1873 / 130 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 04 Jun 1873 18:00:01 GMT) scan diff

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H oheit der Prinz Friedrich von Hohenzollern. Der Reichskanzler Fürst von Bismarck saß Sr. Majestät dem Schah gegenüber.

- Während der Tafel erhob Sih Ihre Majestät die Kaiserin und brachte in französisher Sprache den Toast auf den Hohen Gasft, den Se. Majestät der Schah mit einem Trinkspruch auf Se. Majestät den Deutschen Kaiser und König erwiderte. Die Toaste waren von einem dreimaligen Tusch begleitet. Die Musik wurde von dem Musfik-Corps des Kaiser Alexander-Grenadier-Regimentes Nr. 1 ‘ausgeführt. Abends besuhte Se. Majestät der Schah, begleitet von Sr. Kaiserlihen und Königlihen Hoheit dem Kronprinzen das Victoriatheater. In der Loge befanden \ich auch Ihre Königlichen Hoheiten Prinz Carl und Prinzesfin Friedrih Carl.

Nach der Rükkehr manövrirte die Feuerwehr unter Leitung des Branddirektors Skabell vor den Fenstern der Wohnung Sr. Majestät des Schahs an der Lustgartenseite des Königlichen Schlosses. Auf das durch den Polizei-Präsidenten von Madai gegebene Signal waren die 35 Wagen in sieben Minuten zur Stelle, nahmen Aufstellung am Dom, machten demnächst zu \echs Sprizen Evolution, fuhren dann gleihsam im Parademarsh vorüber und nahmen dann wieder in derselben Ordnung, wie fie gekommen maren, ihren Abzug.

Heute Vormittag 11 Uhr fand zu Ehren Sr. Majestät des Schahs auf Befehl Sr. Majestät des Kaisers und Königs eine Parade der gesammten hiesigen Garnison (ausschließlich des Kadetten-Corps) auf dem Tempelhofer Felde statt.

Die Truppen waren im Paradeanzuge mit Gepäck, die Fußtruppen in weißen Hosen erschienen, und standen dieselben um 10 Uhr 40 Minuten zum Einrücken in das Alignement be- reit, das vorher genau bezeihnet war; die Fahnen und Standarten waren zuvor durch eine Compagnie 2. Garde-Regi- ments zu Fuß und eine Escadron des Garde-Kürassier-Regi- ments aus dem Königlichen Palais abgeholt worden.

Die Parade befehligte der kommandirende General des Garde-Corps , General der Kavallerie Prinz August von Würt- temberg, Königliche Hoheit, ihm zur Seite als Chef des General- ftabes Oberst Bronsart von Schellendorf , das 1. Treffen der Commandeur der 2. Garde-Infanterie-Division, General-Lieute- nant von Budrißky, das 2. Treffen der Commandeur der Garde- A ton, General - Lieutenant Graf von Branden- urg II.

Auf dem rechten Flügel des 1. Treffens hielten sämmtliche niht in der Front befindlihen Königlihen Prinzen, sowie die als Zuschauer anwesenden Offiziere.

Mit dem Stabe des General-Kommandos des Garde-Corps begann sodann die eigentlihe Aufstellung; auf diesen folgten

die Stäbe der 2. Garde-Infanterie-Divifsion und 2. Garde-In-

fanterie-Brigade General-Major von Krosigk. Die leztere bestand aus dem 2. Garde-Regiment zu Fuß, Oberft von Oppell, und Garde-Füsilier-Regiment, Oberst von Papstein. Dann folgte der Stab der kombinirten Infanterie-Brigade; dieselbe wurde befehligt vom General-Major von Dannenberg, Commandeur der 4. Garde-Infanterie-Brigade, und bestand aus dem Kaiser Alexander Garde-Grenadier-Regiment Nr. 1, Oberst von Zeuner, Kaiser Franz Garde-Grenadier-Regiment Nr. 2, für den er- kranftei Oberst Bogum von Wangenheim, geführt vom Major von Derenthall, Garde-Shügßen-Bataillon, Major von Boelzig, Garde-Pionier-Bataillon, Major von Krause und Eisenbahn- Bataillon, Oberst-Lieutenannt Schulz, von leßterem jedoch nur 2 Compagnien.

Im 2. Treffen, Kavallerie, Artillerie und Train, unter dem Commandeux der Garde-Kavallêrie-Division, General-Lieutenant Grafen von Brandenburg, hielten die Stäbe der Division, wie der kombinirten Garde-Kavallerie-Brigade, befehligt vom General- Major von Krosigk, Commandeur der 1. Garde-Kavallerie-Bri- gade; sodann folgten die Regimenter in nachstehender Reihen- folge: Garde-Kürasfier-Regiment, Oberst Freiherr von Branden- stein, 1. Garde- Dragoner - Regiment, Oberst von Brozowski, 2. Garde-Ulanen-Regiment, Oberst von Rochow, 2. Garde-Drag- goner-Regiment, Oberst Freiherr von Zedliß-Leipe.

Artillerie und Train standen unter Befehl des Obersten von Dresky; es folgten das Garde-Artillerie-Regiment, Corps- Artillerie, Oberst von Scheliha, Garde-Feld-Artillerie-Regiment, Divifions-Artillerie, Major von Lyncker, Lehr-Batterie, Haupt- mann von Krüger, Garde-Train-Bataillon, Brandenburgisches Train-Bataillon Nr. 3, Major von Pfannenberg. Die Infan- terie ftand in Compagniefront-Kolonnen, die Kavallerie in Regi- ments-Kolonnen in Escadrons, Artillerie und Train in Linie.

Beim Erscheinen der Allerhöchsten und Höchsten Herrschaften wurde von der gesammten Parade-Aufstellung im Ganzen prä- fentirt und demnächst beim Abreiten der Treffen das Honneur der Truppen durch brigad-weises Präsentiren wiederholt, je nachdem \ich die Allerhöhsten und Höchsten Herrschaften näher- ten. Nachdem das erste Treffen vom rechten Flügel aus in Augenschein genommen war, erfolgte die Besichtigung des zwei- ten vom linken Flügel ab. Beim Abreiten der Fronten waren die Allerhöchsten Herrschaften nur von der Generalität, den fremdherrlihen Offizieren und den betreffenden Vorgeseßten der Truppen begleitet. Nach dem Abreiten der Fronten erfolgte die Formation zum Vorbeimarsh, welher demnächst ein Mal aus- geführt wurde, und zwar bei der Jnfanterie in Compagnie- \ront, bei der Kavallerie in Escadronsfront im Trabe, bei der Artillerie in Batteriefront im Trabe und bei dem Train mit vier Fahrzeugen im Trabe. “Zum Präsentiren und zum Vor- Mai 19 der Truppen wurden die gewöhnlihen Märsche ge-

asen.

_Nah dem Vorbeimarsh formirten \ih die einzelnen Truppen- theile zum Abmarsch und rückten demnächst unter klingendem Spiel in ihre Quartiere ab. Die Fahnen wurden nah der Parade durch eine Compagnie des 2. Garde-Regiments zu Fuß, die sämmt- lihen Standarten dur eine Escadron des Garde-Kürassier-Regi- ments nah dem Palais Sr. Majestät des Kaisers und Königs wieder abgebraht. Um feine Verkehrsftockungen in der Stadt herbei- zuführen, hatten die Truppentheile sowohl beim An- als Ab- marsch Wege östlih und westlih der Friedrichstraße gewählt, nur die Fahnen- und Standarten-Kommandos, sowie die Garde- Artillerie passirten die Friedrichstraße.

alt Parade-Aufstellung war vom herrlichsten Wetter be- günstigt.

___ Nah der Parade findet Diner im Adler-Saale des König- lichen Palais ftatt. Abends is Gala-Ballet im Königlichen Opernhause.

Die Ausschüsse des Bundesraths für Zoll- und Steuerwesen, für Justizwesen und die vereinigten Ausschüsse für Zoll- und Steuerwesen und für Justizwesen hielten heute Sißungen.

In der heutigen (44.) Sikung des Reichstags, der

marck und die Staats-Minister Delbrück, und Dr. Fäustle mit mehreren Kommissarien beiwohnten, zeigte der Präsident Dr. Sim- son an, daß ihm der General-Intendant der Königlichen Schau- spiele, von Hülsen, dreißig Eintrittskarten zu der heutigen Gala- Vorstellung im Königlichen Opernhause zur Benußung für Mit- glieder aus dem Reichstage übersandt habe. Nachdem der Ge- feßentwurf über die Kriegsleistungen im Ganzen und des- gleichen der Geseßentwurf, betr. die Registrirung und die Bezeihnung der Kauffartheischiffe in dritter Berathung ohne Diskussion endgültig genehmigt war, trat “das Haus in die zweite Berathung der von den Abgeordneten Dr. Völk und Dr. Hin- ius vorgelegten Gesezentwürfe über die bürgerliche Form der Eheshließung und über die Beurkundung des bürgerlichen Standes ein. Die Kommisfion hat die beiden Geseßentwürfe, die ursprünglich getrennt in das Haus eingebracht waren, in einen einzigen, der 56 (ae agt ählt, zusammengefaßt. Der §. 1, der von den Standesbeamten handelt, welche die Landes-Regierungen anstellen, gab den Abgg. Dr. Mayer (Donauwörth) und Dr. Ewald Anlaß, das Bedürfniß, ein solhes Geseß überhaupt zu erlassen, zu bestreiten. Nachdem der Abg. Dr. Völk in eingehender Weise das Bedürfniß - der in Rede stehenden Geseßzgebung- motivirt hatte, wurde die Diskussion über §. 1 geshlossen. Vor der Abstimmung über denselben beantragte der Abg. v. Ketteler Aus- zählung des Hauses, welche die Anwesenheit von nur 131 Mit- gliedern ergab. Die Sizung mußte 1} Uhr wegen Beschluß- unfähigkeit ges{chlo}en werden. Der Präsident setzte die nächste auf Donnerstag 12 Uhr an.

Se. Majestät der Kaiser und König haben der . Korporation der Berliner Buchhändler sowie dem Verschöne- rungösverein zu‘ Barmen die Rechte einer juristishen Perfon zu verleihen geruht.

Nachdem der Staatshaushalts-Etat für das Iahr 1873 fest- gestellt worden i}, Hat der Finanz-Minister den Bezirks-Regie- rungen eine Uebersiht der Einnahme- und Ausgabe-Titel, be- ziehungsweise Unterabtheilungen in den Kassen-Etats für die Verwaltung der direkten Steuern vom Iahre 1873 ab zugefertigt, um danach wegen Aufstellung der Ver- waltungs-Abshlüsse und der Rechnungen von den direkten Steuern, das weiter Erforderliche zu veranlassen.

Gemäß dieser Uebersiht unterliegen einzelne Titel nur be- züglich der Reihenfolge einer Abänderung, während die Bezeich- nung der verschiedenen Positionen in dem Kafsen-Etat für die Verwaltung der direkten Steuern im Wesentlihen unverändert bleibt. In Bezug auf die anderweite Einrichtung der jeßt gül- tigen Einnahme- und Ausgabe-Positionen hat der Minister Fol- gendes bemerkt:

1) Die Titel in dem Kassen Etat sind in der Uebersicht der Zahl nach ‘in Uebereinstimmung mit den entsprechenden Titeln in dem zu dem Staatshaushalts-Etat für das Jahr 1873 gehörigen Spezial- Etat der Verwaltung der direkten Steuern aufgeführt.

2) Was die den Kataster-Sekretären bewilligten Funktionszulagen, sowie die mehrer.n in den größeren Städten wohnhaften Kreis- Steuer-Einnehmern bewilligten Lokalzulagen anlangt, so wird dieser- halb besondere Verfügung ergehen.

3) DerAbschluß der Aa welcher mit dem laufenden Jahre in Gültigkeit tritt, ist gleichzeitig mit der Aufstellung des Entwurfs zu dem vorerwähnten Spezial-Etat erfolgt, jo daß Verän- derungen, welche etwa inzwischen bis zu der Festseßung, beziehungs- weise Uebersendung des Kassen-Etats- auf Grund besonderer Verfü- gungen hinsihtlich der Besoldungen, Amtskosten-Aversa 2c. eingetreten ein sollten, in dem. Leßteren niht mehr haben berücksihtigt werden önnen. Die diesfälligen Beträge erscheinen demnach in den Abschlüs- sen und Rechnungen als Zu- oder Abgang gegen den Kassen-Etat.

_4) Vom- laufenden Jahre ab find in den einzureichenden Kassen- Abschlüssen von der Verwaltung der direkten Steuern nicht allein die Beträge der einzelnen Einnahßme- und Ausgabe-Titel, wie fie der Kassen- Etat nachweist, sondern auch die Beträge der etwaigen Unterabth-ilun- gen für jede. besondere Unterabtheilung in besonderer Linie aufzuführen.

5) Der bisher unter Titel 9 Nr, 3 der Ausgabe „Sonstige Kosten (Extraordinarium)“ nachgewiesene Fonds is mêt dieser Be- eichnung in dem vom laufenden Jahre ab gültigen Kassen-Etat in Pegfall gekommen und unter denjenigen Titeln, in welche die frag- lichen Kosten jeßt zerfallen, nämlich: z

Sonstige Kosten der Veranlagung und Erhebung, welche nicht in Form bestimmter Prozentsäße vom Steuerauffommen gezahlt werden: Titel 14: Bei der Klassensteuer, Titel 15: Bei der Gewerbesteuer. Sächliche und vermischte Ausgaben, Titel 17: Zu Bureaubedürf- nissen, Titel 20: Zu Diäten und Fuhrkosten, Verseßungs- und Ver- tretungskosten, Titel 21: Zur Erstattung von überhobenen Steuern, Titel 22: Zur Unterhaltung der Dienstgebäude, Titel 23: Zu ver- mischten Ausgaben, in Zugang gestellt. Es is dafür zu sorgen, daß die etwa nach dem Final-Kassen-Abschlusse bei der Verwaltung der direkten Steuern für das Jahr“ 1872 unter dem bisherigen Titel 9 Nr. 3 „Sonstige Kosten (Extraordinarium)“ v-rbliebenen Ausgabereste in dem laufenden Rechnungsjahre bei denjenigen der vorerwähnten Titel, bei welchen ih: Verrechnung ihrer Befinntitas nach zu erfclgen hat, in Ansaß g-* ¿cht werden. Hinsichtlich der An- weisung der auf- die fraglich. ch cel zu Übernehmenden Kosten ist Nachstehendes zu b achen.

___ Sonstige Kost:.u d Verant gung und Erhebung, welche nicht in Form bestimmter VPuozcntsäge vom Steueraufkommen gezchlt werden: a. dem Tüel 14: „Bei der Klassensteuer“ fallen diejenigen besonderen zum Zwee der Veranlagung und Erhebung dieser Steuer erforderlichen Ausgaben zur Last, welche durch den geseßlich festgestell- ten Prozentsaß nicht gedeckt werden und bisher aus dem Fonds zu Titel 9 Nr. 3 „Sonîtige Kosten (Extraordinarium)“ bestritten wor- den find, namentlich die Kosten der bezüglichen Drusachen u. a. m.

b. Auf Titel 15 „Bei der Gewerbesteuer“ {ind diejenigen bisher aus dem Fonds zu Titel 9 Nr. 3 bestrittenen Ausgaben zu übernehmen, welche die Veranlagung und Erhebung der Gewerbesteuer betreffen, namentlich die Kosten der den Abgeordneten der Gewerbesteuer- klasse A. I. zu -gewährenden Reisekosten. und Tagegelder, die Kosten der Drucksachen, welche die Kreis-Steuerkassen zu den lediglich im steuerlichen Interesse angeordneten Kontrolen bei der Hausirsteuer be- dürfen, die Kosten für den. Druck von Formularen zu selbständigen Gewerbescheinen u. a. m. Es wird hierbei auch auf die Cirkular- verfügung/ vom 19. September 1869 (IV. 11,957 H.-M., IV. 13,402 A I. 9348 Min, d. In.) Bezug genommen, wonach die Kosten ür Anschaffung der Formulare zu Gewerbe-Legitimationsscheine für Le ee lde aus dem Fonds für polizeilihe Bedürfnisse zu be- treiten sind. Die unter a. und þ. vorstehend bezeichneten Kosten sind nicht, wie die bei den Spéezialkassen zu verausgabenden Veranlagungs- und Hebeprozente, unter Abtheilung T, sondern e Natur nah unter Abtheilung Il. „Unmittelbare Ausgabe der Regierungs-Haupt- kasse“ nachzuweisen. f „Sächliche undo vermischte Ausgaben : c. Die bisher auf den mehr- erwähnten Titel 9 Nr. 3 übernommenen nicht fixirten Amtskosten und Bureaubedürfnisse bei der Kataster- und der Kassenverwaltung werden von jeßt ab unter Titel 17 „Zu Bureaubedürfnissen“ aufgeführt. Die diesfälligen Ausgaben beziehen fich auf alle Zahlungen zur Be- ftreitung der Geschäftsbedürfnisse der Katasterämter, der Kreis-Steuer- kassen in den jechs östlihen und dzr Steuerkassen in den übrigen Provinzen, insoweit dieselben nicht bestimmungsmäßig aus den für diese Dienststellen ausgeworfenen Amtskosten-Y uen (Titel 18 und 19), beziehungsweise aus der bewilligten Hebegebühr (1. Abth. Titel

am Tische des Bundesrathes der Reichskanzler Fürst von Bis-

11—15) zu leisten sind, und umfassen insbesondere bei der Kataster-

verwaltung die Kosten der Formulare für das Fortschreibungsgeshä die Kosten des Einbindens von Supplemcnisbänden zu u Muttecrollen und Gebäudesteuerrollen, die Kosten für Inventarien: stücke, als: Dienstfiegel, Amtsschilder u. \. w. bei der Kassenverwal- tung die vorkommenden sachlichen Ausgaben, wie die Kosten für Druck-Formulare, Geldschränke, Bureau-Utenfilien u. \. w., soweit diese Kosten nicht nah den bestehenden Vorschriften von den Kassen- .Verwaltern zu bestreiten und nit nach den obigen Erläuterungen zu Titel 14 und 15 auf jene Spezialfonds anzuweisen find.

d. Unter Titel 20: „Zu Diäten und ubtlostèn, Verseßungs- und Vertretungskosten“ sind die bisher ebenfalls bei Tiel 9 Nr. 3 nach: gewiesenen Kosien für Dienstreisen der Kataster- und Kassenbeamten, insofern dieselben niht aus den bewilligten Amtskosten-Aversen zu be: streiten sind, die Kosten der Stellvertretung oder der nöthigen Aushülfe in den Dienstgeschäften, die Tage- und Meilengelder und Umzugskosten, sowie etwaige Entschädigungen für Wohnungsmiethe an- versetzte Be- amte zu verrechnen. i

e, Der Titel 21: „Zur Erstattung von überhobenen Steuern® if bisher durch cine Unterabtheilung des Titel 9 Nr. 3 unter der-Bezeich- nung „Erstattung von Steuern aus Vorjahren“ gebildet worden, Die diesfälligen Rückzahlungen find jeßt untér Titel 21 naczu- weisen. Z f. Auf Titel 22 „Zur Unterhaltung der Dienstgebäude“ sind die Kosten, welche durch die nothwendige Unterhaltung der der Verwal- tung der direkten Steuern angehörenden Dienstgebäude entstehen und bisher bei Titel 9 Nr. 3 zur Verrechnung kamen, zu übernehmen.

g. Mit dem Wegfall des Titel 9 Nr. 3 sind unter Titel 23 „Zu vermischten Ausgaben“ nachzuweisen die Kosten der ausnahmèê- weisen Zuziehung von Sachverständigen bei der Einshäßung umfang- reicher Liegenschaften zur Grundsteuer, die Gebühren der Bürger- meister und Amtmänner in einigen Bezirken von Rheinland und Westfalen für die Aufnahine des Güterwechsels bchufs der Fortschrei- bung der Grund- und Gebäudesteuerrollen, die Gebühren der Ge- m-inden u. \. w. in den sechs östlichen Provinzen für die Erhebung der Fortschreibungsgebühren von der Gebäudesteuer, die unein iehbaren Fortschreibungsvermessungs-Gebühren, die in Gebäude-, Klafsen- und Gewerbesteuer-Kontraventionssachen an Porko und Bestellgeld, Zeugen- gebühren und sonst entstehenden Kosten, die etwa nothwendigen Kosten der Kassen-Kuratelen, sowie andere unter einem der übrigen be- sonderen Titel nicht füglich nachzuweisende oder über- haupt nicht im Voraus zu bemessende Ausgaben.

Breslau, 3. Juni. Der diesjährige Johannis-Für sten- thumstag bei der Breslau-Brieger Fürstenthums-Landschaft wird am 24. d. M. eröffnet werden.

Vayern. München, 2. Juni. Der König weilt wäh- rend der Pfingsttage auf dem Linderhof und wird von dort vor Ende der Woche nah Berg zurückehren.

Wie der „K. v. u. f. D.“ meldet, wird das Königliche Kultus - Ministerium, veranlaßt durch Prof. Pettenkofer, dem nächsten Landtag ein Postulat von einigen Tausend Gulden vor- legen, welche zu wissenschaftlihen Forshungen im Gebiete der Hygiene verwendet werden sollen.

Sachsen. Dresden, 4. Iuni, Einer Bekanntma- chung des Iustiz-Ministeriums in der heutigen Nummer des „Dr. I.“ zufolge ist Dr. Wilhelm Nikolaus Nissen zu Leipzig

auf sein Ansuchen seiner Funktion als stellvertretendes Mitglicd

der literarishen Abtheilung des in Gemäßheit des Reichsgeseßzes über das Urheberrecht an Schriftwerken 2c. vom 11. Juni 1870 gebildeten Sach verständigenvereins enthoben und an seiner Stelle dem Advokaten Franz Iulius Berger zu Leipzig die ge- dachte Funktion übertragen worden.

Württemberg. Stuttgart, 29. Mai. Der Ent- wurf des Hauptsinanz-Etats für die zwei Jahre 1873/74 und 1874/75 is so eben im Druck erschienen: Der Staatsbedarf ist für 1873/74 auf 23,253,688 ffl., für 1874/75 auf 24,040,220 fl, zusammen also auf 47,293,908 fl. festgeseßt. Zur Deckung die- ses Gesammtaufwandes find bestimmt: Reinertrag des Kammer- guts: 21,223,890 fl., direkte Abgaben: 12,343,600 fl., indirekte Abgaben: 10,685,500 fl., endlih der Zuschuß aus den Mitteln der Restverwaltung mit 3,040,658 fl.

Vaden. Karlsruhe, 29. Mai. Am 18. Juni d. I, findet die Konfirmatian des im Jahre 1857 geborenen Erhb- Großherzogs Friedrih Wilhelm hierselbst statt.

Sessen. Darmstadt, 2. Iuni. Gestern Abend fand in dem Palais des Prinzen und der Prinzessin Ludwig die Ein- segnung der Leiche des; Prinzen Friedrich Wilhelm August Victor Leopold Ludwig statt. Bei der stillen Feier waren außer den tieftrauernden Eltern, Geschwister und Großeltern, dem Onkel Prinz Wilhelm, der Prinzessin Battenberg und des Grafen Erbach-Schönberg nebs Gemahlin noh gegenwärtig der Minister-Präsident Hofmann als Minister des Großherzogiichen

Hauses, die Königlih großbritannische Gesandtschaft Mr. Baillie g

Geschäftsträger und Mr. IJerningham, Attaché, der Dienst der E Herrschaften und noch mehrere dem Hause der Hohen

eidtragenden nahestehende Herren und Damen. Die Leiche wurde darauf in feierlichem Kondukt nah dem Großherzoglichen Mausoleum übergeführt und daselbs beigeseßt.

_ Seitens Großherzoglihen Ministeriums desInnern ist an die Zweite Kammer u. A. eine Vorlage gemacht worden wegen Bewilligung eines weiteren Betrages von 7000 Fl. zu dem für Gehalt von Professoren der Landesuniversität im Ent- wurf des Staatsbudgets für 1872/73 vorgesehenen Dispositions- fonds von 3200 Fl. Seitens Großherzoglihen Ministeriums der Finanzen ist u. A. eine Vorlage ergangen wegen Verwilli- gung der Summe von 394,000 Fl. für jedes Iahr der Finanz- periode zur laufenden Unterhaltung der Staats- und Provinzial- straßen (anstatt der im Budgetentwurf vorgesehenen 334,000 Fl.) Das Großherzoglihe Ministerium des Innern beantragt die Bewilligung von 800 Fl. zur Erwerbung, Erhaltung und Wiederherstellung der Kapelle auf dem Hofe Iben. In den MORE eißt L N H

„Es wäre sehr zu beklagen, wenn ein so {snes altes 9 mal nit vor Verfall bewahrt werden tone ie Kivelle if D dreizehnten Jahrhundert erbaut und nach dem Urtheile unst- verständiger ein höchst interessantes Bauwerk. Sie trägt alle Kenu- zeichen des spißbogigen Baustyls und ihre Formen erinnern sehr an diejenigen der Elisabethkirhe zu Marburg. Solche Denkmale aus der ersten Blüthezeit des gothishen Baustyls sind selten geworden und verdienen darum große Beachtung, weil sie vorzugsweise über die Art der Entwickelung und Ausbil- dúng des Styls Atifs{luß gewähren. Die Gesammtverhält- nisse sowohl als die Einzelnheiten des Baues sind in hohem Grade kräftig und dabei doch äußerst zierlich. Sodann zeigt das auf dem östlichen Giebel sißende, ganz von Hausteinen aufgeiübrte Thürmchen eine eigenthümliche, ebenso kühne als interessante Konstruktion. Die Mauern der Kapelle sind meist von Hausteinen und im Ganzen noch fest: auch die Gewölbe find der Hauptsache nach erhalten. Dag en ehlt das Dach vollständig und das Gebäude geht seinem gänzlichen

Verfalle entgegen, wenn nit bald für dessen Wiederbedeckung ge- sorgt wird.“ j

Sachsen - Weimar - Eisenah. Weimar, 3. Iuni. Mit dem heutigen Nachtshnellzuge is Prinzessin Marie von ihrer Reise nah" Baden-Baden wieder hierher zurückgekehrt.

Oesterreich -: Ungarn. Wien, 3. Juni. (W. T. B.) Zu Ehren des Kaisers Alexander fand gestern bei den Kaiserlihen Majestäten in Schönbrunn ein großes Diner ftatt, welchem der Kaiser Alexander, der Großfürst-Thronfolger und dessen Gemahlin, sowie der Großfürst Wladimir beiwohnten. Außerdem waren die Mitglieder der russishen Gesandtschaft, der dänische Gesandte, der General Menabrea und der Graf und die Gräfin Andrafsy anwesend. Gestern Abend war Thé dansant in der Hofburg, auf welchem die österreichishe-und die russische Kaiserfamilie, der König der Belgier, der Großherzog von Sachsen, Graf Andrassy, Fürst Auersperg und zahlreiche Mitglieder der hohen Aristokratie und des diplomatischen Corps ershienen waren. Der König der Belgier is heute nah Regensburg abgereift.

Schweiz. Bern, 1. Iuni. Die wesentlichsten Säße des neuen, Berner Kirchengeseßes, welches soeben der Prüfung des Großen Rathes unterliegt, lauten nah der „Spen. Ztg.“ :

8. 1. Die Glaubenês- und Gewissensfreiheit ist im ganzen Um- fange des Kantons Bern gewährleistet. An die Glaubensansichten und an die Vornahme oder Unterlassung religiöser Handlungen dürfen keine Zolger bezüglih auf bürgerliche oder politische Rehie geknüpft werden.

ie Glaubensansichten entbinden niht von der Erfüllung bürgerlicher lichten. j Pil §8.2. Die freie Ausübung der gottesdienstlichen Handlungen ist innerhalb der Schranken der Sittlichkeit und öffentlichen Ordnung jeder Konfession und Religions-Genossenschaft gestattet. Den Staats- ehôrden liegt ob, gegen fkirhliche Erlasse und Verordnungen, sowie gegen Handlungen kirchlicher Behörden, einzelner Geistlichen oder anderer Personen, welche die öffentlihe Ordnung oder die Rechte der Bürger und des Staates, oder den Frieden unter den Konfessionen und Religions-Genossenschaften / beeinträchtigen, cinzuschreiten und die geeigneten Maßnahmen zur Abhülfe zu treffen. :

8. 3. Das Begräbnißwesen ist Ortspolizeisahe. Niemandem darf wegen Glaubensonsichten oder aus anderen Gründen ein anstän- diges Begräbniß auf dem öffentlihen Gottesacker versagt werden.

. 4. Die Ehe als bürgerlicher Vertrag ist von allen kirchlichen und konfessionellen Beziehungen unabhängig zu ordnen. Die Einholung des firhlihen Segens darf erst nah vorausgegangener Civiltrauung stattfinden. Die kirchgemeindeweise Führung der Geburts-, Ehe- und Sterberegister ist einem eigenen bürgerlichen Beamten zu übertragen.

Olten, 3. JIuni. (W. T. B.) Als Endresultat des geftern hier stattgefundenen bereits gemeldeten Arbeiterkongresses ergab sih die Bildung eines Bundes der \{chweizer Arbeiter mit

einem Bundeskomite an der Spigze.

GroßFßbritannien und Jrland. London, 31. Mai. Der pof legt vom 1. Juni ab für den verstorbenen Prinzen - Friedrich Wilhelm, zweiten Sohn des Prinzen und der Prinzessen Ludwig von Hessen, eine 7tägige Trauer an.

In Falmouth legten gestern die niederländischen Kriegs- dampfer „Bommelerwaard und „Riorm“ auf ihrer Reise von Helvontsluys nah Java durch den Suezkanal an, um Kohlen einzunehmen. Am Donnerstag stehen sie wieder in See. Diese Schiffe sind zur Aktion gegen die Atchinesen bestimmt, und es sollen ihnen demnächst andere folgen.

Frankreich. Paris, 2. Juni. Der General Bataille hat an den Präsidenten der Republik folgendes Schreiben erichtet :

s i d Marschall! Die Nationalversammlung hat Sie in ihrer Sitzung ‘vom Mai zum Präfidenten der französischen Republik ernannt und in Ihre Hände die Geschicke cines Landes gelegt, welches von Leidenschaften durchwühlt urid vom Untergange bedroht ist. Die gesammte Armee wird diese Ernennung mit Freude aufnehmen; sie wird in den neuen Präsidenten der Republik dasselbe unbedingte Vertrauen seben, welches sie zu ihrem Ober-Befehlshaber hatte; ich verbürge mich für die einmüthigen Gesinnungen des zweiten Corps, das ih zu befehligen die Ehre habe. Jeder Versuch einer Ruhe- itörung oder eincs Widerstandes gegen den Willen des Landes, dessen einziger Dolmetsh gegenwärtig die Nationalversammlung ist, wird mit \{onungsloser Energie geahndet werden. Genehmigen Sie u. f. w. / i

Der kommandirende General des IT. Armee-Corps: « Bataille.

Das „Pays“ meldet, däß alle Chefs der Gensd'ar- merie-Legionen nah Versailles durh den Präsidenten Marschall Mac Mahon berufen -worden sind. Dasselbe Blatt theilt mit, daß General Chanzy nach Algier versezt und im Kommando seines Armee-Corps durch General de Cissey erseßt werden ‘solle. a

Die „Corr. Havas“ meldet: „Herr Magne beschäftigt fich angelegentlich, mit der Revision des Budgetentwurfs für 1874. Es scheint sicher, daß er die Einnahmen der Rohstoffsteuer verschwinden lassen wird. Um das Gleich- gewicht herzustellen, \oll er besonders auf eine Reduktion der Militärausgaben bedacht sein. Der Finanz-Minister ersuchte zu- gleih die Handelskammern von Paris, Bordeaux, Rouen und St. Etienne, ihre Ansichten über eine Steuer von 2 pCt. auf den ‘Umsaß mitzutheilen.“ j i :

Am Freitag wurde der Bericht Riants im Namen der Kommission für die Prüfung des Kriegsgeräths vertheilt. In demselben werden die Ausgaben, um eine Armee von 1,200,000 Mann s\chlagfertig zu machen und mit Lebens- mitteln für 45 Tage zu versehen, auf 1,030,461,868 Frs. ge- \hägt. Die einzelnen Posten betragen: Lebensmittel 43,188,842 &r., Hospitäler 14,289,063 Fr.; Kleidungsstücke 385,845,000 Fr., Lagerzeug 18,450,000 Fr., militärishe Equipagen 11,014,925 &r., allgemeine Remonte 147,162,400 Fr., Lederzeug für- die Kaval- lerie 12,748,736 Fr., Futterwerk 28,800,000 Fr., Artillerie 367,462,902 Br., Genie 1,500,000 Fr. i

Das „Journal officiel“ berichtet aus Saigun:

„Man hatte erfahren, daß ein cinflußreieher, wegen seiner persönlichen Tapferkeit und seiner militärischen Fähigkeiten bekannter anamitischer Häuptling fich seit einiger Zeit auf einem wenig zugänglichen Punkte der am Fuße der Berge zwischen Chardoc und Hong Xuyen gelegenen sumpfigen Gegenden festge)eßt hatte. Man war indeß weit davon entfernt, zu glauben, das er größere Vertheidigungsmittel organisiren könnte, die . späteren, ceignifss bewiesen aber, daß, wenn man diesen Siß des Widerstandes nicht sofort vernichtet hätte, er für den H irrig unserer Besißungen hätte gefährlich werden können. uau E so heißt der in Rede stehende Häupt- ling, übt einen großen Einfluß auf die Eingeborenen aus, er war der Gründer einer neuen religiösen Sekte und dehnte allmählich seine Herrschaft auf eine fe Anzahl von Dörfern aus. Der Inspektor der Angelegenheiten der Eingeborenen in Hong Xuyen, Schiffs-Lieute- nant Poech, überwachte seil einiger Zeit die Umtriebe von Guau Thauh und verlangte dié Ermächtigung , eine kleine Expedition p organisiren, um die Rebellen zu überrashen. Jn Folge des

angels sicherer Nachrichten über die Gesinnungen der Dörfer, durch die man kommen «mußte, waren alle Maßregeln etroffen, um deren Erhebung zu verhindern. Die Kanonenboote „Sagonie“ und „Flamberge“ legten an den Dörfern an, ließen \ih Häuptlinge

unterftüßen, welche gegen ‘einen im Centrum des f dae

gelegenen und wenig zugänglichhen befestigten - Punkt gerichtet war. Gegen 1 Uhr Nachmittags von Hong Xuyen abgegangen, befand sich die aus einer fleinen Anzahl europäische& Soldaten und eingeborenen Milizen bestehenden Expeditions-Kolonne bald vor den aus Brettern und Reißsäcken bestehenden Befestigungen, die durh eine Straße mit- einander verbunden waren. Das Feuer begann alsbald. Der Feind hatte 39 Steinmörser und eine große Anzahl Gewehre, deren er fich hinter seinen Schußwehren bediente, während unsere Soldaten ohne Schuß auf einem durchnäßten Boden, in den sie bis zum halben Körper hineinfanken, vorrücken mußten. Nachdem unsere Truppe die erste Linie der Festungswerke genomm-n, griff sie die zweite an und nahm sie ebenfalls. Guau Thauh und sein ältester Sohn wurden getödtet. Man fand ihre Leichen auf der Straße. Der Tod des Häuptlings hatte die Flucht der Seinigen J r Folge. Die Ermüdung der Truppen und das Terrain machten die Verfolgung der Rebellen schwierig. Indeß wurden doch sechzig Stück Waffen, Mundvorräthe und viele Munition erbeutet, und man konnte erkennen, welche großen Verhältnisse ein von einem ges{chickten und thatkräftigen Häuptling geleiteter Widerstand und von den feindlih gesinnten Be- völferungen unterstüßter Angriff hätte annehmen können, wenn man niht mit Kraft gehandelt hätte.“ Zu

8. Juni. (W. T. B.) Der Präsident Marschall Mac Mahon empfing heute die Vertreter der konservativen Journale und sprah ihnen gegenüber aus, daß die neue Regie- rung in Betreff der Beziehungen zu den auswärtigen Mächten der Politik des Präsidenten Thiers treu bleiben werde, welche stets au die Unterftüßung der Nationalversammlung gefunden habe. Die Mittheilung der „Times,“ daß die Anerkennung der jeßigen Regierung auf Schwierigkeiten Cbe sei, entbehrt, der „Agence Havas“ zufolge, der Begründung. Die Anerkennung sei vielmehr ohne jeglihes Bedenken und ganz bedingungslos erfolgt.

Spanien. Madrid. Die „Gaceta“ vom 26. veröffentlicht folgende Nachrichten vom Kriegs\chauplagz.

Basfkishe Provinzen und Navarra: Der Kommandant der Freiwilligen von Cirauqui meldet die Wegnahme von 34 Maul- thieren, die 4000 für die Bande von Dorregaray bestimmte Ra- tionen von Maneru nah Dicastillo transportiren sollten. Die carlistishe Bedekung des Zuges ergriff beim Nahen der Frei- willigen die Flucht.

Catalonien: Die' 200 Mann ftarke Bande Mire brachte vorige Naht in Masquefa zu, wo fie eine Kontribution erhob. Der Brigade-General Martinez Campos meldet, daß SabaUs nach einigen Gefehten den Rückzug angetreten hat. Der Mi- litär-Gouverneur von Tortosa meldet, daß gestern früh eine Ab- theilung von 1000 Carlisten bei Vitarroya stand und die Ge- legenheit erspähte, den Ebro zu passiren. In Barquera befinden sich die Banden von Cucata, Manero und des Pfarrers von Flix.

Der General-Kapitän Velarde hat der Provinzialver- tretung von Barcelona angezeigt, daß die allgemeine Volks- bewaffnung oder die Aufbietung des Landsturmes vertagt ift.

Der Minister des Innern hat folgendes Telegramm an den Gouverneur von Barcelona gerichtet :

„Dit Feinde der Republik verbreiten beunruhigende Nachrichten über ; unsere Lage und die Lage in Fcankreich, in der Absicht, das, Land aufzuregen und Unordnung hervorzurufen. Die Cortes ver- samtneln sich und werden der Regierung die nothwendigen Mittel verschaffen, um den carlistischen Aufstand zu unterdrücken und die Um- triebe der reaktionären Parteien zu vereiteln.“

Der Admiral Topete if in Freiheit gesezt worden,

Italien. Rom, 1. Juni. Der König hat heute die Truppen und die Nationalgarde Revue passiren lassen und is dabei von der zahlreihen Volksmenge lebhaft begrüßt worden.

Am 19. Mai wurden in Lissabon die Ratifikationen des Handelsvertrages ausgetausht, welher am 15. Juli 1872 zwishen Italien und Portugal abgeschlossen worden ist. Derselbe wird demnächst in Kraft treten, da die Verkündi- gung desselben sowohl in dem einen wie in dem anderen Lande nahe bevorsteht. eds

§3. Juni. (W. T. B.) Der frühere Ministerpräsident Ratazzi is gefährlih erkrankt. Der französische Gesandte beim Quirinal, Fournier, hat der Regierung gestern die offi- zielle Mittheilung von dem Wechsel in der Präsidentschaft der Regierung gemacht. Die Deputirtenkammer sezte in ihrer heutigen Sizung die Berathung des definitiven Budgets ort. | Rom, 3. Juni. (W. T. B.) Die Ordens-Generale haben, wie hiesige Zeitungen melden, heute dem Präfidenten der Kammer einen Protest gegen das Klostergesez übersandt. Der Senat hat die Berathung über das Geseß, die Armee- Reorganisation betreffend, begonnen. Die von mehr.ren Red- nern gezen die Gesezesvorlage gemachten Einwendungen wurden von dem Kriegs-Minister Ricotti widerlegt.

Rußland und Polen. St. Petersburg, 1. Juni. Die Großfürsten Nicolaus und Georg, Söhne des Großfürsten-Thronfolger, haben sich am 30. Mai auf der Kaiser- lihen Dampfyacht „Standart“ nah England eingeschifft. i

In der Begleitung des Kaisers auf der Reise nach Wien befinden sich auch der Reichskanzler Fürst Gort- \hafkoff, der Minister des Kaiserlihen Hauses Graf Adler- berg, sowie der Graf Shuwaloff. ; :

Die russischen Gesandtschaften in China und Japan sind in Folge Verabschiedung des. Generals Vlangali neu beseßt worden: Bütow isst nach Peking und an seine Stelle der in Turkestan angestellte Kammerherr Struve nah

Yeddo gesandt worden

Ameríica. Aus Valparaiso bringt ‘die neuette Post folgende Nachrichten: Am 20. April fanden“ die Munizipal- wahlen statt, die in größter Ordnung zu Gunsten der Regierung ausfielen. In Serona war ein großes Feuer ausgebrochen, das die Nationalbank einäscherte. Aus Montevideo wird un- term 6. Mai gemeldet, daß das gelbe Fieber in rascher Ab- nahme begriffen is, ‘und daß der Hafen von Buenos Ayres in Kurzem wieder eröffnet werden wird. |

Die neuesten Nachrichten aus Paraguay melden die Fortdauer der Caballerso-Revolution, welche die Regierung nur mit Hülfe argentinischer oder brafilianisher Truppen zu unter- drücken im Stande ist. l

Berichte aus ‘Bolivia melden, daß Sennor Adolfo Ballivian zum Präsidenten dieser Republik C wurde. Sennor Ballivian weilte lange Zeit in Europa, und sein Amts- antritt wird als das beste Unterpfand angesehen, das für die gute Regierung des Landes sowie tif dessen kommerziellen Fort- schritt gegeben werden konnte. Es heißt au, daß Sennor Lopez Gaana, ein brasfilianisher Unterthan, eine Konzession zur 50jäh- rigen Ausbeutung desjenigen Theiles der Caracoles - Minen, welcher Staatseigenthum ist, ertheilt wurde. Die Regierung er- hält den halben Nußen des Reingewinnes und zwei Millionen

als Geiseln geben und bereiteten sich vor, die Hauptaktiecn zu

Dollars à Conto im Voraus.

Aus Rio de Janeiro liegen unterm 11. Mai folgende Nachrihten vor: Die Regierung hat den Kammern das Budget von 1874—75 vorgelegt. Darnach würden die Staatseinnahmen auf 104,000,000,000 Reis und die Ausgaben auf 101,484,792,000 Reis veranshlagt, in Folge dessen ein Uebershuß von 2,515,208,000 Reis verbleibt.

In Entre Rios ist eine Revolution ausgebrochen, an deren Spize muthmaßlich Lopez Jourdan steht. Die Rebellen haben Gualeguay, Victoria und Colon eingenommen, wurden aber in Gualequayha, Panama nnd Nagoya zurück- geshlagen. Sie zershnitten in allen Provinzen die Telegraphen- drähte. Die Hauptstadt steht nur mit Villaquay, Gualey- quaycha und Nogoya in Verbindung. Die Regiernng der Kon- föderation mobilifirt die Nationalgarde der angrenzenden Provinzen ; dreitausend Mann find von Santa und Corrientes S Die drei Provinzen wurden in Belagerungszustand erklärt.

Nr. 11 des Central-Blattes der Abgaben-, Gewerbe- und Handels-Ge}!eßgebung und Verwaltung in den Kö- niglich Preußischen Staaten hat folgeiden Inhalt: Gesetz, be- treffend die Gewährung von Wohnungsgeldzuschüssen an die unmittel- baren Staatsbeamten. Vom 12. Mai 1873. Cirkular-Verfügung des Königlichen Finanz-Ministeriums, die Uekergangsstellen für den Verkehr mit steueryflihtigen Getränken zwischen Elsaß-Lothringen und dem Deutschen Zollgebiete betreffend, vom 16. März 1873. Cirkular- Verfügung des Königlichen Finanz-Ministeriums, den nämlichen Ge- genstand betreffend, vom 8. Mai 1873, Cirkular-V rfügung des Königlichen Finanz-Ministeriums, Bestimmungen über die Tara be- treffend, vom 26. März 1873. Cirkular-Verfügung des Königlichen Finanz-Ministeriums, die Befugniß des Nebenzollamts in Napierken betreffend, vonz 26. März 1873. Verfügung des Königlichen Finanz- Ministeriums, die Befugniß des Königlich sächsishen Steueramts in Wurzen betreffend, vom 30. März 1873.

Nrn. 36 und 37 des Amts-Blatts der Deutschen Reichs-Postverwaltung haben folgenden Inhalt: General-Ver- fügung vom 24. Mai 1873. Expreßbestellgeld und Zeitungs-Ueber- weisungsgebühr im Wechselverkehr. General-Verfügung vom 24. Mai 1873: Herausgabe einer neuen Gruppe Nr. XII[ General-Verfügung vom 29. Mai 1873: Korrespondenzvertehr mit Kap Natal, Mozam- bique und Zanzibar. General-Verfügung vom 29. Mai 1873: Be- nußung der Reichs- und Eisenbahn-Telegraphen zur Beförderung von Postdienst-Depeschen. General-Verfügung vom 29. Mai 1873: An- fertigung der statistischen Nachweisungen über den Päckerei-, Vorschuß- und Briefverkehr.

Nr. 9. des Deutschen Postarchivs, Beiheft zum Amtsblatt der Deutshen Reichs-Postverwaltung, hat fol- genden Jnhalt: Aftenstücke und Aufsäße: Die Kriminal-Statistik der Postverwaltung. Die Organisation von Post-Agenturen im Bezirke größerer Städte. Kleine Mittheilungen: Ueber Geographie und Ethno- graphie von Chiwa.

Nr. 45 der Annalen der Landwirth shaft in den Königlich Preußischen Staaten hat folgenden Inhalt: Ueber die Ergebnisse der Zusammenlegung der Grundftücke der zum Kreise Brilon, Regierungsbezirk Arnsberg gehörigen Stadtfeldmark von Niedermarsberg. Aus der Provinz S(leswig- Holstein, Ende Mai. Literatur: Nachrichten über den Hopfen von Neu-Tomysl. La Plata Monatsschrift. Besondere Beilage zum Deutschen Reichs-Anzeiger. Ver- mischtes: Versammlung des Vereins der Mil-hproduzenten. Markt- bericht. Viehpreise. Stärkepreise.

Statistische Nachrichten.

Potsdam, 30, Mai. Das Amtsblatt enthält Folgendes: achdem in den leßten fünf Jahren umfangreihe Bemühungen stattgefunden haben, um die Gehälter der Elementarlehrer möglichst auf einen den Zeitverhältnissen entsprechenden Stand zu erhöhen, und fo den berechtigten Klagen über unzureichende Befoldun- gen Abhülfe zu verschaffen, wird eine Zusammenstellung des Gesammt- ergebnisjses der Gehaltsverbesserungen in abgerundeten Zahlen fowohl für die Lehrer als auch für die betheiligten Stadt- und Landgemein- den, deren vielfach bewiesene Bereitwilligkeit zur Gewährung der er- forderlihen Geldmittel Anerkennung v?rdient, von Interesse fein.

Zur dauernden Verbesserung der Lehrerstellen werden aufgebracht :

1) von Landgemeinden seit 1868. . 18,000 Thlr. dazu seit 1872/73 . s 10,000 ,

zusammen 28,000 Thlr.

2) von Stadtgcmeinden seit 1868 50,000 Thlr. Dau E 1ST O, zusammen 77,800 Thlr. also von Stadt- und Landgemein- N De A C 105,800 She. Außerdem sind von den seit 1867 im Staatshaushalt auêgewor- fenen 765,000 Thlr. dem hiesigen Bezirke überwiesen : 1) zur dauernden Verbesserung der Lehrerstellen : 15,700 Thlr. 2) zu persönlichen Zulagen. . . .* 10,100 zusammen 25,800 Thlr.

Der Gesammtzushuß aus Staats- und Kommunalfonds beträgt fomit 131,600 Thlr. O i; E

Von den circa 1000 städtischen Lehrerstellen haben fast sämmt- liche eine Gehaltsverbesserung erfahren, während unter den circa 1500 Landschulstellen ein niht unbeträchtliher Theil als genügend dotirt und somit als einer Verbesserung nicht bedürftig erachtet werden konnte.

München, 1. Juni. Die Zahl der Studirenden an der Universität München hat sich im laufenden Sommerhalbjahr im Vergleich zu dem vorhergehenden Semester um ca. 70 verringert. Während im Sommerjemester des vorigen Jahres 1220 und im leßten Wintersemester 1219 Studirende immatrikulirt waren, beläuft si die Gesammtzahl der im gegenwärtigen Semester Jnskribirten auf etwa 1150. [

Stuttgart, 1. Juni. An der Universität Tübingen be- finden sich im laufenden Sommerhalbjahr 886 Studirende, worunter 820 ordentlihe und 66 Hospitirende, 579 Württemberger und 307 Nichtwürttemberger. Die angegebene Gesammtkfrequenz übertrifft die des leßten Wintersemesters (796) um 90, die bes verfloffenen Sommer- semesters (872) um_14, und ist seit dem Wintersemester 1845/46, wo die Frequenz 890. Studirende betragen hatte , die höchste Frequenz der Universität. Bemerkenswerth- ist ferner, Dal während die Zahl der Nichtwürttemberger im leßten Wintersemester 220, im vorjährigen Sommersemester 280 betragen hatte, dieselbe diesmal auf 307 ge- stiegen ift.

Heidelberg, 31. Mai. Nach dem eben erschienenen Adreßzbuch der hiesigen Universität wird diese im laufenden Semester von 883 Studirenden besucht, worunter 80 Personen ' reiferen Alters und fonditionirende Pharmazeutcen. Gegen den Winterkurs hat \ich die Frequenz um 161 erhöht. Es entfallen auf Theologie 27, auf Juris- prudenz 451, SEdA 112, philosophisbe Fächer 213 Studirende, von welchen Preußen 350, Baden 135, die Schweiz 35, Nordamerika 32, Rußland 28 Hamburg 26, Hessen 26, Bayern 21, England 17 und Oesterreich 16 tellt.

Die „Mittheilungen der Grof heraon E hessischen Centralstelle für die Landes statifsti f (Nr. 119 für Juni) hat folgenden Inhalt: Verzeichniß derjenigen Gemarfkfungen im Großher- zogthum Hessen in welhem im Jahre 1872 Tabak gebaut wurde 2. Tägliche Wasserstände im Oktober, November und Dezember 1872. Die Geburten, Sterbefälle, pern und Ehescheidungen im Großherzogthum Hessen in den Jahren 1870 und 1871. Me-

teorologische Beobachtungen im März 1873.

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