1873 / 145 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 21 Jun 1873 18:00:01 GMT) scan diff

Ne isser, Ofteroder, Ragniter, Schivelbeiner, Sens- burger, Pr. Stargarder, Stuhmer, Waldenburger Kreis-Obligationen. Burgsche, Emser, Greifswalder, Posener Stadt-Obligationen. Danziger Hypotheken-Verein, Pfandbriefe. Lübbecke, Kreis, Gewässer-Regulirungs-Sozietäts- Obligationen. Magdeburg -Wittenberge\che Eisenbahn- Prioritäts-Obligationen und Stamm-Aktien. Neuhaus a. D., Wegeverband-Obligationen. Pommers\che Pfandbriefe. Pre'u- ßishe 4iprozentige Staats-Anleihe de 1856. Unfstrut-Ver- band, Mühlhausen bis Merxleben.

Die Allgemeine Verloosungstabelle ersheint wÖö- centlich einmal und is zum Abonnementspreis von 15 Sgr: vierteljährlih dur alle Postanstalten zu beziehen, in Berlin auch bei der Expedition, Wilhelmstraße 32. Preis pro einzelne Num- mer 23 Sgr.

Nichtamtliches. Deutsches Neich.

Preußen. Berlin, 21. Juni. Beide Kaiserliche Majefläten empfingen gestern den Besuch Ihrer Majestät der verwittweten Königin. Nah Wien werden Ihre Majestät die Kaiserin - Königin zu begleiten die Ehre haben: die Ober-Hof- meisterin Gräfin Schulenburg, die beiden Hofdamen Gräfinnen von Münster und von Schimmelmann, der Dber - Hofmeister Graf Nesselrode, der Kammerherr Graf Magnis und der Ka- binets-Rath Brandis.

Der Bundesrath hielt geflern Vormittag unter Vor- fiß des Staats-Ministers Delbrück die 36. Plenarsißung ab. In derselben wurden die Schreiben des Reichstags-Präsidenten vor- gelegt, betreffend den Gesehentwurf über die Kontrole des Reihs- haushalts für 1873 und - betreffend die Einführung der Reichs- verfafung in Elsaß - Lothringen, Sodann wurde über die Regelung der Papiergeldfrage berathen.

Gestern Abend fand ‘unter dem Vorsiße des Reichs- fanzlers Fürsten v. Bismarck die 37. Plenarsizung statt, in welcher der vom Reichstage angenon mene Gesezentwurf wegen Errichtung eines Reichs-Eisenbahnamts und der Etat für das Reichs-Eisenbahnamt Gegenstand der Berathung waren.

Der Ausschuß des Bundesraths für Rehnungs- wesen hielt gestern eine Sißzung. Heute traten der Bundesrath und die vereinigten Aus\chüffe für das Landheer und die Festun- gen und für Rechnungswesen zusammen.

Bei dem Bundes-Amte für das Heimathwesen stehen für Montag, den 283. d. M., folgende Termine an: 1) Ortsarmenverband Ahlen contra Ortsarmenxerband Alsfeld. 9) Ortsarmenverband des Gutsbezirks Schwiedt contra Orts- armenverband des Forstgutsbezirks Schwiedt. 3) Landarmen- verband Shlesien-Glaß contra Ortsarmenverband Goldberg. 4) Ortsarmenverband Delmenhorst contra Ortsarmenverband Neustadt bei Magdeburg. 5) Ortsarmenverband des Gutsbezirks Klein-Beeren contra Ortsarmenverband Lucenwalde. 6) Orts- armenverband Liebenwerda contra Ortsarmenverband des Ritter- guts Prestewiz. 7) Ortsarmenverband Grabow a. O. contra Ortsarmenverband Pügzerlin. 8) Ortsarmenverband JIetenburg contra Ortsarmenverband Altona. 9) Ortsarmenverband Blum- bera contra Ortsarmenverband Nossen. 10) Ortsarmenverband Gera contra Landarmenverband des Fürstenthum Reuß j. L. 11) Ortsarmenverband Posen contra Ortsarmenverband Schwer- sens. 12) Ortsarmenverband Gehlenbeck contra Ortarmenverband Friedenwalde. 13) Ortsarmenverband Alt-Forst contra Orts- armenverband Görliß. 14) Landarmenverband Westpreußen contra Ortsarmenverband Schloß Gollub. 15) Landarmenverba1 dOber- Lausiz contra Ortsarmenverband Görlig.

Im weiteren Verlauf seiner gestrigen Sißzung, die nah dreistündiger Unterbrehung bis 112 Uhr Nachts währte, erledigte der Reichstag den Gesetentwurf, betreffend die Ab- änderung des Zolltarifs in erster und ¿weiter Berathung. Abgesehen von dem Antrage d:s Abg. Dr. Mohl, der aus Rücksicht auf das zur Zeit im Reichstage noh nicht vertretene Reichsgebiet Elsaß-Lothringen bis zur Beschaffung ausreichender Enquêten den Eintritt iw die Diskussion einer Tarifreform über- haupt ablehnte, standen sich zwei geschlossene Systeme gegenüber: die Vorlage der verbündeten Regierungen, welche vom 1. Oktober 1873 ab den Eingangszoll von Eisen, Stahl, Maschinen und Maschinentheilen überhaupt aufheben, den Ausgangszoll für Lumpen in Wegfall bringen und für eine Reihe von Artikeln, darunter Eisen- und Stahlwaaren in gewisser Form, Neße, Soda u. #. w. erhebliche Zollermäßigungen eintreten lassen will. Dieser Vorlage stellte fih der Antrag der Abgg. v. Varnbüler und Dr. Hammacher entgegen, der die Zollbefreiung nur für Roheisen aller Art, altes Brucheisen und Rohftahl see- wärts von der russischen Grenze eingeführt zulassen will, für alle übrigen Eisenzölle aber Ermäßigungen vorschlägt. An diesen leßteren Antrag {loß fih das Amendement der Abgg. Dr. Hammacher und Miquel, welches für die Dauer der Zoll- ermäßigung den Zeitraum bis zum 1. Januar 1877 vorschlägt, nach dessen Ablauf die völlige Befreiung vom Eingangszoll, welche die Vorlage der verbündeten Regierungen son für den 1. Oktober 1873 anstrebt, in Kraft treten soll. Mit diefem Zusaß ftellte der Antraz der Abgg. v. Varnbüler und Dr. Hammather den eigentlichen Kompromißantrag dar, auf dessenBoden dieim Reichstage vorhandenen .Gegensäße die Verständigung suchen und finden fonnten. Er wurde mit sehr großer Majorität angenommen, obwohl die Staats-Minister Delbrück und Camphausen wieder- holt die Dringlichkeit der von den verbündeten Regierungen an- gestrebten gründlicheren und rasher in Wirksamkeit tretenden Tarifform nachwiesen. Ihre -Vorlage erhielt die Stimmen der konservativen und der Fortschrittspartei, während die Mehrheit fh für dén Kompromißantrag entschied, mit der Erweiterung dur die Anträge der Abgg. Krieger und Mosle, resp. Dr. Braun, v. Bunsen und v. Behr, daß die Zollermäßigung, der im Jahre 1877 die Zollbefreiung folgen “foll, fi auch auf Fluß- und Seeschiffe neb den dazu gehörigen Uten- filien, auf Weißblech und auf Netze aller Art, auch auf ge- bleihte und gefärbte, beziehen soll. Im Uebrigen wurde die Regierungsvorlage genehmigt, also auch die Aufhebung des Stärkezolles mit dem 1. Dftober 1873, gegen einen Antrag des Abg. von Below, und die Ermäßigung des Sodazolles auf 74 Sgr. gegen einen Antrag des Abg. von Goppelt, der eine Abgabe von 15 Sgr. pro Centner vorschlug, beschlossen.

—ßbIn der heutigen (58.) Sizung des Reichstages, wel- cer am Tische des Bundesrathes die Staats-Minister Delbrü, v. Kameke, v. Stosh und Dr. Fäustle nebst verschiedenen Kom-

missarien beiwohnten, wurde zuers| der Freund#\chafts-, Handels- und Schiffahrts-Vertrag mit Persien in dritter Berathung nah kurzer Debatte genehmigt. Es folgte die zweite Berathung des Gesehentwurfs, betreffend die Bewilligung von Wohnungsgeld-Zushüssen an die Offiziere und Aerzte des Reichsheeres und der Kaiserlihen Marine, sowie an die Reichsbeamten. Der Referent der Budget - Kommisfion, Abg. von Benda, sowie der Abg. von Wedell (Malchow) rehtfertigten die Kommissionsvorschläge, leßterer besonders mit Hinweis auf die großen Dienstaufwandskosten der Offiziere, wäh- rend der Abg. Lasker dem gegenüber die Ungleichheit hervorhob, welche die Vorlage zwishen den Militär - und Civilbeamten, und zwar zu Gunsten der ersteren herbeiführe. Beim Schluß des Blattes wur3e die Diskussion über §. 1 und die zahlrei- hen dazu eingebrahten Amendements fortgeseßt.

Bis zum 31. Mai d. Is. waren in den Münzstätten des Deutshen Reichs in Zwanzigmarkstücken 550,227,180 Mark und in Zehnmarkstücken 126,662,630 Mark ausgeprägt worden. In der Woche vom 1. bis 7. Juni find ferner ge- prägt in Zwanzigmarkstücken: in Berlin 3,985,340 Mark, in Hannover 2,068,250 Mark, in Frankfurt a. M. 2,256,260 Mark, in München 1,324,960 Mark, in Dresden 668,820 Mark, in Stuttgart 1,205,280 Mark, und in Karlsruhe 324,120 Mark.

Die Gesammt-Ausprägung stellt fich daher bis 7. Mai d. Is. auf 688,722,850 Mark, wovon 562,060,220 Mark in Zwanzigmarkstücken und 126,662,630 Mark in Zehnmarkstücken

‘bestehen.

Dem Herzoglich \a@Whsen- altenburgishen Steuer- und Rentamte in Ronneburg if die Befugniß zur Erledigung von Begleitscheinen 1. über die zur Begleitshein-Kontrole aus dem Auslande in Ronneburg eingehenden Waaren des Artikels 25 erster Abtheilung des Vereinszolltarifs beigelegt worden.

Nach 88. 1 und 4 des Gesetzes, betreffend die Be- steuerung des Branntweins in Elsaß-Lothringen vom 16. v. Mts., wird die Wirksamkeit des Reichsgesezes vom 8. Juli 1868, betreffend die Besteuerung des Branntweins in verschiedenen zum Norddeutshen Bünde gehörenden Staaten und Gebietstheilen vom 1. Juli d. I. ab auf Elsaß-Lothringen ausgedehnt. Nach §. 2 des Eingangs genannten Gesehes wird von dem aus dem freien Verkehre des deutschen Zollgebiets nah Elsaß - Lothringen eingehenden Branntwein eine Abgabe nur erhoben bei der Einfuhr aus Bayern, Württemberg, Baden und den Hohenzollernschen Landen. Zwischen den übrigen Staaten des deutszen Zollgebietes einer- und Elsaß-Lothringen anderer- seits triti daher mit dem 1. Juli d. I. ein völlig freier Verkehr mit Branntwein ein und es fällt gleichzeitig sowohl die Er- hebung der Uebergangsabgabe als auch die Gewährung der Ausfuhrvergütung fort.

Dur das Geseg vom 24. März d. I., betreffend die Tagegelder und Reisekosten der Staatsbeamten, insbesondere dur die §§. 11 und 12 desselben, sowie ferner dur die Aller- höchste Verordnung vom 19. Mai d. I., betreffend die Tagegel- der und Reisekosten der Mitglieder der Bezirks- und Veranla- gungs-Kommissionen für die anderweite Regelung der Grund- steuer, sind die Vorschriften der Allerhöhsten Verordnung vom 4. Iuli 1863, betreffend die durh die Ermittelung des Reiner- trages der Liegenschaften behufs anderweiter Regelung der Grund- steuer entstehenden Kosten in mehrfacher Beziehung abgeändert worden. In Folge dessen hat der Finanz-Minister die auf der lehteren Verordnung beruhenden Bestimmungen vom 17. Januar 1871 und vom 29. Januar 1871 über die Tagegelder und Reisekosten der Mitglieder der Bezirks- und Veran- lagungs-Kommissionen, sowie der Forstsachverstän- digen dur anderweite Bestimmungen vom 6. Juni d. I. erseßt.

Ferner haben durch §. 11 des erwähnten Gesehes vom 24. März 1873 die im zweiten Absatze des §. 6 der Allerhöchsten Verordnung vom 4. Iuli 1863 festgesezten Tagegelder und Reisekosten der Katasterinspektoren (Obergeometer) und der Veranlagungskommissare eine Aenderung dahin er- fahren, daß vom 1. April d. I. ab betragen: 1) die Tagegelder täglich 4 Thlr., 2) die Reisekosten à. für die Meile auf Land- wegen 1 Thlr. 15 Sgr., b. für die Meile auf Eisenbahnen und Dampfschiffen 10 Sgr., c. in dem Falle zu b. außerdem für jeden Zu- und Abgang zusammen 1 Thlr. Hiernach modifiziren fich die ergangenen bisherigen Anordnungen , insbesondere der §. 1 der die Veranlagungskommissare betreffenden Bestim- mungen vom 15. März 1871, während die übrigen Vorschriften der leßteren Bestimmungen an sich in Kraft bleiben und nur mittelbar insoweit Aenderungen erfahren, als die bezüglich der Staatsbeamten bestehenden allgemeinen Vorschriften, auf welche im §. 6 Bezug genommen if, durch das Geseß vom 24. März 1873 modifizirt worden sind. .

End ih hat der Finanz-Minister im Anshluß an die vor- stehend gedahten Aenderungen auch bezüglih der Tagegelder und Reisekosten der geodätishen Techniker einige Ab- änderungen eintreten lassen; die diesfälligen abändernden Be- stimmungen sind ebenfalls in einer vom 6. Juni d. J. datirten Verfügung zusammengefaßt. Eine Abänderung der Meilengelder- säße der geodätishen Techniker hai mit Ausnahme bei Ver- seßuüngen derjenigen, welchen die Qualifikation als Feldmefsser beiwohnt niht für geboten erachtet werden können, da dieselben in ihrem bisherigen Betrage den für Feld- messer durch das allgemeine Feldmesser-Reglement vom 2. März 1871 und den für Staatsbeamte von ähn- liher Rangstellung durh das Gesez vom 24. März 1873 fest- gestellten Reisekostensäßen bereits gleihkommen. Uebrigens findet nah Nr. 126 des Gebührentarifs vom 19. September 1868 die Abrundung der zur Liquidation zu stellenden Reiscentfernungen auf Fünftel meilen (8. 6 des Gesehes vom 24. März 1873) für die Zeit vom 1. April d. J. ab auch auf die Reisen der geodätischen Techniker Anwendung.

Gestern Nachmittag versammelte fch in einem der Kom- missions-Sizungszimmer des Reichstagsgebäudes der Gesammt- vorstand und der Verwaltungsaus\{huß der Kaiser - Wil- helms stiftung für deutshe Invaliden zur diesjährigen Generalversammlung. Der General-Lieutenant z. D., von Borte, der im Auftrage des Vorfißenden, Sr. Kaiserlichen und Königlichen Hoheit des Kronprinzen, die Versawmlung eröffnete, rug zunächst den Jahresberiht vor. Die Zähl der Zweigvereine hat danach im Wesentlichen eine Veränderung im Laufe des Vorjahres nicht crlitten; ihre Zahl in Preußen beträgt, ein- \chließlich 8 Provinzial- und 4 Bezirksvereine, zur Zeit 294. Die Iahresrechnung weist nah, daß im verflossenen Jahre vom Centralfonds 194 invalide Offiziere und Beamte, und 2727 - Invaliden vom Feldwebel abwärts, sowie 1056 Wittwen und Angehörige derselben, - zusammen 3977. Per- sonen mit 107,766 Thaler unterstüßt wurden, außer- dem noch mehrere Vereine mit 3810 Thlr. \ubventionirt wurden,

fo daß unter Sinzurehnung der Verwaltungskosten mit 6501 Thlr. und nah Abzug der zurückgezahlten Beihülfen von 1498 Thlr. eine Gesammtausgabe von 116,578 Thlr. fich ergiebt, welcher eine Einnahme von 1,545,556 Thlr. (Bestand aus dem Jahre 1871 1,386,800 Thlr., einmalige und laufende Beiträge 101,459 Thlr. , Zinsen 2c. 57,297 Thlr.) gegenüberstcht. Es derbleibt mithin ein zinstragend angelegter Bestand von 1,428,978 Thlr. Die jenseits des Oceans wohnenden Deutschen sandten im ver- gangenen Jahre eine Beisteuer von 10,160 Thir. ein. An Stelle der ausgeschiedenen Mitglieder des Verwaltungsausshusses, der Herren Staats-Minister Dr. Hofmann, Ober-Präsident Günther, De. Bamberger und Staats-Minister v. Könneriß wurden einstimmig gewählt die Herren Geheimer Regierungs-Rath Neidthardt, Dberst- Lieutenant z. D. Holder-Egger, Landesökonomie-Rath Rüther in Oldenburg und der sächsische General-Staatsanwalt Dr. Shwarze.

Morgen findet in Potsdam auf Allerhöchsten Befehl Sr. Majestät des Kaisers und Königs die Feier des diesjährigen Stiftungsfestes des Lehr - Infanterie - Bataillons statt.

Der General-Lieutenant z. D. Baeyer, Präsident des geodätishen Instituts und des Central-Bureaus der europäischen Gradmessung, hat sich zur Wiederherstellung seiner Gesundheit auf 4 Wochen nah Pyrmont begeben. Nach beendigter Kur beabsichtigt derselbe alsdann in der Provinz Kurhessen und in Elsaß-Lothringen die Gradmessungs-Arbeiten zu inspiziren.

Der Oberst und Chef des Generalstabes des Garde- Corps Bronsart von Schellen dorff hat eine mehrwöchent- liche Urlaubsreise nah Wiesbaden und der Schweiz angetreten.

Der Kreisgerichts-Direktor Weydemann in Pr. Star- gard ift gestorben.

Glogau, 18. Juni. Der General a. D. Wollenhaupt, früher Kommandant der Festung, is in der Nacht von Dienstag zu Mittwoch verstorben.

Bayeru. München, 19. Iuni. Das neue Militär- Handbuch für das Königreih Bayern ist nach dem Stande der Armee vom 9. Mai d. I. bearbeitet, und es find in dem- selben zum ersten Male die Offiziere der Reserve bei jenen Re- ri e und Bataillonen aufgeführt, welchen fie zugetheilt worden.

Der Kriegs - Minister Frhr. von Pranckh hat nicht einen dreimonatlihen, sondern einen dreiwöchentlihen Urlauh angetreten.

Der älteste bayerishe Iustizbeamte, der Geheime Rath und erste Direktor des obersten Gerichtshofes F. X. v. Molitor, ist um Quieszirung eingekommen.

Sachsen. Dresden, 20. Iuni. Die Hérzogin von Hamilton, geborene Prinzessin von Baden, ift nebst Tochter, der Erbprinzessin von Monaco, gestern Abend 10 Uhr 40 Minuten nach BadenBaden abgereist.

Hessen. Darmstadt, 19. Juni. Die heutige „Darmst. Zig.“ enthält folgendes Dankschreiben des Großherzogs:

Aus allen Theil-n des Landes gehen Mir die Nachrichten von den Festlichkeiten zu, mit welchen der 25. Jahrestag Meines Regierungs- antritts gefeiert worden ist Stadt und Land haben fsich wetteifernd bemüht, diefen Tag zu einem unvergeßlichen Freuden- und Ehrentag für mi zu machen.

Ich danke mit gerührtem Herzen für alle die Beweise warmer Theilnahme und treuer Anhänglichkeit, die Mir entgegengebracht wor- den sind. Jch danke dafür um so inniger, als Jh aus diesen Kund- gebungen die frohe Ueberzeugung. \{öpfen konnte, daß Mein landes- väterlihes Bemühen, Mir die Liebe Meiner treuen Unterthanen -zu gewinnen, nicht erfolglos geblieben ist. Das Wohl Meines Volkes war das unverrückte Ziel aller Meiner Regierungshandlungen in den verflossenen fünfundzwanzig Jahren. Dieses Bestreben anerkannt zu wissen, giebt Mir für die Zukunft neue Kraft und neuen Muth. Auch in den Jahren, die Gott Meiner Regierung noch hinzufügen will, werde Ih nicht müde werden, mit Seiner Hülfe danach zu trachten, daß das Glück Meines Landes wachse und die Zufriedenheit M-ines Volkes sih mehre!

Darmstadt, den 19. Juni 1873.

Ludwig.

Die Antwort, welche der Großherzog der Zweiten Kammer auf die durh ihre Deputation überreichte Adresse er- theilte, lautet nach der dem Kammer - Präsidenten überreichten \criftlihen Notiz wörtlich :

„Die warme Theilnahme des Landes an Meinem heutigen Feste gereiht Mir zur innigen Befriedigung. Einen Beweis dieser Theil- nahme sehe Ich insbesondere auch in der von Jhnen überreichten Adresse der Zweiten Kammec. Sagen Sie der Zweiten Kammer Meinen herzlichsten Dank für ihren Glückwunsch !“

90. Juni. In der gestrigen Sihung der Zweiten Kammer der Stände wurde die Berathung des Kreisordnungs- entwurfs fortgesezi und bezüglich der Artikel 34 bis 67 zu Ende geführt. Es betreffen diese Artikel theils (34—39) die Sizun- gen und Beshlußfassungen des Bezirksraths, theils (40—43) den Kreishaushalt, theils endli (44—67) die Zusammenseßung, Kompetenz, Verwaltung, Beschlußfassung und das Verfahren des Kreisaus\husses. Die meisten dieser Artikel wurden kon- form dem Entwurfe angenommen. Zu erwähnen is von ab- weihenden Beschlüssen, daß ein Antrag der Abgg. Welter, Schuchard und Königer Annahme fand, wonach aktive Staats- beamte, Geistlihe, Lehrer und Kreisangestellte von der Wahl in den Kreisaus\{chuß ausgeschlossen find, während der Ent- wurf bezüglih der ersteren nur Ministerialgenehmigung vor- behalten hatte, sowie daß ein Amendement des Abgeordneten Freiherrn von Wedekind, wonach für Verhinderungsfälle des Kreisrathes das Ministerium des Innern einen Stellvertreter für den Vorsiß im Kreisaus\husse zu ernennen hat, gutgeheißen wurde, wogegen der Entwurf diesen Vorfiß einfach auf ‘den Kreisassessor übergehen ließ. Endlih wurde noch auf Antragung des Abgeordneten Shuchard Artikel 53 dahin modifizirt, daß zur Beschlußfassung des Kreisaus\schusses einsließlich des Vor- fißenden die Anwesenheit von fünf und nicht blos von drei (System des Entwurfs) Mitgliedern erforderlich sei, - während bezüglich der Einladungsart zur Sizung eine „rechtzeitige und \riftlihe“ (Amendement Mez-Wolz) anstatt der von dem Ent- wurf vorgesehenen einfahen Einladung aller Kreisaus\{chuß- mitglieder beliebt wurde.

Sachsen- Weimar-Eisenah. Weimar, 20. Juni. Der Erbgroßherzog Carl August e fih, einer amtlichen Bekanntmachung der „Weim. Ztg.“ zufolge, mit der Prtn- zessin Pauline von Sahsen-Weimar-Eifenah verlöbt. Die erlauchte Braut if die älteste Tochter des Prinzen Hermann von Sachsen, zweiten Sohnes des Herzogs Bernhard, aus seiner Ehe mit der Prinzessin Auguste von Württemberg, jüngsten Tochter König Wilhelms von Württemberg. Prinzessin Pauline ift ge- boren zu Stuttgart am 25. Juli 1852.

Sachsen-Coburg-Gotha. Gotha, 19. Juni. Der Spezial -Landtag genehmigte am Schlusse der gestrigen Sitzung resp. nah vollständiger Durchberathung des Staatskafse- Etats pro 1. Juli 1873 bis ult. 1874, das auf diese Zeit gil- tige Abgabengeseß. Die Herzogliche Staatsregierung if insofern berechtigt, außer den in die Staatskassen flicßenden Abgaben, welche ‘im Etat mit aufgeführt find, und namentlich auch außer den geseßlihen und tarifmäßigen Sporteln der verschiedenen Behörden, die Grundsteuer in 9 Terminen, nämli: September, Oktober, November, Dezember, Januar, Februar, März, pril und Mai, ferner 14 Einkommen- und Klafsensteuer-Termine zu erheben. Der Landtag wurde sodann im Namen des Herzogs S ais! Staats - Minister von Seebah auf unbestimmte Zeit vertagt.

Oesterreich-Ungarn. Wien, 20. Iuni. Ihrer Ma- jestät der Deutschen Kaiserin sind Graf Alfred Pototi, der Ceremonienmeister Graf Wilczek und der erste Stallmeifter Fürst August zu Windischgräg als Ehrenkavaliere zugetheilt.

Der Großherzog, die Großherzogin, der Erb- großherzog, der Herzog Paul Friedrich und die Herzogin Marie von Mecklenburg-Schwerin reisen am 23. d. M. früh von Wien ab.

Der Fürst Karl von Rumänien trifft am 23. hier ein und wird der Fürst die Appartements im Finanz-Ministerium beziehen.

Pesth, 19. Juni. Im Abgeordnetenhause fand die Generaldebatte über- das Budget statt. Die äußerste Linke er- flärte gegen das Budget, das linke Centrum dafür daë Budget zu votiren.

_— 20. Juni. (W. T. B.) Das Unterhaus hat in seiner heutigen Sihung nach einer von Seiten der äußersten Linken schr lebhaft geführten Generaldebatte die Grundlagen des Budgets in der Spezialdebatte angenommen und ¿war mit 210 gegen 25 Stimmen.

Großbritannien und Irland. London, 19. Juni. Der Schah hat heute um 1 Uhr in Begleitung des Großveziers und dreier Personen des Gefolges dem Prinzen v. Wales, den Herzögen v. Edinburgh, Teck und Cambridge Besuche gemacht und hierauf das diplomatische Corps und später die Minister in Audienz empfangen.

Heute Abend wird der Schah in Begleitung von sieben- zehn Personen aus seinem Gefolge bei dem Prinzen v. Wales diniren.

20. Juni. (W. T. B.) In der heutigen Sihung des Unter- hauses erklärte der Unterstaatssetretär im Ministerium des Aus- wärtigen, Viscount Enfield, er habe davon gehört, daß zwischenItalien, Oesterreih und dem Deutschen Reiche eine Konvention wegen Aufhebung der Gepätrevision auf den Grenzstationen abge- \{chlo}sen worden sei, amtlih sei ihm der Wortlaut der bezüg- lihen Konvention aber niht bekannt und sei er nicht in der Lage, sih darüber auszusprechen, ob Großbritannien eine eben \solhe Konvention mit Belgien und Frankreich abschließen werde.

Frankreich. Paris, 19. Juni. Das „Journal officiel“ veröffentlicht folgende Srnennun gen: Msgr. Pichenot, Bischof von Tarbes, zum Erzbishof von Chambery. „Abbé Langenieux, General-Vikar von Paris, zum Bischof von Tarbes. Abbé de la Doue, chemaliger General-Vikar der Diözese Auch, zum Bi- \{chof von Nevers. Abbé Bataille, Erzpriester und Pfarrer von St. Jacques in Douai, zum Bischof von Amiens. Ferner wur- den ernant: Hr. Brofselard, Präfekt ad honores, zum Direktor des Departements von Algerien - im Ministerium des Innern, Hr. Merlet, -ehemaliger interimistisher Präfekt, zum Präfekten von Main et Loire. Hr. von eaten Direïtor des Taub- stummen-Instituts in Bordexux, zum Präfekten dér Haut-Loire. Hr. Graf von Malartic, Präfekt der Haute-Loire zum Direktor des Taubstummen-Instituts in Bordeaux. Außerdem enthält das amtlihe Batt zahlreiche Ernennungen von Unterpräfekten und Beförderungen in der Kavallerie. y

Gestern wählte das linke Centrum Léon Say einstimmig zu seinem Präsidenten. Zu Vize - Präsidenten wur- den Scherer und Laboulaye ernannt. Nach diesen Wahlen be- rieth man über ‘die Affaire Ranc; im Allgemeinen waren die Mitglieder für die Verfolgung. Ranc befindet fih in London.

Die Zwanziger-Kommission parlamentarischer Initiative hat ih zu Gunsten des von den protestantishen De- putirten eingereihten Antrag-Betreffs des unbeschränkten Ver- einsrechts für die religiösen Ceremonien ausgesprochen.

Die Dezentralisations-Kommission beschleunigt ihre Arbeiten. Sie will, daß das neue Gemeindegesez noch vor den Ferien votirt werde.

Der Herzog von Chartres, Bruder des Grafen von Paris, bisher Major beim 3. reitenden Jäger - Regiment in Afrika, ist als Major zum 9. Jäger - Regiment verseßt worden, das in Versailles \éine Garnison tat.

9%0. Juni. (W. T. B.) Der Präsident des Civil- Gerichtshofes hat, zur theilweisen Deckung der Kosten für Wieder- herstellung der Vendôme-Säule, “die Beschlagnahme des gesammten Vermögens des vormaligen Kommunemitgliedes, Malers Courbet, verfügt.

Heute fand die bürgerliche, niht kirchlihe Beerdigung des Deputirten Brousses statt. Eine Deputation der National- versammlung begab ih unter einer Kürassier-Eskorte nah dem Sterbehause. Von dort bis zum Kirchhofe gaben dem Verstor- benen nux dessen persönlihen Freunde das Geleite.

Versailles, 20. Juni. (W. T. B.) In der heutigen Sizung der Nationalversammlung wünschte der Deputirte Le Royer cine Interpellation an die Regierung zu richten Betreffs der vom Rhonepräfekten Ducros über die Civil-Beerdigung er- lassenen Verordnung. Die Interpellation wurde auf die nächste

. Dienstagssizung festgeseßt.

Spanien. Madrid, 20. Iuni. (W. T. B.) Eine Carliftenabtheilung is von den Regierungstruppen bei Iuncosa in der Pxovinz Lerida geschlagen worden; der Verlust der Carlisten an Todten beträgt 33. Ein Dekret der Re- gierung ordnet die Einseßung einer Kommission an, die über die Mittel zur Reorganisation der Armee berathen und binnen drei Monaten bezüglihe Vorshläge machen soll. Es Ha das Gerücht von einer abermaligen Ministerkrisis ver- reitet. E

Italien. Rom, 20. Juni. (W. T. B.) Der König hat, der „Fanfulla“ zufolge, gestern das Geseß über die reli- giôöfen Körperschaften -vollzogen. Der Kronprinz Hum- bert begiebt fich Ende August zum Besuche nah Wien. Die Deputirtenkammer war auch heute nicht beshlußfähig.

_ Numänien. Ias\y, 20. Juni. (W. T. B.) Der Fürst Karl if heute hier eingetroffen. Zu seinem Empfange

hatte fich eine zahlreihe Volksmenge versammelt, welche den Fürsten bei seiner Ankunft mit lauten Zurufen begrüßte. Unterwegs hat derselbe in Rugionassa, wo die Wittwe des ver-

stattet. Nußland und Polen.

Operationen des Mangyschlakshen und Orenburger Detachements auf dem Kriegsschauplaßz in Chiwa hier eingelaufen: Oberst Lamakin berichtet aus dem Lager bei Kitai, (etwa 70 Werst

nördlich von Chiwa), drei Tagemärsche von der Stadt Chiwa, am |

21. Mai, daß jein Detachement nah ungeheuren Anstrengungen bei außerordentliher Hiße, nahdem es mit großer Schnelligkeit dur den sür eine bedeutende Trupvenabtheilung bis jeßt für unpassirbar ge- haltenen Ust-Ust (Landstrich zwischen dem Kaspischen Meere und dem Aral-See) marschirt, fich am 14. Mai jenseit Kungrad mit den Truppen des Orenburger Detaïhements vereinigt hat.

Am 15. Mai nahmen die Truppen des kombinirten Detachements, nachdem fic am Tage vorher“ einen Marsch von 50 MWerst geinacht, Chodsheili mit Waffeng-wa!t ein; der Feind, der 6000 Mann zählte und 6 Geschüße mit sih führte, erlitt Verluste und ergriff die Flucht mit Zurücklassung eines Geshüßes. Bei uns find zwei Soldaten verwundet. j

Noch vor dieser Affaire waren unser Flüchtling Kalbin und viele angesehene Männer und Aeltesten von den Kirgisen und den chiwesi- ichen Turkmenen beim Obersten Lomakin erschienen. . Dieselben erklär- ten ihre Unterwerfung und boten die Uebergabe der von ihnen beseßt gehaltenen Städte Kunja-Urgentsh, Porsu, Koktschése und Kisyl- Tagix an.

lm_20. Mai fand ein zweites hißigcs Gefect bei der Einnahme der befestigten Stadr Mangyt (in der Nähe des link.n Ufers des Amu-Darja, etwa §5 Werft von Chiwa) statt. Die Jomu- den, 3000 Mann stark mit 3 Geschüßen attafirten, unmittelbar nah dem Aufbruch des Detachements vom Nachtlager, unsere Truppen mehrmals, wurden aber jedesmal mit g:oßen Verlusten zurückgeworfen. Die Stadt Mangyt ist genommen, zerstört und eingeäschert.

Geist und Gesundheitszustand der Truppen sind ausgezeichnet ; Kranke sehr wenig vorhanden.

Zu uns gelangten Gerüchten zufolge hat General-Adjutant Kauff- mann den Amu-Darja bei Schurachan überschritten und befand fich in Chankfi (am linfen Ufer des Amu-Darja, etwa 35 Werft östlich von der Stadt Chiwa) zwei Tagemärsche von Chiwa.

Die Flotille auf dem Aralsee, welhe bekanntlich in die Gewässer des alten Oxus, jeßt Amu-Darja, eingelaufen ist, besteht laut Angabe der „Börse“ aus 2 Dampfern und a anderen Fahrzeugen, welche zusammen 13 vierpfündige Kanonen, 4 zehnpfündige Bombengeshüße und 2 sechspfündige Karonaden führen. Die Bemannung besteht aus 3 höheren und 4 Subal- ternoffizieren, 1 Arzt, 2 Topographen, 240 Matrosen und Sol- daten, bewaffnet mit 337 gezogenen Gewehren und 65 Revolvern, außer dem sogenannten Entersäbel, welchen jeder Seemann trägt.

Der Schah von Persien soll, der „R. W.“ zufolge, der russishen Regierung gegenüber den Wunsch geäußert haben, au auf der Rückreise in die Heimath scinen Weg durch Ruß- land zu nehmen. In Folge dessen treffe das Ministerium der Kommunikationen auch bereits die nöthigen Vorkehrungen.

Schweden und Norwegen. Stockholm, 17. Juni Durch Rundschreiben vom 12. d. M. haben die betreffenden Behörden vom Könige den Befehl erhalten, bis zum 1. Novem- ber d. I. Bericht über die im Lande befindlihen Grundstücke und Gütex, welche im Besiße von Ausländern find, einzufenden, sowie dabei den Taxwerth der Besizthümer anzugeben und hin- zuzufügen, ob die Besißer im Lande wöhnen oder niht. Es soll ferner in dem Berichte Aufs{hluß darüber - gegeben werden, in welcher Weise das in fremdem B-:siß befindlihe Eigenthum be- wirthschaftet und namentlich wie die Waldungen beauffsichtigt und behandelt werden, gleihwie auch eine Mittheilung über das Verhältniß zwischen den Besißern und ihren Arbeitern gewünscht wird, damit man bei Beurtheilung der Vortheile oder Nachtheile bei dem“ Uebergange \{chwedishen Eigenthums in fremde Hände \solhe Verhältnisse in Erwägung ziehen könne.

Christiania, 17. Juni. Der Staatsrath Vogt is hier in der vorigen Woche von Stockholm angekommen. Derselbe wird den König auf seiner Reise nah Finnmarken begleiten und sich in Levanger an Bord des Dampfschiffes „St. Olaf“ begeben.

Aus Drontheim wird gemeldet, daß der König und | die Königin dort am 15. Juli Abends (niht wie früher mit- |

getheilt, am 16.) eintreffen werden. Die Krönung findet am 18. ftatt. Am 19. ift große Cour, am 20. großer Ball, am 91. Ausmarsch des Militärs, am 22. Manöver in Stjöredal, am 22. wieder Ball, und am 25. findet die Abreise statt.

Dänemark. Kopenhagen, 18. Iuni. Die König- lihe Familie erwartet übermorgen auf Schloß Friedensburg den Besuch des Prinzen Julius von Glücksburg, der Herzogin Friederike von Anhalt-Bernburg, Schwester dés Königs, und der Prinzessinnen Marie und Louise von Anhalt-Dessau, Nichten der Königin. Die Fregatte „Själland“, mit welcher der Prinz Waldemar seine Reise antreten wird, bringt gegenwärtig Truppen nach Iütland zu den Lagerübungen bei Hald, und verbleibt der Prinz während dessen auf Friedensburg. Binnen Kurzem wird die Fregatte jedoh den Prinzen in Helfingör ab- holen und dann mit ihm nach Drontheim zur Krönunç des Königs abreisen. Ueber Land wird ferner der Graf Moltke Bregentved nah Drontheim zur Krönung gehen.

90. Iuni. (W. T. B) Durch Erlaß des Iustiz- Ministeriums werden, da die asiatische Cholera epidemish in Danzig aufgetreten sei, die gesezlihen Maßregeln zur Verhütung der Einschleppung der Cholera den aus Danzig anlangenden Schiffen gegenüber in Kraft geseßzt.

Amerika. Aus New-York wird unterm 18. d. per Kabel ge- meldet: Ein Komitevon weißen und farbigen, beiden Parteien angehö- rigen Bürgern von Louisiana hat unter dem Vorsig von General Beauregard Beschlüsse zu Gunsten des Friedens und der Einigkeit sowie der Aufhebung aller Unterschiede der Racé und Farbe gefaßt. In Tenessee greift die Cholera um si. In Nashvi:e starben am Dienstag an dieser Krankheit 55 Per- sonen. Die Einwohner verlassen die Stadt und alle Geschäfte stocken. Das Vereinigte-Staaten-Kreisgericht in New-York hat entschieden, daß den Amendements der Konstitution zufolge ih das Wahlrecht niht auf Frauen erstreckt.

Nr. 24 des Central-Blatts für das Deutsche Reich hat folgenden Inhalt: 1) Münzweïen: Notiz über die Ausprägung von Reiché-Goldmünzen. 2) Justizwesen: Verfügung, betreffend die Einziehung der Sufkkumbenzgelder in den aus dem rheinpreußischen Rechtsgebiete an das Reichs: Dher-Dandetggertgs gelangenden Kassa- tions-Rekursfällen, vom 6. Juni 1873. 3) Zoll- und Steuerwesen : Bekanntmachung, betreffend Befugnisse des Steuer- und Rent-Amtes in Ronneburg. 4) Konsulatwesen: Ernenuung. 5) Marine- und Schiffahrt: Verordnungen, betreffend die Schiffahrts-Abgaben iu deu

¿2 i , C | ma etreffend den Beginn storbenen Fürsten Kusa ihren Wohnsigz hat, einen kurzen Auf- | machung, betreffend den Beginn

enthalt genommen und derselben einen Kondolenzbesuch abge- |

St. Petersburg, 18. Juni. | Gestern find auf telegraphischem Wege von dem Ober-Kommans- | direnden der Kaukasus - Armee folgende ‘Nachrichten über die | Peut]Ges Me

| beim für 1872. | 1868—1872. l | ungarischen Zollgebiets mit dem Auslande und den Zollauss{chüffen im

Bundeé-Seescaaten (Fortseßung aus Nr. 23); Kaiserlich russische Ver- ordnung vom 2. April d. F., betreffend die Umrechnung verschiedener Tragfähigkeits-Angaben der Schiffe in finnise shwere Laiten; Bekannt- der Seesteuermanns-Prüfungen für große Fahrt bei den Navigationëschulen; Berichtigung eines Fehlers im Verzeichnisse der deutschen Schiffsregister-Behördèn.

Die Nr. 25 des „Preußischen Handels-Archivs“ hat folgenden Inhalt: Geseßgebung : Oesterreich : Zollbehandlung mehrerer Waaren. Großbritannien: Aenderungen des Zolltarifs. Statistik: Deutsches Reich : Baden: Jahresbericht der Handelskammer in Mann- Jialien: Handel und Schiffahrt von Gallipoli ia Ocsterrei: Waarenverkehr des allgemeinen österreihis{h-

Jahre 1872. für 1872. Danzig.

Bielefeld.

Dänemark: Jahresbericht des Konsulats zu Helfingör Mittheilungen: Cottbus. Landsberg a. W. Tilfit. Bromberg. Breslau. Glogau. Magdeburg. Halle a. S. ECöín. Altona. Kopenhagen. Veracruz. Miniatitlan.

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Kunst und Wissenschaft.

__ Die astronomisch - geodätischen Arbeiten des König- lih preußischen geodätischen Instituts im Jahre 1871 sind, nachdem der Drué derfelben von dem Präsidenten des so eben erwähn- ten Instituts, General - Lieutenant Dr. Beyer genehmigt worden, so eben in Leipzig bei W. Engelmann erschienen. Die vorliegende Publikation enthält die Bestimmung der Längendifferenzen zwischen Leipzig und Mannheim und zwischen Bonn und Mannheim, ferner die Bestimmung der Polhöhe von Durlach und die Bestimmung eines Azimuths der Richtung Durlach-Mannheim. Die Beobachtungen wurden unter der Leitung des Direfto:s der Stcrnwarte in Leipzig, Dr. Bruhns, wieder von Dr. Albrecht und Dr. Löw ausgeführt und im darauf folgenden Winter in Leipzig reduzirt und dos Ganze von Dr. Bruhns redigirt. Die Einrichtung diejer Puktlifation ist im Wesentlichen. dieselbe, wie in der Publikation der astronomis-geo- dätischen Arbeiten vom Jahre 1870. Nur find in der Anordnung der Beobachtungen einige Aenderungen vorgenommen, welche jedo ziem- lih unwesentlich sind. Der jeßigen Publikation foll in kurzer Zeit eine drfítte, enthaltend die astconomi}h-ge-dêtische Jahre 1872: „Bestimmung der Längendifferenz zwis{ dem Rugard auf der Jnjsel Rügen, Bestimmung der Peo eines Azimuths auf demjelben Punkte und Ecmittelung d Sekundenpendels“ folgen. y

Landwirthschaft.

Berlin, 21. Juni. (Wollbericht.) Obgleih die Zufuhr an Wollen während des gestrigen Tages eine sehr bedeutende war, so ift dieselbe doch noch nicht als abgeschlossen zu betrachten, da noch stünd- lih neue Quantitäten auf dem Lagerplaß des Viehmarftes eintreffen. Das Gesammtgewicht der bis jeßt dort eingetroffenen Wollen beläuft sich auf circa 110,000 Ctr. Das Geschäft war auch heut ziemlich flott, wenugleih die Preise etwas s{wankten, und manche gute Wollen mit 74 Thir. abgeschlossen wurden. Hochfeine Wolle, welche nur in verhältnißmäßig geringer Quantität vorhanden waren, wurden mit 110 bis 115 Thlr. bezahlt. Iecdenfalls stellen sich die Preise auf dem Berliner Markt für die Produzenten günstiger als in Breslau und Pefen, und die großen Mengen von Wollen, welche hier angefahren sind, geben Gelegenheit, den Bedarf in vollklommenstem Maße zu deen.

St-*ttin, 16. Juni. Die heute zugeführten Wollen betragen gegen 11,600 Ctr. Das vorjährige Quantum ist sonach ziemli er- reiht und das Schwurgericht ist gegen voriges Jahr 3—95 Prozent besser ausgefallen. Die Wäsche ist im Allgemeinen befriedigend. Der Markt eröffnete {hon früh 5 Uhr und sowohl Fabrikanten, Kämmer und Agenten kauften zu ermäßigten Preisen von 2 bis 3 Thlr., wo- durch in kurzer Zeit die feinen Qualitäten herauêgekauft waren. Mittelwollen dagegen gingen sehr flau und nahdem Pröduzenten die Preise gegen voriges Jahr ermäßigt, wurde um 7 Uhr mit 2—3 bis 4 Thlr. billiger und - flott verkauft. Wenige noch verbliebene Posten gingen in den darauf folgenden Stunden fort. und um elf Ühr war der Markt fast vollständig beendet. Käufer waren Fabris fanten, Spinner und Händler. Durchschnitilich zahlte man für feine Wollen 72—73—74 Thlr., mittelfeine holten 65—68 bei guter Wäschë und \{lecht gewashene erzielten kaum 60—62 Thlr. pro Ctr. ; für gute Kammwellen würde etwas mehr bezahlt.

Stralsund, 13. Juni. Die Zufuhren von Wolle zum beute begonnenen Markt beliefen fich auf 7235 Ctr., außerdem wurden am Babnhofe verwogen 1600 Ctr., zusammen 8535 Ctr., 8291 in 1872, 5880 in 1871, 7145 in 1870, 8493 in 1869. Die Wäschen waren zum bei weitem größeren Theile unbefriedigend und namentlich waren die Wollen mehr oder weniger eingestäubt. Das Schurgewicht kann um durchschnittlich 5 Prozent größer wie im vorigen Jahre angenommen werden. Vor dem Markte wurden etwa 1500 Cir. zu Preifen von 64—6 Thlr. pr. Ctr., abzüglich 9 pCt. für Loden und Tara fontrahirt. Obwohl die Zahl der anwesenden Fabrikanten und Händler geringer als fonft war, begann der Markt mit lebhafter Kauflust und wurde mit furzen Unterbrehungen zu nach und na twas erhöhten Preisen bis diesen Abend das ganze angebrachte Quantum geräumt. und damit der Markt beendigt. Be- zahlt wurde je nach Qualität und Wäsche von 61— 67 Thlr. per Ctr., abzüglih 9% für Tara und Locken -und uur ein paar feine vorzüglich gutgerathené Posten bedangen 70 Thlr. ver Ctr.

Landsberg, a. W, 14. Juni. Wegen des ungünstigen Wetters sind einige Besißer mit der Schur nicht fertig geworden, eine größere Anzahl hat {warz gehoren, so daß das auf dem Wollmarkt zuge- führte Quantum Schurwolle 7—#000 Cir. betrug. Die Wäjchen waren durhschnittlih gut und der Verkauf ging zu vorjährigen ‘Prei- sen {nell von; Statten. Die Hauptkäufer waren Fabrikanten, die an- gelegten Preise 65—72+4 Thlr. Ungewaschene Wolle holte 21—25 Thkr. pr. Ctr. Unverkauft sind nur einzelne mit Preisen zu ho gehaltene und im Laufe des Tages herangekommene Partien.

Gewerbe und Sandel.

London, 13. Juni, Ju der Ave pane hat unter dem Vorfiß des Earls von Cárnarvon eine Konferenz über die Mittel zur Ver- besserung der Seidenmanufaktur in England stattgefunden. Die Versammlühg stimmte in der Meinung überein, daß Klima so.vie Lohnverhältnisse in England gegen die Seidenwürmerzucht seien.

Aus dem Wolff’ schen Telegraphen-Buréau.

München, Sonnabend, 21. Juni. Der König hat an den General v. d. Tann aus Veranlassung seines Geburtstages ein in den \chmeichelhafteften Ausdrücken abgefaßtes Hand- \chreiben gerichtet.

Braunschweig, Sonnabend, 21. Juni. Die amtlichen „Braunschweiger Anzeigen“ macht heute bekannt, daß der Kammer-Direktor v. Löhneysen, gegen welchen seiner Zeit eine Diszi-linaruntersuhung wegen Mißbrauchs feiner Stellung als Vorsizender des Bergwerkskollegiums „eingelcitet worden, auf seinen Antrag in den Ruhestand versetzt. ist.

Paris, Sonnabend, 21. Iuni, Vormittags. Die zur Vor- berathung des Gesehentwurfs über die Decentralisation der Ver- waltung niedergesezte parlamentarische Kommission hat heute bez -- \chlossen, daß die verheiratheten Wähler und die ¿vahlberehtigten - - Wittwer, welche Kinder haben, bei allen Munizipalwahlen eine doppelte Stimine S 6 sollen. Die Einzahlungen - auf die Anleihe. belaufen sh bisher auf, 2780 Millionen.

Belgrad, Sonnabend, 21. Juni.

Die Regierung hat - den Bau der Eisenbaha von hier nah Alexinag in. Angriff ge-

nommen. Ein zahlreiches Arbeiterpersonal - ist bereits mit der Tracirung der Bahnlinie beschäftigt.