major v. Mansfel*. Der Festball der Stadt Stockholm auf der Börse wird am 7. stattfinden. M R König besuchte vor einigen Tagen das Kammer- Kollegium, um aus den dort aufbewahrten Kronjuwelen die zur Krönung erforderlichen Kostbarkeiten auszuwählen.

änemark. Kopenhagen, 8. Mai. Der Präsident des Dina a gestern eine Uebersicht über die Aus- gaben der vorigen Versammlung. Im Ganzen zeigte die Ab- rechnung eine Ausgabe von 157,719 Rdl. 76 Sch., aber zu den ronen Reichstagsausgaben konnte man nur 137,538 Rdl. zählen, indem ungefähr 20,000 Rdl. zur Staatsrevihon (7000 Rd1l.), zur parlamentarischen Kommission (12—1300 RdL[.), zur Bibliothek, zu den Lokalitäten 2c. verwandt worden sind. Die 137,538 Rdl. haben folgende Hauptkonti: 86,000 zu Diâten, 3700 zu Reisegeldern, 47,800 zu Bureauunkosten, Herausgabe der „Rigsdagstidende“ U. s. w. Die vorige Versammlung dauerte 174 Tage, während die nächstvorhergehende 178 Tage dauerte und ungefähr 3000 Rdl. mehr kostete.

Amerika. New-York, 10. Mai. (W. T. B.) Die Mo- doc-Indianer sind nach einem neuen Ausfall den Unionstruppen vollständig aus den Augen gekommen, leßtere erhielten Befehl, die Lavafelder, in welchen die Modoc-Indianer ih bis dahin ver- borgen gehalten haben, auf das Eingehendste zu durchsuen. Die zur Unterstüßung der Polizei in Louisiana bestimm- ten Truppen sind auf dem Anmarsche; der bewaffnete Wider- stand gegen die zwangsweise Einhebung der Steuern läßt nah.

Afrika. Von der Westk üste überbrachte der am 8. d. M. gelandete Postdampfer Joruba“ folgende Nachrichten: In Bonny bessert sich das Geschäft. Die Ashantis standen noch immer n der Nachbarschaft von Cape Coasft Castle. Jn Black Point fand ein Kampf zwishen den Europäern und den Eingeborenen siatt, der eine Niederlage der legteren herbeiführte.

Nr. 13 des KLrmee-Verordnungs-Blatts enthält: Fah- nen-Deforation. Dislokatioa des 1. Hannoverschen Dragoner-Regi- ments Nr. 9. -=- Modifikation des §. 4 des Reglements über die Ci- vilversorgung und Civil-Anstellung der Militär-Personen des Heeres und der Marine vom Feldwebel abwärts. Uebungen der Truppen der Ofkupations-Armee 2c. Abänderung des §. 8 des 1, Abschnitts der Instruktion, betreffend den Garnisondienst, vom 9. Juni 1870, Anderweitige Organisation der Ersaß-Behörden im Herzogthum Lauen- burg. Betrifft die Zahl der für die Infanterie-Bataillone erforder- lichen Pulverkasten. Anfertigung und Einreichung der Personal- und Qualifikations-Berichte über Offiziere der sämmtlichen Lehr- und Bildungs-Institute. Berichtigung der Anlage 1 zu §. 14 der Mi- litär-Erfatz-Instruktion. Portofreiheit der Gesuche der Invaliden vom Feldwcbel abwärts in Invaliden-Angelegenheiten. Anderweites Schema, Beilage 1 zur Instruktion für das Geschäft der ökonomischen Musterungen bci den Truppen im Fricden vom 6. Februar 1862. NBerwa!tungs-Uebersicht über das Vermögen der Kronprinz-Stiftung und der Elberfelder Stiftung zur Unterstüßung der Invaliden aus

- dem Feldzuge von 1864 und der Hinterbliebenen der in demselben

Gefallenen für den Zeitraum vom 1. März 1872 bis Ende Februar 1873. Aufgefundene Effekten. Aufgefundener Czafot. Recherche nah vermißten Mannschaften der Großherzoglich Hessischen (25.) Di- vision. Nr. 18 des Central-Blattes für das Deutsche Rei ch O folgenden Inhalt: 1);Münzwesen: Notiz über die Ausprägung von ei&8-Goldmüunzen. 2) Zoll- und Steuerwesen: Bekanntmachung, betr. die Transportkontrolle im Grenzbezirke Des Hauptzollamtes zu Memel ; betr. die Ernennung des Königlich sächsischen p Oertel zum Stationskontrolleur in Berlin. 3) Postwesen: Bekannt- machung, betr. die Seepostverbindung mit Norwegen auf den Routen Hamburg-Drontheim und Frederikshavn-Christianssand; betr. die Er- rihtung einer Postanstalt am Weltausste ungsplaße in Wien; betr. den Vermerk auf den Pat-tbegleitbriefen in Betreff der zugehörigen Sendungen; betr. Pestdampfschiff-Verbindungen mit Dänemark und Schweden. 4) Telegraphenwesen: Bekanntmachung, betr. die Erwei- terung der Bestimmungen des §. 21 der Telegraphen-Ordnung vom 21. Funi 1872. Vom 28. April 1873. 5) Konsulatwesen: Exe- quatur-Ertheilung. s He i; Nr. 38“ der Annalen der Landwirthschaft in den Königlich Preußischen Staaten hat folgenden Inhalt: Der

; iribschaftliche Unterricht, von- Geheimen Regierungs-Rath H. uduneis E IIL. Der Kattoffelkäfer von Colorado Dory- phora decemlineata. (Mit Abbild.). Die Weinmotte. (Cochylis Ro- serana Treitschke. Cochylis ambiguella Hübner. Tortrix uvana Oken.), von Dr. Kalender. Aus dem Regierungsbezirke Cöln. Lite- ratur: Ueber genossenschaftlihe Gutsbewirthschaftung und Antheils- wirths{chaft von Dr. R. Seifert. Die Waldschußfrage von J. _Th. Grunert. Oesterreichische Zeitschrift für Bierbrauerei von Franz Fas- bender. Vermischtes. Probearbeites mit landwirthschaftlichen Ma- schinen und Geräthen. Generalversammlung des Bereins deutscher Arbeitgeber.

Statistische Nachrichten E Die „Mittheilungen der Großherzoglich Heisihen Centralstelle für die Landesstatistif* (Nr. 118. Mai-Heft) hat folgenden Jnhalt : Die Volkszählung im Großherzogthum Hessen vom 1. Dezember 1871. IT. Meteorologishe Beobachtungen im

Monat Februar 1873. Zusammenstellung der Einkommenstzuer- | pflichtigen in den Steuer - Kommissariaten und den 50 bevölfert'zen | Gemeinden für das Jahr 1873. Tägliche Wasserstände im Julî, |

August, September 1872. i:

London, 8. Mai. Die Ausweise des britischen Handelsamtes für Avril geben den Werth der Gesammtausfuhr in diejem Monat auf 21,343,026 Lftrl. an, was 309,510 Lstr. oder % mehr als im April 1872 und nahezu 20% mehx als im April 1871 iît. Es muß indeß bemerkt werden, daß dieser Zuwachs nur, die höheren Löhne und Rohstoffpreise repräsentirt. Bei Kohlen zeigt 3. B. die Quantität eine Abnahme von 4£%, während der Werth der Ver- {hifungen um 673% gestiegen ist ; und bei Eisen hat ih die Quan- titat um nahezu 11% vermindert und der Werth ift um nahezu 17% gestiegen. Maschinen bekunden eine Besserung von 40% 1m Werth, die, wie man Grund zur* Annahme hat, alleinig dem Steigen 1in Löhnen und in den bei ihrer Produktion verwendeten Artikeln Kohlen und Eif en zuzuïcreiben ist. Was gewebte Fabrikate anbetrifft, jo hat die Auê- fuhr in baumwollenen Stügütern um 27 % in der Quantität zuge- nommen, während Leinenfstosffe um 145 %, und Wollenwaaren um 27 «4 abgenommen haben. Die Einfuhr d?s Monats betreffend, 19 betrug deren deflarirter Wertb 31,246,321 Lstr. gegen 28,662,685 Lstr. im April 1872, d. h. 9 % mehr. Bon Baumwolle wurden ausge. führt 1,578,163 Ctr. im Werthe von 6,350,726 Lftr. gegen 1,416,649 Ctr. im Werthe von 6,197,467 Lstr. im April 1872. Die Einfuhr von Weizen stellte fich auf 2,338,370 Ctr. im Werthe von 1,489,312 Lftr. gegen 2,285,048 Ctr. im Werthe von 1,331,926 Lstr. ; und von

: Meh! auf 448,475 Ctr. im Werthe von 429,816 Lstr. gegen 209,475

Ctr. im Werthe von 190,925 Lstr., welcher Zuwachs der fortdauernden starken Einfuhr aus Frankreich zuzuscreiben it. In der Ausfuhr von ausländischen und Kolonialprodukten hat eine Abnahme von 6,774,000 Lsir. in Wolle stattgefunden, was 62% weniger als im April 1872 ist.

_— 986 Eisenbahn-Unfälle kamen in den Vereinigten Staaten während des am 31. März beendigten Jahres vor; bei denselben wurden 350 Perfonen getödtet und 1164 verwundet,

Kunst und Wissenschaft.

Münch en, 9. Mai. Das hier zusammengetretene Komite zur Errichtung eines Derkmals für Liebig erläßt einen öffentlichen Aufruf, worin die Verehrer des großen Naturforschers aufgefordert werden, je an ihren Wohnorten gleichfalls Komites zu bilden und Samulungen für den bezeichneten Zweck zu veranstalten.

Regensburg, 80. April. In den jüngsten Tagen wurde von der alten Römermauer das Fundament des östlichen Thors Der urbs quadrata aufgefunden. Die mächtigen Quader liegen 1o dicht ge- fügt neben und aufeinander, daß sie aller Wahrscheinlichkeit nah troß des Wechsels, der neben und auf ihnen im Laufe vieler Jahrhunderte vor sich gegangen ist, nie aus ihrer ursprünglichen Lage verrückt worden find. Der Hundort liegt_nämlich ganz in der Nähe des Plaßes, auf welchem das chemalig- St. Klarakloster mit der im Jahre 1809 bei der Beschießung der Stadt zu Grunde gegangenen Kirche, welche ohne Zwöifel auch einen Theil ihrer Fundamente auf die Römermauer auf- gebaut hatte, stand. Das Grundstück, auf welchem ih die jeßt in ibrem Unterbau bloßgelegte porta principalis befindet, gehört zu dem jeßigen Karmelitenbrauhaus. A

Bei Th. Burger in Bayreuth erschien soeben „Das Reihs-Erzkämmereramt der Markgrafen und KurfÜür- sten von Brandenburg und das R eihs-Erbkämmereramt der Grafen und Fürsten von Hohenzollern.? __Haus- und cechtsgeschchtliche Abhandlung mit 22 urkundlichen Beilagen von Eugen Schnell, Fürstlich hohenzollernshem Archivar in Sigma- ringen. (27 B. 8°.) Besonders abgedruckt aus dem „Archiv des bistorischen Vereins von Oberfranken zu Bayreuth, X11. Bandes weites Hest. Das Werk behandelt in drei- Abtheilungen: Vie Grz- “mter des Deutschen Reiches, das Reichs-Erzkämmereramt der_ Marfk- grafen und Kurfürsten von Brandenburg und das Reichs-Erbkäm- mereramt der Grafen und Fürsten von Hohenzollern.

Wien, 8. Mai. Am Hause Nr. 21 in der Spiegelgasse, wo der |

Dichter Franz Grillparzer gestorben, wurde diejer Tage eîne Gedenktafel mit folgender Inschrift befestigt: „In diesem Hause starb Franz Grillparzer am 21. Januar 1872 im 82. Lebensjahre. Dem Andenken des Dichters die Gemeinde ‘Wien. 3. Januar 1873.

10. Mai. Eine Kommission, bestehend aus meÿHreren Gemeinderäthen, dem Stadtarchivar Weiß, dem Schabmeister Leitner und dem Stadt-Baudirektor, hat die schwierige Aufgabe gelöst, in die reichhaltige Sammlung des städtischen Museums Ordnung zu bringen, Werthloses auszuscheiden und manches Werthvolle zur besse- ren Geltung zu bringen. Die Sammlung befindet sich in drei zujam- menhängenden Sälen, zwei Längensälen und einem Quersaale, im ersten Stockwerke des bürgerlichen Zeughau)es untergebracht und wird am 15. M. dem Publikum eröffnet. :

Herr George Smith vom Britischen-Museum, welcher von dem „Daily Telegraph“ nach Assyrien auf eine wissenschaftliche Erxvedition geschickt worden 1st, reibt diesem Blaite, daß er viele wichtige Entdeckungen gemacht habe. Herr Smith hat über achtzig neue Inschriften bereits gefunden, eine darunter it von Merodach- Baladan, König von Babylon, Sohn des Milihu, Gafkel des Kari- galzu, aus der Zeit 1300 v. G. Eine andere wichtige Inschrift ift die des assyrischen Königs Valnirari, welche eine Liste von Unter- nehmungen - und Triumphen aus den Zeiten des Assurbalid, Bel- nirari, Sul und Valnirari enthält und Details erzählt über die Herstellung der Kunststraße zu dem großen Tempel des Affur 1320 v. C. Herr Smith hat ferner eine Anzahl von Tafeln ge- funden, die jchr alte und merkwürdige babylonische Legenden, eine Sprüchwörterjammlung und astrologishe wie mythologische Noten enthalten. Unter den wichtigen Entdeckungen eien n0 “erwähnt: Tafeln aus der Zeit und über die Zeit des Sergon, serhaddon, Afsurbanisat, Nebuchadnezzar, Nabonidus, Kambyjes und Darius. Herr Smith schreibt endlich, daß er fiebenzehn Tage lang zu Nim- roud Nachgrabungen veranlaßt und gefunden habe, daß der Südost- palast viel größere Dimensionen habe, als bisher vermuthet wurde. Er hat in deinselben geräumige allen nnd s{ône Zimmer gefunden und unter dem Pflaster einer der Hallen sechs_Thonfiguren, die menschliche Körper mit Löwenhäuptern darstellen. Die Figuren haben icde vier Flügel und den bo ischen Korb. Ausführlicheres über Feine Auffindungen wird der Gelehrte später an den „Daily Telegraph

schicken. j Der am 9. d. M. in Avignon verstorbene Philosoph und Nationalökonom John Stuart Mill war am 20. Mai 1806 in London geboren und der Sohn des Verfassers der Geschichte von Britisch-Indien. Er fand nach tüchtiger, vom Vater überwacht er rivaterziehung eine Anstellung im Cast-India- pule und folgte chließlih seinem Vater in der Stellung eines hefs der indischen Korrespondenz. Seit 1858, wo die Verwaltung der indishen Com- pagnie auf den Staat überging, lebte er als Privatmann. Non 1865

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bis 1868 war er Parlamentsmitglied und gel)örte der radikalen Partei

an. Er brachte 1867 das Ameadement zum Wahlgeseß ein, welches den Frauen das Stimmrecht geben wollte und eine Minorität von 73 Stimmen fand. Seine Ansichten über dle Stellung der Frauen in der Gesellshaft legte er in dem Werke „die Hörigkeit der Frauen nieder. Nachdem er zunächst für die „Edinburgh“ uud die „Westminster-Review* Uterarisch thätig gewesen, - erschien Z fein System der Logik, welhes auch auf die Entwickelung dieser philosophishen Disziplin in Deutschland nicht ohne Einfluß war. Von philosophischen Werken entstammen, Mills Feder ferner noch kritische Studien, jo über Aug. Comte's Positivismus und William Hamiltons Philosophie. Nach verschiedenen Essay’s über national» ¿fonomische Fragen gab er 1#48 die Prinzipien der politischen Oeko- nomie heraus, welche ihm in der Geschichte der volkswirthschaftlichen Theorien eine bleibende Bedeutung verbürgen. An dieses Werk shlie- ßen sich andere, welche theilweise publizistischer Natur sjiudz; jo der Essay über „Freiheit“, über „England und Irland“, feine „Gedanfen über Parlamentsreform“ u. 1. w.

Landwirthschaft. fi

Dem in Nr. 108 d. Bl. veröffentlichten, dem „Deutschen Wollengewerbe“ entnommenen Berzeichniß der Wollmärkte ist noch der zu Hildesheim am 25. 96. und 27. Juni stattfindende Wollmarkt hinzuzufügen. H E S,

München, 8. Mai. Am 26. und 27. Mai wird in Weißen- burg a. S. die XV. Wand erversammlung bayerischer Lan d- wirthe abgehalten. Zur Berathung find folgende Fragen aufgestellt : Frage I.: „Welches sind die Wünsche der Landwirthe Bayerns in Be- treff einer noch gedeihliheren Entwickelung des landwirthschaftlichen Vereins, sowie in Betreff einer wirksamen Vertretung ihrer Intere})en im und durch den Verein? II. Frage: „In welcher Weije ist auf Hebung d-r Rindviehzucht hinzuwirken? Welche Erfahrungen hat man von Stammzucßtbezirken, wie ist auf Bildung von solchen hinzu- wirken?“ I. Frage: „Warum erhält fich der Bifangbau in den bäuerlichen Wirthschaflten so lang?“ An den Nachmittagen finden Ausflüge nach Ellingen, Ludwigshöhe, Solnhofen und Lichtenberg, 10 wie Besichtigung der Kreis-Viehausstellung, welche vom 24. Mai an in Weißenburg selbst veranstaltet wird, statt. :

London, 9. Mai. Die Aussichten der Fruchternte in England sind dem „Gardeners's Magazine“ zufolge entschieden günstig. Das Fachblatt hält es für höchst wahrscheinlich, daß 1873 ih als ein großes Fruchtjahr erweisen werde. Der Fruchternte drohte beim Fahreswechsel Verderben , sie wurde aber dur den rectzeitigen Frost, der Ende Januar eintrat, gerettet. _ / ;

Rom, 4. Mai. Hagel und Frost vernichteten in den leßten T agen ein Drittel der Weinpflanzungen der Provinzen Velletrie und Frosinone, auch im Albanergebirge litten die Reben durch die Kälte am 1. Mai bedeutend.

Handel und Gewerbe.

Wir werden ersucht, darauf hinzuweisen, daß das Bezugsrecht auf die neuen Aftien der Deuts cen Grundkredit-Bank zu Gotha mit dem 15. d. M. erlischt.

München, 10. Mai. (W. T. B.) Heute faud eine Versamm- lung der Gläubiger der Spibederschen Konkursmasse statt, in welcher das Konkursgeriht den Status derselben zur Kenntniß brachte. Derselbe ergab Aktiva 1,974,000 Fl., Paffiva 10,098,300 Fl., mithin eine Uebershuldung von 8,089,300 Fl. südd. W.

Wien, 10. Mai. Die gestern gewählte Deputation von Ver- tretern der Bankinstitute begab fih heute zum Finanz-Minifter, um die Staatshülfe anläßlich der Börsenkrisis nachzusuchen. Der Finanz-Minister crklärte sich bereit, 4 Millionen beizutragen, um eine Milderung der Situation herbeizuführen. E j

Der Finanz - Minister hat die Ermächtigung erhalten, den gestern von den koalirten Banken zur Erleichterung der Prolon- gationen gezeichneten Betrag von 12 Millionen int Einvernehmen mit der Nationalbank bis auf 20 Millionen zu ergänzen.

11. Mai. Das heutige „Neue Wiener Tageblatt“ bringt die als authentisch bezeichnete Nachricht, daß die Nationalbank beschlossen hat, dem Exekutivfkomite der Börse 5 Millionen bis zum 31. Juli gegen bankmäyige Wechsel oder statutenmäßige Effekten zu 7% vor- zustrecken. Der Finanz-Minister hat, demselben Blatte zufolge, _bei dem gestrigen Empfange des Börsenkomites demselben im Anschlusse an den Vorschuß der Nationalbank 3 Millionen gegen Effekten bis zum 31. Juli d. J. zur Verfügung gestellt. Das Blatt meldet ferner, der vorgestern von mehreren Banken und Bankhäusern zusammenge- \chossene zur Beleihung der flottirenden Effekten bestimmte Betrag von 13 Millionen sei gestern, abgesehen von dem Vorschusse der Na- tionalbank und des Finanz - Ministers bereits auf 15 Millionen ange- wachsen. Der zur Disposition stehende Totalbetrag belaufe fich daher auf 23 Millionen. E E

Die Regierung ist, wie durch das „Telegraphen-Korre]pondenz- Bureau gemeldet wird, geneigt, im Falle der wirklih.n Nethwen- digkeit den Geldverkehr- erleihternde Modifikationen in der National- bank-Afte einireten zu lassen und wird fich zu diesem Zwecke fofort mit der ungarischen Regierung in das erforderliche Einvernehmen eBen. as Ein aus Vertretern der Bodenkreditanstalt, der Kreditanstalt, der Anglo-Austria-Bank und der Niederösterreichischen Escompte- Anstalt bestehende Deputation hat heute den Ministerpräfidenten um Erg-eifung von Maßregeln gebeten, durch welche der Börsenkrifis ab- geholfen werde. Der Ministerpräfident ertheilte die Zuficherung, daß die Regierung zu innerhalb ihres Wirkungskreises liegenden Maß- regeln, durch welche die augenblicklihe Situatian gemildert werden fönne, gern bereit fei und findet zur Berathung darüber heute Nach- mittag Ministerrath statt.

Konstantinopel, 11. Mai. (W. T. B.) Eine mit vielen Unterschriften versehene Petition an den Vorstand der Börse fordert, daß die festgeseßte Konvertirung der 1872 emittirten Schabbonds in fonfolidirte Anleihe vom 13. Juni datire. Die Börse erklärt sich damit einverstanden, daß die Schatzbonds, bezüglich derer die Konver- sion in der vorgeschriebenen Form nachgefucht ist, den Titeln der all- gemeinen Schuld gleichzuachten seien, auch wenn cin wirklicher Um- tausch der Stücke nicht stattgefunden hat.

St. Petersburg, 10. Mai. (W. T. B.) Die Reichsbank hat den Diskont für Wechsel auf 5, den Zinsfuß für Lombard- Darlehn auf 6 pCt. herabgeseßt.

Verkehrs - Anstalten.

_— Das Rieselshe Central-Eisenbahn- und Reise- Comtoir, Neue Grünstraße 22, arrangirt am 28. Mäiï c. einen Extrazug zur Wiener Weltausstellung. _Hinfahrt via Gör- liß-Reichenberg (kürzeste Tour), Rückfahrt via Königgräß und das Fserthal, auf welcher auch Unterbrechung und Einzelnfahrt mit allen fahrplanmäßigen Personenzügen bei 50 Pfd. Freigepäck ge- stattet ist. Die Preije stellen ih für tour und retour: 11. Klasse Thlr. 19, 111. Klasse Thlr. 13. Das obige Comptoir übernimmt ür jeden einzelnen Theilnehmer den Nachweis von Wohnungen in Wien zu den billigsten Preisen. - Der Preis für ein dem Jundustrie- palaste entfernter liegendes Zimmer stellt sich auf 15—3 Thlr. Für ein näher liegendes, komfortabler eingerichtetes auf 23 bis 6 Thlr. pro Tag mit 1—2 Betten, Auch sind im obigen Comtoir alle darauf bezüglichen Cours- und Reisehandbücher, Pläne von Wien und den Aus-

stellungsräumen vorräthig. | Konstantinopel, 11. Mai. (W. T. B.) Nachdem der Aus- bru der Cholera in Widdin durch die Sanitätsverwaltung fonstatirt ist, ‘ist für die von der oberen Donau kommenden Schiffe eine Quarantäne angeordnet. , St. Petersburg, 10. Mai. (W. T. B.) Man erwartet, daß morgen die Schiffahrt bei Kronstadt eröffnet werden wird. New-York, 10. Mai. (W. T. B.) Der Dampfer des nord- deutschen Lloyd „Weser“ ist heute hier eingetröffm L R E Aus d2m Bericht der Suezkanal-Gesellshaft für * M ärz erhellt, daß die Schiffe, welche in diesem Monat den Kanal passirten, aus 88 englischen, 8 franzöfischen, 5 ttalienishen, 3 öster-

reichischen, 3 deutschen, 3 niederländischen, 2 ägyptischen, 2 spanischen