1873 / 187 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 09 Aug 1873 18:00:01 GMT) scan diff

Postwerthzeichen nicht besteht, wird diese, dem Publikum seither gewährte Bargen gung durch eine Verfügung des General- ostamts zurückgezogen.

B T Dee “a g mit Bezug auf Abschnitt V. Abth. 2 8. 3 zu A. 4, fünfter Absaß der Postdienst-Instruktion bemerkt wird, aus verdorbenen Frankocouverts ausgeschnittene Franko- stempel, ferner Freimarken, welhe von Couverts, Briefadressen oder Postanweisungs-Formularen abgelöst oder aus solchen aus- geschnitten find, als gültige Postwerthzeichen zuzulassen, im Falle sie sch auf andere Briefcouverts , Briefadressen oder Post- anweisungs-Formulare haltbar aufgeklebt befinden und unzwei- felhaft feststeht, daß fie vordem postseitig noch nicht entwerthet worden waren.

Auf Frankostempel, welche von Postkarten-For- mularen und gestempelten Streifbändern herrühren, ift diese Vergünstigung niht auszudehnen.

Der General-Lieutenant und Commandeur der 2. Garde- Infanterie-Division von Budrißzki ift von einem mehrwöchent- lichen Urlaube hierher zurückgekehrt.

Der Inspecteur der 2. Artillerie-Inspektion, General- Major von Bülow, ist von der vor einiger Zeit Behufs Be- fihtigung des Shleswig-Holsteinischen Feld - Artillerie- Regiments Nr. 9 (Corps-Artillerie), des Schleswigschen Fuß-Artillerie-Ba- taillons Nr. 9, der See-Artillerie-Abtheilung, der 4. Feld-Artil- lerie-Brigade und des Brandenburgischen Fuß-Artillerie-Regi- ments Nr. 3 (General-Feldzeugmeister), hierher zurückgekehrt.

Der General-Major und Commandeur des Kadetten- Corps, von Wartenberg, hat sih behufs Inspizirung der Kadettenhäuser Culm und Wahlstatt dorthin begeben.

Königsberg, 9. August. (W. T. B.) Das General- fommando des 1. Armee-Corps macht bekannt, daß die zu den Manöverübungen zusammengezogenen Truppen nit in der Stadt, sondern in deren Umgegend einquartiert werden. Das Ostpreußische Iäger-Bataillon Nr. 1 (Braunsberg) is von der Theilnahme an den Truppenübungen ganz dispensirt.

Hannover, 8. August. Zum Empfange Sr. König- lihen Hoheit des Prinzen Albrecht hatten fih auf dem reich ges{chmüdckten Bahnhofe gestern Nachmittag die Generalität und Spizen der Civilbehörden eingefunden. Se. Königliche Hoheit traf in Begleitung eines Adjutanten um 3 Uhr 45 Mi- nuten mit dem Stendaler Zuge ein, wurde zunähst von dem stellvertretenden Commandeur des X. Armee-Corps Excellenz v. Tresckow und sodann von dem Ober-Präfidenten Grafen zu Eulenburg begrüßt. Der Prinz begab Sih dann in offenem Wagen nach dem Residenzshlosse. Ein zahlreihes Publikum hatte sich sowohl unter der Empfangshalle, als auch vor dem Bahnhofsgebäude eingefunden.

Bayern. München, 7. August. Der König ist gestern von Hohenschwangau nah Schloß Berg. zurückgekehrt und wird morgen Abend mittelst Extrazugs hier eintreffen.

Se. Majestät hat den dur den jüngst über Immenstadt niedergegangenen Wolkenbruch beschädigten Einwohnern 10,000 fl. aus dem ihm zur Verfügung gestellten Gewinnantheil der Mün- chen-Aachener Feuerversicherungs-Gesellschaft zugewendet.

Die „Allg. Ztg.“ berichtigt die Nahricht von Besuchen der öfterreichischen Kaiserlihen Majestäten an dem Königlichen Hofe dahin, daß solche keineswegs stattfinden werden.

Der diesseitige Gesandte am Königlich italienischen Hofe, Freiherr von Bibra isst hier angekommen und im „Bayerischen Hof“ abgestiegen. e : h

Der Kriegs-Minister General-Lieutenant Freiherr von Prankh wird sh Mitte dieses Monats zu mehrwöchent- lichem Urlaub auf sein Landgut bei Salzburg begeben. Für die Dauer der Abwesenheit desselben wird General-Major von Fortenbach das Portefeuille des Kriegs-Ministeriums wieder übernehmen. ; |

Der Eisenbahn-Direktor Karl von Dyck hat wiederholt sein Quiescenzgesuch eingereiht. Unter der Leitung dieses Beamten, welher nun im 71. Lebensjahre steht, wurden, dem „Korr. v. u. f. D.“ zufolge, über 300 Meilen Staatsbahnlinien gebaut. Man bezeichnet als Nachfolger den General-Direktions- Rath A. Rôckl.

Sachsen. Dresden, 8. August. Ueber das Befinden des Königs is gestern (Donnerstag) Abend das nachstehende Bulletin erschienen: / 2

„P illniß, 7. August, Abends 6 Uhr. Der Zustand Sr. Majestät des Königs ist or pn Regelmäßige Bulletins werden vorläufig

i egeben. E ERRE s Fiedler. Dr. Carus. Dr. Ullrich."

Württemberg. Stuttgart, 8. August. (W. T. B.)

Der hiesige Gemeinderath hat heute beschlossen, eine Volks- eier des 2. September unter Leitung der städtishen Be- örden zu veranstalten und den Bürgeraus\huß zur Zustimmung zu diesem Beschlusse einzuladen.

Sachsen-Altenburg. Altenburg, 7. August. Der erzog und die Herzogin haben \sih heute nah Eisenberg R um daselbst für einige Zeit Aufenthalt zu nehmen.

Sachsen-Meiningen-Hildburghausen. Meiningen, 6. August. Gestern wurde der Landtag des Herzogthums dur den Staats-Minister v. Krosigk vertagt. Die sämmtlichen Wahlen erkannte der Landtag an und wählte den bisherigen Präsidenten, Kreisgerichts-Direktor Dr. Rückert von Sonneberg abermals zum Präsidenten und den Ober-Bürgermeister Trinks von Hildburghausen zum ersten, den Regierungs-Rath v. Türke allhier zum zweiten Vize-Präsidenten. Es erfolgten sodann die Wahlen zu den verfassungsmäßigen Ausschüssen. Von der Re- gierung war die Umwandlung der öprozent. Landes\chulden von 1867 und 1869 vermittelst eines Anlehens aus dem Reihs-In- validenfonds in eine 4tprozent., unter Vorlegung eines zu dem Behufe bereits abgeschlossenen, vorläufigen Vertrags, proponirt worden. Der Landtag war zwar mit der Umwandlung einver- ftanden, lehnte aber die Genehmigung des fraglihen Vertrags ab und beschloß, die Konvertirung, unter Mitwirkung der Mit- teldeutshen Kreditbank hierselb, ohne Aufnahme eines Anlehens, auszuführen. Von dem Landtag wurde noh. die Zustimmung zu dem Ankauf des Ritterguts Rebelsgrube für das Herzogliche Spezialhaus ertheilt.

Oesterreich-Ungarn. Wien, 7. August. Die Kron- prinzessin Isabella von Brasilien und Gemahl, Prinz Ludwig Graf von Eu, find am 5. d. Mts. von Gastein, der Herzog Philipp von Württemberg von Wien in Salzburg angekommen und im „Hotel Europe“ abge-

ftiegen,

8. August. (W. T. B.) Der S{hah von Persien ist heute Vormittag von Läxenburg über den Brenner und Brindisi nah Konstantinopel abgereist. Vor der Abreise wurde der Schah von der Kaiserin empfangen. Der Kaiser verabschie- dete sich in Laxenburg von demselben und begleitete den Schah bis zu dem Bahnhofe.

Prag, 7. August. In der heutigen Sihung des Stadt- verordneten-Kollegiums führte der Antrag, das Schul- geld für die Volksschulen aufzuheben, zu einer erregten Debatte. Der Bürgermeister theilte mit, daß der czecish-demokratische Verein und eine Arbeiterversammlung auf der Schüzeninsel eine Petition mit 1800 Unterschriften von Arbeitern um Auf- hebung des Schulgeldes eingereiht haben. Für die Aufhebung trat die Mehrzahl der Redner ein. Bei namentlicher Abstim- mung wurde der Antrag mit 41 gegen 10 Stimmen ange- nommen. L:

Die Einnahmen vom Stempel- und Taxgefälle betrugen im vorigen Jahre nah den amtlichen Ausweisen zu- sammen 53,638,237 fl., um 13,932,927 fl. mehr als im, vorher- gehenden Jahre 1871, während die Ausgaben sich blos auf 709,027 ffl., daher auf 13,329 fl. weniger beziffern. Der Haupt- antheil fällt auf die Gebühr von Rehtsgeshäften, die 38,301,356, um 12,821,966 fl. mehr als im vorhergehenden Jahre abwarfen. Stempelgefälle trugen ein 14,213,217 fl. und Taxen 1,323,664 fl. Die ersteren hatten um 868,814 fl., die legteren um 242 fl. 47 fr. zugenommen. Von dieser Zunahme entfallen ungefähr zwei Drittel, nämlih mehr als 8 Millionen auf Niederösterreih und etwas über 2,6 Millionen auf Böhmen.

Großbritannien und Jrland. London, 6. August. Gestern versammelte sch das Haus der Lords zu der feier- lihen Schluß-Ceremonie der Session. Gegen 4 Uhr nahmen die mit der Prorogation des Parlaments beauftragten König- lihen Kommissare ihre Pläze vor dem Throne ein, und nat dem die Mitglieder des Hauses der Gemeinen nah dem Hause der Lerds entboten worden waren, wurde der Bill, welche das Iahrgeld des Herzogs von Edingburgh erhöht, sowie mehreren anderen Bills die Königliche-Sanktion ertheilt, worauf der Lord- kanzler die (von uns bereits mitgetheilte) Botschaft der Köni- gin verlas. Alsdann erklärte der Lordkanzler im Namen der Königin das Parlament bis zum 22. Oktober für vertagt.

Im Unterhause waren vor der Vertagung noh mehrere Interpellationen zu beantworten. H. B. Sheridan er- kfundigte sih beim Unter-Staatssekretär für auswärtige Angele- genheiten, ob irgend welche Mittheilung von der Regierung Mexikos oder dur den bei dieser Regierung akkreditirten Ver- treter irgend einer freundschaftlihen Macht bezüglih der Wieder- aufnahme diplomatischer Beziehungen mit diesem Lande einge- troffen sei, und wenn nicht, ob in Añbetraht dessen, daß die Regierung des Earls von Russell das Anerbieten der Ver- einigten Staaten von Amerika, mit den englischen Bonds- besißern abzurehnen, ablehnte, und dadurch die Schuld für Staatszwecke gebrauhte, die jeßige Regierung bereit sei, Schritte zum Schuß des Eigenthums englisher Gläu- biger in Mexiko zu ergreifen. Lord Enfield erwiderte, daß Ihrer Majestät Regierung in dem gegenwärtigen Stande der Beziehungen mit Mexiko niht vorbereitet sei, irgend welche Sqhritte diesem Lande gegenüber betreffs britisher Forderungen irgend welher Art zu ergreifen. Sheridan kündigte hierauf an, er werde anfangs nähster Session die Ernennung eines Sonderaus\{chu}es beantragen, der über die ganze Frage der ausländischen Anleihungen Erhebungen anstellen sol. Auf Be- fragen Macfies erklärte Lord" Enfield, daß Herr Webster nicht offiziell autorisirt sei, die britishe Patentgesez-Kommission auf dem internationalen Patentgeseß-Kongreß in Wien zu repräsen- tiren. Darauf wurde die Vertagung verkündigt.

8. Auaust. (W. T. B.) Dem Vernehmen nah hätte au der Ober-Kommissär der öffentlichen Arbeiten und Gebäude, A. S. Ayrton, um seine Demission gebeten und wäre Wm. P. Adam zu seinem Nachfolger bestimmt.

Frankreich. Paris, 7. August. Das „Journal officiel“ veröffentlicht das Gesetz über die Armee-Reorganisation.

Der Präfekt des Departements der Basses Pyrenées is nah Paris befohlen worden.

Aus den vom Minister des Innern veröffentlichten Wahllisten sämmtlicher Departements ergiebt sih, daß Frankreih gegenwärtig 9,992,529 politishe und 9,855,705 Ge- meindewähler zählt; gegen dzs Vorjahr ein Zuwahs von 25,104 resp. 11,744 Wählern.

8. August. (W. T. B.) Nach der „Presse“ trug bei der Begegnung zwischer. dem Grafen von Paris und dem Grafen von Chambord die Antwort des lehteren den Charakter eines warmen, herzlihen Willkommens. Bei den beiden Unterredungen, die stattgefunden, hätte man sich zwar mit den allgemeinen politischen Verhältnissen Frankreihs be- schäftigt, man wäre aber über diese Grenze niht hinausgegangen, und es hätten in Folge dessen die Beziehungen der beiden Prinzen zu einander einen gewissen Grad von Intimität ange- nommen. Der „Agence Havas“ zufolge würden nunmehr au die Herzöge von Némours und Aumale dem Grafen von Chambord ihren Besuch abstatten.

Die betreffs der Reorganisation der Artillerie stattgehabten Berathungen werden demnächst geschlossen wer- den, und glaubt man, daß die Anfertigung eines großen Theils des neu zu beschaffenden artilleristishen Materials in die Hände der Privatindustrie gelegt und daß namentli die Werkstätte von Creuzot hierzu verwendet werden soll. L

Nah einer von der Insel Rh é eingegangenen Meldung war Rochefort gestern einer ärztlihen Untersuhung unterzogen und für transportfähig erklärt worden; in Folge dessen wurde derselbe heute Vormittag auf der „Virginie“ eingeschisst.

Spanien. Madrid, 4. August. Der neue Gouver- neur von Sevilla hat folgende Depesche an die Regierung nah Madrid gerichtet :

„Die Ruhe dauert ungestört fort, wie aufgeregt die Gemüther auch noch über die vandalischen Gräulthaten der Aufständischen find. Zwanzig Häuser sind abgebrannt, und viele andere waren noch mit Petroleum und ! großer Zahl v angestrihen. Räubereien und Er-

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pressungen sind in großer Zahl vorgekommen. Zuweilen ist es {chwer, die Menge zurückzuhalten, welche verlangt, dan die Gefangenen zum Tode gebracht werden sollen. Heute fing die Entwaffnung der Frei- willigen an; ungefähr 2000 blanke Waffen und Gewehre und viele Munition sind schon eingesammelt.

8. August. (W. T. B.) Valencia hat sich auf Gnade nnd Ungnade ergeben. Der General Martinez Campos hat die Stadt besezt. Die Regierung erwartet, daß auch Kartha- gena fih bald unterwerfen wird.

In der heutigen Sißung der Cortes wurde die Auf- hebung des Begnadigungsrehtles beschlossen. Unter den vorlie- genden Verfassungsentwürfen hat derjenige, nach welchem aus

den gegenwärtigen Prcnaigen 49 Staaten gebildet werden follen, die c rößte Wahrscheinlichkeit der Annahme für fich.

Den der Regierung aus den Provinzen zugegan- genen Nachrichten zufolge ist das Einrücken der Truppen in Granada sehr nahe bevorstehend. Der Carlistenführer Cocala bedroht Castellon mit einer Abtheilung von 1000 Mann.

9. August. (W. T. B.) Die Insurgenten in Karthagena hatten, wie von da gemeldet wird, die Absicht, sih vermittelst der in ihren Händen befindlihen Fregatte „Mendez- Nunez“ der Fregatten „Victoria“ und „Almansa“ wieder zu bemächtigen. In Folge der Unerfahrenheit der Mannschaft ist der „Mendez-Nunez“ beim Auslaufen indessèn auf den Strand gerathen. Man hofft, das Schiff wieder abbringen zu können. Die Insurgenten haben 30 Mitglieder des republikanischen Ka- finos verhaftet und halten fie als Geißeln gefangen.

ÎÏn den Cortes gelangte ein Geseßentwurf zur An- nahme, nah welhem die zur Reserve gehörigen jungen Leute einer neuen ärztlihen Untersuhung unter Verantwortlichkeit der Alkaden und der Aerzte unterzogen werden sollen.

Ftalien. Rom, 3. August. Der Minister-Präsident Minghetti hat den Bürgermeistern von Legnago und Co- lonia, welhe beide Städte sein Wahlkollegium bilden, nah- stehenden Brief zugehen lassen:

0 habe von meinen Wählern {on so viele Proben herzlicher Freundschaft erhalten, daß mich kein neuer Beweis davon mehr über- raschen kann; es freut mich aber stets, wenn ich aufs neue erfahre, daß meine Wähler mit mir einverstanden und zufrieden sind. Wenn die vielen und {weren Arbeiten, welhe ich zu überwältigen habe, mi nicht nöthigten in Rom zu bleiben, würde ih Sie mit großem Vergnügen besuchen; ich hoffe indessen das, was für den Augenblick unmöglich ist später nachholen zu können. Jh habe niht nöthig ein politi\ches Glaubensbefenntniß vor meinen Wählern abzulegen, denn sie kennen meine Grundsäße; und eben weil sie dieselben fennen, haben sie mi ¿u ihrem Vertreter erkoren. Aber ih hätte ihnen gern einfah und offen, wie man zu Freunden spricht, auseinanderge- seßt, wie ih meine politishen Jdeen zu verwirklichen gedenke, und sie würden dabei gefunden haben, daß gewisse Gerüchte von Finanzplanen, die man mir zubreitt, gänzlich unbe- gründet sind. So sprechen z. B. die Zeitungen vvn einer Anleihe und Finanzoperationen, die ih mit gewissen Banguiers vorhaben soll: aber daran ist kein wahres Wort. Wer meine Thätigkeit in den lebten drei Jahren und namentlich bei den jüngsten Parlamentsverhandlungen verfolgt hat, kann nicht im Entferntesten daran denken, daß ih die Finanzverwaltung übernommen habe, um störende Neuerungen darin einzuführen. Jch würde diese Gerüchte nur belächeln, wenn ih niht darin eine absichtlihe Täuschung des Publikums von Seiten derjenigen erblickte, welche, nachdem sie illusorishe Werthe geschaffen, die nur auf dem Papiere stehen, und nachdem sie eine ganz maßlose Spekulation darin hecvorgerufen, nun daraus Kapital zu schlagen suchen, daß sie unsern Kredit herunterbringen, „godendo in frutti del mal di tutti“, wie Giusti sagte, indem sie aus dem Verlust Aller Gewinn ziehen. Ich denke immer mit Vergnügen daran, daß Ihre Provinz ein Beispiel von Reichthum besißt, wel- cher das Produkt von Wissenschaft, Kunst und Arbeit, ein Muster jenes Reichthums is, welchen man auf bestem moralischem Weg er- wirbt, indem man nit allein das materielle Wohl aller Klassen för- dert, soudern obendrein noch ihren Geist erleuchtet und ihre Herzen veredelt. Jh meine die Kultivirung der Thäler von Verona, großer Landstrecken, die, vorher unfruh{tbarer Sumpfboden, jeßt den blühendsten Ackerbau aufweisen. Als rechtschaffener Mann, Vermögen zu machen und immer angenehmer zu leben, aber nicht auf Koîten anderer und unserer Selbstachtung, das ist eine der schweren Aufgaben unserer Zeit. Ih habe in der Kammer gesagt, daß, nahdem nun alle Fragen gelöst sind, von denen unsere politishe Existenz abhängi war, wir alle unsere Mühe und Aufmerksamkeit vorzugsweise au die Verbesserung unserer Verwaltung und Finanzen zu richten haben. Jch mache mir ein Vergnügen daraus, es zu wiederholen, weil ich glaube, daß wir alle davon Überzeugt sind, und daß es der beste Weg ist, unsere nationale Einheit zu befestigen. Dieses bewun- derungswürdige Werk ist durch den Muth und die Opferwilligkeit des ganzen italienischen Volkes unter der Führung seines hochherzigen Ks nigs mit der Erhebung Roms zur Hauptstadt des Königreichs Jtalien glücklih vollendet worden. Aber wenn Vaterlandsliebe, gepaart mit politischem Geschick, das große Werk geschaffen hat, so kann es nur erhalten werden, wenn man die Interessen Aller wahrt und die wahren Bedürfnisse des Landes befriedigt. Die Aufgabe ist groß und schwie- rigz ih hoffe aber, daß wir sie mit Hülfe unjerer freien Institutionen lôjen werden. Inzwischen wird die egierung, wie es ihre Pflicht und Schuldigkeit ist, die G-seße mit fester Hand aufrecht zu erhalten ver- stehen und dem Vertrauen des Parlaments wie der ganzen Nation zu entsprechen suchen. Genehmigen Sie 2c.

Rom, 30. Juli 1873. |

Minghetti.

5. August. Nah den Berichten des Wiinisters Sella über die Finanzverwaltung wurden von 1862—1872 aus- gegeben 328,821,594 Frcs. für Eisenbahnen, 68,155,942 Fres. für den Mont Cenistunnel, 113,165,849 Frcs. für Land-, Pro- vinzial- und Kommunalstraßen, Hafen- und Küstenarbeiten und Leuchtthürme, 28,373,002 Frcs. für Landvertheidigungs- und 48,284,403 Fres. für Seevertheidigungswerke, 99,946,904 Fres. für Schiffbau und 19,104,516 Frs. für Bewaffnung.

Das „Journal de Rome“ meldet Folgendes: Die beiden tür- kischen Fregatten, welche dem Schah von Persien zur Verfügung gestellt worden sind, werden im Laufe dieser Woche in Brindisi erwartèt. Der türkishe Gesandte am italienishen Hofe, Servis Effendi, befindet fih bereits in Brindisi und wartet auf den Schah, um ihn nach Konstantinopel zu begleiten. Der Schah wird am Ende der Woche in Brindisi eintressen, und sofort die Reise nah Konstantinopel fortsezen, wo er um den 15, Augu erwartet wird. In Konstantinopel wird er fich nur kurze Zeit aufhalten, um alsbald eine Pilgerfahrt nah Mekka anzutreten und dann über das rothe Meer und den persishen Meerbusen in fein Reich zurückehren. Der Weg über Brindisi is der ein- zige nah Konstantinopel, auf welchem der Schah und sein Ge- folge keiner Quarantäne ausgesetzt sind.

Gestern Nacht is der Kardinal Ferretti im Alter von 56 Jahren gestorben. Er war ein Neffe des Papstes und in Ancona geboren. Am 15. März 1858 zum Kardinal erho- ben, war er Delegat von Bologna und später Minister für Handel, Industrie und Ackerbau gewesen.

Nußland und Polen. St#t. Petersburg, 7. August. Der „M. Z.“ zufolge werden demnächst die vom Ministerium der Reihsdomänen im Einvernehmen mit den Ministerien des Innern und der Finanzen entworfenen Grundzüge des Projekts, nah welchem die Staatswaldungen mit der landschaft- lihen Steuer belegt werden sollen, dem Hauptkomite für Organisation der Agrarverhältnisse zur Begutachtung übergeben werden,

Folgende, nach den gegenwärtig zu Kraft bestehenden Geseßen von der Stempelsteuer befreite Dokumente sollen nah dem neuerdings entworfenen Projekt mit einer solchen belegt werden :

a, Die unter verschiedenen Benennungen beim Handel vorkommen- den Verbindlichkeiten mit Geldwerth (Transferte, Anweisungen 2c.), auf welche die Zahlung entweder zu einem bestimmten Termin oder auf Ordre des Empfängers zu leisten ist; b. Depositenscheine und

Vorkontrakte über Verkäufe oder Anzahlungs-Quittungen, welche vor der Vollziehung des formellen Faufbriefs ausgestellt werden; c. Fracht- briefe im inneren Verkehr; d. Conoissemente bei der Handels\hiffahrt ; e. Kautionen für die prompte Erfüllung von Verbindlichkeiten durch Geld- oder Drm igenfohsNez f. Dispensationen von der Erfüllung von Verbindlichkeiten und g. Rechnungen der Makler über die ihnen zukommende Courtage s

Dem General Kauffmann is der St. Georgen-Orden 2. Mone mit folgendem Allerhöhsten Schreiben zugesandt worden :

Unserm General-Adjutanten, General-Lieutenant, Kommandirenden der Truppen des Turkestanshen Militärbezirks uud General-Gouver- neur von Turkestan, Konstantin . von Kauffmann: Die durch das chiwashe Chanat in den leßten Jahren gegen Rußland beobachteten Feindseligkeiten nöthigten Uns mit Eintritt des Frühlings dieses Jahres zu entscheidenden militärischen Schritten gegen dieses Chanat. Ihnen war der Oberbefehl über alle Truppen übertragen, die zur Ausfüh- rung dieses Schrittes bestimmt waren, und gleichzeitig wurde Ihnen auch aufgetragen, die nöthigen Maßregeln zu treffen, um die Wieder- herstellung der Ruhe und Ordnung in diesen Ländern für die Zukunft zu sichern. Unter Ihrem Oberbefehl haben die Truppen nach unglaub- lichen Beschwerden und Entbehrungen, mit der ihnen eigenen Uner- s{hütterlihkeit alle dur die Natur bereiteten Hindernisse überwältigend, die von Uns beabsichtigte Aufgabe in glänzender Weise gelöst. Durch die von Jhnen getroffenen einfihtsvollen und scharfsfinnigen Maßregeln habén Sie Unser in Sie geseßtes Vertrauen vollständig gerechtfertigt. Als Bezeugung Unserer Erkenntlichkeit für solche Verdienste ernennen Vir Sie Allergnädigst zum Ritter Unseres Kaiserlichen Ordens des heiligen Großmärtyrers und Siegers Bay zweiter Klasse, dessen Insignien hierneben folgen und die Wir Jhnen anzulegen und be- stimmungsgemäß zu tragen befehlen.

Auf dem Original is von Seiner Kaiserlichen Majestät Eigner Hand geschrieben:

Zarskoje-Ss\elo, 22. Juli 1873.

Schweden und Norwegen. Stockholm, 5. August. Aus Christiania eincegangener Nachricht zufolge wird der König und die Köuigliche Familie am 12. August von t in Stockholm eintreffen, worauf der Hof nah Drott- ningholm überfiedelt.

Montenegro. Der Fürst is, wie dem „Wan- derer“ aus Cattaro vom 7. August gemeldet wird, dur einen Schuß \{chwer verwundet worden. Die Stadt sei deshalb in großer Aufregung, über den Thäter und die näheren Umstände sei noch nihts weiter bekannt.

Afrika. Ueber den Aschanti-Krieg wird den „Times“ aus Freetown in Sierra Leone unter dem 18. Juli geschrieben : Die Aschantis stehen noch immer in der Umgegend von Cap Coast Castle und am 6. d. M. brannten fie Bulah nieder, in Folge dessen das dortige Missionshaus neb| Garten vernichtet wurden. Ihr Hauptquartier ist noch immer in Effutu, das von Cape Coast und Elmina gleih entfernt ist und etwa 12 Meilen landeinwärts liegt. In der Nacht nah ihrer Niederlage in Elmina töôdteten die Aschantis 38 Frauen und 46 Sklaven und opferten sie aus Aberglauben ihrem todten General, dem Neffen des Königs, der bei Elmina fiel. Privatbriefe aus Cape Coast Castle \cildern die Lage der Dinge daselbst als fehr traurig. Es herrschen viele Krankheiten, darunter eine höchst bösartige Art von Dyfsenterie. In Folge anhaltender und ver- heerender Regengüsse sind eine Masse Eingeborenenhäuser ein- gestürzt. Binnen weniger als einer Woche wurden über 100 Personen durch einstürzende Mauern und Dächer getödtet. Die Einwohner leben auf den Straßen unter Decken und elenden Leinewandzelten. Die Spur-Batterie in Cape Coast Castle fiel in Folge des heftigen Regens ein, und das Pockenhospital, das 194 Patienten enthielt, gab bald darauf nah, wodurch die un- glücklihen Patienten ohne jeden Schuß gegen den Regen blieben. Das ärztliche Personal hat vollauf zu thun und mehrere Mit- glieder desselben befinden fih auf der Krankenliste. Alle Marine- soldaten sind nach Elmina verlegt worden, wo Oberst Festing das Kommando führt. Das 2. westindishe Regiment belagert Cape Coast Castle. Der heftige Regen verhindert die Unter- nehmung irgend welcher aktiver militärisher Operationen.

„Alexander.“

Die Nr. 31 des Central-Blatts für das Deutsche Reich, herausgegeben im Reichékanzler-Amt, hat folgenden Jnhalt: 1) Allgemeine Verwaltungs-Sachen: Mittheilungen über den Stand dev Cholera; über den Stand der Rinderpest; Verweisung von Ausländern aus dem Reichsgebiete. 2) Gewerbewesen: Bekanntmachung, betr. die Prüfung der Apotheker. 3) Münzwesen: Notiz über die Aus- prägung von Reichs-Goldmünzen. 4) Zoll- und Steuerwesen: Er- the‘lung von Befugnissen 2c. an Steuerämter 2c. ; Nachweisung der Einnahmen an Zöllen und gemeinschaftlichen Steuern im Deutschen Reiche sowie der Einnahmen der Reichs-Post- und der Reichs-Tele- graphen-Verwaltung für die Zeit vom 1. Januar bis zum Schlusse des Monais Juni 1873. 5) Konsulatwesen: Ernennungen 2.

Die Nr. 32 des „Preußischen Handels-Archivs“ hat folgenden Inhalt: Geseßgebung: Deutsches Reich: Gesetz, betreffend die Abänderung des Vereinszolltarifs. Vom 7. Juli 1573. Frank- reih, England und Belgien: Die französischen Handelsverträge mit Belgien und England. Frankrei: Befugnisse des Zollamts Goder- waersyelde. Aufhebung des Geseßes vom 26. Juli 1872, betreffend die Cingangs8abgaben von Rohmaterialien. As heonng der exsten beiden Artikel des Ges: ßes vom 30. Januar 1872, betreffend Flaggen- zuschläge. Dänemark: Maßregeln gegen Einschleppung der Cholera. Spanien: Sanitätsvorschriften für Schiffe in spanischen Pn Vereinigte Staaten von Nordamerika: Tarifirung verschiedener Artikel. Statistik: Deutsches Reih: Preußen: Uebersicht über “den Gc- schäftsbetrieb der Eichungéämter in Preußen und den angeschlossenen Gebietstheilen für das Jahr 1872. Frankreich: Rückblick auf Frank- reichs Handel mit seinen Kolonien und dem Auslande in 1870, ver- lichen mit den Vorjahren, Türkei : Jahresbericht des Vize-Kon- fulats zu Brussa für 1872 und 1871. Großbritannien: Jahres- bericht des Eo zu La Valette (Malta) für 1872. Jahres- bericht des Konsulats zu Newcastle on Tyne für 1872. Mexiko: Die Verkehrs- und Produktionsverhältnisse des Staates Sonora für 1872. Vereinigte Staaten von Nordamerika: Jahresbericht des Konsulats zu St. Louis (Missouri) für das Jahr 1872. Mitthei- lungen: Berlin. Berlin. Altona. Galaß. Amassia. j

Die Nr. 64 der Annalen der Lanwirthschaft in den Königlich preußischen Staaten hat folgenden Inhalt: Ueber Nahrungsmittel im Allgemeinen und über den Werth des Fleischertrakts als Bestandtheil der menschlichen Nahrung iusbesondere. Von Max von Pettenkofer. Samuelsons Royal-Getreide-Mähemaschine. Aus einem Reiseberichte des Gencralsekretärs der ostpreußischen landwirth- schaftlichen Centralstelle, Oekonomie-Rath Otto Hausburg. (Fort- seßung.) Zur Frage der braunen Bärenraupe. Literatur: Die länd- lichen Winterabendschulen von J. G. Maier. Die Zusammenlegung der Grundstücke, die Regelung der Gemeingründe und die Ablösung der Forstservituten in Oesterreih und in Deutschland. Von Karl

eyrer. Die Geschäftspraktik der landwirthschaftlichen Verwaltung. Von Leopold M. Zeithammer, Vierter Jahresbericht der landwirth- schaftlichen Lehranstalt „Franzisco-Josephinum." Die landwirthschaft- lichen Versuchsftationen.

Statistische Nachrichten.

Ueber den Stand der Cholera im Deutschen Reiche liegen folgende Nachrichten vor: Preußen: Jn Berlin wurden bis zum 4. d. Mts. Mittags 26 Personen als an der Cholera erkrankt ge- meldet, von welchen 24 gestorben und 2 in Behandlung verblieben find. In der Stadt und im Kreise Ratibor (Reg.-Bez. Oppeln) find vom 11. Juni bis 5. Juli 49 Erkrankungen, wovon 29 mit tödt- lichem Ausgange, vorgekommen. Jm Regierungs-Bezirk Bromberg sind in der Zeit vom 3. bis 10. Juli 43 Erkrankungsfälle, darunter 23 mit tödtlihem Ausgange, gemetdet worden. Im Vegierungs- Bezirk Marienwerder wurden vom 27. Juni bis 7. Juli in den Krei- sen Thorn, Graudenz, Shweß, Stuhm und Straßburg 111 Cholera- fälle festgestellt, wovon 77 tödtlih verliefen. Im Regierungs-Bezirk Danzig gelangten vom 2. bis 8. Juli aus den Kreisen Danzig, Ma- rienburg, Elbing und Stargardt 112 Fälle, unter welchen 68 zum Tode führten, zur Anzeige. Ju der Stadt Breslau und im Kreise Trebniß (Reg.-Bez. Breslau) fanden vom 9. bis 15. Juli 19 Erkran- kungen, darunter 11 mit tôdtlidem Verlaufe, statt. Außerdem sind in der ersten Hälfte des Juli Erkrankungen in geringerer Zahl vor- gekommen in den Regierungs - Bezirken Gumbinnen (Kreis Ragnit), Königéborg (Stadt Königsberg und Ortelsburg, Kreis Labiau und Kreis Fi)chausen), Liegniß (Stadt Jauer), Potsdam (unter der Schiffsbevölkerung in Liebenwalde und an der Oranienburger Schleuse) und in der Stadt Magdeburg.

. Bayern: Ende Juni und im Laufe des Juli sind in München 4, in Nürnberg 2, in Würzburg 8 und in Lindau 1 Erkrankungsfall vorgekommen, darunter 11 Fälle mit tödtlichem Verlauf. Einige da- von betrafen Durchreisende.

Sachsen: Jn der Stadt Dresden, den Gerichtsamts - Bezirken Dresden, Döhlen, Tharandt und Radeberg sind in der Zeit vom 13. bis 20. Juli 130 Personen erkrankt und von diesen 48 gestorben.

London, 6. August. Amtlichen Ausweisen zufolge gingen wäh- rend des Monats Juli über Liverpool: 17,398 Auswanderer in 63 Schiffen nach transatlantishen Häfen, d. i. 579 weniger als im entsprechenden Monat des Vorjalues. Von der Gesammtzahl der Auswanderer gingen 13,808 darunter 6321 Ausländer in 35 Schiffen nah den Vereinigten Staaten.

/ Kunst und Wissenschaft.

Berlin. Nah dem „Monatsbericht der Königlich Preußischen Akademie der Wissenschaften“ hierselbst lasen in den Monaten März und April d. J. folgende Herren: Lepsius, Ueber Magnet und Eisen bei den alten Aegyptern. Kirchhoff, Ueber eine attische Grabschrift von Aegina und über die Tributpflichtigkeit der aba Kleruchen. Roth, Ueber die Quellabsäße und ihre geolo- gishe Bedeutung. Hofmann, Ueber Diamine, welche als Neben- produkte bei der Fabrikation von Methylanilin entstehen und über die violetten Farbenabkömmlinge der Methylaneline. Kronecker, Ueber die Discriminante von Funktionensystemen. vom Rath, Ueber den Mikrosommit. Homeyer, Ueber eine Sammlung Magdeburger Schöffenurtheile. Curtius, Ueber den Uebergang des Königthums in die Republik bei den Athenern. Roth, Beiträge zur Petrographie der plutonishen Gesteine. Weber, Ueber das Mahäbhâshya des Patanjali, nah der im vorigen Jahre in Benares erschienenen Ausgabe.

Cöln, 6. August. Ueber Stand und Fortgang des Cölner Dombaues theilt die „K. Z.*" Folgendes mit: Nachdem, begüastigt durch einen überaus milden Winter, die Arbeiten zum Weiterbau der beiden Hauptthürme bis zum Monat März ununterbrochen E und die fertig gearbeiteten Werkstücke allseitig aufgebrauht werden konnten, hat fih die Bauthätigkeit jeitdem in ungeschwächter Ausdeh- nung den Ergänzungsbauten zugewandt, die nothwendig zu vollenden sind, ehe und bevor das vorhandene Baugerüst beseitigt werden kann. Zu diesen Ergänzungsbauten gehört zunächst der endlihe Ausbau des großen Westportals zwischen beiden Thürmen und die Ein- wölbung des großen Sterngewölbes von 50 Fuß Spannweite im südlihen Thurme. Beide Arbeiten, sowie die Anlage des Achtecks auf dem nördlichen Thurme, stehen bereits seit mehreren Wochen im Betriebe und werden schon im Laufe des näch- \stten Monats vollendet Ov worauf dann mit dem Abbruche der alten Gerüste, dem Aufbau der neuen, so wie der Verseßung des Oktogons angefangen werden kann. Bis dahin werden die leider an Zahl verringerten Arbeitskräfte in den Werkhütten voraussichtlich einen genügenden Vorrath von fertigen Werksteinen beschafft haben, so daß im Spätherbst der Aufbau des vierten Thurmgeschosses ohne Unterbrechung bis zu den Fenstern wird erfolgen können. Bei diesem Aufbau ist, durch bautechnische Rücksichten bedingt, daß derselbe an beiden Thürmen abwechselnd zu fördern ist, so zwar, daß der südliche Me A dem nördlichen immer einen klcinen Vorsprung ha-

en wird. :

Die Nrn. 18 u. 19 (Juli, August 1873) des „Correspon- denzblatts des Niederrheinishen Vereins für sffent- lihe Gesundheitspflege“ haben folgenden Inhalt: Kommt die Cholera, und was soll geschehen? Von Dr. Lent in Cöln. Bericht Über die Einführung der Kunze'schen Schulbank in den Volksschulen zu Elberfeld, mit einer Zeichnung, von Stadtbaumeister Mäurer in Elberfeld. Verordnung des Ministeriums des Kultus und des öffent- lichen Unterrichtes des Königreichs Sachsen, die Anlage und innere Einrichtung der Schulgebäude in Rücksiht auf Gesundheitspflege be- treffend, vom 3. April 1873. Eingabe des Vorstandes des Nieder- rhemischen Vereins für öffentliche Ge]undheitspflege an die Königlichen Ministerien für Handel, Gewerbe 2c., betreffend die Mängel der Sani- täts-Polizei in Beziehung auf solche gewerbliche Anlagen, deren Betrieb mit Gefahren für die Gesundheit der darin beshäftigten Arbeiter so- wohl wie der Anwohner verbunden ist. Ueber das plößliche und massenhafte Absterben der Fische in der Aa oberhalb Münster; Gut- achten des Professors Dr. Lohrscheid in Münster. Regulativ, die Herstellung und Beaufsichtigung der Brunnen der Stadt Dresden be- treffend. Urtheil des Ober-Tribunals in baupolizeilicher Angelegen- heit. Mortalitäts-Statistik der Gemeinde Wülfrath. VBereins- Nachrichten. Mortalitäts-Statistik der Gemeinde Remscheid. Bemerkungen zu dem Aufsatze Dr. Otto Ewihs: „Schwemm-Kanäle oder Liernur?* von Dr, Friedr Sander. Zur N Mage: Schreiben des Professors Dr. Dünkelberg in Poppelsdorf an den Redac- teur des Corre)pondenz-Blattes. Bericht über den General-Bericht des Stadtverordneten Prof. Dr. Virdhow über die Arbeiten der städtischen gemischten Deputation in Berlin für die Untersuchung der auf die Kanalisation und Abfuhr bezüglichen Fragen. Chemische Unter- suchungs-Station des Vereins. Literatur.

Freiburg, 3. August. An der hiesigen Universität haben in dem nun \cließenden Semester folgende Personalveränderun - gen stattgeh.bt. Der außerordentliche Professor Dr, Rosenbusch (Mineraloge) kam in gleicher Eigenschaft nah Straßburg. Dafür habilitirte sich Dr. Klocke aus Breslau als Privatdocent für Mine- ralogie. In der gleichen Fakultät, nämlich dex oe wurde der bisher mit G. Schönberg lebte Katheder für Nationalökonomie seit Ostern von dem aus Basel berufenen J. Neumann eingenom- men, Die Augenklinik unt-r Professor Manz wird nun ein eigenes zweckmäßiges Gebäude erhalten.

London, 6. August. Gestern hat der 41. Jahres-Kongreß

der britischen medizinishen Assoziation hierselbst unter der Betheiligung von über 1700 englischen und auswärtigen Aerzten be- onnen. Dr. Sir William Fergusson führte den Vorsiß und hielt die ed Deutschland ist auf dem Koagresse durch raa Virchow, Professor von Langenbeck, Dr. Oskar Liebreich und eine An- zahl Repräsentanten der leitenden Universitäten vertreten. Am Abend gab der Lordmayor im Mansionhouse, seinem Amtspalast, den Mit- gliedern der Assoziation eine Soirée, bei der über 3000 Gäste zugegen waren. Den Glanzpunkt der Festlichkeit bildete ein Konzert in der ägyptischen Halle.

Odessa, 31. Juli. Ein interessanter A wurde kürzlich in der Krim gemacht. An dem Orte, wo der Damm der Sebaj|topoler

Eisenbahn das Thal von Inkerman passirt, befindet sich ein Kirchhof, der augenscheinlich einer vorhistorischen Zeit des Menschengeschlechts angehört. Alle Gräber dieses Kirhhofes, welche Skelette von Er- |

wahsenen uxzd Kindern enthalten, sind aus unbehauenen Steinen ohne Mörtel hergestellt, haben niedrige Seitenwände, die eben nur Raum für einen einzigen Menschenkörper gewähren, und sind* von oben mit unbehzuenen Steinplatten bedeck. Jn jedem der Gräber findet man Holzkohle. Die Skelette liegez in der Richtung von Nor- den nah Süden. Leider ist der Kirchhof, wie der „Odessa'sche Bote“ bemerkt, von den Eisenbahnarbeitern derart abgetragen worden, daß nur der untere Theil der Füße bis zu den Knieen zurüdckgeblieben ist, während die übrigen Theile der Skelette in die Aufshüttung des Eisenbahndammes übergegangen sind. Nichtsdestoweniger ist es ge- lungen, an einer Seite des Berges einen außerordentli interessanten Schädel aufzufinden, welher mit keinem einzigen Schädel aus der Steinzeit Aehnlichkeit hat. Wenn man ihn mit dem ältesten Schädel aus der genannten Periode vergleiht, muß man über die große Abweichung desselben von dn leßteren staunen. Wenn nit die wohlerhaltenen Kinnladen und Zähne vorhanden wären, fönnte man ihn für den Schädel eines Affen halten. Der Stirnknochen biegt \diht über den Augenbrauen in einem scharfen Winkel nach hinten ab, während der hintere Theil des Kopfes außerordentlich entwidckelt ist. Der Schädel if überhaupt sehr groß, die untere Kinnlade' aber nur etwa einen Finger breit, so daß die Merkmale eines Kinnes fehlen. Die Zähne stehen aufrecht; dieser merkwürdige Schädel ist dem Studirenden der Moskauer Universität, L Sscliwanoæw, zur Uebergabe an diese Universität behändigt orden.

_— In den nächsten Nächten, vom 9. bis 12. August, kehren die alljährlihen größeren Sternschnuppen-Fälle wieder. Die Ent- deckungen des Astronomen Schiaparelli in Mailand geben für diese Erscheinung folgende Erklärung: Derjenige Komet, dessen Hauptkörper oder Kern der Erde unter allen bisher be- kannten Kometen am nächsten gekommen is, war der für die Kometenkunde so überaus wichtige Komet von 1770 oder der Lexellshe, welcher der Erde bis auf 312,000 Meilen (die sechsfache Entfernung des Mondes von der Erde) nahe kam, ohne die mindeste Spur eines Einflusses auf die Erde zu hinterlassen. Dieser Komet war in seinem Lauf im Weltraume dem Jupiter so nahe gekommen, daß dieser ihn dreimal stärker anzog, als es bei die- ser Entfernung die Sonne vermochte und ihm eine neue Bahn an- wies, in Folge dessen er sich dem Jupiter noch mehr näherte, jo daß dieser den aus einer lockern Anhäufung von kleinen Körperchen beste- henden, also wenig dichten Kometen und seine Bestandtheile auflösen und völlig zerstören konnte. Schiaparelli hat in den jährlichen Sternschnup- pen-Schwärmen des 13. und 14. November und des 9. bis 12. August die Bestandtheile ehemaliger Kometen erkannt. Die am 10. August be- sonders hâufig fallenden Sternschnuppen werden auch die brennenden Thränen des heiligen Laurentius (dessen Namenstag auf den 10. August fällt) genannt. Weil die meisten Sternshnuppen dieses Metcor- \chauers aus dem Sternbilde des Pecseus herzukommen scheinen, hat man dieses ganze August-Phänomen die Perseiden genannt. Schia- parelli hat nun nachgewiesen, daß die Bahnen dieser Perseiden fast identisch find mit der Bahn des großen dritten Kometen von 1872, dessen Umlaufszeit nah Oppolzer 1214 Jahre beträgt, ferner daß die Perseiden das Produkt der in entlegenen Zeiten erfolgten theilweisen Auflötung diefes Kometen sind, und daß fie im Laufe der Zeiten einen vollständig geschlosscnen Ring bilden, welchen die Erde alljährlich in den Tagen vom 9. bis 12. August durchschneidet und dessen in den Bereich ihrer Anziehungskraft kommende Theile in Folge ihres Er- glühens innerhalb der Erd-Atmosphäre in einer brirbGnititichen Dae von 15 bis 18 Meilen uns als Sternshnuppen sichtbar werden, wäh- rend der Mutterkomet seine Bahn inmitten des von ihm erzeugten Ringes fortseßt. Einzelne Theile dieses Ringes sind dichter mit Meteoren beseßt als andere; trifft die Erde diese Theile, so findet ein reiherer August - Sternschnuppenfall statt als in anderen Jahren; dies ereignete sich nach den Stern- s{hnuppen-Katalogen in den Jahren 830—841, 924—933, 1029, 1243, 1451, 1770—1789, woraus man auf eine Periode von circa 108 Jahren schließen kann, so daß wir in dem nächsten Jahrzehent mög- licher Weise auf einen größeren Sternschnuppenfall im August rechnen können. Da der Mond in diesem Jahre an den Tagen des 9. bis 12, August erst um 9 Uhr und später aufgeht, so wird sih die Er- scheinung zwischen 8 u. 9 Uhr am besten wahrnehmen lassen. Der

auptfall der Sternschnuppen erfolgt erst in den Stunden nach Mitternaht, wo allerdings der Mond die Wahrnehmung etwas be- einträchtigen wird.

Landwirthschaft.

Ueber den Stand der Rinderpest liegen folgende Mitthei- lungen vor: 1) Aus Oesterreich-Ungarn: Am 28. Juli d. J. herrschte die Ninderpest in Galizien (Bezirke: Husiatyn und Brody), Dalmatien (Bezirk: Kattaro), Kroatien und Slavonien (Agramer, Fiumaner und Verößer Komitat) und in der Mili‘ärgrenze. 2) Áus Rußland: Im Laufe des Juli ist die Rinderpest auch im Kreise Bielsk (Gou- vernement Grodno) ausgebrochen.

Gewerbe und Handel.

Berlin, 8. August. Aus der am 6. d. stattgehabten Auffichtsraths- sißung derContinental-Aktien-GesellshaftfürWasser-und Gas-Anlagen tragen wir noch Folgendes nah: Kurz rekapitulirend, daß sih der Umsaß der ersten 7 Monate d. Js. im Betrage von 671,130 Thlr. gegen das Vorjahr mehr als verdoppelt hat, hören wir, daß derselbe aus den Arbeits-Ausführungcen von Wasscr- und Gas- Leitungen, Central-Heizungs-Anlagen und aus dem Engrosgeschäft mit eigenen Fabrikaten dec mit den Etablissements dec Gesellschaft ver- bundenen Gießerei, Metalldreherei, Klempnerei 2c., die Zink-, Messing- und Bronze-Guß-Gegenstände, Gaskronen, Ampeln, Kandelabern, Hydranten, Brunnenständer, Fontainen u. \. w. produziren, ferner aus dem Engros-Handel mit gußeisernen, s{chmiedeeisernen und Thonröhren x. resultirt. Was die Resultate der Wirksamkeit des Etablissements anbelangt, so hofft man, daß sie hinter dem Vorjahre nicht zurück- bleiben werden. Die Gesellschaft überließ aus der leßten Emission ihrer Aktien, von denen sis 150,000 Thlr. à 140% den Aktionären, 150,000 Thlr. zum damaligen ungefähren Durck\chnittscourse von ca. 176% einigen Freunden und erzielte so einen Agio-Gewinn von 174,188 Thlr. und eine Gewinn-Reserve von 25,032 Thlr., zusammen 199,220 Thlr , welche sie theils als Uebertrag in das Gewinn- und Verlust-Konto für dieses Jahr, theils zur Dotirung des Re)ervefonds berei hat. Auch die bis jeßt ausgeführten und in Ausführung be- griffenen Arbeiten sichern einen angemessenen Gewinn.

München, 7. August. Vom Közuiglichen Staats-Ministerium des Innern, Abtheilung für aue etg har, Gewerbe und Handel, wurde die Einziehung des dem Joseph Reckendorfer von New-York unterm 23. Juli 1872 verliehenen und unterm 3. August 1872 aus- geschriebenen dreijährigen Gewerbsprivilegiums auf ein neues Ver- fahren, polirte oder gefirnißte Bleistifte zu stempeln, dann auf die hierzu gehörigen Apparate, und des dem Paul Heilmann zu Mülhausen in Eljaß unterm 19. Juli 1872 verliehenen und unterm 30. Juli 1872 ausgeschriebenen vierjährigen Gewerbsprivilegiums auf eine mechanische Vorrichtung zur selbstthätigen Auswecbélung der Weberschüßen wegen nicht gelieferten Nachweises der Ausführung dieser Erfindungen in Bayern verfügt. i

Den Nachgenannten wurden Gewerbsprivilegien verliehen, und zwar: unterm 26. Juli 1. Js. dem Franz Korwan und Michael

lürsheim in Gaggenau in Baden auf den von ihnen erfundenen

asanzünder für den Zeitraum von zwei Jahren, vom 26. Juli 1873 anfangend, und unterm 28. Juli l. Js. den Kaufleuten Wilhelm Reinemer und Gustav Stemler in Homburg v. d. H. auf die von ihnen erfundene Waschmaschine für den Zeitraum von zwei Jahren, vom 28. Juli 1873 anfangend.

Verkehrs - Anstalten.

Die Nr. 62 der Zeitung des Vereins deutscher Eifen- bahn-Verwaltungen hat folgenden Inhalt: Verein deutscher Eisen- bahnverwaltungen: Eröffnung der pfälzishen Nordbahnstrecke Dürk- heim-Grünstadt. Grundsäße über Ermittelung der Uuwegs-Entschädi-

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