1873 / 192 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 15 Aug 1873 18:00:01 GMT) scan diff

T E war J At eini Än erwar E lie rey Lu a) P Dig

sonderen Schulakten in den öffentlichen Schulen, die Aus- \{müdckung und Beleuchtung der öffentlichen Gebäude und Denk- mâler sowie Musik vom Rathhausthurme in Ausficht genommen. Der Unterricht in den Schulen wird an diesem Tage ausgeseßt, alle ftädtishen Bureaus find geschlossen.

Göttingen, 12. August. In einer gestern stattgehabten Bürgerversammlung bildete sh behufs der Feier des 9. September ein größeres Komite aus der Mitte der Anwe- senden und einigen anderen vorgeshlagenen Bürgern. Dasselbe ist zusammengeseßt aus den Spißen sämmtlicher Behörden, den Vorständen aller Vereine und Korporationen, dem Direktor des Gymnasiums, sämmtlichen Oberlehrern der Volks\{hulen und einer Anzahl von Bürgern aus allen Ständen. Das große Komite erwählt aus seiner Mitte ein engeres und den Fest- direktor zur praktishen Durhführung gefaßten Beschlüsse.

Bayern. München, 12. August. Der König hat sh, der „Allg. Ztg.“ zufolge, nah einem mehrtägigen Aufent- halt auf Schloß Berg ins bayerische Gebirge bei Partenkirhen begeben und wird dort bis zum Anfang der nächsten Woche verweilen. Bis zur Stunde find irgendwelche Dispositionen für eine Reise nah Wien noch nicht getroffen.

13. August. Der Herzog Karl Theodor ist nah vollzogener Verlobung mit der Prinzessin Maria IJIo- \sepha, einer Tochter Dom Miguels von Portugal, gestern Abend aus Unterfranken hier angekommen und hat sih \ofort mittelst Extrazuges nah Possenhofen zurückbegeben.

Das heutige Regierungsblatt publizirt cine Königliche Verordnung vom 8. d. M., welhe nähere Bestimmungen zum Vollzuge des Reichsgeseges vom 4. Juli 1868 über die privatrechtlihe Stellung der Erwerbs- und Wirth- \chafts-Genossenschaften ertheilt. :

In Folge des bei den Ingenieur-Abtheilungen bestehenden Mangels an Offizieren hat das Königliche Kriegs- Ministerium ein Reskript erlassen, wona bei den Offizieren der Linientruppen sowohl als bei den Reserve-Offizieren Umsfrage zu halten is, ob fie zum Uebertritt in das Ingenieur-Corps

resp. in die aktive Armee gewillt find.

Vier Batterien vom 1. Feld-Artillerie-Regiment mit 24 Geschüßen, welche seit ihrer Rückehr von der Okkupation in Frankreih auf dem Lechfelde größere Schießübungen vor- nahmen, find heute Vormittag hier eingerückt. General Freiherr v. d. Tann mit vielen anderen Offizieren, unter welchen sich auch der Königlich preußishe Militärbevollmächtigte Major v. Stülp- nagel befand, empfingen die Truppen am Bahnhofe und ge- [leiteten sie in die Kaserne. Der größere Theil der Mannschaften

wird noch heute beurlaubt werden.

Sachsen. Leipzig, 14. August. (W. T. B.) Die heutigen Verhandlungen des Protestantentages wurden dur einen Gottesdienst in der Nikolaikirche eingeleitet, bei wel- hem Pfarrer Heinrih Lang aus Zürich über Psalm 119, Vers 52 predigte. Die Verhandlungen selbs wurden in der Aula der Universität und zwar über die evangelisch-protestantische Kirchen- verfassung fortgeseßt. An Stelle des erkrankten Professor Blunt\schli referirte Professor Holzmann aus Heidelberg. Die aufgestellten 14 Thesen wurden na einer längeren Debatte, an welher fich eine große Anzahl von Rednern betheiligte, mit großer Majorität angenommen. Der Vorsißende, Professor Rä- biger aus Breslau, dankte sodann Namens des Proiestanten- tags dem Rathe der Stadt Leipzig und dem Leipziger Pro- testantenverein für das bewiesene freundliche Entgegenkommen und \sprach um 34 Uhr den Schluß der Versammlung aus.

Württemberg. Stuttgart, 14. August. Jm Mi- nisterium des Innern wurde unter dem Vorfiß des Ministers v. Sick am 12. d. M. eine Berathung über die wegen der Ge- fahr des Ausbruchs der Cholera in Württemberg zu treffen- den Maßregeln abgehalten, zu welcher Mitglieder des Medizinal- tollegiums, die hiesigen Sanitätsbeamten, der Stadtdirektor, ein Vertreter der Neunerkommission der Aerzte, sowie der Dber- Bürgermeister mit dem Polizeiamtmann berufen ware, Uebri- gens is, wie der „St. A. f. W.“ meldet, zur Zeit kein Erkran- fungsfall an asiatisher Cholera im Inland bekannt.

Vorgestern is der Konsistorial-Präsident a. D. Staats- rath von Köftlin in einem Alter von 81 Jahren gestorben.

Oldenburg. Oldenburg, 13. August. Die olden- burgischen Truppentheile von der Okkupations- Armee hielten heute ihren festlichen Einzug in ihre Garnison- stadt. Schon Ende der vergangenen Woche waren sie in ver- schiedenen Extrazügen von der franzöfischen Grenze eingetroffen und in Cantonnements in der Umgegend von Oldenburg gelegt, um fich zum gemeinsamen Einzuge zu sammeln. Vor der Palaisbrücke erhob si eine aus städtischen Mitteln hergerichtete Ehrenpforte, die an der Spize einen Willkommengruß und an der Seite die Namen und Daten der Schlahten und Gefechte trug, an denen die heimkehrenden Krieger betheiligt gewesen waren. In Flaggenshmuck und grünen Gewinden prangte die

anze Stadt. Die breiteren Straßen, durch welche \ih der Zug Beiveneii sollte, waren durh Flaggenpfähle eingefaßt. Auf dem Marfktplaßz stand ein großes Postament in der Form des Eisernen Kreuzes. Gegen 12 Ühr Mittags rückten die Truppen ein. An ihrer Spitze ritt in der Uniform eines preußischen Generals der Kavallerie der Großherzog, zur Linken der Erbgroß- herzog, zur Rechten der Herzog Elimar ‘von Olden- burg. In der Suite befand sich auch der General-Major von Lehmann, früher Commandeur des Oldenburgifhen, Infan- terie-Regiments und Führer der 37. Infanterie-Brigade während des Krieges, jeßt Brigade-Commandeur in Mey. Bei der Ehrenpforte hatte sich der Magistrat und Stadtrath der Residenz ur Begrüßung aufgestellt. Amtsverwalter Ahlhorn hielt in Berteetung des Bürgermeisters Wöbken eine kurze Anrede, worauf der Einmarsch erfolgte: zuerst der Stab der 37. Infanterie-Bri- gade mit ihrem jeßigen Commandeur General von Colomb, darauf das 91. Infanterie-Regiment unter Oberst von Hagen, das 19. Dragoner-Regiment unter Oberst von Trotha, zum Schluß drei Batterien der in neuer Formation ‘begriffenen Aritillerie-Abtheilung. Die bereits - früher entlaffenen Referve- Offiziere hatten sfi{ch ihren Truppentheilen angeschlossen. Der Zug bewegte s{ch über den Damm und die Langestraße bis zu den Infanterie-Kasernen, überall durch freudige Zurufe der Be- völkerung und Kränze und Blumen begrüßt.

Der Großherzog gab später auf dem Schlosse dem ge- sammten Offizier-Corps ein Diner, während für die Mannschaften in den Lokalen vor der Stadt Tanzbelustigungen veranstaltet ivaren. ? |

Bremen, 12. August. (H. N.) Zum Schuge der Aus- wanderer ist hier auf Antrag der dafür bestehenden Behörde ein neues Gesetz erlassen, nach welhem das Recht des Rüctritts vom Ueberfährtsvertrage erweitert wird, Als Antrittsort der

Reise soll der Hafen, von welhem das Schiff abgeht, als Zeit- punkt des Antritts der Reise der Abgang des Schisfes betrachtet werden. Die entgegenstehende Auslegung des Artikel 668 des Pa E E ein wurde namentlich dann für Auswanderer- amilien nahtheilig, wenn sie nah dem Ergebniß der der Abreise voraufgehenden ärztlichen Untersuhung in Bremerhaven zurück- bleiben mußten.

Elsaß-Lothringen. Straßburg, 13. August. Auf dem Exerzierplaße der Orangerie fand gestern die feierliche Weihe und Uebergabe der Fahne, welhe Se. Majestät der Deutsche Kaiser dem Badischen Pionier-Bataillon Nr. 14 verliehen haben, ftatt. Auf genanntem Plage war ein Altar erriht:t und um 8 Uhr trafen, außer dem betreffenden Bataillon, noch Deputationen sämmtlicher hier garnisonirenden Truppentheile ein. Nach dem Gottesdienst übergab der Gouverneur, General- Lieutenant von Hartmann, na einer Rede, welhe mit einem Hoch auf Se. Majestät den Kaiser und den Großherzog von Baden endete, die Fahne dem Bataillon.

Dieselbe trägt auf weißem Felde einerseits das badische Wappen und andererseits den Namenszug des Großherzogs. Außer der Fahne erhielt das Bataillon, als besondere Anerken- nung von Sr. Majestät dem Deutschen Kaiser, das Kombattan- tenband der Kriegs-Denkmünze 1870—1871 und von Sr. König- lihen Hoheit dem Großherzoge von Baden das Band der Feld- dienstauszeihnung.

Zum Schlusse der Feier fand Parademarsh ftatt. Am Nachmittage versammelten fich zu einem Diner sämmtlihe In- genieure der hiesigen Garnison, während das Bataillon in der festlih geshmüdckten Pionierkaserne diesen seinen Ehrentag feierte.

14. August. (W. T. B.) Durch eine heute erlassene amtlihe Bekanntmahung des Bezirks-Präsidenten des Unter-Elsasses werden die Kreistage auf den 18. d. und den 11. f. M. und der Bezirkstag auf den 28. d. M. zu- \sammenberufen.

Oesterreich-Ungarn. Wien, 12. August. Der Kaiser reist morgen Vormittags 10 Uhr nah I\chl ab, wird den 18. August, wie in den früheren Jahren im engsten Familienkreise dort verweilen und dürfte am 28. d. M. von dort nach Wien zurückkehren. Die Kaiserin begiebt sih übermorgen nah I\{[.

Die Nothwendigkeit, den österreichishen Unterthanen in Spanien, von denen namentlich in Barcelona eine größere An- zahl ansässig ift, den nöthigen Schug angedeihen zu lassen, hat die Regierung veranlaßt, außer dem vor Cadiz befindlichen Ka- nonenboote noch eine Korvette in die spanischen Gewässer abzusenden.

Großbritannien und Jrland. London, 13. August. Großbritanniens Staatseinnahmen vom 1. April bis zum 9. August betrugen laut amtlihen Ausweisen 24,322,375 Lstr. gegen 25,020,288 Lstr. in der entsprechenden Periode des Vorjahres, und die Ausgaben im gleichen Zeitraume 30,776,040 Lstr. Die Bilanz des Schaßamtes in den Banken von Eng- land und Irland belief sich am 9. d. auf 3,447,874 Lstr.

Im Uebungslager von Curragh in Irland fam es in diesen Tagen gelegentlih der Herbstmanöver zwischen zwei Milizregimentern nah mehreren Reibungen zu einer Kollision,

die gefährlih zu werden schien, da beide Parteien von ihren

Bajonnetten Gebrauch zu machen anfingen. Schließlih wurde es nöthig, drei Regimenter zu requiriren, welche die Kämpfer umzingelten, trennten. und entwaffneten. Der Oberst eines der Milizregimenter wurde, wie es heißt, von einem seiner eigenen Leute schwer am Kopfe verwundet. Auch viele der Mannschaf- ten haben ernfstlihe Kontusionen erlitten. Lord Sandhurst, der Oberbefchls!; aber in Irland, traf im Lager ein, um die Ange- legenheit persönlich zu untersuchen.

15. August. (W. T. B.) Wie der „Kölnischen Zeitung“ aus London gemeldet wird, ist Sir Garnet Wolsey zum Gouverneur und Kommandirenden der Truppen an der afrikanishen Goldküste ernannt worden. Dic Expedition gegen die Hauptstadt der Aschantis soll von Kapitän Glover geleitet werden, der \sich entweder hon heute oder am nächsten Dienstage nah Afriïa begiebt.

Frankreich. Paris, 13. August. Der Präsident der Republik if heute früh von Tarbes nah Versailles zurück- gekehrt. Der Minister für Ackerbau begiebt sfih morgen nach Wien zur Ausstellung. Der Marine-Minister ift ernstlich erkrankt.

Der Gouverneur von Algerien, General Chanzy, \hiffte sich am 12. d. M. ein, um den Sihungen des General- raths der Ardennen, dessen Mitglied er i, beizuwohnen.

14. August. (W. T. B.) Herr Thiers ist heute Nach- mittag nah der Schweiz abgereist.

Der Zustand von Nelaton wird als sehr gefährlich bezeichnet.

15. August. (W. T. B.) Nach der „K. 3.“ is eine große Anzahl von Bonapartisten in Chislehurst in England eingetroffen, unter ihnen Rouher und der ehemalige Seine-Präfekt Hausmann. Heute Vormittag soll eine Messe abgehalten werden, heute Nachmittag eine Berathung der bona- partistischen Partei bei der Kaiserin Eugenie stattfinden.

Dänemark. Kopenhagen, 12. August. Der Köniz und die Königin waren gestern einige Stunden von Fredens- borg hierher gekommen, wo der König auf Christiansburg Au- dienz gab.

Der Großfürst Thronfolger von Rußland wird nunmehr mit Gemahlin und Kindern am Schluß dieser Woche auf Schloß Fredensborg erwartet, wo der Hof noh län- gere Zeit residiren wird.

(W. T. B.) Mittelst Justiz-Ministerial-Er- la\ses vom heutigen Tage is auf Grund des §. 87 des Staats- grundgesezes und mit Rüsiht auf das vom Höchstengerichte unterm 6. d. gegen einige Mitglieder der Internationale gefällte Straferkenntniß der „Internationale Arbeiterverein für Dänemark“ bis auf Weiteres verboten worden. Mit den zur Aufhebung der hiesigen Hauptverwaltnng des Vereins erforder- lihen Maßregeln soll sofort vorgegangen werden.

Amerika. (Monatsübersicht.) Während des am 1. Juli abgeschlossenen Finanzjahres der Vereinigten Staaten haben \ich die Einnahmen aus inländischen Steuern, soweit bis jegt festgestellt, auf 115,067,000 Dollars in Papier, aus den Eingangszöllen auf 190,000,000 Dollars in Gold belaufen. Die erstere Zahl übertrifft die im Budget angenommene um etwa sechs Millionen, .die leßtere bleibt um zwei Millionen hinter der Vorannahme zurück. Die Ausgaben betrugen, aus\chließlih den Zinsen auf die Staats\huld, 1544 Millionen. Für das laufende Jahr sind die Ausgaben auf 1724 Millionen, 18 Millionen mehr, als im vergangenen Finanzjahre, ançeseßt. Ein großer Theil

dieser Mehrausgabe is durch die Erhöhung des Gehaltes des räsidenten, der Mitglieder des Kongresses und vieler Beamten gründet und is somit als dauernde Vermehrung der Aus- gaben anzusehen. Der Rest wird durch einmalige außer- ordentlihe Ausgaben in Anspruch genommen, davon kommen 4 Millioneu auf die Wiener Weltausstellung, 22 Millionen auf die Errichtung neuer öffentliher Gebäude, ein gleicher Betrag auf den Bau neuer Kriegsschiffe, und eine voraussichtlich nit unbedeutende Summe auf die durch den Krieg gegen die In- dianer verursahten Ausgaben. S

Die Gesammtschuld der Vereinigten Staaten, einshließlich der von der Pacific-Eisenbahn ausgegebenen und von der Regie- rung garantirten Obligationen, betrug am 1. Iuli, abzüglih des im Schazamte vorhandenen baaren Geldes, 2,147,818,713 Dollars. Gegen den 1. Juni ergiebt sich somit eine Abminderung der Schuld um 2,145,159 Dollars. : Ï

Durch eine Proklamation des Präsidenten wurde der 1. Juli als der Tag bezeihnet, an welchem die verschiedenen Bestim- mungen des Washingtoner Vertrages, durch welche die Fisczerei an den Küsten Kanadas, Neu-Braunschweigs, Neu-Schottlands und der Prinz Edward Insel geregelt wird, in Kraft tritt, nahdem durch das fkanadische Parlament, die legislative Ver- sammlung der Prinz Edward Insel und den Kongreß der Ver- einigten Staaten jene Bestimmungen genehmigt worden waren. Der Vertrag is dagegen von der legislativen Versammlung von Neufundland nicht ohne gewisse Restriktionen für amerikanische Fischer genehmigt worden, und daher für diese Küsten ohne Wirkung, so daß von dort importirte Fische nah wie vor in. den Häfen der Vereinigten Staaten einem Einfuhrzoll unterliegen.

Die Sitzungen der mexifanisch - amerikanischen Ansprüche- Kommission werden demnächst wieder aufgenommen werden, nachdem der Vertrag, auf Grundlage dessen diese Kommission einges egtworden, von beiden kontrahirenden Parteien verlängert und diese Prolongation auch ratifizirt worden ist. Die neue mexifanishe Kommission ifi bereits in Washington eingetroffen. Zunächst werden der Kom- mission die durch die neulichen Grenzverlezungen der Indianer verursachten Ansprüche zur Entscheidung vorliegen.

Telegraphishen Nachrichten zufolge ist mit dem Könige der Sandwich - Inseln ein Reciprocitätsvertrag abgeschlossen worden, auch hat derselbe in die Abtretung der Pearl-Bay an die Ver- einigten Staaten, behufs Errichtung einer Flottenstation, gewil- ligt. Es dürfte dies als der erste Schritt zu einer vollständigen Erwerbung dieser Inseln sein, welhe durh ihre Lage eine hohe A für den Handel der Vereinigten Staaten gewonnen aben.

Die Agitation gegen die Eisenbahnen is im Westen in fort- währendem Wachsen begriffen, und nimmt dieselbe die öffentliche Aufmerksamkeit täglih mehr in Anspruch. Wenn es gleich kei- nem Zweifel unterliegen. kann, daß diese Agitation \ließ- lih zu feinem Resultate führen wird, fo ist dieselbe doh schon jezt \o bedeutend, daß, sollte sie noch einige Iahre bestehen, die Mitglieder derselben bei jeder Wahl den Aus chlag geben würden, und es fehlt daher schon jezt nicht an Politikern beider Parteien, welche fi bereit erklären, -auh die weitgehendsten Forderungen unterstüßen zu wollen, nur um künftig die Stimmen der „Grangers“ und „Patrons of Husbandry“ zu fichern. ZU diesen gehört der \ich augenblicklch um die Stelle des Gouverneurs von Massachusetts bewerbende General Butler, welcher \sich in einer am 4. Juli abgehaltenen Waählerversamm- lung dahin aus\prach, daß es Iedermann oder jeder Gesellschaft freistehen müsse, seine eigenen Wagen und Lokomotiven auf allen Eisenbahnen, gegen Zahlung einer geringen Summe für Abnuzung des Baues und zur Deckung der Zinsen für das eingezahlte Kapital, zu benußen und auf diese Weise das Mo- nopol der Eisenbahngesellschaften in Erhebung hoher Frachtsäße zu zerstören. Auch in den westlihen Staaten wurde an vielen Orten das drückende Monopol der Eisenbahnen zum Thema der am 4. Juli gebräuchlichen Festreden gemacht. Das Kriegs- geriht über die gefangenen Modoc - Indianer begann seine Sizungen in Fort Klamath, Oregon, am 5. Iuli. Nur die des Merdes des General Canby und der Friedenskommissare be- \huldigten Indianer wurden vorgeführt. Die Verhandlungen dauerten bis zum 9. Juli. Das Urtheil des Kriegsgerihtes wird geheim gehalten und soll dem Präsidenten zur Bestätigung vor- gelegt werden. Die shon früher von der Grand Jury in Oregon wegen Mordes angetlagten Modoc-Indianer werden nicht vor ein Kriegsgericht gestellt, sondern den Civilbchörden des Staates überliefert werden.

Ein Postvertrag mit Japan is im Laufe des Monats zum Abschlusse gelangt. Das Porto für den einfachen Brief von einer halben Unze if darin auf 15 Cents festgesegt worden.

Am 4. Iuli wurde das neue Telegraphenkabel zwischen England und Neufundland vollendet und zu Hearts Content das Uferende mit dem eigentlichen Kabel verbunden. Der „Great Eastern“, welcher die Legung des Kabels besorgt, sollte auf der Rückfahrt den Versuch machen, das zerrissene Kabel von 1866 wieder aufzufishen und das beschädigte französische zu repariren. Ï

Während des Iuni landeten im Hafen von New-York 39,160 Auswanderer. Darunter befanden sih auch 259 Mor- monen, größtentheils Dänen und Schweden. Die meisten der Eingewanderten blieben in New-York, die nähstgrößten Zahlen famen auf Pennsylvanien, Illinois, Ohio, Michigan, Wisconsfin, Minnesota, Massachusetts, New-JIersey und Iowa. Die südli- chen Staaten scheinen, namentlich für deutshe Auswanderer, mit Reht noch wenig Anziehungsfraft zu haben. /

Mexiko. Ende Mai {loß der schste Kongreß seine Sizun- gen, und wurden die Vorwahlen für den siebenten Kongreß sehr lebhaft betrieben. Die Wahlen fanden am 6. stait und erscheint es unzweifelhaft, daß dieselben günstig für die Regierung aus- gefallen find. Die Ruhe iff während der Wahlzeit nirgends gestört worden. Die-liberale Partei beansprucht die Erwählung ihrer Kandidaten für die Stellen der Richter des höchsten Gerichts- hofes und des General-Anmwalts. Die Revolution in Yucatan erstreckt fih immer weiter und hat si die Regierung genöthigt gesehen, den Staat in den Kriegszustand zu erflâren, sorvie größere A dorthin zu ziehen. Auch im Staate Pueblo sind Unruhen vorgekommen. Die Indianer von Zacaguorxtla ermordeten den Präfekten in Leziutlan.

An der Golfküste herrscht das gelbe Feber, auch find in Vera-Cruz einzelne Cholerafälle vorgekommen.

Central-Amerika. General Barrios, der Präsident von Guatemala, hat cine Proklamation erlafsen, welche allen Rebellen, die sich bis Ende Mai ergeben werden, Amnestie ge- währt. General Godoy hatte eine 500 Mann starke Abtheilung der Rebellen angegriffen und zersprengt. In Honduras ift der General Palacios mit seinen Anhängern gelandet. Die Re- gierung wurde gestürzt und eine neue eingeseßt. Palacios mar- \chirte hierauf gegen Guatemala und sollte es ihm gelingen, in

diesen Staat einzudringen, so dürfte ohne Zweifel auch der Prä- sident Barrios gestürzt werden.

Obgleich in Peru im Allgemeinen Ruhe herrscht, so fehlt es doch hin und wieder nicht an aufrührerishen Bewegungen, die unter dem Vorgeben von politishen Absichten nur Raub und Plünderung zum Zwecke haben. Einen fsolchen Aufstand versuchte am 13. Juni ein gewisser Morteneroz an der Spitze einer Bande von 20 oder 30 Mann. Indessen kamen die Re- gierungstruppen zeitig genug an, um einen weiteren Zuzug zu verhindern und die Bande zu zerstreuen.

In Chili dauern die Grenzstreitigkeiten mit der argentini- {hen Konföderation und Bolivia fort. Von einem feindlichen Zusammenstoße der?von Buenos-Ayres und Valparaiso nah dem südlihen Patagonien abgesandten Kriegsschiffe hat indessen bis jezt noh nichts verlautet; wie es heißt, sind dieselben auf der Fahrt von heftigen Stürmen betroffen und genöthigt worden, in den nächsten D Su zu suchen. Die chilenishen Kammern beschäftigten sich noch zunächst mit Wahlpräfungen. Das von der Regierung vorgelegte Budget pro 1874 beläuft sich auf 14,138,567 Pesos, wovon zwei Millionen für das Unterrichts- Ministerium bestimmt sind. Im Senate is folgende, die Armee und Marine betreffende Vorlage angenommen worden: Die Stärke des stehenden Heeres für alle drei Waffengattungen soll 3568 Mann betragen. Die Seemacht soll aus zwei Panzer- fregatten, drei Korveiten, einer Galerta und einem Ponton, das Marinemilitär aus einem Bataillon Seeartillerie zu 600 Mann bestehen. Der Justiz-Minister hatte seine Entlassung genommen und wurden weiiere Kabinetsveränderungen erwartet.

Aus Bolivia wird gemeldet, daß die dortige Regierung fu Anleihe von 200,000 Pfund Sterling aufzunehmen beab- tige.

Argentinishe Konföderation. Die bevorstehende Wahl eines Präsidenten an Stelle Sarnientos, dessen Amtster- min während des nächsten Jahres abläuft, wird voraussichtlich die politishe Aufmerksamkeit füc die nächste Zeit vollständig ab- sorbiren. Drei Kandidaten stehen \fih für diesen Posten einander gegenüber, der General Mitre, der jeßige Vize-Präsident Alfina und der Minister des öffentlihen Unterrichts Dr. Avellanada. Da die Wahlen erst im kommenden Iahre stattfinden werden, \o läßt fich noch nihts über den wahrscheinlihen Ausgang der- selben sagen. Die Revolution in Entre Rios dauert noch immer fort. Die gegen die Aufständischen ausgesandten Regierungstruppen haben in der Nähe von Parana einen un- bedeutenden Erfolg errungen. Man erwartet allgemein, daß ein Kompromiß zu Stande kommen werde, welher die Abdankung des jetzigen Gouverneurs von Entre Rios, Echague, und die freie Wahl eines Nachfolgers zur Grundlage haben würde. In allen übrigen Provinzen herrscht vollständige Ruhe, und man kann die Erklärung des Kriegszustandes in Santa Fe und Cor- rientes nur als eine Vorfichtsmaßregel der Regierung betrachten. Der Präsident Sarmiento hatte cine Proklamation erlassen, worin allen Insurgenten, welche. in einem bestimmten Zeitraum die Waffen niederlegen werden, vollständig: Amnestie ver- heißen wird

In Paraguay dauert die von dem General Caballero geleitete Revolution fort, ohne daß eine der beiden Parteien be- merkliche Fortschritte gemacht hätte.

Jn Brasilien hat die Regierung ein Dekret erlassen, wo- durch die Nothwendigkeit des Kaiserlihen Placets für alle Konzil- beschlü}se, apostolischen Briefe und andere geistlihe Erklärungen und Einrichtungen, welche in Brasilien Geltung haben sfollen, festgeseßt wird. Jn demselben werden ferner die Bullen gegen Freimaurerei für ungültig erklärt, und dem Bischof von Olinda befohlen, das gegen eine Bruderschaft der Stadt Racise, wegen Theilnahme einzelner Mitglieder an der Freimaurerei, ausge- \prochene Interdikt binnen einem Monate aufzuheben. Da in- dessen die Bischöfe von Olinda, Pará, und Rio Grande do Sul behaupten, daß sie den bürgerlihen Gesehen, wo dieselben in Widerspruch mit den kirchlihen stehen, niht zu gehorchen brauchen, jo ist es \{wer, ein Gude des Konsflikts abzusehen. Eine andere Frage, nämlich die, ob eine protestantische Ehe dur den Uebertritt eines Theiles zum Katholizismus gelöst werde, ist gleihfalls durch ein Dekret der Regierung entschieden worden. Seitens der fkatholischen Bischöfe war dieser Fall immer so auf- gefaßt worden, daß dem fonvertirten Theile eine Wiederverhei- rathung ohne Weiteres zu gestatten sei, die Regierung hat jeßt aber bestimmt, daß protestantishe Ehen nur durch richterliche Entscheidung in einer gültiger Weise getrennt werden können, und daß, follte eine Wiederverheirathung vor erfolgter riter- liher T: ennung der Ehe stattfinden, die betreffenden Personen, sowic der die Ehe vollziehende Priester, den Bestimmungen des Kriminalrechts gemäß zu bestrafen seien.

Afrika. Ein Brief von Sir Samuel Baker an Herrn Larking giebt unter dem 29. April 1873 die leßten aus- führlihen Mittheilungen über die unter Bakers Führung unter- nommene Expedition. Wir entnehmen dem Schreiben folgende

Stellen: j : „Jsmailia, 29. April 1873, 4,59 N. Breite. Ich bin ‘am 1. d. M. aus dem Junern zurückgekehrt, nachdem ich 15 Monate abwesend gewesen. Ich bin fast zwei Jahre ohne europäische Nachrichten gewesen. Aegypten erstreck sich nunmehr bis zum NAecquator. Der Albert Nyanza ist ein einziger Wasser]piegel und schließt den See Tanganyika ein. Das Ergebniß war, daß ih die sammtudcen Länder, cinshließlich Unyoros, welches fich bis um Aequator erstreckt, annektirt habe. Nicht nur hatie ih mi dabei der Eingeborenen zu erwehren, sondern auch die sogenannten Händler brachen in offene Revolution aus und griffen die Regie- rungstruppen, sobald dieselben im Innern waren, verélthettés weise mit großer Macht an. Ich schlug sie derart, daß sie die Hälfte ihrer Leute verloren. Meine ganze Gesellschaft war in Unyoro in großer Gefahr, vergifret zu werden. Der König selbst machte diesen Versuch und griff uns am folgenden Morgen bei Tagesanbruch mit großer Uebermacht an. Jch hatte nur 105 Mann, allein wir ge- wannen die Schlacht bei Masindi und annektirten das Land. Jh habe Stationen und Forts eingerichtet, und die verschiedenen Gebietêtheile sind in den Händen der Regierung. Die Eingebornen zahlen in wei- ten Landstrichen willig ihre Steuern. Die Offiziere und Truppen be- finden sih in guter Gesundheit und Stimmung. Der Sklavenhandel am weißen Nil ist unterdrückt, und meine Arbeit ist beendet. Lady Baker hat mich auf dem ganzen Zug? unter den größten Strapazen begleitet. Sie hat unter fortwährenden Kämpfen sieben Tage nach- einander die anstrengendsten Märsche zu Fuß machen müssen. Wir be- S uns übrigens, Gott sei Dank, die ganze Zeit in guter Gesund- eit, und die Truppen haben, wenn man an ihre stete Schublosigkeit gegen alle Stürme der Witterung denkt, “nicht sonderliche Verluste er- litten. In 15 Monaten verlor ich von 212 Mann nur einen einzigen dur Krankheit. Wir warten gegenwärtig auf das Fallen des Nils, um uns nach Kortum zu begeben, wo ih diesen Brief auf die Post geben werde.

Die Nr. 33 des Neuen Handels - Archivs" hat

folgenden Inhalt: Gesebgebung: Oesterreich: Zollbehandlung der sclbstrollenden Sicherheitsläden. Verbot der Einfuhr von

Hadern aus Italien über die Landesgrenze. Großbritannien: Maßregeln gegen Einscleppung der Cholera. Dominikanifche Re- publik: Vertrag der Domimkanischen Regierung mit der Samana- Bai-Kompagnie von St. Domingo und Tarif für den Hafen xon Samana. Portugal: Eingangsaktgabe von Gespinnsten. Frank- rei, England und Belgien: Die französisen- Handelsverträge mit Belgien und England. Statistik: Deutsches Reih: Nach- weiiung der Einnahmen an Zöllen und gemeinschaftlichen Verbrauchésteuern im Deutschen Reihe für die Zeit vom 1. Januar bis zum Schlusse des Monats Juni 1873. _Ein- und Ausfuhr des deutschen Zollgebiets in Betreff der im 1. Quar- tal 1873 in den freien Verkehr getretenen und aus dem freien Verkehr ausgeführten Waaren. Preußen: Rachweisung der Schiffahrts-Frequenz auf dem Landwehr- und Louisenstädtischen Kanal, sowie der von den Schiffégefäßen und Floßhölzern erhobenen Sleusen-, Brücken-Aufzugs- und Krahngelder für das Jahr 1872 im Vergleich mit dem Johre 1871. Nachweisung der Schiffahrts-Frequenz auf dem Berlin-Spandau:r Kanal für das Jahr 1872 im Vergleich mit dem vorhergehenden Jahre. -— Bereinigte Staaten von Nordamerika : Jahreêëbericht des Konsulats zu St. Louis (Missouri) für das Jahr 1872 (Schluß). Columbien: - Celumbisces Münzwesen. Han- dels- und Schiffahrtsverkehr der Columbischen Zollämter. Mit- theilungen: Berlin. Breslau.

Statistische Nachrichten.

Die leßten Nachrichten über den Stand der Cholera lauten: Königsberg, 14. August. (W. T. B.) Die Zahl der Erkrankungs- fälle ist von 25 auf 62 (gestern), und die der Todesfälle von 12—14 auf 25 (gestern) gestiegen. Magdeburg, 15. August. Gestern sind in unserer Stadt an der Cholera ‘erkrankt: 62, ge- storben: 33 Personen. München, 13. August. Von Montag Abends bis Dienstag Abends an Cholera und choleraverwandten Kranfheiten 38 Erfranfungs- und 10 Todesfälle. Würzburg, 13. August. Stand der Erkrankungen an der Cho- lera, Choterine, Brechbdurhfall in der Stadt infl. Juliusspital am 12. August, 5 Uhr Abends: Gesamintsumme der seit 8. Juli bis 11. Aug. 1873 Erfranften: 71; Verstorbenen: 31; Bestand am 11. August : männl. 8, weibl. 10; Zugang am 12. August: männl. 1, weibl. —; gestorben: männl. 1, weibl. 2; genesen: männl. 3, weibl. 2; verbleiben männl. 5, weibl. 6. Dresden, 14. August. Von gestern bis heute Miitag ist aus hiesiger Stadt weder ein neuer Erkrankungs-, noch ein Todes- oder Geuesungsfall an der Cholera zur amtlichen Meldung gelangt. Bezüglich des Standes der Cholera in den Ortschaften des Gerichts- amtsbezirkes Dresden konstatirt eine Bekanntmachung des Kö- niglichen Gecichtsamtes und des Königlichen Bezirksarztes vom gestrigen Tage, daß im Verlaufe der leßtverflossenen Woche 39 neue Erfrankungsfälle, darunter 17 mit tôd'lichem Aus- gange, zur Anzeige gelangt sind. Wien, 13. August. Bom 11. zum 12. Auguît sind in ganz Wien 83 neue Erfranfkungsfälle an Brechdurchfall amtlich gemeldet worden. Prag, 13. August. Zu dem am 11. d. M. in den sämmtlichen Spitälern Pcags verblie- benen 28 Cholerafranfen sind am gestrigen Tage 9 zugewachsen. Von diesen 37 Kranken sind 10 genesen, feiner gestorben, daher 27 im Krankenzustande verblieben Helsingborg, 12. August. Der Rapport von den Sanitätsbehörden meldete vorgestern 3 neue Krank- beitéfälle an der Cholera, einen Todesfall nnd 4 Genesungen; der Rapport von gestern 2 neue Fälle, aber feinen Tosfall.

Das Doppelheft I. und II. (Januar—Juni) der Zeitschrift des Königlich Preußischen Statistischen Bureaus, redigirt von dessen Direktor Dr. Ernft Engel, dreizehnter Jahrgang, 1873, (Verlag des Königlichen Statistischen Bureaus), hat folgenden Jnhalt: Die Auswandcrung und die Einwanderung des vreußischen Staates; von T. Bôdiker, Regierungs-Assessor. Die Statistik im Civilprozeß; eine Reminiscenz aus dem Leben der Presse im Jahre 1848; mit 6 Tafeln graphischcr Darstellungen; von Dr. Engel. Die vorläufigen Ergebnisse der Vichzählung im preußischen Staate am 10. Januar 1873; mitgetheilt vom Königlich statistishen Bureau. Statistischer Sanitätsbericht über die Kön gli preußische Armee für die Jahre 1868 und 1869; beffrbeitet von der Militär-Medizinal-Abtheilung des König- lich preußischen Kriegs-Ministeriums (Anzeige). Dimensionen des Ecdsphäroids zwischen dem 46. und 56. Breitengrade; von R. Dôör- gens. Ueber. die Wärmeerscheinungen im Jahre 1872, den milden Winter 1872 und den fühlen Frühling 1873; von H. W. Dove. Die Pockenepidemie in Preußen, insbesondece in Berlin 1870/72, nebst Beiträgen zur Beurtheilung der Impffrage; von Dr. med. Aib. Gutt- stadt; mit 2 Tafeln graphisher Darstellungen. Literarische Be- iprehungen. Definitiv festgestellte Ergebnisse der Velkszählung im preußischen Staate am 1. Dezember 1871; mitgetheilt vom König- lich statistishen Bureau.

Stockholm, 9. August. Die Zolleinnahme in den ersten 7 Monaten d. F. hat betragen: in Steckholm 4,335,447 (davon im Juli 742,670 Rth.) gegen 3,853,230 im vorigen Jahre (Zunahme 472,217 Rth.); in Göteborg 3,850,883 Rth. gegen 3,172,818 im

vorigen Jahre (Zunahme 678,065 Rth.). Die Einnahmen von | 9 L l E G : ven Siaatéba buen (115,1 \chw. M) haben im Juli 1,020,470 Rth. | mittel verweudet zu werden. Ein besonderer glücklicher Umstand liegt : | außerdem noch darin, daß der auf Deland massenhaft vorhandene

oder per Tag und Bihnmeile 295,53 Rth., für die erften 7 Menate d. I, 5,522,820 oder per Tag nnd Bahnmeile 265,10 Rth. betragen. Die Einnahmen von den Privatbahnen find geringer mit Ausnahme der 8,57 M. langen Gefle-Dala-Babn, wo sie relativ bedeutend höher sind und ver Tag und Bohumeile für den Juli 682,27 und für die 7 Monate 421,83 Rth. betragen haben.

Kunst und Wissenschaft.

Berlin, 15. August. Am 11. d. M. erhieit der Dr. Neumayer, Vorsibender der deutschen afrikanischen Gefellschaft hierselbst, folgendes Telegramm aus Lissabon: „Professor Vastian und Goerschen find am 1. Juli glückl:ch in Cabinua (Congo) eingetroffen.“ Mit demselben Dampfer, welcher die Nachricht bis Lissabon brachte, er- wartet man weitere Berichte über den Verlauf der Reise. Das Tele- gramm giebt zunächst nur die Beruhigung, daß Professor Bastian am Orte der Bestimmung angclangt ist und da Dr. Güßf-eldt am 28. Juni Siecra-Leone wieder verlassen hatte, um sich gleichfalls nah dem Congo zu begeben, so ist anzunehmen, daß nun die sämmtlichen Reisenden beisammen sind. Auch Dr. Falkenstein, der als Arzt und Anatom zur Expedition stoßen wird, hält sich zur Abreise bereit, und da seine ganze Ausrüstung son beendet, jo kann er aaf die erste Nachricht von dem Zustande der Dinae am Congo Europa verlassen. Es wird ibn ein junger Mann, O. Lindner, begleiten, der als Mecha- niker und Büchsenmacher gerad" für die Expedition von Werth sein fann. Auch joll noch im Laufe dieses Jahres ein Botaniker fi der Expedition anschlicßen, so daß zunachst die wichtigsten Zweige der Wissenschaft bei der Erforshung Central-Afrikas ihre - Vertretung finden werden.

Heft 7 und 8 (Juli-Anguft-Heft, X. Jabrg.) der „Zeitschrift für Preußishe Geschichte und Ländesfunde“, herausgegeben von Constantin Rößler, (Berlin, E. S. Mittler und Sohn) hat folgenden Inhalt: I. Der materielle Zustand Schlésiens vor der preußishen Besißergreifung. Grünhagen. Il. Köntg Friedrich Wilhelm I. Sorge für die Arcive seiner rheinish-wefstfäli]chen Länder. G. Wilmans. 111. Ehemalige Bezichungen des Haujes Zollern zum Reich. Aus A. F. Riedels Nachlaß. V. Die Verwickelungen Súle- siens mit Polen in den Jahren 1618—1620. H. Palm. V. Die ursprünglichen Bestandtheile des Erzbisthums Magdeburg. H. Bötti- ger. VI. Neuere Forschungen zur preußischen und deutschen Geschichte. VII. Aus einem Kollektaneenbucbe 2 W. Pierson. VI1II. Altpreußisher Namenkodex. W. Pierson.

Das 5. Heft (Juni 1873) des 9. Bds. der „Philosophi- schen Monatshefte“, herausgegeben von Dr. Ascherfon, Dr. Berg- mann und Dr. Bratuscheck, das soeben in Berlin im Verlag von F. Henschel erschienen ist, enthält zunächst folgende 2 Abhandlungen : „Beiträge zur Geschichte der Psychelogie; ob Plato ein Begehrungs- vermögen angenommen habe,“ von Dr. Wildauer; „Notiz zur Kant- Laplaceschen Kosmogonie,“ von Dr. Liebmann. An diefe Abhandlun-

Caspar Hennenbergers. V. -

gen schließen sich Rezensionen an, über: Romundts Schrift über die menschlihche En und das Wesen der Dinge und über Droß- bachs Abhandlung über die verschiedenen Grade der Intelligenz und der Sittlichkeit in der Natur. Sodann folgt eine „Bibliographie*, zusammengestellt von Dr. Ascherson, d. i. ein Verzeichniß “der bis zum 19. Juni erschienenen philosophischen, theologischen, pädago-

gischen, ästhetischen, sccial-politiichen und fulturhiftorischen Schriften. Den Schluß des Heftes bildet eine Angabe von Beurtheilungen philosophisher Werke in Zeitschriften und vermischte Nachrichten.

_— Die Nr. 65 der „Wissenschaftlihen Beilage der Leipziger Zeitung“ vom 14. August d. J. hat folgenden Inhalt: Aus dem Briefwechsel Friedrich Wilhelms 1V. mit Bunsen. II[[. Der Staat und das allgemeine Concil. Dissertatio de sacrae elo- quentiae natura atque indole. Allgemeine Chronik des Volks- \{ulwesens. Ein Prachtwerk. Geschichte der deutschen Feuer- Le und Rettungs-Anstalten. Dresden: Das Justiz-Ministerial-

att.

_ Wolfenbüttel, 9. August. Im Ans{luß an den Harzverein für Geschichte, welch2r kürzlich in Braunschweig tagte, hat fich hier ein Ortsverein für Geschichte konstituirt, welcher mit jen-m das Ziel verfolgt, geshichtlihe Denkmäler zu entdecken uad zu konjer- viren, auch nach und nah eine Sammlung von Alterthümern, welche auf die hiefige Gegend Bezug haben und geeignet find, historische Auf- fläruig zu geben über ihre Vergangenheit, anzulegen. Wenn auch die Stadt Wolfenküttel selbst noch nicht alt, da ihre Erbauung zum größten Theile in die Zeit nah derk dreißigjährigen Kriege, geschah, jo ist doch die nächste Umgebung, besonders nach dem Harze zu eine der ältest fkultivirten im nördlichen Deutschland. Die Bewohner, dem alten Sachsenstamme angehörend, wurden, von den seit dem 8. Jahr- hundert mächtigen Franken unterworfen, meist den Stiftern des Bis- thums Hildesheim unterthan. Dieje tbeilten mit den Grafen von Rheinstein die Herrschaft der Gegend. Die Versammlungen des Ver- eins, welhe auch mit Ausflügen in die Umgegend verbunden fcin wer- den, sollen allmonatlich stattfinden. Jn der nächsten wird Archtvregi- strator Ehlers über die ges{hichtlihen Urfund n und Lehrer Voges über die Architekturverhältnifse der Klöster Heiningen und Dorstadt einen Vortrag halten als Vorbereitung zu einem Ausfluge nach diesen geschihtlih so merkwürdigen Stätten.

Paris, 10. August. ‘Die französishe „Ass0ociation pour l’avancement des sciences“, welche ihren Siß in der Rue de Rennes 76 zu Paris hat, wird ihre zweite Session vom 21. bis 28. August in Lyon abhalten. Herr de Quatrefages, Mitglied der Akademie, hat als Präsident der „Association“ gegen den Kriegs- Minister den Wunsch ausgesprochen, daß die den Krieg betreffenden Fragen ven komp:tenten P.rsonen behandelt werden méchten, und in dieser Absicht gebeten, ihm Offiziere zu bezeichnen, welche geeignet wären, sich an den Arbeiten des Kongresses zu betheiligen und Mit- theilungen über Gegenstände ihrer Wahl zu machen. Der Kriegs- Minister hat der Association anheimgestellt, namenilice Einladungez an die Offiziere zu richten, deren Unterstüßung sie wünscht. Der Urlaub dazu wird thnen auf Verlangen bewilligt werden.

Florenz, 8. August. Das Komite zur Feier des vier- hundertjährigen Geburtstages Michel Angelo's (5. Mai 1875) hat die Hauptgrundzüge des Programms festgestellt, wonach zunächst die literarische und künstlerische Seite der Feier geregelt wird. Man besch{leß den vollständigen Briefwechsel Michel Angelo's in einer Prachtausgabe drudcken zu lassen, ebenso dessen Biographie und sämmkt- lihe auf sein Leben und seine Werke bezüglichen, bereits be- faanten wie noch unbckannten Dokumente, sowie die Künstler zur Einsendung von Zeichnungen aufzufordern, die auf das teben Michel Angelos Bezug haben, welhe photolitho- graphirt und zu einem Album vereinigt werden sollen. Leßteres soll auch mit sämmtlichen Kunstwerken Michel Angelo's wie mit den wichtigsten seiner Zeichnungen geschehen. Die weiteren vor- länfigen Beschlüsse des Komites beziehen sih auf die Prägung einer Medaille, eine am Geburtshause Michel Angelo?s in Caprino, und an dessen langjährigem Wohnhause in Settignano anzubringende Gedenk- tafel, und die Unterbringung feines „David“ in der bereits projef- tirten Tribuna, woselbst auch die Gypsargüsse seiner hauptsächlichjsten Sfulpturen ihren Plaß finden sollen. Schließlih foll das Floren- tiner Munizipium eingeladen werden, dem großen Künstler ein Deuk- mal zu errichten.

Stockholm, 6. August. Die von den Professoren Torell und Bergstrand im Auftrage des Staates unternommene geologische Untersuhung Schwedens, betreffend das Vorïommen von phosphorithaltigem Mergel in verschiedenen Theilen des Landes, icheinen zu hoffaungsreichen Entdeckungen zu führen. Auf der Insel Oeland nämlich kommen in großen Mafsen Phosphorsäuren vor, nn- gefähr von der Art derjenigen, die vor cinigea Jahren in deu ameri- fanishen Staate New-Jerscy centdeckt worden find und den dötrtigeu Ackerbau vollständig üumgeschaffen haben und zwar eben fo wie in Oestergötland und Westergötland in fester Form oder in einer Berg- art, deren Hauptbestandtheil fohlensaurer Kalk (Mergel) it und nur gebrannt und pulverisirt zu werden braucht, um als Ackerverbesserungs-

Alaunschiefer dabei als Brennmaterial beaußt werden fann.

Landwirthschaft.

Coburg, 13. August. Eine im heutigen Regierungsblatte erschie- nene Ministerialverordnung verbietet das Einsammeln der Preißelbeeren in den Waldungen des Herzogthums Coburg vor dem 1. September jeden Jahres bei Strafe.

Aus New-York wird unterm 30. Juli gemeldet: Die Be- richte aus dem Süden-lauten im Ganzen genommen günstig über die Aussichten der Baumwollenernte. Das Wetter ist im Allge- meinen \chöôn und geeignet, die Pflanze zu kräftigen; die Raupen haben feinen wesentlichen Schaden angerichtet. Juli ijt der Monat, welcher das Kaliber der Pflanze feststellt, und der Monat hat fich als sehr befriedigend erwiesen. Es verbleiben nur noch die Gefahren der Witteruñg für die Reife und Einheimfung der Ernte.

Verkehrs - Anftaiten.

London, 12. August. Einem offiziellen Ausweise zufolge be- trugen die Einnahmen der Suezkanalgesellscchaft im Juli 63,040 Lstr. Die lebten zehn Tage des Monats lieferten 24,320 Lstr.

Paris, 13. August. Das „Journal officiel" veröffentlicht ein Regierungsdefret, - welches die Anlegung einer Pferde-Eisenbahn für Paris und die Bannmeile als ein gemcinnüßiges Unter- nchmen gestattet. j

New-York, 14. August. (W. T. B.) Der Dampfer dés Baltischen Lloyd „Ernst Moriß Arndt“ ift gestecn in Sandy Hook angekommen. Der Hamburger Postdampfer eHammonia“ ijt heute Nachmittag 3 Uhr hier eingetrofsen.

Aus dem Wolff'\hen Telegraphen-Bureau.

Madrid, Donnerstag, 14. August. In der Cortesfizung wurde heute eine Vorlage angenommen, wonach ‘80,000 Mann Reserven einberufen werden sollen. Der bei Fuentarabia genom- mene englische Dampfer war mit 1700 Flinten befractet; an Bord desselben befand fi der schottishe Oberst Stewart, welcher von englishen Katholiken für die Carlisten gesammelte Gelder bei si führte und mit Ueberbringung derfelben beauftragt war.

Perpignan, Freitag, 15, August. Von Manresa sind, nach Meldungen von der spanischen Grenze, Truppen zum Ent- saß von Berga abgesandt. Einer aus carlistishen Quellen stammenden Nachricht zufolge wäre die Stadt bereits in die Hände der Carlisten gefallen.

Q E E.

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