1873 / 152 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 30 Jun 1873 18:00:01 GMT) scan diff

E ir T mera n a T B eet - “rit Sit R ringe Tue R A

In Delibsch wird das neue Volks\hullehrer = Seminar am 22. Juli d. I. eröffnet werden. Präparanden, welche in dasselbe einzutreten wünschen, haben am 15. Juli die Aufnahmeprüfung nah Maßgabe der allgemeinen Bestimmungen vom 15. Oktober v. I. abzulegen. Sie melden fsich \{riftlich unter Einreichung der vorgeshriebenen Papiere bei dem König- lihen Superintendenten und Kreis\{hul-Inspektor Leipoldt in Delibsh, welcher bis zum Eintreffen des Königlichen Seminar- Direktors Trinius die Anmeldungen entgegennimmt. Die pcr- \sönlihe Vorstellung der Präparanden geschieht am 14. Juli Abends 7 Uhr.

Der General - Lieutenant und Chef der Admikralität, Staats-Minister von Sto#\ch hat fih in dienstlichen Angelegen- heiten nach Wilhelmshaven begeben.

Der General-Major und Commandeur der 1. Garde- Kavallerie-Brigade, von Krosigk, is von seiner Urlaubsreise hierher zurüdckgefehrt.

Der General - Major von Bichler, beauftragt mit Wahrnehmung der Geschäfte der General-Inspektion des Inge-

nieur-Corps und der Festungen, ist von der Dienstreise behufs Inspizi- |

ng einiger ungen in den öftlichen Provinzen hierher zurück- gekehrt, attet T General-Major und Commandeur des Kadetten-Corps, von Wartenberg, von der Inspizirungsreise der Kadettenhäuser zu Plön, Bensberg, Oranienftein und Potsdaw.

Der Kaiserlich russische General-Gouverneur der Dstsee- provinzen Fürst Bagration, welcher vor einigen Tagen von Riga kommend hier eintraf, hat gestern seine Reise von hier über Franffurt nah Homburg fortgeseßt.

Der Königlich sähsishe Militärbevollmächtigte Dberst- Lieutenant von Holleben, is unter Entbindung von dieser Stellung zum Chef des Generalstabes des XI. (Königlich Sächsischen) Armee-Corps ernannt worden und hat fih derselbe zum Antritt seiner neuen Stellung nah Dresden begeben.

Hannover, 28. Iuni. Se. Königliche Hoheit der Ptrinz+-Georg ist heute Naht 2 Uhr, von“ Berlin kommend, hier eingetroffen und hat im British Hotel Wohnung ge- nommen.

Ems, 30. Juni. (W. T. B.) Ihre ‘Kaiserlichen Hoheiten die Großfürstin Marie und die Groß- fürsten Sergius und Paul find gestern Abend zum Be- suhe Sr. Majestät des Kaisers von Rußland hier eingetroffen, und haben Wohnung in dem „Hotel zu den vier Thürmen, ge- nommen,

Bayern. München, 28. Juni. Nach den bis jezt ge- troffenen Bestimmungen wird, dem „K. v. u. f. D.“ zufolge, der König die Wiener Weltausstellung niht besuhen. Se. Majestät wird cus Schloß Berg übermorgen in Hohenschwangau eintreffen und einige Zeit daselbs verweilen, das Kgl. Sekretariat jedoch in Berg verbleiben. i

General-Lieutenant Heinrich Ritter von Buz, Chef des Ingenieur-Corps und Inspecteur der Feftungen, is auf Nachsuchen mit Penfion zur Dispofition gestellt worden. Dem- elben wurde das Groß-Comthurkreuz des Verdienstordens vom eiligen Michael verliehen. Der Gouverneur der Festung Ingol- ftadt, Gerieral-Lieutenant Friedrich von Buz, wurde zum Chef des Ingenieur-Corps und Inspecteur der Festungen, und General-Major Limb ach zum Commandeur der Festung Ingol= ftadt ernannt. L ; 7 |

Vom Kriegs-Ministerium if das Haus in der Briennerstraße, welches früher dem Feldzeugmeister Grafen von Pappenheim und später dem Fürsten von der Leyen gehörte, angetauft worden, um darin die Bureaus des Gencral- Kommandos und eine Privatwohnung für den Kommandanten des I. Armee-Corps, General Freiherrn von der Tann, ein- zurichten. 5 L A G

Der Justiz-Minister Dr. von Fäusftle is heute Mor- gen von Berlin hierher zurückgekehrt. Derselbe wird jedo sein Portefeuille noch nicht übernehmen, sondern fich am nächsten Sonntag zur Erholung auf ¿einige Wehen hay Irrsée Mheben, e Württemberg. Stuttgart, 27. Iuni. Der König ift gestern Nachmittags 2 Uhr in erwünshtem Wohlsein in Friedrichshafen eingetroffen. _ y Die Prinzef\in Augufie von Württemberg und der Prinz von Sachsen-Weimar haben gestern den Ober- bürgermeister und den Obmann des Bürgerauss{hu}ses als Ver- treter der bürgerlihen Kollegien Stuttgarts in Audienz empfan- gen, um die Glückwünsche der Stadt zur Verlobung der Prin- zessin Pauline mit dem Erb-Großherzog von Sachsen-Weimar entgegenzunehmen.

s “Arm, 26. Juni. Gestern Mittag vor 12 Uhr traf der

Nathmittags 3 auf dem Ererzierplaß in der Friedrihsau Se über bie” vier garnisonirenden Truppen, das 5. und 6. Infanterie-Regiment, das Pionier:Bataillon, die Feftungs-Ar- tillerie, die erfie Fußabtheilung des Feldartillerie-Regiments und das zweite Dragoner-Regiment. Die Parade war von dem Divifions-Commandeur, General-Lieutenant Freiherrn v. Stark- lof, fommandirt. Auf dieselbe folgte ein Diner, zu welhem

an die Stabsoffiziere der Königlich bayerishen Garnison in Neü-Ulm Einladungen ergangen waren. Heute Vormittag fan- den bei dem untern Donauanshluß Manöver der Artillerie und des Pionier- Bataillons statt, wobei u. A. die Sprengung eines Eisenbahngeleises mittelst Dynamitpatrone bewerkstelligt und eine Brücke über die Donau geschlagen wurde. Vor Mittag verließ Se. Majestät wieder die Stadt, deren Straßen festlich beflaggt waren, um fch nach Friedrihshafen zu begeben.

Baden. Karlsruhe, 28. Iuni. Die Fürstin von Leiningen, Prinzessin—Marie von Baden, hat ¡heute Vormitiag Karlsruhe verlassen, um nach Amorbach zurückzu=-

ren. Ta In den unter dem Protektorat der Großherzogin sichenden Badischen Frauenverein if eine größere Anz von inen des Landes, welche in richtiger Würdigung der Sache ihren Anschluß an den badishen Frauenverein erflärt vereine

theils als einfache, theils als ftimmführende Zweig

aufgenommen worden; die lehteren sind die zu Buchen, Ettlin-.

gen, Lörra, Meßkirch, Müllheim, St. Blafien, Sinsheim und Staufen.

Darmstadt, 28. Juni. (D. Zig.) Inder gestrigen 19. ‘Sihung wurde - Seitens der Zweiten Kammer der

Stände zunächst die Wahl des Professors Oncken zum Abge- Stadtwahlbe

ordneten des zirfs Gießen für gültig erklärt. So- dam wurde die gestern ¿begonnene Diskusfion über die Art. 31 und 34 des Entwurfs fortgeseßt und zu Ende geführt. Der

| erste Absatz des Art. 31 (Wahl des Bürgermeisters und der be-

soldeten neten auf 12, der unbesoldeten Beigeordneten auf 6 Jahre Seitens der Stadtverordneten) wurde angenommen, dagegen die Beschlußfassung über Art. 31 Absaß 2 (Befugniß zur Wahl - eines lébenslänglihen Bürgermeisters) bis zur Ent- scheidung der Möglichkeit der Penfionirung des Bürgermeisters vor Ablauf der Dienstzeit in Artikel 59 ausgeseßt; ein Antrag des Abgeordneten Dumont auf direkte Wahl des Bürgermeisters und der Beigeordneten Seitens aller Stimmberechtigten auf 9 Jahre fiel. Artikel 34 (Erforderniß der Allerhöchsten Bestätigung bezüglih der¿Magistratspersonen, kommifsarishe Verwaltung von deren Stellen nah einer zweiten Nichtbestätigung) fand ebenfalls Annahme von Seiten der Kammer, dagegen wurde ein Amende- ment Dumont, wona bei einer Wiederwahl der das erfte Mal nicht bestätigten Person eine Versagung der Bestätigung nur aus „geseßlihen Gründen* erfolgen dürfe, abgelehnt. Außer den beiden vorerwähnten Artikeln erledigte die Kammer sodann noch die Art. 32 und 33, fowie 35 48. Arzj. 32 (Art der Wahl der Magiftraispersonen) wurde unverändert cngenommen. Bei Art. 33 (Erforderniß des Staatsbürgerrechts und der all- gemeinen Eigenschaften der Wählbarkeit für Bürgermeister und Beigeordnete, für Letztere außerdem noch das der Stimm- und Wahlfähigkeit in der betreffenden Gemeinde; obligatorische Be- soldung des Bürgermeisters, Verbot für denselben, ein anderes besoldetes Amt oder einen Erwerbszweig inne zu haben oder Auffichtsrath oder vcmeItuinededth einer hessischen Aktiengesellshaft zu sein) fand ein Amendement der Ausfchußmajorität, nämlih der Abgeordneten Buff, Becker, Küchler und Schröder Annahme, inhaltlih dessen für die Bei- geordneten anstatt des Staatsbürgerrehts nur die Staatsange- hörigkeit erfordert wird und zum Bürgermeister Ieder gewählt werden fann, der 25 Jahre alt if, von der Ausübung seines Stimmrechts nicht nach Art. 14 ausgeshlofsen ist, niht in Folge einer Verurtheilung zur Bekleidung öffentliher Aemter unfähig ist und entweder die hessishe Staatsangehörigkeit oder die Reichs- angehörigfkeit befißt, wenn er in leßterem Falle durch die Bestä- tigung die hessishe Staatsangehörigkeit erwirbt; weiter wurde bezüglih der Aktiengesellshaften nach einem Antrag Wolz und resp. Meßtz-Dernburg die Beschränkung auf hessische Aktiengesell- schaften geftrihen und in Gemäßheit eines Amendements Meßtz- Dernburg auch dem Bürgermeister verboten, eine Direktor- stelle bei solhen anzunehmen. Im Uebrigen wurde Art. 33 zustimmend erledigt. Die Art. 35 (Verpflihtung des Bürgermeisters und der Beigeordneten), 36 (Kompetenz der Stadtverordneten), 37 (Kontrolrecht der Stadtverordneten), 38 (Beschlußfassung nach Majorität, Vorsiß und Stimmrecht des Bürgermeisters, berathende Stimme der Beigeordneten), 39 und 40 (Zusammenberufung der Stadtverordneten), 41 (besondere Sißungstage), 42 (Beschlußfähigkeit der Stadtverordnetenver- sammlung), 43 (Aus\{ch{uß eines Stadtverordneten von der Be- rathung wegen eigenen Interesses), 44 (Oeffentlichkeit der Sißzun- gen), 45 (Rechte des Vorsitfenden), 46 (Verfahren in den Sißun- gen), 47 (Bes{hlüsse der Stadtverordneten über das Stadtver- mögen) und 48 (Genehmigung von Beschlüssen durch die Auf- sihtsbehörde) wurden meist unverändert angenommen, nur im Art. 38 wurde auch den Beigeordneten volles Stimmreht gewährt und im Art. 46 die Beanstandung der Geschäftsordnung durch den Bürgermeister gestrichen. u 15N

Meckecklenburg. Schwerin, 28. Juni. Der Königlich preußische Gesandte am hiefigen Hofe, Frhr. von Rosenberg, ist von Hamburg zu einem furzen Aufenthalte hier eingetroffen. Derselbe \peiste geftern bei dem Minister-Präfidenten Grafen von Bassewiß und if heute nah Hamburg zurückgekehrt.

Der Großherzogliche außerordentliche Gesandte und bevoll- mächtigte Minister am- Karserlihen und Königlichen öfterreichish- ungarischen Hofe, Geh. Legations-Rath von Gamm, hat am 24. d. M. die Ehre. gehabt, von dem Kaiser von Oesterreich in besonderer Audienz empfangen zu werden und demselben sein Abberufungss\chreiben zu überreichen.

Bremen, 26. Iuni. Die Bürgerschaft berieth gestern u. A. ‘über eine Forderung von 6—700,000- Mark für drei neue Schulen, zwei Volks\hulen und7eine Freischule, und be- \chloß bei der bedrängten Finanzlage des Staats, vorläufig nur lag dringendste unter den drei Schulen in Angriff nehmen zu lassen.

Die Einkommenfieuer hat mit den noh ausstehenden Restanten, die fih nah der Erfahrung ungefähr abshägzen lassen, rund 1,100,000 Mark ergeben. Im vorigen Jahre trug fie mit durchschnittlich etwas niedrigeren Säßen 967,000 Mark ein.

Desterreich - Ungarn. Wien, 29. Juni. Die Köni- gin Olga von Württemberg trifft mit der Großfürstin Wjera Conftantinowna in den erfien Tagen des Iuli in

| Wien ein. Der Schah von Persien soll hon gegen Mitte

König mittelst Extrazuges von Stuttgart hier ein und hielt | Juli in Wien ankommen.

Der Kronprinz Rudolf wird morgen uw halb 1 Uhr Mittags in Graz eintreffen.

Der Großherzog von Mecklenburg ift am 26. d. M. von Ischl nach Salzburg abgereist.

Die Prinzessin Alexandra von Bayern if am 25. d. M. von München in Berhtesgaden zum Sommeraufent= halte eingetroffen.

Morgen wird, wie die „Wien. Ztg.“ mittheilt, das XLTI. Stü des Reichsgtseßblattes ausgegeben und ver- sendet werden: Daffelbe enthält das Geseh vom 23. Mai 1873, betreffend die Einführung einer neuen Strafprozeßordnung; das Geseß vom 23. Mai 1873, betreffend die zeitweise Einstellung der Geschwotnengerihte; dæe Gesey vom 23. Mai 1873, be- treffend die Bildung der Geshwornenlisten.

Prág, 29. Iuni. Der Kaiser Ferdinand wird fih den bisher getroffenen Dispositionin zufolge, den 30. d. M. Vormit- tags und die Kaiserin Mariz Anna an demselben Tage Nah- mittags von Prag zum Sonmineraufenthalte nah Reichstadt be-

ben. s Pesth, 28. Iuni. Im Abgeordnetenhause ftiellte Luekoe den Antrag, daß das Haus das Vorg des Kultus- Ministers in Angelegenheit es Rosenauer Bischofs Schopper mißbillige und dié Regierung énweise, auf Grund einés Gesetzes aus der Zeit Wladislaus 1L dim Bischof Schopper die Tempo- ralien zu entziehen. Der Kulwus-Minister Trefort rechtfertigte in beifällig aufgenomméner Réd sein Vorgehen in- dieser Ange- legenheit und ftellte den Antrag, daß das Haus einen Aus\{huß entsende, der Vorschläge zu mah habe, wie das Verhältniß des Staates zur Kirche geregelt werde, Die nun folgenden Redner der Rechten verwarfen Luekoe's Antra und {i für Treforts Anirag, während die Rednet der Linkéit beide Anträge acceptirten. Deak exklärte sodann, daß er das Torgehen des Ministers Trefort billige und dessen Ant anneh Er entwickelte feine An- sichten în kirchlih-politishen Angeleœnheiten und befürwortete die

Einführung des amerikanishen Systems hinsihtlih des Ver- Hältnisses des Staates zur Kirche, ferner die obligatorische Civil- éhe, die Nichtbevormundung in der Organisation der Katholiken- Autonomie, die Trennung der staatlichen Fundationen von den firchlihen, die Eo des Virilrehtes der Bischöfe im Oberhause und die Wahl oder Ernennung derselben zu Oberhausmitgliedern. Schließlih ermahnte er zur Objektivität, Leidenschaftslosigkeit und zum Frieden, der unter allen Umständen gewahrt werden müsse. Weil auch Minifter Trefort dies anstrebe, acceptire er defsen Antrag ‘und billige er defsen Vorgehen. Die Rede wurde an vielen Stellen von dem Beifalle der Linken unterbrochen; zum Schlusse folgte minuten- lang anhaltender Beifall auf allen Seiten des Hauses. Diese Rede ifff als Programm der Deakpartei in firchlih-politishen Angelegenheiten zu betrahten. Die Debatte über diefen Gegen- ftand wird Montag fortgeseßt,

Schweiz. Bern, 29. Iuni. (W. T. B.) Seitens der hiefigen Regierung wird die Nachricht, daß hier und in Thun die Blattern herrschen, offiziell für unbegründet erklärt.

Niederlande. Haag, 25. Iuni. Baron van Zuylen van Nijewelt, der niederländishe Gesandte bei der franzö- fischen Regierung, wird an einem der nächsten Tage von Paris im Haag erwartet.

An das Finanz-Ministerium find-in jüngster Zeit wieder von mehreren Handelskammern und Gemeinderäthen, u. a. aus Breda und Mastricht, Eingaben gelangt, welGe die Wieder- einführung der Goldwährung entschieden befürworten, ebenso entschieden aber auch die Prägung von Goldmünzen im Werthe von 20 Francs (= 9 Fl. 5 C.) und 10 Francs (= 4 Fl. 45 C.). Von anderer Seite werden dringende Vor- stellungen erhoben, daß besonders im Hinblick auf die bedeuten- den Interessen des niederländishen Handels in Ostindien, in China, Japan u. \. w. auch fernerhin auf die Ausprägung entsprehender Beträge von Silbermünzen Bedacht genommen werden möge. Es wird dábei auf die Fürsorge hingewiesen, welche in” dieser Hinficht in den Vereinigten Staaten von Nord- amerifa getroffen wird.

Aus Sumatra in Calcutta am 28. Juni eingetroffene Nachrichten bestätigen, daß die Niederländer den Atchinesen als Basis eines friedlihen Ausgleihs den Vorschlag gemacht haben, daß die Niederländer den durch die Einäscherung von einer Moschee entstandenen Schaden, sowie die Kriegskosten der Atchinesen ersegen, diese aber als Gegenleistung den Niederlän- dern gewisse Privilegien zugestehen. Der Sultan von Atchin \oll vollständig unabhängig bleiben, und ebenso verpflichten fih die Nieder. änder, fich jeder Einmischung in die religiösen muha- medañishen Angelegenheiten von Atchin zu enthalten.

L B E L P ce A E

T E E E t E o E E E E E

Großbritannien und. Jriand. London, 27. Zuni. Die Königin empfing gestern auf Windsor den französischen Botschafter Grafen d'Harcourt, der seine neuen Akkreditive überreihte. Alsdann wurde Ihrer Majeftät von Lord Granville Graf Münster vorgestellt, der feine Akkreditive als außerordent- liher und bevollmächtigter Botschafter des Deutschen Reiches überreihte. Hierauf übergaben Herr de Penedo, der brafilianische Gesandte, und Herr de Saenz, Gesandter für Costa Rica, ihre Beglaubigungsschreiben, während Herr de Brailas,- der grie-

ischr Gesandte, und Herr de Morat, der spanische Gesandte, an Abberufungs\chreiben übergaben.

Später präsfidirte Jhre Majestät einem Konseil, bei wel- hem. der Marquis von Ripon (Präsident des Staatsrathes), der Premier-Minister Gladstone, Earl Granville, der Earl von Kim- berley und der Oberstfämmerer zugegen wären.

In Spithead erwartet man anfangs nähster Woche die französische Flotte, -welhe dem Schah von Persien auf seiner Reise nah Frankreih das Ehrengeleit von Portsmouth nach Cherbourg geben soll.

Wie das „British Medical Journal“ mittheilt, empfing am 24. d. M. Malcom Khan, der persishe Gesandte in Lon- don, Herrn Henry Dunant, den Stifter der Genfer Kon- vention. Der Gesandte drückte das warme Interesse, welches der Schah für den Gegenstand empfinde, sowie dessen Wunsch aus, der Konvention zur Neutralifirung der Kranken und Ver- wundeten im Kriege diplomatish beizutreten. Der Beitritt des Schahs wird dem Bundesrathe der Schweiz notifizirt werden.

28. Juni. (W. T. B.) In Bath ist Lord Grey de Weslton zum Mitgliede des Unterhauses gewählt. Derselbe gehört der. fonservativen Partei an.

Frankreich. Paris, 28. Iuni. Das „Journal officiel“ veröffenilicht die Ernennung des Deputirten General de Cissey zum interimistishen kommandirenden General des VII. Armee- Corps. Der Divifions-General Moll ard, ehemaliger Senator und Adjutant Napoleons 1Il., ift gestern in Chambéry gestorben.

Der Gemeinderath hat für den Empfang des Schahs von Persien folgenden Beschluß gefaßt: „Die Ver- waltung wird ermächtigt, auf den Reserve-Fonds von 1873 die nothwendige Summe zu erheben, 1) um den Schah von Perfien bei seiner Ankunft in Paris auf eine der Stadt Paris würdige Weise zu empfangen; 2) um ihm ein Nachtfest zu geben, wel- ches vom Trocadero aus die illuminirte Stadt darstellt, Der Rath verläßt \sih auf die spezielle Kommission für die Detail- Ausführung und die Höhe des Kredits.“ Die Regierung wird von der Kammer“ einen Kredit von 350,000 Franken für den Empfang des Schahs verlangen.

Spanien. Madrid, 29. Juni. (W. T. B.) Pi y Mar- gall hat das Ministerium wie folgt gebildet: Pi y Margall übernimmt die Präfidentschaft und gleichzeitig das Ministerium des Innern, Maisonnave das Ministerium des Aeußern, Gon- zales Enlogio ‘Krieg, Gil Boges Justiz, Carbajal Finanzen, Aurih Marine, Coftales Handel und öffentlihe Arbeiten,- endli Suner überseeishe Kolonten. j

Ein Korrespondent des „Pays“ und der Maire einer französfishen Ortschaft, welche sich am 27. d. M. nach Vera be- geben hatten, find auf Befehl des Carlisten-Chefs. Santa Cruz verhaftet worden, welcher dieselben nur freigeben will, wenn die französishe Regierung dagegen zwei intetnirte Carliften aus- liefert.

Italien. Rom, 29. Iuni. (W. T. B.) Die klerikale artei hat beshlofsen, sich der Theilnah:ne an den Wahlen ur die Adminiftrativ-Körper zu enthalten, weil die von ihr auf- d viags Kandidaten die Annahme eines Mandatèes abgelehnt

aben,

Ueber die Bihung, des neuen Ministeriums ficht

durchaus nichis fest, die darüber cirkulitenden Gerüchte find

iht. Nach dem „Diritto“ hat zwischen Minghetti und De- pretis vorerst nur ‘ein Meinungsaustaush über die dermalige politishe Lage stattgefunden.

‘oden gewohnt find, fielen in Masse. Selbstverständli

Dem Vernehmen nach soll in der nächsten Woche ein Konsistorium abgehalten werden, in welhem die Ernennung einer Anzahl neuer Bischöfe stattfinden würde.

30. Juni. (W. T. B.) Minghetti und Depretis Lb abermals eine Besprehung mit dem Könige ge-

abt, welher \fich dann von Turin nach Florenz begab. Prinz Napoleon if nach Genua abgereist.

Türkei. Konstantinopel, 28. Iuni. (W. T. B.) Der Sultan hat heute den britishen Adwiral Yelverton em- pfangen.

Rußland und Polen. St. Petersburg, 27. Iuni. Ueber den Feldzug gegen Chiwa erhält der „R. I.* von dem Mangyschlakschen Detachement folgende Mittheilungen, be- treffend den Marsch desselben von Bisch-akty nah Ilteidshe :

„Der Marsch zwischen den genannten beiden Punkten (gegen 250 Werst) wurde von dem Detachement glücklich zurüdckgelegt; fast überall fand man gutes, fast süßes Wasser, ausgezreichnetes Futter und Brenn- material in Fülle. Ungeachtet der außerordentlihen Hiße von 30 bis 35 Grad rüdckten die Truppen ohne zu ermatten vor, Kranke gab es sehr wenige und die Kameele erholten sich durch das gute Futter.

Auf die beim Brunnen Bussaga eingetroffene Nachricht, daß auf dem Wege bis Ilteidshe Waffer zur Genüge vorhanden sei, änderte Oberst Lomakin seinen anfänglihen Pian, das Detachement in zwei Kolonnen zu theilen und auf zwei vershiedenen Wegen vorrücken zu lassen, und dirigirte es in einer Kolonne auf dem südlichen Wege zum Brunnen Karakyn in drei Echelons , welche einen halben Tagesmarsch von einander entfernt waren. a !

Die Marschordnung der drei Echelons war folgende: das erfte Echelon unter dem Befehl des Oberst-Lieutenants Sjolebew vom Ge- neralstab marschirte gewöhnlich von 3 bis 9 Uhr Morgens und von 4 bis 8 Uhr Abends; das zweite unter dem Kommando des Oberst- Lieutenauts Grodelo vom Generalstab von 4 bis 8 Uhr Abends und von 3 bis 9 Uhr Morgens und däs dritte Echelon untec dem Befehl des Oberst-Lieutenants Pofharow vom Generalstab, wic das erste von 3 bis 9 Uhr Morgens und von 4-bis §8 Uhr Abends. Auf diese Weise langte jedes Echelon beim Brunnen an, sobald das frühere ab- gerückt war. Während der heißesten Zeit des Tages, von 9 Uhr Morgens bis 4 Uhr Nachmittags, rasteten die Leute. Die Speise d-r Truppen war bei dem Reichthum an Wild gut und gesund, wodur sih au die geringe Anzahl Kranker erklärt. Wasser führte ma“ für alle Fâlle in einer für 3 bis 4 Tage hinreichenden Quantität stets auf Kameeken mit sich.

Der Weg war fast überall gut, eben und wenig sandig. Nur eine Strecke von etwa 12 Werst vor dem- Brunnen Karaschtschik (auf den Karten Karaschek) verursachte niht geringe Schwierigkeiten dur die hohen, losen Sandhi gel. Aber die Artillerie mit den gezogenen 4-Pfündern legte auch diese Sandstreck brav zurück, ohne Menschen zur Hülfe nehmen zu müssen. An demselben. Tage mußte eine Com- pagute in derselben Gegend einé Strecke von 50 Werst zurücklegen und a es, ohne zu ermatten und ohne einen Nachzügler- zurück zu afen.

Zwischen den Brunnen Bussaga und Karakyn betrat das De- tahement den Ust-urt auf einer fanft abfallenden, kaum merklichen Erhebung. Der Tschink (der äußerste Rand des Ust-urt) überragt die umliegende Gegend hier um circa 400 Faden. Der Charakter des Ust-urt unterscheidet sich an dieser Stelle wenig von dem allgemeinen Charafter der übrigen Gegenden Mangyschlaks. Die Vegetation ist dieselbe Wermuth, der um diefe Jahreszeit ein gutes Futter für An und Kameele abgiebt und kleine Saksaul- und - Tamarisken- tauden. An Thieren wurden nur Eidehsen von ungeheuren Dimen- sionen angetroffen. 1

Die Brunnen im Ust-urt waren im Allgemeinen nit besonders tief und enthielten meist gutes süßes Wasser; nur an einer Stelle, in Kynyr, betrug die Tiefe des Brunnens 30 Faden, bei den übrigen abcr gewöhnlich nur 10 bis 15 Faden. Fast ganz Ufst-urt ist auf der Hauptfarawanenstraße von vielen Kameelpfaden durch!chnitten, die auf einem einftmaligen regen Karawanenverkehr zwisch2n Chiwa und Mangyschlak hindeuten. f

Bei Ilteidshé wurde eine passende Stelle zur Anïage eines Stüßz- punktes auge ählt und eine Redoute aufgeworfen, welche vorläufig

¿ ezine Garnifon von einer Compagnie erhielt, die aber durch eine zweite

Compagnie verstärkt werden jollte. Auch wurde bier für das Man- gyschlaksche Detachement ein Depot für den aus Kinderli kommenden Proviant angelegt, welcher nah Bedarf entweder auf chiwesisches Gebiet geschafft De dew Detachement bei feinem Rückmars zur Verpflegung dienen foll.

Am 13. Mai sollte ezn Theil des Mangvschlakschen Detachements (das erste Ecelon) die Brunnen Bailer und Kysyl-achar beseßen, wo man bei ‘vorläufiger Besichtigung vier Brunnen mit gutem süßen Wasser von nur 12. Faden Tiefe fand.“ (

Aus telegraphischen Nachrichten ist- bekannt, daß das Man- gyfhlatsche Detahement am 26. Mai hon jenfeit Kungrad fih mit dem Orenburger vereinigt hat, und daß am 4. Juni beide Detachements bei Neu-Urgentsh eintreffen und von dort nah Chanki «gehen sollten.

Ueber die Ursachen, welche das aus Krafsnowodsk aus- gerückte Detachement des Obersten Markosow zur Rük- fehr gezwungen haben, giebt eine Korrespondenz der „Mosfauer Zeitung“ folgende Aufflärung: j

Das Detacßement des Obersten Markosow, welches am 31. März von seinem Sammelpunkt bei Tschakischljar ausgerück war, mar- schirte in Echelons den Airck aufwärts, dur{schuitt dann die Weide- läße der Tefinzen und nabm feine Route nah Usboi oder dem alten

bett des Amu-Darja, welches bei dem Brunnen Igdy-Küi denn au erreiht wurde. Von Igdy {lug das Détachement den kürzesten Weg nah Chiwa" die Karawanenstraße entlang über Karakum ein. Dieser Weg war noch nit exforsht worden, man weiß aber, daß derselbe sih etwa 200 Werst weit über Sandhügel hinzieht, wo nur wenige und wasserarme Brunnen anzutreffen sind. Das Detachement erreichte den Brunnen Ortoi-Kui, .wo es Halt machte. Von der Position beim Brunnen Orto-Kui würde eige Vanegarrnng t ofonne aus Kosaken in der gewählten Richtung vorausgeschick, um Brunnen ausfindig zu machen. Die Kosaken ritten, von turkmeni]chen Führern geleitet, fast einen ganzen Tag-ohne jegliche Spur eines Weges die Flugfandhügel auf und ab; folche Hügel bedeckten den ganzen sichtbaren Horizont gleih- erstarrten Wellen eines unabsehbaren Meeres. Viele Pferde Fein auf diesem Marsche. Brunnen wurden nicht gefunden Die vantgarde kehrte zur Gejammtfolonne beim Brunnen Orto-Kui zu- rück. Die Witterung war während der „ganzen: Zeit über die Maßen beiß und sengend.. Bei dem Mangel an Trinkwasser würden die Thiere von Durst gequält Und ermatteten rasch ; nit allein die Pferde, sondecn felbst die Kameele, welche an alles Ungemach M e Ein- mdlih hätten die Mann- schaften, die dér Eitiwitkung derselben physfischen- Ursachen aüsge}eßt waren, dáäfselbe ertragen müssen, wenn nicht zur Beseitigung mißlicher Umstände zweentsprehende rechtzeitige Maßregeln. ergriffen ; worden wären. Auf dem Standort“ beim Brununen-Örto-Kui wurde. sast von Allen anerkannt, , daß das Vorrüdcken des: Detachements unter solchen Umständen nit zu. réhîfertigen sei, únd eben hier drang in einem allgemeinen Rath * Chefs der eïnzelnen Truppentheile der Plan zum Rückzug nach Krafsnowodsk durch. Ohne Zögern führte Oberst Markosow darauf das Detachement in zwei Echelons zurück und langte am 3. Mai mit dem ersten Echelon in Krassnowodsf an, wo- hir auch bald das zweite folgte. Ueber die Wiedereinführung des Kreuzens von Fahr-

zeugen der Kriegsmarine auf dem Kaspischen Meere fiod |

der „Mosk. Ztg“ zufolge zwischen den Ministerien der Finanzen,

der Marine und des Krieges augenblicklich Unterhandlungen in |

der Schwebe. 29. Juni. (W. T. B.) Der „Ruffische Invalide* ent-

hält ein gestern eiugegangenes Telegramm des Generals Kauf- mann, welches bestätigt, daß die vereinigten russishen Truppen- abtheilungen am 19. Juni (29. Mai a. St.) d. I. die Haupt- stadt Chiwa eingenommen haben. Der Chan von Chiwa ist nah Youmoudow geflohen.

30. Juni. (W. T. B.) Weiter eingegangene offizielle Telegramme bestätigen, daß die russishen Truppen am 29. Mai (10. Juni) d. I. in die Hauptstadt von Chiwa eingerückt sind, und daß der Chan von Chiwa entflohen ist.

Der Minister des Innern, General A. Timascheff, und der Minister für die Domänen, Geheimer Rath Valouiew, find von ihren Inspektionsreisen hierher zurückgekehrt.

Der Verkfauf und die Kolportage der „Nordischen Presse“ is verboten worden.

Schweden und Norwegen. Stockholm, 25. Iuni. Der König if auf seiner Reise nah Norwegen am 20. d. M. in Destersund angekommen. Die Reise war von \{chönem Wetter begünstigt.

Der Kronprinz und die Kronprinzessin reisten

am 20. d. M. mit dem Nahtzuge von hier ab. Die hohen Reisenden beabsichtigen, fich nah dem für fie in Bereitschaft geseßten Schlosse Bätaskog bei Christianstad zu begeben und fich dort vor ihrer Abreise nach Dänemark einige Tage aufzuhalten. Beinahe gleichzeitig fuhr die Prinz essin Eugenie mit dem Dampfschiffe nach Gotland ab, um dort auf ihrem Landsize Fridhem den Sommer zuzubringen. Die Abreise ift durch die Kränklichkeit der Prinzessin verzögert worden. Im Iuli wird Ihre Königliche Hoheit dort einen Besuch von ihrem Neffen, dem Herzog von Nerike, Prinzen Eugen erhalten. ___— Nachdem der letzte Reichstag die Königliche Proposition in Betreff der Verwaltung der zur Ünterstüßung des Bergwerks- betriebs angeschlagenen Staatswälder gebilligt, hat der König am 30. Mai Vorschriften über diese Verwaltung erlassen, welche mit dem nächsten Iahre in Kraft treten.

Dänemark. Kopenhagen, 26. Iuni. Der Verwal- tungsrath der Nationalbank hat in der leßten Quartals- versammlung über die Frage wegen Veränderung der Natio- nalbankzettel dur den bevorstchenden Uebergang von Sil- ber- zu Goldmünze verhandelt. Man beschloß, daß die in Zu- kunft auszusftellenden Banknoten auf 10, 50, 100 und 500 Kronen lauten, und daß die Banknoten, welche auf eine geringere Summe als 50 Kronen lauten, ungefähr dieselbe Länge und Breite als die französischen Francszettel haben sollten, wodurch fie, a Verhältniß zu den jetzigen dänischen Zetteln, etwas kleiner werden.

Amerika. New-York, 28. Juni. (W. T. B.) Die Stadt Hamilton in dem Staate Nevada i| dur eine Feuers- brunft verheert worden.

Afrika. An der Westküste herrscht, der Liverpooler eDaily Post“ zufolge, das gelbe Fieber. Der afrifanische Postdampfer „Liberia“ verlor auf seiner legten Reise fünf Per- sonen seiner Bemannung an diefer Krankheit. Gerüchtweise rerlautet, daß die Dampfer „Benin* und „Leanda“- ungefähr dieselbe Anzahl von Personen einbüßten, und daß in voriger Woche ein anderer Postdampfer beinahe feine ganze Bemannung in Sierra Leona am gelben Fieber verlor.

_Nr. 46 und 47 des Amtsblatts der Deutschen Reichs- Postverwaltung hat foigenden Inhalt: General - Verfügun- gen: Vom*25. Juni 1873. Bezeichnung der nach fremden Postbezir- ken bestimmten Packete und der zugehörigen Begleitbriefe. Vom 20. Juni 1873. Uébertragung der Revision der Frachtkarten des Wechselverkebrs an die - Kaiserlichen “Dber-Postdirefktionen. Vom 27. Juni 1873. Abänderungen des Postreglements vom 30. November E Vom 28. Juni 1873. Eröffnung der Eifenbahn Jnowraclaw-

orn.

Nr. 13 des „Central-Blatts der Abgaben-, Gewerbe* und Handels-Ge1eßgebung und Verwaltung in den Kö- niglich Preußischen Staaten“ hat folgenden Inhalt: Verfügung des Königlichen Finanz-Ministeriums, die Befugniß des Steueramts in Dt. Eylau und dés Nebenzollamts in Neu-Zielun betreffend, vom 8. Aprii 1873. Cirkular-Verfügung des Königlichen Finanz-Mini- steriums, die Befugniß der Großherzoglich Bodischen Steuereinnehme- rei Edingen betreffend, vom 11. April1873. Cirkular-Verfügung des Königlichen Finanz-Ministeriums, die Befugniß: des: Steueramts in Hersfeld" betreffend, vom 16. April 1873. SetilanKecfkgung des Königlichen Finanz-Ministeriums, das Verfahren bei zollfrei ein- zulassendem Reis zur Stärkefabrikation betreffend, vom 29. Mai 1873. Geseß, betreffend die Besteuerung des Branntweins in Elsaß- Lothringen, vom 16. Mai 1873. Gesebß, betreffend die Aufhebung der Mahl- und Schlachtksteuer, vom 25. Mai 1873. Entscheidung des Königlichen Ober-Tribunals vom 31. Oktober 1872. j

Kunft und Wissenschaft,

Neuenahr,-29. Juni. (W. T. B.) Der Dichter Dr. Wolf- gang Müller von Königswinter ist heute Nachmittag 54 Uhr einem Leberleiden erlegen.

Gandersheim, 26. Juni. Das Methfessel-Denkmak, welches von deutschen Sängern dem verstorbenen Lieder-Komponisten gewidmet und in den leßten Wochen auf dem Heckenbecker Kirchhofe aufgestellt worden, soll am 30. ‘d. M. Nachmittags eingeweiht werden.

Tübingen, 26. Juni. Dr. Ernest Trumpp, bekannt als Kenner der orieutalischen Sprachen, ‘hat einen Ruf als Superintendent des orientalischen Kollegiums an der Universität Lahore erhalten.

Karlsruhe, 27. Juni. Der Geheime Hofrath Professor Dr. Karl Gegenbauer in Jena, ijt. unter Verleihung des Titels als badisher Geheimer Hofrath, zum ordentlichen Profeffor der Anatomie und zum Direktor des anatomischen Instituts an der Universität Hei- delberg ernannt, und der Professor Dr. Wilhëlm Wattenbach an der Universität Heidelberg ‘auf fein Anfuchen auf 1. Oktober d. J. aus dem badischen Staatsdienste entlassen worden.

London, 24. Juni. Inder gestrigen Sibßung der König- lihen geographischen Gejellschaft, in welher Sir Bartle Frere, der neue Präsident, zum ersten Male den Vorsiß führte, wurde ein Schreiben von dem Privätsekretär des Premier-Ministers Glad- sttone verlesen , wona die Königin auf Vorschlag des Letztgenannten dem Dr. Livíîn Ad in Anerkennung des es ‘Feiner Fokr- hungen in Mittelafrika, eine Jahrespension ‘von ‘300 Lstr. ‘aus der: Civilliste ausgeseßt hat. Der Präsident ertheilte au die neueste Aus-: kunft über die auf der Reise befindlihen afrikanischen Expeditionen. Einem Briefe von Dr. Kirk. zufolge, macht die unter dem Befehl von Lieutenant Cammeron stehende Expedition gute Fortschritte. Es war ihr gelun- gen, das. feucte Land: zu passiren, und fs ist nun damit beschaftigt, an der Binnenseite des überstittenen Flusses Laftträger zu engagiren. Lieutenauk Mürphy und der Missionär ‘Moffatt, “Dr: Givingstone's Schwiegervater, folgen der Expedition. Seitdèin sind keiné weiteren Nachrichten vön lelterér eingégangéti, wäs Dr. Kirk als" einen gün- stigen Umständ“ ansieht. Ein Brief von Lieutenant Grandy, dec die

liche Expedition befehligt, giebt Aufichlüsse- über den- Fortschritt

das Klima gesund sei. E: ; Buenos-Ayres, 1. Juni. Die Nationalrègierung hat wie-

“derum Fei deutshe Gelehrte für die Landesuniversität in“

Cordoba gewonnen: Dr. Tauber von det Bergakademie in Freiburg

itgli ;:in Berlin. 144 mit 121, der Expedition und: meldet, daß. deren Mitgliedér alle wobl Umd daß H 4 it. 12 097,000 Th -mit 4,380,000 Thlr,

zum Affistenten des Dr. Stel:ner, Professors der Mineralogie, und Dr. Christian August Vogler vom Pelyteczuifam in München, zum Professor der Mathematik ernannt worden.

Breslau, 28. Juni. Die „S{hles. Zig.* hat von dem Prof Galle folgende Zuschrift erhalten: / i _ Ueber das Meteor vom 17. Juni sind dem Unterzeichneten in der dankenswerthesten Weise viele brieflice und gedrudckte Nachrichten zugegangen, besonders aus Sÿhlesien, aber au noch bis aus Wien, Westpreußen, Mecklenburg und dem südlichen Thüringen , wodurch für die Berechnung der fosmis{hen Babn ein sehr ausgiebiges Material bereits gewonnen fein wird. Wünschens- werth würden jedoch speziell für die Gegend dcs muthmaßlicen Nieder- falles, welche in der Oberlausiß zu liegen scheint, noch einige weitere genauere Angaben über den scheinbaren Ort - des _Zerspringungs- Punktes iein, um dieje Gegerd, womöglih noch etwas enger begrenzen zu können, als aus den übrigens bereits sehr werthvollen in der „Nieder- \chlesishen Zeitung“ gesammelten Angaben bis jeßt mögli ist, In Ermangelung anderer Schäßungë-Methoden würde hierzu eine Ver- gleichung mit dem s{einbaren Orte der Sonne in bestimmten Tages- stunden fih eignen, in der Art, daß beispielêweise gefagt würde : der Zerspringungépunkt befand si in der Himmelsrichtung, wo jeßt Vor- mittags um 10 Uhr die Sonne si befindet, und dabei £ oder 2 mal jo hoc als diese über dem Horizont für die betreffende Stunde. Vie große Nähe am Zenit, in der das Zerspringen des Meteors in Görliß und Reichenbach gesehen wurde, läßt nur eine mäßige Entfernung von diesen Orten vermuthen; anch würde bei Reichenbah das den Meteorsteinfällen eigenthümliche, Gewebr- jalven ähnliche Geräush gehört, wie solches mit der Hem- mung der einzelnen fleinen Steine in der Atmosphäre zusammen- hängt, während größere Steine die stärkeren Detonationen erzeugen. Zugleich ware denktbar, daß schon vor den leßten allgemeinen Aa streuungspunkten einzelne größere Steine gehemmt wurden und berab- fielen, wodurch manche abweichende Angaben über die Zeit der Deto- nation ihre Erklärung finden würden. Freunde der Naturkunde er- laube ih mir daber um nachträgliche Nackforschung über die shein- bare Lage des erwähnten Zerspringungspunktes und vielleicht noch an- derer Punkte der beschriebenen Bahn ergebenst zu ersuchen, sowie auc die Mittheilung sonstiger Wahrnehmungen und Nebenumstände 3. B. über die Aufeinanderfolge der Licht- und Schall-Erscheinungen er- wünscht sein würde. Prof. Dr. Galle.

_ Verona, 29. Juni. (W. T. B.) Heute sind bier zwei Erd- erschütterungen wahrgenommen, ven denen die zweite, welce 22 Sekunden dauerte, besonders beftig war: einige Häuser sind beschädigt. Z Rom, 30. Juni. (W. T. B.) Das bereits gemeldete, gestern in verschiedenen Theilen Oberitaliens stattgehabte Erdbeben ist nament- lih jenseits des Piave besonders heftig gewesen. In Feletto bei Conegliano stürzte die Kirche ein und begrub 38 Personen unter ibren Trümmern. Jun vier Ortschaften bei Vittore kamen 14 Menschen ums Leben, eine noch weit größere Anzahl wurde bei dem Zufammen- breen der Gebäude verleßt. Der Dom zu Belluno iff gleichfalls b-s{chädigt und selbst an einer Kirche in Venedig waren die Spuren der Erdershütterung wahrzunehmen. i

Gewerbe und Handel.

Berlin, 30. Juni. Das Deutsche Gewerbe-Museum hierselbst (Königgräßterstraße 120, gegenüber der Defsauerstraße), in Verbindung mit den ehemaligen Sammlungen von Minutoli und Hanemann ift vom 1. Juli ab täglich, mit Ausnahme des Mon- tags, von 10—3 (Montags von 10—2) unentgeltlichß geöffnet. Die Eröffnung der Unterrichts-Anstalt und Bibliothek erfolgt sväter.

In der am Sonnabend Vormittag abgehaltenen außer- ordentlichen Generalversammlung der Aktionäre der Berliner Bank gelangten 8464 Aktien mit 419 Stimmen zur Vertretung. Die Gegenstände der Tagesordnung, nämlich die beantragte Vermehrung der Mitglieder des Au; ichtêraths um eines eventuell Wahl desselben, wurden, nachtem von dem Auf- sihtérathe der Bank die Mittheilung gemacht wur, daß das bisherige erste Mitglied des Vorstandes, Direktor L-aumamn, an bestän- diger Ausübung scines Amtes durch manniz7áhe eigen2 Geschäfte be- hindert, feine Stellung niederzulegen beabsichtige, derselbe fih aber bereit erklärt häbe, wie vordem in der Stellung eines Mitgliedes des Auffichtsraths seine Thätigkeit und Kraft der Bank zu erhalten, zuu Beschluß erhoben und. der Direktor Baumann, der fich der Ab- Ea enthielt, faft einstimmig zum Mitgliede des Aufsichtêraths erwählt. /

Na dem Bericht über den Handel und die Industrie von Berlin im Jahre 1872, erftattet vor. den Altesten der Kaufmannschaft zu Berlin, wurden ‘an der Berkiner Börse im Jahre 1872 neu eingeführt: Deutsche Eisenbahn-Stammaktiën: Berlin-Dres- den, Cuxhafen, Weimar-Gera, Werrabahn, Berliner Nordbahn. An deutschen Prioritäts - Stammaktien: Berliner “Nordbabn (2 Millionen), Hannever-Altenbekener 11. Serie, Leipzig-Gaschwitßz- Meuselwiß (780,000 Thlr.), Münster-Enschede (1,350,000 Thlr.), Saalbahn (2,250,000 Thlr.), Saal-Unstrut-Bahn (1,640,000 Thlr.), Lilsit- Jnsterbúrg, Weimar - Gera (3,300,000 Thlr.) und Zwickau- Langenfeld mit 2,200,000 Thlr. An Aktien auswärtiger Bahnen: Aussig-Tepliß, Dux-Bodenba, Franz-Joseyh, Gotthard- bahn, Kaschau-Odèrbèrg, Tamines-Landen, Üngarish-Galizishe Ver- bindungsbahn. An _ vreußishen Prioritäten: Bertin-Görliß, Halle-Sorau, Bergisch-Märkische, Berlin-Potsdam, Breslau-Freiburg- Schweidnitz, Crefeld-Kreis-Kempen, Haunover-Altenbeken. Von aus- wärtigen Prioritäten wurden. neu eingeführt: 15,199,400 fl. Albrechtsbahn, 3,350,000 Thlr. Chemniß-Komotau, 1,800,000 fl. Isc[- Ebensee, 8 Millionen fl, Pilsen-Priejen, 24 Millionen fl. Lundenburg- Grußba, 7,409,100 fl. Reichenberg-Pardubiß, 4,896,000 Thlx. Bal- tischport, 600,000 Thkr. Borga-Nerwo, 5,902,000 Thlr. Brest-Gra- jewo, 6,090,000 Thlr. Jelez-Woronefc, 11,980,000 Thlr. Kur-k-Char- fow-Asow, 2,810,000 Thlr. 'Orel-Griäsi, 8,160,000 Thir. Rybinsf- Bologoye Ix. Eniission. ; j

_ An auswärtigen Fonds: ‘Ungarische 100 Fl. Loose, 5 % russische Anleihe, die große französishe Anleibe. An Bankaktien: Aachexer Bank für Handel und Industrie, Aachener Diékentobank, Allgemeine Deutshe Handelsgefellschaft, Amsterdamer Bank, Antwerpener Centralvank, Austro-Jtalienishe Bauk, Austro- Türkische Bank, Bank für Sprit- und Produfkten-Handel, Ba- eler Bankverein, Berliner Produkten-Maklerbank, Börien-Hüändelsver- ein, Braunschweig-Hannovershé Hypothekenbank, Bresläuer Handels-

und ‘Entrepot-Gejellshaft, Breslauer Maklerbank, Bresläper Makler- vereinsbanf, Brüsseler Bank, Ceutralbank für Bauten, Chemnißer Bankverein, Kommissions- und Maklerbank, Deutsche Efekten- und Wechslerbank, Deutsche Hypothekenbank, Dresdener Handels- bank, Dresdener _ Wechslerbank, Elberfelder Diskontobank, Eng- lishe Wechslérbank , Essener Kreditanstalt, ranzösish-Ftalie- nishe Bank, Generalbänk für Mafklergéshäfté, ‘Geraëér“ Handels- und Kreditbank, Hallefhe Kreditanstalt, Hannovetsché Diséontobank, Internationalé Handelsgesellschaft, Kieler Bauk, Leip iger: Disconto- Bank, Wechslerbank, Wechsler- und Depofsitenbauk, Lübeckec - Bank,

Magdeburger -Wechelerbank , - Niederlausißer Bank ; - Oesterreichisch-

Deutsche Bauk, Oldenburger Sparbank, - Ostdeutsche Produktenbank, arijer Maklerbank, Petersburger internationale Handelégejellschaft, fälzer Bankverein, Posener Aar, und Wechslerbank, Preußische reditänstält, Provinziäl-Wechélerbank, Rheinische Efeltenbank, Rhei

nish-Westfülische Genofsenshaftsbank, Sächsischer Bankverein, Schle- ant, Telluts, Warschauer Commerebant Webietituren Wiens U: anf, „_Wärtschauer / (Comme l elftuben, Wiener Ar-

bitragebark, Vörfenbank, Maklerbank, Unionbank uúd Zwi@&auer Bank. ; Anu industriellen Gesellschaften wurden im „Jahre 1872

Thlr. Kapital: gegründet. und. in das

Davon fallen auf Januar 7 Gejellschaf

03 Februar 15 GiefelliVglten init. 33,200,000 hlr.,

März 18 SneulQaften mit 20,685,000 Thlr., April 7 Gesellshaften mit

4,640,000 Thlr., Mai § Gesellschaften mit 7,000,000 Thir: Juni 6 Ge-

fellshäftén mit 3,850,000 Thlr, Juli 7 Gesellschaften mit 4,640,000 Thlr.

andelsregister eingetragen.