1873 / 149 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 26 Jun 1873 18:00:01 GMT) scan diff

(12,850,691 Thlr.) auf 22,381,417 Thlr., die sich auf die ein- zelnen Bundesstaaten wie folgt vertheilen: Preußen 10,964,510, Lauenburg 18,721, Bayern 4,904,437, Sachsen 2,031,483, Würitemberg 1,863,994, Laden 1,254,438, Hessen 466,229, Mecklenburg-Schwerin 212,246, Sachsen-Weimar 125,175, Meck- [lenburg - Streliß 45,761, Oldenburg 147,610, Braunschweig 107,086, Sachsen-Meiningen 87,887, Sachsen-Altenburg 62,345, Sachsen - Coburg - Gotha 79,686, Anhalt 92,586, Schwarzburg- Sondershausen 28,386, Schwarzburg-Rudolftadt 35,075, Wal- deck 25,402, Reuß à. L. 21,683, Reuß j. L. 35,977, Schaum- burg-Lippe 13,346, Lippe 55,884, Lübeck 13,647, Bremen 41,413, Hamburg 93,238, Elsaß-Lothringen 553,172 Thaler.

Die Vorschrift im §. Z des Bundesgeseßes wegen Be- seitigung der Doppelbesteuerung vom 13. Mai 1870, daß der Betrieb eines Gewerbes nur in demjenigen Staate befteuert werden darf, in welhem das Gewerbe betrieben wird, if -nach den bei Berathung des Gesetzes gepflogenen Verhandlungen in Ansehung des stehenden Schiffergewerbes dahin in An- wendung zu bringen, daß jener Gewerbebetrieb nur in dem-- jenigen deatshen Staate zur Besteuerung heranzuziehen ift, welchem das betreffende Schiff angehört.

Die Führer der den deutshen Bundesftaaten angehörigen niht preußishen Schiffe find demgemäß einer Anordnung des Finanz-Ministers zufolge in Preußen zur diesseitigen Gewerbe- fieuer in Klasse K nit heranzuziehen. Für die Freilassung der- selben von der Gewerbesteuer genügt der Nachweis, daß das be=- treffende Fahrzeug einem anderen deutschen Staate angehört, und es bedarf nicht des Nachiveises, daß der Schiffsführer im

Heimaths-Siaate des Schiffes wegen des E Es be- fteuert ist. A E S E aa N na e gei» E;

—_— Nah §. 1 Absatz 2 des Reichsgeseßes vom 25. Mai d. I. (Reichs-Geseßblatt S. 113) find die gemäß der 88. 1 und 2 a. a. O. im Eigenthum des Reichs befindlichen Gegenstände hin- fihtlih der Befreiung von Steuern den im Eigenthum des ein- zelnen Staats befindlichen gleichartigen Gegenständen gleichgestellt.

Hiernach finden die Bestimmungen im §. 4 Litt. a. und c. des Gesecßes vom 21. Mai 1861 Nr. 5379 (G. S. S. 253) und im §. 3 Nr. ‘1 und 2 des Gesezes von demselben Tage 5380 (G. S. S. 317) wegen der Befreiung der dem Staate gehörenden Liegenschaften und Gebäude von der Grund- und Gebäudesteuer fortan auf die im Eigenthum des Reichs befindlichen Liegenschaften und Gebäude gleihmäßig Anwendung.

In den Provinzen Schleswig-Holstein, Hannover und Hessen- Nassau find bis zum Zeitpunkte der. Erhebung der im §. 2 des Gesezes vom 11. Februar 1870 (G. S. S. 85) bezeichneten Grundsteuer-Hauptsumme die im Eigenthum des Reichs befind- lichen Grundstücke insoweit von der Grundsteuer befreit, als den Grundstücken des Staats nah den gegenwärtig geltenden geseß- lihen Bestimmungen ein Anspruch auf Befreiung von der Grund- steuer zusteht. |

Nath den Bestimmungen der AUgemeinen Dienstinstruk- tion für die Konsuln des Deutschen Reichs vom 6. Juni 1871 (S. 26 ad 3) können die für hülfsbedürftige Reichsangehörige im Auslande erwachsenen Kosten Seitens der Konsuln von den zur Erstattung Verpflichteten (alimentationspflichtigen Verwandten, Rhedern 2c.) direkt oder durch Vermittelung der betreffenden Landesregierung wieder eingezogen werden. Zur Wahrung des Interesses der Reichsfonds, auf welche die bezüglihen Kosten im Falle der Uneinziehbarkeit zu übernehmen find, if es erforderlich, daß den Kaiserlichen Konsulaten bei dergleihen WiedereinziehungS- versuchen thunlihs| wirksame Unterstüßung gewährt wird, und da dies bisher nicht in allen Fällen geshehen if, so hat der Minifter des Innern die Bezirksregierungen vcranlaßt, etwaigen Requisitionen der Kaiserlichen Konsulate in der gedahten Be- ziehung thunlichst zu entsprehen, ‘und denselben bei Ermittelung der Zahlungspflichtigen, sowie bei Einziehung der Beträge Ihre Mitwirkung angedeihen zu laffen.

Der Minister des Innern hat aus den an ihn erstatteten Berichten der Deputationen für das Heimathwesen, be- treffend die Berehnung und Wiedereinziehung der bei denselben entstehenden Porto-Auslagen, ersehen, daß sämmtliche Depu- tationen, mit Ausnahme von dreien, das Porto neben dem Pauschquantum zum Ansaz bringen.

Im Einverständniß mit dem Iustiz-Minifter hat der Minister des Innern die Deputation für das Heimathwesen darauf auf- merksam gemacht, daß das Verfahren dieser drei Deputationen der geseßlichen Vorschrift nicht entspriht, da nah §. 56 des Gesetzes vom 8. März 1871 außer den baaren Auslagen ein Pauschquantum für das Verfahren zu erheben, das Porto also in dem wirftlich gezahlten Beitrage, neben dem Paush- quantum, in Ansaz zu bringen und einzuziehen if, unbeschadet der Befugniß der Deputationen, bei Abmessung des Pausch- guaniums auf den Betrag des der unterliegenden Partei außer- dem zur Laft fallenden Portos angemessene Rückficht zu nehmen. Die Seitens einer Deputation geschehene Bezugnahme auf den Cirfular-Erlaß vom 1. Februar v. I., in welchem unter Nr. 5 auf den gerichtlichen Kostentarif hingewiesen ist, nah dessen Vorschrift die Portosäze nicht besonders zur Berehnung kommen, hat der Minifier um jo weniger für zutreffend erachtet, weil der Cirkular-Erlaß nur hinfihtlich der Gebühren 2., deren dort neben dem Paushquantum Erwähnung geschieht, auf- den ge- rihilihen Tarif hinweise. Wenn in fine des qu. Erlasses be- merkt werde, daß die Kopialien unter dem Pauschquantum mit begriffen seien, \o sei hieraus im Gegentheil zu folgern, daß ein Gleiches, nach der Intention des Erlafses, hinfihtlih des Porto nicht hat gesagt werden sollen.

Behufs der nach dem Durschnitte der wirklichen Zah- lungen in den Jahren 1870—T72 zu bewirkenden Veranschlagung derjenigen in den Entwurf zu dem Staatshaushalts - Etat für das Jahr 1874 bei der Verwaltung der ditékten Steuern aufzunehmenden Ausgabe-Fonds, welche bis zum Schlusse des Rehnungsjahres 1872 aus dem Extraordinarium der Ver- waltung der direkten Steuern bestritten worden find, hat der Finanz-Minifter die Bezirksregierungen angewiesen, die von den- selben bereits erforderte Uebernicht der diesfälligen, in den Jah- ren 1869—T1 geleifteien Ausgaben, au auf das Jahr 1872 auszudehnen.

Der Minister des Innern hat die Bezirksregierungen

davon benarichtigt, daß durch Beschluß des Bundesratheë vom 2%. Februar d. I. die Frage bezüglih der Verpflichtung zur

daß die Kosten des Transports von Ausländern, w-lche aus dem Bundesgebiet, und von Deutschen, welhe von einem autêwäârtigen Staate ausgewiesen find, innerhalb des Bundes- gebiets von jedem Bundesstaat insoweit getragen werden, als fie zur Beförderung des Verwiesenen durch sein Gebiet aufzuwenden find.

Der Generalmajor, General à la suite Sr. Majestät des Kaisers und Königs und Inspecteur der Jäger und Schützen, von Stiehle, is von seiner Dienftreise zur Inspizirung der Jäger-Bataillone hierher zurückgekehrt.

Der Oberst und Abtheilungs-Chef im Kriegs-Ministerium L E hat sich mit Urlaub auf kurze Zeit nach Kisfingen egeben.

Sachsen. Dresden, 25. Iuni. Der ehemalige Groß- herzog Ferdinand IV. von Tos fana nebst Gemahlin und Prinzessin Tochter Erzherzogin Antoinette, sind heute Mittag von München im Hoflager zu Pillnigz eingetroffen. :

Württemberg. Stutigart, 24. Iuni. Die heute erschienene Nr. 21 des Regierungsblattes enthält eine Be- fanntmahung des Ministeriums des Innern, betreffend die Rangstellung der Amtmänner der Oberämter, vom 20. Juni 1873; sodann eine Verfügung des Steuer-Kollegiums, betreffend die Umlage der Grund-, Gefäll-, Gebäude- und Gewerbe-Steuer auf die ersten 4 Monate des Etatsjahres 1873 74, vom 17. Juni 1873.

Baden. Karlsruhe, 24. Iuni.. Der Kronprinz des Deutschen Reihs und von Preußen hat sih heute früh 63 Uhr - nah Rastatt begeben und eine Parade über die Truppen der dortigen Garnison abgehalten. Nach 9 Uhr kehrte derselbe mittelst Sonderzugs nah Karlsruhe zurü. ;

Heute Vormittag 11 Uhr fand in der hiesigen Schloßkirche die Konfirmation des Erbgroßherzogs durch den Prä- laten Dr. “Holhmann statt. Die kirhlihe Handlung währte bis gegen 124 Uhr Nachmittags. Es betheiligten sih an derselben durch ihre Gegenwart außer den Eitern und Ge- \chwistern des Konfirmanden, dem Großherzog und der Großherz ‘gin, \cwie der Prinzéssin Victoria und dem Prinzen Ludwig Wilhelm, die Deutsche Kaiserin und Königin von Preußen, der Kronprinz des Deutschen Reihs und von Preußen, die Prinzessin Wilhelm, der Markgraf Max, der Prinz Karl, die Fürstin von Leiningen Prinzessin von Baden, die Herzogin von Hamilton und die Erbprinzessin von Monaco. Der Feier wohnten weiter auf Einladung an: die Mitglieder des Staats-Ministeriums, sowie eine größere Anzahl Staaits-, Hof- und Gemeindebeamten, die Generale und höheren Stabs- Offiziere der hiesigen Garnison, sowie die am hiesigen Hofe be- glaubigten Gesandten und Geschäftsträger fremder Höfe; beson- dere Einladungen hatten au erhalten sämmtliche Geistlihe und Aeltesten der hiesigen evangelishen Kirhengemeinde, der evan- gelische Militär-Oberpfarrer, der Pfarrer der hiesigen katholischen Gemeinde, sowie der tatholishe Divisions-Pfarrer.

Hessen. Darmstadt, 24. Juni. (D. Z.) In der heutigen 16. Sißung begann die zweite Kammer der Landstände die Berathung über die Artikel 11 bis 15 des Entwurfs einer Städte-Ordnung, ohne diese Berathung indessen zu beendigen. Diese Artikel behandeln | die Zahl und die Wahl der Stadtver- ordneten, die Stimmberechtigung, die Fälle, in denen eine solche ruht, und- die Wahlfähigkeit. Aus der heutigen Debatte, bei der zahlreihe Amendements gestellt wurden, erwähnen wir nur, daß die Hauptpunkte der Diskussion die Wahl der Hälfte der Stadtverordneten aus der höchstbesteuerten Hälfte (resp. nah einem neueren Vorschlage der Regierung aus dem höchstbesteuer- ten Drittel) der Wahlfähigen, die Vorausseßungen der Stimm- berechtigung und der Wahlfähigkeit bildeten. 5

Zur Erinnerung an das Regierungsjubiläum des Groß- herzogs hat Se. Königliche Hoheit den Professor Chr. Schniß- spahn mit der Ausführung einer Jubiläumsdenkmünze beauftragt. Die Vorderseite zeigt den Kopf des Hohen Jubilars mit der Umschrift „Ludwig U1,, Großherzog von Hessen“, die Rückseite von einem Eichen- und Lorbeerkranz ums{hlungen, die Königskrone, unter der fich Scepter und Schwert kreuzen , oben die Worte: „16. Juni 1848—73*“.

Mainz, 23. Iuni. Am 24. und 25. August l. I. wird hierselb der 6. hessische Feuerwehrtag abgehalten und damit eine Ausstellung von Feuerlös{ch -Ausrüstungs - Requifiten verbunden werden.

Sachsen - Weimar - Eisenach. Weimar, 25. Juni. Das Regierungsblatt für das Großherzogthum Sachsen- Weimar-Eisenah enthält in Nr. 14 eine Ministerial-Be- fanntmahung, betreffend .die mit dem 1. Juli d. I. eintre- tende Aufhebung des Zuchthauses in Weimar und den Text der über die Mitbenußung der Strafanstalten zu Tonna und Hafsen- berg, sowie des Arbeitshauses zu Eisenach abgeschlossenen Staats- verträge.

Sachsen-Altenburg. Altenburg, 24. Juni. Der heutige Geburtstag der Herzogin Agnes wurde dur eine Reveille der Garnison, sowie durch Musik von den Thürmen festlih begrüßt; die leßteren, sowie viele Privathäuser hatten aus Anlaß des freudigen Tages geflaggt. Am Abend fand im Schloßgarten Konzert ftatt, welhem der feraes Ernst, die Her- zogin und ihre Schwester, die Prinzessin Friedrih Carl bei- wohnten.

Lippe. Detmold, 24. Juni. Das „Regierungs- und Anzeigeblatt“ enthält folgende Berichtigung:

„Wir sind in den Stand geseßt, die von verschiedenen Blättern gebrawte Mittheilung, daß der Kabinets-Minister v. Flottwell feine Demission eingereiht habe oder einzureichen beabsichtige, für vollständig unbegründet erklären zu können, und ersuchen alle Zeitunzen, welche jene Nachricht enthielten, um Aufnahme dieser aus sicherfter Quelle stammenden Berichtigung.

Hesterreich - Ungarn. Wien, 24. Juni. Die Groß- herzoglihe Familie von Mecklenburg - Schwerin hat gestern Wien verlassen. Dem Vernehmen nah kommt Se. Königliche Hoheit der Großherzog am 29. d. M. nohmals auf einen Tag nah Wien.

Das Reichsgesetzblatt veröffentliht die Verordnung

Tragung der durch den Transport eines aus dem Bundes- gebiete vermiesenen Ausländers innerhalb des Bundesgebietes entsichenden Koften prinzipieli dahin entschieden worden ift,

| des Gesamnmt-Ministeriums vom 18. Juni 1873, betreffend das | Ausmaß der Diäten und der Fuhrkosten der Staatsbeamten bei

gestellt.

Pesth, 24. Iuni. Das Abgeordnetenhaus erledigte heute das Budget des Finanz-Ministeriums und begann die Be- rathung über das Budget des Kommunikations-Ministeriums. Es wurde auch der Beschluß gefaßt, die, eine Zinsengarantie ge- nießenden Eisenbahnen anzuweisen, daß fie künftighin keine Freikarten ausgeben dürfen. : Der Kultus-Minister Trefort beantworteteeine Interpellation Lükoe's wegen des gesecßwidrigen Vorgehens des Rosenauer Bischofs in Betreff der Publikation des Unfehlbarkeitsdogmas. Trefort erklärte, Bishof Schopper habe das Dogma - zwar nicht wie der Stuhlweißenburger Bischof formell und feierlich verkün- digt, sondern 200 Exemplare der vatikanischen Dekrete in feiner Diözese vertheilt. Der Minister habe unter Berufung auf die - Allerhöchste Entschließung vom 9. August 1870 seine Mißbilli- gung hierüber ausgedrückt und erklärt, daß bei etwaigen gesch- widrigen Handlungen, die aus diesem Vorgehen entstehen soll- ten, die ganze Strenge des Geseßes angewendet werden würde. Der Interpellant Lükoe erklärte sh mitder erhaltenen Antwort niht zufrieden und verlangte, daß der Gegenstand verhandelt werde. Bei der Abstimmung stimmten 71 für die Kenntniß- nahme und 83 für eine besondere Verhattdlung. Der Gegen- stand ward für die Sonnabend-Sißzung auf die Tagesordnung

Die ungarish-croatische Regnicolar-Depu- tation beshloß gestern, daß die croatishe Deputation ein Nun- tium s Antwort auf das ungarishe Nuntium ausarbei- ten solle.

Schweiz. Bern, 25. Iuni. (W. T. B.) Der Bun=- desrath hat das Gesuch des \shweizerishen Handelsvereins um Anbahnung einer Konferenz mit den der lateinischen Mün z- konvention angehörigen Staaten behufs Einführung der rei- nen Goldwährung abgewiesen.

Der neue Gesandte der spanischen Republik, Martra, früher Chefredacteur des republikanischen Blaites „Jgualdad“ ist heute hier eingetroffen.

Dänemark. Kopenhagen, 23. Juni. Gestern Morgen starb der frühere Kriegs-Minister des Bluhme'shen Ministeriums, General-Lieutenant C. F. Hansen, geboren den 19. November 1788 in Helsingör. General Hansen nahm bereits an den Krie- gen vor 1815 Theil und ging 1832 mit einer Expedition nah Griechenland. Nach Abgang des März-Ministeriums von 1848 wurde Hansen Kriegs-Minister. Im Dezember 1854 trat er mit dem gesammten Oersted-Bluhme schen Ministerium ab und wurde erst im Juli 1864, als der damalige Krieg faktish beendet schien, abermals Kriegs-Minister. Endlich, im November 1865, trat er völlig in den Ruhestand und beschäftigte sich, im Besitz einer klaffischen Bildung, seitdem mit wissenshaftlihen Studien.

Großbritannien und Jriand. London, 24 Juni. Der Schah von Persien begab sih gestern mit Gefolge nah der Albert-Halle in Süd-Kensington, um dem ihm zu Ehren von den Königlichen Kommissären der internationalen Ausstellung veranstalteten Feste beizuwohnen. Vorher ging eine Besichtigung der internationalen Ausstellung. In dem darauf folgenden Kon- zert, das von einem großen Orchester und Chor ausgeführt wurde, kam eine Ode an den Schah, mit Chören, Soli's und einem Marsche zur Aufführung. Der Prinz und die Prinzessin von Wales, die übrigen Prinzen des Königlichen Hauses und der Großfürst-Thronfolger nebs Gemahlin wohnten dem Feste bei.

Für heute Nachmittag isst die große Truppenparade in Windsor angeseßt. Nach derselben veranstaltet Lord Granville im Foreign Office einen diplomatishen Empfang.

Fraúfreih. Paris, 23. Iuni. Der Schah von Persien wird nah den bisherigen Dispositionen in Cherbourg landen und dort eine Revue über die Flotte abhalten. In die- sem Falle - würde seine Ankunft auf dem Bahnhof St. Lazare erfolgen. Die Regierung will dem Schah einen großartigen Empfang bereiten. Die Feste werden wahrscheinlich in Versailles stattfinden, da der Gemeinderath von Paris sich geweigert hat, die Summe von 137,000 Frcs. dem Präfekten zur Verfügung zu stellen.

24. Juni. Dem „Ordre® zufolge wird eine General- Inspektion der festen Pläße im Laufe des Monats Oktober statt- finden. Eine -Spezial-Kommission von Genie- und Artillerie- Offizieren wurde zu diesem Zweck ernannt. Diese Arbeiten sollen spätestens im November beendigt sein.

Folgende Steuern sollen vom Finanz-Minister anstatt der Rohstoffsteuer vorgeschlagen sein: Steuer auf Frachtgüter 10 Millionen, Steuer auf Kanaltransport 5 Millionen, Zolsteuer auf Gegenstände, die nicht im fonventionellen Tarif inbegriffen find, 10 Millionen, Steuer auf Stearin 15 Millionen, 10 Cen- times per Kilogramm Soda 11 Millionen, neue Einregistrirungs- Gebühren 20 Millionen: im Ganzen 71 Millionen.

25. Juni. (W. T. B.) Die „Agence Havas“ telegra- phirt: Die Gerüchte, daß die gegenwärtige Regierung in ihrer auswärtigen Politik Tendenzen verfolge, welche verschieden seien von denen, die die frühere Regierung namentlih in Betreff Italiens verfolgt habe, sind durhaus unbegründet. Ein Beweis hierfür liegt darin, daß der bisherige Gcsandte in Rom, Four- nier, dessen Instruftionen dieselben sind, wie sie ihm bereits vor- her ertheilt waren, auf scinem- Posten belassen is, und daß nie- mals die Rede davon war, ihn von dort abzuberufen. i

Der Finanz - Minister Magne is von einem leichten Unwohlsein befallen. Das Gerücht, daß derselbe seine Demission gegeben habe, ist der „Agence Havas“ zufolge unbegründet

Der obere Handelsrath hat beshlofsen, daß die Frage bezüglich der Handelsverträge ers nah Verständigung über die neuen Steuern zur Berathung kommen soll. ; i

Versailles, 25. Juni. (W. T. B.) Die heutige Sizung der Nationalversammlung verlief ohne jeglihen Zwischenfall.

Der Präsident der Republik hat heute. den \chwedishen und den dänischen Gesandten, welche ihm ihre neuen Beglaubigungsschreiben überreichten, empfangen.

Spanien. Eine aus rarlistischer Quelle stammende De- pesche aus Bayonne vom 25. Juni erkiärt die Nachricht von einer Niederlage der Carlisten in Navarra für unbegründet und meldet, daß Elion die 200 Mann starke Kolonne Castanou's am 21. Iuni zu Barranca - eingeshlossen und nah heftigem Kampfe fast ganz zu Gefangenen gemacht habe.

Italien. Rom, 22. JIuni. Der Kronprinz Hum- bert und die Kronprinzessin Margäretha sind gester: nah Monza bei Mailand abgereist, wo die Hohen Herrschaften den Sommer zubringen werden.

‘25. Juni. (W. T. B.) Die „Gazetta uffiziale“ veröffent- liht das Königliche Dekret, durch welches die Voll- ziehung des Gesetzes, betreffend die Aufhebung der

| Dienstreisen und die Distinktionszeihen der Staatsuniform.

religiösen Körperschaften, angeordnet wird.

__— Die Deputirtenkammer verwarf in ihrer heutigen Sigzung mit 157 aegen 86 Stimmen die von der Regierung acceptirte Tagesordnung, welche erklärt, daß die Kammer An- gesihts der Nothwendigkeit, unver;üglih für die Finanzbedürf- Beschaffung neuer Mittel Vorsorge zu sfe! ing d Der Finanz- Minister Sella erklärte in Folge dieses Votums, daß die Reg ie- ruñg dasselbe dem Könige mittheilen und morgen der Kammer

nisse des Landes dur treffen, zur Berathung der Finanzvorlage übergehe.

ihre Entschließung bekannt geben werde. Mailand, 25. Juni.

ift aus Paris hier eingetroffen.

Nußland und Polen. Si. Petersburg, 24. Juni. Am 21. Iuni ist vom Kriegsschauplagz in Chiwa aus Aulie-ata auf telegraphischem Wege folgender Beriht vom Ge- neraladjutanten v. Kauffmann eingetroffen :

Das Turkestansche Detacher-ent bemächtigte sih am 30. Mai des Uéberganges über den Amu-darja zwischen den Städten Pitnjak und

nki und seßte auf das linke Ufer über, wobei es auch die dem

de abgenommenen Trajektmittel benußte. Nach ausgeführtem Uebergang rüdckte das Detachement gegen die befestigte Stadt Chasar- asp vor und nahm sie am 4. Juni nah geringem Widerstand. Der ind floh und ließ in unferen Händen viec Geschüße, drei Gestelle mit se drei Falkonats und ein Depot von Artillerievorräthen zurü. Auf unserer Seite ist der Verlust unbedeutend.

Generallieutenant Werewkin berichtet, daß er am 4. Juni mit dein ihm anvertrauten Detachement aus Orenburger und kaukasischen Truppen in Neu-Urgents einzutreffen gedachte, von wo er nah Chanki gehen jollte, wenn sich 1hm nicht Hindernisse entgegenstellen.

_ Der Gesundheitszustand der Truppen aller drei ist ‘vorzüglich.

Im Jahre 1874 soll nah der „R. W.“ eine Rekruten- aushebung in beiden Hälften des Reichs und im Königreich Polen nah denselben Regeln, wie die von 1873, statthaben. Es \follen 6 Mann von tausend Einwohnern ausgehoben werden, mit Ausnahme der Karelen im Kreise Kem, Gouvernement Ar- cangelsfk und im Kreise Ponewez, Gouvernement Olonez. Von diefen sollen nur 4 Mann vom Tausend, zum Militärdienst ge- zogen werden.

Schweden und Norwegen. Stockholm, 22. Juni. Am 18. d. M. Vormütags is der König auf seiner Reise nah Norwegen in Dellsbo angekommen und unternahm von dort aus eine Ausfluht nach Dalarne. Um 5 Uhr fam der König in Hudiksval an, wo ‘ex um 10 Uhr an Bord der Dampf- fregatte „Thor“ ging.

Am 19. d. M., dem 50jährigen Vermählungstage der verwittweten Königin, wohnte dieselbe dem Gottesdienste in der katholischen Kirche bei und gab später auf dem Schlosse Ro- fendal zu Ehren des Kronprinzen und der Kronprinzessin von Dänemark ein Diner, zu welhem au die Mitglieder der dä- nischen Legation eingeladen waren.

Abtheilungen

America. Montevideo, 27. Mai. Das Fieber ift fast ganz vershwunden. R

Valparaiso, 13. Mai. Mr. Leigh hat die Autorisation erhalten, ein Kabel von einem Hafen in Ätacawo nach einem andern Hafen zur Verbindung mit Europa zu legen.

Buenos-Ayres, 14. Mai. Am 11. d. M. eröffnete der Kongreß der argentinischen Republik seine diesjährigen Sigzungen, bei welcher Gelegenheit der Präsident Sarmiento eine Botschaft verlas, deren Hauptinhalt nah der „Wes. Ztg.“ hier folgt: :

Es gereicht mir zur besonderen Freude, den diesjährigen Kongreß begrüßen zu können, in welhem zum ersten Male -— -in Folge der allgemeinen Volkszählung die einzelnen Provinzen entfprechend vertreten find. Im verflossenen Jahre genossen alle Nationen, und insbesondere die unsere, die Segnungen des Friedens, und in Folge dessen hat unser materieller Fortschritt sih so gesteigert, ‘daß wir be- haupten dürfen, in keinem anderen Lande der Welt sei das Autblühen so merklich, ais bei uns. „Ueber die am 1. Mai ausgebrochene Insur- rektion in Entre-Rios wird dem Kongresse demnächst in einer Spezial- botschaft Bericht erstattet werden. Unsere auswärtigen Beziehungen fahren fort, befriedigend zu sein. Die entstandenen Schwierigkeiten mit Brafilien “wurden von unserem Spezialbevollmächt1gten beseitigt. Besonders. habe ich hervorzuheben, daß die Kaiserlich brasilianische Regierung sich beeilte, eine der unseren gleichlautende Erfkläcung dahin abzugeben, daß durch jenen Zwischenfall die freundschaftlichen Bezie- hungen beider Völker nicht getrübt worden seien. Mit Chile haben wir noch Grenzbei\timmungen, die Magellanstraße betreffend, zu verabreden. Es hatte kürzlich einen Augenblick . den Arschein, als wollte diese Lngelegeuheit gefahrdrohende Gestaltung annehmen; jedoch hat fich sofort. die leichte Gewitterwolke zer- streut und is Gefahr überhaupt nicht denkbar, da beide Staaten periragêsmäßig verpflichtet sind, falls fie zu keiner Vereinbarung gelangen Éönnchn, die Streitfrage dur Schiedsrichter entscheiden zu“ lassen. Behufs Abschiusses eines endgültigen Friedens mit Paraguay haben wir einen Spezialbevollmächtigten dorthin gesandt und dürfen erwar- ten, daß diese Frage unseren gerechten Ansprüchen gemäß geordnet werden wird. ie schon lange angestrebte Greuzvereinbakung mit Bolivia hat in leßter Zeit keine Fortschritte gemacht, weil der boli- vianische Bertreter abwesend von hier war; doch wird Argentinien {elbst einen -Vertreter nah Bolivia fenden. Von Jahr zu Jahr steigt die Zahl der Einwanderer troß der Gegenarbeiten in Europa, und es sind vom 1. Januar bis 31. März d. J. nicht weniger als 14,468 Einwandercr hier angekommen. In Folge der stetig sich stei- gernden“ Einwanderung aus Jtalien, Spanien und Frankreich mevren fih- auch unsere Handelsbeziehungen ¿u cinen Ländetn.

Die Einnahmen waren im vorigen Jahre auf 16,160,0C0 Doll. veranschlagt, sie haben aber 18,173,379 Doll. und somit gegen das Vorjahr ein Mehr von 5,490,224 Doll. ergeben; für Auêgaben waren 28,622,953 Doll. ausgeworfen; es wurden jedoch 4,778,449 Doll. we- niger verausgabt. Im Jahre 1872 stieg der Werth der Ein- und Ausfuhr auf 106 Millionen Doll. offizielle S{äßung, und der Schiffs- verkehr wurde durch 3718 Segelschiffe und 2234 Dampfschiffe mit zu- fammen 2,151,640 Tons vermittelt, Unser Kredit ist ausgezeichnet, in Europa wie am Pl3be, und es verdient auch.erwähnt zu werden, daß das für die in Gründung begriffene Nationalbank erforderliche Kapital im Lande selbst weit überzeichnet würde. Die Zahl der Schüler der Nationalkollegien hat ih auf 4000 gehoben, und eine gleihe Anzahl genießén den höheren Unterricht in Privat- anstalten. Nach amtlichen Ermittelungen giebt es im Lande 1642 Schulen, welche von 97,549 Kindern besuht wérdenz wenn man dazu die Studenten der Universitäten, der Seminarien, der Fach- schulen 2c. rechnet, erbält man eine Gesammtzahl von 103,000 Schü- lern (bei einer Bevölkerung von 2 Millionen Einw.) Ein Vergleich mit den- Zuständen vor 20 oder 10 Jähren bezeugt die großen Fort- schxitte; welce wir gemact haben. Auch die sehr rasche Ausdehnung, welche das Junistitut der Bolksbibliotheken. bei uns findet, gereicht dem Land zur Ehre. In Bezug auf die Kultusangel-genheiten;- habe ih uur zu erwähnen, daß, da E Eëquiu die auf ihn gefallene Wahl zum Erzbischof abgelehnt hat, die Regierung, gemäß der Wahlliste, Dr. Aneires dem Papste für {ene Stelle vorgeshlagen hat. Die Re- krutirung des Heeres stößt auf mancherlei Schwierigkeiten, wie es ja bei allen Neuerungen der Fall ist; es dürfte aber geboten sein, daß der Kon- gréß unserem Heerwesen erneuerte Aufmerksamkeit zuwende. Der Grenz- dienst oder das jetzige System der D nag at sich im vorigen Jahre bewährt, und beachtenéwerth ist die Thatsache, daß, wenn au

(W. T. B.) Prinz Napoleon

‘theilung der Matrifular - Beiträge auch für das Jahr 1874 einer

einbürgert: Zahlreiche und sehr genaue Karten von «ällen z find aufgenommen worden r.9 s len_Grenzen

Melchert und Hoft), wodurch die Sicherstellung derfetbe i erleichtert wird. Unsere Militärscule E täglich Ledler Mbdeu tung unter ihrer intelligenten Leitung. Neuerdings ist für diejelbe ein preußisher Artillerie-Offizier (Premier-Lieutenant, ießt Haupt- maun No Rol A PMITE, Ly eier Waffe gewonnen worden. L =\carine|chule ist kürzlih gegründe en ei iegs- {if zur Disposition gestellt ott A IELOAA, fi MAIeDs folgen noch einige Shlußworte des Präsidenten, in welchen er die Hoffnung a'!s\prach, daß die Ruhe des Landes dur die bevorstehende Präsidentenwahl nit gestört werde.

__Asien. Offizielle Nachrihten aus China fo meldet die „Times of India“ vom 30. Mai bestätigen die Kunde, daß Talifoo gefallen ist, und daß die Kaiserliche Regierung ihre Autorität in der Provinz Yunan wieder hergestellt ' hat. Etwa ses- oder acttausend Rebellen sollen, wie es heißt, ge- tödtet worden sein. Die Pekinger Zeitung vom 24. Februar enthielt ein Kaiserliches Dekret, welches den an den Operationen Betheiligten Belohnungen ertheilt. Die Unruhen in der an- grenzenden Provinz Kneihow, die mit Yunan ein Generalgou- vernement bildet, gehen ebenfalls ihrem Ende entgegen.

__— Die „China Mail“ meldet: Der Kaiser kehrte von seinem Besuch bei den Gräbern seiner Ahnen in einer offenen Sänfte zurück, und der Bevölkerung, Ausländer inbegriffen, wurde gegen frühere Gewohnheit, gestattet, ihn zu sehen.

Neichstags- Angelegenheiten.

_ Berlin, 26. Juni. Die Antwort, welche in der gestrigen Sibzung des Reichstags der Präsident des Reichskanzler- Amtes, Staats - Minister Delbr ück auf die Interpellation des Abgeordneten Dr. Banks ertheilte, hatte folgenden Wortlaut:

_ Meine Herren! Als die Interpellation gestellt wurde und dem Reichskanzler-Amt zuging, waren dem leßteren zwei Fälle bekannt ge- worden, welche in den allgemeinen Kreis der Interpellation fallen. Am 28. Januar dicses Jahres hatte sih der von dem Herrn Inter- pellanten erwähnte Herr König an das Reichskanzler-Amt gewendet mit einer Beschwerde darüber, daß ein Beamter der Ober - Postdirek- tion in Frankfurt am Main bei dem dortigen Zeitungs - Postamt die Abonnementslisten nachgesehen hätte. Es wurde darauf von der Ober- Postdircktion in Franffurt am Main Bericht gefordert, und es ergab fi, daß der Beamte, der bezeichnet worden war, im Auftra: e des Ober-Poft- Direktors die Listen nachgeschen und den leßteren darüber Bericht erstattet hatte. Der Dber - Postdirektor hatte aus diesem Bericht keine Ver- anlaffung genommen, ei es sriftlich oder mündlich gegen irgend emand irgend eine Bemerkung zu machen. Unter diesen Umständen fonnte nicht anerkannt werden, daß in Beziehung auf den hier vor- liegenden Fall ein ungeretfertigter Schritt geschehen sei.

Eine zweite Beschwerde des obengenaunten Herrn König datirt vom 17. März d. J.; „fie verlangte, daß gegen einen Beamten des General-Postamts disziplinarisch eingeschritten werden solle, weil dieser Beamte bei Gelegenheit einer Revision des Ober-Postamts in Frank- furt a. M. beleidigende Aeußerungen über ihn, den Herrn König und sein Blatt, gethan habe. Auf Grund der hierüber stattgefundenen Ermittelungen konnte die Ueberzeugung nicht gewonnen werden, daß wegen dieser Aeußerungen ein Disziplinarverfahren gegen den Beamten ein- zuleiten sei. Es wurde dies Herrn König erwidert, der ja auch, wie ih eben jeßt von dem Heren Interpellanten erst höre, den Rechtsweg gegen den Betheiligten beschritten hat, der ihm frei steht.

Das sind die beiden einzigen Fälle, welche, als die Interpellation zur Kenntniß des Reichskanzler-Amts kam, dem Reichskanzler-Amt in der Sache bekannt waren. Seitdem find dur den gestern vertheilten Hn allerdings eine Anzahl anderer Fälle zur Kenntniß des Reichskanzler-Amts gekommen. Ich nehme an, daß bei der Geschäfts- lage des Hauses diejer Petitionsbericht hier nicht mehr zur Diskussion kommen fann; ih nehme indessen keinen Anstand zu erklären, daß un- geachtet diefer dur die Sachlage gebotenen Präklusion des Petitions- berichts der Inhalt des Berichts einer ernsten Prüfung unterzogen werden wird.

In Bezug auf den Reichshaushalts -Etat für das Iahr 1874 erklärte der Präsident Delbrü ck:

Meine Herren! Jchch habe’ zunächst im Namen der verbündeten Regierungen mich mit dem Abänderungsantrag- auf Nr. 237 I[. mit der bereits vorhin erwähnten Berichtigung einverständen zu erklären. Sodann erlaube ih mir zu der Jknen wegen der Matrikularbeiträge gemachten Vorlage einige Bemerkungen. Der Reichstag hat bei dec Berathung des Haushaltsetats für das Jahr 1872 beschlossen: den Neichskanzler aufzufordern: f E bei der definitiven Vertheilung der Matrikularbeiträge für das Jahr 1872 in Erwägung zu nehmen, ob nicht, statt wie bisher, die Orts- angehörigfeit und Staatéëzugehörigkeit, in Zukunft die Ortsangehö- rigfeit alleïn, dem zu ermittelnden Verhältniß der Bevöikerungs- ziffer zu Grunde zu legen sei.

Die durch diese Resolufion angeregte Frage konnte erst in Be- rathung gezogen werden, als die Resultate der Zählung vom Dezember 1871 vollständig vorlagen. Die vollständige Vorlegung dieser Re- sultate hat sih bedauerlicherweise verzögert, insbesondère wegen der Schwierigkeiten, welche die definitive Feststellung der Zählungslisten in Elsaß - Lothringen herbeigeführt hatte. Als die Zählungsresultate vorlagen, ift der Bundesrath in die Berathung der Frage eingetreten, ob an der bisherigen Art der Vertheilung der Matrikularbeiträge eine Aenderung vorzunehmen sei. Mit Rückficht auf die verschiedenen theils thatsächlichen, theils rechtlihen Momente, welche bei der Erwägung dieser Frage in Betracht kommen, hat’ der Bündésrath einen be- stimmten Beschluß über die künftige Vertheilung der Matrikularbeiträge noch nicht gefaßt. Die Zahlen sind vorläufig nah dem'bisherigen Systeme berechnet, also auf Grund der ortsanwesenden Stäatsange- hörigen Bevölkerung. Der Bundesrath ist indessen darüber vollständig einig, daß diese Einstellung der’ Zahlen dèm definitiven Beschluß über die definitive Grundlage der Vertheilutig der Matrikularteiträge nicht präjudiziren soll. _ Jh möchte bitten, daß das Haus, wenn es heute die Vorlage in Beziehung auf die Matrikularbeiträge ge- nehmigt, das unter demselben Vorbehalte thut, unter dem der Bundesrath ihm diese Berehuung vorgelegt, hat, unter deni Vorbe- halt nämlich, daß *durch die Zustimmung zu dieser Ver-

anderweiten Reg-lung der Frage nicht präjudizirt werden- soll, daß also, wenn demnächst auf Grund der von dem Bundesrath zu machen- den Vorlage eine andere Vertheilung beliebt w-rden sollte, der u tige Beschluß und das zu erlassende Geseß dem nit entgegensteht. Ich habe sodann einen fleinen Drudckfehler zu berichtigen, der fich auf der Anlage XFL, der “Berehnuüg der Matrikular- Beiträge, auf der ersten Seite vorfindet, in denen es da, wo von den Ausgaben der gela die ¡Rede ‘ist, heißen mußt daß die fortdauernden Ausgaben \sich um s und so viel Thaler für Wohnungsgeld-Zuschüsse ni cht wie gedruckt ist er- P Lb eabis, öhen. Z : häbe darauf aufmerksam zu machen was sich frei- lich ‘von’ felbst versteht ‘daß die Sub-Division der E Zuschüsse, wie sie auf der ersten Seite gegebeit ist, sich qzatürlih nach dem Geseße ändert, welches ‘über die Wohnungsgeldzuschüsse selbst beschlossen ist. Hier haben nur die Zahlen eingestellt werden können, wie fie zu der Zeit vorlagen, als die Aufstellung gemacht wurde; es ivar niht mehr möglich, eine neue Berehnung vorzunehmen. Das Haus beschließt ja niht über diese Zahlen; ih habe dies nur erwäh- nen wollen, um einem Mißverständniß vorzubeugen.

- langsam die Civilisation doch immer mchr bei den Jndianexn sich

(von den deutschen Ingenieur-Offizieren -

Statistische Nachrichten.

„München, 23. Juni. Das amtliche Personalverzeihniß der Universität München ergiebt für das Sommerhalbjahr 1873 eine Gesammtzahl von 106 Professoren und Dozenten: nämli 64 ordentliche, 10 außerordentliche, 8 Honorar-Profcssoren, 17 Privat- dozenten und 1 Lektor der französischen Sprache. Die theologische Fa- fultät zählt 8 ordentliche Professoren und 1 außerordentlichen, im Ganzen 9 Dozenten, die juristische Fakultät 11 ordentliche Profefjoren, die staatswirth\chaftlihe Fakultät 4 ordentlihe und 1 außerordent- lichen Professor, im Ganzen 5 Dozenten, die medizinishe Fakultät 16 ordentlîhe, 5 außerordentlihe, 6 Honorar-Professoren, 10 Privat- dozenten, im Ganzen 37 Dozenten, die philosoph:she Fafultät 25 or- dentliche, 6 außerordentliche, 5 Henorar-Professoren, 8 Privatdozenten, im Ganzen 44 Dozenten.

l Kunft und Wissenschaft. erlíin, 26. Juni. Gestern starb hier der Geheime Sanitäts- Rath Dr. H. W. Berend. G : N ¿ Aus den Sitzungen der historischen Vereine während des Monats Mai d. J. Berliner historische Gesellshaft: Dr. Päß über den von Leop. v. Ranke herausgegebenen Briefwechset Königs Friedrich Wilhelm I1V. mit K. F. v. Bunsen; Dr. Meyer über zwei neuere Werke, die sih auf die Geschichte und Kritik der Regierungs- geit Nero's beziehen. Verein für die Geschichte Berlins: Professor Holze über den Wusterhausen-er Bär; Raths-Sefretär eyer Über die neuere Geschichte des Palais Sr. Königlichen Hoheit des Prinzen Carl, sowie über die Geschichte des Wilhelms- plaßes in Berlin, insbesondere über die daselbst befindlichen Monumente; Kreisgerichts-Rath a. D. Grieben über die Abstammung der Ortsnamen Groß-Beeren, Bernau und Berlin. Verein für Geschichte der Mark Brandenburg: Archivrath Dr. Hassel über die Neigung, des Kaisers Maximilian Il. zum Lutherthum und seinen in Bezug hierauf geführten Briefwechsel mit Markgraf Johann von Küftrin; Ders. über die kirchenpolitischen Ideen des Königs Friedrich Wilhelm IV. Berein für Geschichte und Alterthum Schlesiens in Breslau: Prof. Dr. Grünhagen über die älteste Geschichte Schlesiens; Rektor Dr. Fuchs über die historisch wihtigsten Bauten der Stadt Brieg. Histor. Sekt. der Shles. Gefells. f. vaterl. Kultur in Breslau: Prof. Dr. Grünhagen über den schlesischen Grenzwald ((prefeca) Magdeburgischer Ge- shäftsverein: Oberlehrer Müller über die Bauwerke der deutschen Renaissance in Magdeburg. Vogesenclub in Zabern: Landgerichts- rath Stieve über Vogesenturen in der- Umgegend von Oberhof. Greifswald, 21. Juni. Heute feierte Dr: jur. et pbil. Schö-

mann, Geheimer Regierungs-Rath, ordentlicher Professor der alt- klassischen Literatur an hiesiger Universität, sein sehszigjähriges Amts- jubiläum. . : :

Posen, 29. Juni. Heute begeht das Königliche Marien- Gymnafium die Feier seiner dreihundertjährigen Stiftung.

__ Göttingen, 19. Juni. Gestern Mittags 122 Uhr wurde bier eine Windhose beobachtet, welche, si Nati voir M e Süden fortbewegend, die Bahnhofsstraße entlang, einen Theil der An- lagen vor dem Alleethore streifend, in den südli der Groner Chaussee belegenen Gärten entschwand. Frisch gemähtes Gras und andere leichte Gegenstände, von der Windhose erfaßt, wurden in fast senk- rehter Linie boch in die Lüfte gehoben. Während dieser Erscheinung gewährte der Himmel einen prachtvollen Anblick: eine leich:e weiße Wolke, die offenbar mit der Windhose in Verbinduna stand, ver- \hleierte matt die Sonne, welche plößlich den Mittelpunkt eines großen horizontalen Ringes bildete, der in den intensivsten Regenbogen- farben die Sonne umgab und etwa 8 bis 19 Minuten fichtbar blieb. __ Nagrichten aus Pera (Konstantinopel) vom 14. Junt zu- folge, hat ein Hagelschlag in den Dörfern Pudan und Sivad im Distrikte Rahova (Bulgarien) große Verheerungen angerichtet.

Aus Indien liegen Berichte über heftige Stürme und ungewöhnliche Hitze vor. Am 27. v. M. war, der „India Gazette“ zufolge, die Hiße in Bombay fast uncrträglih und das Thermometer zeigte 96% bei Tage und 92° bei Naht. Um 5 Uhr Nachrittags wehete ein heißer Wind, dem ein Staub-Sturm folgte der Alles durchdrang. Nacher war die Hiße so drückend, daß das Theater geschloffen wurde, weil Niemand auszugehen wagte. In Pooua wüthete ein Sturm, der Häuser entdachte, und in Matheran S ein fo gewaltiger Gewitterregen, daß die Leute an den vorzeitigen

intritt des südwestlichen Monfoon glaubten. Am folgenden Tage A O e aas E E e Sturm heimgesuckt,

ann kühlté fih die Luft ab. Es haben desfälle d Sonnenstich stattgefunden. | C A A T

Landwirthschaft.

Rew-York, 24. Juni. (W. T. B.) Alle über den Staud der Saaten hier einlaufenden Nachrichten stimmen darin überein, daß die diesjährige Ernte die vorjährige bei Weitem im Ertrage übertreffen werde.

Gewerbe und Handel.

Berlin. Von dem Bezugsrechte auf 500,000 Tblr. Aktien de Bereinsbank Quistorp & Co. à 1354 sind Sens Lag Sa blifums 278,400 Thlr. gewahrt, der Rest ist laut früherer Abmachung von Hauptbetheiligten der Bauk zum gleichen Course fest übernommen. , St. Petersburg, 25. Juni. (W. T. B.) Am gestrigen ersten Zeichnungstage für russische Bodenkreditpfandbriefè ‘wurde der volle Betrag von 10 Millionen Rübeln der 6. Serie bei den Subsfkriptionsstellen in Rußiand gezeichnet, ganz abgesehen von den bereits gemeldeten sehx beträchtlihen Zeichnungen in Deutschland.

Verkehrs - Anstalten.

London, 24. Juni. Die brasilianisheKabelerved iti hat am 21. d. an Bord des eigens zu diesem Behufe gebtuion Kabel: \chiffes „Hooper“ die Reise nach Brasilien angetreten, um das fubs marine Kabel zwis{hen Pernambuco und Para zu legen. Die Expedition hofft ihr Werk in 3 Monaten beenden zu können. Athen, 26. ‘Juni. (W. T. B.) Banquier Beltazzi hat zum Bau einer Eisenbahn vom Piräus über Korinth-Patras- Rhio-Misfolunghi nah Vonißa zum Anschluß an die tür- fischen: E E, h

__St. Petersburg, 24. Jüni. Die „Rev. Ztg.“ meld Fönnland, daß ‘die Arbeiten an der O R S weit vollendet fitid, daßdie Eröffnung derselben voraussihtlich im Herbste erfolgen rann. Zugleich wird der neue Hafen von Hangs dem Ver- kehr übergében werden, dessen Hauptwerk, der Molo, gleichzeitig als Wellenbrecher ‘und ‘als Eisenbahndamm dienen foll.

Aus dem Wolff'schen Telegraphen-Büreau.

Amsterdam, Donnerstag, 26. Juni. Die Ersaßwahlen zur Zweiten Kammer sind nach den nunmehr vollständig ville: genden Ergebnissen derselben für die liberale Partei ungünstig ausgefallen, welche 3 Siße an die Konservativen verloren hat. Der ausscheidende Deputirte Heemskerk, Führer der ktonser- vativen Partei, ist niht wiedergewählt worden.

Rom, E ua A 26. Juni. Die Nachricht des „Univers“, daß Desterreih Und ankreich gegen einzelne Bestimmungen des Gesetzes über die religiösen Körperschaften Verwahrung ein- gelegt hätten, wird von der „Opinione“ mit dem Bemerken für unbegründet erklärt, daß über diesen Gegenstand nur freund- schaftlihe Erörterungen zwischen diesen beiden Mächten und der italienishen Regierung ftattgefunden hätten. Gegenüber dem Gerüchte, welches Menabréa als mit der Neubildung des Kabi- nets betraut bezeihnet, meldet die „Opinione“, daß Lanza die Bildung eines Kabinets Minghetti oder Depretis anempfohlen

habe, und daß Peruzzi zum Könige berufen sei.