1873 / 169 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 19 Jul 1873 18:00:01 GMT) scan diff

Der Präses der Ober-Militär-Examinations-Kommission, Genercl der Infanterie von Holleben, hat sich nah der Insel Rügen begeben.

Der Kaiserlihe General-Konsul Wilke zu London hat einen zweimonatlihen Urlaub angetreten. Die Verwaltung des Kaiserlichen Genéral-Konsulats wird von dem Vize-Konsul Freiherrn von Lindenfels geführt.

Danzig, 18. Juli. Laut amtliher Ermittelung sind vom 2. Juni bis incl. 17. Juli im Landkreise an der Cholera erkrankt : 1) polnishe Flößer auf der Weichsel 59, gestorben 39, 2) Ein- wohner von Neufähr 3, gestorben 3, 3) von Krakau und Känpe 2, gestorben 2, 4) von Heubude 5, gestorben 4, 5) von Strohdeich 1, gestorben 1, 6) von Bürgerwiesen 1, gestorben 1, 7) von MWeichselmünde 1, gestorben 1. Genesen sind 15 Flößer und 1 Dorfbewohner aus Heubude.

Breslau, 18. Juli. Vom 16. zum 17. Juli i weder ein Erkrankungs- noch ein Todesfall an der Cholera polizeilich gemeldet worden, 2 Personen sind genesen und 6 Personen be- finden sich noch in ärztliher Behandlung.

Bayern. München, 17. Juli. Der Justiz-Minister Dr. v. Fäustle trifft am nächsten Sonntag nah abgelaufenem drei- wöchentlichem Urlaub wieder hier ein.

Aus Anlaß der Rückehr der bayerishen Truppen aus Frankreih findet zwishen dem 27. Juli und 3. August folgen- der Garnisonswechsel statt: Das 1. Bataillon des 15. In- fanterie-Regiments von Ingolstadt nah Neuburg; das 2. Ba- taillon des 1. Infanterie - Regiments von Neu - Ulm nach Mün- chen; das 3. Bataillon des Leib - Regiments und das 3. Ba- taillon des 2. Infanterie-Regiments von München nah Fürsten- feldbruck; das 2. Bataillon des Leib-Regiments von Augsburg nach München; das 2. Bataillon des 2. Infanterie - Regiments von Ingolstadt nach München; das 3. Bataillon des 11. In- fanterie - Regiments von Regensburg nah Passau; das 2. Ba- taillon des 11. Infanterie - Regiments von Ingolstadt nah Re- gensburg.

Nach gleichlautenden Mittheilungen verschiedener Blätter ist demnächst eine Königliche Verordnung zur Aufbesserung der Lage der Unteroffiziere zu erwarten. Dieselbe wird folgende Punkte betreffen: 1) Erhöhung der Löhnungssäße und des extraordinären Garnisons-Verpflegungszushusses; 2) Ver- besserung der Bekleidung; 3) Verbesserung der Kasernirung und 4) Einrichtung besonderer Menage-Anstalten für die Unteroffi- ziere. Die Löhnungserhöhung wird zwishen 2—5 fl. monatlih betragen; der extraordinäre Verpflegungszushuß wird um die Hälfte erhöht, die Tragzeit der Montirungsstücke herabgeseßt und einzelne Stücke derselben aus feinerem Stoff gefertigt; für die Korporalschafts-Unteroffiziere, welhe zur Beaufsichtigung der Mannschaft mit dieser gemeinschaftlih wohnen müssen, werden gesonderte Schlaf- und Aufenthaltsräume geschaffen ; die übrigen Unteroffiziere erhalten besondere Stuben mit behaglicherer Ein- rihtung, in welchen drei oder vier zusammenwohnen. Außerdem

werden besondere Speise-Anstalten für die Unteroffiziere je eines |

Bataillons, eines Kavallerie-Regiments oder einer Feldartillerie- Abtheilung mit einem Versammlungszimmer eingerichtet.

Das Kriegs-Ministerium hat Veranlassung genom- men, die bereits früher bekannt gegebenen Shußmaßregeln gegen die Cholera in Erinnerung zu bringen und für den Fall des wirklihen Ausbruchs derselben die den Unteroffizieren und Mannschaften, welhe Anspruch auf Verpflegungszuschüsse haben, hierfür normirten Beträge zu erhöhen. Auch den Ober- und Unter-Krankenwärtern wird bei dem etwaigen Auftreten der Epidemie eine täglihe Zulage genehmigt und für das mit Behandlung, Warte und Pflege Cholerakranker mittelbar oder unmittelbar beschäftigte Personal die Verabreihung von Bor- deaux-Wein angcordnet.

Sachsen. Dresden, 18. Juli. Das „Dr. I.*? berih- tigt eine Zeitungs-Mittheilung über eine von dem König beab- sihtigte Reise nah Wien dahin, daß bei Sr. Majestät die Absicht zu einer solchen Reise zur Zeit nicht vorliege.

Der Stadtrath hat, nach Mittheilung des Vorstehers Hofraths Ackermann in der vorgestrigen öffentlichen Sitzung des Stadtverordneten-Kollegiums, sich mit der Polizei-Direktion wegen eines Verbots von öffentlichen Tanzmusiken während des Auf- tretens der Cholera in Vernehmen geseßt, und diese Behörde hat ein solches für diejenigen Lokalitäten angeordnet, welche den von der Cholera infizirten Ortschaften mehr oder weniger nahe gele- gen find. Der Stadtrath hat übrigens auch zugesagt, täglih Veröffentlihungen über den Stand der Cholera in der Stadt unter den allgemeinen Mittheilungen halbamtlih stattfinden zu lassen. Das Kollegium erklärte sih damit einverstanden.

Ueber den Stand der Cholera in unserer Stadt be- richtet der „Anz.“, daß seit dem 1. bis 17. d. M. 17 Erkran- fungsfälle (inkl. 6 an hiefigen Einwohnern) vorgekommen sind. Von den Erkrankten sind 8 gestorben, 4 genesen und 5 in ärzt- liher Behandlung (sämmtlih im hiesigen Krankenhause) ver- blieben. Demnach find seit der leßten Mittheilung 3 weitere Erkrankungs- und 2,.Todesfälle hinzugekommen.

Sefssen. Darmstadt, 18. Juli, (D. 3.) Die Zweite Kam- mer der Stände begann in ihrer gestrigen 32. Sizung die Be- rathung des Hauptvoranshlags der Staatseinnahmen für die Jahre 1873, 1874 und 1875. Es wurden bewilligt an Ein- nahmen: 1) von Kameraldomänen 835,569 fl., 2) von Forst- domänen 1,829,114 fl., 3) von Zinsen aus Dominialfonds 91,000 f, 4) aus dem Reinertrag der Staatseisenbahnen 229,370 fff., 5) an Erlös aus veräußerten Staatsdomänen 4490 fl., 6) von Regalien 38,700 fl., 7) Tranksteuer von Wein und Obstwein 315,333 fl. (nämli pro 1873 400,000 fl., pro 1874 und 1875 je 273,000 fl.), 8) von Jagdwaffenpässen 20,000 fl., 9) Brückengeld- und für Ueberfahrten 65,000 fl., 10) aus Spor- tein 139,500 fl. Aus der Verhandlung verdient hervorgehoben zu werden, daß ein Antrag des Finanz-Aus\hu}ses gegen 3 Stimmen angenommen würde, wona

1) vom 1. Januar 1874 die Tranksteuer von Obstwein und vom Wein der Privaten wegfällt, sowie jede Kellerkontrole, Bezettelung und gltiiige durch die Tranksteuergeseßgebung veranlaßte Beschränkung des Wein- und Obstweinverkaufs aufbört,

2) für die Jahre 1874 und 1875 jeder Wirth (Kleinverkäufer von Wein) und Weinhändler siebenzig Prozent seiner im Jahre 1872 ezahlten Weinsteuer (Tranksteuer und Jagdgebühr) entrichtet, jeder eit dem 1. Januar aber noch zugehende Wirth oder Weinhändler eine von einer Kommission zn veranschlagende Summe zahlt,

3) die in Starkenburg und Oberhessen stattfindende Erbebung

eines P von drei Hellern auf den Gulden direkles Steuer-

apital behufs Verzinsung und Tilgung der Provinzial-Straßenbau- schulden für 1874 und 1875 ausgeseßt bleibt und der Nettobetrag jenes AE100ps den Mitteln - der Staatsschuldentilgungskasse entnom- men wird,

Ein Antrag der Abgg. George und Genossen auf alsbal- dige Abschaffung der Weinfteuer wurde abgelehnt.

Ebenso wurden ein Antrag des Abg. George auf Vorlage eines Geseßentwurfs wegen gleihmäßiger Vertheilung Spor- leln und Stempelabgaben in den drei Provinzen und ein An- trag der Abgg. Franck und Genossen auf Aufhebung der Ver- ordnungen vom 1. März 1859 den im Mahnverfahren und zu Grundbuhs-Auszügen zu verwendenden Stempel 1nd die Er- höhung der Einregistrirungsgebühren in der Provinz Rhein- hessen betr., sowie der Verordnung vom 29. Januar 1868 über den Gradationsstempel in den Provinzen Starkenburg und Oberhessen, abgelehnt. Auch ein Antrag des Abg. Edinger auf Aufhebung des Brücengeldes wurde verworfen. Dagegen wurde ein Antrag des Abg. Welker, die Regierung um Erlaß einer néuen Verordnung über die JIagdwaffenpäfse, inhaltlih deren die Abgabe durch Stempel erhoben wird, zu ersuchen, an- genommen.

Braunschweig. Braunschweig, 18. Iuli. Der Her- zoglihe Hof legt wegen des Ablebens des- Prinzen Adalbert von Preußen auf aht Tage Trauer an.

In der Nacht zum Donnerstag passirten cuf der Reise von Meiningen nah Hamburg die Prinzen Ernft und Fried- rich von Meiningen die hiefige Station.

Sachsen-Meiningen-Hildburghausen. Meiningen, 17. Juli. Der neugewählte Landtag if auf den 26. Juli einberufen. Allen gewählten Staatsdienern ist vom Herzog Ur- laub ertheilt worden.

Oesterreich-Ungarn. Wien, 18. Juli. Der König von Württemberg besichtigte gestern Vormittags in der Welt- ausftellung die Maschinenabtheilung und die Ulmer Schiffe. Abends wohnten Se. Majestät dem Feste im Kaiserl. Königl. Volksgarten bei.

Die Kronprinzessin Isabella von Brasilien und der Graf von Eu sind von Ischl in Salzburg angekommen und haben \sich am 15. d. M. nah Gastein begeben.

Anläßlih der Mittheilung, daß gestern unter dem Vor- sige des. Minister-Präsidenten Fürsten Auersperg, unter Zuziehung des Statthalters, Bürgermeisters und anderer maßgebenden Per- sönlihkeiten eine Besprehung stattgefunden hat, um Maßregeln für den Fall einer eventuellen Ausdehnung der Brechruhr zu vereinbaren, fonstatirt die „Wiener Abendpost“ die Thatsache, daß in den lezten Tagen die Zahl der Erkrankungsfälle sich sehr bedeutend verminderte.

Niederlande. Haag, 19. Iuli. (W. T. B.). Die Erste Kammmer hielt gestern eine Abendsizung. Der Minister-Präfident de Vries beantwortete die in der Tagessizung eingebrachte Interpellation des Abgeordneten Goltstein und erklärte, das Ministerium überlege reiflih, welchen Rath es dem Könige be- trefs der vom Kriegs-Minister erbetenen Entlafsung ertheilen solle; die nahe bevorstehende Beendigung der Session, der Ausfall der Wahlen, die Uneinigkeit der Parteien und die Thatsache, daß der Krieg gegen Atchin noch nicht beendigt sei, seien dabei als ge- wichtige Momente in Erwägung zu ziehen. Das Ministerium werde der Kammer weitere Mittheilung machen, wenn es seine Rathschläge dem Könige unterbreitet und derselbe seine Entschei- dung getroffen habe.

Schweiz. Bern, 16. Juli, Jn der gestrigen Sihung des Bundesraths wurde über folgende Angelegenheit ver- handelt: Der zur Zeit m London fich aufhaltende Henri Du- nant von Genf hat \sich anläßlih des Besuchs des Schah von Persien dort veranlaßt gefunden, bei demselben den Beitritt Persiens zur Genfer Konvention von 1864 für die Verbesserung des Looses von im Kriege verwundeten Soldaten anzuregen und darauf dem Bundesrath durch Vermittelung des \chweizerishen General - Konsulats in London die bezüglihe von dem Großz- vezier Hadi Mirza Hassin Khan unterzeihnete Beitritts- erflärung mit dem Ersuchen Üübermacht, den Konventions- staaten den Beitritt Perfiens zu notifiziren. Mit Rüfsicht darauf, daß jene Erflärung den üblihen Anforderungen sowohl in formeller als materieller Bezichung niht entspriht, daß ferner Hr. Dunant durchaus keinen offiziellen Beruf zu jenen Verhandlungen - hatte, erklärte der Bundesrath, daß er darin keinen verbindlihen und gültigen Akt erkennen lönne, er sehe aber dieselbe immerhin als den Ausdruck der Geneigtheit Persiens zum Beitritte an und werde die nöthigen Schritte dafür thun, daß dieser in- offizieller und regelmäßiger Weise érfolge. Das Departement des Innern wurde zu einer Mehrausgabe von bis auf 3000 Fr. für die anfänglich nur auf 9000 Fr. veran- \chlagte anläßlich der Wiener Weltausstellung von Prof. Dr. Kin- kelin in seinem Auftrage ausgearbeitete Unterrichtsstatistik der Schweiz mit Rücksicht auf die hohe Wichtigkeit dieser Arbeit und deren vorzüglihe Durhführung ermächtigt.

18. Juli. (W. T. B.) Der Ständerath is} heute dem Beschlusse des Nationalraths, die Einberufung der Bundes- versammlung zur Vornahme der Revision der Bundesverfassung

“auf den 3. November d. I. anzuberaumen, beigetreten und hat

darauf eine in der Mehrheit ihrer Mitglieder ebenfalls revisions- freundliche Kommission zur Vorberathung des Geseßentwurfs über die Verfassungsrevision ernannt.

Großbritannien und Irland. London, 16. Juli. Die projektirte Reise des Prinzen und der Prinzessin Christian von Schleswig-Holstein nach dem Kontinent zum Besuche der Höfe in Brüssel und im Haag ist wegen des mißlihen Gesundheitszustandes der Prinzessin im leßten-Moment aufgegeben worden.

Die Vorschläge der zur Untersuchung der Ur- sachen der Kohlentheuerung niedergeseßzten parlamen- tarishen Kommission find, der „Birmingham Post“ zu folge, nur negativer Art. Dieselben erklären sih gegen jede Ein- mischung des Parlaments in die Kohlenpreise oder in die Arbeit der Grubenarbeiter, da jeder solher Versuch nußlos und gegen die Grundsäße des Freihandels sein würde. Sie erachten die Ausflegung einer Exportsteuer auf Kohlen für unmöglih und beantragen dagegen, daß die Grubenbesißzer ermuntert werden sollten, Kohlenvorräthe anzulegen, um jeder plöglihen Eventua- lität zu begegnen.

Frankreich. Paris, 16. Iuli. Der Schah von Persien besuchte gestern die Münze und fuhr auf einem der kÉslcinen Dampfer, welche den Lokaldiens auf der Seine versehen, von Pont-des-Arts bis zum Pont Napoléon und dann wieder zurück bis zum Pont de l’Alma. Des Abends erschien er auf der Soirée, welhe der Präsident Marshall Mac Mahon ihm zu Ehren im Elysée veranstaltet hatte, und zu der etwa fünfzehn- hundert Personen geladen waren. In dem elektrisch beleuhteten Garten wurde ein Feuerwerk abgebrannt. Der Hohe Gast zog sich {hon nah 11 Uhr zurück. Gegen Mitternacht war die Fest- lichkeit zu Ende.

Die bis jeßt angenommenen Artikel des Armee-Reor- ganisationsgeseßzes lauten:

Art. 1. Das französishe Gebiet wird für die Organisation der Armee, der Reserve der aftiven Armee, der Territorial-Armee und ihrer Reserve in 18 Regionen und Regions-Unterdivisionen eingetheilt. Diese nah den Hülfsquellen der Rekrutirung und nah den Erforder- nissen der Mobilmachung festzustellenden Regionen und Regions-Unter- divifionen werden durch ein unter der Form von Verwaltungs-Regle- ments und in das Bulletin des Lois einzurückendes Dekret bestimmt werden.

Art. 2. halten, welches dort in Garnison liegt. ist außerdem für Algerien bestimmt. -

Art. 3. Jede Region besißt General-Kriegs-Vorrathsmagazine, in welchen sih die für die vershiedenen, zu der Zusammenscßung einer Armee gehörigen Waffengattungen nothwendigen Gegenstände für die Bekleidung, die Ausrüstung, das Anschirren, die Equipirung und das Lagern befinden.

Art. 4. Jede Regions-Unterdivision besißt ein oder mehrere Ma- gazine, welche mit Waffen und Muaunitionen, sowie allen nothwendigen Gegenständen für die Bekleidung, die Ausrüstnng, das Anschirren, die Equipirung und das Lagern versehen sind und die ihren Vorrath aus den General-Magazinen erhalten.

Art. 5. In jeder Regions-Unterdivision giebt es ein oder meh- rere Rekrutirungs-Bureaux. Jn jedem Bureau wird das von Art. 33 des Geseßes vom 27. Juli 1872 für die zur aktiven Armee und zur Reserve dersclben gehörenden Leute vorgeschriebene Matrifkel-Register ge- führt werden. Dieses Bureau i} beauftragt, die Eintragung der disponiblen Leute und der Reserve den §8. 3, 4, 5 und 6 des nacfol- genden Artikels 11 gemäß vorzunehmen. Durch sie wird jedes Jahr eine allgemeine Zählung der für die Bedürfnisse der Armee brauchbaren Pferde, Maulthiere und Wagen gemacht. Diese Pferde, Maulthiere und Wagen werden im Voraus auf jedes Armeecorps verthetiit und in ein eigenes Register eingetragen.

Art. 6. Jedes der Armee-Corps der 18 Regionen besteht aus zwei Jnfanterie-Divisionen, einer Kavallerie-Brigade, einer Artillerie- Brigade, einem Genie-Bataillen, einer Train-Schwadron, sowie aus den Generalstäben und den verschiedenen nothwendigen Diensten. Die detaillirte Zusammenscßung der Armee-Corps, der Divisionen und Brigaden, die der Cadres der Truppen-Corps aller Wäffengattungen, aus denen die Armee zusammengeseßt is, und der Effektivbestand diefer Truppen Corps, sei es auf Friedens- oder Kriegsfuß, werden durch ein besonderes Gesetz festges-bt. |

Art. 7. In Friedenszeiten find die Armee-Corps nicht als stehende Armeen vereinigt. f ) ;

Art. 8. Die in Friedenszeiten dem regelmäßig organifirten Dienst angehörigen Leute können in Kriegszeiten als \pezielle Corps formirt werden, dazu bestimmt, entweder in der aktiven oder der Territorial- Armee zu dienen. Die Bildung spezieller Corps wird durch Dekret angeordnet. Diese Corps sind allen Verpflichtungen des Militärdienstes unterworfen, genießen alle Rechte von Kriegführenden und find an die Regeln des Völkerrechtes gebunden: j 8

Der Art. 9 wurde auf Verlangen des Kriegs-Ministers an die Kommission zurücgesandt. .

Da die Rechte nur die Ihrigen in die Permanen z- Kommission wählen will, so hat die republikanische Linke be- \{chlo}sen, daß die Permanenz-Kommission niht in öffentlicher Sitzung, sondern in den Abtheilungen ernannt werde. Ihrem Antrage zufolge soll jede Abtheilung zwei Mitglieder ernennen, so daß die Kommission aus 30 Mitgliedern bestehen und die Opposition zum wenigsten 6 Mitglieder in drei Abtheilungen ist diese in der Majorität in derselben zählen würde.

Am 12. d. M. kamen in Toulon mit dem Transport- \chiff Corrèze 12 añamitische Häuptlinge aus Cohinchina an, die als zu unruhig und fehr gefährlich aus Vorsicht - von dort verbannt worden sind. Wahrscheinlih werden sie nach den Antillen mit dem Transportshif „Entreprenante“ geschafft wer- den, welches Toulon am 1. September verläßt.

18. Juli. (W. T. B.) Die Nachricht, daß der Trans- port Henry Rochefort's nah Caledonien gegen Ende dieses Monats nunmehr stattfinden wird, findet Seitens der „Agence Havas“ Bestätigung. Der König von Italien hat hierher telegraphisch die Mittheilung gelangen lassen, daß er nicht vor dem 25. d. zum Empfange des Schah von Persien in Turin werde eintreffen können.

Versailles, 18. Juli. (W. T. B.) Die National - versammlung nahm heute die noch übrigen Artikel des Armee-Reorganisationsgeseßes in zweiter Lesung an und be‘chloß in die dritte Berathung einzutreten. Zunächst wird die Organi- sation des geistlihen Dienstes für die Armee in Berathung ge- nommen werden.

Jede Region wird von einem Armee-Corps beseßt ge- Ein besonderes Armee-Corps

Spanien. Madrid, 18. Juli. (W. T. B.) In der heutigen Sizung der Cortes erklärte Pi y Margall, daß er von seinem Posten zurücktrete, da sich die Nothwendigkeit herausge- stellt habe, ein Ministerium zu bilden, in welchem alle Fraktionen der Kammer vertreten seien. Die Versammlung nahm die De- mission Pi y Margalls an und \prach ihm einstimmig ihren Dank aus. Der Antrag, an Stelle desselben einen Delegirten der Versammlung mit den gleihen Machtbefugnissen zu erwählen, ward mit 111 gegen 101 Stimme in geheimer Abstimmung in Berücksichtigung genommen. Muro stellte darauf den Antrag, Espartero zum interimistishen Präsidenten der Republik zu er- nennen und die Cortes nach Votirung der Kouistitution auf- zulösen.

Italien. Rom, 15. JIuli. Der Senator und neue Mi- nister Finali is von Wien abgereist und wird hier erwartet, um seinen Eid vor dem Minister-Präsidenten abzulegen und \o- fort seine Amtsverrichtungen als Minister des Ackerbaues und des Handels anzutreten.

Das italienische Panzergeshwader is aus dem Hafen von Tarent nach den jonishen Infeln ausgelaufen. Nach einem Besuche auf der Insel Zante wird dasselbe Navarin und Malta und Anfangs September auch Sicilien, namentlich die Häfen von Syracus und Messina, besuchen.

Türkei. Konstantinopel, 17. Juli. Der Minister- rath ‘hat das neue Preßgeseß sanktionirt, welches liberaler ist als früher und eine_nur mäßige Kaution festseßt. Die Pforte unterhandelt wegen einer neuen großen Anleihe.

19. Juli. (W. T. B.) Die Regierung i} offiziell benachrihtigt worden, daß der Schah von Persien Konstan- tinopel zu besuchen beabsichtige. Der Palast Beglerbeg wird zu seinem Empfange hergerichtet.

Nußland und Polen. St. Petersburg, 17. Juli. Die Großfürstin Marie ist am 15, aus dem Auslande wie- der in St. Petersburg eingetroffen.

Der „Regicrungs-Anzeiger“ veröffentliht das von der betreffenden Kommission ausgearbeitete Projekt , betreffend die neue Organisation der geistlihen Gerichtsbarkeit.

Das „Kiewer Intelligenzblatt“ meldet, daß im Kreise Swenigorod Unruhen unter den Bauern ausgebrochen seien, in Folge deren ein Beamter für besondere Aufträge dort- ie delegirt und zwei Schwadronen Ulanen requirirt werden mußten.

__— (Monatsübersiht für Juni.) Aus den Hofkreisen ift jezt wenig zu berihten, denn der Juni gehört hier oh voll- s zur stillen Jahreszeit. Die Allerhöhsten und Höchsten errshaften begeben fi vielfach auf Reisen, und au sonst zieht eder auf seine „Datsche“ (wie die Villen hier heißen), wer es nur irgend ermöglihen kann. Der Kaiser hat den österreichischen Hof und die Ausstellung in Wien besuht. Obwohl der Besuch es Schah von Persien den Kaiser die Reise nah dem Auslande, die er vorhatte, etwas Hinausschieben ließ, konnte der Czar dennoch den Besuch in Wien länger ausdehnen, als er es im Sinblick auf die in Ems - anzutretende Kur Anfangs beabsichtigte. Ebenso konnte der Kaiser von Rußland noch Stuttgart und Darmstadt besuchen, in legterer Stadt fich an der Feier des 25jährigen Regierungsjubiläums seines Schwagers, des Großherzogs, betheiligen. Seine Kur in Ems ist allen Nachrichten zufolge mit Erfolg von Stätten gegangen. Ebenso erfolgreich war für die Gesundheit der Kaiserin der Aufenthalt in Jtalien.

Von politischen Nachrichten ist die wichtigste die von der voll- brahten Einnahme von Chiwa. Die Gefahren des Feldzugs hatte sich die russische Regierung jederzeit als außerordentlich groß vor- gestellt. Es war daher Sorge getragen, daß die ganze Expedi- tionsarmee nicht zu zahlreih und zu \{chwerfällig wäre, daß ferner die Armee in mehreren Kolonnen getrennt durch die Wüste mar- \chirte. Obwohl die Abtheilung des Obristen Markosow, die von Krasnowodsk aufgebrochen war, vor der Macht der Elemente den Rückzug antreten mußte, bewerkstelligten die andern ihre Ver- einigung an den in Aussicht genommenen Punkten. Als die Wüste troß Dürre, Sonnenbrand, Wasserarmuth und beständigen Ueberfällen von Seiten der Feinde mit verhältnißmäßig geringem Verlust durhschritten war, gestaltete sich die Aufgabe leichter. Die Feinde wurden überall geschlagen, Kungrad beseßt und Chodsheili mit gewaffneter Hand genommen. Chiwa selb wurde nach der Ein- nahme von Hazar-Asp von dem Chan aufgegeben, \o daß unsere Truppen dort am Vorabende des Geburtstages Peters des Gro- ßes, am 29. Mai alten (10. Juni neuen) Styls ungehindert einziehen konnten. Der Chan hatte vorher seine Unterwerfung angekündigt, war dann plößlich geflohen, erkannte jedoh bald die Nußlosigkeit weiteren Beginnes und unterwarf fih dem Kaiser aufs Neue und definitiv.

Ein bemerkenswerthes Ereigniß is die Proposition des Herrn von Lesseps, eine Bahn von Orenburg nah Indien zu bauen, cin Projekt, das in seiner Größe noch die Idee des Suezkanals übertrifft. Der russische Gesandte in Konstantinopel hat die Proposition des Herrn von Lesseps in ihrer Tragweite gewürdigt, und ebenso geschah es auch von Seiten der Presse und des russishen Publikums. Doch blieben in der Presse die Stimmen in Betreff der Ausführbarkeit schr getheilt, und die Regierung hat sich noch niht ausgesprochen.

Dagegen ist bekannt geworden, daß die Regierung vierzehn bestiminte Linien zur Erweiterung des russishen Eisenbahnnegzes in Ausficht genommen. Diese Linien sollen den glaubwürdigeren Nachrichten zufolge hon in der Weise gebaut werden, wie es in dem neuen Eisenbahngeseß vorgeschrieben ward: der Bau wird festgeseßt, die Aktienzeihner erscheinen sämmtli als Inhaber der Konzession, und wählen dann unter beständiger Kontrole des Ministe- riums die Direktoren. Hiermit soll jedem Handel mit Konzessionen ein Riegel vorgeshoben werden. Die projektirten 14 Linien, die noh in diesem Jahre in Angriff genommen werden sollten, wären folgende: 1) die Orenburger Bahn, von Sysrjan an der Wolga über Samara bis Orenburg 512 Werst lang; 2) die Donet-Kohlenbahn von der Station Nifitowka (Asow-Bahn) bis zur Wolga-Don-Bahn 555 Werst lang; 3) die Uraler Berg- werksbahn von Perm bis Katharinenburg 616 Werst lang; 4) die Sumer Bahn zwischen der Kursk-Kiewschen Bahn (über Sumy) bis zur Asow-Bahn 223 Werst; 5) Dorpater Bahn von Dorpat bis zur baltishen Bahn- 107 Werft; 6) Nowgorod-Staraja-Russa-Linie 90 Werst ; 7) Golubow-Koh- [enbahn 55 Werst ; 8) Fastowo-Bahn, Verbindung zwischen der Kiew-Bresc- Bahn und der Charkow - Nikfolajew - Bahn 338 Werst; 9) Weichsel-Bahn von Kowel über Warschau bis Mlawa 498 Werst; 10) Baskuntschak - Bahn (\{chmal- \purig) 51 Werst; 11) Majak - Bahn von Odessa nach Majak 52 Werst; 12) Melitopol-Bahn am Asow-Meer 360 Werst ; 13) Petrow-Bahn Verbindung der vorher genannten Doney- Kohlenbahn mit der Konstantinowbahn 45 Werst; 14) Rauen- burg-Bahn im Gouvernement Rjäsan 30 Werst. Diese pro- jektirten 14 Bahnen erstrecken \ih zusammen bis auf eine Länge von 3530 Werst, also über 500 deutshe Meilen.

Im vorigen Jahre ernannte der Kaiser den Staats-Sekretär Walujeff (zur Zeit der Bauernemanzipation Minister des In- nern) zum Minister der Reichsdomänen. - Die freigewordenen Bauern fielen der Fürsorge der Regierung anheim, welche mit ungeheuren Geldopfern idre Dotirung durchgeführt hat, und auch däs fernere Arrangiren ihrer Verhältnisse sich angele- gen fein ließ. Die Ernennung des Staats-Sekretärs Walujeff zum Domänen-Minister involvirte die Absicht, der Bauernemanzipa- tion und demLosfauf ihrer Landesparzellen einen endgültigen Schluß- stein zu geben, und das Domänen-Ministerium zu einem wirklichen Agrikultur - Ministetium umzugestalten. Walujeff begann seine Arbeiten mit der Biidung einer großartigen Landes-Revisions- Kommission, welhe unter Bestätigung des Kaisers im Mai 1872 zusammentrat. Diese Kommission erließ Cirkuläre an alle Landmarschälle, Gouverneure, Provinzialversammlungen, forderte Bericht über alle Dinge, die hinsihtlich des Zustandes des Ackerbaues Ausweis zu geben vermochten, und forderte Gutachten von einer Menge Autoritäten und Praktiker. Sie arbeitete so fleißig, daß sie im Juni dieses Jahres schon in ff Folioränden (zusammen etwa 2500 Seiten) die Resultate ihrex Forshungen veröffentlihte und damit das ganze Material zu weiteren Ameliorationen zur konkretesten Gestaltung brachte. In den Berichten der Kommission sind 200 Güter verschiedener Art, die in 21 Gouvernements und 43 Kreisen belegen waren, vollständig beschrieben; Aussagen hatte sie von 958 Personen entgegengenommen, darunter von 500 Pri- vatleuten, 17 Bauern und 21 Landgeistlihen. Auf Grund der Ausfagen und Erhebungen hatte die Kommission 222 Personen über 269 Punkte noh in specie befragt, so daß in den Ar- R E Walujeffschen Kommission ein gewaltiges Riesenwerk vorliegt.

Die Zeitung „Börse“ veröffentliht über die Bilanz der Moskauer Bank-Aktien-Gesellschaften Folgendes: Im Jahre 1872 haben alle Banken in Moskau 9,934,000 Rubel umgesezt, wo- von 4,863,000 auf die mosfauer kaufmännische Bank kamen. Die Haupteinnahme dieser Banken i} das Diskontirgeshäft. Die von den Banken ‘gezahlten Gehalte für ihr Personal gestalteten \ih Folgendermaßen: bei der kaufmännischen 98,000 Rubel, bei der Diskontbank 68,000, bei der Kommerz-Leihbank 68,000, bei der Handelsbank 66,000, bei der industriellen Bank 63,000 Rubel. Die Ausgaben betrugen bei der kaufmänni-

{en Bank 77 Prozent des Umsagtes, bei der Diskontbank 78, bei der Kommerz-Leihbank 69, bei der Handelsbank 73, bei der industriellen 77 Prozent. Der Reingewinn stellte si{ch bei der kaufmännischen Bank auf 23 Prozent des Umsates, bei der Diskontbank auf 22, bei der Kommerz-Leihbank auf 31, bei der Handelsbank auf 27, bei der Industriebank auf 23 Prozent. Die Reineinnahme aller fünf Banken in Moskau kam zusammen auf 2,362,000 Rubel, wovon die Aktionäre 71 Prozent, also 1,681,000 Rubel erhielten, was für alle fünf Banken einer durhsnittlihen Dividende von 12 Prozent gleichkommt, denn das Attienkapital der fünf Banken beträgt 14 Millionen Rubel.

Zuverlässigen Nachrihten gemäß beläuft sich die ganze rus- sishe Handelsmarine auf 2514 Meerfahrzeuge. Sie sind durh- weg auf mehr als 25 Lasten berechnet, und zusammen halten fie 259,773 Lasten. Von diesen Fahrzeugen find 185 Dampf- chiffe, welhe zusammen 13,152 Pferdekraft halten.

Schweden und Norwegen. Drontheim, 18. Juli. (W. T. B.) So eben fand hier die Krönung des Königs Osfkar ll. und der Königin Sophie durh den Bischof von Drontheim statt. Die glänzende Prozession, an welcher der Prinz Arthur von England und der Prinz Waldemar von Dänemark theilnahmen, war von einem ausgezeihneten Wetter begünstigt. Das deutsche und ‘das britische Geschwader und die dänische Fregatte auf der Rhede s\alutirten. Eine unabseh- bare Volksmenge begrüßte das Königlihe Paar mit enthusiasti- {hem Jubel. Die Stadt ist festlih geshmüdt.

Dánemark. Kopenhagen, 16. Juli. Die Ueberein- kunft zwischen Dänemark und Schweden zur Regelung der Sundlootsenangelegenheit wird eine möglichst genaue Abgrenzung - des gegenseitigen Seegebietes herbeiführen, so daß die beiderseitigen Lootsen sich der Fahrt auf Strecken, die aus- \{hließlich Gebiet des einen Theils find, zu enthalten haben. Das Fahrwasser der sog. Flintenrinne in der Nähe von Malmö s\oll vollständig gemessen und bezeihnet und am südlihen Ende des sog. Kalkgrundes ein Feuershiff ausgelegt werden. Auch die Anschaffung eines neuen Feuerschiffes is \{chwedi\{cherseits an- geordnet.

Der Kriegs-Minister ist aus dem Uebungslager bei Hald zurückgekehrt. Das Lager wird am 29. d. M. auf- gehoben.

Der Minister des Jnnern is ebenfalls von feiner Urlaubsreise zurückgckehrt und hat die Leitung feines Mini- steriums wieder übernommen.

Die Kadett-Korvette „Heimdal“ is laut Telegramm am 13. d. Mts. wohlbehalten in Lissabon, und die Fregatte „Själland“ am 14. d. M. in Drontheim angekommen.

__— Den „H. N.“ zufolge wird éine regelmäßige Dampf- \chiffsverbindung zwischen Fredrikshavn und Gothenburg baldigst ins Leben treten, zu welhem Behufe gestern im Mini- sterium des Innern zwischen dem Departemens-Direktor Tobiesen und einem Delezirten der {chwedischen Regierung eine desfallsige Uebereinkunft abgeschlossen sein soll. Die dänische Regierung würde danach ein Dampfschiff auf dieser Route in Fahrt \ezen, wogegen Schweden einen Theil der. Kosten bestreitet. :

Amerika. Aus Montevideo wird unterm 19. v. M. gemeldet: Der Markt is gedrückt und die Kunde von dem Wechsel in der französischen Regierung hat viel Aufregung ver- ursacht. Der Kongreß wurde am 1. Juni eröff et. Chili hat sih erboten, das streitige Territorium mit der Argentinischen Republik zu theil.n, aber das Anerbieten wurde nicht acceptirt, und Chili is bereit, sih einem Schieds\spruche zu unterwerfen. Die Antwort darauf if noch nit erfolgt.

Der „Times“ zufolge haben die Herren Baring Brothers auf Ansuchen einer großen Anzahl Vondsbesizer ihre Bereit- willigkeit zu erkennen gegeben, mit der Regierung von Ve- nezuela Unterhandlungen zu dem Behufe anzuknüpfen, um von dieser Regierung eine theilweise Wiederaufnahme der Zinsen- zahlungen zu erwirken.

Wie die „Times“ in ihrem Cityartikel mittheilen, hat die peruanishe Regierung die Liquidation der ganzen Bilanz, welche die Regierung îu Europa bezüglih des Rem- boursements der jüngst getilgten Anleihe von 1865 \chuldet, in Bonds der Anleihe von 1872 beschlossen, und find die Bedin- gungen dafür bereits vereinbart worden.

Afrika. Zum Ashantikrieg meldet die „Daily News“: „Der „Simoon“, der heute Portsmouth mit mehreren Truppen- Detachements, die von Chatham nah der Westküste Afrikas für „aktiven Dienst“ beordert worden find, verläßt, wird eine Anzahl Berghaubitzen, ungefähr nach dem Muster jener im abyssinischen Feldzuge gebrauchten, aber von etwas leihterer Beschaffenheit, an Bord haben. Der Postdampfer „Congo“, der morgen von der Mersey nah der Westküste Afrikas absegelt, wird eine große Quantität Kriegsmaterial fowie militärishe Vorräthe und Prg- viant für Cape Coast Castle mitnehmen. Mit Bezug auf die Equipirung der Ashantis heißt es, daß fast ihre gesammte Streit- macht mit Gewehren der folgenden Gattungen bewaffnet ist: die Fuzee-:Büchse, die Birking-Büchse, die lange dänishe und die Tower-Muskete. Die Ashantis haben auch bessere Arten von Waffen, als die obengenannten, in ihren Händen, die vor mehre ren Monaten von den kontinentalen Regierungen als untauglich für europäische Kriegführung verkauft wurden. Die für den west- afrikanishen Markt gelieferten Musketen wurden hauptsächlich in Birmingham fabrizirt und der Preis derselben variirt zwischen 7 und 8 Schillingen.

__ Nr. 14 des Marine - Verordnungs - Blattes hat folgenden Inhalt : Ausdehnung der estimmungen über das bei Ha- varien 2c. vorgeschriebene Verfahr-n (Allerhöchste Kabinets-Ordre vent 25. Februar 1868), bei vorfommenden Schäden und Verleßungen an den Schiffsmaschinen und deren Zubehêr. Geseß, betreffend die Bewilligung von Wohnungsgeld-Zuschüfsen an die Offiziere und Aerzte des Reichsheeres und der Kaiserlichen Marine, sowie an die Reichs- beamten. Vom 30. Juni 1873. Abänderung der Chargenbenen- nungen der Unteroffiziere, Matrosen und Handwerker x. bei den Ma- trosen- und Werft-Divisionen. Mitgabe von Formularen für magne- tische Beobachtungen an Bord und von Floschenfindezetteln bei In- dienststellung Sr. Majestät Schiffe und Fahrzeuge. Einsendung der Kostenanschläge. Wittwen-Pensions-Versicherung der Offiziere. JIlluminationsfosten. Abänderungen zu der Vorschrift über das Geschäftsverfahren bei den technischen Revisionen im Bereiche des Ar- tillerie- und Waffenwesens, Berlin 1865. Geld- und Natural- Verpflegung. Eingaben. Servis-Kompetenz des Lootsen-Perso- nals. Die Verleihung der Kriegédenkmünze pro 1870/71. Die Stempelfreiheit der vor dem 1. Mai d. J. ausgestellten Quittungen. Die Löhnungsverbesserung der Unteroffiziere der Marine. Jn- haltsverzeichniß der Schiffsbücherkisten. Abänderung des JInhalts- verzeicnisses der Schiffsbücherkisten. Patriotische Gaben. Per- fonal-Veränderungen. Benachrichtigungen.

Die Nr. 29 des „Juitiz-Ministerial-Blattes für die Preußische Geseßgebung uud Nechtspflege“, herausgegeben

im Bureau des Justiz Miristeriums, enthält: einen Auszug aus einem Erkenntnisse des Königlichen Ober: Tribunals vom 24 Mai 1873, betreffend die Frage, ob die in einer sogenannten altfatholishen Ge- meinde celebrirte Messe als eine Einrichtung der katholishen Kirche im Sinne des §. 166 des Deutschen Strafgeseßbuchs anzusehen ist ? Perier folgendes Erkenntniß des Königlichen Gerichtshofes zur Ent- eidung der Kompetenz - Konflikte vom 7. Juni 1873: Ueber die Frage: welches Rechtêverhältniß unter den Mitgliedern einer Dorf- So dan aus er (a liSs zu den Been Lasten auf ¡cller Rechtstitel oder allgemeiner Gef esteht, fin e Rechtsweg statt. y E E Aue

Kunft und Wissenschaft.

Berlin. Jn Carl Heymanns Verlag hierselbst ersien soeben in zweiter vermehrter Auflage , Das Civil- und das Militär- Strasoeseßbuch für das Deutsche Reih und die neben den- selben geltenden Reichs-Strafgeseße. Taschenausgabe mit An- merkungen und vollständigem Sachregister von C. F. Anders, Kösnigs- lih preußis{er Regierungs-Rath und Justitiarius. Fn demselben sind folgende Geseße 2e. enthalten: Das Einführungs-G-seß zum Straf- geseßbuch, vom 31. Mai 1870. Das Gesetz, betreffend die Re- daftion des Strafgeseßbuchs für den Norddeutschen Bund, a1s Straf- geseßbuh für das Deutsche Reich, vom 15. Mai 1871. Das

Strafgeseßbuch für das Deutsche Reich. Das Einführungs-Gesetz zum Militär-Strafgeseßbuche für das Deutsche Reich, vom 20. Juni 1872. - Das Militär-Strafgefeßbuch für das Deutsche Reich, vom 20. Juni 1872. Das Geseß, betreffend die Erhebung einer Abgabe von Salz, vom 12. Oktober 1867. Das Geseß, betreffend die Nationalität der Kauffaßrtei-Schiffe und ihre Befugniß zur Führung der Bundesflagge, vom 25. Oktober 1867. Das Gefeß, tis Betten rung des Tabaks betreffend, vom 26. Mai 1868. —— Das Gesetz, be- treffend die privatrehtlihe Stellung der Erwerbs- und Wirthschafts- Genossenschaften, vom 4. Juli 1868. Das Geseß, betreffend die Einfübrung von Telegraphen-Freimarken, vom 16. Mai 1869. Das Gefeß, betreffend die Wechselstempelsteuer, vom 10. Juni 1869. Die Gewerbeordnung, vom 21. Juni 1869. Das Geseß, die Besteuerung des Zuckers betreffend, vom 26. Juni 1869. Das Vereins-Zollgeses, vom 1, Juli 1869. Das Gesetz, betreffend das Urheberrecht an Schriftwerken, Abbildungen, musifalishen Kompo- fitionen und dramatishen Werken, vom 11. Juni 1870. Das Ge- jeß, betreffend die Kommanditgesellshaften auf Aktien und die Aktien- gesellschaften, vom 11. Juni 1870. Das Gesetz, betreffend die In- haberpapier* mit Prämien, vom 8. Juni 1871. Das Geseß über das Postwesen des Deutschen Reichs, vom 28. Oktober 1871. Das Gescß, betreffend die Beschränkungen des Grundeigenthums in der Umgebung von Festungen, vom 21. Dezember 1871. Das Bahn- polizei-Reglement für die Eisenbahnen Deutschlands, vom 3. Juni 1870, resp. 29. Dezember 1871. Das Geseß wegen Erhebung der Brau- steuer, vom 31, Mai 1872. Die Seemannsordnung, vom 27. De- zember 872. Das Gesetz, betreffend die Verpflichtung deutscher Kauffarthe:\chifffe zur Mitnahme hülfsbedürftiger Seeleute, vom 27. De- zember 1872. Anhang. (Die in Elsaß-Lothringen eingeführten Reichs-Strafgeseßze.)

_ Von dem Werke „Das Deutsche Reich in geographischer Ee Upd e, Dezlehung. von Gu E Ger zweite Auflage der „Geogravhie des preußishen Staats“, Grg. Ferd. Otto Müllers Verlag, Berlin 1873), sind die 2 G Mud 9. leferüng des ersten Bandes und die 8. Lieferung des zweiten Bandes erschienen. Die erwähnten Lieferungen des ersten Bandes handeln von den Be- wohnern des Deutschen Reichs, ‘nach Sprache und Religion, von den Wohnsißen, der Bewegung deren Bevölkerung, der materiellen Kultur (Industrie, Handel und Verkehr), geistiger Kultur, von der Verfassung des Deutschen Reichs und der einzcinen Staaten. Sodann beginnt die Topographie Bayerns. Die 8. Lieferung des zweiten Bandes ist ein Theil der Topographie des preußischen Staats und betrifft die Provinzen Hannover und Schleswig-Holstein.

_ Kopenhagen, 16. Juli. „Fädrelandet? berichtet, daß der dä- nische Gelehrte, Etatêrath Jagetur Steenstrup, in der am 7. d. von der „Académie des Sciences“ abgehaltenen Versammlung zum forrespondirenden Mitgliede für die anatomische und zoologische Sekti n gewählt wurde an Stelle des bekannten Naturforschers Agassiz, welher zum auéländishen Mitglied (associé étranger) er- nannt wurde. Außer Steenstrup wurden zwei andere Gelehrte ge- wäblt, nämlich Dana und Carpenter, wogegen der englische Natur- forscher Charles Darwin nur 12 Stimmen von 38 erhielt.

Rom, 15, Juli. Das Erdbeben, welches am Sonnabend Morgen in der Stadt und Provinz Rom verspürt wurde, is auc in Neapel und namenttih im Liristhale beobachtet worden. Jn Jsola del Liri war es so stark, daß die Einwohner bestüczt aus den Häusern flohen, welche niht unerhebliche Beschädigungen erlitten. Menschen sind jêdoh nicht verunglüt. i

Landwirthschaft.

__ Paris, 16. Juli. Jn mehreren Gegenden Frankreihs fangen die Ackterbau-Arbeiter an, Strike zu machen. In der ehe- maligen Provinz Berri sind dieselben besonders zahlrei.

Gewerbe und Handel.

Königsberg, 12, Juli. Während des diesjährigen Woll- marktes wurden in der Aschhofswaage 468 Ctr., in der Hinterwaage 1877 Ctr., in der Vorder- und Mitt:lwaage 1110 Ctr, im Privat- speicher 16,545 Ctr., in Summa 20,000 Ctr. Wolle gewogen, deren Durchschnitt: preis zu 106 Pfd. fich für die fine Tuchwolle auf 74 bis 80 Thir., Tuchwolle auf 70— 73 Thlr., Mittelwolle auf 66—71 Thlr, Kammwolle auf 64—70 Thlr. herausgestellt hat. Die hier zu Markt gebrachte Wolle ist sämmtlich verkauft.

Verkehrs - Anstalten.

Berlin, 19. Juli. In diesen Tagen hat nahe dem Potsdamer Bahnhof in der Königgräßer Straße die Legung der Schienen der großen Pferdeeisenbahn in der Richtung nah dem Hallischen Thore zu begonnen. Die Schienen liegen in der Mitte des neugebil- Me Fahrdammes, wo früher ein Trottoirweg längs der Stadtmauer führte. - _— Die Nr. 55 der „Zeitung des Vereins Deutscher Eisenbahn - Verwaltungen“ hat folgenden Inhalt: Sum- marisch-Alphabetisches Verzeichniß Nr. 1 der überzähligen Güter und Gipäkfstücke, welche bis zum 6. Juli 1873 der Redaktion gemeldet worden find.

Straßburg, 18. Juli. (W. T. B.) Heute Nachmittag 4 Uhr ist das erste Rheindampfboot aus Mannheim hier e! getroff-n. Dasselbe wurde vom General - Lieutenant von Hartmann und dem Handels-Präsidenten Sangerwald feierlich empfangen und von einer zahlreichen Volksmenge mit lebhaften Kundgebungen begrüßt. Ae regelmäßigen Thalfahrten werden am Sonntag ihrèn Anfang nelmen.

Wien, 19. Juli. (W. T. B.) Uebereinstimmenden Nachrich- ten zufolge ist der Bau der nicht garantirten Bahn Troppau- Trentschin sistirt vnd die Beamten und Arbeiter entlassen.

Aus dem Wolff’ schen Telegraphen-Bureau.

Wien, Sonnabend 19. Juli, Vormittags. Von authentischer Seite wird die Kaiserlihe Verordnung vom 30. Juni, welche die Erleichterungen der Auflösungen von Aktiengesellschaften ge- stattete, dahin erläutert, daß die fixirte dreimonatliche Frist nur als Minimalterminm anzusehen i, und daß demnach diejenigen Liquidatoren sich \{chwerer Verantwortung \chuldig machen, welche die Liquidationen forciren und die Realisirung des Ge- sellschaftsvermögens zum empfindlihen Schaden der Betheiligten beshleunigen.

Bern, Sonnabend, 19. Juli, Vormittags. Das gestern