1873 / 175 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 26 Jul 1873 18:00:01 GMT) scan diff

aa Mf D O Le Nu r e M S g oTOET B 7AM: S B wh Mg B 0 T E R TAE M Mgr mf on n n p Oh gt 5dr om E f A2 L M 14; Fd ffs, fat s Ties

dieselben unmittelbar für technische oder industrielle Berufszweige ausbilden. y Berlin, den 10. Juli 1873. Der Reichskanzler. In Vertretung: D el brü ck

Königreich Preußen.

Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht:

Den Mitbesfigzer des Rittergutes Fürstenberg, Hauptmann a. D. von Hohwaechter, zum Landrathe des Kreises Moers zu ernennen ; sowie

Den Rechsanwalt und Notar Hugo Westermann und den Kaufmann Heinrich Erdmann zu Mülheim a. d. Ruhr, der von der dortigen -Stadtverordneten-Versammlung getroffenen Wahl gemäß, als unbesoldete Beigeordnete der genannten Stadt für die geseßliche \sechsjährige Amtsdauer zu bestätigen.

Minisierium der geiftlihen, Unterrihts- und Medizinal-Angelegenheiten.

Der Archivar am Staatsarhiv zu Marburg, Privatdozent Dr. Chriftian Wilhelm Michael Grein ift zugleih zum außerordentlihen Professor der philosophischen Fafultät der Uni- versität daselbst ernannt worden.

Am Gymnafium in Ohlau ist die Beförderung der Lehrer Dr. Lampe und Dr. Peter zu Oberlehrern genehmigt worden.

An der Realschule in Bromberg ist die Beförderung des ordentlihen Lehres Max Engelhardt zum Oberlehrer geneh- migt worden. 2

Die praktishen Aerzte Sanitäts-Rath Dr. von Buenau zu Colberg und Dr. Liedke zu Bubligz find zu Kreis-Physikern der Kreise Colberg-Coerlin resp. Bubliß und die praktischen Aerzte Dr. Lebram zu Coéslin und Dr. Friedlaender zu Bubliz find zu Kreis- Wundärzten der Kreise Coeslin resp. Bubliz ernannt worden. #8 :

Ministerium für Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeiten. Der Berlin-Anhaltishen Eisenbahn-Gesellschaft is bezüglich des diesseitigen Staatsgebiets die Erlaubniß zur Anfertigung enereller Vorarbeiten für eine Eisenbahn von Wittenberg über Düben nah Leipzig ertheilt worden. Dem Mechaniker Ern} Kuhlo zu Stettin is unter dem 23. Juli 1873 ein Patent: auf einen Kompaß, soweit derselbe nah der vorgelegten Zeich- nung und Beschreibung als neu und eigenthümlih erkannt ist, ohne Jemanden in der Benuzung bekannter Theile zu be- \chränfken, auf drei Jahre, von jenem Tage an gerechnet, und für den Um- fang des preußishen Staats ertheilt worden. Der bisherige Königliche Kreisbaumeister Franz Wesphal in Hamm ist zum Königlihen Bau-Inspektor ernannt und dem- selben die Bau-Inspektorstelle zu Hagen verliehen worden.

Preußische Bank. Wochen-Uebersicht der Preußischen Bank vom 23. Iuli 1873. Aktiva. 1) Geprägtes Geld und Barren . . ., 2) Kassen- Anweisungen, Privat-Banknoten

Thlr. 238,585,000 5,096,000

» 175,835,000

e 24,169,000

« 3,993,000

und Darlehnskafsensheine . . ._, 3) VWethsecl-Bennie 208A L 8

ch4) Lombard-Bestunde L 9) Staatspapiere, verschiedene Forderungen

und Aktiva . A R Paf7}iva. 6) Banknoten im Umlauf . 7) Dépositet-Kapitali@a L E, 8) Guthaben der Staatskaffen, Institute und Privatpersonen, mit Einschluß des Giro- E L E a S e 111,488,000 Berlin, den 26. Iuli 1873. Königlih Preußishes Haupt-Bank-Direktorium. v. Dechend. Boese. Gallenkamp. Herrmann. Koch.

Thlr. 272,342,000 , 28,729,000

Angekommen: Dér Präfident des Haupt - Bank - Direk- toriums von Dechend aus der Schweiz.

Summarische Uebersicht über die Zahl der Studirenden auf der Königlichen Universität zu Breslau im Scmmer-Semester 1873.

Im Winter-Semester 1872/73 waren immatrikulirt 962. Davon find abgegangen 147, es sind demnach geblieben 815. In diesem Semester sind hinzugekommen 161, die Gesammtzahl der imma- trifulirten Studirenden beträgt daher 976 Die katholisch-theologische Fakultät zählt Preußen 108, Nichtpreußen 1, zusammen 109. Die evangelisch-theologische Fakultät ¿ählt Preußen 49, Nichipreußen —, zusammen 49. Die juristische Fakultät zählt Preußen 297, Nicht- prenht 9, zusammen 302. Die. medizinishe Fakultät zählt Preußen 172, Nichtpreußen 2, zusammen 174. Die philosophische Hakultät ¿ählt: a. Preußen mit dem Zeugniß der Reife 320, b. Preußen mit dem Zeugniß der Nichtreife nah §. 35 des Prüfungs-Reglements vom 4. Juni 1834 1, e. Preußen ohne Zeuqniß der Reife nah §8. 36 desselben Reglements 9, d. Nichtpreußen 12, zusammen 342. Summa 976. Außer diesen immatrikulirten Studirenden besuchen die hiesige Universität als nur zum Hören der Vorlesungen berechtigt: 1) nicht immatrikulirte Pharmazeuten 39, 2) nicht immatrifulirte Oekono- men c. 7, die Gesammtzahl der nicht immatrikulirten Zuhörer ist 46. Es nehmen folglich an den Vorlesuugen Theil 1022.

Die Heut ausgegebene Nr. 8 der Allgemeinen Ver- loosungs-Tabelle des Deutschen Reihs- und Königlich Preußischen Staats-Anzeigers enthält die Zichungslisten folgender Papiere: Aachen-Düsseldorfer, Aachen-Mastrichter, Altona-Kieler, Bergish-Märkische, Bremische West-, Brest-Grajèwo-, Côln-Crefelder, Dortmund-Soester, Düsseldorf-Elberfelder, Kaiserin Elisabeth-, Ober- \chlesische, Ruhrort-Crefeld-Kreis-Gladbacher Eisen- bahn-Obligationen 2c.; Aken-Rosenb urger Deichverband-Ob- ligationen; Angerburger, Danziger Land-, Friedländer, Fürstenthumer, Glogauer, Greifswalder, Heiligen- beiler, Johannisburger, Niederunger, Schrimmer, Sensburger Kreis-Obligationen ; Baz ar-Gesellschaft, Aktien ; Braunsberger, Hallesche, Krotoschiner, Langen- falzaer, Oftrowoer, Posener, Quedlinburger, Wies- badener Stadt-Obligationen; Bremer Courant-Anleihe von 1859, Erft- Niederung, Meliorations-Genossenschafts-Obligatio- nen. Kurhessishes (vorm.,) Staats-Lotierie-Anlehen de 1845. Lombardish-Venetianishe Anlehen; Madrider Stadt- Anleihe ‘de 1868; Magdeburg-Rothensee-Wolmirstedter Deichverband-Obligationen; Niers- und Nordfkanal-Niede-

rungen, en s-Obligationen; Rusfs\i#\che 1. innere 5 pCt. rungen, Genossenshafts-Obligationen; Russi ch re 5 pC

Die Allgemeine Verloosungs - Tabelle erscheint wöchentlih einmal und ift zum Abonnementspreis von 15 gr. vierteljährlih durch alle Postanstalten zu bezichen, in Berlin au bei der Expedition Wilhelmstraße 32. Preis pro einzelne Nummer 23 Sgr.

Zur Beantwortung mehrfaher Anfragen wird bemerkt, daß die Allgemeine Verloosungs-Tabelle dem Reichs- 2c. Anzeiger nicht beigefügt wird, sondern nur mittelst besonderen Abonnements bezogen werden kann.

Nichtamfliches. Deutsches Nei.

Preußen. Berlin, 26. Iuli. Ihre Königlichen Hoheiten der Kronprinz und die Kronprinzessin von Sachsen find heute Morgen mittelst Dampfschiffs von Coblenz abgereist. Ihre Majestät die Kaiserin-Königin begleitete Ihre Hohen Gäste bis Lahnstein,

Gestern besuchten Ihre Königlichen Hoheiten der Kronprinz und die Kronprinzessin von Sachsen Se. Majestät den Kaiser und König in Ems und besihtigten Abends mit Ihrer Majestät der Kaiserin-Königin die Festung Eyrenbreitstein.

Heut Nachmittag treffen Se. Majestät der Kaiser und König im Residenzschloß zu Coblenz ein.

Bis zum 5. Juli d. Is. waren in den Münzstätten des Deutshen Reichs in Zwanzigmarkstücken 620,777,600 Mark und in Zehnmarkstücken 126,662,630 Mark ausgeprägt worden. In der Woche vom 6. bis 12. Juli d. J. find ferner geprägt in Zwanzigmarkstücken: in Berlin 5,561,820 Mark, in Hannover 1,954,780 Mark, in Frankfurt a. M. 3,110,220 Mark, in München 1,672,920 Mark, in Stuttgart 945, 140 Mark, in Karlsruhe 548,260 Mark und in Darmstadt 250,000 Mark.

Die Gesammt-Ausprägung stellt sh daher bis zum 12. Juli d. Is. auf 761,483,370 Mark, wovon 634 820,740 Mark in Zwanzigmarkftücken und 126,662,630 Mark in Zehnmarkstücken

bestehen.

Auf Grund des 16. der Gewerbe-Ordnung vom 21. Juni 1869 hat der Bundesrath vorbehaltlih der Geneh- migung des nächstfolgenden Reichstages beschlossen, das in diesem 8. 16 enthaltene Verzeichniß konzessionspflihtiger Anlagen auf Hopfen-Schwefeldörren, Asphaltkochereien und Pechsiedereien, sofern fie außerhalb der Gewinnungsorte des Materials errichtet werden, Strohpapierstoff-Fabriken und Darmzubereitungs-Anstalten auszudehnen.

Aus Anlaß der Eröffnung des Betriebes auf der Strecke von Gennep bis Goh der nordbrabant-deutshen Eisenbahn if das Königlich preußische bisherige Steueramt zu Goch in ein Neben-Zollamt 1. Klasse umgewandelt, auf den Bahnhof verlegt und mit der Befugniß zur Abfertigung der auf den Eisenbahnen ein- und ausgehenden Waarensendungen nach Maßgabe der in den §8. 63, 64, 66 bis 71 des Vereins-Zollgeseßes getroffenen Bestimmungen, sowie zur Gestattung von Aus- und Umladungen der auf den Eisenbahnen unter Wagenvershluß beförderten Güter (§. 65 des Vereins-Zollgeseßes) ausgestattet worden.

Beim Hauptzoll-Amte Prostken is eine öffentliche Niederlage erxichtet worden. _-

“Während des Aufenthalts des Ertrazuges Sr. Majestät des Kaisers von Rußland am 24. d. Mts. auf Bahnhof Schneidemühl wurde ein Ahss\chenkelbruch an der Vorderachse des sechsrädrigen Kaiserlihen Salonwagens entdeckt, welcher zu dem Kaiserlichen Separattrain der Warschau- Wiener Eisenbahn gehört.

Bei der Ankunft auf Bahnhof Kreuz hatte man wahr- genommen, daß das Achslager des betreffenden Achs\chenkels etwas warm gelaufen war. Dasselbe wrirde deshalb von den, den Zug begleitenden russischen und preußishen Wagenbeamten gründlih revidirt und geölt, und da s\ich hierbei weitere Anstände nicht ergaben, die Fahrt nah Stneide- mühl fortgeseßt. Hier fand man jedoch das Achslager, ein sogenanntes fest vershlossenes von besonderer Konstruktion, so heiß gelaufen, daß das Aussezen des Wagens und ein Aus- einandernehmen des Achslagers erforderlih ershien, um au das Lagerfutter und den Ahs\chenkel untersuchen zu können. Hierbei ergab \ich, daß der Achs\henkel 5, Zoll vom Bunde entfernt gebrochen wat.

Eine genauere Untersuchung der Achse, welche aus Bündel- eisen besteht, ist angeordnet.

Der Extrazug wurde mit einer Verspätung von È Stunden weiter befördert.

Der Inspecteur der 2. Artillerie - Inspektion, General- |

Major von Bülow hat si, behufs Besichtigung des Schleswig- Holfteinshen Feld-Artillerie-Regiments Nr. 9, Corps-Artillerie, des Schleswigshen Fuß-Artillerie-Bataillons Nr. 9, der See- Artillerie-Abtheilung, der 4. Feld-Artillerie-Brigade und des Brandenburgischen Fuß-Artillerie-Regiments Nr. 3 (General- Feldzeugmeister) zunächst nah der Lostädter Haide (Provinz Hoistein) auf Dienstreiseu begeben.

Der General-Major und Inspecteur der 2. Ingenieur- Inspektion Dietrich is von der vor einigec Zeit unternom- menen Dienstreise nah der Provinz Sachsen, behufs Inspizirung der dortigen Festungen, sowie der Pionier- Bataillone Nr. 3 und 4 hierher zurückgefehrt.

Breslau, 25. Iuli. Vom 283. zum 24. Juli ‘ist weder ein Erkrankungs- noch ein Todesfall an der Cholera polizeilih gemeldet worden. 3 Personen befinden sich noch in ärztlicher Behandlung. Bis zum etwaigen Eintreten fernerer Erkrankungs- fälle werden die bisher täglich erfolgten öffentlihen Nachweisun- gen eingestellt werden.

Vayern. München, 24. Juli. Heute Morgen sind die 1., 2. und 3. reitende Batterie des 3. Feld-Art.-Regt. auf das Lechfeld abgerückt, um daselbst die Hauptübungen vorzunehmen. Commandeur derselben is Oberst-Lieutenant v. Will. Der Marsch geht über Bruck und Landsberg. Gestern sind von demselben Regimente 6 Fußbatterien unter Major v. Hellingrath dahin abgegangen. Die Uebungen werden 3 Wochen dauern, Die dritten Bataillone des JIaf.-Leib-Regts. und des 2. Inf.-Regts. Kronprinz werden am 31. d. M. nah Bruck verlegt werden.

Seit der Rückchr des Staats-Ministers v. Pfeufer aus dem Urlaube haben im Staats-Ministerium des Innern fast täg- lih Sizungen zum Zwecke der Vorberathung und Feststellung verschiedener für den nächsten Landtag bestimmter Gesetzes -

vorlagen ftattgefunden. Diese Berathungen find nunmehr be- endet und die enden Entwürfe an die Kreisregierungen zur gutahtlichen Aeußerung gesandt worden.

Baden. Karlsruhe, 24. Iuli. Das Gesezes- und Verordnungsblatt Nr. 14 vom 23. d. enthält 1) eine landes- herrliche Verordnung: die Organisation der Handelsgerichte be- treffend; 2) eine Bekanntmachung des Ministeriums des Groß- herzoglichen Hauses, der Justiz und des Auswärtig-n: die Be- zahlung der Telegraphengebühren in Strafsachen betreffend.

Sessen. Darmstadt, 25. Juli. (D. 3.) Die Zweite Kam- mer der Stände fuhr in ihrer gestrigen 37. Sizung in der Berathung des Volks\hulgesez-Entwurfes fort und erledigte die Art. 11 bis 19. Art. 11 über die Schulgebäude wurde mit einem Amendement Matty-Meß, wonach in Gemeinden unter 2000 Einw. die Lehrerwohnung in Natur zu stellen is, und einem Antrag Heinzerling, wona b-zi Vorhandensein eines Schul- gutes dem Lehrer auch die nöthigen Oefonomiegebäude zu gz- währen find, angenommen. Art. 12, über die Lehrgegenstände und den Unterrichtsplan, wurde nebs einem Antrage des Aus- \chu}ses, wonach der Unterricht durch Verwendung der Kinder zu kirchlichen Zwecken niht unterbrohen werden darf, und einem Antrage des Abg. Heinzerling, wonach die Kinder wider den Willen ihrer Eltern oder Vormünder nicht zum Mitgehen bei Leichenbegängnissen oder zum Kirchenbesuche außer den ‘in dem Lehrplan festgeseßten Fällen gezwungen werden können, ange- nommen. Die Art. 13, 14 und 15 über die Lehrmittel, die Schulzeit und die Shulzucht wurden unverändert angenommen, ein Antrag Mcgz-Matty, .auch die Orts\chulvorstände bei An- schaffung der Lehrmittel zu hören, abgelehnt. Der Art. 16 über die Fortbildungsshulen wurde mit einem Antrag des Aus- \hu}ses, wona folche für die Gemeinden obligatorish sein sollen, und nur zeitweise Ausnahmen stattfinden sollen, und einem Amendement Goldmann-Heinzerling, wonach auch für mehrere Gemieinden eine Fortbildungsshule bestehen fann und alle Fort- bildungs\hulen gemeinschaftlihe Gemeindeschulen sein sollen, bei denen auch auf die Konfession des Lehrers keine Rücksiht ge- nommen werden soll, - angenommen. Ein Antrag des Abg. Büchner, die weiblihen Fortbildungs\hulen für obligatorisch zu erÉlären, fiel ebenso wie ein Antrag des Abg. Edinger, die weib- lihen Fortbildungs\shulen nicht nach dem Ermessen der Ge- meinde- und Schulvorstände (System des Entwurfs), sondern dem der Kreis\hulkommissionen einzuführen und in allen Fortbildungsshulen den Unterricht unentgeltliG zu erthei- len. Art. 17 über den Unterricht in der Fortbildungs\{hule (in Abenditunden während des Winters) u. \. w. wurde ange- nommen. Ebenso wurde Art. 18 über die sogenannten er- weiterten Volks\{hulen angenommen, jedoch die Frage über deren Verhältniß zu der Fortbildungs\hule noch nicht entschieden. Art. 19, über die Shulpflicht, wurde unverändert angenommen, ausgenommen eine Bestimmung, wonach die Eltern solcher Kin- der, bezüglich deren Konfession in der Schule Religionsunter- richt nit ertheilt wird, für einen anderweiten Religionsunter- richt ihrer Kinder Sorge tragen sollen ; dieser Saß wurde ge- ftrihen. Ein Antrag des Abg. Scriba, auf Ausdehnung des Schulzwangs auf Theilnahme aller taubstummen Kinder an dem Unterricht an den Taubstummenanstalten, wurde abgelehnt.

Lübe, 24. Juli. (H. N.) Der nah seiner verfassungsmäßig stattgehabten Ergänzung zur Hälfte durh Neuwahlen aus der Bürgerschaft gestern zuerst wieder versammelte Bürgeraus- {uß nahm zunächst die Wahl seiner Vorsizenden für ein Jahr vor. Zum Wortführer wurde der von der Wortführung in der Bürgerschaft jeßt zurückgetretene Richter am Obergericht Dr. A. Priess erwählt, zu dessen Stellvertretern die Herren I. C. Fehling und I. von Borries. - Der am Montag in der Bürger- haft gestellte und von dieser zur nähern Erwägung an den Bürgeraus\{chuß verwiesene Antrag auf Einführung des Reichs- münzgeseßzes im lübeckishen Staate mit dem 1. Januar 1874 stand auf der -heutigen Tagesordnung des Bürgeraus\chusses und wurde zunächst zur Begutachtung durhch eine Kommission aus drei Mitgliedern gestellt. Der betreffende Antrag i} übri- gens von der Bürgerschaft nicht direkt angenommen, fondern zur Erwägung des Bürgeraus\{hu}es verwiesen worden. Dies ist der verfassunzsmäßige Weg, den ein aus der Mitte der Bürgerschaft gestellter Antrag nehwen muß. Wenn der Bürgeraus\{chuß zustimmt, gelangt der Antrag von diesem aus unmittelbar an den Senat.

Oesterreih-Ungarn. Wien, 24. Juli. Der König von Württemberg is am 22. d. M. in Ischl angekommen.

25. Juli. (W. T. B.) - Der rufsishe Großfürst Con- stantin Nifolajewit\ch trifft zum Besuche der Weltausstel- lung morgen hier ein. Der Ankunft des Kronprinzen Al- bert von Sachsen und des Großherzogs von Hessen- Darmstadt wird in den ersten Tagen der nähsten Woche ent- gegengesechen.

Schweiz. Bern, 23. Juli. Der Ständerath hat die Berathung der Anträge, betreffend Abänderung des Bundes- geseßes über die Organisation und den Geschäfts- gang des Bundesrathes, beendigt. Nah den nun vom Ständerathe genehmigten Bestimmungen, welhe am 1. August in Kraft treten, liegt den einzelnen Departements in Zukunft die Vorberaihung und Beforgung folgender Geschäfte ob:

Departement des ZnunetäW «(#

1) Die Gejsebe, Verordnuagen und Beschlüsse über die Organi- sation und den Gesch1ft8gang der Bundesbehörden. 2) Ueberwachung der Bundeskanzlei und der Archive. 3) Die Grenz- und die Gebiets- verhättnisse der Kantone unter sih. 4) Die eidgenösfishe Universität und die polytechnische Schule. 5) Die freie Ausübung des Gottes- dienstes der anerfannten ristlihen Konfessionen und die Handhabnng der öoffentsihen Ordnung Und des Friedens unter den Konfessionen. 6) Das Maß- und Gewichtswesen. 7) Die Gesundheitspolizei bei ge- meingefährlichen Seuchen. 8) Die Statistik der Shweiz. 9) Das Bauwesen mit Anschluß der Eisenbahnen.

Finanz- und Zoll-Departement:

a. Im Finanzwesen: 1) Die organischen Bestimmungen über die Form der Finanz- und Kaffaverwaltungen. 2) Die Verwaltung der eidgenössischen Fonds, sowie die Vorkehren für Darlehen und deren Ueberwachung. 3) Die Aufsicht über die Staatskasse und das ge- sammte Rechnungêwefen der Eidgenossenschaft. 4) Das Münzwesen. 5) Die Pulververwaltung. 6) Die D betreffend die Be- stimmung der Geldskala und allfälliger Beiträge der Kantone an die Ausgaben der Eidgenossenschaft. 7) Die Ausfertigung des jährlichen Voranschlags und der Bundeêrechnung. b. Im Zollwesen: 1) Regu- lirung des Zollwesens und Ausmittlung der Zollentshädigungsfummen an die Kantone für diejenigen Berechtigungen, welche vom Bünde übernommen worden; 2) Ueberwachung der den Kantonen zum Fort- bezug überlaffenen Gebühren; 3) Bezug der Grenzzollgebühren und Stellung gehöriger Auëweise; 4) Zollverträge mit dem Auslande.

Eifenbahn- und Handels-Departement:

a. Im Eisenbahnwesen: 1) Die Konzessionirung von Eisenbahnen.

2) Die Ueberwachung der allseitigen genauen Erfüllung der geseßlichen und konzessionêmäßigen Verpflichtungen Seitens der Eisenbaÿngesell- schaften. 3 Eisenbahnanschlußverträge mit dem Auslande. b. Jm

andeléwesen: 1) Beförderung des H :ndels- und Ge:rerbêwesens im

[lgemeinen, wozu der Verkehr mit den Handelskonsuln, soweit der- selbe sich auf den Handel bezieht, gehört. 2) Handhabung des freien Verkehrs im Innern der Schweiz. 3) Handelsverträge mit dem Aus- lande. 4) Ausstellungen im Jn- und Auslande. 5) Uebersichtliche Ausmittlung des Handels der Schweiz. 6) Beaufsichtigung des Be- ¿uges der den Kantonen bewilligten Verbrauchssteuern.

Poft- und Telegraphen-Departement:

3. Im Postwesen: 1) Die Organisation der gesammten Postver- waltung. 2) Die Leitung und Ueberwachung des Postdienstes in allen seinen Zweigen. 3) Die “arne von Fahr- und Lieferungsver- trägen alier Art. 4) Die Anschaffung und der Unterhalt des erfor- derlichen Poistmaterials. 5) Die Postverträge mit dem Auslande. 6) Die Ausmittelung der Entschädigungen an die Kantone und an Privaten für Abtretung des Postwesens an den Bund. b. Im Tele- graphenwesen: 1) Die Organisation der gesammten Telegraphenver- waltung. 2) Die Erstellung der telegraphischen Verbindungen. 3) Die Leitung und U-berwachung des Telegräphendienstes in allez seinen Zweigen. 4) Die Telegraphenverträge mit dem Auslande.

Belgien. Brüssel, 25. Juli. (W. T. B.) Die Depu- tirtenkammer hat nah mehrtägiger Debatte heute den Geseßz- entwurf, betreffend den Gebrauch der flamändishen Sprache vor den Strafgerihten, mit mehreren Amendements angenommen, durch welche in bestimmten einzelnen Fällen der fakultative Ge- brau der flamändishen Sprache für zulässig erklärt wird.

Großbritannien und Irland. London, 24. Juli. Dem „Globe“ zufolge wird die Vermählung des Prinzen Alfred mit der Großfürstin Marie im Septen:ber in St. Petersburg wahrscheinlih im Beisein der Königin gefeiert werden.

Das Unterhaus hielt, wie üblih am Dienstag, zwei Sibungen. In der Nahmittagsfizung bildete die Vorlage, be- treffend Amendirung des Unterrichtsgeseßes, den Hauptgegenstand der Berathung. Ehe das Haus in die Spezialdebatte über diese Moaßregel treten konnte, stellte Dixon (Birmingham) eine Reso- ITution, welche keine Amendirung der Akte für befriedigend er- Élärte, die nicht den Schulbesuch, sowie die Bildung von Sgul- behörden in ganz England und Wales obligatorisch mache und ermangele, die gegen den 25. Paragraphen erhobenen Einwände zu beseitigen. Von Forster im Namen der Regicrung bekämpft, wurde diese Resolution aber mit 129 gegen 45 Stimmen vom Hause abgelehnt. Ebenso wurde ein Antrag von Candlish auf Streichung der §8. 17 und 25 des ursprünglichen Schulgesegzes von 1870 verworfen, nachdem der Premier-Minister Gladstone erflärt haite, daß die beiden Paragraphen zusammen ftehen oder fallen müßten. §. 3 der Vorlage wurde hierauf genehmigt.

In der Nachtsizung gelangte zunächst die Vorlage, betreffend Organisation eines obersten Gerichtshofes (Supreme Court of Judicature Bill), zur dritten Lesung, in Folge dessen fie vor- behaltlich der Königlihen Sanktion Gesezesfraft besißt. Die

Spezialdebatte über die Bill, betreffend Amendirung des Schul-

geseßes, wurde hierauf wieder aufgenommen und ohne wesent- liche Diskussion erledigt. Mehrere neue Paragraphen wurden abgelehnt, andere bis zur nochmaligen Berathung der Vorlage vertagt.

E Vom Cap der guten Hoffnung liegen durch den am 23. d. M. in Southampton gelandeten Postdampfer „Celt“ bis zum 25. Juni reichende Nachrichten vor. Der Geseßentwurf für die Reform des legislativen Raths, welchen die gesezgebende Versammlung mit großer Majorität angenommen hatte, wurde von ersterer Körperschaft dur die den Ausschlag gebende Stimme des Präsidenten verworfen. Auf den Diamantfeldern werden Diamanten noch immer in lohnenden Quantitäten gefunden, aber viele der Diggér find nah den Transvaalshen Goldfeldern ab- gezogen. | 65]

Frankreich. Paris, 24. Juli. Der Kriegs-Minister hat folgendes Rundschreiben an die kommandirenden Gene- rale gerichtet : i:

General! Nach den Berichten, welche der Minister des Innern aus England, Belgien und der Schweiz erhalten, scllen Sendlinge der Internationale in die Haupt - Arbeiter - Mittelpunkte gesandt werden, um eine allgemeine Arbeitseinstellung hervorzurufen; Agenten follen auch versuchen, fih zum Zwecke der Propaganda mit den Seldaten der Garnijonen in den industriellen Departements und an den Orten, wo Marine-Werkstätten find, in Verbindung zu seßen. Mein Kollege hat diese Mittheilungen den Präfekten der betreffenden Departements zugesandt und ihnen die Weisung ertheilt, die Frcinden, welche si mit den Arbeitern ocder den Soldaten in Berbindung zu seßen suchen, scharf überwachen zu lassen. Ich bitte Sie, Jhrecseits die Ueber- wacung der unter Jhrem Befehle stehenden Truppen zu verdoppeln und Jyre Unterstüßung der Civilbehörde zu gewähren, um die Aus- führung der von ihc zur Vereitelung der in Rede stehenden Umtriebe ergriffenen Maßregeln zu sihern. Empfangen Sie, General 2c.

Der Kriegs-Minister: du Barrail.

Die mit Großbritannien und Belgien abgeshlo\- senen Handelsverträge sind heute in der Nationalversamm- Tung auf den Tisch des Hauses niedergelegt worden.

—— 25. Juli. (W. T. B.)- Unter deri in der gestrigen Sizung der Nationalversammlung erledigten Gesezentwürfen be- findet sich auch das Armeereorganisationsgeseß, welches in dritter Lesung angenommen wurde.

Die Vertagung der Nationalversammlung tritt, wie die „Agence Havas“ meldet, wahrscheinlih ers am nächsten Mittwoch ein. i

Nah aus Mezières hierher gelangten Nah- rihten hat in der vergangenen Nacht -unter der dortigen Bevölkerung eine unruhige Bewegung stattgefunden, bei der man zahlreiche Hochs auf Thiers ausbrahte, aber au Hochs auf Gambetta und die Kommune hörte. Der Thätigkeit und Umsicht der Polizei, welhe indeß einige Angriffe auf die Menge machen mußte und verschiedene Verhaftungen vornahm, gelang es, die Ruhe wiederherzustellen. : :

Versailles, 25. Juli. (W. T. B.) Die National=- versammlung beschloß heute die Aufhebung des Gesezes über die Besteuerung der Rohstoffe und erledigte einige andere Geseß- vorlagen von untergeordneter Bedeutung. Der Deputirte Rou- vier beantragte die Aufhebung der Flaggenzuschlagsteuer, und die Versammlung beschloß die Dringlichkeit für diesen Antrag und faßte ferner den Beschluß, niht eher auseinander und in die Serien zu gehen, als bis über die Handelsverträge und die Flaggen- zuschlagsteuer entschieden sei. Unter solhen Umständen gewinnt es immer mehr an Wahrscheinlichkeit, daß der Vertagungstermin noch um einige Tage verschoben wird; die Entscheidung darüber dürfte morgen erfolgen.

Spanien. Nach aus carlistisher Quelle stammenden Nach- rihten “hätte die aus den sogen. Intransigentes bestehende Minorität der Cortes si dafür entschieden, nah Karthagena überzusiedeln und mit Hülfe von Contreras der Madrider Re- gierung gegenüber eine besondere Regierung zu bilden.

Nath aus Barcelona eingegangenen Meldungen wären alle durch Freixa zum Uebergang zu den Carlisten verleiteten Gensd'armen unter Freudenbezeugungen der Bevölkerung dorthin zurückgekehrt, der Kommandant und ein Oberst-Lieutenant der Civilgarde wären von den Freiwilligen gefangen genommeu U, nur Freixa selbst und seinem Sohne wäre die Flucht gelungen.

In Malaga ist es, wie der „Agence Havas* telegraphirt wird, unter den beiden republikanishen Fraktionen, welhe \ih dort die Herrschaft streitig machen, bereits zu blutigen Zusammen- stößen gekommen. Die Carlisten haben das Fort Lizarraga genommen. '

Îtalien. Rom, 25. Iuli. (W. T. B.) In dem heutigen Konsistorium find vom Papste 22 Bischöfe er- nannt worden, nämlich 5 italienische, 5 französische (die Bischöfe von Aix, Chambery, Tarbes, Nevers und Amiens), ferner die Bischöfe von Buenos-Ayres, Szathmar und Erlau (Ungarn), Perth (Australien), Waterford (Irland), Adelaide (Australien) und außerdem 6 Bischöfe in partibus infidelium.

Turin, 25. Juli. (W. T. B.) Der Schah von Per- sien wird am Sonntage über den Brenner nah Wien ab- reisen.

Türkei. Konstantinopel, 26. Juli. (W. T. B.) Ein- gegangene amtliche Nachrihten konstatiren die Abnahme der Cholera in den Donaugegenden. Man nimmt an, daß die Quarantäne für die von der Donau kommenden Provenienzen baldigst aufgehoben werden wird.

Nußland und Polen. St. Petersburg, 24. Juli. Die Großfürsten Constantin und Dmitri Constanti- nowit\ch sind am 20. d. M. Nachmittags auf der Schrauben- forvette „Warjäg“ unter der Flagge des Admirals Baron May- dell in Reval eingetroffen. Außer dem „Warjäg* ankerten im Laufe des gestrigen Tages auf der Rhede daselbst die Segel- forvette „Giljäk“, die Korvetten „Almas“ und „Wojewoda“ und die Kaiserlihe Yacht „Sabowa.“

Die „St. Petersburger Ztg.“ giebt noch folgende Ein- zelheiten aus dem am 19. d. M. eingetroffenen Bericht des General-Adjutanten von Kaufmann über die der Einnahme vonChiwa unmittelbar vorangegangenen Ereignisse:

Am 10. Juni wurden Truppentheile beider Detachements (des Orenburger und Mangysclakschen), und zwar zwei Compagnien, vier Siotnien und zwei Geschüße, an der Stadt vorüber den Truppen des Turkestanschen Detachements entgegengesandt. Das ganze Detachement dorthin zu dirigiren, hielt General-Lieutenant Werewkin bei dem der- zeitigen Stand der Dinge und mit der großen Anzahl Verwundeter für unmöglich. Die Batterieen mit der Bedeckung blieben in ihrer Position.

Schon vorher hatte General-Lieutenant Werewkin erfahren, daß in der Stadt ein erbitterter Kampf der Parteien vor sich gehe, daß inmitten der vollkommensten Anarchie die Turkmenen und andere den Interessen der Stadt fernstehende Eindringlinge die Oberhand gewon- nen, fund daß nah der Abreise des Chars mit seinen nächsten Ver- trauten die Macht seines Oheims Seid-Emir-Ul-Umara, der den Chan vertrat, feine genügende Garantie für die Erfüllung der übernommenen Verpflichtungen bot. Gleichzeitig lief von dem Vortrab die Meldung ein, daß der Feind sich zum Widerstand bereit mache und ‘das Geshüßfeuer von der Festungêmauer nit einstelle. Auf die Nachricht, daß- General - Adjutant von Kauf- mann mit den vereinigten Truvpen aller drei Detachements noch an demselben Tage in die Stadt einzuzieben beabsichtigte, und in Vor- ausfiht der Möclichkeit, daß in der Stadt aus diej¿m Anlaß Wirren entständen, ertheilte General-Lieutenant Werewfkin dem Obersten Con- stantinowitsch die Genehmigung, sich der Stadtmauern für den Fall zu bemächtigen, daß dieses bei genauer Beobachtung der Vorgänge in der Stadt nothwendiz fein sollte, um für die ungehinderte Beseßung derselben eine hinreihende Garantie zu haben. /

Am Morgen des .0. Juni wurde auf Anordnung des Obersten Constontinowitsh die Aufführung einer Breschbatterie für 2 Geschübe in einer Entfernung von 250 Schritten von der Stadtmauer in An- griff genommen. Die Batterie war unter - der Leitung des Stabs- kapitäns Ssedjakin gegen 10 Uhr beendigt, und bald darauf wurde das Feuer aus derselben eröffnet. Nach 24 Schüssen hatten die Mauer und das Thor Oeffnungen, durch welche ein einzelner Mensch hindur{- gehen konnte. Gleichzeitig verhinderten zwei ‘zu beiden Seiten der Ge- shüße zerstreute Compagnien und eine Mörserbatterie den Feind, von den Zinnen Falkonetshüfse abzufeuern. Als Oberst-Lieutenant S|sfkobelew die Brefche im Thor bemerkte, ließ er die 8. Compagnie des S1a- murséfischen und die 4. Compagnie des Orenburger Linienbataillons zum Sturm vorgehen, und nachdem diese 250 Schritte unter dem Feuer des Feindes durchlaufen, bemächtigten fie sich augenblicklich des Walles und dreier Gescbüße. Î

Oberst-Lieutenant Sikobelew war der erste, der durch die Bresche drang; ihm folgte der ihm als Gehülfe zukommandirte Adjut1nt Sr. Kaiserlichen Hoheit des Großfürsten Wladimir Alexandrowits, Licu- tenant Graf Schuwalow, und diesem der Kapitän Assejew. Unter denen, die fich freiwillig gemeldet, befanden sich Oterst Newinski und die Fähnriche Plotnifkow und Ssurow. Ein Geschüß warde vom Kapitän Assej.w genommen, zwei Geschüße von- der 4. Compagnie

des 2. Orenburger Linienbataillons, davon das erstere vom Kapitän | Chlysstow. Der Jessaul Fürst Jmercetinsfi erstieg auf einer inzwischen |

herbeigebrachten Leiter mit 15 Kosaken das Thor und pflanzte dajelbst das Fahnchen der 2 Orenburger Ssotnia auf.

Kaum waren die Mannschaften dur die Bresche gedrungen, als der Feind vom Friedhofe aus eine Salve abfeuerte und mit dem Rufe , Alaman“ auf die sich ordnende Jnfanterie losftürzte. Der Andrang des Fein des war in diesem Moment ungewöhnlich stark; die Mehrzahl unserer Leute wurde ver-

wundet. Inzwischen aber gelang es nach großen Anstrengungen, die | Thore auszubrechen, und ein Zug Artillerie unter dem Befehl des | Lieutenants Sstaschewsfki wurde in die Stadt geführt. Die Truppen | rückten nun in verschiedenen Richtungen vor, es wurden einige Kartät- | shens{chüfsse und zwei Raketen abgefeuert, um bie Straß-zn von den | auf die Truppen schießenden bewaffneten Haufen zu szubern. Da traf | vom General-Adjutanten von Kaufmann die Ordre zur Einitellung |

der Feindseligkeiten ein. An Verlusten hatten wir an diesem Tage

cinen verwundeten Ober-Offizier, den Fähnrih Saborsfi und 10 ver- |

wuudete Gemeine, davon drei sw. E ns Um zu erflâren, was den Oterbefehlshaber der Erxrpeditions-

truppen zur Einfst-llung der Feindseligkeiten gegen die Refidenz des |

Chanats bewog, müssen wir uns zu dem wenden, was im Turkestan- schen Detachement nach der Einnahme von Chasar-ajp, am 23. Mai vorging.

Nachdem das Turkcstansche Detachement bekanntli zwischen Scheich-aryk und Chaîar-asy Stellung genommen hatte, verweilte es daselbst am 5., 6. und 7. Juni. Jn diesen Tagen wurde ein Wagen- train von mindestens 500 Wagen formirt, und am 8. Juni Morgens rüdten die Turkestanschen Truppen in der Stärke von 12 Compagnien, 12 Geschüßer, 3 Ssotnien und einer Raketen-Division auf dem Wege nach Chiwa vor.

Den 68 Werst langen Weg bis zur-Stadt legten die Truppen im Laufe des 8 und 9. Juni zurück, und am 10. Juni um 8 Uhr Morgens machten sie 2 Werst von der Stadtmauer Halt. Der ganze Weg dér Truppen war vom Feinde gesäubert, und sie legten ihn ohne einen Schuß zurück. Die Dörfer waren auf eine Strecke von 40 Werst ron Chiwa von den Einwohnern verlassen, die sich mit ihren Familien und ihrer Habe nach Chiwa aufgemacht hatten. R

Am Tage vor dem Ausrücken der Truppen aus Chasar-asp, am 7. Juni erschien beim General-Adjutanten von Kaufmann abermals ein Abgesandter des Chans mit einem Briefe desselben, in welchem Seid-Muhamed-Rachim-Chan unter Wiederholung der Versicherung

seiner friedlichen und freundshaftlihen Gesinnung erklärt, er habe alle Forderungen in Betreff der in Chiwa gefangen gehaltenen Russen bereits erfüllt, er begreife nicht, weêhalb diese von drei Seiten in sein Gebiet eingerüdckt seien, und den General - Adjutanten von Kaufmann bitte, Halt zu machen, umzufehren und ihm feine Friedenebedingungen vorzulegen.

General-Adjutant von Kaufmann ließ diesen Brief unbeantwortet und befahl dem Sendboten, nah Cbiwa ?urückzukehren und dem Chan mündli zu erklären, daß er den Marsch seiner Truppen nit auf- halten und über die Friedensbedingungen in Chiwa unterhandeln werde.

__ Gleichzeitig mit der Ankunft des Abgesandten erhielt General- Adjutant von Kaufmann vom General - Lieutenant Werewkin einen Bericht, in welchem dieser ihm anzeigte, daß er in Folge des Eintreffens untrüglicher Nachrichten über die Einnahme Chasar-asps dur die Turkestanschen Truppen feine Marschroute geändert habe und anstatt nach Neu - Urgentsch von Mangyl, über Kitai, Gurlen, den Kanal Klytsch nias-bai, Kjat und Kosch-kupyra gegen Chiwa vorrüde.

Im leßten Nachtlager des Turkestanshen Detachements vor Chiwa, am Abend des 9. Juni fam im Lager bei Jangy-aryk wiederum ein neuer Bote des Chans, sein Better Jrtasali-Chan, an. Er übergab dem Ober-Befehlshaber einen Brief Seid-Rachim-Chans, in welchem der Chan erflärte, daß er sich mit seinem ganzen Chanat dem russishen Kaiser ergebe und feinen Verwandten, den Jnak Irtasali bevollmächtigt, die Friedensbedingungen und Forderungèn zu hören und die entsprechenden Antworten zu ertheilen. Mündlih trug der Inak JIrtasali die Bitte des Chans vor, dem General-Lieutenant Werewkin, der mit seinen Truppen schon vor Chiwa angelangt war und die Kanonade auf die Stadt eröffnet hatte, die Einstellung des Feuers zu befehlen, da der Chan sich, die Stadt Chiwa und das

Shanat unter die Barmherzigkeit des Kaisers stelle und um Gnade und Vergebung flehe.

General-Adjutant von Kaufmann erklärte dem Abgesandten, daß er die Forderungen und die Friedenstedingungen dem Chan periönlid mittheilen wolle und ihn deshalb ersuche, ihm mit einem Gefolge von 100 Personen am Morgen des 10. Juni, sobald die turkestanshen Truppen gegen Chiwa vorrüdcken, enigegenzukommen; gleichzeitig gab er dem Jnak Jrtasali zur Beförderung an das Orenburger Detache- ment einen Befehl an den General-Lieutenant Werewkin mit, in wel- hem er diesem von der Eröffnung des Chans Kenntniß gebe und ihn aufforderte, das Feuer gegen die Stadt einzustellen und nicht wieder zu crôöffnen, so lange auf sein Detachement nicht geschossen würde. Auf die Bekräftigung des General-Adjutanten von Kaufmann, vaß in Folge der durch ihn, Jrtasali, an den General-Lieutenant Werewkin zu übermittelnden Ordre das Feuer aufhören werde, wenn au auf unsere Truppen aus der Stadt nicht geschossen würde, gab der Jnak dem Ge- neral-Adjutanten von Kaufmann die Versiterung, der Chan werde seinen Truppen kategorish befehlen, alle Feindseligkeiten zu uxnterlas sen; er fönne aber nicht dafür bürgen und sei nicht überzeugt davon, daß die unter den Truppen des Chans befindlichen turkmeni|chen Fo- muden im gegebenen Falle den Befehlen des Chans Folge leisteten; es fönne leiht fein, daß die Jomuden fortfahren würden, das De- tachement des General-Lieutenants Werewkin zu belästigen und auf die Truppen zu schießen. General-Adjutant von Kaufmann ersuchte decn Inak, den Chan zur Anwendung aller von ihm abhängigen Maß- regeln zu veranlassen, damit dieses niht geschehe und die Jomuden sih unterwerfen, und forderte ihn sodann auf, nach Chiwa zurüdckzu- kehren und seine Aufträge an den Chan auszuführen.

Warschau, 25. Iuli. (W. T. B.) Der Kaiser Alexan- der ist hier eingetroffen. Derselbe verbleibt hier bis zum 28. d. Mis. und tritt erst an diesem Tage Nachmittags 44 Uhr die Rückreise nah St. Petersburg an.

Nx. 29 des Central-Blatts für das Deutsche Reich hat folgenden Jnhalt: 1) Allgemeine Verwaltungssahen: Mitthei- lungen über das Auftreten der Cholera; über den Stand der Rinder- pest; Verweisung von Ausländern aus dem Reichsgebiete. 2) Gewerbe- wesen: Bekanntmachung, betr. eine Abänderung des Verzeichnisses der gewerblicen Anlagen, welche einer besonderen Genehmigung bedür- fen. 3) Münzwesen: Notiz über die Ausprägung von Reichs-Gold- münzen. 4) Zell- und Steuerwesen: Bekanntmachung, betr. Befug- nisse des Neben-Zollamts zu Goch. 5) Postwesen: Bekanntmachungen : betr. Postverbindung mit Konstantinopel; betreffend Eröffnung der Eisenbahn zwischen Freiberg in Sachsen und Nossen; betr. Briefe mit Werthangabe im Ve-kehr zwischea Deutschland und Belgien; betr. Ecöffnung der Eisenbahn Heidelberg-Schweßinaen. 6) Konjulatwesen: Ecnenuung 2c. 7) Marine und Schiffahrt: Mittheilungen, betr. den Beginn der Steuermanné-Prüfungen für große Fahrt in Apenrade und Flenéburg; betr. Herausgabe des zweiten Nachtrages zur „Amt- l'chen Liste der Schiffe der deutschen Kriegs- und Handels-Marine für 1873".

Gewerbe und Sandel. München, 209i. (W. D. 2) Di der heute beendeten Schwurgerichtsverhandlung gegen den Grafen Friedrich *Holnstein

| (ehemaligen Jnhaber einer Dachauer Bank) und Genossen wegen | betrügerishen Bankerots sind die Angeklagten Graf Friedrih Holnsteîn,

Schneider Knipper und Metzger Brod von den Geschworenen dieses V.rbrechens schuldig erkannt und von dem Gerichtéhofe zu je einem Jahre Zuchthausftrafe verurthcilt worden. Drei Monate dieses Strafmaßes wurden als durch die Untersuhungshaft bereits verbüßt erachtet.

Wien, 25. Juli. (W. T. B.) Das „Neue Wiener Tageblatt“ meldet: Jn d-r Versammlung sämmtlicher Wiener Bau- Gesellschaften wurde eine Rejolution besclossen, in welcher die vereinigten Baugesellshaften in Hinblick auf die gegenwärtige Situa- tion ein? möglihît hohe Steuerfreiheit, verbundeu mit Bauverpflich- tungen, die Scháffung eines konstanten ausgiebigen Realkredites, die

| Beschleunigung des Verfahrens bei den Bau- und Pazellirungsbewilli-

gungen und die Kaffirung der Linienwälle als nothwendig anerkennen.

| Die Baugefellschaften halten ferner ihre Zusamm-?-nlegung im Jater-

esse des Geld- und des Realitätenmarktes für geboten. Zuk Verfol- guüg dieses Zwcck-s wurde ein Komite von 7 Mitgliedern gewählt, welches zugleih ermächtigt ist, über den Stand jedes einzelnen Bau- Unternchmens Informationen einzuziehen. ScblicßliH wurde die offi- zielle Erklärung der Kreditanstalt, der Bodenkreditanstalt, der Angle- Bank und des Wiener Bankvercins, daß diese Banken bei eventueller Fusion mitwirkend eingreifen wollen, entgegengenommen.

Brüssel, 25 Juli. (W. T. B.) Jn den Kohlengrubén Crachet und Piquery bei Frameries, unweit Mons, sind 5 Personen durch schlagende Wetter getödtet und 12 andere, zum Theil \chwer, beschädigt worden.

Rom, 22. Juli. Nach der „Gazzetta dell’ Emilia* is in Be- sogna eine bedeutende Handelsfrifis ausgebrohen. Bankerotte sind an der Tagesordnung und es handelt fi dabei um beträchtliche Summen. So hat ein Getreidehändler mit 800,009 Fres si fallit erklärt, was muthmaßlich den Sturz mehrerer anderer Firmen nah sich ziehen wird.

Verkehrs- Aunftalten.

Die Nr. 58 der Zeitung des Vereins Deutscher Eíïsen bahn-Verwaltungen bat folgenden Jünhalt: Verein Deutscher Eisenbahn-Verwaltungen: Die Strecke Dombovár-Báttaszék der ‘Bát- taszéf-Dombovár-Záfányer (Donau - Drau) Eisenbahn eröffnet. Die neue Bearbeitung der „Grundzüge für die Gestaltung der fekundären Eisenbahnen“. (Fortseßung). Vereinsgebiet: Cöln-Mindener Eisen- bahn, Vorarbeiten. Heidelberg-Spcyer-Eisenbabn. Nordbrabantish- Diutsche Eisenbahn. Kaiser-Ferdinands-Nordbahn: Geschäftsbericht pro 1872. Personalnachrichten. Ausland: Jtalien. Telegraphen? wesen: Der Druck - Telegraph Hughes in seiner jeßigen Gestalt, von Joseph Sack, Telcgraphen-Sefkretär. Eisenbabn-Kaleder: M

Swinemünde, 22. Juli. Das Postdampfschiff des Baltischen LAoyd „Franklin“, Kapitän E. Dehnicke, traf heute Abend 7 Uhr wohlbehalten hier ‘ein.