1873 / 179 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 31 Jul 1873 18:00:01 GMT) scan diff

Caffel, 29. Iuli. Auf Grund der Erlasse vom 13. Juni

1868 und 24. April d. I., sowie entsprehend den bei der lezten Berathung des Staatshaushalts-Etats gefaßten bezüglihen Be-

\{chlüfsen der beiden Häuser des Landtags hat nunmehr gestern |

Mittag 12 Uhr die Einsezung des neuen Gesammt-Kon- \sistoriums für den Regierungsbezirk Cafsel durch den als Kommissar des Ministers der geistlihen 2. Angelegenheiten hier anwesenden Unter-Staatssekretär Sydow stattgefunden. Die Feierlichkeit, zu welher die hier wohnenden höchsten Beamten der Civilverwaltung, sowie der kommandirende General und der Gouverneur der Stadt cingeladen und erschienen waren, fand in dem Sizungssaale des Konsistoriums statt. Nachdem die gela- denen Ehrengäste in demselben versammelt und von dem neuen Konsistorial-Präsidenten W. Schmidt begrüßt waren, traten der Königlihe Kommissar und na ihm die Mitglieder der neuen Behörde, demnächst die Subalternen der neuen Behörde ein. Darauf forderte der Königliche Komissar den ältestcn geistlihen Rath, General- Superintendenten Dr. Martin auf, die Verhandlung mit einem Gebete zu eröffnen, und hielt, nahdem dieser Aufforderung Folge geleistet war, eine Ansprache, welhe mit einem Hoh auf Se. Majestät den Kaiser und König und Sein Haus \{loß. Die Versammlung stimmte in diesen Ruf dreimal begeistert ein. Der Konsistorial-Präsident erwiderte auf diese Ansprache, indem er dem festen Willen des Kollegiums, das ihm übertragene Amt zum Heile der evangelischen Kirche des Landes mit Treue zu führen, sowie dem Danke der Mitglieder für das an Allerhöchster Stelle auf sie geseßte Vertrauen Ausdruck gab. Der Königliche Kommissar verpflichtete dann die Mitglieder der neuen Behörde durch Vereidigung bezw. durh den Hinweis auf den früher ge- [leisteten Amtseid. Die Betheiligten vereinigten fich am Nach- mittage um 5 Uhr auf Einladung des Konsistorial-Präsidenten zu einem geselligen Mahle.

Bayeru. München, 29. Iuli. Im Budget für die nächste Finanzperiode werden, nah einer Meldung der „AUg. Ztg.“, für Erziehung und Bildung, insbesondere für die Universitäten, dann für die Volksschulen, namentlich für Schul- hausbauten, wesentlih höhere Summen, als sie das Budget der laufenden Finanzperiode bietet, postulirt werden.

An der in Wien stattfindenden Ausstellung von Gegen- ständen des Sanitätswesens imKriege wird sich auch das bayerische Kriegs - Ministerium betheiligen, und wird zu diesem Zweck ein Eisenbahn - Sanitätszug in den nähsten Tagen von hier nah Wien abgehen.

30. Juli. (W. T. B.) Das Kriegs-Ministerium hat aus Anlaß eines Vorkommnisses , das sih bei der diesjähri- gen Frohnleichnamsprozession in einer auswärtigen Gar- nisons\tadt zugetragen, die längst bestehende Verordnung zur Nachahtung wieder in Erinnerung gebraht, daß zur Spalier- bildung bei Prozessionen nur Militärmannschaften katholischen Glaubensbefkenntni}sses verwendet werden sollen.

Sachsen.- Dresden, 30. Juli. Ueber das Befinden des Königs ist dem „Dr. I.“ das nachstehende Bulletin zugegangen :

Pillniß, am 30. Juli 1873. Obgleich die asthmatischen Zu- stände Sr. Majestät des Königs in den leßten Wochen fich wesentli gebessert hatten, ift im Zusammenhange mit der großen Hiße seit gestern Abend eine Bedenken erregende Abnahme der Kräfte ein- getreten.

Morgen findet die feierlihe Enthüllung des auf dem Sélachtfelde von St. Privat-la-Montagne errihteten Denkmals statt, welhes dem Andenken aller im leßten Feld- zuge Gefallenen des Königlich sähsishen Armee-Corps gewidmet ist. Die Feier findet in Gegenwart des kommandirenden Gene- rals des XIl. Armee-Corps, General - Feldmarschalls Kron- prinzen Albert, sowie des Generals der Infanterie Prinzen Georg ftatt. Ferner haben sich zur Begehung dieser Feierlich- keit mehrere Generäle und zahlreihe Deputationen, aus Offizieren, Unteroffizieren und Mannschaften aller Regimenter bestehend, 36 „Hegen Tage mittelst Extrazuges von hier nah Met egeben.

A o Mo ab ‘die Gli oel heio von Schönburg - Glauchau, geb. Reichsgräfin von Rechteren-Limpurg, Gemahlin des Grafen Carl, des Chefs eines Zweiges der Gräflih \{önburgishen Linie Vorder-Glauchau, Penig und Wechselburg (geboren 1. November 1845, vermählt 10. November 1864).

IKürttemberg. Heilbronn, 28. Iuli. Gestern be- gannen die Durchzüge der aus Frankreich zurückehrenden König- lich bayerischen Ofkkupationstruppen mit einem Zuge von ungefähr 700 Mann Infanterie, welhem heute etwa 200 Mann Chevauxlegers folgten, die von Sedan kamen und diese Nacht noch bis Nördlingen fahren werden. Nach etwa halbstün- digem Aufenthalte, der zur Bewirthung benußt wurde, fuhren die Züge unter den Zurufen des zahlreihen Publikums weiter.

Baden. Mannheim, 28. Juli. Dem „Mannh. Anz.“ zufolge find die Beschlüsse des badishen Städtetags in offizieller Fassung von Seiten des geschäftsleitenden Aus- schusses, beftehend aus den Ober-Bürgermeistern von Karlsruhe, Mannheim, Heidelberg und Pforzheim, vor Kurzem dem Groß- herzoglihen Staats-Minister Dr. Jolly übergeben worden,

Hessen. Darmstadt, 29. Juli. (D. Z.) Die Zweite Kam- mer der Stände genehmigte zunächst in ihrer gestrigen 39. Sizung durch Schlußabstimmung die Entwürfe der Kreis-, Landgemeinde- und Städteordnung einstimmig. Sodann fette die Kammer die Berathung des Entwurfs eines Volks\chulgeseßes fort und erle- digte dessen Art. 29 bis 38. Art. 29 (Ausbildung der Lehrer in Seminarien und Präparandenanstalten) wurde mit einem Amendement Mez resp. Heinzerling, wona die Seminare resp. Präparandenanstalten gemeinsame sein sollen, angenommen , ein Antrag Mez auf Strich der Bestimmung über dié Präparanden- anstalten abgeworfen. Art. 30 über die Seminarprüfung wurde mit einem Antrag des Aus\{us}ses, wona niht in Seminaren gebildete Personen nur unter besonderen Umständen von der obersten Sulbeh örde zu jener Prüfung zugelassen werden dürfen, angenom- men ; einAntrag des Aus\ husses, eine besondere Bestimmung betreffs der Betheiligung der Kirchenhehörden an jener Prüfung in Bezie- huñg auf den Religionsunterriht in das Gesez aufzunehmen, abgelehnt. Die Art. 31 (2jährige praktishe Thätigkeit im Schul- amte- nah der Seminarprüfung), 32 (Ablegung einer Schluß- prüfung), 33 (Befreiung der Gymnafial- und Reallehramts- kandidaten, Dispens der Pfarramtskandidaten und Entbindung fremder Lehrer von den Schulprüfungen), 34 (Prüfung und Rechte der Fachlehrer), 35 (Errichtung von Lehrerinnenseminaren, Prüfung und praktische Uebung der Lehrerinnen), 36 (Verwen- dung als Schulgehülfen oder Schulvikare), 37 (Voraussezung der definitiven Anstellung im“ Lehramte) und 38 (status quo bei Präsentationsftellen) wurden: theis unverändert, theils

angenommen. In leßterer Beziehung i besonders hervorzu- heben, daß die Pfarramtskandidaten nunmehr keines Dispenses bedürfen, sondern von den Prüfungen befreit sind und nah einjähriger Thätigkeit im Lehramt als Lehrer definitiv angestellt werden können. Auf Antrag des Ausschusses wurde endli als Art. 32 ein neuer Artikel eingeschoben, wona jeder Lehrer innerhalb 10 Jahren nach bestandener Schlußprüfung einer besonderen erweiterten Prüfung \sich unterziehen kann und auf die darin beftehenden, unter Voraussezung ihrer praktischen Tüchtigkeit, bei Besezung von Oberlehrerstellen, von Lehrerstellen an erweiterten Volks\{hulen und von Stellen “der Kreis-Schul- Inspektoren besondere Rückfiht genommen werden soll, diese Bestimmung aber auf bei dem Inkrafttreten dieses Gesezes defi- nitiv angestellte Lehrer keine Anwendung finden soll.

Oldenburg. Oldenburg, 29. Iuli. Am 13. August wird die frühere Garnison, mit Ausnahme von zwei Compagnien Artillerie, die während der lezten Ofkupationsperiode zur Be- \fazung von Verdun gehörten, aus Frankreich zurückfkehrend, in die Residenz einzichen, nachdem dieselben einzeln ankommend fih vorher in Kantonnements bei Hude und Gruppenbühren gesam- melt haben. Das zeitweilig nah Oldenburg in Garnison gelegte 1. Bataillon des Hannoverschen Infanterie-Regiments Nr. 77 wird nah Celle zurückfkehren.

Die Wahlen zu der im Herbste zusammentretenden Landes-Synode werden auf sammtlihen Kreis-Synoden nunmehr beendet sein. Die Landes-Synode besteht aus 30 von den Kreis-Synoden gewählten Abgeordneten, 12 geistlihen und 17 weltlihen und Einem, der geistlihecn oder weltlihen Standes sein kann. Außerdem ernennt der Großherzog noch andere fünf Mitglieder auf Vorschlag des Ober-Kirchenraths. Die diesmali- gen Wahlen auf den Kreis-Synoden zeigen ein allmähliches Walhsen des liberalen Elementes. a) - „i

Sachsen-Coburg-Gotha. Coburg, 29. Juli. Der Herzog is gestern aus dem Seebad Fiume in erwünshtem Wohlsein wieder hierher zurückgekehrt und hat fich nah Schloß Kallenberg begeben.

Sachsen-Meiningen-Hildburghausen. Meiningen, 27. Iuli. Nach einem gemeinschaftlihen Kirchgang der Abge- ordneten zur Hoffirhe wurde heute - Vormittag 11 Uhr der Landtag dur das Staats-Ministerium im Aufirag des Her- zogs eröffnet. Morgen s\indet unter Vorsiß des Alters- Präsidenten die erste Sißzung ftatt. Hauptgegenstand der diesmaligen Landtagsverhandlungen isst die Konvertirung der 5prozentigen Landes\huld in eine 43prozentige. Die Kapital- Rückzahlungen werden dur ein Anlehen beim Reichsinvaliden- Fonds gedeckt. Die Session wird ungefähr 2 Wochen dauern.

Anhalt. Dessau, 28. Juli. Die Prinzessinnen Friedrih und Hilda find gestern, zunähst nah Schloß Rati- boricz in Böhmen, von hier abgereist.

Lauenburg. Ratzeburg, 30. Iuli. Das „Of. Wochenblatt“ veröffentliZt ein Gesetz, betreffend die Ergän- zung des Gesetzes vom 25. Dezember 1872 über die Pensioni- rung der Staats- und ständishen Beamten im Herzogthum Lauenburg, sowie des Geseßzes vom 4. Dezember 1869 über die Dienstvergehen der Iustizbeamten und die unfreiwillige Ver- seßung derselben auf eine andere Stelle oder in den Ruhestand mit Rücksicht auf die Bewilligung von Wohnungsgeldzuschüssen an die unmitttelbaren Staatsbeamten.

Am Freitag, den 25. d. M., is die Leiche des verstor- benen Grafen KielmannSéegge zu Gülßow angelangt und dort in der Familiengruft beigeseßt.

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_Dessterreich- Ungarn. Wien, 29. Juli. Der Minister- Präsident Fürst Ad olf Auersperg hat fih zum Kurgebrauche nah Gastein begeben.

Vom 27. zum 28. Juli find in ganz Wien eilf neue Erkfrankungsfälle an Brehdurhfall amtlih gemeldet worden.

__— 81. Juli. (W. T. B.) Der Schah von Persien traf gestern Abend 7 Uhr auf dem Penzinger Bahnhofe ein und wurde daselbst vom Kaiser begrüßt. Nach Besichtigung der aufgestellten Ehrencompagnie und na erfolgter Vorstellung des beiderseitigen Gefolges gab der Kaiser dem Schah auf der Eisen- bahnfahrt nah Laxenburg das Geleite, wo zwei Ehrencompagnien mit der Musiffapelle aufgestelt waren und Kronprinz Rudolf mit säwmtlichen hier anwesenden Erzherzögen, der Generalität und den Spigzen der Behörden zum Empfang \ih eingefunden hatte. Vom Penzinger Bahnhofe bis zum Lustshlosse Laxen- burg bildete zu beiden Seiten der Eisenbahn eine dichigedrängte Volksmenge Spalier.

Prag, 830. Juli. Zu den am 28. d. M. in sämmtlichen Krankenanstalten Prags verbliebenen 14 Cholera kranken find gestern 4 hinzugekommen. Von diesen 18 Kranken find 2 ge- nesen, 1 gestorben und 15 im Krankenftande verblieben.

Pesth, 29. Juli. Ein Erlaß des Ministers des Innern fordert die Obergespäne zu energischen Maßnahmen anläßlih des heftigen Auftretens der Choleraepidemie auf.

__Sqehweiz. Bern, 28. Juli. (W. 3.) In feiner heutigen Sizung hat der Nationalrath den vom Ständerath bereits angenommenen Anträgen des Bundesrathes auf Abänderung des Bundesgesezes vom 16. Mai 1849, betreffend die Organisation und den Geschäftsgang der Bundesexekutive, ebenfalls die Sanktion ertheilt. Die vorgenommene Abänderung besteht darin, daß ein neues Eisenbahn- und Händels-Departement gebildet ist, indem der Handel von dem seitherigen Handels- und Zoll-Departement getrennt und mit dem neuester Zeit unter die Oberleitung des Bundes gestellien Eisenbahnwesen vereinigt wurde, während dem seitherigen Finanz-Departement von nun an au das Zollwesen zufällt. In Folge der heutigen definitiven Annahme der Anträge des Bundesrathes wurde auc eine neue Eintheilung der eidge- nöôffischen Departements unter seine Mitglieder nothwendig. Chef des politishen Departements bleibt Bundespräsident Ceresole, der des Innern Bundes-Vize-Präsident Schenk, der des Iustiz- und Polizei-Departements Bundesrath Knüsel, der des Militär- Departements Bundesrath Welti, der des Finanz- und Zoll- Departements Bundesrath Näff, der des Post- und Telegraphen- Departements Bundesrath Borel, während Bundesrath Scherer zum Chef des neuen Handels- und Eisenbahn - Departements ernannt ist. Seither war Scherer Chef des Finanz-Departements. Stellvertreter Ceresole's ist Schenk, der Schenks Knüsel, der Knüsels Welti, der Welti's Ceresole, der Näffs Scherer, der Scerers Borel und der Borels Näff.

—/ 80. Juli. (W. T. B.) Der Ständerath hat in seiner heutigen Sizung gleih dem Nationalrath die Zurückweisung der

mit geringen Modifikationen in Gemäßheit der Aus\hußanträge

drei Rekurse gegen die Ausweisung Mermillods mit 26 gegen

In der heutigen Sizung des Nationalraths inter- pellirte Segesser (Luzern) den Bundes-Präfidenten Ceresole wegen der von diesem gethanen Aeußerung: Wenn man in dem Mer- millod-Handel von fremder Intervention \preche, so müsse man dieselbe auf anderer Seite, als auf derjenigen des Bundesrathes suchen. Ceresole erklärte darauf: Es seien sowohl bei der Re- gierung des Präsidenten Thiers, wie bei derjenigen Mac-Mahons auf eine Intervention abzielende Schritte gethan worden ; glück- licher Weise hätten aber die Urheber jener Schritte dort keinen Anklang « efunden. Der Zwischenfall war damit erledigt.

Belgien. Brüssel, 30. Juli. (W. T. B.) In der heutigen Sizung der Repräsentantenkammer wurde die Diskussion des Milizgesezes fortgesezt. Ein Amendement, wel- hes dahin ging, die Konffription abzuschaffen, wurde verworfen. __ Großbritannien und Irland. Wie sih die „Köl- nishe Zeitung“ aus London berihten läßt, hätten die Kon- servativen sich bezüglih des am 21. Iuli c. im ODber- hause angenommenen Antrages auf Einsezung einer König- lichen Kommission zur Prüfung der Beschwerden über die Benachtheiligung, welhe viele Armee - Offiziere in Folge der Abschaffung des Stellenkaufs erlitten haben sollen, bei der Verficherung des Ministeriums beruhigt, daß das Gesetz über Abschaffung des Stellenverkaufs in der Armee künftig eine möglihs| wohlwollende Auslegung erfahren solle; Disraeli hätte in Folge dessen London verlassen und wäre die Angelegenheit als erledigt anzusehen.

Frankreih. Parjs, 29. Juli. Das „Journal officiel‘! veröffentlicht das Geseß, welches der Permanenzkommission das Recht giebt, während der Vertagung etwaige Beleidigungen der Nationalversammlung gerichtlih verfolgen zu lassen, und das Gesetz, welhes die Zölle auf Rohstoffe aufhebt.

__— Jin Kriegs-Ministerium beschäftigt man fich gegen- wärtig mit- der Ausführung des Geseßes über die Militär- Organisation. Von den 18 Armee-Corps sollen vorerft nur zwei organisirt werden.

Das 4. Armee-Corps, welches im Süden von Paris steht, wird nah dem Often abmarschiren. Einige Detachements sind bereits dahin abgegangen. Der allgemeine Abmarsch er- folgt in der zweiten Hälfte des Monats August. Der Ober- Kommandant des Corps, General Douai, wird sein Haupt- quartier in Reims nehmen.

Der Bericht der Budgetkommission über den von dem chemaligen Präsidenten Thiers veranlaßten Ankauf der Freske von la Magliana besagt Folgendes:

__ Die Budgetkommission hat kein Gutachten darüber abzugeben, ob die angekaufte Freske von der Hand Raphaels selbst oder nvr von einem feiner Schüler nah einec Zeichnung und unter den Augen des Meisters gemalt worden ist, denn darüber streiten die kompetenten Kritiker. Als unzweifelhaft kann sie aber hinstellen, daß das Werk vom Staate erworben zu werden verdient hat, und daß, wer immer den Kultus des Schönen im Busen bewahrt hat, sich über die ver- ständige Initiative freuen muß, welcher wir ein unserer Sammlun- gen wahrhaft würdiges Werk verdanken werden. Was die Vor- \riftsmäßigkeit des Verfahrens betrifft, fo muß allerdings fkonsta- tirt werden, daß die Verwaltung des Louvre nicht zu Rathe gezogen worden ist, doch ist dies Gutachten kein obligatorisches, und man kann auch sagen, daß keine Thatsache gegen den guten Glauben und die Aufrichtigkeit der (Gebote aufgebracht worden ist. Es liegt Seitens der vorigen Regierung nur eine bedingte Verbindlichkeit vor, da die Bewilligung eines Kredits erforderli ist; es ist aber unser würdig, diesen Kredit ungesäumt zu gewähren. Wenn die Nationalversammlung im vorigen Jahre sich nit geweigert hat, die Medaillensammlung der Herrn von Saully zu erwerben, so wird sie noch weniger s{chwanken, wenn es gilt, unserm Lande den Befiß eines bedeutenden, aus der ehemaligen Villa Julius Il. und Leo X. her- rührenden Werkes der Malerei zu fihern. Erinnern wir uns, daß wir chedem an die Raphaelshen Kartons, welche sih jeßt in Hampton Court befinden, hätten behalten können. Gewiß sind die Hülfsquellen unseres Budgets immer beschränkter; aber es gereiht Frankreich zum Ruhm, wenn es in treuer Liebe zur Kunst ein Werk ersten Ranges für das Leuvre-Museum erwirbt.

30. Juli. (W. T. B.) Sämmtliche Journale sprechen sih beifällig über die gestern in der Nationalversammlung ver- lesene Botschaft des Präsidenten aus. Selbst die radikalen Blätter bezeugen ihr Vertrauen zu der Loyalität des MarsWhalls Mac Mahon. i

Gerüctweise verlautet, daß der Marquis von Bouillé, “imi d in Madrid, seine Entlassung eingereicht

abe.

Spanien. In der Cortesfizung am 22. d. M. wurde eine Reihe von Telegrammen aus den Provinzen über den Stand der Insurrektion an die Regierung verlesen, von welchen die „K. Z.'' folgende mittheilt:

Valencia, 21. Juli. Ax den Präsidenten der Erekutive in Madrid und Präsident des Kantons Valencia. Die Unruhe der Pro- vinz während der langen Minister-Krisis, die Unzufriedenheit über den Mangel an Energie bei den Behörden . . . haben die Ausrufung des Kantons zur Folge gehabt. Der Kanton nimmt nur den Be- {luß der Cortes ‘vorweg und erkennt in den Cortes und in der Regierung die Bundesautorität an. (Die Regierunastruppen unter Martinez Campos haben inzwischen Valencia angegriffen.) Vinaroz, 20. Der Brigadier Villacampa an den Kriegs-Minister. Casteflon hat sich empört, und der Kapitän Arana mit vier Com- pagnien ließt sich der Bewegung an. Jch erwarte Befehle, Toledo, 20. Der Gouverneur an den Minister des Junern. Vier Offiziere des Freiwilligen-Bataillons Pierrad find verhaftet. Jch habe den Freiwilligen eine Standrede gehalten, und alle, außer 50, haben sich die Einseßung von militärishen Vorgeseßten gefallen lassen. Alicante, 20. Abgeordneter Galvez Arce (der Meuterer aus Cartagena) an den Präfidenten der Exekutive. Jh bin mit der Fregatta Victoria hier angekommen. Die Ein- wohnerschaft sshickte eine Kommission an Bord, ih landete mit derselben, und Alicante mit seinen Festungswerken {loß . sich uns an. Wohlfahrtsaus\{chuß eingeseßt. Alicante, 21. Präsi- dent des Wohlfahrtsaus\{husses an den Minister des Innern. Beim Einlaufen der Fregatte „Victoria“ wurde der Erhebung von Carta- ena und Valencia in größter Ordnung Nachfolge geleistet. Die Sivil-* und Militärbehörden verließen die Stadt mit der Garnison. (Alicante ist seitdem zum Gehorsam zurüdckgekehrt; die Truppen find wieder -eingerückt und mit Jubel empfangen worden.) Puerto de-Santa Maria, 20.,, Mittags. Bezirks-Adjutant an- Marine- Minifter. Der General-Kapitän des Departements meldet : Revolu- tionsausschuß in Cadiz forderte mich auf, mich mit der gefaminten Marine ihm zu unterwerfen. Habe Kaserne und Arsenal befestigt, entshlofsen, eher zu sterben, als eine andere Regierung als die zu Madrid anzuerkennen. Puerto, 20., Abends. Derselbe an densel- ben. ‘Der General-Kapitän meldet: Kregszustand dauert fort; Miliz von Cadiz feuerte: auf unsere Vorhut; wir antworteten und: sie flohen hinter ihre Barrikaden. Wundern Sie fih_ nicht, wenn Nach- rihten ausbleiben ; Alles haben fie abgeschnitten. [Nach neueren Mit- theilungen hat die Marine-Infanterie von San Fernando die Stellun-

gen und die Kanonen der Sees von Cadiz erobe:t. Die- Sioger

verlorén 100 Mann, die Befiegten ‘€rheblich“ niehr.] I erezp 20. Militärkommandant an Kriegs-Minister. Gestern erklärten! sih Se- villa und Cadiz als unabhängige Kantone. Militärgouverneur von Cadiz und Salvoechea telegraphirten mir, ob ih mich anshlösse: ih

14 Stimmen unter Namensaufruf beshlo}en.

antwortete nicht. Freiwillige hierselbst nahmen Positionen ein. Jch

ließ zwei Geschüße vor dem Rathhause auffahren; sie verließen die 7 Positionen, und ich zog die Truppen zurück._ Jch erwarte Befehle. Carmona, 20. Bürgermeister an Minister des Junern. Zwei | Abtheilungen“ Freiwilliger au? Sevilla mit FJnternationaliften von hier wollen den Gemeinderath abseßen und einen Revolutions- auêshuß ernennen. Ich_ fürchte beklagenswerthe Ereignisse; denn bei | ihnen sind die racedurstigen Häupter der hier unterdrückten Bewegung der Internationalen. Bitte um militäris{e Unterstüßung aus Cor- doba. Ciudad Real, 20. Militärgouverneur an Kriegs-Minister. Stationsvorsteher in Santa Elena meldet Abgang eines Erpreßzuges mit zahlreichen bewaffneten Republikanern, welche die Brüde Nr. 14 niederreißen wollen. Die Eisenbahn zwischen Vilches und Santa Elena ist zerstört. Malaga, 20. Gouverneur an den Kolonial-Minister. Menn cine der meuterischen Fregatten hierher fommt, wird Malaga | sich vertheidigen. [Seitdem hat der Kampf stattgefunden, in welchem Solier seinen Gegner Carvojal geschlagen und gefangen genommen hat. Granada, 20. An den Minister des Innern. Heute Nab- | mittag Kundgebung der ganzen bewaffneten Miliz, Unabhängigkeits- | Erklärung des Kantons. Rufe: Es lebe Spanien, es l:be der Kanton Granada, es lebe die soziale Föderativ-Republifk! Eine Compagnie | bemäch:igte sih des Regierungsgebäudes; ich babe der Gewalt weichen | müsfcn. Castellon, 20. An den Bürger-Präsidenten der Exr-kativ- | Gewalt. Kanton Castellon ausgerufen. Truppen und Gensd’armerie verbrüdern sich mit dem Volke. Großer Jubel. Ruhe. T: Gonzalez Chernä.

In Paris am 830. d. M. eingegangene telegraphische Berichte von der spanischen Grenze verfihern, daß der Kriegs- | Minister die von Don Carlos angebotene A uswehselung der Gefangenen angenommen habe. : .

99. Juli. (W. T. B.) Den Cortes ift ein Geseß- entwurf vorgelegt, durch welchen die Regierung ermächtigt wird, die Deputirten, welche auf die Seite der Insurgenten treten, strafrehtlih zu verfolgen. E i

Von Karthagena wird gemeldet, daß die Insurgen- ten dort eine förmlihe Regierung eingescßt haben. Den Vorsiy führt Contreras, das Marine - Ministerium wird von Roque , das Auswärtige von Barcia, das_ Kriegs- | Ministerium von Flerrer, das Ministerium der öffentlichen Arbeiten von Romero und das Finanz-Ministerium von Sauvale verwaltet. Das Amtsblatt der Insurgenten-Regierung veröffent- liht die Ernennung eines Direktoriums. Fünf von Karthagena abgegangene Kanonier-Schaluppen der Insurgenten habenTruppen bei Almeria gelandet. / i

Die Carlisten haben bei Marededes eine Nieder- lage erlitten; 700 republifanishe Gefangene sind bei dieser Ge- legenheit befreit worden. / E

Die Insurreftion in Sevilla if völlig unter- drückt und find alle Punkte der Stadt von den Truppen besezt. Gegen die Insurgenten, welche ihre Stellungen, beim Aufgeben derselben in Brand steckten, herrsht große Erbitterung. Die Stadt Almeria hat den ersten Angriff der Insurgenten- \hiffe aus Kárthagena abgeschlagen. Die Cortes haben des- halb der Stadt ihren Dank votirt. Die ‘Majoritat Der Ver- fammlung steht entschieden zur Regierung und will derselben die nöthigen Geldmittel bewilligen, um die Ordnung wieder her-

zustellen.

Italien. Rom, 27. Juli. Wie der „Corriere mercan- tile* in Genua erfährt, hat der neue Justiz-Minister Com. Vigliani die Präfekten in einem Circularschreiben vom

22. Iuli eingeladen, ihm den Stand der öffentlichen Meinung über die Todesstrafe mitzutheilen, ob namentli die verständigen und erfahrenen Männer der Provinzen der Meinung sind, daß die Abschaffung der Todesftrafe auf die öffentliche Moral nachiheilig einwirken werde. - M

Die römischen Klöster weigern fi, auf die ihnen zugeschickten Formulare die verlangten Erklärungen über ihren Personal- und ihren Vermögensftand einzutragen. Sie wollen nur der Gewalt weihen und haben 1 s Protesten nur zu einiger mündlicher Auskunft verstanden.

_— Der General Kanzler, welcher mit dem Bruder des Kardinals Antonelli, Grafen Filippo Antonelli nah Paris ge- reift war, - ist wieder nah Rom zurückgekehrt. Der Graf Anto- nelli ift dort zurückgeblieben. (S S e

Die in dem Geheimen Konsistorium präfonisirten

Bischöfe find folgende: Monfignor I. Samassa, Metropolit

und Erzbischof von Erlau (Ungarn) ; Msgr. P. Pienot, Me-

tropolit und Erzbischof von Chambery; Msgr. S. A. Foreads,

Metropolit- und Erzbischof von Aix; Msgr. Fr. Aneyros, Me-

tropolit und Erzbischof der h. Dreifaltigkeit in Buenos-Ayres ;

Mgr. A. I. de Freitas, Erzbischof von Mitylene in part. Und Auriliar des Patriarhen von Lissabon; Mfîgr. L Schlauch, Bischof von Szathmar (Ungarn) ; Msgr. F. Capponi, Bischof von Volterra; Msgr. P. Pozzi, Bischof von Mondovî (Pie- mont); Msgr. G. Rocca, Bischof von Reggio (Aemilia); Msgr. C. Focacetti, Bischof von Monte Fiascone; Msgr. B. Langé- nieux, Bischof von Tarbes; Msgr. L. D. Bataille, Bischof von Amiens; Msgr. Th. de Ladone, Bischof von Nevers; _Mígr. B. I. Blanger, Bischof von Guadeloupe (Antillen) ; Msar. B. Leto, Bischof von Biella (Piemont); Msgr. M. Griver, Aa von Perth; Msgr. I. Sower, Bischof von Waterford und Lis- more; Msgr. A. Reynolds, Vischof von Adelaide; Msgr. P. F. Villi, Bischof von Anastafiopolis in part. ; Msgr. V. ta Bischof von Mosinopolis in part. ; Msgr. A. Hedley, Bischof von Câsaropolis in part. ; Msgr. S. Volontari, Bischof von Paläopolis in part. i f

riechenland. Athen, 19. Juli. Die Königin wir

zu de n d Monats nach der Krim zum Besuch der Kaiserlich russishen Familie abreisen. :

E Nach fast zweiwöchentlihen err zin

Kammmer wurde mit 81 gegen 75 Stimmen dem Ministerium am vergangenen Dienstag ein Vertrauensvotum ertheilt. Nun- mehr is die Kammer in die Berathung der einzelnen Budget- positionen eingetreten. Die Sizungen der Kammer werden wahrscheinlih bald zu Ende gehen, da die Ane N na dem andern in ihre Provinzen abreljen. Die wiederholte Wahl von Gorlynien wurde vor einigen Tagen von der Kammer bestätigt. Die Gewählten gehören alle 6 zur Opposition, wäh- rend in der ersten, für nichtig erklärten, Wahl das Resultat e die Regierung war. Die Kommission, welche die Aufsich über die zum zweiten Male vernichtete Wahl von Een u führen hat, wurde vgrgeltern a. E Opposition hat die-

it 86 gegen 8 Stimmen gewonnen. :

reis = Am is. d. M. ift hier der Metropolit von Athen verschieden. Derselbe war Archidiakon des Erzbischofs ne der an dem: Freiheitskampf theilgenommen hat. Der Verstorbene hat sein ganzes Vermögen den Armen vermacht.

nd und Polen. Warschau, 27. Juli. Der G sen M gestern die Kavallerie exerziren lassen und darauf dem Zielschießen der Infanterie beigewohnt. Heute wohnte ae Majestät dem Gottesdienste in der Lasenki'schen Hoffirche bei un

erregten Debatten in der

| zu welhem die oberften Militär-

| Am Abend sollte in der Orangerie des Lasenki’schen Palais eine | n ( h, Gha f h, | von Commender, der König von Akim, Femmah, früherer König von

| Alexis ist am 26. Juli,

| hier eingetroffen, und hat gegen 2 Uhr seine Reise nah Moskau | fortgeseßt.

| Die Krankheit nimmt an Ausdehnung und Heftigkeit zu und | auf die dringende Nothwendigkeit der Einmüthigkeit aufmerfsam

| muß als Cholera angesehen werden. In den legten 24 Stun- |

| denen 9 einen tödtlihen Ausgang hatten. In

| mar, sowie die Offiziere der verschiedenen im Hafen bei Dront- | heim liegenden Kriegsschiffe Theil

| Königin nahmen am Tanze Theil,

fich unter fortwährenden | Generalregierung besteht

Um 6 Uhr fand im Lasenki'schen Palais ein großes Diner statt, ' und Civilhargen und die |

Chefs der einzelnen Truppentheile und Ressorts geladen waren. Vorstellung stattfinden. -

Nishni - Nowgorod, 27. Juli. um 12 Uhr Nachts, wohlbehalten

Der Großfürst |

Schweden und Norwegen. Stockholm, 26. Iuli.

| Ein Telegramm aus Helsingborg an „Göteborg Hand. och Söf.

Tid.* meldet: Der Rapport des Polizeiarztes für heute lautet: |

den find 3 er‘rankt, wovon 2 starben. Im Ganzen sind in den | Tagen vom 20. bis 25. d. M. 16 Cholerafälle angemeldet, von | Lund find | (wie hon telegrapish gemeldet) ebenfalls einige Erkrankungen | an Cholera vorgekommen. Christiana, 26. Juli. einen Ball, an welchem Prinz Arthur und Prinz

Der König gab am Mittwoch | Walde-

nahmen. Im Ganzen waren Sowohl der König als auch die welcher bis 2 Uhr dauerte. Am Donnerstag fanden die Festlichkeiten dur ein Diner am Bord der Fregatte „St. Olaf“ ihren Abschluß. F Am Freitag Vormit!ag reiste die Königliche Famalie per Eisen- bahn nach Stören und wurde dorthin von der Drontheimer Bürgergarde begleitet. x Prinz Arthur reiste hon Donnerstag Morgen mit dem britishen Geshwader, und an demselben Abende segelten die \{chwedishen und deutschen Kriegsschiffe ebenfalls von Drontheim ab. Die dänische Fregatte „Själland“ sollte am Freitag absegeln. In Christiania werden verschiedene Vorbereitungen zum festlichen Empfang des Königs und der Königin getroffen. Auch in Carlftad, woselbst die Hohen Reisenden am 9. August eintreffen werden, bereitet man \sich auf einen festlihen Empfang der- selben vor.

Dänemark. Kopenhagen, 28. Juli. von Großbritannien is der „Berl. Tid.“ Vormittag in Fredensborg eingetroffen.

Amerika. Ueber die Stärke der im Felde stehenden cubanischen Insurgenten giebt ein vom _ 11. Juni datirter Brief aus Manganillo in Cuba Aufschlüsse. Die cubanische Armee zählt danach 15,600 Mann, darunt?r 2700 Mann Ka- vallerie und 100 Mann Artillerie. Sie ist in fünf Corps ein- getheilt, eines für * jeden der von den Insurgenten „occupirten Staaten oder Distrikte und zwar stehen 4600 Mann in Driente, 4300 in Camaguay, 2400 in Cinco Villas, 2200 in Puerto Principe und 2100 in Remedios. Unter den Offizieren , welche Brigaden und Regimenter befehligen , befinden si mehrere Amerifarer. Dcr Mangel an Artillerie ist, wie es heißt, ein großes Hinderniß für die Fortschritte der Insurgenten ; sie bestgen im Ganzen nur 23 eiserne Kanonen und 46 andere aus Häuten gefertigte Geshüge. Dieselben befinden fi bei den Armee-Corps im Quiente, Camaguay und Puerto Principe, wo der Schauplaß

170 Personen eingeladen.

Prinz Arthur zufolge heute

des Hauptkampfes is. Kanonen, die von den Insurgenten anderswo erbeutet iverden, sendet man sofort nah diesen Staa- ten. Die Corps im Cinco Villas und Remedios sind ohne alle Artillerie. Die Insurgenten pet eine regulär gebildete repu- blifanishe Organisation nah dem Muster der- Vereinigten Staa- ten. Das Territorium, das sie besigen, und dasjenige, welches fie zu erobern hoffen, is in zehn Staaten eingetheilt, und die aus einem Präsidenten, einem Vize- Präsidenten und einem Kabinet wit vier Ministern, die Sekretäre des Staats, des Krieges, des Innern und der Finanzen heißen. Das Territorium in ihrem Besize liegt ganz im Osten von Cinco Villas. Dort ist der Siß des Kongresses, der aus einem Senat von 20 Mitgliedern und einem Repräfentantenhaus von 38 Mit- gliedern zusammengeseßt is; ferner einen Oberrichter als Haupt der Gerichtsbarkeit. Die Insurgenten verfugen auch über eine Pulver-, Kugel- und Torpedo-Fabrik. Ihr Pulver wird aus Guanolägern, die in Höhlen gefunden werden, angefertigt, und zwar täglich 300—400 Pfund. L e :

New-York, 30. Juli. (W. T. B.) Hier eingetroffene Nachrichten melden, daß von den Mexikanern 6000 Mann Verstärkung zum Schugz der Grenze nah dem Rio grande ge- sandt worden sind. Der König von Hawai und seine Regierung haben mit den Vereinigten Staaten einen Reciprozitätsvertrag

[leßteren abgetreten. E L Aus Sûd- und Central-A merika liegen per Vamp]er „Elbe“ bis zum 28. Juni reichende Nachrichten vor. In Peru war der Oberst La Torre mit seiner Kavallerie nah einer er- folgreichen Zersprengung der Escobarschen Eindringlinge nah Lima zurückgekehrt; ihr Rebellionsverfuch war völlig mißglüdt. Escobar, dessen Arm amputirt wurde, lag mit mehreren seiner Gefährten im Hospital in Hauncayo. Der Rest der Rädels- führer wurde im Gefängniß in Lima internirt. Lie Boli- vianer \ind, wie verlautet, im Süden von Peru eingefallen, haben den Gouverneur von Z2u1! Íe 1 p01 dem Plaße im Namen Bolivias Besiß ergriffen. Die peruanishe Regierung hat ein Dekret erlassen, in welchem zur Einreihung von Submissionen für die Legung eines submarinen Kabels von Payta nach Panama aufgefordert wird. Die Re- gierung erklärt sich bereit, die Verzinsung eines zu diesem Be- hufe erforderlichen Kapitals von 1,500,000 Lstr. mit 5 Prozent auf die Dauer von 10 Jahren zu garantiren. a ) Die tahrihten aus Centralamerifa bezichen sich hauptsählich auf die Invasion von Honduras, durch eine Schaar unter Palacios, welcher das Fort Trujillo einnahm und daselbst Dekrete erlicß, welche die Regierung des Arias für zu Ende erflären. Die Regierung war indeß vorbereitet, um Wi- \ zu leisten. E Aus Rio de Janeiro wird ‘unterm 7. ds. gemeldet: Ein Kaiserliches Dekret ist erlassen worden, welches prote]tan- tische Ehen für unauflöslih erflärt, ausgenommen durch Er- kenntniß des fompetenten Tribunals. Die Deputirtenkammer hat die Debatte über die dritte Lesung des Geseßentwurfs betre}ss der Reorganisation der Nationalgarde begonnen.

Afrika. Der „West African Herald“ vom 28. Juni bringt einen ausführlichen Bericht ber eine Konferenz, welche am 6. Juni zu Cape Coast Castle zwisczen dem _Vize- Gouverneur Oberst Harley und eingeborenen Häupt- lingen des Fantistammes stattgefunden hat. Es war dies die zahlreihste Versammlung eingeborener Könige, welche seit

darauf dem Schießen der Artillerie und der Schüßenabtheilungen.

der Zeit M'Cleans's fich zusammengefunden hat. Nur ein ein

abgeschlossen, und denselben den Hafen des Pearl River an Die |

Quillagua vertrieben und von |

ziger König, der von Anamabor, fehlte. Anwesend waren: Aguasie Kaye, König von Donkera, Amico Ottoo von Abbrah, Ouasie Eddoo von Mankassim, Emmill von Warsaw, Intie von Assin, Tandor von Gomoah, Ghartry von Winnebeh, Kruie

Ajumocco und die Häuptlinge Quaschie Atta, Green, Armoos,

| Martin, Thunpson, Yammor u. A. Das Resultat der Unterredung | scheint für beide Theile zufriedenftellend ausgefallen zu sein. | Die Fantikönige erklärten fich der Königin von Großbritannien | treu zugethan.

Sie wollen weiter gegen die Ashantis kämpfen und beflagen ihre bisherige Feigheit. Die Geschenke an Waffen und Munition, welche ihnen Oberst Harley hat zukommen lasen, und den gewährten Schugz erkennen fie dankbar an. Von Harley gemacht, verlangten sie von diesem, er solle aus ihrer Mitte einen Oberkönig auserwählen und s#blugen entschieden die eigene Wahl eines solhen aus. Harley erklärte sich {ließlich berëit, einen

| Oberkönig zu ernennen. Seiner Darstellung nach sind die

| Fantis fräftigere Leute, als die Ashantis, allein es fehlt ihnen S L D ; O

| an Einigkeit, fie haben bisher jeder auf feine eigene Faust ge-

fämpft, während die Ashantis nah einem geordneten Plan vor-

gegangen find.

Statistische Nachrichten.

Ueber den Stand der Cholera liegen folgende Nach- richten vor: In Altendorf bei Ratibor wurden vom 23. bis 29. Juli 12 Erfranfkungen fonstatirt, darunter 4 mit tôdilihem Ausgange ; ein fünfter Todesfall trat am Choleratyphus ein. Seit Sonnabend schien die Epidemie im Erlöschen; am 28. indeß traten 3 neue s{chwere Er- franfungen hinzu. In Thorn waren "seit dem 28. polizeilih an- gemeldet 4 Personen. Seit Ausbruch der Cholera in Thorn am 2. Juli find incl. der Flößer im Ganzen erfranft 164, davon gestorben 100 Personen. In Graudenz find bis jeßt im städtischen Ge- biete seit ca. 3 Wochen 19 Todesfälle unter der Civilbevölkerung zur polizeilihen Anmeldung gekommen. Jn das für die polnischen Flößer eingerichtete Choleralazareth find im Ganzen 61 Personen aufgenom- men worden. Davon 30 gestorben, 24 als gesund entlaffen. Zu den Orten, die mit besonderer Heftigkeit von der Seuche ergriffen worden sind, gehört Podgurze bei Thorn. Von dec ca. 500 Personen zählen- den Einwobnerschaft sind bis jeßt 54 gestorben. In Brauts- bers „wären * vom «21. his ml 29. D M., Mittags, 94 Erfranfungen an der Cholera und darunter 12 Todes- fälle volizeilih angemeldet. Die größte Zahl der Erkrankungen, nam- li 10, ift am 28. d. M. vorgekommen.

London, 25. Juli. Ueber den Betrieb der ichottishen Fi- ichereien im Jahre 1872 liegen nachstehende amtliche Angaben vor: An Heringen wurden 773,859% Faß eingesalzen, wovon 549,631 Faß exportirt wurden, was gegen das Jahr 1871 eine Abnahme von 51,6144 Faß in der eingesalzenen Quantität und von 19744 Faß beim Erport ergiebt. Der Stockfish- und Lingfang produzirte 145,9767 Centner getrocknete und 11,9405 Faß eingepödelte Fitche, wovon 53,631 Centner getrocknetee Waare exportirt wur- den, was gegen das verflossene Jahr eine Zunahme von 26,9461 Ctr. in der getrockneten Quantität urd von 26574 Faß in der gepöckelten Quantität, beim Export jedoch eine Abnahme von 5404 Ctr. ersehen läßt. Die Anzahl der Fischerboote in Schottland war 15,232 und die der beim Fischfang beschäftigten Arbeitskräfte 46,178: ferner wurde der Werth der zum Fischfange benußten Boöte, Netze und Leinen auf 997,293 Lstr. geshäßt, wobei eine Vergleichung gegen das Jahr 1871 eine Abnahme von 81 Booten und 368 Fitfchern, aber eine Zunahme von 12,613 Lftr. in dem Werthe der Boote, Netze und Leinen zeigt.

Kopenhagen, 27. Juli. Die dänische Handelsflotte zählte bei Beginn dieses Jahres 2880 Schiffe, von über 4 Tons Tragfähigkeit mit zusammen 208,063 Regist.-Tons. Davon waren 2766 Segelschiffe mit 183,470 Tons und 114 Dampfschiffe von 7378 Pferdekraft und mit 24,323 Tons. Kopenhagen allein zählte 384 Schiffe mit 60,500 Tons Trächtigkeit. Darauf folgt Svendborg (206 S. mit 16,430 T.), Fans (167 S{. mit’ 16,000 T ), Marstal (250 S. mit 11,408 T.), Dragêr (73 S. mit 10,087 T.), Hel- fingör (105 Sch&. mit 9000 T.), Aalborg (70 Sch. mit 4684 T.), Rönne (62 Sch. mit 4370 T.), Aarhuus (53 Sch. mii 4195 T.), SFaaborg (82 Sch. mit 4178 T.), Odense (69 S. mit 4079 T.), Nudtjöbing (106 Sch. mit 3734 T.), Randers (33 Sch. mit 3320 T.), Horsens (41 Sch. mit 3260 T.), Nakskov (52 Sch. mit 3190 T), Nyborg (50 Sch. mit 3024 T.), Aeröeskjöbing (64 Sch. mit 9640 T.), Thisted (54 Sch. mit 2420 T.) und Afffens (55 Sch. mit 2349 T.).

Kunft und Wissenschaft.

Königsberg, 26. Juli. Dr. H. Osterley, Custos der Königs sien und Univerfitäts-Bibliothek in Breslau, ist mit der Herausgabe der Werke Simon Dachs beschäftigt. Das ihm bis jeßt zu Ge- bote stehende Material umfaßt etwa 1100 einzelne Dichtungen, aber es existiren außerdem mindestens noch hundert, zum größesten Theile ibren Anfangszeilen nah unbekannte Gedichte, die noch niht haben nachgewiesen werden könen, obglei sie im vorigen Jahrhundert aller Wahrscheinlichkeit nach sogar in Königsberg vorhanden ge- wesen find, und den Literarhistorifern vorgelegen haben. In den 0f-

fentlichen Bibliotheken Königsbergs befinden fih die vermißten Stücke

indessen nicht und ist nur anzunehmen, daß sie zerstreut oder gesam- melt in anderen éffentlichen oder Privatbibliotheken Preuyens aufbe- wahrt werden. Dr. Oesterley richtet daher in der „Aitpr. Monats- ichrift* an Alle, die im Besiße solcher Gedichte find oder Kenntniß davon baben, die dringende Bitte um Mittheilung dersclben ‘an die Königliche und Univerfitäts-Bibliothek zu Königsberg oder Breslau.

München, 25. Juli. Gestern verftarb hier!elb)t der bekannte Architekt Ziebland. Derselbe war im Jahre 1800 in Regensburg geboren und auf der Münchener Akademie gebildet. Die Bonifacius- Basilifa in München war das bedeutendste 2 esultat seines. Schaffens. ! ußerdem vollendete Ziebland die von Oblmüller begonnene gothiiche Kirche in der Vorstadt Au. Seit etwa _20 Fabren war der Ber- storbene Lebrer an der Akademie der Künste.

Darmstadt, 28. Inli. Dem Julius Piertsch in Dresden ist am 16. d. M. ein Erfindungspatentauf den dur Zeichnung und Beschreibung näher erläuterten Apparat zur Regulirung des Gas- druds bei Anwendung von komprimirtem Leuht-Gase für Eisenbahn- fahrzeuge unter dem ausdrücklichen Vorbehalte jedoch, daß dur das verliehene Patent Niemand in der Anwendung bereits früher schon bekannt gewesener Theile der Erfindung gehindert werden soll, während der nächsten fünf Jahre für den Umfang des Großherzogthums er» theilt worden.

P aris, 26. Juli. D rienmaler Louis Charles Auguste Couder, Meister der franzöfischen

Am 23. d. M. verstarb hierselbst der Histo- einer der bedeutendsten Schule, Mitglied der Akademie und Offizier der Ehrenlegion. Couder war 1789 geboren, Schüler von David und

Régnault. Jm Jahre 1833 weilte er in München, um die+Fresko-

malerei zu studiren. Landwirthschaft.

Im Regierungsbezirk Magdeburg verspricht die Ernte eine guie zu werden. |

Im Regierunrêbezirk Münster wird der Weizen sehr reiche Erträge ergeben, wogegen der Roggen hinter einer Mittel- ernte zurückbleiben wird. Der Raps ist gut gerathen. Die Sotmer- früchte, Gartengewäch,se und die Kartoffeln stellen eine befriedigende Ernte in- Aussicht.“ Der erste -Kleeschnitt ist nur dürftig ans fällen,

ter erste Gtasscnitt ‘hat nur auf besseren Wiefen eine gute usbeute

geliefert. Die’ Obstbäume geben wenig Früchte.