1873 / 156 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 04 Jul 1873 18:00:01 GMT) scan diff

Gesetz, betreffend die Registrirung und die Bezeichnung der Kauifahrteischiffe. Vom 2. Juni 1873. i WVir Wilhelm, von Gottes Gnaden Deutscher Kaiser, König von Preußen 2c. verordnen im Namen des Deutschen Reichs, nah erfolgter Zustimmung des Bundesrathes und des Reichstages, was folgt:

8. 1. An Stelle des & 17 des Gesetzes, betreffend die Natio- nalität der Kauffahrteischiffe und ihre Befugniß uus D der Bundesflagge, vom 25. Oktober 1867 tritt die folgende Bestimmung :

Schiffe von nit mehr als 50 Kubikmeter Brutto-Raumgehalt find ur Ausübung des Rechts, die Reichsflagge zu führen, auch ohne A ey in das Schiffsregister und Ertheilung des Certifikats efugt.

8. 2, Die Aenderung des Namens eines in das Schiffsregister eingetragenen Schiffes soll nur aus ganz besonders dringenden Grün- den gestattet werden. Sie bedarf der Genehmigung des Reichs- fanzler-Amts.

8. 3. Jedes in das Schiffsregister eingetragene Schiff muß

1) seinen Namen auf jeder Seite des Bugs und

2) s Namen und deri Namen des Heimathshafens am Heck an den festen Theilen in gut sihtbaren und fest angebrahten Schrift- zeichen führen. | i

8. 4. Im Falle einer Zuwiderhandlung gegen die Vorschriften des 8. 3 hat der Führer des Schiffes Geldstrafe bis zu einhundert- fünfzig Mark oder Haft verwirkt. :

Ù 5. Dieses Geseß tritt am 1. Januar 1874 in Kraft.

rkundlih unter Unserer Höchsteigenhändigen Unterschrift und beigedrucktem Kaiserlichen Jnfiegel. i Gegeben Schloß Babelsberg, den 28. Juni 1873. (L. 8.) Wilhelm. i Fürst von Bismarck.

Bekanntmachung. 2

Die Postverbindungen nach den Badeorten auf den Inseln Föhr (Wyk) und Sylt (Keitum, Westerland) gestalten sich während des Monats Juli wie folgt: : i 1) Von Husum nah Föhr und Sylt dur die Dampfschiffe

„Concordia“ und „Sylt“:

nah Föhr: täglih, mit Ausnahme der Sonntage;

na G Sylt dm 14/7, 8; 112/14, 15,48, 21,22, 25., 26, 28., 29. und 31. :

An den Tagen: 1, 2., 3., 5., 10, 11, 12,, 14. bis 17., 19., 24. bis 26., 28. bis 31. find Wyk, bezw. Sylt, bei Benußung des Eisen- bahnzuges 6 Uhr früh von Hamburg noch an demselben Tage zu er- reichen. Dauer der Ueberfahrt nach Föhr ungefähr 3 Stunden, nah Sylt ungefähr 5 Stunden.

2) Ueber Dagebüll nach Wyk a. Föhr:

a. Von Flensburg nah Dagebüll Personenpost täglich 11,30 Abends (nach Ankunft des aus E 5,10 Nachm. abgehenden Eisenbahnzuges); in Dagebüll 7,25 früh. : j

b. Von Tondern über Deeßbüll nach Dagebüll Privat-Perso- nenfuhrwerk täglich 2 Uhr Nachm. (nach Ankunft des um 6 Uhr Morgens von Hamburg abfahrenden Eisenbahnzuges); in Deeßbüll 5 Uhr Nachm. Die Weiterfahrt von Decßbüll richtet sih nach dem Abgange des Dampfschiffes von Dagebüll. A /

Von Dagebüll nah Wyk ein- bis zweimal täglich mittelst des Dampfschiffes „Föhr und Dagebüll“, dessen Abgang von dem Eintritt der Fluth abhängt. Dauer der Ueberfahrt ungefähr } Stunden.

n den Tagen: 1. bis 8., 14. bis 21, und 28. dis 31. ist Wyk bei der Abfhrt von Hamburg mit dem Zuge 6 Uhr früh auf dem Wege über Tondern an demselben Tage zu erreichen.

3) Von Tondern über Hoyer nach Sylt:

Von Tondern nach Hoyer Personenpost täglich 1,11 Nachm. (nah Ankunft des 6 Uhr früh aus Hamburg abgehenden Eisenbahnzuges).

Von Hoyer nah Sylt tägli mittelst des Dampfschiffes „Graf Bismarck.“ Der Abgang des Schiffes ist von dem Eintritte der Fluth abhängig. /

An den Tagen: 1. bis 5., 12. bis 19. und 25. bis 31. ist Sylt bei der Abfahrt von Hamburg mit dem Zuge 6 Uhr früh an - dem- selben ‘Tage zu erreichen. :

In Westerland auf Sylt ift für die Dauer der Badesaison eine P und Telegraphenftation eingerichtet.

iel, den 30, Juni 1873.

Der Kaiserliche Ober-Postdirektor. Z\chüschner.

Königreich Preufen. Se. Majestät der. König haben Allergnädigst geruht:

Den Vize-Präfidenten des Obergerichts in Celle, Dbergerichts- Vize - Direktor Niemeyer in gleicher Amtseigenschaft an das Obergericht in Hannover zu versetzen;

Den Kronanwalt Fischer in Celle unter Beilegung des Titels „Obergerichts - Vize - Direktor“ zum Vize -Präsidenten des Obergerichts daselbt ;

Den Kreisgerichts-Rath Rohde in Elbing und den Staats- Anmalt Dr. Ploch in Bromberg zu Tribunals-Räthen bei dem Ostpreußischen Tribunal in Königsberg und den Stadt- und Kreisgerihts-Rath Lympius in Magdeburg zum Appellations- Gerihts-Rath bei dem Appellations-Geriht in Hamm ;

Den bisherigen außerordentlihen Professor Dr. Karl Ernst Theodor Shweigger zum ordentlihen Professor in “ad medizinischen Fakultät der Universität hierselbst zu ernennen ; erner

Den nathbenannten Beamten, und zwar: dem Bergwerks- und Salinen-Direktor Freund zu Schönebeck, den Bergwerks- Direktoren Raiffeisen und Nöggerath im Bezirke der Bergwerks - Direktion zu Saarbrücken, den Bergrevier - Beamten, Bergmeistern Emmerich zu Arnsberg und Giebeler zu Wiesbaden, dem Iustitiariuus der Bergwerks - Direktion zu Saarbrücken, Eskens, und dem Direktor des Saarbrückener O ESRNEG Barthold, den Charakter als Bergrath; un

Dem Kreisgerichts - Sekretär Müller in Gräfenhainchen bei seiner Verseßung in den Ruhestand den Charakter als Kanzlei-Rath zu verleihen. /

__ Auf den Bericht vom 10, Juni d. J. will Jh hierdurch geneh- migen, daß der Zinsfuß derjenigen Anleihe im Betrage von 250,000 Thalern, zu deren Aufnahme die Stadt Bochum durch das Privilegium vom 24. Zanuar 1870 (Geseßz-Sammlung S. 94) ermächtigt worden ist, vom Beginne des Jahres 1874 ab von 5 auf 4x Prozent herab- geseßt werde, vorbehaltlih aller sonstigen Bestimmungen des ge- dachten Privilegii und mit der Mcßgabe, daß die: ausgegebenen Obli- gationen den Inhabern derselben für den Fall, daß fie mit der frag- lichen Konvertirung fich nicht einverstanden erklärt haben, gemäß §. 7 des Privilegiums, jedenfalls noch vor dem 1. Oktober d. J. zum 2. Januar 1874 zu kündigen sind.

Berlin, den 14. Juni 1873, Wilhelm.

Graf zu Eulenburg. Camphau]en. Dr, Achenbach. An die Minister des Innern, der Finanzen und für Handel, Ge- werbe und öffentliche Arbeiten.

Minifterium der geistlihen, Unterrihts- und Medizinal-Angelegenheiten. Der Kandidat des höheren Schulamts Dr. Ignatz Blasel ift als Seminarlehrer beim katholishen Schullehrer- Seminar zu Peisfretsham angestellt worden.

Minifterium für Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeiten. : Der Königliche Kreis-Baumeister Albert Gustav Schr ö- der zu Genthin ist in gleiher Eigenschaft nah Burg bei Magdeburg verseßt worden.

Abgereift: Der General-Major von Karczewski, Di- G . R Militär-Oekonomie-Departements, nach Homburg vor er Höhe.

Nichtamtliches.

Deutsches Neich.

Preußen. Berlin, 4. Juli. Se. Majestät der Kaiser und König, Allerhöhstwelhe geftern Nachmittags von Schloß Babelsberg hier eintrafen, empfingen bald nach der Ankunft einige angesehene Personen und dinirten um 5 Uhr im hiesigen Palais allein.

Abends 9+ Uhr reisten Se. Majestät der Kaiser, gefolgt vom General-Lieutenant und General-Adjutanten Grafen von der Golß, dem Hofmarschall Grafen Perponcher, den Chefs des Civil- bzw. Militär-Kabinets Geheimen Kabinets-Rath von Wil- mowski und General-Major von Albedyll, dem Geheimen Lega- tions-Rath im Auswärtigen AAmt von Bülow, dem Hofrath Borck, dem Flügel-Adjutanten Oberst Graf Lehndorff}, Major von Winterfeld und von Lindequist und dem Leibarzt Dr. von Lauer 2c. per Extrazug vom hiefigen Potsdamer Bahnhofe aus zum Kurgebrauh- nah Bad Ems ab.

Ihre Majestät die Kaiserin-Königin empfing gestern in Coblenz außer dem Besuh Sr. Majestät des Kaisers von Rußland den Besuch Ihrer Hoheiten des Fürsten und der Fürstin von Rumänien und Sr. Königlichen Hoheit des Großherzogs zu Sachsen. Heute hat Sih Ihre Majestät zum Empfang des Deutschen Kaisers nah Ems begeben. Der Königliche Kam- merherr Baron von Eynatten hat den Dienst übernommen.

Se. Königliche Hoheit der Prinz Georg ist am 1. d. M. zur Kur in Ems eingetroffen.

Ihre Königlihe Hoheit die Großherzogin Mutter von Mecklenburg-Schwerin, Höchstwelche heute früh 75 Uhr von Marienbad zurückehrend, hier eintraf, begab Sich sofort zum Besuch Ihrer Majestät der verwittweten Königin nah Schloß Sanssouci bei Potsdam. Ihre Königliche Hoheit kommt morgen Mittags 12 ‘Uhr nah Berlin, steigt im König- lihen Schlosse ab und reist Nachmittag 2 Uhr 15 Minuten mit der Hamburger Bahn weiter. D

Der Bundesrath hielt gestern unter Vorsiß des Staats - Ministers Delbrück die 44. Plenarsizung. Vorgelegt wurden Vorschläge wegen Ausführung des Münzgesehes und des Gesetzes, betreffend die Kriegsleistungen, sowie wegen 1) Fest- stellung des Protokolls der XL1l. Sißung; 2) Bezeichnung des Gewichts von Eisenbahnbeförderungsgut in Kilogrammen.

Aus\chußberihte wurden erstattet. über: a. eine Ergänzung der Gesammtergebnisse der Volkszählung; þ. die Entwerthung der Wechselstempelmarken ; c. den Zollanshluß eines Bremer Ge- bietstheiles; d. die Abänderung verschiedener Bestimmungen der Pharmacopoea Germanica; e. die Abänderung des Artikel 4 der Maß- und Gewichtsordnung; f. die Ergänzung der Vorschriften bezüglih der Prüfung der Apotheker; g. den Abshluß eines Handels- und Schiffahrtsvertrages mit Schweden 2c.; h, den Entwurf einer Verordnung wegen Abgränzung der Bezirke der Disziplinarkammern ‘und über die Wahl der Mitglieder dersel- ben; 1. den Entwurf eines“ Geseßes für Elsaß-Lothringen wegen U E der Stadt Mülhausen zur Aufnahme zweier An- leihen.

Endlich kam eine Eingabe zur Vorlage.

Der Aus\ch{chuß des Bundesraths für Rehnungs- wesen hielt heute eine Sißung.

Se. Majestät der Kaiser und König haben der evangelishen Gemeinde Groß-Drensen im Kreise Czarnikau ein Christusbild als Altargemälde für ihre Kirche zu ver- ehren geruht.

AEEE

Aus Varzin, 3. Juli, is uns folgendes Schreiben zur

Veröffentlihung gugeaangen: : j

Ich erhalte in Varzin noch immer täglich zahlreiche Gesuche und Zusendungen privaten, halbaratlichen, literarishen Inhalts, in einer Form, welche Beantwoutung vorausseßt. Wollte ih dieser Voraus- an entsprechen, so würde der Zweck meiner aus Gesundheitsrück- sichten erfolgten Beurlaubung verfehlt werden. Zur Verhütung von Mißverständnissen erkläre ih daher, daß ich zu meinem Bedauern

außer Stande bin, direkt oder indirekt an mi gerichtete Schreiben

oder Telegramme zu beantworten, so lange ich niht nach Berlin zu- rückgekehrt sein und meine Geschäfte wieder S haben werde. v. Bismarck.

Die Schießübung des Garde-Feld-Artillerie- Regiments, Corps-Artillerie, hat am heutigen Tage auf dem Artillerieschießplaß bei Tegel begonnen, nahdem die Schieß- übung des Garde-Feld-Artillerie-Regiments, Divisions-Artillerie, vorgestern beendigt worden ift.

___— Der Großherzoglich mecklenburgishe Gesandte am öster- reihishen Hofe, Geh. Legations-Rath von Gamm, welcher vor einigen Tagen aus Wien hier eintraf, hat \sih gestern früh von hier nah Leipzig begeben. y

Breslau, 3. Juli. Die Cholera is, wie am 1. d. M. amtlih durch den Königlichen Kreisphysikus Friedberg konstatirt wurde, auf der rechten Oderseite des Breslauer Kreises aus- gebrohen. In Laskowiy erlagen der Cholera bis jeßt 10 Per- sonen. Seitens der Behörden find umfassende Vorkehrungen gegen die Verbreitung der Seuche getroffen. Besondere Auf- merksamkeit wird den die Oder passirenden Schiffen und Holz- flößen zugewandt werden, und soll zu diesem Behufe bei Steine, Breslauer Kreis, eine Kontrolstelle zur Untersuchung des Ge- sundheitszustandes der Schiffer und Flößer, welhe von Ober- {lesien stromabwärts fahren, eingerichtet werden.

Ems, 2. Juli. Ihre Majestät die Kaiserin von Rußland und Ihre Kaiserlichen Hoheiten die Groß- fürstin Marie und die Großfürsten Sergius und Paul haben Sih heute Nahmittag nah MUOEN zurück- begeben. Se. Majestät der Kaiser von Rußland gedenkt noch bis zum 7. oder 9. d. M. zu verweilen. Zum Besuche des Kaisers war gestern Se. Durchlaucht der Fürst von Wied und heute Se, Königliche Hoheit der Großherzog von Sachsen hier anwesend.

- Bayern. München, 30. Juni. Der König hat \ich heute, dem „N. K.“ zufolge, von Schloß Berg in der Richtung über Steingaden nach Hohenshwangau begeben. i

Kommissionen

Hessen. Darmstadt, 30. Juni. (Fr. I.) In der heu- tigen Sißung der Zweiten Kammer kamen die Art. 49 bis 68 der Städte-Ordnung zur Annahme, und zwar wesentlih in der- von der Aus\{hußmajorität vorgeschlagenen Faffung, soweit nicht einfah Annahme der Regierungsvorlage beantragt war. Bei Art. 49, welcher von den Geschäften des Bürgermeisters handelt, ward das dem Leßteren nah der Règierungsvorlage zu geben beabsihtigte Reht zur Beanstandung von Beschlüssen der Stadtverordneten auf die Fälle beshränkt, wo der Beschluß die Befugnisse der Stadtverordneten-Versammlung überschreitet oder geseß- oder rechtswidrig is. Zu Art. 19 hatte der Aus\{huß seit der leßten Sißung einen eingehenden Antrag, welcher die Möglichkeit, den Bürgerineister in Ruhestand zu verseßen, und die ihm zu gewährende Penfion behandelt, im Einverständniß mit der Regierung ausgearbeitet. Dieser Antrag wurde im Wesentlihen angenommen. Hierauf wurde auf den ausgeseßten Art. 31 zurückgegriffen und die Regierungs- vorlage, welhe lebenslängliche Wahl des Bürgermeisters allgemein zuläßt, abgelehnt, dafür aber ein Amendement des Abg. Buff angenommen, daß bei einer wiederholten Wahl die Lebenslänglichkeit zulässig is. Bei dem Art. 68, welcher über die Bedingungen der Aufnahme als Ortsbürger handelt, wurde auf Antrag des Abg. Kuhl der Nachweis eines Referendums für unnöthig erklärt und weiter ein Amendement des Abg. Edinger angenommen, wona durch Lokal-Statuten ein neu eintretender Ortsbürger auf gewisse Zeit gegen Verziht auf Almend-Genuß von dem außerordentlichen Einzugsgeld für die Theilnahme an diesem Genusse entbunden werden kann. Angefügt wurde \{ließ- lich noch auf Antrag der Abgg. Edinger und Buff die Mög- lihkeit der Ertheilung des Ehrenbürgerrechts ohne Beitrags- pfliht zu Lasten.

1. Juli. Heute erledigte die Kammer die Art. 69 bis 117 der Städte-Ordnung und damit das ganze Gesezg. Auch diesmal wurden die Anträge der Majorität des Aus\{husses und beziehungsweise die Regierungsvorlage. in der Hauptsache gebil- ligt. Hervorzuheben is nur, daß bei ‘Art. 88, der von der Er- hebung indirekter Abgaben handelt, ein Antrag der Abgg. Gold- mann, Edinger, Buff, Küchler und Heinzerling angenommen ward, wonach, wenn die Stadtverordneten-Versammlung die „Aufhebung“ (im Gegensaß von „Einführung“ oder ‘“,Aende- rung“) indirekter Abgaben, wie Oktroi, Marktstand-Geld u. dgl., beschließt, die Genehmigung des Ministeriums nicht erfor- derlich i, während der weitere Antrag dieser Abgeord- neten, \chon hier geseßlich festzustellen, ‘daß über den dermaligen status quo des Oftrois niht hinausgegangen werden könne, namentlich mit Rüsiht auf den von denselben Abgeord- neten selbständig gestellten Antrag auf völlige Beseitigung des Oktrois von 1876 an, abgelehnt wurde. Bei dem Titel VII, „von der Einrichtung der städtishen Verfassung mit kollegialischem Magistrat“, wurde bei Art. 96 in Konsequenz des zu Art. 31 Abs. 2 gefaßten Beschlusses auch hier beshlofsen, daß nah Ab- lauf der ersten Wahlperiode die Wiederwahl des Bürgermeisters und der befoldeten Magistratsmitglieder auch auf Lebenszeit er- folgen kann. Schließlih wurde noch die Berathung der Lan d- gemeinde-Ordnung begonnen, und es kamen die Art. 1 bis 15 zur Verhandlung, welhe nah den Ausschußanträgen und, was die Stimm- und passive Wahlfähigkeit betrifft, in Konformität mit der Städte-Ordnung angenommen wurden. Morgen kommt die Frage zur ‘Verhandlung, ob der Land-Bürgermeister direkt oder, wie die Regierungsvorlage will, durch den (direkt gewähl- ten) Gemeinderath gewählt werden soll.

Braunschweig, 3. Juli. Der Kammer-Rath v. Pawel hier ift an Stelle des in den Ruhestand getretenen Kammer- Direktors v. Löhneysen zum Kammer-Direktox ernannt.

Sachsen-Meiningen-Hildburghausen. Meiningen, 2. Juli. Der Herzog Georg wird zum 15. Juli nah Lieben- stein zurückehren.

Desterreich-Ungaru. - Wien, 2. Iuli. Prinz Luit- pold von Bayern, der Schwiegervater der Erzherzogin Gi- sela, triffflff am 8. d. hier ein.

Die „Wiener Zeitung“ veröffentliht den Ausweis der Staats\hulden-Kontrols-Kommission über den Stand der \chwe- benden Staats\chuld. Demnach befanden sich im Umlauf: A. Nach den von der privilegirten Oesterreichischen Nationalbank geführten und überprüften Vormerkungen: Partial-Hypothekar- Anweisungen und zwar: a. auf Konventions - Münze lautend 12,650 fl., d. i. in öôsterreihisher Währung 13,282 fl.; b. auf österreihishe Währung lautend 35,103,550 fl, zusammen 35,116,832 fl. B. An aus der Mitsperre der beideu Kontrols- erfolgten Staatsnoten, und zwar: zu 1 fl. 83,284,038 fl., zu 5 fl. 125,495,785 fl., zu 50 fl. 168,103,050 fl., zusammen 376,882,873 fl. Im Ganzen 411,999,705 fl. Dem- nah haben die Partial-Hypothekar-Anweisungen um 1,762,250 fl. zugenommen, die-Staatsnoten um 1,761,883 fl. abgenommen, und somit ist die gesammte {chwebende Staatsschuld um 367 fl. gestiegen.

Das Weltausfstellungsfes der Stadt Wien soll, wie das „Neue Fremdenblatt“ mittheilt, am 18. August (dem Ge- burtsfeste des Kaisers und dem Tage der feierlihen Preisverthei- lung) stattfinden. /

s. 8uli. (W. T. B.) Auf Grund authentisher Mit- theilung wird betreffs der Nachricht, daß die Cholera hier aus- gebrochen sei, gemeldet, daß im Laufe der verflossenen Woche 4 Cholerafälle vorgekommen sind. Die von der Krankheit Er- griffenen waren Fremde, drei aus den infizirten Gegenden Ost- preußens, einer aus Turin. Drei der Erkrankten sind gestorben, einer befindet sich in Rekonvalescenz. Unter der hiesigen Bevöl- kerung sind gar keine Erkrankungsfälle vorgekommen, und auch sonst ist der Gesundheitszustand ‘befriedigend.

Nach den vom. „Telegraphen-Korrespondenz-Bureau“ eingezogenen Erkundigungen entbehrt die Nachriht, daß der Kaiser gestern den Handels- und den Finanz-Minister empfangen und dabei denselben größere Vorsicht bei Ertheilung von Kon- zessionen und strenge Ueberwachung der bestehenden Finanzinsti- tute anempfohlen, sowie daß der Handels-Minister in Folge der ihm gemachten bezüglihen Vorstellungen seine Demisfion ange- boten habe, aller und jeder thatsählihen Begründung.

Graz, 2. Juli. Der Kronprinz hat sich 8 Voitsberg begeben, um die Kohlenwerke zu besichtigen.

Pesth, 2. Juli. Im Oberhause wurde gleihfalls nah R des Königlichen Reskriptes die Vertagung ausge- prochen.

__ Schweiz. Bern, 3. Juli, (W. T. B.) Der Re- gierungs. Rath V autier und Degrange veröffentlichen in dem „Bund“ die Erklärung, daß fie bereits seit drei Monaten aus dem Verwaltungsrathe des „Crédit foncier suisse“ ausgetreten

--feien.

Grofßfbritaunien und Irland. London, 2. Juli, Der Schah von Persien hat scincn Aufenthalt in England bis zum Sonnabend, den 5. d. M., verlängert. Den gestrigen Tag widmete derselbe der Besichtigung der Sehenswürdigkeiten Londons. U. A. besuchte der Schah den Westminsterpalast üund wohnte darauf den Sézungen beider Häuser des Parlaments an. Dann nahm er die Westminster-Abtei in Augenschein. Die Reise von Portsmouth nach Cherbourg wird der Schah an Bord der französischen Dampf-Yacht „Hirondelle“ zurücklegen.

Der Großfürst-Thronfolger von Rußland und Gemahlin haben sich in Begleitung des Prinzen und der Prinzessin von Wales zu einem mehrtägigen Besuche der Königin nah Schloß Windsor begeben.

Die offizielle „London Gazette“ vom 1. d. M. enthält eine Bekanntmachung der Kommissare für die Tilgung der National\schuld, wónach die Summe von 1,396,580 Lftr., als vierter. Theil des Ueberschusses der Staatseinkünfte über die Ausgaben während des Finanzjahres 1872/73 in dem am 30. September 1873 endigenden Quartal zur Tilgung ‘der Staatsschuld zur Verwendung kommen wird.

Vom Cap der guten Hoffnung bringt der Post- dampfer „European“ folgende bis zum 5. Juni reihende Nach- richten: Der Gesehentwurf zur Errichtung einer Universität am Cap hat im House of Affsembley einstimmig die zw-ite Lesung passirt. Gleichzeitig hat das Haus au die Vorschläge des Mi- nisteriums, welhe die Ausgabe von 26,000 Lstr. für die Ein- wanderung gzelernter Handwerker für Kolonialbauten autorisiren, genehmigt. Die Eisenbahn-Bills waren zur Annahme gelangt, und die Regierung wurde autorisirt, Kontrakte zu \chließen, wenn sie es für geeignet halten sollte, die Bahnen nah Wor- cester und Bushmans River mit größerer Schnelligkeit herzu- stellen. Gerüchtsweise verlautete, daß in Leydenberg ein 5 Pfund \{chwerer Goldklumpen gefunden worden fei, aber späteren Berichten zufolge sind die Aussfichten auf den. neuen Goldfeldern nicht sehr glänzend.

Frankreich. Paris, 2. Iuli. Die konstitutionellen Gesetze find bis auf den zweiten Monat nah den Ferien ver- tagt worden. Wie „Bien Public“ erfährt, soll auch die Dis- ïussion über die Reorganisation der Armee wegen augenblicklich nôöthiger Ersparnisse bis zum nächsten Jahre verschoben werden.

In der Nationalversammlung wurde heute ein Zusazantrag des Herrn Cazenove de Pradine zu dem Gesegzent- wurfe, der die Erbauung einer dem sacré coeur geweihten Kirche in Montmartre zum Gegenstand hat, eingebraht. Derselbe lautet :

__ „Die Versammlung, sih dem nationalen Aufschwung des Pa- triotismus und des Glaubens anschließend, dessen Ausdruck die Kirche von Montmatre scin wird, wird bei der Grundsteinlegung durch ein“ aus 50 Mitgliedern bestehende und in öffentliher Sißung durch Listenskrutinium ernannte Deputation vertreten sein.“

Am 6. Juli wird der Dampfer „Fénelon“ von Havre nach Neu-Caledonien abgehen. Auf demselben follen va 500 Frauen, von Deportirten und 75 Kinder befördert werden.

Das Evolutions-Gefchwader in Cherbourg, welches den Schah von Persien an die französishe Küste geleiten wird, is von dem Vize-Admiral Reynaud befehligt und besteht aus den Panzer-Fregatten „Ocean“ und „Suffrenne“, den Panzer- Korvetten „Reine-Blanche,“ „Thetis“ und „Armide,“ aus der Yacht „Rapide“ und den Avisodampfern „Hirondelle,“ ‘„Coligny“ und „Renard,“ im Ganzen aus 9 Schiffen: Das Programm der Festlichkeiten is nunmehr, wie folgt, festgestelt. Sonn- tag: Großes Diner und Nachtfest in Versailles; Dienstag : Gala- Vorstellung in der Großen Oper; Donnerstag: Große Revue in Longhämp; Sonntag: Wettrennen ebendaselbst und Nachtfest mit Illumination und Zapfenstreih; den folgenden Dienstag endlich Soirée im Elysée; in der Zwischenzeit wird der Schah die Sehenswürdigkeiten von Paris besuchen.

_ Der Vertrag, welchen die französische Republik mit dem Königreih Birma abgeschlossen hat, lautet in der Uebersezung des vom „Iournal des Debats“ veröffentlichten französischen Textes, wie folgt:

„Der Präsident der französischen Republik und Se. Majestät der König der Birmanen wünschen zwischen Frank- reich und Birma Freundschafts- und. Handelsbezichurgen anzuknüpfen, mit dem Vorbehalt, sie nöthigenfalls durch den Abschluß nachträglicher Arrangements zu befestigen und auszudehnen. Sie haben in dieser Absicht zu Bevollmächtigten exnannt: Der Präsident der französischen Republik, Herrn Charlcs de Remusat, Minister der ausw*rtigen An- gelegenheiten 2c. 2c., Se. Majestät der König der Birmanen seinen Botschafter Ferrn Mengyee Maha Saythor Kenwoon Mengyee; und haben si diese, nachdem ihre Vollmachten überreicht und für richtig befunden, über folgende Artikel verständigt:

___ Artikel 1. Die Franzosen können in Birma und die Birmanen in Frankreich ungehindert wohnen, réisen, Handel treiben, Grundstücke kaufen, verkaufen, ausnußen, Bauten errichten, Alles unter Beobach- tung der Landesgeseßze. . Sie genießen allen und jeden Schuß für ihre Familie und ihr Eigenthum, sowie alle Vortheile und Privilegien, welche die Angehörigen . der meistbegünstigten Nation genießen oder in Zukunft genießen werden. Die französischen Missionäre erhalten in Birma dieselben Vorrechte und Immunitäten wie die Missionäre jeder anderen Nation. Die Franzosen, welhe Birma im wissenschaftlichen, geographischen, naturhistorischen Interesse oder aus anderen Gründen bereisen, erhalten von den birmanischen Behörden jeglichen Beistand, dessen sie für den Erfolg -ihrer Unternehmungen benöthigt find. Um- gekehrt genießen die Birmanen in Frankreich dieselven Vergünsti- gungen. | Artikel 2. Die Waaren, welche die Franzosen nah Birma im- portiren und von dort cxportiren, sowie die Waaren, welche die Bir- manen näch Frankreich importixen oder von dort exportiren, zahlen keine andere und höhere Abgaben, als wenn sie dur die Land sein- wohner oder Fremde, welche der meistbegünstigten Nation angehören, importirt oder. cxportirt würden. Die birmanishen Produkte genießen in Frankreich und die französischen in Birma dieselbe Behandlung als ähnliche Produkte der meistbegünstigten Nätion. j

Die birmanische Regierung, ‘in der Absicht de Entwickelung der Handelsbeziehungen zwischèn Frankreich und Birma zu ermuntern, ver- Ee sich, von. den Tauschariikeln keinerlei Zoll zu erhebén, Dessen

etrag 5 pCt. ihres eigentlichen Werthes übersteigt. Nach" Erlegung des Eingangszolles find die Waaren, in ‘welche Hände sie auch ürer- gchen, in Birma weder einer Steuer noch sonstigen Belastung mehr unterworfen.

Artikel 3. Beide Regierungen zuerkennen sich gegenseitig das Recht, einen diplomatischen Agenten zu halten und Konsularräthe oder Agenten und Bevollmächtigte doct zu ernennen, wo das Interesse ihrer Natio- nalen es erheisht. Diese. Agenten können ihre Landesflaggé aufhissen und genießen für ihre Tone wie in Ausübung ihres Amtes den- selben Schuß, dieselben. Vorrechte und Jmmunitäten, welche den Agenten

leichen Ranges der meistbegünstigten Nationen zustehen oder in Zu- fünft zustehen werden.

Artikel 4. Die birmanische Regicrung, welche den Wunsch hegt, die Niederlassung von Franzosen in Birma nach Kräften zu erleichtern, verpflichtet sich, bei Streitigkeiten von Franzosen untereinander nicht einzuschreiten, deren Aburtheilung vielmehr dem französischen Konsul zu Überlassen. Dagegen werden Streitigkeiten zwischen Franzosen und Birmanen durch ein gemi\chtes Tribunal erledigt, das aus dem Konsul und einem hochgestellten birmanishen Beamten zusammengeseßt wird.

Artikel 5 Falls ein Franzese in Birma oder ein Birmane in Frankreih mit Tode abgeht, wird feine Hinterlassenschaft den Erben zugestellt und iu Ermangelung solcher dem Konsul feiner Nation, mit dem Beding, sie den Berechtigten zuöommen zu lassen.

Artikel 6. Geg-nwärtige Konvention hat Rechtsverbindlichkeit von einem laufenden Jahre zum anderen, so lange nicht eine der beiden Regierungen der anderen, ein Jahr im Voraus, ihre Absicht kundthut, die Gültigkeit des Vertrages aufzuheben.

Der Vertrag soll spätestens in Jahresfrist womöglich aber früher ratifizirt und die Ratifikationen ausgetauscht werden. Von dem Mo- ment dieses Austausch:s an tritt er in Kraft.

Zur Beglaubigung haben die resp. Bevollmächtigten gegenwärtige Konvention unterzeichnet und ihre Siegel beigedrückt.

Gegeben in doppelter Ausfertigung zu Paris, 24, Januar 1873 = 2416 buddhistisher Zeitrechnung - und 1234 vulgärer Zeitrehnung, 11. Piatho des abnehmenden Mondes.

(L. S.) Remusat. (L. S.) Mengyee Maha Saythor. s Kenwoon Mengyee. Die Abschrift beglaubigt : : : Der inister der auswärtigen Angelegenheiten. Vroglie.

—- 4. Juli. (W. T. B.) In Betreff der bereits gemel- deten Einführung von neuen Steuern hat die Handels- Kommission die Steuer auf Seife und Stearin sowie auf Pflanzen- und Mineralöle votirt, wobei die entsprehenden Aus- fuhrprodukte von jegliher Auflage befreit bleiben sollen. Die Kommission hat ferner nunmehr beschlossen, einen Zoll von 10 Prozent auf Krystall-, Glas-, Porzellan- und Fayence- waaren und von 5 Prozent ad valorem auf Gewebe, sowie eine Erhöhung der Zeitungssteuer zu beantragen.

Italien. Rom, 1. Juli. Der Prinz Napoleon und die Prinzessin Clotilde sind gestern von Mailand nach Genua abgereist. Der Kronprinz Humbert begleitete dieselben bis an den Bahnhof. s

Z. Juli. (W. T. B.) In Betreff der Neubildung des Kabinets verlautet noch, daß das Ministerium der Justiz Pesanelli angeboten werden soll, dessen Ankunft auf eine von Minghetti an ihn ergangene Einladung heute hicr erwartet wird. Biancheri foll erklärt haben, daß er ein Portefeuille niht über- nehmen werde. Der frühere Minister - Präsident Lanza unter-

stüßt die Bemühungen Minghetti's, den Minister des Aus wärtigen Visconti-Venosta zum Verbleibe:; im neuen Kabinet zu bewegen.

Die Nr. 17 des Armee-Verordnungs-Blatts enthält Generalstabs-Uebungsreisen im laufenden Jahre. Rekruteneinstel- lung pro 1873/74. Bekanntmachung der Lebensversicherungs-Anstalt für die Armee und Marine. Justanzenweg bei Einreichung der Listen der zur Landwehr-Dienstauszeichnung vorzuschlagenden Offiziere 2c. des Peurlaubtenstandes des Garde-Corps. Berichtigung eines beim Druck des Militär-Strafgeseßbuchs für das Deutsche Reich vom 20. Juni 1872 vorgekommenen Verschens. Reise- und Umzugskosten-Kompetenz der Truppen-Büchsenmacher resp. der Hülfsrevisoren. Vergütungssäße für Brod und Fourage und Vergütungspreis für den aus preußischen Magazinen an Kadetten-Anstalten verabreichten Roggen pÞro IT. Semester 1873. Ablieferung von Messing an die Géwehrfabriken. Bekannkt- machung der Termine zum Verkauf ausrangirter Dienstpferde. Extra- ordinäre Verpflegungszuschüsse pro ITI. Quartal 1873. Recherche nah dem Verbleib eines vermißten Soldaten.

Die Nr. 27 des „Preußischen Handels-Archivs“ hat folgenden Inhalt: Geseßgebung: Belgien: .Geïieß, betreffend die Checks, sonstigen Zahlungsanweisungen und Realanerbietungen. Auf- hebung des Vieheinfuhrverbots sür Norddeutschland und Rußland. Spanien: Verordnung, betreffend den Schmuggelhandel. Ru,„land: Umrechnung der fremden Schiffsvermessungen in Finnische Lasten. Statistik: Deutsches Reichs; Uebersicht des Telegraphenverkehrs des Deukschen Reichs in 1871 uñnd- 1872. Sachsen: Jahresbericht der Handels- und Göwerbekammer zu Dresden für 1871. Groß- britannien: Jahresbericht des Konsulats zu Singapore für das Jahr 1872. Türkei: Jahresbericht des Konsulats zu Aleppo für 1871. Rußland: Jahresbericht des Konsulats zu Ny Karleby für 1872. Frankrei: Der Handelsvexkehr und die Schiffahrt Algiers in den Jahren 1872, 1871 und 1862. Vereinigte Staaten von Nord- amerika: Jahresbericht des Konsulats ¿zu Cincinnati für 1872. Mittheilungen: Posen. Stralsund. Stettin. Altona. Odessa.

Jm Verlage der Königlichen Geheimen Ober-Hofbuchdruckere (R. v. Decker) erschien soeben das Coursbuch der Deutschen Reichs-Post-Verwaltung, Juli 1873, T. Abtheilung, cnt- haltend die Eisenbahnen in Deutschland“ und der österreichish-ungari- chen Monarchie und Uebersicht der bestehenden Rundreise-Touren mit Mugabe der Billetpreise, bearbeitet im Coursbureau des Kaiserlichen General-Postamts. Dasselbe umfaßt die bis zum 1. Julj eingetretenen resp. mit demselben Tage eintretenden Aenderungen in dem Gange der Eisenbahnzüge. Abtheilung 11, Juli, enthält die bedeutenderen Eilenpapneonten in Europa, außer Deutschland und Oesterreich, ferner

ostverbindungen in Deutschland und den angrenzenden Ländern, Datnpf- fbiseourse: Reisetouren zwischen mehreren Haußtortcn Europas, Ver- zeichniß der Bade- und Kurorte in Deutschland und den angrenzenden Ländern nebst Nachrichten über die Reiseverbindung dieser Orte, Reise- tou en zwischen Berlin und den bedeutenderen Badeorten, Tarif für (ourier- und Extraposten, Wegemaße, - Münzvexgleichungs - Tabelle, Zusammeustellung der Bestimmungen über Benußüng der Telegraphen- linien und Gebührentarif 2c. Beigegeben find 2 Karten.

Statistische Nachrichten.

Berlin. Die untex dem Protektorat Sr. Kaiserlichen und Königlichen Hoheit des Kronprinzen stehende Baru ch- Auerbachs\che Waisen - Erziehungsanstalt für jüdische Knaben hat für das Jahr 1872 ihren 40. Jahresbericht ver- Z¿ffentliht. Die Anstalt wurde am 30. April 1833 "mit 4 Zög- lingen eröffnet und zählte im verflofsenen Jahre 50 Waifeuknaben und 20 Waisenmädchen. Im Ganzen haben seit dem Bestehen der Anstalt 194 Zöglinge in derselben Aufnahme, Verpflegung und Erziehung erhalten. In diesem Zeitraum sind 223,831 Thlr. 'ver- auégabt, 191,067 Thlr. Vermögen gesammelt “und 7371 Thlr. in einem Sparkassenbuch als Elgenthum der Zéglinge niedergelegt. Die Anstalt hat am 11. Februar d. J. die Jahrzeit ihres im Jahre 1864 verstorbenen Begründers und ersten Vorstehers, Herrn Baruch Auerbach, gefeiert. , |

Aus dem Regierungsbezirk Potsdam (ohne Berlin) wanderten im Fahre 1872 1433 Personen aué, 1068 mit, 365- ohne Entlassungsurkunde. Davon waren aus den Kreisen Prenzlau 641, Angermünde 228, ‘Templin 133, Ost-Priegniß 122 West-Priegniß 900; die übrigen vertheilen sih auf die andéren 9 Kreise. Von den 1068: Auswanterern gingen 1051 nach den Vereinigten Staaten von Nordamerika. I

Uebersicht von den Verwaltungs-Resultaten dér ständischen Städte-Feuer-Sozietät der Kur- und Neumark, der Niederlausiß und der Aemter Senftenberg und Finster- walde, in der Zeit vom 1. Januar bis 31. Dezember 1872.

L. Versicherungésummen: Am Schlusse des Jahres 1872 betru- gen die Versicherungssummen für Gebäude I. Klasse 59,422,600 Thlr., 11, Klasse 41,210,700 Thlr., 111, Klasse 7,963,300 Thlr., TV. Klasse 1,900,950 Thlr., in Summa 110,497,550 Thaler. Der Abschluß pro 1871 ergab nur 105,418,375 Thlr. Die Versicherungen haben sich daher im Jahre 1872 vermehrt um GOEE Ns Thlr. und une in Klase I. um 3,563/575 Thlr., in Ea I, um 1,122,450 Thlxr., in Klasse IIL um. 347,150 Thlr. in Klasse TV. um 46,000 Thlr,“ sind wie vorsteht 5,079,175 Thlr. Die in den obigen 110,497,550 Thaler

mitecathaltene beitragspflihtige Hälfte der Versicherungsösummen für Kirchen und Thürme beträgt 1,325,500 Thlr. ; dazu die nah den Be- stimmungen des Reglements beitragsfreie Hälfte diefer Versicherungen, mit 1,325,500 Thlr. ; ergeben fich 2,651,000 Thlr., als Géeésammt- S Eim der Kirchen und Thürme am Schlusse des Jäh- res 2.

ITL: Brand- und Blißschäden. Die Zahl der von der Dea zu vergütenden Brandschäden belief sich auf 158. Es fanden statt: 73 Séhadenfeuer im 1. Semester und 85 im Il. Semester, und wur- den von denselben in 81 Städten 465 Gebäude betroffen. Von den 158 Schadenfeuern find 2 durch Gewitter verursacht, 3 vorsäßlih an- gestiftet und 4 durch Fahrlässigkeit herbeigeführt worden. In 2 Fällen war fehlerhafte Bauart die Ursache des. Brandes, und in 130 Fällen find die Entstehungsursachen der Brände bis jeßt unermittelt geblieben. Wegen der übrigen 17 Fälle {weben noch die Untersuchungs-Ver- handlungen. L A4 Lu

ITI, Schadensvergütungen, Prämien . und Kosten. Aus Anlaß der voraufgeführten Brand- und Blißschäden find festgeseßt: A. An Vergütungen in der I. Klasse für Totalschäden 5700 Thlr., für Par- tialshäden 22,625 Thlr., zusammen 28,325 Thlr. ; in der 11. Klasse für Totalshäden 26,075 Thlr., für Partialshäden 24,198 Thlr., zu- sammen 50,273 Thlr.; in der II[. Klasse für Totalschäden 24,200 Thlr., für Partialshäden 27,954 Thlr., zusammen 52,154 Thlr.; in der IV, Klasse für Totalschäden 15,425 Thlr., für Partialshäden 4767 Thlr., zufammen 20,192 Thlr., in Summa für Totalschäden 71,400 Thlr., für Partial\häden 79,545 Thlr., zusammen 150,945 Thlr. B. An Spriben- und Wafferwagenprämien 1385 Thlr. C. An Schadenabschäßungskosten 745 Thlr., Summa tot. 153,076 Thlr. :

IV. Beiträge der Theilnehmer der Sozietät. Nach Maßgabe des Bedarfs wurden folgende Beiträge ausgeschrieben : vom Hundert der Versicherungssumme T. Klasse pro 1. Semester 1872 3 Pf., pro II. Semester 1872 1 Sgr., zusammen 1 Sgr. 8 Pf. , Il: Klasse pro I. Semester 1872 2 Sgr., pro II. Semester 1872 3 Sgr., zusammen 5 Sgr., 11. Klasse pro L. Semester 1872 4 Sgr. 8 Pf., pro IT. Secinestex 1872 7 Sgr... zusammen 11 Sgr. 8 Pf., I1IV. Klasse pro I. Semester 1872 9 Sgr. 4 Pf., pro II, Semester 1872 14 Sgr., zusammen 23 Sgr. 4 Pf.

Kunst und Wissenschaft.

Grundzüge und Beiträge zur systematischen Be- handlung der Religionspolitif im Deutschen Staate von Theodor Körner, Geh. Regierungs-Rath, Berlin 1873, Carl Hey- manns Verlag. Dcr durch verschiedene staatsrechtlichhe Schriften bes reits bekannte Verfasser unterwirft in dem vorliegenden Buch in An- knüpfung an die Bewegungen auf kirchlihem Gebiet die hier ein- schlagenden Fragen von einem objektiven, jede Parteinahine und ein- seitige Konfessionalität ausfchließenden Standpunkt aus einer Erörterung, in welcher auch die preußischen neuen Kirchengeseße eine Stelle finden. Der Jnhalt der Schrift ist I. ein allgemeiner theoretisccher Theil: Von Religion und Glauben, von der Politik, vom Staate, historisch-politischer Rüekblick (das apostolische, fatholische, protestantische Zeitalter) ; II. ein besonderer praktischer Theil : A. Die Religionsgefellschaften im Ganzen nach ihrer politishen Stellung (Kätholizismus, Neu-Ka- tholizismus nah seinem Dogma der päpstlichen Unfehlbarkeit, Grund- säße der Staatspolitik der Religionsgesellshaft gegenüber, Protestan- tismus, Judaismus), B. einzelne Gegenstände der Religionspolitik (das geistliche Amt, die Familie und die Religion, die Schule und die Religion, die Kultusform in politischer Bezichung, von Klöstern, geistlichen Orden und Kongregationen, die religiöse Toleranz). Die Schrift ist als Gedächtnißschrift zur vierten Säkularfeier des Geburts- tags von Nik. Copernicus erschienen und dem Copernicus-Berein für Wissenschaft und Kunst zu Thorn gewidmet.

Breslau, 3. Juli. Das 3. allgemeine Fest des Schle- sischen Sängerbundes findet in diesem Jahre in Brieg statt und zwar am 26., 27. und 28. Juli c. Zur Unterbringung der zahl- reih angemeldeten Sänger sollen Massenquartiere eingerichtet werden.

In Lima wurde am 3. Mai eine von P José Antonio Garcia y Garcia begründete Elementarschule, die von ‘einem Preußen, Lehrer Klöckner aus Bremm n der Mosel gleitet wird, durch den Präsidenten der Republik Manuel Pardo feierlih#t eröffnet.

Breslau, 3. Juli. Ueber eix neues Meteor geht der „Schles. Ztg.“ aus Creuzburg folgende Nachricht zu: Gestern, den 30. Juni, Abends 10 Uhr 40 Minuten, Capella hatte bereits unten kulininirt, wurde hier ein glänzendes Meteor geschen. Eine Feuerkugel von der sechsfahen Größe der Venus, röthlich-gelb, oval, mit hellerem Schweif, bewegte sih langsam vom unteren Theil des linken Flügels des Schwanes, vom Stern parallel mit dem Meridian und der Linie, welche 2 und a des Pegasus. verbindet (vom Scheat zu Sirra)

_also nach dem Kopfe der Andromeda, Die Höhe dér von Süd nah

Nord fich bewegenden Erscheinung wird auf 30 Grade liber dem Horizonte geschäßt, so hoh Und in derselben Gegend, wie Venus am Morgenhim1nel um etwa 3 Ulr 30 Minuten si{ befindet. "Da Albiero: im Schwan und {e in der Andromeda dur Gebäude verdeckt waren, so konnten Anfang und Ende der Erscheinung uicht frei beob- achtet werden. Die in einer {wach geschlängelten Linie sich bewegende Feuerkugel vershwand, nachdem fie in vier Sekunden etwa 40 Grade passirt hatte,” hinter einem gegen Nordost ganz in der Nähe des Beob- achters stehenden hohen Gebände. - Eine etwaige Theilung des Meteors ist nicht beobachtet, cin Geräusch oder einè Detonätion nicht vérnommen worden.

Graz, 2. Juli. Ein großer Wolkenbruch ist heute im Mürz- thal niedergegangen ; die Pfarrkirhe von Trofaiah wurde durch Blitz beschädigt. Bei St. Lorenzen find ‘drei Menschen verunglückt. Die Saaten haben: überall empfindlich gelitten.

London, 2. Juni, Jm Smithsonian Institut traf am 14. Junt aus Ann Arbor, Michigan, die Nachricht ein, Professor James C. Watson daseibst hgbe einen neuen Planeten entdeck. Derselbe ist ein Planet. elfter Größe, in 17 Stunden 16 Minuten südlicher Aszen- ion und 21 &rad 43 Minuten südlicher Deklination und zeigte eine lhuelle Bewegung nach Norden.

B elluno, 2. Juli. (W. T. B.) In Alpago hat ein heftiges Erdbeben stattgefunden. In Farra haben fich heftige vulkani- ch2 Eruptionen mit Aschenauswürfen gezeigt.

Ueber dasErd beben, welches am 29. d.M. das nordöstlicheJt a - lien und namentlih einige Provinzen des Venetianischen betroffen hat, liegen heute folgende Nachrichten vor: M

Däs „Giornale di Padova“ bringt folgende Mittheilung des dor- tigen Observatoriums: „Heute früh um 4 Uhr 58} Min. etwa wurde eine sehx heftige und lange Erderschütterung verspürt , welche nach Einigen etwa 4 Minute, nah Anderen viel. länger gedauert hat. Während - des. Phänomens läuteten viele Klingeln und auf dem Observatorium blieben fünf Pendeluhren stchen, das erste um 4 Uhr 58 Min. 3 Sek., das leßte um 4 Uhr 58 Min. 47 Sek. In den aufcinanderfolgenden Schwankungen wär die undulatorische Form die vorherrschende mit deutlicher Richtung von OSOD' nah WNW: aber wahrscheinlich gab es auch minder fühlbäre Schwänküngen in ‘anderer Richtung und wohl“ auch vertikale.. Dies läßt fi vermuthen aus den etwas unklaren Angaben des Seismographen, und/aus der’ Thatsache, daß ‘die Schwingungsebencn der stehengebliebenen Pendel sehr: ver- schiedene sind, indem eines von O nah W, „zwei von N, nach S, ein viertes. von OSO nah WNW, das fünfte von NNO nah -SSW

wingt." i ¿ : é Aehnliche Nachrichten sind aus Padua eingegangen. Jn Tre- viso und Belluno und Umgegend find ae Häuser eingestürzt und viele Einwohner Unter den Trümmern ums ' Leben gekommen.

Landwirthschaft.

Das soeben ausgegebene 7. Heft (IV. Jahrg.) der Georgika, Monatsschrift für Landwirthschaft und einshlägende Wissenschaften, unter Mitwirkung einer größeren Zahl von Prak- tikern und Fachgelehrten, herausgegeben ‘von Dr, Karl Birnbaum, Professor für Landwirthschaft an der Uaiversität zu Leipzig, (Verlag von Heinrich Schmidt in Leipzig) hat folgenden Jnhalt: Ueber