1898 / 230 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 28 Sep 1898 18:00:01 GMT) scan diff

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E A T T Ai ois O dâtnau C F E t Ene

P d R Loe s E , H T L arn Ey C L rhein rio: E E T E M Et M E EREN a M pg D E O E x

Im Sanitäts-Korps. 830, August. Dr. Winkler, Unterarzt im 2. Jef. Me Kronprinz, Dr. Duprs, Unterarzt im A Regt. König Albert von Sachsen, zu Assist. Aerzten

rdert.

3. September. Jmmig (Aschaffenburg), Oberarzt der Res., N apddiiaiis in Königl. preuß. Militärdienste der Abschied

ewtutgt. ;

14. September. Dr. Paur, Gen. Oberarzt und Div. Arzt der 3. Divy., unter Verleihung des Charakters als Gen. Arzt, mit der geschlihen Pension und mit der Erlaubniß ¿zum Tragen der Uniform mit den für Verabschiedete vorgeschriebenen Abzeichen der Abschied bewilligt. Dr. Heimpel, Ober-Stabsarzt 1. Kl. und Regts. Arzt vom 4 Cbev. Regt. König, unter Beförderung zum Gen. Oberarzt, zum Div. Arzt der 3. Div., ernannt. Dr. Sönning, Stabs- und Bats. Arzt vom 19. Inf. Negt. König Humbert von Jtalien, unter Beförderung zum Ober-Stabsarzt 2. Kl., zum Negts Arzt im 9. Inf. Regt. Wrede, Dr. Mandel, Oberarzt des 6. Jnt. Negts. Kaiser Wilhelm, König von Preußen, unter Beförderung zum Stabsarzt, zum Bats. Arzt in di:-sem Regt.,, ernannt. Dr. Fikent scher, Dber-: Stabsarzt 2. Kl. und Regts. Arzt vom 9. Inf. Regt. Wrede, in

leiher Eigenschaft zum 4. Chev. Regt. König verseßt. Dr. Eye ri,

Stabs, und Bats, Arzt im 1. Train-Bat., zum Ober-Stabsarzt 2. Kl, Dr. Mohr, Assist. Arzt im 5. Inf. Regt. Großherzog Gruft Ludwig von Hessen, zum Oberarzt, Dr. Scheue rer, Unterarzt im 2. Jäger-Bat., Stelzle, Unterarit im 13. Inf. Regt. Kaiser Franz Ioseph von Oesterrei, zu Assist. Acrzten, befördert.

Durch Verfügung des General - Stabsarztes der Armee. Dr. Neichel, etinjährtg - freiwilliger Arzt des 1. Chev. Regts. Kaiser Nikolaus von Rußland, zum Unterarzt in diesem Regt. ernannt und mit Wahrnehmung einer offfenen Assist. Arztstelle

beauftragt. E Beamte der Militär- Verwaltung. 4. Sevytember. Bauernschmitt, Garn. Verwalt. Insp. der Garn. Verwalt. Augsburg, mit Persion in den erbetenen NRuhe-

ftand getreten. , 12. September. Nachgenannte Beamte des Montierungs- Depots

verseßt, und zwar: Fleßa, Rendant und Rehnungs-Rath, Nehe, Assist, zum Bekleidungsamt 1. Armee-Korps, C uster, Kontroleur, unter Beförderung zum Rendanten, Stolz, Assist, zum Be- kleidungsamt II1. Armee-Korps.

X. (Königlich Sächsisches) Armee-Korps.

Offiziere, Portepee-Fähnriche 2c. Ernennungen, Beförderungen und Verseßungen. Im aktiven Heere. 14. September. Erbprinz von Sachsen-Coburg und Gotha Königliche Hoheit, Pr. Lt. à la suite des 1. (Leib.) Gren. Regts. Nr. 100, zum Hauptm, mit einem Patent vom 10. September d. J. befördert. n

Im Sanitäts-Korps. 22. September. Dr. Schihhold, Oberarzt im 3. Inf. Regt. Nr. 102 Prinz-Regent Luitpold von Bayern, unter Enthebung von dem Kommando zur Universität Leipzig, in das 2. Feld-Art. Regt. Nr. 28, Dr. Kaiser, Oberarzt im 4. Inf. Regt. Nr. 103, unter Enthebung von dem Kommando zum Stadtkrankenhause in Dresden, zum Train-Bat. Nr. 12, Dr Reinhard, Oberarzt im 7. Inf. Negt. Prinz Georg Nr. 106, unter Kommandierung vom 1. Oktober 1898 ab zur Diakonifsenanstalt in Dreôden, in das 2_ Gren. Regt. Nr. 191 Kaiser Wilbelm, König von Preußen, Dr. Schipp an, Oberarzt des Train-Bats. Nr. 12, unt.:x Kommandierung zur Universität Leipzio, in das 3. Inf. Regt. Nr 102 Prinz-Regent Luitpold von Bayern, Eras, Oberarzt im 2. Feld-Art. Regt. Nr. 28, unter Kommandierung zum Stadtkranken- hause in Dresden, in das 4. Inf. Regt. Nr. 103, versetzt Dr. Härting, Assist. Arzt im 2. Gren. Regt. Nr. 101 Kaiser Wilhelm, König von Preußen, zu den Sanitäts - Offizieren der Res. übergeführt. Dr. Bischoff, Unterarzt im 13. Inf, Regt. Nr. 178 (Garnison Zittau), zum Assist. Arzt beför- dert. Dr. Lührmann, Königl. preuß. Oberarzt der Res. a. D, in der Königl. sächs. Armee, und zwar als Oberarzt der Res. des Landw. Bezirks Dresden-Altít., mit Patent vom 21. November 1893 angestellt. Dr. Teucher, Afsist. Arzt dec Ludw. 1. Aufgebots des Landw. Bezirks Bresden-Altft., in die Ref. zurückverseßt. Dr. Wolf, Unterarzt der Res. des Landw. Bezirks Dresden-Altst.,, Dr. Berger, Unterarzt der Res. des Landw. Bezirks Leipzig, -— zu Assist. Aerzten befördert. Dr. Schmidt (Arnold), Stabsarzt der Res. des Landr, Bezirks Leipzig, behufs Ueberführung zum Landsturm 2. Aufgebots mit der Erlaubniß zura Tragen der bisberigen Uniform mit den vor- geshriebenen Abzeichen der Abschied bewilligt.

Militär - Justizbeamte.

Durch Allerhöchsten Beschluß. 21. September. Lißner, Div.-Auditeur der 3, Div. Nr. 32, in gleicher Eigenschaft zur 2. Div. Nr. 24 versetzt.

Beamte der Militär-Verwaltung.

Durch Verfügung des Kriegs-Ministeriums. 17. Sey- tember. Ziebig, Kajernen- Insp. der Garn. Verwalt. zu Festung Königstein, unter dem 1. Oktober d. J. zum Verw, Insp. ernannt.

19, September. Woßhlrab, Technikec (geprüfter Bau-

ewertsmeister), als Garn. Bauwart bei dem Lokal-Baubeamten 11 Sipria, Jähnigen, Vize - Wahtm. vom Garbe - Reiter - Regt, Winkler, Bezirks-Feldw. vom Bezirks-Kommando Dresnen-Altft., als Garn. Bauschreiber bei den Lokal-Baubeamten Il Leipzig bezw. I Dresden, unter dem 1. Oktober 1898 angestellt.

21. September. Lorenz, Kupfersteber beim topographischen Bureau des Generalstabes, unter dem 1. Oktober 1898 zum tech- nishen Insp. bei genaantem Bureau ernannt.

22. September. Schulze, Roßarzt der Militär-Abtheil. bei der Thierärztlihen Hochschule und der Lehrshmi:de, zum Karab. Negt., Scchmidtchen, Roßar.t des Karab. Regts., zur Miltitär-Abtheil, bei der Thierärztlihen Hochschule und der Lehrshmiede, unter dem 1. Oktober 1898 versetzt.

Nichtamlliches. Deutsches Neich.

Preußen. Berlin, 28, September.

Der hiesige Großherzoglich hessishe Gesandte von Ne id- ardt ist vom Urlaub Ra Berlin zurückgekehrt und hat die eschäfte der Gesandtschaft wieder übernommen.

Laut telegraphisher Meldung an das Ober-Kommando der Marine ist S. M. S. „Bussard“, Kommandant: Kor- vetten-Kapitän Mandt, am 19. September in Apia an- gekommen.

Elsaß-Lothringen.

Die drei Bezirkstage von Elsaß-Lothringen werden, wie „W. T. B.“ meldet, am 6. Oktober zu einer außerordent- lihen DIONA ant tiéntrelen, Es handelt nh um die Wahl von je zwei Mitgliedern der Bezirkskommi E izur Er- mittelung der Erträge aus Kapital, Lohn und Besol ung nach dem Gesey vom 2. Juli d. J. Die Mitglieder sämmtliher Bezirks- kommissionen treten demnächst als Sandeakommission {bisurmen, um die bereits entworfenenen Grundsäße sowie

ie Stufentarife festzustellen, welche bei der Ermittelung An- wendung finden sollen.

Oefterreich-Ungarn.

Das Herrenhaus hat gestern die Wahl von Mitgliedern der Quotendeputation vorgenommen. i

Wie die „Neue Freie Presse“ meldet, hat das Exekutiv- Comité der deutschen Opposition mit überwiegender Majorität beschlossen, die erste Lesung der Ausgleichsvorlagen zuzulassen. Dieser Beschluß bedarf jedo zu seiner Wirksam- D N der Zustimmung der einzelnen Parteien der deutschen

pposttion. i

Jn Czernowiß wurden gestern bei den Landtags- wahlen dcr Städtekurie und der i andelskammer durchweg die Kandidaten deutsher Richtung gewählt.

Aus Agram wird gemeldet, daß die bei einem Bau im Dorfe Bedekovcina beschäftigten kroatishen Maurer am Montag ihre italienishen Genossen verjagt und die Fliehenden bis nah Zabok verfolgt hätten, wo dieselben blutüberströômt eingetroffen seien. Mehrere Jtaliener seien schwer, einige leiht verwundet worden. Die Behörden hätten die erforderlichen Maßregeln getroffen.

Frankreich.

Jn dem gestern unter dem Vorsiß des Präsidenten Faure abgehaltenen Ministerrath verlas, wie „W. T. B.“ berichtet, der Justiz-Minister Sa rrien das Schreiben, mittels dessen er dem General - Staatsanwalt am Kassationshofe den Antrag auf Revision des Dreyfus - Prozesses zuftellte. Ebenso verlas der Justiz-Minister das von ihm an die General- Staaisanwalte erlassene Rundschreiben, beireffend die Ahn- dung von Angriffen gegen das Heer. Der Minister des Aeußern Delcassé gab dem Ministerrath Kenntniß von der Mittheilung des britishen Botschafters, betreffend die Ankunft des Majors Marchand in Faschoda; der Minister fügte hinzu, es sci vollflommen unrichtig, daß die französische Regierung Marchand irgendwelchen Befehl habe zugehen lassen. Schließlih machte der Finanz - Minister Peytral Mittheilung über die endgültige Feststellung des Budgets für 1899. Die nächste Sißung des Ministerraths wurde auf den 4. Oftober anberaumt.

Jn dem Rundschreiben des Justiz-Ministers Sarrien an die General-Staatsanwalte heißt es: Jnfolge der jüngsten Ereignisse sei eine wahre Fluth von Beleidigungen und Schmähungen gegen die Führer der Armee zu Tage ge- treten; diese Angriffe zeigten einen Charakter von außer- gewöhnliher Schwere und seien geeignet, die Disziplin zu vernichten, das Vertrauen der Soldaten auf ihre Führer zu erschüttern und in die Nation den Samen der Desorganisation auszustreuen. Diese Angriffe seien künftighin um so weniger entshuldbar, als die Dreyfus-Angelegenheit jcht in die richterliche Phase getreten sei und demzufolge die Führer der Armee den gegen sie geshleuderten Verleumdungen nur Schweigen entgegenseßen könnten. Jafolge dessen bittet der Justiz-Minister die Staatsanwalte, gegen alle Beleidigungen ber Armee in der Prcsse und in Reden nahdrücklih vorzu- gehen.

Die Gegner der Revision in den beiden Kammern veranstalteten gestera zwei Versammlungen. Die eine, bestehend aus Senatoren 13d Deputirten der Rechten, war von de Ramecl, die andere, aus nationalistishen Deputirten bestehend, von Berry einberufen. ede der beiden Versammlungen war von einigen 20 Mitgliedern besucht. Die Versammlung von Senatoren und Deputirten der Rechten nahm eine Tagesordnung an, in welcher gegen das un- patriotishe und ungeseßlihe Vorgehen der Minister protestiert, die Einberufung der Kammern verlangt und Einspruch gegen die weitere Ausübung dec Gewalt ohne parlamentarische Kon- trole erhoben wird. Diese Tagesordnung wurde der im Palais Bourbon abgehaltenen Versammlung der Nationalisten unterbreitet, welche in ihrer Tagesordnung der Regierung ihr Mißfallen darüber aussprach, daß sie die Dreyfus-Angelegenheit vom juristishen auf das politishe Gebiet hinübergespielt habe, und gleihfalls die Einberufung der Kammern forderte. Diese Tagesordnung soll durch Millevoye, Drumont, Déroulède und Berry dem Minister-Präsidenten Brisson mit- getheilt werden. Auch in ciner gemeinsamen Ver- sammlung der Mitglieder der Rechten und der Nationalisten wurde eine Tagesordnung angenommen, welche besagt, daß das Ministerium Brisson nur wegen seiner antirevistionistischen Erklärungen im Parlament ein Vertrauens- votumerhalten habe. Durch die Eröffnung des Reoisionsverfahrens habe das Kabinet Brisson die von ihm übernommenen Ver- pflichtungen verleßt; es habe die Dreyfus-Angelegenheit aus einer gericilihen in eine politishe umgewandelt. Der Präsident werde daher von den Mitgliedern der Versammlung um Einberufung des Parlaments ersuht. Diese Tagesordnung sollte von einer Abordnung dem Präsidenten Faure über- bracht werden; der Präsident lehnte es aber ab, die Ab- ordnung zu empfangen.

Rußland.

Den „Peterburgskija Wjedomosti“ wird berichtet, daß die von den Japanern zerstörten Batterien von Port Arthur nunmehr ausgebessert und armiert worden seien. Der Bau neuer Batterien werde cifrig betrieben, die Ausrüstungs- gegenstände für dieselben seien bereits angefahren.

Jtalien.

Der Gesandte von Columbien in Rom, Hurtado, hat, dem „Corriere della Sera“ zufolge, der Versicherung Ausdruck gegeben, daß der neuerliche Fwischenfal nichts mit der Cerruti-Frage zu thun habe. Er sei fest davon überzeugt, daß die Regierung von den endgültig festgeseßten Be- stimmungen, betreffend die Enlshädigung Cerruti's, nicht ab- gehen werde.

Spanien.

Der Minister-Präsident Sagasta erklärte, wie „W. T. B.“ berichtet, daß alle finanziellen Schwierigkeiten behoben seien. Dem Marschall Blanco seien 35 Millionen Pesetas über- sandt und ihm von neuem der Befehl gegeben worden, die Freiwilligen zu entlassen.

Die Natricht, daß der Admiral Cervera um seine Ent- lassung eingekommen sei, ist unbegründet.

Unter dem Titel „Die catalonishe Nation“ erscheint in Barcelona eine neue Tageszeitung. - Dieselbe fordert die Unábhängigkeit für die Provinzen Catalonien, Galicien, Asturien, Aragonien, Valencia, die baskishen Provinzen und die Insel Mallorca.

Schweiz. * Der Bundesrath hat die Ausweisung von weiteren aht Anarchisten beschlossen.

‘aufzufordern, ihce

Türkei.

Die Botschafter Großbritanniens, rankreihs, Jtaliens und Rußlands traten, wie „W. T. B.“ meldet, am Montag zum zweiten Mal zur Bcrathung der Kreta- frage zusammen. Dem Wiener „Telegr. Korresp.-Bureau“ zufolge beschlossen die vie? betheiligten Kabinette, die Pforte Truppen von Kreta zurüzuziehen, während die Mächte sih verpflihten wollten, die auf Kreta lebenden Mohamedaner zu s{chüßen. Eine bezügliche Note an die Pforte werde vorbereitet. Wie das „Reuter'she Bureau“ erfährt, hätten Großbritannien , Frankreich, Rußland und Jtalien die einzelnen Punkte des an den Sultan in Betreff Kretas zu richtenden Ultimatums vercinbart. Das Ultimatum solle binnen 24 Stunden überreicht werden.

Aus Kanea wird gemeldet, Dshewad Pascha habe den Obersten Chevki Bey an Stelle Edhem Paschas zum Gouverneur von Kandia ernannt.

Dänemark.

Wie dem „W. T. B.“ aus Kopenhagen gemeldet wird, war das Befinden der Königin gestern weniger gut. Gestern Mittag wurden drei Aerzte an das Krankenlager berufen. Die P Königliche Familie ist im Schlosse Bernstorff ver- ammelt. ;

Amerika.

Die republikanishe Konvention des Staats New York hat, dem „W. T. B.“ zufolge, in ihrer in Saratoga abgehaltenen Sizgung den Obersten Noosevelt als Kandidaten für den Posten des Gouverneurs von New York aufgestellt und eine Platform angenommen, in welcher erklärt wird, daß die übernommene Verant- wortung es den Vereinigten Staaten verbiete, die Philippinen wieder an Spanien zurückzugeben. Ferner solle, nach einer Mittheilung der „Times“, der Kongreß aufgefordert werden, eine Währungsvorlage zum Gesey zu erheben, durch welche die Ausgabe von Papiergeld seitens der Regierung auf der Grundlage der Goldwährung geregelt werde.

Afien.

Aus Peking meldet das „Reuter'she Bureau“: gestern sei ein Edikt erlassen worden, durch welches die letzten Reform- maßnahmen des Kaisers aufgehoben werden.

Nach einer Meldung der „Times“ aus Peking ist gegen aht Anhänger Kang-Yu-Wei's die Untersuchung eröffnet worden, weil sie sich gegen die Kaiserin - Mutter vershworen hätten und mit den Führern des Aufstandes in Süd-China in Verbindung ständen.

Dasselbe Blatt berichtet aus Shanghai, daß der Vize- König von Tschili Yulu von Tientsin nah Peking verseßt worden sei.

Das „Reuter'she Bureau“ erfährt, daß die britische Flotte von Taku nach Wei-Hai-Wei ausgelaufen sei. Admiral Seymour befinde sih in T\chifu.

Afrika.

Aus Pretoria crfährt „W. T. B.“, daß, als gestern im Ersten Volksraad dec Antrag eingebraht worden sei, allen Rechtsanwalten, welche niht Bürger der Republik seien, die Licenz zur Ausübung der Praxis zu versagen, der Präsident Krüger erschienen sei und gebeten habe, diesen Antrag zurü- zuzichen, da derselbe gegen die Londoner Konvention verstoße. Der Antrag sei Bieraut mit 19 gegen 6 Stimmen abgelehnt worden.

Statistik und Volkswirthschaft.

Der Verband deutscher Arbeitsnahweise

trat gestern in München zu seiner ersten Arbeitënahwei3-Konferenz zusammen. Zu der Versammlung, die, dem „W. T. B.“ zufolge, namens der bayerishen Regterung der Minister des Jnnern Freiherr von Feiliß\ch begrüßte, waren Vertreter der bayerischen, preußischen und badischen Regierung, der Stadt München, des Deutschen und des Bayerischen Landwirthschaftsraths, zahlreiher preußischer Landwirth schaftsëammern, des österreihishen Handels - Ministe- riums, sowie vieler deutsher und österreihisher Städte, darunter auch von Wien, erschienen. Von bekannten Sozialpolitikern waren Staats-Minister Freiherr von Berleps{, Professor Brentano, Unter-Staatófekcetär ‘a. D., Professor von Mayr, Dr. Max Hirsch und Andere anwesend. Der Vorsigende, Dr. Freund-Berlin, betonte in seiner Eröffnungsrede die Möglichkeit geseßgebertscher Maßnahmen gegen Auswüchse der gewerbsmäßigen Arbeitsvermittelung und bezeichnete als Hauptaufgabe des Verbandes die Wahrung des unparteiishen Charakters des Nachweises. Der Arbeitsnahweis dürfe nit ein Machimittel im Lohnkampfe sein Seine Leitung müsse gemeinshaftlih von Arbeit- gebern und Arbeitnehmern beeinflußt sein. Diese Grundanschauung des Verkandes sei gänzli unvereinbar mit der kürz;lich vom Arbeit- geber-Verband kundgegebenen Ansicht, nah welcher der Arbeitsnahweis am besten in den Hänten der Arbeitgeber allein ruhe. Mit dieser Anschauung kônne sih der Verband deutswer Arbeitsnachroeise in leiner Weise einverftanden erklären, und der Verbands-Ausshuß habe ihn, den Redner, beauftragt, diese Erklärung abzugeben.

Nach einer kurzen Begrüßung der Versammlung durch den Bürgermeister von Borscht im Namen der Stadt München begannen die Verhandlungen. Erster Berathungsgegenstand war bie Frage: „Was können die Arbeitsnahweise dazu beitragen, der Landwirthschaft Arbeitskräfte zu erhalten und zuzuführen?“ Die Versammlung nahm nah längerer Diskussion davon Abstand, bezüglih dieser Frage bestimmte Beschlüsse zu fassen. Dr. Freund erklärte, die Fülie der Anregungen, welhe die Debatte geboten habe, werde von dem Verbandsaus\husse im Auge behalten und dcs näheren erörtert werden. Weiter wurde über die Arbeit3nahweis-Statistik und über die Frage verhandelt, ob ch die Gebührenfreibeit bei der Arbeitsvermittelung empfehle, eine F:age, die von dem Referenten, dem Geheimen Finanz-Rath Fuchs-Karlöruhe, unbedingt bejaht wurde. Die Verhandlungen, welhe um 9 Uhr Vormittags ihcen Anfang genommen hatten, wurden Abends 5} Uhr von Dr. Freund geschlossen.

Zur Arbeiterbewegung.

In Leipzig sind, der „Lpz. Ztg.“ zufolge, sämmtliche Arbeiter einer Celluloidwaarenfabrik wegen Lohndifferenzen ausständig. Ein Theilausstand der Klempner i} ebendaselbst in einer Acetylen-Gasapparatefabrik ausgebrohen. Dort haben nämli die Klempnergehilfen die Forderung der Erhbhung des Lohnes unter

leichzeitiger Verkürzung der Arbeitszeit aufgestellt; die Fabrikleitung hat die Forderung jevodd abgelehnt, worauf ein Theil der Klempner am Sonnabend die Arbeit niederlegte.

Kunft und Wissenschaft.

Die Deutsche geologishe Gesellscha ft seßte gestern, nah einer Besidtigung der Sammlungen in der geologischen Landesanstalt und dem Musum für Naturkunde, ibre Verhandlungen unter dem Vorsiß des Geheimen. Raths von Zittel-München fort. 7 Professor Barrois- Lille machte, wie die „Nat.-Ztg.“ berichtet, zunäßst einige Mittheilungen über die im Anschlu ß an den internationalen Geologen- Kongreß zu Ag im Johre 1900 geplanten geologishen Au*flüge. Diese follen si auf alle Theile Frankreichs erstrecken, und zwar sind große allgemeine Ausflüge und zahlreihe Spezialausflüge in Aussiht genommen. Der Landesgeologe Dr. Keilhack- Berlin sprach „über das pommershe Urstromthal“. Von der jütishez Küste erstreckt dh, wie der Vortragende ausführte, bis tief nach Nußland hinein ber baltische Höhenzug; er ellt sich dar als ein 1200 km langer Eud- moränenzug und bezeichnet somit die Linie, wo das leyte Inlandeis einen Stillstand machte. Die gesammten Schmelzwasser dieses Eises wurden von einem gewaltigen, 25 Quadratmeilen umfassenden See im Warthe» und Oderbruch aufgenommen. Dieser See, der eine Tiefe bis zu 40 Metern ecreihte und drei Gipfel, nah Nordosten, Nordwesten und Süden, aussandte, führte die gesammten. Wasser- massen dur den schmalen Paß des Eberswalder Längenthals in das untere Elbethaï, denn der Eismantel im Norden bildete zu dieser Zeit einen Stau, der das Wasser zwaug, den langen Weg zur Nordsee hin zu nebmen. Später, als das Eis noch weiter zurücktrat, arbeitete sich das Waser zwischen dem baltishen Höhenzuz und dem Eisrande hindurch. Es bildeten sh mehrere Stauseen, zunächst derjenige bei Rummelsburg in 125 m Meereshöhe, der zweite bei Belgard in 60 m Höhe, der dritte im Gebiete des Stettiner Haffs in 0—2% m Höhe, dieser in der gewaltigen Aus- dehnung von 89 km Länge und 50 km Breite. Als vierter und weßltli{ster Stausee is vielleiht die Lübecker Bucht anzusehen. Immerhin wäre auch die Möglichkeit vorhanden, daß das Schmelzroasser von hier aus nicht in die Oftsee hineinströmte, fondern über Raßeburg nah Lauenburg in der Linie des heutigen Elbe-Trave-Kanals noch in das Elbthal gelangte. Als leßter Nest der Oderbruchstauseen ist das Haff anzusehen. Natur- gemäß wurden mit jeder Rückzugsbewegung des Eisez dem Wasser neue, kürzere und bequemere Wege eröffnet. Unter Zahilfenahme dieser hydrogravbishen Erscheinungen wird es deshalb, was man bis vor wenigen Jahren kaum zu bofen wagte, gelingen, die Nück- zugsbewegungen des leßten JInlandveises bis in die kleiniten Einzelheiten festzustellen. Es folgten noch Vorträae von Professor Stein- maun-Freiburg über die Entwickelung des Diluviums in Süddeutsch- land und Dr. Edmund Naumann-Frankfurt a. M. über eine geolo- ishe Neise durch Mexiko. An die Sißung {loß ih eine Vor- esihtigung des für das Museum für Naturkunde bestimmten Beyrich- Denkmals. Zum Vorort der nächstjährigen Hauptversammlung wurde München gewählt.

Der internationale Astronomen-Kongreß in Budapest ist, dem „W. T. B.“ zufolge, gestern ges{lossen worden. Der Präsi- dent Seliger sprach im Namen des Kongresses dessen Dank für den herzlihen Empfang aus. Am Abend versammelten sich die Mitglieder zu einer Abschiedéfestlihkeit. Morgen erfolgt die Abfahrt nah dem Eisernen Thor. Die nächste Versammlung findet im Jahre 1900 in Heidelberg ftatt.

Das vormalige Dominikanerinnen-Kloster Stetten imGuaden- thal, das mit Ausnahme der Kirche und des Nordflügels am 24. d. M. gänzlih niedergebrannt ist (\. Nr. 227 d. Bl.), gehörte, wie der „Shwäbishe Merkur“ \ch{hreibt, zu den’ bedeutendsten Baudenkmälern des Hauses Hohenzollern. Es wurde im Jahre 1267 von dem Grafen Friedri VI. von Zollern und sciner Gemahlin Udelbild von Dillingen Ene und diente dem Geschlecht bis zur Grbaxung der Stiits- irhe in Hebingen im Jahre 1488 als Erbbegräbniß Die unvermählten Gräfinnen aus dem Hause Hohenzollern fanden in Stetten sehr häufig Aufnahme als Nonnen. Jum Laufe der Zeit erwarb das Kloster reie Besißungen, verlor aber die in Württem- berg belegenen durch die Reformation und war, als das Jabr 1803 ihm die Aufhebung brachte, verarmt. Die leßte Nonne, Schwester Gondisalva, starb, 91 Jahre alt, erst 1867. Die abzebrannten drei Flügel des ein geschlofsenes Viereck bildenden Klosters stammten aus der Zeit vom Ende des 15. Jahrhunderts und waren \{mudcklos bis auf das Refekltorium mit seinen spätgotbischen Fenstern und gutgeshnißten Holzsäulen, Wie jeßt nah dem Brande ersihtlich ist, stammen aber die Mauern zum theil noch von dem ältesten Bau bon 1267. Die Aufräumungsarbeiten dürften vermuthlich noch alt- zollerishe Grabsteine finden lassen, die später vermauert worden sind. Die gerettcte Kloster-Kirhe zu St. Johannes dem Täufer Ein ihrem Chor mit den hoben Maßwerkfenstern und den edlen Formen des Gewölbes ein s{chönes Werk der Frühgothik des 13. Fahr- hunderts. Die innere Ausstattung stammt, abgeseben von einem reihen spätgothishen Sakramentshäuêchen, aus dem vorigen Jahr- hundert. Vie an die Kirhe anstoßende frühgothische Johannes- Kapelle mit herrlihen Stuckverzierungen und einem vortrefflichen Altar aus der Renaissancezeit ift leider gänzlih ausgebrannt.

Die „Berlinishe Boden-Gesellschaft“ hat eine öffentliche

Preisbewerbung zur Gewinnung von Eniwürfen für den vorläufig mit „Z" bezeihneten Play im Bebauungsplan von Schöneberg aus- eschrieben. Verlangt werden Pläne für landshaftsgärtnerishe An- agen, event. in Verbindung mit fleineren Bauwerken oder dergl. Das Preisgeriht besteht aus den Herren Bürgermeister Wilde, Pro- feffor Hundrieser, Kreis-Bauinspektor Jaffé, Baurath Kyllmann, Ingenieur Leidig und Direktor Haberland. Zur Vertheilung kommen drei Preise im Betrage von 700 4, 500 (4 und 300 A Aeußerster Termin der Ablieferung is der 1. November d. F. Umdruckpläne sowie das Programm der Preisbewerbung sind von dem Bureau der Gesellschaft, Berlin W., Markgrafenstr. 46, kostenlos zu beziehen.

Land- und Forstwirthschaft.

Die Ausstattung der Königlichen Landwirthshaftlihen g bgeios mit Versuchsanstalten nimmt weiteren Fortgang. o ist neuerdings das Versuchskornhaus, welches bekanntlih auf dem Hamburger Innenbahnhofe errichtet is, mit der Hocshule in Be- ziehung gefeßt. Den Studierenden is Gelegenheit gegeben, den Ge- [chäftsbetrieb einer folhen Anlage kennen zu lernen; vor allem soll aber ibre U Ae auf die fachgemäße Behandlung geernteten Getreides bei der Reinigung, Sortierung, Trocknung u. f. w. gelenkt werden. Es is eine leider niht zu leugnende Thatsache, daß gut geerntetes Getreide vielfa durch unsach- emäße Behandlung nah der Ernte verdorben wird. olchen Verderbens liegt in niht genügender Trockaung des Getreides und in unvollständiger Tau drung der fih beim Lagern des Getreides entwickelnden Wärme. ie hier zu verfahren ift, wird in dem Versuchskornhaus, in welhem auch das Umladen vom Schiff in Gisenbahnwagen für fremde Rehnung ausgetührt wird, sowohl für Lagerung auf Schütt- und Rieselboden, wie in Holz- und Eisen- silos experimentell festgeftellt.

Die Weizeneinfuhr Marseilles.

Nach den Wochenübersihten des „Sómaphore“ betrug die Weizen--

einfuhr Marseilles auf dem Seewege : in der Zeit vom 19. bis zum 25, August D A E s L in der Zeit vom 26. August bis zum k. September . V E E Ca ira

35 586 dz, 90265 7 18 503 7

Die Urfache -

in der Zeit vom 2. bis zum 8. September. . 141 314 dz, VODOR Us NUBIG S E S L

in der Zeit vom 9. bis zum 15. September 4a. davon aus Rußland .

E U In den Docks und Entrepots von Marseille befanden sih am 14. September 572 220 dz.

Getreideernte in Serbien.

Belgrad, 20. September 1898. Es zeigt ih von Tag zu Tag mehr, daß die gehegten Hoffnungen auf eine glänzende Ernte eine Täuschung erleiden, da es fonst niht zu erklären wäre, weshalb bisher die Zufuhr an Getreide auf den Marktplägen des ganzen Landes etne verhältnißmäßig fpärlice ist. Der Unistand, daß der serbische Bauer die rückständigen Steuern mit dem ersten Erl688 seiner Früchte bezaklt hat und nun mit dem Verkauf des übrigen Getreides warten kann, beeinflußt die Zufubr nur theilweise. Auch sind die Saatgetreidemengen, welche der Bauer infolge der im vorigen Jahre gemachten Erfahrungen zurückbvehält, nit so groß, um die Zufuhr fo A gestalten, wie sie ist.

elativ, namentlich in Hinsicht auf das vorige Jahr, mag man die diesjährige Ernte eine sehr gute nennen; absolut aber ift dieselbe, wie dies die verläßlihsten Berichte konstatieren, im aligemeinen nur ein gute Ernte.

Bisher gelangten im Ganzen von allen Ausfuhrpläßen Serbiens rund 300 000 dz Weizen zur Ausfuhr.

Der Frühmais is bereits gebrohen und zeigt infolge der Dürre, die ihn zu zeitig reifen licß, an den meisten Stellen eine minderwerthige Qualität. Der Bauer füttert diesen Mais jeyt {hon auf oder bringt ihn zu Markte, wo er nur 5 bis 6 Fr. erzielt, während alter rumäniswer Mais ebendaselbst mit 13 Fr. per Doppel- ¡entner gzhandelt wird.

Der Regenmangel dürfte auch die bezügli des Spätmais bisher gehegten Hoffnungen verringern. Wenn die trcck-ne Witterung noch U Woche anhält, so kann mit der großen Maisernte begonnen werden.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs- Maßregeln.

In der Woche vom 11. bis 19. September gestaltete fi der Gesundheitsstand in Berlin wieder etwas günstiger, und auch die Sterblichkeit hat abgenommen; von je 1000 Einwohnern starben, aufs Jahr berehnet, 22,5 (gegen 23,3 der Vorwoche). Auch in dieser Woche kamen unter den Todesursahen akute Darmkrankheiten voch immer in großer Zahl zum Vorschein und führten in 244 Fällen (gegen 30s der Vorwoche) zum Tode. Die Todesfälle, welche überwiegend kleinc Kinder im Alter von noch niht 2 Jahren betrafen, wurden aus der jenseitigen Luisenstadt, dem Stralauer Viertel, der Rosenthaler und der Dranienburger Vo1stadt, sowie aus dem Wedding am häufigsten zur Veldung gebracht. Die Theilnahme des Säugkingsalters an der Sterblichkeit hat etwas abgenommen; von je 10000 Einwohnern starben, aufs Jahr berechnet, in Berlin 107 Säuglinge. Akute Entzündungen der Athmungs8organe kamen etwas häufiger als in der VorwotŸhe zurh Vorschein, auch wurde ein Todesfall an Influenza mitgetheilt. Von den Infektionékrankheiten blieben Erkrankungen an Typhus in beschränkter Zahl, Er- frankungen an Masern kamen nur vereinzelt zum WBorschein. Erkrankungen an Scharlach, die sh besonders auf dem Wedding häufiger zeigten, und Erkrankungen an Diphtherie, die tin der Tempelhofer Vorstadt, der jenseitigen Luisenstadt, der Dranienburger Borstadt und in Moabit am häufigsten auftraten, haben zugenommen. An Kindkettfieber wurden 3 Erkrankungen be- kannt; rosenartige Ent¡ündungen des Zellgewebes der Haut blieben beschränkt; eine weitere Erkrankurg an Genistarre int nicht zur Meldung gekommen. Häufig blieben au Erkrankungen an Keuch- husten, die aber einen milderen Verlauf zeigten und nur in 7 Fällen (gegen 13 in der Vorwoche) tödtlich endeten Seltener gelangten rhzumatishe Beschwerden der Muskeln zur ärztlißen Beobachtung, während akute Gelenkrheumatismen häufiger zur Behandlung gebracht rourden.

Verkehrs-Anstalten.

München, 28, September. (W. T. B.) Das „Süddeutsche Korrespondenz-Bureau* meldet : Am 23. d. M. versammelten fi in Frankfurt a. M. Delegirte der vier Mainuferstaaten, um eine einleitende unverbindlihe Besvrehung über die Fortseßung der Main - Kanalisierung nah Bayern abzuhalten. Es wurde zunächst über die Grundzüge für die Aufstellung eines generellen Projekts berathen und festgestellt, daß auf kciner Seite gegen die Foriführung der Kanalisierung bis Aschaffenburg prinzivielle Bedenken bestehen. In der Hauptfrage: nah welchem Maßstabe die Kosten der Kanali- sierung getragen werden sollen, gingen zwar die Anschauungen der Theilnehmer noh ziemli weit auseinander, die {ließli abgegebenen Erklärungen lafsen jedoh hoffen, daß auch in diesem Punkte dur gegenseitiges (ntgegenkommen eine [Vereinbarung #ich erzielen lasen wird. Den Berathungen {gte am nähsten Tage cine Befahrung des Mains von Frankfurt bis Ashaffen- burg, welhe den Delegirten Gelegenheit gab, die im Werke befindlichen Kanalisierungsarbeiten zwischen Frankfurt und Offenbach zu besihtigen, sowie die Beschaffenheit des Fahrwassers und der Ufer auf der ganzen Strecke genauer kennen zu lernen. Die Mehrzahl der Delegirten verblieb dann in Aschaffenburg, um an einer weiteren Konferenz theilzunehmen, in welcher der von Preußen vorgelegte neue Entwurf einer Polizeiverordnung für den kanalisierten Main zur Berathung gelangte.

Bremen, 27. September. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd. Dampfer „Dresden“, v. Baltimore kommend, 26. Sept. Eastbourne passiert. „Fulda“, 26. Sept. 1 Nachm. y. Neapel in Gibraltar angek. und 8 Abds. Reise n. New York fortges. «Werra 26, Sept. 11 Vorm. v. New York in Gibraltar angek. und 3 Nachm. Reise n. Neapel fortges. „Prinz Heinri“ 27. Sept. v. Ost - Asien in Bremerhaven angek. „Sachsen“, n. Ost-Asien best., 26. Sept. in Suez angek. „Friedrich der Große“ 26. Scpt. Reise v. Southampton n. Australien fortges. „Bar- barof sa“, n. New York best., 26. Sept. Scilly passiect.

28. September (W. T. B.) Dampfer „Trave“, v. New Vork kommend, 27. Sept. 1 Nm. Scilly passiert. „Dresden“*, b. Baltimore kommend, 26. Sept. 5 Nm. Dover pasßert. „Mainz*, von Brasilien kommend, 27. Sept. 10 Vm. Dover passiert.

London, 27. September. (W. T. B.) Union - Linie. Dampfer „Briton“ auf der Ausreise heute in Kapftadt angekommen,

Rotterdam, 27.September. (W. T. B.) Holland-Amerika- Linie. Dampfer „Amsterdam“, von New York nah An:sterdam, ist heute Vormittäg in Amsterdam angekommen.

Theater und Mufik.

Belle-Alliance-Theater.

Das Belle-Alliance-Theater, das troy seiner kleinen Bühne und seiner bescheidenen Mitte] unter Direktor Droescher's Leitung ein durchaus ernft zu nehmendes Kunstinstitut geworden ist, hat wiederum den kühnen Versuch unternommen, ein literartishcs Werk, das, wie Jbsen?s im vfrgangenen Jahre aufgeführtes Shausviel „Kaiser und Galiläer“, für die Darstellung" ungeeignet schien, für die Bühne zu retten. Diesmal galt der Versuh Christian DietrihGrabbe's Schauspiel „Napoleon, oder die hundert Tage“. Das Werk ging geftern vor einem zahlreihen Publikum, das ic) großentheils aus Mitgliedern der hiesigen Schriftfteller- und Kunftwelt zusammenseßte, in einer

Bearbeitung von O. G. Flliggen zum überhaupt ersten Mal in Berlin in Scene und errang einen vollen Erfolg. Dem Bearbeiter kann freilich dec Vorwurf oiht erspart werden, daß er wenig pietätvoll an seine Aufgabe ging. Er hat von der Grabke’shen. Dichtung faft keinen Stein auf dem antern gelassen; er {lug die Form in Stücke, um sie mit Kürzungen einerseits und eigenen Zu- thaten andererseits völlig umgeftaltet erstehen zu lafsen, -er verlegte Scenen nach Elba, die in Paris spielten, er licß bühnenwirksame Figuren, wie z. B. Carnot, gänzli verschwinden, er modelte die Gestalten der Hortense und des Fouchs völlig um und {ob Scenen eigener Eifindung ein, wle z B. einen Kriegsrath, diee nie und nimmer in der Grabbe’sGen Dichtung au finden ny, Es muß aber dennoch rüdckbaltölos anerkannt werden, daß es dem Bearbeiter gelungen ift, im Rahmen von fech8s Bühnenbildern ein wicksames Stück zu schaffen, das von den bligartig bizarren Einfällen des Originals, von seiner scharfen Charakteristik und von feinen überraschenden, fast epigrammatisch wirkenden Sentenzen immerhin genug enthält, um das Gente eines der eigens artigsten Dichter, welche die deutsche Literaturgeshichte aufzuweisen hat, klar erkennen zu lassen. Die Aufrührung verdient, wenn man die sier unüberwindlih s{einenden Schwierigkeiten bedenkt, welche die kleinen räumlihen Verhältnisse der Bühne und die geringe Zahl der zur Verfügung stehenden fkünstlecishen Kräfte (das Personenver- zeihniß weist etwa sechzig Namen auf) bedingen mußten, unein- geshränkte Anerkennung. In erster Linie ist Herr Kober zu nennen, welcher als Gast den Napoleon darstellte. Beit charafteristisWer Erscheinung und Sprehweise ftellte er das Wesen des Imperators äußerst glaubhaft dar; nur zuweilen \{choß sein Streben, die Rüksichtslosigkeit des Genies und die Un- manierlihkeit des Parvenus auf dem Thron hervorzukehren, etwas über das Ziel hinaus. Neben ihm is Herr Georg Droescher in der Rolle des Fouhs, noch mehr aber als Regisseur des Ganzen zu loben. Vortrefflihes leisteten ferner die Herren L’Allemand, Pauly, Grun- wald, Tenhaeff, Wedlih und Andere. Die beiden weiblichen Hauptrollen waren bei den Damen Horneck (Herzogin von Anzoulèöme) „Und Jlka Grüning (Hortense Eugénie) in den besten Händen. Namentlich bekundete die Leßtgenannte, welche früher als Anfängerin dem Sthiller-Theater angehöcte, höchft er- freulihe fkünstlerishe Fortschritte und errang bei offener Scene lebhaften Beifall. Die Aufführung erzielte, wie {hon ermähnt, einen vollen Erfolg. Das Publikum rief die Hauptdarsteller und den Ros Droescher mehrmals nah den Aktshlüssen auf die Bühne zurüd.

Im Köntglihen Opernhause findet morgen eine Auffüh- rung von Verdi’'s Oper „Fin Maskenball" tin folgender Beseßung statt : Graf Richard: Herr Sommer; Rens: Herr Bulß; Amelia: Fräulein Reinl ; Ulrica: Frau Schumann-Heink; Page Oscar: Fräu- lein Dietrih. Hierauf folgt das Ballet „Slaviswe Brautwerbung“.

Im Kön iglihen Schauspielhause werden morgen die Lustspiele „Die Komödie der Irrungen“ von Shakespeare (unter Mitwirkung der Damen von Hochenburger, Lindner, von Mayburg und der Herren Matkowsky, Purschian, Hartmann, Vollmer, Keßler und Oberlaender) und „Der eingebildete Kranke“ von Moliòre (mit Herrn Vollmer und Frau Conrad in den Hauptrollen) gegeben.

Die Meininger Hof-Kavelle wird unter der Leitung des General - Musikdirektors Fciy Steinbah in ihren vier Orch-ester- Konzerten in der Philharmonie (am 27., 28, 31. Oktober und 4. November) u. a. folgende Werke zur Aufführyng bringen: die Symphonien in C-moll und F-dur und die Ouverture „Zur Weihe des Hauses" von Beethoven; das Doppel - Konzert für Violine und Bratshe und das Flôten - Konzert von Mozart ; ein Konzert für 24 Bratshen und 8 Gamben von Bach; die Variationen über den Choral St. Antoine und die erste Symphonie (C-moll) fowie das Klavier-Konzert in B-dur von Brahms; die „Faust“ -Ouverture, die „Tannhäuser“-Ouverture und das Vorspiel zu den „Meiftersingern“ von Richard Wagner; die symphonische Dichtung „Franceêca da Rimini” von Tschaikowski; die neue Symphonie in B-dur von W. Berger (die bei der Tonkünftler-Versammlung in Mainz großen Erfolg hatte). Die Namen der Solisten werden nohch bekannt gegeben.

Mannigfaltiges.

Zwet Ballon-Fahrten zu wissenshaftlihen Zwecken.

In der vorgestrigen Versammlung des , Deutschen Vercins zur Förderung der Luftschiffahrt“ berihteten die Herren Berson und Dr. Süring über tie gleichzeitigen Hohfahrten, welche sie am Nachmittage des 15, September, Berson von London -Sydenham, Dr. Süring von Berlin aus, unternommen hatten. Jn London stand ein mit Wasserftoffcas gefülter Ballon von etwa 1600 cbm Inhalt, in Berlin einer der zu Sportzwecken angeshafften Ballons des Bereins, mir Leuchtgas gefüllt, zur Verfügung. Erreicht wurde in London die Höhe von 8329 m, der Abstieg erfolgte nah 23stündiger Fahrt nur etwa 30 km öftlih von Sydenham bei Upminster, während der Ber- liner Ballon, der um 11 Uhr aufgestiegen, bis zu der für cinen mit Leuchtgas gefüllten Ballon unerhörten Höhe von 6200 m gelangte und na) 54stündiger Fahrt, 310 km vom Orte des Aufstieas entfernt, in der Nähe des Königgräter Schlachtfeldes zur Erde kam. Der Zweck dieser absihtlich gleichzeitig vorgenommenen Hohfahrten war ein mehrfaher. Zunächst galt es, eine Lücke in den bisherigen Erfah- rungen auszufüllen: es war bis dahin noch keine Fahrt in große Höhen bei hoher Temperatur gemaht worden und deshalb von Interesse, zu wissen, ob die Wärme-Abnahme nah oben denselben Regeln unter- liege wie bei niederen Temperaturen. Ferner bestanden noch unauf- geklärte Verschiedenheiten zwischen den von James Glaisher bet seiner berühmten Hechfahrt vom 5. September 1862 beobahteten Tempera- turen in den großen Höhen und den diesseitigen Beobachtungen : Ver- schiedenhciten, welhe in Ungenauigkeiten der Beobachtung, Unzu- verlässigkeit der früher angewandten Instrumente oder auch in den Einflüssen des temperierten Ozeans auf die Luftzustände über den britishen Jäfeln liegen konnten. Die erstere Erklärung er\chien als die wahrscheinlichere, sie ift durch die beiden jüngsten Hohfahrten als die unzweifelhaft richtige erwiesen worden. Es haben sich zwischen England und Deutschland uur fole Verschiedenheiten herausgestellt, wie sie dur die zufälltgen Witterungöverschtedenheitea an der Erdoberfläche bedinat wareo. Während în England wolkenloser Himmel bei 4- 26 Grad C. herrschte, bestand in Berlin geshlossine Bewölfkung bei + 17 big 19 Grad C. Es war daher, entsprehend der thbeorctish errmittelten Temperaturabnahme von 0,6 bis 1 Grad auf jede 100 m Erhebung, nur der Voraussicht entsprechend, daß sih die 0 Grad Zfotherme über Berlin niedriger, nämlich {hon bei 3900, über London bei 4300 m fand, in beiden Fällen in ganz außergewöhnlih großer Höhe, da fie sonst über Berlin bei 2500 bis 2600 m Erhebung lieat. In größeren Höhen näherten fich die Temperaturen über Berlin und London immer mehr, bis sieauf der größten von Dr.Süring erreichten Höhe von 6200 m mit 13,8 Grad C. völlig übereinstimmten. Berfon beobattete bei 8320 m dann noch die Minimal: Temperatur von 34 Grad bei etnem Barometerstand von 241 mm. Diese Beobachtungen beant- worten zugleih die erste der aufgeworfenen Fragen in dem Sinne, daß anch bei sehr hohen Temperaturen an der Erdoberfl äche die Luft- zustände der höheren Luftschichten nicht anders beeinflußt werden als bet anderen Temperaturen und daß, jc böher hinauf, diefe Einflüsse immer versbwindender werden und allmählih ¿u Gunften eines gänze lih unbeeinflußten, fteto gleichen Klimas ganz aufhören. Da über- einstimmend die Temperaturen in den großen Höhen 12, 15, 18 Grad' kälter gefunden wurden als die von Glaisher und Tissandier \. Z. beobachteten, so können Tettere nur auf Messungsfehlern beruht baben.

Soweit die hochinterefsanten und bedeutsamen wissenschafttichen Ecgebnisse der beider Hochfahrten. Was die kühnen Luftshiffer im weiteren von ihren Erlebnifsen berihteten, war aber nicht minder interessant. Der von Berson benußte Ballon war ihm von dem au in Berlin durch feinen Aufftieg mit dem Ballon „Majestic" wohl- bekannten Mr. Alexander, einem der eifrigsten und uneigens