1873 / 174 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 25 Jul 1873 18:00:01 GMT) scan diff

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E 77 B R: p S ASNSBET E A A R . ç mitt e cen inde d ‘aw d D g ha Ia

der Begleitung des General-Inspecteurs befindet ih der Chef des Generalstabes der General-Inspektion dex Artillerie, Oberst von Büchelberg. Nach beendeter Ikspizirung tritt der Ge- neral-Lieutenant von Podbielski einen ihm tAllerhöhsten Orts bewilligten mehrwöchentlichen Urlaub an.

Der General-Stabsarzt der Armee und Chef der Mili- tär-Medizinal-Abtheilung im Kriegs-Ministerium, Dr. Grimm, hat fih auf einige Tage nah Pillniÿ bei Dresden begeben.

Der Kaiserlich rus}sishe General-Gouverneur der Osftsee- Provinzen, Fürst Bagration, if gestern Vormittag aus Hom- burg hier eingetroffen und Abends nah Reval weitergereist.

Breslau, 24. Juli. Vom 22. zum 23. Iuli is weder ein Erkrankungs- noch ein Todesfall an der Cholera polizei- lih gemeldet worden. 3 Personen befinden fih noch in ärzt- liher Behandlung. In Altendorf bei Ratibor waren seit dem 15. d. M. bis heute weitere 33 Todesfälle konstatirt, von denen 15 mit dem Tode der Erkrankten endigten. Die Gesammt- zahl der Choleraerkrankungen beträgt 72, die der Todesfälle 36.

Sachsen. Dresden, 24. Iuli. Der „Anz.“ konstatirt, daß der gestern von ihm veröffentlichte Stand der Cholera in hiesiger Stadt sih bis gestern Abend nit verändert hat. Nach einer Bekanntmahung des Königlichen Gerihtsamtes und des Königlichen Bezirksarztes sind in den Dresden zunächst gelegenen Ortschaften in verflossener Woche nur 73 neue Cholera-Erkran- fungsfälle, darunter 28 mit tödtlihem Verlaufe, (gegen 111 Fälle mit 38 tödtlihen Ausgängen in der Woche zuvor) zur Anzeige gelangt. Die namentlih- in den leßten Tagen wesent- D geringere Anzahl von Erkrankungen läßt, wie darin hervor- Ce wird, auf ein allmählihes Erlöshen der Epidemie offen.

Hessen. Darmstadt, 24. Iuli. Die Zweite Kam- mer der Stände sehte in ihrer gestrigen 36. Sizung die Be- rathung des Entwurfes eines Volks\hulgeseßes fort. Zunächst wurden die Art. 4, 5 und 6, welche bestimmen, daß in den Ge- meinden regelmäßig nur für alle Konfessionen gemeinschaftliche Schulen bestehen dürfen, daß jedoch die jezt bestehenden Kon- fessions\hulen bis zu einer Acnderung dur den Willen der be- treffenden Gemeinden fortbestehen sollen, sowie daß Konfessions- \chulen neben den zuerst genannten Gemeindeshulen nur unter bestimmten Voraus\ehzungen und ohne - die Verbindlichkeit der politishen Gemeinde zv deren Unterhaltung als öffentliche Volks\hulen bestehen dürfen, nah den Ausschußanträgen, die feine wesentlihen Abweihungen enthalten, angenom- men. Eivr Antrag des Abgeordneten Schröder, alle Ge- meindeshulen alsbald für gemeinsame zu erklären und Kon- fessions\hulen nur als Privatanstalten bestehen zu lassen, wurde zurückgezogen, nahdem der Ministerialdirektor Freiherr von Starck bestimmt. erklärt hatte, daß alsdann auf ein Zustande- fommen des Gesetzes wohl kaum zu rechnen sei. Ein Antrag des. Abg. Franck, die Art. 4 und 5 durch den Art. 16 des Sqhuledifts von 1832 zu erseßen, fand nicht die Billigung der Kammer. Art. 7 (über denjenigen Religionsunterriht , der nicht zu den regelmäßigen Unterrihtsgegenständen gehört) wurde unverändert angenommen, ebenso fanden die Art. 8 und 9 (über die Art der Verwandlung von konfessionell getrennten Gemeindeshulen in gemeinsame Gemeindeschulen) die Billigung der Kammer. Ein Antrag des Abg. Franck, hierbei auch die Kirchenvorstände mitreden zu lassen, eine Umwandlung von Gemeinde- in Konfessions\chulen - zu gestatten und endlih das fonfessionelle Shulvermögen nah der Vereinigung nit zu ge- meinschaftlihen Schulzwecken (falls darüber keine Vereinbarung getroffen wird), sondern für den fonfessionellen Religionsunter- riht und Konfessionszwecke zu benuyzen, wurde abgelehnt, ebenso ein Antrag des Abg.. Dumont dahin gehend: Die für die Frage der Umwandlung bestehende Abstimmungskommission nicht aus einer gleihen Anzahl von Mitgliedern jeder Konfession festzu- fezen, sondern deren Zahl im Verhältniß zur Einwohnerzahl der betreffenden Konfessionen zu bestimmen, Art. 10. (Errich- tung und Aufhebung einer Schule bedarf der Ministerialerlaub- niß) wurde unverändert angenommen.

Meeklenburg. Schwerin, 24. Juli. Den „Mel. Anz.“ zufolge wird der Großherzog am Montag, den 28. d. M., von Carlsbad hierher zurückehren.

Sachsen - Weimar - Eisenah. Weimar, 23. Juli. Nachdem am geftrigen Tage die Großherzogin von Gabel- bah bei Ilmenau in Wilhelmsthal eingetroffen war, um ihren heute daselbst erwarteten Hohen Anverwandten, den Kaiser von Rußland, zu begrüßen, fuhr der Großherzog heute Morgen Sr. Majestät bis Fulda entgegen und traf mit Dem- selben Nachmittags 42 Uhr in Eisenach ein, wo die Großherzogin sich inzwishen mit dem Erbgroßherzog zum Empfang des Kaisers eingefunden hatte. Uni 5 Uhr zrafen die Allerhöchsten und Höchsten Herrschaften in Wilhclmsthal ein, woselbst Piner en famille und für die Kaiserlihe Suite Marschallstafel statt- fand. Den Thee nahmen die Höchsten: Herrschaften ebenfalls en famille auf der Wartburg ein und begleiteten von da Se. Ma- jestät nah dem Bahnhof, von wo die Weiterreise nah Peters- rxg Nachts 11 Uhr stattfand.

Am nächsten Sonntag erwarten die Großherzoglihen Herr-

schaften den Besuch der Kaiserin von Rußland in Wil- helmsthal.

24. Juli, Der „Weim. Ztg.“ zufolge wird die Ver- mählung des Erbgroßherzogs am 26. August in Fried - richsShafen und der Einzug des Fürstlihen Paares in Weimar am 6. September stattfinden.

Anhalt. Dessau, 283. Iuli. Die Herzogin von Sachsen-Altenburg hat den Herzoglihen Hof zu Wörlitz gestern verlassen.

Lübe, 24. Juli. Der Senat publizirt ein mit dem 1. Septcmber d. I. in Kraft tretendes Geseh, betreffend die Schon- zeit des Wildes.

Desterreich-Ungarn. Wien, 23. Juli. Der König von Württemberg is gestern um 2 Uhr 15 Minuten Nach- mittags mit Separatzug nebst Gefolge von Wien im Bahnhofe Linz eingetroffen und sehte die Reise um 2 Uhr 40 Minuten nah Gmunden und Ischl fort.

Der „preußische Feldmarschall Graf v. Moltke is vor- gèstern auf der Reise nah Gastein in Salzburg angekommen

ua sofort seine Reise nah dem genannten Kurorte fort- gesetzt, : ;

Vom 21. zum 22. Juli sind in ganz Wien 13 neue Erkrankungsfälle an Brehdurchfall amtlih gemeldet worden.

24. Juli. (W. T. B.) Der Schah von Persien wird am 29. Juli über Insbruck hier eintreffen und das Lust- {loß Laxenburg bewohnen.

%5. Juli. (W. T. B.) Der Handels - Minister hat die Bon aufgefordert, alle An- \chaffungen durch die einheimishe Industrie besorgen zu lassen, um derselben dadurch in der gegenwärtigen Lage eine Unter- stüßung zu Theil werden zu lassen. —-Von dem ungarischen Finanz-Minister Kerkapolyi wird hier neuerdings wieder in der Bankfrage verhandelt.

Pesth, 23. Juli. Der Kultus-Minister* fordert die Juris- diktionen in einem Rundschreiben zur Errihtung und Förde- rung von Museen und Kunstvereinen auf.

Schweiz. Bern, 24. Juli. (W. T. B.) Der Natio- nalrath hat, gleich dem Ständerathe, den beiden neuen Ge- seßen des Kantons Genf, betreffs der Organisation des katholi- ichen Kultus und betreffs der Theilnahme von nit kantonalen Schwei ,erbürgern an den Genfer Gemeindewahlen, die Bundes- garantien ertheilt. Bei dem ersterwähnten Geseße stimmten 90 Mitglieder für, 22 gegen Ertheilung der Bundesgarantie.

Genf, 24. Juli. (W. T. B.) Das „Genfer Journal“ macht die Mittheilung von der heute erfolgten Unterzeihnung des Handelsvertrages zwischen Persien und der Schweiz, in welhem beiden Kontrahenten die Stellung der am meisten begünstigten Nationen eingeräumt ift.

Der Schah von Persien is heute Morgen nah Turin abgereist.

Niederlande. Haag, - 21. Iuli. Der in Batavia erscheinende „Java-Bode“ vom 7. d. M. faßt die neuen Mel- dungen, die man aus den verschiedenen Theilen der nieder - ländish-indishen Besißungen erhalten hatte, in seinem übersichtlihen Berichte so zusammen: „Ueberall im Archipel \cheint Ruhe zu herrshen. Auf Celebes allein hatten einige Truppenbewegungen statt. Das Blokade-Geshwader an den Küsten Atchins ist verstärkt worden.“

In den Gewässern von Atchin befanden fich nun zur Aus- führung der Blokade 1 Dampffregatte, 8 Schraubendampf- \hiffe, 4 Räderdampfschiffe und 3 bewaffnete Boote, und diese Flotte sollte noch im Laufe dieses Monats um 6 Schrauben- dampf\schiffe und 1 Räderdampfschiff vermehrt werden.

Die Sitzungen. der Enquête - Kommission, welhe von dem General-Gouvernement die strengste Weisung hat, alle Vor- gänge der mißlungenen Expedition gegen Atchin genauester Prüfung zu unterziehen, fanden in regelmäßiger Weise statt. Eine Anzahl Offiziere war nach Batavia beschieden wor- den, um von dieser Kommission „in Sachen der Expedition“ vernommen zu werden.

Großbritannien und Jrland. London, 22. Juli. Zu Ehren des Großfürsten-Thronfolgers von Ruß- land und Gemahlin fand gestern in dem Gewächshause der Gärten der Königl. Blumenzucht-Gesellshaft in Süd-Kensington ein Ball statt, bei welhem, außer Ihren Kaiserlichen Hoheiten, der Prinz und die Prinzessin von Wales, der Herzog von Cam- bridge, die Großherzogin von Mecklenburg-Strelißz, Prinz Chri- stian von Schleswig-Holstein, der Herzog und dié Herzogin von Teck, der Prinz und die Prinzessin Eduard von Sachsen-Weimar, der dänische Gesandte, der Fürst und die Fürstin Woronzow u. A. zugegen waren.

In der gestr’gen Sizung des Oberhauses beantragte der Herzog von Richmond die Ernennung einer Königl. Kom- mission zur Untersuhung der angeb]ihen aus der Abschaffung des Stellenkaufs in der Armee erwahsenden Beschwerden der Offiziere, welher Antrag nach längerer Debatte gegen die Re- gierung mit 129 gegen 46 Stimmen zur Annahine gelangte.

In gestriger Sizung des Unterhauses kündigte Grant Duff, der Unter-Staats-Sekretär für Indien, für Donnerstag die Einbringung des indischen Budgets an. Nach Erledigung meh- rerer Interpellationen wurden die Amendements zu der Vorlage betreffs der Herstellung eines Obersten Gerichtshofes in Erwägung gezogen, worauf die dritte Lesung der Bill für nächste Sizung anberaumt wurde. Die Rating Bill, d. h. die Vorlage zur Modifizirung der Lokalsteuern, wurde zum dritten Male gelesen.

24. Juli. (W. T. B.) In der heutigen Sißzung des Unterhauses zeigte der Staats-Sekretär im Departement des Auswärtigen, Viscount Enfield, an, daß der neue britisch-fran- zösische Handelsvertrag gestern in Paris unterzeihnet worden sei. In demselben hätten die wesentlihsten Bestimmungen des Vertrages vom Jahre 1860 Wiederaufnahme gefunden; die Frage betreffs der Mineralöle solle noch vor Schluß des Iahres be- sonders geregelt werden. Hiernächst bestätigte derselbe, daß eine Cirkulardepesche der Pforte betreffs des Messungs-Systems ein- gegangen sei, welches die mit Prüfung der Suez-Kanal-Abgaben betraute Kommission angenommen habe.

Der Kabinets - Präsident Gladstone war von einem leihten Unwohlsein ergriffen, is seit gestern jedoch das Bett zu hüten genöthigt. i

_ Frankreich. Paris, 23. Juli. ‘Das „Journal officiel veröffentliht den zwishen Frankreih und Birma abge- \{chlo}senen Handelsvertrag.

Das amtliche Blatt enthält ferner folgende Notiz:

„Sonntag, 20. Juli, 6 Uhr Abends, nahmen die Generale, welche den Schah bis an die Grenze zu geleiten hatten, Abschied von Sr. Majestät. Der General Pajol drückte dem persischen Souverän die Wünsche Frankreichs für die glückliche Fortfeßung sciner Reise aus. Se. A antwortete mit den huldvollsten Worten und den herz- lihsten Danksagungen. Der Schah versicherte, daß er die ihm auf dem französischen Beden zu Theil gewordene Gastfreundschaft immer in der Erinnerung bewahren werde.“

__— Wie verlautet, soll der Unter-Staatssekretär im Mini- sterium des Innern, Pascal, zum Präfekten im Nord-Depcr- tement ernannt, und Sequier, der jezige Präfekt, nah Ver- sailles verseßt werden.

_ Der Kriegs-Minister hat einen Offizier nah Com- piègne gesandt, um im dortigen Schlosse die für den Prozeß Bazaine nothwendigen Räumlichkeiten in Bereitschaft zu seßen.

__— In Chaillot sind wieder drei Kommunisten, die früher Kommandos gehabt haben sollen, verhaftet worden.

Der Prinz Napoleon is am 22. d. M. früh von Prangins hier eingetroffen. Wie man vernimmt, wird derselbe beim Staatsrathe darauf dringen, daß er in seine Funktionen als Divisions-General wiedereingeseßt werde.

24. Juli. (W. T. B.) Der Regierung is}, wie die

„Agence Havas“ wissen will, die Nachricht zugegangen, daß durhch

die „Internationale“ von England aus Befehl ertheilt sei, während der Vertagung der Nationalversammlung Strikebewe- gungen in Frankreich zu organisiren, und daß fih zu diesem Zwecke Agenten der „Fnternationalen“ nah Frankreich begeben \sollon. Der Minister des Innern \oll in Folge dessen den Prä- fekten die strengste Ueberwachung aller Umtriebe der „Inter- nationalen“ anbefehlen, und der Kriegs-Minister hätte ebenso angeordnet, daß jede Berührung der Soldaten mit Ausländern vermieden und verhindert werde.

Versailles, 24. Juli. (W. T. B) In der heutigen Sizung der Nationalversammlung schritt das Haus, nah Verlesung eines Urlaubsgesuchs des Herzogs von Aumale wegen seiner erfolgten Ernennung zum Vorsizenden des Kriegsgerichts über den Marschall Bazaine, zur Wahl der Permanenz-Kom- mission. In dieselbe wurden 17 Mitglieder der Rechten und 8 der Linken angehöri e Deputirte gewählt. Ueber die Vorlage, betreffend die Erbauung einer Kirche auf dem Montmartre, begann darauf eine lange und heftige Debatte, in deren Verlaufe der radikale Deputirte Tolain die politische Haltung der Majorität angreift und ausführt, daß sie der Politik der Jesuiten Vorshub leiste. Die Vorlage wurde \{ließlich mit 389 gegen 145 Stim- men angenommen. Ein Antrag des Deputirten Cazenove de Pradine, einen Aus\huß zu ernennen, um der Grundsteinlegung M E beizuwohnen, ward mit 262 gegen 103 Stimmen ab- gelehnt.

Spanien. Madrid, 23. Iuli. (W. T. B.) Die \spanishe Finanz-Kommission maht die Mittheilung, daß der Finanz-Minister die erforderlihen Gelder für die Couponszahlung abgesandt hat. Die Zahlung der Coupons erfolgt vom 5. August ab.

Nachrichten aus Barcelona zufolge, welche der „Agence Es zugingen, sind 200 Gensd'armen zu Pferde zu den

arlisten übergegangen. Nach einer Meldung aus Bayonne vom gestrigen Tage hatten die Carlisten die Blokirung von Eli- zondo aufgehoben, Dorregaray hatte fich nah Estella zurück- gezogen.

25. Juli. (W. T. B.) In der Sizung der Cortes hat der Minister des Innern einen Geseßvorshlag eingebracht, demzufolge eine Reserve von 80,000 Mann gebiloet werden soll.

In Chelva sind die gesehlichen Mun'zipalbehörden wieder eingeseßt. Der Versuhch, Almeria zum Kanton zu erklären, is gescheitert. Die revolutionären JIunten zu Gra- nada und Sevilla haben sich fir kommunistishe Maß- regeln. erklärt. Das von französishen Blättern gebrachte Gerücht über ein in Biarriz gegen Serrano begangenes Attentat wird für unbegründet erklärt.

Italien. Rom, 20. Juli. Das Reglement für ie In des Klostérgeseßes is jet veröffentlicht worden.

Binnen 20 Tagen werden danach Formulare an die sämmtli- chen Vorsteher und Vorsteherinnen der Klöster in Rom und der rômishen Provinz vertheilt, deren Rubriken innerhalb dreier Monate auszufüllen sind. Diese Rubriken umfassen Personal- bestand, Besißthum an liegenden Gründen, Gebäuden, Kunst- werken u. \. w. Um die gesegzlih festgestellten Pensionsbeträge zugewiesen zu erhalten, haben die Drdensangehörigen durch Ver- mittlung der Vorstcher ebenfalls binnen drei Monaten eine be- glaubigte Eingabe einzureichen, welche Akt und Datum der Ab- legung des Gelübdes, bei den Priestern auch den Akt der Ordination und bei denjenigen unter den Bettelmönchen, welche glauben, auf die vergrößerte Rate Anspruch zu haben, noch den Nach- weis darüber enthält, welhe Krankheit oder Schwäche sie an jeder Erwerbsth tigkeit verhindert. Die Regierung hat außerdem die Befugniß, eines oder mehrere Klöster in Rom als Asyl für alte und gebrehlihe Ordensangehörige, Nonnen oder Mönche, zu reserviren, und fordert diejenigen, welche darauf Anspruch machen, zur Meldung auf. Das Reglement detailliri sodann das Verfahren des Ausschusses bei der Konvertirung des liegenden Besißzthums in Staatsrente und trifft die näheren Bestimmungen über die Vertheilung der fih ergebenden Summen in die ver- schiedenen Fonds für Pensionen, Wohlthätigkeits-, Bildungs- und Kultzwecke. Das fünfte Kapitel handelt von den zu Gunsten von Ausländern in Rom errichteten geistlichen Stiftungen, sofern fie unter die Bestimmungen des Klostergeseßes fallen. Der 22. Arti- kel des Gesetzes sett fest, daß die Vorsteher derartiger Stiftungen binnen zwei Jahren die Konvertirung des liegenden Vermögens besorgen müssen, wenn fie niht wollen, daß der allgemeine Aus-

\chuß dieses auch für ihre Anstalten in die Hand nehme. Das .

Reglement bestimmt, daß in dem leßteren Falle der Aus\chuß eine besondere Kom.nission ernennen witd, vorzüglih aus Ange- hörigen der Nation der betreffenden Stiftungen bestehend, um die Konvertirung zu besorgen.

Ueber die Papiergeldfrage und die Stellung der Nationalbank find gegenwärtig Verhandlungen zwischen dem Ministerpräsidenten Minghetti und dem Direktor der National- bank, Rombrini, im Gange.

Turin, 25. Juli. (W. T. B.) Der Schah von Per- sien is gestern Abend hier eingetroffen und vom Könige und den Königlichen Prinzen empfangen worden,

NRufßlaud und Polen. St. Petersburg, 23. Juli. Wie das „Warsch. Tageb!.“ meldet, wird der Kaiser am 24. d. M. in Warschau eintreffen, daselbst drei Tage verweilen und am 28. um 4; Uhr Nachmittags hierher weiter reisen.

Der „R. I.“ giebt ferner noch folgende Nachrichten aus dem Bericht des General-Adjutanten von Kaufmann über die Operationen der vereinigten Detahements bei der Einnahme der Stadt Chiwa: i

Aus früheren Mittheilungen ist bekannt, daß die Truppen des Turkestanschen Detachements nah der Einnahme der Stadt Chasar- asp am 4. Juni weiter geführt wurden und auf dem Wege nah Scheich-aryk zwischen dem Uebergange über den Amu-Darja und Cha- sar-asp ein Lager bezogen.

Nachdem das Turkestansche Detachement drei Tage in dieser Po- sition verblieben, um die Formirung des Trains abzuwarten, rückte es am 8. Juni über Chasar-asp nah Chiwa vor, an dessen Mauern es am Mergen des 10. Juni anlangte,

Inzwischen war das Orenburg-Mangyschlakshe Detachement, das ih am 6. N in Kosch-kupyra befand, am anderen Tage ‘in der Richtung Chiwas weiter marschirt, wobei der Vortrab disselben vom Feinde mit Schüssen empfangen wurde, doch gelang es den Schüßen

und der Artillerie bald, denselben zu vertreiben, Am Morgen des

8. Juni wurde auf das am Kanal Chatyr-Tut aufgeschlagene Lager der Orenburger und kaukasischen Truppen von etwa 3000 Chiwejen und Turkmenen ein äußerst kühner Ueberfall auf beide Flanken aus- geführt. Derselbe wurde an allen Punkten abgeschlagen und die Kavallerie verfolgte den Feind, indem er ihm empfindliche Verluste beibrahte.

Die bei dieser Gelegenheit von den chiwesischen Schaaren an den Tag gelegte Kühnheit und dem General-Lieutenant Werewkin zugegan-

gene Gerüchte ließen ihn glauben, daß die Turkestanschen Trupyen noch ziemlich weit von der Stadt Chiwa entfernt seien. Jn der Er- Fenntniß, daß entschiedenes Handeln nothwendig sei, um dadur auf den Geist der Chiwesen einzuwirken, beshloß General-Lieutenant Merewkin am 9. Juni mit den Orenburg-Mangyschlakschen Detachement ein allgemeines Vorgehen gegen Chiwa zu unternehmen, um in Er- wartung der Befehle des General-Adjutanten von Kaufmann die Umgebuugen der Stadt zu rekognosziren.

Bei den Gärten der Stadt angelangt, wurde das Detachement von heftigem Gewehr- und Artilleriefeuer empfangen; nah einem hart- näckigen Kampfe mit dem Feinde warf es seine Batterien hart vor den Mauern der Stadt auf.

Um diese Zeit erschien bei dem Chef des Detachements ein Bote aus der Stadt, um wegen der Uebergabe in Unterhandlungen zu tre- ten; diese führten jedo zu keinem positiven Resultat, da der Chan geflohen war und in Chiwa die vollkommenste Unordnung und Ge]eß- losigkeit herrschte. Inzwischen dauerte das Geschüßfeuer von den Mauern der Stadt troß der Versicherung des Boten, daß sie sih erge- ben wolle, fort, in Folge dessen das Bombardement gegen dieselbe er-- ffnet wurde, das ungefähr eine Stunde währte.

In derselben Nacht ging dem General-Lieutenant Werewkin vom General-Adjutanten von Kaufmann der Befehl zu, das Bombarde- ment einzustellen und nicht wieder zu eröffnen, jo lange auf seine Truppen nit von den Mauern der Stadt geschossen würde. Diese Anordnung war dadur hervorgerufen worden, daß am 9. Juni Abends in dem an der Ostscite der Stadt bei Jangi-aryk befindlichen Turkestanshen Detachement ein Vetter des Chans erschienen war, mit einem Brief dieses leßt:ren, in welchem Seid-Rachim seine vollkom- mene Unterwerfung anzeigte und den General-Adjutanten von Kauf- mann bat, dem Orenburg-Mangyschlakschen Detachement die Ein- stellung der Kanonade zu befehlen. E

_ Nachdem, wie erwähnt, General-Adjutant von Kaufmann diese Vitte des Chans erfüllt, sprah er dem Boten gegenüber den Wunsch aus, der Chan möge ihm am anderen Morgen, den 10. Juni, ent- gegen kommen, wenn das Turkestansche Detaschement gegen die Mauern Chiwa's anrücke. :

Indessen eröffneten die Chiwesen am 10. Juni vom frühen Mor- gen an abermals das Feuer auf die Orenburger und kaukasischen Truppen. Da befahl General-Lieutenant Werewkin, um die Stadt von der uns feindlichen Partei gänzlich zu säubern, die unserem fried- lihen Einzug in die Residenz hinderlih war, in die Thore und Mauern Bresche zu schießen und sie zu beseßen, was auch mit Erfolg ausgeführt wurde. Der erste, der an der Spiße der Sturmko!lonae eindrang, war der Oberst-Lieutenant Sifkobelew vom Generalstabe; ihm folgte der Adjutant Sr. Königlichen Hoheit des Großfürsten Wladimir Alexandrowitsh Lieutenant Graf Schuwalow.

Das Turkestansche Detachement rückte dagegen gleichfalls am 10. Juni um 8 Uhr Morgens von der anderen Seite gegen die Stadt- mauer vor, und hier wurde General-Adjutant von Kaufmann von den vornehmstèên und angesehensten Personen des Chanats mit der Mit- theilung empfangen, daß Chiwa fich ergeben wolle und der Chan zu den Jomuden geflolen sei. Nachdem General - Lieutenant Werewfkin fodann den Befehl erhalten, die Feindseligkeiten einzustellen, rüdckte General-Adjutant von Kaufmann, in Begleitung Jhrer Hoheiten des Greßfürsten Nikolai Konstantinowitsh und des Fürsten Eugen Maxi- milanowitsch, an der Spiße von Truppentheilen aller drei Expeditions- cue um 2 Uhr Nachmittags feierlich in die Residenz des Chanats

jiwa ein.

Die Verluste der Orenburger und kaukasischen Truppen am 9. Juni vor den Mauern Chiwas waren leidec ziemli bedeutend; getödtet wurden zwei Soldaten; verwundet ein General (General- Lieutenant Werewkin durch eine Flintenkugel am Kopfe), 5 Dffiziere, 45 Soldaten; kontusionirt 4 Offiziere 11 Soldaten.

Der Ausmars\ch der russischen Truppen aus der Stadt Chiwa unter dem Befehle des Generals Kaufmann is auf den 15. (27. n. St.) August d. I. festgeseßt.

24. Juli. (W. T. B.) Die Bedingungen des mit dem Chan von Chiwa abgeschlossenen Friedenstraktates sind nach dem „Golos* folgende: Chiwa zahlt eine Kriegskontribution von 2 Millionen Rubel binnen 7 Jahren. Zur Sicherstellung dieser Kontribution bleiben Shuharan und Kungrad von russi- \hen Truppe beseßt. Das Chanat behält unter der Regierung Des dermaligen Chans seine Selbständigkeit. Die Grenze des Chanats von Chiwa bildet künftig der Amu-Darja-Fluß; die seitherigen Besizungen Chiwas am rechten Ufer des Amu-Darja werden als Entschädigung an den Emir von Bokhara für die von demselben den russishen Truppen geleistete Hülfe abgetreten. Ges "Sg ist für die Zukunft im Chanat von Chiwa ab- geschaf#st.

Dänemark. Kopenhagen, 22. Juli. Der Prinz Arthur von Großbritannien wird zu Anfang nächster Woche auf Schloß Friedensburg zu einem längeren Besuche er- wartet; auch der Großfürst-Thronfolger von Rußland nebs} Gemahlin werden auf der Rückkehr von England einen kurzen Aufenthalt auf Schloß Friedensburg nehmen.

Das Ministerium des Innern hat eine Sachver- ständigen-Kommission zur Berathung der Fischexei-Angele- genheiten des Landes ernannt, welche Vorschläge zu solchen Bestimmungen zu machen haben wird, die theils auf dem Wege der Geseßgebung, theils auf administrativem Wege zu treffen sind, um die Fischerei in den dänishen Gewässern zu re- guliren und zu fördern. Die Berathungen werden von dem Konsulent.n der Regierung in Fischereisachen, Assessor Fiedler in Sterrede, geführt werden und zu Anfang des nächsten Monats beginnen.

Amerika. New-York, 24. Juli. (W, T. B.) Nah aus Mexiko eingelangten Nachrichten i es den Mexikanern gelungen, fih des Rebellenführers Lozada zu bemächtigen.

Australien. Kabelnachrihten vom 22. d. M. melden: In Adelaide is ein neues Ministerium gebildet worden, dessen Premier Herr Blyth is. Das neuseeländishe Parla- ment wurde eröffnet. Die angekündigten Vorlagen sind ein Unterrichtsgesez und ein Geseh für die Herstellung einer Münze für Silber- und Kupfergeld.

Nr. 54 des „Amts-Blatts der D eutschen Reichs-Post- Verwaltung“ hat folgenden Inhalt: General -Verfügung vom 22. Juli 1873. Drucksachen und Waarenproben nah und aus Däne- mark. General-Verffigung vom 22. Juli 1873. Patcketsendungen mit Butter 2c.

Die Nr. 30 des „Preußischen Handels-Archivs* hat folgenden Inhalt: Geseßgebung: Deutsches Reich: Mümzgeses vom 9. Juli 1873. Deutschland und Italien: Schiffêvermessungs- verfahren für die Handelsmarine. Niederlande: Uebereinkunfr des Staats mit der Niederländischen Handels esellschaft Über den, Trans- port und Verkauf niederländisch-indischer Produkte 1n den Niederlan- den. Frankreich: Dekret, betreffend das Zollwesen der Kolonie Reu- nion. Statistik: Dänemark: Jahresbericht des General-Konsu- lats zu Kopenhagen für 1872 (Schluß). Niederlande: Jahresbe- richt des Konsulats zu Rotterdam für das Jahr 1872. Griechen- land: Jahresbericht des Vize-Konsulats zu Zante für 1872. Groß-

Siam: Die Handels- und Schiffahrtsverhältnisse von Bangkok. Chile: Jahresbericht des General-Konsulats zu Valparaiso für das Fahr 1872. Mexiko: Jahresbericht des Konsulats zu Tampico für 1872. Handelsbericht des Konsulats zu Guadalajara für 1872. Mittheilungen: Tilsit. Glogau. Danzig. Halle a. S. Bielefeld. New-York. Harlingen.

Statistische Nachrichten.

Brüssel, 23. Juli. Da3 Bureau „Veritas“ mat die wäh- rend des Juni vorgekommenen Unylücksfälle zur See bekannt. Danach gingen in der angegebenen Periode 89 1 Pit e und 12 Dampfer zu Grunde. Unter den ersteren waren 47 britische, 12 fran- geste, 7 deutshe, 7 amer kanische, 4 italienische, 4 norwegische,

österreichische, 1 russishes, 1 türkishes, 1 dänisches, 1 {wedisches, 1 griehisches uud 1 dessen Flagge nicht bekannt ist. Unter den ver- loren gegangenen Dampfern waren 7 britische, 3 rusfische, 1 deutscher, 1 französischer und 1 spanischer.

Kunst und Wissenschaft.

Berlin, 25. Juli. Die Nr. 1—6 (XI. Jahrg.) der „Zeit- \chrift für Afklimatisation“, Organ des Afkflimatisations- Vereins hierselbst, herausgegeben von Dr. L. Büuvry, (Verlag von Reinhold Kübn & Enzelmätia) hat folgenden Inhalt: Statuten des Vrreins. Verzeichniß der Mitglieder. Borstand des Afkklimati- sations-Vereins. Bekanntmachungen. Bericht über die Thätigkeit des Afflimatisations-Vereins in Berlin im Jahre 1872. Von Dr. L. Buvry. Verhandlungen. Ueber Antilopen. Vom Direktor Dr. A. E. Brehm. Zucht des amecikanishen Seidenspinners, Za- tarnia Cecropia. Von J. Wullschlegel in Lenzburg. Zucht des japanischen Eichen-Seidenipinners, Bombyx Yama-Mayu. Von Ad. Reihlen, Fabrikbesißer in Stuttgart. Ueber Lärchenbäume. Von Dr. Carl Bolle. Eignen sich Stecklinge der LSalix acutifolia zur Verpflanmung auf Sandboden und wie ist diese Weide überhaupt am vorthe:lhaftesten fortzupflanzen und zu verwerthen? Von v. Meyerinck, Ober-Jägermeister und Kammerherr Sr. Majestät des Königs, -mit einem Nathtrage des Garten-Jnspektors Bouché und Dr. Carl Bolle, Wie sind Champignons auf die leichteste und rentabelste Weise zu fultiviren, um größere Mengen zu erzielen? Vom Garten-Jnspektor Bouché in Berlin. Vereins-Album.

_ Zu der im Jahre 1869 in erster und im Jahre 1870 in zweiter Auflage erschienenen Gewerbe-Ordnung für den Nord- deutschen Bund (Allgemeine deutshe Gewerbe-Ordnung) vom 21. SFuni 1869, aus amtlichen Quellen zusammengestellt und heraus- gegeben von Dr. G. M. Kletke (Kommissionsverlag von C. Pfeiffer u Raskfe, Berlin), ist ein dritter Band, zuglei als Supplement zu allen Ausgaben der deutschen Gewerbe-Ordnung, erschienen. Derselbe enthält alle seit Emanation der Gewerbe-Ordnung erlassenen auf die- jelbe bezüglichen Gesetze, Verordnungen des Bundesrathes, Bekannt- machungen des Bundes- resp. Reichskanzlers, sowie Ausführungs-An- weisungen, Instruktionen 2c. der Königlich preußischen Ministerien und Entscheidungen der obersten Gerichtshöfe, in systematischer Ordnung.

Die von demselben Verfasser herausgegebene Kreisordnung für de Provinzen Preußen 2c. (Berlin, 1874, Verlag von Eugon. Grosser) liegt in sechster revidirter und stark ver:uehrter Auflage vor

Nach dem Programm für den vom 17. bis 18. Angust in Hamburg stattfindenden deutschen Journalistentag stehen auf der Tagesordnung folgende Verhandlungsgezen)tände: 1) die Zeitungen und das Telegraphenwesen, 2) die Tagespresse und dié Annoncen- Bureaux, 3) Anträge von Miigliedern in Sachen der Rechte und Interessen der periodischen Presse.

Breslau, 23. Juli. Gestern verstarb hierselbst der Geheime Medizinal-Rath Professor Dr. Barkow, Direktor der Anatomie, Senior der medizinischen Fakultät, welcher er als Dozent seit dem De 1825, als ordentlicher Professor seit dem Jahre 1835 ange- hôrt hat.

London, 22. Juli. Bei dem diesjährigen im Oktober in Norwich abzuhaltenden Naturforscher - Kougreß wird Lord Houghton den Vorsiß führen und die Juaugurationsrede halten. E Sir Charles Meat tone, der berühmte e wurde den „Times zufolge am 30. v. M. zum auswärtigen Mitgliede der franzô- sischen Akademie der Wissenschaften an Stelle des verstor- benen Freiherrn von Liebig gewählt. Derselbe hat ferner vor Kurzem von der französischen Gescllschaft für die Ecmunterung nationaler Jn- dustrie die große Ampire-Medaille erhalten, die alle jechs Jahre für erfolgreiche Anwendung der Wissenschaft auf die Industrie ertheilt wird. Die früheren Empfänger dieser Medaille waren Henry Saint- Claire Deville, der die Aluminium-Fabrikation cinführte; de Lesseps, der Ingenieur des Suez-Kanals, und Boussingault, ausgezeichnet durch seine landwirthschaftlihen Forschungen.

In und bei Belluno dauern die Erdstöße, die am 99. Juni mit so traurigen Verheerungen begonnen haben, immer noh fort. Aus der Stadt Belluno werden solche gemeldet vom 15., 16. und 17, d. M.; aus Farra d'Alpago in der Provinz Belluno ein heftiger wellenförmiger Erdstoß vom 16., der die vorhandenen Risse in den Gebäuden noch vergrößerte.

Landwirthschaft.

In der Provinz Schleswig-Holstein ist der wechselnde Verlauf der Wiîterung im Frühjahr nur den \cchlechten Bodenarten ungünstig gewesen. Auf besserem und bestem Boden sind die Aussichten auf die Ecnte durchweg günstig, wenngleich der Roggen feine volle Ernte liefern wird. Die Oelsaaten stehen vortrefflih und haben nur in den Marschen dur Frost gelitten. Die Sonmerkfrüchte entwickeln sih kräftig, leiden jedoch in den Geestgegenden durch Engerfraß. Den Weiden ist die Witterung ungünstiger geweien als dem Kornbau, }o daß Gras im Allgemeinen sehr knapp ift. In den friesischen Marschen ritet ülerdies der Graëwurm bedeutenden Schaden an. Klee ist mangelhaft, dagegen v-rsprehen die Wiesen reihen Ertrag. Die Mäuse sind fast ganz verschwunden. 0 A

Im Reg. Bez. Merseburg hat die im Juni eingetretene warme und fruchtbare Witterung alle Besorgnisse, welche bis dahin über die Saaten gehegt wurden, vollständig gehoben. Sowohl das Minter- wie das Sommergetreide läßt iin Allgemeinen eine reichliche Ernte erwarten, und auch die bereits begonnene Heuernte erweist sich mit wenigcn Ausnahmen als ergiebig. Die Hadckfrüchte stehen sehr gut. Dagegen wird der S an Obst und Wein wesentl.ch hinter

ewöhnlichen znrübleiben. : g Auch e Bez. Arnsberg hat die Juniwitterung die Aussichten auf die Ernte bedeutend gebessert. Der Icoggen, foweit er nicht durd Mäusefrzß zerstört war, giebt meistentheils noch Aussicht auf befriedigenden Ectrag. Weizen, Sommerfrüchte, Klee und Gras haben sich fräftig entwickelt, doch hat in vielen Gegenden das Un- fraut überhand genommen. Die Heuernte wird durch Regengüsse er- schwert.

Gewerbe und Handel.

In Cottbus waren nah dem Jahresbericht der Handels- fammer des Kreises Cottbus pro 1872 im genannten Jahre bei der Tuchfabrikation verwendet: Zur Spinnerei 49,350 Spindeln, 92 Wölfe, 242 Reißfrempeln, 119 Vorrichtungsmaschinen, 187 Spinn- 203 ietuspigrittiäfhinen, 796 Arbeiter; zur Weberei: 525 mechanische Webestühle, 269 Hand-Webestühle, 1376 Arbeiter; zur Appretur: 24 doppelte Rauh-, 28 einfache Raub-, 30 Bürst-, 10 transy. Scheer-, 42 Langschee--, 3 Dekatirmaschinen, 193 Arbeiter ; zur Walkerei : 68 einf.

britannien: Schiffsverkehr von Leith in 1872. Samoa- (Schiffer-) _Inseln: Handels- und Schiffsverkehr von Apia im Jahre 1871,

5156 Arbeiter bei der Tuchfabrikation beschäftiat. Aus den Boß- dorfer Gruben wurden 1,881,280 Hefktol. = 1,453,969 Toanen Braun- fohlen befördert, 702,236 T. mehr als im J. 1871; aus der Grube zu Weißwasser 528,000 Hefktol. (Die ältere Gießerei zu Cottbus ieferte 5500 Ctr., die neue 1200 Ctr. Maschinenguß.) Auf dem Hüt- tenwerk in Peiß wurden 1500 Ctr. Gußeisen und 800 Ctr. Stab- eisen fabrizi-t. Die Maschinenfabriken hatten guten Absaß. -— Jun Cottbus sind 42 Damyfmaschinen im Betriebe. Die Gasanstalt in Cottbus îpeiste 6205 Flammen, die 570,500 Kubm. Gas konsumirten, 94,484 Kbm. mehr als im J 1871; von der Gasanstalt zu Pei wurden für 1483 Flammen 2,917,600 Kbf. Gas abgegeben, 659,79 Kbf. mehr als im J. 1871.

Züri, 23. Juli. Am 8. September und den folgenden Tagen soll nach den Organen der Arbeiter verbindungen der sechste Allge- meine Kongreß der Internationalen Arbeiter-Assozia- tion in Genf stattfinden.

Verkehrs - Anstalten.

London, 23. Juli. Das Handelsamt hat vom Staats- sekretär für auswärtige Angelegenheiten eine Depesche des britischen General-Konsuls in Pesth erhalten, welche meldet, daß in Folge des Ausbruchs der Cholera an einigen Orten von Rumänien das ganze türkishe Donauufer in Quarantäne gegen Rumänien geseßzt worden ist. Eine Quarantäne wird auch unverzüglich am Bosporus e en das Vilayet und Rumänien hergestellt werden. Dieselbe Be- )örde hat auch die Abschrift einer Depesche des britishen Gesandten in Guatemala erhalten, welche meldet, daß ein Dekret vom 17. Mai die Einfuhr von Feuerwaffen aller Arten in diese Republik bis auf Weiteres verbietet.

Aus. dem Wolff’shen Telegraphen-Bureau.

Frankfurt a. M., Freitag, 25. Juli, Morgens. In der in später Stunde zu Ende geführten Schwurgerihtsverhandlung gegen die Theilnehmer an dem hiesigen Bierkrawall erkannten die Geschworenen den größten Theil der Angeklazten des qualifizirten Landfriedensbruchs schuldig. Der Gerichtshof verurtheilte die Rädelsführer Israel, Schubert und Kropp zu einjähriger Zucht- hausstrafe und zehnjährigem Ehrverluste. Gegen die übrigen 44 Angeklagten wurde auf Freiheits\rafen von 2 Jahren Zucht- haus bis herunter zu 9 Monaten Gefängniß erkannt.

Ems, Freitag, 25. Juli, Mittags. Der Kronprinz und die Kronprinzessin von Sachsen sind soeben hier angekommen. Der Kaiser empfing dieselben am Bahnhofe und fuhr mit der Kron- prinzessin im offenen Wagen nah dem Kurhause, wo das Dejeuner stattfindet. Das Kronprinzlihe Paar wird heute Nach- mittag um 4 Uhr wieder nach Coblenz zurückkehren und dort noh bis morgen Vormittag verweilen. Morgen Nachmittag um 4 Uhr wird der Kaiser von hier nah Coblenz abreisen. Coblenz, Freitag, 25. Juli, Vormittags. Die Kaiserin führte gestern das zum Besuh anwesende Kronprinzlich \äh- fishe Paar nah Stolzenfels und erschien mit demselben darauf im Konzert in den Rheinanlagen. Heute werden die Hohen Gäste dem Kaiser in Ems einen Besuch a. statten.

Dresden, Freitag, 25. Iuli, Vormittags. Der „Dresdner Anzeiger“, das Amtsblatt des Stadtraths, konstatirt, daß seit 5 Tagen in Dresden keine neue Erkrankung an der Cholera vorgekommen if; weshalb die bisherigen Publikationen unterbleiben. Auch in der Umgebung Dresdens erlischt allmäh- lih die Epidemie.

Paris, Donnerstag, 24. Juli. Von der „Agence Havas“ wird aus Madrid vom heutigen Tage gemeldet: Sr, Majestät des Deutschen Kaisers Panzerfregatte „Friedrih Carl“ hat ‘den kleinen, den Insurgenten gehörigen Dampfer „Vigilante‘! ge- nommen, der auf der Fahrt nah Almeria war, um daselbst die Proklamirung eines besonderen Kantons zu versuchen. Galvez, Deputirter der konstituirenden Nationalversammlung und Haupt der Insurgenten in Karthagena, befand fich an Bord des ge- nommenen Schiffes.

Paris, Freitag, 25. Juli. Nah weiteren Nachrichten, welche der „Agence Havas“ aus Madrid zugegangen find, hätte sih die deutsche Fregatte „Friedrih Carl“ mit ihrer Prise nah Gibraltar begeben.

fVelegraphiarite SUitiertunayeicricikties

Z E | | Allgemeine

Ort . | Abw|Terap.| Abwy D. L. v.M.| B. | v. M,

1 j

Fin Himmels- &ngicht,

24. Juli.

7\Constantin. |336,8| | 16,8| |[W., mässig. |schön,!)

6|Btettin.. 1337,8|+1,3| 12,8/+0,1/N., mäss. heiter.

7 Gröningen ./336,8| | 17,6| |080,, stille. |bewölkt.

25. Juli.

7T|Haparanda ./340,7| 13,8! |S.,; schw. [heiter

7|Christians. ./338 7| | 14,6| |ONO., schw. ‘|bewölkt.

1 Yorndamnd O8 -- 2A S as x Mone Dames,

7|Petersburg .339,2| 14,6 |N0,, schwach.|bewölkt.

7 Stockholm [340,0 | 14,4| 0, schw. [wenig bewölkt,

7 Skudesnäs, ./338 8| 14.6 [|080., mässig.| wenig bewölkt,

TOxöe..... .1339,4/ 14,4| |ONvu., mäss. [wenig bewölkt,

8 Helsingör ..! | | |NO,, E L B

7Moskau, . ../330,8| 12/3| 18, stark; ewölkt.

S alemal .…. .3378/41,6) 12,6 —0,5/NO., müss. sheiter.

7\Flensburg 3380| | 15.3| |80,, schw. sheiter.

7|önigsbèrg |1337,3/+-1.2 15,2/+1,0/N0., schw, \heiter.

6 Danzig …. .337.,5/+1,0| 14,0/+0.7/ —- heiter.)

O S Rebe O2 f schw,_ nor.

[Kieler Haf./340,0| 15,2/ 130., mässìg. |bewölkt. 7|\Cöslin .…. .1338.1/4-2,7| 13,7/4+0,2/N0,, mässig. |trübe.

| Pader cimx O4 2 Os E E |[Wilhelmsh. [3365| 15.6 8Chw. ed-ckt.

6 Stettin …. ./338.0/4+1,5| 13,4/+0,7/NNO., schw. |vedeckt,

7 Gröningen .339,0| | 15,0 |WNW,, stille.|schön.

6 Bremen : 2A A h m = bed, Regen. QLAeLr . « . „|DOC P Pie vel S8, S . ss [Berlin .…. .1337,5|42,1| 12,7|—0,1|0., schw. [ganz trübe,

|Posen (333 0/—1,3| 12 4/—1,0/N0,, schw. |[trübe.

Münster .… 3366 +1.6 13,0 +13 8W,, schwach. [zl heit, Nebel.

Torgau. ./335 2/4+1.2| 13,2/+0,2/0., mäss. heiter.

Breslau ,..1332,6/4-0,7 Ie —2,0 fd schw. |heiter.

Brüssel ,..1339,4/ 9,7) stille. |schön.

337,1/+2,1 NW., mäss. heiter.

Wiesbaden .1334,4| NW,., s. schw. heiter,

Trier 233.6/+1,3 AN0., schw. [bedeckt, neblig.

Cherbaurg . 338,5| Windstille. |sehr bewölkt,

N A 80., mässig. |trübe. j

Carlsruhe. ./3944| N, stille. |bed,, Nebel. 7|Paris .….../339.0| 0, fast stille!jetw. bewölkt. 7|8t. Mathieu 338,3| S., lebhaft, bedeckt.

1) Gestern Regen bei starkem NW. 2) Strom §8. Gestern

MWaltklöcher, 47 doppelte Walkcylinder, 28 Waschcylinder, 10 Wasch- iócher, 48 Arbeiter, s zur Färberei: 43 Arbeiter. Im Ganzen wurden

Nachm, NNO. schwach, Strom S. 3) Gestern Abend Regen und Gewitter,