1873 / 118 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 19 May 1873 18:00:01 GMT) scan diff

In der heutigen (35.) Sizung des Herrenhauses,

welche der Präsident Graf Otto zu Stolberg um 10# Uhr er- öffnete -und welcher der Präsident des Königlichen Staats- Ministeriums Graf v. Roon, der Minister der auswärtigen An- gelegenheiten Fürst v. Bismarck und die Staats-Minister Graf zu Eulenburg, Camphausen, Dr. Leonhardt, Graf Königsmarck und Dr. Achenbach, sowie mehrere Regierungs - Kommissarien bei- wohnten, wurde als erster Gegenstand der Tagesordnung auf Antrag des Referenten Grafen zur Lippe der Geseh- entwurf, betreffend ; das Expropriations - Verfahren in den durh das Geseg vom 24. Dezember 1866 mit der preußishen Monarchie vereinigten, vormals bayerischen Landestheilen obne Diskussion in der Faffung der Regierungs- vorlage mit der Abänderung angenommen, daß die Ueberschrift folgende Faffung erhielt: „Entwurf eines Geseßes, betreffend die Abänderung des Artikels 18 des in den vormals bayerischen Gebietstheilen gültigen Geseßes vom 17. November 1837 über iat As von Grundeigenthum für öffentliche wecke.“

Ohne Diskussion erhielt ferner der Geseßentwurf, betreffend die Abänderung des §. 3 des Geseßes vom 19. März 1860 wegen Revision der Normalpreise, die Genehmigung des Hauses.

Graf v. d. Shulenburg-Angern erstattete hierauf münd-

lichen Bericht der Budget-Kommission über die Uebersicht von den Staatseinnahmen und Ausgaben des Iahres 1871, neöst der dazu gehörigen Denkschrift und den Motiven für die darin nachgewiesenen Etatsüberschreitungen und außeretatsmäßigen ertraordinuren Ausgaben und beschloß, auf seinen Antrag in Uebereinstimmung mit dem Hause der Abgeordneten, vorIe- haltlich der bei der Prüfung der Rechnung sich etwa noch ergebenden Erinnerungen a. die nachgewiesenen Etats- Ueberschreitungen für das Iahr 1871 mit 5,014,772 Thlr. 9 Sgr. 9 Pf., þ. dié niht auf geseßlihen Bestimmungen beru- henden außerordentlichen, im Etat niht vorgesehenen Ausgaben im Betrage von 4,233,661 Thlr. 1 Sgr. 5 Pf., zusammen 9,248,433 Thlr. 11 Sgr. 2 Pf. nahträglich zu genehmigen.

Herr von Rabe berichtete hierauf mündlich Namens der

Finanz-Kommission über den Gesezentwurf, betreffend die auf Grund des Reichsgesezes vom 8. Juli 1872 zur Ueberweisung an Preußen gelangenden Geldmittel, und das Haus beschloß, auf seinen Antrag den Geseßentwurf in Uebereinstimmung mit dem Hause der Abgeordneten ebenfalls unverändert anzunchuten.

Es folgte demnächst als fünfter Gegenstand der Tagesord- nung der mündliche Bericht der Kommissiou für Eisenbahn- Angelegenheiten über den Geseßentwurf , betreffeud die Aufnahme einer Anleihe in Höhe von 120,000,000 Thalern zur Erweiterung , Vervollständigung und besseren Ausrüstung des Staats-Eisenbahnnezes. Ein Antrag des Fürsten Putbus, den Gesehentwurf an die Kommission zurück- zuweisen mit dem Auftrag dem Hause \chriftlihen Bericht zu erstatten, fand niht genügende Unterstühung. An der Diskussion betheiligten sich außer dem Referenten, ¿Herrn von Thaden, die Herren Fürst Putbus, von Kleist-Rezow und Hasselbach. Nach- dem au der Minister für Handel 2c. Dr. Achenbah die Vor- lage zur Annahme empfohlen, wurde dieselbe von der Majorität des Hauses mit großer Majorität in der Faffung der Regierungs- vorlage angenommen.

Es folgie als sechster Gegenstand der Tagesordnung der mündliche Bericht der X11. Kommission über den Gesezentwurf, betreffend die Betheiligung der Staatsbeamten bei der Verwal- Als Referent der Kommission

tung von Erwerbs-Gesellschaften. beantragt Herr v. Voß: L : i 1) den vorliegenden Geseßentwurf in der im andern Haufe er-

haltenen Fassung abzulehnen, 2) - die Königliche Staatsregierung aufzufordern, einen die gesanante Materie der -Neben-Aemter und Nebenbeschäftigungen von Staatsbeamten umfassenden Geseßentwurf dem Landtage zur Beschlußnahme vorzulegen, 3) eventuell den nach- stehenden Entwurf cines Geseßes, betreffend die Betheiligung der Stzatsbeamten bei Gründungs-Komites und bei Verwaltung von Aftien-, Kommandit- und Bergwerks-Gesellshaften in der von der Kommission amendirten Gestalt anzunehmen.

An der Diskussion betheiligten fich außer dem Referenten Herrn Voß die Herren Wilkens, Hafselbah und der Regierungs- Kommissar Geheime Regierungs - Rath Steinmann. Bei der Spezial-Diskussion wurde §. 1 unter Ablehnung der Regierungs- vorlage in folgender Faffung angenommen :

„Unmittelbare Staatsbeamte dürfen ohne Genehmigung des vorgeseßten Ressort-Ministers nicht in den Vorstand oder Aufsichts- rath von Aftien-, Kommandit- oder Bergwerksgesellschaften und nicht in Komites zur Gründung solcher Gesellschaften eintreten.“

Der §8. 2 wurde gestrichen, ebenso das zweite Alinea des §. 3, so daß dieser Paragraph in folgender Fassung angenommen wurde:

„Die ertheilte Genehmigung ist jederzeit wiederruflich.

Der §. 4 wurde in der Fassung der Regierungsvorlage ge- nehmigt und dann die Sizung um 15 Uhr geschlossen. Nächste Sibung morgen früh 104 Uhr. Tagesordnung: Der Rest der heutigen und Entgegennahme einer Allerhöchsten Botschaft.

Die Besichtigung der 1., 2., 3. und 4. Escadron des 2. Garde-Dragoner-Regiments fand heute Vormittag auf dem Kreuzberge durch den Commandeur der 3. Garde- Kavallerie- Brigade, General-Major Freiherrn von Loë statt.

Die zufolge §. 3 des Gesetzes, betreffend die Nationa- lität der Kauffahrteishifsfe und ihre Befugniß zur Führung der Bundesflagge, vom 25. Oktober 1867 (B.-G.-Bl. S. 35), in den an der See -belegenen Bundesstaaten fungirenden Swiffsregister - Behörden find: 1) Das Königliche Kreisgeriht zu Memel, 2) Das Königliche Kommerz- und Admiralitäts-Kollegium zu Königsberg i. Pr., 3) Das König- lihe Kommerz- und Admiralitäts-Kollegium zu Danzig, 4) Das Königliche Kreisgericht zu Elbing, 5) Das Königliche See- und Handelsgericht zu Stettin, 6) Das Königliche Kreisgericht zu Greifswald, 7) Das Königliche Kreisgeriht zu Stralsund, 8) Das Königliche Kreisgeriht zu Kiel, 9) Das Königliche Kreis- gericht zu Altona, 10) Das Königliche Kreisgericht zu Jtehoe, 11) Das Königliche Kreisgericht zu Flensburg, 12) Das Kö- nigliche Kreisgericht zu Schleswig, 13) Die Königliche Land- droftei zu Aurich, 14) Die Königliche Landdroftei zu Stade, 15) Die Königliche Landdroftei zu Lüneburg, 16) Die König- liche Länddroftei zu Osnabrück, 17) Die Schiffêregister-Behörde zu Rostock, 18) Die Shiffsregifter - Behörde zu Wismar, 19) Das Großherzogliche Staats-Minifterium, Departement des Fnnern, zu Oldenburg, 20) Das Handelsgeriht zu Lübeck, 21) Die Kommission des Senats für Reihs- und auswärtige An- gelegenheiten zu Bremen, 22) Die Deputation für Handel und Schifffahrt zu Hamburg. I

Der General-Lieutenant Freiherr von Géneral - Inspecteur des Militär -Erzichungs- wesens, hat fih mit längerem Urlaub zum Gebrauch einer Kur nach Karlsbad begeben.

Rheinbaben,

Der Thierarzt 1. Klasse Kotelmann zu Goldap ist zum Kreisthierarzt des aus den Kreisen Rummelsburg und Bütow bestehenden kreisthierärztlihen Bezirks ernannt worden.

In der Sizung des Vereins für die Geschichte Berlins, am Sonnabend, hielt Professor Holze einen Vortrag über den Wusterhausener Bär, seine Stellung in der Befestigung des Großen Kurfürsten und in dem System der Regulirung des Spreestromes. Der Magistrats-Sekreiär F. Meyer \sprach über die neuere Geschichte des Palais Sr. Königlichen Hoheit des Prinzen Carl und des Wilhelmsplazes.

Bayern. München, 16. Mai. Der Minister des In- nern, von Pfeufer, hat sih heute nah Wien begeben, wo- selbst er ungefähr 6 Tage verweilen wird. Während seiner Ab- wesenheit hat der Staatsrath von Schubert die Leitung des Ministeriums des Innern übernommen.

_ _— Heute Mittag hat in der Polizei - Direktion die feierliche Einführung, Verpflihtung und Vorstellung des neuernannten Polizei-Direktors M. Freiherrn von Feiliß\ch durch den Kö- niglihen Regierungs-Rath Kopp in Gegenwart sämmtliher Be- amten und Bediensteten der Polizei-Direktion, sowie der Offiziere, Wachtmeister, Sergeanten und Stations - Kommandanten der Gensd'armerie-Stadt-Compagnie stattgefunden.

Sachsen. Dresden, 17. Mai. Der König hat heute den Königlih preußishen außerordentlihen Gesandten und be- vollmächtigten Minister, von Eichmann, in besonderer Audienz empfangen und dessen Abberufungs\hreiben entgegen genommen. Darauf wurde der neuernannte Königlich preußische außerordent- lihe Gesandte und bevollmächtigte Minister, Graf zu Solms- Sonnenwalde, empfangen, welcher sein Beglaubigungsschreiben überreichte.

Sachsen-Altenburg. Altenburg, 16. Mai. In der 2. Sitzung seiner jeßigen Diät vom 7. d. M. erklärte fih der Landtag zunächst nah längerer Berathung mit dem Postulate der Staatsregierung von 3000 Thlrn. zur Gewährung von Alterszulagen an die Volksschullehrer einverstanden. Die Ver- theilung dieser Zulagen soll für die Landschullehrer in der Weise erfolgen, daß sie nach den 3 Stellenklassen vom 11., 16. und und resp. 21. Dienstjahre an beginnen und für jedes Schulkind und jedes weitere Dienstjahr mit je 1 Ngr. berechnet und auf 5 Jahre ausgeworfen werden. Nach einem Antrage des Dr. Hesse wurde der Regierung hierzu noch die Er- mächtigung ertheilt, die Zulagen, welhe unter 10 Thlr. be- tragen würden, auf 10 Thlr. zu erhöhen, das Maximum derselben aber auf 100 Thlr. zu beschränken. Ebenso fand ein- zweites Postulat von jährlich 17,300 Thlr., welhe Summe jedoch im Verein mit den dur Einziehung - von Stellen er- sparten Mitteln auf circa 25,000 Thlr. anwächst, zur Gewähr einer durchschnittlihen, vorläufig allerdings nur persönlichen und widerruflihen Zulage von 10 Prozent für die Civilstaatsbeamten die einstimmige Billigung der Landschaft, indem das Postulat \chließlich mit der runden Summe von- 18,000 Thlr. aus den vorhandenen Uebershüssen und 7841 Thlr. aus den disponiblen Mitteln des Besoldungsetats verwilligt wurde. Ohne alle De- batte wurden \{chließlich noch 11,600 Thlr. zur Bestreitung der Aufwände wegen eines Vermählungsgeschenkes für Ihre Hoheit die Prinzessin Marie (Prinzessin Albrecht von Preußen) verwil- ligt. Vom Abg. Findeisen wurde noch ein besonderer Antrag auf Aufbesserung des Dienßeinfkommmes der Geistlihen unter 500 Thlr. exkl. der freien Wohnung eingebracht.

_ Elsaß-Lothringen. Straßburg, 16. Mai. Se. Ma- jestät der Kaiser und König haben die unentgeltliche Ueber- lassung von Geshüßbronze zur Herstellung von Kirchenglocken den nachstehenden elsässischen Gemeinden auf deren Gesuch be- willigt, und zwar: 12 Ctr. der Gemeinde Fürdenheim (Kreis Straßburg); 30 Centner der Gemeinde Reihweiler (Kreis Mül- hausen); 20 Centner der Gemeinde Ueberrah (Kreis Hagenau) ; leßteres Geschenk in Folge eines von der Gemeinde Ueberrah an Se. Kaiserlihe und Königliche Hoheit den Kronprinzen gerichte- ten Gesuches. ,

Desterreich-Ungarn. Wien, 17. Mai. Das Reichs- geseßblatt veröffentliht das Gese vom 27. April 1873 über das Verfahren in gerinfügigen Rehts\achen (Bagatellverfahren) ; das Gesez vom 27. April 1873 über das Mahnverfahren (gül- tig für alle im Reichsrathe vertretenen Königreiche und Länder, mit Ausnahme des Königreiches Galizien und Lodomerien mit den Herzogthümern Aushwiß und Zator und dem Groß- herzogthume Krakau, des Herzogthums Bukowina wie des Königreihs Dalmatien); das Gese vom 29. April 1873, betreffend die Sicherstellung und Exekution auf die Bezüge aus dem Arbeits- oder Dienstverhältnifse; die Verordnung des Iustiz-Ministeriums vom 10. Mai 1873, womit bestimmt wird, daß das Geseg vom 1. April 1872, be- treffend die Vollziehung von Fre:heits\trafen in Einzelhaft in der Männerstrafanstalt Karthaus in Ausführung zu bringen fei; das Geseß vom 9. April 1873 über Erwerbs- und Wirthschafts- genossenschaften; die Verordnung der Ministerien der Iustiz, des Innern und des Handels im Einvernehmen mit dem Finanz- Ministerium vom 14. Mai 1873, womit in Vollziehung des Geseßes vom 9. April 1873 über Erwerbs- und Wirthschafrs- genossenschaften die erforderlichen Bestimmungen in Betreff der D aguig und Führung des Genofsenschaftsregisters erlafsen werden.

Prag, 17. Mai. Die -„Narodni listy“ melden, daß die Wahl Dr. Hule\chs zum Bürgermeister von Prag die Kaiser- lie Bestätigung erhalten habe.

Pesth, 17. Mai. Das Abgeordnetenhaus nahm gestern die Geseßentwürfe über die Aenderung der Konzessions- urfunde der ersten galizishen Eisenbahn und über die Kreditreste des Kommunikations-Ministeriums von 1872 unverändert an. Zur Feststellung der Tagesordnung der nähsten Sißzung \prah Julius Olah; er tadelte das Vorzehen der Regierung, das die Zweckmäßigkeit der Geseßgebung unmöglih mache. Minister Pauler antwortete, daß die Regierung eine ganze Reihe von Vorlagen theils unterbreitet, theils angemeldet habe, die entweder noch vor Shluß der gegenwärtigen Sesfion oder Anfangs der nächsten erledigt werden. Nachdem noch Madarasz in ähnlichem Sinne wie Olah gesprochen, wurde die Sihung geshlo}en.

Heute interpellirte Helfy den Minister des Innern, weshalb der Wohlthätigkeitsverein der Arbeiter bisher nicht sanktionirt und die Beschlüsse der sogenannten Arbeiterpartei durch eine Ministerialverordnung als null und nichtig erklärt wurden. Der Handels-Minister Zihy beantwortete die vorgestern gestellte Inter-

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| Information, daß auf der Wiener Weltausstellung alle Gegen- und Bildungs- |

pellation Szathmary's und erklärte auf Grund einer genauen

stände, deren Aufstellung beendet is, eine ungarishe Aufschrift haben. Hierauf wurden verschiedene Petitionen verhandelt. Nach

genommen wurde.

vertagt. ;

Schweiz. Bern, 18. Mai. (W. T. B.) Kantonalfómite der Ultramontanen fordert in einem: Aufrufe, der heftige Auslassungen gegen die Staatsbehörden enthält, alle Katholiken, die treu zu Rom stehen, auf, fic bei einer Volks - versammlung, welche am 25. Mai zu Correndlin stattfinden soll, zahlreih zu betheiligen. Es sei jegzt genug protestirt und es sei Zeit, fich nunmehr an das Volk selbst zu wenden.

St. Gallen, 17. Mai. (W. T. B.) Die hiesige Stu- dienkommission hat die von dem Bischofe Greith beantragte Trennung der Andachtsübungen der katholishen und der pro- testantishen Seminarzöglinge abgewiesen. Die hiesigen frei- ‘finnigen Katholiken. beshlossen, ein Dankesvotum an den Schul - R: für sein Vorgehen in der Unfehlbarkeitsangelegenheit zu rihten.

Genf, 17. Mai. (W. T. B.) Die gerichtliche Un- tersuchung gegen die Flüchtlinge der Pariser Kommune ist, dem „Journal de. Genève“ zufolge, beendet. Dem“ Verneh- nah hat fih herausgestellt, daß die Handlungen, wegen welcher fie angeklagt waren, weder nach den Bundes- noch nah den Kantongeseßen ein gerihtlihes Verfahren zulassen. Mit Rück- sicht auf die Erhaltung der guten Beziehungen zu Frankreich dürften jedoch gewisse Maßregeln Seitens der Verwaltungsbehörde -hinsichtlih einiger Flüchtlinge ergriffen werden.

Éin weiteres Telegramm vom 18. d. Mts. meldet: Dem „Journal de Genève“ zufolge find von den neun hier festgenom- menen Flüchtlingen der Pariser Kommune vier wieder ihrer Haft entlassen; die übrigen fünf haben den“ Befehl erhalten, das Ge- biet des Kantons: Genf zu verlassen.

Belgien. Brüssel, 17. Mai. Der König wird am 214 nah Wien abreisen. ¿

(W. T. B.) In der heuügen Sihung der Repräfen- tantenkammer wurde die Gehaltsposition der Gesandten vont heiligen Stuhle Seitens mehrerer Mitglieder der Linken heftig angegriffen. Troßdem wurde die Position \{hließlich mit 51 gegen 20 Stimmen genehmigt.

Großbritannien und Jrland. London, 15. Mai. Der Prinz von Wales wird am 21. d. vom Kontinent zurückerwartet.

Im Bucingham-Palast fand gestern Abend das erste Hof-Konzert in dieser Saison statt, das schr zahlreich besucht war. Der König und die Königin der Belgier, die Prinzessin von Wales, der Herzog von Edinburgh, Prinz und Prinzessin Christian von Schleswig-Holstein, Prinzessin Louise, der Herzog von Cambridge, der Herzog und die Herzogin von Teck, die Mitglieder des diplomatishen Corps und ein- großer Theil der Aristokratie befanden \ih unter den Anwesenden.

Eine Depesche des „Bureau Reuter“ aus Teheran mel- det, daß der Schah von Persien am 12. d. Enzelli verließ, um die Reise nah Astrahan anzutreten. In London treffen die Beamten des Königlichen Hofstaates bereits Vorkehrungen für den Empfang des Schahs. Der Buingham-Palast wird zu seiner Verfügung gestellt und ohne Verzug für seine Auf- nahme hergerichtet werden. Die Ankunft des Schahs in London wird im Laufe nähsten Monats erwartet, und die Königin wird am 17. Juni von Balmoral zurückehren, uw den hohen Gast zu empfangen. Zu Ehren des persishen Monarchen wird au eine große Flottenrevue auf der Rhede von Spithead stattfinden.

Großbritanniens Staatseinnahmen vou 1. April bis 10. -d. betrugen amtlihen Ausweisen zufolge 7,620,234 Ltr. gegen 8,357,770 Lftr. in der korrespondirenden Periode des Be diben, und die Ausgaben im gleichen Zeitraum 9,633,478 Lftr. Am 10. d. belief sich die Bilanz des Schaß- amtes in der Bank von England auf 7,981,456 Lstr. und in der Bank von Irland auf 1,124,433 Lftr.

Einem Telegram aus Ottawa vom 15. d. Mts. zu- folge, hat die Regierung von Canada die Bedingungen der Union auf der Prinz Edward-Insel endgültig arrangirt. Die Ratifikation dieses Abkommens soll vor der Prorogation des canadishen Parlaments kompletirt werden.

Frankreich. Paris, 17. Mai. Jn Betreff der Mi- nisterkrisis erfährt die „Agence Havas“, daß allein die bereits gemeldete Ernennung Casimir Vériers zum Minister des Innern als gewiß betrahtet werden dürfe. Von dem gesammten Mis- nisterium haben bisher nur Goulard und Jules Simon ihre Entlassung erhalten; im Uebrigen ist die Situation unveränderti Die Fraktion des. rehten Centrums hat heute unter dem Vorsitz des Herzogs von Broglie in Versailles eine Zusammenkunft gehalten, um über ihre einzunehmende Haltung zu berathen. Mehrere Mitglieder der Fraktion sprachen sich dahin aus, daß die Nationalversammlung energisch vorgehen müsse, um Frankreich vor den Gefahren des Radikalismus zu \{hügen und beantragten, das Bureau der Fraktion zu beauftragen, Vorschläge über die zu treffenden Maßregeln zu machen. Gestern waren die Re- dakftionen der sämmtlichen konservativen Journale versammelt, um über ihr Verhalten gegenüber den Neuwahlen einen gemein- samen Beschluß herbeizuführen ; bisher hat indessen ein Einver- nehmen nit erreiht werden können.

Nah einem der „Independance“ zugegangenen Pariser Telegramme hat die Fünfundvierziger- Kommission der Nationalversammlung das Geseh über die Reorganisation der Armee einstimmig in einer Fassung genehmigt, welche in mehreren Punkten von den bezüglichen Anfichten des Präsidenten der Republik wesentlich abweicht.

18. Mai. (W. T. B.) Wie verlautet, hatte auch der Kriegs-Minister, General de Cissey, im Verlaufe der Minister- frifis seine Entlassung angeboten. Der Präsident Thiers hatte die Absicht ausgesprochen, denselben durch den General Chanzy zu ersezen. Hierauf soll Marschall Mac Mahon erklärt haben, er werde das Ober-Kommando niederlegen, wenn Chanzy Kriegs- Minister werde. ; Ein heute Abend erfchienenes Extrablatt des „Bien public“ enthält die Mittheilung, daß sich das Ministerinm folgendermaßen refonstituirt hat. Neu eingetreten find: Cafimir Périer als Minister des Innern, Berenger als Minister der öffentlihen Arbeiten und Waddington als Unterrichts-Minister (Mitglieder des linken Centrums). Der bisherige Minister der öffentlihen Arbeiten Fourtou übernimutt das Kultus-Ministerium, der Minister des Auswärtigen de Rémusat, der Justiz-Minister

Verlesung eines Königlichen Reskriptes, mittels dessen die erste

. Dufare, der Finanz-Minister Say, der Handels-Minister Teisseren

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Session: für geschloffen erklärt und die zweite auf dew nächsten Montag einberufen wird, hielt der Präfident Bitto die: Schluß- - rede und brachte ein Hoh auf den König, die Königin und das Vaterland aus, was vom Hause mit begeisterten „Eljen“ auf-

Im Oberhause wurde vas Kolsonistengesez angenom-

men und: hierauf mit Einwilligung des Ministeriums die Ver- handlung: über die Esfomptebankvorlage bis nächsten Sonnabend

Das: hiesige

de Bort, der Kriegs-Minister de Cissey und der Marine-Minister Pothuan behalten ihre Portefeuilles. :

Versailles, 18. Mai. (W. T. B.) Heute Nachmittag at eine Zusammenkunft der Mitglieder der Rechten unter dem Vorsihe de Larcys stattgefunden. Die Versammlung fonstatirte, daß die Rechte fich mit dem reten Centrum in Uebereinstimmung befinde und \prach ihre Zustimmung zu den Beschlußnahmen des letzteren aus.

4 Spanien. Madrid, 18. Mai. (W. T. B.) Die fonstituirende Versammlung wird, wie verlautet, Orense zum

räsidenten wählen und die Vollmachten von Figueras auf bestimmte Zeit verlängern. :

Das den carlistishen Interessen dienende Iournal e Dra- peau français“ enthält die Mittheilung, daß Don Carlos in der Nacht vom 14. zum 15. d. M. die Grenze von Navarra habe überschreiten wollen, um sich an die Spitze der Königlichen Armee zu stellen, welche jegt 15,000 Mann stärk sei, und mit ihr zu fiegen, oder den Tod zu finden. Dasselbe Journal mel- det, daß der Prinz mit einem Konsortium englischer Bankiers eine Anleihe von 400 Millionen Realen abgeschlossen habe.

Don Carlos hat ein Schreiben veröffentlicht, in weichem er den General Dorregaray wegen seines bei Eraul erfohtenen Sieges beglückwünscht und ankündigt, daß er in aller- nächster Zeit persönli den Oberbefehl über die carlistishe Armee übernehmen werde.

Ftalien. Rom, 14. Mai. Heute Vormittag fand im Quirinal der feierlihe Empfang der japanischen Gesandt- schaft statt. : ;

17. Mai. (W. T. B.) In der heutigen Sißung der Deputirtenkammer wurde die Spezialberathung des Geseßz- entwurfs über die religiösen Körperschaften fortgeseßt. Der Minister Lanza erklärte, daß das Ministerium geneigt sei, Abän- derungen anzunehmen, welche geeignet seien, die im Geseß ge- troffenen Verfügungen aufzuklären und die Absichten der Regie- rung verständliher zu mahen. Jedoch werde es die im Geseh- entwurf aufgestellten Ausnahmebestimmungen aufrecht erhalten, um in dieser Bezichung alle Ungewißheit zu beseitigen. Es wurde darauf der erste Theil des Art. 1 angenommen, in welchem die Ausnahmen, auf welhem das Gesez keine Anwendung finden soll, im Prinzipe festgestellt werden. Der zweite Theil dieses Artikels wurde bei der Fassung, nah welcher \sih die Klostergeseße auch auf Rom erstrecken follen, mit 385 gegen 3 Stimmen gleichfalls angenommen. 15 Deputirte enthielten sih der Ab- stimmung. i

Bei Art. 2 beantragte der Deputirte Ricasoli ein Amende- ment, nah welchem dem päpstlichen Stuhle zur Erhaltung der Ordensgeneralate und der General-Anwälte der Orden jährlih 400,000 Francs gegeben werden follen, So lange der päpstliche Stuhl hierüber nit verfügt, \oll die Regierung den Ordensz generalen die Verwaltung dieser Summe unter Zuweisung der für ihren Wohnsiß und für ihre Bureaus nothwendigen Dert- lichkeiten anvertrauen. Dieses Amendement wurde mit 220 gegen 193 Stimmen genehmigt -und hierauf der ganze Artikel ange- nommen.

Wie die „Italie“ meldet, empfing der Pap st heute mehrere Personen. Für morgen steht ein großer Empfang im Vatikan in Ausficht. Bei Gelegenheit seines Geburtstags- festes erhielt der Papst von dem Präsidenten der französischen Republit ein eizenhändiges Glückwunschschreiben.

Das Ministerium hat die Verstärkung der hiesigen Garnison angeordnet. Fünf Bataillone sind bereits eingetroffen, fünf andere werden erwartet. :

Florenz, 17. Mai. (W. T. B.) Die Polizei hat drei Mauer-Affichen konfiszirt; durch die erste derselben forderte das flerifale Komite zu einer Wallfahrt nach Imprunte auf. Die beiden anderen rührten von dem revolutionären Komite her und enthielten Drohungen gegen die Walifahrer, sowie Beleidigungen gegen die gegenwärtige Regierung, auch wurden verschärfte Maßregeln gegen die Klerikalen verlangt. Es wurden vier Verhaftungen vorgenommen.

18. Mai. Aus Veranlassung der gestern gemeldeten Polizeimaßregeln hat hier gestern Abend eine Demon stration stattgefunden. Eine Volksmenge zog unter den Rufen: „Nieder mit dem Ministerium, nieder mit den Klöstern“ bis vor das Polizei-Präsidium. Auf eine an fie ergangene Aufforderung zerstreuten sih die Tumultuanten, von denen mehrere verhaftet wurden.

Griechenland. Athen, 17. Mai. (W. T. B.) Der Präliminarvertrag mit der neuen Lauriongesell- #\chaft, wodurch dieser die sämmtlichen, einen Reingewinn von 120 Millionen repräsentirenden Bleihalden überwiesen werden, ist abgeschlossen; die Genehmigung der Kammer is vorbehalten worden.

Türkei. Konstantinopel, 17. Mai. (W. T. B.) Der persishe Gesandte, Mohrin Khan, überreichte Heute dem Sultan in feierlicher Audienz sein Beglaubigungss\chreiben.

Rumänien. Bukarest, 18. Mai. (W. T. B.) Die gesammte rumänische Presse widmet dem verstorbenen Fürsten Cusa einen ehrenden Nachruf und hebt die Verdienste dessel- ben um Rumänien hervor.

Núfßland und Polen. St. Petersburg, 16. Mai. Der Großfürst Michael Nifkolajewitsch und die Großfürstin Olga Feodorowna sind mit der Großfürstin Anastassja Michailowna ám 14. Mai von St. Petersburg nah Tiflis abgereist.

Zur Reise des Schahs von Persien meldet der „R. I.“ weiter Folgendes: Die persishen Würdenträger und Beamten, welche den Schah Nafr-ed-Din begleiten werden, find: 1) Hadshi- Mirza-Hussein-Chan (erster Minister, Großvezier); 2) Prinz Ali- Kuli-Mirza, ( Mirza; 4) Prinz Firuz-Mirza, Sohn des Abbas-Mirza, Onkel des Schahs; 5) Prinz Imam-Kulti-Mirza, Prinz-Minister ; 6) Allah-Kuli-Chan; 7) Iachja-Chan (Minister des Hofes UnD General-Adjutant des Schahs); 8) Muhammed-Rachim-Chan (Ober-Ceremonienmeister); 9) Hassan-Ali-Chan (Minister der öffentlihen Arbeiten); 10) Ali-Riza- Chan (Siegelbewahrer), Verwandter des Schahs. Außerdem werden Se. Maiestät be- gleiten : Mirza-Malkum-Chan, der dem Schah bis Astrachan ent- gegengefahren is; einige Kammerherren, Generale, Ceremonien- meister und Adjutanten; ein Sekretär und ein Zahlmeister; ein Mudshteride (Geistlicher); der Leibmedikus, Dr. Tolosaw, Der Ober-Photograph und verschiedene andere Personen zum Dienst in den inneren Gemächern des Chans. Ohne die Dienerschaft wird das Gefolge ca. 40 Personen zählen.

Das große praktishe Ges chwader wird laut eines Be- fehls vom 28. April aus zwei Abtheilungen bestehen. Zum Chef der erften is der jüngere Flaggenmann Contre - Admiral G. F. Erdmann bestimmt, der die Flagge auf der Panzerfregatte

(Unterrichts-Minister); 3) Prinz Sultan-Murads-

„Ssewastopol“ (mit 16 Kanonen) aufhissen wird. Diese Ab- theilung wird außerdem aus den Panzerfregatten „Petropaw- sowsf“, „Admiral Greigh“ und „Admiral Tschitshagow“ und der Panzerbatterie „Ne tron menja“ bestehen. Die zweite Ab- theilung unter der Flagge des jüngeren Flaggenmanns Contre- Admiral O. P. Púsino wird aus dem Flaggenschiff, dem Räder- dampfer „Wolga“, den ziweithürmigen Booten „Tscarodjeika“ und „Ssmertsh“ und den Monitors „Koldun“, „Sstrjelez“, „Tifon“, „Perun“, - „Uragan“ und „Wijeschtshun“ und dem Räderdampfer „Wladimir“ (\{chwimmende Maschinemverkstätte) gebildet werden. Außerdem werden \ich bei dem Geschwader der Räderdampfer „Ilmen'', der Shraubendampfer „Großfürst Alerej““ und das Schraubenboot „Opyt“ befinden. i it Ueber den Feldzug gegen. Chiwa bringt der „Ruff. Inv.“ folgende offizielle Nachrichten : E Das Krassnowodskzr Detachement, das sich bekanntlich am 20. April beim Brunnen Aidin befard und nach dem Brunnen Igdy, dem äußer- sten Punkte der im vorigen Jahre in der Richtung nach Chiwa aus- geführten Rekognoszirung, vorrücken sollte, ist laut einer telegraphi- ichen Nachricht aus Tiflis, die ihrerseits auf einer Meldung des Obersten Markosow, Commandeur dieses Detachements beruht, am 99. April beim Brunnen JIgdy ei:getroffen. Auf dem Marsche wurde die russische Kavallerie, als sie das Turkmenenaul N, ait aus diesem mit Schüssen empfangen... Es entspann sih ein kleiues Gefecht, in welchem ein Kosakenoffizier durch einen Säbelhieb ver- wundet wurde. Nachdem der Feind 22 Todte verloren hatte, war er gezwungen, sich zu ergeben. Bei den Turkmenen wurden hierbei gegen 1000 frishe Kameele und vieles andere Vich erbeutet. S Aus Igdy sollte das Detachement nah dem Brunnen Ortafuju und Dudur und nach Jzmycchschir vorrücken, und Oberst Markosow hoffte, diesen letzteren Punkt am 13. Mai, d. h. 9 Tage früher, als die ursprüngliche Marschroute angegeben, zu errcihen. Vou Igdy bis Jamychschir sind ungefähr 300 und von da bis Chiwa 60 Werst. Bon der Käsalirsfkishen Kolonne melden Privatbriefe, daß das Metter in den ersten Tagen des Marshes vom Ssyr-darja nach JIrkibai falt gewesen und der Frost bei Nordwind und ohne SŸhnee dis auf 7 Grad gestiegen ist. Seit dem 5. April ist es wärmer geworden. An emigen Bivouakpläßen fanden die Truppen die Brunnen verschüttet, so daß die Soldaten sie mühsam reinigen mußten. In Irkibai blieb die Kolonne einige Tage, um daselbst ein Feldbefestigungswerk zum Schuße der Verbindungen anzulegen. Die Wahl der Stelle für dieses Werk und die Anordnungen zum Baue desselben waren dem Großfürsten Nikolai Konstantinowitsch übertragen worden; die Arbeiten führte das 8. Linienbataillon aus. In dreimal 94 Stunden war das Fort fertig und mit einigen Geschüßen aumirt. Am 6. April nahm es die Besaßung ein uud wurde die Flagge auf- ezogen. L N Nas den Nachrichten, welche Kundschafter gebracht, befestigen sich die Chiwesen in Klytsch (d. h. Säbel) am See Dau-kara;_ die chiwesishe Avantgarde ist in der Richtung auf Min-Bulak un)eren Truppen entgegengeschickt worden.

Weitere Nachrichten desselben Blattes melden: j

Nach den Nachrichten, w-lhe Kundschafter von dem Embaposten gebracht, findet im Chanat Chiwa ein ihleuniges Sammeln der Leute statt, wobei jeder mit Pferd und Waffen (Säbel und Gewehr) yer- jehen wird. 9 i

Als Sammelpunkt für diese als Vortrab zu entsendende chiwe- sische Bande soll in der Richtung nah der Orenburger Steppe hin, die Umgegend von Kungrad bestimmt sein, von wo dieselbe nach Díhany-kala, einem kleinen Fort, das die Chiwesen unläng!t auf der Urguspiße aufgeworfen haben, vorrücken soll, i S

Eine Privatkorrespondenz des „R. J.“ vom Embavpoîten theilt unterm 30. März mit, daß die Kälte noch anhält und das Schumelzen des Schnees verhindert. Gestern waren 12 Grad Kälte, heute sind nur 4 Grad bei starkem Sturm. Ungeachtet des tiefen Schnuces fönnen wir hier niht länger bleiben, weil wir alle Heu- und Holz- vorräthe der Garnison erschöpfen würden, Dienstag, 27. März, ütt die Avantgarde mit dem Sappeur-Kommando-ausgerüdckt; diejes leßtere hat die Bestimmung, nah Möglichkeit - dit Wege zu bahnen. Heute ist das Gr des Cxpeditionscorps cbmarschirt und morgen wird die Arriergarde mit den Vorräthen folg. :

Bis zur Urguspitze sind 626 Werst, die wir nach der Marschroute gegen den 25. April zurückgelegt haben müssen, wenn uns in dem tiefen Schnee, der den Gang der Kameele äußerst erschwert, nicht be- sondere Hindernisse entgegentreten. 4 E

Die Grenze der ciwesischen Besißungen ist 400 Werst vom Embaposten entfernt und liegt jenseit des Sees Osman-matai und der Quelle Afty-Kendi. Wir werden sie Mitte April erreichen.

Den 31. März. Heute regnet es; es ist dies vielleicht ein Vor- bote des Frühlings, der denn doch einmal eintreten muß. Alles ist schon vorgerückt, und eben geht der Reserve-Proviani unter Bedeckung einer Kosaken-Ssfotnja ab. A

17. Mai. (W. T. B.) Der Schah von Persien wird hier am Donnerstag oder Freitag eintreffen. In einem von Ästrahan an den Kaiser gerichteten Telegramme hat der Schah demselben seinen Dank für die ihm dort bereitete glän-

zende Aufnahme ausgesprochen.

Schweden und Norwegen. Stockholm, 14. Mai. Am 10. d. M. kam im ichwedishen Reichstage die Re- form der gelehrten Schulen (Eintheilung derselben in 2 Linien) zur Berathung. Im Ganzen war die Entscheidung der beiden Kammern übereinstimmend mit den Anträgen des Ausfchusses. Beide Kammern genehmigten den Vorschlag, daß der lateinische Styl abgeshaffft und von der Uebersezung aus dem Lateinischen ins Schwedische abgelöst werde. Ferner genehmigten beide Kam- mern, daß der lateinishe Unterricht in der 4. und der griechische in der 6. Klasse beginnen soll. Die Erste Kammer nahm den Antrag, daß der höhere Realunterriht theils zweijährig, theils vierjährig sein soll, an, während die Zweite Kammer den ganzen Realunterricht achtjährig haben wollte. -

Dänemark. Kopenhagen, 15. Mai. Der Kron- prinz gedenkt am Sonntag von Wien abzureisen. i

“Bur dritten Berathung des Münzgeseßes im Land s- thing hat der Finanz-Minister folgende Paragraphen zur An- nahme in Vorschlag gebraht: ; ; E

8. 24. Der König wird ermächtigt, mit dem Könige von Schwe- den und Norwegen eine Uebercinkunft abzuschließen, wodurch der Um- fang der am 18. Dezember v. I. in Stockholm beschlofsenen Kon- vention vorläufig auf Dänemark und Schweden beschränkt wird, in- dem es dem Könige von Schweden und Norwegen vorbehalten bleibt, in Betreff Norwegens sich der Konvention später anzuschlicen. 8. 25. Die im vorstcheuden Paragraph enthaltene Ermächti- gung tritt sofort in Kraft 2c.

Amerika. Ein Telegramm des amerikanischen Korresponden- ten der „Times“ meldet: Den „Modoc-Indianern ist es gelun- gen, eine andere, 20 Meilen von den Lavafeldern entfernte Felsen- festung zu erreichen. Die Truppen sind außer Stande, sie daraus zu vertreiben und haben nah sern gesandt. j f e

Aus Montevideo meldet die neueste brasilianische und La Plata-Posft, daß das gelbe Fieber daselbst fortdauert. Die Stadt if verödet und allenthalben herrscht große Bestürzung. Die Banken und Telegraphen-Aemter find nur für einige Stun- den des Tages geöffnet. Die Kaufleute sind geflüchtet, ihre

Comtoirs find geschlossen und das Geschäft ins Stoen gerathen.

Verstärkungen und Mör-

E Kunst und Wissenschaft. \ Greifswald, 14. Mai. Gestern Nachmittag verstarb der Senior der juristischen Fakultät an der hiesigen Universität Professor

Dr. Pütter.

Gewerbe ‘und Handel. Wien, 17. Mai, Nachmittags. (W. T. B.) Nach dem bedeu- tend ruhigeren Verlauf der heutigea Börse glaubt man allgemein, wie die „Wiener Abendpost“ in threm Börsenberiht mittheilt, daß nun die s{chlimmsten Tage überstanden seien. Die ersten Anfänge zu einem regelmäßigen Börsenverkehr zeigten fich in den Kaufanträgen Seitens der Wechselstuben, die so bedeutend waren, wie noch nie seit Beginn der Krifis. Die heute vorgekommenen Junsolvenzen waren ebenfalls wesentlich geringer als an den leßten Börsen und betrafen feine Bankinstitute, sondern nur Coulissiers. i —_18. Mat. (W. T. B.) Ueber die gegenwärtige Börfen- frisis wird auch von der „Neuen freien Presse“ hervorgehoben, daß die Situation ihrer Klärung entgegen zu gehen seine; die allenfalls noch vorkommenden Insolvenzen überraschen den Plaß nicht. mehr, das Geschäft beginnt wieder in Gang zu kommen, Geld ift flüssiger, troß- dem ift der Privatdisfont noch immer hoh, weil das Vertrauen noh nicht im vollen Maße zurückgekehrt ist. Die Nationalbank thut dur coulantes Vorgehen das Möglichste, um die Furt vor Geldnotb nicht auffommen zu lassen. Vom gro!zen Publifum mehren sih, wie die „Neue freie Presse“ hervorhebt, die Spareinlagen und Einlageu gegen Kassenscheine bei anerkannt soliden Instituten. Es wird bestätigt, daß die Kommissionsbank ungefähr 50 Prozent ihres Aktienkapitals eingebüßt hat. Das Arrangement des Bankhauses Reitzes soll im Zuge sein. :

19. Mai. ‘(W. T. B.) Die Regierung hat, wie die „Mon- tagsrevue“ hört, beschlossen, bis zum Erscheinen des neuen Gesetzes über die Aktiengesellschaften keinerlei Konzession zur Gründung einer neuen Aftiengesell\chaft zu ertheilen, die bisher ertheilten, aber nod) nicht in Wirksamkeit getretenen Konzessionen ohne Ausnahme für ver- fallen zu erklären, sowie jede Kotirung vou Gründungspapteren zu untersagen, Demselben Blatte zufolge hat die Nationalbank nunmehr den Kreis der von ibr belehnbæren Papiere auf alle Aktien und Prioritäten der von Oesterreich oder Ungarn staatlich garantirten, au8gebauten Eisenbahnen auêgedehnt und foll überhaupt eine größere Koulanz in der Belehnung geübt . werden. Von .den am Sonn- abend eingereichten 1,600,000 Gulden find 1,460,000 Gulden belehnt worden.

Verkehrs-Anstalten.

Nr. 38 der „Zeitung des Vereins - deutscher Eifenbahu - Verwaltungen“ hat folgenden Inhalt: Neu- münster - Segeberg - Oldesloe, Stand der Arbeiten, Eröffnung der Strecken Osnabrück-Bremen der Venlo-Hamburger Bahn; Salzwedel- Uelzen und Uelzen-Langwedel (Magdeburg - Halberstädter Eisenbahn) ; Barg-Centralbahnhof Magdeburg (Berlin-Potsdam-Magdeburg); Re- gensburg-Seubcrêdorf (Bayerische O!'‘bahn) und der Eperies-Tarnower Bahn, sowie der österreichishen Staatsbahnstation Lörinez._ Fahr- planänderungen. Verzeichniß überzähliger und fehlender Güter. Offizielle und Privat - Anzeigen. Bericht über den Zugförderung- und Werkstättendienst der Oesterreichischen Südbahn (Schluß).

In Folge mehrfacher in den Fahrplänen der Eisenbahnen Nord- deutsclands und Nordwest-Deutschlands am 15. Mai eingetretener Aenderungen ist zu dem Coursbuch voki 1. Mai d. J. ein Nach- trag gefertigt worden, welcher von der Königlichen Geheimen Ober- Hofbuchdruckerei (R. v. Deer) niht nur den uoch zu ve-kaufenden Eremplaren des Buches beigefügt, sondern auch den Besißern der Mai- Ausgabe von den resp. Postanstalten und Buchhandlungen auf Ver- langen gratis geliefert werden wird. i: :

Bingen, 18. Mai. (W. T. B.) Der gestern Abend um 10 Uhr 95 Minuten von Frankfurt abgelassene Schnellzug der hessischen Ludwigsbahn stieß auf dem hiesigen Bahnhof um 12 Uhr 25 Mi- nuten Nachts mit einem Rangirzuge zusammen. Hierbei fanden der Zugführer, der Heizer und ein Weichensteller sofort den Tod; au unter den Passagieren kamen zahlreiche Verwundungen vor. Ein Passagier ist s{chwer verleßt. S St. Petersburg, 16. Mai. Das Telegraphendeparte- ment meldet, daß in Japan außer in der Stadt Nagasaki in leßter Zeit noch fünf Telegravhenstationen für den internationalen Verkehr în den Städten Simonojsafi, Chiogo, Ofsakti, Jokohama und Jeddo eröffnet worden find.

Belgrad, 18. Mai. (W. T. B.) anfommenden Schiffe ist cine lechstägige

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Für die aus Widdin hier Quarantäne angeordnet.

Aus dem Wolff’ sYen Telegraphen-Bureau.

Dresden, Montag, 19. Mai. Der König Iohann ist gestern Abend von hier nah Leipzig abgereist und hat fich heute früh von dort zum Gebrauche der Kur nah Ems begeden. Während seiner- Abwesenheit, welche etwa 4 Wochen dauern dürfte, ist der Krouprinz zum Stellvertreter des Königs ernannt worden. E x

Paris, Moñtag, 19. Mai. Das „Journal offiziel“ meldet, daß der Präsident der Republik, nachdem er die Noth- wendigkeit einer Veränderung des Kabinets für nothwendig er- kannt, alle Minister veranlaßt habe, ihre Entlassung ein- zureichen, worauf dieselben sich beeilt hätten, diesem Wunsche nachzukommen. Es folgte darauf die teubildung des Mi- nisteriums in der Weise, wie sie gestern gemeldet ist. Das Blatt erklärt ferner, der Ministerrath habe nach reiflicher Ueber- legung beschlo}sen, das Ministerium des Kultus von dem Ressort des öffentlichen Unterrichts zu trennen, um dadur einem wieder- holt ausgesprochenen Wunsche der Volksvertretung Genüge zu eisten. M Madrid, Montag, 19. Mai. Die amtlihe „Gaceta“ vom 18. d. erklärt das von dem „Mémorial diplomatique“ verbreitete Gerücht von Verhandlungen zwischen Deutschland und Spanien ïber eine eventuelle Abtretung der Philippinishen Inseln für durchaus unbegründet. A S

Perpignan, Montag, 19, Maf. Oberst Cabrinety hat die Karlisten bei Gerona, wie von dort vom 18. d. gemeldet wird, geschlagen. An demselben Tage weigerte {h ein Kaval- lerie-Oberst mit beträchtlichen Streitkräften den Carlistenführer Saballs anzugreifen und zog fih vor demselben zurück, weil seine Mannschaft angeblich dur einen langen forcirten Mars ermüdet fei. Der Oberst wurde in Haft genommen.

Rom, Montag 19. Mai. Der Papst empfing gestern Morgen gegen 200 Personen und ertheilte denselben nah einer kurzen Ansprache seinen Segen.

Königliche Schauspiele.

Dienstag, 20. Mai. Opernhaus. (120. Vorstellung.) Fra Diavolo, oder das Gasthaus zu Terracina. Oper in 3 Abthei- lungen nah Scribe. Musik von Auber. Zerline: Fel. Haupt, vom Stadttheater in Stettin, als Gast. Pamella: Frl. Horina. Fra Diavolo: Hr. Woworsky. Lord Cookburn: Hr. Salomon. Anfang 7 Uhr. Mittel-Preise.

Im Schauspielhause. (135. | Der Elephant. Lustspiel in 4 Aufzügen von G. v. Moser. fan Uhr. ittel-Preise. ans i a Ra E (121. Vorstellung.)

Abonnements - Vorstellung.) An-

Mittwoch, 21. Mai. Opernhaus. : , Aladin oder Die Wunderlampe. Großes Zauber - Ballet in