1873 / 185 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 07 Aug 1873 18:00:01 GMT) scan diff

g Fils, 6. August. a Majestät der König haben ruhig ge- ; di ttigkeit ist geringer. N Deo Siodler. Pr. Carus. Dr. Ullrich.“

Baden. Mart sruzu, E unte Die heutige „Karls- ruher Ztg.“ enthält folgende ittheilung:

Das 2. eilen des 6. Badischen Infanterie-Regiments Nr. 114 hat am 31. Juli nach dem Marsche von Rastatt nach Bühl, be- ichungêweise von Burg Hohenzollern nach Rosenfeld, 9 Mann in Feige des Sonnenstichs verloren (folgen die Namer). : Z

Obwohl die eingeleitete Untersuchung noch nicht beendet ift, läßt sich do schon jeßt mit Sicherheit übersehen, daß die Truppenführer und die Militärärzte sowohl in Bezug auf die Anordnungen und Vor- sihtsmaßregeln beim Marsch, als ng erfolgter Erkrankung Alles ge- than Tate, was die ungewöhnliche Hitze (28° im Schatten) erforderte. Die Märsche fanden sta1t behufs Konzentration des 6. Badischen In- fanterie-Regiments Nr. 114 bei Freiburg zur Abhaltung größerer Schießübungen und zum Herbstmanöver.

eitens der höheren Truppen-Kommandos sind Befehle erlassen worden, welche, soweit menshliche Fürsorge reiht, weitere Verluste verhüten werden.

Das „Gesezes- und Verordnungsblatt“ Nr. 15 vom 4. d. M. enthält u. A. eine Verordnung des Ministeriums des Großherzoglichen Hauses, der Justiz und des Auswärtigen: die Organisation der Handelsgerichte betreffend.

Lindau, 1. August. Am 28. v. M. Nahmittags is das

benahbarte Immenstadt von einer verheerenden Uebershwem- mung heimgesucht worden. Das Gewitter bra \fich mit Heftig- Feit an den Allgäuer Alpen und entlud si in der Umgebung von Stuiben als ein gewaltiger Wolkenbruh. Das Wasser \{choß von den steilen Bergen und suchte ih ein Bett in dem Thal des bei Immenstadt ausmündenden Steigbaches. 4 Häuser wurden vollständig weggeshwemmt, 80—100 sind größtentheils baufällig. Bisher wurden 7 Leichen aufgefunden, und viele Be- wohner werden noch vermißt. Ein sofort zusammengetretenes Hülfskomite hat einen Aufruf zur Unterstühung der bedrängten

Bewohner erlassen. Hessen. Darmstadt, 7. August. (W.T. B.) Der Groß-

herzog ist heute Vormittag zu einem mehrwöchentlihen Land- aufenthalte nah Friedberg abgereist.

Sachsen-Altenburg. Altenburg, 5. August. Die Herzo p ist gestern Vormittag und der Herzog heute Mittag von Sloß Camenz hierher zurückgekeht.

Vor einigen Tagen isst der zum interimistishen Com- mandeur des 7. Thüringischen Infanterie-Regiments Nr. 96 er- nannte Oberst vom Königlih preußischen Generalstabe v. C a- privi hier eingetroffen und hat das Kommando übernommen.

Sachsen-Coburg-Gotha. Coburg, 5. August. Der Aus\huß des gemeinschaftlichen Landtags beider Herzogthümer Coburg und Gotha is zur Berathung mehrerer finanziellen Angelegenheiten hier zusammengetreten.

Anhalt. Dessau, 5. August. Die beiden ältesten Töchter des Prinzen Friedrich Carl von Preußen, Prinzessin Marie und Elisabeth, sind gestern, von Berchtesgaden kommend, am Herzoglichen Hofe zu Wörliß eingetroffen. Heute wird im dortigen Parke ein Gartenfest mit Feuerwerk stattfinden.

Uebermorgen werden die Garnisonen von Bernburg und Zerb| in hiesiger Stadt eintreffen, um die Herbstübungen zunächst im Regiment am 9. d. M. zu beginnen.

Oesterreich : Ungarn. Wien, 6. August. In An- gelegenheit der Entfestigung Dfens ist eine Kommisfion ge- bildet worden, ) j ( {hen Landesvertheidigungs- und des ungarishen Kommunika- tions-Ministeriums und Vertretern der Stadt Pesth-Ofen und des Pesth-Ofener Baurathes besteht. Die Kommission, deren Präses Ministerial-Rath Alexander Havas, wird in dieser Woche ihre Berathungen beginnen.

7. August. (W. T. B.) Gestern Abend hat zu Ehren des Schah von Persien eine Truppenrevue auf der Schmelz stattgefunden, an welher gegen 20,000 Mann mit 72 Geschüßen Theil nahmen. Der Schah wird morgen um 10 Uhr Vormittags seine Rückreise über den Brenner nah Ita- lien antreten. ;

Niederlande. Haag, 3. August. Der König wird an einem der ersten Tage der nähsten Woche, wahrscheinli am 11. d. M., aus der Schweiz hierher zurückehren. Es wird \o- dann die Entscheidung über das Demissionsgesuch des Kriegs- Ministers erfolgen.

Die Minister der Marine und der Justiz sollen ebenfalls entshlo}sen sein, ihre Portefeuilles niederzulegen, und der Kolonial-Minister Fransen van de Putte würde mit der Rekonstituirung des Kabinets beauftragt werden.

Der Minister des Innern, Geerts\ema, ist nah Wien zum Besuche der Weltausstellung abgereist.

An das Kolonial-Departement if die telegraphische Mel- dung aus Aden vom 1. d. M. gelangt, daß General-Lieutenant van Swieten in bestera Befinden an diesem Tage daselbst eingetroffen war und seine Weiterreise nah Niederländish-Ostindien unverzüglih erfolgte. Ea

Wie die neuesten Berichte aus Batavia mittheilen, werden die Rüstungen zu der zweiten Expedition gegen Atchin mit einer Kraft und in einer Ausdehnung betrieben, die von festem Entschlusse zeugt, einen rasch und wirksam ent- scheidenden Schlag zu führen Der General-Gouverneur hat nach Sumatra eine Proklamation abgeschickt, die sehr energisch und gegen diejenigen, welche für den Sultan von Atchin Partei er- greifen würden, sehr S fis abgefaßt ist. Die Blockade-Flotte in den atchinesishen Gewässern ift neuerdings ansehnlih vermehrt worden , so daß nun die Blockade als effektiv betrachtet werden tann.

In Niederländisch-Westindien is die Emanci- pation der Neger jet vollendete Thatsache. Es is von dort die Kunde eingegangen, daß die Neger in friedlicher Weise den 1. Juli festilich begangen haben, welcher sie von den Ueber- wachungsmaßnahmen seitens des Staates befreit hat.

Großbrirannien und Jrland. London, 5. August. Unter dem Vorfiß der Königin fand gestern auf Windsor ein eheimer Rath statt, bei welhem der Marquis von Ripon, iscount Halifax, der Marquis von Hartington und Viscount Sydney zugegen waren. Während des Conseils wurden Lord Wolvérton (Mr. Glyn) und Sir Bartle Frere eingeführt und als Mitglieder des geheimen Raths vereidigt. Nach beit Conseil empfing die Königin Sir Bartle Frere in einer Audienz. Der Gefandte für Costa Rica überreichte demnächst seine Accreditive und stellte seinen Legations\ekretär Manuel Peralta vor. Als- dann ertheilte die Königin ihrem Gesandten in Athen, William

Stuart, eine Audienz. Der Herzog von Edinburgh und der Großfürst

welche aus Delegirten des Kriegs-, des ungari--

Thronfolger von Rußland kamen gestern in Steephill- Castle in Ventnor an und statteten dem daselbst weilenden Prinzen El ega ndes von Oldenburg und Gemahlin einen Besuch ab.

Die Parlaments\ession wurde heute mit folgender, vom Lordkanzler verlesenen Thronrede der Königin geshlofsen:

„Mylords und Gentlemen! Ich bin nun der Nothwendigkeit enthoben, Sie zur weiteren Fortseßung Ihrer mühsamen Beschäftigung aufzufocdern. Indem ich Jbnen für die Ferien Lebewohl sage, mache ih es zu meiner ersten Pflicht, Ihnen für die loyale Schnelligkeit, mit der Sie weitere Vorsorge für mein-n Sohn, den Herzog von Edinburgh, a RiG seiner bevorstehenden Vermählung mit der Aeof fürsten Marie Alexandrowna von Rußland trafen, zu danken. Dieje Heirath wird, ih hoffe, ein neues Band der Freundschaft zwischen zwei großen Reichen bilden. Zwischen mir und allen auswärtigen Mächten bestehen fortwährend die besten Beziehungen. Ich bin im Stande, die erfolgreihe Beendigung der Mission nah Zanzibar, von der Jhnen zum Beginn der Session Mittheilung gemacht wurde, anzufündigen. Mit dem Sultan von Zanzibar, mit dem Imam von Maskat und mit anderen Ein- eborenen Mächten sind Verträge abgeschlossen worden, welche Mittel ür die wirksamere Unterdrückung des Sklavenhandels an der Ostküste Afrikas an die Hand geben werden. Jh war im Stande, die fom- merziellen Unterhandlungen mit Frankreich, mit denen meine Regierung seit geraumer Zeit beschäftigt war, zu einem befriedigenden Ausgauge zu bringen. In Gemäßheit der Bestimmungen eines am 283. Juli unterzeichneten und der Ratifikation harrenden Instruments werden die Verträge von 1860 wieder in Kraft geseßt, mit einer zwischen den beiden Ländern fontrahirten umfangreichen Verpflichtung für gegen- seitige Behandlung auf dem Fuße der begünstigtesten Nation, während die Differenzialsteuer auf die britische Flagge beseitigt worden V In dem Vertrage find besondere Bestimmungen für die Adjustirung der Frage der Mineralöle und andere für die Pflege und Ausdchnung des Handels enthalten. Jch habe au Auslieferungsverträge mit Ita- lien, Dänemark, Scweden und Brasilien geschlossen. Die Ratifika- tionen der zwei leßtgenannten Verträge sind noch nicht ausgewechselt worden, aber ih bejorge keine Schwierigkeiten in de Endschritte, und stehe in Unterhandlungen, um Uebereinkünfte ähnlicher Art mit anderen Staaten in und außerhalb Europas herbeizuführen. Jch bin noch immer damit beschäftigt, jenen Bestimmungen des Washingtoner Ver- trages Wirksamkeit zu verlethen, die auf de britischen Forderungen gegen die Regierung der Vereinigten Staaten und auf di? Interessen meiner R Ba in Nordamerika Bezug haben.

Meine Herren vom Hause der Gemeinen! J erkenne die Libera- lität, mit welcher Sie für die verschiedenen Ausgaben des Staates Vor- sorge trafen, an; dieselbe hat mih auch in den Stand geseßt, prompt den Verbindlichkeiten nachzukommen, die mir durch den Spruch der Schiedsrichter in Genf im vorigen Jahre auferlegt wurden. Mylords und Gentlemen! Jh habe mit Befriedigung den Fort- schritt wahrgenommen, den Sie in dem Erlaß öffentlicher Lasten durh Herabseßung der Zuckerzölle, sowie der Einkommensteuer auf niedrigere Säße, als irgend welche, auf dznen sie vorher standen, zu machen im Stande waren. Das Geseß, betreffend die Herstellung eines Höchsten Gerichtshofes bietet einen vortrefflihen Beweis Jhrer ausdauernden Arbeit, und wird, wie ich hoffe, durch die billigere, sicherere, s{chnellerere und wirk\samere Rechtspflege dem Lande entsprehende Vortheile gewähren. Die Akte für die Amen- dirung des Unterrichtsgeseßes von 1870 und des Geseßes von 1869, betreffend dotirte Schulen, werden, wie ih bose, dazu beitragen, die Erzielung folider nationaler Vortheile dur die Aus- dehnung des Unterrichts in den Mittel- und zahlreichsten Klassen des Gemeinwesens zu beschleunigen. Das Geseß, betreffend die Rege- lung von Eisenbahnen und Kanälen verspriht, zu dem einträchtigeren Betriebe des Eisenbahnsystems des Landes zu führen. Jh habe mit Vergnügen meine Zustimmung zu dem Gefeße, betreffend die Han- delsschiffahrt ertheilt, von dem und von den Arbeiten der jüngît er- nannten Kommission ih auf eine Verminderung der Gefahren, denen die seefahrende Bevölkerung ausgeseßt ist, hoffe. Die Staatseinkünste haben bis jeßt meinen Erwartungen entsprochen, und obwohl die Thä- tigkeit des Handels in einigen seiner Zweige durch verschiedene Ursachen einigermaßen beschränkt sein mag, legt die allgemeine “Lage der Be- völkerung fortwährend Beweise dec Besserung an “den Tag. Diese und alle Gnadenbezeugungen der göttlihen Vorsehung werden, ih Aba in unseren Worten wie in unseren Herzen gehörige Anerkennung

nden.

Das dur den Tod des Dr. Wilberforce vakante Bis- thum von Winchester ist dem Bischof von Ely, Dr. Harold Browne, verliehen worden.

BVPrinz Milan von Serbien wird, wie es heißt, im Herbst London besuchen. Sr. Hoheit Reise nah Wien ift deshalb bis September vershoben worden, um alsdann nah

Berlin und London ausgedehnt zu werden und mit einem kur--

zen Aufenthalt in einem französishen Badeorte abzuschließen.

Gestérn, der erste Montag im August, war einer der durh besondere Parlamentsakte eingeführten vier National- festtage für das Vereinigte Königreih- und wurde als solcher gefeiert. In London waren die Börse, sämmilihe Banken, Comptoirs, Fabriken und Läden geschlo}sen.

Frankreich. Paris, 5. August. Der Herzog von Aumale, in Begleitung des Generals Tripier, traf vor- gestern von Chantilly in Compiègne ein und besichtigte das Schloß, in welchem der Prozeß gegen Bazaine verhandelt wer- den soll. Die Wachposten sind verdoppelt und alle Ausgänge des Schlo}ses besezt. Von ‘hier werden noch 40 Polizei-Agenten dahin abgeben.

6. August. (W. T. B.) Die Begegnung zwischen dem Grafen von Paris und dem Grafen Chambord ist, wie von der „Agence Havas“ gemeldet wird, eine überaus herzliche gewesen. Jede Besprehung politischer Fragen sei aber mit Sorgfalt vermieden worden, der Graf von Paris habe im Namen der sämmtlihen Glieder der Familie Orleans dem Grafen von Chambord lediglich seinen Respekt und seine Er- gebenheit bezeigt. Die Zusammenkunft dauerte drei Stunden. Der „Union“ zufolge if lezterer von dem Besuch sehr befriedigt und wird denselben heute bei dem Grafen von Paris erwidern,

Der Prinz von Joinville is gleihfalls von dem Gra- fen von Chambord empfangen worden.

Nußland und Polen. St. Petersburg, 5. August. Der Großfürst Alexis ist zum Kapitän in der Marine er- nannt worden.

Die „R. W.“ meldet, daß man in der Haupt-Ingenieur- verwaltung mit dem Plane umgehe, am Finnishen Meerbusen auf der Spiße Hangöudd in der Nähe der im Bau begrifse- nen Eisenbahn eine neue Festung anzulegen.

Zum Empfange des Shahs Nasser-ed-Din von Persien, der bei seiner Rückreise nah Teheran wiederum rus- sisches Gebiet berührt, werden fih der „R. W.““ zufolge der General-Adjutant Fürs Menschiklow und der Flügel-Adjutant Besak demnächst nah Poti begeben.

Dänemark. Kopenhagen, 4. August. Prinz Arthur von Großbritannien is gestern Nachmittag um 4} Uhr von Sredensborg hierher abgereist, um die Reise nah Großbritannien Über Korsör und Kiel fortzuseßen. Der Kronprinz begleitete den Prinzen nah Kopenhagen, während der König und die Prinzen Iohann und Wilhelm am Perron in Fredensborg von demselben Abschied nahmen.

6. August. (W. T.-B.) Das höchste Gericht hat ; der Appellations-Instanz das Erkenntniß in dem Sozialisten. prozes\s\e gesprohen. Von den in Haft befindlichen Sozialisten führern ist Pio zu 5sjähriger, Brix und Geleff je zu Zjährigei Strafarbeit verurtheilt worden und zwar wegen Uebertretung eines polizeilihen Verbots und wegen des Versuhs durch Orga- nisation der Ärbeiterbevölkerung einen Aufstand hervorzurufen, um nah kürzerer cder längerer Zeit die bestehende Verfassung gewaltsam umzustürzen.

Asien. Dem „Friend of India“ sind aus authentischer Quelle Einzelnheiten über die Stellung der Christen in Persien zugegangen. Die chchristlihe Bevölkerung des genannten Landes zählt danach etwa 25,000 Armenier und ebenso viele Nestorianer Von der armenishen Bevölkerung conceatriren \ich 6000 auf Tabriz hauptsählich und Julfa in der Nähe von Ispahan. Der Rest treibt Landbau in den Provinzen Ispahan, Irak und Aserbeid\han. Die Armenier haben gegenwärtig keine Verfolgungen wegen ihres Glaubens zu erdulden, und die Nefto- rianer sind vom Militärdienst ausgenommen. Die Leßteren sind insofern ungünstiger gestellt, als sie viel von ihren Land- wirthen, den Häuptlingen der Afscharen, Druck zu erleiden haben. Ihre Aecker befinden \ich in der Nähe von Orumiah und Sel- mar. Auf der Ebene von Orumiah liegen etwa 300 Dörfer, von denen 40 von Nestorianern, 60 von Christen und Moham- medanern und die übrigen von Mohammedanern aus\chließlih bewohnt find.

Wie aus China berichtet wird, ist das Uebungs= lager zu FengHwang abgebrochen, und find die fremden militärishen Lehrer entlassen worden. Die Mohammedaner haben zwei beträchtliche Niederlagen in Thensi und Kansch erlitten.

In Japan will der Micado seinen Palast vorläufig noch niht wieder aufbauen lassen, um eine erneute Steuer- erhöhung zu vermeiden. Im Innern Japans if eine alte, noch gut erhaltene christlihe Kirche entdeckt worden.

Australien. Ein Telegramm aus Melbourne meldet unterm 4. d. M. : „Das neueMinisterium if gebildet worden, und Herr Kinderley hat scin Amt als Premier-Minister angetreten. An Bord eines nah Queenstown bestimmten Schiffes brah eine Meuterei aus. Der Kapitän wurde verwundet und von der Bemannung in Ketten gelegt.“

Nathrihten aus Neuseeland zufolge s{heint dort ein neuer Maorikrieg in Ausficht zu stehen. Vor Kurzem wurde auf Anstiften eines Eingebornen ein Mann erschossen, der auf einer Besizung, die ersterer reklamirte, an der Arbeit war, und der Maori-König hat sich geweigert, den Mörder auszuliefern. Die neuseeländishe Regierung hat Befehle für die Ergreifung desselben und anderer an dem Morde betheiligt gewesenen Ein-

geborenen erlassen und scheint entschlossen zu sein, denselben Wirkung zu geben.

Die Nr. 57 des „Amts-Blatt der Deutschen Reichs- Postverwaltung“ enthält: General-Verfügungen: vom 2. August 1873: Einziehung der preußischen Thalerstücke aus den Jahren 1750 bis 1822; vom 31. Juli 1873: Anwendung des Gram- mengewichts für Briefe aus Oesterreih-Ungarn; vom 28. Juli 1873: Einrichtung einer Kaiserlich Königlich österreihishen Postanstalt in Dede-Agatsch. Bescheidung vom 26. Juli 1873: Behandlung der mit dem Vermerk „Sofort zum Protest“ versehenen Postmändate im Be- trage von mehr als 50 Thalern.

Die Nr. 12 des „Deutschen Postarchivs“, Beiheft zum Amtsbatt der Deutschen Rei Lo iv erm Alu folgenden Inhalt: T. Aktenstücke und Aufsäße: Die Ergebnisse des italienishen Postbetriebes im Jahre 1870, Wanderungen durch die Wiener Weltausstellung 1873. Zur Geschichte der Schrift und des Schriftthums. T1. Kleine Mittheilungen: Die Brieftaube und dez Luftballon, als Hülfsmit:el der Kriegskunst. Ein- und Aus- bre von Lebensmitteln in Berlin. Deutsche Industrielle in Russisch- olen.

Statistische Nachrichten.

Das Kaiserlich statistische Amt veröffentliht in seinem jeßt her- ausgegebenen ersten Vierteljahrshefte zur Statistik des Deutschen Reichs für das Jahr 1873 mehrere Tabellen, welche die Produktion und Besteuerung des inländishen Rübenzuckers, sowie Ein- und Ausfuhr von Zucker im Deutschen Zollgébiete für die Zeit vom 1. September 1871 bis ult. August 1872 im Vergleiche mit den vorhergehenden Jahkèn behandeln. Wir entnehmen daraus die folgenden Angaben:

Es betrug in den leßten zehn Jahren

während der die Zahl der betricbenen Kampagne Rübenzuckerfabriken

1862/63 247 1863/64 253 1864/65 270 1865/66 295 1866/67 296 1867/68 294 1868/69 295 1869/70 296 1870/71 304 1871/72 _ 311 45,018,363

im Durst 286 16,070,753

__Im Allgemeinen ergiebt sich aus der vorstehenden U-bersicht, daß in Folge des nah dem Ausfall der Rübenernte, wie nach der Höhe der Zuckerpreise, besonders günstigen Jahrgangs 1870/71 der Bau neuer Fabriken wieder begann, in welchem jeit einem halben Jahrzehnt Stillstand eingetreten war. Das Betriebéjahr 1871/72 erscheint des- halb mit einer gegen 1869/70 um 15 vermehrten Fabrikenzahl. Die Menge der in 1871/72 verarbeiteten Rüben ist aber in Folge der nach- theiligen Witterungsverhältnisse des Jahres 1871 erheblih zurückge- blieben. Gleichwohl gestaltete sih die Lage der Fabrikation nicht un- vortheilhaft, weil fchon 1870/71 der Zuckermarkt lebhaft gewesen war und bei guten Preisen sehr geringe Vorräthe gelassen hatte. Deshalb standen die Preise aller Fabrikate 1871/72 ungewöhnlich hoch und glichen die Ernteausfälle aus. Im Durchschnitt haben die deutscheu Rübenzuckerfabriken in der- Kampagne 1871/72 aus 100 Pfund ver- steuerten Rüben 11,68 Pfd. Füllmasse und aus diesen 8,28 Psd. Roh- zucker aller Produkte und 2,544 Pfd. Melasse, zusammen also 11,12 Pfd. verkäuflicher Produkte gewonnen. Aus 100 Pfd. Füllmasse wurden 70,59 Pfd. Robzuckter aller Produkte und 24,29 Pfd. Melasse erzielt. Im Ganzen aber waren zur Darstellung von 1 Ctr. Rübenrohzucker 12,07 Ctr. Rüben erforderlih. Von den 1871/72 verarbeiteten Rüben wurden 30,087,019 Ctr. selbst gewonnen und 14,931,344 Ctr. gekauft; die selbstgebauten Rüben wurden auf 73,690,48 H-ktaren geerntet, #0 daß also im Durchschnitt 408,3 Ctr. auf den Hektar oder rund 100 Ctr. auf den preußischen Morgen enfallen.

Die im Jahre 1871/72 im Betrieb gewesenen 311 Rübenzucker- fabriken arbeiteten mit 1918 Dampfmaschinen von 18,149 Pferdekraft. In 216 Fabriken wurde der Saft aus den zerfleinerten Rüben mitielî

die verarbeitete Rübenmenge Ctr. 36,719,249 39,91 :,520 41,641,204 43,452,773 50,712,709 40,593,392 49,953,657 51,691,738 61,012/913

S gewonnen, in 25 mittelst Maceration, in 18 mittelst

us\{chleuderns und in 52 mittelst Diffusion, Die gesammte Roh-

ppen hat 3,728,363 Ctr., die entrihtete Steuer 12,004,897 hlr. betragen. s Mas die Einfuhr von Zucker betrifft, so belief \sich dieselbe 1871/72 auf 254,610 Ctr. raffinirter 2c. Zucker (u. a. 182,279 Ctr. aus Frankrei, 17,195 Ctr. aus den Niederlanden, 10,116 Ctr. aus amburg, 8427 Ctr. aus der Schweiz, 6836 Ctr. aus Belgien), 1,663 Ctr. Roher (namentlich 423,066 Ctr. aus Oesterreich 130,200 Ctr. aus Belgien, 35,412 Ct. aus den Niederlanden, 91,045 Ctr. aus Hamburg, 12,937 Ctr. aus Frankreich), 146,595 Ctr. Syrup (78,398 Ctr. aus Hamburg, 21,425 Ctr. aus Bremen, 26,218 ostsee- wärts). Die Ausfuhr während der gedachten Zeit umfaßte 116,182 Ctr. Raffinc de 2c. gegen Ausfuhrvergütung (u. a. 26,176 Ctr. ostsee- wärts, 23,914 Ctr. nah Bremen, 26,393 Ctr. nah Hamburg, 16,054 Ctr. nah Altona und Geestemünde), 113,329 Ctr. Yohzucker gegen Ausfuhrvergütung (53,442 Ctr. nah Hamburg, 23,795 Ctr. nach Bremen, 22,355 Ctr. nah Altona und Geestemünde), endlich 38,787 Ctr. Zucker aller Art ohne Ausfuhrvergütung (23,426 Ctr. ostseewärts, 8634 Ctr. nah der Schweiz). Während die Einfuhr von Zucker ge- en die vorhergehenden Jahre einen erheblihen Zuwachs zeigt, welcher hauptiæblid in dem s\chlechten Ausfall der inländischen Rübenernte gründet, ist aus gleicher Veranlassung die Zuckerausfuhr nah dem Auslande gegen die der Vorjahre bedeutend zurückgegangen. á Was den Zuckerverbrau ch Letrifft, so berehnet si derselbe für das Jahr 1871/72 folgendermaßen: Die Produktion an Rübenrohzucker betrug 3,728,363 Ctr. Hierzu: die Einfuhr von Zucker (für raffinirten Zuckter, Syrup 2c. nach näher angegebenen Säßen auf Rohzucker reduzirt) ¿ a154995;,106-

i Produktion und Einfuhr zusammen 4,723,469 Ctr. Hiervon ab: die Ausfuhr von Zucker (auf Rob- zuckter reduzirt) E R O S G 5 Bleiben für den inländischen Verbrauch 4,435,383 Etr. In den Vorjahren [nie sich im Zollverein (also ohne Elsaß- Lothringèn) die zum Verbrauch gekommene Menge als Rohzucker 1870 auf 3,848,830 Ctr., 1869 auf 3,742,355 Ctr., 1868 auf 3,524,937 Ctr., 1867 auf 3,140,634 Ctr., 1866 auf 2,834,776 Ctr., 1865 auf 3,621,062 CGtr., 1864 auf 3,347,213 Ctr., 1863 auf 3,345,653 Ctr., 1862 auf 3,108,970 Ctr. Der Verbrauch auf den Kopf der Be- völkerung berechnet sich für 1871/72 allein auf 10,58 Pfund, für den zehnjährigen Zeitraum 1862—1871/72 im Durchschnitt auf 9,3 Pfund. Was s{ließlich die Abgabenerträge vom Zutcker betrifft, so waren dieselben im J. 1871/72 folgende: 1) Rübenzuckersteur . . . 12,004,897 Thlr. 2) Eingangszoll vom Zucker . . 4,166,075 , : | Steuer und Zoll zusammen 16,170,972 Thlr. Hiervon ab: die gezahlten Ausfuhrvergütungen mit 1,291,972 , 14,579,000 Ihle.

Bleibt Netto-Einnahme In den vorhergehenden Jahren betrug die Einnahme an Zoll und Steuer: 1870: 13,160,373 Thlr.,, 1869: 12,676,545 Thlr., 1868: 11,904,373 Thlr., 1867: 10,739,984 Thlr., 1866: 10,418,731 Thlr., 1865: 11,932,898 Thlr., 1864: 10,977,825 Thlr., 1863: 11,253,767 Thlr., 1862: 10,341,048 Thlr.

Ueber den Stand der Cholera liegen folgende statistische Nathrichten vor: Königsberg, 6. August. Vom 6. bis 22. Juli beshränkte sich der Krankenstand auf 6 Fälle. Vom 22. nahm die Krankheit rapide zu, so daß bis gestern 164 Personen als an der Cholera erkranft und 85 als verstorben amtlich gemeldet werden. Braunsberg, 4. August. Vom 1. d. M. Mittags sind hier 72 Er- krankungen an der Cholera und 28 Todesfälle polizeilich angemeldet worden. Im Ganzen sind während der Epidemie bis jest 174 Personen erkrankt und davon 67 gestorben. München, 5. August. Vom 30. v. M bis heute incl, sind 13 Erkrankungs- und 8 Todesfälle an der Cholera Fonstatirt worden. Würzburg, 5. August. Stand der Erkrankungeu an Cholera,

Die volkswirth\schaftlichen Zustände des Deutschen Rei chs.

Zusammengestellt aus Anlaß der Wiener Weltausstellung.

I. Gebietsumfang und Bevölkerung. IT. Landwirthschaft. T1. Forst- wirthschaft. TV. Bergbau- und Hüttenwesen. V. Jndustrie. VI. Handel und Verkehr.

(Vergl. Nr. 183 d. Bl.)

IV. Bergbau und Hüttenwesen.

Für die industrielle Thätigkeit Deutschlands hat der Reichthum derselben an Mineralien aller Art, welche sih namentlich in Schlesien, Sachsen, Thüringen, am Harz, in Westfalen, der Rheinprovinz und Elsaß-Lothringen finden, eine außerordentliche Bedeutung. In Bezug auf Steinkohlenproduftion nimmt Deutschland auf dem europäischen Kontinent den ersten Rang ein, und hier ist namentlich Preußen vor- anstehend, welches bei Saarbrücken und Aachen, an der Ruhr und in Schlesien seine großartigen Kohlenbergwerke besißt, denen sich im Königreih Sachsen das Zwickauer und das Plauensche Becken an- reihen; im Süden fehlen die Kohlenlager und werden nur in Bayern Kohlen in erwähnenswerther Menge gefördert. Neben den Stein- fohlen fehlt es niht an bedeutenden Braunkohlenwerken. An Eisen- erzen besißen wir einen unerschöpflichen Reichthum, während unjere Produktionsmenge an Zink die höchste ist, die Überhaupt auf der Welt erreicht wird. Hicran reihen sih Silber, Blei, Kupfer, Zinn, Antimon, Kobalt, Nickel, Arsenik, Alaun 2c. an. Jn Bezug auf Salz- reich‘hum nimmt Deutschland gleichfalls cine der ersten Stellen ein.

Wenùigleih in den verschiedenen Gebirgsformationen, welche Deutschlands Gauen dur{hziehen, Bergbau son seit Jahrhunderten betrieben worden ist, so’ datirt der produkftive Aufshwung desselben doch erst aus den leßten Jahrzehnten dieses Jahrhunderts, und es

aben verschiedene Faktoren zusammenwirken müssen, um ihm die

ittel und die Kraft ‘zum gedeihlichßen Emporblühen zu verschaffen. Unter diesen Faktoren steht die im Anfange der vierziger Jahre beim Bergbau in Anwendung gebrachte Maschinenkraft ovenan, mittelst deren es möglih wurde, immer tiefer und weiter im Schooße der Ecdéè vorzudringen, die dem Bergbau gefährlichen Elementarmächte zu bezwingen und alle diejenigen Arbeiten zu verrichten, ohne welche eine großartige Produktion nicht gedacht werden kann. Durch die Anwendung der Dampfkraft wurde dcr frühere Stollenbau mit seinen beschränkten und zersplitterten Gruben und Betriebsanlagen vollständig beseitigt. Däs Großkapital, welches sich früher von Bergbau-Unter- nehmungen ferngehalten, sammelte sih jeßt um die Grubenfelder und Förderungsshachte, großartige Tiefbaue zur Steinkohlenförderung wur- den angelegt, der inländishe Maschinenbau entwickelte sich Hand in Had mit der immer stärker werdenden Maschinenverwendung, der

edarf und Veëbrauch der Hütten an mineralischen Brennstoffen und metallishen Erzen wurde ein immer größerer, und die Erweiterung und Erleichterung des Verkehrs durch Anlage von Eisenbahnen, durch Ausdehnung und Verbesserung der Land- und Wasserstraßen, sowie durch Berwobhlfeilerung des Transports eruöglichte es, den Erzeug- nissen des Bergbaues weit über die Produktionsstätten hinaus einen lohnenden Absaß zu verschaffen. A,

Der Aufschwung, welchen die deutsche Montanindustrie während des leßten Decenniums3 genommen, ift in Zahlen genauer nahweisbar. Nach den amtlichen Tabellen, welche über die Ergebnisse des Berg- baues im Zollvérein für die Jahre 1861 bis 1870 veröffentliht wor- den sind, betrug der Gesammtwerth aller geförderten Montanprodukte ausschließlich des Salzes:

1861 : 42,302,953 Thlr, | 1866: 65,279,379 Thlr., 1862: 44,263,699 y | 1867: 70,380,461 jy 1863: 46,462,399 | 1868: 74,184,974 ,y 1864: 53,829,603 y 1869: 79,229,146 y 1865: 62,921,348 ,y 1870: 81,714,615

Stellt man die Produktionswerthe für 1861 und 1870 einander gegenüber, so ergiebt fih für leßteres Jahr eine Zunahme um 93 Pro- zent, an welcher hauptsächlich der Kohlen- und Eisenerzbergbau bethei- ligt gewesen is, Da gerade diese beiden Zweige der Montanindustrie in den Jahren 1871 und 1872 einen großartigen Aufschwung genom-

Cholerine, Brechdurchfall in der Stadt inkl. Juliusspital am 4. August 5 Uhr Abends: Neuer Zugang: 2, gestorben: 3, in Behandlung: 10. Dresden, 6. August. Zu dem gestern Mittag verbliebenen Be- stande vcn 24 erkrankten Persoxen sind bis heute Mittag 5 neue Er- kranfungsfälle angemeldet, sowie 3 Todesfälle und 1 Genesungsfall zur Anzeige gebracht worden sind. Es belief sich daher der Bestand an Cholerafranken in hiesiger Stadt heute Mittag auf überhaupt 25 Personen.

Kunst und Wissenschaft.

In Carl Heymanns Verlag hierselbst (Anhaltischestraße 12), erschien vor Kurzem das 1. Heft T. Bandes der „Entscheidungen Oberster Deutscher Gerihtshöfe in Streitsachen des öf- fentlihen Rechts und der Verwaltung“, gesammelt und her- ausgegeben von Dr. Hermann Stolp. (Vier jährli erscheinende Hefte bilden je einen Band.) Das Heft enthält: Entscheidungen und Rechtsgrundsäße: 1) des Bundesamts für das Heimathwesen Nr. 1 bis 63; 2) des Königlih preußischen Gerichtshofes zur Ent- scheidung der Kömpetenz - Konflikte Nr. 1 bis 4; 2) A. des Königlich preußischen Ober-Tribunals Nr. 1 und 2; 3) des Obersten Gerichts- hofes des Königreichs Bayern Nr. 1 bis 5; 4) des Königlich sächsi- schen Ministeriums des Jnnern als Administrativ - Justiz - Kollegium Nr. 1 bis 3, (Fernere Entscheidungen dec vorgenannten und no ch anderer Oberster Deutscher Gerichtshöfe folgen in den nächsten Heften.)

Bonn, 1. August. Das Programm für die Shumann- Feier, welche vom 17. bis 19. d. M. hier stattfinden wird, ist Fol- gendes: Am ersten Taze: Symphonie Nr. IV. D-moll: das Para- dies und die Peri. Am zweiten Tage: Ouvertüre zu Manfrcdz Konzert (A-mol]) für Pianoforte, vorgetragen von Frau Clara Schu- mann; Nachtlied für Chor und Orchester; Symphonie r. IT. C-dur; Scenen aus „Goethes Faust“ (dritte Abtheilung). .. Am dritten Tage findet eine Kammermusik-Matinée statt. Diese bringt: Streichquar- tett Nr. IIl. A-dur; Liedervorträge; Andante und Variationen für zwei Pianoforte; Liedervorträge und Klavier-Quintett in Es-dur, Sämmtliche Nummern sind Kompositionen des Gefeierten. Als Dirigen- ten wirken Prof. Joseph Joachim, sowie der hiesige städtische Musik- direktor J. v. Wasielewski. Als Solisten werden auftreten: Frau Clara Schumann, Frau Marie Wilt aus Wien, Frau Amalie Joachim, Frl. M. Satorius aus Cöln, sowie die Herren: Tenorist Diener aus Berlin, Bassist Julius Stockhausen, Professor A. Schulze aus Ber- lin, Konzertmeister L. Straus aus London, O. von Königslôw aus Cöln, Kammermusiker A. Lindner aus Hannover und Kammermusiker W. Müller aus Berlin. Chor und Orchester zählen zusammen über 500 Personen. Der erstere ist aus den besten rheini]ch-westfälischen Gesangvereinen, die Instrumentalisten sind aus den großen Orchestern Deutschlands, Belgiens, Englands und der Niederlande zusarmnmen- geseßt. Die bedeutendsten Künstler der Gegenwart haben ihre Theil- nahme an dem Feste zugesagt. ¿

Straßburg, 4. August. Am Sonnabend, den 2. August, fand gemäß der Statuten der Universität die Wahl des Rektors für das Jahr 1873/74 statt. Der Wahlakt wurde von dem abtretenden und nach den Statuten nicht wieder wählbaren bisherigen Rektor de Bary geleitet. Gewählt wurde Professor Dr. Hoppe-Seyler, S E der physiologishen Chemie innerhalb der medizinischen

akultät.

Wien, 1. August. Der erzherzogliche Bibliothekar und Gallerie- Inspektor Dr. Moriß Thausing ist zum außerordentlichen Pro- fessor der Kuustgeschichte an_der Universität in Wien, der Regiments- arzt und Privatdozent für Ohrenheilkunde an der Prager Universität Dr. Emanuel Zaufall zum unbesoldeten außerordentlichen Pro- fessor dieses Faches an der genannten Universität; der Assistent der Lehrkanzel für Anatomie und Privatdozent an der Universität in Prag Dr. Walter Flemming zum außerordentlichen Professor der Histo- logie und Entwielungsgeschichte an der Prager Universität ernannt.

men haben, überdies die Preise der Kohlen und des Eisens erheblich gestiegen sind und die deutsche Eisenerzproduktion in Elsaß-Lothringen einen wesentlichen Zuwachs erhalten hat, so wird man nicht fehlgreifen, wenn man den Werth aller zur Zeit in Deutschland geförderten Berg- werksprodufkte auf 100 Millionen Thaler jährli beziffert.

Unter den Gebirgsformationen Deutschlands ist in Bezug auf staatswirthschaftlihe und industrielle Verhältnisse die Kohlenfor- mation die wichtigste, weil die Steinkohlen, welche sie liefert, den bedeutendsten Einfluß auf die Entwickelung der Produktion und der weiteren Verarbeitung des Eisens, der Fabriken und der größeren Ge- we: be ausüben und eine sonst niht erreihbare Konzentration derselben ermöglichen. Ju der Nähe der Steinkohlengruben haben si daher auch die bedeutendsten Industriezweige festgeseßt. Die Kohlenforma- tion hat im Ganzen aber insofern eine ungünstige Lage, als die Haupt- punkte ihrer Entwickelung an den Grenzen sowohl im Westen, als im Osten liegen, während das Jnnere, sowie die große Fläche des nöôrd- lichen Tieflandes nur wenig oder gar nichts davon aufzuweisen haben. Seit Ende vorigen Jahrhunderts hat sich der Steinkohlenbergbau in Deutschland, Anfangs freilich nur langsam, entwickelt, bald aber jo mächtige Fortschritte gemacht, daß er gegenwärtig nächst dem Groß- britanniens die erste Stelle einnimmt. Die Gesammtproduktion in den leßten 10 Ae folgende: &

tr.

R 1862 311,525,560 474,766,543 1563 338,134,152 914,095,157 1864 3&8,179,637 935,487,365 1865 439,894,109 1870 527,955,390 1866 432,594,926 1871 589,434,679

Abgeseh-n von den beiden Kriegsjahren 1866 und 1870, welche einen Rückgang der Produktion zeigen, ist, dieselbe in fortwährender Zunahme begriffen gewesen. Sie betrug im Durchschnitt für 1862/66 381,265,677 Ctc., für 1867/71 dagegen 528,347,827 Ctr., ist also um 38,6 Proz. gestiegen. Der Werth der gesammten Steinkohlenförderung Deutschlands belief sich 1862 auf 27,7 Millionen, 1871 bereits auf etwas üver 70 Millionen Thaler. i E

Die wichtigsten Fundstätten der Steinkohlen hat Preußen in Oberschlesien im Reg.-Bez. Zes QUS 121 Gruben, 131,144,049 Ctr. Kohlen, Werth 12,353,707 Thlr., Arbeiter 28,087), in Nieder- schlesien bei Waldenburg (1871: 38 Gruben, 839,400,740 Ctr., 4,563,008 Thlr., 11,175 Arbeitec), an der Ruhr in den Regierungs- bezirken Arnsberg und Düsseldorf (1871: 225 Gruben, 247,929,697 Ctr., 29,426,747 Thlr., 61,900 Arbeiter), bei Aachen“ (1871: 19 Gru- ben, 19,923,919 Ctr., 2,241,264 Thlr., 5572 Arbeiter) und b-i Saar- brückden (1871: 15 Gruben, 65,261,165 Ctr., 10,038,031 Thlr., 19,455 Arbeiter). Neben diesen fürf größeren Ablagerungen find noch mehrere kleinere Läger vorhanden, namentlich: die von Wettin bei Halle (1871: 1,779,527 Ctr.), bei Jbbenbüren im Regierungsbezirk Münster (1871 : 4,119,897 Ctr.), bei Borgloh und Oesede im Land- drosteibezirk Osnabuück (1871: 2,146,041 Ctr.), am Deister und Osterwalde im Landdrosteibezirk Hannover (1871: 5,078,708 Ctr.) und die zur Hälfte dem preußischen Fiskus gehörenden Schaumburger Werke im Regierungsbezirk Cassel (1871: 3,956,858 Ctr.). Von den übrigen deutschen Staaten hat nur das Königreich Sachsen bei Zwiau und Dresden ansehnliche Steinkohlenlager, auf denen im Jahre 1871: 57,768,268 Ctr. Kohlen im Werthe von 10,139,978 Thlr. gefördert worden sind. Bayern lieferte in der Rheinpfalz (bei St. Ingbert und Bexbach) und in Oberfranken 1871: 7,815,074 Ctr. Steinkohlen, während der fonst noch in Thüringen, Baden, Braunschweig und Elsaß Lothringen vorkommende Steinkohlenbergbau von unter- geordneter Bedeutung gewesen ist. j j i

Ungeachtet unseres bedeutenden Reichthums an Steinkohlen sind do einzelne Landestheile, namentlich die Provinzen Preußen, Pom- mern, Schleêwig-Holstein, hauptsächlih auf den Bezug ausländischer Kohlen angewiesen. Viel stärker als die Einfuhr ist aber uniere Aus- fuhr gewesen und fommen für dieselbe Desterreih (1871: 30,161,672 Ctr.), die N'ederlande (1871: 21,539,698 Ctr.), Frankreich (1871: 12,881,210 Ctr.) hauptsählich in Betracht. Wie sih Ein- und Aus- fuhr in den leßten 10 Jahren gestellt haben, zeigt folgende Tabelle:

1867 1868 1869

Prag, 3. August. Die Professoren O. Benndorf, Ordinarius für Archäologie, und O. Hirschfeld, ord. Prof. der alten Geschichte an hiesiger Univerfität, werden, der „Allg. Ztg.“ zufolge, im Auftrage der Kaiserlichen Regierung eine epigraphi#sch - archäologische E RLS Siebenbürgen unternehmen. J

üri, 3. August. An den hiesigen beiden Hochschulen haben in leßter Zeit folgende Veränderungen stattgefunden. Die außerordentlichen Professoren an der juristishen Fakultät, Dr. Aloys von Orelli und Dr. Eduard Hölder wurden zu Ordinarien ernannt. Ersterer vertritt namentlich deutshes Privatrecht und deutsche Rechts- geschichte, während Hölder über römisches Recht liest. Die juristische Fakultät zählt jeßt aht Ordinarien. Dr, Friedrich Haag, Privat- dozent für Sansfkrit und allgemeine Sprachwissenschaft, Übernimmt eine Professur an der Domschule zu Reval. Der Profeffor der Ana- tomie, Dr. Heinrich Meyer, hat einen Ruf nah Jena erhalten. An dem eidgenössischen Polytehnikum wurde der r bggien Kohler zum Professor für Bodenkultur, mit besonderer Rücksicht auf Wein- und Obstbau, ernannt. Gleichzeitig erhielt Dr. Schneebeli, Assistent am physifal;shen Laboratorium, seine Entlassung: er folgt einem Ruf an die Akademie von Neuenburg.

Gewerbe und Handel.

Berlin, 7. August. Vom 16. bis 31, Juli wurde in Berlin zu Wasser und zu Larde an Brennmaterial eingeführt: zu Wasser 46,276 Hektoliter Steinkohlen 2c., 7809 Kubikmeter Torf, 36,807 Kubikmeter Brennholz; zu Lande 885,816 Hektoliter Steinkohlen 2c., 16,361 Kubikmeter Brennholz. Summa 932,092 Hektoliter Stein- kohlen 2c., 7809 Kubikmeter Torf, 53,168 Kubikmeter Brennholz. Cs wur- den ausgeführt: zu Wasser 14,043 Hektoliter Steinkohlen 2c ; zu Lande 75,190 Hektoliter Steinkohlen 2c., 84 Kubikmeter Brennholz. Summa 89,233 Hektoliter Steinkohlen 2c., 84 Kubikmeter Brennholz.

Gestern fand hierselbst eine Aufsichtsrathssißung der Kontinental - Aktien - Gesellshaft für Wasser- und Gas - Anlagen statt, in der die Direktion über die verflossenen sieben Monate dieses Jahres Bericht erstattete. Aus dem- selben geht hervor, daß ih der Umsaß in der angegebenen Zeit auf ca. 671,139 Thlr. bei einem Aktienkapital von bekanntlich 600,000 Thlr. belaufen hat, gegen cinen Umsaß von 250,000 Thlr. in den ersten sieben Monaten des Vorjahres bei einem Aktienkapital von 300,000 Thlr.

Verkehrs - Anstalten.

Kopenhagen, 2. August. Das dänisch-französisheTele- graphen-Kabel istheute Morgen für die Korrespondenz eröffnet worden.

Königliche Schauspiele.

Sonnabend, den 9. August. Im Opernhause. (139. Vor- stellung.) Aladin, oder: Die Wunderlampe. Großes Zauber- Ballet in 3 Akten von Hoguet. Musik von Gährih. Anfang 7 Uhr. Mittelpreise.

Die Oper und das Schauspiel haben Ferien.

Aus dem Wolff’schen Telegraphen-Bureau.

Dresden, Donnerstag, 7. August, Vormittags. Zufolge des neuesten aus Pillniz eingetroffenen Bulletins hatte der König eine weniger gute Naht. Im Uebrigen is der Zustand unverändert.

Perpignan, Donnerstag, 7. August. Heute find hier 23 spanische Offiziere eingetroffen, welche in den Kämpfen bei Berga, Alpens und Igualada von den Carlisten gefangen und an die Grenze gebraht sind. Dieselben werden einstweilen auf der hiesigen Citadelle untergebraht werden, bis ihnen die Rück- kehr nah Spanien gestattet ist. i

Einfuhr. 17,897,864 Ctr. 18,517,992 14,671,856 21,790,704 23,055,152 26,073,248 32,967,209 37,122,981 1870 .. 33,631,477 80,148,017 1871 . . 47,901,440 73,993,836

Bringt man von der inländischen Pcoduktionsmenge an Stein- fohlen, welche oben für 1862/71 angegeben worden ist, den Ueberschuß unserer Ausfuhr über die Einfuhr in Abzug, so berechnet sich der Steinkohlenverbrauh Deutschlands (ohne Elsaß-Lothringen) im Durch- {nitt für 1862/66 auf 348,865,895 Ctr. oder 991 Zollpfd. auf jeden Kopf der Bevölkerung, 1867/71 dagegen {hon auf 486,814,968 Ctr. oder 1288 Zollpfd. pro Kopf. i | /

Die D E O Lon ist, wenngleih im Umfang, Verwerthung und UAbsaß der Steinkohlenförderung nachstehend, doch für diejenigen Landestheile, welchen die Natur die nüßlichere und werth- vollere Steinfohle verjagt hat, als Erfaß der leßteren von großer Wichtigkeit. Jhre vermehrte Anwendung im häuslichen Bedarf, bei Dampfmaschinen und Fabriken, sowie auch die Herstellung von Pa- raffin, Photogen und anderen zur Beleuchtung dienenden Oelen aus Braunkohle hat zu einer erheblichen Steigerung der Produktion Ver- anlassung gegeben. Während im Jahre 1862 im Gebiete des Zoll- vereias ca. 1014 Million Ctr. im Werthe von 4,7 Million Thaler ge- fördert wurden, betrug die Produktion 1871 bereits 170 Million Ctr. im Werthe von etwa 8 Million Thaler. Die bedeutendsten Betriebs- stätten licgen in der preußischen Provinz Sachsen von Halle südlich bis Merseburg, bei Weißenfels, Delißsh, Bitterfeld u. s. w. Die Förderung betrug hier allein im Jahre 1871 etwas über 100 Mill: Cir. im Werthe von ca. 5 Mill. Thlr. Außerdem kommen Braunkohlen in größeren Mengen noch vor in den Regierungsbezirken Liegniß (7,281,863 Ctr.), Franffurt a. O. (17,851,359 Ctr.), Potsdam (4,037,403 Ctr.), Cöln (2,224,795 Ctr.) und Caffel (3,639,583 Ctr.). Bou den übrigen eue Staaten liefern n. A. Sachsen 11 Mill. Ctr, Anhalt etwas über 9 Mill. Ctr., Thüringen 44 Mill. Ctr. und Braunschweig 44 Mill. Ctr. i | :

Unter den Erzen nehmen die Eisenerze, die Grundlage einer weit verbreiteten Eisenindustrie, nicht nur dem Werthe, sondern auch der Anzahl der beschäftigten Arbeiter nah, die erste Stelle ein. Am bedeutendsten ist die Eisenerzförderung in Preußen; es standen 1871 hier 1168 Gruben mit 26,259 Arbeitern im Beiriebe und sind im Ganzen 58,405,492 Ctr. Eisenerze im Werthe von 8,479,141 Thlr. gefördert worden. Die stärkste Gewinnung hatten die Bezirke Oppeln mit 8,058,039 Ctr., Arnsberg mit 11,408,780 Ctr., Coblenz mit 12,971,641 Ctr., Wiesbaden mit 13,222,714 Ctr, Dsnabrück mit 4,990,816 Ctr., Hildesheim mit 3,491,593 Ctr. Unter den geförderten Mengen befanden sich 23,800,969 Ctr. Brauneisenerzez, 12,213,782 Ctr. Spatheisenstein, 11,362,970 Ctr. Rotheisenstein, 5,613,626 Ctr. Kohlen- eisenstein, 3,241,749 Ctr. Bohnerze, während der Rest aus Rasfen- eisenerzen, Thoneisenstein und Magneteisenstein bestand. Neben Preu- ßen haben noch Luxemburg (dessen Produktion in den amtlichen Ta- bellen mit nachgewiesen wird), sowie Elsaß-Lthringen einen bedeutenden Eisensteinbergbau. Die sämmtlichen Hütten des Saarbeckens, sowie ein großec Theil der belgi\chen Eisenhütten find für den Bezug ihres Schmelz- materials wesentlich von Luxemburg abhängig, dessen Eisensteingewinnung sich von 8 Millionen Ctr. im Jahre 1865 bis auf über 20 Millionen Ctr. im Jahre 1870 gehoben hat. Die luxemburgische Eisenerzäblage- rung, welche sich nach Elsaß-Lothringen und Frankreich hineinerstreckt, ist eine der bedeutendsten des Kontinents. Die Eisenerzgewinnung von Elsaß-Lothringen wird a L auf 12—15 Millionen Ctc. jährlich ver- anschlagen können. Gijensteinbergbau dec übrigen deutschen Staaten ist erheblich gecing?r; die Förderung betrug in Bayern etwas üver 2 Millionen Ctr, in Hessen und Braunschweig je 1 Million Ctr., in Württemberg ca. 600,000 Ctr., in Sachsen 350,000 Ctr.

Ausfuhr. 42,147,679 Ctr. 40 O2 48,775,529 , 59,246,011 , 66,185,466 , 76,110,203 75,412,026 79,696,565

1862 .. 1863 1864 .. 1865 .. 1866 1867 1868 ., 1869 ..