1873 / 161 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 10 Jul 1873 18:00:01 GMT) scan diff

d. Diejenigen Bestimmungen, wonach außerhalb des Dienstes resp. obne spezielle Beurlaubung alle Mannschaften zu einer bestimmten Atkendstunde in das Quartier zurückgekehrt sein müssen, finden auf Unteroffiziere, welhe das Offizier - Seitengewehr tragen, nicht Anwen- dung, auf die 1 brigen Unteroffiziere dagegen mit der Maßgabe, daß dieselben eine Stunde länger, als die Gemeinen, außerhalb des Quar- tiers verbleiben dürfen. Jedoch follen die Compagnie-Chefs A. befugt sein, einzelnen der leßteren Kategorie angehörenden ä-teren oder ver- heiratheten Unteroffizieren permanente Urlaubskarten vorbehaltlich jeder- zeitiger Zurücknahme auszuhändigen. t L

e. Es dürfen allen Feldwebeln und Wachtmeistern sowie denjeni- gen Vize-Feldwebeln 2c., Sergeanten und Unteroffizieren, welche in Maununschaftsstuben oder besonderen Kasernen-Wohnräumen untergebraht find, die Montirungs- und Armaturstücke von kommandirten Gemei- nen, welche hierfür keine Geldentschädigung erhalten, gereinigt werden. Desgleichen find die in Mannschafts- oder in besonderen Kasernen- ftuben einquartierten Unteroffiziere 2c. von dem Reinigen der Stuben, die arretirten Unteroffiziere 2c. von dem Reinigen der Arrestzellen zu entbinden. Den berittenen Unteroffizieren wird soweit angängig Pferd und Sattelzeug dur Gemeine gepubßt. s Í s

f. Unteroffiziere von 12jäbriger und längerer Dienstzeit dürfen uit uur bei Verseßung in die zweite Klasse des Soldatenstandcs, sondern auch wenn sonstige gewichtige Gründe ausnahmsweise ihr Auéscheiden aus dem Dienst erforderlich erscheinen lassen, gegen ihren Willen er.tlassen werden. Den Betreffenden ist jedoch sechs Monate vorher durch den Truppentheil von der bestehenden Absicht protokolla- rish Kenntniß zu geben; außerdem bleibt vor der Entlassung die Ge- nehmigung des General-Kommandos einzuholen, welches nach eigenem Befinden auch noch ein weiteres Hinausschieben des Entlassungstermins verfügen darf. s : j

g. Diejenige Summe, welche Unteroffiziere vor ihrer Verhei- rathung nachzuweisen und in der Kasse des Truppentheils zinsbar niederzulegen haben, wird hierdurch allgemein auf 100 Thaler erhöht.

Neben der Prüfung, ob in sozialer Beziehung die beabsichtigte eheliche Verbindung der Stellung des Unteroffizierstandes entspricht, haben die zur Ertheilung des Heiraths-Konsenses befugten Vorgeseßz- ten ferner in Berücksichtigung zu ziehen, daß die dienstlichen Inter- essen eine Ertheilung des Verheirathungs-Konsenses an Unteroffiziere vor der Beförderung zum Sergeanten im Allgemeinen niht wün|chens- werth erscheinen lassen. Jnwieweit in Bezug auf Verheirathung der Unteroffiziere noch anderweite Bestimmungen zu treffen find, resp. die obige Festseßung über Höhe der nahzuweisenden Summe einer Aende- rung bedarf, darüber wird einer Aeußerung der General-Kommandos zum 1. September 1874 entgegengesehen. : :

h) Die Truppenbefehlshaber haben nah Möglichkeit dahin zu wirken, daß die Unteroffiziere während ihrer Dienstzeit durh Erspar- nisse diejenigen pefuniären Mittel gewinnen, deren sie in der ersten Zeit nah dem Ausscheiden aus dem Militärdienst bedürfen.

Berlin, 30. Juni 1873. i

Kriegs-Ministerium. v. Kameke. Ministerium für Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeiten.

Dem I. Michel Hohen stein zu Plagwiß-Leipzig is unter

dem 6. Juli d. I. ein Patent : auf eine Kuppelungsvorrihtung für Land- und Eisenbahn- Fuhrwerke in der durch Zeichnung und Beschreibung erläuter- ten Konstruktion, ohne Jemanden in der Anwendung bekannter Theile derselben zu beschränken,

auf drei Jahre, von jenem Tage an gerechnet, und für den

Umfang des preußischen Staats ertheilt worden.

Preußische Bank. | Wochen-=-Uebersicht der Preußishen Bank vom 7. Juli 1873. Aktiva. 1) Geprägtes Geld und Barren . . . Thlr. 235,997,000 2) Kassen - Anweisungen, Privat-Banknoten und Darlehnskassenscheine 4,376,000 3) Wechsel-Bestände . e 194,324,000 4) Lo D L 26,294,000 5) Staatspapiere, verschiedene Forderungen U a L A 3,204,000 Pafsiva. 6) Banknoten im Umlauf... Zhlr. 284,987,000 7) Depositen-Kapitalln „28,106,000 8) Guthaben der Staatskassen, Institute und Privatpersonen, mit Einshluß des Giro- Bal L D, 115,693,000 Berlin, den 10. Juli 1873. Königlih Preußisches Haupt-Bank-Direktorium. Boese. Gallenkamp. Herrmann. Koch.

Abgereist: Se. Excellenz der Staats- und Finanz-Mi- nister Camphausen nah Süddeutschland.

Se. Excellenz der Erste Präsident des Kammergerichts, Wirkliche Geheime Rath, Dr. von Strampff, nah der Schweiz.

Nichkamllich és. Deutsches Neich.

Preußen. Berlin, 10. Juli. Se. Majestät der Kaiser und König geleiteten gestern, wie aus Ems gemeldet wird, Se. Majestät den Kaiser von Rußland nach dem Bahn- hofe, von wo Sich der Kaiser Alexander mit Gefolge mittelst Ertra- zuges nah Jugenheim begab.

Se. Majestät der Kaiser und König sehen die begonnene Brunnenkur mit dem besten Erfolge fort und haben gestern das erste Bad genommen,

Ihre Majestät die verwittwete Königin hat Sich am Vienstag Mittags von den in Potsdam anwesenden Mitgliedern der Königlichen Familie verabschiedet und Sich gestern Vormittags zu einem mehrwöchentlihen Aufenthalt nach Pillniß begeben.

Ueber die weitere Durchführung der Kreisordnung theilt die „Prov.-Korr.““ Folgendes mit: E

Nachdem die Bildung der Amtsbezirke von dem Minister des Innern festgestellt und dem Kreistage bekannt gemacht ist, wird der- selbe aufgefordert, aus der Zahl der Amtsangehörigen jedes Amts- bezirks (d. h. der innerhalb des Amtsbezirks wohnhaften Personen) die zu Amtsvorstehern und dercn Stellvertreter befähigten Per- sonen vorzuschlagen. E

Behufs thunlichster Beschleunigung der Einrichtung der Amts- verwaltungen wird es sih empfehlen, daß die Kreistage {on bei Ge- legenheit der Berathung über die Bildung der Amtsbezirke den Kreis- ausschuß oder eine besondere Kommission mit der Ermittelung der zu Amtsvorstehern und deren Stellvertreter befähigten Personen beauf- tragen. \ Das Vorschlagsrecht des Kreistages if übrigens, wie bei den Verhandlungen im Landtage auédrücklich hervorgehoben worden ift, kein Wahlreht. Derselbe if deshalb verpflichtet, dem Ober-Präsi- denten alle in den einzelnen Amtsbezirken vorhandenen befähigten Per- sonen vorzuschlagen. Sollte ein Kreistag auch nach wiederholter an ihn ergangener Aufforderung des Ober-Präsidenten es ablehnen, die

von ihm gemachten Vorschläge zu vervollständigen, so soll bis dahin,

wo dur die Provinzialordnung eine Bestimmung darüber ergangen sein wird, in welcher Art eine Vervollständigung der Vorschläge des Kreistages erfolgen kann, dem Minister des Innern hiervon zur wei- teren Beschlußnahme Anzeige gemacht worden. A /

Der Kreistag hat in seine Vorschläge auch diejenigen Personen aufzunehmen, welchen einer der zur Ablehnung des Amtes eines Amts- Varitetees baretigenden Entschuldigungêëgründe zur Seite steht; zur Vermeidung von Weiterungen ist jedo zugleich von dem Landrathe durch Rückfrage bei diesen Personen festzustellen, ob sie im Falle einer Ernennung den Entschuldigungsgrund geltend zu machen beabsichtigen.

Die Vorschläge des Kreistages sind für jeden Kreis, amtsbezirks-

weise geordnet, ate S uo und dem Ober-Präsidenten von dem Land- rathe E Berichts unter Vermittelung des Regierungs-Präsidenten einzureichen. « Ist nah der Erklärung des Kreistages für einen Amtsbezirk eine zum Amtsvorstehe. geeignete, d. h. hierzu befähigte und verpflichtete bezw. bercite Perion mcht zu ermitteln, so soll sich derselbe zugleich darüber äußern, ob die zeitweilige Wahrnehmung der Verwaltung eines folhen Amtsbezirks durch den Vorsteher eines benachbarten Amtsbezirks oder durch den Bürgermeister einer benahbarten Stadt thunlich ist. Fällt diese Aeußerung im bejahenden Sinne aus, so ist zunächst die Bereitwilligkeit des von dem Kreistage bezeichneten Amts- vorstehers bezw. Bürgermeisters zur einstweiligen Wahrnehmung der Verwaltung des betreffenden benachbarten Amtsbezirks von dem Land- rathe festzustellen, sowie auch event. die Zustimmung der städtischen Vertretung einzuholen.

Ergiebt sich hiernach die zeitweilige Wahrnchmung der Verwal- tung eines Amtsbezirks, für welchen eine zum Amtsvorsteher geeignete Herion nit zu ermitteln ist, durch den Vorsteher eines benahbarten

mtsbezirks oder durch den Bürgermeister einer benahbarten Stadt als ausführbar, so ist hierüber dem Ober-Präsidenten behufs weiterer Anordnung von dem Landrathe Bericht zu A

Im anderen Falle hat der Kreisauss{huß wegen Bestellung eines fommissarischen Amtsvorstehers dem Ober-Präsidenten die geeigneten R p zu machen. Im Interesse der Kostenersparniß ist hierbei darauf Bedacht zu nehmen, daß, sofern die Verhältnisse es gestatten, einem solchen kommissarischen Amtsvorsteher die Verwaltung zweier oder mehrerer Amtsbezirke gleichzeitig Übertragen wird. Daß die von einem kommissarishen Amtsvorsteher gleichzeitig zu verwaltenden zwei oder mehreren Amtsbezirke ein zusammenhängendes Flächengebiet um- fassen, ershcint nicht unbedingt erferderlich. Nur muß der Amtssißz für den fommissarishen Amtsvorsteher so gewählt werden, daß der amtliche Verkehr zwishen ihm und den Bewohnern der einzelnen Ort- schaften der unter seiner Verwaltung vereinigten Amtsbezirke leicht und ohne Belästigung für den einen wie den anderen Theil stattfinden kann. Mit Rücksicht hierauf wird es sich beispielsweise empfehlen, als Amtssiß für den kommissarischen Amtsvorsteher eine Stadt zu bestimmen, welche zu den unter seiner Verwaltung N enden Amtösbezirken eine centrale Lage hat und zuglei den ittelpunft des Verkehrs für die Bewohner der leßteren bildet. Auch wird es unter Umständen ebenfalls im Interesse der Kostenersparniß rathsam und auch an fih zweckmäßig sein, das Amt eines kommissarischen Amts- vorstehers einem Staats- oder Kommunalheamten als ein Nebenamt zu übertragen. ;

Bei der Auswahl der. kommissarischen Amtsvorsteher wird mit besonderer Sorgfalt zu verfahren und werden hierbei nur solche Fe sonen zu berüdcksichtigen sein, deren geschäftliche Vorbildung, guter Ruf und soziale Stellung zu Bedenken keine Veranlassung giebt. Auf die Meldung tüchtiger Bewerber wird aber nur dann mit Sicherheit ge- rechnet werden können, wenn die den kommissarischen Azutsvorstehern zu gewährende Remuneration ang-messen normirt wird. Die Fest- seßung dieser Remuneration steht dem Kreisaus\husse nach Anhörung der Betheiligten zu. Dieselbe wird der Auswahl der zu kommissa- rischen Amtsvorstehern in Vorschlag zu bringenden Personen vorauf- gehen müssen, da definitive Bewerbungen um ein solches Amt füglich erie nah Festseßung des damit verbundenen Einkommens erfolgen önnen.

Auf Grund der. von dem Kreistage bezw. dem Kreisaus\chusse gemachten Vorschläge vollzieht det Ober-Präsident die Ernennung der Amtsvorsteher und deren Stellvertretér, oder die Bestallung der kom- missarischen Amtsvorsteher und fertigt für jeden derselben eine beson- dere Ernennungs- oder Bestallungsurkunde aus.

Was die Dauer der kommissarischen Amtsverwaltung anbetrifft, -

so wird in jedem Falle auf Vorschlag des Kreisausschu ses zu be- stimmen sein, ob die Bestellung des Amtsvorstehers auf ündigung, auf eine bestimmte Zeit oder auf Lebenszeit zu erfolgen hat und ob in dem leßteren Falle ein Anspruch auf Pension zu gewähren ist. Ein solcher Pensionsanspruch darf jedoch nur unter Zustimmung der Be- theiligten eingeräumt werden.

Sobald der Landrath dem Der ente von der erfolgten Aushändigung der Ernennungs- und estallungs-Utkunden und der Vereidigung der Amtsvorsteher und deren Stellvertreter, sowie von den als Amtsvorsteher oder Stellvertreter fungirenden Gutsvorstehern, Gemeindevorstehern und Tien Anzeige gemacht hat, wird von dem Ober-Präsidenten für den betreffenden Kreis die erfolgte Bildung der Amtsbezirke und die Ernennung der Amtsvorsteher und deren Stellvertreter durch eine im Amtsblatt zu erlassende Bekanntmachung zur öffentlihen Kenntniß gebracht. In die Bekanntmachung sind auch die Namen der als Amtsvorsteher oder Stellvertreter fungirenden Gutsvorsteher, Gemeindevorsteher und Schöffen mit aufzunehmen.

4 s Bekanntmachung ist zugleich auch in dem Kreisblatte abzu- rucken.

Mit dem achten Tage nah Ausgabe des betreffenden Stücks des Amtsblatts treten die rücksihtlich der örtlihen Polizeiverwaltung bis- her bestandenen Vorschriften außer Kraft, und geht die Verwaltung der örtlichen Polizei und der sonstigen öffentlichen Angelegenheiten des bes as näherer Vorschrift der Kreisordnung auf die Amtsvor-

eher über.

Se. Majestät der Kaiser und König haben dem Commandeur der 12. Infanterie-Brigade von da ab, wo die Räumung des okkupirten französishen Gebiets eintreten wird, über die sämmtlichen bis zur vollständigen Abzahlung der fran- zösishen Kriegs\{huld als Besaßung von Verdun und der Etappenstraße von dort nach Mes zurückbleibenden Truppen auf die Dauer dieses Verhältnisses die Disziplinar-Strafgewalt, \o- wie die gerihtsherrlihen und Bestätigungsrehte eines Divisions- Commandeurs mit der Maßgabe verliehen, daß dadur die dem Kommandanten von Verdun nah dem Geseze zustehenden gerihtsherrlihen Befugnisse nicht alterirt werden.

Bei der Rücklehr der Okkupationsarmee aus Frankrei werden folgende Dislokationen stattfinden: Füsilier-Bataillon des 3. Garte - Grenadier - Regiments Königin Elisabeth nah Wrieten a. O.; Füfilier-Bataillon 6. Brandenburgischen In- fanterie-Regiments Nr. 52 nah Cottbus (statt nah Spremberg) ; 2. Bataillon Brandenburgischen Füsilier - Regiments Nr. 35 nah Oranienburg und provisorish nach Königsberg N.-M.; 2. Bataillon 6. Badischen Infanterie-Regiments Nr. 114 nah Constanz; 2. Bataillon Oftfriesishen Infanterie - Regiments Nr. 78 nah Osnabrück (statt nah Emden). Das Magdebur- gische Jägerbataillon Nr. 4 am 1. d. M. i| von Sangerhausen nach Naumburg a. S. verlegt worden.

Bei Graudenz beginnt in den nächsten Tagen eine größere Belagerungs- und Pontonier-Uebung in der Dauer von im Ganzen 6 Wochen unter Betheiligung des Ost- preußischen Pionier - Bataillons Nr. 1, des Niederschlesischen Pionier-Bataillons Nr. 5, des Schlefishen Pionier:Bataillons Nr.- 6, von drei Compagnien des Pommerschen Pionier-Batail- lons Nr. 2 und einer Compagnie des Brandenburgischen Pionier- Bataillons Nr. 3. Zu der Uebung wird ferner auf eine Zeit-

dauer bis zu 30 Tagen das Ostpreußische Fuß-Artillerie-Regiment Nr. 1 und das Niederschlefishe Fuß-Artillerie-Regiment Nr. 5 P pen werden. Mit der Leitung der Uebungen is De eren Orts der General - Major von Braun, Inspecteur der 1. Ingenieur-Inspektion, beauftragt worden. Derselbe hat fih am heutigen -Tage in Begleitung des Inspektions-Adjutanten, Hauptmanns Taubert, nah Graudenz begeben.

Der General - Lieutenant und Präses der General- Ordens-Kommission, Freiherr von Loën, hat fich mit einem mehrwöchentlihen Urlaube nah Holstein, und der Oberst-Lieute- nant und Abtheilungs-Chef im Großen Generalstabe, Freiherr von Hilgers, desgleihen nah Süddeutschland begeben.

Der General-Major und Inspecteur der 2. Ingenieur- Inspektion, Dieterich, hat sich zur Besichtigung der Festungen in der Provinz Sachsen, sowie des Brandenburgischen Pionier= Bataillons Nr. 3 und des Magdeburgischen Pionier-Bataillons Nr. 4 auf Dienstreisen begeben.

Der Chef - Präsident der Ober - Rechnungskammer, Stünzner hat fich auf Urlaub nah der Neumark begeben.

Der Kaiserlich russishe Minister der Domänen, Wirkl. Geh. Rath von Walujew, welcher am Dienstag aus St. Peters-= burg hier eintraf, hat sich gestern Mittags über München nah Tegernsee begeben.

Breslau, 9. Juli. Vom 7. zum 8. Iuli ist 1 Person als an der Cholera erkrankt und gestorben und 1 Person als genesen polizeilih gemeldet worden; 3 Personen befinden fih noh in ârztliher Behandlung.

Ratibor, 8. Iuli. Nach einer Mittheilung des „Alg. Ob. Anz.“ sind in der Nachbarschaft in Altendorf, Plania, Proschowiß, Groß-Peterwiz, Marguartowiß, Koblau, Lekartoro, Czyprzanow und Olsau Cholerafälle vorgekommen. In der Stadt selbs werden andauernd die geeignetsten Maßregeln zur Abwehr der Epidemie getroffen.

Bayern. München, 7. Juli. Nach dem neuesten Per- sonalstande (Staatshandbuh vom 16. Juni) weist der König- lihe Staatsrath aus: 12 Staatëräthe im ordentlichen Dienste (hierunter 6 Minister) und 16 Staatsräthe im außerordentlichen Dienste; das Staats-Ministerium des Königlichen Hauses und des Aeußeren dagegen: 1 Minister, 1 Staats- rath im a. o. Dienste, 5 Ministerial-Räthe, 1 Geheimer Lega- tions-Rath 11. Kl., 1 Legations-Rath, 1 Obet-Zoll-Rath, 3 Ge=- heime Sekretäre, 3 Geheime Registratoren, 1 Regierungs-Affes}sor, 1 Registrator, 2 Ministerial-Sefretäre Il. Kl., 3 Kanzlei-Sekretäre, ; geheimes Hausarhiv: 1 Vorstand, 1 Hausarchivar, 1 Sefretär ; geheimes Staatsarchiv: 1 Vorstand, 1 Geheimer Staatsarchivar, 1 Registrator, 1 Sekretär. Bayern unterhält z. 3. an auswärtigen Höfen 13 Gesandtschaften; General-Konsuln und Kosuln in den deutschen Staaten bestehen noch 9; fremdeGesandtshaften am König=- lichen Hofe: 15, während fremde Konsuln, Agenten 2c. in Bayern 19 vorhanden sind. Das Justiz-Ministerium umfaßt folgendes Personal: 1 Minister, 3 Minifterial-Räthe, 1 Präsidenten des ober- sten Gerichtshofes, 6 Appellationsgerichts-Präsidenten, 3 Direktoren des obersten Gerihtshofes, 9 Appellationsgerihts-Direktoren, 28 ODber-Appellationsgerihts-Räthe, 106 Appellationsgerihts-Räthe, 39 Bezirksgerichts-Direktoren, 225 Bezirksgerihts-Räthe, 297 Stadt- und Landrichter, 128 Bezirksgerihts-Assessoren, 312 Stadt- und Landgerichts-Afsessoren, außerdem 2 Geheime Ministerial-Sekre- käâre, 1 Archivar, 48 Ober-Gerichts\hreiber, 350 Unter-Gerichts- schreiber, 86 Sekretäre; ferner 1 General-Staatsanwalt, 10 Ober- Staatsannwälte, 45 Staatsanmwälte (11. und 11l. an Appellations- gerihten und 1. an Bezirksgerichten) und 37 Il. Staatsanwäite an Bezirksgerichten, endlih 354 Advokaten und 390 Notare.

Sessen. Darmstadt, 9. Juli. Die Zweite Kam=- mer der Stände fuhr in ihrer gestrigen 25. Sizung mit der Berathung des Ausgabebudgèts fort. Das Resultat der Berathung war, daß bewilligt wurden: 1) für Pensionen 326,000 fl.; 2) für Bedürfnisse des Großherzoglihen Hauses und Hofstaates 767,000 fl.; 3) für die Landstände 20,000 fl. ; 4) für Matrifularbeiträge zur Reichshauptkasse 934,000 fl. ; 9) für das Ministerium des Innern 39,460 fl.; 6) für Krimi- naltosten 278,806 fl. ; 7) für die Kreisämter 158,098 fl. ; 8) für den Administrativ-, Justiz- und Lehnhof 14,320 fl.: 9) für die Ober-Medizinal-Direktion 4925 fl. ; 10) für das Öber-Konsisto- rium 25,320 fl.; 11) für die Ober-Studien-Direftion 16,370 fl. ; 12) für die Ober-Rehnungskammer-JIustizfifatur II. Abtheilung 92,278 fl. ; 13) für Lokalpolizeibeamte 1775 fl.

Die Bewilligung unter Pos. 8 bis 11 wurde nur für 1873 ausgesprochen, für die \pätere Zeit ist besondere Beshlußfassung vorbehalten. Die Berathung über die Hauptabtheilungen Mi= nister, Staatsrath und Kabinets - Direktion und Ministerium des Großherzoglihen Hauses und des Aeußern, wurde bis zur Vor= lage der neuen Etats, die nah gestriger Mittheilung der Staats= regierung in einigen Wochen bevorsteht, vertagt.

Am Schluß der Sißung wurde die Diskussion über das Budget der Landes - Universität, welhe im Anschluß an obige Positionen begonnen wurde, vertagt.

Sachsen - Weimar - Eisenach. Weimar, 9. Iuli. Am 11. d. M. finden die ersten Synodalwahlen statt; im Laufe der nächsten Tage werden deshalb in den verschiedenen Wakhlbezirken noch Besprehungen der Geistlichen stattfinden; die weltlihen Wahlmänner werden \sich meist ers am Wahltage über die zu erwählenden Abgeordneten verständigen. Die Land =- tagswahlen im Weimarischen sind insofern bereits vorbercitet, als die amtlihen Wählerlisten aufgelegt find.

Oldenburg. Oldenburg, 8. Juli. Der Geburts= tag des Großherzogs, der heute sein 46. Lebensjahr voll- endet, is in gewohnter Weise festlih begangen worden. Die Großherzogliche Familie weilt seit Anfang Juni auf Rastede, wo auch die Königin Amalie von Griechenland zum Besuch einge= troffen ift. :

E städtishen Behörden haben die Aufhebun des Oftroi, einer kommunalen Konsumtionsabgabe auf frif eingeführtes Fleisch, beshlossen und steht, der „W. 3.“ zufolge, zu erwarten, daß dieser Beshluß jeßt die Genehmigung der taatlihen Aufsichtsbehörde erhalten werde. An die Stelle des

ftroi tritt ein Zuschlag zur Einkommensteuer.

LVWaldeŒck. Arolsen, 8. Juli. Der Fürst hat den Hauptmann Freiherrn H. von Hadeln mit Führung der Ge- ihäjze Fürstlihen Hofmarschall-Amts beauftragt.

Oesterreich-Ungarn. Wien, 9. Juli. Gestern Nah- mittags fand ein Familiendiner im Marmorsaale der Hofburg statt, an welhem die Königin von Württemberg und die Großfürstin Vera Theil nahmen. Abends war großer Empfang in der großen Galerie des Lustschlosses Schönbrunn,

Der Kronprinz Rudolf war gestern in Farvis.

Prinz Luitpold von Bayern ist gestern aus München, Prinz Alexander der Niederlande aus Gmunden hier an- gekommen.

10. Juli. (W. T. B.) Die heutige „Wiener Zeitung“ macht in ihrem amtlichen Theile bekannt, daß dem Direktor der Weltausstellung, Baron von Schwarz, von dem Kaiser in Anerkennung, der geleisteten außerordentlichen Dienste das Gro ß - kreuz des Franz-Joseph-Ordens verliehen worden ist.

Agram, 8. Juli. Behufs Untersuchung der Vorfälle in Türkish-Gradisca, weiche die Flucht bosnischer Christen veranlaßten , find aus Serajevo der General-Gouverneur und der österreihishe General - Konsul Dr. Theodorovic nah Türkisch- Gradisca abgereist.

Schweiz. Bern, 7. Juli. Heute Vormittag 10 Uhr ist die Bundes-Versammlung zu ihrer ordentlihen Sommer- session zusammengetreten. Den Nationalrath eröffnete dcr revisionistish gesinnte Präsident Wirth-Sand von St. Gallen mit einer längeren von den Traktanden handelnden Ansprache, aus welcher die „Allg. Ztg.“ folgende Stelle mittheilt:

„Das wichtigste Traktandum von allen ist dasjenige der Revision der Bundeéverfassung. Wollen wir uns vielleiht nah den Erfahrun- gen des 12. Mai 1872 nur mit einer gewissen Scheu und Aengstlich- keit an die große Aufgabe machen? Wahrlich, nein! Wir haben feinen Grund dazu! Der Revisionsgedanke, den viele mit dem 12. Mai be- graben wähnten für lange Zeit, ist wieder auferstanden zu neuem frishem Leben, und eingedrungen mitten ins Volk hinein, kräftiger und lebendiger denn je. dgs zeugt der 27. Oktober des leßten Jahres, ter uns hierher geführt (am 27. Okftober wurde der in seiner Mehrheit revisionistishe Nationalrath gewäh!t) an diese Stätte, hier- von zeugen die revifionsfreundlihen Wandlungen die sich in jüngster 20 in mehreren Kantonen vollzogen haben, und hiervon giebt endlich

eugniß der große Tag von Solothurn, an dem Tausende und aber Tausende aus allen Gauen des Vaterlandes sich zu'ammenge- funden haben und begeistert sich gelobten, einzustchen und zu wirken ein Jeder an seinem Posten für die Erneuerung unserer Grund- geseße. Diese Erscheinungen alle berehtigen uns wohl zu der Hoff- nung, daß diesmal unsere Arbeit nicht vergetlich sein werde. Wir wollen fie deshalb it Vertrauen und guten Muths in die Hand neh- men. Es kann begreiflih weder in meiner Aufgabe noch in meiner Absicht liegen, mich hier über den Jhnen vom hohen Bundesrath vor- gelegten Verfassung2eutwurf zu verbreiten; ih beschränke mich darauf die Ansicht auszusprechen, daß er wohl geeignet jein dürfte widerstrei- tende Ansichten zu versöhnen, und die Grundlage für ein. Werk zu bieten, dem die Mehrheit des Volkes und der Kantone freudig zu- stimmen und das den Zweck des Bundes der Eidgenossen : die Einheit, das Recht, die Ehre und Wohlfahrt der shweizerischen Nation zu heben und zu fördern, mehr und mehr erfüllen könnte.“

Im Ständerath hielt der Präsident, Roquin von Lau- sanne, ein Antirevisionist, keine Rede. Bei der Bestellung der Bureaus wählte, wie {hon mitgetheilt, der Ständerath, dem Brauh gemäß, seinen seitherigen Vize-Präf denten Kopp von Luzern zum Präsidenten, und zum Vize-P äsidenten Köchlin von Basel, ersteren mit 33 von 40, und letzteren mit 26 von 42 Stimmen.

Niederlande. Haag, 6. Iuli. Auf Java schreiten, wie die neuesten Meldungen von dort berichten, die Vorbereitun- gen für die Expedition rasch vor, und Alles wird bis zum September daselbst in vollster Bereitschaft sein. General-Lieute- nant van Swieten wird demnächst von hier nah Batavia ab- reisen, um sein Amt als militärischer Ober-Befehlshaber und als Civilkommissar für die Expedition gegen Atchin anzutreten.

Großbritannien und Irland. London, 8. Iuli. Aus Windsor wird gemeldet, daß die Königin in Begleitung des Prinzen Leopold und der Prinzessin Beatrice am Freitag, den 11. d. M., von da nah Osborne, auf der Insel Wight, übersiedeln wird.

Der Großfürst-Thronfolger von Rußland ift von seinem Ausflug nach dem Norden zurückgekehrt. Am Sonn- abend wohnte Se. Kaiserlihe Hoheit in Hull dem Stapellauf der für ihn daselbst gebauten prächtigen Dampf - Yacht, die den Namen „Czarewna“ erhielt, bei. Der Großfürst - Thronfol- ger wird mit seiner Gemahlin und in Begleitung des Prinzen und der Prinzessin von Wales im Laufe dieser Woche das Ar- \senal in Woolwich inspiziren und einer großen Revue der dor- tigen Artillerie beiwohnen. Bei dieser Gelegenheit wird ihm das Offizier-Corps der Artillerie ein ähnlihes Fest wie dasjenige, welches beim Besuche des Schahs in Woolwich stattfand, ver- anstalten.

Gestern fand dem Großfürsten zu Ehren eine Revue der Truppen im Standlager von Aldershot statt, bei welcher außer Sr. Kaiserlichen Hoheit, dessen Gemahlin, der Prinz und die Prinz \sin von Wales, die Herzöge von Edinburgh und Cam- bridge, und Prinz Eduard von Sachsen-Weimar zugegen waren. Am Abend besuchten Ihre Kaiserlichen Hoheiten den Ball, wel- en der Herzog von Northumberland zu Ehren des Prinzen und der Prinzessin von Wales in Northumberland-House gab.

Im österreihishen Botschaftshotel fand gestern zu Ehren der Herzogin von Cambridge, der Gro ßher- zogin von Mecklenburg-Streliz und des Herzogs und der Herzogin von Teck ein Diner statt.

Der s{chwedishe Gesandte Graf Ho ch\child hat nebst Gemahlin eine Urlaubsreise nah Schweden angetreten. Der britishe Gesandte in Madrid if nebft Gemahlin auf Urlaub hier eingetroffen.

Das alljährlihe Shüßenfest der englischen Frei- willigen-Corps wurde heute unter den Auspizien des natio- nalen Schüßenverbandes unter. sehr zahlreicher Betheiligung auf der in ein Feldlager verwandelten Gemeindeweide von Wimble- don eröffnet. Unter den vielen Gästen von Nah und Fern be- rae sich auch Repräsentanten ‘des Canadischen Freiwilligen-

orps.

Die Vorbereitungen für die Herbstmanöver der britishen Armee auf Dartmoor sind in thätigem Fortschreiten begriffen. Die Truppen werden \ich auf dem Moor am 28. d. versammeln, worauf die Operationen mit einem „UÜebungslager“ beginnen werden. Am 21. August wird auf Ringmoor Down die Shlußrevue abgehalten werden, und am 23. August wird die Schein-Campagne ihren Abschluß fin- den. An den Manövern werden 12,151 Mann Truppen aller Waffengattungen und 2104 Pferde Theil nehmen.

Der hiesige Verein zur Verhinderung der Thierquälerei hielt am 7. d. unter dem Vorsiz des Earls von Harnowby seine jährliche Generalversammlung, die sehr zahlreich . besucht . war.. Der Sekretär verlas den Iah- resberiht, aus welchem erhellt, daß die von dem- Verein in Eng- land während des abgelaufenen Jahres eingeleiteten gerichtlichen Verfolgungen wegen Thierquälerei in 1506 Verurtheilungen, darunter 1232 wegen Grausamkeit gegen Pferde, resultirt. n. Von den verurtheilten Personen wurden 110 mit Gefängniß und 1396 mit Geldbußen bestraft. Die Einnahmen des Ver- eins beliefen sich inkl. eines Saldos von 1400 Lstrn. auf 9952

Lftr, die Ausgaben auf 9632 Lstr. Das 50. Jahr seines Bestehens gedenkt der Verein im Iuni 1874 durch einen Kon- greß zu feiern, dem Repräsentanten aus allen Theilen der civi- lifirten Welt beiwohnen werden.

Ueber den Bauern- Aufruhr in Indien meldet ein Telegramm der „Times“ aus Calcutta vom 7. d.: Pubna ist ruhig. Nirgends herrs{cht Aufregung. Die Unruhstifter wur- den bestraft. Eine Proklamation wurde erlassen, welche es für geseßlih erklärt, übertriebenen Forderungen von Seiten der Gutsherren Widerstand zu leisten, sich dazu aber keiner gewalt- samen Mittel zu bedienen.

9. Juli. (W. T. B.) Die „Times“ spricht fich in ihrem heutigen Morgenblatte gegen den, wie gemeldet, gestern vom Unterhause angenommenen Antrag Richard betreffs der Errichtung eines ständigen internationalen Schiedsge- richts aus. Die iri\che Unterrichtskommission hat fih für den vom Minister für Irland, Marquis von Hartington, empfohlenen Geseßzentwurf, wonah Sculdirektoren in Folge geiftliher Censuren niht abgeseßt werden dürfen, erklärt.

Frankreich. Paris, 8. Iuli. Der Kriegs-Minister hat befohlen, daß das an der \{chweizer Grenze gelegene Schloß Monthéliard eine Besaßung erhalte. Seit dem italienischen Kriege lagen dort keine Truppen mehr. Nur während des Krieges von 1870—1872 befand sich daselbst eine kleine Garnison, die aber nah dem Friedens\{hluß wieder abzog. Jeßt soll ein ganzes Bataillon (vom 46. Regiment), und zwar {on nächsten Don- nerstag, dorthin verlegt werden. j

9. Juli. (W.T. B.) In Folge einer von dem hiesigen persischen Geschäftsträger an den päpfstlihen Nuntius er- gangenen offiziellen Notifikation von der Ankunft des Shahs von Persien, gab der Nuntius im Namen des diplomatischen Corps und als Doyen désselben den Wunsch zu erkennen, dem Schah vorgestellt zu werden. Der Empfang des Nuntius sowie

oder übrigen Mitglieder des diplomatishen Corps hat heute

stattgefunden und währte 11/, Stunde. Der Schah unter- hielt \sch, wie „Univers“ meldet, mit \ämmtlichen Ge- sandten, theils in französisher Sprache, theils durch Vermitte- lung des Dolmetschers. An den Nuntius wandte derselbe sh mit besonderem Wohlwollen und fragte ihn nah zahlreichen Details über den Papst und dessen Gesundheitszustand. Dem großbritannischen Gesandten \sprach er von Neuem seinen Dank aus für den Empfang, der ihm Seitens der Königin zu Theil geworden sei. In ähnlihem Sinne \prah er sich gegen den russishen Gesandten aus. Gegenüber dem dänishen Gesandten äußerte er, daß er, obwohl er niht nach Kopenhagen gegangen sei, do fast in freundschaftlihe Beziehungen zu der Königlichen Familie von Dänemark getreten sei, da er die Bekanntschaft der Großfürstin Cesarewna von Rußland und der Prinzessin von Wales gemacht habe.

Spanien. Vom Kriegs\chauplaß meldet man aus Barcelona: Vich is enge blokirt. Der Cabecilla Cercos is in Selva nächst Reus eingedrungen, plünderte dort mehrere Häufer und nahm 20,000 Realen mit sich. Der Verkehr auf der Eisenvahn von Saragossa wurde wieder aufgenommen, Dank einer bedeutenden Summe, welche die Compagnie den Carlisten gezahlt hat. Das ganze Land zwishen Vera und Opar- zun ist von den Carlisten besetzt, die mehr als 2000 an der Zahl unter den Befehlen von Dorregaray, Martinez und Santa Cruz stehen. Dieser lehtere ließ den Einwohnern von Oparzun ankündigen, daß sie die Stadt binnen kürzester Frist zu verlassen hätten. Alle Freiwilligen find in“ diesen Orten in Bewegung. Die Cilkadelle und Stadt St. Sebastian werden von ihnen be- wacht. Die Mobilgarden, Karabiniers und Bürgergarden, unge- fähr 200, marschiren gegen Oparzun. Man sieht einem bedeu- tenden Gefecht entgegen. Das Auftauchen des Brigadiers Caztor in Biscaya, der bis jezt im Hintergrunde stand, bewog mehr als 2000 junge Leute die Waffen zu ergreifen. Dieser General aus den früheren Kriegen isst besonders populär. Mehr als 60,000 Gewehre sollen in den kleinen Häfen von Biscaya ans Land geschafft worden sein.

Aus Bayonne wird unter dem 6. Iuli gemeldet : In dem Gefechte bei Oparzun erlitt Santa Cruz einen Verlust von 6 Todten und 20 Verwundeten.

Italien. Rom, 9. Juli. (W. T. B.) Saint-Bon hat d1s Marine-Ministerium definitiv angenommen. Das Ackerbau-Ministerium ' wurde Finali angeboten. Man verfichert, daß das Ministerium morgen vollständig konstituirt sein werde.

Türkei. Konstantinopel, 8. Juli. Der persishe Ge- sandte, Mohsin Khan, hat, wie ein Telegramm der „Presse“ meldet, ein Einvernehmen mit der Pforte bezüglich aller \chwe- benden Streitfragen erzielt. Der Abschluß eines türkish-persischen Handelsvertrages is bevorstehend ; Mohsin Khan wird bald nah Wien abreisen.

Nußland und Polen. St. Petersburg, 8. Iuli. Ueber die Anzahl der Klöster in Rußland hat der heilige Synod statistishe Erhebungen gemacht, denen gemäß 223 etat- mäßige und 162 außeretatmäßige, sowohl Männer- als Frauen- klöster bestehen, in welhen außer den dienenden Brüdern und Schwestern 21,802 Personen leben.

Der „Ruf. Inv.“ bringt einen Auszug aus einem Pr.vatbriefe von dem am Flusse Taldyk (einem Nebenarme des Amu-Darja) 25 Werst hinter Kungrad aufgeshlagenen Nachtlager des orenburgschen Detachements, aus welhem wir Fol- gendes mittheilen:

Heute, den 24. Mai, sind wir aus Kungrad auf dem Wege nach Chodsheili ausgerückt, während unser Vortrab aus 3 Sotnjen Kosaken sih bereits gestern zum Flusse Taldyk aufgemaht hatte, woselbst wir uns mit ihm um 2 Uhr Nachts vereinigt hatten. Hier erfuhren wir, daß in der außerordentlich dunklen Nacht vom 11. auf den 12. Mai ein ziemlich freher U-berfall von den Khiwanern gemacht worden war, von welchen ein Theil fast in unser Bivouak eingedrungen, jedo sofort mit Verlust einiger Mann zurückgeschlagen worden ist; auf unserer Seite wurde ein Pferd getödtet. Die Führer und die Kir- gisen, welche sich bei unsorer Kolonne befinden, versichern, daß die Turkmenen und Adaj r nunmehr öfters auf nächtliche Ueberfälle aus- gehen werden. Die von uns heute auf eine Strecke von 25 Werst durhschrittene Gegend bietet ein äußerst trauriges Bild; am Wege liegen weder bearbeilete Felder noch Anfiedelungen ; überall aber Ueberreste von Dörfern und verlassene Aecker, Gärten und Kanäle, welche Zeugniß dafür ablegen, daß einst hier der Aterbau geblüht hat. Jun den leßten 10 Jahren ist die Umgegend von Kun- grad fortwährend den Verwüstungen des Bürgerkrieges ausgeseßt ge- wesen und dadurch in einen trostlosen Zustand gerathen. Die Turk- menen sind die Geißeln dieses Landes. Gestern haben wir Nachrichten Über das Vorrüden des Mangyschlakschen etachements erhalten, und heute Abend ist der Oberst Lomakin mit zwei Sotnjen Dagestaner {u uns tonen. Die übrigen Truppen des kaukasischen Bezirks yaben_ ihr Nachtq:artier in Kungrad aufgeschlagen. Ju Kungrad ist eine Cempagnie Vüfanteric und eine Sotnja Kosaken als Garnison

zurückgelassen Worden, welche durch eine weitere Sotnja kaukasischer Kosaken verstärkt werden soll. Morgen ziehen wir weiter.

Amerika. New-York, 8. Iuli. (W. T. B.) Die Cholera ift jet in Nashville vollständig erloschen.

Afrika. Aus der Capstadt sind Berichte vom 5. Iuni hergelangt. Es ist nun Aussicht gegeben auf einen \chiedsrich- terlihen Austrag der Differenz zwishen der britishen Re- gierung und dem Dranje-Freistaaten bezüglih des Laufes der von dem Gouverneur Barklay proklamirten Grenz[inie, welche die streitigen Diamentfelder dem Gebiete der Capkolonie zuweist. Auf Vorschlag des Oranje-Freistaates is der Ober- rihter der Capkolonie, Ball, als Schiedsrichter bestellt für den Fall, daß zwischen den Schiedsrichtern, dem Advokaten Barry von bri= tischer, und dem Advokaten te Buchanan, von freistaatliher Seite, Meinungsverschiedenheit abwalten follte. In den Diamant- bezirken waren in leßterer Zeit die Funde minder zahlreich, jedoh die Steine, die gefunden wurden, noch immer von erheb- lihem Werthe. Einige Tage vor Abgang der Post war wieder ein sehr \{chöner Diamant von £0 Karaten zu Tage gebracht worden. Aus dem Transvaal lauteten die Berichte über die Gold - funde fortwährend sehr günstig. Aus den Diamantbezicken sind bereits viele Leute nah den neu entdeckten Transvaalschen Goldfeldern fortgezogen.

Neichótags - Angelegenheiten. Bei der Ersaßwahl eines Reichstagsabgeordneten im Kreise Neustettin ist der Rittergutsbesißer von Arnim-Heinrichsdorf mit 4149 gegen 3349 Stimmen, zum Abgeordneten gewählt worden.

Die Nr. 19 des Armee-Verordnungs-Blatts hat fol- genden Jnhalt : Geseß, betreffend die Bewilligung von Wohnungsgeldzu- \hüssen an die Offiziere und Aerzte des Reichslheeres und der Kaiserlichen Marine, sowie an die Reichsbeamten. Vom 30. Juni 1873. Berord- nung, betreffend die Klassifikation der Reichsbeamten nach Maßgabe des Tarifs zu dem Geseße vom 30. Juni 1873 über die Bewilligung von Wohnungsgeldzuschüssen 2c. Vom 30. Juni 1873. Wohnungs- geldzushuß fär die Offiziere, Acrzte und Beamten der Okkupations- Armee in Frankreih. Provisorishe Formation eines Departements für das Invalidenwesen im Kriegs-Ministerium. ODislokation des Füsilier-Bataillons 3. Garde-Grenadier-Regiments Königin Elisabeth. Dislofation des 2. Bataillons Brandenburgischen FüsilterRegiments Nr. 35 und des Füsilier-Bataillons 6. Brandenburgischen Infanterie- Regiments Nr. 52. Disiokation des 2. Bataillons 6. Badischen Infanterie-Regiments Nr. 114 und Beseßung der Burg Hohenzollern. Die Gewährung des Chargengchalts an überzählige Portopee- fähnriche der Artillerie. Anderweitige Regelung der Gericht: barkeits- Verhältnisse bei den in Frankrei zurückbleibenden Okkupations-Trup- pen. Dislokation des 2. Bataillons Ostfriesischen Infanterie-Regi- ments Nr. 78. Dislokation des Magdeburgischen Jäger Bataillons Nr. 4. Dislokation des 2. Bataillons Brandenburgischen Füsilier- Regiments Nr. 35. Rapportführung über die der Fahnenflucht beshuldigten Mannschaften, sowie deren Verpflegung auf dem Marsche und in der Garnison. Einsendung von Führungs- und Qualifika- tionslisten von den bei den Truppen eingetretenen Zöglingen des gro- ßen Militär-Waisenhauses zu Potsdam und des Militär-Knaben-Er- ziehungs-Instituts in Annaburg. Todtenscheine, welche wegen Un- genauigkeit der Angaben nicht aucgehändigt werden können.

Statistische Nachrichten.

Das Juli - Heft 1873 der e Mittheilungen der Groß- herzoglich Hessischen Centralstelle für die Landes- statistik“ (Beilage zur Darmstädter Zeitung), hat folgenden Inhalt: Zahl der Hunde und“ Ertrag der Hundesteuer im Groyherzogthum Hessen im Jahr 1872. Salzabgabestatistik des deutschen Zollvereins für das Jahr 1871, Die Einwanderung und Auswanderung im N N eron tbem Hessen im Jahr 1870 und 1871. Meteorologische Beobachtungen in den Monaten April und Mai 1873. Uebersicht der Weinproduktion im Großherzogthum essen im Jahr 1872. —. Sterbefälle und Todesursachen im Monat März und Äpril 1873. Rechnungsergebnisse der Vieh versicherungs-Anstalt für das Großherzog-- thum Hessen. Berichtigungen. h

, Stockholm, 5. Juli. Die Ausfuhr von Vieh und Meie- reiproduften von Göteborg nah England hat im verflosse- nen Halbjahr folgende Resultate exgeben: Während im Jahre 1862

die Ausfuhr von Meiereiprodukten nur 7200 Pfd. Butter betrug (der-

Biehexport nahm erft 1865 seinen Anfang), beirug dieselbe in den 6 ersten Monaten d. J. 1,212,082 Pfd. Butter und 173,200 Pfd. Käse zu einem Werthe von über 1 Million Thaler. Die Vichausfuhr be- trug 210 Pferde, 8893 Stü Rindvich, 507 Schafe und 306 Schweine zu cinem niedrig berechneten Werthe von 24 Millionen.

Kunst und Wéíssenschaft.

sranfkfurt a. M., 9. Juli. (W. T. B.) Der Porträëmaler:

Franz Winterhalter ist im 68. Lebensjahre gestern hier am Typhus gestorben.

; Wiesbaden, 4. Juli. Vom 18. bis 24. September wird hier eine Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte

abgehalten werden.

Cöln, 8. Juli. Nachdem Se. Majestät der Kaiser und König dem Dombau-Vereine eine Anzahl eroberter französischer: Geschüße im Gesammtgewichte von 500 Ctr. zum Gusse einer großen Glocke für den Cölner Dom überwiesen, wurde eine Aufforderung zur Uebernahme des Gusses an die Glodckengießer aller Länder erlassen und die Ausführung Andreas Hamm zu Frankenthal in der Pfalz Übergeben. Die neu zu gießende Kaisergl o cke erhält einen Durch- messer von 3,44 Meter, im Schlagringe gemessen, bei einer Gefammt- höhe von 3,24 Meter einschließlich der Krone, und das Gewicht ohne Klöpel zu 25,000 Kilogramm berehnet. Der aus weichem Schmiedes eisen zu fertigende Klöppel wiegt ca. 700 Kilogramm. Es ift pro 1872 ein Betrag von 249,837 Thlr. für den Cölner Dombau ver- wendet, im Laufe der neun Jahre von 1864 bis ult. 1872, im Ganzen aber 1,296,521 Thlr.

München, 8. Juli. Die Königlihe Akademie der Wissenschaften wird ihre Festsißung zur Vorfeier des Geburts- und Namensfestes Sr. Majestät des Königs dicsmal am 15, d. M. abhalten. Jn derselben wird der neue Borstand, Dr. Ignaß von Döllinger, zum ersten Male präsidiren. Die historische Klasse der Akademie hat an Döllingers Stelle den Prof. v. Giesebreht zn ihrem Sekretär gewählt.

London, 8. Juli. Der Philologe Dr. N. Heinewann aus Berlin, ist, der „A. A. C.“ zufolge, zum Dibitine ei Civil Service and Military College hierselbst, einer Unterrichtsanstalt für die Vor- bereitung von Aspiranten für den höheren Staatsdienst, das diploma- tische Fach, die Armee und Flotte, ernannt worden.

Stockholm, 5. Juli. Die \chwedi#che Alterthums-Ge- sellschaft hat dem Pastor L. Palmgren den Auftrag ertheilt, die Grabhügel und andere, auf der in dem See Bolmen belegenen Infel Bolmss und in der Umgegend befindlichen Alterthümer durch Grabun- gn S En m E Me ae erforderlichen Geldmittel angewiesen,

le Gefellshaft wrd thre dicëjährige wissenschaftliche Zusam am 31. d. M. in Wisby haben. s fenichaftliche Zusar R

_ Wien, 8. Juli. Von der Sternwarte der hiesigen Universität wird in der heutigen „Wiener tir M Folgendes veröffentliht: Als neunter Erfolg der von der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften a uf Entdeckung teleskopischer Komet en ausgeschriel-cnez Preise ist die A uffi ndung eines solchen Himmelskörpers zu verzeichnen, welche Herrn

C Cts S T B E Me A at N T War A Mer D E P SE Mi: D: Di U i FEI R