1873 / 178 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 30 Jul 1873 18:00:01 GMT) scan diff

der Reife 88, b. Preußen mit dem Zeugniß der Nichtreife nach §. 35 des E e mens vom 4. Juni 1834 —, €. Preuß-n ohne Zeugniß der Reife nah §. 36 des Reglements 51, zusammen Preußen 139, d. Nichtpreußen 13, zusammen 152. Außer diesen immatrifu- lirten Studirenden besuchen noch Vorlesungen 12. Es nehmen mit- hin an den Vorlesungen überhaupt Theil 392.

Nichtamtli@es. Deutsches Nei ch.

Preußen. Berlin, 30. Zuli. Se. Majestät der Kaiser und König machten gestern Vormittag in Wiesbaden mehrere Besuche und wohnten Abends der Theatervorstellung bei.

Heute Vormittag 10 Uhr is Ihre Königliche Hoheit die Großherzogin von Baden, von Sr. Majestät am Bahnhofe auf das Herzlichste begrüßt, in Wiesbaden einge- troffen.

Se. Majestät der König haben der Fahne des 1. Bataillons Anhaltishen Infanterie-Regiments Nr. 93 einen filbernen Ring mit der Inschrift: „Es wurde mit dieser Fahne in der Hand am 30. August 1870 verwundet und starb in Folge dessen: Sergeant Ebenhan“, verliehen.

In Abänderung der Festsezungen des Passus 7 der Grundzüge für die Errichtung eines Militär-Reit-Insti- tuts zu Hannover vom 4. Zuli 1867 wird vom nächsten Kursus ab jedes Kavallerie-Regiment ein Jahr um das andere einen Offizier zu beregtem Institut kommandiren, ohne Rülsicht darauf, ob der Vorgänger desselben in diesem Kommando ein oder zwei Iahre verblieben ist.

Am 1. Iuli d. I. sind das 3. Bataillon 7. Königlich Sächsischen Infanterie-Regiments „Prinz Georg“ Nr. 106 von Marienberg nah Chemnißt, sowie die 5. und 6. Compagnie des Königlih Sächsischen Fuß-Ärtillerie-Regiments Nr. 12 von der Festung Königstein resp. von Dresden nah Meg verlegt worden.

* _ Von Seiten der Mitilershen Hofbuchhandlung if soeben die Liste der Kaiserlichen Marine für 1873 (abgeschlossen am 1. Iuli 1873) unter Benuzung amtlichen Materials zu- \ammengestellt von M. Kuhn zur Ausgabe gelangt. Die Lifte enthält die vollständigen Personalverzeichnisse aller Marine- behörden, der Admiralität, der Marinestationen der Osft- und Nordsee mit den ihnen unterstellten Matrosenabtheilungen, Ma- rinetruppen und den sämmtlichen Verwaltungszweigen.

Das Seeoffizier-Corps der Kaiserlichen Marine besteht dem- nah aus: 1 Vize-Admiral, 3 Contre-Admiralen (ferner 2 car. Contre-Admiralen), 14 Kapitäns zur See, 30 Korvetten-Kapitäns, 57 Kapitän-Lieutenants, 100 Lieutenants zur See, 80 Unter- Lieutenants zur See (darunter Prinz Heinrih von Preußen), 100 See-Kadetten, 56 Kadetten. Zum See-Bataillon (6 Com- pagnien) gehören 1 Major, 6 Hauptleute, 6 Premier - Lieute- nants, 19 Seconde-Lieutenants, 1 Oberst und 1 Oberst-Lieute- nant à la suite. See-Artillerie-Abtheilung (3 Compagnien) 1 Major, 3 Hauptleute, 3 Premier-Lieutenants, 7 Seconde- Lieutenants, (ferner 1 Oberst, 1 Oberst-Lieutenant, 1 Major und 1 Hauptmann à la suite). Marine-Aecrzte: 1 General-Arzt, 4 Ober-Stabsärzte, 15 Stabsärzte, 26 Assistenz-Aerzte, 2 Unter- Aerzte und 9 kommandirte Aerzte. A

In dem Verzeichniß -der 8 Panzerfregatten sind die beiden in Enzland im Bau befindlihen namentli aufgeführt: „Kai- ser“ und „Deutschland“ mit je 9 Geschüßen und 8000 Pferde- fraft (4586 Tonnengehalt), ferner: 1 Panzeckorvotte „Hansa“,

rzeuge, 1 Linienschiff, 5 gedeckte Korvetten, 8 Glatt- 2 Panaecie Don denen „Freya“ und „Thusnelda“ noch im

Bau begriffen), 4 Avisos, 1 Yahtschiff, 2 Kanonenboote (Al- batroßklasse), 7 Kanonenboote 1. Klasse, 10 Kanonenboote 2. Klasse, 2 Transportdampfer. Ferner an Segelschiffen: 2 Fregatten, 3 Briggs. Als „Fahrzeuge zum Hafendienst“ außer- dem 10 Dampfer und 8 Segelschiffe.

In Dienst gestellt sind gegenwärtig : a. in heimischen Gewässern : 1) Uebungsgeschwader : Korvetten : „Hertha“, „Vineta“, „Arcona“, ¿„Ariadne“, Kanonenboot „Nautilus*. Geshwader-Chef : Contre- Admiral Henk. 2) Linienschiff (Artillerieshi}) „Renown“, Kano- nenboot „Natter“. 3) Aviso „Loreley“. 4) Aviso „Pommerania“. 5) Kanonenboot „Bliß“. 6) Kanonenboot „Meteor“, 7) Kano- nenboot „Salamander“. Brigg „Rover“. 8) Brigg „Musquito““. 9) Transportdampfer „Rhein“ und „Eider“. þ. im Auslande: 1) Mittelmeergeshwader: Panzerfregatte „Friedrih Carl“, Kor- vette „Elisabeth“, Kanonenboot „Delphin“/. Geschwader-Chef : Kapitän zur See Werner. 2) Korvette „Nymphe“ (in Ostasien) Kapitän v. Blanc und Kanonenboot „Albatroß“ (Südamerika) Kapitän-Lieutenant Stenzel. 3) Fregatte „Niobe“ (Uebungsfahrt nach Madeira), Korvetten-Kapitän Mac Lean.

Danzig, 29. Iuli. Nach der amtlichen Liste sind bis zum 98. Iuli an der asiatishen Cholera im Landbezirk des Dan- ziger Kreises 1) auf der Weichsel von polnischen Flößern er- krankt 86, gestorben 52, 2) in den Weichseldörfern Neufähr er- krankt 4, gestorben 4, 3) Krakau und Kämpe erkrankt 2, gestor- ben 2, 4) Heubude erkrankt 5, gestorben 4, 5) Strohdeich er- franft 7, gestorben 5, 6) Bürgerwiesen erkrankt 1, gestorben 1, 7) Weichselmünde erkrankt 30, gestorben 21 zusammen erkrankt 135, gestorben 89. Davon sind genesen 31 und 15 noch in ärztliher Behandlung. Im Stadtkreise sind bis zum 28. d. M. erkfranft 11, davon gestorben 10.

Das Königliche Polizeipräfidium hat in Folge dessen sämmt- lihe öffentliche Tanzlustbarkeiten untersagt.

Bayern. München, 28. Juli. Der König hat den Empfang der Deputation abgelehnt, welche die Bitte stellen wollte, „daß der bayerishe Bevollmächtigte im Bundesrath beauftragt würde, \ih jeder weiteren Ausdehnung des Iesuiten- gesezes im Bundesrathe zu widerseßen“. Es wurde daher diese Petition, welche in der jüngst hier stattgehabten Versammlung des Vereins deutscher Katholiken beschlossen wurde, an Se, Ma- jestät \chriftlich abgesandt. i

—“ Die Königin-Mutter wird sich in den nächsten Tagen nah Darmstadt begeben und hierauf wieder dauernden Aufenthalt in Hohenshwangau nehmen. :

Dem „Korr. v. u. f. D.“ zufolge find im Minifterium des Innern u; A. au Gesezentwürfe bezüglich der Kreis- und der Distriktsvertretungen zur Vorlage an den nächsten Landtag vorbereitet wordén.

Nah Verfügung des Kriegs - Ministeriums sollen für diejenigen Kommandostellen und Truppentheile, welche im mobilén Verhältnisse niht mit Medizinalwagen aus- gerüstet sind, sowie als Ersay der zur Ausscheidung gekommenen veterinärärztlihen Wagen, Menschen-Medizin- und Bandage- Kasten, dann Pferde-Medizin-Kasten zur Einführung kommen. An Menschen-Medizin- und Bandage-Kasten sollen 100 Stü,

an Pferde-Medizin-Kasten 200 Stü hergestellt und vollständig ausgerüstet werden. Die erstmalige Beschaffung der bezeihneten Kasten erfolgt dur die Zeughaus-Haupt-Direktion.

Sachsen. Dresden, 29. Iuli. Der Prinz Georg ist heute früh 43/4 Uhr über Leipzig nah Meß abger:ist.

Baden. Karlsruhe, 28. Iuli. Der Großherzog, die Großherzogin sowie der Prinz Ludwig Wilhelm sind heute früh von Schloß Mainau hier eingetroffen.

Mecklenburg. Schwerin, 29. Iuli. Der Groß - herzog traf in bestem Wohlsein gestern von Ludwigslust in Rabenfteinfeld ein. Von Rabensteinfeld werden sich die Groß- Me EHes Herrschaften am 2. August nah dem Heiligen Damm

egeben.

Sachsen-Meiningen-Hildburghausen. M einingen, 96. Juli. Der neugewählte Landtag war auf heute hierher einberufen worden. Die Eröffnung findet erst morgen nach einem gemeinschaftlihen Gang zur Hofkirche statt und erfolgt durch das Staats-Ministerium im Landschaftshause. Die Ge- \häfte beginnen Montags mit der Wahl des Wahlprüfungs- Ausschusses, und erst nah der Gültigkeitserklärung der Wahlen erfolgt die Wahl des Präsidiums.

Oesterreih-Ungarn. Wien, 29. Juli. Die Ankunft der Großfürsten Constantin Nicolajewitsch und Nicolaus Constantinowit\ch von Rußland wird heute erwartet. Der Kronprinz und die Kronprinzessin von Sachsen wer- den am 5 August hier eintreffen und im Lusischlosse Hehendorf ihren Aufenthalt nehmen.

Der Prinz Arnulf von Bayern is hier eingetroffen, im Palais des Erzherzogs Ludwig Victor abgestiegen und gestern Mittags 12 Uhr von dem Kaiser empfangen worden. :

Das în Barcelona stationirte ôsterreihishe Krieg s- \chif f hat von hier Befehl erhalten, sich nah Cadix zu begeben.

Der Gemeinderath der Stadt Wien hat der Wiener Fruchtbörse den Kursalon im Stadtpark für den internationalen Getreide- und Saatenmarkt zur Verfügung gestellt. Der Markt wird am 5. und 6. August abgehalten werden.

Vom 25. zum 26. Juli find in ganz Wien 17 neue Erkrankungsfälle an Brechdurhfall amtlih gemeldet worden.

Salzburg, 29. Juli. Der Schah von Persien ist heute hier eingetroffen. Derselbe wird hier übernachten und mor- gen seine Reise nah Wien fortsetzen.

Prag, 28. Juli. Die Fürstin Eleonore zu Schwar- zenberg, is nah langer Krankheit gestern Abends in Wittin- gau verschieden. Sie war eine Tochter des verstorbenen Fürsten Moriß von Liechtenstein und seit dem 23. Mai 1830 mit dem Fürsten Iohann Adolf zu Schwarzenberg vermählt. Heute Nachts um 11 Uhr verschied auf seinem Schlosse zu Lána nächst Pürgliy nach kurzem Krankenlager Mcximilian Egon, Fürst zu Fürstenberg. :

Pesth, 28. Juli. Nach der „Pesther Korrespondenz“ wird der kroatishe Landtag auf den 25. August einberufen Und in der froatishen Landesregierung bis zur Annahme des Aus- gleichsgesezes feine Aenderung stattfinden.

Die Mitglieder der internationalen Jury dejeu- nirten heute im Thiergarten. Orszagh brachte einen Toast auf den anwesenden Handels-Minister Dr. Banhans aus. Derselbe dankte und sagte, dies sei ihm ein neuer Beweis der altbewährten Gastfreundlichkeit der Ungarn. „Aber nit nur die Gastfreund- schaft, sondern arich die Freundihaft Ungarns ist Goldes werth; fie E éin Fels, auf det dgix bauen jezt und immerdar.“ Der Handels-Minister dankte fexner, daß Ungarn Hand in Hand mit Oesterreich gingeund es ermöglichte, die ganze Welt zu Gaste zu [laden und glänzend zu empfangen, und {loß mit einem Toast auf „die \chöne stolze Hauptstadt Ungarns und deren würdige Repräsentanz.“ Bei dem Abends stattgefundenen großen Bankette im Hotel Europe brachte Pulszky den Toast auf den Handels-Minister Dr. Banhans aus, welcher Folgendes erwiderte: „Mein geehrter Freund Pulszky hat ganz richtig betont, daß Ungarn mit Dester- reih durch tausend Fäden verbunden is. Die Weltausstellung hat nur ein neues, festes Band mehr geknüpft. Sie ift gelun- gen, weil Oesterreih und Ungarn in inniger Harmonie sie ge- wollt. Oesterreich steht mit der ganzen Welt in tiefen Frieden, und mit freudig bewegtem Herzen darf es si sagen, daß sich die Re- gierungen Oesterreichs und Ungarns in innigster Harmonie bewegen und bestrebt find, das Wohl der Staaten und Völker mit ganzer Kraft zu fördern; aber au die Völker Oesterreichs gehen brü- derlih zusammen (donnernder Applaus); wo solche Einigkeit ein Werk fördert, da muß es wohl gelingen. Einen Wunsh möchte ih aber aussprechen, der mir auf der Seele brennt: Der Segen der Weltausstellung für Industrie, Gewerbe und Handel kann nit ausbleiben; er muß sein Füllhorn über Oesterreih-Ungarn ausgießen; möge er Ungarn in gleihem Maße zu Gute kommen wie Oesterréih. Ih erhebe mein Glas auf Ungarns Wohl !“ Der Minister-Präsident Szlavy trank auf das Wohl des Gene- ral-Direktors der so großartig gelungenen Weltausstellung, und Baron Schwarz auf die ungarischen Aussteller. Die Gäste fah- ren mittelst Separatzuges noch heute nah Wien zurück.

Schweiz. Bern, 29. Iuli. (W. T. B.) Der Natio- nalrath ist dem Beschlusse des Ständeraths, betreffend die Ratifikation des mit Rußland abgeschlossenen Niederlassungs- vertrags, ohne Diskussion einstimmig beigetreten, *

Belgien. Brüssel, 29. Juli. (W. T. B.) In der heutigen Sißung der Repräsentantenkammer interpellirte der Deputirte Vleminckx, Mitglied der Linken, die Regierung betreffs der Verwendung der Militärmusiker bei religiösen Feier- lichkeiten und betreffs des obligatorischen Besuches der Messe. Der Kriegs-Minister, General Thiebault, berief fich bei der Be- antwortung auf den bezüglihen Erlaß eines seiner Vorgänger. Vleminckx erklärte sich dur diese Antwort nicht befriedigt. Darauf wurde der Gesehentwurf über die Miliz in der Gene- ral-Diskussion durhberathen. Während der Debatte gab der Kriegs-Minister die Erklärung ab, daß die Vorlage feineswegs bezwecke, auf einem Umwege die obligatorische persönliche Mili- tärdienstpfliht einzuführen.

Großbritannien und Irland, London, 28. Juli, Der Prinz und die Prinzessin von Wales: haben fih in Begleitung des Großfürsten Thronfolgers von Ruß- land und Gemahlin zu: einem Besuché des Herzogs von Richmond nah Goodwood begeben, um den Pferderennen, die daselbst in diefer Woche stattfinden, beizuwohnen.

Im Oberhause interpellirte* vorgestern Lord Dunchany die Regierung, ob es wahr sei, daß unter der Miliz von Sud Cork Fâlle von Treulosigkeit vorgekommen seien, Der Marquis von Lansdowne erwiderte im Namen des Kriegs-Ministers, daß ein Korporal und ein Sergeant der genannten Miliz als Kom-

plicen eines Waffenraubes zu der vom Geseß vorgeschriebenen Maximalstrafe verurtheilt worden seien. Die Regierung habe stets hochverrätherishe Handlungen, wenn von Soldaten verübt, als höchst ernstlihe Verbrechen angesehen, wie dies auch ihre wiederholte Weigerung, diejenigen verurtheilten Fenier, die Sol- daten gewesen sind, zu begnadigen, befunde. Den Haupt- gegenstand der Erörterung bildete die vom Unterhause angenom- mene „Rating Bill‘, d. h. die Vorlage, welche die Lokalsteuer- verbindlichkeit auf gewisse Arten von Eigenthum, darunter au Staatsgebäude, die bis jeßt der Besteuerung niht unterliegen, ausdehnt. Auf Antrag Lord Hennikers wurde die zweite Lesung der Vorlage nah kurzer Debatte auf drei Monate vertagt, d. h. für diese Session summarisch verworfen.

Im Unterhause wurde die Bill, betreffend Amen- dirung des Elementarunterrihtsgesezes nah wiederholten An- griffen der Nonconformisten zum dritten Male gelesen. Die ministerielle „Crown Private Estates Bill,‘ welche die Königin in den Stand sett, dem Prinzen von Wales unbewegliches Ver- mögen in solher Weise zu hinterlassen, daß er dasselbe nah Belieben veräußern könnte, passirte die Komiteberathung.

99. Juli. (W. T. B.) Das Unterhaus verhandelte in seiner heutigen Sizung über die gestern eingebrahte Bot- chaft der Königin, betreffs der Vermäblung des Herzogs von Edinburgh. Gladstone leitete die Diskusfion dur eine längere Rede ein. Der Minister erklärte, die Zeiten seien vorüber, wo fürstlihe Verehelihungen eine politische und diplomatische Be- deutung gehabt hätten; er \häge sich glücklich in dem Bewußt- sein, daß die gegenwärtige Verbindung aus gegenseitiger Zu- neigung entsprungen sei. Vor noch nit langer Zeiï habe das englishe Volk aus ganz speziellen und besonderen Veranla}sun- gen Rußland als einen feindlichen Staat betrachtet, er hoffe in- dessen, daß das neugeschaffene Band zwischen den beiden großen Rei- en ganz entgegengesehte Gesinnungen hervorrufen werde. Gladstone äußerte sodann, er müsse als einen besonders glücklihen Um- stand hervorheben, daß die Verbindung unter der Regierung eines Fürsten geschlossen werde, der fih nicht durch auf Ver- größerung seines Reiches gerichtete Bestrebungen, sondern dur einen unvergleihlichen Akt der Humanität, nämlih die Emanzi- pation der Leiheigenen, berühmt gemaht habe, eine Maßregel, welche allein dazu angethan sei, seinen Namen der Nachwelt zu überliefern. Der Minister beantragte darauf, die Civilliste für den Prinzen von jährlih 15,000 auf 25,000 Pfd. Sterl. zu erhöhen und der zukünftigen Gemahlin desselben für den Fall, daß fie ihn überlebe, ein Iahreseinkommen von 6000 Pfd. Sterling auszuseßen. Der Antrag fand mehrseitige Unterstüßung und wurde, nachdem Taylor seine Opposition für die zweite Lesung angekündigt hatte, vom Hause angenommen. Außer- dem gelangte noch eine Interpellation Newdegate's Über den französischen Handelsvertrag zur Berathung, welche von Glad- stone dahin beantwortet wurde, daß er die Zustimmung des Hauses zu demselben nicht für erforderli halte, da der Vertrag rehe t eine Fortsezung des alten Vertrages von 1860 anzu- sehen sei.

In der heutigen Sizung des Oberhauses beantragte Lord Granville den Erlaß ciner Adresse an die Königin, um derselben in Erwiderung auf ihre Botschaft, betresss der Ver- mählung des Herzogs von Edinburgh den Dank und die leb- hafte Theilnahme des Hauses auszusprehen. Nachdem darauf Lord Granville Erklärungen in in Ara Sinne, wie Gladstone im Unterhause abgegeben, wurde sein Antrag, der vom Marquis von Salisbury unterstüßt wurde, einstinimig angenommen.

Frankreich. Paris, 28. Juli. Der von dem Kriegs- Minister unterzeichnete Befehl, den Marshall Bazaine vor das Kriegsgericht zu stellen, wurde am Sonnabend dem Angeklagten vom General Pourcel, Regierungs-Kommissar, mitgetheilt. Darum befragt, - welchen Vertheidiger er gewählt, gab Bazaine den Advokaten Lahaud an. Dieser erhielt daher gestern eine Abschrift der verschiedenen sehr umfassenden Aktenstücke. Das Kriegsgericht bestcht laut „Pays“ aus folgenden Generalen: Herzog von Aumale (Präsident), Chabaud-Latour, Teipier, Vinoy, de Lamotte-Rouge, Princeteau, Martimprey.

Henry Rochefort \oll mit dem ersten abgehenden Schiffe nah Neucaledonien befördert werden. Gestern ging eben dorthin ein Schiff mit ungefähr 400 Kindern und Frauen der Verbannten von Le Havre ab.

99. Juli. (W. T. B.) Der Marquis de Banne- ville ift gestern wieder nah Wien zurückgereist; derselbe wird, wie die „Agence Havas“ meldet, auf dem dortigen Botschafts- posten verbleiben.

Die äußerste Linke hat beschlossen für die Dauer der Vertagung der Nationalversammlung ein Ueberwachungs- Komite zu bilden.

Montmedy, Luneville, Raon l’'Etape und BOU e tay sind heute von den deutshen Truppen geräumt worden.

Der Gesetzentwurf über die Handelsverträge Ie und Großbritannien lautet der „Köln. Z.“

ufolge: zuf Eiitite Artikel. Der Präsident der französischen Republik ist ermächtigt, den am 23. Juli 1873 zwischen Franfreich und Belgien zu Versailles abgeschlossenen und unterzeichneten Handels- und Schiff- fahrtsvertrag zu ratifiziren und im gegebenen Falle zur Ausführung bringen zu lassen. Eine authentishe Abschrift dieses Vertrages foll dem gegenwärtigen Gescße angehängt werden. Vertrag mit Belgien.

Art. 1. Die am 1. Mai 1861 zwischen Frankreich und Belgien abgeschlossenen Handels- und Schissahrtsverträge, der unter dem- selben Datum abgeschlossene Vertrag zur gegenseitigen Wahrung der Eigenthumêrehte in Bezug auf Literatur- und Kunstwerke, Fabrik- modelle und Zeichnungen, der am 12. Mai 1863 abgeschlossene Zusab- vertrag zum Bertrage vom 1. Mai 1861 follen in allen ihren Bestim- mungen und ihrem ganzen Wortlaute nah wieder in Kraft treten oder in Kraft bleiben und fortfahren, ihre volle Wirkung zu üben, wie vor dem Kündigungs-Afté vom 28. März 1872.

Art. 2, Die Hohen kontrahirenden Theile vereinbaren vermittelt einer Supplemenkar-Konvention, deren Ratifikaticnen- vor dem 31. De- zember 1873 ausgetauscht werden sollen, die sämmtlichen Bestimmungen, welche ihnen bezügli der auf den Waarenimport, die Expertise und jeden andern verwandten Gegenstand erforderli erscheinen fönnten.

Art. 3. Der gegenwärtige Vertrag soll bis zum 10. August 1877 in Kraft bleiben. Sollte keiner der Hohen kontrahirenden Theile zwölf Monate vor dem Ablauf der besagten Periode seine Absicht, denselben außer Kraft zu seßen, kundgegeben haben, so bleibt dcr Bertrag bin- dend bis zum Ablauf eines Jahres von dem Tage an gerechnet, an ca e oder die andere der Hohen kontrahirenden Theile ihn gekün-

l jar.

G Art. 4. Der gegenwärtige Vertrag soll der französischen Natio- nalversammlung und den geseßgebenden Kammern Belgiens zur Ge- nehmigung unterbreitet wérden.

ie Ratifikationen werden zu Paris, und zwar fobald als thun- li ausgéwechjelt. Danach tritt der Vertrag sofort in Kraft.

Zur Beglaubigung dessen haben ‘die resp. Bevollmächtigten den /

gegenwärtigen Vertrag unterschrieben und mit ihrem Wappensiegel versehen.

Gegeben in zweifacher Ausfertigung zu Versailles am drei und zwanzigsten Tage des Monats Juli im Jahre eintausend achthundert und drei und siebenzig.

Broglie.

Baron Beyens. Vertrag mit Großbritannien.

Art. 1. Der am 21. Januar 1860 zwishen Frankreih und dem

Vereinigten Königreiche von Großbritannien und Irland abgeschlossene andelsvertrag, so wie die Zusaßverträge vom 12. Oftober und 10. tcvember desselben Jahres sind in allen ihren Bestimmungen und

ihrem ganzen Wortlaute nah wieder in Kraft gesetzt und fahren fort

in Kraft zu bleiben, wie vor dem Kündigungsakte vom 15. März 1872.

Die Hohen kontrahirenden Theile sichern sich gegenseitig sowohl im Verein-gten Königreiche als in Frankreih und Algerien in jeder Beziehung die Behandlung der am meisten begünstigten Nation zu.

Gemäß den Bestimmungen des Art. 19 des an; 23. Januar 1860 abgeschlossenen Handelzvertrages, so wie des Art. 5 des- Zusaßvertra- ges vom 15. Novenber desselben Jahres verpflichtet sich somit jeder der Hoben kontrahirenden Theile, den andern unverzüglich und unbe- dingt Jeder Begünstigung oder Immunität, jedes Privilegiums oder eder Ermäßigung des Torifs in Bezug auf den Import der in den

erträgen und Konventionen von 1860 erwähnten oder nicht erwähn- ten Waaren tbeilhaftig werden zu lassen, die von einem der Hohen kontrahirenden Theile irgend einer fremden, europäischen oder außer- europäisch n Nation bewilligt worden find oder bewilligt werden.

Demnach ist ferner ausgemacht, daß in allem, was sich auf Transit,

Entrepot, Export, Wiederexport, Lokalsporteln, Kourtage, Zollforma-

litäten, Waarenproben, Fabrik-Dessins, so wie in allem, was sich auf den Handels- und Industriebetrieb bezieht, die Franzosen im Vereinig- ten Königreiche und die britishen Unterthanen in Franfkreich und

Arien wie die am meisten begünstigte Nation behandelt werden ollen.

Art. 2. Die französishen Schiffe und deren Ladung im Vereinig- ten Königreiche von Großbritannien und Irland und die englischen Schiffe nebst deren Ladung in Frankreich und Algier sollen bei ihrer Ankunft von irgend einem Hals und welches auch der Abgangs- oder der Bestimmungsort ihrer Ladung sei, in jeder Beziehung derseiben Behandlung theilhaftig werden, wie die Schiffe des eigenen Landes nebst ihrer Ladung. Eine Ausnahme wird Betreffs der vorstehenden Bestimmungen mit Bezug auf die Küstenschiffahrt (Cabotage) gemacht, deren Regulirung den resp. Geseßen beider Länder unterwerfen bleibt.

Art. 3. Die Hohen kontrahirenden Theile veceinbaren vermittelst eines Zusaßvertrages, dessen Ratifikation vor dem 1. Januar 1874 auêgewechselt werden soll, die Bestimmungen, die ihnen bezüglich der Konsularbefugnisse, sowie des Transits und. der Zollreglements mit Bezug auf den Waarenimport, die Expertise, Waarenproben und jeden andern verwandten Gegenstand nothwendig erscheinen können, und vereinbaren überdies, diesen Zusaßvertrag den in den Verträgen und Konventionen von 1860 enthaltenen Bestimmungen in ähnlichen Sachen zu substituiren.

Art. 4. Vom 1. Januar 1874 ab oder früher, falls es thunlich ist, werden Mineralöle britischer Herkunft in Frankreich und Algerien bei Entrichtung von 5% Zoll, d. h. zu dem Saße gzugelafsen, der vor dem Geseße. vom 8. Juli 1871 in Kraft war. Gleihwohl müssen gemäß den Bestimmungen der Art. 9 des Vertrages vom 23. Januar 1860, der durch den Artikel 1 des gegenwärtigen Vertrages wieder in Kraft gesetßt ist, für besagte Oele Überdies die Zollsäße von fünf odex acht Franes per 1000 Kilogramm entrichtet werden, welche das Gescß vom 16. Septembec 1871 bezüglih der rohen oder raffinirten Dele festsett, oder diejenigen Zollsäße, welche nachträglich auf die nämlichen in Frankreich fabcizirten Ocle in Anwendung gebracht werden könnten. Unmittelbar nah der Ratifizirung des gegenwärtigen Vertrages tritt zu Paris eine aus einem von jeder Regierung ernannten Mitgliede pie ip Kemmission zusammen, um in der unten vorher- gesehenen Weise die Fragen bezüglih der von Mine- ralélen britisher Herkunft zu erhebenden Zollsäße zu regu- liren und gleichzeitig jede andere Frage zu prüfen, welche die Hohen fontrahirenden Theile übereinkamen oder übereinkommen werden, thr zu unterbreiten, und Bericht darüber zu erstatten. Der von den vor- stehenden Bestimmungen bedingte Vortheil bezieht fich au auf die Mineralöle britischer Herkunft, wo den Gegenstand von Geschäfts- Abschlüssen behufs der Lieferung besagter Oele nach Frankreich vor der Promulgirung des Geseßes vom 8. Juli 1571 gebildet haben. Die Komission hat zu prüfen, in welchem Maße es möglich sein wird, die Rücßzahlung der über den Fünf-Prozentsaß und die oben bezeich- nete Taxe vou fünf oder aht Prozent per hundert Kilogramm erhobenen Steuern zu effektuiren, falls Mineralöle britischer Herkunft nach der

romulgirung des Geseßes vom 8. Suli 1871 in anderer Weise in

f bla iet) eingeführt worden wären, als zur Befolgung von früher

abgeschlossenen Verträgen. Was die obenerwähnten Verträge betrifft, fo joll in dem Reglement die Annahme einer Idemnität der Verfol- gung enthalten sein, die wegen Nichtbefolgung vor der Anwendung des

Gesetzes vom 8. Juli 1871 algeshtossenen Verträge stattgefunden

haben. Vor dem Auslausche der Ratifikationsurkunde gegenwärtigen

Bertrages ernennen die Hohen kontrahirenden Theile cinen Driten, der

als Schiedsrichter in Allem, was auf die oben bezeichneten Mineralöle belreffenden Fragen Bezug haben kann und Betreffs dessen die Kom- missäre sich nicht verständigeu können, zu interveniren habe. “Die

Kommission hat jeden streitigen Punkt dem Schiedsrichter zu über-

weisen, und soll dessen Entscheidung für die Kommissare bindend sein, die dann au ihren Bericht demnach abzufassen haben. _ Die Hohen fontrahirenden Theile treffen den Verzug die zu Ausführungen der

Bestimmungen der Kommission oder des Schiedsrichters erforderlichen

Vorkehrungen. i :

Art. 5. Der jeßige Vertrag bleibt bis zum 30. Juni 1877 in Kroft. Hat einer der beiden Hohen fontrahirenden Theile zwölf} Monate vor dem besagten Datum feine Atficht notifizirt , denselben außer Kraft treten zu lassen, so bleibt derselbe bindend bis zum Ab- lauf eines Jahres, von dem Tage gerechnet, an dem einer oder der andere der Hohen kontrahirenden Theile gekündigt haben wird.

Art. 6. Der Präsident der französischen Republik verpflichtet sich, unverzüglih nah der Unterzeichnung des gegenwärtigen Bertrages von der Nationalversammlung die Ermächtigung zur Ratifizirung und Ausführung des besagten Vertrages einzuholen. Die Ratifikationen sollen sobald als thunlih zu Paris ausgewechselt werden und foll der Vertrag unmittelbar darauf in Kraft treten. Zur Beglaubigung dessen haben die resp. Bevoklmächtigten gegenwärtigen Vertrag unterzeichnet und mit ihrem Wappensiegel versehen. Í

Gegeben in zweifacher Ausfertigung zu Versailles am achtund-

zwanzigsten Tage des Fulimondes im Jahre eintausend ahthundert dreiundsiebenzig. | Broglie.

Versailles, 29. Juli. (W. T. B.) versammlung hat heute die Handelsverträge mit britannien und Belgien ohne weitere Diskusfion geneh- migt. Der Minister des Auswärtigen, Herzog von Broglie, verlas darauf eine Bots haft des Präsi- denten Mac Mahon, in welher dieser ‘erklärt, daß die Nationalversammlung, welhe ihre Arbeiten eine Zeit lang auszuseßen beschlossen habe, ohne jede Beunruhigung ihre Ferien antreten könne. Er glaube versichern zu können, daß während

Lyons.

Die National- Groß-

der Vertagung derselben die öffentliche Ordnung in keiner Weise

gestört und daß die legitime Autorität der Nationalversammlung in allen Stücen werde aufrecht erhalten werden. Er werde dar- über wachen, gemeinschaftlich mit dem Ministerium, das er si aus den Reihen der Nationalversammlung erkoren habe, und welches zu seiner Genugthuung von dem Vertrauen der Nationalver- sammlung gechrt werde. Das o wünschenswerthe Einverständ- niß zwischen der Regierung und der Nationalversammlung habe bereits die günstigsten Erfolge gehabt, die wichtigsten Geseke hätten, Dank diesem guten Einvernehmen, fast ohne Debalte be- lossen werden können. Die hervorragendste Stelle darunter

nehme das Gese ein, durch welches der Armee eine definitive Organisation gegeben worden sei, dessen Annahme die Versamm- lung unlängst mit ihrem Beifall begleitet habe. Bei dem Wiederzusammentritt der Versammlung werde sich das so unge- duldig erwartete große Ereign'k der Befreiung des Landes von der fremden Ofkkupation vollzogen haben, die östlichen Departe- ments, die die ersten Opfer des Krieges geworden und bis zu- leßt die Pfänder des Friedens geblieben, würden endlich für ihre heroische Opfer entschädigt werden können, der Boden Fránk- reihs werde wieder gesichert sein, es werde keine andere, als eine französishe Armee geben. Dieses unschäßbare Ereigniß sei ein Beweis des gemeinsamen Patriotismus Aller. Der frühere Präsident habe zur Vorbereitung dieses Ereignisses dur seine glücklihen Verhandlungen mächtig beigetragen, die Nationalver- sammlung habe diese Bestrebungen unablässig unterstügt, sie thue dies noch gegenwärtig durch die von ihr befolgte kluge und feste Politik, welche die Entwickelung des Nationalwohlstandes hervorgerufen habe und dadur ras zur Vertilgung der Spuren der erlittenen Unfälle beitragen werde. Die arbeitsame, thätige Bevölkerung habe vor Allem die Stunde der Befreiung beschleunigt durch ihre Bereitwilligkeit, noch drückendere Lasten zu übernehmen. Fuankreih habe Ursache, bei so wihtiger Veranlassung allen Denen Dank zu sagen, die darauf Anspruch hätten. Bei dem Aus- drucke seiner patriotisch-freudigen Gefühle dürfe es jedoh das- jenige Maß nicht überschreiten, das seiner Würde entspreche, es müsse lärmende Manifestationen zurückweisen, die mit dem An- denken an die schmerzlihen Opfer, die der so theuer erlangte Frieden auferlegte, wenig im Einklang stechen würden. Das sei durhaus nothwendig. Die Regierung sei fest entshlo}sen, den Frieden aufrehtzuerhalten, und Frankreih, fich selbst wiedergegeben, werde roch mehr als vorher in der Lage sein, mit allen auswärtigen Mächten aufrichtig - freundshaftlize Beziehungen zu unterhalt-n. Diese Ansicht würde auch von den auswärtigen Mächten getheilt, der Regierung gingen darüber täglih die formellsten VersiŸe- rungen zu. Das Alles aber sei die Fruht des von der National- versammlung eingeschlagenen, mehr als einmal dur die Ein- stimmigkeit ihrer Beschlüsse bethätigten Verhaltens ; dieselbe habe innere Streitigkeiten vergessen, um nur der gemcinsamen Inter- essen des Vaterlandes zu gedenken. Die Nationalversammlung werde hoffentlih auch ferner dabei verharren. Die Botschaft wurde mit großem Beifall aufgenommen und die Sizung so- dann aufgehoben.

Spanien. Madrid, 2. Juli. Die „Gaceta“ veröffent- liht Dekrete, wodurh Herr Makena zum General - Kapitän von Katalonien und General Turon zun Oberbefehlshaber der Armee von Aragonien ernannt, ferner Dekrete, wodur die Ge- nerale Fesser und Pierrad und die Obersten Peco und Pozas aus den Cadres der Armee gestrichen werden.

99. Iuli. (W. T. B.) Zwischen dem Präsidenten Salmeron und dem Insurgenten-Komite in Valencia finden \riftlihe Verhandlungen statt, auf Grund deren man ohne Blutvergießen den Status quo ante herzustellen hofft.

Nachrichten aus Sevilla melden, daß die Regierungs- truppen nah zweistündigem Feuer die strategish wichtigsten Punkte der Stadt genommen haben. Die Regierung glaubt, daß die Insurrektion daselbst noch im Laufe des Tages unterdrüt sein wird.

Der Angriff der Carlisten auf Berga if, wie der Kom- mandant von Maniesa nach Perpignan telegraphirt, vollständig mißlungen. Dieselben haben sich unter beträchtlichen Verlusten auf Prats de Llusanes zurückgezogen.

Îtalien. Rom, 26. Iuli. Die Herzogin von Aofta befindet sich auf dem Wege der Besserung.

Die Kommission zur Liquidation der römi- schen Klostergüter hat den Vorgeseßten der (216) römischen Klöster die durch Artikel 10 des Gesezes vom 19. Juni 1873 vorgeschriebenen Formulare zum Eintragen der Güter, Forde- rungen, Schulden und des Personals der Klöster zugestellt.

Die „Italie“ erwähnt des Gerüchts, daß die großen Ma- növer, welhe vom 1.—15. September in der Umgegend von Alessandria stattfinden sollten, aus Besorgniß wegen der Cholera, welche übrigens bisher in sehr engen Grenzen auftritt, abkom- mandirt werden sollen.

Türkei. Konstantinopel, 29. Iuli. (W. T. B.) Auf spezielle Einladung des Sultans hat der Vizekönig von

Aegypten seine Abreise bis nah dem Besuche des Schahs

von Persien aufgeschoben] Rußland und Polen.

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St. Petersburg, 27. Juli. Der Ober-Befehlshaber der Expeditionstruppen in

Chiwa, General-Adjutant von Kauffmann, hat aus dem Bioouak vor Chiwa am 11. Juni folgenden Tagesbefehl er- lassen:

„Heldenmüthige, tapfere Truppen des Orenburger, kaukasischen und turkestanshen aftiven Detachements.

Muthvoll und retlich habt ihr die unglaublihen Schwierigkeiten überwunden, die euch die Natur auf Strecken von über tausend Werst, welche jeder von euch zurückzulegen hatte, entgegenseßte; tapfer und brav habt ihr alle Versuche des Feindes, uns den Weg zum Ziele unserer Expedition Chiwa zu vetlegen, vereitelt, und nachdem ihr die feindlihen Schaaren an allen Punkten geschlagen, habt ihr am 99 Mai in die vor euch gefallene Residenz des Chanats euren feier- lihen Einzug gehalten und sie beseßt. E

Indem ih mch gleichzeitig hiermit beeile, über diese eure helden- müthigen Thaten Sr. Majestät dem Kaiser Bericht zu erstatten, for- dere ih die Chefs der Truppentheile und Ressorts auf, mir schon jeßt die Belohnunagsverzeichnisse über die Offiziere und die übrigen Chargen der aktiven Detachements vorzulegen, sowie auch Verzeichnisse der Soldaten, die sich besonders ausgezeichnet, damit ich diese leßteren mit dem Militär-Orden belohnen kann. j

Der Ober-Befehlshaber der Truppen, General-Adjutant von Kauffmann I,“

Nah einer dem „Reg. Anz.“ zugegangenen telegraphischen D.pesche hatte der Großfürst Alexei Alexandrowitsch am 96. Juli die Reise durh das Gouvernement Kasan auf dem Dampfer „Permjak* wohlbehalten zurügelegt.

Anläßlich der Expedition nah Chiwa hat der Kaiser, wie die „Turkest. Ztg.“ berichtet, befohlen, zur eingehenden Un- tersuchung der kommerziellen und ökonomischen Bedeutung des ganzen transkaufkasishen Gebiets und des Amu- Bassins den Generalstabs-Obersten Gluchowski dorthin zu be- ordern. Mit Benuzung der Expedition nach Chiwa hat Oberst Gluchowsfi das folgende umfassende Programm auszuführen:

1) Die Lokalität und die bedeutend!ten Wege von Uralsk zum Aral - See und den Hauptpunkten - des Amu-- Bassins, sowie a von diesem Bassin zum Kaspischen Meer zu - besichtigen. - 2) Na Möglichkeit alle -kaspischen Häfen zu besuchen, um ihre wahre kom- merzielle Lage zu konstatiren und Gewißheit darüber zu erlangen, in welch:m Grade jeder dersetben bei der Entwickelung der Handels- beziehungen Rußlands mit den nächsten asiati)chen Märkten den: Er- wartungen der Regierung entsprechen kann. 3) Die relative Bedeu-

tung des Handels und dezr Handelsstraßen Persiens und Transkau- fasiens in Bezug auf den russisch-mittelajiatischen Handel kennen zu lernen. 4) Nachdem alle nöthigen Daten gesammelt worden, ein auf denselben beruhendes Gutachten abzugeben, sowohl über die gegenwärtige relative Lage des russischen Handels in Mittelasien, als au über zweckent- \prehend-re Maßregeln zur Festigung und Entwickelung der russischen Handelsbeziehungen mit den persischen mittelasiatisden Märkten. ;

Warschau, 26. Iuli. Der Kaiser besuchte geftern die Warschauer orthodox-griehishe Kathedrale; um 12 Uhr hielt Se. Majestät über die Truppen eine Revue ab und wohnte Abends der Theatervorstellung bei.

Schweden und Norwegen. Stockholm, 26. Juli. Die verwittwete Königin wird in der Mitte des August in Tullgarn Aufenthalt nehmen; bis dahin bleibt Ihre Majestät in Rosfendal.

Dänemark. Kopenhagen, 26. Iuli. Die Königin und die Prinzessin Thyra, welche die Seebäder bei Marien- lysi einige Zeit zu benugen gedenken, haben dem „Helfingör Dagbl.“ zufolge, in diesen Tagen die Kur begonnen.

Prinz Arthur von Großbritannien wird, „Dag- bladet“ zufolge, am Donnerstag zu dem beabsichtigten Besuche am dänischen Hofe in Kopenhagen eintreffen und dem Verneh- men nah von den vier britischen Kriegsschiffen begleitet fein, welhe mit ihm zur Krönungsfeier in Drontheim eintrafen.

In der nächsten Woche werden auch der Großfürst- O: mit Gemahlin zum Besuch am hiesigen Hofe er- wartet.

L R französische Militär-Attahé bei der Gesandtschaft in Kopenhagen, Marguis Le Mullier, is| in Aalborg ange- kommen, nachdem er das Uebungslager bei Hald besucht hat.

Der kommandirende General im Lager bei Hald hat folgenden Tagesbefehl erlassen:

„Bevor die Truppenabtheilungen und Alle, welche an den dies- jährigen Uebungen Theil genommen haben, das Lager verlaffen, um in der Heimath di: gewöhnlichen Arbeiten wieder aufzunehmen, fühle ih mi gedrungen, einem Jeden, Offizieren sowohl wie Soldaten, meine Anerkennung und meinen Dank für den guten militärischen Geist, welher die Division während der ganzen Versamunlungszeit beseelt hat, sowohl wie auch für den unter allen Verhältnissen erwie- senen Eifer, Ernst und Bereitwilligkeit, wodurch niht nur meine, fon- dern auh unseres Allergnädigsten Königs Zufriedenheit und Anerken- nung hervorgerufen wurde, auszudrücken. Es ist meine Hoffnung, daß die Division während dieser Lagerversammlung an Kampftüchtigkeit zugenommen hat, und mit diefer Hoffnung sage ich Allen, Offizieren und Soldaten, mein herzl.ches Lebewohl! Neergaard.

Amerika. Der kriegsrechtliche Vro2eß der ge- fangenen Modoc- Indianer begann, wie der amerikanische „Times“ - Korre’pondet meldet, am 5. Juli in Fort Klamath, Dregon. Die vor Gericht gestellten Gefangenen waren nur die- jenigen, welhe an dem Morde des Generals Camby und der indianischen Friedenskommissäre betheiligt gewesen , nämlich „Kapitän JIack“, „Schonchin“, „Boston Chauley“, „Black Jim“, „Statuck' und „Bameso'‘*. Unter den Belastungszeugen befindén sih ihre früheren Kameraden, die beöingungslos begnadigt wur- den, wie „Bogus Charley“, „Shacknasty Iim'', „Steämboat Frank“ und „Hocker Jim“. Der Prozeß \chritt nur langfam vorwärts, da alle Zeugenaus\agen verdollmetscht werden mußten, und kam nicht vor dem 9. Juli zum Abschlusse. Die Beweis- aufnahme gegen die Gefangenen war positiv, und die für ihre Vertheidigung lief nur darauf hinaus, daß ein anderer Stamm, die Klamaths, sie- zum Widerstand aufgereizt hätte. Die Ent- laftungszeugen waren „Scar - faced Charley““ und „Ove - eyed Mojsa“ und zwei Andere. Der Befund des Gerichtshofes wird geheim gehalten und nach Washington zur Genehmigung des Präsidenten gesandt werden.

Asien. Amoy im südlichen China wurde, wie ein Telegramm aus Hongkong meldet, am 21. ds. von einem hef- tigen Typhoon (Wirbelwind) heimgesucht. Das fremde Eigen- tum in Koolangsun wurde beträchtlich beshädigt und die meisten der daselbst vor Anker liegenden Schiffe litten beträhtlih in Folge der durch den Sturm verursah.eu Zusammenstöße. Auch auf dem Lande zwishen Amoy und Foohow hat der Orkan große Verheerungen angerichtet. Das Kabel zwishen Amoy und Shanghai ift gerissen.

Afrika. Ueber den Ashanti-Krieg wird den „Times“ aus Freetown in Sierra Leone unterm 8. d. geschrieben: Der erwartete Sturm der Ashantis auf Cape Coast Castle hat noch nit stattgefunden. Man glaubt, daß die Ashantis, dur ihre Spione in Kenntniß geseht, daß ihre Pläne entdeckt seien, ihren Angriff aufgegeben oder zum mindesten verschoben haben. Das Hauptquartier der Ashantis befand sich, den neuesten Nachrichten zufolge, ungefähr 12 Meilen von Cape Coast und ihre Streitkräfte waren \o vertheilt, um sowohl Cape ‘Coast wie Elmina zu bedrohen. Der Ashanti-General, der die Truppen in dem Angriff auf Elmina befehligte, is abgesetzt und unter Arrest nah Commassin gesandt worden, um dort ent- hauptet zu werden. Das militärische Hauptquartier für die Westküste ist in Cape Coast und nit, wie anfänglich beabsich- tigt, in Elmina aufgeschlagen worden. In Cape Coast herr- hen viele Krankheiten ‘und Mangel an Lebensmitteln. An Bord des neulich auf der Höhe von Cap Palmas géscheiterten Dampfers „Go ruba“ befanden sich 2000 Lítr., die für die Be- hörden von Cape Coast bestimnit waren. Die liberishe Regie- rung nahm das Gold nebst der ganzen übrigen Ladung in Besiß, und da sie sich troß. wiederholter Aufforderungen weigert, dasselbe herauszugeben, hat Oberst Harley den „Sengull“ da- hin abgeschickt, mit der peremptorischen Instruktion, das Gold im No hfalle durch Anwendung von Gewalt wieder zu erlangen.

Australien. Ein Telegramm aus Sydney meldet den daselbst erfolgten Tod des Sir Terence Aubrey Murray, Prâä- sidenten des legislativen Konfeils, im 63. Lebensjahre. Sein Nachfolger ist der Hon. John Hay.

Kunst und Wissenschaft.

Richard Wagner macht bekannt, daß Sonnabend, den 2. August, in gebtäuchlicher Weise der Hebebaum auf den Dachstuhk des Bühnenhauses zu Bayreuth gestellt werden wird.

Würzburg, ‘27. Juli. Gestern wurde zum Rektor hiesiger Universität für das Su 1873/74 der 'Ordinarius der ftaats- wirthschaftlichen Fakultät Prof. Dr. K. Edel gewählt; der akade- mische Senat wurde vorschriftsmäßig ergänzt durch die Wahl des Prof. Dr._J. Wirthmüller: inder theologischen, des: Prof. Dr. K. Risch in der Juristen-, des Prof. Dr. L. Gerstner in der staatswirthschaft- lichen, des Geheimrathes Prof. Dr. Scanzoni von Lichtenfels inder medizinischen und des Prof. Dr. M. Lexer in der philosophischen

Fakuität. j i : Gewerbe und Handel. Kopenhägen, 29.“Juli.” (W. T. B.) Die Einfuhr von So aus Schweden i heute bis auf Weiteres verboten worden.