1898 / 218 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 14 Sep 1898 18:00:01 GMT) scan diff

N Rußland. N

Nach Meldungen, die aus Wladiwostok in St. Peters- burg eingetroffen sind, fand daselbst am 10. d. M. zu Ehren des Prinzen Heinrih von Preußen ein Gala- frühstück bei dem Gouverneur und ein Diner bei dem Hafen- Kommandanten statt. Am Montag nahm der Prinz an ‘einem Galadiner theil, welhes die Munizipalität von Wladiwostok veranstaltete. : i :

Der Minister des Auswärtigen Graf Murawjew ist geflern Abend in das Ausland abgereist. Während seiner Ab- wesenheit übernimmt Graf Lambs dorff die Leitung des Ministeriums des Auswärtigen. /

Dem Wiener „Telegr.-Korresp.-Bureau“ zufolge sind am Montag 100 Mann Jnfanterie und 24 Gendarmen von Odessa nah Kreta abgegangen. Jm Laufe der nächsten Woche sollen weitere Verstärkungen folgen.

Jtalien.

Dem „Esercito“ zufolge haben zwei Bataillone Jn-

h fanterie den Befehl erhalten, sich. für alle Fälle zum Ab-

marsh nah Kreta bereit zu halten. /

Der wegen Vertheilung aufrührerisher Manifeste in Mailand verhaftete Carlo Siles wurde gestern von dem Polizei-Jnspektor verhört. Er erhob Einspruch dagegen, daß man ihn für einen Anarchisten halte, und sagte, er sei Sozialist. Er habe sh lange Zeit in London aufgehalten, von wo er sih in den leßten Tagen nah Jtalien begeben habe. Von London aus habe er unter dem Pseudonym „Caio Gracco“ Mittheilungen an das Journal „Avanti“ gesandt. Gestern Abend wurde Siles in das Zellengefängniß abgeführt.

Spanien.

Jn der vorgestrigen Sißung des Senats führte der Minister-Präsident Sagasta aus, das Unglück des Landes komme vom Lande selbst, das dur einen halbhundertjährigen Kriegszustand erschöpft sei. Der General Weyler betonte, er wisse, daß weder Sagasta noch Canovas del Castillo den Krie gewollt habe. Graf Almenas gr Die Generale heftig an, besonders den General Linares, den er einen deklassierten General nannte. Die Generale Primo de Rivera, Martinez Campos, Daban und Weyler protestierten entrüstet gegen die Aeußerungen des Grafen Almenas. Weyler rief, Almenas solle Namen nennen, sonst würden sich die Generale mit ihren Fäusten Recht verschaffen. Jn dem nun entstehenden Lärm versuchte der Präsident vergebens, durch Klingeln Nuhe u schaffen; da rief Graf Almenas: Die, welche er gemeint abe, seien Weyler, Blanco, Primo de Rivera und Cecvera. Darauf brach ein gewaltiger Tumult los. Nachdem die Ruhe wiederhergestellt war, pries der Kriegs - Minister, General Correa die Verdienste des Generals Weyler außerordentlich. Nach einer Rede des Herzogs von Tetuan wurde die Sizung geschlossen. Jn der gestrigen Sizung verwarf der Senat die Vorlage, betreffend die Unifizierung der Staatsschuld mit einer binnen 80 Jahren zu erfolgenden Amortisierung. Der Senator Durant betonte die Noth- wendigkeit der Reorganisation der Finanzverwaliung.

Jn der Deputirtenkammer seßte Canalejas gestern

seine Anklagen gegen den Marine-Minister Aunon fort und verlangte, daß die für den Verlust des Geschwaders und die Kapitulation Santiagos Vecrantwortlichen zur Rechenschaft ge- ogen würden. Später trat die Kammer zu einer geheimen Sit M und nahm in derselben das Friedens - protofkoll endgültig mit 151 gegen 48 Stimmen an. Die Re publikaner, die Carlisten und die dissen- tierenden Konservativen verlasen in einer Versammlung ein Manifest, in welhem sie über den Beweggrund Aus- kunft geben, der sie veranlaßt habe, die Kammer zu verlassen. Salmeron, Banio und Romero unterzeihneten das Manifest und übersandten es den Zeitungen. Die Zensur verbot jedo die Veröffentlichung desselben. :

Der General Linares ist gestern in Madrid eingetroffen.

Schweiz.

Die Schließung des Sarges der Kaiserin Elisabeth erfolgte, wie „W. T. B.? aus Genf berichtet, gestern Nachmittag um 3 Uhr. Derselben wohnten das gesammte Gefolge der Kaiserin, der Bundesrath Lachenal, der General-Prokurator Navazza und die Nerzte Reverden, Gosse und Megevand bei. Es wurde ein Protokoll über die Schließung des Sarges verlesen und dasselbe sodann von den Vertretern der Behörden und den Aerzten unterzeihnet. Um 4 Uhr erschien der in Freiburg residierende Bischof von Lausanne-Genf de Ruaz mit mehreren Geistlihen, um an der Leiche ein Gebet zu verrichten. Die feierliche Einsegnung fand nah 5 Uhr im engsten Kreise statt; nur das Gefolge der verewigten Kaiserin war zuzegen. Die Prozessiori, welche im Jnnern des Hotels Beau Rivage zusammentrat und aus dem Crucifixträger, vier Chorknaben und fünf Geist- lihen im Ornat bestand, begab sih in die von der Kaiserin bewohnten Räume. Die Trauer-Zeremonie daucrte 20 Mi- aen: Dem Bischof assistierten sechs Geistliche der Parochie

aquis.

Der Bundes-Präsident Ruffy sowie die Bundesräthe Deucher, Hauser, Brenner und der Vize - Kanzler Schaßmann trafen gestern Nachmittag von Bern in Genf ein. Dieselben wurden auf dem Bahnhof von dem Bundesrath Lachenal , dem schweizerischen Ge- sandten in Wien de Claparède und zwei Mitgliedern der Genfer Regierung empfangen. Um 7 Uhr Abends be- aben sih die Mitglieder des Bundesraths zu Wagen in das Hotel Beau Nivage, wo der österreihishe Gesandte Graf

uefstein, der Legations-Sekretär Baron Giskra und as er

esammte Gefolge der Kaiserin dieselben erwarteten. Präsident des Bundesraths R uffy drückte dem Grafen Kuefstein, Vertreter des Kaisers Franz Joseph, in bewegten Worten die Theilnahme des Bundesraths an dem furchtbaren Verluste aus, welcher den Kaiser und das Kaiser-

als dem offiziellen

liche Ms betroffen hat. Später machten Graf Kuefstein und Baron Giskra den s{chweizerischen Vertretern einen Gegenbesuh im Hotel des Bergues.

Mehrere österreihishe Beamte sind in Genf ein- getroffen, um Untersuchungen anzustellen und Erkundigungen einzuziehen. Der Chef der Genfer Sicherheitspolizei Kohlen- berg begleitet sie überallhin. Dieselben wohnten einem Theil der Verhöre bei, namentlih um Genaues über das Vorleben des Mörders und die Oertlichkeiten zu erfahren, wo er sich früher aufhielt. :

Die Aerzte Gosse und Mege vand haben gestern dem Untersuchungsrichter das Protokoll über die gerihts- ärztlichen Feststellungen übergeben.

Türkei.

Meßteleièn auszuliefern und die die und Wälle zu übergeben.

Asien.

genesung. Elf H Gesundheitszustand sei s{lecht.

Präsidenten der Avellano, ernennen.

Belgien.

Die Königin, Allerhöhstwelche zur Zeit in weilt, leidet, wie „W. T. B.“ berichtet, seit einigen Tagen an einer mit rheumatischen Schmerzen verbundenen Eckältung.

Aufständischen - Regierung,

Spaa ver-

Wie die „Times“ aus Kandia vom gestrigen Tage meldet, forderte der Admiral Noël den türkischen Gouverneur ‘von Kandia Edhem Pascha auf, innerhalb 48 Stunden die Mohamedaner zu entwaffnen, die Nädelsführer bei den legten Stadt beherschenden Forts

Aus S öul ist, wie das „Reuter'sche Bureau“ meldet, in Yokohama die Nachricht eingetroffen, daß der König und der Kronprinz von Korea am 11. September plößlich nach der Abendtafel erkrankt seien; es werde Vergiftung vermuthet. Beide Erkrankten befänden sich auf dem Wege der Wieder- ofbeamte seien verhaftet worden. Die „Agencia Fabra“ meldet aus Manila, der dortige Santa Cruz habe sich am 1. d. M. den Fnsurgenten ergeben. Leßtere würden morgen einen

wahrscheinlich

genden Inhalt :

Zoll- und Steuerstellen.

aus dem Netichsgebiet.

amtlihes: Italtenishe Reisceindrücke.

\{hriftenschau, wie

Theil der Statt Schsönekerg.

Nr. 37 des „Centralblatts der ausgegeben im Ministerium der öffentliche tember, hat folgenden Inhalt: Amtliches : (Fortseßung.)

Verbandes deutscher Architekten- und In i. Br. vom 4. bis 7. September 1898. Ucber eine technische Zeit» sle fein soll. Vermischtes: Wettbewerb um ein Denkmal für Kaiser Friedrich I[1. in Köln.

Berliner Architektenverein um einen Bebauunç

Nr. 37 des „Centralblatts für das Deutsche Reich“, herausgegeben im Reichsamt des Innern, vom 9. September, hat fol- 1) Konsulat - Wesen: Ecmächtigung zur Vornahme von Zivilstands-Akten. Verlegung des Wohnsitzes einer Konfular- Agentur. Exequatur-Ertheilung. 2) Bank-Wesen: Status der deutshen Notenbanken Ende August 1898, 3) Zoll- und Steuer- Wesen: Veränderungen in dem Stande oder den 4) Marine und Schiffahrt: Erscheinen des Handbuchs für die deutshe Handelsmartre für 1898. 5) All- gemeine Verwaltungs-Sachen: Bekanntmahung, betreffend des Reglements zur Ausfübrung des Wahlgesezes für ben vom 28. Mai 1870. 6) Polizet-Wesen: Ausweis

Befugnissen der

Anklage D Neidzstag ung von Autländern

Bauverwaltung“, -her-

Dr. Leonhard am Kieler Hafen. XII1. Wan

n Arbeiten, vom 10. Sep- Dienftnachriczien. -— Nicht- Holzhaus erversammlung des

genteur-Vereine tin Fretburg

Preisbewerbung im êplan für den westlichen Herausgabe eines Werks über das deutsche Bauernhaus. Neubauten an der Technischen Hochschule in Karlsruhe. Alfred Dietrich in Berlin +.

(Stat. Korr.) preußishen Staat Von 24181796 ha D, b.

wurden. 9 neue Fideikommisse, in Westfalen und Hessen - Nassau, Sachsen, mit einer Gesamni!fläche Grundsteuer-Reinertrag von 127 213

Ausnahme von Osft- und We

Grundsteuer-Reinertrag, [O 120 679 M. beziffert. Der A

2825 ha und 22 961 MÆ. Hessen- Nassau mit 1044 ha und Ganzen ftieg also die 2141 949 ha, d.

(198) M, Roggen 131 (148) M, Linsen 408 (411) Æ, (404) Æ, Heu 46,8 (48) M, (1058) M; vom Bauch 1,16 (1,16) M,

(Stat. Korr.) - Die tatistische

wie nachstehende Angaben zeigen. E3 wurden gezählt

festftehende Dampfkessl . .

u Dampfmaschinen beweglihe Dampfkessel davon mit einer Maschine verbunden Si Daltbflessel e e Schiffs-Dampfmaschinen . . . .,

U e ö

Ÿ

Fideikommisse mit 6, 12 9/0

Staats, mit 26 148189 / Grundsteuer- des gesammten Grundsteuer: Neinertrags, vorhanden. nämlich 3 je eins 9489 M errichtet;

von

39 Grwciterungen bestehender E

Nindfleisch

der

Waldfläche,

Dampfmaschinen und Dampffässer im preußisch nahme der in der Benußung der Verwaltung des Landheeres und der Kriegsflotte stehenden sowie der Lokomotiven hat zu Anfang 1898 abermals eine beträhtlite Vermehrung gegen das Vor

einem Í ? Gesammtflähe des

Reinertrag, d. h. 5,84 %

im

Statiftik und Volkswirthschaft.

Die Fideikommisse in Preußen Ende 1897, Am Ende des Jahres 1896 waren tur gonzen

Gesammtumfang

Im Jahre 1897 Schlesien, je 2

in Posen und einem dazu kamen in allen Provinzen mit tpreufien, Pommern, Westfalen fowie Hohenzollern, sodaß sich eia gesammter Zugang von 8823 ha mit 138 376 Æ Grundsteuer: Reinertrag ergab. Demaegenüber ist die Nuf- [lôfung eines Fideikommisses im Negierung2bezirk Wiesbaden fowie eine Verkleinerung bei 48 Fideikommissen zu verzeichnen; do gesammte hierdurch verursahte Abgang nur

ha

wenn auch

auf 26 286 335 4 Reinertrag. d. h. von 5,84 auf 5,87 9/0. sächlich ist die Steigerung noh etwas geringer, : 17 471 4 Reinertrag die Fideikommißeigenshaft {hon in früheren Jahren bestand, jedo erft im Berichtsjahre festgestellt wurde

Die Waldungen der Fideikommisse bedeckten 962038 ha (ita Vorjahre 957 303 ha), d. h. 2,76 (2,75) 9% Staats und 11,74 (11,69) %/% seiner (44,91) 0/0 der fideikommissarisch gebundenen Fläche.

1,43

zu Anfang

1897 60 349 65 078 16 450 15 982

2 176

2 041

9 479

1898 63 482 67 923 17 213 16 725

2 267

2115

9 798

und

ch betrug der 901 ha mit 17701 M

der Mehbrzugang sich auf 9321 ha mit gang überwog, ringem Maße, in den Provinzen Westpreußen, Pommern, Hannover und Nheinland sowie în Hohenzollern; in Ostpreußen wax weder ein Zugang noch ein Abgang zu verzeichnen. zugang wiesen Schlesien mit 3794 ha und 50682 4, Wesifalen mit 1501 ha und 20943 #4 Reinertrag auf. Slähe der preußi|hen Fideikomnisse auf h. von 6,12 auf 6,15 %/% der Staatétfläche, und

nur in ge-

Den größten Meßhr- ojen mit 18 094 M,

Im

That-

da bi 831 ha mit

der Gesammifläche des fsomrie 44,92

Die Durchschnittspreise der wihtigsten Lebens- und Futtermittel #

betrvgen in Preußen im Monat August 1898 (die Preise des Juli sind in Klammern beigefügt) für je 1000 kg Weizen 170 Gerste 139 (148) M, 148 (161) MÆ, Rocherbsen 226 (227) M, Spcisebohnen 259 (260) M, Cßkartoffeln 52,7 (62,2) M1, Richtstroh 37,8 Großhandel für 1 kg Nindfleisch von der Keule 1,36 (1,36) M, Sch{chweinefleisch Kalbfleish 1,31 (1,30) 6, Hammelfleish 1,31 (1,30) 4, geräucerter inländischer Speck 1,62 (1,59) /6, Cbbu Schweineschmalz 1,58 (1,58) (, Weizenm:hl 0,34 (0,35) 46, Nozgen- mehl 0,25 (0,27) M; für ein Shock Eier 3,33 (3,17)

Hafer

1067

(1,39) M, ter 2,13 (2,08) M, inländisches

Die Dampfkraft in Preußen zu Anfang 1898. Erhebung der Dampikessel,

en Staat mit Aus-

jahr ergeben,

Zunahme 1898 gegen das Vorjahr 2633 2 845 763 743 91 74 279

* Marienwerder .

\

Neben den lediglich der Fortbewegung von Schiffen dienenden 2267 Shiffs&-Dampfkesseln und 2115 Schiffs-Dampfmaschinen be- fanden sich zu Beginn 1898 auf s{wimmenden Fahrzeugei noch 967 Dampfkessel und 1387 Dampfmaschinen, welche die Betriebskraft für Dampfbagger, Dampfkrahne, Ankerwinden u. dgl. abgaben und je nah ihrer Bauart unter den oben mitgetheilten Ziffern der fest- e uns: beweglihen Dampfkessel und Dampfmaschinen mit enthalten sind.

Wie sich nun die Dampfkessel, Dampfmaschinen und Dampffässer zu Anfang 1898 auf die einzelnen preußischen Regterungsbezirke yer- cheilten, lehrt folgende Uebersicht. Es waren vorhanden bewegliche Schiffs»

im feststehende HOUNeN fl M

x im einer Regierungsbezirk Dampf- Dampf- Ganzen Maschine

kefsel maschinen verbunden Konigsberd +1116, 1074 672 662 Gumbinnen .... 497 461 388 388 Danzig (208 977 624 623

918 765 764 Stadikreis Berlin 1864 1533 173 145 B 2883: #! 9555 880 846 418 rankfurt 2664 2609 639 635 2 582 Stettin 1230 1761 609 600 204 Köslin 661 730 399 395 254 Sttälsund. 256 253 256 294 Í 5 osen 1176-1049 847 846 381 Bromberg 786 809 637 626 146 Breslau 2930 2970 974 952 424 Liegnitz 1861 U E B99 533 é 303 Oppeln 4073 3860 780 746 342 Magdéburg . ... 2814 3562 1118 10986 157 Merfeburg 2943 4100 769 672 301 Erfurt 686

622 176 169 18 Schleswig 2495 92590 794 T7 5 148 A0 over 1104

pak D pi 2E, D D Dampffässer

1054 251 247 132 Hildesheim A L A LAdO 384 378 : f (d Lüneburg 798 736 254 261 112 Stade 501 508 65 63 ) 20 576 585 142 139 12 Aurich 185 188 108 106 [ : 24 Münster 1402 1399 313 311 37 Minden 834 797 458 456 31 Arnsberg 7042 8473 794 760 86 Cassel 978. 900: 464. 460 248 Wiesbäden .. ., 1465 1287 367 349 222 45 Ie, 862 906 232 226 4 T 22 Düsseldorf 9213 750 705 270. 215 93 2362 257 237. 108-103 93 2179 159 152 1 1 20 1703 153 133 —_— 97 Sigmaringen 41 23 23 5 Bon den Schiffs-Dampfkefseln und -Dampfmaschinen befanden sih auf See schiffen im Ganzen 535 Kefscl und 407 Dampfmaschinen, welhe zur Fortbewegung der Schiffe dienten, davon in den Re- gieruncósbezirken Köntasverg 49 Kefsel und 33 Moschinen, Danzig 39 bezw. 29, Stettin 116 bezw. 92, “Köslin je 3, Stralsund jé-9, Schle8wig 245 bezw. 171, Stade 54 bezw. 45 und Aurich 20 bezw. 25. Darf die Zahl der Dampfkessel, Dampfmaschinen und Dampf- fässer allein noch nicht als sicherer Maßftab zur Beurtheilung des Umfanges der Dampfverwendung innerhalb eines Landes gelten, da hierbei die Große, die Bauart und die Leistungsfähigkeit erheblih mit in Betracht kommen, fo sollen au üver diese Eigenschaften der Dampfentwickler, Maschinen uad Dampffässer demnächst einige weitere Mittheilungen folgen. ]

Zur Arbeiterbewegung.

In Müunchen- Gladbach kündigten, der „Rhein.- Westf. Ztg.“ zufolge, 130 Weber der Gladbacher Wollindustrie, Aktiengesellschaft, wegen Differenzen, welche, die Firma mit einem Untermeister hatie, die Arbeit.

In Weißenfels kaben, wie die „Geraer Ztg." mittheilt, in

der größten dortigen Schuhfabrik, dec von Moritz Deiter u. Söhne, am Montag sämmtliGe Zwiccker wegen Lohndifferenzen die Arbeit gekündigt. : Fn Dresden beschlossen, der „Leipz. Ztg.“ zufolge, in einer am Sonntag abgehaltenen Ver]ammlung die Schiefer-, Ziegel - und Pappdeker, sowie die Asphaltarbeiter, in einen Ausftand ein- zutretzn, um die Abschaffung der Accordarbeit und einen Stundenlohn von 50 „S bei 10stündiger Arbeitszeit zu erzwingen; 5 Meister mit 32 Arbeitern hatten {on vocher diese Forderungen ganz, 12 Meister mit 178 Arbeitern theilweise bewilligt.

Kunft und Wissenschaft.

Vorgestern begannen in Posen die Berhandlungen des 24. Deutschen Juristentags unter Theilnahme von mehr als 900 Juristen aus Deutschland, Oesterrei und der Stzweiz. Die erste lenarsißung wutd?! von dem Vorsitzenden der ständigen Devutation, dem Geheimen Justiz-Rath, Profeffor Dr. Brunner-Berlin, eröffnet, auf defsca Vorschlag der Reichsgerichts-Rath a. D. Dr. Stenglein zum Borsißenden des Juristentags gewählt wurde. Hierauf begrüßte der Geheime Ober - Justiz - Nath Dr. Liéco die Versammelten im Auftrage des preußishen Sustiz « Ministers, der Geheime Ober - Negierungs - Rath Struckmann im Auftrag des Staats- sekretärs des Reichs-Justizamts, und der Ober-Bürgermeister Witting hieß sie im Namen der Stadt Posen herzlich willkommen. Der Vor- sitende dankte für die begrüßenden Worte und gedachte alsdann des Dahinscheidens des Fürsten Bismarck sowie der feit dem Schluß des leßten Juristentags verstorbenen Mitglieder. Auf Antrag der \tän- digen Deputation wurde ein Beitrag von 1000 6 für das dem ver- storbenen Wirklichen Geheimen Rath Dr. Pave in Brilon zu er- richtende Denkmal bewilliat. Sodann wurde die Senate amn geschloffen, worauf die Sißungen der einzelnen btheilungen ihren Anfang nahmen. :

In. der ersten Abtheilung (Privatreht) spra am Montag ter Geheime Justiz-Rath, Professor Dr. Brunner über die Frage: „Empfiehlt es sich, zum Schuße der Bauhandwerker die Ertheilung der Bauerlaubniß an den Unternehmer von einer dur diesen zu bestellenden Sicerheit oder Sicherheitéhypothek abhängig zu machen?" Der Redner befürwortete, wie wir einem Be- iht des „Posener Tageblatts“ entnehmen, folgende Erklärung : 1) „Es ernpfiehlt si, zum Schüße der Bauhandwerker in Neubau- bezirken die Bauerlaubniß von der Eintragung cines Bauverrmerks in das Grundbuch abhängig zu machen, an den die Sicherung der Bau- forderungen zu knüpfen ift. 2) Ueberschreiten die vor dem Bauvermerk eingetragenen Belastungen den \{chöffenamtlich taxierten Baustellen- werth, fo ist in Höhe der Differenz eine Kaution zur Sichèr- stellung der Bauforderungen zu leisten. 3) Sind die Berträge mit den Bauhandwerkern und Arbeitern niht im Namen oder für Nechnutig des Bauherrn ges{lossen, so können jene durch wirksame Anmeldung ihrer Ansprüche ein Pfandreht an den angemeldeten Bau- forderungen des Vormanns erwerben und die Auszahlung seiner nicht angemeldeten Forderungen sperren.“ Nah längereë Erörterung gelangte der Has Brunner - unter Streihung des Ab- sjazes 2 sówie der leßten Worte in 3: „und die Auszahlung seiner nicht angemeldeten orderung sperren“ zur “Annahme. Geftern“ wurde in dieser Abtheilung über die Frage verhandelt : „Nach welcchèm örtlihen; Rechte sind auf Grund internationalen Privatrehts die Vertrags-Obligationen zu beurtheilen?“ Auf Toi des Geheimen Justiz/Räths, Professors Dr. Enneccerus (Marburg

wurde folgender Beschluß gefaßt: „1) Inhält ünd Wirkung der Vertrags - Obligationen ift, soweit niht geeignete Rehtsnormen entgegenstehen, nah demjenigen Rechte zu beurtheilen, dessen

Anwendung die Parteten vereinbart oder ftillschweigend voraus. gefeßt haben, 2) Ist eine hierfür maßgebende“ Abstcht der Parteien niht vorhanden oder niht erkennbar, fo entscheidet das Recht des Erfüllunasortes. 3) Nük- und Weiterverweifung findet auf dem Gebiete der Vertrags-Obligationen keine Anwendung." Eine lange Grörternng veranlaßte" die Frage: „Ist nah den Vorschriften des Bürgerlichen Gescßbuchs die Verfolgung des - dinglichen Nechts auch gegen den mittelbaren Besißer zulässig ?" Die Frage wurde {ließli in bejahendem Sinne beantwortet. Die tweiteren Gegenstände wurden von der Tagesordnung abgesezt und darauf die Sitzung der een e A A (S

n der zweiten eilung (Hanbelsrecht) starid’ vorgestern zus nächst die Frage zur Berathung: „Empfiehlt sh die Einführung eines Heimstättenrehts, ir.sbesondere zum Schuß des kleinen Grundbesitzes gegen Zwangsvollstreckung ?“ Gutachten logen von Profeffor Dr. D ar Weber - Freiburg i. Br. und Privatdozenten Dr, Karl Grün- berg - Wien vor. Das Referat erstattete der Negierungs - Nath Meyzr - Bromberg, N2ch längerer, lebhafter Debatte wurde beschlossen, den Gegenstand, der noh nicht spruchreif sei, dem nächsten Juristentagé vorzulegen. Sodann wurde in die Verhandlung über den nästen Punkt der Tageéordnung eingetreten : « It die reihs- geseßlihe Regelung des Hypotbekentankwesens und die der gemein- samen Rechte der Besißer von Schuldverschreibungen zu empfehlen?“ Nach einem Referat des Zustiz-Raths Dr. Nießer-Berlin über den Inhalt der hierauf bezügliden Gesctzentwürfe nahm die Abtheilung eine Resolution an, welche beide Geseßentwürfe als ihrex Zwe exfüllende Maßnahmen sympathisch begrüßt. _In der gestrigen Sißung wurde über folgende Fragen verhandelt : „Ist die Vorschrift des § 296 der Zivilprozeß- ordnung für das Deutsche Reich, kraft welcher der Richtér bei der Schöpfung des Verfäumni!ßurtheils gegen cine vom leßten Ter- mine weggebliebene Partei alles ignorieren muß, was fie in früheren Terminen vorgebraht Hat, oder die Bestimmung des 399 der österreichischen Zivilprozeßordnung, welche in diefem Fakle Vollversäumniß nicht annimmt, innerlih gerecht- fertigt?" Gutachten lagen von dem Privatdozenten Dr. Hans Sperl- Graz und dem Rechtsanwalt Kceffka - Berlin vor. Das Referat erstattete der Privatdozent Dr. Shhwarz»Berlin. Es wurde (ließlich ein Antrag des Geheimen Ober-Zustiz-Raths BVierhaus angenommen, nah welchem der Deutse Juristentag eine Stellungnahme in dieser Frage mit Rücksicht auf die bevorstehende Revision der Zivilprozeß- ordrung für unthunlich hält. Alsdann ging die Abtheilung zur Berathung der Frage über: „Empfiehlt #sich die geseßz- liche Regelung des Gewerbes der Grund- und Hypotheken- makler und auf wel@er Grundlage?" Es referierten über diesen Gegenstand Justiz-Rath Dr. Gold|schmidt-Berlin und Rechtsanwalt Dr. Fuld - Vèainz. Nach längerer Diskussion wurde ein Antrag Goldfhmidt_ angenommen: Der Deutsche Juristentag wolle aus- svrehen, daß -sih die Regelung des Gewerbes der Gecund- und Hypothekenmalkler niht empfiehlt, weil die bestehenden geseßlichen Vorschriften eine ausreihende Grundlage für den Ausbau der das Immobilienwesen beber1 {enden Grund}fäßze durch die NRechtsprechung und die Verwaltungspraxis gewähren. Die Verathungen der zweiten Abtheilung waren damit beendet.

In der dritten Abtbeilung (Strafrecht) bildete den ersten Gegen- stand der vorgestrigen Tagesordnung die Behandlung des dolus oven- tualis im Strafrecht bezw. Strafprozeß. Der Neserent, Ober- Neichs8anwalt Hamm, ersuchte, folgender Erklärung iuzestimmen : «Der Erfolg einer Handlung , auf den der Wille des Thâters nit direkt gerichtet i, der aber vom Thäter als möglich erkanut war, ift strafrechtlich dem Thäter als vorfäßlich von ihm verursacht an- zurehnen, wenn er die That au für den Fall wollte, daß sie diesen Erfolg haben würde. Desgleichen ist der Thäter, dex das Borhanden- sein eines zum Thatbestande ciner strafbaren Handlung gehörenden Merkmals nit kannte, aber für mögli bielt, wegen vorfäßliher Begehung der strafbaren Handlung zu verurtheilen, wenn er die That au für den Fall gewollt hat, dak dieses Thatbestandsmerkmal vors- liect.“ Der Antrag Hamm gelangte einstimmig zur Annahme. Alsdann trat die Abtheilung in die Berathung der Frage ein: eSoll zur Verjährung der Strafverfolgung der bloße Ab- lauf ciner geseßli{ bestimmten Frist feit Verübung der Stratthat genugen, oder foll diese Verjährung au noch an andere Bedingungen geknüpst werden ?“ Landgerihts-Direktor Dr. Felisch (Berlin) bean- tragte, zu beschließen: „Der seit Verübung etner Strafthat erfolgte Ablauf einer geseßlich bestimmten Frist genügt zur Verjährung der Strafverfolgung. Doch empfiehlt ih eine Verkürzung der Ver- jährungsfrist für den Fall, daß der Thäter den dur ch {eine strafbare Handlung verursachten Schaden erseyt hat, sowie ein Endtermin für unterbrochene Verjährungsfristen.“ Dieser Antrag gelangte nach kurzer Diékussion in folgender Fassung zur Annahme : «Der seit Verübung ciner Strafthat erfolgte Ablauf einer geseßlich) be- stimmten Frist genügt zur Verjährung - der Strafoerfol ung. Es empfi: hlt fich ein Cndtermin für unterbrochene Berjährungsfristen,* Gestern beschäftigte sih die dritte Abtheilung mit der Frage: e(Ginpfiehlt sfih der Versuch der Deportation nach Kolonien als Strafe? und empfiehlt sich der Vorschlag bedingter Begnadigung für den Fall der Auswanderung?“ Der Keferent, Nechtsanwalt Pr. Vilke (Berlin), wollte die erfte Frage bejaht wissen. Die Ab- theilung nahm jedo folgenden Antrag des Rechtsanwalts Dr. Korn (Berlin) an: „Der Deutsche Juristentag erklärt: Die De, portation ift als Strafmittel nit geeignet. Ein Versuch mit ver Deportation ift nicht zu empfehlen." Rechtsanwalt Dr. Korn befürs- wortete ferner, au die zweite Frage: „Empfiehlt sich der Vorschlag bedingter Begnadigung für den Fall der Auswanderung zu verneinen. Es wurde befchlossen, sih dahin zu erklären: „Die Begnadigung für den Fall der Auswanderung entzieht sih der Regelung: dur Gesetz.“

amit waren auch die Verhandlungen der dritten Abtheilung beendet.

Das Programm der Generalversammlung des Ge- sammtvereins der deutshen Geshihts- und Alterthums- vereine, welche zu Münster (in Weftfalen) in Verbindung mit der zweihundertfünfzigjährigen Gedenkfeier des Westfälischen Friedens in en Tagen vom 2. bis 5, Oktobec d. I. stattfindet, ijt nunmchr folgendermaßen festgeseßt worden: Sonntag, den 2, Oktober : Bis 8 Uhr Abends : Empfang der Gäste. Von 8 Ubr Abends an : Gesellige Zereinigung der Theilyehmer im Hotel Tüshaus (Rheinischer Hof), wo auch die Ausgabe der Theilnehmerkarten, Festzeihen und Karten zum Fest- mahl u. st. w. stattfindet. Montag, den 3. Oktober: 84 Uhr Morgens: Erfte Hauptversammlung des Gesammnitvereins in der Aula der Königlichen Akademie. Eröffnung durch den Vorsißenden. Be- grüßungsreden. Geschäftlihes. Vorträge der Ren! 1) Professor Dr, Jostes: „Ueber dea Heliard“. 2) Arciv-Nath Dr. Philippi : „Münsters Vergangenheit in Geschichte und Kunst“, 11 Uhr: Erste

élegirtensißung (in den Nebensälen der Aula). 19 Uhr: Gemein- ges rüb{üdck im Zentralhof. 2 bis 4 Uhr: Séektionssißungen (in den tebensälen der G Ps Für dtejentgen, welche an den Velegirten- und ektionésizungen niht theilnehmen, findet fh Gelegenheit zur Be- tiaung von Münfter, dessen Bauten, Museen u.\. w. 5 Uhr: estessen im Hotel zum König von England. Dienstag, den d Oktober: 8 bis 97 Uhr: Sektionésitzungen (Srepige Sektionen). , Uhr: Zweite Hauptversammlung im großen Nathhaussaale. éler zur Erinneruug an den Westfälischen Frieden. Vortrag des Herrn professors Dr. Finke: „Der Westfälishe Friede und seine Be- cieang + Besichtigung des Friedenssaales und dec dort aus- g titen Andenken ân den Westfälischen Frieden mit erläuterndem L des Herrn Professors Dr. Pieper. Frühstückspause.

4 Qs 14 Uhr: Sektionssizungen. Von 2 Uhr an: Besichtigung M omes, der anderen Kirchen und hervorragenden Privatbauten, De seen, iee engen u. f. w. unter Führung der Herren Dompropst Mitt Parmeét, Pro lor Dr. Nordhoff u. hi. on 5 Uhr an: ropba Nen im Rheinishen Hofe. Abends: Festoper: „Der Aerbet mit Prolog. Mittwoch, den 5. Oktober. 84 Uhr: saales 00 Osnabrück. Besichtigung des dortigen Friedens

-, des Domes u. st, w n Osnabrück Vormittags:

\ Delegirten- und Sektions L

Bmg toria) mai Pu Be ehalten. achmittags: | Y s

| Abends 6 Ube E: nah - Georgs

/ Ergebniß der

Münster. Das Ehren-Präsidîum der G Ober-Präsident der Provinz Westfalen, Wirkliche Geheime Rath f us Ben F ras der E der Generalversammlung

er Akade : istorish- antiquarishe Ausstellungen ftatt. e Le O R E

Im Kunstgewerbe-Museum sind ge ärtig ü i genwärtig über hundert Arbeitén des Malers Hans Christiansen ausgestellt, eut Entwürfe, theils Skizzen, thetls ausgeführte K h farbige Fenster in Kunftverglasung. C ristiansen, aus Flensburg gebürtig, ist in Hawburg ausgebildet und lebt seit mehreren Jahren in Paris, wo feine Arbeiten, wie {hon früher in Deutschland, lebhaften Anklang finden. Jn seinen Fenstern ist sehr wenig gemalt, die Wirkung beruht vielmehr auf der Neben- etnanderftellung farbiger Glasftücke von zumeist amerikanischem Fabrikat. Die eigenartig \chimmernde Farbenwirkung dieser Gläser bestimmt ihn zu Kompositionen fn durhaus moderner Richtung. Neben etner großen Anzahl von Skizzen und Kartons sind au aus- geführte Scheiben von Liebert in Dresden und Schell in Offen- urg ausgestellt, ebenso ein nah feiner Komposition gewirkter Wand- A No fahl Qn M ist für Engelbrecht in getertinl, Desen Fenster {on früher im Kur s Museum ausgestellt waren. R Rad S

Literatur.

Rangliste von Beamten der Kaiserlih deutschGen Marine. Abgeshlofsen im Juli 18398. Redigiert im Reihe arineamt. Berlin SW,, E. S. Mittler u. Sohn, Königliche Hof-Buchhandlung. Pr. 2M 40 4, geb. 3.4 Dieses Buch giebt, genau der Einrichtung der ‘Marine-? angliste folgend und als deren Er- gänzung, Wirklngetrcl a und das Dienftalter aller Marine-Beamten an, deren Wirkungskreis ür den Dienstverkehr der Kaiserlichen Marine von Belang ist. Es wird daraus die Menge und Verschiedenheit der dem Zivilversonal der Marinewobliegenden Berufsgeschäfte erfihtlih, und zwar in folgenden weitverz;weigten Diensten: Reihs-Marine-Amt, Seewarte und Dbsfervatorien, Stations-Jntkendanturen, Rechtspflege, Seelsorge und Garnisonshulwesen, Naturalverpflegung, Bekleidung, Garnifon- verwaltunss- und Serviswesen, Sanitätswesen, Bildungêwesen der Marine, Inftandhaltung der Flotte und der Werftanlagen, Waffen- wesen und Befestigungen, Schiffs-Prüfungskommission, Kassen- und Rechnungswesen, Küsten- und Vermessungswesen. Neu hinzugetreten ist in diesem Jahre das Bouvernement von Kiautshou mit dem Sitz in Tfintau. Außer dem Gouvernement selbst sind verzeihnet das Zivilkommissariat, die Justizverwaltung, das Bauwesen, die Garnison-, Lazareth- und Artillerievecwaltung. Die Geschäfte der Gouvernements- kasse werden durch Beamte der Garnison- und Lazarethverwaltung gee,

„Unter dem getneinfamen Titel „Kur fürst Friedri TEL* hat Friedrich Roeb er im Verlage von Julius Bean in Urte zwei Dramen v Der Rhein“ und „Die Krone“ ersdeinen lassen, welche die Regierungszeit des Kurfürsten bis zur Köntgskrönung dichterish behandeln. Die beiden Dramen sind von patriotischer Stimmung durchweht, wie sie der echt vaterländischen Gesinnung des Dichters entsprossen sind. Der Stoff, der den Dramen zu Grunde liegt, V oChort U dei hervorragendsten der brandenburgish - preußis&;en Geschichte, wie denn au die neben dem Kurfürsten und feiner Gemahlin handelnd auftretenden Hauptpersonen in ihrer ges{chickchtlichen Bedeutung jedem Gebildeten vertrauût sind. Sowohl das Drama „Der Rhein“ wie die „Die Krone“ enthält dramatisch ercß angelegte und wirksame Scenen ; au die Charakteristik der Personen is überall fein ausgearbeitet, und besonders erscheinen die Volkstypen, dem Zeitgeiste durchaus _entsprehend, voll ursprüngliher Liebe und An- hänglichkeit sur den Landesherrn, voll Antheilnahme für die öffentlichen _Angelegenheiïten des Staats und der Gemeinde, tüchtig tin ihrem Beruf und niht ohne Humor in ihrer Welt- ans{auung. Die Gestalt Darckelmanu's, welche namentlih in dem

¿weiten Drama mättig hervortritt, ist dihterish frei aus estaltet, fodaß sie nicht geuau dem Bilde entspridht, das man aus der Ge @iGL lichen Peberlteferung gewinnt. Jedenfalls ift aber die Danckelmann- Gestalt, welde Noeber geschaffen hat, in ihrer Charakterentwickelung duraus natürli und glaubhaft.

Appius Claudius. Tragödie von Friedrih Noeber. Verlag von Julius Baedeker in Leipzig. Der Dichter zeihnet in seiner Tragödie nicht nur den geschihtlihen Titelheiden mit über- zeugender Kraft, sondern aus der gesammten Handlung, wie aus den MNeden der Handelnden spricht zu uns der Geist des RNömerthums, ‘römische Gesinnung und römische Thatkraft; es gilt das nicht bloß von den Hohen und Vornehmen, sondern auch von den Niedrigen und Geringen aus dem Nöômervolke, die hier. die Bühne beschreiten sollen. So läßt der Dichter nicht nur das ge]ammte Getriebe des öffentlichen Lebens, fondern au das bâuslihe und das Familten-Leben im alten Rom in einer Reibe reich bewegter, abweselungs- voller Scenen vor uns erstehen. Das Schiksal der Birginîa, das der Tragödie die Grundstimmung giebt, wird in eigenartiger und tief poctisher Weise begründet und durchgeführt. Jn der Charakteristik aller anderen Personen macht sih eine Neigung zum Realimus bemerklich, die sonst nit zur Eigenart des Dichters gehört, die aber gemildert „wird durch eine feinfinnige psychologishe Entwidckelung wenigstens der Hauptpersonen.

Land- uud Forstwirthschaft.

Getreideanbau Großbritanniens.

Nach der von dem Board of Agriculture in London unter dem 26. v. M. veröffentlichten vorläufigen Uebersiht stellen si die Ankau- fläden Großbritannieas, wie folgt : 1898 gegen 1897 S

in Aker 2102 220 1889 161 1 903 652 2 035 790 2917 770 3 036 056 524 591 504 914 50 863

Ernteergebniß in den Niederlanden.

Amsterdam, 10, September 1898. Aus den vorherrs{end ackerbautreibenden Provinzen der Niederlande lauten die Nachrichten über das Grnteergebniß von Weizen, Roggen, Gerste und Hafer ziem- lih gut. Die Körner sind im Dur@schnitt groß, und die Menge an Stroh ist reihlich. Die Kartoffeln {find zwar infolge von Regen und Kälte s{lecht aufgegangen, -doch darf, bei dem nunmehr anhaltend günstigen Wetter und falls die Kartoffelkrankheit keine weitere Zu- nahme erfährt, auf eine mittlere Ernte gerechnet werden.

Erbsen, Bohnen und andere Hülsenfrüchte lieferten im allgemeinen einen reichlihen Ertrag, dagegen war die Ernte an Zichorie und Kümmelsaat eine mittelmäßige, Die Tabackpflanzen sind klein ge- blieben, Erwartungen auf eine gute Ernte an Tabak werden nicht

mehr gehegt.

Rotterdamer Getreidemarkt.

Die Stimmung des Rotterdamer Getreidemarktes war im Monat August meistens lustlos und flau. Ï eizen, Das Angebot war größer als seit langer Zeit, während die Nachfrage zu wünschen übrig ließ. Namentlih war Redwinker an der Tagesordnung. Von Kurrachee sind zw Shiffsladungen

‘Roggen. Obwohl faft ftets nur ein geringer Vorrath auf dem Markte war, zeigte R daft für die Nabere Fo noch a!s au Ea j Die Beschaffenheit ‘der Waare erschien sehr yersicdenartig, die d-s neuen Lauen recht befriedigend.

Gerste. Der hohe Preis für disponible Waare konnte fich nicht halten; au wurde „[hwimmende_ billiger angeboten. Gegen Ende des Monats wurde die Stimmung wieder fester, weil die füdrussishen Erporteure nit rehtzeitig liefern konnten und thre Verträge aufzu- lösen versuchten.

Hafer. Das Angebot übertraf die: Nachfrage.

PVais. Der Um/az ist ziemli bédeutend gewesen. Die Stim- mung s{chwankte fehr und war zuletzt: fest.

Be Getreidepreise und Vorräthe ergeben fich aus nachstehender

_| Vorräthe 1 1

August| Sept.

1898 | 1898

Getreidepreise im Monat August 1898.

Gerste

und Noggen | Mais Last zu

Last zu Last zu 2400 kg | 2100 kg |2000 kg

Fl. Fl. S1.

Weizen

Getreideart Last

Weizen: Nedwinter, loko, ,1190—207 do. {chwimm. |[188—203 do. bald abzu- ladender , 1180—193 Kurrachee, O 165 do. weiß . ,| 168

Roggen: Western, loko do. abzuladend, 119—121 Schw. Meer 123— 145 Donau, geringe

Qualität . 119 Petersburger . 124—127 Helena . 120—133

Gerste Südrvssische, \{chwimmend und bald zu liefernde , diéponible .

O; Amerikanischer

Mais: Americ.mixed, Tot A do. im August abzuladender 84 do. im Sept.- Dezbr. ab- zuladender . 86 Odefsa und Foxanian . ca. 90 Cinquantin . 105-110 do. \chwimm. 97-105 U Plat. 87- 90

114-126

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs- Maßregeln.

Der Gesundheitsstand in Berlin war in der Woche vom 28. August bis 3. September fast der gleihe wie in der Vorwodhe, und au die Sterblichkeitsziffer blieb die gleih große: 23,3, auf je 1000 Einwobner und aufs Jahr berechnet. Unter den Todes ursachen waren es auch in dieser Woche akute Darmkrankheiten, die troß der vorherrschend kühleren Temperatur der Luft ungemein zahlrei zutn Vorschein kamen und in 306 Fällen (gegen 298 der Vorwoche) zum Tode führten. In der überwiegenden Mehrzahl der Fälle standen die Gestorbenen im Alter unter 2 Jahren. Die größte Zahl der Todes- fälle wurde aus der jenseitigen Luisenstadt, dem Stralauer Viertel, der Rosenthaler, der Oranienburger Vorstadt und dem Wedding ge- meldet. Die Betheiligung des Säu lingsalters an der Sterblichkeit blieb die gleich große wie in der orwohe; von je 10000 Ein- wohnern starben in Berlin, aufs Jahr berechnet, 133 Säuglinge. Da- gegen wurden akute Entzündungen der Athmungsorgane eltener Todesursachen ; 1 Todesfall an Iafluenza kam wieder zur Mittheilung. Von den Infektionskrankheiten gelangten Grkrankungen an Typhus ein wenig mehr, jedoch in keinem Stadt- theil in nennenêwerther Zahl zur Anzeige. Erkrankungen an Masern und Scharlach blieben in „beshränkter Zahl; Erkrankungen an Diphtherte gelangten etwas häufiger zur Anzeige, in nennenswerther Zahl jedoch nur aus dem Stralauer Viertel. Eine weitere Er- krankung und 1 Todesfall an Genickstarre kamen gleihfalls zum Bericht Nicht felten zeigten sch au rofenartige Entzündungen des Zellgewebes der Haut; an Kindbettfieber kam nur 1 Erkrankung zur Kenntniß. Mecht zahlreih waren jedoch noch immer Erkrankungen an Keuchhusten, die in 11 Fällen zum Tode führten ; dagegen gelangten rheumatishe Beschwerden aller Art seltener zur ärztlichen Beobadbiag,

Verkehrs-Anstalten.

, Laut Telegramm aus Oberhausen die zweite englishe Post über Vlissingen vom 12. d.

in Dorimund den Anschluß an Zug 7 nach Berlin nicht erreicht und wird mit Zug 3 befördert. Grund : Entgleisung eines Güterzuges bei Büderich.

(Rheinland) M!

Bremen, 12, September. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd. „Ems“ 9. Sept. 7 Abds. Reise von Neapel über Gibraltar n. New York fortges. „Karlsruhe“, v. Australien kommend, 10. Sept. 7 Mrgs. a. d. Weser angek. „Königsberg“, v. Oft-Asien kom- mend, 10. Sept. 10 Vin. in Curhaven angek. „Nürnberg“, n. Oft-Asien best., 10. Sept. Vm. in Penang angek. „Aller“, 10. Sept. Nm. v. New York n. Bremen abgeg, „München“, n. Baltimore best., 10. Sept. Scilly pass. „Halle“, v. Bremen kom- mend, 10. Sept. in Montevideo angek. , rinz - Regent Luit- pold” 11, Sept. Reise v, Port Said n. Australien fortges. „Prinz Heinrich“, v. Ost-Asien kommend, 11. Sept. Reise v. Port Said n. Neapel fortges. „Bremen“" 11. Sept. Reise y. Southampton n. New York fortges. „Sachsen“, n. Ost-Asien bestimmt, 11. Sept. Dover passiert. „Stuttgart“, v. Bremen kommend, 11. Sept. in Adelaide angek. „Bonn“ 11. Sept. Neise v. Vígo n. d, La Plata fortges. „Friedrich der Sre, 11. Sept. v. New York n Bremerhaven angek. „Ellen Rickmers* 1L. Sept. v. Bremen in Galveston angek. „Darmstad ", n, Ost-Asien best., 10. Sept. in See pie ten T. B) D f 13, September. D Dn . «Preußen “, v. Oft- Asien kommend, 12. September in S8 feal Tad „Bremen“, n. New York best., 12. Septbr. Scilly pass. „Prinz-Regent Luitpold“ 12. Seplbr. Retse v. Suez n. Australien e n

Dritte Hauptversammlung des Gefammtvereins (Schlußsißung).

angekommen.

„Fulda“, v. New York ommend, 12. Septbr. 5 Nm.