1873 / 122 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 24 May 1873 18:00:01 GMT) scan diff

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C S I É S SDA s L Be R A Bendi Ae

R n A L e

wehrmannschaften gewährten Unterstüßungen, verlangen. Die

Petitionen wurden nah dem Vorschlage der Kommission dur Uebergang zur Tagesordnung erledigt. Eine größere Anzahl Gesuche deutscher Pharmaceuten, betreffend die Regelung des Apothekergewerbebetriebes, wurde dem Reichskanzler-Aînt als Material zu der Gesezgebung über das Apothekerwesen über- wiesen, und dann die Sizung um 4# Uhr bis heute 12 Uhr vertagt.

Der heutigen (38.) Sizung des Reichstages wohnte am Tische des Bundesraths der Präsident des Reichskanzler- Amts Staats-Minister Delbrück mit mehreren Bundes-Kommis- farien bei. Das Haus seßte die zweite Berathung des Geseh- entwurfs über die Kriegsleistungen fort. Die Debatte begann bei dem von der freien Kommission beantragten §. 15a; an der äußerst lebhaften Diskussion betheiligte fh Seitens des Bundes- raths der Staats-Minister Delbrück, aus dem Hause die Abgg. v. Winter, Lasker, Grumbreht, Dr. Bähr u. A. Bei Schluß des Blattes dauerte die Debatte über den Paragraphen fort.

Se. Majestät der Kaiser und König haben dem am 22. März 1793 geborenen Veteranen F. W. Rögge zu Efen, Provinz Hannover, in Erwiderung von Geburtstags- Glückwünschen, Allerhöchstihre mit Namenszug versehene Por- trait-Photographie zu verehren geruht.

Das Komite in Langenberg, welches im verflossenen Iahre mit Erfolg die Feier eines Nationalfestes am 2. Sep- tember angeregt hatte, hat jeßt wiederum einen Aufruf an zahl- reihe Vertretungen deutscher Städte versendet, durch welchen dieselben aufgefordert werden, die nationale Feier am 2. Sep- tember ‘auch in diesem Jahre zu befördern. ‘Fz. A Für den nächsten Aufnahmetermin der Lebensver- siherungsanstalt für die Armee und Marine ift der 1. Juli 1873 zur Einreichung der Antrags- und ärztlihen Attestpapiere, als Schlußtermin der 15. Juni cr. festgeseßt wor- den. Später eingehende Anträge können dann nur zum nächsten Aufnahmetermin, also den 1. Januar ‘1874 Berücksichtigung finden. Obiger Schlußtermin gilt gleichzeitig auch für die mittelst Allerhöchster Kabinets-Ordre vom 26. Dezember 1871 zum Bei- tritt verpflichteten Offiziere, Aerzte mit Offizier-Rang und oberen Militärbeamten, welche seit dem 1. Juli 1872 befördert resp. angestellt find und bis jeßt ihren Beitritt noch niht angemeldet haben.

Der General der Jnfanterie von Shwarßkoppen, Kommandant von Berlin, stellvertretender Gouverneur und Chef der Landgensd'armerie, is von einer vor einigen Wochen ange- tretenen Inspizirungsreise der Landgensd'armerie im Bereich der 2., 3. und 5. Gensd'armerie-Brigade hierher zurückgekehrt.

Der General-Lieutenant und Inspecteur der Gewehr- Fabriken Wolff hat sich nah Tepliß begeben.

Der General-Major und Commandeur der 21. Infan- terie-Brigade von Voigts-Rhey is auf der Durchreise von Stockholm wohin derselbe zur Beiwohnung der Krönungs- feierlihkeiten kommandirt worden war nah seiner Garnison Breslau hierselbst eingetroffen.

Breslau, 22. Mai. Die Eröffnung des Fürsten- /

thumstages bei der oberschlesischen Fürstenthums-Landschaft zu Ratibor findet für den Johannitermin d. I. am 19. Juni statt.

Vayern. München, 22. Mai. Nach erfolgter Gench- migung des Königs hat das Staats-Ministerium des Innern zur Vereinfachung des Geschäftsganges bei den Königl. Bezirksämtern cine Reihe neuer Vorschriften erlassen, welche mit dem 1. Juli d. I. in Wirksamkeit zu treten haben. Im Vergleich zu den bisher gelienden Normen wird dur die neue Vorschrift in der That eine wesentlihe Geschäftsvereinfahung bei ‘den äußeren Aemtern herbeigeführt.

Zu Anfang des nächsten Monats wird ein neues Staats- handbuch für das Königreih Bayern und alsbald auch ein neues Militärhandbuh ersheinen. Das leßte Staatshandbuh erschien im Jahr 1870 und das Militärhandbuh 1871.

Der Direktor der Rechnungsrevision des Kriegs-Ministe- A S. Seiler, is zum Genezal-Kriegszahlmeister befördert worden.

Baden. Baden, 19. Mai. Das gestrige 25jährige Stif- tungsfest derBadener Feuerwehr nahm in jeder Hinsicht einen festlichen, glänzenden Verlauf. Ganz besonders ausgezeichnet wurde das Fest dur die Allerhöchste Theilnahme, welche Ihre Majestät die Deutsche Kaiserin und Königin von Preußen für dasselbe kundgab. Allerhöchstdieselbe übersandte zwei filbérne Pokale, zwei silberne Bestede und eine Photographie Sr. Königlichen Hoheit des Großherzogs in prahtvollem Gold- rahmen. Das betreffende Begleitschreiben lautete :

„An den Herrn Bürgermeister Gaus in Baden. Jhre Majestät die Kaiserin hat mit großer Theilnahme von dem heutigen Feste der Feuerwehr Kenntniß genommen und widmet dem Umstande, daß aus dem reichgesegneten Großherzogthum Baden für ganz Deutschland die Anregung zur Auëbildung diefes Instituts hervorgegangen ist, dank- O o NUNE bittet Sie, den fünf ältesten Feuer- wehrmannern der Stadt Baden beifolgende Festand îüberrei

E folg Bestandenken zu überreichen.

Der dienstthuende Kammerberr Ihrer Majestät der Kaiserin: : B. Gelb.

Dieses Schreiben wurde während des Festmahls unter dem Jubel der Versammlung verlesen. err Scefels brachte ein dreifiches Hoch auf die Kaiserin, welche - allen gemeinnügzigen, auf das Volkswohl gerichteten Bestrebungen Shr Allerhöchstes Interesse widme.

Sachsen-Altenburg. Altenburg, 17. Mai. In der 3. Sigzung vom 14, d. M. stimmte der Landtag dem Antrag des Abg. Findeisen zu, daß die Staatsregierung, nah- dem sie den Civil-Staatsdienern neuerdings Zulagen bewilligt habe, auch auf Gewährung von Theuerungszulagen an die niedrigst besoldeten Geistlichen des Landes ehemöglist Bedacht nehmen und beim nächsten Zusammentritt der Landschaft eine bezügliche Vorlage, welhe die Gewähr solcher Zulagen eventuell aus Staatsmitteln und zwar vorläufig auf die beiden leßten Jahre der instehenden Finanzperiode aus deren Ueberschüfsen bezwedcke, zugehen lassen möge. Die Herzogliche Staatsregierung erklärte fih ebenfalls mit diesem Antrage einverstanden; der Geheimerath v. Gerstenberg wies noch besonders darauf hin, daß, nahdem nunmehr den Beamten, Lehrern und Geistlichen Theuerungszulagen gesichert seien, nur noh die städtischen Beamten der gleihen Wohlthät entbehrten und daß er somit für die betreffenden Stellen die Anregung gegeben haben wolle. Bezüglih des Verkaufes der Gößniß-Gerger Eisenbahn wurde die von der Generalversammlung bereits angenommene Kaufs- offerte von der Landschaft ebenfalls genehmigt. Indessen haben

gestellten Fristen um 9 Monate bewilligt erhalten. Die generellen Vorarbeiten für die neuen B burg und von Ronneburg na 15. Februar 1874 einzureichen,

nen von Meuselwiß na _Wolfsgefährt sind erst. bis zum n, die Begründung der neuen Aktien- Zum 1. April 1874 nachzuweisen. Für Einhal- isten haftet eine Kaution von 10,000 Thlr. Auch angerung wurde beigestimmt. Dagegen wurde dem glichen Staatsregierung auf Genehmigung eines g abgeschlossenen Vergleiches zur Ablösung des salza über das Herzogthum bis zur Aufhebung zugestandenen Salzbannrehtes mindestens zur igung versagt. Die Landschaft beschloß, da die e Verpflichtung und deren Ablösung nah dem sfionsberihte den erheblihsten rechtlihen Be- vor Weiterem das Gutachten einer Îuristen- Ablösungs\umme festgesegzt. om und Finanz - Kommissionen aufgenommen. Kommissarien ge, hon seit 1854 aufgestellt worden, n mit dem Herzog- sollen. Im Wesent- hrung einer realen, urchdringenden * Thei- Drittheile, das Land Verwaltung, erhal- vorgelegte, noch zu mögens zu Grunde in der am 15. d.

gesellschaft bis tung beider Fri dieser Fristverl Antrag der von ihr vorläufi der Saline Neu des Salzregals Zeit die Genehm gebliche staatli tatteten Kommi denken unterliegt,

Vergleiche vereinigten

einzuholen.

auf 135,000 Thlr. Verfassungs - ; Domänenfrage im Verein landschaftlichen pflogenen Berathungen sind über diese wichti \{hwebende Frage gewisse leitende Grundsäße welche gèwissermaßen als Ditcktive für eine lichen Hause abzuschließenden Vergleich dienen lichen beruhen diese Vorschläge auf Herbeifü alle Substanzen des Domanialvermögens- d lung, bei welcher das Herzogliche Haus zwei ein Drittheil, unter gänzlicher Trennung der ten und als Dividendus das bereits 1861 vervollständigende Inventar des Domänenver gelegt werden foll. Diese Vorschläge find abgehaltenen Schlußsigung der Landschaft in ihren Hauptpunken angenommen worden.

—- Sachsen-Coburg-Gotha. Wilhelm von Baden ist mehrtägigen Besuche am Her

Schwarzbur Am 15. d. M. verf bensjahre der Fürst herr A. von Kete theilung, sowie seit und Schulsachen j hat sich um das liche Ministerium vollen Nachruf.

Samburg, 21. Mai. ergiebt die ungefähre Schäßu 1872 17,600,000 MEt., gen 15,200,000 Mt., (ftatt eines au

Coburg, 21. Mai. Prinz heute Abend von Berlin zu einem zoglihen Hofe hier eingetroffen.

1 Rudolstadt, 19. Mai. ( ierselbst im fast vollendeten 67. Le- liche Kammerherr und Geheimer Rath Frei- [hodt, seit 1851 Vorstand der Finanz-Ab- 1868 Vorstand der Abtheilung für Kirchen- m Fürstlihen Ministerium. Der Verschiedene Land große Verdienste erworben; das Fürst- widmet demselben einen warmen und chren-

g-Nudolstadt.

{ Nach einer Mittheilung des Senats bung der Einnahmen für das Iahr die muthmaßlihe Ausgabe wird betra- Ueberschuß danah also 2,400,000 Mk. veranschlagten Aus-

f 1,129,515 M 4 Still. Millionen).

falls, die Differenz beträgt mithin ca. 33

Oesterreich-Ungarn. Wien, 22. Mai.

glänzend erleuchteten und mit exoti n Saale des „Grand Hotel * stokratie zu Ehren des Prinzen

(W. T. B.)

Gestern Abends exotishen Gewächsen ein Ballfest statt, das von Wales veran-

fand in dem rei dekorirte

2E O: ist in der vergangenen Nacht hier am Bahnhofe empfangen worden:

Schweiz. Berxn, 2 rath hat bei Veranlafsunc der Bundesvekfassung di Prüfung der Fragè über Universität beauftragt.

Die geftern sammlung der #\ den allgemeinen \{chw der Revision der Bunde der von der Berner Se konftituirt, ernannte das wählte einen weiteren bestehenden Aus\chuß, des Centralkomites zu

__ Niederlande. H indischen Postpacketshif sin 12. April eingetroffen. aus Penang vom Abende d \hiff habe die Nachricht übe Niederländer bei Atchi am 8. das hartnädigsi nesen 200 Todte verloren, die Verwundete, worunter 4 Offizie nesen sih hinter ihre Versch „Bataviaa\sh Handelsblad“ vom 11: „Die niederländif Tapferkeit; doch Haben fie 1 n. Die Atchinesen kämpfen aus tions-Corps hat viele Kranke; das K die Verwundeten werden nah Verwaltung der britischen Strai „Java-Bode“ mittheilt, durch eine Proklamation von Waffen, Munition u. \. w. nach Atchin verbot

Großbritannien und Jrland. Im Buingham-Pala in dieser Saison ftatt waren. Unter den Anwesenden befand Wales, der Hrzog von Edinburgh, und die Prin von Cambrid diplomatischen Cor von Edinburgh er Prinz Arthur ift

_— Am 20. d. starb nadische Kriegs-Minifter. Einem- Tele 22. d. zufolge hat

mit der Prinz-Edu Unterhaus h

Der König der Belgier eingetroffen und vom Kaiser

Mai. (W. T. B.) Der Bundes- Wr Berathung über ‘die Revifion Departement des Innern mit der die * Errichtung einer eidgenössischen

in Olten abgehaltene Delegirtenver- chweizerischen Volksvereine erklärte , der die Herbeiführung bt, unter Genehmigung nen Statuten als definitiv Berner Komite zum Centralkomite und aus Mitgliedern verschiedener Kantone der zu den außerordentlihen Berathungen gezogen werden soll.

18. Mai.

rishen Volksverein sverfassung anstre ktion entworfenen

Mit dem neuesten aus Batavia kam die Mittheilung zu, ein Handelsdampf- rbracht, daß seit der Landung der in heftige Scharmüßel stattgefunden, daß wesen, in welchem. die Atchi- Niederländer 10 Todte und 50 re, gezählt, und daß die Atchi- anzungen zurückgezogen hätten, Das erhielt folgende Meldung aus Penang hen Truppen kämpfen mit der größten estentshlo}enen Feinde Das Erpedi- rankenschif i überfüllt ; Padang gebracht werden“. Die ts-Settlements

Dem „Java-Bode es 10. April

e Gefecht gew

es mit einem

hatte, wie der die Ausfuhr

London, 22, Mai. st fand gestern Abend der erste Ho fball 00 Einladungen ergangen en sih die Prinzessin von Prinz Arthur, der P olstein, der Herzog viele Mitglieder des i l Der Herzog mit der Prinzessin von Wales. gestern von Wien hierher zurück-

, ôu dem über 18

zessin Christian von Schleswig-H ge, die Herzogin von Teck und ps und der hohen Aristokratie. öffnete den Ball

hier Sir George Cartier, der ca-

gramme aus Dttowa in Canada vom Parlament der Ver inigung Zustimmung ertheilt. Das Subsidie votirt, um diesem ch die Verzihtung auf die Zölle dem Washingtoner Vertrage gemäß,

das canadische

ard-Insel seine 1; at Neu-Braunschweig eine Staat de1 Betrag, den er dur auf amerikanische Bauhölzer, verloren hat, zu erseßen.

e: __(W. T. B.) Der Unter-Staat Auswärtigen Viscount Enfield erklärte in

Sibung des Unterhauses, die Regierun

s-Sekretär des

die Käufer von der Staatsregierung eine Verlängerung aller ihr

r It S

g müsse es ableh-

nen, sh für die Verlu erthanen durch die

iste, welche britishe Unt

„Alabama“ und andere fkonföderirte Schiffe erlitten hätten,

verantwortlih zu erkiären. Frankreich. Paris, 20. Mai. Die Regierung ver-

öffentliht die beiden Geseßentwürfe über die Organisation der Staatsgewalten und über die Gründung einer zweiten Kant-

mer sammt den Motiven im „Journal officiel“.

Danach soll der Senat ebenfalls gus Wahlen hervorgehen,

(edes minder zahlreich sein, als die Volkskammer; wenn diese 500

itglieder, so würde er etwa 250 zählen. Diese soll dem jüngeren,

er dem reiferen Alter zugänglich sein; die Wählbarkeit für den Se- nat wird daher an ein Alter von wenigstens 35 Jahren geknüpft. Er soll aus dem allgemeinen Stimmrecht, und zwar troß mancherlei Gründen, welche für indirckte Wahlen sprechen könnten, doch im In- : teresse einer Stärkung seines Ursprungs aus direkten Wahlen hervor- gehen. Die Unterschiede zwischen dem Senat und dem Vokkshause jollen anderwärts liegen. Erstlih, wie gesagt, darin, daß für die Wählbarkeit ein um zehn Jahre höheres Alter erfordert wird. Dann foll der Senator nicht sowohl eine gewisse Bevölkerungsquote, wie der , Abgeordnete, sondern die historishe Einheit des Deyvartements repr- jentiren, und zwar foll jedes Departement mittelst Listenwahl drei Senatoren wählen, das ganze Oberhaus mithin, wenn man Belfort, Algier und die Kolonien mit einrehnet, aus 265 Mitgliedern beste- hen. Die Dauer des Senats wird auf je zehn Jahre bemessen, so zwar, daß alle zwei Jahre ein Fünftel erneuert wird. Seine geseßz- gebende Befugnisse sollen dieselben sein, wie die der anderen Kammer; daneben soll er den Gerichtshof für die höchsten Staatswürdenträger, also den Präsidenten, die Minister und die kommandirenden Generale, bilden. Wählbar sind 15 Kategorien, nämlich: 1) die Mitglieder der Bolkskammer; 2) die ehemaligen Mitglieder geseßgebender Ver- sammlungen; 3) die Minister und ehemaligen Minister; 4) die Mitglieder des Staatsraths, des obersten Gerichts- hofes und der Rechnungskammer; 5) die Präsidenten und ehemaligen Präsidenten der Generalräthe; 6) die Mitglieder des Instituts ; 7) die gewählten Mitglieder des Ober-Handels-Raths ; 8) die Kardinäle, Erzbisch ôfe und Bischöfe; 9) die Präsidenten der an Zahl stärksten zwei Augsburgtischen und zwölf reformirten Konsistorien; 10) der Präsident und der Ober-Rabbiner des israelitischen Konsisto- riums; 11) die Marschälle und Divisions-Generale, die Admirale und Vize-Admirale in Dienst oder in Reserve, sowie die Gouvernettre Algiers, und der Kolonien, wenn fie diesen Posten mindestens fünf Zahre innegehabt haben; 12) die aktiven Präfekten; 13) die Maires der Städte vou mehr als 100,000 Einwohnern; 14) die Abtheilungs- Direktoren der Ministerien, welche diesen Posten durch zehn Jahre be- kleidet haben, und 15) „die pensionirten Mitglieder des obersten Ge- rihtshofs, der Appellationsgerichte und die pensionirten Präsidenten eines Gerichtshofes erster Instanz.

Die Repräâsentantenkammer soll aus ungefähr 50) Mit-

gliedern bestehen und ebenfalls direkt durch allgemeines Stimmrecht ernannt werden. Das Weitere hinsihtlih- des Wahlsystems . bleibt einem besonderen Gesetze vorbehalten. Nur das Eine soll schon hier besticamt werden, daß die Wählbarkeit an das Alter von 25 Jahren geknüpft ist. Das Land soll in 537 Wahlbezirke zerfallen. Jedes der 362 bestehenden Arrondis]

ernennen; diejenigen Arrondissements, welche mehr als 100,000 Ein- wohner zählen, sollen für jedes weitere Hunderttausend einen Abgeord- neten mehr ernennen. Die Vortheile dieses Systems gegen die bis- hcrige Wahl nah Listen werden an dér Hand Laboulaye's und an- derer Staatsrechtslehrer des Näheren entwickelt und bei dieser Gele- genheit gegen die herrschende Beinflussung der Wahlen durch Central- Komite's gesprohen. Die Sessionsperiode der Volkskammer wird auf fünf Jahre bemessen.

ements soll mindestens einen Abgeordneten

Die oberste Gewalt soll einem Manne anvertraut sein, der aus

einer Wahl hervorgegangen, defsen Verantwortlichkeit eine wirkliche, dessen Amtsdauer auf fünf Jahre be¡hränkt ist. Er soll mindestens vierzig Jahre alt fein und wiedergewählt werden können. Ernannt wird dieser Präsident der Republik von einem Ko ugreß, be- stehend aus: 1) den Mitgliedern des Senats : 2) den Mitgliedern der Repräsentantenkammer und 3) einer Delegation von je drei Mitglie- dern der französischen Generalräthe. Dieser Kongreß wird von dem Präsidenten des Senats einberufen und präsidirt.

Hinsichtlih der Befugnisse der öffentlichen Gewalten foll Folgendes

festgestellt werden: Die Initiative zu den Q steht beiden Kam- mern und dem räsidenten der Republik zu.

den zuerst der epräsentantenkammer unterbreit:t. Die Mitglieder beider Häuser find gegen jede gerihtlihe Verfolgung wegen der in ihrer Kammer geäußerten Meinuugen ge\{chüßt; wegen anderer Ver- gehen föunen fie, außer dem Falle der Ueberras ung in flagranti, nur mit Erlaubniß ihrer Kammer verfolgt werden. Der Präsident der Re- publik promulgirt die Geseße und überwacht ihre Ausführung. Er unterhandelt über die Verträge und ratifizirt sie; doch wird kein Vertrag definitiv, so lange er nit von den beiden Kammern genehinigt ist. Er hat das Recht, zu begnadigen ; Amnestien können aber nur dur Geseß erlassen werden. Er verfügt über die bewaffnete Macht, darf

ie Steuergeselze wer-

dieselbe jedoch nicht persönlih befehligen. Bei nationalen Feierlich- keiten führt er den „Vorsiß. Die fremden Gesandten sind bei ihm be- glaubigt. Der Präsident der Republik und die Minister sind sowohl individuell als follektiv für die Akte der Regierung verantwortlich. Wenn der Präsident der Republik es durch das Interesse des Landes geboten erachtet, daß die Repräsentantenkammer vor dem normalen Ablauf ihrer Gewalten erneuert werde, fo beantragt er bei dem Senat, daß dieser ihm die Ermächtigung ertheile, die andere Kammer aufzu: lösen. Diese Ermächtigung muß binnen acht Tagen in geheimer Sißung und mittelst Stimmenmehrheit gegeben werden.

Hieran knüpft sich noch (als Artikel 16) folgende Ueberz

gangsbestimmung:

„Wenn die Nationalversammlung durch ein Votum den Zeit-

punkt bestimmt haben wird, an welchem- sie auseinandergehen will, wird der Präsident der Republik die Wählkollegien für die Wahl der Abgeordneten „Und dann für die Wahl der Senatoren einberufen, so zwar, daß die beiden Kammera sich {hon am Tage der Auflösung konstituiren können. Die Gewalten des Präsidenten der Republik sollen fortdauern, bis der Kongreß den neuen Präsidenten gewählt und das Ergebniß dieser Wahl notifizirt hat.“

Briefe aus Vihy melden, daß d:cr Vicekönig von

Aegypten die Schlösser des verstorbenen Kaisers Napoleon ge- miethet habe. Er selbsst werde dasjenige benußen, in welchem der Kaiser wohnte, während die anderen seinem zahlreichen Ge- folge zur Verfügung gestellt seien. Der 15. Juni sei für die “Ankunst des Khedive festgeseßt. :

29. Mai. (W. T. B.) Jn der Sigzung der Natio-

nalversammlung wird heute eine Botschaft des Präsidenten zur Verlesuñg kommen, wonach si derselbe an der Diskussion über die Interpellation der Rechten, betreffs der Veränderungen im Ministerium betheiligen, aber erst morgen das Wort er- greifen wird. Das linke Centrum, Fraktion Périer, hatte gestern eine Zusammenkunft, wobei mehrere Redner die Ansicht entwickelten, es set erforderlich, daß der Präsident Gx- rantien für seine konservative Haltung gebe. Nach einer zwei- ten Versammlung, die heute \tättfinden sollte, will die Fraktion eine Deputation an den Präsidenten absenden. Herr Thiers soll, der „Agence Havas“ zufolge, entschlossen sein, auf dem Boden seiner leßten Botschaft zu beharren und beabsichtigen, die Präsidentschaft niederzulegen, wenn das Ministerium bei der heute beginnenden Diskussion in der Minorität bleiben sollte.

Versailles, 23. Mai. (W. T. B.) Der Präsident

der Republik und die sämmtlihen Minister waren heute in der Sißung der Nationalv ersammlung erschienen. Der Justiz-Minister Dufaure zeigte der Versammlung an, der Mi- nisterrath habe nah zuvoriger Berathung die Ansicht gewonnen, daß dur die auf der Tagesordnung . stehenden Interpellationen

die Verantwortlichkeit des Präsidenten berührt werde, der dem- gemäß von seinem Rechte, sich an der Diskussion zu ketheiligen, Gebrau} machen werde. Der Herzog von Broglie richtete heftige Angriffe gegen das jeßige Kabinet, welhes dem Lande keine Aliaiins gewähren fönne und als eine Konzession an die Radikalen zu- betrachten sei; er erklärte, bloße Erklärungen könnten nicht genügen, es sei nöthig, daß die Regierung konservative Maßregeln treffe und fich an die Spize der konservativen Fs stelle. T uoure, welcher dem Herzoge erwiderte, \sprach \sich auf das Entschiedenste gegen das Programm der Radikalen, in deren Obsiegen bei den lezten Wahlen allerdings eine große Gefahr liege, aus, und er- klärte \chließlich, daß die Regierung jeßt den entscheidenden Augeublick für gekommen halte, die Anerkennung der republika- nishen Regierungsform auszusprehen, Der Präsident der Na- tionalversammlung, Buffet, verlas dann eine Botschaft von Thiers, in welcher derselbe um Gehör bei der Versammlung nachsucht. Auf einen von Dufaure Namens des Präsidenten Thiers gestèllten Antrag wurde darauf die Sizung vertagt und auf morgen Vormittag 9 Uhr eine neue Sizung anberaumt.

Ftalieu. Rom, 23. Mai. (W. T. B.) Die „Voce della verita“ britigt einen Artikel, welcher die Eventualität eines Konklaves be- \spriht und im Wesentlichen gegen die Ausklassungen italienischer und ausländischer Zeitungen, und namentlich gegen den Artikel der „Augsb. AUg. Ztg.“ über die Papstwahl gerichtet ist. Das flerifale Blatt Hebt besonders hervor, daß die auswärtigen Mächte niemals ein Exklusionsrecht bei der Papstwahl gehabt hätten; das Veto sei nur ein Zugeständniß der Kardinäle gegen- über den fatholishen Souveränen gewesen, welche der Kirche ihren Schuß gewährt hätten. Jett könne diese Befugniß keinem Staate mehr zustehe, da alle Regierungen die Gleichberehtigung der Kulte anerkannt hätten; jedenfalls kämen die nichtkatholishen Regierungen gar nicht in Frage und würden die Republiken Spanien und Frankreih wenig Gewicht in die Wagschale legen. Die „Voce della verita“ führt dann aus, der Papst müsse noth- wendig ein Italiener sein, da in ganz ‘Italien der Wunsch herrsche, eine Persönlichkeit auf dem päpstlihen Stuhle zu s\ehen, welche die italienishe Sprache rede, und da jener Souverän eines Staates sei, den die Italiener \elbst ihm gewiß restituiren würden. Es gäbe nur einen deutschen Kardinal, ein Umstand, welcher eine „Wahl“ aus\chließe; bei der etwaigen Wahl eines französishen Kardinals werde die beunruhigende Erinnerung an Avignon geweckt, und die beiden öster- reichishen Kardinäle dächten siherlich nicht daran, die Papstwürde zu erlangen, abgesehen davon, daß dies auch Sei- tens der österreichischen Regierung nicht begünstigt werde. Das Geheimniß der in der Presse sich kundgebenden Bewegung sei einfach, daß die italienishe Regierung einen ausländishen Papst wolle, welhem die Wiederherstellung der weltlichen Macht er- \chwert und die Herzen des italienischen Volkes entfremdet wer- den würden, Ein Papst, der von den Ufern der Spree, Seine, Donau oder Thewse komme, werde mit den allergrößten Schwie- rigkeiten zu kämpfen haben; die klerikale Partei \elber werde mit dem besten Willen Gefahr laufen, daß sie weder den Papst noch dieser sie verstehen würde.

Seitens des Vatikans wird, wie die „Neue freie Presse“ aus Rom meldet, ein äußerstes Mittel gegen das von der De- putirtenkammer in Rom berathene Gesetz über die religiösen Körperschaften vorbereitet und- in einer demnächst veröffent- lihten Encyklika des Papstes gegen das Ministerium Lanza, sowie gegen alle für das Geseg stimmenden und zu dessen Aus- führung beitragenden Deputirten der große Bannfluch ausge- \prochen werden. In dem gedahten Schriftstücke wird, dem Ver- nehmen nah, das Gesey über die religiösen Körperschaften für null und nihtig erklärt und allen Katholiken verboten, demsel- ben irgend welhen Gehorsam zu leisten. Wer Kirchengüter kauft, oder an dem Verkaufe und Kaufe derselben irgend wie theilnimmt, wird mit der Erxkommunikation belegt.

Die Berathung über das Kloster gese wurde in der heutigen Sißung der Deputirten-Kammer weiter fort- geseßt und dasselbe bis zum Artikel 13 genehmigt. Die Kammer nahm ferner eine Tagesordnung an, welche der nationalen Trauer über den Tod Manzonis Ausdruck giebt. Die Ankunft der Kaiserin von Rußland wird hier am nächsten Montage erwartet. i

Mailand, 28. Mai. (W. T. B.) Für das Leichenbe- gängniß Manzonis werden große Vorbereitungen getroffen. Dem Vernehmen nah wird der Kronprinz und der Prinz Amadeus den Begräbnißfeierlihkeiten beiwohnen.

Griechenland. Athen, 23. Mai. (W. T. B.) Zum Präsidenten der Deputirtenkammer is der ministerielle Kandidat Delyanni gewöhlt worden.

Türkei. Konstantinopel, 23. Mai. (W. T. B.) Reouf Pascha, der vor Kurzem ernannte Gouverneur von Yemen, if} gestern zum Polizei-Minister ernannt worden. Der Großmeister der Artillerie, Halil Pascha, if heute durhch einen Unfall ums Leben gekommen. L

Das halbamtlihe Journal „Bassiret“ meldet, daß die Pforte bei der niederländishen Regierung wegen ihres Angriffs gegen den Sultan von Atchin Vorstellungen erhoben hat.

Der bisherige deutshe Gesandte in Konstantinopel, v. Keudell, hat dem Sultan sein Abberufungsschreiben über- reiht und Konstantinopel verlassen.

Nußland und Polen. St. Petersburg, 22. Mai. Veber den weitcren Marsh des Turkestanischen Corps theilt der „Ruf. Inv.“ folgende weiteren offiziellen Nach- richten mit: 3 i

Nach dem Abmarsche der Dshisakshen Kolonne von dem Flusse Kly (in der Nähe von Dshisak) rückte sie bis zum Dorfe Temir-Kobuk

(1275 Werst), an den westlihen Vorbergen des Nuratagebirges be- -

legen, vor. Bei diesem Punkt beginnt eigentlich die Wüste“ Kisilkum, “durch weiche die Kolonne bis zu ihrer Vereinigung mit der Kasalins- kischen Kolonne am Bukangebirge zu marschiren hatte. Troß der in dieser Gegend um Mitte März*) seltenen bedeutenden Kälte legten die Truppen ihren Marsch mit Muth und Freudigkeit zurück und hatten nur äußerst wenige Kranke. Leider aber hatte der Transport des Trains bedeutende Schwierigkeiten zu überwinden, weil die Kameele in Folge des Mangels an Grünfutter und der s{lechten Witterung bald schwach wurden. Um ihre Kräfte zu erhalten und das mangelnde Grünfutter zu er- seßen, gab man ihnen Ssaman (Häkel), Kunschura (ausgepreßten Sesam- haamen) und Klee. Während die Kolonne bei Temir-Kobuk stand, er- schienen im Lager die benachbarten bucharishen Beks von Nurata und Siauddin, welche der Emir von Buchara zum Empfange und zur Begrüßung des General-Gouverneurs von Turkestan entsendet hatte.

er Emir Musaffar bewies hierbei seinerseits die größte Zuvorkom- menheit. Auf seinen Befehl überbrachten die Beks nicht nur reiche

*) In der Nacht zum 14. März fiel zwei Werschok hoh Schnee und stieg die Kälte auf 6 Grad Réaumur.

Geschenke an den General-Adjutanten v. Kauffmann, sondern auch die Zusicherung, daß unsere Truppen alle nur von ihm abhängende Unter- stüßung erhalten sollten. Um dem Willen ihres Herrschers uachzu- kommen, beshafften die Beks Verräthe von Brennmaterial und Fou- rage und trieben auch 100 Kameele herbei. Außerdem wurde ein be- fouderer Abgesandter des Emirs beauftragt, während der ganzen Dauer des Feldzugs bei dem General-Gouverneur von Turkestan zu bleiben, und auch der beständige chokandsche Geschäftsträger in Taschkent, der Parwanatschi Mirza-Hakim, sollte das Turkestansche Corps begleiten.

Als die Kolonne bei dem Brunnen Balta-Ssaldyr angelangt war, von wo gus dieselbe* wegen des Wassermangels nicht in ihrer ganzen Stärke auf einem Wege weitermarschiren konnte, befahl der Ober- Kommandirende, auf zwei Wegen nah Tamdy vorzurücken, auf dem nördlichen über die Brunnen Bisch-tshapan, Jany-kasgan und Kideri und auf dem südlichen über die Brunnen Kosch-baigi, Baiman-tanty, Masstschi, Arystan-bel-kuduk und Murun. i

Zu Chefs der einzelnen Echelons wurden die Obersten Kolokolzew, Nowomlinski und v. Weymarn und der Oberst-Lieutenant Terei- kowsêfi, zu deren Gehülfen der Oberst-Lieutenant Poltarazki, Oberst v. Block, Oberst-Lieutenant v. Prinß und Major Ssaburow ernannt. __ Während des Marsches der Dshisakschen Kolonne traf aus Kaja- [insk die Meldung ein, daß dafelbst ein Abgesandter des Chans von Chiwa mit einem Schreiben dieses le:teren und 21 Russen, die in Chiwa gefangen gehalten worden, eingetroffen sei. Auf Befehl des General-Gouverneurs kam der chiwesishe Abgesandte von Kasalinsk zur Dshisakschen Kolonne, stellte fich dem obersten Chef des Landes vor und blieb bei der Kolonne. “Die aus der Gefangenschaft zurück- gekehrten Kosaken wünschten, an dem Feldzüge gegen Chiwa Theil zu nehmen, und ihre Anwesenheit wird ohne Zweifel großen Nußen brin- gen, da fie mit den lofalen Verhältnissen vollständig bekannt find.

Am 29. März traf die Dshisafshe Kolonne bei den Brunnen Arystan ein. Hier wurden Nachrichten über den weiteren Weg nah Chiwa gesammelt, und es zeigte sib, daß man von den eben genann- ten Brunnen auf einem viel bequemeren und kürzeren Wege nah dem Amu-darja gelangen könne, als auf dem, welcer für das Turkestansche Corps über Tamdy, Myn-bulak und Schurachan angegeben war. Jn Folge dessen bes{chloß der General-Adjutant v. Kauffmann, am Brun- nen Arystan die Ankunft der Kasalinskischen Kolonne abzuwarten, der dann auch der Befehl übersandt wurde, sich auf diesem Punkt mit der Dshisakschen zu vereinigen. Beide zusammen sollten dann in südwest- licher Richèung nah dem noch ungefähr 250 Werst entfernten Amu- darja vorrücken. Nach den leßten Nachrichten sollten die beiden Ko- lonnen sich am 12. April bei Arystan-bel-kuduk vereinigen. Der neu- gewählte Weg gewährt den Vortheil, daß er in der Nähe bewohnter Orte liegt, wo hinreichende Vorräthe an Brennmaterial und Wasser zu finden find, und daß er bis Chiwa 150 Werst kürzer ift, als der über Myn-bulak und Schurachan. Jn Folge dessen wird das Tur- festanshe Corps 100 Lis 120 Werst oberhalb Pitnjak’s über den Amu-darja setzen. :

Da fich vor dem Ausrücken der Truppen aus Taschkent das Ge- rücht verbreitet hatte, der bekannte Räuber Ssadyk habe auf Befehl des Chans von Chiwa eine Bande gesammelt, um in unsere Grenzen einzufallen und auf den Verbindungen des Turkestanshen Corps zu operiren, wurde ein fliegendes Detachement nah Tamdy und dem Bu- kangebirge vorgeschickt, welches die auf dem Wege des Corps liegenden Brunnen beshüßen und den Einfall Ssadyks verhindern follte. Uebri- gens besagen die leßten Nachrichten, daß die Chiwesen nicht einen feindlichen Zufammenstoß mit unseren Truppen wünschen, wenigstens L nicht, die von der Seite des Turkestanschen Militärbezirks anrüdcken.

Vor sem Abrücken von dem Brunnen Arystan erwartet man noch die Ankunft von 1000 Kameelen, welche die Bevölkerung der Steppe Kisilkum dem Corps zu liefern Übernommen hat. O

Das Orenburgschhe Corps, welches fich am 11. April- bei Arys befand, ist am 18. bei Jssen-Tschagyl am _ südlichen Ende der Wüste „Groß-Barssuki“ angelangt. Hier beabsichtigt General Werewkin, einige Zeit zu verweilen, um den Train zu erwarten, der e:was später als das Gros des Corys aus dem Embaposten ausgerückt ift.

Das Mangischlaksche Corps, das am 14. April @us dem Lager an der Bucht von Kinderli ausgerückt wär, kam am 18. bei dem Brunnen S]senek und am 19. bei Bisch-akty. an, wo ein Stüß- und Depdtpunkt eingerichtet und mit zwei Comyagnien beseßt wurde. Am 20. April rückte das Corps echelvnweise weiter vor. Die zum requi- riren von Kameelen entsandte Kavallerie hatte ein Scharmüyßel mit Kirgijsen, in welchem zwei Kosaken verwundet wurden, dayon einer tödtlich. Die Kirgisen verloren 5 Todte und gegen 10 Verwundete.

Schweden und Norwegen. Stockholm, 20. Mai. Der König und die Königin gaben am Sonnabend einen Krönungsball im Schlosse. j

Die Zweite Kammer des Reichstags hat ohne Dis- kussion beschlossen, die Regierung aufzufordern, eine separate Münz-Konvention mit Dänemark abzuschließen.

Auf Wallenbergs Motion haben beide Kammern beshlossen, daß der Rest der Forderung der Reichsbank von dem Staat für eine zu den Kriegskosten 1808 und 1809 gemachte Anleihe, betragend 41,452,000, zu einem Cours von 96 % ein- gelöst werden soll. Beide Kammern haben ferner dem Vor- \chlage des Ausschusses gemäß bis auf Weiteres die Runkel- rübensteuer auf die Rohwaare gelegt und dabei den Zuckergehalt derselben zu 6{% berechnet. ;

Der norwegische Grundgeseßtag (17. Mai) wurde in Christiania Morgens früh wie gewöhnlih mit einem Umzug der Shuljugend durch die Straßen der Stadt nah dem Stor- thingsgebäude eingeleitet, von dessen Fenstern die Storthings- mitglieder den Zug betrachteten. Von dort ging der Zug nach der Festung, wo Schullehrer Johnson und Björnstjerne Björn- son Reden hielten.

Dánemark. Kopenhagen, 20. Mai. Der König empfing gestern in besonderer Audienz auf Schloß Amalienborg den am hiesigen Hofe akkreditirten Kaiserlich russishen Gesandten Baron von Mohrenheim, welcher sich von hier auf eine Ur- laubsreise begiebt. :

21. Mai. Das Folkething hielt heute eine lange Sizung, worin noch verschiedene Geseze und eine Interpellation, betreffend die von der Sturmfluth beschädigten Gegenden erle- digt wurden. Darauf gab der Präsident die gewöhnliche Ueber- sicht über die Arbeiten der Session im Folkething. Nachdem der Reichstag * im ‘Oktober eröffnet und 2 Monate vertagt worden war, wurde er am 2. Dezember vorigen Jahres wieder eröffnet - und hat sonah fast sechs Monate in Anspruch genommen. Am Schluß der Sihung verlas der Präsident ein Schreiben des Conseilspräsidenten, worin die Mit- theilung gemacht wurde, daß der König dem Oberst Thomsen sein Gesuch, als Marine-Minister verabschiedet zu werden, be- willigt und den Orlogskapitän N. F. Ravn zum Marine-Mi- nister ernannt habe. Oberst Thomsen behält dagegen nah wie vor sein Portefeuille als Kriegs-Minister. Um 5 Uhr ver- sammelten sich beide Thinge im Folkethings\aale, woselbst \sih bald darauf die Minfster (mit Ausnahme des neuernannten Marine-Ministers) in Uniform einfanden. Durch Verlesung einer kurzen Königlichen Botschaft ohne politischen Inhalt und einer betreffenden Erklärung des Conseilspräsidenten wurde darauf der Reichstag geschlossen. Auf den Ruf des Abg. Cor- nelius Petersen: Es lebe der König! antworteten die Abgeord- neten mit einem neunmaligen Hurrah.

Amerika. New - York, 23. Mai. (W.T.B.) Die Modoc-

Indianer haben ihre Ergebung unter der Bedingung ange-

boten, daß ihr Leben geschont werde. General Davis bestand indessen auf unbedingter Unterwerfung und drohte, wenn die- selbe niht bis zum Freitag erklärt sei, werde er den ganzen Stamm über die Klinge springen lassen. In Iowa find dur einen Orkan furhtbare Verheerungen angerichtet. Menschen und Thiere wurden durch den Sturm in die Luft emporgehoben und fortgeführt und Häuser und Farmen zerstört. Mehrere Men- \hen sind umgekommen und viele verwundet.

Wie die „Wes. Ztg.“ aus Santa de Bogota vom 22. März meldet, wurde daselb| der Geburtstag des Deutschen Kaisers besonders fesilich begangen. Schon seit der frühen Morgenstunde wehten vom deutschen Gesandtschafts- hôtel, sowie von dem deutschen Konsulatsgebäude, den öffentlichen Regierungsgebäuden und von den Gesandtschaftshotels der verschiedenen Nationen die Flaggen. Während des Vormittags nahm der deutsdche Ministerresident Dr. Schumacher die Begrü- ßungen der Gratulanten entgegen, bei, welcher Gelegenheit ihm von den Deutschen in Bogota eine Adresse an Se. Majestät überreicht wurde (vgl. unter Berlin). Abends vereinigte ein solen- ues Diner die sämmtlihen Deutschen im Gesandtschaftshotel, welches der Ministerresident zur Feier des Tages veranstaltet hatte. Die Militärmusik spielte deutshe Weisen mit „Heil Dir im Siegerkranz“ anfangend und mit der „Wacht am Rhein“ \{chlie- ßend. Das Fest verlief in der angenehmsten Weise. Während der Tafel wurden Toaste auf den Kaiser, Deutshland, Ko- lumbien 2c. ausgebracht.

Asien. Ein Schreiben der „Times“ aus Kurrachee (Scinde) vom 18. April berihtet ausführlih über den Erfolg der Mission Sir Bartle Frere's Lei dem Sultan von Mascat. Der Sultan unterzeichnete ohne Umschhweife den Ver- trag, betreffs Unterdrückung des Negerhandels. Die Duplikate des Vertrages, in arabischer und englisher Sprache, wurden am 14. April in Mascat von Sir Bartle urd Synd Turki, dem Sultan, unterzeichnet, so daß nur noh die Ratifikation der Kö- nigin Victoria übrig bleibt. Der Sultan hoffte, von England die Erlaubniß zu einem Angriff auf den Sultan von Zanzibar zu erlangen (England hatte zwischen Beiden 1861 eine Vermitt- lung zu Stande gebracht, die noch in Kraft ist). Sir Bartle erklärte sih jedoch außer Stande, dieselbe zu gewähren. Später machte der Sultan Sir Bartle einen Gegenbesuh auf dessen Dampfer „Enchantress“ und Leßterer nahm dann von ihm eine Einladung zur Tafel an, bei welcher ihm u. A. die drei Söhne Turki's vorgestellt wurden. Turki is ein Mann von etwa 45 Iahren.

Der Kaiserlihe Palast in Yeddo wurde am 5 d. durh Feuer gänzlih zerstört. Menschenleben gingen dabei nicht verloren. Diesen Palast bewohnte der Kubo oder weltliche Kaiser von Japan. Er stand auf einer Insel, die durch einen Arm des dur die Hauptstadt laufenden Flusses gebildet wurde.

Ein Telegramm des „Bureau Reuter“ aus Singa- pore vom ‘15. d. meldet, daß dem Vernehmen nah 10,000 Battaks und Chinesen auf Deli an der Ostküste von Sumatra marschiren, um es anzugreifen.

Afrika. Die Ashantees sind nah eingegangenen Mel- dungen von der Westküste Afrikas geschlagen und haben \ich unter großen Verlusten in das Innere des Landes zurückgezogen.

Neichstags- Angelegenheiten.

Berlin, 24. Mai. Das Schreiben, durch welches dem Reichstag der Entwurf des Haushaltsgesezes übersendet worden ist, lautet: :

Im Namen Seiner Majestät des Kaisers beehrt sh der Reichs- kanzler dem Reichstage den anliegenden Entwurf cinss

Gesetzes, betreffend die Feststellung des Haushalts-Etats des Deutschen Reichs für das Jahr 1874, nebst diesem Etat, wie folhe vom Bundesrathe beschlossen worden find, zur verfafsungs- mäß'gen Beschlußnahme, sowie den anliegenden, nah Titeln geordneten Etat über die Aus- gaben für das Reichsheer, L | gegen welchen der Bundesrath Erinnerungen nicht erhoben hat, zur Kenntnißnahme und Erinnerung ganz ergebenst vorzulegen. j

Beigefügt find die Spezial-Etats für das Reichskanzler-Amt, für das Auswärtige Amt, für die Kaiferliche Marine, für den Rechnungs- hof, für das Reichs-Ober-Handelsgericht, für die Einnahmen an Zöllen und Verbrauchssteuern, für die Einnahme an Wechselstempelsteuer, für die Reichs-Postverwaltung, für die Reichs-Telegraphenverwaltung, für die Reichs-Eisenbahnen, für die Verwaltung des Reichs-Juvaliden- fonds und eine Nachweisung der in dem Haushalts-Etat des Deutschen

ck Reichs für das Jahr 13874 unter Kapitel 6 angeseßten verschiedenen

Einnahmen. i 7 i : i

Die Spezial-(Ftats für das Auswärtige Amt, für die Verwal- tung des Reichsheeres, für die Verwaltung der Kaiserlichen Marine, für den Rechnungshof, für das Reichs-Ober-Handelsgericht, für die Ginnahmen an Zöllen und Verbrauchsfteuern, für die Eiunahme an Wechselstempelsteuer und für die Reichs-Postverwaltung find bereits mit meinem ergebeusten Schreiben vom 21. v. M. übermittelt worden. Der Etat für die Verwaltung des Reichs-Fnyalidenfonds wird nach- folgen. u

Berlin, den 19. Mai 1873. v. Bismarck. An den Reichsrag.

Die Nr. 14 des Armee - Verordnung - Blattes hat folgenden Inhalt: Trennung der Aerzte des Beurlaubtenstandes der Marine von denen der Landarmee.-— Dienstleistungen des Perfonals der Kriegsschulen bei den Truppen, Liquidirung der Kriegs-Denk- münzen pro 1870/71. Bekanntmachung der Lebensversicherungs-An- stalt für die Armee und “Narine. Die Beseßung der Unterbeam- tenstellen bei den Privateisenbahnen durch Militär-Anwärter. Ein- führung des Reglements für die Beförderung von Truppen und Ar- mcebedürfnissen 2c. vom Jahre 1870 auf der Berliner Verbindungs- bahn. Modifikation der Abshluß-Nummer für den Aushebungs- bezirk Schneeberg pro 1872. Etat für die jährliche Uebungsmuni- tion. Mai 1872. Abänderungen zu der Anleitung zur guten Erhal- tung der Artillerie-Depot-Bestände bei der Aufbewahrung und beim Transporte. Berlin 1865 Feier des Todestages- des Herzogs Leo- pold von Braunschweig. Recerche nah dem Verbleib eines ver- mißten Soldaten.

Die Nr. 21 des „Preußischen Handels-Archivs" hat folgenden Inhalt: Geseßgebung: Niederlande: Anweisung der Ge- meinde Gennep als Komtoir für ein-, aus- und durchgehende Waaren. Guatemala: Erhöhung der Einfuhrabgaben. Statistik: Deutsches Reich: Preußen: Uebersicht des Waaren-Ein- und Ausgangs zur See zu Stettin im Jahre 1872 (Schluß). Bremen: Handel- und Schiffahrt “im Jahre 1872. Großbritannien: Jahresberiht des Konsulats zu Peterhead für 1872, Der Verkehr Englands mit feinen Kolonien und dem Auslande im Jahre 1871 (Schluß). Griechenland: Jahresberiht des Konsulats im Piräus für 1872. Mittheilungen: Berlin. Landsberg a. W. Tilsit. Bromberg. Glo- gau. Halle a. S. Magdeburg. Bielefeld. Port Stanley.

Die Bestimmungen über Organisation und Dienst- betrieb der Kriegss{hulen vom 27. Februär 1873 sind in einem besonderen Abdruck in gr. §8 in der Königlichen Geheimen Ober-

Hofbuchdruckerci (R: v. Deer) erschienen. Dieselben treten an die

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