1873 / 170 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 21 Jul 1873 18:00:01 GMT) scan diff

von der landesherrlichen Genehmigung in die Geseßz-Sammlung auf- -

genommen werden. s Wird dagcgen jener Nachweis binnen drei Monaten von dem Tage ab, an welchem die Gescllschaft durch den Minister für Handel Gewerbe und öffentlihe Arbeiten von der Ertheilung dieser Konzession in Kenntniß ges bt ist, niht geführt, so ist diese Konzession ohne E bér Unserer - Hébieicalnó i rkundlih unter Unserer Höchsteigenhändigen Unterschrift und beigedrucktem Königlichen P G dei Gegeben Berlin, den 15. März 1873. B ; Wilhelm. Graf von Roon. Fürst von Bismarck Graf von Jtenpvliß. Graf zu Eulenburg. Dr. Leonhardt. Camphausen. Dr. Falf. von Kameke. Graf von Königsmarck.

Ministerium der geiftlihen, Unterrihts- und Medizinal-Angelegenheiten.

Der bisherige Lehrer der Geodäsie au der Königlichen Ge- werbe-Akademie, Dr. Bör\cch, isst als Sektions-Chef bei dem Königlichen geodätischen Institut hierselb angestellt worden.

ei der Realschule in Stralsund ift die Beförderung der Lehrer Waldemar Passow und Dr. Carl Lüdke zu Oberlehrern genehmigt worden.

Minifterium für Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeiten.

Der bisherige Baumeister Carl Fiebelkorn in Staßfurt ift als Königlicher Kreis-Baumeister zu Schönebeck, Regierungs- hezirk Magdeburg, angestellt worden. y i

Der Kaiserlihe Wasserbau - Bezirks - Ingenieur Julius Schlichting zu Meg is zum Königlihen Wasserbau-Inspektor ernannt und ihm die Wasserbau-Inspektorstelle zu Tilsit ver- liehen worden.

Die Anstellung des Baumeisters Wilhelm Arthur Schneider zu Verden a. d. Aller als Königlicher Land-Bau- meister bei der Landdrostei zu Aurich is auf seinen Antrag zu- rückgenommen. i 3

Der Cöln-Mindener Eisenbahn-Gesellschaft is die Erlaubniß zur Anfertigung der generellen Vorarbeiten für verschiedene, im Kreise Wetlar zur Verbindung der ug u von Erzen mit der Deuß-Gießener Bahn projeftirte Secundärbahnen, sowie \ür eine Bahn von Wezlar nah Friedberg ertheilt worden.

Den 2c. R. Daelen und Sohn zu Neuß is unter dem 15. Juli d. I. ein Patent: ian :

auf hydraulishe Pressen zum Komprimiren von flüssigem Gußstahl ‘in den durch Zeihnungen und Beschreibung nach- gewiesenen Zusammensebßungen, ohne Jemanden in der Anwen- dung bekannter Theile derselben zu beschränken, G auf drei Jahre, von jenem Tage an gerehnet, und für den Umfang des preußischen Staats ertheilt worden.

Angekommen: Se. Excellenz der Staats- und Minister des Innern Graf zu Eulenburg aus der Provinz Hannover.

Abgereist: Der Präsident der Justiz-Prüfungs-Komnis- fion, Wirkliche Geheime Ober-Iustiz-Rath Dr. Friedberg nah Baden-Baden.

Versonal- Veränderungen in der Armee.

Offiziere, Portepee-Fähnrithe 2c. Abschiedsbewilligungen U.

Den 10. Juli 1873. Braun, Oberst a. D., zuleßt Abtheil.

Commandeur im Feld - pt Me Nr. 3 in die Kategorie der zur isp. gestellten Offiziere verfebt.

Es 12. Juli 1873. Berger, Sec. Lt. vom Gren. Regt. Nr. 2, ausgeschieden und zu den Reserve-Offizieren des Regts. übergetreten. v. Sydow, Rittmst. und Escadr. Chef vom Drag. Regt. Nr. 3, als Major mit Pension und der Regts. Uniform der Abschied be- willigt. v. Knoblauch, Pr. Lt. von der Infanterie des 2. Bats. Landw. Regts. Nr. 54 und Führer der Handwerker-Abtheil. des Ersaß- Bataillons Inf. Regts. Nr. 21, der Abschied bewilligt. Maerker, Major zur Disp., zuleßi à la suite des See-Bats. und Decernent im Marine-Ministerium und während des Feldzuges 1870/71 zweiter Ad- jutant des stellvertretenden General-Kommandos III. Armee-Corps, der Charakter als Oberst-Lt. verliehen. Dengle r, Sec. Lt. von der Inf. des Res. Landw. Bats. Nr. 35, als Pr. Lt. mit der Landw. Armee- Uniform der Abschied bewilligt. Reine cke, Sec. Lt. a. D., zur Zeit Etappen-Kommandant in Pagny, der Charakter als Pr. Lt. verliehen. Gr. v. Reventlow, Port. Fähnr. vom Inf. Regt. Nr. 79, zur Re- serve entlassen. v. Thümmel, Major vom 3. Garde-Gren. Regt. mit Pension und der Regts. Uniform dcr Abschied bewilligt. Prinz zu Hohenlohe-Ingelfingen, General-Major und Commandeur der 2. Garde-Kavall. Brig., in Genehmigung feines Abschiedêgesuches, unter Belassung in dem Verhältniß als General à la suite Sr. Mai. des Kaisers und Königs und unter Verleihung des Charakters als Gen, Lieut. mit Pension zur Disposition gestellt. Gr. zu Dohna, Gr. Gaschin von und zu Rosenberg, Sec. Lts. vom Garde- Kür. Regt., ausgeschieden und zu den Res. Offiz. des Regts. übergetreten. Strahler, Pr. L. von der Res. des 3. Garde - Regts. zu Fuß, mit seiner bisher. Uniform, der Abschied bewilligt. Dehlschlägel, Major vom Inf. Regt. Nr. 20, mit Pension und der Regts. Uniferm der Abschied bewilligt. Müldner v. Mülnheim, Pr. Lt. vom Gren. Regt. Nr. 11, ols Hauptm. mit Pension und der Regts. Uni- form der Abschied bewilligt. Kn oh, Sec. Lt. von der Inf. des Res. Landw. Bats. Nr. 38, Israel, Sec. Lt. von der Inf. des 1. Bats. Lantw. Reats. Nr. 62, diesem als Pr. Lt., der Abschied bewilligt. Seffer, Port. Fähnr. vom Inf. Regt. Nr. 57, zur Re- serve entlassen. Gr. v. Looz-Corswarem, Rittm. und Escadr. Chef vom Ulan. Regt. Nr. 5, mit Pension und der Regts. Uniform, der Abschied bewilligt. Frhr. v. Fürstenberg-Borbeck, Prem. Lieutenant von der Kavallerie des 1. Bats. Landwehr-Regiments Nr. 13, als Rittm. mit seiner bisherigen Uniform der Abschied be- willigt. v. Reckow, Gen. Major und Commdr. der 29. Kavallerie- Brig., in Genehmigung seines Abschiedsgesuches mit Pension zur Diép. gestellt. v. Prittwiß u. Gaffron, Port. Fähnr. vom Inf. Regt- Nr. 111, zur Reserve entlassen. Straub, Pr. Lt. vom Juf. Regt. Nr. 113, mit Pension nebst Ausficht auf Anstellung“ im Civieldienst und der Regiments - Uniform der Abschied bewilligt. v. d. Heide, Sec. Lieut. von der Inf. des Landw. Regts. Nr. 111, behufs Ueber- tritts in den Verband des Königl. Württemb. (XIIT.) Armee-Corps ausgeschieden. Middeldorpf, Port. Fähnr. vom 2. Inf. Regt. Nr. 47, zur Reserve entlassen. v. Wedell, Sec. Lt. vom Ulan. Regt. Nr. 4, der Abschied bewilligt. Schneppe, Sec. Li. vom Grenad. Regt. Nr. 9, unter dem geseßlihen Vorbehalt ausgeschieden. v. Heyden-Linden, Pr. Lt. vom Jäger-Bat. Nr. 5, als Hauptm. mit Penfion und seiner bisherigen Uniform der Abschied bewilligt.

Nichtamiíliches.

Deutsches Neich.

Preußen. Berlin, 21. Iuli. Se. Majestät der Kaiser und König sind, wie aus Jugenheim gemeldet wird, gestern Mittag 1 Uhr von Ems daselbst eingetroffen, um Sich von dem Kaiser von Rußland zu verabschieden. Am Bahnhofe wurde der Kaiser und König von dem Kaiser von Rußland, dem Großherzoge und den Prinzen Carl und Alexander von Hessen empfangen. Das Diner fand auf dem Schlosse ftatt.

Unt 4 Uhr begaben Sih Se. Majestät der Kaiser und König nach Ems zurü.

Ihre Kaiserlihen undKöniglichen Hoheiten der Kronprinz und die Kronprinzessin trafen vorgestern früh 5 Uhr von Camenz wieder hier ein und begaben Sih nah kurzem Aufenthalt nach dem Neuen Palais bei Potsdam zurü.

Von Sr. Majestät dem Kaifer und König if zur Herausgabe des Werkes, in welhem der Geologe Dr. Frei- herr von Richthofen in Berlin die wissenschaftlichen Ergeb- nisse seiner Reisen in China und Japan zu veröffentlichen ge- dele eine namhafte Unterstüßung aus Staatsmitteln bewilligt worden.

Der Minister der geistlichen, Unterrihts- und Medi- zinal-Angelegenheiten hat mittelst Erlasses vom 27. v. Mts. be- stimmt, daß das Studium auf dem erzbischöflichen geist- lihen Seminar in Posen fortan das im §. 4 des Gesetzes über die Vorbildung und Anstellung der Geistlihen vom 11. Mai d. I. vorgeschriebene Studium auf ‘einer deutshen Staats-Uni- versität zu erseßen, für geeignet niht zu erachten ift.

Die Kontrolegebühr, welche bisher auf Grund des Artikels 6 der Uebereinkunft wegen Erhebung einer Abgabe von Salz vom 8. Mai 1867 nach Borschrift des §. 12 der Be- kanntmahung vorn 19. August 1867 und der Verfügung vom 6. Januar 1868 mit einem Silbergroschen für den Centner von dem zu landwirthschaftlihen Zwecken und mit zwei Silber- groschen für den Centner von dem zu andern Zwecken abgaben- frei verabfolgten Salze erhoben worden is, wird vom 1. Oktober d. I. ab auf die Hälfte der genannten Beträge ermäßigt. Die sonstigen Bestimmungen über die Erhebung der Kontrolegebühr Lp die Befreiungen von derselben bleiben unverändert in

eltung.

Zu der Adresse \chlesischer Katholiken vom 14. Juni cr. find vorzugsweise aus der Stadt Bocholt, im Regierungsbezirke Münster, und aus der Stadt Striegau, im Regierungsbezirke Breslau, wiederum zahlreihe Zustim- ne - Erklärungen eingegangen. Hervorzuheben find die amen: Aus Bocholt: E. Rump, Kaufmann und Stadtverordneter, I. Rose, desgl., Degener, Bürgermeister, Simon, Apotheker, J. Dorweiler, Fabrikbesißer, Dr. von Bönninghausen, L. Schwarß, Spinnerei-Direktor, J. Mackenboch, Redacteur, A. Tangerdink, Fabrikant, W. Boytieck, - Mühlenbesitzer, A. Sarxrazin, Fabrikant, Brüning, Steuerempfänger, Knapy- meyer, Kreiärihter, W. Schwar, Fabrikbesißer, Fr. Elperting, Fabrikant, Dr. Frentrop, Kreisphysikus und Sanitäts - Rath, A. Dauner, Fabrikbesißer, W. Koch, Bauunternehmer, August Schwarß, Fabrikbesißer und Stadtverordneter, Th. Drießen, Fabrikant und Schöffe;

__ aus Striegau: Heer, Kreisgerichts-Rath, Moschn er, Kreis- richter, v. Springer, Kaufmann, E. Richter, desgl., H. Keller, Getreidehändler, Ja \ch ke, Apotheker, Posc a, Kreis-Steuereinneh- mer, Dr. Strau ch, W. Radler, Gutsbesißer, Hertrampf, Ge- treidehändier, H. Sahlick, Buchhändler, A. We bel, Getreidehänd- ler, A. Bes, Paugbesiber, Dr. R. Schandau, R. Lißel, Zim- mermeisterz, R. Winkler, Part.;

ferner Fr. Wittwer, Güter-Direktor aus Trauß,. H. Mer- kel, Generalpächter daselbst und F. Eickhold aus Warendorf.

Der General - Lieutenant und Commandeur der Garde- Kavallerie-Division Graf von Brandenburg hat sich mit Urlaub nah Domanze begeben.

Die zu dem 2, Côtus der Kriegs-Akademie kommandirt gewesenen O ffiziere sind nah Beendigung einer Uebung im topographischen Aufnehmen heute zu ihren resp. Regimentern zurückgekehrt.

Der Kaiserlih russische Wirklihe Staatsrath v. Abaza ist heute früh aus Petersburg und der Kaiserlich russische Flügel- adjutant Fürst Nikolaus Dolgoroucki aus Kissingen hier eingetroffen und haben im Hotel Royal Wohnung genommen.

Bei Garz a. D. if eine Station behufs ärztlicher Revision des Gesundheitszustandes und Desinfizirung der auf den Schiffen und mit Flößen daselbst auf der Fahrt \trom- abwärts ankommenden Schiffer und Flößer eingerihtet worden.

Breslau, 18. Juli. Vom 17. zum 18. Juli sind 2 Per- sonen als an der Cholera erfranft polizeilih gemeldet worden, von denen 1 Person gestorben ist. Von den früher Erkrank- ten sind 2 Personen genesen und 5 Personen befinden sich noch in ärztliher Behandlung.

Vayern. München, 18. Juli. Der Königlich bayerische Gesandte am Kaiserlihen Hofe zu Wien, Graf von Bray- Steinburg is in Urlaub hier eingetroffen.

-- 20. Juli. (W. T. B.) Unter dem Vorsiße des Frei- herrn von Loë fand heute Nachmittag hier eine zahlreich besuchte Wanderversammlung des Vereins deutscher Katho- [iken statt.

Sachsen. Dresden, 19. Juli. Das heutige „Dr. J.“ veröffentlicht folgende Verordnung der Ministerien des Innern und der Finanzen vom 15, d. M., das Verbot der Annahme der österreichischen Ein- und Zweiguldenstücke 2c. bei den Staats- und anderen öffentlihen Kassen betreffend :

Auf Grund eines Bundesraths-Beschlusses wird im Einverständ- nifse mit den übrigen betheiligten Ministerien hiermit die Annahme der úvsterreihishen Ein- und Zweiguldenstücke, sowie der niederländischen Ein- und Zweieinhalb-Guldenstücke bei allen Staats- und anderen öffentlihen Kassen ohne Unterschied verboten, auch gleichzeitig die zeither den Verwaltungen bei fisfalishen Unternehmungen ertheilte Ermächtigung zu Annahme österreichischer !// Guldenstücke ausdrücklich zurückgezogen. Ï

Am 17. d. M. verstarb hierselbst der Geh. Kirhen-Rath, Hof-Prediger Dr. theol. Bernhard Adolph Langbein.

Wie der „Anz.“ erfährt, is zu den gestern veröffent- lihten Choleraerkranfkungen in hiesiger Stadt am gestrigen Tage eine neue Erkrankung hinzugekommen, von den Erkrankten aber einer genesen. Demnach sind überhaupt seit 1. bis mit 18. d. M. allhier 18 Personen (darunter 7 hiesige Einwohner) erkrankt, .-von denen 8 gestorben, 5 genesen und 5 in ärzliher Behandluug (fsämmtlich im hiesigen Stadtkrankenhause) ver- blieben sind.

Hessen. Darmstadt, 17. Iuli. Das- gestern ausge- gebene Regierungsblatt Nr. 32 enthält eine summarische Vebersiht der Rechnung Großherzogliher Landes -Waisen- Anstalt hierselb für 1872. Die Einnahmen betragen 64,344 fl., die Ausgaben 63,340 fl. Was den Stand der Waisen am Schlusse des Jahres 1872 anlangt, \o blieben am Schlusse des Jahres 1871 1371. Während des Iahres 1872 wurden aufge- nommen 350. Mithin wurden in 1872 zusammen verpflegt 1721. Entlafsen wurden 305, am Schlusse des Jahres 1872 blieben mithin in Verpflegung 1416.

f s :

Jugenheim, 18. Juli. Zu Ehren des Namensfestes des Großfürsten Sergius von Rußland fand gestern Abend auf dem Schlosse Met ger eine Tanzunterhaltung ftatt, wozu mehrere Herren und Damen von Darmstadt eingeladen waren. Das Fest dauerte bis 1 Uhr Nachts.

19. Juli. Der Kaiser von Rußland fuhr heute um 1 Uhr mittels Separatzugs nah Groß-Geran, mate hier- auf in Begleitung des Prinzen Alexander eine Pürschfahrt im Groß-Gerauer Park und erlegte drei Dammhirsche. Úm 5 Uhr fand Diner bei dem Großherzog auf dem Iagdschloß Wolfsgarten ftatt. Um 8 Uhr fuhr darauf der Kaiser von der Station Egelsbah aus wieder mit Separatzug nah Bickenbach- Zugenheim zurü. Um halb 10 Uhr wurde hier zur Nahfeier des Hohen Namensfestes ein Feuerwerk abgebrannt.

20. Juli. (W. T. B.) Heute Nahmittag um 3 Uhr kam der Cölner Männergesangverein hier an und brachte dem Kaiser von Rußland ein Ständchen. Se. Majestät beab- sichtigt Jugenheim am 23. d. Mts. zu verlassen, während die Bertiene noch bis zum 27. d. hier verweilen wird (vgl. auch unter

erlin).

Sachsen -: Weimar- Eisenach. # Weimar, 15. Iuli. Zum Delegirten für die Landes\ynode hat die theolo- gische Fakultät zu Jena den Kirchenrath Dr. Lipsius gewählt.

Braunschweig. Braunschweig, 20. Iuli. Das

Herzogliche Staats-Minister'um publizirt unter dem 7. Iuli fol- gende Bekanntmachung: Ÿ „Zur ferneren Ausführung der landesherrlihen Vercrdnungen vom 11! v. M., das Verfahren bei der Genehmigung von Dampffesseln bis zur Jnbetriebnahme derselben betreffend, sowie die Revision der im Betriebe befindlichen Dampfkessel betreffend, bringen Wir hierdurch zur öffentlichen Kenntuiß, daß Wir zu Sachverständigen behufs Vor- nahme der in jenen Vrordnungen erwähnten Begutachtungen, Prü- fingen und Revisionen für den Kreis Braunschweig den Professor Scheffler, für die übrigen Kreise den Professor Querfurth, beide hier- selbst, beauftragt, diesclben auch ermächtigt haben, si gegenseitig in Behinderungsfällen zu vertreten. Unsere desfallsigen Bekannt- pa ngen vom 17. März 1859 und 2. Dezember 1867 sind hierdurch eJettigt.“

21. Juli. (W. T. B.) In dieser Naht wurde die Burg, chemals Residenzshloß, jeßt Kaserne, durch eine um 11 Uhr Abends ausgebrochene Feuersbrunst vollständig zer- stört. Das darin befindlihe große Montirungsdepot des 67. Infanterie-Regiments wurde gerettet. Die in der Nähe lie- gende Burgkirche blieb unversehrt.

Sachsen-Meiningen-Hildburghausen. Meiningen, 18. Juli. Der Herzog Georg wird übermorgen in Bad Lie- benstein eintreffen.

Heute starb der Landtagsabgeordnete Regierungs - Rath Fromm hierselbst.

Der neue Landtag des Herzogthums is, wie

bereits mitgetheilt, auf den 26. d. Mts. einberufen. Derselbe

besteht aus 8 Gutsbesißern, 5 Industriellen und 11 Beamten, unter welchen \sich 5 Juristen, 3 Bürgermeister und 2 Verwal- tungsbeamte befinden. Aus dem leßten Landtag find 9, aus früheren Landtagen 3 wieder gewählt worden.

Desterreich-Ungarn. Wien, 20. Juli. Der König von Württemberg hat am 17. d. M. das diplomatische Corps in der Hofburg empfangen. Am 18. erschien Allerhöchst- derselbe in der Weltausstellung.

Die „Wien. 3.“ publizirt eine Verordnung des Handels- Ministeriums vom 16. Juli 1873, betreffend die Einführung einer Telegraphenordnung für Defterreih-Ungarn.,

Der Hofrath und Polizeidirektor Marx in Prag is zum Präsidenten der Polizeidireftion in Wien ernannt worden.

Vom 18. zum 19. Juli sind in Wien im Ganzen 10 Erkrankungen an Brechruhr vorgetommen.

Pesth, 18. Juli. Das Handels-Ministerium hat einen die Gewerbegenossenshaften betreffenden Erlaß an die Ju- rizdiftionen gerichtet, in welchem dieselben aufgefordert werden, unter strenger Verantwortlichkeit zu verfügen, daß die noch thä- thigen Zünste aufgelöst werden und die Genossenschaften ehestens ihre Statuten einreichen.

19. Juli. In Angelegenheit der geschlihen Regelung der Requisition-Bureaus im Kriegsfalle wurde durch die Regierung eine Kommission einberufen, welche ihre Operate beendet hat; dieselben werden nächstens vor den Ministerrath gelangen. ;

Die Kodifikations-Kommission hat den vollende- ten Entwurf eines Forstgeseßes vorgelegt.

Der Verkehrs-Minister Tisza \prach vor seinen Wäh- lern über die Resultate der leßten Reichstags-Session.

In einem an den Akademie-Präsidenten Grafen Lonyay gerihteten Schreiben dankt Gladstone für die Erwählung zum Mitgliede der ungari hen Akademie der Wissenschaften.

Sckchweiz. Bern, 19, Iuli. (W. T. B.) - Der Bundesrath hat dem neuen katholishen Kultusgeseze des Kantons Genf die Garantie des Bundes ertheilt. Die gegen das Geseg erhobenen Rekurse find dadur von selbst hinfällig geworden.

Der Nationalrath hat in seiner heutigen Sizung einen Nachtrag zum Auslieferungsvertrage mit Italien ratifizirt, nah welhe:n auch wegen des Vergehens des Amtsmißbrauchs die Auslieferung stattfinden soll.

Genf, 19. Juli. (W. T. B.) Der s{hweizerishe Gesandte in Paris, Dr. Kern, if gestern hier eingetroffen. In der Nacht find au der Bundes-Präsident Ceresola und der Bundesrath Borel angelangt, um den Schah von Persien zu empfan- gen. Für den Schah is ein Theil des Hotel Bergues gemiethet. Am Montag findet eine Fahrt auf dem Genfer See ftatt und wird in Vevay von dem Bundesrath zu Ehren des Schah ein großes Dejeuner veranstaltet. :

20. Juli. (W. T. B.) Der Schah von Persien traf heute Abend 7 Uhr 20 Minuten hier ein und wurde am Bahnhofe | von dem Bundes - Präsidenten Cerefole und dem \hweizerishen Gesandten in Paris, Pr. Kern, empfangen.

Grofßbrirannien und Jrland. London, 18. Juli. Die Königin hielt gestern auf Osborne ein geheimes Confeil, in welhem fie ihre Zustimmung zu dem Ehekontrakt zwischen dem Herzog von Edinburgh und der Großfürstin Marie Alexan- drowna von Rußland ertheilte. Zugegen waren Earl Granville, der Oberst-Kämmerer Viscount Sydney, Viscount Halifax, der Geheimsiegelbewährer, und der Minister des Innern Bruce. Nach dem Conseil ertheilte hre Majestät in Earl Granbville's Beisein dem Botschafter in Berlin, Lord Odo Rufsell, dem Gesandten in Lissavon, Sir Charles Muray, und dem Gesandten in Madrid, Bayard, Audienzen.

Die Verlobung des Herzogs von Edinburgh mit der Großfürstin Maria Alexandrowna von Rich

[and wurde gestern, da der Herzog Kapitän in der Königlichen Marine is, in Portsmouth festlich begangen. Sämmtliche daselbst und auf der Rhede von Spithead befindlichen Kriegs- \chife flaggten in den britishen und russischen Farben und feuerten Salutschüsse ab. In ähnlicher Weise chmüdckten \sich au die Kriegsschiffe und Yachten auf der Höhe von Osborne und Cowes, und von allen hervorragenden Punften der Befestigungen in Portsmouth, Gospord und der Insel Wight wehte zu Ehren des Tages die Königliche Standarte.

In der gestrigen Sizung des Unterhauses über- reichte der Hofma:shall Lord O. Figzgerald die Antwort der Kö- nigin auf die auf Richards Antrag erlassene Adresse an die Krone, worin Ihre Majestät ersucht wurde, mit den fremden Mächten behufs der Herstellung eines permanenten internatio- nalen Schiedsgerichts in Unterhandlung zu treten. In ihrer Antwort erkannte die Königin die philanthropishen Motive an, welche die Adresse diktirten, und versicherte das Haus, daß, da sie fh stets bestrebt habe, durch Rath und Beispiel den Ge- brauch, Streitfragen dadurch beizulegen, daß fie dem unparteiishen Urtheil von Freunden unterbreitet würden, in Anwendung zu bringen, und für die Herstellung internationaler Regeln zu wir- Fen, fie ein ähnlihes Verfahren fortseßen würde, mit „gehöriger Rückfsicht auf die Zeit und Gelegenheit, wenn es von Erfolg be- gleitet sein dürfte.“ Hierauf trat das Haus in die Debatte über die ministerielle Vorlage zur Verbesserung des Elementar-Un- terrihtsgeseßes. Der Chef des Unterrichtswesens Forster leitete die zweite Lesung dieses Gesehentwurfs mit einer längeren Rede ein, in welcher er das Verfahren erläuterte, welches die Regierung Angesichts der in verschiedenen Kreisen gegen einige der Bestimmungen der- selben und hauptsählich gegen den dritten Paragraphen erhobe- nen Einwände einzuschlagen beabsihtige. Der Zweck dieses Pa- ragraphen ist ein zweifaher; er soll erstlih allen Kindern von Personen, die Armenunterstühungen enipfangen , den Schul- unterriht fihern, und zweitens den Armenvorstehern unter ge- wissen Bedingungen die Verpflihtung auferlegen, die Schulge- bühren für Kinder bedürftiger Eltern ganz oder theilweise zu entrihten. Gegen leßtere Bestimmung hätten Armenverwaltun- gen, Schulbehörden und *gewisse religiöse Sekten Widerspruch erhoben, und die Regierung beabsichtige niht, den Meinungen dieser Körperschaften zuwiderzuhandeln. So würden denn aus diesem Paragraphen diejenigen Bestimmungen gestrichen werden, welche auf die Uebertragung der Befugnisse in Gemäßheit der 25. Sektion des Schulgesezes an die Armenverwaltungen Bezug hätten. Die Regierung beabsihtige auch, die Ver- fügungen der Denisonshen Akte auszudehnen und für Ar- menkinder den Schulzwang einzuführen. Der Minister wies \chließlich darauf hin, daß eine etwaige Verwerfung der Vorlage fämmtlihe Schulbehörden im Lande ins Stocken bringen würde. Nach längerer Debatte, in welcher die Vorlage vielseitig bekämpft wurde, ergab die hierauf vorgenommene Abstimmung den Sieg der Regierung. Der von Torrens gestellte Verwerfungsantrag wurde mit 343 gegen 72 Stimmen abgelehnt nnd die Vorlage passirte die zweite Lesung.

Die Reuter\che Konzession wird in nächster Woche noch einmal im Parlament und zwar im Unterhause zur Sprache gebraht werden. Baille Cochrane hat für nächsten Mittwoch cine darauf bezüglihe Interpellation angemeldet. j

In Dundee steht ein Polizei-Strike bevor. Die Konstabler beschlossen in einer Versammlung, für den Fall daß ihre Gehälter nit entsprehend erhöht würden, am 19. d. ihre Funktionen einzustellen.

Frankreich. Paris, 19. Juli. Der Schah von Persien verließ heute, nah einem dreizehntägigen Aufenthalte, die- Hauptstadt. Der Präsident Marshall Mac Mahon, der Herzog de Broglie, die Generale Hartung und Pajol und die Obersten d'Abrac, Robert, Broye und de Vaugrenaud gaben ihm nah dem Eisenbahn-Bahnhofe das Geleite. Das Gefolge des Schahs und die Offiziere des Marschalls fuhren in den übrigen 11 Wagen des „Cortége Royal“. Zwei Schwadronen Kürassiere bildeten die Bedeckung. Der Präsident war in großer Uniform und, wie der Herzog von Broglie, mit dem Orden des Schahs geshmückt. Der Großvezir trug das Großkreuz der Ehrenlegion. Der „Cortége Royal“ nahm seinen Weg über die Place de la Concordia und die Boulevards und langte um 12 Uhr 20 Minuten auf dem Bahnhofe an. Das Eisenbahngebäude war mit persischen und französischen Fahnen ges{chmückt und auch die Halle war reich dekorirt. Ein Bataillon Jäger zu Fuß bildete im Hofe Spalier. Bei der Ankunft des Schahs wurde der per- \fishe Marsch gespielt. Beim Aussteigen begrüßte General Ques-

lin, Plaß-Kommandant von Paris, die beiden Pariser Präfekten,

der Präsident des Pariser Gemeinderaths und die Eisenbahn- Verwaltung den Schah und geleiteten ihn nah dem für ihn her- gerichteten Salon. Dort nahm er einige Erfrishungen zu fich. Der Zug bestand aus zehn Waggons, von denen zwei für das Gepäck bestimmt waren, das man bereits des Morgens in- 40 Wagen nach der Bahn geschafft hatte. Der Schah drückte dem Präsidenten seine Befriedigung für den ihm gewordenen Empfang aus und verabschiedete sich darauf von ihm. Die Generale Pajol und Hartung, sowie die fünf Eisenbahn-Administratoren gaben dem Hohen Gaste das Geleite bis zur Grenze.

General Trochu hat an die Nationalversammlung eine Heute im Iournal des „Debats“ abgedruckte Denkschrift gerichtet, in welcher er sich gegen bie Berichte der mit der Untersuchung der Handlungen der Regierung der Nationalvertheidigung be- auftragten Kommission wendet und cine Reihe von Gegenbe- weisen vorzulegen verspricht. R

Der Herzog von Aumale, welcher in dem Kriegs- geriht über Bazaine den Vorfiß führen foll, erhielt ein Schreiben des mit der Untersuchung betrauten Generals Pour- let, der ihm anzeigt, daß er fih nach Compiègne begebe, wo der Prozeß stattfinden foll, um die nöthigen Vorbereitungen zu treffen.

L, B)

20. Juli. Die äußerste Linke

(Réunion gauche) hat sich dafür ausgesprochen, daß die Inter-

pellation über dié innere Politik der Regierung morgen statt- finden soll.

Versailles, 19. Juli. (W. T. B.) In der heutigen Sizung der Nationalversammlung wurde das Geseh, be- treffend die Organisation des religiösen Dienstes der Armee, in erster Berathung angenommen. Hierauf wurde der Antrag, die Versammlung am 27. d. Mts. bis zum 5. November zu ver- tagen, angenommen. Ein Amendement der Linken, welches den Wiederzusammentritt der Nationalversammlung zur Zeit der Räumung des Territoriums verlangt, wurde mit 404 gegen 238 Stimmen verworfen.

Spanien. Madrid, 19. Juli. (W. T. B.) Das neue Ministerium erschien heute in der Sizung der Cortes. Die Zusammenseßung desselben hat gegen die gemeldete Liste insofern eine Aenderung érfahren, als von Moreno Rodriguez- das

JIustizdepartement und vonGonzalez das Ministerium der öffentlihen Arbeiten übernommen und für das Aeußere Soler in das Kabinet eingetreten ist. Zum Chef der Exekutive ist Salmeron mit 119 Stimmen ge- wählt worden. Auf Pi y Margall fielen 93 Stimmen. Salmeron entwickelte in der Sißzung sein Programm und erklärte, daß seine Anstrengungen gleichzeitig gegen die Carlisten und gegen die Demagogen gerichtet sein würden.

Von Karthagena wird gemeldet, daß von dort Kriegs- schiffe der Insurgenten ausgelaufen find, um auch in Alicante einen Aufstand ins Werk zu seten.

In Sevilla und in Cadix isst die Autonomie von Andalusien proklamirt worden.

Am Donnerstage haben, wie von der spanischen Grenze gemeldet wird, die Carlisten unter Don Alphons von Bourbon und Saballs den Angriff auf Igualada eröffnet. D s Feuer dauerte den ganzen Tag über; in der Nacht seßten sih die Carlisten in den Vorstädten fest. Morgen soll der An- gtiff von Neuem beginnen. Man fürchtet, daß die Stadt \sih wird ergeben müssen, wenn nicht rechtzeitig Entsaßz cintrifft.

Santa Cruz wird, wie man aus Bayonne. von 18. Juli meldet, sich nach Rom begeben, um die Verzeihung des Papstes zu erbitten,

20. Juli. (W T. B.) Die Nationalgarde in Cadix hat’ einen Angriff gegen das Arsenal unternommen, der kom- mandirende General leistet mit den treu gebliebenen Truppen energishen Widerstand. Der General Vel arde erwartet zu Alcira Verstärkung von 2 Batterien und 2 Eskadrons, um auf Valencia zu marschiren. Die Fregatte „Victoria“ pas- firte Aguilas in der Rihtung nah Alicante. Die Insur- genten zu Sevilla haben sih der Telegraphen bemächtigt.

Ein Telegramm aus Perpignan vom 20. Juli Abends meldet: Igualada is von den Carlisten unter Führung des Prinzen Don Alphons von Bourbon, Saballs’ und Miret's ge- nommen worden, wobei 150 Gefangene in ihre Hände fielen.

Italien. Rom, 16. Iuli. Die Kronprinzessin Margaretha wird s{ch nach ihrer Kur in Shwalbach in das Seebad nah Ostende begeben, von wo der Kronprinz Hum- bert mit Ihrer Königlichen Hoheit fich nach Wien begeben wird, um die Ausstellung zu besuchen.

Der „Daily News“ wird unterm - 17. d. M. telegra- phirt: Der Schah von Persien hat an den König telegra- phirt, daß er in Folge des Empfanges wichtiger Nachrichten aus Perfien zur baldigen Rückkehr dahin genöthigt sei und somit verhindert sein würde, \o lange als er wünschte, in- Italien zu verweilen. Er könne indeß Europa nicht verlassen, ohne den König von Italien zu begrüßen und werde daher einen Tag in Turin und cinen in Mailand bleiben. Die Munizipalitäten die- ser Städte treffen bereits Vorkehrungen für seinen Empfang.

21. Juli. (W. T. B.) Der Präfekt von Ancona hat aus gesundheitspolizeilihen Gründen die Wallfahrten nah Loretto und anderen Wallfahrtsorten verboten.

Die Minister Minghetti, Visconti-Venosta und Finali werden sich nah Turin zum Empfange des Schah von Persien begeben.

Turin, 20. Juli. (W. T. B.) Die Munizipalität hat für die Empfangsfestlihkeiten zu Ehren des Schah von Persien die Summe von 60,000 Franken ausgeseßt.

Nußland und Polen. St. Petersburg, 19. Juli. Der „N. J.“ veröffentliht folgenden Auszug aus den, über Tiflis gestern eingetroffenen Berichten des General-Lieutenants Werewkin und des Obersten Lamakin vom Kriegsschauplatz in Chiwa. über die weiteren Aktionen des Orenbürger Expe- ditionscorps nach der Einnahme der Stadt Chodsheili im Verein mit den Truppen des Mangyschlaëshen Detachcments.

Nach der Einnahme der Statt Chodsheili am 27. Mai gewährte General-Lieutenant Werewkin den Truppen des Orenburger und Mangyschlatschen Corps eine zweitägige Rast und scßte am 30. Mai scinen Marsch am linken Ufer des Amu flußzufwärts auf dem Wege nacl Mangyt fort. /

Fast während der ganzen Dauer des Weitermarsches wurden die Truvpen der vereinigten Corps zu wiederholten Malen von chiwesischen Schaaren angegriffen, jedoch stets mit Erfolg zurückgeschlagen; die Stadt Mangyt aber, deren Einwobner (Usbeken) an den fkriegeri- schen Aktionen gegen das Detachement Theil genommen hatten, wurde von unseren Truppen mit Waffengewalt genommen.

Bei dem weiteren Vorrücken von Mangyt nach der Stadt Kitai machten die Chiwcsen eincn Versuch, in den Train des Detachements eiozudringen, die Bedeckungsmannschaft schlug aber den kühnen Angriff des Feindes mit Erfolg zurück. j

Am 3. Juni trat dem Detachement beim Marsche in einem durch Kanäle, Gärten und Gebäude schr eingéengten Defilé nah der Stadt Gurlen abermals eine bedeutende Schaar Chiwesen und Jomuden entgegen, doch würde dieselbe nach energishem Widerstande mit großem Verluste geschlagen und zerivyrengt.

Von Gurlen rückte General Werewkin mit seinem Detachement auf dem geraden Wege naw Chiwa vor über Kjat und Kosch - kupyr (das eine Marschweite von Chiwa entfernt ist) und langte am 6. Juni daselbst an.

19. Juli. (W. T. B.) Hiesige Blätter bringen weitere Details über die bei der Einnahme von Chiwa vorange- gangenen Ereignisse. An den beiden Tagen vorher, vom 27. bis 28. Mai, fanden zwischen beiden Armeen fortgeseßt Scharmügzel statt, bei welchen sich der Verlust der Chiwesen auf 200 Todte und viele Verwundete, der der Russen dagegen nur auf 6 Verwundete belief. Die Scharmügel endigten mit der Flucht der Chiwesen, welhe unaufhaltsam bis zur Stadt zurück- gedrängt wurden. Am 28. Mai trafen in einer Entfernung von etwa 12 Werst von der Stadt auf dem linken Flügel das Oren- burger Detachement, auf dem rechten die Mangyschlak-Abtheilung ein, und ein fortgeseztes Kanonen- und Flintenfeuer begann. Das Ap- \cheronsche Regiment nahm unter Hurrahrufen 2 feindliche Geschüge, das Schirmansche ein drittes. Der Feind sandte hierauf einen Parlamentär, um Friedensverhandlungen einzu:eiten, die jedoch von furzer Dauer waren und damit endeten, daß das inzwischen von beiden Seiten ecingestellte Bombardement von den russischen Truppen wieder aufgenommen wurde. Am folgenden Morgen um 9 Uhr sandte der Feind abermals Parlamentäre, die dann die Verhandlungen zum Abschluß brachten, in deren Folge die russischen Detachements die Stadt beseßten. Noch an demselben Tage traf die Turkestan-Abtheilung unter General Kaufmann ein, worauf Mittags die gesammten xussishen Truppen im Triumphzuge in die Stadt einrückten. :

Nach Mittheilung des „Med. Bot.“ nimmt die Cholera in Warschau zu. Vom 30. Mai bis 20. Juni erkrankten 26 Personen, (von denen 17 genasen, 9 starben); vom 20, bis 28. Juni stieg die Zahl der Erkrankungsfälle auf 93, von denen 24 genasen, 20 starben, während der Rest noch in Behandlung war. Außerdem tritt die Krankheit in einigen Städten des Gouvernements Warshau und im Lipnowschen Kteise des | Gouvernements Plozk auf. Im Stadthause zu Moskau

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sind ebenfalls bereits ein’ge Cholerafälle aufgetreten; doch ifff nah der rufsishen „M. 3.“ noch keine Befürchtung zu hegen, daß die Cholera epidemish auftreten wird.

_ Schweden und Norwegen. Stockholm, 16. Iuli Die Deputirten des Reichstages und die Gesandten der auswärtigen Mächte kamen auf ihrer Reise nah Trond- hjem zur Krönungsfeier am 9. d. M. Mittags auf dem Dampfer Karl XV. in Sundsvall an und wurden von den Ho- noratioren der Stadt festlich empfangen. Nachdem eine Aus- fahrt nach dem Alnö-Sunde veranstaltet worden war, versam- melte man sich in Tivoli. Bei dem festlihen Mahle beant- wortete der Gesandte Freiherr von Richthofen einen Toast auf das Deutsche Reich mit einem Trinkspruh auf das Wohl Shwe- dens und der Stadt Sundsvall.

Nr. 52 des „Amts-Blatts der Deut schen Reihs-Posft- Verwaltung“ hat folgenden Inhalt: General - Verfügungen vom 17. Juli 1873. Kleiderkafsen für die Poslunterbeamten. Vom 16. Juli 1873, Aufertigung und Dekartirung der Geldposten in den Eisen- bahn-Postbureaus. :

Nr. 28 des Central-Blatts für das Deutsche Reich hat folgenden Inhalt: 1) Allgemeine Verwaltungssahen: Mitthei- lungen über das Auftreten der Cholera. 2) Münzwesen: Notiz über die Ausprägung von Reichs-Goldmünzen. 3) Justizwesen: Erkenntniß des Reichs-Ober Handelsgerichts in der Prozeßsache der Stadtgemeinde Kahla wider den Reichsfiékus, wegen Entschädigung für die Aufhebung von Flößereiabgabèn. 4) Zoll- u"d Steuer- wesen: Mittheilung, betr. die Transport-Kontrole im Grenzbezirk des Großherzogthums Luxemburg. 5) Postwesen: Bekanntmachungen : betr. Fahrpostsendungen na Asien und Australien via Triest ; betr. Abänderungen des Postreglements vom 30. November 1871; betr. Er- öffnung . der Eisenbahn Inowraclaw-Thorn. 6) Telegraphenwesen: Nach veifung der im IL. Quartal 1873 vorgekommenen Veränderungen im Bestande der Kaiserlich deutschen Reichs-Telegraphen-Stationen. 7) Konsulatwesen : Ernennung 2c.

___— Nr. 29 des „Preußischen Handels-Arhivs“ ente hält: Geseßgebung: Deutsdes Reih: Geseß, betreffend die Verlängerung -der Wirksamkeit des Geseßes über die Aus- gabe von Banknoten, vom 27. März 1870. Géejeßz, betreffend einen Zusaß zu dem Artikel 4 Ne. 9 der Reichsverfassung. Frankreich: Gejeß, betreffend die Abgaben von Papier, Pappe, Spierfarten und Kaffcesurrogaten. Schweiz: Viehausfuhr nach der Schweiz. Schweden und Norwegen: Norwegischèés Geseß, betreffend die Schiffs- verme}jung. Statistik: Deutsches Reih: Nachweisung der Ein- nahmen an Zöllen und gemeinschaftlihen Verbrauchssteuern im Deut- schen Reiche für die Zeit vom 1. Januar bis zum Schlusse des Monats Mai 1873. Dänemark: Jahresberiht des General-Kon- sulats zu Kopenhagen für 1872 (Fortseßung). Großbritannien und Irland: Jabhresberiht des Konsulats zu Montreal für 1872 und die Vorjahre. Jahresbericht des Konsulats zu Pen-ng für 1872, Türkei: Bodenproduftion und Haudelsverkehr von Tripolis im Jahre 1872. Vereinigte Staaten von Nordamerika: Jahresbericht des Konsulats zu Boston für 1872. Jahresbericht des Konsulats zu St. Paul (Minnesota) für 1872, Kalifornien im Fahre 1872. China: Jahresberi{t der Vizekonsulats zu Ningpo für 1872. Kolumbien: Handelsverhältnisse im Staate Magdalena. Mit- theilungen, Landsberg a. W. Elbing. Bromberg. Minden. Frankfurt a. M

._— Nr. 58 der „Annalen der Landwirthschaft in den Königlich preußishenStaaten“ hat folgenden Inhalt: Verfuche über die Vertheilung des Kaliums und des Natriums in den Pflan- zen. Aus einem Reiseberihte des General-Sekretärs der oftpreußzi- ichen landwirthschaftlichen Centralstelle, Oekonomie-Rath Otto Hauss- burg (Fortseßung). Literatur: Die ländlichen Darlehns-Kassen-Ver- eine der Rheinprovinz von F. Nöll. Annales de Agricultura de la Republica argentina. Mittheilungen über den Stand der Rinderpest. Zur Seidenzucht.

Statistische Nachrichten. __ Auf der Großherzoglih Ladishen Universität Freiburg find im Sommersemester 1873 immatrikulirt: Thcolegen : Inländer 77, Aus- länder 22, zusammen 99; Juristen: Inländer 39, Ausländer 7, zu- sammen 46; Mediziner und Pharnmazeuten: Inländer 49, Ausländer 91, zus 1mmmen 100;* Kameralisten, Philosophen und Philologen : In-

länder 26, Auéländer 13, zusammen 39, im Ganzen 191 Inländer, *

93 Ausländer, zusammen 284 Studirende. Hospitanten waren 10. Es nehmen folglich an den Vorlesungen im Ganzen 294 Theil

Kunst und Wissenschaft.

_ Leipzig, 20. Juli. (W. T. B.) Der Violinvirtuose Ferdinand David, Konzertmeister am hiesigen Gewandhause, ist gestern zu Kloster in Graubündten, einer von dort eingetroffenen Meldung zu- folge, im 63. Lebensjahre plößlich gestorben.

__— Petermanns Geographishe Mittheilungen 1873, Heft VIIL enthalten u. A.: „Mit der russischen Armee gegen Chiwa“, Briefe des Königlich preußischen Seconde-Lieutenants Hugo Stumm im 1. Westfälischen Husaren-Regiment Nr. 8, kommandirt zur russischen Armee, Detachement des Oberst Lamakine, aus Kap Tokmak 27. April und Etappe Ilte-Idsche 13. Mai (mit einer Karte), ferner die russische militärische Expedition nach dem alten Orusbett, dem Kjurjandagh- gebirge und dem Atrekthzle, August—Dezember 1872, von Dr. G. Sies- vers, Tiflis (mit Karte). Frhr. F. von Richthofen Reise von Peking nah Sz’ Tshwan, Oktober 1871—Mai 1872 (Schluß)

London, 19. Juli. Die Society of Arts in London hat den Schah von ‘Persien auf dessen ausdrücklihen Wunsch zu ihrem Ehrenmitgliede ernaunt,

Eincr telegraphis{hen Nachricht aus Venedig zufolge ist da- selbst am 19. d. M. Philarète Chasles gestorben. Derselbe war am 8. Oktober 1798 geberen und hat sih alz Schriftsteller Ruf er- worben. Jm Jahre 1837 wurde er Konservator an der Bibliothek Mazarin, 1841 Profeffor der neueren Sprachen am „Collège de France,“ Lange Zeit war er Mitarbeiter der „Revue des deux Mondes“. Unter jeinen zahlreichen „Etudes“ find die werthvollsteu diejenigen, welche sich auf England ‘und englishe Verhältnisse, namentlih auch auf Shakespeare beziehen.

Gewerbe und Sandel.

Berlin, 21. Juli. Bei der am 18. d. Mts. stattgefundenen Generalversammlung der Aktien-Gesellschaft für den Bau landwirthschaftlicher Maschinen und Geräthe und für Wagenfabrifkation „H. F. Eckert," welhe in dem Etablisse- ment Eckartéberg vor dem Frankfurter Thore abgehalten wurde, waren 1260 Aktien oder 252,000 Thlr. Kapital angemeldet. Gegen den Geschäftsbericht und die Bilance über das Geschäftsjahr 1272—73 erhob sich fkeinerlei Einwand und wurde letztere einstim: mig genehmigt. Das durh “Loos ausgeschiedene Mit- glied des Aufsichtsrathes, der bisherige Vorsißende. desselben, Land- rath a, D. Freiherr von dem Kuesebeck, wurde durch Afkklamation wiedex gewählt und schließlich bestimmt, daß die Dividende mit 162 Thaler pro Aktie sofort zur Auszahlung gelangen soll. Nah Schluß der Versammlung besichtigten die Theilnehmer derfellen eingehend sämmtlihe Werkstätten des neuen Etablissements, dessen zweckmäßige Anlage allseitigen Beifall fand.

München, 29. Juli. (W. T. B) Der Gerichtshof hat heute den Prozeß gegen Adele Spißeder beendigt. Die Angeklagte wurde zu dreijähriger Zuchthausftrafe, Rosa Ehinger und Jacob Nebel zu je 6 Monat Gefängniß, Maria Pregler zu 4 Monat und Georg Pregler zu 1 Monat Gefängniß verurtheilt, Die leßteren 4 Strafen find durch Einrechnung der Untersuchungshaft als bereits verbüßt er- achtet worden.

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