— Im weiteren Verlauf seiner gestrigen Sißung geneh- migte der Reichstag den ganzen Nachtrags-Etat zum Reichs- Je des Iahres 1873 mit Ausnahme der an die Budget- ommission verwiesenen Abschnitte desselben in erster und zweiter Berathung; jedoch wurden die in Havre und Marseille begrün- deten und mit 5000 Thlr. Gehalt dotirten Konsulate als künftig wegfallend bezeichnet. An die Budgetkommission wurden fol- gende Abschnitte des Nachtrags-Etats verwiesen: die Etats der Marine, des Reichsheeres, des Invalidenfonds und des Rech- nungshofes nebst der auf den leßteren fich beziehenden vom Abg. Richter eingebrahten Resolution. Ferner wurden in zweiter Berathung diejenigen Positionen des Reichshaushalts für 1874 bewilligt, welche in Zusammenhang stehen mit den vorher genehmigten Positionen des Nachtrags-Etats, und dann in die zweite Berathung des Etats der Einnahmen aus Zöllen und Verbrauchsfteuern für 1874 eingetreten. An diesen Etat knüpfte fih eine längere Debatte über den Antrag des Abg. v. Behr U. Gen., betreffend die Aufhebung des Eingangszolls auf Eisen und Stahl, dem die Abgg. Stumm und v. Kardorff den Antrag entgegen- stellten, den Reichskanzler aufzufordern, dem nächsten Reichstage über eine umfassende, insbesondere auf cine weitere Ermäßigung der Eisenzölle gerichtete Reform des Zolltarifs Vorlage zu machen. Nachdem die Abgg. v. Behr und Stumm ihre Anträge motivirt hatten, beschloß das Haus, mit Rücfsicht auf die Erklärung des Präsidenten Delbrück, daß eine auf den Gegenstand bezügliche Vorlage in wenigen Tagen an das Plenum des Bundesrathes gelangen werde, die beiden Anträge von der Tagesordnung ab- zuseßen. Um 5 Uhr {loß die Sizung, und wurde die nächste auf heut angeseßt. Erwähnenswerth ist, daß bei Feststellung der Tagesordnung das Haus den Vorschlag des Präsidenten Dr. Simson, das Militär-Organisationsgeseß zur ersten Bera- thung zu ftellen, ablehnte.
— In der heutigen (50.) Sißung des Reichstags, der am Tische des Bundesrathes der Reichskanzler Fürst v. Bismarck und die Staats - Minister Delbrück und Dr. Fäuftle mit mehreren Kommissarien beiwohnten, wurde zunächst der Gesezentwurf über die Geldmittel zur Erweiterung der Dienstlokalien des Auswärtigen Amtes fast ohne Diskussion unverändert genehmigt; nur eine Anfrage des Abgeordneten Grafen Rittberg gab dem Reichskanzler Ver- anlafung, eine kurze Mittheilung über die Dispositionen zu machen, die, so weit sich die Sachen übersehen lassen, bezüglich der Benutzung der Räume in dem Hause Wilhelmsstraße 70 A. und in dem v. Deckerschen Gebäude getroffen werden sollen. Alsdann wurde die zweite Berathung des Etats der Zölle und Verbrauchs- steuern im Jahre 1874 fortgeseßt, welhe dem Präsidenten des Reichskanzler-Amtes und dem Bundeskommissar Geheimen Ober- Regierungs-Rath Dr. Michaelis wiederholt Gelegenheit gab, - Auskunft über die Lage der Zudlerfabrikation zu geben. Nach dem Abg. v. Kardorff sprah bei Schluß des Blattes Dr. Braun über die vorläufig aufgeschobene Steuerreform, welche in Zukunft zur Beseitigung der Salzsteuer und der Matrikularbeiträge führen
müsse.
— Der Bundesrath hat unter dem 27. April d. I. zum Zwecke der wirksamen Durchführung der in den 88. 39, 9284 und 362 des Reihs-Strafgeseßbuches vorgesehenen Maß- regel der Ausweisung von Ausländern aus dem Reichs- gebiete bes{hlossen, daß sämmtliche auf Grund der ebengedachten Paragraphen verfügten Ausweisungen von Ausländern Seitens der ausweisenden Behörden sofort, und zwar unter abschriftlicher Beifügung des Tenors des rechtskräftigen gerihtlihen Straf- Urtheils, auf Grund dessen die Ausweisung erfolgt, dem Reichs- fFanzler-Amte zum Zwecke der Veröffentlihung derselben dur das Centralblatt für das Deutsche Reih angezeigt werden \ollen. Demgemäß find die Bezirksregierungen Seitens dés Mi- nisters des Innern angewiesen werden, in jedem einzelnen Falle, in welchem von denselben auf Grund der §8. 39, 284 und 362 und eines auf diese Paragraphen basirten gerichtlihen Straf- Urtheils die Ausweisung eines Ausländers aus dem Reichsgebiete verfügt worden ist, dem Reichskanzler - Amte hiervon Anzeige zu machen, und dieser Anzeige außer einer be- glaubigten Abschrift des Tenors des gerihtlihen Erkenntnisses au eine beglaubigte Abschrift des dispofitiven Theiles des Aus- weisungsbeshlusses und, soweit in diesen Schriftstücken die An- gaben über Stand, Alter, Geburts-, Heimaths- und inländischen Aufenthaltsort des Ausgewiesenen niht bereits enthalten find, diese ebenfalls beizufügen. L :
Ebenso haben die Bezirksregierungen dafür zu sorgen, daß die Veröffentlihungen, welhe in Folge der angeordneten Anzeigen im Centralblatte für das Deutshe Reih stattfinden werden, durch Aufnahme derselben in das Amtsblati — resp. Central- Polizeiblatt — zur Kenntniß der derselben untergebenen betref- fenden polizeilihen Behörden und Beamten kommen.
— Auf Grund der Vorschrift im Absaz 3 des §. 2 des Gesezes vom 12. v. M., betreffend die Gewährung von Woh- nungsgeldzuschüssen an die unmittelbaren Staatsbeamten, hat der Finanz-Minister festgeseßt, daß die Kataster-Inspek- toren, welchen ein bestimmter Dienstrang nicht beigelegt ist, für diesen Zweck den Beamtenklafsen unter Abtheilung 111, des dem gedachten Geseze beigefügten Tarifs beizuzählen sind.
Ingleichen hat der Finanz-Minister auf Grund des leßten Satzes im §. 10 des Geseßes vom 24. März d. I., betreffend die Tagegelder und die Reisekosten der Staatsbeamten, be- ftimmt, daß den Kataster-Inspektoren bei Dienstreisen die Tage- gelder und die Reisekosten nach denselben Säßen wie den Be- amten unter Ziffer 1V. im §8. 1 des lezterwähnten Gesetzes zu
gewähren finds ?
— Das soeben erschienene Personal-Verzeich niß der hiesigen Universität ergiebt für das Sommerhalbjahr 1873 eine Gesammtzahl von 1590 immatrikulirten Studenten. Dazu fommen 256 Studirende des Friedrih-Wilhelms-Instituts und andere „Theilnehmer“ an den Universitäts-Vorlesungen — 1205 außerdem zur Theilnahme an den Vorlesungen Berechtigte. — Es if dabei zu bemerken, daß das Verzeichniß in diesem Sommer mehrere Wochen früher als sonft üblih abgeshlof}sen is (am 28. Mai), um das frühere Erscheinen desselbén zu ermöglichen. (Im Sommer 1872 find nah jenem Tage noch 28 nagtignde Immatrikulationen vorgenommen). Es ift daher auc in diesem Sominerhalbjahr noch eine Anzahl Immatrikulationen in Aus- ficht, doch wird die Gesammtzahl die runde Summe von 1600 vorausfihtlich wenig überschreiten; darunter 320 Nicht-Preußen. Die Verthe.lung nah Fakultäten ergiebt 170 Theologen, 465 Juristen, 340 Mediziner, 615 Studirende der philosophishen Fakultät. Unverkennbar zeigt fich in diesen E eine Abnahme des Besuchs niht nur im Ver- glei zu dén léhtvorangegangenen ungewöhnlih gü en Som- mersemestern, sondern auch im Vergleich zu der Durchshnittszahl
der leßten 20 f In dieser Beziehung wird es von Inter- esse sein, die Verhältnisse der Frequenz der Som merhalbjahre überhaupt vergleihlich zusammenzustellen. Die Zahl der imma- trifulirten Studenten betrug im Sommerhalbjahr 1872 = 1990, 1871 = 2113, 1870 = 2023, 1869 = 1958, 1868 = 1956, 1867 = 1957, 1866 = 1840, 1865 = 1862, 1864 = 1845, 1863 = 1757, 1862 = 1704, 1861 = 1542, 1860 = 1398, 1859 = 1346, 1858 = 1318, 1857 = 1409, 1856 = 1382, 1855 = 1335, 1854 = 1348, 1852=1408. Es ergiebt fich daraus, daß die jeßige Zahl von 1600 Immatrikulirten fast um 300 unter der Durschnittszahl der Iahre 1860—70 zurückbleibt, die Durchschnittszahl der Jahre 1850—60 um etwa 200 übersteigt. Daß dabei die Theuerungs- verhältnisse, insbesondere die „Wohnungsnoth“ der Stadt Ber- lin, einen hervorragenden Einfluß üben, unterliegt keinem Zwei- fel. Es wirken dabei aber auch noch andere Umstände mit. Unverkennbar i die theologische Fakultät mit der Zahl von 170 Immatrikulirten die Stelle, an welcher die Differenz hauptsächlich zu suchen is. Die Frequenz der juristishen, medizinishen und philosophischen Fakultät entspriht noch immer der Durhschnitts- zahl der Sechziger Jahre und übersteigt die Durchschnitts- zahlen der“ Fünfziger - Jahre sogar um ein Er- heblihes. Von einem Zurückgehen der Universität als Gesammtinstitut wird unter. diesen Umständen noch niht gespro- chen werden können, und jedenfalls werden unliebsame Betrach- tungen der Art dem vermeintlihen Verfall der Friedrih-Wil- helms-Universität wohl niht abhelfen. In den Frequenz-Ver- hältnissen aller deutshen Hochschulen haben sich jederzeit Shwan- fungen gezeigt, die den Bewegungen von Ebbe und Fluth ver- gleihbar sind, ohne sich auf das Verdienst oder die Shuld be- stimmter Personen oder Verwaltungssysteme zurückführen zu lassen. Es würde fein Glück sein, wenn die Reichshaupt- stadt auch das afkademishe Leben Deutschlands centra- lifsiren und aufsaugen sollte. Je stärker die Anzie- hungsfkraft anderer deutscher Universitäten fich neben den na- türlihen Vorzügen der großen Reichshauptstadt geltend macht, je cifriger die Bemühungen anderer deutscher Regierungen dahin gehen, diese Konkurrenz erfolgreih aufrecht zu erhalten, um so besser wird sih der gute Geist der deutshen Hohschulen konser- viren. Berlin wird daher auf -die günstige Frequenz anderer Universitäten ohne Neid blicken dürfen. Beiläufig mag indessen i werden, daß bei Vergleichung der Zahlen der hiesigen und dek außerpreußischen Universitäten der Umstand in Betracht kommt, daß die preußischen erheblih strengere Grundsäße in der Zulaffung zur Immatrikulation befolgen, und daß insbesondere die hiesige Universität die militärärztlihen Eleven, Pharmazeuten und andere zum Hören der Vorlesungen „Berechtigte“ von den immartikulirten Studenten trennt, während fie bei anderen N in der Gesammtzahl der Studirenden einbegriffen werden.
— Seute Vormittag fanden auf dem Tempelhofer Felde die diesjährigen Frühjahrsbesihtigungen des 2. Garde- Ulanen- und 2. Garde-Dragoner-Regiments in Anwesenheit der bezüglihen Vorgeseßten ftatt.
— Die proviforishe Abtheilung des Garde-Feld-Ar- tillerie-Regiments, Corps-Artillerie, verließ heute Morgen die Kantonnements in Tempelhof, Schöneberg und Brig, passirte Berlin und marschirte nah der neuen Garnison Oranienburg ab.
— Der Contre-Admiral Henk, Direktor der Admiralität, ist zum Chef des Uebungsgeschwaders ernannt worden und wird sih derselbe zum Antritt feines Kommandos morgen Abend nach Wilhelmshaven begében. Chef des Stabes beim Kom- mando diesesUebungsgeshwadersistKapitän-Lieutenant ShröÖ der, kommandirt zur Dienstleistung bei der Admiralität, welcher be- reits vor einigen Tagen zux Uebernahme seines Kommandos nach Wilhelmshaven abgereist ift.
— In der festlih geschmüdckten JIakobikirche hierselbst wurde am Dienstag Abend das Iahresfest der Gesellschaft zur Beförderung der evangelishen Missionen unter den Heiden abgehalten. Missionar Posselt, der bereits 34 Jahre lang unter den Zulukaffern in der Kolonie Natal wirkt, gab in der Festpredigt ein anshaulihes Bild von den Gefahren des Missionslebens. Dem vom Missionsdirektor Dr. Wangemann erstatteten Jahresberiht is u. a. zu ent- nehmen, daß der Bau des neuen Missionshauses am Friedrichshain, zu welhem die Gaben selbs aus den afri- fanishen Gemeinden flossen, seiner Vollendung entgeaen- geht und das alte Missionshaus in der Sebastianstraße in die Hände einer ebenfalls religiösen Zwecken* dienenden Gesellschaft übergegangen is. Im vorigen Jahre wurden drei neue Mifsio- nare in das Haus aufgenommen, drei wurden nah Afrika ent- sendet und zwei verstarben daselbst. Im Heidengebiete wurden drei neue Misfionsstationen errihtet, zwei mußten erweitert und eine verlegt werden.
— Heute beginnt im Saale des Evangelischen Vereins- hauses die diesjährige Berliner Pastoral - Konferenz, für welche zwei bis drei Tage in. Aussiht genommen sind.
Danzig, 10. Juni. Gestern wurden, wie die „Westpreuß. Ztg.“ mittheilt, wiederum zwei cholerakranke Flößer in das Hülfs- Lazareth zu Neufähr abgeliefert. Bis jeßt sind im Ganzen 10 Flößer als cholerakrank -in die beiden Hülfs-Lazarethe auf- genommen, von denen 6 verstorben und 2 genesen sind. Das Lazareth in Neufähr is vollständig eingerichtet, doch wird der Transport dahin bei stürmishem Wetter sehr erschwert.
Wiesbaden, 10. Juni. Se. Majestät der Schah von Persien machte gestern Mittag mit Gefolge einen Aus- flug über Schierstein nah dem Schloß Iulienheim zwischen Walluf und Eltville. Nah längerem Aufenthalt daselbst kehrte derselbe gegen 5 Uhr über Biebrich hierher zurück. Um diese Zeit fand große Tafel im Schlosse ftatt, welher der Polizei- Direktor von Strauß und höhere Offiziere beiwohnten.
__ Morgen früh wird Se. Majestät der Schah von hier einen Ausflug nah Karlsruhe und Baden-Baden machen und morgen Abend hierher zurückehren.
Vayern. München, 9. Iuni. Das Ministerium des Innern hat den Beschluß der Königlichen Regierung von Oberbayern, nah welchem dem von den beiden Gemeinde-Kolle- gien beshlofsenen Abbruch des Isarthores die Genehmigung versagt wurde, bestätigt.
Württemberg. Stuttgart, 8. Juni. Heute Vormit- tags 10 Uhr’ trafen der Kaiser von Rußland nebst dem Großfürsten-Thronfolger und Gemahlin, von Wien kommend, mittels Extrazuges hier ein. Der König und die
Königin nebst der Großfürstin Vera empfingen am Bahnhofe
ihre Hohen Verwandten. Der Kaiser und der Großfürst trugen die russishe große Generals-Uniform, der König ebenfalls große Generals-Uniform mit dem Bande des St. Andreas-Ordens. Nach gegenseitigen herzlihsten Begrüßungen bestiegen die Allerhöchsten und Höchsten Herrschaften sofort die E Hof-Equipagen, um \sich nach dem Königlihen Palais zu begeben. In dem ersten vierspännigen Wagen hatte der Kaiser mit der Königin und der Großfürstin Vera Plaß genommen, in dem zweiten der König mit dem Großfürstlihen Paare. Hierauf folgten in 18 zwei- \pännigen Hofwagen die General: und Flügel-Adjutanten des Kaisers, die Hofdamen der Großfürstin und das zahlreiche Gefolge. Unter den Ordonnanzen des Kaisers befanden sich 3 Tscherkessen. Das Publikum begrüßte die Hohen Herrschaften mit lebhaftem Zurufe. In der griechishen Kapelle des Königlihen Palais fand unmittelbar darauf ein feierliher Gottesdienst statt. Nach demselben ertheilte der Kaiser verschiedene Audienzen. Um 1 Uhr fuhren die Allerhöhsten und Höchsten Herrschaften sämmt- lih nach Berg, wo später das Diner eingenommen wurde. Der Kaiser wohnt auf der dortigen Königlichen Villa, die Großfürst- lihen Herrschaften auf dem linken Flügel des ‘hiesigen König- lihen Palais. Am Dienstag findet auf dem Wasen bei Cann- statt eine große Parade der hiesigen und Ludwigsburger Gar- nison statt, zu welcher bereits vorgestern eine Probeaufstellung genommen wurde. Die Ankunft der Kaiserin von Ruß- land nebst Großfürstin-Tohter wird ebenfalls in diesen Tagen erwartet.
In Ulm, wo Se. Majestät heute früh 64 Uhr eingetroffen war, hatten sich der Chef der russischen Gesandtschaft Staatsrath v. Staal, fowie der Geheime Rath von Dillenius aus Stuttgart eingefunden. Außerdem waren der Gouverneur Heneral der Infanterie v. Rosenberg, General-Lieutenant v. Starkloff, Re- Ge v. Majer und der Ober-Amtmann Regierungs-
ath Rampacher zum Empfang Sr. Majestät erschienen. Nach- dem der Kaiser das Dejeuner im festlich dekorirten Bahnhof eingenommen, wurde die Reise hierher fortgesetzt.
— Wegen Ablebens des Prinzen Adalbert von Preußen und der Fürstin von Liegnitß if von heute an auf vierzehn Tage Hosftrauer angeordnet worden.
— 10. Juni. (W. T. B.) Heute fand in Cannstadt eine Parade unter dem Kommando des Generals von Stülp- nagel vor dem Kaiser von Rußland statt. — Gestern ist die Prinzessin Wilhelm von Baden hier eingetroffen.
Baden. Karlsruhe, 9. Juni. Der Grob tetdog- liche Hof legt wegen Ablebens des Prinzen Heinrih Wilhelm Adalbert von Preußen heute die Trauer auf 14 Tage an, gleihzeitig auch für die Fürstin von Liegnigz, Gräfin von Ho- henzollern, Gemahlin des Königs Friedrih Wilhelm 1IL. von Preußen.
Hessen. Darmstadt, 9. Juni. Der Aus\chuß der Synode ist mit der ersten Lesung des Entwurfs einer Kirchenverfassung zu Ende gekommen.
Anhalt. Dessau, 9. Juni. Die Prinzessinnen Friedrich und Hilda sind nah einem Aufenthalte von mehre- ren Wochen in Wien zum Besuche der Weltausstellung und der am Kaiserlichen Hofe stattgefundenen Festlichkeiten dem Verneh- men nah am Herzoglichen Hofe zu Altenburg eingetroffen. Die Prinzessin Louise wird nah einer längeren Abwesenheit zum Besuche der Hohen Verwandten in Altenburg und Rudolstadt in diesen Tagen hierher zurückehren. — Der Herzog empfing vor einigen Tagen den preußishen Gesandten von Eichmann und fand zu Ehren des leßtteren cine Hoftafel_ auf dem Schlosse zu Wörliß fiatt.
Neuß. Gera, 7. Juni. Der Fürftlihe Hof if heute von hier abgereist, um zunächst auf Heinrihsruh bei Schleiz Sommeraufenthalt zu nehmen.
Elsaß-Lothringen. Straßburg, 9. Iuni. Der dur
seine Mission an die oftafrikanishe Küste bekannte Six Bartle -
Frère ist gestern mit mehreren anderen Herren der Gesandt- \chaft auf der Durchreise" hier eingetroffen und im Hotel de Paris abgestiegen.
Desterreich-Ungarn. Wien, 9. Iuni. Donnerstag, den 12. d. M., als am Frohnleihnamstage, werden der Kaiser und die Erzherzoge früh um 7 Uhr nah der St. Stephans- Metropolitankirhe fahren, um dem Hochamte und der feierlichen Prozession beizuwohnen. -
— Der Großherzog vonSghsen-Weimar-Eisena ch und der Großfürst Wladimir Alexandrowitsch reisen morgen ab.
Prag, 10. Juni. Der Großherzog, die Groß- herzogin und die Herzogin Marie von Me cklenburg- Schwerin sind gestern Abend in Prag angelangt. Ihre König- lichen Hoheiten fuhren sofort auf den Hradshin, um dessen Sehenswürdigkeiten in Augenschein zu nehmen und nahmen fo- dann im Hotel „zum blauen Stern“ ihr Absteigequartier. Die Abfahrt der bogen Reisenden nach Wien erfolgt heute um 1 Uhr Mittag mit dem Schnellzuge der Franz-Josefs-Bahn.
Pesth, 9. Juni. Im Oberhause wurden heute die \ank- tionirten Geseßze über die Kolonisten, die 1872er Kreditreste für das Kommunikations-Ministerium und über die Aenderung der Konzession der galizishen Bahn publizirt.
„Niederlande. Haag, 6. Iuni. Die Königin beab- sichtigt, fich gegen Ende dieses Monats nah Wien zum Besuche der Weltausstellung zu begeben.
— Nah einem Telegramme aus der british-indishen Be- sißung Penang (in der Nähe von Sumatra) vom 4. d, war dort das Gerücht verbreitet, der Sultan von Atchin rüste \ich mit aller Mat; er rechne zuverfichtlih darauf, einen Krieg gegen die Niederlande mindestens auf zwei oder drei Jahre bestehen zu können. Das Penanger Telegramm meldet ferner, in Bri- tish-Indien fänden Werbungen von Coolies für das Heer des Sultans Atchin ftatt. Diese Angabe scheint indeß der Bestä- tigung zu bedürfen. Die Behauptung, 60,000 Atchinesen stün- den bereit zu äußerstem Vertheidigungskampfe gegen die Nieder- länder, wird ebenfalls angezweifelt.
Großbritannien und Jriand. London, 9. Juni.
In Portsmouth werden umfassende Vorbereitungen zu Ehren des Schahs von Persien getroffen. Auf der Rhede von Spithead versammelt \ich eine Flotte von 7 oder 8 Thurm- schiffen, 18 oder 20 Panzer-Fregatten und andere Kriegsfähr- 455 R E Guiea Aal e f Sa 14 Kanonenboote, ner großen Anzahl von Daimpf-Yachten, Depeschenschiffe, Tenderschiffe u. \. w. Der Schah hat bereits Titeies fa daß er beabsichtige, einige der größeren Kriegsschiffe zu inspiziren. Am Abend wird die Flotte illuminiren. — Der Prinz von
Wales wird dem Schah zu Ehren am 19. d. ein großes Bankett in Marlborough-=-House geben, zu dem indessen nur Herren Ge erhalten haben.
— Aus der Capstadt liegen unterm 6. Mai folgende Nachrichten vor: Das Ministerium beabsichtigt, 2000 Handwerker und Arbeiter aus Europa für die Eisenbahn - Arbeiten kommen zu lassen. Die ‘Kosten dieser Einwanderung sind auf 26,000 Lstr. veranshlagt. Der Bau der neuen Eisenbahnen schreitet nur langsam vor. Der in dem legislativen- Rathe eingebrahte Gesezentwurf zur R N einer Förderation ist zurückgezogen worden. Die Nachrihten von den Goldfeldern in Leydenberg find nicht viel genauer als beim leßten Postabgang. Einige Leute: haben die Diamantenfelder verlassen, um sich nah Leyden- berg zu begeben und viele andere wollen ihnen folgen.
Frankreich. Paris, 8. Iuni. Heute fand das Leichen - begängniß des Vize-Präsidenten der Nationalversammlung, Vitet, statt. Der Leichenzug begab \sich um 11 Uhr von dem Wohnhause des Verstorbenen nah der Kirche der „Missions Etrangères“. Die Zipfel des Leichentuches wurden von dem Herzog de Broglie, Vize-Präsidenten des Ministerrathes, Buffet, dem Präsidenten der Nationalversammlung, Camille Roufset, Direktor der franzöfishen Akademie, Hauréau, Präsidenten der Akademie der Inschriften, dem Deputirten Ancel und dem Gra- fen de Benoist d'Azy, Vize-Präfidenten der Nationalversamm- lung, getragen. Dem Leichenwagen folgte eine große Anzahl von Deputirten, Mitgliedern der Akademie und anderen hoch- gestellten Persönlichkeiten. Von der Kirhe wurde die Leiche nah dem Kirchhofe Montmartre gebracht. i
— 9. Juni. Das rechte Centrum versammelte si heute, um einen Kandidaten für den durch den Tod Vitets vakant gewordenen Vize-Präsidentenstuhl zu bestimmen; man entschied sich für Herrn Larcy. Der Kandidat der drei Frak- tionen der Linken ist Rampont.
— Seit heute Morgen hat der Präsident der Republik das Hotel der Präsidentschaft bezogen.
— Mehrere Gemeindebehörden, welche sich weigerten, den Bekanntmachungen, welche die Demission von Thiers und die Ernennung Mac Mahons verkündigten, anschlagen zu lasen, werden auf Befehl des Justiz-Ministers verfolgt.
— General de Gallifet, welcher sich während des Kampfes mit der Kommune durch äußerst energishes Benehmen den gefangenen Kommunisten gegenüber hervorthat, is nach Paris berufen worden.
— Die Stadt Paris wird dem Schah von Persien bei seiner Anwesenheit ein großes Fest geben.
— 10. Juni. (W. T. B.) Der Unterstaatss\ekretär im Ministerium des Innern, Pascal, hat, wie „Paris Journal“ meldet, in Folge der Vorgänge in der heutigen Sizung der Nationalversammlung seine Entlassung genommen.
— 11. Juni. (W. T. B.) Der deutshe Botschafter Graf von Arnim, welchem die sämmtlichen Minister gestern und vor- gestern ihre Besuche im Botschaftshotel abg-stattet hatten, begab fih mit seirer Gemahlin gestern Nachmittag nah Versailles und machte dem Präsidenten der Republik seinen Besuch.
Versailles, 10. Juni. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung der Nationalversamwlung begründete der Depu- tirte Lepere die gestern angekündigte Interpellation über das Verbot des „Corsaire“. Der Minister des Innern, Beulé, ent- wickelte der Interpellation gegenüber die Gründe, durch welche das Ministerium zur Unterdrückung des Journals - veranlaßt worden sei und erklärte, die Regierung werde die ihr von der Nationalversammlung übertragene Misfion, die Ordnung wieder herzustellen, durchführen. Im weiteren Laufe der Verhandlung brahte Gambetta ein vertraulihes Rundschreiben zur Ver- lesung, das vom Minister des Innern betreffs der Preß- verhältnisse an die Präfekten gerihtet worden sei. Diese werden darin aufgefordert, die Anzahl und die Namen der konservativen Zeitungen in den einzelnen Departe- ments anzugeben und diejenigen Blätter zu bezeichnen, welche vorausfihtlich geneigt seien, den konservativen Interessen zu die- nen. Der Minister verlangt ferner Angaben über die finanzielle Situation dieser Journale, über die resp. Summen, gegen welche dieselben sih bereit finden lassen würden, der Regierung ihre Unterstüßung zu leihen und über \sonstige auf die Presse bezüg- lihe Verhältnisse. Das Cirkular erklärt außerdem für zweckmäßig, den Zeitungen offizielle Nachrichten und Berichte (Bulletins) zu- gehen zu lassen und legt den Präfekten die Verpflichtung auf, einen solhenDienft für diePresseeinzurihten. Gambetta verlangte zu wissen, ob das Schreiben eht sei. Der Minister erwiderte darauf, daß er allerdings die Verantwortlichkeit dafür übernehme; die Regie- rung habe die Pflicht, die Presse zu überwachen, er müsse in- dessen den Vorwurf ablehnen, als ob er die Absicht habe, dieselbe zu subventioniren. Nah Schluß der Debatte beantragte Chri- stophle (Präsident des linken Centrums), eine motivirte Tages- ordnung anzunehmen, worin eine Mißbilligung der erlassenen Verfügung ausgesprochen wurde. Die- Versammlung beshloß indessen mit 389 gegen 315 Stimmen (Majorität für die Regie- rung 74) über die Interpellation zur einfahen Tagesordnung überzugehen.
Spanien. Madrid, 10. Juni. (W. T. B.) Der Ministerrath hat die vom Finanz-Minister Tutau in Bezug auf die Finanzlage gemahten Vorschläge verworfen, noch ehe deren Vorlegung an die Cortes erfolgte. Gutem Vernehmen nach soll Tutau um seine Entlassung gebeten haben und gilt Carvayal als dessen muthmaßliher Nachfolger.
— In Folge von Meinungsverschiedenheiten, welche im wei- teren Verlaufe der Berathung über die Finanzlage im Schoße des Ministeriums ausgebrochen find, hat das ganze Kabinet seine Entlassung gegeben. Gestern sollte eine Nachtsißzung der Cortes stattfinden, um eine befriedigende Lösung der Mi- nisterkrisis herbeizuführen. Wie verlautet, würde Figueras als Präsident an die Spitze des neuen Ministeriums treten, als wei- tere Mitglieder desselben sollen Cala, . Benoit Diaz, Quintero, Estevanez, Cervera, Fernando Gonzalez und Maisonnave in Ausficht genommen ein.
Italien. Rom, 10. Juni. (W. T. B.) Die Kaiserin von Rußland hat ihre Abreise nah Deutschland arge vis ans wird sich zu einem mehrtägigen Aufenthalte nah Albano egeben.
: — Der griechische Gesandte beim hiesigen Hofe, Condu- riotis, hat, wie die „Gazzetta uffiziale“ meldet, dem Könige seine Abberufungss\chreiben überreicht.
Schweden und Norwegen. Stockholm, 7. Iuni. Die verwittwete Königin Josephine, geborne Prinzessin von Leuchtenberg, feiert am 13. d. M. den Tag ihres 50jähri-
en Aufenthalts in Schweden, indem sie am 13. Juni 1825 als Braut des damaligen Kronprinzen und späteren Königs Oscar I. in Schweden ankam. Am Festtage wird Ihre Majestät u. A.
von einer Deputation der Stockholmer Kommunal - Verwaltung, sowie von einer Anzahl Damen aus den verschiedenen Ständen der Hauptstadt, welhe eine Einladung zur Theilnahme an einer Subskription behufs Errihtung einer Wohlthätigkeits - Anstalt p Andenken an diesen Tag haben ergehen lassen, begrüßt werden.
— Im Namen der franzöfishen Republik wird der franz fische Gesandte in Stockholm, Graf de Gobineau der Kr nung in Drontheim beiwohnen.
—- Der König hat den Beschluß des Storthings, betref- fend die Aufhebung des norwegischen Statthalterpostens, genehmigt.
Dänemark. Kopenhagen, 7. Iuni. Der Groß- fürst Thronfolger von Rußland und Gemahlin, Prin- zessin Dagmar, werden, einem Telegramm des Rißhauschen Bureaus zufolge, Kopenhagen und London besuchen.
Amerika. Einem New - Yorker Telegramm zufolge follen auf Befehl des Generals Davis 13 der Modoc-Indianer hingerichtet werden. Zehn sfollen gehenkt, Kapitän Iack und zwei seiner Gefährten ershofsen werden.
Neichstagsangelegenheiten.
Berlin. Dem Reichstag ist folgendes Gesetz, betreffend die Regelung des Reichshaushaltes vom Jahre 1872, vorgelegt worden: : #
Wir Wilhelm, von Gottes Gnaden Deutscher Kaiser,
König von Preußen 2c. : verordnen im Namen des Deutschen Reichs, nah erfolgter Zustimmung des Bundesrathes und des Reichstages, was folgt:
8. 1. Aus dem Uebershusse des Reichshaushaltes vom Jahre 1872 wird dem Reichskanzler der Betrag von 1,728,814 Thlr. zur Bestreitung folgender Ausgaben zur Verfügung gestellt: /
1) zur Erweiterung und Verbesserung des provisorischen Reichs- tagsgebäudes 70,000 Thlr. ; 2) zur Herstellung eines Dienstgebäudes der Normal-Eichungs-Kommission in Berlin 29,345 Thlr. ; 3) zur Herstellung ‘eines Dienstgebäudes für das General-Postamt in Berlin 508,000 Thlr.; 4) zu neuen Anlagen behufs Vermehrung der Tele- graphen-Verbindungen und zur Errichtung von ueuen Telegraphen-Sta- tionen, fowie zur allmählichen Erwerbung der von Kommunen hergestellten Telegraphen-Anlagen und Stationen 1,000,000 Thlr. ; 5) zur Erwer- bung eines Gebäudes in Berlin zur Unterbringung der General-Di- rektion der Telegraphen (leßte Rate) 75,754 Thlr., 6) zur Erwerbung eines Telegraphen-Dienstgebäudes in Königsberg i. Pr. (leßte Rate) 20,000 Thlr. ; 7) desgleichen in Karlsruhe (zweite und leßte Rate) 25,715 Thlr. ; Summe 1,728,814 Thlr. :
8. 2. Die in dem durch Geseß vom 4. Dezember 1871 (Reichs- Gesebbl. S. 412) festgestellten Reichshaushalts-Etat für das Jahr 1872 bel dem Einnahme-Kapitel 8 vorbehaltene Berichtigung der Verthei- lung der Gesammtsumme der Matrikularbeiträge von 32,115,784 Thlrn. nah Maßgabe des Resultates der am 1. Dezember 1871 stattgefun- denen Volkszählung erfolgt durch die Feststellung der Matrikularbei- träge für das Jahr 1874.
Urkundlich 2c.
Gegeben 2c.
— Ferner is dem Reichstag ein Gesetz, betreffend die Abänderung der Reichstagswahlkreise 5 und 6 des Regierungsbezirks Oppeln im Königreiche Preußen zugegangen. Daßelbe lautet: : ;
Wir Wilhelm, von Gottes Gnaden Deutscher Kaiser, König
von Preußen 2c. Â : verordnen, im Namen des Deutschen Reiches nah erfolgter Zustim- mung des Bundesrathes und des Reichstages, was folgt #** _ Einziger Paragraph. E
Die Wahlkreis? Beuthen und S — 5. und 6. Wahlkreis des Regierungsbezirks Oppeln _im Königreiche Preußen (Anläge ©. des Reglements vom 28. Mai 1870 zur Ausführung des Wahlgeseßes für den Reichstag des en Bundes vom 31. Mai 1869, Bundes- Geseßbl. S. 275), — bestehen fortan:
a. der Wahlkreis Beuthen (): |
aus den landräthlichen Kreisen Beuthen und Tarnowiß, b, der Wahlkreis Kattowiß (6): ;
aus den landräthlichen Kreisen Kattowiß und Zabrze. Urkundlich 2c. Gegeben 2c.
— Nr. 47 der Annalen der Landwirthschaft in den Königlich Preußischen Staaten hat folgenden Inhalt: Deutschland: Mittheilungen über den Stand der Rinderpest. Die Schafzucht in Nordfriesland. Verbesserungen in der Obstkultur. Die Aussichten der deutschen Wollproduktion. Zur Förderung der Bai in Frankreich. Aus Wien, Ende Mai. (Die coburgischen
üter in Oesterreich.) Aus dem Regierungsbezirke Düsseldorf. Lite- ratur: Tabellen zur Berechnung der Bodenerschöpfung und des Boden- ersaßes. Von C. Mandelblüh. Jllustrirter Jubiläums-Katalog der Verlagsbuchhandlung von Otto Spamer in Leipzig. Vademecum für Landwirthe jeden Standes. Von G. Wunderlich. Besondere Beilage zum Deutschen Reichs-Anzeiger. Vermischtes: Schuß der: Hirse vor Brandpilzen. Marktbericht. Viehpreise. Stärkepreise.
Statistische Nachrichten.
Stuttgart, 5. Juni. An dex Königlih polytechnischen Schule befinden sich im laufenden Sommerhalbjahr im Ganzen 462 Schüler und Studirende, worunter 297 Würti:mberger und 165 Nicht-Württemberger. Von den 165 Nicht-Württembergern | gehören 74 Staaten des Veutschen Reiches, 73 anderen europäischen Staaten und 18 außereuropäishen Ländern an. Die angegebene s von 462 Schülern und Studirenden steht zwar hinter der Frequenz des leßten Wintersemesters zurück, wie denn die Sommerfrequenz beim Denen wegen der von manchen Studirenden ien prafk- tishen Beschäftigung“ immer geringer ist, als die des Winters, Über- i aber die Frequenz des vorjährigen Sommersemesters (454) um 8.
Jena, 6. Juni. Die hiesige Universität ist in diesem Sommer-Semester von 425 Studirenden, darunter 17 niht imatri- kulirten, besucht. Von denselben gehören 1e 86 der thentegilden und medizinischen, 91 der juristishen und 145 der -philofophischen Fa- L Die Zahl der Docenten incl. der Lehrer freier Künste be- trägt 65.
London, 9. Juni. Die Ausweise des Handelsamtes für den Monat Mai zeigen günstigere Resultate, als die des vor- hergehenden Monats. Der deklarirte Exportwerth“ im Betrage von 22,607,082 ‘Lftrl. weist gegen“ Mai 1872" eine Zunahmé von 1,835,779 Ltrl., oder circa 9 Prozent nah. Der Gesammtwerth der R während der verflossenen fünf Moöñate zeigt einen Zuwahs von 7 Prozent gegen - den entsprechenden Zeitraum des vorigen Jahres und 26 Prozent gegen 1871. Zun Kohlèn hat während des vorigen Monats einè Abnahme von Prozent in der verschifften Quantität stattgefunden, während der h um 60% gestiegen ist; und andere Artikel, die durch die hohen Kohlen- preise wesentli affizirt werdên, wie Säuren, Steinguütwaäarén, Glas, Eisen und Maschinen, figuriren mit einem Zuwachs von 15—30 % in dem Werth des Expoits. Ein bedeutender Zuwächs ist auch “in dem Werth des Waäffen- und Munitions-Exports, nämlih 78 %, zu
Hnotiren, was zweifelsohne dem Krieg an der Westküste Afrikas zuzuschrei- ben ist. Die anderen Hauptartikel, in denen eine entschiedene Besserung ein- van ist, find: Kleidungsstücke 17 Proz., leere Säcke 36 Fd tere 23 Proz., Papier 31 Proz., Wolle 34 Proz. Von Webestoffen haben Baumwollenwaaren 8 Proz. in der Quantität und 1 Proz. im Werth zugenommen; Wollenzeuge 174 Proz. in der Quantität und 8 Proz. im Werth , während Leinwand mit einer Abnahme von 8 Proz. in der Quantität und 17 Proz. im Werth figurirt und Wollenwaaren find 15 Proz. in der Quantität und nahezu 38 Proz. im Werth gefallen. Bezüglich der Einfuhr des Monäts, so betrug deren deklarirter Werth 34,399,206 Lftr. gegen 28,297,453 Ltr. im Mai 1872 und 24,219,209 Lstr. im Mai 1871, d. h,.213 refp. 42 Proz. mehr als als in 1872 und 1871. Dieser Zuwachs ift hauptsächlich der großen Einfuhr von Konsumartikeln, wie Speck, Käse, Kaffee, Weizen, Mehl, Eier, Schin- ken, Fleisch, Kartoffeln und Reis zuzuschreiben. Die Baumwoll- ufuhren stellten fich auf 1,557,370 Centner im Werthe von 6,053,360 Lstr, gegen 1,354,584 Ctr. im Werthe von 5,720,800 Lstr. im Mai 1872. Der Weizenimport umfaßte 2,903,904 Ctr. im Werthe von 1,896,647 Lítr., gegen 2,047,194 Ctr. im Werthe von 1,294,893 Lftr., und der Mehlimport 468,373 Ctr. im Werthe von 437,669 Lstr. gegen 211,071 Ctr. im Werthe von 199,367 Lstr. Zum ersten Male zeigt der Exportausweis dieses Monats die für den Konsum von aus- wärtigen Handelsdampfern vershifte Kohlenguantität. Die Total- Ouantität des Monats betrug 239,221 Tonnen.
Kunst und Wissenschaft.
Posen, 10. Juni. Die Konferenz der Direktoren hs - herer Lehranstalten der Provinz, welche hier am Mittwoch dur den Ober-Präsidenten Günther im hiesigen Friedrich-Wilhelms-Gym- nafium eröffnet worden war, hat am Freitag ihr Ende erreicht. Der- selben wohnten 10 Gymnasial-Direktoren, 2 Direktoren vcn Progymna- fien und 4 Real-Schuldirektoren und außerdem die Regierungs- und Sl Que Dr. Polte und Dr. Milewsfi bei. Die fünf
ngelegenheiten der Tageêordnung waren folgende: 1) Wie werden die Schüler-Bibliotheken der höheren Lehranstalten am zweckmäßigsten eingerichtet und verwaltet ? 2) Was ift von der Benußung von Ueber- seßzungen Seitens der Schüler zu halten resp. welche Mittel find dä- gegen in Anwendung zu bringen ? Wie foll der Schüler aus der frenm- den in die Muttersprache überseßen, und wie ist besonders dem, jedes gründliche Eindringen in den Geist der fremden Sprache hindernden Miß- brauche gedruckter Ueberseßungen bei den Schülern am besten vorzubeugen ? 3) Wie kann auf die Konzentration des Sprachunterrichts auf Real- schulen hingewirkt werden? 4) Ueber die Herstellung einer Ueberein- stimmung sämmtlicher höherer Lehranstalten der Provinz in der deut- schen Orthographie auf der Grundlage des von dem Berliner Gym- nasial- und Reallehrervereine herausgegebenen Regelbuchs. Es wurden dabei folgende Fragen erörtert: a. Sollen die Lehrer einer Anstalt verpflichtet werden, sich über eine Art der Orthographie zu einigen? b. Soll dahin gearbeitet werden, daß alle Anstalten Deutschlands fih über eine Art der Orthographie einigen? c. Soll cine (z. B. in Han- nover) bereits angenommene Schreibweise angenommen, oder eine (z. B. in Berlin) vorgeschlagene und vorbereitete angeknüpft werden, um eine folche zu finden, die in ganz Deutschland Anerkennung und Eingang zu finden geneigt wäre? 5) Ueber den geographischen Unter- riht auf Gymnafien. Es wurden dabei folgende Fragen erörtert: a. Sollte es sich nicht empfehlen, den physikalisch- geographischen Unterrißt von der Serta nach Tertia zu verlegen? Þb. Ist es nicht wünschenswerth und thunlich, die Mythologie der Griehen und Römer, sowie andererseits die preußisch - deutsche - Ceschihte hon in der Serta und OQuinta der Gymnasien, und zwar in einer zusammenfassenden Ueber- siht mit einer, den Klafsenstunden entsprechenden Hervorhebung und Ausführung des Wichtigsten, etwa während eines Theiles der geogras- phischen Lehrstunden durchzunehmen? e. Mie könnte man Zeit ge- winnen, um die mehrfach unzureichend befundene Stundenzahl für den geographischen Unterricht zu erhöhen? 4. Die Ergebnisse des geogra- phischen Unterrichts höherer Lehranstalten haben im Allgemeinen an kompetenter Stelle bisher ein günstiges Urtheil nicht erfahren. Wie ist dieser Unterricht einzurihten, um ihm die Erfolge zu fichern, welche erreicht werden können und müfsen? — Die Resultate der Berathun- gen der Konferenz werden durch das Königliche Provinzial-Schulkolle- gium als Grundlage für weitere Anordnungen ‘und Beschlüsse an das Kultus-Ministerium eingesandt werden.
Cóôln, 7. Juni. Ueber den Fortbau am Dom entnehmen wir dem „Fr. J.“ Folgendes: Drei Etagen der beiden Westthürme find fast vollendet, und somit die erste Hälfte der ganzen Höhe er- reiht. Jn den nächsten Monaten wird ein 40 Fuß hohes Berüst aufges{lagen, wonach die Thürme die Form des Otogon annehmen und bedeutend an Umfang verlieren. Während der-Dom ir Innern fast ganz ausges{chmüdckt ist, schreitet der Bilderschmuck an den Thürmen rasch vor. Dombildhauer Peter Fuchs hat eben 11 Figuren für die dritte Etage vollendet. Dieselben find 10} Fuß hoh und lassen die Heiligen, welche fie darstellen, von unten gesehen, faft in Lebensgröße erscheinen. Diese Figuren, umgeben von reichem architektonischen Schmuck stellen vor: die heiligen drei Könige, Maria, Petrus, Severin, Gereon, Swuitbertus, Ursula, Erzengel Michael und hl. Joseph. Der Bildersch{muck der Mittelfront (Verbindung der beiden Westthürme) ist im Entstehen.
Leipzig, 6. Juni. Die Deutsche Genossenschaft dra- matischec Autoren und Komponisten hielt am 4. d. M. ihre ordentliche Generalversammlung im hiesigen Schüßenhause ab. Es erschienen persönlich 21 Mitglieder. Der Vorsißende, Hofrath Dr, Gottschall, trug einen Rechenichaftsberiht vor, welcher das stetige Wachsthum und Gedeihen der Genossenschaft konstatirte. Den Häupt- gegenstand der Tagesordnung: bildete ein zwischen dem Vorstande und der Kommission des Deutschen Bühnenvereins vorbehaltlich der Zustim- mung der beiderseitigen Generalversammlungen vereinbarter Vertrogsent- wurf zur Regelung und Vereinfachung des gegenseitigen Geshäftsverkehrs. Ungeachtet der deutsche Bühnenverein, welcher diesen Gegenstand zuerst auf der vorjährigen Caffeler Konferenz angeregt und eine besondere Kommission zur näheren Erörterung der Autorenfrage ernannt hatte, sich zur Zeil nöch nit für Annahme des Verträgs ‘erklärte, bes{loßz man doch, eventuell den Vorstand zu weiteren Véthandluñgeit zu' êr- mächtigen und in die spezielle Berathung ‘des Entwurfs“ einzutreten. Es wurden verschiedene Abänderungs- und Zusaßanträge genehmigt, die endgültige Redaktion jedo ciner Kommission anheimgegeben, welcher zugleich noch einige andere Anträge überwiesen wurden. .
Bremen, 10. Juni. Bor einigen Tagen hat Dr. Finf ch, Konser- vator des hiesigen naturwissenschaftlihen Museums,* einé Reise nah Norwegen und Lappland- angetreten, welche fich bis zum Spätherbst ausdehnen dürfte. Herr Dr. Finsh reist in Begleitung zweier Tou- risten aus Berlin und beabsichtigen die Herren namentlich die skandi- navishen Gebirge und Küsten zu bereisen und die ausgedehnten Fische- reien Norwegens kennen zu lernen. ,
— Für den Bremer Rathsfkeller ist zum Zweck eines Um- baues eine Deputation niedergeseßt. Dieselbe {lug ein-rfeits eine bedeutende Erweiterung und künstlerishe Ausshmücküng vor. Das sogenannte Senatszimmer soll mit Freskeit ausgestattet und ein Marmór- medaillon des {wäbiscchen Dichtèrs Wilhelm“ Hauff angebracht werden, der dem Bremer Rathskeller in feinen riften ‘ein - ble bendes Denkmal geseßt hat.
B @fel.- (Allg. Zeitung.) Mit einer kleinen Abnahme (150 Im- matrikulirxte gegenübêr 154" des vorigen Semesters) hat die hiesige Universität: das Sominerseinester ‘begonnen. ‘Nach 'deñ' Fakultäten vertheilen \ih: die Studirenden ‘in 38 Theologen (gégen 36), 19 Juriftén (13), 65 Mediziner (73), 28 Philosophen (32). Der Personalbestand der Dozenten hat sich nur innerhalb der theologischen Fakultät ver- ändert in ‘Folge der 'Beérufüng des Prof. v. d. Golß nah Bonn; ein
Naifölger an seine Stelle ist noch nihk gefunden; dagegen find in die Fakultät neu eingetreten rof v. Orelli aus Züri und Privat-