1873 / 124 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 27 May 1873 18:00:01 GMT) scan diff

lichen -auf eine Theilung des gesammten Domanialbesißzes nah dem Theilungsmaßstab von F für das Herzogliche Haus und § für das Land und mit gänzliher Trennung der Verwaltung und Nuÿh- nießung für beide Theile hinausgehen, einverstanden. Ein Gegen- vorschlag des Abg. Dr. Hesse war dagegen besonders auf die Erhaltung der seit dem Iahre 1818 verfassungsmäßig eingeführten Einheit der Verwaltung des Domanialvermögens unter Staatsaufsicht berechnet. Die weiteren Debatten bewegten sih hierauf nur noch um die Frage der künftigen Besteuerung des Domaniums, be- züglih deren eine große Anzahl verschiedenartiger Anträge ge- stellt wurde. Schließlich wurde in Betreff dieses Punktes ein

Antrag des Äbg. Glaßer angenommen, welher das Domanialfideiklommiß, auch soweit sfolhes bisher noch nicht der Fall ist, in vollem Umfange als ftaats-

fteuerpflihtig erklärt. Die Verpflichtung zur Abentrichtung von Staatssteuern soll aber, soweit solhe niht bereits bisher zu entrichten gewesen find, so lange ruhen, als der In- haber des Domanial-Fideikommisses das Herzogthum Sachsen- Altenburg regiert. Der dem Herzoglichen Hause zukommende Theil des Domanialvermögens foll überdies auch durchweg kom- munalsteuerpflihtig werden; nur sollen, so lange der Inhaber des Domänenfideikommisses das Herzogthum Sachsen-Altenburg regiert, die Residenz und resp. Iagdshlöfser zu Altenburg, Eisen- berg, Hummelshain und Fröhlihen-Wiederkunft nebst Zube- hörungen befreit bleiben. Nach s der Berathung gab der Landschafts-Präsident in einem Shlußwort dem Wunsche Aus- dru, daß die gefaßten Beschlüsse zum Segen des Landes gereichen möchten ; Geh. Rath v. Gerstenberg spra die hohe Befriedigung der Regierung über die glücklihe Erledigung der wichtigften Be- rathungsgegenstände mit dem sicheren Vertrauen aus, daß auch die weiteren Verhandlungen wegen definitiver Formulirung des Rezesses einen gedeihlihen Abschluß finden würden, und erklärte hierauf die Landschaft bis auf Weiteres für vertagt. Die Wie- dereinberufung derselben wird, nachdem der Rezeß aufgestellt sein wird, jedenfalls im Laufe des Herbstes d. I. erfolgen.

Oesterreich-Ungarn. Wien, 25. Mai. Das „Prager Abendbl.“ \chreibt: Bekanntlih wird in Folge Ministerraths- Beschlusses mit Rückficht auf die dermalige bedauerlihe Lage des Geldmarfktes bis auf Weiteres nicht nur die dem Ministerium des Innern im Einvernehmen mit den betheiligten Ministerien vorbehaltene Ertheilung von Konzessionen zur Errihtung neuer Aktien- und anderer Erwerbsgesellshaften gänzlih unter- bleiben und au in jenen Fällen, wo bereits bedingungsweise die Geneigtheit zur Ertheilung einer folhen Konzession aus- gesprochen worden if, die in Ausficht gestellte Bewilligung nicht mehr ertheilt und werden die zur Konstituirung bereits kon- zessionirter Gesellschaften ertheilten Fristen unter keiner Be- dingung verlängert. Im Zusammenhange mit diesen Verfügun- ‘gen wird nun, wie wir erfahren, auch bezüglich der der Statt-

terei überlafsenen Bewilligungen vorgegangen werden; es werden daher bis auf Weiteres nicht blos Konzessionen zur Er- richtung neuer Gemeindesparkassen, Vorshuß- und Kreditvereine und dgl., sondern auch die etwa bereits bedingt in Ausficht ge- stellten derartigen Bewilligungen, s\elb| wenn die Bedingungen erfüllt wurden, nicht mehr ertheilt und Gesuhe um Verlängerung von allenfalls zugestandenen Fristen zur Bildung oder Konsti- tuirung solcher Vereine und Gesellshaften unbedingt zurückge- wiesen werden. Was die Statutenänderungen bei derartigen Vereinen und Gesellschaften betrifft, \so sollen fortan nur dieje-

nigen bewilligt werden, durch welhe weder eine Erweitewnng des Wirkungskreises in Bezug auf die Geldgebarung, noch eïîne neue Belastung des Geldmarktes angestrebt wird.

Schweiz. Bern, 26. Mai. (W. T. B.) Von fder

württembergischen Regierung if das seither hier bestandene württembergische Konsulat aufgehoben worden.

Niederlande. Haag, 26. Mai. (W. T. B.) Der Minifter für die Kolonien machte in der Lg Sizung der Zweiten Kammer die Mittheilung, er habe vom General- Gouverneur der oftindishen Besißungen ein Telegramm erhalten, in welhem das Gerücht Erwähnung finde, daß Deli von den Battaks bedroht sein solle. In Folge dessen sollten Verstärkun- gen nah Deli und Tapanoli (an der Ostküste von Sumatra) gesandt werden.

Großbritannien und Jrlaud. London, 24. Mai. Der Geburtstag der Königin Victoria, welhe heute ihr 54. Lebensjahr erreihte, wurde in der üblichen Weise gefeiert. Im St. Iames-Park hielt der Herzog von Cam = bridge eine Parade über die Haustruppen ab, bei welcher die Prinzesfin von Wales mit ihren Kindern, der Herzog von Edin- burgh, Prinz Arthur, Prinz Christian von Schleswig-Holstein, Prinz Teck, Prinz Eduard von Sachsen-Weimar und die hier mweilenden Militär-Attahés auswärtiger Staaten zugegen waren. Heute Abend finden bei den Ministern und den Haupt-Würden- trägern des Hofes Festbankette ftatt.

Die „British und Foreign Anti-Slavery So- ciete hat auf ihr an den Khedive von Aegypten gerichtetes Memoriale betreffs der Abschaffung des Sklavenhandels in Aegypten durch das britishe Auswärtige Amt folgende Ant- wort erhalten:

Auêwärtiges Amt, 19, Mai 1873.

Mein Herr! Jch bin von Earl Granville beauftragt, Sie zu er- suchen, das Komite der British and Foreign Anti-Slavery Sociity zu benachrichtigen, daß das an den Khedive gerichtete Memorial, worin die Abelitien des Sklavenhandels in Aegypten urgirt wird, Sr. Ho- heit durch Ihrer Majestät Agenten und General - Konsul überreicht wurde. Bei Emvyfangnahme des Memorials versicherte der Khedive dem Obersten Stanton seine Bereitwilligkeit, Alles zu thun, was in feiner Macht liege, um dem Sklavenhandel ein Ende zu seßen, be- merkte aber gleichzeitig, daß zu dessen totaler Unterdrückung Zeit nö- thig sein werde. Se. Hoheit fügte hinzu, daß ftrenge Befehle zur Verhinderung der Einfuhr ron Sklaven aus benachbarten Ländern in Aegypten und zur Befreiung jener, deren Einfuhr entdeck werden dürfte, ertheilt worden seien. Wenn thunlich, sollen solche- befreite Neger in ihr Heimathëland zurückgeschick werden, und wo dies un- möglich ift, soll geeignete Beschäftigung für sie gefunden werden, wäh- rend die Kinder beider Geschlechter in die Regierungsschulen geschickt werden sollen. Jch zeichne j

Ihr gehorsamster Diener Enfield.“

Dem Vernehmen nah beacsihtigt die Admiralität als weiteres Mittel zur Unterdrückung des Sklavenhandels in Zanzibat daselbst ein Waht- und Depot-Schiff zu sta- tioniren,

Frankreich. Der durch Beschluß der Nationalversamm- lung zum Präsidenten der französishen Republif erwählte Marshall Marie Edme Patrice Maurice Mac Mahon, Herzog von Magenta, fiammt aus einer irischen Familie, die nah dem Sturze der Stuarts na Franfreih geflohen war, und wurde am 13. Juli 1808 auf

dem Familiengute Sully, im Departement Saone et Loire, geboren. 7

Anfangs zum geistlihen Stande bestimmt, wählte er \päter die militärishe Karriere, besuchte die Vorbereitungs\{hule zu Ver- failles, von 1825 ab die Militärschule von St. Cyr und ging von da als Unter-Lieutenant in die Generals\{hule, welche er 1830 verließ. Er zeihnete sich bei der Expedition nah Algier aus, wohnte als Adjutant des Generals Achard 1832 der Belagerung von Antwerpen bei und war dann meist Adjutant, so 1837 beim General Damremont in Algerien, wo er beim Sturme von Konstantine verwundet wurde. Im Jahre 1840 wurde Mac Mahon zum Eskadronchef (Stabs- Offizier) ernannt und erhielt bald darauf das Commando über das 10. Bataillon der Chaffeurs d’Orleans, seit welcher Zeit er die afrikanishe Armee bis 1855 nit mehr verließ. 1842 wurde er Oberst-Lieutenant des zweiten Regiments der Fremden- legion / 1845 Oberst eines Linien - Regiments und 1848 unter der Republik Brigade - General zur Disposition des General-Gouverneurs von Algerien. Nach einer siegreichen Expe- dition als Kommandant der Division von Konstantine 1852, wurde er zum Divisions-General und dann zum General-In- spektor der Infanterie ernannt. 1855 erhielt er den Befehl über die erste Infanterie-Division im 1. Corps der Nordarmee und bald darauf im Il. Corps der orientalishen Armee an Canro- berts Stelle. Im Krimkriege führte er den Sturm auf den Ma- lafow, den Schüssel für Sebastopol. Nachdem er noch den Befehl über das Reservecorps der orientalishen Armee geführt, kehrte er 1856 nach Frankreih zurück, wo ihn Napoleon zum Senator ernannte. Im folgenden Jahre aber ging er {hon wieder nah Algier und betheiligte fich an der Expedition Ran- dons gegen die Kabylen, dann trat er kurze Zeit in Disponi- bilität. Bald darauf erhielt er den Oberbefehl über alle Streit- kräfte zu Lande und zur See in Algier und wurde 1859 zum Befehlshaber des 11. Armee-Corps bei der italienishen Armee er- nannt. In diesem Kriege entschied er, nahdem er bei Turbigo das linke Ufer des Ticino gewonnen und behauptet hatte, ‘am 4. Juni 1859 die Schlaht von Magenta, wofür er zum Marschall und Herzog von Magenta. erhoben wurde. Nah dem Frieden erhielt er das VIl. Territorial- Armee-Corps zu Lille. In dieser Stelle blieb er bis 1864. Nachdem er das Lager von Chalons kommandirt, wurde er Pelissiers Nachfolger als General-Gouverneur von Algier. Als Ober-Befehlshaber der aus dem I. Corps (Mac Mahon) und dem V. Corps (Failly) gebildeten Südarmee verlor er am 6. August 1870 die Schlacht von Wörth gegen die dritte deutsche Armee des Kronprinzen von Preußen und zog sich dann auf Chalons zurück. Von Mey abgeschnitten, konzentrirte er sich um Se- dan, umhier die Shlaht aufzunehmen, dieselbe fandam 1. September gegen die vereinigte [V. und 111. Armee statt. Mac Mahon, {hon zu Anfang des Kampfes \{hwer verwundet, übergab das Kom- mando an den General Wimpffen und fiel dann in Folge der am 2. September abgeschlossenen Kapitulation in deutsche Kriegs- gefangenschaft. Nah Abschluß des Versailler Präliminarfriedens übernahm Mac Mahon am 11. April 1871 den Oberbefehl über die „Armee von Versailles“, reorganisirte eine solche großen- theils aus den aus der Gefangenschaft heimkehrenden Truppen, brate fie auf 120,000 Mann und warf mit denselben nah blutigen Kämpfen im Mai 1871 den Aufstand der Pariser Kom- mune nieder. Ueber” se:ne Thâtigkeit während dieser Zeit ver- öffentlihte er eine Broschüre. Vorübergehend war der Herzog auch außerordentlicher. Botschafter in Berlin und repräsentirte den Kaiser bei der zung des Königs in Königsberg.

Paris, 26. Mai (W. T. B.) Die Regierung geht, wie verlautet, mit der Abfiht um, eine Vertagung der Natiol- nalversammlung eintreten zu lassen.

Die am Sonnabend als Vorsihtsmaßregel angeordnete Konsignirung der Truppen is seit gestern wieder auf- gehoben worden. Paris hat das gewohnte Aussehen voll- ständig wieder angenommen und es hat weder hier, noch in den Departements ait nur die geringste Ruhestörung ftattgefunden.

Wie verlautet, wird der Herzog von Decazes an Stelle Picards zum Gesandten in Brüssel ernannt werden.

(W. T. B.) Die aus Lyon und anderen großen Städten des Landes eingetroffenen Nachrichten melden übereinstimmend, daß nirgends irgend eine Beunruhigung statt- gefunden hat. Hier ift selbß nicht einmal in den Vorstädten irgend eine Spur von außergewöhnliher Erregung wahrzunch- men. Die Bourgeoisie hat den in der Präsidentschaft der Re- publik eingetretenen Wechsel mit Befriedigung, die Arbeiter- bevölkerung aber mit vollständiger Gleichgiltigkeit aufgenommen. Auffallend gemäßigt und ruhig ist die Sprache der hiesigen radi- falen Blätter. Gegen den „Progrès de Lyon“, ein radikales Journal, if wegen Erregung von Unzufriedenheit und Haß gegen die Regierung sofort die gerichtliche Verfolgung eiugeleitet worden.

Versailles, 26. Mai. (W. T. B.) In der heutigen Sibung der Nationalversammlung verlas zunächst der Präsident Buffet den bereits im „Journal officiel * veröffentlich- ten Brief des Präsidenten Mac Mahon. Der Minister des Auswärtigen, Herzog von Broglie, verlas sodann eine Bot- \haft des Präsidenten der Republik, in welcher derselbe das Programm der Regierung darlegte. In demselben wird betont, daß die Regierung es sih angelegen sein lassen werde, die Geseze zur Ausführung zu bringen; sie werde getreu den Willen der Majorität der Versammlung bezüglih der auswär- tigen Politik vollziehen und in dieser Beziehung die von dem früheren Präsidenten eingeschlagene Politik verfolgen, welche darin bestand, den Frieden aufrecht zu erhalten und die Armee zu reorganisiren. Die innere Politik werde eine energish kon- servative sein. Die Regierung werde organische Geseße geben und diefe streng respefktiren, während sie andererseits aber auch denselben Achtung zu verschaffen wissen werde. Die Botschaft hebt \{chließlich hervor, daß die Regierung der Wächter (sentinelle) der unverkürzten Machtfülle der \ouveränen Nationalversamm- lung fein werde.

Spanien. Madrid, 20. Mai. General Velarde hat folgende Verordnung hinfichtlih einer Massenaushebung gegen die Carlisten in Catalonien erlassen:

Art. 1. Alle Individuen von 14 bis 60 Jahren \:nd vervflichtet sih den Kolonnen anzus{ließen, und zwar nach den alten Fred die Maffenaushebung gültigen Bestimmungen.

Art. 2. Dieselben haben fich mit den in ihrem Besiße befind- lihen Schuß- oder Stichwaffen zu bewaffnen. ¿

Art. 3. Die Freiwilligen der Nationalmiliz und die Mobilisir- ten der Städte haben ebenfalls der Masfenerhebung Folge zu leisten.

Art. 4. Alle Alcalden haben vem ersten Tage der Massenaus-

hebung an die Individuen, welche sich vorstellen, sowie der Tru fünf Brodrationen zu liefern und densel mit Ausnahme der i

Staate besoldeten Freiwilligen und Mobilisirten, während aht Tagey täglich eine Summe von 6 Realen zu zahlen.

Art. 5. Der Mars{ch der Rekruten der Massenaushebung wird fich nach dem der Kolonnen regeln, deren Positionen und Bewegungen durch spezielle SAGENLIE werden kund gegeben werden. Die Glocken haben das Signal zum Abmariche zugeben.

Art. 6. Wenn die Rekruten eines Umkreises von der Stellung des Feindes Kenntniß erhalten, so haben fie sogleich die Truppen Gaeen zu benachrihtigen, welche sih bereit halten werden, auf ihn zu

oßen.

Art. 7. Die Ayuntamientos find für die Ausführung dieser Verord- nung verantwortlich und diejenigen, welche sih dabei Nachlässigkeit, Ver- zögerungen oder Uebelwollen zu Schulden kommen lassen werden, werden mit einer Geldstrafe von 1000 bis 2000 Duros belegt werden. Der Augenblick ist gekommen, zwischen Krieg und Frieden zu wählen. Denn gegen einen Feind, der sich darauf beschränkt, dem Lande Scha- den zuzufügen, ohne je die Truppen zu erwarten, wäßrend diese nit zahlrei genug sind, um sich überall hinzubegeben, ist es nothwendig, Maßregeln zum öffentlichen Wohle zu ergreifen, die von der Ent- \ch{lofsenheit der Einwohner abhängen. :

Montblancch, 18. Mai 1873. Iosé Garcia Velarde.

Italien. Rom, 26. Mai. (W.T. B.) Die Kaiserin von Rußland ift heute Mittag 12 Uhr hier eingetroffen. Zu ihrem Empfange hatten sih der König und die sämmtlichen anwesen- den Mitglieder der Königlichen Familie, die Minister, ein Theil des diplomatishen Corps und die Behörden am Bahnhofe ein- gefunden, wo die Truppen und Nationalgarden Spalier bil- deten. Eine zahlreihe Menschenmenge hatte sich versammelt, um die Ankunft der Kaiserin zu erwarten.“

Die Deputirtenkammer hat in ihrer heutigen Sitzung die noch übrigen Artikel des Klostergeseßes angenom- men. Die Chefs der hiesigen Abtheilung der Internatio- nale find verhaftet worden und sollen wihtige Aktenstücke bei

ihnen vorgefunden und mit Beschlag belegt sein. Unter den Verhafteten befindet fh kein Römer. Türkei. Könstantinopel, 26. Mai. (W. T. B.)

Der neue Polizei-Minister Reouf Pascha ift für den kürzlih verstorbenen Halil Pasha zum Großmeister der Artille- rie und an seiner Stelle Ahmed Pascha zum Polizei- Minister ernannt worden. Wie aus Cairo gemeldet wird, ist noch feine Bestimmung darüber getroffen, ob der Vize- König von Aegypten die Weltausstellung in Wien be- suchen wird.

Pera, 17. Mai. Uebker die o8manischen Streitkräfte zu Land und zur See gehen der „Allg. Ztg.“ folgende Einzelheiten u, welche auf gedruckten Ausweisen beruhen: Laut einer älteren Be- Finiinta soll das reguläre Heer bei einer Bevölkerung von 37 Mil- lionen Menschen, von denen aber nur etwa 20 Millionen zur Kon- \fription herangezogen werden, auf 600,000 Mann gebracht werden. Es soll eine Million Hinterladergewehre angeschafft werden; 200,000 sind hon früher bestellt; 300,000 vor Kurzem. Ferner sollen für die Befestigungen am Bosporus, in den Dardanellen, in Varna, Sinope und Kreta 100 gezogene Kanonen vom Kaliber zu 600, 450 und 300 Pfund, und für die Festungen im Innern von Rumelien und Anato- lien 400 gezonene 12- bis 72pfündige Kanonen bestellt werden. Wäh- rend diese 500 Kanonen angeschafft und hierher transportirt werden, sollen in der Kanonengießerei von Top-hane 500 andere Kanonen ge- gossen werden. :

Die türkis{che Marine besteht jeßt aus folgenden Schiffen:

1) Panzerfregatten: Azizie, 900 Pferdekraft, 16 Kanonen, Or- chani, 900 Pferdekraft, 16 Kanonen, Mahmudtie, 900 Pferdekraft, 16 Kanonen, Osmanie, 0 Pferdekraft, 16 Kanonen, Açar-i-Tevfik, 750 Pferdekraft, §8 Kanonen. Von jenen 16 Kanonen - sind je 15 Stück 150-Pfünder und 300-Pfünder; jene 8 aber sind 250-Pfünder. 2) Hölzerne Schrauben-Galonen-Liuienschiffe : Mahmudie, 30 Kanonen (62-Pfünder), Kossova, 60 Kauonen (34 Stück 62-Pfünder, 25 Stück 45-Pfünder und ein 150-Pfünder), Peiki Zafer, 78 Kanonen, Fetihie, 67 Kanonen, Schadie, 67 Kanonen. 3) Panzer-Korvetten: Feth-i Belend, 4 Kanonen (300-Pfünder), Mukaddemé i Cheir, 4 Kanonen (300-Pfünder), Idschalie, 5 Kanonen, 4 Stück 250- und 1 120-Pfün- der, Moin-i-Zafer, 4 Kanonen (3009-Pfünder), Aun Allah, 4 Kanonen (300-Pfünder), Nedshm-i Schevket, 5 Kanonen (250-Pfünder), Açar-i Schevket, 5 Kanonen (250-Pfünder), Hüfz-i Rahman, 4 Kanonen (150 - Pfünder), Lutf - i VDschelil, 4 Kanonen (150 - Pfünder). Die leßten beiden sind Monitors. 4) Hölzerne Schrauben-Fregatten : Selimie, 54 Kanonen (30 Stück 47-Pf., 24 Stück 43-Pf. ) Chudaven- digiar 41 Kanonen (62-Pfünder), Ertogrul, 41 Kanonen, (30 Stück 62-Pfünder, 10 Stück 32-Pfünder, 1 Stück 150-Pfünder,) Nasraül Aziz, 40 Kanonen, (30 Stück 62-Pfünder, 10 Stück 32-Pfünder,) Much- bir-i Surur, 22 Kanonen (62-Pfünder). 5) Hölzerne Schraubin?Kor- vetten; Mansura, 12 Kanonen, Muzaffer, 12 Kanonen, Sinob, 16 Kanonen, Brufsa, 16 Kanonen, Jzmir, 16 Kanonen, Edirne, 16 Ka- nonen, Libnan, 12 Kanonen, 5 dieser Schiffe haben 37-Pfünder und 2 Schi e 33-Pfünder. 6) Hölzerne Schrauben-Avisos: Sedd ül Bahr, Beyruth, Jskenderie, Zuchaf (d. h. Zuave) Otarid (Merkur), Merich (Mars), davon 1 mit 5 Kanonen, 2 mit 6 Kanonen, 3 mit 4 Ka- nonen, zus. 29 Kanonen. Zwei von diesen Avifos haben 33-Pfünder, der Isfkenderie hat vier 11-Pfünder und einen 40-Pfünder, die anderen drei Avisos haben 11-Pfünder. 7) Hslzerne Schrauben- Kanonenboote: Varna, Sunna (d. h. Sulina), Affa, Schevketnuma, e 4 Stück 19-Pfünder. 8) Panzer-Pontons: Feth ül Jslam, Bükür- elen, Semendra, Sckodra, Podgoritscha, je 2 Stück 13-Pfünder. 9) Schraubendampfer: Ziver i Derja, Sajad i Derja, Müzhdé Ressan, Sahire, Intibah. 10) Transportschiffe: Givan i Bahri, Fregatre, 2 Stück 34-Pfünder, Forah, Korvette, Nr. 1, Navi, Trans- portschiffe, Novid i Futuh, Brigg mit 16 Stück 24-Pfünder, Nuvaceir, Schooner, mit 12 Stück 33-Pfünder, Chizr Jlias, Sunna, Kili, Mi- stiken; Piruzé, Korvette, Silhor, Kutter, Nr. 1, 2, 3, S{hlepper. Außerdem noch 41 Transportdampfer: 5 Panzerschiffe find noch be- stellt. Jm Ganzen also 107 Schiffe mit 796 Kanonen.

Nußfßland und Polen. St. Petersburg, 24. Mai. Am 22. ist, wie bereits telegraphisch gemeldet, der Schah von Persien hier eingetroffen und von dem Kaiser und dem Großfürsten auf dem Bahnhofe der Nikolaibahn feierlih em- pfangen worden. Von mittlerer Größe, mit edlen ausdrucks- vollen Zügen, dunklen, klaren Augen und stark gezeichneten Brauen, erschien, der „St. Pet. Ztg.“ zufolge, Se. Majestät in dunkler, dem Stoffe nah einfaher Traht nah europäischem Schnitte, aber mit Edelsteinen in einer Weise verziert, daß \{chnur- artige Querstreifen auf der Brust, wie auf den Attilas der Hu- saren, aus aneinander gereihten Diamanten gebildet waren und jeder Knopf des Gewandes aus einem großen Rubin bestand, Den niedrigen, \{chwarzen, ränderlosen Hut aus feingelocktem Schafsfell, zierte eine reiche n antagraie mit weißem Feder- büschel, und an der Seite hing der krumme Damascener mit diamantgershmücktem Griff und Scheide. Der Gang des Schahs

deutet auf orientalishe Ruhe und Gelassenheit. Im Ge- folge desselben erschienen zuerst mehrere \ch{chon in höherem Alter stehende Prinzen in reiher goldgestickter

Uniform mit Diamantsternen und Bildnissen des gegenwärtigen Schahs, und auch des verstorbenen Schahs, seinés Vaters, ge- \{chmüdckt. Unter ihnen befand sich auch ein jüngerer Prinz, ein [leibliher Bruder Sx. Majestät, welcher des Französishen mächtig ist. Die älteren Prinzen \prehen nur die einheimishen Sprachen. Den Zug eröffnete der eigene Convoi Sr. Majestät des Kaisers, alsdann die beiden Monarchen in Equipage, welcher eine Ab- theilung Gardekosaken folgte. Dann kamen die Equipagen der

ñ und die Suite der beiden Herrscher. Der Zug be- Seht i in langsamem Trab den Newskiprospekt herab, welcher mit russishen und persischen Fahnen, Teppichen und Büsten des Schahs glänzendgeschmücktwar. Auf beiden Seiten der Straße wogte eine unabsehbare Menge, welche den Kaiser und den Schah mit lautem Hurrah begrüßte. Auf dem ganzen Wege des Zuges befanden sich Militär - Musikcorps, welche die persische und die russishe Nationalhymne anstimmten. So langte der Zug im Winterpalais an, wo dem Schah von den Kanonen der Festung ein „Willkommen“ entgegendonnerte. Abends war Galavor- stellung im Großen Theater, wohin fich die beiden Monarchen durch die prahtvoll beflaggte, große Morskaja begaben. -

Am 23. Mittags fand eine große Parade statt, an wel- her 424 Bataillone Infanterie, 345 Schwadronen Kavallerie (ungefähr 35,000 Mann) und 122 Geschüße theilnahmen, worauf die beiden Monarchen, die Mitglieder der Hohen Ben Cob Familie und die Suite das Dejeuner bei Sr. Kaiserlichen Hoheit dem Prinzen Peter Georgiewitsch von Oldenburg einnahmen.

Heute Abend besuchten die Hohen- Gäste den Ball im Adli- gen Verein. :

Hinsichtlich der Errichtung des Garde-Reserve- ente niere Bestimmun hat der Kaiser unter Anderem fol-

ende nähere Bestimmungen zu erlassen geruht: Das er- Sehnde art at denselben Zweck, wie alle übrigen zu for- mirenden Reservetruppen, wird im Frieden aus einem Kadre- Bataillon zu 3 Linien- und 1 Schüßen-Kompagnie, im Kriege aus 4 Bataillonen, jedes zu 4 Compagnien, bestehen. Zur Bildung des Kadrebataillons wird das Garde-Invalidenbataillon in sei- nem ganzen Bestande mit Fahne und allem Besiß verwendet, und im Frieden wird das neue Bataillon wie die anderen Gardetruppen ergänzt. Im Kriege wird aus jeder Compagnie ein volles Bataillon zu 1000 Mann gebildet, wobei die zur Kompletirung zu verwendenden Offiziere und Mannschaften durch den Generalstab angegeben werden. j A:

Der „Ruff. E Chi folgende offizielle Mittheilung über den Feldzug na iwa:

Das Orenburger Corps hat den Mars nah Issen-Tschagyl (in der Nähe des Nordwestufers des Aralsees), wo es am 18. April eingetroffen is, ohne Ruhetage gemaht. In Folge der Nahriht, daß es auf dem Wege über Koss-Bulak nah Kofsarma, wo dem Gerüchte zufolge ein kleiner iwesisher Be- obahtungsposten stehen \oll, an Wasser fehle, wird General- Lieutenant Werewkin das Corps in 4 Echelons vorrücken lafsen. Das erste Echelon (2 Ssotnien Kosaken, 3 Compagnien Infan- terie und 4 Geschütze reitender Artillerie) wird General - Lieute- nant Werewkin selbs, das zweite (1 Ssotnie Kosaken, 3 Com- pagnien Infanterie, 2 Geschüße und 2 Mortieren) der Oberst Konstantinowitsh, das dritte (2 Ssotnien Kosaken, 2 Com- pagnien Infanterie und 2 Rakettenbatterien) Oberst Leontjew und die vierte (2 Ss\otnien Kosaken, 1 Compagnie Infanterie, 2 Geshüße und 2700 Kameele mit Proviant) Oberst Nowo- freschtschenow kommandiren.

Schweden und Norwegen. Christiania, 20. Mai. Das Militär-Komite hat mit dem Druck seines Gutachtens über die, dem versammelten Storthinge vorgelegte Königliche Proposition, betreffend Abänderungen der für Wehrpflicht und Aushebung geltenden Geseze, begonnen. Diese Proposition ist im Wesentlichen eine Wiederholung der Proposition, welche dem vorigen Storthinge unterbreitet, jedoch von diesem niht in Be- rathung genommen wurde. Die bemerkenswertheste Bestimmung derselben geht darauf aus, daß \ämmiliche diensttühtige Mann- schaften zur Linie treten sollen und damit das Stellungsrecht aufgehoben wird, während gleichzeitig die Theilnahme an den jährlihen Uebungen, welche bisher die 5 jüngsten Jahresklassen der Infanterielinie umfaßte, sich nur auf die 3 jüngsten erstrecken soll, jédoch mit Verlängerung der jährlichen Uebungszeit für Rekruten, von 42—60 Tagen, sowie für die Bataillonsübungen von 24—30 Tagen. Die Dauer der Dienstzeit für sämmtliche ausgehobenen Mannschaften soll dem Vorschlage gemäß auf 7 Jahre in der Linie und darauf 3 Iahre in der Landwehr festgeseßt werden. | (it

Das Storthing hat heute beshlofsen, beim Könige

um Verlängerung der Session des jezt tagenden Storthings bis um 7. Juni anzutragen. : 26. Mai, (V. T. B.) Heute fand der Shluß des Reichstages statt. Die Thronrede spricht sih anerkennend über die Arbeiten des Reichstages, namentlih über das Zu- standekommen der Dissentergeseze der dänish-{chwedischen Münz- fonvention und betreffs des Baues der norrländischen Eisenbahn aus. In Bezug auf die Reorganisation der Armee wird her- vorgehoben, daß die stattgehabten Debatten des Reichstages zu der Annahme berechtigten, daß diese Frage unter der ernsten Mitwirkung des Reichstages noch eine befriedigende Lösung fin- den werde.

Amerika. Wie aus Washington gemeldet wird, hat die Regierung die Kunde erhalten, daß die Modoc-Indianer sfich ergeben wollen, falls ihr Leben geschont wird. General Davis erwiderte, er könne nur bedingungslose Uebergabe accep- tiren. Er gab ihnen Zeit bis Freitag, seine Bedingungen zu erwägen, mit dem Bemerken, daß, wenn fie dann fih nicht unter- worfen hätten, er sie Alle erschießen lassen würde. Ihre Zahl ift nunmehr auf 15 reduzirt. Eine weitere Depesche meldet, daß fich die Hälfte der Modocs bedingungslos ergeben hat und daß die übrigen nebst „Kapitän Iack“' hart verfolgt werden.

Afrika. Aus Cape Coast Casile vom 1. d. bringt die neueste westafrikanishe Post erfreulihe Nachrihten. Die oufsa-Truppen unter dem Kommando des Lieutenants Hapkins Latten die Ashantis mit \{chwerem Verlust zurückgeshlagen und lehtere waren in das Innere retirirt. Die Fantis blieben in der Umgegend von Cape Coast Castle stehen. Thätige Vor- fehrungen werden getroffen, um einen plôglihen Angriff auf Cape Coast Castle zu verhindern.

Nr. 20 des Central-Blattes für das Deutsche Reich hat folgenden Inhalt; 1) Allgemeine Verwaltungssachen: Bekannt- machung, betreffend die Ausführung des Geseßes über den Orden der Gesellshaft Jesu, vom 20. Mai 1873; Entscheidung, betreffend die Bewilligung des Gnadenguartals an R vor dem 18. April d. Is. verstorbener Reichsbeamten. Vom 16. Mai 1873. 2) Sta- tistifk: Zusammenstellung der Gesammt-Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1871. 3) Münz-Wesen: Notiz über die Aus- prägung von Reichs-Goldmünzen. 4) Konsulat-Wesen: Ernennung. 5) Marine und Schiffahrt: Bestimmungen, betreffend die An- erkennung der in dänischen, österreichish-ungarishen und nordamerikg- nischen Schiffspapieren enthaltenen Vermessungs-Angaben in deutschen Häfen. Vom 21. Dezember 1872.

Nr. 34 des Amts-Blatts der Deutschen Reichs- Postverwaltung hat folgenden Inhalt: General-Verfügung vom

15. Mai 1873. Veränderte Behandlung der gewöhnlichen Fahrpost- gegenstände im Expeditionsdienste. 17, Maîï 1873. Beschränkung des Austausches xon Abgangs-, Eingangs- und Uebergangszetteln.

Nr. 35 des Amtsblatts der Deutschen Reihs-Post- verwaltung hat folgenden Inhalt: General-Verfügung: Vom 23. Mai 1873. Spedition der Korrespondenz nach Portugal. Vom 19. Mai 1873. Austaxirung der unfrankirten Briefe. Vom 20. Mai 1873. Adrefsirung der für die Postanstalten in Berlin“ bestimmten Zeitungspackete. Bescheidung: Vom 16. Mai 1873. Vollziehung der Einlieferungsscheine über die bei Mal emedilianen und Postagen- turen zur Einlieferung gelangenden Sendungen mit Werthangabe, refommandirten Sendungen und Postanweisungen.

Die neuesten Entscheidungen des Reihs-Ober-H an- delsgerichts in Leipzig lauten: Die Gültigkeit der Summenangabe ist nit von deren Aufnahme in den Kontert des Wechsels abhängig. Ein einzelner Gesellschafter kann die Gesellschaft verpflichten, fi die Kompensation ihrer Forderung mit einer gegen den Se E alier persönlih bestehenden Forderung geraten zu lassen. Der Gesellschafter darf über das Vermögen der Gejellschaft auch zu Privatzwecken ver- fügen Darin liegt niht ohne Weiteres einé Verleßung seiner gesell- aftlihen Pflichten. Art. 121 H. G. B. ist wichtig dur Bulle, in welchen eben ein Kompensationsvertrag nit ges{lossen ist. Nur dann darf der Gesellschafter wegen seiner eigenen Schulden die Gesellschaft nicht verpflichten, wenn er leßtere erweislih benactheiligen wollte, und der Dritte eros Kenntniß hatte. Dieser Nachweis darf aub aus den Umständen gefolgert werden, doch ift der Mißbran der Firma nit zu vermuthen. Die Unterschrift des Wechselausstellers darf sih weder im Kontert des Wechsels noch unter- oder oberhalb. dessel- ben, noch quer darüber oder zur Seite, noch auf der Nüseite desselben befinden. Weglassung der Präposition „in“ oder „zu“ bei Domizil- angaben. „Zahlbar bei“ ist gleihbedeutend mit „zahlbar durch“.

Statistische Nachrichten.

München, 24. Mai. Nach einer im Königlichen Finanz-Mini- sterium aufgestellten Uebersicht der Anzahl der in Bayern vorhandenen Bierbrauereien, sowie deren Produktion standen im Jahre 1871 im ganzen Königreiche 5177 Bierbrauereien im Betrieb, wovon 4802 selbständige und 375 Kommunbrauereien waren. Im vorhergehenden Jahre waren 4733 selbständige und 404 Kommunbrauereien, somit im Ganzen 5137 Brauereien im Betrieb gewesen. Der Malzverbrauch der Brauereien war im Jahre 1871 1,934,448 bayerische Scheffel, um 185,062 Scheffel mehr als im vorhergehenden Jahre. Die Bier- erzeugung betrug im Jahre 1871 13,457,326 bayerishe Eimer, was einen beiläufigen Werth von 68,240,000 Fl. beziffert, während im Fahre 1870 nur 11,803,549 Eimer mit einem beiläufigen Werth von 68,240,000 Fl. produzirt waren.

Darmstadt, 20. Mai. Laut einer amtlichen Zusammenstellung ergiebt sich für die verschiedenen höheren Lehranstalten des Großherzogthums folgende Schülerzahl : T. Gymnasien: zu Darmstadt 421 Schüler, zu Bensheim 124 Sch., zu Gießen 209 S-Þ., zu Bü- dingen 111 Sch., zu Mainz 308 Sch., zu Worms 316 Sch. Il. Realschulen: zu Darmstadt 420 Sch., zu Offenbah 452 Sch., zu Michelstadt 145 Sch., zu Mainz 427 Sch., zu Alzey 227 Sch., zu Bingen 197 Sch., zu Alsfeld 218 Sch., zu Friedberg 193 Sch.

Wien, 21. Mai. (Wien. Z.) Der Besuch der Wiener Mee lihen Schulen und der Privatschulen mit Oeffentlichkeitsreht kann ziemli sicher für das Schuljahr 1872 mit 26,092 Knaben, 23,302 Mädchen, zusammen 49,394 Kindern angenommen werden. Nach dem Hauptberihte für das Schuljahr 1870/71 gab es an diefen Schulen 29,261 Knaben und 17,615 Mädchen, zusämmen 39,879 Kinder, also um 9500 weniger als im Schuljahre 1872, Hiezu aber kommen noch die zahlreichen Privatschulen ohne Oeffentlí keitsreht, deren Schüler- zahl mit Genauigkeit sih nicht ermitteln “läßt. Wenn, wie im zwei- ten Bezirke, diese Schulen durchschnittlickch- von derselben Schülerzahl besucht werden wie die Priratschulen mit Oeffentlichkeitsreht, so wür- den obige Zahlen noch um 4000 Knaben und 2800 Mädchen, zusam- men um 6900 Kinder zu vermehren sein. Unter dieser Vorausseßung hätten von den 72,000 s{chulpflichtigen Kindern Wiens beiläufig 56,300 Kinder die öffentlihen und Privatschulen Wiens, die dem Bezirk®schul- rathe unterstehen, besucht. Ferner gab es an den 8 Gymnasien und Realgymnasien, so wie an den 8 Realschulen Wiens am Anfange des Schuljahres 1871—72 5945 Schüler. Darunter waren am Leopold- städter Gymnasium 59 pCt. in einem Alter unter 14 Jahren. Jft dieses Verhältaiß ein durchschnittlihes, so werden die Wiener Mittel- schulen von beiläufig 3000 bis 3500 s{ulpflichtigen Knaben besucht, welche zu obiger Summe von 56,000 die Schule besuchenden s{chul- pflichtigen Kindern hinzugefügt werden müssen. y

Nach dieser Darstellung gab es 1872 noch immer 12- bis 13,000 \c{ulyflihtige Kinder in Wien, welhe nachweisbar keine Schule besuchen. Diese Zahl würde sich aber noch vermindern, wenn bekannt wäre, wie viele \{chulpflichtige Kinder die Handelsshulen und andere Spezialshulen besuchen, Von den übrigen fculpflichtigen Kindern ist wohl bei den Verhältnissen Wiens mit großer Wahrscheinlichkeit anzunehmen, daß sie zu Hause einen mehr oder minder ausreichenden Privatunterricht genießen.

London, 19. Mai. Der „A. A. C.“ zufolge giebt es in Indien 430 Zeitungen und Zeitshriften. Nah Abzug der unbedeu- tendsten, vertheilen sih dieselben wie folgt. Es kommen auf

as: Sveidiis englische, heimische, vermischte.

Bombay und Scinde . 14,000,000 14 62 18

Bengal... 67,000,000 23 46 4 Nordwestlihe Provinzen 31,000,000 6 50 I Madras . ..…_, . 31,000,000 Hl 17 8 endshab. , . . . 18,000,000 4 21 E e Ca C TEOOO,000 E) 8 Birmah E . 2,500,000 6 2 Centralprovinzen 3,000,000 l 3 3 Rajpootana 10,000,000 4 Summe 68 211 36

Von den 23 englischen in Bengal erschein-nden Zeitungen werdeñ acht, darunter ein täglich erscheinendes, von Gingeborenen heraus- gegeben. Diese 315 Zeitungen sind im Grunde genommen die Frucht eines halben Jahrhunderts. Am Anfange dieses Jahrhunderts existirten kaum fünf englische Zeitungen, und Herr Marfhann, der das erste in der Landes\sprache erschienene Blatt herausgab, lebt noch heute. Der Eiufluß der Presse dehnt sih auf einen weit größeren Kreis als den der Abonnenten aus. Denn da nech fehr Viele nicht lesen können, wird an vielen Orten das Blatt einer großea Schaar von Zuhörern vorgelesen und die Neuigkeiten verbreiten sih auf diese Weije mit großer Schnelligkeit. Ein Blatt, „Sulav Samachar“, das 6000 Abonnenten zählt, kostet nur einen Farthing (34 Pfennige) pro Nummer, und hat demnach s:gar die englische Presse übertroffen.

20. Mai. Den Statistiken des. „Bureau Veritas“ über Seeunfälle zufolge gingen im April d. I. 155 Segelschiffe, nämlich 75 englische, 16 französishe, 10 norwegische, 9 deutsche, 9 ameri- kanische, 8 italienishe, 6 niederländische, 5 griechische, 5 chwedische, 4 öôsterreichishe, 3 dänische, und je 1 rufsishes, R T C und mexikanishes, zu Grunde. Jn dieser Gesammtzahl sind 31 Segel- schie, die vermißt werden, inbegriffen. Die Zahl der zu Grunde ge- gangenen Dampfer ist 15, nämli §8 englische, 4 amerikanische, und je 1 deutscher, spanischer und französischer.

Kunst und Wissenschaft.

Eine Uebersicht des Flächenraums und der Einwoh- nerzahl des preußischen Staats, und alphabetisches Verzeich- niß der Städte in demsel! en, mit Angabe der Civil-Einwohnerzahl nah der Volkszählung am Schlusse des Jahres 1871 ist in einem

besondeien Abdruck aus dem Handbuch für den Könglich Preußischen

Hof und Staat für 1873 in der Königlichen Geheimen Ober-Hof- Buchdruckerei (R. v. Decker) erschienen. D

__ Crefeld, 24. Mai. Der historische Verein für den Niederrhein, dessen Mitgliederzahl sich auf 640 beläuft, wird in der Pfingstwoche feine Frühjahrsversammlung in Neuß halten.

__— Vor zwei Monaten theilte die „A. A. Z.“ mit, daß der An- tiquar Edwin Troß in Paris das einzige Eremplar der ersten Aus- gabe des Horaz auf Pergament gedruckt, entdeck habe, und in der leßten Nummer theilt sie einen ebenso wichtigen Fund dieses Buch- händlers mit. Derselbe erwarb nämlich aus einer alten italienischen Familie eine bisher vollständig unbekannte Ausgabe von „Ciceron?is epistolae ad familiares“ mit zahlreihen und wihtigen Vari- anten, um 1470 auf Pergament gedruckt. Der prachtvolle Band in flein Folio, von einer Frische, als ob er eben die Presse verließ, be- steht aus 179 Blatt mit 34 Zeilen auf der vollen Seite, ohne Sig- naturen und Seitenzahlen. Derselbe ist in Jtalien mit denselben Typen wie die Princeps des Horaz von einem bis jeßt dem Namen nah unbekannten Typographen gedruckt, hat den gleichen Original- Holz-Maroquinband wie diese Jucunabel, und auf dem ersten Blatt ebenfalls die gemalten Wappen der Familie Martinengo.

London, 27. Mai. Der Historienmalèr Charles Lucy ist am 19. d. M. hier, 59 Jahre alt, gestorben. Zum Besten der inter- nationalen Mozart-Stiftung in Salzburg wird demnächst hier ein Concert stattfinden.

Dr, Heinrich Schliemann, hat seit anderthalb Jahren ganz aus eigenen Mitteln umfassende Auésgrabungen in der troja- nischen Ebene _ veranstaltet und glänzende Resultate er- zielt, Ein Schaß griehischer Inschriften, antiker Geräthe, sogar wertbveller Werke der Plastik wurde bereits von ihm zu Tage geför- dert, und laut Mittheilung an die Firma F. A. Brockhaus hat er die durch den Winter unterbrochene Thätigkeit seit Anfang März d. J. mit verdoppeltem Eifer und mit nihcht weniger als 158 Arbeitern wieder aufgenommen, sodaß weitere bedeutende Entdeckungen in siche- rer Ausficht stehen. Um nun Archaologen, Kunsthistorikern und dem gebil- deten Publikum überhaupt diese für die Wissenschaft überaus wichtigen Funde sobald als möglich nußbar zu machen, giebt Dr. Shliemannein Werk heraus, welches dieselben in Bild und Wort zu vollkommener An- schauung bringen soll. Das Werk wird aus einem Atlas von 170— 200 Photographien in Qaart nebst einem Oktavbande mit beschrei- bendem Text bestehen und im Verlage von F. A. Brockhaus in Keip- zig erscheinen. ;

Landwirthschaft.

Im Regierungsbezirk Cöslin ist] die Frühjahrswitte- rung der Bestellung der Sommersaaten sehr günstig gewesen, doch haben die im April eingetretenen Nachtfröste den Saaten, namentli auf der Höhe und auf nafsem Boden sehr geschadet und hat die kalte Witterung die Entwickelung der Saaten überhaupt sehr zurü@gehalten. Die Ernte des verflossenen Jahres hat nah beendigtem Ausdrush den Erwartungen nicht entsprochen, da das Sommergetreide den Ausfall im Winterroggen nicht gedeck hat. Der Mangel an Arbeitern mat sich im Regierungsbezirk Cöslin ganz besonders fühlbar. ;

__ Auch im Regierungsbezirk Danzig hat der Frost die Saaten beschädigt, insbesondere die Wintersaaten, da die Sommerung sich bei der andauernden falten Witterung noch faft gar niht entwickelt hatte. Die Oelfrüchte haben zum Theil umgepflügt we-den müssen. Die Baumblüthe ist dur die rauhe Witterung so zurückgehalten worden, daß sie erft jeßt eintritt.

Kopenhagen, 22. Mai. Die dänische Haidegesell\chaft hat jeßt ihren Bericht über ihre Thätigkeit O 1872, a ihren Arbeitsplan für 1873 herausgegeben. Die Anzahl der Mit- glieder ist im steten Steigen begriffen und war am Schlusse des vori- gen Jahres 2254 mit einer Gesämmt-Beitragssumme von 5641 Rd. 48 Schil. und die Gesammt-Einnahme des Jahres war ungefähr 16,3880 Rd. Es find im vorigen Jahre in 8 Kirchspielen Mergel- untersuhungen mit guten Resultaten vorgenommen worden; die Baum- Anpflanzungen sind ebenfalls günstig ausgefallen; die 16 Haideplan- tagen von zusammen fast 4800 Tonnen Land, mit deren Bepflanzung man im Jahre 1866 begann, werden in den Jahren 1876—87 voll- ständig bewachsen scin. Betreffend- die Ueberrieselung der Wiesen waren vor 1872 im Ganzen 24 Kanäle, deren Gesammtlänge 16 Meilen beträgt, vollständig fertig. Jm vorigen Sake wurden 5} Meilen lange Kanalstrecken fertig und mit dem Ausgraben von anderen 10 Kanälen mit einer Gesammtlänge von 4 Meilen begonnen, In diesem Jahre beabsichtigt man 24 Kanäle, zusammen 124 Meiken lang, auszugraben.

Gewerbe und Handel.

Ueber die Ausdehnung des Geschäfis an der Berliner Börse geben nach „Salings Börsenblatt* folgende Zahlen Aufs{luß: Regelmäßige Börsenbesucher im Jahre 1865: 1700, 1869: 1970, 1872: 3230. Depeschen der Station „Berliner Börse“ :

Aufgegeben Angekommen Zusammen 1865 95,607 33,301 128,908 1869 242,593 73,032 315,625 1872 563,208 257,993 821,201

In sieben Jahren hat mithin beinahe eine Versiebenfahung der Zahl der Börsentelegramme und Verdoppelung der Zahl der Börsen- besucher - stattgefunden. Der Gesammtumsaß der Preußischen Bank incl. der Provinzial-Bankanstalten betrug 1872: 9283,8 Mil- lionen Thlr. gegen 6366 Millionen im Vorjahre, 2331 Millionen im Jahre 1860 und 810 Millionen im Jahre 1850.

Gotha, 25. Mai. Aus dem Rechnungsabschlufse der hiesigen Lebensversicherungsbank für 1872, welcher jeßt den Ausschüssen der Versicherten zur Prüfung vorliegt und demnächst veröffentlicht werden wird, kann vorläufig mitgetheilt werden, daß die Ergebnisse dieser Zeitperiode günstig waren. Dies zeigte fih zunächst in dem Zugang an neuen Verficherungen. Von 4815 auf eine Versicherungs- summe von 9,999,000 Thlrn. gerichtete Anträge wurden 4046 mit 8,277,500 zu einer Jahresprämie von 258,612 Thlr. angenommen Beträge, welche noch in keinem früheren Jahre erreicht wurden.

Verglichen mit diesem Zugang hielt fich der Abgang aa beste- stenden Versicherungen in mäßigen Grenzen. So weit er bei Lehb- zeiten stattfand, betrug er nur 402,400 Thlr., d. i. Fünf Zehntel Prozent aller 1872 in Kraft gewesenen Versicherungen.

Auch die Sterblichkeit s3verhältnisse waren günstig. Das Geschäftsgebiet der Bank blieb im Jahre 1872 vou Gpidemien ver- \{chont. Von den 841 Theilhabern, welhe die Bank im vorigen Jahre durch den Tod verlor, fielen nur noch 27 der Erkrankung an Blattern zum Opfer und zwei Dritttheile von diesen Sterbefällen ereigneten sih im ersten Viertel des Jahres. Wie im Vorjahre fo traten auch in diesem Jahre die durch Blattern verursachten Todesfälle vorn-ehm- lich unter den mit fleineren Summen betheiligten, also im Allgemei- nen wohl auch minder wohlhabenden Versicherten ein. Im Ganzen hatte die Bank während des vorigen Jahres 1,416,500 Thlr. für 827 Gestorbene zu vergüten. Die Zahl dieser Sterbefälle beträgt etwa 100 weniger, als die angenommene Sterblichkeitsliste erwar- ten ließ und der dafür zu vergütende Betrag steht um 278,625 Thlr. unter der rechnungsmäßigen Erwartung.

Nach Abzug des G wurde ein reiner Zuwachs an Ver- siherungen von 6,226,000 Thlr. gewonnen, welher den höchsten bis daher in einen Jahre (1869) erzielten Betrag um 1,595,800 Thlr. übersteigt. Am Le E des Jahres waren bei der Bank 40,469 Per- sonen mit 78,411,400 Thlr. versichert.

Die Einnahme der Bank im vorigen Jahre belief fich auf 3,592,644 Thlr., worunter 865,078 Thlr. Zinsen von ausgeliehenen Gel- dern begriffen find. Der Zinsfuß, zu dem diese fast aus\cließlich auf Hy- potheken von größeren Landgütern bewilligten Auéleihungen gemacht sind, \chwankt nach der Gegend der Belegung und betrug im Durchschnitt 4,67

Proz. Da sich die Ausgabe für Sterbefallzahlungen, Dividenden 2c ,