1873 / 143 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 19 Jun 1873 18:00:01 GMT) scan diff

welche fich aus dem Mangel an unbebaut bleibendem Terrain | ergeben, hoff man diefes monumentale Bauwerk, welches in allen Stoéwerken massiv gewölbt wird, in längstens drei Jahren u vollenden. Ein sehr gelungenes Modell des neuen Gebäudes ist vor Kurzem, nebsi einem Modell der Nationalgallerie, in Wien zur Ausfiellung gekommen.

Bayern. München, 17. Iuni. Der König, welcher fih gesiern zum Besuche des Kronprinzen Rudolf von Oester- reih nach Possenhofen begeben hatte, begleitete denselben heute Nacht auf der Rückreise nach Wien bis nach Simbach und kehrte ers heute Morgen 34 Uhr nah Schloß Berg zurück.

Der Kriegs - Minister Genera! - Lieutenant Frhr. von Pranckh i| heute Morgen nah Karlsbad abgereist und wird doselbsstt zum Kurgebrauche einen dreimonatlihen Urlaub ver- bringen. A E Dem Vernehmen des „K. v. u. f. D. nach wird im Kultus-Ministerium eine Reorganisation der bayerischen

ewerbschulen vorbereitet. 5 4 E (W. T. B.) Der König hat in Folge der Einführung des Deutschen Militärgeseges in Bayern 7 noch nach den bayerischen Militär-Strafgeseßen Verurtheilte theils be- gnadigt, theils die Strafzeit derselben abgekürzt.

AKürttemberg. Stuttgart. 16. Juni. Der hiesige Kriegerverein feierte am gestrigen Sonntage unter zahlreicher Betheiligung der auswärtigen Vereine seine Fahnenweihe.

en. Darmstadt, 16. Iuni. Der Großherzog hat heute den zum Königlich württembergischen außerordentlichen Ge- fandten und bevollmächtigten Minister am Großherzoglichen Hofe ernannten Freiherrn von Soden behufs Uebergabe seines Be- glaubigungs\chreibens, in besonderer Audienz empfangen. _

18. Juni. Zu dem heutigen Jubiläum der 25jäh- rigen Regierungszeit des Großherzogs prangt die Stadt im reichsten Festshmuck. Zur Vorfeier brahten am gestrigen Abend die hiesigen Vereine Sr. Königlichen Hoheit eine mit einem Fackelzug verbundene Serenade vor dem Residenz- \{lofse. Vorher war Zapfenstreich der Musikcorps der hiesigen Garnison. s 3

Dieselben Musik-Corps eröffneten den heutigen Festtag um 6 Uhr des Morgens dur eine große Tages - Reveille, welcher von 7 bis 8 Uhr Glockengeläute folgte. Von 9 Uhr des Mor- geds an fand der Empfang der Deputationen und Glückwün- {henden durch Se. Königliche Hoheit im Residenzschlosse stati. In den Kirchen wurde um 9 Uhr ein liturgisher Gottesdienst begonnen, der sehr zahlreich besucht war. Ï ;

Um 11 Uhr stellten sh die Truppen auf dem Exerzierplaß auf. In Parade standen 5 Bataillons Infanterie, 8 Escadrons Kavallerie, 5 Batterien Artillerie und eine Train - Compagnie. Die Truppen waren in 2 Treffen . formirt. Das erste Treffen, fommandirt vom General-Major von Förster, Commandeur der 1. Großh. (49.) Infanterie-Brigade, umfaßte das Großh. Leib- garde-Regiment (Nr. 115), das 3. Bataillon des 3. Großherzl. Infanterie-Regiments (Leib-Regiments) Nr. 117 und das 2. Bataillon des 4. Großherzoglichen Infanterie-Regiments (Prinz Carl) Nr. 118, welche beide Bataillone aus ihren betreffenden Garnisonen in Mainz und Worms Herangezogen worden waren. Das zweite Treffen war kommandirt vom General-Major von

Wichmann, Commandeur der Großherzoglichen 25. Kavallerie- Brigade. In demselben waren das gesammte Garde-Dragoner- Regiment (Nr. 23), das durch drei Escadronen von Babenhausen vervollständigt worden war, sowie die hier garnisonirenden drei ESscadrons des 2. Großherzoglichen (Leib-) Dragoner-Regiments Nr. 24, die Artillerie und der Train aufgestellt. Der Kommandirende des X1. Armee-Corps, General von Bose, war bei der Parade an- wesend. Diese wurde von dem Commandeur der Großherzoglichen Divifion, Prinz Ludwig, abgenommen. Nachdem dieses geschehen war, seßten sih die Truppen in Bewegung und marschirten, zuerst das Leibgarde-Regiment, dann die beiden Bataillone des 3 und 4. Infanterie-Regiments, hiernah das Garde-Dragoner- Regiment und die drei Escadrons des 2. Dragoner-Regiments, ihnen folgend die Artillerie, geschlofsen von der reitenden Batterie und endlih die Train-Compagnie, die mit Wagen ausgerüdckt war, die Rheinstraße entlang auf den Paradeplaßÿ. Hier defi- lirten fie vor dem Großherzog und den zur Beglückwünschung anwesenden Fürstlihkeiten, nämlich dem Kronprinzen des Deut- schen Reis, dem Erzherzog Karl Ludwig von Oesterreich, dem Großherzog von Baden, Prinz Luitpold von Bayern und dem Prinzen Hermann von Sachsen-Weimar.

Um 2 Uhr war ein Festmahl in der „Traube“ veranstaltet. Der geräumige Saal war bis zum legten Plah von Theilneh- mern aus allen Kreifen der Bevölkerung gefüllt. Der Präsident des Gesammt-Ministeriums und Minister des Großherzoglichen Hauses und des Aeußern Hofmann brate den Toast auf Se. Königliche Hoheit den Großherzog aus. Derselbe fand eine be- geifterte Aufnahme in der Versammlung, die in ein dreimaliges Hoch einstimmte. B S 5 Für das Offiziercorps waren in mehreren Lokalen Festmahle

et.

Während des Nachmittags traf der Kaiser von Rußland ein und verweilte einige Stunden bei dem Großherzog. ;

Des Abends fand die Fesivorstellung der „Euryanthe“ im Großherzoglichen Hoftheater und am S@hluß derselben ein glän- zendes Feuerwerk am- Fuße des Ludwigsmonuments und auf demselben ftatt.

Jn Beantwortung der von dem Abgeordneten Matty wegen der Stolgebühren an die Regierung gerihteten Jn - terpellation hat daë Ministerium des Innern der Zweiten Kammer einen Bericht des Ober-Konsistoriums mitgetheilt, an defien Schluß es heißt: i As

„Nath dem Stande vom 1. Januar 1850 beirugen bei einem _| Ge- sammébétrage der Pfarrbesc!dungen von 593,238 fl. 25 fr., die Stol- gebühren 27,520 fl. 52 fr. In Folge der Terriiorialveränderungen und der für einzelne Gemeinden getroffenen Anordnungen haben die Stolgebühren eine Minderung erfahren, deren Betrag wir aber chne Anstellung näherer Ermittelungen nicht anzugeben ver- mögen. Jedenfalls bilden aber die Stolgebühren, io verschieden dieselben auch in den einzelnen Gemeinden find und obgleich dieselben meist gering und den jeßigen Verhältnissen dürchaus nicht mebr enlsprechend find, einen wesentlichen Theil der Pfarrbesoldungen und im Ganzen einen bedeutenden Betrag, und és würde im Falle deren Abstellung die Beschaffung der Mittel zur Entschädigung ‘der Berbit mit großen Schwierigkeiten verbunden sein. Jedenfalls mußte bei Ablêfang der Stolgebühren ein günstigerer Mazstab an- gelegt werden, als derjenige, welcher ‘bei Ablösung der Grundrenten in Anwendung gekommen ist, indem hiertei viele Pfarreien sehr empfindliche Verluste erlitien haben. Sollte unter den

Ftehenden Verhältnissen die Aufhebung bezw. Ablöfung der Stol-

Geistlichen betrifft, au neh ein Aft der bürgerlichen Geseßgebung hinzutreten. Zu cinem selbständigen Vorgehen der Regierung ín diefer Beziehung möchte aber jedenfalls der gegemvärtige Zeitpunkt nicht geeignet sein.“

Meelenburg. Schwerin, 18. Juni. Der Ministerial- Rath Shmidt hat sich nach Bèrlin begeben, um als Kom- missar der Großherzoglichen Regierung an den Verhandlungen der deutschen Küstenstaaten über eine gemeinsame Strandungs- Ordnung theilzunehmen.

Sachsen - Coburg - Gotha. Gotha, 17. Juni. In der heutigen Sizung des - gothaischen Speziallandtags wurde ein Antrag des Abg. Trümpelmann, welcher ein Geseß zum Schugze der Fishzuht wünscht, der Staatsregierung zur thunlichsten Berückfichtigung überwiesen. Auf einen vom Abg. Heller gestern gestellten Befragungsantrag wegen des Museums- baus gab der Staats- Minister von Seebach heut folgende Er- widerung: „Ih glaube mich bei Beantwortung" der Interpella- tion zunächst auf den Standpunkt stellen zu müssen, den, wie ih vielleicht irriger Weise annehme, der Herr Interpellant ein- nimmt, nämlih den, daß in Folge der von dem früheren Land- tag an seine Verwilligung geknüpften Bedingung eine rechtliche Verpflihtung, das Museum zu vollenden, vorhanden und daher auch die Erfüllung diefer Verpflichtung zu beanspruchen sei, ohne irgend welche Rücksicht auf die Billigkeitsgründe zu nehmen, die andererseits geltend gemacht werden können. Wird von diesem Standpunkte aus die Frage an das Ministerium, mithin an mi, als den verantwortlichen Chef dessekben gerichtet, was neuerdings cehufs der Vollendung des Museumsbaus geschehen sei und was ih im Interesse einer baldigen Fertigstellung dieses Baues zu thun beabsichtige, so habe ih zu antworten: in der ersteren Bezie- R daß sih seit Beantwortung der lezten, diese Angelegen-

eit betreffenden Interpellation in der Lage der Sache nichts geändert hat ; in der leßteren, daß ih mir nichts destoweniger meiner Verantwortlichkeit der Landesvertretung gegenüber voll- ständig bewußt und jeden Augenblick bereit bin, das mir zu Gebot stehende Mittel, mich derselben zu entshütten, zu ergreï- fen, sobald mir zu der Annahme Veranlafsung gegeben wird, daß ich damit den Intentionen des Landtags entsprechen werde. Hat der Befragungsantrag dagegen den Zweck, die Vollendung des Museums wirklich zu fördern, so möchte ih glauben, daß er auf einem anderen Wege, unter Anerkennung der wobl nicht wegzuleugnenden Billigkeitsrückfihten besser zu erreihen sein werde, als auf dem Wege der Interpellation.“ Sodann beschloß der Landtag auf Antrag des Abg. Werner im Anschluß an sein gestriges Votum, welches vom 1. Juli 1874 ab die Grundsteuer aufgehoben und das hieraus resultirende Einnahmedefizit durh Einkommen- und Klassensteuer gedeckt haben will: daß Serzoglihe Staatsregierung ersuht werde, für den Fall der Aufhebung der Grundsteuer darauf Bedacht zu nehmen, daß gleichzeitig die Rückzahlung derjenigen Entschädi- gungsftapitalien zur Herzoglichen Staatskasse, welche für Auf- hebung der Grundsteuerbefreiungen infolge der Geseße vom 31. März 1841 Nr. 221 und 222 der Gefeßsammlung aus der damaligen Ober - Steuerkasse gewährt worden find, durch Geseßz geregelt werde. Darauf wurde die Berathung über den Etat der Staatskaffe 1873/74 und zwar über die zurückgestellicn Aus- gabeposten desselben fortgeseßt.

Oesterreich-Ungarn. Wien, 17. Juni. In Pesth hat vorgestern eine zweite Konferer{s der von dem Justiz-Minister ein- berufenen Iustizreform-Ekh Ete stattgefunden. _Die Majo- rität der Enquête-Mitglieder hat sich für die theilweise Rezeption des ösfterreichishen bürgerlihen. Gefeßbuches ausgesprochen, des- selben Geseßbuches, welches von den Judex-Kurial-Konferenzen 1861 verworfen wurde.

Schweiz. Bern, 18. Juni. (W. T. B.) Der Bun- desrath hat die beiden neuen Genfer Geseze Betreffs der Or- ganisation des katholischen Kultus und Betreffs der Theilnahme an den Gemeindewahlen genehmigt. E

Genf, 18. Juni. (W. T. B.) Die Kaiserin von Rußland is gestern Abend 10 Uhr hier eingetroffen und wird sich den heutigen Tag über hier aufhalten. Morgen wird die- selbe nah Stutigart abreisen und alsdann mit dem Kaiser in Ems zusammentreffen.

Niederlande. Haag, 15. Iuni. Eine Veröffentlihung im „Staats-Courant* bestätigt die Nachricht, daß bei der Fort- sezung der Expedition gegen Atchin die militärische und die di- plomatishe Leitung des Unternehmens in der Hand des pensio- nirten General-Lieutenant I. van Swieten vereinigt sein wer- den. Wie verlautet, hat der Prinz Heinrich der Nieder- lande (der Proteïftor der niederländish-ostindishen Dampf\schiff- fahrts-Gesellshaft) zu Port Said ein an den Bassins gelegenes ausgedehntes Terrain erworben, um ‘auf demselben große Eta- blifsements für Zwecke des niedérländischen Handels errichten zu lasen.

Belgien. Brüssel, 18. Juni. Der Schah von Per- sien besuchte gestern in Begleitung des Königs die St. Gudula-Kirche, das Museum, das Rathhaus und das Shloß Laeken. Später fand bei Hofe ein Galadiner statt. Heute früh 5 Uhr hat der Schah Brüfsel verlassen und fih nah Ostende begeben.

Großbritannien und Irland. London, 17. Juni. Der Großfürst-Thronfolger von Rußland traf gestern, begleitet von seiner Gemahlin und seinen zwei Kindern, den Großfürsten Nikolaus und Georg, vön Antwerpen kommend, an Bord der Kaiserlih russishen Yacht „Standard“ in Woolwich ein. Am Landungspier war eine Ehrenwache, bestehend aus einer Batterie der 17. Artilleriebrigade mit der Regimentskapelle in Paradeuniform aufgestellt. Kurz vor der Ankunft der Kai- serlihen Yacht erschienen der Prinz und die Prinzessin von Wales mi einer Kavallerie-Eskorte zum Empfange ihrer Verwandten, und auf dem Verdeck des „Standärd“, der in Be- gleitung des „Rurik“, eine Dampffregatte der russishen Marine, und der Yacht des Hafenmeisters gegen 2 Uhr in Woolivich án- langten, fand die Begegnung zwischen den Kronprinzlihen Paa- ren statt. Als die Hohen Herrschaften ans Land stiegen, die Großfürstin am Arme des Prinzen von Wales und die Ge- mahlin des Letzteren am Arme des Großfürsten, feuerte eine am Pier fiationire Feldbattere 21 Salutshüsse ab, und die Kapelle spielte die russishe Volkshymne. Unter den Personen, die fich zum Empfange Ihrer Kaiserlichen Hoheiten eingefunden hatten, befanden der russfishe Botschafter und die Gräfin Brunnow, der dänishe Gesandte Graf Bülow, Vis- count Sidney, Statthalter der Grafschaft, und der russische

gebühren cder auch nur eine wefentliche Aenderung in dem Bezuge derjelter tür 12ffen erfannt werden, jo könnte solche wohl nit alizin im Wege der firlihen Gesebßgebung erfolgen, sondern es müßte, namentlié was die Aufbringung der Mittel zur ckcchatloëshaltung de-

Vize-Konsul. Als die Hohen Herrschaften den Pier entlang ïa- | men, wurden fie von den Sl lacbäitera mit stürmischem Jubel

gen unter Eskorte von Dragonern fortgeseßt. Jhre Kaiserlichen

oheit wohnen mit ihren Kindern im Malborough-House, wo diesel- bea bald nach ihrer Ankunft die Besuche des Herzogs von Edinburgh und der übrigen Mitglieder der Königlichen Familie empfingen. Am Abend besuchten die Hohen Gäste in Begleitung des Prin- zen und der Prinzessin von Wales die italienische Oper im Con= ventgarden-Theater.

des hiesigen Deutschen Wohlthätigkeits - Vereins in Willis Rooms statt.

Frankreich. Paris, 17. Juni. Die Dezentralisas- tions-Kommission versammelte sh gestern unter dem Vor- siße Randots und beschloß, daß jeder Bürger, der seit sechs Monaten auf der Wahllifte der Gemeinde, in welcher er geboren wurde, eingetragen is, das Recht habe, in dieser Gemeinde zu wählen. In anderen Gemeinden aber soll derselbe drei Jahre ansässig sein, ehe ihm das Wahlrecht zuerkannt wird. E Die von dem obersten Unterrihtsrathe für die Prüfung der Jules S “va ernannte Kommission at fih gegen dieselben ausge|prochczen.

s dis Renccal Stang wird \sich am 21. d. M. auf dem „Kleber“ nah Algerien begeben, um das General-Gouvernement zu übernehmen. i E

Das „Pays“ meldet: „Man arbeitet gegenwärtig in St. Etienne an der Umwandlung einer Anzaht Gewehre des Chassepot-Systems (vom Modell 1867) in das Beaumonts-Syfstem. Diese Waffen werden wahrscheinlih einem der Jäger-Bataillone der Armee von Versailles versuchsweise zugetheilt. Das gegen- wärtig gebräuhlihe Bayonnet wird gleichfalls verändert. Zwei Neubildungen werden vorgenommen : die Verkürzung des Jeßt gebräuhlihen Säbels und die Ersezung dieses Säbels dur ein Bayonnet mit graden Flächen.“ :

18. Juni. (W. T. B.) Die Sektion des oberen Handelsrathes, welche damit beauftragt war, die Frage -be- züglih der Steuer auf Rohstoffe und der Flaggenzuschlagsteuer zu prüfen, hat heute den Bericht Leurents entgegengenommen, welcher sich für die Abschaffung diefer Steuern ausspricht. Die Sektion hat sich den Ansichten des Berichtes angeschlossen. Der gesammte obere Handelsrath wird fich ungesäumt über denselben Gegenftand aussprechen. L

Einer Mittheilung der „Agence Havas“ zufolge hat fich Ranc, um einer eventuellen Präventivhaft zu entziehen, nah London begeben. Das in Lyon erscheinende radifale Journal „Petit Lyonnais“ ist auf 2 Monate suspendirt worden. ;

Versailles, 18. Iuni. (W. T. B.) In der heutigen Sizung der Nationalversammlung wur®e, nachdem Ba- ragnon seinen Bericht, in welchem die Genehmigung zur Ein- leitung des gerichtlihen Verfahrens gegen Ranc beantragt wird, vorgelegt hatte, beshlossen, morgen über denselben in Berathung zu treten. Die Nationalversammlung wird in kürzester Frist die Diskussion des Militärreorganisationsgeseßes beginnen unD dürfte fih darauf für eine Zeit lang vertagen.

Italien. Rom, 18. Juni. (W. T. B.) Der Minister - Präsident Lanza hat sich heute nach Turin begeben, um dem Könige das Geseg über die religiösen Körper- schaften zur Sanktion vorzulegen und demselben Vortrag über die gegenwärtige parlamentarische Lage zu halten. H

Die „Voce della Verità“ veröffentliht die vom Papste beim jüngsten Empfang des Kardinal-Kollegiums gehaltene Rede.

Die Königin Isabella is mit ihrer Tochter hier ein- getroffen. Dieselbe wurde am Bahnhof von zwei Prälaten be- grüßt und nah dem Vatikan geleitet, woselbst fie vom Papste empfangen wurde.

Türcei. Wie der „Morning Posi“ aus Konstan.- tinopel gemeldet wird, hat der türkishe Minister für Kommu- nikationsmittel seiner Regierung einen Vorschlag für eine allge- meine Herabsezung der Post- und Telegraphen-Gebühren unter- breitet.

Nußland und Polen. St. Petersburg, 18. Juni, (W. T. B.) Von der Expedition nah Chiwa sind die folgenden Nachrichten hier eingetroffen: Am 26. Mai fand die Vereinigung der orenburgischen Truppenabtheilung mit der auf der Halbinsel Mangyschlak zusammengezogenen Kolonne ftatt. Die beiden vereinigten Detachements {chlugen am folgenden Tage die ihnen gegenüberstehenden feindlihen Truppen in die Flucht und nahmen Codscheili mit Sturm. Am 1. Juni wurde nach heftigem Widerstande die Stadt Mangyt eingenommen. Der General Kaufmann hat den Amu-Daria in einer Entfernung von 35 Werst von Chiwa überschritten.

_ Dänemark. Kopenhagen, 16. Juni. Der König fam heute in Begleitung des Konseils-Präsidenten, Grafen Hol- stein-Holsteinburg von Schloß Friedensburg zur Stadt, um auf Schloß Christiansborg öffentlihe Audienz zu geben. Gestern waren der Konseils-Präsident und „der Minister des Auswär- tigen auf Schloß Friedensburg zur Tafel geladen.

Amerika. Aus New-York wird unterm 17. d. M. per Kabel gemeldet: In Cincinnati, Memphis und Nashville ist die Cholera ausgebrochen, wel{cher hauptsählich unter der Negerbevölkerung täglich im Durchschnitt 15 Personen erliegen.

Berichte aus Hav..nna melden, daß die cubanishen Insurgenten eine Abtheilung von 90 Spaniern überfielen, von denen fie 40 niedermeßelten. Aa, ;

Aus Panama, 25. Mai, wird gemeldet : Zwischen dem Nationalbataillon Pichinha und dem Lofkalbataillon Isthmo hat ein blutiger Kampf stattgefunden, der 23 Stunden währte. Das leßtere Bataillon, welches 400 Mann zählte, un- terlag dem ersteren, das nur 130 Mann stark war. Der Friede, welcher den 9. Mai in Panama befiegelt wurde, stipulirt die Restauration des früheren Präsidenten Neira. Das Bataillon Pichinha verlor 23 Todte und 33 Verwundete, das Bataillon Isthmo 39 Todte und 80 Verwundete. Der Dampfer „Ba- varia“ aus Hamburg, der in St. Martha und Carthagena vor Anker ging, brahte nach Colon wichtige Nachrichten aus dem Innern der Republik. j

Man meldet aus Bogota, daß der Präsident der Republik Columbia, Murillo, seines Amtes entsezt und General Tru- jillo, ein Günftling des Generals Mosquera, zum provisorischen Präsidenten der Union ausgerufen wurde. (

Der Dampfer „Honduras“ bringt ‘aus Centralamerika folgende Nachrichten :

Guatemala. General Barrjos wurde an Stelle von Don Miguel Garcia Granados, der provisorish dieses Amt ver- \äh, zum fonstitutionellen Präsidenten der Republik gewählt. Die Situation des Landes wird für sehr befriedigend angesehen. Die herrshende Ruhe erlaubte, die Armee zu reduziren. “Der Sas sendet regelmäßig die nöthigen Summen an seine Lon-

! begrüßt. Die Reise von Woolwih nach London wurde zu Wa-

doner Bangüiers zur pünktlihen Zahlung der Interessen der

Gestern fand: die 56. Jahresversammlung mit Festdiner

Anleihe von 1869. Die beiden lehten Zucker- und Kaffee-Ernten waren fehr ergebig.

Honduras. Das amtliche Bulletin meldet, daß die Ein- nahmen der ersten {hon seit mehreren Monaten eröffneten Sek- tion der Eisenbahn die Betricbskosten decken. Man beabsichtigt in Porto Cortez ein Waarenentrepot zu errichten, die Route von der Hauptstadt nah Potrerillos auszubessern und andere Arbei- ten zur Erleichterung des Verkehrs auszuführen.

Nicaragua. Aus Europa find vier Ingenieure angekom- men, um die öffentlihen Arbeiten zu dirigiren.

Costa Rica. Der Präsident zeigte in seiner Botschaft an den Kongreß an, daß die Grenzstreitigkeiten mit Columbia in einer für beide Staaten befriedigenden Weise beigelegt wur- den. Die finanzielle und E Lage von Costa Rica ift blühend. Die Staatseinnahmen haben sich seit 1869 ver- dreifacht.

__— Aus Paraguay meldet die neueste Poft: Die argen- tinische Misfion ist gescheitert. Die paraguitishe Regierung wei- gert fih, mit General Mitre zu unterhandeln, fo lange die argen- tinishen Truppen den Chaco besetzt halten. Ueberdies greift die Caballero-Revolution so um si, daß die paraguitishe Regierung im Begriff ist, sh um das Protektorat Brasiliens zu bewerben.

Neichöôtags- Angelegenheiten.

Berlin, 19. Juni. In der gestrigen Sizung des Reichs- tages beantwortete der Bundesbevollmächtigte Wirklicher Geheimer Rath v. Philipsborn die Interpellation des Abgeordneten Harkort in Betreff des Schiffes „Ferdinand Nieß “, wie folgt: ___ Meine Herren! Nach den Mittheilungen, die ich vor etwa Jahres- frist in dieser Anoelegenheit dem Hohen Hause zu machen die Ehre gehabt habe, glaubte ih fast annehmen zu dürfen, daß die Sache hier niht weiter ‘zur Sprache kommen werde. Indem dies- indessen ge- geschehen ist, trage ih fein Bedenken, dem von dem Herrn Vorredner geäußerten und in der Interpellation näher dargelegten Wunsche zu entsprechen nd mitzutheilen, was die Regierutg über den Verlauf der Angelegenheit amtlich erfahren hat, welchem sie zugesagtermaßen un- ausgeseßt gefolgt ist. j

Das Verfahren gegen die Sachverständigen, welches im Mai v. J,, als die Sache hier zum leßten Male besprochen wurde, noch s{chwebte, und auf welches sih der erste Absaß der Interpellation bezieht, ist jeitdem ebenfalls beendigt. Nach Beseitigung cines Kompetenzkonflifts hat. das mit der Entscheidung betraute Gericht erster Instanz sein Urtheil gefällt. Das Erkenntniß lautete auf Freisprechung. Gegen dieses Erkenntniß hat die portugicfishe Regierung die Revifion einge- legt, um ihrerseits nichts zu unterlassen, und um ihrerseits, fo viel als möglich, zu einer Aufklärung und gründlichen Erwägung der Sache beizutragen. Die Sache ging an das Obertribunal in Lissabon, und dieses Obertribunal hat vor wenigen Wochen, am 13. Mai d. J., scin Urtheil dahin gefällt, daß der Revision nicht statt zu geben sei. Damit ift aljo das erste freisprehende Erkenntniß aufrecht erhalten. Die Nachricht über diesen eben von mir dar- gestellten Hergang ist erst vor wenigen Tagen hier eingegangen. Jch darf danach annehmen, daß auch dieser leßte Prozeß, der Prozeß gegen die Sachverständigen, der zu der ganzen Reihe der vershiedenen mehr oder minder großen Kriminalprozesse in dieser Anlegenheit ge- hôrt, damit seine Endschaft erreiht hat. Auf die Details, die in dem Verfahren zur Sprache gekommen find, und auf die der ver- ehrte Herr Vorredner im Allgemeinen hingewiesen hat, glaube ich unter diesen Umständen und bei der Lage der Sache hier .nicht näher eingehen zu können, noch ‘eingehen zu dürfen. Ob “und welhe Schritte nun die Juteressenten, und damit g-he ih zu dein zweiten Absaß der Interpellation uber _—— N Geltendmachung ihrer Schädensansprüche im Civilprozeß bei folher Sachlage zu thun für möglich halten, das, glaube ih, muß der eigenen Beurtheilung der Betheiligten überlassen bleiben. Erft wenn dies fest steht, dann wird die Regierung in der Lage sein zu er- messen, ob und in welhcr Weise sie dabei, - also bei den Schritten, die die Interessenten zu thun gedenken, im Stande fein wird, ine Unterftüßung zu gewähren. Das, meine Herren, was ich eben voxrzu- tragen die Ehre gehabt habe, das ist die neueste uns befannte Sach- lage, und ih glaube, daß wir au vorläufig auf ein Weiteres unse- rerseits von Lissabon aus nicht rechnen Éönnen.

In "der Diskussion über den Gefezentwurf, betreffend die Einführung der Verfasfung des Deutschen Reichs in Elsaß-Lothringen, beantragte der Abg. Völk zu dem ersten Absaß des H. 6, welcher lautet: „Das Wahlgeseß für den Deutschen Reichstag tritt am 1. Januar 1874 in Elsaß-Loth- ringen in Kraft“, folgenden Zusaß: „kann jedoch dur eine vom Kaiser mit Zustimmung des Bundesraths zu erlafsende Verord- nung noch vor diesem Zeitpunkt in Wirksamkeit geseßt werden.“ Der Abg. v. Bernuth erblickte in dem Amendement eine Wieder- aufnahme seines gestrigen auf Streihung der Worte: „am 1. Januar 1874“ gestellten Antrags und beantragte, heute über diese Worte getrennt abzustimmen. Der Präfident des Reichs- kanzler-Amts Staats-Minister Delbrü erklärte hierauf:

Meine Herren! Als der Jhnen vorliegende Entwurf im Bundes- tfanzler-Amt ausgearbeitet und im Bundesrath berathen wurde, hatte man, ehrlich dejagt, an die Eventualitäten niht gedah:, auf die gestern der Herr Abg. v. Bernuth und heute der Her- Abg. Dr. Völk hingewiesen haben. Hätte man sich diese Eventualitäten vergegenwärtigt, so glaube ich bestimmt anxehmen zu dürfen, Sie würden alsdann den Gesehentwurf in der Form erhalten haben, wie der Herr Abg. v. Bernuth fie gestern vor- {lug und wie ich sie, beilävfig gesagt, für den rihtigen Ausdruck des Gedankens halte, der hier im Haufe angeregt worden ist, für den rihtigen Ausdruck namentlich deshalb, weil damit alle Bedenken er- ledigt find, welche der Herr Abg. v. Hoverbeck vorhin hervorgehoben hat, Bedenken, deren materielle Begründung ich zwar nicht anerkennen, deren formelle Berechtigung i aber allerdings nit bestreite. Wir legen, wie ih glaube, der Frage, ob \o oder so entschieden wird, einen beson- deren Werth nicht bei; wenn aber einmal aus dem Haufe zur Sprache gebracht ist, daß in einem Geseße eine Bestimmung enthalten ift, die bei sorgfältiger Erwägung und um allen Eventualitäten gerecht zu werden, lieber niht darin wäre, so glaube ich, könuen wir gar nicht anders, als sagen, wir sind damit einverstanden. Es wird das eine, wenn auch praftisch vielleiht völlig bedeutungslose, aber

theoretisch richtige Korrektur der Vorlage werden.

Nr. 42 des Amts - Blatts der Deutschen Reichs- Postverwaltung hat folgenden Inhalt: General-Verfügung vom 31, Mai 1873. Aenderung - des Kontrolverfahrens hinsichtlich der Einnahme- und Ausgabe - Ergebnisse aus dem Poftanweisungsverkehr.

Die neuesten Entscheidungen des Reichs-Ober- P tgetiato in Leipztg betreffen die Fragee: Ist der och Dienstbote, Gewerbe- oder Handlungsgehülfe? Wesen und Begründung der Bereicherungsklage. -Gelegenheitsgesell- schaft. Kauf „für die Sozietät“ und „Genehmigung“ desselben, wie müssen sie beschaffen fein, um rechtliche Wirkung ' zu haben? Veränderung des Kaufobjekts (durch Abscheeren der Hammelshwäaze). Verzug in der Abnahme. Durch Privat- abkommen fann die Zuständigkeit des Ober-Handelsgerichts nicht aus- geschlossen werden.

__— Nr. 49 der Annalen der Landwirthschaft in den Königlich Preußischen Staaten hat folgenden Juhalt: reußen: Ueber die Zeitdauer der akademischen Fachstudien für die lôspiranten des Königlichen Forstverwaltungsdienstes. Dänemarks Landwirths{chaft- 1872. Aus dem Berichte über die Thätigkeit des

Afklimatisationsvereins in. Berlin im Jahre 1872. Aus dem Regie- rungsbezirfe Stétalsund. Litèératur: Die Kultur und Zubereitung des, Flahses von A. Kodolányi. Besondere Beilage zum Deutschen Reichs-Anz?iger. Vermischtes: Die XIX. Wanderversammlung der Bienenwirthe Deutschlands und Oesterreihs. Die 11. Wanderver- sammlung des s{leswig-holsteinschen Centralvereins für Bienenzucht. Die XXV. Generalversammlung des landwirthschaftlichen Central- vereins der Provinz Sachsen 2c. Verlängerung des Anmeldungster- mins für die internationale Pferde-Ausstellung in Wien. Bericht über den Handel mit Zug- und Zuchtvieh. Wollmärkte. Marktbericht. Viehpreise. Stärkepreise.

Statistische Nachrichten.

Von polnischen Flößern in Danzig find bis zum 18. Juni als an der Cholera erfranft 27 in die Hülfslazarethe zu Neufähr uñd Strohdeich eingeliefert worden, von denen 19 verstorben. In Warschau is die Cholera seit dem 30. Mai wieder auf- getreten. Es waren bis zum 12. Juni 19 Personen an der Seuche erkrankt und 4 gestorben.

Das statistische Bureau der Stadt Altona veröffentlicht eine Uebersicht des im Jahre 1872 im Hafen vonAltona statt- gefundenen Seeschiffsverkehrs. Nach derselven find einge- laufen 1073 Seeschiffe von 53,035 Last Tragfähigkeit 4000 Pfd.), von welchen 891 von 46,016 L. mit Ladung und 182 von 7019 L. in Ballast eingingen. An diesem Verkehr waren hauptfächlich folgende Flaggen betheiligt: die deutshe mit 803 Sch. und 26,751 L. (Preußen 738 Sch. und 16,516 L, Hamburg 40 Sw. und 6460 L., Oldenburg 14 Sch. und 1365 L, Bremen 5 S. und 1295 L., Mecklenburg 6 Sch. und 1115 L.),- die dänische mit 59 Sch. und 2957 L, die großbritanniscje mit 150 Sch. und 15,525 L., die nied-rländische mit 28 Sch. und 2321 L., die norwegische und \{chwedische mit 20 Sch. von 2701 L. Nach den Herkunftshäfen vertheilten fih' die Schiffe folgendermaßen: von Preußen 525 Sch. von 8872 L., Oldenburg 56 von 570 L, Bremen 41 von 856 L., Hamburg 75 von 5030 L., Ru!*land 11 von 2695 L. ckSc{weden 3 von 51 L., Norwegen 41 von 2450 L., Dänemark 37 von 624 L, Großbritannien 139 von 10,275 L., Niederland: 35 von 1100 L, Portugal 1 von 52 L, Jtalien 1 von 255 L., ‘der Türfei 1 von 296 L., Nordamerika 9 von 2900 L., Westindien 46 von 5535 L, Südamerika, Ostküste 30 von 5436 L, Südamerika, W-stküste 3 von 1423 L., Afrika 11 von 1924 L, British-Oftindien 5 von 1711 L., Niederländisch-Ostindien 2 von 785 L, China 1 von 195 L. Unter den angekommenen Schiffen be- randen sich 17 beladene Dampfschiffe von 5975 L.

Ausgelaufen find von Altona 1084 Seeschiffe von 55,206 L., von welch°n 464 von 18,958 L. beladen, die übrigen 620 von 36,248 L. in Ballast waren. Von diesen Schiffen waren bestimmt nach: Preu- ßen 526 von 8018 L, Oldeaburg 18 von 234 L, Mecklenburg 1 von 138 L., Bremen 10 von 888: L., Hamburg 207 von 15,769 L., Ruß- land 3 von 947 L, Schweden 2 von 218 L, Norwegen 26 von 1769 L., Dänemark 51 von 987 L, Großbritannien 197 von 20,794 L, den Niederlanden 16 von 386 L., Frankreich 1 von 116 L, Portugal 1 von 52 L., Nordamerika 2 von 321 L, Westindien 7 von 1008 L., Südamerikas Ostküste 4 von 567 L, Südamerikas Westküste 2 von 385 L., Afrika 9 von 1881 L., British-Ostindien 1 von 728 L. Es befanden sich hierunter 18 Dampfschiffe, nämlich 4 beladene von 2060 L. und 14 leere von 4622 Last.

München, 14. Juni. Von den verschiedenen Ministerien find a:f Grund der Königlichen Verordnung vom 6. April 1869, die A n- stellung von Unteroffizieren in subalternen Civilstellen betreffend, im Jahre 1872 dem „Bayer. Bl.“ zufolge angestellt wor- den: A. Militärbewerber: vom Staats - Ministerium des Acußern, General-Direftiou- der Verkehrê-Anstalten, 33; vom Staats - Ministe- rium der Justiz 13; vom Staats - Ministerium des Jnnern 3; vom Staats-Ministerium des Innern für Kirchen- und Schulangelegenhei- ten 14; vom Staats-Ministerium der Finanzen 39; vom Kriegs Mi- nisterium 200=293. B. Von Bewerbern, welche bei bereits früher erfolgter Vormerkung und Verwendung vermöge 24jähriger Dienstzeit in Civil und Militär konkurriren: von der General - Direktion - der Verkehrs-Anstalten 1; vom Staats-Ministerium der Justiz 13; vom Staats-Ministerium des Jnnern- 5; vom Staats-Ministerium der Fi- nanzen §; vom Kriegs-Ministerium 67=94. Im Ganzen haben also im vorigen Jahre 387 derartige Anstellungen stattgefunden.

Das Organ des deutschen Brauerbundes, die „Allg. Hopfen- zeitung“, veröffentlicht anläßlich der am 16. d. M. in Wien erfolgten Eröffnung des internationalen Brauerkongresses eine Festnummer, welche über die Biecprodufkftion in Desterreich- Ungarn Folgendes enthält:

Wie in feinem anderen Bierlande hat die Biererzeugung Oester- reis im leßten Jahrzehnt große Dimensionen erreicht. Die Geschäfts- vèriode 1871/72, nämlich die Zeit vom 1. September 187i bis Ende August 1872, summirt nah der beifolgenden Tabelle:

Brauereien. Eimer. Steuer. Oesterreich 2337 19,043,766 21,580,188 Ua 2 1,183,596 1,392,097 in Summa . 2612 20,227,362 22,972,285 In den beiden Vorjahren und zwar: : 1869—70.

1870—71. i Eimerzahl. Steuer. Eimerzahl. Steuer. 16,626,145 18,183,932

fl. 18,015,732 21,383,826 sonach in den beiden leßten Jahren eine Vermehrung von 3,601,217 Eimern und 4,788,353 fl. Steuercinkommen.

Ueber die Zunahme der Biererzeugung einzelner Krouländer in dem leßten Geschäftsjahre im Verhältniß zum Geschäftsjahre 1861 bis 1871, also 10 Jahre früher, geben folgende Zahlêènreihen einen genauen Ueberblick.

1861/62. 1871/72.

Eimer. Eimer. 2,807,204 4,736,653 964/351 1,382,567 305,352 389,532 5,086,930 7,815,816 1,197,224 1,848,434 235,091 453,122 712,241 861,273 40,295 72773 541,640 943,288 201,440 185,759 55,675 88,440

2,780 263,329

Oesterrei u. d. Enns Oesterreich o. d. Enns Silb 244 Böhmen . O Mähren .

Séhlefien .

Galizien . Bukowina Steiermark . Kärnten . K e e. Küstenland ohne Triest

und Umgegend . 9,049 Tirol und Vorarlberg . 279,986 in Oesterreich . . 12,432,478 19,043,766 in Ungarn . ., 1,010,516 1,183,596 E Total 13,442,994 20,227,362 Was ¿Pes die Brauereien von Wien und Umgegend betrifft, folgt eine Darstellung des Jahres 1872 im Vergleiche zu den vörher- gehenden aht Jahren, welche konstatirt, daß die Bterfabrikation seit 1864 um nahezu 100 % gestiegen ist. ;

1872. 1871.

Eimerzahl.

718,950 680,190

503,200 518,000 483,000 508,200

331,200 287500 312,288 267,120 286,260 ‘228,085 S 230,600 233,000 Núüßdorf . . 245,400 i

Kleinschwechat . St.-Marx Liesing Brun. Hütteldorf Ottäkring

__Die Bier-Aus- und Einfuhr des allgemeinen sfterreihisch-unga- rischen Zollgebi-tes- ergab in den leßten beiden Jahren folgende Uebersicht :

I. Ausfuhr. Gtr.

1801 : Merth. In Flaschen und Krügen 2,759 41,285 fl. L 391,991 1,959,955 , Summa . 394,750 2,001,340 fl. 1871/72. Cétr.

5 4 Werth. In Flaschen und Krügen 4,578 63,670 f. E R es 329,933 L600 S i Summa . 328,513 1,738,345 fl. : Der Werth der Gesammtausfuhr hat fsonach um 262,995 fl. abgenommen. i Il. Gesammteinfuhr. 1870/71. 1371/72. Ctr. Werth. Ctr. Werth. 6036 48,572 ffL. 7239 55,412 f. ° Die Gesammteinfuhr ist also um 1203 Ctr. und 6840 fl. Werih

gestiegen. Kunst und Wissenschaft.

Der Dichter Hoffmann von Fallersleben feierte am 14. Juni *ein fünfzigjähriges Doktor-Jubiläum. Am genannten Tage 1823 wurde er vom Rektor und Senat Universitatis Lugduno-Batavae zu Leyden zum Magister und Doktor fkreirt, nachdem er der Universität den ersten Theil seiner Horae belgicae eingesandt hatte. Seit mehr als einem Dezennium lebt der Dichter als Bibliothekar des Herzogs von Ratibor auf Schloß Corvey an der Weser.

In Edinburgh starb am 14. d. M. Dr. William Ste- venfon, Professor der Gottesgelahrth¿eit und Kirchengeschichte an

dortiger Universität.

i Landwirthschaft. __ Berlin, 19. Juni. (Wollbericht.) Der Markt begann mit einem sehr lebhaften Geschäft hon am gestrigen Nachmittag, das im Laufe des heutigen Tages \fih noch lebendiger entwickelte. Jnsgesammt belief sich die Summe der angefahrenen Wollen bis zu heut Mittag auf circa 45,000 Ctr. Von diesen waren circa 31 bis 32,000 Ctr. neu eingetroffen, der Rest, alte Wollen. Das Gefammtquantum läßt sih erst morgen bestimmter angeben, ebenío auch die Preise zu denen gehandelt wurde, welchèe im Großen und Ganzen zur Zufriedenheit der Verkäufer ausfielen. Die Wellen, welche auf dem Markt ange- fahren waren, sind größtentheils als Mittelwolleu zu qualifiziren. Die Landzufuhren waren im Großen und Ganzen nur gering. Die meisten Quanten trafen ver Eisenbahn ein und gelangten von den Bahnhöfen mittelst der Verbindungsbahn und der Viehmarktbahn nach dem Markt, auf dem hinreichend bedachte Zelte errichtet find, um die Wollen vor Sonne und Regen zu s{hüßen.

Wien, 18. Juni. Ueber die Ernteaussichten inODesfterreich- Ungarn schreibt der „Wiener Geschäftsbericht“: „Die Witterungsver- hältnisse cheinen der bevorstehenden Ernte überaus günstig zu sein, - denn übereinstimmenden Nachrichten zufolge ist der Saatenstand ein vollkommen befriedigender, die Befürhtungen in Betreff des Rostes find zum größten Theile ges {wunden und die beginnende Rapseruie icheint reichlich ausfallen zu wollen.“

19. Juni. (W. T. B) In Vervollständigung der gestrigen Nachrichten über die vorauëêsichtlihe Ernte meldet die „Presse“, daß, weni nicht neuerdings ein Umschlag des Wetters ein- trete, in Cerealien eine anftändige Mittelernte zu erwarten sei, wäh- rend Heuwuchs und die Produktion anderer Futterkräuter als überaus reich bezeihnet werden können; die Oelfrucht sei in diesem Jahr be- sonders gediehen und Ungarn allein werde eine Rapsernte von 10 Mill. Meten nächster Tage unter die Sichel bringen.

Gewerbe und Handel.

Königsberg, 18. Juni. (W. T. B.) Unter dec Torf- arbeitern in War niken ist ähnlich wie in Brüsterort gleichfalls eine Revolie ausgebrochen. Ein Arbeitsaufseher ist durch Messerstiche verwundet worden. Die 6 Hauvpträdelsführer wurden verhaftet.

Wien, 19. Juni. (W.: T. B.) ‘Dié „Neue freie Presse“ meldet: Die in Pesther Blättern erwähnten Unterhandlungen in der Bankfrage reduziren sich auf Bestrebu ‘gen des ungarischen Finanz-Mintiters, für die ungarischen Bankfilialen ausgiebigere Dotationen zu erlängen.

Verkehrs-Anstalten.

Der Direktion der Altona-Kieler Eisenbahn-Gesell- schaft ist zur Vornahme der erforderlichen Messungs-, Nivellirungs- und sonstigen Vorarbeitéèn innerhalb des Großherzogthums Mecklen- burg-Schwerin behufs Ermittelung und Feststellung der Richtungslinie für eine von Oldesloe über Mölln nah Hagenów zu erbauendè Eisenbahn, nach vorgängiger Sicherheitsleistung für den Ersaß etwaiger, durch diese Arbeiten veranlaßter Schäden, die nahgesuhté ländes- herrlihe Erlaubniß ertheilt worden.

London, 17. Juni. Von dem neuen atlantischen Kabel sind einem Telegramm von Kapitän Halpin, dem (“ommandeur der Erpedition, zufolge bis zum 16. Juni 176 Meilen gelegt worden. Die Orientalische Telegraphen-Gesell schaft hierselbst zeigt die Eröffnung eines Duplikatkabels von Cornwall nach Spanien, 1o wie eine Herabseßung ihres Depeschentarifs von 12 sh. j d. auf 8 sh. per Telegramm von 29 Worten an.

Aus dem Wolff'\chen Telegraphen-Bureau.

Wien, Donnerstag, 19. Juni. Die amtlihe „Wiener Zeitung? veröffentlicht die Additional-Konvention zu dem zwischen Oesterreih und Bayern über die Richtung der nassen Grenze an den Flüfsen Saalach und Salza abgeschlossenen Stáäats- vertrag, sowie den Staatsvertrag zwischen Oesterreich-Ungarn und Bayern über die Herstellung der Eisenbahnlinien Landau- Eisenstein-Pilsen und Passau-Kuschwarda-Strakowiß.

Rom, Mittwoch, 18. Juni. Die Deputirtenkammer hat den Gesezentwurf über die Herstellung 7 neuer Eisenbahnliniek in der Gesammilänge von 450 Kilometer in Venetien, sowie das Ergänzungsbudget pro 1873 angenommen. Die in derm [eßteren -bezifferien Ausgaben betragen 1552 Millionen. i

Konstantinopel, Mittwoch, 18. Juni. Dié Eröffnung der Eisenbahnlinie von hier nah Adrianopel hat héute statt gefunden. An der Eröffnungsfahrt nahmen der Großvezier, mehrere Mitglieder des Minifteriums, der Baron Hirsh und die Bahn-Ingenieure Theil. Die Bahn erwies fich als vollkómmen betriebSfähig. |

Philippopel, Mittwoch, 18. Juni. Der Eröffnungstermin der neu eröffneten Bahn von Konstantinopel nách Adrianopel, welcher um 1 Uhr lehteren Ort verlässen hätte, is hier úm 67 Uhr Abends eingetroffen. “Der Zug legte 44 Kilometer per Stunde zurü.

St. Petersburg, Donnerstag, 19. Juni. Ueber die geftern gemeldeten Zusammenstöße der russishen Truppen ''iiît "dén Chiwesen liegen weitere Details vor. Darnach wären die leßte- ren bei Codscheili \sechstausend Mann ftark und führten ne Kanonen mit sih; bei Mangyt betrug ihre Stärke 3000 Mün mit 3 Kanonen. Die Befestigungen der Stadt Mangyÿt wukden von den Russen zerstört. General Werewkin ist nöch drei ‘Und iet Käufmann nux noch zwei Tägemärsche ‘von 'Chitba entfernt. i 1

Fottigliche Schäauspieles T EE Freitag, den 20.* Juni. Ii Opernhause. (138. Vor- stellung.) Flick und Flock. Komisches Zauber-Ballet in 3 ‘Aktèn und 6 Bildérn von P. Taglioni. Musik“ von P. Hertel.’ An-

fang 7 Uhr. Mittelpreisé: i : Letzte Vorstellung in dieser Saison. (Die Oper“ und das Schauspiel haben Ferien.)