1873 / 181 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 02 Aug 1873 18:00:01 GMT) scan diff

Art. Regt. Nr. 6, unter Entbindung von dem Verhältniß als ab Of. n Plat in Belfort, als aggregirt zum Fuß-Art. Bat. Nr. 14 verseßt.

Den a August 1873. Gr. v. Wart enéleben, Oberst und Abtheil. Chef im Großen Generalstabe, unter Belassung in seiner SFunftion als Chef der friegsgefchihtlihen Abtheilung des Großen Ge- neralstabes und unter Stellung à la suite des Generalstabes der Armce, dem Chef des Generalstabes der Armee zur Disposition gestellt. Krause, Oberst-Lieutenant à la suite des Generalstabes der Armee und Abtheilungs - Chef im Neben - Etat des Gro-

en Gencralstabes, unter Einrangirung in den Generalitab der Armee,

als Abtheilungs-Chef in den Greßen Generalstab verseßt. Dr. Wut-

tig, Ober-Stabksarzt 2. Kl. und Regts. Arzt vom Inf. Regt. Nr.

81 und fommandirt zur Wahrnehmung der Geschäfte als Garnijon-

Arzt nah Belfort, mit dem 2. August cr. von dem gedachten Kom-

mando entbunden, wona derselbe zu seinem Truppentheil zurücktritt. B. Abschiedsbewilligungen 2c. |

Den 19. Juli 1873. Dr. Hesse, Ober-Stabsarzt 2. Kl. und Regts. Arzt vom Ulan. Regt. Nr. 12, als Ober-Stabsarzt 1. Kl. mir Pension nebst Aussicht auf Anstellurg im Civildienst, Dr. Fleis ch- hauer, Stabsarzt der Landw. vom 2. Bat. Landw. Reats. Nr. 31, als Ober-Stabsarzt 2. Kl. mit der Uniform des Sanitäts-Corps, Dr. Wolff, Stakbsarzt der Landwehr vom Reserve - Landwehr- Bataillon Nr. 35, Dr. Richter, Stabsarzt der Landwehr vom 2. Bataillon 2. Oberschlesischen Landwehr - Regiments Nur. 23, Dr. Roßkothen, Stabsarzt der Landw. vom 2. Bat. Landwehr- Regts. Nr. 17, Dr. Arns, Stabsarzt der Landw. vom Res. Landw. Bat. Nr. 40, Dr. Gretsel, Stabsarzt der Seewehr vom ?. Bat. Landw. Regts. Nr. 76, Dr. Goededcke, Aisist. Arzt 2. Kl. der Landw. vom 2. Bat. Landw. Regts. Nr. 27, der Abschied bewilligt. Dr. Beckers, Stabsarzt der Landw. vom 1. Bat. Landw. Regts. Nr. 16, der Abschied ertheilt. e

Den 24. Juli 1873. Schade, Pr. L. von der Res. des Feld-Art. Regts. Nr. 9, Corps-Art.,, Maecklenburg, Sec. Lt. von der Res. des Inf. Regts. Nr. 45, diejem mit Pension, der Abschied bewilligt.

Den 26. Juli 1873. v. Tresckow, Gen. Lt. a. D., zuleßt Gen. Maj. und Commdr. der 18. Kav. Brig., in die Kategorie der zur Disposition gestellten Offiziere verseßt. v. Kahlden, unter dem geseßzl. Vorbehait ausgeschiedener Sec. Lt., zuleßt im Gren. Regt. Nr. 5 die bedingte Anstellungs-Berechtigung für den Dienst in der Telegraphen-Verwaltung verliehen.

Beamte der Militär-Verwaltung. Durch Verfügung des Kriegs - Ministeriums.

Den 19. Juni 1873. Radeck, Kasern. Inspektor in Sprottau nach Altona, Weniger, Kasern. Jnspektor in Breslau nah Sprottau, verseßt. l Ñ E

Den 25. Juni 1873. Müller, Garnis. Verw. Insp. in Stade nach Schwerin, Schmidt, Garnif. Verw. Insp. von Kiel S verseßt. : é

R 9. Juli 1873. Müller, Garnison - Verwalt. Ober -In- spektor s Sa werin, auf seinen Antrag mit Pension in den Ruhe- tand versebt.|]] S: Tétt: Bt S iabih i E : Den G Fuli 1873. Wirsig, interimist. Kasernen-Inspektor in Coblenz, Buro, interimist. Kasernen-Jnspektor in Berlin, Grei- ser, interimist. Kasernen-Inspektor in Stettin, Pohland, interimist. Kasernen-Inspektor in Neisse, zu Kasernen-Inspefktoren ernannt.

Den 12. Juli 1873. Heins, Milit. Bau - Aufseher in Lud- wigslust, auf seinen Antrag mit Pension in den Ruhestand verseßt.

Den 24, Juli 1873. Ut, Zahlmeister des Füs. Bats. Inf. Regts. Nr. 28, auf seinen Antrag zum Füs. Bat. Inf. Regts. Nr. 114 verseßt. :

Ix. In der Marine. Offiziere A. A. Ernennungen, Beförderungen 2c.

Den 24. Juli 1873. Schlenther, Kap. Lt., zum Korvetten- Kap., Oldekop, Jeschke, Lis. zur See, zu Kap. Lis.,, Geiseler, v. Shuckmann 11, Schloepke, Unter-Lts. zur See, unter Vorbe- halt der Patentirung, zu Lieutenants zur See, Holzhauer, Matrose 1. Klasse, wu Blanc, Gercke, Collas, Capelle, v. Heeringen, Franz, Pohl, Reblaff, Hobein, Schot- ten, Brussatis, Paschen, Conrad, Benzler, v. Bier- brauer - Brennstein, Friedrich, Mac - Lean, Schnars, Mever, Winkler, v. Chaulin, Ferber, Kadetten, zu überzähl.

See-Kadetten befördert. E B. Abschiedsbewilligungen 2c.

Den 26. Juli 1873: Weickhmann, Kap. zur See à la suite des Scee-Offiz. Corps, behufs Uebertritts in den Civildienst des Deut- schen Reichs, mit seiner bisherigen Uniform, der Abschied bewilligt.

Die heut ausgegebene Nr. 9 der Allgemeinen Ver- loosungs-Tabelle de-s Deutshen Reihs- und Königlich Preußischen Staats-Anzeigers enthält die Zichungslisten folgender Papiere: Baltis\ e 5procent. Eisenbahn-Prioritäts-Obligationen. Bari, Stadt, 100 Lire Loose von 1869. Charkow-Kre- ments{chug Eisenbahn-Obligationen. Cöln-Mindener Eisen- bahn-Prioritäts-Obligationen. Finnl ändishes 43proc. Staats- Anlehen. Gleiwißzer, Kattowißer Stadt-Obligationen. Ka- \chau-Oderberger Eisenbahn-Prioritäts-Partial-Obligationen. Kur- und Neumärkische Pfandbriefe. Löbauer Kreis-Obli- gationen. Mecklen burgische Eisenbahn-Prioritäts-Obligatio- nen. Pfälzische Eisenbahn-Prioritäts-Partial-Obligationen. Schlesische Pfandbriefe. Ungarisches Staats-Anlehen de 1871. Weimarishe Staats-Anleihen. N

Die Allgemeine Verloosungs - Tabelle erscheint wöchentlih einmal und if zum Abonnementspreis von 15 Sgr. vierteljährlih durch alle Postanstalten zu beziehen, in Berlin auch bei der Expedition Wilhelmstraße 32. Preis pro einzelne Nummer 23 Sgr.

Zur Beantwortung mehrfacher Anfragen wird bemerkt, daß die Allgemeine Verloosungs-Tabelle dem Reichs- 2c. Anzeiger nicht beigefügt wird, sondern nur mittelst besonderen Abonnements bezogen werden kann.

Nichtamtliches. Deutsches Neich.

Preußen. Berlin, 2. August. Se. Majestät der Kaiser und König machten gestern Morgen mit Ihrer Kö- niglihen Hoheit der Großherzogin von Baden die erste Morgenpromenade in den Kur-Anlagen. An der Kai- serlihen Tafel nahmen Se. Königlihe Hoheit der Großher- zog von Mecklenburg - Streli9 und Se. Durchlaucht der Prinz von Arenberg Theil. Abends besuhten Se. Majestät mit der Großherzogin von Baden das Theater im Kurhause und besichtigten darauf die Be!euhtung des Kurgartens.

Heute Vormittag um 10 Uhr erfolgte die Abreise Ihrer Königlichen Hoheit der Großherzogin von Baden, Höchstwelche vom Kaiïser zum Bahnhofe begleitet wurde. Höchstdieselbe ge- denkt Ihrer Majestät der Kaiserin-Königin in Coblenz einen Abschiedsbesuch abzustatten und Sih darauf mit Ihrem Gemahl und Ihrer Familie in ein englisches Seebad zu begeben.

A E E

Bis zum 12. Iuli d. Is. waren in den Münzstätten des Deutshen Reichs in Zwanzigmarkstücken 634,820,740 Mark und in Zehnmarkstücken 126,662,630 Mark ausgeprägt worden. In der Woche vam 13. bis 19. Juli d. I. sind ferner geprägt in Zwanzigmarkstücken: in Berlin 5,608,780 Mark, in Hannover 1,800,320 Mark, in Frankfurt a. M. 3,367,280 Mark, in München 1,745,340 Mark, in Dresden 1,320,620 Mark, in Stuttgart 954,180 Mark, in Karlsruhe 270,700 Mark und in Darmstadt 376,000 Mark.

Die Gesammt-Ausprägung stellt fih daher bis zum 19. Juli d. Is. auf 776,926,590 Mark, wovon 650 263,960 Mark in E und 126,662,630 Mark in Zehnmarkstücken bestehen.

Zur Unterscheidung der einzelnen Marinetheile wer- den jeßt äußere Abzeichen an der Bekleiduna eingeführt. Als derjenige Theil der Uniform der Marinemannschaften, welcher die Unterscheidungszeichen der einzelnen Marinetheile zu geben hat, ist das Mügzenband bestimmt worden. Es erhalten die Matrosen-Divisionen am Mügzenbande in Gold eingewirkt „Kai- serlihe Marine“ und dahinter die rômische Zahl 1. oder Il. und die arabischen Zahlen 1, 2, 3 2c. als Bezeihnung der betreffen- den Divisionen resp. der Abtheilung der Division; die Werft- Divisionen in Silber eingewirkt ebenfalls „Kaiserlihe Marine“ mit den oben erwähnten Zahlen, und die Schiffsjungen-Abthei- lung endlich in Gold eingewirkt „Kaiserlihe Marine,“ ohne weiteres Zahlenabzeihen. Außerdem find die Knöpfe und Abzeichen der Mannschaften der Werft - Divisionen in weißem Metall auszuführen. Bei den Musikcorps der Matrosen- Divisionen soll die Matrosen-Bekleidung statt der bisherigen des See-Bataillons eingeführt werden. Die zu tragenden Abzeichen sind f-lgende: Die Hornisten (Hautboisten), welhe Unteroffiziere sind, haben als Unteroffizier-Abzeichen einen Anker mit darauf ruhender Lyra, sowie außerdem auf beiden Aermeln der Jae zwei nah oben laufende Winkel von goldener Tresse, von denen der obere eine Schleife bildet ; die Hornisten (Hautboisten), welche nicht Unteroffiziere sind, dasselbe Abzeihen auf den Aermeln, aber aus gelber Wolle; die Hornisten, welche niht Houtboisten sind, das gleihe Abzeichen auf den Aermeln der Iacke aus gel- ber Wolle zu tragen, nur kommt bei dem oberen Winkel die Schleife in Fortfall. Die Siabshornisten legen die Uniform der Feldwebel an, jedoch mit den, für die Hornisten, 1oelhe Unter- offiziere sind, vorgeschriebenen Aermel-Abzeihen. Auf den Hem- den sind die resp. oben erwähnten Aermel-Abzeichen, aber aus gelbe:n Tuche hergestellt, zu tragen. Der Lackhut als Beklei- dungsstück der Marine-Mannschaften kommt in Fortfall und an Stelle desselben wird eine zweite Müßte als Parade-Kopfvedeckung der qu. Mannschaften eingeführt.

Dem Nebenzollamte l. zu Papenburg, im Haupt- amtsbezirke Leer, isst unbeschränkte Hebebefugniß und un- beshränkte Befugniß zur Ausstellung und Erledigung von Be- gleitscheinen 1. und 11, fowie von Uebergangsscheinen beigelegt worden.

Der Sig der Kaiserlihen Ober-Postdirektion für die Ofkupations-Armee ist am 1. August von Nauncy nah Verdun verlegt worden.

* Bei dem Königlich preußischen Haupt-Zollamte Prof - ken ift eine öffentliche Niederlage errichtet worden.

Die Königlich bayerische Uebergangsstelle zu Burgsinn, Hauptamts-Bezirk Würzburg, is eingezogen worden.

-Die Eröffnung der Bézirks tage in Elsaß-Lothrin- gen iffst auf den 28. d. M., ihre Dauer bis spätestens den 11. September, die Eröffnung der ersten Sizungsperiode der Kreistage auf den 18. d. M, die der zweiten auf den 11. September, ihre Dauer auf höchstens 5 Tage festgeseßt worden.

Der General-Major und Commandeur der 3. Feld- Artillerie-Brigade Weigelt hat fich mit Urlaub nah Kissingen und Süddeutschland begeben, desgleichen der Oberst und Abthei- lungs-Chef im Kriegs - Ministerium von Hartmann nach Süddeutschland.

Der Oberst und Commandeur des Kadettenhauses Berlin des Barres is} von einer vor mehreren Wochen nah Süd- deutschland angetretenen Urlaubsreise hierher zurückgekehrt.

Nachdem heute der Shluß der Berathungen über die Militär-Strafgerichts-Ordnung erfolgt ist, hat fich der zu denselben kommandirt gewesene Königlih bayerische Ober - Auditeur und Ober- Staatsanwalt Knoezinger nach München zurückbegeben.

Der Ober-Tribunals-Rath a. D. Professor Dr. Heffter begeht morgen in ländliher Zurüdckgezogenheit \ein fünfzig- jähriges Iubiläum als Universitätslehrer. Der Jubilar, am 30. April 1796 zu Schweiniß im chemaligen sächsishen Kur- kreise geboren, begann, nah Beendigung seiner Studien in Leipzig, seine juristishe Laufbahn im Jahre 1820 bei dem Ap- pellationshofe in Côln. Sein Werk über die atheniensishe Gerichts- verfassung (Cöln 1822) veranlaßte im I. 1823 seine Berufung als Professor des Rechts an die Universität Bonn, die ihm bereits die juristishe Doktorwürde ertheilt hatte. Im Jahre 1831 wurde Heffter an die Universität zu Halle, 1833 an diejenige zu Berlin ver- set, an welcher er seitdem ununterbrochen als Lehrer des Staats- und Kirchenrehts, des Straf- und Prozeßrechts gewirkt hat. Nében seiner Lehrthätigkeit verfolgte er auch die Laufbahck als praktischer Jurist; er ward zum Ober-Tribunals-Rath ernannt und war viele Iahre hindurch Mitglied des Kriminalsenats des höchsten Gerichtshofs. Die juristische Literatur verdankt Heffter zahlreiche ausgezeihnete, in vielen Auflagen erschienene Werke, unter welchen besonders das zuerst im J. 1844 veröffentlichte „europäische Völkerreht“ hervorzuheben ift ; ferner: „Institutionen des römischen und deutschen Civitprozesses*“' (Bonn 1824), im I. 1845 als „System des römischen und deutschen Civilpro- zesses'* in neuer Bearbeitung erschienen, „Beiträge zum deutschen Staats- und Fürstenreht!“ (Berlin 1829), „Gaji institutionum commentarii 1V.“ (Berlin 1830), „Lehrbuch des gemeinen deut- hen Strafrehts“' (Halle 1833), „der gegenwärtige Grenzstreit

wischen Staats- und Kirchengewalt“ (Halle 1839), „der preu- ishe Civilprozeß oder das Verfahren bei bürgerlihen Rechts- \streitigkeiten“ (Berlin 1858) ; von kleineren Schriften: „die Erb- folgerechte der Mantelfkinder* 2c. (Berlin 1836), die zahlreichen Abhandlungen im „Archiv für civilistishe Praxis“ und im „Neuen Archiv des Kriminalrehts.“ Heffter wurde im I. 1849 zum Mitglied der Ersten Kammer erwählt und später aus be-

souderem Allerhöchsten Vertrauen als Kronsyndikus in das Herrenhaus berufen.

Bayern. München, 31. Juli. Den nunmehr ge- troffenen Dispositionen zufeclge wird die Königin-Mutter am 6. August in Hohenshwangau eintreffen.

Der General-Direktor Hocheder hat fich nach Baden- Baden zu der dort wegen Berathung von Tarif-Angelegenheiten ODERREn Konferenz deutscher Eisenbahn-Verwaltungen be- geben.

Vom 1. Feld-Artillerie-Regiment haben gestern 5 Bat- terien (4 Feld- und eine Ersagz-Batterie) den Marsch zu den Uebungen auf dem Lechfeld über Bruck und Landsberg angetreten.

Inhaltlich Allerhöchster Entschließung d. d. Hohen- \{chwangau, den 22. v. Mts., wurde die Verlegung der Stabsquartiere der Landwehr -Bezirks-Komman- dos Nr. X1l. von Neu-Ulm nach Augsburg, Nr. X[V. von Neumarkt nach Nürnberg und Nr. XXVIl. von Schweinfurt nah Würzburg, fowie die dieser Dislokation ent- sprechende veränderte Bezeichnung fragliher Landwehr-Bezirks- Kommandos mit der Wirksamkeit vom 1. November d Is. ab bestimmt. Diesem gemäß hat vom gleihen Tage ab das Land- wehr-Bezirks-Kommando Neu-Ulm die Bezeihnung: Landwehr- Bezirks - Kommando Augsburg; das Landwehr-Bezirks-Kom- mando Neumarkt die Bezeihnung: Landwehr-Bezirks-Kommando Nürnberq, und das Landwehr-Bezirks-Kommando Schweinfurt die Bezeihnung: Landwehr-Bezirks-Kommando Würzburg unter Beibehaltung der bisherigen Nummer zu führen.

Die Einberufung der diesjährigen evangelishen Gene- ralsynode wird auf eine der beiden ersten Wochen des Monats Oftober erfolgen und alsbald auch bestimmt werden, ob die- selbe, wie beantragt, in Bayreuth oder in Ansbach abgehalten werden soll.

Die Errichtung von vorläufig zwei Simultanschulen in München hat, dem „Korr. v. u. f. D.“ zufolge, die Geneh- megung der Kreisregierung erhalten, und es werden dieselben mit dem neuen Schuljahre, am 1. Oktober d. I., ins Leben treten.

Die von dem Magistrat der Stadt München seiner Zeit für den Ausbau des Isarthors genehmigten 6700 l. haben die Gemeindebevollmächtigten in ihrer Sißung vom 30. d. M. gestrihen, da man fand, daß mit obiger Summe der Bau nicht zu bewerkstelligen sei. mals beim Ministerium die Genehmigung zum gänzlichen Ab- bruch des Thores anstreben. In derselben Sizung wurden zur fünstlerishen Ausstattung der beiden Bürgermeisterzimmer zu den bereits früher bewilligten 16,700 Gulden noch weitere 10,000 fl. ausgeworfen.

Sachsen. Dresden, 1. August. Ueber das Befinden des Königs is dem „Dr. J.“ zufolge gestern Abend nachstehendes Bulletin ausgegeben worden:

„Pillnit, 31. Juli 1873. Das Befinden “Sr. Majestät des Königs ist seit heute Morgen in gleicher Weise befriedigend geblieben. Dr. Wagner. Dr. Fiedler. Dr. Ullrich.“

Am heutigen Vormittage is demselben Blatte das nah- stehende Bulletin zugegangen :

„Pillnißt, 1. August 1873. Se. Maj-stät der König haben ziemlich gut geschlafen. Das Befinden ist zufriedenstellend.

Dr. Wagner. Dr. Carus. Dr. Ullrich.“

Dem „Anz.“ zufolge sind am gestrigen Tage wieder 2 in hiesiger Stadt vorgekommene Erkrankungsfälle an der Cho- lera, von denen einer tödlih verlaufen, zur amtlihen Anmel- dung gelangt. Das „Dr. I.“ s\elöst bringt in Erfahrung, daß sich seit gestern die Zahl der Erkrankungen an der Cholera wesentlih vermehrt hat, indem bis heute Morgen 10 solche Fâlle, wovon 4 mit tödlihem Ausgang, angemeldet wurden.

Württemberg. Stuttgart, 30. Iuli Am 1. No- vember d. I. werden, wie der 4,St. A. f. W.“ meldet, folgende Truppenabtheilungen neu errichtet werden: das Füsilier- Bataillon 2. Württembergischen Infanterie - Regiments (Kaiser Wilhelm, König von Preußen) Nr. 120 in Weingarten; das Füsilier-Bataillon 4. Württembergischen Infanterie-Regime nts Nr. 122 in Ludwigsburg; 2 \hwere Feldbatterien, weshalb die Feld- artillerie des Armee-Corps eingetheilt wird in 2 Regimenter und zwar: Württembergisches Feldartillerie-Regiment Nr. 13 (Divifions- Artillerie) à 2 Feldabtheilungen à 4 Feldbatterien; Württember- gishes Feldartillerie:Regiment Nr. 13 (Corps-Artillerie) à 2 Feld- abtheilungen à 3 Feldbatterien. Die Festungsartillerie führt nun- mehr die Bezeihnung: „Württembergisches Fußartillerie-Bataillon N 52

In Neu-Ulm fand heute der Einzug zweier Ba- taillone des bayerischen 12. Infanterie-Regiments und einer Escadron Chevauxlegers ftatt, welhe bis jegt einen Theil der Ofkupationsarmee gebildet hatten und in Zukunft ihre Garnison in der Festung Ulm nehmen werden, wo das 12. Regiment dieselbe hon früher hatte. Die Truppen wurden von dem General der Infanterie Freiherrn von der Tann, welcher zu diesem Behuf von München angekommen war, in die Stadt ge- führt und am Augsburger Thor, wo Tribünen für die Fest- jungfrauen und die bayerischen Beamten, sowie geladene Depu- tationen der württembergishen Behörden und die Dffiziere der bayerischen und württembergischen Truppen errihtet waren, von dem Bürgermeister mit einer von dem Oberst des 12. Regi- ments erwiderten Anrede empfangen. Am Schlusse derselben wurden dem General von der Tann, dem Oberst, den Bataillons- Commandeuren und dem Rittmeister der Chevauxlegers von den Festjungfrauen Lorbeerkränze überreiht. JIubelnder Zuruf em- pfing die heimfkehrenden Krieger und ihren Führer in allen Straßen der festlih geschmüdckten Stadt, welhe heute Abend zu Ehren des Einzugs illuminirt.

Baden. Die Vermählung des Erzherzogs Kar Ludwig von Oesterreih mit der Prinzessin Donna Maria Theresia von Braganza wurde am Mittwoch Vor- mittags auf Schloß Heu bach vollzogen. Am Vorabend wurden die Familienfestlichkeiten abgehalten. Die Einsegnung des Ehebundes nahm Bischof Ketteler vor. Die Neuvermählten verließen unmittelbar darauf Heubach,-gingen nah München und Berchtesgaden und sollten Donnerstag Abend in Js{chl zum Besuche des Vaters des Bräutigams, Erzherzogs Franz Karl, eintreffen.

Hessen. Darmstadt, 31. Juli. (D Z.) Tie Zweite Kam- mer der Stände vertagte sih in ihrer gestrigen (41.) Sizung. Vorher erledigte sie in derselben die Berathung des Volks\chul- geseßentwufs. Art. 65 (Bildung der Schulvorstände; wurde im Wesentlihen in der Fassung des Entwurfes angenommen; dasselbe gilt von Art. 66 (Ernennung des Vorsitzenden des Orts\chulvorstandes Seitens der Kreis\{hul-Kommission), wäh- rend ein Antrag Franck: den Geistlihen den Vorsiß zu über- tragen, und ein Antrag Büchner: die Geistlihen von dem Vorsitz auszuschließen, abgelehnt wurden. Art. 67 (Ernennung eines Orts- Schulinspeftors und Oberlehrers) wurde mit einem Amendement des Aus\hu}es, wona bei Vorhandensein von 3 Schul stellen an einem Orte ein Oberlehrer ernannt werden muß (der Entwurf kennt

Außerdem will man aber-

nur die fakultxtive Ernennung), angenommen; ein Antrag Mez: zu Orts-Schulinspektoren nur theoretish und praktis gebildete Schulmänner zu ernennen, fiel. Die Art. 68 (das Amt eines Schulvorstandsmitglieds is ein unentgeltliches Ehr. namt; die Wahl hierzu kann nicht abgelehnt werden bei Meidung gewisser Strafen), 69 (Austritt aus dem Schulvorstand in Folge des Verlustes der Fähigkeit, Gemeinderath zu werden, Aus\hluß aus dem Schulvorstand, Disziplinarstrafen gegen Vorsißende des Schulvorstandes und Schul-Inspektoren), 70 (Berathung und Beschlußfassung des Schulvorstandes), 71 (Kompetenz der Kreis\{chul-Kotmmission), 72 (Zusammensezung der Kreis\{hul-Kommission) wurden unverändert angenommen ; zu Art. 72 wurde ein Antrag Schuchard: zu Mitgliedern der Kreis\{chul-Kommissionen auch die Bürgermeister der Orte über 3000 Einwohner od:r doch der, in denen die Städteordnung eingeführt ist, zu ernennen (der Entwurf beruft nur die Bürgermeister der Städte mit mehr als 10,000 Seelen), abge- lehnt. Art. 73 (Ernennung, Rechte und Kompetenz der Kreis- Schulinspektoren) wurde mit einem Amendement des Aus\{hu}ses, wonach die Orts-Schulinspefktoren der Gemeinden, in denen die Städteordnung Anwendung findet, gleichzeitig zu Kreis-Schul- Inspektoren ernannt werden können, angenommen. Die Art. 74 (die Mitglieder der Kreis-Schulfommission außer dem Kreis- Schulinspektor beziehen keinen Gehalt als \olhe), 75 (Befug- nisse des Vorsißenden der Kreis-Schulkommission), 76 (obere Leitung des Volksshulwesens durch das Ministerium des In- nern, das seine Funktionen, foweit niht allgemeine Verordnun- gen oder ständishe Mitwirkung in Frage kommen oder jene nicht ihm geseßlih zugewiesen find, auf eine besondere Be- hörde oder Ministerialabtheilung übertragen kann), die Artikel 77 bis 81 über die Kosten des Schulwesens, 82 über das Schulgeld, 83 über den Provinzialshulfond und 84 (Aus- führungsbestimmungen) wurden theils unverändert, theils mit geringen Modifikationen angenommen. Zu Art. 77 wurde ein Ausshußantrag angenommen, wona die Regierung um Schaf- fung eines Organs, das in bindender Weise für alle konfessio- nellen Zwecke Umlagen beschließen kann, ersucht wird.

Der Entwurf des Volfs\chulgeseßzes wurde hierauf im Gan- zen gegen 2 Stimmen angenommen.

Schließlih wurde noch über eine Petition der Landlehrer der Kreise Gießen und Grünberg, sowie der in einer Konferenz zu Münzenberg versammelten Lehrer, betreffend die Schullehrer- besoldungen, berathen und ein Ersuchen an die Regierung be- \{chlo}sen, wonach die Zulagen für 1872 nach den seitherigen Besoldungsnoten \sich bemessen follen und definitiv auf die Staatsfasse übernommen werden sollen, sowie bei Regulirung der Besoldungsnoten eine die Interessen des Lehrerstandes thun- lichst berüsihtigende Norm der Naturalien für das ganze Land festgeseßt werden soll. Hierauf erfolgte die Vertagung auf un- bestimmte Zeit.

1. August. (W. T. B.) Einer Meldung der „Darm- städter Zeitung“ zufolge sind ernannt: Müller zum Präsi- denten und Zentgraf zum Direktor des Ober-Appel- lationsgerichts, sowie Kraft zum Präsidenten des Hofgerichts hiersclbft.

Meelenburg. S{hwerin, 1. August. Der Groß- herzog und die Großherzogin werden mit Gefolge morgen Vormittag mittelst Extrazuges nah dem Heiligen Damm ab- reisen. Die Großherzogin-Mutter begiebt \s{ch am Sonntag, den 3. d. M., dorthin.

Oldenburg. Oldenburg, 1. August. Die Mitthei- lung, daß von der in Oldenburg garnisonirenden Artillerieab- theilung die 2. und 4. Compagnie vorläufig in Frankreich zurück- bleiben, beruht nach der „Oldb. Ztg.‘ auf einem Irrthume , da die gedachten Compagnien, welche einen Theil der Besaßung von Verdun bilden und einstweilen noch in Frankreich verbleiben, nicht dem Hannoverschen Feldartillerie-Regiment Nr. 10, sondern dem Hannoverschen Fußartillerie-Regiment Nr. 10 angehören, welches keine Garnison in Oldenburg hat. Von der hiesigen Artillerieabtheilung kehrt übrigens die 1. s{chwere Batterie nicht nah Oldenburg zurück; dieselbe geht zum X1VŸ. Armee-Corps (Baden) über, und an deren Stelle tritt die Ersaßbatterie in Celle, welhe am 7. August hier eintrifft. Die üdrigen drei Batterien (2. \{hwere, 1. und 2. leite) rücken mit den übrigen Truppen am 13. August in Oldenburg ein.

Oesterreich-Ungarn. Pesth, 31. Juli. Im Finanz- Ministerium sind 16 Geseßentwürfe sammt Motivirunz zur Vorlage im Reichstage ausgearbeitet und zwar über die Grund- fteuerregulirung, Katastervermessung, Einkommensteuer, Be- steuerung der Aktiengesellschaften und Montanwerke, Manipu- lation der direkten Steuern, Stempel, Gebühren, Tabak-, Salz-, Spiritus- und Stempelsteuern, Gebührenbefreiung wohlthätiger Stiftungen, ferner über Lotto, Pensionirung der Staatsdiener, Kapitalszinsbesteuerung und über Ueberschreitungen.

Schweiz. Bern, 1. August. (W. T. B.) Der Natio- nalrath beschloß in seiner heutigen Sizung, zur Erledigung der noh vorliegenden 10 Eisenbahn-Konzessionsgesuche sich am 15. September wieder zu versammeln und die Session morgen zu schließen.

Belgien. Brüssel, 1. August. Die Deputirten- Kammer hat den Geseßentwurf, durch welhen das Milizgesetz abgeändert wird, mit 54 gegen 37 Stimmen angenommen. Ein Mitglied der Kammer enthielt sih der Abstimmung.

Großbritannien und Jrland. London, 31. Juli. Der Herzog von Edinburgh i| zum Besuch der Königin in Osborne eingetroffen. 4 :

Prinz Jerome Napoleon, der sich gegenwärtig in Boulogne aufhält, wird der „Morning Post“ zufolge in Kur- zem hier eintreffen.

Im Man sion-House fand gestern Abend das Ban- kett statt, welhes der Lordmayor kurz vor dem Schluß der Parlamentss\ession den Kabinets-Ministern zu Ehren zu geben pflegt, diesmal in Abwesenheit des Premiers-Ministers und des Earls Granville. Den Toast auf die Minister beantwortete der Lordkanzler mir einer kurzen Rede, in welcher er nah einer Be- \sprehung der öffentlihen Dienste und Privattugenden des Premier-Ministers die Annahme des Gesezes zur Gründung eines neuen höchsten Gerichtshofes als das größte Werk der sich ihrem Ende nähernden Parlamentssession hinstellte. Als weitere Errungenschaften der Regierung während des Jahres hob er die Unterdrückung des osftafrikanishen Sklavenhandels, sowie die Lösung der cinesishen Audienzfrage hervor und {loß mit einem Hinblick auf den Besuch des Schahs von Persien, des ihm von der Regierung bereiteten Empfanges und des Eindrucks, den derselbe von der Bedeutung Großbritanniens mit fi genommen habe.

_ Großbritanniens Staatseinnahmen vom 1. April bis 26. Juli betrugen laut amtlihem Ausweise 21,867,648 Lstr. gegen 22,570,017 Lftr. in der entsprehenden Periode des Vor- jahrs, und die Ausgaben im gleihen Zeitraum 29,095,634 Lftr. geaen 26,462,818 Lftr. im vorigen Jahre. Die Bilanz des Schagzamtes in der Bank von England belief sich am 26. Iuli auf 2,026,232 Lstr.

Aus Calcutta wird den „Times“ unterm 30. Iuli gemckdet: „In Mysore befürchtet man den Eintritt einer Dürre. Schäßungen der Regierung zufolge wird während der nächsten fünf Jahre eine Ausgabe von 27 Millionen Lstr. für 2700 Meilen neuer Eisenbahnen und Bewässerungswerke, die sh über 90,000 Quadratmeilen ersirecken, ohne eine Erhöhung der jähr- lichen Zinsenlast stattfinden. i

Frankreih. Paris, 1. August. (W. T. B.) Die „Agence Havas“ meldet, daß das Gerücht von der bereits er- folgten Abreise des Grafen von Paris nah Frohsdorf zum Besuche des Grafen von Chambord verfrüht sei; dem I nach fstünde aber die gedachte Reise unmittelbar evor.

An einigen der von den deutschen Truppen geräumten Orten haben öffentliche Kundgebungen stattgefunden, «s wurden Hochs auf Thiers und Gambetta ausgebracht ; diese Manifestationen verliefen indeß ohne weitere ernstere Folgen.

Nancy, 1. August. (W. T. B.) Vor der Räumung der Stadt hielt der General Frhr. v. Manteuffel heute Mor- gen eine Revue über die auf dem Stanislausplagze aufgestellten

Ss ab. Gegen 74 Uhr verließen die lezten Soldaten die Stadt,

__ Spanien. Madrid, 1. August. (W. T. B.) Einem hier verbreiteten Gerüchte zufolge if die Succursale der s\pani- schen Bank in Valencia von den Insurgeten geplündert worden; mit dem Angriffe der Regierungstruppen auf Valencia sollte heute Abend begonnen werden.

__ Die Stadt Alhama (Provinz Granada) hat \ich zu einem von der Regierung .in Madrid und von der Provinzial- regierung in Granada unabhängigen Kanton erklärt.

Es sind britishe und französishe Kriegsschiffe in die Rhede von Bilbao eingelaufen.

In Karthagena find, wie der Regierung von dort gemeldet wird, zwishen der Insurgentenregierung und dem Wokhlfahrtsaus\hu}se Differenzen ausgebrohen. Die Insurgen- ten haben feine Marinemannschaften, um ihre Schiffe zu be- seben; die Fregatte „Numancia“ is von 100 Galeerensträflingen bemannt. Die Insurgentenfregatte „Almansa“ ist in Malaga eingelaufen, hat den Hafen aber sofort wieder verlassen.

Nach aus carlistisher Quelle stammenden, in Pau ein- gegangenen Nachrichten hat die Besaßung von Estella sich an die Carlisten ergeben und Don Carlos die Stadt beseßt.

Eine Depesche vom 1. August Abends meldet: Durch ein von Sevilla eingetroffenes und vom Minister des Innern Maisonnave in der Cortessißung verlesenes Telegramm findet die Nachricht Bestätigung, daß die dortigen Insurgenten die öffentlihen Gebäude der Stadt vermittelst Petroleum in Brand gesteckt haben.

In Alicante haben die Behörden Verstärkungen der Truppen erbeten.

Italien. Rom, 29. Juli. Die „Italie“ beftätigt, daß der Kriegs-Minister Angesichts des bedenklihen Gesundheits- zustandes in mehreren Provinzen die großen Manöver, welche zwishen Novi und Genua stattfinden sollten, abkomman- dirt hat.

Ein Dekret des Präfekten der Provinz Vene- dig verfügt Angesichts des Gesundheitszustandes der Provinz Folgendes:

1) Alle Versammlungen in der Gemeinde Cavarcere, um das in der Sakristei der dortigen Kirche befindliche Kruzifix zu besuchen, sind bis auf Wiitzres untersagt. 2) Alle, welche zu gedachtem Zwecke nach Cavarcere fommen, werden zurückgewiesen. 3) Alle, welche diefer Ver- ordnung zuwiderhandeln, verfallen in Polizeistrafen und werden zwangs- weise in ihre Heimath befördert. 4) Der Bzzirkskommissär von Chioggia, die Königlichen C1rabinieri und Polizei-Agenten sind mit der Ausführung dieser Berordnung beauftragt.

L August. (WV. S. B) En Shreiben des Minister- - Präsidenten und Finanz - Ministers Minghetti an die Maires der in seinem Wahlbezirke gele- genen Ortschaften Leguago und Bologna tritt allen umlaufen- den Gerüchten über ein beabsihtigtes Anlehen oder cine be- vorstehende Finanzoperation entgegen und erklärt, daß, nachdem das nationale Programm mit Rom als Hauptstadt un- widerruflih durchgeführt sei, die Jnteressen und Bedürfnisse des Landes befriedigt werden müßten. Die Regierung werde die darauf abzielenden Geseße mit Strenge ausführen.

Türkei. Einem Wiener Telegramm der „Morning Poft“ zufolge, hat der Sultan die Niedersezung einer militärischen Kommission anbefohlen, die einen gründlihen und wirfsamen Plan zur Reform des türkischen Heerwesens entwerfen soll. Abdi Pascha ist zum Präsidenten der Kommission ernannt wor- den. Dasselbe Telegrainm meldet auch, daß die türkische Regie- rung bei Krupp in Essen 500 Geschüße neuester Konstruktion bestellt habe. ;

Rußland und Polen. St. Petersburg, 31. Iuli. Der Großfürst Alexis ist am 28. Juli in Zarskoje-Ss\elo | eingetroffen.

Die Triangulirung des Gouvernements Kur- land so wie die der Umgegend des Flusses Niemen wird, wie die „R. W.“ hört, von der topographishen Abtheilung des Kriegs-Ministeriums vorgenommen.

Am Montag, den 4. August, wird der Kaiser über sämmtlihe in den Lagern von Krassnoje-Sselo und Ust-Ishora versammelte Truppen eine Revue abhalten. An derselben wer- den theilnehmen: 55} Bataillone Infanterie, 405 Schwadronen Kavallerie und 122 Geschütze.

1. August. (W. T. B.) Von dem amtlichen Blatte wird ein dur den Kaiser bestätigter Beschluß des Reichs- raths veröffentliht, wovach die Redacteure der von der In- terimszensur befreiten Zeitschriften durch die Hauptverwaltung der Preßangelegenheiten davon in Kenntniß gesetzt werden sollen, wenn der Regierung die Besprehung von wichtigeren Staats- fragen durch die Presse zeitweilig inopportun erscheint, und wo- | nah der Minister des Innern berechtigt sein soll, bei einer Kon- travention gegen die getroffene Anordnung, so lange die Gründe

für die Maßregel fortdauern, die Herausgabe der betreffenden Zeitschrift bis zur Dauer von 3 Monaten zu verbieten.

Schweden und FKorwegen. Aus Drammen in No2e=- wegen wird unter dem 26. Iuli mitgetheilt, daß man dort die Ankunft des Königs und der Königin am 4. August er- wartet, und daß in dieser Veranlassung ein Diner im Festsaale und eine Galavorstellung im Theater ftattfinden wird.

In der Rede, welhe König Oscar Il. bei Enthüllung des am Nordkap errichteten Gedenksteines hielt, äußerte Se. Majestät u. A :

„Die Errichtung dieses Gedenksteines ist nit aus leerer Eitelkeit hervorgegangen, sondern der Stein soll theils ein Andenken sein an meinen Besuch bier an der äußersten nördlichen Grenze des Landes, sowie au als Zeichen gelten, daß dieser nörcdlichste Pankt Europas norwegisch x Grund und Beden ist, so daß die Bevölkerung au hier als norwegische Bürger in ihrer Liebe zum Vaierlznde gestärkt wer- den jollten.

Amerika. Von Westindien trafen im Laufe der Woche folgende Nachrichten ein: In Cuba lassen die Obersten mehrerer Volontair-Regimenter unter den Offizieren und Gemeinen eine Petition zur Unterschrift cirkuliren, welhe an die Regierung zu Madrid eingeshickt werden soll und einen Protest gegen die Erklärung der Republik, sowie auch gegen die beabsichtigten Reformen in Cuba enthält. Einige Compagnien vertwei- gerten ihre Unterschrift, die Mehrheit aber war damit zufrie- den. Zwischen den Konscrvativen und den Republikanern herrscht eine erbitterte Stimmung. In Kingston, Jamaica, ist ein \spanishes Kriegs\hif eingetroffen und droht mit der Wegnahme des Blockadebrechers „Virginius“. Da Quesada er- klärte, den „Virginius“ eher in die Luft sprengen zu wollen, als ihn zu übergeben, herrscht große Aufregung in Kingston. Der Konsul der Vereinigten Staaten hat die Behörden auf- gefordert, gegen Gewaltmaßregeln von Seiten des spanischen Kriegs\chiffes einzuschreiten. Man glaubt, der „Virginius“ sei bestimmt, die Waffenladung des Schooners „Village Belle“ auf hoher See zu übernehmen und den cubanischen Insurgenten zu- zuführen.

Nr. 16 des Amtsblatts der Deutschen Rei hs-Tele-

graphen-Verwaltung hat folgenden Inhalt: Eröffnung von Telegraphenfstationen. _ Nr. 30 des Central-Blattes für das Deutsche Reich hat folgenden Jzhalt: 1) Allgemeine Verwaltungs-Sachen. 2) Münz- wesen. 3) Justizw-sen. 4) Zoll- und Steuerwesen. 5) Postwesen. 6) Statistik. 7) Korsulatwejen. 8) Militärwejen. 2) Perfonalver- änderungen.

Von dem Zolltarif vom 1. Oktober 1873 an ist aus Nr. 177 d. Bl. ein besonderer Abdruck in erschicnen und durch Carl Heymanns Verlag hierselbst (Anhaltische Str. 12) zu beziehen.

Die Nr. 62 der Annalen der Lanwirthschaft in den Königlich preußischen Staaten hat folge1den Inhalt: Preußen : Studium der Landwirth{chaft an der Univeisfität Halle. Zusammen- stellung der Erdru'h-Nachrichten über die Ernte des Jahres 1872 in der preußishen Monarchie. Ueber Terrassenformationen in Nordost- Deutschland und ihce landwirthschaftlihe Bedeutung. Von G. Boe. Die Bräune der Schweine. Aus dem Regierungsrez'rke Wieêbaden, Anfang Juli. Literatur: Anbau und Pflege fremdländischer Laub- und Nadelhölzer von I. Geyer. Vermischtes: Das Fortbestehen der Ackerbauichule zu Badersleben gefährdet. Konkurrenz vierschariger Apparate zum Aufgraben von Dreschland auf den Feldern der land- wirthschaftlichen Chackower Schule. Verein--Vecrsammlungen.

Kunst und WifFenschaft.

München, 30. Juli. Der hiesige anthropologische Verein machte am Sonntag, begleitet von einer Anzahl Mitglieder des eingelade- nen h storischen Vereins für Oberbayern, einen Ausflug nah Starnberg. In dem natut historischen Kabinet des dortigen Sch!osses hielt Landrichter v. Schab einen Vortrag über die in den leßten Jahren im Starn- berger See bei der MNoseninsel gemachten kultur-historischen Funde. Es siod meist Hirschhorntheile, doch befinden ih auch Knochen vom Teocfbund, Torfichn ein 2c. und Gegenstände der Stein- und Bronze-Ze.t darunter. Jüngst vorgenommene Untersuchungen durch einen eben in Starnberg verweilenden Taucher haben ergeben, daß ein mehrere hundert Quadratfuß sich ausdebnendet Pfahllager ungefähr 5 Fuß unter dem Wasserspi-gel- sich befindet, das auf soa- Pfah1bauten schlicßen 1äßt. Nach Beendiaung des oben erwähnten Bortrages begaben sich der an: hropolegishe Berein und scine Gäste nah einem Wäldchen zwiihen Pêckirg und Feldafing, wo 2 von den 22 dort bi findliden Hüncngräbern geöffnet wurden, deren Ausbeutung i-doch nur bei dem »°inen einige interessante Bronze-Gegenstände ergab.

Die erste Hälfte des Jahrgangs 1873 von „Unsere Zeit“, herausgegeben von Rudolf Gottschall, (Leipzig, F A. Brockhaus) liegt jeßt abgeschlossen vor und Lietct, im Zusammenhange überblickt (die Zeitschrift erscheint in. vicrzehntägigen Heften), ein reiches Ge- mälde des politischen, fozialen, kalturgeshichtlich n und literarischen Lebcns der Gegenwart. Was dur die größern Arhandlangen nicht er]ch¿vît werden fonnte, wird in ergänzender Weise in den „Nevuen“ vorgeführt.

Bon den größern Arbeiten sind zu erwähnen die noch fortlaufen- on Artikel über den deutsc-franzßfilhen Krieg 1870—71 von Karl Funck, „Oesterreih unter dem Ministeriuin Hohenwart“, „Geschichte es Königreichs Jtalien vom Abzug der Franzolen aus Rom bis zum Ausbruch des deutsch-franzüsischen Krieges“. „Der Deutsche Reichsiag im J1hre 1572“, „Da Marienburger Fest und W-1tpreußen seit hundert Jahren“, „Ein mohammedanischer Eroberer in Asien" und „Der ruisiscbe Feidzug gegen Chiwa“ (von Bambery); ferner „Das ftaat- liche Verhältniß zwischen Island und Dänemark“, „Unsere 1ozialisti- schen Parteien“, „Die vlamishe Bewcgung“, „Die Capcolonie", „Ma- gyaren und Deutiche in Ungarn“. Bon dem Herausgeber bringt der Halbj4hrband einen Ess y über Napoleon IIL, außerdem zwei Aufiäße: „Das gesctichtliche Trauerspicl der Neuzeit“ und „Das lite- rarishe Franzofenthum in Deutschland“. Aufsäße von kultur- geich'chtlidem Interesse sind: „Die Entwickelung Wiens von 1848 bis 1872", „Beiträge zur Geschichte der deutschen Kolonie in England“ von Friedrich Althaus, „Das Medizinal-Ministerium im modernen Staat“ von Osfaz Heyf-1der. In das Bereich der Naturwissen- schaften fällt der Aufjaß von Kari Ruß: „Die T' iershußidee in der neucrn Zeit“, ferner „Die erregenden Genußmittel“ und „Die Fort- schritte der Gletscherfrag-:‘“ von Ecnst Krause.

Auch von der zweiten Hälfte diejes Jahrgangs sind die ersten beiden Hefte bereits erschienen. Otto Svey-r führt darin die Geschichte des neuen Kön'greichs Italien bis zur Gegenwart fort. Dem „Großher- zogthum Sachien-Weimar im leßten Jahrzent“ widmet dec Heraus- geber einen größeren Aufsaß, dem fich ein anderer vor Dr. Karl Müller in Halle: „Die Verpflanzung des Chinabau-s und seine Kul- tur anscließt. Die nächsten Hefte von „Unsere Zeit“ ftellen eine neueste Geschichte der shweizeriïchen Eidgenossenschaft, der niederlän-

dischen Kolonien, sowie Essays über Justus Liebig, über Bulwer,

Manzoni u. a. in Auesicht.

_— Dex Professor der Kunstgesbichte am polytechniscben Institute zu Karlsruhe Dr. Alfred Woltmann is als ordentlicher Professor dieses Faches an die Universität in Prag berufen worden.

__ Loxdon, 31. Juli. Der 41. Jahres-Kongreß des briti- \chen-Medizinal-Instituts wird am 5. August unter dem Vor- siße Sir William Fe1gussons hier eröffnet. Deutschland wird auf dem Kongreß dur die Professoren Vuchow und von Langenbeck ver-

treten sein. Landwirtbschaft.

Wien, 1. August. (W. T. B.) Eingegangenen Privatnah-