1873 / 133 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 07 Jun 1873 18:00:01 GMT) scan diff

Die Administration des Rudolfinums in Wien hatte sih in dankenswerther Weise bereit erklärt, einer Anzahl von Lehrern des Auslandes für den Fall des Besuches der Weltausstellung Unterkunft in ihren Räumen zu gewähren. Sie hat gegen- wärtig diejenigen Herren, deren bezügliche Wünsche berücksichtigt worden sind mit Nachricht versehen. Alle diejenigen, welchen eine Mittheilung dieser Art nicht zugegangen is, haben, wie die unterzeichnete Kommisfion erfährt, zum Bedauern der gedachten Administration eine Berücksichtigung nicht erfahren können.

Berlin, den 7. Juni 1873.

Central-Kommission für die Wiener Ausstellung von 1878.

Bekanntmachung. y

Bei der, dem Plane gemäß, heute vor Notar und Zeugen statt- efundenen 56. Scrien - Fehung des vormals kurhessishen, bei dem Bankhause M. A. von Rothschild & Söhne zu Frankfurt a. M. aufgenommenen Staats-Lotterie-Anlehens vom Jahre 1245 find fol- gende 60 Serien-Nummern gezogen worden: f

917 239 369 547 590 - 768 1003 1004 1316 1705 1760 1817 1895 2140 2170 2342 2550 2660 2705 2814 9823 2861 2895 2904 3008 3074 3140 3211 3289 3367 3476 3513 3555 3588 3591 3619 3631 3632 3680 3802 3903 4037 4587 4679 5026 5155 5607 5618 5713 5722 5747 5821 5989 6109 6158 6169 6357 6412 6541 66695.

Wir bringen solches hierdurch zur öffentlichen Kenntniß.

Caffel, den 3. Juni 1873. E

Königliches Regierungs-Präsidium. v. Hardenberg.

Versonal-Veränderungen in der Armee.

Offiziere, Portepec-Fähnriche 2c.

A. Ernennungen, Beförderungen und Verseßungen.

Den 23. Mai 1873. Richter, Major à la suite des Ost- preuß. Fuß-Artill. Regts. Nr. 1_ und Unter-Direktor der Geshüß- Gießerei, zum Direktor der Geschoß-Fabrik bei Siegburg ernannt.

Den 29. Mai 1873. Arnold, Oberst und Commdr. des Schles. Feld-Artill. Regts. Nr. 6, Corps-Art., unter Stellung à 1a suite dieses Regts., mit der Führung der 4. Feld-Art. Brigade be- auftragt. Bechtold v. Ehrenshwerdt, Oberst-Lt., kommandirt zur Führung des Niederschles. Feld-Art. Regts. Nr. 5, Div. Art., zum Commandeur dieses Regts. ernannt. Blumenbah, Oberst-Lt. und Abtheil. Commdr. im Niederschles. Feld-Art. Regt. Nr. 5, «Cocps- Art., zur Führung des Schles. Feld-Art. Regts. Nr. 6, Corps-Art., fommandirt. Gr. v. Hohenau, Sec. Lt. à la suite des 1. Garde- Drag. Regts., untér Verleihung eines Patents vom 8. Oktober 1872, in das gedachte Regt. einrangirt. Raf als ki, Sec. Lt. von der Ref. des Ostprenß. Ulan. Regts. Nr. 8, im stehenden Heere, und zwar als Sec. Lt. mit einem Patent vom 29. Mai 1873 im Gren. Ret. König Friedrich Wilhelm IV. (1. Pomm.) Nr. 2, Hücking, Sec. Lt. von der Res. der 7. Feld-Art. Brigade und fommandirt zur Dienstleistung bei dem Westfäl. Feld-Art. Regt. Nr. 7, Div. Art., im stehenden Heere, und zwar als au eretatômäß. Sec. Ut. in diesem Regt., Levin, Sec. Lt. von der Res. des Großherzogl. Medcklenb. Gren. Regts. Nr. 89 und kommandirt zur Dienstleistung bei dem 4. Brandenburg. Inf. Regt. Nr. 24 (Großherzog von Mecklenburg- Schwerin), im stehenden Heere, und zwar als Sec. Lt. in diesem Re- giment, angestellt. v. Forckenbeck, Sec. Lt. von seinem Kommando zur Dienstleistung bei dem 1. Pomm. Ulan. Regt. Nr. 4 entbunden.

B, Abschiedsbewilligungen 2c.

Den 29. Mai 1873. BUC Loh! Sec. U. von der Landw. des Eisenbahn-Bats. , im Bezirk des Res. Landw. Bats. Bréslau Nr. 38, als Pr. Lt., v. Schüß, Pr..Lt, von der Landw. des Eisenbahn-Ba:s., in demselben Bezirk, als Hauptmann, Kranold, Sec. Lte von der Landw. des Eijenbahn-Bats., in demselben Bezirk, als Pr. Lt., leßteren beiden mit der Landw. Armee-Uniform, der Abschied bewilligt.

Beamte der Militär-Verwaltung. Durch Verfügung des Kriegs - Ministeriums.

Den 13. Mai 1873. Scholz, Kalkulatur- Afsistent von der Kontrole des Brod- und Fourage-Empfanges der Truppen, zum Kal- kulator ernannt.

Den 19. Mai 1873. Busch, Zahlm, des 2. Bats. 5. Branden- burg. Inf. Regts. Nr. 48, der erbetene Abschied bewilligt.

Die heut ausgegebene Nummer 1 der Allgemeinen Verloosungs-Tabelle des Deutschen Reichs- Und Königlih Preußischen Staats-Anzeigers enthält die Ziechungslisten folgender Papiere: Alexan dra-Stiftung, Aktien- Bau-Gesellshaft. Ansbah-Gunzenhausener 7 Fl. Anleihe. Berliner gemeinnüßige Bau-Gesellschaft. Berlin-S tettiner Eiseribahn-Prioritäts-Obligationen. Bukarester Prämien-An- leihe. Crossener Deichverband-Obligationen. Florenzer Stadt-Anleihe. Freiburger Cantonal-Anleihe. Gum binner

Kréis - Obligationen. Inowraclawer Kreis - Obligationen. Lübeckische Staats-Anleihe von 1850. Mansfelder See- freis-:Obligationnn. Münster Stadt-Obligationen. Neu châ- téler Stadt-Obligationen. Oldenburger Eisenbahn-Prämien- Anleihe, Olehkoer Kreis-Obligationen. Posener Provinzial- “Obligationen. Remscheider Stadt-Obligationen. Russische Boden-Kredit-Pfandbriefe. Schlochauer Kreis-Obligationen. Un strut-Sozietät' (Bretleben bis Nebra).

Nichtamkliches. Dentsches N e i e.

Preußen. Berlin, 7. Juni. Se. Majestät der Kaiser und König empfingen heute früh Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit den Kronprinzen Und hörten die Vorträge der Par E Pückler ‘und“Gráf- Perponcher, des Staats-

‘Ministers General-Lieutenants“ vor Kämeke und des General- “Müjors von 'Albebhll? 2 tft

j __— Se, Majestät dex Schgh von ersien, Allerhöchst- “welcher ‘am ‘Domnñerstag Abend gegen 12 Uhr von Potsdam __ hierher zurückgekehrt_ war , empfing gestern Dprinitiag einige Generale, besihstigle Mittags DaE Lage de und wohnte “darauf kurzè Zeit der Sißung des Reichstags 1 i. Demnächst stattete “der Sthah im Auswärt zen Amt vèr Fürstin und dem Fürsten von * Bismark einen Béesuch.ah'üund nahm Näthmittägs“ die‘ Museen und „… andere A keiten in Agen: : Ur Nr gade der 4 gas hren Kaiserlichen und Königlichen P etage den aj Bie Bde Der Kön Ie, Fn die ‘A Oi und brachte darauf den Abend“ im ‘hiesigétt" Schkosse“ allein zu. Die Abreise Sr. Majestät des Schah erfolgté | euté früh um 8 Uhr mittelst Extrazuges voni Lehrter Bahnhöfe, wo Se. Kaiser -

‘Tihe Und Köntglihe Hoheit der Kronprinz Sih von

Allerhöchstdemselben verabschiedete

Der Buaudesrath und die vereinigten Aus\hüsse für das Landheer und die Festungen und für Rehnungswesen, sowie U für Rechnungswesen versammelten sich heute zu Sißungen. / y

Der Bundesrath hat in der Sißzung vom 27. April d. I. beschlof}sen, daß die folgenden „Vorschriften in Beziehung auf die Gestattung der zollfreien Einfuhr von Reis zur Stärkefahrikation“ allgemein im deutshen Zollgebiete zur Anwendung zu bringen sind :

Nach der Anmerkung zu Nr. 25 s. der ersten Abtheilung des Zoll- tarifs fann die zollfreie Einfuhr von Reis zur Et [Walien unter Kontrole gestattet werden. In Beziehung auf das hierbei einzuhal- tende Verfahren werden die S Eelcaben Vorschriften ertheilt : 1) Ueber die Bewilligung, welche nur an Inhaber von Reisstärke- fabrifen in widerrufliher Weise ertheilt werden fann, entscheidet die Direktivbehörde; 2) dem Inhaber der Fabrik wird für den mit der Bestimmung zur Stärkefabrikation eingehenden Reis nach Maßgabe des Regulativs für Privatläger ein Privat-Transitlager ohne Mitver- {luß der Zollverwaltung bewilligt. 3) Wenn die Verarbeitung von Reis zu Reisstärke erfolgen soll, hat der Fabrikant der betreffenden Zoll- oder Steuerstelle spätestens am Tage zuvor eine Abmeldung über den zur Verarbeitung bestimmten Reis zu übergeben und darin die Stunde, zu welcher mit der Einbringung , des Reises in die Vottiche begonnen werden soll, zu bemerken. 4) Zu der angemeldeten Zeit erfolgt unter amtlicher Aufficht die Ver- wiegung des zur Verarbeitung bestimmten Reises, welcher unmittelbar hierauf in die betreffenden Bottiche gebracht und mit der zur Ein- weichung desselben dienenden Flüssigkeit (verdünnte Natronlauge) über- gofsen werden muß. Die solchergestalt gefüllten Bottiche bleiben unter amilicer Kontrole, welche nah dem Ermessen der Beatnten bis zum Schlusse des Einweichungsprozesses erstreckt werden kann. 5) Das Er- gebniß- der amtlihen Verwiegung Und die stattgehabte Verwendung des Reises zur Stärkefabrikation “ist unter Angabe der Zeit des Be- ginns der Einweichung des Reises und des Schlusses der amtlichen Beaufsichtigung von den betreffenden Beamten in der Abmeldung zu bescheinigen. 6) Die na der, Abmeldung zur Stärkefabrikation ver- wendete Menge an Reis wird in dem Lagerkonto zollfrei abgeschrieben. 7) Den mit der Beaufsichtigung der Fabrik beauttvagten Beamten ist der Zutritt zu den Fabrikräumen zu jeder Tageszeit und auch zur Nachtzeit so lange zu gestatten, als in der Fabrik gearbeitet wird. 8. Die Kosten der Beaufsichtigung (Ziffer 4) hat der Fabrikinhaber zu A 2 Die Abänderung oder Ergänzung der Vorschriften bleibt vorbehalten.

Bei dem Bundes-Amte für das Heimathwesen stehen für Montag, 9. Juni folgende Termine an: 1) Ortsarmen- verband Rehhof contra Landarmenverband Westpreußen. 2) Laûd- armenverband Westpreußen contra Ortsarmenvxerband Culm. 3) Ortsarmenverband Berlin contra Ortsarmenverband Schwes. 4) Ortsarmenverband Huckingen contra Ortsarmenverband Hattingen. 5) Ortsarmenverband der Gemeinde Pusthow contra Ortsarmenver- band des Gutsbezirks Pusthow. 6) Landarmenverband Alt-Pom- mern contra Orsarmenverband Nörenberg. 7) Ortsarmenverband Zielenzig contra Ortsarmenverband Berlin. 8) Ortsarmenverband Berlin contra Ortsarmenverband Dubrau. 9) Ortsarmenver- band Pyriß contra Ortsarmenverband Polzin. 10) Ortsarmen- verband Uelzen contra Ortsarmenverband Welsecde. 11) Land- armenverband S{hlesien-Glaÿ contra Gesammtarmenverband Bo- brek.” 12) Ortsarmenverband Harriehausen contra Landarmen-

. verband Hannover.

In der gestrigen Sizung des Reichstages, deren weiterer Verlauf am Tische des Bundesrathes auch der Reichs- kanzler Fürst v. Bismarck und der Minister - Präsident Graf v. Roon und, in der Hofloge auf etwa eine Viertelstunde, der Schah von Persien mit seinem ( Institution der Kadettenhäuser un speziell die Nothwendigkeit des Baues der Centralanstalt bei Lichterfelde durch den Bundes- Kommissarius General-Major v. Voigts-Rheb gegen die’ Ginwen- dungen der Abgg. Frhr, v. Hoverbeck und Dr. Reichensperger (Cre- feld) ausführlich vertreten, und \{chließlich die Vorlage in allén ihren Theilen , die Position von 1,460,000 Thalern für die Anstalt bei Lichterfelde in namentlicher Abstimmung mit 136 gegen 61 Stimmen, nah den Anträgen der Budgetkom- mission gemäß, genehmigt. Bei der darauf folgenden zweiten Berathung des Geseßentwurfes, betreffend den außer- ordentlihen Geldbedarf für die E alten in Elsaß-Lothringen und für die im Großherzogthum Luxemburg belegenen Strecken der Wilhelm-LuxemburF-Eisenbahn hat die Budgetkommission, in deren Namen der Abg. v. Benda referirte, den Antrag gestellt, die Linie Lauterburg-Straßburg, weil für den Bau derselben Privatunternehmer vorhanden sind, aus Der Reihe der vom Reiche zu unternehmenden Bahnbauten zu trei- chen und die zur Vervollständigung der Bahn- und Bahnhofs- anlagen bestimmten Summen um 2# Mill. Thlr. zu vermindern. Von dem Abg. Schmidt (Zweibrücken) wurde der Antrag ein- gebracht, an der Lauterburg-Straßburger Bahn der Vorlage ge- mäß festzuhalten, ein Antrag, welcher von dem Abg. Grafen v. Moltke aus ftrategishen Gründen nachdrücklich unterstüßt wurde. Um 4 Uhr aber vertagte sich das Haus, und wurde die C über den Antrag für die heutige Sizung vor-

ehalten.

In der heutigen (47.) Sizung des Reichtags, der am Tische des Bundesrathes der Reichskanzler Fürst von Bismarck, die Staats-Minister Delbrück ‘und Dr. Fäustle mit zahlreichen Kommissarien beiwohnten, wurde die gestern unterbrochene zweite Berathung des Gesehentwurfs, betreffend den außerordentlichen Geldbedarf für die Reihs-Eisenbahn en fortgesezt. Der Abg. Dr. Hammacher erklärte sich mit Entschiedenheit für die Ausführung der Linie Läuterburg - Straßburg auf Reichs- kosten, also für das Amendement Schmidt (Zweibrücken), das auch der Bundes-Kommissarius Wirkl. Geh. Ober-Regierungs-Rath Herzog und der bayerishe Staats - Minister Dr. Fäustle be- fürwortete. Nachdem auf den Antrag des. Abg. Richter die Beschlußfähigkeit des Hauses durch Namensaufruf, der die An- wesenheit von 193 Mitgliedern ergab, konstatirt war, wurde bei Sluß des Blattes die Diskussion über den §. 1 der Vorlage geschlossen und dem Referenten der Budgetkommission Abg. von Benda das Wort ertheilt.

Bis zum 17. Mai d. Is. waren in den Münzstätten des Deutshen Reihs in Zwanzigmarkstücken 524,960,980 Mark und in Zehnmarkstücken 126,662,630 Mark ausgeprägt worden. In der Woche vom 18. his 24. Mai sind ferner ge- prägt in Zwanzigmarkstücken: in Berlin 3,255,900 Mark, in Hannover 2,495,420 Mark, in Frankfurt a. M. 2,891,060 Mark, in München 1,451,160 Mark, in Stuttgart 1,225,300 Mark und in Darmstadt 316,000 Mark.

Die Gesammt-Ausprägung stellt sih daher bis zum 24. Mai d. Is. auf 663,258,450 Mark, wovon 536,595,820 Mark in r und 126,662,630 Mark in Zehnmarkstücken estehen. i j

olge beiwohnten, wurde die

Dem Großherzogli oldenburgischen Nebenzollamte 1. zu Berne is die Befugniß zur Erledigung der mit Begleitschein II. dorhin gelangenden zollpflichtigen Gegenstände beigelegt worden.

Mit den in Aussicht genommenen Restaurationsbauten am Kaiserhause zu Goslar soll nunmehr in kurzer Zeit vorge- gangen werden. Se. Majestät der Kaiser und König haben für den bereits im laufenden Jahre auszuführenden Theil der- selben eine erhebliche Summe zur Disposition gestellt.

Der Nachtschnellzug aus Frankfurt a. M., der fahrplanmäßig um 7 Uhr- 35 Minuten in Berlin eintreffen soll, ist heuie gänzlih ausgeblieben, wegen Sperrung der Bahngleise durch cinen bei Apolda stattgefundenen Erdruts\ch. /

Die provisorishe Abtheilung des Garde - Feld- Artillerie-Regiments, Corps-Artillerie, welche in Branden- burg a. H. garnisonirt, is zur Theilnahme am Regiments- resp. Brigade-Erxercieren von dort eingetroffen und hat Kantonnements- Quartiere in Tempelhof, Schöneberg und Briß bezogen.

Der General-Major von Wartenberg, Commandeur des Kadetten-Corps, hat sich behufs Inspizirung der Kadetten- häuser Plön, Bensberg und Oranienstein auf Dienstreisen begeben

_— Seit dem 5. d. M. is die von der Ministerial-Bau- Kommission beschafste Dampf-Straßen-Walze, und zwar gegenwärtig in der Lennéstraße in Thätigkeit. Dieselbe scheint sih sehr gut zu bewähren. Es ist diese Dampf-Walze die erste, welhe überhaupt in Deutschland zur Anwendung gelangt.

Posen, 6. Juni, Der Ober-Präsident Günther revidirte heute sämmtlihe Bureaux auf dem hiesigen Polizei-Direktorium und ließ sich dabei die Bureaubeamten, sowie die Revierkommis- sarien vorstellen.

Neuwied, 4. Iuni. Die Ankunft der Fürstin Elisa- beth von Rumänien wird am nächstenSonnabend, den 7. d. M., Vormittags 11 Uhr 47 Minuten, auf dem rehtsrheinishen Bahnhof erfolgen.

Bayern. München, 4. Juni. Das Komite zux Ver- theilung von Stipendien zum Besuche der Wieaer Welt- aus stellung hat seine. hauptsächliche Arbeit beendet, indem es diejenigen bestimmt hat, an welche Stipendien abgegeben werden. 105 fstädtishe und ländliche Arbeiter und Lehrer an Fortbildungs- \hulen wurden ausgewählt und ihnen die Totalsumme von 10,120 Fl. zugewiesen.

Sachsen. Dresden, 6. Juni. Das Befinden des Königs is nah den neuesten dem „Dr. I.“ aus Ems zuge- gangenen Nachrichten fortwährend ein vollkommen befriedigendes und der Erfolg der Kur erweist sih bereits als ein günstiger.

Baden. Karlsruhe, 5. Juni. Das heutige Geseßes- und Verordnungsblatt Nr. 10 enthält Verordnungen und Bekanntmachungen: 1) des Ministeriums des Großherzoglichen Hauses, der Iustiz und des Auswärtigen: die Eheschließungen öffentlicher Diener betreffend. 2) Des Ministeriums des Innern: a. die Aufnahme und Veröffentlihung von Festungsplänen be- treffend; þ, ‘die Gebühren der Gerichtsvollzieher betreffend.

Hessen. Gießen, 1. Juni. Der Senat der hiesigen Universität hat dem „Fr. I.“ zufolge eine von sämmtlichen Mitgliedern gutgeheißene Vorstellung an die Großherzogliche Regierung abgehen lassen, mit der Bitte, dieselbe demnächst der Kammer vorzulegen, um auf Grund der darin mitgetheilten authentischen Thatsachen als natürliche Beschützerin der Landes- universität die Anschuldigungen gegen diese Anstalt im Finanz- aus\{chu}se der Zweiten Kammer zurückzuweisen. Es wird darin, wie verlautet, der Nachweis geliefert, daß die vorgebrachten Be- \huldigungen über den Verfall der Universität grundlos sind.

Meckéllenburg. Schwerin, 6. Juni. Der Groß- herzog, die Großherzogin und die Herzogin Marie werden morgen Sonnabend, den 7. d. M., 9 Uhr Morgens von hier nah Wien abreisen, dáselbst am 10, eintreffen und bis zum 22. verweilen. Von dort reisen die Hohen Herrschaften weiter nah Berchtesgaden, Zeit Aufenthalt nehmen wird. Der Großherzog und die Groß- herzogin reisen am 28. von Berchtesgaden wieder ab, und der Großherzog wird dann am 1. Juli in Carlsbad eintreffen, um dort einen mehrwöchigen Kur - Aufenthalt zu nehmen, während die Großherzogin am leztgenannten Tage nach Schwerin zurück- kehren wird. Heute hat der Großherzog sich nach Wismar" be- geben, um von da am Abend nach Rabensteinfeld zurückzukehren.

Braunschweig, 6. Iuni. Am Mittwoh Abend traf der stellvertretende kommandirende General des X. Armee - Corps von Treskow hier ‘ein und inspizirte am Donnerstag daé Herzoglihe Husaren-Regiment.

Sachsen-Coburg-Gotha. Gotha, 4. Juni. Der fommandirende General des XI1. Armee-Corps, von Bose, ist heute Mittag von Kassel hier eingetroffen.

Oesterreich-Ungarn. Wien, 5. Juni. Die hier wei- lende außerordentliche Botschaft des Kaisers von Japan, be- stehend aus dem außerordentlihen Botschafter Iwakouvax und den Affsocié-Botschaftern Ito und Yamagouitsi, wurde heute von dem Herrn Minister des Aeußern Grafen Andrafsy unter Einhaltung der üblihen Ceremonien in feierliher Weise empfangen.

_— ‘6. Juni. (W. T. B.) Heute Nachmittag fand im großen Ceremoniensaale der Hofburg ein glänzendes Mil itär- Galadiner statt, in dessen Verlaufe der Kaiser folgenden Toast auf den Kaiser von Rußland ausbrachte: „Erlauben Ew. Ma- jestät, daß ih in meinem und im Namen meiner Armee auf Ew. Majestät und die tapfere russishe Armee ein Hoch aus- bringe.“ Die Vexsammlung stimmte in den Hochruf des Kaisers ein, während die ‘Kapelle die russische Volkshymne spielte. Kaiser Alexander erwiderte den Toast mit dem Trinkspruch: „Gestatten Ew. Majestät, daß ih ein Hoh ausbringe auf Ew. Majestät und Ihre brave und treue Armee.“

”“ Die Auflösung des seitherigen Reichsrathes und die Ausschreibung der Neuwahlen für den formirten Reichs- rath wird der „Neuen freicn Presse“ zufolge, im Laufe des Monat August erfolgen. Die Wahlen selbst sollen erft im Oktober stattsinden.

Schweiz. Bern, 6. Juni. (W. T. B.) Der Bunde®- rath hat mit der Direktion der Gotthard - Eisenbahn bezügli der Sammlungen, welche von den bei dem Bau des Gotthard- Tunnels vorkommenden Steinarten angelegt werden sollen, (n Abkommen dahin getroffen, daß je zwei vollständige Kollektionen an die Regierung des Deutshen Reihs und des Königreichs Italien, je eine an die Kantons-Regierung von Tessin und Uri

woselb die Herzogin Marie einige

und an die Universitäten Zürih, Basel und Bern gratis ab- gegeben werden sollen. Für \{chweizerishe und ausländische öffentlihe Anstalten können gleichfalls Sammlungen gegen eine mäßig normirte Vergütung abgelassen werden.

Luzern, 6. Juni. (W. T. B.) Der Bischof von St. Gallen erklärt in einer von dem hier erscheinenden „Va- terland* veröffentlihten Zuschrift, daß ex niemals ein Gegner des Unfehlbarkeitsdogmas gewesen sei, sondern daß er fih seiner Son É pue gegen die Veröffentlihung dieses Dogmas ausgespro-

en habe.

Niederlande. Haag, 2. Iuui. Die neuesten Journale und Briefe aus Batavia reichen bis zum 26. April. Dieselben heben übereinstimmend hervor, daß die Atchines en vom ersten Augenblicke der Landung der niederländischen Truppen an fort- während mit einer bewundernswerthen Unerschrockenheit und Todesverachfung in den Kampf gingen. Sie waren meistens blos mit alten Feuersteingewehren, Lanzen und Klewangs bewaffnet ; dieser lezten Waffe bedienten sie sh in furhtbarer Weise; zu- weilen stürmten sie gegen das Schnellfeuer der Hinterladgewehre an, um sih mit dem tödtlich treffenden Klewang auf. die Nieder- länder zu stürzen. Mit Kanonen scheinen fie reihlich versehen zu sein und verstehen dieselben gut zu gebrauchen. Auch die Niederländer kämpften mit großer Tapferkeit. Ihr Ober- Befehlshaber, General Köhler, starb den Heldentod; er fiel mit der Fahne in der Hand, als er nah einem mißlungenen An- griffe seine Truppen wieder sammelte, um sie aufs Neue gegen den Feind zu führen. Die Expedition scheiterte nicht i an dem verzweifelten Widerstande der Atchinesen, als vielmehr an dem Eintritte einer äußerst mißlichen Witterung, welche das Expeditionscorps einer verderblichen Lage aussezte. Die nieder- ländischen Truppen, welche sich nah dem vom Feinde in hartem Kampfe abgeschlagenen Sturme auf dem Kraton mit \{hwerem Verluste an den Strand zurückgezogen hatten, litten Mangel an Trinkwasser, und es war der Westmousson in Nord-Sumatra mit großer Heftigkeit eingetreten, was den Verkehr zwischen der Flotte und der Küste höchst ershwerte, der Regen fiel in Strö- men, und das kann \o bis September andauern. Unter solchen Umständen mußte das Unternehmen gegen Atchin für diesmal suspendirt werden.

Mit dem Suspendirungsbeshlusse wurde von dem indischen Rathe zugleich der Beshluß gefaßt, daß im Herbste eine zzweite, viel stärkere Expedition, bestehend aus 16 Bataillonen Jnfan- terie nebst entsprechender Kavallerie, Artillerie und Geniemann- schaft, in einer Gesammtstärke von etwa 10,000 Mann, nah Atchin entsendet werden solle. General Köhler, im Jahre 1818 in den Niederlanden geboren, der Sohn eines geringen Kriegsmanns, war im Jahre 1838 als Sergeant nah Judien gekemmen. Er wurde im Jahre 1840 zum Lieutenant befördert und verdankte dann feinen ausgezeichneten Fähigkeiten und Ver- diensten ‘ein rasches Aufsteigen bis zum Generalsrange. (S. a. unter Asien.)

Großbritannien und Jriand. London, 5 Juni, Der Prinz und die Prinzessin von Wales eröffneten ge- stern unter entsprehenden Feierlichkeiten das neue Krankenhaus in Wigan. Heute begeben sih Ihre Königlichen Hoheiten nah Bolton zur Einweihung der dortigen neuen Stadthalle.

Die Königin hat den Oberst Sir Andrew Clarfe zum Gouverneur der Straits-Niederlassungen an Stelle des Sir H. Ord, dessen Amtszeit abgelaufen i}, und Herrn Cornelius Ÿ. Cortrigt zum Adminiftrator der Ko- lonie Gambia ernannt.

_ Zum Andenken an die Genesung des Prinzen von Wales von seiner gefährlichen Krankheit soll in Whi p- pingham, einem Dorfe in der Nähe von Windsor, ein Thurm errichtet werden, dessen Kosten auf 4060 Lftr. veranschlagt sind.

Die Ankunft des Schahs von Persien. ist nun- mehr endgültig auf Mittwoch, den 18. d., festgeseßt. Wie die „Morning Post“ meldet, werden beim Empfange des Schahs dieselben Formalitäten wie bei der Ankunft des Sultans in London im Jahre 1867 beobachtet werden.

Frankreich. Paris, 6. Iuni. (W. T. B.) Das gestern hier cirkulirende und auch vom „Sidècle“ erwähnte Gerücht, der italienische Gesandte Nigra habe eine Note an den Minister des Auswärtigen, Herzog von Broglie, gerichtet und von der neuen französischen Regierung die Zusicherung verlangt, daß sie die gegenwärtigen Verhältnisse in Italien als vollendete Thatsachen (faits accomplis) förmlih anerkenne, entbehrt, wie die „Agence Havas“ meldet, jeder Begründung.

Das von dem Herzog von Broglie als französischen Minister des Auswärtigen ap die Vertreter Frankreichs bei den auswärtigen Mächten erlassene Cirkularschreiben spricht der „Times“ zufolge aus, daß die gegenwärtige französische Regie- rung der von threr Vorgängerin befolgten Politik durchgehends treu bleiben und in den inneren Angelegenheiten eine gemäßigte, in den Beziehungen zum Auslande eine durchaus friedlihe Po- litik befolgen werde. Den revolutionären Parteien werden fie entschieden entgegentreten. Ueber die Form der künftigen Re- gierung werde die Nationalversammlung zu beschließen haben, sobald der Zeitpunkt dazu als opportun betrachtet werden könne. Das Rundschreiben schließt mit der Erklärung: Der revolutio- näre Geist konspirire gegen den Frieden und gegen die Ord- nungen der Gesellschast. Ganz Europa sei gleihmäßig bei seiner Unterdrückung interessirt. Ein Triumph der Demagogie würde aber Frankreih härter als andere Länder Europas treffen, denn die Gesellschaft in Frankreich sei identisch mit der- jenigen der Civilisation.

Versailles, 6. Juni. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung der Nationalversammlung fam die Interpellation des Deputirten Hervé de Saisy über verschiedene von dem früheren Finanz-Minister vorgenommene Ernennungen in seinem Resort zur Verhandlung. Die Interpellation wurde durch die Erklärung des jeßigen Finanz-Ministers Magne erledigt, daß die Besezung der betreffenden Posten unter Beobachtung der geseß- lihen Normen geschehen sei. Der Prinz Napoleon ist, wie die „Agence Havas‘ berichtet, nur hierher gekommen, um zu konstatiren, daß er befugt \ei, sich in Frankreich aufzuhalten und wird in nächster Zeit wieder abreisen.

Spánien. Nachrichten aus Washington zufolge haben die Vertreter der \üdamerikanishen Republiken in dieser Stadt Protokolle unterzeihnet- worin sie erklären, daß sie von Unterhandlungen in Bezug auf die ang der kuba- nishen Insurgenten als Kriegführende bis zur Aus- arbeitung der neuen Verfassung Seitens der \panischen Cortes abstehen wollen.

Italien. Rom, 3. Iuni. Am 31. v. M. hatte die

Kronprinzessin Margarethe die hohen russishen Gäste zu

einem Frühstück in die Eärten des Quirinal eingeladen. Der König und die Kaiserin von Rußland gingen nah dem Frühstück in dem Garten spazieren und erfreuten fi des Ueberblicks von der Terrasse über die Stadt Rom mit der Peters- kfirhe und dem Vatikane im Hintergrunde. Als die Kaiserin im Wagen Play genommen, überreichte ihr zuerst der König einen Blumenstrauß, der Kronprinz und die Kronprinzessin, die an- wesenden Generäle und die Herren und Damen vom Hofe folg- ten dem Beispiele. Abends erglänzte zur Vorfeier des Ver- fassungsfestes- der Stern Italiens auf dem Thurm des Kapitols. Im Theater Apollo war Galavorstellung. Sonntag früh nahm der König auf dem Ererzierplaye eine Musterung der Be- sazung und Nationalgarde von Rom vor. Die Leß- teren \chaarten fich zahlreiher als je um ihre Fal nen und empfingen den König mit begeisterten Evvivas. Um Mittag fand auf dem Kapitolplaze Vertheilung der Me- daillen für bürgerlihe Tüchtigkeit ftatt. Abends wurde auf der Engelsburg ein Feuerwerk abgebrannt. Den Schluß des Festes bildeten dann die Aufführungen der vereinigten Musikcorps auf der Piazza Colonna. Erst nah Mitternacht trennte sih die Bevölkerung, ohne daß die geringste Störung des Festes zu be- klagen gewesen wäre.

Der König hat dieser Tage ein Dekret unterzeichnet, das den Bauten-Minifter ermächtigt, Frauen im Telegraphendienst zu verwenden. In verschiedenen Städten des Königreichs waren zur Probe Telegraphieschulen für Frauen und Mädchen gegründet worden. Nach den dabei gemachten Erfahrungen wurde fest- gestellt, daß nur diejenigen Frauen und Mädchen in jene Bureaux angestellt werden sollen, welhe das Elementar- Lehrerinnen-Examen bestanden haben.

Dem Prinzen Amadeus i| „für seine loyale und edle Haltung aïs König von Spanien“ am- 2. Juni eine goldene Bürgerkrone überreicht worden, deren Kosten durch Subskription zusammengebracht waren. Auf die Ansprache des Abgeordneten

Michelini, welcher dem Prinzen ein Album mit den Namen der Unterzeichner übergab, erwiderte derselbe:

___ „Ich danke der Bevölkerung von Turin und den Bürgern, welche die Subskription angeregt haben, von ganzem Herzen für diesen neuen Beweis ihrer Liebe und Anhänglichkeit, für welhe ih um so em- vfänglicher bin,- weil sie damit zwei Eigenschaften der Söhne des Hauses Savoyen in mir anerkennen, nämlich geshworenen Eiden treu und den Geseßen gehorsam zu sein. Jch glaube in der kurzen Zeit meiner Regierung Beweise von beiden gegeben zu haben. Auf den Wunsch der öffentlichen Meinung habe ich die spanische Krone ange- nommen, indem ih mi der Hoffnung hingab, das edle Volk durch treue, E Beobachtung seiner neuen Verfassung glücklich machen zu können. Ich habe das Bewußtsein, stets meine Pflicht ge- then zu haben. Jh habe alle erlaubten Mittel versucht, das erhabene Ziel zu erreichen, sobald ich aber die Ueberzeugung gewonnen hatte, daß mein längeres Nerbleiben auf dem spanishen Thron den Bürger- krieg entzünden würde, da habe ih keinen Augenblick gezögert, von demsclben herabzusteigen.

Die Worte des Prinzen wurden mit begeisterten Hochrufen aufgenommen.

6, Juni. (W. T, B.) Die Bureaux des Senats haben den Gesezentwurf über die religiösen Körperschaften un- verändert angenommen. Die Dep utirtenkammer war heute nicht beshlußfähig. Die Mitglieder der Linken haben in Folge des Äblebens Ratazzi's für Sonntag eine Fraktions- versammlung anberaumt, um ihre Partei zu rekonstituiren. Die Kaiserin von Rußland verläßt Rom am nächsten Montag.

Türkei. Konstantinopel, 2. Juni. Der hiefige Ge- sandte Atchins erhielt die Nachriejt, daß 60,000 Atchinefen bewaffnet und bereit seien, den niederländishen Truppen den äußersten Widerstand entgegen zu stellen.

Jakub Bey, der Gesandte des Herrschers von Kasch- gar, is hier angekommen, um den Sultan zu bitten, die Suze- ränetät über Kashgar anzunehmen. Der Gesandte wird hier résidiren.

Rußland und Polen. St. Peters burg, s. Juni. Der Großfürst Nikolai Nikolajewitsch d. A., die Groß- fürstin Alexandra Petrowna und die Großfürsten Nikolai und Peter Nikolajewit\ch haben ihren Sommer- aufenthalt in Snamensfoje genommen.

Die Kaiserliche Dampfyaht „Standart“ und die Panzerfregatte „Sf ewastopol“ find- am 21. Mai wohlbe- halten in Kopenhagen eingetroffen.

Die neuesten Nachrichten Chiwa melden: :

Das Turfkestansche Detachement (die vereinigten Kolonnen von Kasalinsk und Dshisak) befand fih am 29. April bekanntlich an der Grene Chiwas bei den Brunnen Sully-Kushumdy, etwa fünf Tagemärshe vom Amu-Darja; das Orenburger Detachement stand am 17. Mai auf der Spiße Urgu und das Mangyschlaksche seßte, nach- dem es am 13. Mai die Brunnen JFlteidshe (circa 250 Werst süd- O, E passirt, seinen Marsch in der Richtung näch

ibugir fort.

Das Detachement von Krassnowodsk, welches auf dem Wege nach den Brunnen. Igdy, Ortakui und Dudur gegen Ismychschir vorrüdckte, stieß in Folge der außerordentlich intensiven Hiße, die am 29. April begann und bis 52 Grad stieg, auf unüberwindliche Hindernisse beim Slkde dur -die gänzlich wasserlosen, mit tiefem Flugsand bedeckten

lächen.

Unter so außergewöhnlihen Umständen hielt man es, um nicht die Truppen und die Lastthière der äußersten Erschöpfung preiszuge- ben, für nothwendig, das Detachement, noch bevor es Ortakui erreitht hatte, nah Krassnowodék zurückzuführen, wo es am 28. Mai anlangte.

Nachrichten vom 20. Mai zufolge ist das Mangyschlaksce Detachement unter dem Kommando des Obersten Lomakin auf den Befehl des Chefs des Orenburger Expeditionscorps, General - Lieute- nants Wercewkin, in forcirten Märschen von Aibugir gegen Kungrad vorgerückt, wo es am 27. Mai einzutreffen beachsichtigte.

Der Bote, welcher diese Nachrichten vom Obersten Lomakin ge- bracht, ist zwei Tagemärsche vor Kungrad von dem Mangyschlakschen Detachement abgefertigt worden.

Schweden und Norwegen. Die méetallishe Kasse der Reichsbank betrug am 30. April 29,542,336 Thlr., die Summe der in Umlauf befindlichen Zettel 40,738,242 Thlr.

Christiania, 1. Juni. Der König wird die ‘beabsih- tigte Kröônungsreise am 24. Juni antreten, indem er sich in Levanger auf der norwegischen Fregatte „St. Olaf“ einschifft. Die Reise geht dann über Bodôò, Dersvaag und Havnvig nah Tromsò, und von hier am 1. Juli nah Hammerfest, von da nach dem Nordkap, Vardò und Vadsò; auf dem Rückwege sollen mehrere interessante Punkte, wie u. A. „Boris Gleb,“ besucht werden, Tananlo bis zu ihrer Mündung befahren und von Stangenäs die Reise nah Bosekop im Altenfjord gehen. Nachdem hier verschiedene Festlichkeiten gegeben, wird die Reise über Troms\ö, Bodöò u. #. w. nah dem Derlande angetreten, woselb| alsdann das Krönungsgeshwader versammelt sein wird.

über den Feldzug nah

Die Königin reist inzwischen von Christiania nah Väblungsnäs

und von dort nah Bejan, wo Ihre Majestät fich auf „St. Olaf“ einschiffft, um mit ihrem Gemahl, zwei Tage vor der Krönung, in das alte „Nidaros“ (Drontheim) einzuziehen,

__ Dänemark. Kopenhagen, 4. Iuni. Dem Finanz- Minister Krieger ‘ist ein sfiebenwöchentliher Urlaub bewilligt worden und wird das Finanz-Ministerium während dieser Zeit vom Conseil-Präfidenten, Grafen Hclstein-Holsteinborg, verwaltet werden. Der Finanz-Minister leidet an einer chronishen Augen- \chwäche, welche ihm die Verwaltung seines Portefeuilles bedeu- tend ershwert. Derselbe i bereits nah dem Süden abgereist.

_ Das Budget der dänisch-westindischen Inseln

für das Finanzjahr 1871 —72 zeigt eine Einnahme von 194,194 westind. Thalern 85 Cents und eine Ausgabe von 203,358 Thalern 96 Cents, während zur Einnahme und Aus- gabe beziehungsweise 204,530 Thaler und 248,276 Thaler 78. Cents angeseßt waren.

Asien. Der Sultan von Atchin hat bekanntlih einen Gesandten nach Konstantinopel geschickt, um den Schugz der Pforte in seinem Kampfe mit den Niederländern zu erbitten. Dieser Gesandte hat in Konstantinopel ein Exposé des Streit- falles veröffentlicht, worin die Beschwerden der Atchinesen auf- gezähli und einige Details über das Land mitgetheilt werden. Wir entnehmen nach der „N. A. 3.“ daraus Folgendes:

Athin wurde erobert durh den Sultan Gazir Djewhen Chab am 14. Ramazan des Iahres 611 der Hegira und is seitdem muselmännish, im Ritus Chaffii, geblieben. Es stellte sich unter den Schuß der hohen Pforte im Iahre 922 der He- gira. Seyid Fermah Chab, damals Sultan von Atchin, wandte sih zu diesem Zwecke an Sinan Pascha, Großvezier des Sul=- tans Selim 1, um als Vasall des ottomanischen Reiches an- erkannt zu werden. Die hohe Pforte nahm das Anerbieten \o- gleih an und fertigte demgemäß einen Firman aus. Im Jahre 1267 der Hegira wandte sih der Sultan Ala - Eddin - Mensur- Chab von Neuem an die türkische Regierung, um seinen Va- salleneid zu erneuern, und der Sultan Abdul-Mediid \chickte ihm einen Orden in Brillanten und einen Ferman, durh welchen er ihn als Vasallen des Reiches anerkannte. Alle atchinesischen Schifse führen die ottomanische Flagge, seitdem dieses Land \ich unter den Schuß der Pforte gestellt hat.

Seit der muselmännischen Eroberung zur Zeit des Sultans Ghazé-Dje when Chab bis zum lehten Fürsten Ala-Eddin Mah- mud Chab, haben 35 Fürsten auf dem atchinesischen Throne ge- seen. Im Iahte 1155 der Hegira, unter dem Sultan Mu- \sttapha, Ala-Eddin Mahmud Chab wurde in Konstantinopel ein Friedens- Und Freundschaftsbund zwischen den Niederlanden und Atchin geschlossen, wodur die Niederländer ermächtigt wurden, in Atchin Handel zu treiben. Im Jahre 1141 der Hegira, unter Alaeddin Djerwer Chab, wurde ein noch in Kraft befindlicher Vertrag mit Großbritannien geschlossen.

_ Afrika. Der Erzherzog Ludwig Salvator von Oesterreich is der „Malta Times“ zufolge auf seiner Forshungs- reise nah der Nordküste von Afrika an Bord seiner Dampf- Yacht „Fiume“ in Tripolis angekommen.

Nr. 22 des Central-Blatts für das Deutsche Reich hat folgenden Inhalt: 1) Münzwesen; Notiz über die Ausprägung von Reichs - Goldmünzen. 2) Zoll- und Steuerwesen: efannt- machung, betr. Befugnisse des Nebenzallamtes I, zu Berne; betreffend Nachweisung der Einnahmen an Zöllên und gemeinschaftlichen Steuern im Deutichen Reiche, sowie der Einnahmen der Reichs-Post- und der Reichs-Telegraphen-Verwaltung für die Zeit vom 1. Januar bis zum Schlusse des Monats April 1573. 3) Postwesen: Bekanntmachung, betr. nähere Bezeichnung * des Schuldners bei Uebermittelung der auf Postmandate eingezogenen Beträge, vom 15. Mai 1873; betr. Spe- dition der Korrespondenz nah Portugal, vom 23. Mai 1873; betr. Fahrpost-Uebereinkommen mit dem Großherzogthum Luxemburg, vom 98. Mai 1873. 4) Telegraphenwesen: Reglement über die Be- nußung der innerhalb des deutschen Reichs-Telegraphen-Gebiets gelege- nen Eijendahn-Telegraphen zur Beförderung solcher Depeschen, welche niht den Éisenbahndienst betreffen. 59) Konsulatwesen: Er- nennungen.

Nr. 38 des Amts-Blagtts der Deutschen Reichs- Postverwaltung hat folgenden Inhalt: General-Verfügung vom 98. Mai 1873. Ausführung des Fahrpost-Uebereinkbommens mit Luxemburg vom 4. April 1873.

Die neuesten Entscheidungen des Reichs-Oberhan- delsgerihts betreffen: Jst der Braumeister Gewerbegchülfe oder Stellvertreter 2 find alle Verwaltungs-Instanzen vor Beschreitung des Rechtsweges bei Streitigkeiten zwi)chen Gewerbetreibenden und thren Gehülfen anzugehn? Jnjurien. Der Besiß von Dividendenscheinen berechtigt zur Erhebung festgestellter Dividenden, aber er überträgt für si allein niht das gesellschaftliche Recht, bei der Feststellung statuten- mäßiger Dividende mitzuwirken, oder eine solche Feststellung zu for- dern. Mangelnder Nachweis rechtzeitiger Zustellung der Geschwor- nen-Liste (Art. 398 und 408 des code d'instruction).

Nr. 46 der Annalen der Landwirthschaft in den Königlich Preußischen Staaten hat folgenden Inhalt: Be- kanntmachung der Königlichen Antraae M n Erperi- menteller Beweis der Möglichkeit der Sel stent:ündung des Heues. Verbesserungen in der Obtftkultur T. Aus den Regierungsbezirken Königsberg, Marienwerder, Bromberg, Posen, Oppeln, Potédam und Frankfurt Aus Hohenzollern. Aus Lüdinghausen. Literatur: Fingerzeige bei dem Handel mit Nutvich. Von Hugo Lehnert. Das Kaninchen. Von Wilhelm Hochstetter._ Der Hoffmannsche Ringofen. Von Karl Reuleaux. Graphifsch statistischer Atlas. Von Prof. Pr. H. Th. Kühne. Jahresbericht des landwirthschaftlihen Vereins für das bremische Gebiet. Vermischtes : Ernennung eines Komites für Errichtung eines Liebig - Denkmals. Zur Vertilgung der Weinmotte. Erlaß eines Aufrufs zur Bildung eines Bienenvereins für den Regie- .rungsbezirk Trier. Vereinsversammlungen.

Nr. 23 des „Justiz-Ministerial-Blatts für die Preußische Gesebgebung und Rechtspflege" enthält: ein Erkenntniß des Königlichen Gerichtshofes zur Entscheidung der Kom- petenz-Konflikte vom 8. März 1873. Ueber die Verpflichtung zur Leistung einer auf Obsorvanz beruhenden Pfarrabgabe findet der Rechtsweg statt, auch wenn der ursyrünglich in Korn bestehenden

Abgabe eine Geldabgabe fubstituirt ist. t

Statistische Nachrichten.

Dresden, 6. Juni. Nach den an das Justiz-Ministerium von sämmtlichen Untergerichten erstatteten Anzeigen über die nach den Be- stimmungen des Geseßes, die gütliche und fostenfreie Vermittelung streitiger, noch nicht gerihtlich anhängiger Civilansprüche durch die Untergerichte betreffend, vom 30. Dezember 1861, zur Anmeldung ge- kommenen streitigen Civilansprüse find im Jahre 1872 Über- haupt 2260 dergleichen Ansprüche bei den Gerichten angemeldet und

davon 1092 verglichen worden, während im Sahre 1871 die Zahl der

= ngemeldeten Fälle 1963, die der verglich enen 1006 betrug.